key: cord-010854-mky7fufk authors: Brauchle, M.; Wildbahner, T. title: Zielgruppengerechte Krisenintervention – Angehörige und Team date: 2018-04-10 journal: Med Klin Intensivmed Notfmed DOI: 10.1007/s00063-018-0421-2 sha: doc_id: 10854 cord_uid: mky7fufk Families find themselves in an exceptional situation after the sudden death of someone close. Anxiety, aggression, rage, incomprehension, and distraction are only a few feelings of the concerned people which intensive care staff must take care of. Crisis intervention, developed in the middle of the last century, offers a framework with its concepts for the healthcare staff of how to work with the bereaved people during the first few hours. The BASIS model is a sort of counseling technique that guides nurses and physicians: bonding and urging the acceptance of the facts, providing structure and information, and securing backup support networks. Professionals who offer help need a high level of empathy and compassion for their work. But it is essential to offer help only in situations where advice is possible. Otherwise, physicians and nurses are at high risk to develop compassion fatigue. The right training, advanced education, and supervision are necessary, so that healthcare professionals can support people in crisis. Ehemann in Salzburg verstarb und Fr. F. inInnsbruckintensivmedizinischbetreut wurde, konnte sie sich von ihm nicht verabschieden. Es war aufgrund der Verletzungen auch nicht möglich, Fr. F. im Bett zu ihrer 13-jährigen Tochter zu fahren. Ein hohes Maß an Flexibilität und Teamgeist ermöglichten es, den Leichnam der Tochter auf die Station zu bringen, damit sich Fr. F. und ihr Sohn von dem verunglückten Mädchen verabschieden konnten. Das Berühren des bereits erkalteten Körpers machten den Tod für Fr. F. greifbar, wohingegen das Ableben ihres Mannes bis heute mit Unverständnis verbunden ist [1] . Am Beispiel der Familie F. wird deutlich, wie wichtig Verabschiedungsrituale sind, um den Tod eines nahen Angehörigen verarbeiten zu können. und welches Maß an Schmerz über Jahre bleibt, wenn diese Möglichkeit nicht gegeben war. Ziel dieses Leitthemenbeitrags ist es, das BA-SIS-Modell der KI vorzustellen, das einen Rahmen vorgibt, wie Angehörige speziell auf Intensivstationen begleitet werden können, wenn eine nahestehende Person verstorben ist. KI Professionelle Angehörigenarbeit ist belastend und erfolgt überwiegend durch 3 Faktoren, nämlich Gefühlsansteckung, Empathie und Mitgefühl [6] : Bei der Gefühlsansteckung ergreift die Stimmung des Anderen vom Beobachter selbst Besitz und wird dabei zu dessen eigenstem Gefühl. Dies kann nicht willentlich kontrolliert werden, da Gefühlsansteckung ein angeborener Prozess ist, der bereits im Kleinkindalter beobachtet werden kann [7] . Empathie erfolgt entwicklungsmäßig erst später und ist ein erkenntnisvermittelnder Prozess. Empathie beinhaltet die Erfahrung, die Gefühlslage des Anderen nachzuempfinden und sie dadurch zu verstehen. Dabei muss im Gegensatz zur Gefühlsansteckung nicht zwingend eine Identifikation mit der anderen Person erfolgen. Empathie bedeutet somit auch, die belastenden negativen Gefühle der Gefühlsansteckung und des Mitgefühls zu regulieren, damit Intensivpersonal von diesen negativen Gefühlen nicht überschwemmt wird. Mitgefühl wiederum ist ein Phänomen, das von der Empathie insofern abzugrenzen ist, als Mitgefühl zusätzlich die Sorge um die andere Person oder die Anteilnahme an deren Situation miteinschließt. Gefühle sind ansteckend und können auch beim Intensivpersonal als enorm belastend erlebt werden. Die Psychologie spricht in diesem Zusammenhang von Gefühlsansteckung. Dabei wird davon ausgegangen, dass bei einer Person, die eine andere Person beobachtet, auch jene emotionalen Reaktionen auftreten, die den tatsächlichen oder antizipierten Reaktionen der beobachteten Person entsprechen. Die Übernahme der Gefühle von anderen Personen erfolgt unbemerkt, ist deshalb nicht steuerbar und kann als Basisprozess empathischen Verhaltens betrachtet werden. Von besonderer Bedeutung ist dies für das Intensivpersonal, das sich mit der Angst, dem Entsetzen, der Hilflosigkeit, dem erfahrenen Leid und der Trauer von Patienten, Angehörigen oder Hinterbliebenen auseinandersetzen muss [6] . Krisenintervention · Team · Empathie · Intensivstation · Posttraumatische Reifung · BASIS-Modell Families find themselves in an exceptional situation after the sudden death of someone close. Anxiety, aggression, rage, incomprehension, and distraction are only a few feelings of the concerned people which intensive care staff must take care of. Crisis intervention, developed in the middle of the last century, offers a framework with its concepts for the healthcare staff of how to work with the bereaved people during the first few hours. The BASIS model is a sort of counseling technique that guides nurses and physicians: bonding and urging the acceptance of the facts, providing structure and information, and securing backup support networks. Professionals who offer help need a high level of empathy and compassion for their work. But it is essential to offer help only in situations where advice is possible. Otherwise, physicians and nurses are at high risk to develop compassion fatigue. The right training, advanced education, and supervision are necessary, so that healthcare professionals can support people in crisis. Crisis intervention · Team · Empathy · Intensive care unit · Posttraumatic growth · BASIS model in der Vergangenheitsform gesprochen wird [10] . Beispiel. Wollen Sie mir von Ihrem Angehörigen erzählen? Wie war er so? Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen? Angehörige fragen immer wieder nach, ob es denn sein kann, dass der Patient tatsächlich verstorben ist. Solche Fragen sind ehrlich, mit einem "Ja, er ist tot" zu beantworten. Angehörige fragen auch nach, wann die Situation erträglicher oder leichter wird, oder wann der Schmerz aufhört. Dazu kann gesagt werden, dass das erste Jahr ver-mutlich das schwerste sein wird. Alles im Jahreslauf, ob Geburtstage, Feiertage, Weihnachten, Ostern, Jahrestage u. ä., wird ohne den geliebten Angehörigen erlebt und niemand weiß im Vorfeld, wie sich das anfühlt. Sind jedoch die Feierlichkeiten einmal ohne den geliebten Menschen durchlebt, kennen die Betroffenen das Gefühl und lernen, damit umzugehen. Nicht umsonst gab es früher ein offizielles Trauerjahr. Auch eine wichtige Maßnahme um die Anerkennung des Tods zu fördern ist es, eine Verabschiedung zu ermöglichen. Wo (auf der Station oder beim Bestatter) Angehörige fragen auch immer wieder, ob sie nicht etwas "zur Beruhigung" haben können. Es gilt zu vermeiden, Angehörigen diverse Tranquilizer zu geben. Dies lässt Angehörige meist handlungsunfähig werden und führt nur zu einer verzögerten Trauerreaktion. Im Nachhinein wird dieses "Nichts-tun-Können" als sehr belastend empfunden. Beispiel. "Ich war so unruhig . . . da hat mir der Hausarzt etwas zur Beruhigung gespritzt . . . danach war ich wie in Watte gepackt . . . ich konnte nichts tun, außer auf der Couch zu sitzen und zuzuschauen, wie die anderen Familienangehörigen das Begräbnis planten. Im Nachhinein war ich sehr traurig, dass ich nicht fähig war, aktiv die Beerdigung meines Mannes mitzugestalten." Über das Leben, den Tod und das ewige Band der Liebe Symptomatology and management of acute grief. 1944 Die Entdeckung der Katastrophe als Betätigungsfeld -kritische Betrachtungen über Helfer als Helden am Beispiel der Lawinenkatastrophe von Galtür. In: Hermanutz M, Buchmann K-E (Hrsg) Texte der Fachhochschule Krisenintervention auf Intensivstationen Persistierende Dissoziation als PrädiktorposttraumatischerBelastungsstörungen bei psychosozialen Fachkräften Spiegelbild und Empathie. Die Anfänge der sozialen Kognition Hrsg) Krisenkompass. Orientierung für den Umgang mit schweren Krisen im Kontext Schule. Schulverlag blmv Achtung, Ansteckungsgefahr! Emotionale Belastungen von Pflegekräften Das Gletscherbahnunglück von Kaprun in Österreich im Jahr 2000: Maladaptive Copingstrategien, Intrusionen und posttraumatische A preliminary analysis of compassion satisfaction and compassion fatigue with considerations for nursing unit specialization and demographic factors Posttraumatische Belastungsstörung bei Angehörigen von verstorbenen The relationship between resiliency and posttraumatic growth following the death of someone close Posttraumatische Reifung Posttraumatic growth: conceptual foundations and empirical evidence KI oder die professionelle Hilfestellung von Ärzten und Pflegepersonal ist keine Therapie, sondern versteht sich vielmehr als emotionale erste Hilfe. Ziel ist es, das soziale Netz der Angehörigen wieder zu reaktivieren, sodass sie sich gegenseitig unterstützen und auch miteinander über das Geschehene sprechen können.In vielen Fällen kann die Unterstützung durch das Personal sehr praktisch orientiert sein: 4