I B 477029 Ufl 7G COMPENDIUM HO1VIOOPA THE. COMPENDIUM t DERt HOMOOPATHIE NACH IIIREMl NEIJESTEN STANDP1JNKTE lEND 2 /'3~ A N L E I TU N G ZUM STUDJUM UND ZUR PRAXIS PERSELBEN VON DRa. BERNHR ESCHEL PRAKT. A1LZT IN DIIESDBN, ARZT AM IfEn~IETTEPNSTIY'T DASELUST, IIK.ItAUSOV3EBER DER ZEITSCUIIEFl yFuibiOMOO1PATIIISCIEE EKLUDE TJND MEMtEHEIL GELEHEIITErN GOEELLSCIAY&TEN bMITOLIED. DRITTE VERBESSERTE AUFLAGE. WIEN, 1864. W ILHIE L M B RA UT140 L LE f K. K.. Jorilucm(AxXTf)IEU. D EM DURCIILAJJCTITGSTEN FURSTEN UND RfERRN, HERRN ADOLPH GE ORG SOUVELIANEII F(JRSTEN ZU SCHAUMBURO -LIPPE ETC., DEB I HOOIIHERZIGEN FORDERER DER WVJS SENS CHAFTEN UND KUNSTE WIDDIET DIIESEN SORWACIREN I3EWEJS UNBEGRENZTELI IOCIIACHThNG UND TIEFSTER EIIRFURCIIT DER VESFABSER. Vorrede zur ersten Aufiage. Zweierlei Walrnebmungen sind es hauptsachlich, welehe den Verfasser der vorliegenden Schrift zur Herausgabe derselben veranlasst haben. Trotzdem in Sebriften fur und wider die Hoiniiopatbie lange gekiimpft woiklen ist und man annebmen solite, dass sicl endlich dadurch eine wahre und feststehende Meinurg itber dieselbe gehildet habe, herrschen in den wechselnden Reihen der Anhlih-ger des anderen Prineips dieselben Vorurtheile, vie ehedeem, pfanzen sich die alten Missverhiltnisse erblieh fort und halten ein gut Theil der Kriifte ab, welehe der si-cifisehen Heilmethode zur Fd-rder-ung iid Zulu Nutzen gereiclien wiirden. Hat aber wirklich der Drang nacli Besserung and nach Auffindung neuer Ieilwege, wie die iumer unabweisbarer aul"tretende Masse glaiinzender Erfahrungen und giticklicher Erfolge der specifisehen Heilmethode Junger zugefubhrt, so schrecken diese niehlt selten die unnalbare Form, in welcher das Material des homu-opathisehen Wissens aufbewahrt ist, das scheinbare Chaos, der Manigel ciner festen Gestaltung und Anordiunug wieder auf der Seliwelle zurtlck, und es gehirt nicht geringer Muth, aber bestimnmt die grojsste Ausdauer dazu, urn gerade die ersten Schwierigkeiten zu tiberwinden. - Noch hiiufiger Vili1 IVorrede zur ersten Auflage. gerathen aber die angeehenden Bekenner der Homiiopathie in Folge feblender Fiiihrung auf Abwege, dureh welche sic als Freunde mehr schaden, als die Feinde selbst. Dein doppelten Ursprung muss ein doppelter Zweck entsprechen. Aufkla-rung auf der einen Seite, Anleitung auf der andern kaun diesen Uebelst'a'nden abbelfen. Und die Verbindung Beider wird sich rechtfertigen, da in derselben Individuum oft Beides erforderlicl wird, und mit der Gewiihr des Einen noch das Andere nicht Uberfltussig erscheint. Der Gang, welehen die Darstellung genommen hat, ist folgender: Es musstc zuerst die Gliciberecetigung der Homd'opathic mit der alten Schule ausgcsprocIben werden, um die Nothwendigk eit anzudcutcn, den moralisehen und wissensclaftlichcn Z w a n g, der darin flr den gebildeten Arzt licgt, sich auch mit den Ergebuissen dieses Zweiges des mledicinisehen Wissens vcrtraut zu machen. Diese Gleichbercchtigung wird. zun-achist dureli die Gesehiehte gelert, dlie uns die Bed eutung 4cdr H omd4opathi e entwickelt und sic auf diese Weise in Zusammenhang mit 4cr Mfedicin der Neuzeit bringt, der sic als physiologisehe Therapie integrirend angehdrt und ebenbfirtig sich einvcrlcibt. Dies war die Aufgabe des ersten Abschnitts. Aber man kaun diese Nothwendig-keit einsehn und tiennoch, wenn man v:on Vorurtheilen befan3~gen ist, xv eder zu einem riebtigen allgerneinen Verstitudniss kommen, noch viel weniger aber zu einem tiefern Studium sich gencigt fallen. Es musste,also erst Bahn gebrochen werden, der Blick musstc frci, unumwd'lkt das neuc Gebict tibcrsclauen. Die Wegraumung der Vorurtheile, die Widerle u n g 4 e r Ei n wll r fe gegen die Homdopathic war also das Naichste, - die Aufgabc des zcv e i t en Abschnitts. Auch hier ging man am Liebsten an 4cr Hand der Gesehiclte, indem. man an dcr Fortentwicklung der Iomoopathic selbst zeio'te, wie cdie Mechrzahl der gegnerischen Gespenster schon in Luft zerronnen sci vor dem hellen Lichte der Gegenwart. Torredc zur ersten,Auflage. ix Erst dann - irn dritten Abschnitt -- konute man ein Bild des gegenwa-rtigen Zustandes der Homdopathie selbst entrollen, gleiclsam als praktischen Beleg ffir die theoretische ZurUckweisung der Angriffe der Gegner, ein Positives als Beihltle fMr die Negation. Mitten hinein musste man den Lerubegierigen liverpflanzen. So stellt sich in funfzehn Lehrsiitzen, wYelche die 1 e it en d e n G run d - satze und Regein des homuopathiselien -eilverfabrens enthalten, das gauze Gebaude der specifisehen H-Jeilmethode dar, wie es Vergangenheit und Gegenwart gestaltet haben. W" as in der gedriingten Form der Gesetze unverstandlich oder Ilickenhaft blieb, soliten die beigegebenen Auseinandersetzungen erlalutern und ergiinzen. Sic sind nielt arm an geschichtliehen und literarisehen Notizen, im Streben nach exacter und tbatsitehlieher Begrillndung keineswegs der Hypothese zugethan, und offen im Bekenuntuiss der noch obwaltenden Maldngel und Uicken. Wer so, auf geschichtlicher Basis, frei von Vorurtheilen, ein Versta-nduiss der Grundzugge und des Ganzen der Homdopathie erlangt hat, der kann - wie wvir dies im letzten Theil auseinandergesetzt baben - an den Ausbau des Speciellen, an den cigentliehen Eriverb der materiellen Kenuntuisse, an das S t u di um nd es In iia I ts der Arzneimittellehre und der speciellen Therapie selbst gehn. Die wichtigsteu 'Regein dazu nach cigener und fremder Erfabrung sind hier mit gutein Gewvissen und in der redliebsten Absicht aufgestellt worden. Es ist nicht ndthig, dass man gerade di e s enuWeg gehie, wve r iln aber geldt, wird sicher das Ziel nicht verfehien. In diesem Abschnitt liegt der Schwerpunkt der ganzen Sebrift, wie ir Besitz Dessen, wozu eben diese Regein ffubren sollen, der Schwerpunkt der homd-opathisclien Praxis, ja die Zukunft der Homdiopathic selbst liegt. Futir d i e s e wollte der Verfasser wirken dadureb, dass er elne gTosse Zahi friseher Krafte dnrch AnbalMung eiiies besseren Versfiindnisses, wie dureh Erleiehterungg des Selbststudiuns der Homd10opatbie zufuihre. Der Verfasser sebrieb darun nicbt far ausgebildete, sondern xVorrede zur ersten Auflagye.,flir angebende Homd-opathen. Das milge die Kritik bedenken. Wird dieser Zweck erreieht, dann wird. auch cine wegen ibrer vorwiegenden formellen Seite vielleicht von ilir weniger beaclitete Arbeit ihr Verdienst haben. Wer Originalita~t wuinseht, wird sie in 4cr Darstellung und Zusammensetzung des Ganzen suehen mulssen, und. wer n u r nach Neuem strebt, 4cr erinnere sich, dass das Gute niclit immer neu, das Neuc nieht immer gut 1st. Diese Sebrift ist cmn Erzeugniss der Gegenwart, hervorgegangen aus den Bedtirfuissen derselben. Miielite die Aufklitrung 4cr Zeit und die gestaltende und orduende Zukunft der Wissensehaft derartige Be1strebungen bald als uiberfiussig erseheinen lassen! Dresden, im December 1850. Vorrede zur dritten Aufiage. Um der gUnstigen Stinmung gerecht zu werden, wvelche der vorliegenden Schrift vom Anbeginn ibres Auftretens vor 13 Jabren trotz mancher Concurrenz neucrer Werke treugebuieben ist und welche sici nicht bios in den Acusserungen der Kritik, in Uebersetzung, vielfacien Benutzungen und Citaten, sondern auch - was dcii grdissten Lohn in sich triiggt, - in dankbaren Zuschriften dadureb tibergeftihrter Proselyten noch bis auf diesen rrag kund gibt, musste es sich ider Verf. urn so mehr ang-elegen scmn lassen, auch bei dieser dritten Auflage die verbesserude Hand anzulegcen. Obglcich die zweite Auflage aus der ersten ein fast neues Buch gesehaffen hatte, slid. daher hier abernals nicht bios Bereicherungen, wrie sic die Leistungen und der Fortschritt erheisehen, geboten, sondern es sind auch neben den formellen Verbesserungien, einzelne Abschnittc giinziicli tiberarbeitet, wie Nvir h1offen verbessert und bezichentlich verrnehrt worden. Wir'rechnen dahin ausser den Verinderungen im ersten Abschnitt (Beziehuingen cer Hornl. zur alten, insbesondere der physiologisehen Schule) die Abschnitte liber Beseifigung der wesentlichsten Angriffspunkte durch die Fortbilduig der Homijopathie (S. 25-30), die U-ber die Versehiedenheit der HeilmWege, fiber die Versuche zur Erkiiirung des Similia Siuiilibus (mit Zugabe ciner ucuen Erkliarung), Uiber die Wirkungsweise 4cr Mittel (S. 66-81); ferner das ganz neue Kapitel fiber die Quellen der Arziieimittellelre (S. 1209-124) und den vielfach urngearbeiteten und vermehrten, priagnanter gestalteten und (durch Beispicle erlituterten Abschnitt XiI Vorrede zur dritten Auflage. tiber das Krankenexarnen (S. 321-330). Auch der Anhang weist im Verzeicbniss der Arzneien und der Literatur die Ergebnisse der neueren Zeit vollstaindig nach. Trotz dieser intensiven Vera-nderungen ist es doch niiglich geworden, auch dem Wunsche nach Bescbriinkung manches frither zu extensiv gehaltenen Kapitels, der, als einzige Ausstellung eines geachteten Kritikers, bei der zweiten Auflage verlautet batte, Genage zu leisten, so dass die concinnere Haltung tiberhaupt, die Weglassung tiberflussiger Beispiele, z. B. der Repertorieneinrichtungen, und die gedraingtere Bespreebung der Literatur, wie die Urngehung mancher sich tiberlebt habenden Erseheinung darin eine Ersparniss von mebr als 6 Druckbogen ergeben hat, welebe dem Leser und dern Buche nur zurn Vortheile gereichen dtirfte. Statt des Titels,,Grundriss" wurde auf den Wunscb des Herrn Verlegers die Abiinderung in,,Compendium" getroffen, urn die Scbrift in den Cyklus der tibrigen in demselben Verlage ersehienenen,,Compendien" einzureihen, - eine Anerkennung der Gleicbberecbtigung, die der Verf. weder fur die Hoindopathie, noch fuir sich abzulehnen das Recht hatte. Und so hat der Verf. nur den Wunsch, dass die Liebe, die er dieser Arbeit einer vergangeneu Zeit bewahrt hat, ibr auch in dieser neuen Gestalt ebenso zu Theil werden milge, wie in der frilheren. Dresden, am S. Februar 1864. Der Verfasser. TN H AL T. Erster Theil. SOito Grundriss der Hombojpathie.................-17 2 Erster Abschiiitt: Die Beziehungeiin der llom6opathie zur Vergiwgenheit und Gegrenwart der Ileilkuiulc....................3-22 Die Stellung der Parteien.........................................3 Geg-ensiitze der alten und neuen Schulen der Allopathie zur Hombopathie. 5 Die gresehiehtliche Bedeutung der Homtsopathie.......................13 Die Verwirklicliung der physiologisehen Therapie dureli die Homisopathie und deren Verhaitniss zur neucra Medicin...................... 19 Zweiter Abschuitt: Die Einwirirfe gegren die ilom~opathic nod ihre lWiderlegung..................................23-60 Unkenntniss der Fortentwicklung der ifonio-opathie seit H-lahnemana ala hilufigate Queule der Vorurtheile gegen dieselbe...........................23 Die wesentlielisten Angriffspunkte sind dureli die Forthilduing der flomiunpathie beseitigt............................................25 Der Vorwurf des,,Empirischen" und,,Irrationellen" gegen die Homuoopathie. JBeweise fur die Rationalitlit derselben..........................30 Der Yorwurf der tfnwissensehaftlichkeit.............................40 Der Yorwurf, die lieilungen der float seien keine Kunstheilenigen, sondern nur der Natur oder der Dilit zuzuselireiben......................41 Die angebliehe Unwirksamkeit der kicinen Gaben.................... 47 Der Vorwurf der, Unaurciehenden der Homiiopnthie, Verhalten derselben zu den sogenanaten Beihullfen, zu den antipathisehen, heteropatliiselicn Mittela, Brunnenkuren etc......................................51 Sehiussfolgerung..............................................59 xiv Inhalt. Seite Dritter Abschnitt: ilaupts&Ilze und Grundregrein des hoxn6opalhischen Ileilverfalirens..................................61-172 I. Inbeg-riff der Houiniopatbie.........................61-66 Verhititniss der iomliopathie an den uibrigen Theilen der Medicin. Die horn. Arzneimittellehre ohnc Classification. Die ailgenicine Therapie nach horn. Principien.......................................61 IL. Das Aehnliclikeitsprineip........ 6-90 Versehiedenheit der IHleilwege....................................66 Versuehe zur Erklihrung des Siniilin Simulihus..........67 Die Wirkungsweise unser er Mittel im Vergicich mit deneni der andes-n Sehule 76 Die hion~iopathisehe Yersehuirnmerung..............................8 Die Isopathie...................... 85 III. Niihere Bestiniiung der Aehnlichkeit................91-120 Das syruptornatisehe Verfaliren in der- alten und neuen Schule........91 Die ]3tllksielst auf das anatomisehe Moment, die Oertliehkeit.........96 Ves-breitungr der- Wirkung. Ocs-tlilhe und Aligemeinwirkung.......... Des Dynamisehe and Mates-iele der HIeilung auf homb opathiseliem. Wege 103 Die itueksieht auf deii Krankheitsproeess..........................110 Die IRUeksieht auf die ilusseren und i-nnes-en ves-anlassenden Urseehen. 112 Die psychisehe Eigenthmlmiehkeit................................114 Die tellas-isehen, iniasmatisehen und. epidemisehen Einflusse..... 115 Des- Begs-iff des Specifisehen and die Homulopathie als Specifieitiitslehre. 116 Br. Die ArzneiprUfung........................... 120-128 Quellen und Inhalt der Arzneirnittellehs-e. Chemisehe Wirk-ungen. Vergiftungren. Wabs-nebimungen an Eranken. Thierversuehe...... 120 Die reine Es-kenatniss des- As-neiwirkangen wird mar aus Prufungen an Gesunden ge.sehijpft........................................124 Erfordernisse fits die Prafung der- Arzncien an Gesunden.........126 V1. Zweek mid Gegenistand der Arzneipruffung..........128-139 Beihulfren des- Well dus-cli harakteristisehe Bedeutungr einzdlnei Symptorne, Vers-sciedenheit, Unisttande, Zeit and andere Bedingungen.....129 IUces- den Yes-leaf der- Arzneikrankhbeit, tUber Erst- und Nachwirk-ung, Wedliseiwis-kung mad IWirkungsdauer..........................135 \TJ. Diag-nostisehie Kenuzeichen und individueller Charakter der Arzneirnittdl................................. 139-14.3 Die Diagnose des- Araneiniittel.......................... 139 Individuelle Stellungcr ines jeden Mittels...................... 141 Yerwandtschaften and entidotarisehe Wis-kungen der- Ar7.neien...142 Inhalt. xv VII. Auzeigen fuir die W.ahl eines Arzneimittels..... Die Achnliclikeitsbeziehung ist die einzige aligemeine Indication. We der Geogenanzeigen in der Hombopathie............ VIII. Einfaclheit und Grtisse 4cr Gabe......... Ileweise fur die Wirksamkeit kleiner Gaben Die Lchre von der Potcnzirung................. Terschiedenheiten der Gaben ledingungen der Gabengrbiisse Resultat...................................... IX. Die Wiederholung 4cr Ar-zncien............ Nothwendigkeit der Wiederholung. Anzeigen fur dieselbe X. Der Weebsel der Arzneien. Die Mittelfolge feber den Weclisel, Einschiebungr und Aufeinanderfolge der Arzneien XI. Das Darreicben der Arznaeien im Weclsel....... XII. Die antidotarisehen Verhultnisse der Arzneien XlIII. Die Form 4cr Verabreichung............. Die ]ereitung und Yerordnung............ XIV. Die diussere Anwendung homtiopathischer Arzncien XV. Die dititetishcbn Anordnunge n Seite 144-146 Dgfali 144 146-160 147 150 153 157 160 161-164 161 164 164 165-166 167 167-169 167 169 171-172 Zweiter Theil. Anleitung zum Studium und zur Praxis der Homdopathie.................. 173-349 Erster Abschiaift: DBs Studiun tier ilomuoiopathic........175-318 I. Ieber das Studium der Grunds~itze der Homiiopatbie und den Elecnentarunterricht in derselben.........176-Iso Die ]3ahnemann'sehen Schriften und die hieher gehisrige Literatur... 176 II. Ueber das Studium des Inhalts der Homtiopathie im Ailgemeinen. Schwierigkciten und Erleiclterungen desselben 180- 208 Yerschiedenheiten des Studiums der allopathischen und homibopathischeln Arzneinittellehre.................180 Er leichterungsmittel: Repertorien, ]I-andbucher u. s. w........... 1 82 Ueber den absoluten und relativen Werth dieser H-tilfsmittel... 186 xv' Inhalt. Seito Das (iuellenstudiurn. Die llahnemanu'schen und aceueren Prulfungen. 190 Neucre IBearbeitungen dci[ homijopathisehen Arzneiniittelleh~re.......195 \Virkungcn der Pulsatilla nigpricans auf die Augen als Beispiel zur Vergleichungr der versehiedenen Bearbeitungen der Arzneimittellehre..200 III.lRegeln fur das Studium 4cr Pharmuakodynarnik.... 209-2L17 a) in forsueller JHinsicht................................... 209 li) In materieller Hinsiclit....................................214 IV. Beispicle, ffr die Sclbstb-carhcitung 4cr Arzneimittcl.. 217-318 1. Beispiel fur die analytlisch-synthetische Bearbeitung: Die Wirkungren der Bryonia alba (Zaunrebe).........221 2. iBeispiel fur die synthellscb-analytische Bearbeitung: Die W~irkungen des Rhus. toxicodendron (Giftsumaehs).............283 'Lwciter Abschnitf: Die Praxis tier loioiiiopafhie.............319-349 I. Pathologisehe Kenutnisse...... 319-320 II. Das Krankencxamen.........................321-330 Ill. Die Wrahi dcr Arnceicn..............330-340 Sebriften uber specielle Therapie...............................331 Haesarzt-Literatur..........................................334 Specielle Rogein fur die Wahl der Arzneien................ 335 IV. Die ]3crcitung, Aufbcevahrung u. Vcrordnung 4cr Arzncicn 340-349 A n h a nig I. 'Vcrzcichniss sii~mmtlichcr homiiopathiscelir Arzneien mit Angabe 4cr Art 4cr PrUfuing, dcr Gebrij'uchuiclikeit und 4cr Anwcnduugswcisc nach Form und Gabe..........350-359 II. Vcrzeiehni~ss der hauptsiichlichstcn Literatur 4cr Homdo'pathic...................359-370 1. Seliriften uber Homibopathie im Ganzen odor Ailgemeinen.... 359 2. Schriften uber Arzneimittellehre.............................363 3. Sebriften uber G-egeustlinde der speciellen Therapie.............366 4. iornibopathisehe Zeitsehriften........... 368 Erste~r Theil. Grunciriss der Hombopathie. HULscHrEL,Hormsopathie. I Erster Absehnitt. Die Bezielign 4c der loni4oopathic zur Vergaugenlcit und Gegenwart der fiilkunde. Die Stellung der Parthejen. - Gegensitzc der alten und neucn Schulen der Allopathie zar Homisopathie. - Die gresehichtliche Iedeuiung der Iomiopathie. - Die Verwirklichung- der physiologischen Therapie durch die Iomibopathie uod ihr Verhilltniss zur neueren Medicin. Die Stellung der Partheien. Seit dem ersten Anftreten der Homliopathie hat es ilr an Gegrnernn and Feinden nicht gefehit. Sic hat sich ihr Gebiet Sehritt vor Sehritt erkfmpfen mUssen. Der 1-lorizont der homtiopathisehen Literatur war oft ein urndiisterter. Der Anhanger der Homtiopathie hatte dabei zugleich die schlwicrige Aufgabe, nach den doppelten Reihen der Feinde und Freunde seim Augenmerk unverwandt zn ricliten, ur Jenen die trotaige Stirn und den kampfgebten und bewaffuieten Arm an zeigen, ur Diesen das von tausend Vorurthliilen umnebelte Bild in immer reinem Farbenglanze leuchten zu lassen. Daher kam es, dass selbst in der seheinbar gleichgiiltigsten Abhandlung oft gleiclzeitig das GefUibl verletzten Stolzes, der Erbitterung oder des Siegestibermuthes durchzitterte. Die Zeit hat Vieles hierin genildert. Aber Waffeostillstand 1st noch nicht Frieden. Im Ignoriren liegt niclt Anerkennung und mit dern verschwiegenen Entlehnen der homdopalhischen Erfalnungen wird itnen niclt die gebilbr-ende Genngtbnnng. Eine grdjssere bietet allerdings die bewiesene Lebensfahigkeit, die Maclt der vollendeten Thntsache. Ja, die Homb-opathie ist cine vollendete Thatsache! Sic ist cingefalrt in die Praxis, cinggebuirgert im Leben; sic existirt wirklieh und fillrt niclt etwa ein kuimmerliches, sondern ein gesundes and kriftiges Dasein. Die ZahI Derer, welehe sich zu ihr bekennen, ilisst sich nicit meir nach Tausenden berechnen; Millionen treten futr sie ein. Nicht in Europa allein hat sic festen 1* ~4 Die Stellung der Fartheien. Fuss gefasst. Nach allen Theilen der Welt, selbst nach Sudamerika, den einsamsten Insein Westindiens, nach Australien and Afrika hat sic ilre Mfissionare gesandt and Propaganda gemaeht. Eine umfassende Literatur, weitverbreitete Zeitsehrifteu, Kliniken, HospitAler, Apotheken and Vereine in grosser Anzahl wirken fitr sic unablissig. Niclt dureli ile Theorien and Sophismen der Schulo, weder durch die Angriffe, noch dureb die stoize Verachting der Gegner hisst sich die Erfabrung wogdispatiren, dass die hom6opathische Heilmuethode eine hillfreicho ist. Vielfaltige und gewichtige Beobachtungen geben ilr cine niclt mehr zu leugnende Berechfigung. Die 43ewohnheit der Gegenwart wird man hinfithro nicht melr als vergiingliehe M1odeirankheit mit veraclihtlichem Achselzucken bedichein. Sie steht fest far aile Zeiten und sic euthalt and nafhrt, ein tragfithiger Boden, ttichtige Warzeln ffir die Zukuaft der Heilkunde. Man solite meinen, dass bei den Gegnern die Vergeblichkeit ibrer feindlichen Beniihungen die Lust zu weiteren KAmpfen ersticken wiirde. Dem ist leider nielt so. Der HI-ass gogen die Hom~iopathie glihfit fort, auch 'venn or sich, nicht iiUerall Aiussert. Nur der Standpunkt hat sich verifudert. Die alto Sehuie der Allopathen konnte es uns bci ihrer Polypharmakasterei nicht vergeben, dass wir mit Wenigem auszukommen versuchien. Sic glaubte dabei die Mensciheit geflitrdet, - und darin lag cine gewisse, wenigstens inoralisCh - lobcnswcrthe Sorge ffr iHire Kranken. Die neue Schule der Allopathen, die sogenanute physiologiseho, macht mit uns Chorus gegon jene Phalanx, aber sic botracltet die Hombopathie nur als einen Beweis far die Selbstheilung, ffir die Vorziige des dilitetisehen odor zuwartenden Verfalrens, indem sie ihr positive Wirkung ebonso absprichlt, als jere Partici. Dabei hat sic in ihroem Streben nach naturwissenschaftiichen Studien cino gewisse Gcringsehiitzungc ggen die praktische Ricltung der onomuopathic. Sie vergisst aber, dass die ilombopathie ebenfalis auf der Grundiago berult, den sie ihne neuen Bofunde verdankt, auf den Experiment. Das Experiment der HomBopathic aher nachzumachen, - eino Forderung, die doch so einfach and anspruchslos ist, - um ilr auf don Grand za kommen, hahen sic noch heute, wic von 60 Jairen ihre Vorgainger, nicht gelernt. Daher ist die heutige medicinisehe Welt noch eben so unvissend und unbefahigt iiber Hombopathie mitzusprechcn, wie damals and steht hinter manchem Intelligenten aus der Laienwelt zuriick. Daher berrscht noch heute die alto Disharmonic, welcho, scitnen zvar als sonst, aber hier and da sicl noch in abseheulichen Misstd~nea kund giebt. Daher warten wir noch immer auf cine 'vohltha-tigc Ltssung des wissenschaftlichcn Conificts, welcho uns friseho and zahlreiche Krdftc zufithren wUrde und dadurel der Heilkundo selbst, niclt bios den Parthei, cine Benoicherung bnlchto, deren sie noch immer dringend bedanf. Trennung der Wege in der alten und neoen Schule. Der Grund zu dieser gewaltigen Spannung liegt aber tiefer, er berubt adf einem historischen, innern, principiellen Gegensatze'. Gegens&tze der alten mnd neuen Schulen der Allopathie zur Homlopathie. Es ist nicht zu leugnen, dass auch die ailtere Schule*) ibre grossen Verdienste hat, and dass auch in ibrem Lager rflstig gearbeitet werde. Wer den neuen grossen und bedeutenden Fortschritten gefolgt ist, die auf dern Gebiete der medicinischen Physik, der physio-pathologischen Chemie, der pathologischen Histologie, der Mikroskopie, der Anatomie, der Physiologie, der physikalischen Diagnostik, der Semiotik, der allgemeinen und speciellen Pathologie sich, wir mtchten sagen, in rastloser Weise fast gejagt haben, der wird nicht verkennen, dass das Gebitude der Medicin in pathologischer Hinsicht bis auf den Grund umgebaut- worden ist. Das war cine nothwendige Folge der Einsicht, dass mit Hypothesen und Theorieen nichts gewonnen werde. Die subjective Anschauungsweise wurde gestflrzt, der Autoritittenglaube fiel ins Licherliche. Die objective Betrachtung gelangte zur Herrschaft: die Beobachtung wurde Maass und Ziel des Wissens. - Aber das Alles niitzte nur der einen Ricitung, der Pathologie. DieThe - rapie blieb den Anhangern Hahnemann's, der mit wahrer Seherkraft das Bedtirfniss der Zeit erkanute und als ein Vorhiufer der Gegenwart die,,Exactheit" der Erfabrung auf das brachliegende Feld der Arzneimittellehre mit Nutzen tibertrug. Mag auch der Entwicklungsgang der Geschichte diese Trennung der Wege mit einer Art Vorsehung begiunstigen, damit beide Theile in gesonderter Bearbeitung um so grdsserer Vollendung entgegengeffihrt werden, so sind doch Diejenigen von Schuld nicht freizusprechen, welche, im einseitigen Ausbau befangen, die eine oder die andere Richtung gdinzlich vernachldtssigen UFd fast mtchte es scheinen, als ob der grdssere Vorwurf auch hier nach der Natur und dem eigentlichen Zweek der Heilkunde die ilitere, allopathische Schule treffe, weil die Folgen dieser Versaumniss zugleich an der kranken Menschheit sich offenbaren, wAlhrend die Homiopathen, welche sich einen gleichen Fehlier zu Schulden kommen lassen, meir an der Wissenschaft ein Unrecht begeben. Sehen wir uns um, was in neuerer Zeit von unsern Gegnern fur den eigentlichen Hleilzweck geleistet worden ist. Naclidem fast zweitausend Jalire das Herumirren unter den verschiedenen Dogmen und der Widerstreit der Erfalrung und Theorie gedauert hat, und die einzelnen Dis*) Wir verstehen hierunter stets, wo wir es nicht nither bezeichnen, die allopathischo Schule irm Gegensatze zur homoopathischen, nicht den Gegensatz der ititeren patholug. zur neuen sog. physiologischen Schule. 6 Die Veracltung der Therapie in der physiol. Schule. ciplinen locker zusammenbingen, olie ein organisehes Gauzes zu bilden, hat endlich die neucre Zeit in der Physiologic unter der Beihuiife der Naturwissensehaften den Faden gegeben, weicher durch das Labyrinth fifihren, Ordnung schaffen und ein wisscnschaftliches Band ur das Gauze schlingen ktinnte. Mit Begeisterung wird dieser Rettungsanker ergriffen, die Jugend besonders neunt sich mit Stolz die,,physiologische Schule" und spricht von ciner neuen Aera der Medicin, welche eine ganz andere und vcrnunftgemlisse Ansebanung der Kranlkheitcn lebre, - aber an die Praxis, an die wirkliche Aufgabe des HIeilk iinst Iers angclangt, da verlasst die Kundigen und Wissensreichen der Muth, sic zucken die Aebsein und verbergen ibre Ohnnacht und Unwissenheit hinter einer verlegenen Zweifelsuchit oder gefiihrlichen Gleichgtiltigkeit, die entvedcr rol empirisel zur Walhi.keineswegs indifterenter Heilmittel greift, oder den Kranken seiner Schicksal lberlisst. Was hilft es der -Menschheit, wenn der gelehrte Patholog, angethan mit der ganzen Apparat des neueren Hcilvissens, den Kranken bezirkelt, misst, behorcht und bcklopft und der erstaunten Laien die Stelie zeigt, wo das hitnoptoisehe Infiltrat, der erweiterte Bronchialast, die emphysematisch ausgedehute Lungenzelle sitzt; wenn er nach dem n-Jerzton das Kiappenleiden,,exact" beschreibt; wenn er friih und Abends Wirmemessiungen macbt, den Harn cehmiseh untersucht, die Blutktigelcben unter's Mikroskop bringt, Spiegelreflexe, ffir Auge, Kehlkopf, After anwendet, wenn er den Umfang der Milz oder den Speck- oder Fettgchalt der Leber vordemonstrirt, oder weun er die Gesehiebte der Lungenentzflndung anatomiech hererzldlt und nachher, wo es zurm Handein komrt, die Genanigheit pld-tzlich in Leichtsiun, in hthnischen Ausspruch iiber die Unzuverlissigkeit der Medicin oder in die Hlange fiber Unmulglichkeit der ilcilung (oder auch nur Linderung?) umschliigt? Wenn, um bei jenem Beispiel iiber die Lungenentziludung stehen zu bleiben, emn bertihmter und mit der physikalisehen Erforsehung besonders vertrauter Diagnostiker seiner gediegenen Darstelluirig der Krankbeit in derKElinik binzufiigt, es sei gleichgflltig, oh- man bier zur Ader lasse, oder Opium oder Tarantas stibiatus oder Ni/rum, gebe oder - auch gar nichts? Weun, wie ich selbst erfahrcn, der Physiologiker nach richtig gestellter Diagnose der Br-onchitis mit Qedema giottidis trotz Athernoth und Erstickungskatarrh des sciwuichlichen, noch nicht zveijaihrigen Kindes, nichts als etwvas Cunmischleim, nebmen lhsst, walrseheinlich ur der Natur die Ebre der Heilung zu fiberlassen und ilr nicht zu nahe zn treten? 1st solches Verfabren nicit ein Eingestitnduiss der Ohrnlaclt oder der Unwissenheit in der Arzneinittel- und Heillehrc? Wenn die Natur eben beilt, wozu daun den gauzen Schatz der Medicin und jener mit Recit viel gepriesenen pathologischen Kenutnisse? Weun man die Therapie, die cigentliche I ilkiunde, wegwirft, warum nicht mit gleicher Recht die Pathologic, die Die Partheien unter den Nicht-Homiopathen. 7 Krankheits kunde? Oder ist der Arzt etwa dani da, bios der Natur beobacltend nachzugehen, ihre Ersebeinungen im wissensehaftlichen Interesso aufzuzecichnen und ibre vielfaclen Lebensiusserungen zu bewundern, nicht vielmehr von ihr abzulernen und selbstthaitig einzuschreiten? 1st die Medicin denn einc bios beschrcibcnde, ordoende Naturwissensehaft, nach mancher Leute Ansieht vielleiclt gar nur cine Curio sitatensammlung? Dieses far niente ktinnen auch die einsiehtsvoileren Anha-nger der Aiiteren Schule nicht billigen und es gestalten sich demnach selbst in der jilngsten Phase der Medicin, wo in Bezug auf die Pathologic ziemliche Uebereinstimmung hcrrscht, versehiedene Gruppirungen, sobald die Praxis in Frage kommt. Es verlolnt sich fuir uns, sic, wenn audh nur in kurzen Ztigen, zu charakterisiren. Durch diesc dunkle Fohe wird das Lichtbild unserer Therapie um so heller heraustreten. Wir unterseheiden bei den Nicht-lomoiopathen vier versehiedene Partheien: 1. die ltere pathologisch-therapeutisehe Schule, 2. die Physiologiker und zwar a) die Nihilisten oder Indifierenten, auch Idiodiiietiker, b) die positiven oder energisehen, auch sich,,mwisscnschaftlich" nennenden Therapeuten, 3. die Anhainger Rademacher's. - Was nun die Ailtere Schule anbelangt, so sind iire Feller und Stinden, mit denen sic Jahrhunderte lang der Mensclheit grdssere Wunden geschlagen haben als die Krarkheit selbst, hinreichend bekuant. Das Uebermaass derseiben sohlug in das cntgegengesetzte Extrem ur unod rief die Nihulisten hervor. Diese lernten durch die pathologisehe Anatomic cine gewisse Stctigkeit der Krankheitsproccsse kennen und madlten die ergitozende Beobadlitung, dass cine grosse Anzabl von Krankheiten olne Zuthun des Arztes von selbst ghticklich verlaufe. Auf der andern Seite stand die melr oder wdniger bewusste Einsicht in die Alangelhaftigkeit ibrer therapeutischen Kenntnisse und die Armuth an Hellmittein. Beide Mornente zusammen fiirten zur Veraeltung oder wenigstcns Geringschiitzung der Therapie, weiche in der Wiener Sdhule besonders S k od a dlffentlich sanctionirte. Die Dii inioram gendium folgtcn gemn, da sic durci diesen bequernen Weg alles Naclidenkens fuir die Praxis ilberhoben.wurden, nod iibertrieben wohi auch noch die Lelren des Meisters.*) BBock z. B., der auf der cxtrcmsten Seite stelt, ist so durchdrungen von der Nutzlosigkeit der Arzneimittel,.-dass er das Handein des Arztes auf blosses Zuwarten odor Anwendung ciniger dittetischen Maassregeln (unter denen besonders das bairisehe Bier, kaltes und nenerdings warmes XVasser obenanstelen) oder hidebstens auf symptomatisehe, palliireude Beihtilfe beschriinkt. Dabei liegt aber nahe der Ucbcrgang zur Glauben an die Unschattlichlkeit der Arzneien. *) Vergi. Zeitschrift fur hor. Klnik, Ed. II. N. 6 if. meinen Artikel: die Physiologiker als Therapeuton. 8. Die N~ihiliston. So werden diese Nihilisten zu Indiflerenten und gehen, da sie die kranke Welt zum Einschreiten noithigt, niclt selten in bursehikoser und leicht'sinniger Weise mit den gefithrlichsten Waffen ur, wic wir dies z. B. eben bei Bock mit dem Opium, seinem Universalmittel, und mit Cminin sehen. Eine andere Kategoric, ala deren Reprlasentanten wir z. B. WunderIi c l bezeichnen kbnnen, erkenut dies Beddrfuiss ciner Therapie an. Aber was sic wisscnsclaftlich dabci nennen, ist bios logisebes Beiwerk, rein formelle Anordnung. Wunderlich erkiart ausdrttcklich in scinem vortrefflichen Handbuch der Pathologie und Tlerapie, 2. Aufl., 1S52:,,dic Therapie als eine nutzlose Beigabe der Pathologic zu betraclten, so dasa es am ndltzliclsten sei, den Kranken sich selbst zu iiberlassen, ist ei beklagenswerthies Extrern. Es bleibt cine erkieckliche Portion von Fiillen tibrig, wo ein Eingreifen des Arztes von entscliedenatem Erfolge ist. Niclt bios 1-leilen, auch Abktirzung 4cr Leidene, Beseitigung der Beschwerden u.' s. w. aind ebenso ernsthafte und ebenso wv11rdige Aufgaben de4r irztlichen Bemfihungen." Er ist durcidrungen vorn Geftihle der Unzulitnglichkeit der bishcrigen (ailopathischen) Praxis. Er schildert diese Mitngel beredt und achiagend, venn er sagt (S. 69):,,Statt Beobacltungen treffen wir fast allenthalben fificltige Bemerkungen, statt erwiesencr Shitze Meinungen, statt cinsicltiger Folgerlingen dogmatische Regein, statt Darstellung des ilerganges der Wirkungen uutzlosc Definitionen und herkdimmiiche Kategorieen. Redensarten und Phantasicen aind in ihunen rehr als irgeadwo heimisch. Denn auch die massigen Greuzen ciner aelbststAndigen Diaciplin woilte und konnte der sparsame positive Inhalt nicht gentigend ausfnllen." Und nun der,,Inhalt" der Wuan4eerlich'schen Therapie? Vortrefflichc Anordnung, eine ausgezeichnete Oharaktcriatik des rationellen und empiriscien Yerfahrens, cine erachijpfendc Aufstellung der veracliiedcnen I-Ieilwege und ilcilmethodena, wobei aelbst der Hrn d-opathie einigermassen Gcrechtigkeit widerfaihrt, inabesondere aber der specifischen Mittel (wcnn audi nicit in unserm Sinne) als der Kleinodc der Therapie gedacit wird, - aber, wo es zum wirklichen Handeln kormt, ganz der alte, weil principiose auch empiriscie und symptoratiscie Standpunkt, und die Hlauptquelle der in der That unphysiologiache isus ex' morbis ohue Kenntniss dcr wirklichcn Heilspbhtre ind Hcilqualitait der Mittel. Daruni wird W underlic h bei seiner Einsicht in die Nothwendigkcit der Therapic ein Lobredner des,,Kcckcn", der,,kiihnen und gcwaltsamen Eingriffc", der,,starken Dosen", ala oh die Mlasse, die Eniergie, die,,Verwegenhcit" crsetzcn solle, was an Zweckmhssigkeit gebricit. Darum bringt er uns wieder die zalten Indicationen des 1-Jerkommens, die aehlendrianfdjrdcrndcn Methoden der Galeniseaieu Therapie, die mit iirer Verailgemeinerung jede Thdividualisirnng, die erste Reegel des Praktikcrs, uutergraben. Darum spricht er von,,Kurplinen", (lie cigentlich nur Deckrnitel der entachiedenaten Die rositiven unter den Physiologikern. ~Q Planlosigkeit sind. Die grossen Folgen der theoretisehen Weisheit sind jene Marterinstrumente aus der Folterkammer der Menselheit, die man,,die starken Blutentzichungen" nenut, deren ausschlweifender Gebrauch in extensiver Beziehung bei W under ii oh im.Widersprueh mit selbst allopathischer Ansehauung der neuen Zeit steht; ferner:,,die starken Schwitakuren, das Breohmittel, die starken Laxirkuren, die narkotisohen Mittel in grossen Dosen, grosse Blasenpflaster, Moxen, rasch und reichlich gereiohtcs Queoksilber it. s. w.",,,deren Wahi (zuweilen) mchr von der Laune abhiingt, als von hestimmten Indicationen."' Dieser Beliandlung gegentiber ist freilich das,,exspcctativ-symptomatisohe Verfalren" and die Einsicht, dass der Krankhcitsprocess keiner direoten Therapie melr zugiinglich sel, cine Wohithat. Bei soichem Verfahren wird Cs leioht begreiffich, wie grade Wunderlich es als eine,,Illusion" bezeichnen kaun,,,dass mit der grtsseren Sicherheit der Untersuchung (Localisirung) eine neue Aera fuir cine grtindlioherc und siclerere Therapie begonnen babe." Die Fortsohritte der Pathologic sind eben nur bedeutnngsvoll fuir cine Therapie, die nicht die Rationalititt in Dicltingen sucht, die nicht die Empirie herabwiirdigt zuni Versuch, zur Routine, zuin Sohiendrian, die nicht an Aeusserlichkeiten sic htlt, w'ie Grade, Reactionsformen der Krankhcit, oder an einzeluc mchr oder weniger unwesentliohe Symptome. Bine wahre Therapie muss nioht im Zufall odor in der Masse und Gefahrliohkeit der Mittel, auch nicht in der Entsohicdenheit ihrer Wirkungen nach aussen, in Functionserregrungen, die Ofters mit der Krankhcit gar nicht ir Zusammenhang stehen (wie Abftihren, Schwitzcn, Bintentzichungcn, Derivantia u. s. w.) ihr Ziel suohen, sondern in der Wahl der naoh reinen Versuohen an Gesunden erkanuten and in cigenthiimlioher Beziehung zum, Sitz und zur Art der Krankheit stehenden Mittel nach ciner bcstimmten, den Erfolg verbtirgenden Gruadwalrheit und Erfalrung. Von dieser Rationalititt, deren Erfordernisse W underlich so treffend (S. 73) sohildert, ist or ebenso weit entferut wie seine Uibrigen Collegen, und darum trotz aller,,W"Iissensohaftlichkeit" und modernen Zathat kein besserer and kein sohiechterer Therapent, als es scion die Galeniker und ibres Gleichen waren. In der Hauptsach ktinnen wir dasselbe von andern Fiibrern der physiologischen Sohule sagen, leider sclbst von den Verfassern von HTandbtichern der Arzneimittellchre, wie 0 e s t er 1 c n, der eine solohe sohreiht, u11 za sagen, dass sie iiberfliissig sci, and von Schriften iiber speciello Therapie, wie IH. E. Richter. Dieser namentlich verwickelt sich mit seinen thorapeutiseben Ansichten in nicht geringe Widerspriche. Erst neigt er zu aen reinen Nihilisten, oder wenigstens zu den Verleugnern der pharmakologrisheon Therapie, d. h. der Behandlung mit Arzneimitteln, wenn or sagt:,,die Tendenz der heutigen Zeitepoohe in der Therapie geht nicht auf specifisohe Arzneimittcl, 10 Die Positiven unter den Physiologikern. sondern auf Untersttitzung der Naturbeilungsprocesse durch eine den gesammten Eigenthiimlichkeiten jedes einzelnen Falles wohl angepasste und aus physiologiseben GrCinden gerechtfertigte, daher specifisch di atetische Behandlung, auf eine Idiodi ittetik.*) In der Praxis aber und bei der speciellen Betrachtung folgt er der Regellosigkeit und Verdachung der alten Schule.**) Hier wird er geradezu ein Lobredner der allgemeinen Therapie (S. 32),,die einen freien Ueberblick fiber das Handeln als Mensch und Arzt gewalre" (das ist die alte Selbsttauschung mit der falschverstandenen Rationalitiit), und verwirft die specifischen Heilmethoden und Mittel (S. 13), die er im alten allopathischen Sinne den,,physiologisch begriindeten" entgegensetzt. Und dennoch preist er fiberall noch die specifischen Mittel, die gewobnlich dem Catalog der ausleerenden, ableitenden, beruhigenden, tonisehen, einhtillenden, bustenlindernden und wie diese rationellen Fingerzeige heissen mdgen, sich anschliessen. Wir Hom6opathen treffen darunter recht gute und zuverlaissige Bekannte, die man wohl bei uns aufgesucbt hat, aber deren Ursprung man unrechter Weise verleugnet, z. B. Brechnuss/inc/ur in kleinen Gaben (in vielen Filflen), Ialklasser bei Vereiterung, Arnica bei Quetschungen, Mutterkorn bei Blutungen, Veratrum gegen Herzbeengung, Aconit gegen Entztindung, Ammonium bei Scharlach, Belladonna bei Venosittit, Rhododendron, Ledum, Arnica bei Gicht, Rhus, Dulcamara und Pulsatilla (als Essenz) bei Rheumatismus, die Pflanzenkohle im Typhus, die Asa foe/ida und Phospkorsdiure in Rhachitis u. s. w., U. S. W. Unter dem vielversprechenden Titel:,,Organon der physiologisChen Therapie, Leipzig 1850," suebte Richter die Therapie in die physiologische Medicin einzuffibren. Was er fiber Natur - und Kunsthtilfe sagt, fiber Indicationen, Heilzwecke, Heilwirkung u. s. w., zeigt von Scharfe umd Ordnungssinn, wie denu die logische Unterbringung uns das Hauptverdienst scheint. Aber weder in der Eintheilung der Kurmethoden, noch in der Unterseheidung der Mittel als pliysikalische, chernisehe, functionelle (die ersten beiden Momente tiberwiegen; eine Unterabtheilung ziitlt z. B. auf: Bewegungskuren, verengende, verdichtende, austrocknende, coagulirende Kuren), noch in der Classification der Metlioden nach den Hauptorganen des KArpers, die oft selr zwangsweise geschieht, finden wir die Aufgabe geldst die Therapie wissenschaftlich zu gestalten. Es fehlen hierzu die Fundamentalbedflrfnisse: die concreten Thatsachen fiber die Heilmittelprocesse und Heilwirkungen. Was Physiologie heisst, sind pathologische Data oder physika*) Schmidt's Jahrb.: Neueste Phason der Hom. 1852. **) Vergi. den Grundriss der innern Klinik, 2. Aufl. Leipzig 1853, mit dem vielsagendem Motto: Populus remedia cupit. Die Schule Rademacher's. it lisehe Einzeinheiten, und Kurobjeete wvie Kurzwecke, lusbesondere aber auch die ailgemeinen Methoden, laufen auf eine empiriseb -symptomatisehe Wirkung binaus. Muss Vieles hiervon auch dem gegenwiirtigen Zustand der Wissensehaft zu Gute gerechnet werden, so iiegt doch ein so grundsatzlicher Irrthumn in der Tendenz und Auffassung des Gauzen und ein solcber Mangel an Charaktcristik und Kenntuiss des Individuelien vor, dass wir - und wir fliden tins dabei in grosser Gesellschaft auch der Aliopathen - diesen Versuch als vcrfehlt bctraebten miissen. Es ist eben immer wieder eine ailgeneine Therapie, aus weicher die Ailopathen einmai nicht herauskommen kdnnen und bei welcber auch 'veder ffir die Wissenschaft noch fuir die Menschheit irgend etwas Erspriessliches gedeilt. Aus der Rettungslosigkcit der iilteren Schule ging auch das neneste Ercigniss, die Schule R a d cnma a hber's, hervor. Auch dies Experiment, wveii es kein physiologisehes, sondern nur ein therapeutisehes Nvar, 1st missgluickt. Es ist nur ei W a g n is s, kein G r u n ds a t z, auf den Heilerfoig in Krankheiten die Wirkungsf~ihigkeit und den Rang eines Mitteis zu begri-luden und es fairt zui rohesten Empirismus ebenfalis, wena dieser Erfoig durch ein Durchprobiren ermitteit wverden soil. Rademacher seibst war cin guter und giticklieher Arzt, er besass, wic Kurtz ricitig bcmerkt*), einen therapeulisehen IDn stinect; aber dieser kann niclit maassgebcnd fuir clue b e wvu s s t e Therapie werden, wie er nicit vererbt, nieht Elgenthun einer Sehule wvird. Was in Rademacher's LchrsAtzcn Gutes ist, 1st aus Faracelsus', insbesondere H ahnem nn's Lelre, ob wissentlieli oder unwissentlich lassen wir dahingesteilt, entlehnt, wie z. B. dass nicht bios die Krankheit ein Gegebenes bci ihm ist, sondern auch die Arznci; dass die Krankhcit den Wesen nach etwas Unsiehtbares sci; dass die Krankheitsfori unwesentlich, die Krisen Nebensachen u. s. w.; dass wir mit jedem neugn. Heilmittel neue Krankhciten kennen lernen; dass jedes Mlittel cinen bestimmten Krankheitsprocess erzcuge. Seinen Organheilruitteln licgt dlie spccifische Beziehung, wenn auch nur nach einer Scite bin, zu Grunde, und in seinen Universalkranikieitcn und Universaliittein (welche Kisscl fiiscelich zu Biutheiliittein ningesteipeit hat) 1st dunkel wenigstens die Zusammensteilung alley Symptome ais ailgeineines Heilobject geborgen. Auch die Beriicksiehtigcung der Constitutlo epidemica, auf weiche bei Rademacher so viel Gewiclit gelegt wird, deren Erinittlung freilich hier das Heihnittelcxperiment giebt, ist uin Gebot Hahneiann's; dagegen hat die Radenachcr'sche Schule das Verdienst, die Wandelbarkeit der Forien und.-leilnittel in den Epidemiecen kiarer hervorgehoben zu haben. Die Einfachheit der Verordaung, nanche Form derseiben theiit Radeiacher mit seinei Vorbild. Aber *) S. Zeitschrift far hor. l. lBd. II. N. 13. 12 Dcr Ausweg in der Homibopathie. das sind alles nur abgerissene Bliitter, blosse Antheren, Pistille, Zweige, keine seibstlebende Pflanze. Es fehit der Boden, die niihrende Wurzel und der Sanerstotf, das Princip der Lebensfflhigkeit, wir meinen die reine Arzneimittelkenatniss ohne die Trilbung am Krankenbctt, ganz abgcsehcn davon, dass die Qualit~it und deren specifisehe Beziehung, die Oharakteristik der Krankheitsform mAd des Processes tnter der Oertlichkeitsrticksiclt und der vorzugswcise auf Aetiologie hiazielenden Pathologic bei Rad-emaclier ganz verloren gegangen ist, dass die rationelle Beachtung der atiologisehen Momente, des Krankheitsprocesses, der Individualitat u. s. w., welche die Homo-opathie anbefiehit, hier gar niclt existirt. Daher das Schaukein des Zufalls in der Praxis und der Zwang der Ordaung in der Theorie, z. B. in der Eintheilung der Organheilmittel und Universaiheilmittel. Daher die cigenthilmlichen Grundsiitze: was nicbt tnter der ieilgewalt jener steht ist dieses; jede consensuelie Affection wird mit der Zeit cine Uraffection des consensuellen Organs; bei gewissen Organen heilen sitmmtlichie Organheilmittel die versehiedenen Erkranknngen des gauzen Organs, bel andern wirken sic auf besondere Regionen und Apparate. Und so wie das vereinzelte Wabre in der Theorie principiell und kiarer eatwickelt in der Homdopatbie sich findet, so liegt auch den vielen praktischen Wahrheiten und einzelnen vortrefflichcn Bcobachtungen tiber Heilmitteiwirkungen, die durch Radem ac her und seine Schiller verbreiLet worden sind, lediglich, wo sic sich bestAtigen, das homdopathische Princip der Spccificitiit zu Grunde. Eine Fortbildung der R a d e m a c i e r 'schen Schule, deren Verdienste um Hindeutung auf bisher unbekanute Arzneimittelwirkungen wir gern anerkennen, ist daber nur denkbar, wenn deren,,logische Hypothese" aus dem Dreifuss fuir die Wahl der Mittel ausgeschicden wird, wean der Weg zur Erkenatniss der Mitteiwirkung nicht der tlerapeutisch-empirische bleibt, sondern cia physiologisch-rationcllcr durch Priifung an Gesunden wird, aus velchem sich dana von selbat die walren Eigenmittcl in Krankheitcn ergeben werden. Bei einem Verharren in der Urkrankheit der Rademacher'schen Doctrin, d. h. in 1-leilversuch nach,,Erfahrung, Analogie, logiseher Hypothese" wird selbst ein soast vortreffliches Werk, wie das von Kissel*), weiches namentlich in seinem allgeemeinen Theil h6chst beachtenswcrth. ist, nicit zum lebensfriscien Gedeihen der Therapie beizutragen im Stande sein. WI~ean nun, wie ein nicht geriager Theil der Aerzte einsieht**), in alien diesen Bestrebungen keine Hoffaung fuir die Therapie liegt, - auch die Biologie und Actiologie, von der Virchow eine rationelle Therapic erwartet, ktin*) laundbuch der naturwissenscbaftlichen Therapie, Erlangen [853. *") Sehr sehiagend spricht hierfur die Brosehure von Rapp: die med. Min. und ihr Verb. zur prakt. Med. Tubingen 1853. Die gcschichtlicbc Bedeutung der Homiiopathie. 13 nen diese niclt gewabren - warum sich niclt an die Horniopathie wenden, die doch ein Anderes wenigstens bietet, ala Das, von desser Unhaitbarkeit man sich so ehen Uiberzeugt hat? an die HIomnopathie, zu weleher der Uchertritt so nahe erseheint, weun man bedenkt, dass jetat Aerate aller Schulen mehr als bisher von der Nothwcndigkeit der Arzncipriifungen an Gesunden tiberzeugt sind und sic oft genug anenpfehlen; wenn man sieht, wie auCh die Physiologiker die Specifica als die sichersten Mittel bezeichnen (freilich dine die wahre Bedeutung and die concret-pathisehe Beziehung in unserm Sinne); wenn Wnunderlicl ausdrflcklich cine hom-opathische Wirkung annimmt, K issel und neuerdings W inkler (Theoric der Arzneiwirkung) sogar das Similia Similibus als ein objectives, sicl tiberall gleichbleibendes Naturgeseta anerkennen? - Missverstandnisse und Vorurtheile auf der cinen Seite, Schwierigkeiten des Studiums auf der andern stehen, cine scheinbar untibersteigliche Scheidewand, cntgegen. Versuchen.wir es einmal jene binwegzuraumen! erleicltern lwir den Lernbegierigen uad Pritfungslustigen den Wl'eog zum Studiurn der lomdopathie! Zeigen wvir ilnen zundichat, dass sic darin noch weit mehr finden, als sie vermutheten, wir meinen die Ldsung des Rathsels, wie die Physiologic, dic ja der Leitatern der neucren Medicin geworden ist, auch die Briieke schiagen kann zur Heilmittellehre und speciellen Heilkunde (Therapie)! Er5ffinen wir ilinen die Aussiclt, dass sic im Besitz dieser Kenntnisse nicht zuriickzusehaudern brauchen vor dem Abgruud, der ilinen bei der cigentliclien Lebensaufgabe des Arates, bei der wirklichen Verwendung des Gelernten zumr Wohie der Erunken seither entgegengibnte, so lange sic der thttigen oder der unthatigen allopathiachen Schule angehuirten. Die gesohichtlitche Bedeutung der Homo-opathie. Fiir jeden gebildeten Arzt, der auf der Hbhe des Zeitbewussiseins atehen soil, ziemt es sich, dass er elnem so hedeutenden geschichtlichen Ereigniss, Nrie die iombopathie ist, Aufmerksankeit sacenke, und wutre es audi nur ur. ibre historische Bedeutung festaustelien. Schon ntis der Wilrdigung der Zeitverhdltuisse, unter denen sic entsprang, aus der Vergleiciung der tibrigen Syateme and der Betracltung des Zusammenlangs mit audern gesehicltlichen Ersoheinungen zur Zeit ibrer Entstehung wilrde es sich fir Den, der wirklich einen vorurtheilsiosen Blick mitbringt, herausatellen, dass die Bedeutung der Homdopatbie nicht bios cine negative war, veii sic zur Kritik und Lauterung des Vorhandenen filfirte, sondern dasa sic auch positiven W"Terth hat, inder sie eine grundaittliche Reform und thatsehicliche Bereicherung far die Medicin darbot. Die Jetztzeit giebt, wic 14~ Geschichtliche Bedeutung der Homropathie. ich dies in meiner,,Geschichte der Medicin", 2. Aufl 1862 (bei Braumliller in Wien) und in meiner Geschiclte der medic. Schulen und Systene d. 19. Jahrh. 1. Th. Gesch. d. Brown'schen Systems u. d. Erregungstheorie. Dresden 1846 auseinandergesetat babe, nur eine hbhere Wiederholung, eine Fortsetzung der von Paracelsus geachaffenen Reformen. Die Durchdringung von Materie und Kraft, Substanz und Dynamis, die Neusehaffung des Begrifis des Organischen, die genetisehe Eutwicklung und Belebung des zur Selbststdindigkeit erhobenen Organismus, die prometheusartige Einpflanzung der Individualitat in denselben, die Darlegung cines Weebseispiels subjectiver KrAfte und organiscber Processe, die Umwandlung des Chemismus zuin vitalen Acte, die Auffmssung der Krankheit als cines individuellen, organischvitalen, specifiachen und mit Eigenlehen begabten Actes von Reaction und endlich die Lebre von der Nothwendigkeit eines kiinstlichen Heilungsproceases, der dem nattirlichen zu Hfilfe kornme, und nur durch die Aehulichkeit und speciflache Verwandtschaft, weiche den einen ausschliesst, die leilung zu Stande bringe - das ist die Quintessenz der Paracelsischen Lelre, weiche damals noch unbegriffen, audi wegen mangeinder Ausbildung der Unterlagen, sich erst jetzt auf realem Boden flack vielfachen Irrsalen alaa schknes Gebaude erhebt. Klein eracheinen die nachfolgenden Berthungen der Spiritualisten, der Oheniatriker und latromathematiker der grossen Auffassung des Paracelsus gegentuber. Oar nacltheilig aber waren sic fujr die Praxis, die hdjchatens bei den Chemikern einen Zusammenharig mit der Theorie hatte und zur Humoralpatbologie des Alterthums zurtickfuhrte. Witren die Htilf'swissenschaften damals scion in dem Grade fortgeschritten gewesen, wie jetzt, so konute selbst bei einer so einseitigen Erfassung des Lebens, wie sic sich bei den Epigonen des grossen Reformators zeigt, wirklich Reales geleistet werden durcl die chemische oder mechanische Ansicit. Aber man jagte mehr nach metaphysischer Erforschung des Lebensquells, und anstatt aiif der Paracelsichlien Grundlage eines organischen Gauzen reell fortzubauen, woran es im Augeublicke gentigt hatte, setzte man das Letzterer aus den Augen und verlor sich lieber in Hypotlesen tiber das Lebensprincip. Bald setzte man dies in die fiissigen, bald in die festen Theile, bald erhob man die durch die Fortschritte der Physik neugewonnenen Krafte,. wie die Elektricitiit, den Galvanismus zun Lebensagens, his man endlich wieder orcganiscie Kriifte als die wahren Triebfederu des Lebens an die Spitze stellte und damit alle Rithsel geldat zu haben glaubte. Man war schon stolz darauf, den Intromathematikern gegeni-ber cine lebendige Bewegung von der todten zu unterscheiden, Contractilitdt und Expansion, Sensibilitat und Irritabilitat spielen zu lassen, auch wenn man sic nicht genauer definiren konute. So folgten sich nacheinander von Hailer, Glisson u. A. an abstracte Begriffe, tranascendentale Principien, die Nerventheorie Cullen's, Gesohicltlicli Bedeutung der Homiiopathie. 15 die rein auf die Einwirkung der Aussenwelt begriludete E r r c g u n goat lii e o r ic B r o w n's und R 60 s.h1 a nb's mit ilren Unterarten: contrastimnulismnus, Broussaisismnius, bis endlich die Natnrphilosophie die auseinanderlaufenden Richtungen der materiellen und dynamiseben, humoralistischen und solidistiscion, quantitativen und qualitativen, ehemischen, ph'ysikaliachen und vitalen Auflassung durch die,,Indifferenzirung des Differenten", d. i. die hdhcre Binheit des Lebens, die Jdentit~it des subjeetiven und objectiven Prineipa vereinte. Freilich war das immer nur die Wiederh0olung der Paracelsisehen Lebre und zwar lediglich nach der physiopathologisehen Seite bin; freilich waltete auch hier mehr ein Spiel mit Begriffen als der Ernst der Thatsachcn, fUr die man sich durch jene aifinden zu kdunen glaubte; aber es lag doci in dieser ebeubiirtigen Anerkennung der vitalen und chemisch-physikaliachen Mnomente, reprilsentirt durci die Gleicbstellung der drei Factoren: Sensibilitat, Irritabilitat, Reproduction, eine ricitigere Auffasaung des Lebens, der Anfang einer Erkenutnias der organisci-vitalen Geaetze desselben. ])urei die Vergleiciungen des Mikro- und Makrokosmus, weiche nach Paracelsus' Vrorgange die Naturphilosophen besonders betrieben, wurde auch der Efinluss der Naturwissenscbaften, die Nothwendigkcit ibrer Erlernung zur Deutung des Lebens immer meir anerkannt und mittelbar die naturhistorisehe Bearbeitung der Medicin, ala Spitze der Naturwiasenach aft, cingeleitet. Von hier an datirt demnaci die Reform der Physiologie, welehe unter der Beihike der anatorisehen und pathologisehen Fortsciritte zur sogenannten physiologiscien Medicin filirte, eine Benennung, die nur insofern cine Bereeltigung haben kdnnte, weil sic die Physiologic nieht bios ala einen Tb e i 1 betracitet, sondern ala den Verbindungsfad en, der durch dna Ganze heuft. Denn die Ansehauung, ala oh die Physiologic auch maassgebend fuir die Pathologie sei, muss ala unatatthaft bezeichnet werden. Die aIlgemeinen Gesctzc des Lebens kinuen dieselben sein in Gesundheit uid Krankheit. Letztcre aber ist in ibrem Wesen von ersterer apecifisch versebieden. Der innere Ausban dieser physiologisehen Medicin (den ( die Naturphilosophic gab nur die ausacren Umrisse) schreibt sich eigentlieb scllon von Borden, dem Begriluder des Vitaliamus in Frankreich, her (1722-1776), indem or die verachiedene Organisation der Theile fur die niliste Bedingung der Lebenserseheinungeni erkiarte und Anatomie und Physiologic fester verband; Qann von Bart h z, weleher die Krankheitselemente genanuer analyairte, ferner von Pinel und Biehat, welche die UhebreinstiIMmu ng der Krankheitserseheinungen mit der listologiahcbn Orundlage leirten und die gauze Medicin auf Anatomic, Physiologic und pathologisehe Anatomie begriladeten (Geweblebre), in Deutschland von Reil, der es sich angeleogen sein liess, die Pathologic eng an die Physiologrie anzusebliessen. Von griisstern Einflusa aber war trotz aller seiner Verirrungen und Einaeitigkeiten die 16 Geschichtliche Bedeutung der lomo-opathie. Sorgfalt, weliche B r 0US$sa is auf die pathologischc Anatomic verwandte, sowie das Beispiel, das er durch Beacltung des Thatsaichuichen gab. Sein Bestreben die Krankbeitcn auf bestimmnte Oertlichkeiten zurtckzufuibren musstc nicht bios auf die Umgestaltung der Fieberlebre, soudern auf die ganze Pathologic zurllckwirken. Von dieser Zeit an wrurde die emp i r i s c h e Erforsehung in der Physi ologic (Experimentaiphysiologic) zur Kothwendigkeit, und Physik und Chemie halfen zum Ausbau derselben wesentlich mit. Spiter, als zugleich die pathologisehe Anatomic in der Wiener Schfle einen nie gekannten lldhepunkt crreichte, vurden diese Unternchnungen auch auf die P athologie angewendet, deren diagnostisehe lTHflfsmittel tiberdies dnrch die physikalisehe Exploration bereichert wurden. Man beacltete den Ort und die Gesehiclte, das Substrat und den Process der Krankheiten, und so wurde ein inniges und unanfitsliches Band zwischen Anatomic, Physiologic und Pathologic geknupft, cia auf besserem Boden von Beobachtungen und Thatsacben gestfltztes Material gesehaffen. Bis zur Therapie freilich, welehe Bichat als letztes Clied in die Kette des Experiments aufgenommen wissen woilte und fur welche er gleiche exacte Forschungen anstellte und verlangte, kam man dabei nicht, - und liess sic abseits liegen. Wie verhielt sich zu diesen Erseheinungen die IIorndopathie? Es ist nicht schwer nachzuweisen, dass sic einerseits Opposition geegen den Geist der damaligen Medicin macite, und doch ibm andererseits ibiren nothlwrendigen Tribut zoilte, indem sic unwillktlrlici mit Cinem. Theil ilhrer Wurzeln in dem damals gegebenen Boden festrankte. Es wird aber auch sich zeigen, dass sic in der Praxis schon fruidzeitig and zivar einzig und allein zur Geltung zu bringen snchte, was erst durch vielfache Zusammenwirkung und in spiterer Zeit fuir die Pathologic erreicit worden ist. Aus dora Lebon des Stifters der homdopathischea Schule wissen wir, dass Derselbo aus Uebcrdruss an der bisherigen resultatlosen 'Medicin sici eine Zeit lang giirizlich von 11w lossagte und daftir fruchtbrinagcndca chemisehen Studien oblag. Erst bei der Lecture Oullen's brachte ihn eine Stelle auf den Gedanken seiner sphtern Lchre, und erst durch die Selbstpriifung der China ward or der praktisclicn Medicin wiedergegeben. Warum sollte ihn audic nicht die bis dabin geltende Praxis angewidert haben? Welehe Befriedigung konate dem strebenden Arzte die trostlose Empirie, der damalige Zustand dor Arzneimittcllehre gewithdren? Welche Anhaltspunkte bot die Therapic, seit man von der reinen Bcobachtung der Natur sich eatferat hatte mnd Anzeigen zur Behandlung sogar aus den Erfahrnngea an verdorbenen Krankheitsbildcra hernaim? Was ward mit cinem aotidiirftigen Schatz von Arzneierfabhrnngeu anigefanl gen, desson erste Aafidngc im Zufall lagen und dessen weitere Verwondung der Speculation und Theorie anheiifiel? Nirgends Geschichtliche Bedeutung der Elombopathie. 17 war das Schwanken zwischen Dogmatismus und Empirismus mehr Regel, nirgends der Widerspruch zwvischen Theorie und Praxis gr6sser als in der Heilmittellehre und der eigentlichen Heilkunde im engern Sinne (Therapie). Dieser Zustand blieb bis auf die Zeiten Hahnemann's, ja er trat gerade damals reeht grell hervor, weil der Fortschritt der tibrigen Disciplinen auch ein intensiver, der der letztgenannten aber nur ein extensiver war, nur in Bereicherung der Z ahl der Arzneien, der Quantitiit der Mittel, niclt der QualitAt der Gebrauchsweise, bestand. Wir erinnern zum Beweise far diesen Nothstand der Therapie an die spagirische Schule, der wir nur die EinfIhrung rmehrerer metallischer Mittel danken, an die Chemiatriker mit ihrer Lehre von den sauren, alkalischen Mitteln und der Sehiirfetilgung, an die robe Empirie der latrornathematiker, von deren Theorie keine Brdieke zur Praxis ftihrte, weshalb auch Baglivi und Donzellini einen strengen Unterschied zwischen beiden machten. Und die sogenaunten,,grossen Aerzte" kurz vor Hahnemann? Boerhaave batte bei aller iatromathematischen Ansicht von salzigen, tligen, seifenartigen Scbidrfen u. s. w. gesprochen, eine Reinigungs -, Versiissungs -, Aufidsungs - und Ausleerungsmethode angepriesen nd die Arzneien eingetheilt in solche, welche auf die festen, oder auf die fliissigen oder auf beide Theile wirken, im Uebrigen aber durch seine Aufstellung von Arzneimittelklassen im Sinn der noch heute gilltigen allgemeinen Therapie dem Schiendrian Thor und Riegel ersehlossen. Fr. 1- o ff afan ai kaunte bei allen seinen Verdiensten als guter Beobachter und Praktiker und bei seiner Anerkennung der Unabhitngigkeit der Therapie nur Mittel, die auf Festes oder Fitissiges wirken, stiirkende, besitiftigende, ausleerende and veritndernde Arzneien, und suchte ihre Wirkungen nach natlirlicher Verwandtsehaft und sinulichen Eigenschaften zu erkliren. Der reichbegabte, ideale S ta hi aber hatte sein Princip, die Seele, zu toiischen Bewegungen gepresst, um dadurch einen Uebergang zur Pathologic und Heilmittelwirkung zu finden, die auf Vermebrung dieser Bewegung und dalier - ridiculus mus! - auf Aderlasse, Abffihrmittel, stirkende und reizende Substanzen hinauslief. Sonderbare Ironie des Sebicksals! Dieser Stahl1,indem er unter Anderem die Pfortader als einen der hilufigsten Sitze der Krankheiten bezeichnete, ist mit oder trotz seines hohen Geistes nur ein Vorlitufer jener tilteren Wiener Sehule (van Swieten, Hahn, Stoerek, Stoll, Kitmpf) geworden, welche die Humoraltheorie auf eine systematische Weise bis zum Gipfelpunkt der Einseitigkeit, zur gastrischen Methode, zur Latrinenpraxis der Brech- und Abftihrinittel hinauftrieb! Dass dieser Zustand keine Befriedignng gewlibrte, lehrt die Verzweitlung, mit der man dabei immer nach neuen Mitteln suchte. Man hielt sich glihubig und sehlsilcbtig an jedem anscheinenden Rettungsanuker fest, obue in der reichen Auswahl dine grossere Sicherbeit zu gewinnen, da es ja an der Reinheit der Beobaehtung gebrach. HIRSCHEL, Homnopathie. 2 is Geechicltliche Bed6iitung der Hombopathie. So gewlibrten weder die dureb C rrie u. A. eingcfiihrten 1Kaltwasserkuren, 'nook die Elektricitiit oder der Mesmenismus trotz allem Eclat and Geriuseb, mit dem sic anfangs aufgenomien wurden, die wahre Genugthuung. Der strebsamen Aerztc bemiicktigte sick der Unmuth und trieb sie zu immer nenen und nenen Experimenten. Was war es anders, das B r o w n's reizende und selwitchende Methode herbeifiirte, als dies Ungenflgende in der Praxis, weiches ihn zuerst auf das Pnincip der Erregaung braclte? Was war -viederum der, Contrastimi-dismus und seine schwiichende Methode anders ala eine immerhin geffilcrlicke Gegenwirkung gegen das Uebermaass reizender MNittel, mit denen ungeheurer Missbrauck getrieben wurde? Was war das entztindungswidrige Verfalren, welches M a r c u s in Deutschland, B r ouss a is in Frankreick in ausschlweifender Minasse anwandten, anders als wieder einc Folge des Brown'schen Systems und ein neuer Versuck zur Rettung der praktischen Medicin? Eine Scylla statt der Charybdis! Und wie schm~ihlich liess die prunke-nde und kocltrabende Katurphulosophie gerade die Therapie ausser Acht, die sic im Gegensatz zn ilrer erhabenen Doctnin an die roheste Empiric verwies! Im Voligefiffi dieser Mitugel der Medicin trat Hahnemann auf. Emn zwciter Paracelsus fand er die Ergauzung dieser ungeheuren Lileke. Wic erselnt die Reform war, lehrt der Beifall, den seinern Grundprincip wurde, ale er zuerst im Jahr 1796 difentlich damit hervortrat. Die Andeutungen, weicke sick far die Principien den IHomibopathie scion bei Hippokrates, Erasistratus, den Empirikern Askiepiades, Al. v. Tralles, Ilerodicus, Basilius Valentinus*), Cardanus, Fernelius, Paracelsus, Croll, van Helmont, Sydenkam, Tycho de Brake, Stoorck, den Contrastimulisten finden, wtaren verloren gregangen. H- a lin e m ann entdeckte sein imilc aufs Nene und kullpfte befruchtend seine Arzncipriffungcn an Gesunden an. Er gab die Wiedergehurt der andern Hiifte der Paracelsisehen Lebren, der therapeutiseken von der Specificitilt. ilomdopathic und Naturpbilosophie zusammen, so heterogen -audi beide Theile, miissen daher nur als Wiedenholungen ciner fruhfieren Entwickelunlg - auf h6herer Stufe betracltet werden. So wnrzelteI Hahnem a un's Lehre in der Zeit und hrat dock gegen sic auf, ur sic nduzugestalten. Das ist ibre Berecitigung und das ibre Bedeutung, die win sogleici nitier bezeicmen wollen. "jIm J. 1415. Vergi. 3. 0. Mulller Oestr. rood. Zeitschr. I. 3. S. 7. Die HoimBopathie und die physiologisehe Schule. 19 Die Verwirklichung der physiologisohen Therapie durch die Hom~opathie mid deren Verhiltniss zur neneren Medicin. Mit Brown verachtete HIahn emann die Philosophic, d. l. die Tie ori e in der Medicin, deren sebiidlichen Einfluss Beide riclitig erkaunten; mit ilm hielt er sich zunielist an das Subsirat der Beobachtnng, an die objective Aussenseite der Krankheiten, die Symptome. Mehr noch zeigt sich die UeBereinstimmung Beider in dem tiberwiegenden D y n am is m u s, welcher die materielle Seite in den Hintergrund dringte, sowie in dem Ableugnen der N afurheilkraft, obwohl bei Beiden die Ausgangs- und Zielpunkte scm' verschiedener Art sind. Denn gerade gegen die Einseitigkeit der Browin'schen Lelre, weiche das gauze Leben von der Aussenwelt abhuingig sein liess, machte die Homiopathie Opposition, indem sic die Heilwirkungen auf die innere Vitalitat begrtindete und indem sic die Qualitdit der Arzneien statt der bei Bro w n geltenden QuantitAt der Wirkung hervorliob. Im Gegensatz zu der dort geltenden Zwieiheit (starkende oder schwichende Mittel) schuf sic eine ungeheure V i e 1 h e.it. Allerdings war dies System (wie H a e - ser sagt),,,durchans ncu, cigenthUimlich, unerhdrt" und kfihn genug, der ganzen bisherigen PPraxis den Krieg za erkiaren. Hahnemann suebte der therapeutisehen Rath - und Thatlosigkeit der Naturphulosophen unter die Arme zu greifen. Er verwarf die uralten GGewohuheiten der iunmoralpathologen, die neneren Knnststflcke der Chemiatriker ebenso wie die Auswiichse der schottisehen Lehren und die Einseitigkeiten cines R a s o r i und B r o u s s a i s. Und unbewusst - denn erst eine spatere Entwicklung konute die Folgen der Broussais'schlen Leblrsitze deutlich machen - ist doch auch wieder die llomtopathic cine natuirliche therapeutisehe ErgAuzung der pathologischen Lehre jenes franzbsischen Arztes. Wie Dieser den Anfanog der anatomisehen Plhysiopathologie der neuen Zeit dureb die Lebre von der 0ertlichkeit und anatomischen Grundlage der Krankheiten bildet, so ist Hahnem a n n gewvissermaassen der Ortmnder einer anatonisch-physiologisehen Therapie geworden durch die Fixirung der Arzneiviwrkung auf bestimnite 0 ertlielhkeiten, auf gewisse Organe und Systeme mitteist specifiseher Verwandtsch aft des Organismus und der Arzneien. Viele nnd grosse Wabrlieiten, deren Eutdeckung sich jetzt falsehlicher Weise die physiologische Slihule beilegt und zu deren Erkenatniss sic langsam und auf Uimwegen gelangt ist, hat H ahnemann's unsterblicher Genius frtfiher erkannt. Die Bekaimpfung der Blutentziehungen, das Abweisen der Essentialitat der Fieber, die I-erabsetzung des absoluten Werthes der Kriscn, die Vereinfachung der Arzneiverordaung tiberhaupt und der Darreichung der Arzneien in besscren und wvirksameren Formen, die wesentlichere Beacltung der Dilt, sic sind von imli ausgegangen, von seinen Anhiingern gewilrdigt, von seinen Feinden bekziimpft '20 Die Homruopathie und die physiologische Schule. worden, aber haben sich doch endlich Bahn gebroehen. Das Streben aller Zeiten ging auf die Auffindung specifischer Mittel. Koch heute preisen sic siller Orten und in alien Zungen die Siohorheit derselben. Aber das Rdthsel, wie sic zu finden und was wahrhaft specifisch, das hat nur iahnemann goldst! - So Vieles von dem, was die neuere allopathisohe Sohule Eigonthtimliohes und Kenuzeichnendes hat, findet sich wieder in der Homdopatllie, bosonders in dor llomtiopathie, wie sic sich im Verlauf der Eatwiekelung gestaltet bat. Als selbstvorstitndlich namlich vorausgesetzt, dass 4cr Homilopath sich ler ganzen Medicin bemitoltigen muss (s. die folgenden Absolinitte), findet man bei dieser jtingeren therapeutisohen Lehre ei den pathologisoben Fortsohritten ontspreohendes Gleichmaass in der Therapie und Arzneinittllelhre, was die allopathisohe Sohule vergeblich bei sich suohen wNrrde, - weun sie auch wirklioh suolte. Die nenere Physio-Pathologie rtihmt sich ibres objectiven Unterbnues, der Verworfung des Autoritatonglaubens, dor selbstsehenden Untersuohung, des fealen Substrats dor Beobacbtung, - wohian! die Hoiom-opathie bietet das Gleiche, denn sie hat die bisherigon iwzuverhissigen und mangelhaften Unterlagen der I-Ieilrittollohre verlassen und hat auf neue und sorgfailtige Beobacltung, auf objective Ansohauung, auf der Basis wirklioh vorhandener Symptome, nicht auf Thoorien und Speoulationen, inre Lehre von der Specificititt begrinndet, die -eilmittel geprftft und verwendon gelehrt. - Die physiologisohe Medicin hat die anatomisohe Basis, die 6rtlichea Ausgaugspunkte der Krankheiten, die Verschiedenheiten derselben nach dem Sitz, organischen System, und Inch der Qualitdit der Misohung aufg6 -sucht und den Zusammenhang der pathologisohen Erscheinungen mit dem Bau und der F unction mehrfach uaclhzuweison gesuoht; dieI-Iomdopathie bat ein Gleiches in Beezug auf die Arznoiwirkuing getban. Jene hat statt der frithier bobobten Hypothesen libor das unergriindliohe Weson der Krankheiton unit grdrsserem Nutzon die Gesohiohte, den Gang derselben genetisch als eim individuelles Gauzes vorfolgt, y und halt sioli an die innere E n t w i ooleIaugia und den P r o o e s s der Krankhoit; auch die Hom6opathie betreobtet jodos Hoihulmittel als eim Individuum and gibt u ms ein m Bud des innern und roinon V e r 1 auafs der Arznoiwirkung, der Priuir - und Seoundiftrwirkung, durch dlie von Kranklieitssymptomon und Speoulationen ungetrUbte physiologisohe Erforsohung dorselben an Gesuaden. - Nimmt jone Sohule Rfloksioht auf die einwirkenden Vorhititnisse der Aussenwelt., auf die Oausalitiit, auf den Zusamunenhang mit der Constitution, kurz, auf die innern and hCussen Beedingungen des Erkrankens, so ist das nioht mindor der Fall in der Homijopathie, w'elohe cule di ese Momente in den Boroich ibror Betrachiung zielit and den ganzen Menschen bei dor WVail dor Arzneien in Erwaigung bringt, auch nach seiner psyohisohen Die Homtopathie und die physiologisehe Sehule. 21 Seite hin, weiche die ititere Schule in dieser Beziehung so selr vernachliissigt hat. - Was mit so grossem Vortheil fitr die Pathologic die k Ii n iseohcasuis tis oh e Methode eines Andral und seiner Nachfolger in Frankreich, die naturhistorisehe Schule eines Schoenlein in Deutschiand geboten haben, indem sic trotz mannigfacher Excentricititten und Fehier das ungluckselige Generalisiren heschritnkten, die Krankheiten ala mannigfach verschiedene Arten darsteliten und so die feinere Diagnose auch foruell einleiteten, das hatte schon lilugere Zeit vorher mit der ullcueria medica H aln e a a nn hewirkt. Zwar lehrte man auf dem Papicre theoretisch audi friliber zu individualisiren, in der Praxis aber ging man immer auf ein gedachtes Ailgemeine zurtick, weil man die individuell-specifiache Natur der Arzncien zu wenig oder vielmeir gar niclt kannte. Durci H ahnemann's Einrichtung der Arzneimittcllehre, melir noch durch seine praktiscbe Darlegung der individuellen Versehiedenheiten der Mittel aher erhielt maln mit der Nothwendigkeit auch die Miiglichkeit, den Krankhcitsarten and den individuellen Krankheiten in entsprechender Weise entgegcnzutrcten. Mn1i ist gczwungen ala Homdopath eine genanere Analyse der Krankheitscrscheinungen vorzunehmcn, um ihnen das ituliche Arzncibild gegentibcrzustdllen. So milsste man bier zu eincr ihnlichen nosologisohen Auffassung, weun eine soiche ndtbig ist, indirect gelangen, wie in der physiologisehen Schule direct, und es wiirden sich namentlich die Krankheitsarten durci die von den Arzneimittcln gegehenen Unterachiede der Krankheitcn zum wabren Vortheile der Therapie urn ein Bedentendes verrehren lassen. *) Weit entfernt davon, schon in diesen bisherigen Leistungen cine p hb ysiologiache Therapic za erkennen**), woza noch viele Ausftiirungen irn Eiuzelnen der Wirkung, die Zurtickfiihrung auf bestimmte Gesetze, die cliemisehe und pathologisch-aratomisehe Seite der Heilmittel, inshesondere audi die Verbannung vieles subjectiven Inhalts und cine gentigendere Denlung des Aehnlichkeitsgesetzes u. a. w. gelidren wilrden, wird man als ein vorurtheilsioser Forscher doch zugeben miissen, dass dies im Bereiche der Pharmakodynamik von den Homdiopathen Ausgegangene sich dem genanaten Ziele eher ndihere ala Alles, was hisher auf diesen Gehiete gescliehien ist. Eincr unserer entschiedensten Gegner, H. E. Riobter, der merkwdrdigrer Weise Physiatrik als Physiologic der Therapic bezeichnet (als oA wir den Naturheilproccsscn nachahmcu, sic nicht vielmchr dftcrs vermeiden, beschriln*) fine ausfuhrliche, mit Schhrfc und Schwung geschriobene Paralcla zwischcn der physiologisohen Sohule und der Hrom. enthilit die trefflicho Schrift von S tonus: Die Therapie unserer Zeit", Sondershausen 1854. 2. Theil, soparat in 2. AntI. [S62. ** Wiislicenus hat in gediogener Weise und mit viol Belosenheit den Vorsuch gemacht, in cinor grisseren Schrift die,,Entwicklung cines wabrbaft physiologischen fleilvorfahrens" (Leipzig 1800) an der Hor. zu zeigen. 22 Die HombSopathie und die physiologiseho Sehule. ken mtissten; and Physiologic der Therapie ftiirt im besten Falle noch immer nieht zur physiologisehen Therapie!), gibt selbst als die von der Physiologic kiar gebotenen Kategoricen an: die Zurflekftihrung auf Organe und Systeme und die Fcststdllung der Qualitit jeder einzelncn Arzneiwirkung. Wer aber trotz Dem nicht einsicbt, dass unsere Arzncimittcllehre in der iauptsache wirklieh auf diesem,,wissensehaftlichen Boden" stehe, wirklieh diese,,anatomisch-physiologischc Einsicht, insbesondere nach dem dermaligen Standpunkte der Wissensehaft" gewibrec *), nun - der kcnnt sic eben niclt und gewiunt durch diese Ignoranz das uxsehuldige Verguiigen, unscre Auffassung der Verdienste HI a h n e inaan n's als eine Ironic, als cinen,,puren Schcrz"l oder,,Witz" bczeichncn zu kbnncn. Wir IHombopathen aber, unbeirrt dureh die Gleichgtiltigkcit oder den Hohn der ausserhaib Stehenden, hoffend, dass einst die Erkcnntniss auch tiber die Gegner komnen wird, gehen ruhig den stillen Weg der Arbeit weiter. Die Grundlage alles Wissens in der Medicin ist die Physiologie.- Was sowohl in der Pathologie als in der Therapie cinseitig begonnen war, wird durb das physiologisehe Moment seine Deutung and inucre Verbindung erhalten. Vicles sehon, was bisher die Pathologic vergeblich fur die Praxis gelchrt hat, ist unbcwusst cmpirisch in der homidopathiscien Therapic enthalten gewescn und lasst sich aus dieser far jene ableiten und crsehlicssen -ein cBeweis mehr far die innere und aussere Wahrheit dieser Uclre und fur ihren organisehen Zusammenhang mit der tibrigen Medicin. *) s. Schmidt's Jahrb. Rd. 73. HIft. S. S. 116. neueste Phasen der Homioopathie von H. E. Richter. Z weiter Ahschnitt. Die Einwdirfe gegen die lowiiopathie and ihre Widerlegang. Unkenntniss der Fortentwicklung der Hromisopathie seit Hiahnemann Uls hilufigste QueUe der Vorurtheile gegen dieselbe. - Die wesentliclsten Angriffspunkte sind durch die Forthildung der Homibopathic beseitigt. - Der Yorwurf des,,Erpirisehen" und Irrationellen" gegen die Hor. Beweise far die Rationalit~t derselben. - Der Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit. - Per Vorwurf, die Heilungen der Hor. scien keine Kunstheilungen, sondern nur der Natur oder der Dust zuzuschreiben. - Die angebliehe Unwirksamkeit der kicinen Gaben. - Der Vorwurt des Unzureiehenden der Hor. Verhalten derselben zu den sogenannten Beitilfen, za den antipathisehen, heteropathisehen Mittein, zu Brunnenkuren. - Sehlussfolgerung. Unkenutniss der Fortentwicklung der Hom~opathie seit Hahnemann als hinfigste Quelle der Vorurtheile gegen dieselbe. Wilrde sehon ein obcrflitehlicher Blick auf die Gesehichte jener Zeit, in welcher die Homd-opathie cntstand, und auf die Bedingungen, unter denen sic zu Stande kam, lehrcn, dass sic niclts Zuftilliges war, sondera von ciner innern Nothwcndigkeit geboten wurde, die ihr eine mchr als vorflbergehende Stdllung in der Wissensehaft anweist, so reieht dies doch nicht bin, urn z ciner sachgemiissen Ansehanung und richtigen Wtirdigung der homiiopathischen Schule za gelangen. Nur einer jahrelangen und grUndlichen Praifung, und zwar nicht am Studirtisehe, sondern melr nocl im praktischen Leben des Arztes wird. es mdjglich werden, dieses Ziel zu erreiclen. Eine soicho Untersuchung aber kaun nut daun cine Aussichit aif Erfoig haben, wena der Priffende vorher aile vorgefasstcn Meinungen von sick abgestrcift hat, welche den Forsehergeist irre ftihrcn und die Wahrheit urschleicrn kijunen. Die Meisten bringen leider cinen umrviikten.Blick mit und schen darum entweder haib oder gar niclts, oder sic schen falsch durch die Brille des Vorurtheils. Wer wirklich mit Ernst an das Studium der Ilomijopatlsie gehen will, der werfe von sick aile Erinnerungen der Vergangenheit und ciner gun 24 Unkenntniss der Yortentwicklung der Hrom. als Quelle der Vorurtheile. gelnden und ins Joch der GewobDheit spannenden Schule. Er neime sich vor, eine neue Laufbahn zn betreten, ein homo novus zu werden, ohne die althergehrachten Titel der Legitimitalt und die Vorreclte des Ahuenthums. Aher vor Allem lerne er tahula rasa za machen mit den Vorurtheilen gegen diese jtlngste,,Errungenschaft" der Geschichte. Darum wird es ndthig sein, den Nebelgespenstern, welche uns den Blick und den Eingang ins Innere dieser neuen Gemeinsehaft verbieten wollen, zuerst keck ins Angesichi zu schauen und zu versuchen, oh sie der Weckerruf der Wahrheit nicht verscheucht. Woher die viclen Gegner, die sich traditionell forterbende Jndifferenz, Zuriickweisung, Verdammung? - Viele Schiuld triigt der Reformator H ahne m ann selbst. An ihim wiederlolten sich die Tugenden und die Fehler cines jeden gewaltigen, zugleich schafl'enden und veruichtenden Geistes. Das Auftreten eines jeden Reformators ist mchr oder wenigrer terroristisch. Es kann kein Umsturz, kein Neubau erfulgen ohue Zerstdrung des Alten. Verhindet sich dann der Hass gegen das Bestehende mit der Liebe far die cigene neugewonnene Idee, so schwitrmt der Griinder der neua Lehre far sic niclt selten in excentriseher Weise. Auch Hahn em ann schuf keck im Voilgeftihl seiner Zeugnngskraft Neues und,,Unertibrtes.1 Aher indem er dahei sich Sonderharkeiten und Iebert~reibungen za Schulden kommen liess, indem er, der Mann des Experiments, hier and da unwillkairlich sich in 3onstrnctionen des Dogmatismus verlief, hot er den sehon wegen ihrer Neuheit and wegen der Polemik gegen das Alte zahireichen Gegnern Angriffspunkte genug dar. Sie bekiimpften mit Reclit Unhaitbares and Extremes, aber sic irrten darin, dass sie damit auch den innern Kern vernicltet zu hahen glaubten. Sic versehiitteten das Kind mit dem Bade, indem sic mit der Zutbat, der Form, -den Gehalt verwechselten, mit dem Hypothetischen das Positive verleugneten und das Object, die Sacie entgelten liessen, was Sdhuld des Subjects, der Person war. Die Hoomrdopathie muss noch heute baissen, was an IHIahnemann tadelnswerth ist. Die Homd-opathie ist end bleibt den Gegnern immer noch das Hahnemann'sche System. Da nun. die Vorwitrfe gegen d i e s e s in Aller Munde sind, so recht geldufig and bequem sich nachsprechen lassen, olne dass man gentithigt ist, tiefer dardher naehiZudeuken oder etwa gar experimentitiell selbst nachzuforsehen, so hleibt man hinter dieser Versehanzung ruhig stehen. Es ist keine Uchertreibung, wenn man annimmt, dass unter tausend Aerzten der alten Schule kaum zehn sich finden werden, weiche melhr von der Homd-opathie wissen, als -was sie rm Hdrensagen kennen, oder durch unselhststaudiges Nachlesen scichter anid einseitiger Pritfungen am Studirtisehe, deren sicl selhst gewiclitige Historiker sehuldig gemaclt hahen. WA~ie viel hiesse es von ihuen verlingen, selbst an die Forschung, Beobachtung, das Experiment zu gehen! Unkenutniss der Fortentwicklung der Hoom. als Quelle der Vorurtheile. 25 Wie klein ist die Zahi dcrjcnigcn, weiche erst durch die Schwierigkei - ten des Letateren abgcschrcckt werden! Wie oft muss ein zweideutiges Achselzucken Bekenntniss cinlegen fuir die Unwissenheit, deren sich der Arzt den oft besser unterriclteten Nichtarzte gegentiber schamen solite! Wdrden diese Gegner im Interesse der Wahrheit und Wissensehaft mit E r n s t sich an die Prtifung dcr lomdopathie begeben, so wvtirden sie linden, dass Vicles von Dem, was der Hominopathic noch jetzt von ihuen zum Vorwurf gemaclt wird, gar nicht mchr existirt. Sic machen sich daher nur selbst licherlich, indem sic ihren wohlfeilen Spott and llohn auf lhingst Beseitigtes ausgiessen. Die (geflissentliche odor ungeflissentliche) Unkenutniss der geschichtlichen Eutwickelung der Homiopathie, der Verinderungen, die sic scit Hahnemaun erlitten, wird so zur Quelle vicler Vorurtheile gegen dieselbe and ist noch jctzt eins der wichtigsten Hindernisse ilrer Anerkennung und Verbreitung unter Acrzten. Dass wir bier, wo nur von wissensohaftlichen Einwtirfen die Redo ist, andere Quellen des Vorurtheils mit Stillschweigen tibergehen, wird mnan begreiflich ilinden. Die wesentlichsten Angriffspuakto sind durch die Forthildung der Homdopathle beseitigt. Obgleich das naechatfolgende Hauptsttick ohuedics den gegenwirtigen Standpnnkt der IIomiiopnthie naher bezeichnen wird, so dttrfie es nus dem augegebenen Grunde doch niclt ilberfiissig erseheinen einc gedrtingtc Uebersicht ilrer Forthildung durch die Jtinger Hahnaem ann's sclbst, namentlich in den Punkten za geben, die am moisten Einwtlrfe, Spott and Widerlegung crfahren haben. Es wird sich dadnrch herausstellon, dass die von der falsehen Ansicht des Bestandes fritherer Satznngeu nocli heute fortgepflanzten Vorartheile und Vorwllrfe in Nichts zerfallen.*) Zu diesem Behafe ist es nd*thig den Inhialt Dessen, was wir unter Homoopathie verstehen, soweit zu sondern, als dies logisch mo-glich ist. Wir mtissen namlich untersoheiden: concret thatsiichliches, odor reales Material and abstract -theorctisches odor formales. Das Lctzterc ist ebenfalls nuf empiriscbem Boden erwachscn, aber dnrch die Zuthat des Verstandes oft in Hypothetisohes and Dogmatisohes ausgoartet. Die orste *j Reiclhaltiges und werthvolles Material hierzu, wic fur cine kunftigc unparthejisohe Gesehichte der Hornijopathie geben: G riessclichI, HIandbuch zur Kenitniss der homr&op. odor specif. Heilkunst, Carisruhe 1848, and Rt au, Organon der specifischen Heilmethode 1838. S. 172. 308. 25 Die wesentlichsten Angriffspunkte sind durch die Fortbildung der Hom. beseitigt. Rubrik enthilit das pharmakodynamische und klinische Material an sich, die zweite die Grundsa t z e, Lehrs ittz e, und die allgemeinen V or - schriften und Reg eln der Arzneiprftfung und der Therapie. Wir lassen nun zunicbs t die Veriinderungen folgen, welche mit einzelnen L e hlr s it t z en im Laufe der Zeit vorgenommen wurden, da die Gr un ds ii t z e unverandert stehen geblieben sind. Diese Abiinderungen und Modificationen betreffen: 1) Die einseitig dynamisehe Richtung und Construction Hahnemann's. I-Iahnemann selbst ist sich in dieser Beziehung untreu geworden, wie wir aus vielen materiellen Auffassungen desselben, die sogleich noch niaher erwAhbnt werden sollen, sehen. Noch mehr haben die neueren Forsehungen in der Physiologie, das Hereinziehen chemischer, physikaliseher, pathologisch-anatomiseher Momente diesen Hyperdynamismus beschritnkt, vgl. z. B. W. A r nold, das rationell-specifische oder idiopathische Hfeilverfahren, Hcidelberg 1851 und Grau v o gl's,,Grundgesetze" (hierin ist sogar im Chemisch-Physikalischen zu viel gegeben). Es dtirfte kaum jetzt noch ein Homdopath den Satz unterschreiben: Krankheit und Heilung entstehen n ur durch dynamisehe Einfltisse. (Hahnemann, Organon, 5. Ausg. 1833. 8. 86.) 2) Die Leugnung der Naturheilkraft. Diese von Hahnemann nur zu sebroff ausgesprochene Ansicht ist auf das richtige Maass beschriinkt worden. Man ist jetzt mehr Physiatriker als je, gesteht Naturheilungen bereitwillig und hBufig zu, freilich nur in dem Sinne, dass sie nicht einem besonderen Genius, sondern dem innern naturgesetzlichen Gange der Krankheit zu verdanken sind. 3) Die Psoratheorie Hahnemann's. Nach ihr gehdren,,wenigstens sieben Achtel aller vorkommenden chronisehen Siechthume" der zu Grunde liegenden Psora (KrAtze), das andere Achtel der Syphilis oder Sycosis (Feigwarzenkrankheit) oder Vermisehungen beider, oder einer derselben mit Psora, oder aller drei an. Die Mittel gegen chroniscbe Krankbeiten wurden daher Antipsorica genannt. Diese Theorie, jedenfalls eine extreme, welcher nach R au der Begriff der,,inneren, verborgenen Qualitfiten" und der,,latenten Dyskrasieen" zu Grunde liegt, hat die Consequenz der dynamisehen Ansichten Iah neman n's durehil-chert, indem sie materielle, humoralpathologische Abuormititen setzte. Es ging bier H a h1n e m an n ganz ihulich wie K ant mit seiner Kritik der reinen und praktiscben Vernunft. Was er in der einen bekitmpft hatte, stellte er in der andern selbst auf. Die Nachfolger Iahnemann's verwarfen jene,,Theorie", indem sie nur das wahrhaft Begritudete ftbrig liessen und das Brauebbare ffir die Behandlung der cbronisehen Krankheiten herausnAhmen, insbesondere aber der neu gewomnenen Heilnittel, besonders in chronischen Krankheiten, nach dem Achnlichkeitsgesetz sich bedienten. Die wesentliclsten Angriffspunkte sind durch die Fortbildung der Hom. beseitigt. 27 4) Die Erklitrung des Princips Similia Similibus. Dieses hat die meisten Missverstitndnisse erzeugt, hat die meiste Anfechtung erlitten, insbesondere da eine zureichende Erkltrung desselben noch nicht gegeben worden ist. Am meisten haben sich - und nicht mit Unreclt - die Waffen gegen die Hahnemann'sche Deutung- gekehrt. Aber diese ist iangst von den cignen Jtiugern des Reformators verworfen worden. Man ist iiberhaupt verniinftig genug gewesen, nile Versuehe zu Erklitrungcn (wir nennen hier aus der alteren Zeit z. B. NI. MUl*ler, Kretzsechmar, Purkinje, Weber, Watzke u. A. vgl. Griesselich a. a. 0. 5. 42 if.) lediglich als Versuehe zu betrachten und statt dessen die Beziehungen der Aehnlichkeit nither zu erdrtern und schitrfcr zn begriinden. Ja die Kritik hat selbst die Frage nicht geseheut, oh dieser Grundsatz virklieh ein innerlich waltendes Heilprincip, oder nur cm iiiusscrlicher Anhaltspunkt, cin Weg zur Erkenntniss dcr Heilmitteiwirkung sei? - (Vgl. das Weitere im folgenden Absehnittc.) 5) Die Annahme der sogenanuten homd-opathisehen Vers e li 1 m m e r unugge n, welche man nack dem Gebrauche homtiopathiseher Mittel beobacltet haben wolite und nach H a h n e m a n n's Erklirung des Simile auch deshaib fur ndthig hielt, weil nach ibm das Mittel eine stiirkere Krankhcit als die urspriinglicbe hervorrufen soilte. Genaucr beobaclitete Thatsaehen aber und griindliehere Erdrterungen von Rummc1, Kurtz, Schroen, Schneider, Trinks, Goullon, G. Schmid u. A., sowie das Fallenlassen jener H ahnemann'schcn Theorie haben diese Verschlimmerungen theilweise als Phantasiegebilde, theilweisc als im Vrerlaufe der Krankheit liegend und nur selten als Arzneiwirkung, kcinesw egs also als wesentliches Erforderniss fuir die homdopathlische Heilung (wrorin auch Wunderlich irrt) hierausgestdlt. (Vgl. hieruiber ebenfalls den folgenden Absehnitt.) 6) Die Poteazirtheorie. Dieser Punkt hat den meisten Anstoss der Gegner aushalten mflssen und auch innerhalb grosse Zerkiuftungg crzeugt. Von der Arzneiverschuimmernng kan I-Iahnnemann anf die Verdilunung, von dieser allmlilig mit Iltilfe scines Dynamismus zur Annalime ciner Steigerung der Wirkung dureli Vcrdtinnung = Vergeistigung. Man irrt sick, wenn man glanbt, dass die Homdopathen der Gegenwart dieser Theorie aligemein beistimmen. Es ist waVr, dass noeb licute cine grosse Auzahl h or. Aerzte dieser Satzung huldigen; aber es stcht ihuen wnjigstens ciuc ebenso grosse Sehaur rationalistiseher Bektimpfcr derselben gegeniiber, welehe, wrenn sic nicht das grade Gegentheil annebmen, nur insofern an cine Potcnzirung denken, ala sic dureh die Mittheilung an das Vehikel, dureb die Verklcinerung eine leichtere Resorbirbarkeit, ci Entwickeln, Aufacliliessen der Wirkung zugeben, wie z. B. Trinks, Griesselich, Weber. (Ran sagt 28 Die wesentlicheten Angriffspunkte sind duroh die P"orthildung der Hom. beseitigt. entschieden: Potenzirung durch Verdihnnung ist UDnsiInn a. a. 0. S. 238. Vgl. d. nitehst. Absehin.) 7) Den Schiuss von der Wirkung der Arzneimittel an Gesunden auf die beim Kranksein, den man als einen trilgerisohen bezeichnet hat. Steht nun auch der Grundsatz unerschtltterlich fest, dass die,,krankhaften Symptome, welche die Arzneien im gesunden Menschen erregen, das Einzige sind, woraus wir ibre Heilkraft erkennen", so wird Niemand, der praktische Erfahrung hat, lengnen ktinncn, dass zu dieser physiologisehen Erfahrung noch eine wirkliche pathologisehe, therapeutisehe, die Beziehung zum. Krankheitsprocess (Sehroen) gehdre und dass die Erfalrung am Krankenbett erst die Bestatigung der klinischen Beziehungen gibt. Hat doch keineswegs seibst IH ahnemann die Herbeizieliung der bei Kranken beobaclteten Arzneiwirkungcn gana ausgeschlossen, ja auf Kosten der Reinbeit der Prilfung als Erginzung zur Arzneieharatkteristik nur zu sehr berlicksichtigt. 8) Halinemaun's kilustliehe Trennung der Erst- undNachwirkung der Arzneien. So fdrderlich diese an sich ist, wo sic durchzuftibren, um eine Einsicht in die Eutwiekelung und den Process der Arzneikrankheit zu erlangen, so haben doch 0. Hering, Kurtz, Trinks, Piper, A. itill er vor der Gefalr gewarnt, dass darunter das Ganze der Arzneiwirkung verloren gehe. Diese Zerkliiftung hiingt tibrigens genan mit der Hahn em ann'sehen Erkliirung des Similia, Sirilibus zusammen. So viel fiber die Lch r siitz e. Was nun die aus einzelnen Wahrnehmungen und Voraussetaungen abstrahirten Vorschriften und Regein fdr die Arznciprflfung und Behandhlug betrifft, so haben auch sic, insoweit sic sich als unprnktisch gezcigt haben, nicht unwesentliehe Abiinderungen erlitten. Zunitchst 1) Der Satz: dass die Behandlung nach dem Symptomencomplex,,das I-Iauptsiichliche oder Einzige" sei, wobei auf Grundursache, Veranlassung und andere Urstitnde nur,,beihliiflich" geachitet werden solle. Diese auf die Beachtung des Objectiven nur in falsehem. Ausdruck hinffihrende Regel ist sehion von Hahuemann selbst berichtigt worden, wic dies narentlich. aus den Einleitungen zn ejuzelnen Arzneimittein hcrvorgcht. Ferner sprachen die H alnemann'schen Vorschriften za Arzneiprfifungea, seine specielle 1-leilmethode, ja noch mehr seine Annahme der Psora als einer verborgenen Qualitit, ftir die Voraussctzung und Nothwendigckeit ciner fieferen Diagnostik und Semiotik, welche auch die Reflexion nicht aussehliesst. Noch deutlicler gesehah dies freilich von seinen SchUllern, welehe den Begriff des Symptomencomplexes niber definirten, auf den Werth der Symptome (ItRa), das Charakteristische derselben (M. MUller, Mosthaff, Wllatzkc, C. Hering), auf die Geschicite und Entwickelung der Krankheit (P. W ol f), auf Physiologic und Pathologic (S oh r o en), Aetiologie, Die wesentliclsten Angriffspunkte sind durch die Forthildting der Hom. beseitigt. 29 Semiotik, Diagnostik (Griesselich) zu achten und sorgfiiltigst zu vergleichen lehrten (Rum mel und Helbig), so dass zwar niclt dem Erdenken, aber dem Denken freier Spielraum gegdunt werde (liurtz). Das neue klinisehe Material der Iomdopathen zeigt deutlich, wie sic aile Errungensehaften der Pathologic, die physikalisehe und chemisehe Diagnostik und die pathologisehe Anatomic zur Aufstellang des objeetiven Krankheitsbildes benutzen, dass sic auf innere Vorgitnge ebenso grosses Gewielt legen, als auf das nach aussen reflectirte Bild und dass nicht bios eine Zusammenstellung der Symptome genflgt, sondern eine Charakteristik, Werthschutzung, kurz Abstraction oder Reflexion nuithig ist. 2) Die Pritfung an Gesunden mit kieijen Gaben. Mit Reelit V hat man diese als nieht zu positiven Resultaten fiihrcnd getadelt. Die ersten Prilfungen wurden mit starken Gaben vorgenommen, erst spitter verirrte man sich auch zu kleineren Dosen. Wolf, Trinks, Watake, Streeker u. A. erkhirten sich dagegen. Das Material zcigrte auch die Erfolge der Prtifuiigcn seir versehieden, je nacli Anwendung der materiellen Dosen. Einzelne Unternelmungen der Art in der nenen Zeit beginnen meist nur mit den hiiheren Verditnnungen, urn alimitlig zu den niederen und stiirkeren Araneigaben voraugehen, - was mehr Sache der Methode ist. 3) Gana aufgehoben wurden die Vor schriften Hahnemaln's zur Behandlung der sogen.,,einseitigen" Krankheiten, die nicht vollstiindig durci hombop. Mittel zu deeken seien.*) Ran neunt sic sogar ein,,trostloses Experimentiren" (S. 298), ein,,symptomatisches cinseitiges Vcrfahren" (S. 347). 4) Wie 1st ferner die Verordnungslehrc eHahnemann's, insbesondere in Betreff der Vorschriften wegen seltner Wiederholung der Arancien, oder der Heilumg dureb eine cinaige 'Gabe (welehe mit der Annabme der langen Naciwirkung zusammenhingen), oder - hinsiehtlich der Mittelfo 1 g e modifleirt worden! Welche Umituderung hat die Dosen elih r e (durek Aegidi, Rummel, Stapf, Kurta, J. E. Veith, 0. Schmid, Trinks, Schroen, Vehsemeyer, voratiglich Griesselioh), sowie selhst die Technik der Verabreichung spitter erfaliren! Waahrlich, die dem Grflnder der neuen Lebre seluldige Piettit hat nicht gebindert dieses Offer far die Wissensehaft azu bringen und an seinen grade wit grosser Vorliebe festgchaltenen Satzungen am meisten zu rNttein. Ueberblickt man die Reilic dieser Modificationen, wvelebe vie gesagt grade die biufigsten and entsehiedensten Einwtlrfe unserer feindlichen Brtder zu beseitigen gecignet sind: so soilte man meinen, dass bei nur ciniger liheksieht auf diese JEntwicekluhg cine billigere und unpartheiische BeurtheiH Hahnemana a. a. 0. S. 209-218. 30 Der Vorwurf des Empirisehen und Irrationellen gegen die Hom. lung Platz greifen witrde. Dem bi-sen Willen oder der Wurzelfestheit des Vorurtheils sind aber diese Aenderungen nicbt genelim. Sie werden entweder absicltlich ignorirt oder es heisst: das sci Rtickkehr zur alten Medicin, das sel keine Homdopathie mehr, das sei ein,,selbstgeschaffenes Phantasiebild oder Ideal!" Sie wollen niclt einsehen, dass mit dieser Fortbildung in Nebensatzen, auf die sie jedoch den Hauptton zu legen gewobut sind, der K ern der neuen Lelre uabertihrt blcibt. Dieser Kern 1st das Achinlichkeitsgesetz. Zn seiner Verwirklichung gehdrt die Prilfung der Arzneien an Gesunden, ala der eine Factor, und der objective Thatbestand des Krankheitsbildes, als der andre. Das ist unwandelbar geblieben von Anfang bis jetzt. Im Einzelnen aber ist Theorie und Praxis, im Besondern auch das klinische und pharmakodynamisehe Mlaterial der Homoiopathie uneadlich fortgeschritten. So bewahrt sic bei aller Entwickelung ffir sich ein festes Boliwerk, fuir d(ie Gegner ein Noli me tangere! Der Vorwurf des,,Empirisclen" und,,Irrationellen" gegen die Hom6opathie. Beweise ffir die Rationalit~t derselben. Ein weiterer his zun Ueberdruss wiederholter Vorwurf ist der, d ass das hombopathische Verfahren ein bios empirisches, in der sehiecliteren Bedeutung des Wortes, sci. Dieses Vorurtheil riffit wahrscheinlich davon her, dass Hahne ma nn und seine ersten Naclfolger eine heftige Opposition gegen die bisherige Medicin, ihulich wie B ro wn u. a. Reforiuatoren, machten, und dass sic in der tiberwiegenden Hervorhebunog der pra ktischen Seite sich gegen die damalige Physiologie und Pathologie aussprachen, ja geradezu die Nutzlosigkeit derselben, inshesondere der Diagnostik, dcr Sermiotik, Nosologie u. s. k. vcrktindigtcn. Nun Ness es ailgemein, die JHorniopatben selen blosse Therapeuten, Routiniers, Veriichter der Natur- und Vorbereitungswisscnschaften und i gorirten die Leistungen und Erfalrungen der bisherigen Medicin. Gab es solehe sogenaunte IHomiopathen wirklich, - nun zihlt niclt auch die Ailtere Schule dergleichen unwissenschaftliche Ermpiriker unter ihren Anhuingern? Aber diirftc es scion nicht schiwer fallen, sclbst bei Habnemann, von dem dieses Ankiiinpfen doch hauptsiichuich ausging, naclzuweisen, dass er in der Sturm- unid Drangperiode der Reform nur die Briklke zwischen der Verganngenbeit und Zukuaft der Heilkunde danit abbrecben woilte, and dass er ein viel zn gebildeter und denkender Arzt war, ur ohue physio-pathologische Kenatnisse an cine Heilung zu gehen; ja dass er immer auf jene Bezugc nalun und auf ibre Ergrebuisse bei den Arzneipriffungen und Heilungen sich sttitzte, so brancht es nur cines Blickes auf die jetzige homn iopathische Literatur und auf die Der Vorwuif des Empirisehen und Irrationellen gegen die Hom. 31 jangere Generation der Homtiopathen, urn in schiagender Weise diesem Vorwurf entgegenzutreten. Nicht nur dass in heutigen Schriften und in der Praxis den neneren,,Errungensehaften" der pathologisehen Anatomic, der Physio-Pathologie, der physikalisehen Diagnostik, der physiologisehen Chemic u. s. w. vollstitndig Rechnung getragen wird, so haben, wie dies scion oben ausgeftilirt wurde, die Homdopathen noch vor der physiologisehen Reform der Medicin die Anfgabe begriffen und zn erftillen angefangen, die Heilmittdlleire und Therapie in physiologiseher Weise aufzufassen und so die bisherige Llleke in der Medicin wiirdig za ergiinzen. Sic dirften daher, den Besitz der Kenutniss der tibrigen Diseiplinen vorausgesetzt, mit geibsserem Recite sich ciner,,plysiologischen Medicin" riimen (wenn iiberhaupt von ciner solehen die Rede sein kaun), als Diejenigen, weiche den in der Hombopathic gebotenen physiologisehen Sehatz ungebraucht liegen lassen. Die Benutzung der Erfalrungen der neucren Pathologic hat auch in der That zu tiberrasehenden lResultaten gefiihrt (wir erinnern z. B. an die Aufschlilsse der physikalisehen Diagnostik ffir die Indicationen maneher Arzneien bei Lungen- und Herzkrankheiten, an die Erweiterung der Anzeigen fir Behandlung der Leber- und Nierenaffectionen durch idie nenere Semiotik, pathologisehe Anatomie u. s. w.). Es stehen deren aber noch grdssere fuir Ermittelung der Arzneiwir'kungcn zn erwarten, wenn man aui eh emische Untersuehungen Utber die durci arzncilieie Einfiisse bewirkten Verinderimgen des Blutes, des Harnes, des Speichels u. s. w. anstdllen wird, vie sic Arnold wiunscht, urn die Bezichung gewisser Arzneien zu einzelnen Kobrpertheilen zn ermittein, wie z. B. des Sal.micakcs zu den Sehleimhtuten, des ilarustoffs zu den Nicren, des Phosphors zu dem Nervenmark; Uitlinhe, Wvie B 6 c k e r mit Sulphiur auralum *), mit Opitum.-Wirkungen auf flint und Harn **), insbcsondere aber in seinen reichbaltigen,,Beitrigen zur Heillinde"l Crefeld 1849, 1. u. 2. Bd. mit Bezielung auf Harn-, Lungen-, Darm-, Hautaussichidungen und Blutvertinderungen begounen hat; wic in Reil's Prilfung der Oxalsdure***), in Miguel's Untersuchung der Wirkung der Schwefelsdure auf den Hamnt), in K 611 iker's und Mtiller's Untersuehungen ilber die WAirkung des Eisens in Chiorose vcersnchsweisc geschelihen, oder, in physikaliseher Hinsicht, wie Dum6ril, Demarquay und Lecointe die Wirkungcen einiger Arzneien auf thierisehe Witrme erforselit habentt), oder endlich in pathologiseh-anatomisehrie BeziClung, auf welehe sehon No a ek und Trinks, die Wiener Prilfungen u. s..w. hindeuten. *) W undeerlich's Arch. ftur phys. Heilkunde. 'fl Bernhardi's Zeitschr. f. Erfahrungsheilk. IV. 1. **) Hom. Viertelj. Ii. 3. Ai Arch. f. phys. HIilk. X. 3. tt) Compt. rend. 1850, Mai. 32 Der Yorwurf des Empirischen und Irrationellen gegen die Hom. Kurz, so gross das ftir Erweiterung und Verbesserung der bisherigen physiologisehien Arzneimittdllehre noch offene Feld, urn so grisser auch unsre Anuwartsehaft auf Sicherheit und Rationalitiit der Praxis. Mehr noch trug zu der Vorwurf der Empirie -das Missverstandniss bei, welches iiber die Anzeigen zur Wahl der Heilmittel nach angeblich blosser Symptomeniihnlichkeit herrschte. Es kann nun nicht geleugnet werden, dass die anfangliche Fassung der Ialhnemann'schen Vorschrift das Verfahren leieht als ein todtes und mechanisehes erscheinen liess. Es bedurfte ansCceinend nur des Symptomencomplexes beirJ Individuum und des cntspr-echcndcu Complexes der Symptome eincs Arzncimittels. Das Eine deekte das Andere. So soilte die 1eilung zu Stande kommen. Wtirden die Symptore nicht volistiindig gcdeckt, so sollte man subtractionsweise sic durch Arzneicn nach und nach wcgnchmen, und wiircn nicht genug Symptome da, so rflsstc man durch die Mittel cyst additionsweise neuc schaffen, urn dann desto leichltere Deckung herbeizuftibren. - Wir sagten: ansclheirend. Denn wer die Sache praktisch angriff, der sal bald, dass er mit der blossen, ohnedies Gtftrs von der subjectiven Auffassung abbingigen, Symp tomenibihnliehkeit nieht auskam, indem diese entweder nicht ausreichend vorlag, oder wo sic sebeinbar vorhanden war, in der Praxis im Stiehe liess. Wer sish aber an den G e is t der Arzneimittelpriiflung hicit, die Lelre IIah nernanu's im Ganzen begriff, und andere Aeusserungen desselben (ver1gi. z. B. die Utber die Beltldonna-W-irkung) tiefer auffasstc; wer endlich die Zuflucht verstand., die er sich in der,,beihilfliehen" Beacltung der (Arundursache, Veranlassung, Individualitit und anderer Umsttinde offen gelassen batte, Der kam auch bald zu der Einsicht, dass es auch meistens ciner wirklichen Geistesoperatimn bedtirfe, ur nach dern Achnlichkeitsprincipe Krankbeiten zu heilen, -vlelhes in der Folgezeit iiberhaupt genaner definirt wurde. Der Homiiopath -weiss demnach, dass die Symptome nur Zeichen innerer Zustinde sind; dass nielit bloss der Symptorencomplex gentlgt, sondern dass der Zusarmmenh ang der Syinptome und das dadurch gegebene Bild erkaunt und dass auch bci uns zwischen primairen und seeundiircn, idiopathisehen und sympathisehen, wesentlichen und unwrresentlichen Symptomen unterschieden werden miisse. Der Homdopath verlangt, dass zur Wabh des Mittels cine Di agnose der Erankheit gestellt verde mid bedient sieb aller dazu fiirenden Wege. Er zicht in den Krcis seiner Erw.-ý-irrung den ganazcu bisherigen Verlauf der KranDkheit, also auch die nieht meir vorb-LAndenen Symptome, den Krankheitsproeess, das Stadiur, die ForDm, den Sitz, ttiologiscehe und pathogenetisehe Umstiinde, chemisehe, physikalisehe, anatomisehe, physiologisehe VerhhItnisse, ja sogar tehlurisehe, miasmatisehe, historisebe (z. B. bei Epidemien), urn die g rd6sstrndgIichste Achnlicbkeit und Verwandtsehaft cines Arzneimittcls zur Der Vorwurt dos Empirisehen und Irrationellen gegen die Horn. 33 Krrankheit nach alien diesen Beziehungen zu ermittein. Es ist also auch in entspreehender Weise gewissermaassen cine Gesehiclte der Arzneikrnnkheit von N6then, eine Charakteristik, cine Diagnose des M ittels nach anatomisch-physio- nuid pathologisehen Verhiltnissen, und es erfordert die Individnalisirung behufs der Vergleichung das genaneste Eingehen in die Details, ohuc dabei den Hinblick aufs Gauze za verlieren. Es ist klar, dass mit diesen Grundsiitzen die iiltere und die nucere therapeutisehe Schule weit auseinandergehen. Wenn jene mehr auf die uachste Ursache refiectirt und sich dabei in Hypothesen verliert, so wird diese dagegen auch bei tieferer Ergrtinduug doch immer nocl das Objectiverfassbare festhalten. Die physiologisehe Schule sagt nun zwar auch:,,man umisse nicht Krankheiten heilen wollen, sondern gestdrte Organismen, kranke Individuen, kranke Organe" (WIunde r eli, - sic verstelt dies nur nicht in Ausfiibrung zn bringen. - Die Mlittel, deren sic sich bedient, sind in den meisten Fallen indirect wirkende, wie der gauze Apparat der ableitenden oder revulsorisehen Methode (Hautreize,,,intense uunctiouserregung", wie Brechen, Laxiren, Schwitzeu, Diurese), oder wo die Arzneien in ditiologischer Tendeuz direct Nvirken sollen, treffen sie entweder nur quantitative Zusttinde, wie die Blutentziehungeu, die reizenden, schwidchenden, shirkenden Mittel, oder sic sind palliir-ende (Narkose), oder einseitig symptomatiseho (clemisci wirkende, oft nur gegen das Product gericlhtete, einzelne Becliw-erden besonders berticksichtigende) Mittel. An der Spitze dieser anscheinend directen Mfethode stelit der Grundsatz Contraria contrariis, der nach einer hypothetiachen Anachanung von der tieferen Grundursache des Uebels, dem v e r m u t l e t en Wesen desselben, den S c h e i n rationeiler Iandhabung gewaihrt (wie denn z. B. mit der wechselnden Begriff der Entziindung, wiras K issel mit Recht hemerkt, die Kategorieen der seliwitcbenden, der kithienden, der faserstoffldsenden oder defibrinirenden Mittel wechselten). Die nach sogenaunten ailgemeinen Methoden gebildete Classification der einzelnen Heilmittel soil den Glauben an Wissen schaftiichkeit ujibren, fihrt in der rhat aber nur zum Verallgemeinern uud Verwiscben aller individuellen Bestimmtheit. So stehen auf der einen Seite die Namen der Krankheiten, auf der andern die nach ieilmethoden eingetheilten oder vielueihr cingekeilten Arzneien. Was nicht. in diese Methoden passt und dennoch sick gegen die Krankheitskategorieen bewabrt hat, und noch dazu mit fiberwiegender Siclierheit, das ist unsern allopathisehen Coilegen ein Specificiun. Daher begreift es sich, dass Richter gegen die Specifica, weil unwissenschaftlich, auk~impft, und dass andererseits Wunderlich sic,,die uncutbehrliclisten und am wvenigsten zn ersetzenden" nenut und iire,,Vermchrumg als die wtiiuscbenswerthcste Bereicherung unseres Arzueischatzcs" bezeichuet. Sollen sic dies wirklich sein, so muss man sic, vie es bei uns gesehiect, IIRSCHEL I, iiornopatbiC. 3 34 Der Yorwurf des Empirischen und Irrationellen gegen die Hom. nicht ala generelle gegen die Krankheitsgattung, sondern ala concrete, localiind qualitaitsspecifica (idiopathica) auffassen und ibre Auffindung niclt dem Zufall, sondern dem physiologiachen und pathologisehen Experiment verdanken wollen. Da bei dieser Gelegeuheit sich Wunderlich cldr Bezeichnung,,empiriach" bedient und iiber den Unterachied der rationellen und empirisehen Bebandlungaweise auch fur die Entacheidung der Frage, ob die Homtiopathie ein bios empirisehes Vcrfahren sei, Bcachtenswerthes beibriugt*), so mige es uns gestattet sein, ejuen Angeublick hierbei stehen zu bleiben. Das empirische Verfairen ist nach ibm dasjeuige, was zur eiuzigen Richtschnur frilber vorgekommene Falle ahnlicher und gleicher Art nimmt und die Methoden und Mittel benutzt, weiche sich bei diesen erprobt haben. Es hiat seine Berechfigung in 4cr hitufigen Unerklirtheit des Zusamnmenhangs der Wirkungen von Mfittein und Methoden mit dem Erfolge der 1-Icilung (findet eben bei uns niclt Statt, da wir zur Erktirnug das' Simile haben). Die Nachtheile desselben aind: die seltene Gleichheit oder Acmnlichikeit 4cr F~ille, das Halten an Kraukheitsuamen, die Bedingungen der Individualitat, die inare. Versebiedenheit bci iusserer Uebereinstimmung, die Schwierigkeit die Heilung durch ein beatimmtes Mittel naclizuweisen, das Vorwalten des Zufalls bei 4cr Wahl neuer Mittel und Wege, die mangeinde Unterlage hinreichender und glaubwllrdigcr Fklle. Daher ist die ganze Grundlage eine,,Illusion", das empirisehe Verfabren der sichere Werg zum gedaukenlosen Schlendrian nud zur Leiehtfertigkeit des diaglnostisehen und therapeutiscien Benebmens des Arztes. - Das rationelle Vcrfahren dagegen soil scineu Anordnungen mit Bewusstsein das erfahlrungamassige Material \ie die theoretisehe AuMscehanung Zn Grunde legen. Es gelt zunachst aus von ciner m dgliehst genauen detaillirten anatomisch-physiologischen Diagnose, sctzt die Kenutniss des Gauges und der Stdrungen in anatorniseher und funetioneller I-Iinsieht voraus, das Vertrautseiu mit den accidentellen Gefabren im Verlaufe, mit ibren ersten Symptomen, mit den Sehwierigkeiten und Hindernitsen der Heilung; ferner cine unbefaugeuc Vorstellung von Dem, was moglicherweisc von der Therapie gelcistet werden kanu, eine klare Einsiclit in die Versehiedenheit und den Werth der therapeutisehen Methodcu, Besonnenlueit und Umsicht bci Entwerfung des Kurplaus und geiligende Bekauntachaft mit den Mitteln der Therapie und ilirer Wirkung. Ausdiricklieh heisat es dabei, man ktinne von 4cm rationellen Verfabren nielit verlaucgen, dass es auf jedem Schritte seine voile Bercchtigung naciweissen (doch woid!) und - die Wiriuug seiner Proceduren erkliren solle ihierin stimmen wTir beii. Weiter:,,das rationelle Verfabren ist nur *) Tlandhuch der Pathologic u. Therapic 2. Aufi. 1952. S. 70-79. Beweise fur dic Rationalitit der Iomi5apathie. 37 allein die praktisehen Consequenzen aus den pathologisehen Lehren der neuen physiologisehen Sebule ziehen. Nehmen wir einmal die Hyperarie (Stase, Entziindung und ibre Ausgituge). Kein Kapitel ist in der Pathologie sorgfitltigcr nach der funetionellen und materiellen, anatomiechen und chemisehen Seite bearbeitet worden. Und die Behandlung? Sic ist noch immer bei unsern Gegnern sich gleichgebuieben, indem die dogrnatische Medicin bei allem Wechsel ibrer Dogmen sic unveraindert beibehielt. Richlter fasst sic kura in die vrier Momente zusammen: Blutentziehung, Ableitung, Sebmeizung und Wiederausseheidung (a. a. 0. S. 59). - Sehen wir, wlas es mit diesen Blutentziehungcn ffir cine Bewandtniss hat! Die Nutzlosigkeit der Blutentzieliungen, ja ibren Nalchtheil haben mcbhrcre Aerzte der alien Schule nachgewiesen. Sie erzeugen einen quantitativen Verlust, olne eine qualitative Umunderung herbeizuftiihren und schaden oft durch jenen. Ausser Dieti's selr schlagenden Wabruebmungen fiber die Nachtheile des Aderlasses bel der Pneumonic sind H ering's Versuche an Pferden selr bedeutuugsvoll in dieser Beziehung. Er faud, dass Blutverluste von mittler Grdsse beim Pferdc keine merkliche Abweichung in der Schnelligkeit des Blutlanfs verursachen, dass aber eim starker Blutverlust mit der dadurch erzeugten grossen Schwiche trotz der bedeutenden Zunabme der Herzschliige cine Verzdgerung im Kreislaufc (also doch wohl nieht dienlich zur -Ieilung der ohnellin scion bestehenden Stase? Vf.) herbeifibren kdnne, welehe wohi das Doppelte der normalen Zahi betritgt. *) Abgesehen nun davon, dass diese Blutentzichungen niclt nuf die i~rtliche Stockung wirken - zumal da bei den 6rtlichen Blutentlecrungen der physiologisehe Zusammenhang der flussern Blutgcefiissc mit den tieferen der entztindeten Organe niclt nacbgewiesen ist - so ist fiberhaupt diese Antiphiogose n1ur elne a 11 g e m c i n wirkende Methode, utwrveder durch eine Lithmung der Nervencentra oder in den meisten Fitlen durch Einfluss auf die Blutmasse sclbst mitteist indirecter EinflUsse: Entzichuug, Ausseheidung, oder kiinstlicher Irritation beim Exsudat. Sic wirkt also nur in den seltensten Fallen local specifiseb. Nach Arnold's in dieser Bezichung sehr lehrreichen Versuchen liisst sick aber auf die Eutzflndung nur topisci durch Specifica wirken, niclt durc Besehleunigung der IHerzthdtigkeit, nieht dureli die Wirkung auf die Nervencentra (Gehirn, Thickenmark, Ganglien), da er bewiesen hat, dass die Entztlndung auc h bei aufgehobener Wirkung aller dieser Momente eintritt. Nebmen wir nun die neueren Forsehungen fiber das Zustandekommen der Entzfindung hinzu, nach -welehen diese, mag die Ursache in den zuftiirenden Geffissen, im Gewebe und in den Capillarwandungen, im Blute oder in den rilckfdhrenden Gefisseln, oder in mebreren Momenten zugleich liegen, mag sic innerlich oder A-usserlich *) Arch. f. phys. meilk. XII. i. 38 8Beweise fur die Rationalithlt der iornlopathie. vorkommen, doch immer drtlich begfrenzt auftritt und unter allen UnIstanden zuerst eine Besehleunigung, dann ein Retardiren der Blutstrdmung zeigt und lediglicl durch eine vermelirte Reizung mit naclfolgender Ersehiaffung der vasomotorisehen Nerven hervorgebraclt werden kaun, so finden wit-: dass die homtiopathischen Arzneien vor Allem durch die Art iner Einwirkung auf die N erven, inshesondere die vasomotorisehen, dann aber durch ilihrc specifischen VerhUiltuisse zu den erkrank ten Organen, dureli die Mannig-altigkeit inrer Beziehungen an dem B1 ut und den BJutgeLassen, der anatomischen Grundiage, dem Stadium u. s. w. nieht nur dem Wesen d e s K r an k li e it s p r o e e s s c s an sich in rationelister Weise entapreehen, sondern auch ffur die versehiedenen Oertlihbkeiten und Modificationen der Erankheit, also fdr die coneret-pathischen Zustande auch die vielfach entspreehlenden Eigenmittel darstellen. Sie wirken demnach nielt bios durch jene unsieheren aligemeinen Wirkungen auf den Gesammtorganismus, sondern durci specifische le erhailtnisse auf den Sita des Uebels selbst cm;; nielit erst durel secundii-re, fernwirkende, grosse Ersehiitterungen uInd MIassenausftihrungcn, sondern p r i m a r durch die dynamisehe Beziehiung zu dem primunm llovens des Nervensystenis; nielit nach den unsiehern Erfahlrungen ex 'usu in moorbis und nach dogmatischer Ansehauung, die jetzt grade zufAllig Defibnination heisst, sondern nach dem durel physiologisehes Experiment festgesteliten cigentliclen Wirkungsgebiete der Arznei. - Win haben, ininer erst dureb die objeetiven Symptome geleitet, ein starkes Hieer von mielir ala 100 antiphiogisfisehien Mitteun, weun wir uns dieses Ausdrueks bedienen dfirfen. Win haben unsere besonderen Mlittel furr the arteriellen Entzllndungen (Acnuit u. s. w.), fuir die vcndsen (Belladonna,1 Scpia, Sulphluar u. a.), die eapillifiren (Pulsat. n. a.), die parenehymatdsen (lirecur u. a.), die Affection den Blutmasse selist (Arsenic u. a.); Mittel, die fuir die serbsen ilTHute passen (Bryonia z. B.), andere fdir die Sehleinihaute (Ilep. snip hurs, llferurc it. a.), ffn die Drilsen (Spongia). Wir unterseheiden das erknankte Organ und mien unsere versehiedenen Mittel fuir die Pneumonic, die Nep/wi/is,( die Cyslitis u. s. w.; win unterscheiden aber auch das causale Moment (a. B. Erkittung, Indigestion, Sebreek, Aerger), die zu Gnunde liegende Conatitutionsanomalle (a. B. die artliit-ische, puerperale, typhdse, syphiilitische E ntzitndung) Ud das Stadium, in welchem sich die iyperamie befindet, wie, oh Stase oder Exaudat erfolgt ist, oden Eiterung, Verhdntung eintritt u. dgl. Kurz, wir hieten auf diesem Gebiete, velehes uns friiher von den au viel, jetzt von den au wenig thuenden Therapeuten grade sehr streitig gemaebt vorden ist, eune Mannigfialtigkeit und Siehenheit des Heilappanates, die uns mit Stolz den Vonwurf den Empiric abweisen lasst. Bekanut ist nieht bios der giticklicie, sondern auch schnelle Erfoig, dunch den wir wic bei alien Krankheiten, bei denen das Nervensyatem cine Beweise fur die Rationalitat der Homijopatbie. 39 grosse Rolle spielt (z. B. bei Group, Cholera), auch bei den Neuralgicen den Sieg Uber die andern Heilweisen davon tragen. Hierher gehiiren z. B. die Zahnschlmerzen. Wiihrend die Allopathie bier nur durei ibre narkotisirenden starken Dosen vTom Gehirn aus oder durcll sogenaunte ktihleide, schweisstreibende Mittel entfernt und indirect, darum auch unsicher und spilt wik~t, leisten unscre durch den Zusammenhang der Erseheinungen treffende Idittel das Mdrglichste in oft tiberraschender Schndlligkeit, well wir nicht blos eben den Complex aller Symptome und Ursachen beaclten, sondern auch die Nerven direct beriiren und die auf sic wirkenden qualitativ verschiedenen Reize nach ilrer Besonderheit (daher nerv6se, rheumatiscie, artliritische, organische oder caridse u. s. wi. Zahnschwerzen) unterscheiden. Der Vorwurf symptomatiscier Behandlungsweise mdchte also grade niclt uns, sondern weit mehr unsern Geguern gebilbren, die sich in der Therapie immer noch zu viel mit Palliation behelfen miissen, witrend sic in der Pathologic das Symptomatiscie durch Zurtickftihrung auf bestimmte Ausgangspunikte und Functionen beseitigen wvollen. Unsere rherapie trifft in dieser Hinsiclit mit ilirer Pathologic zusammen und sollte, wenn sic schen wollteii, grade dadurch ihaca den wahrcn Weg der Erkenntniss zeigen. Wir mtachen z. B. auf die hysterischen Erscheinungen aufmerksam, die iiren Mittelpunkt im Rtickenmark finden, welclhes entweder primair oder secumdir 10om Uterus und andeni den Canglien unterworfenen Organen ans afficirt werden kaun. Grade unsere miichtigsten Mittel dagegen wvie: Cocculus, Caprwn, Ignatia, n vown., Phoqjhor, Stranmmonium, Zincum, Veratruma ii. a. zeigen diese specifisclie Yerwandtschaft zum Rtickenmark. Oder man betracite den symptomatischen Complex: Magcnikrampf. Die nenere Mcdicin hat mit grossem GClckb hier die Krankheitsformen individualisirt und ibre verschiedencn Ursprtinge gezeigt, wie die heterogenen Krankheitsprocesse dargelegt, die dieser zum Schlcndrian fuiirenden Bezeichnung zu Grunde liegen. Aber die Therapie? 1st sic mehr als eine symptomatische, midirecte geblieben? Wic gleichformig monoton ist die allopathische Praxis und wie viel Anhaltspunkte bietet die Homi-opathie, die Aehnlicbkeit der Erscheinungen vrorausgesetzt, je nach der Ursache (Kaffeegenuss: Nuv. voln.; Cemiitlsbewegungen: Chain., NI vown., Sutplhysagr., Ignat., Coloc.; Indigestion: Bryon., Pals., Antim.; bei Siufern: NIlux vor., CGarb. vege.; Salzgenuss: Spir. nitr. u. s. w.), nach dem Sitz und Ausgaugspunkt (Rtlckenmark, Ganglien, Geffissen, Schleimhautleideu, Leber- oder Milzaffection u. s. wN.), nach dem Jxraukheitsprocess (yperdilmie: Bell. u. s. wv.; oder Katarrh: Sep~ia u. s. w.; Aunimie: Chin-a, Cairb. veg.; Neurose: Chant., Cocc., I1gn, Bism. nifr., Stalphysagr. u. s. v.; Cesciwflr: Arsen. u. s. w.), nach der specifiachen Constitutionsanomalie (den sogen. Schilrfen der alten Schule, scrofuluse, carcinomatese, arthritischc Dyskrasie u. s. wv.), nach 40 Beweise fur die Rationalittit der IHomiopathie. den cinwirkenden und verafndernden Umatituden (Tageszeit, Einfluss der Bewegung, des Essens, der Wtrme u. s. w.), nach den psychisehen und physisehen Individualititten (Temperament, Stimmung) u. s. w. Ja, wie vortrefflich sind die Krankheitsbilder der einzelnen MiitteI in dieser Beziehung gezeichnet und enthalten gleichsam im Revers die versehiedenen Krankheitsformen, z. B. das von Thar voni., Cocculuhs, Chamornilla, Ignatia iu. s. w., so den wahiren specifisehen Charakter nacl alien Seiten belegend? - Selbst, um noch zum Schluss auf cinige Kapitel zu deuten, bei weihebn dlie physiologisehe Pathologic ilre gr6ssten Triumphe feiern mtichte, wenn die Therapie nur nicht gar zu jhmmerlich abstlchc, namlich bei den Herzkrankheiten, oder bei den der symptomatischen Begriff: Asthima unterliegenden versehiedenen Krankheitszustanden, haben die von uns schon vor den neueren.Entdeckungen empfohlenen Mittel diese innern Untersehiede in sich enthalten. Wir erinnern an die Versehiedenheiten der Herzmittel, die z. B. Aconit, Ar-snjic, Aurum, Digitralis, Ferrunm, lgnaiia, Aalrum nurialicum, Sp igfCicc gevitlren, durch eweche sowohl der rein congestive, entziindliche oder nervdse Charakter, der anitmiseli-eblorotisehe Zustand, der acute Rheumatismus, die HerAhypertrophie, die Kiappenfehler, oder andere organisehe Ursaclen getroffen werden. Wir veiNrweisen ferner auf die bezdiglich des Asthma cinsehiagendcn Kranikheitsbilder von Aconit, Ammonium, Arsen ik, Arurnm, Bellad., Bryonia, Ip ecacuanhec, Bioscius, P/oswkor-, Sambu~cus, Tarrtrus, Verab'uuz u. a. und fragen, oh hier niclt die versehiedenen Bedingungen des Asthma, nach Sita und Krankheitsprocess (a. B. Emphysem, Herakrankheiten, Aneurysmen der grossen Gefasse, Neurose u. s. w.), wrie sic die ncue Schule enthtlllt hat, durch unsere Mittel ebenfalls dargestellt und mit rationeller Anwendung in specifiseher Weise gedeckt werden, wenn man dies nur gelidrig zu eutwickein und zu analysiren versteht. - Far die Feller Derjenigen k6nnen wir nicht cinstehen, welehe auch bei us auf d6r Oberfliiche sciwimmen, aher die Houtiopathie selbst ist, das hofl'en wir bewviesen zu haben, - niclht nur, was niclt auviel heissen will, rationeller als die alto Schule, sondern auch rationell in der volisten Bedeutung dieses Wortes. Der Vorwnrf der Unwissenschaftlichkeit. Weniger sdliwer in die Wgschale fcilt der Vorwnrf der Unwissenschaftlichkeit. Denn man hat iln der Homdopnthie doch nur deshaib maclien kdnncn, iveil die Aufdithiung der Arzueisymptome in dem Hahnem a n n'schlen Schema nach den Kdirpertlieilen. gesehielit und weil man bis jetat cine Classification der Heilinittel verrisst. Kaurn glauben wir, dass dieser Tadel cin ernst gemeinter sei. Die Classification ist nur von formellem Werthe. Sic ist,,ein Bedflrfniss fuir einen gewissen Mlittelaustand der Kennt Der Yorwurf der Unwissen scb aftli clhkeit. 411 nisse."1 Sic ist,,immer nur eine vorlitufige Orduung. Sic als die Spitze der Wissensehaft oder gar als ilr Ziel auzusehen, ist ein grobes und schiidliches Missverstiindniss." *) Eine Anorduung der Heilmittel, die immer auch etwas Zwangartiges hat, wifrde bei dem Mangel an innerem Zusammenhang und bei der Unabgeschlossenheit des Materials fulr jetzt nur unvoilkommen scin; sic muss, wenn sie Uerhaupt bei dcr individuellen Besehaffenheit imsercr Mittel mtiglich ist., spitterer Zeit vorbehalten bleiben. In Betref' der Mifhgel des Haahn em an n'schen Schemas sind auch bei ins nicht nur Stimmen laut geworden, sondern neucre Bearbeitungen der Arzneimittellehre, die von Noack und Trinks, Altschul, Kurtz, H. 0. Schneider (Lelrbuch der Pharmakodynamik, Magdeburg 1853) haben statt dessen eine mehr physiologisehe Eintheihing gegeben. Nicht unwahrsch einlich ist es aber, dass Hahnemann diese geriigten Miingel selbst absichtlich gefdrdert hat, veil mit ihnen ausser dem Nutzen fiur die leichtere Auffindung des Besondern der Vortheil gewitrfft ist, dass der Schlendrian des Generalisirens und Nachbetene ausgesehiossen wird. und dass Jeder, der sich vonl den SckwVhrierigkeiten der Erlernung nickt abschreckenn blest, zu selbststiindiger Bearbeitung und tieferem Eingehen gezwungen ist. Wer librigens cinen Buick nur auf die bisherige, insbesondere auch die neuiere Literatur der Homdopathie wirft, wird darin alle Merkmnale ichtler Wissenschaftlichkeit wiederfinden und den homdopathi schen Aerz ten den vollen Besitz tflchtiger Kenntnisse zuerkennen mffssen. Jeder gclehrte Allopath, sagt Wi eli cenis (Entwickl. ein. wabhrh. phys. Heilverf. 1360), kann in der Homnopathie nack Herzcnslust wissensehaftlich verfabren. Die falsche Wissenschaftlichkeit bedarf die Homiopathie niclt, sic bekitit die wakre Wissenschaftlichhkeit der Diagnose bei und fflgt zu dieser noch ein wissensehaftlickes Heilverfahren. Der Vorwurf, die Heilrngen der Homtiopathie seien keino Kunstheilungcn, condero nur dor Natur odor dor Diat zuzuscreibon. Man begutigte sich aber nicht mit Angriflen auf die principielle und fo r m. e 11Ie Seite der Homdiopathie, sondern man sprach ihr auck ihre p r a k - t i s cl e n E r fo 1 g c ab. Im Zusammenhange mit der neueren skeptischen Anechanung, nach welcher die Genesung immer von selbst ohn e oder tro tz der Kunsthtilfe zu Stande kommi, und. in Verbindung mit der weiter unten zu bespreckenden Ableugnung der Wirksamkeit Wkeiner Gaben ist dieser tinwrtrf sogar nenerdinge hitufiger erhoben worden, obwohi mit weniger Geiiessigkeit ale sonst, ja sogar hin und wieder als Bewveis fUr das Gelingen *) Wunderlich a. a. 0. S. 63. 42 Die Naturheilkraft. des eignen Nichtsthuns. Man schreibt nitmlich die glicklichen Erfolge der Homiopathie der Naturheilkraft zu. Soviel auch dagegen schon gesagt worden ist, noch immer spukt dieser,,Engel der Medicin, der sich mit dem Teufel um den Besitz der armen Seele, d. i. den Kdrper streitet, der der Dumme oder Geprellte ist, well er bald die rechte Zeit verschlummert, bald zu wenig thut, bald zu viel, und in seinem tappischen Zugreifen den Leib, den er schtitzen will, selber beschadigt". *) Am entschiedensten und wahrhaft genial ist diese Naturheilkraft durch Hab nemann's Kritik der Vorglunge und Tendenzen derselben widerlegt worden, die ibn endlich zu einem vdlligen Ableugnen einer zweekbewussten Kraft ftihrte. Unphysiologisch ist es in der That, sich in der Naturheilkraft eine besondere, etwa gar von der Lebenskraft getrennte Maclit zu denken, welche im Kdrper sitze und die Triatigkeiten regulire; unphysiologisch ist es ferner in der Krankheit mit J al n einen Heilprocess, oder gar mit S chul z einen Todesprocess zu selien. Mit dergleicben teleologiseben Auffassungen wird das Wesen selbst nicht getroffen. So sagt auch Wunderlich a. a. 0. S. 43:,,die Genesung ist als ein Resultat anzusehen, das seinen vollen und hinreichenden Grund in der Gesammtheit der vorausgehenden Verhuiltnisse hat, somit als ewie einfache nothwendige Folge der Zusttnde des Kbrpers und der etwaigeu Einwirkungen auf diesen, als die Folge giinstiger Constellationen, mnd nicht als das Werk einer besondern fur diesen Zweek bestehenden und wirksamen Kraft (Naturheiltkraft)." Die Entstehung der Krankheit und ibre Beseitigung bieten die grdssten Analogieen. Wie die Krankheit in den meisten Flllen ein Resultat einer Zusammenwirkung innerer und itusserer Vorgitage ist, die von der Norm des Lebens abweichen, aber unter physio-pathologischen Gesetzen stehen (die rein inneren Krankheiten sind seltener); so komrnt die Heilung der Krankheit zu Stande ebenfalls durch ein gesetzmitssiges Zusammenwirken innerer und iiusserer Einflulsse. Es geschicht dies, indem der Process der Krankheit sich ebenfalls nach physio-pathologischen Gesetzen wieder in den normalen physiologisehen umwandelt, sei es nun auf dern Wege der materiellen Entscheidung (dureb Krisen), oder in der Form objectiv nicht wahunehlibarer Ldsung (durch Lysis), oder durch Abwickelung oder Erlischen (Abortiren) des Krankheitsprocesses, oder endlich durch Gewlhnunug des Kdrpers an den Reiz der Schbtdlichkeit. Diese allgemeinen Normen der Genesung werden %rermittelt entweder durcb die Kust tunter Beihillfe des Organismus oder durch dessen Thuitigkeit allein, bei welcher oft ebenfalls cine diussere Einwirkung (z. B. diittetischer, atmosphlirischer Momente) Statt findet, nur dass sie nicht so nachgewiesen werden kann, als bei der Kunsthiilfe. Von Natur- oder Selbsttheilung kann daher nur in d em *) IIen le, allg. Path. I. S. Der Begriff der Naturheilung. 43 Sinne die Rede sein, als dies den nattirliehen, von ktinstlichen, also auch diitetisehen Einfltlssen, uugestdirten Verlauf der KrankIieitsprocesse bedeutet, wie in erst die nemeren phbysiologisChen und pathologisel-anatomisehen Gesetze, zusammen mit einer exspectativen Behandlungsweise kiarer gezeigt haben. Diese Gesetze sind die aligemeinen Gesetze des Lebens, des krankcn wie des gesunden; sie walten ebenso hei der Kunst- wie bei der Naturheilung oh, weil ohlne die selbstthuttige Mitwvirkung des Organismus ein Lebensvorgang niclt gedacht werden, kaun, weil die Aussenwelt nur auf Unorganiselhes ohne Reaction und MXittheilnahme des Betroffenen einwirkt. Eine solehe Mitwirkung wiWrd jede leilkunst, sellst die dittetische, in Auspruch nehrnen miissen. Lelrt uns aber die PhysioPathologie, and die pathologisehe Anatomie insbesoidcre, den Verlauf mid die Ausgange der Kr-ankheiten; wissen wir, dass tinter gewissen theils ~iusseren, theils constitutionellen, theils im Kranklieitsprocess selhst begriindeten Umstiiden Naturheilungen selten, schwer oder gar nieht deulkbar sind; zeigt uns die in diesem Punkte nicht zu veraehtende numerisch-sta-tistischc Methode in aritlmetisehen Verhtiltnissen die Heilungen und Nicltheilungen bestmuimter Krankheitsformen, und ist nach sorgf~iltiger ErwlgungU - aller dieser cinsehlagenden Verhiltnisse das honijopathisehe Verfabren iii Stande, sich caeteris paribus eine grtissere Auzahbl von Heilungen zuzuschreiben, als die Uibrigen Belandlu ngs weisen durch antipathisches, hydriatrisehes, exspeetatives Verfabren, so kann es nar ftir Trotz oder Blindlicit angesehen werden, wenn man die erfoigten fleilungen sbuiintlieh niiict der Kunst, sondern der Natur in dem oben angegebenien Sinne zuschreibt. Obgleieh die Statistik nicht maassebecnd ist, da die Relativitfit dabei die Resultate absclwtcht, so hat doch Prof. Henderson's scharfe Krifik dcr Thatsaelien and Sonderang der Fuille das Verhiiltniss der Geheilten and Gesturbenen als glinstig fdr die Homdbopathie erkldrt. Das Sterbliehlieitsverhitltniiss bei der Allopathie betrigt 10- 13, bei der exapeetativen Methode 8, bei der Hoinbiopathie 4-5 Procent. Es ist nieht Zn verkennen, dass dureb die neuere Richtuag der allopathisehen Therapie der Standpankt der Vergleichung cia anderer ffir ans gew"rorden ist. Es war friiber leiciter die Vortheile der Honinopathie gegenflber den positivr sehiidlichen oder ungenfgsamen Treiben der Allopathie zt zeigen; jetzt wo die sogenaunte physiologische Schale sieh in der Polernik gegen die alte Sehule selbst zu nws geseilt, gilt es vielmelr den Einwurf zu entkrUften, dass die Resultate der Honoiopathie und des exspectaliven, d. i. negativen Verfabrens gleich scien, well eben die Iomtiopathie auch nielts Anderes sci, ala ein solches und die Heilangen von selbst erfolgen. Der voilgaltige Beweis dagegen kaun eben nur a posteriori gefalhrt werden unter Zugrundelegung der oben angefilirten Motive. Voilkom 44 Die H- omoopathie und das exepectative Verfalren. men reif dazu ist die Zeit nochl nielt, weil cinestheils die Beweise flir die Vorztlge des exspeetativen Verfahrens noch den Physiologikern selbst fehlen, und weil anderntheils ein grosser Theil des bisherigen Iklinisebeu Materials der I-ombopathie wegen ungenauer pathologiseher Beobacltung und wegen der Schwierigkeiten stricter Beweise ffir die Kunstheilung ilberhaupt dazu nicht braucnbar ist. Auch zweifeln wir, dass je statistiscele Untersuchungen wegen der relativen Untersehiede der Faflle die Frage im Aligemeinen entscheiden werden. Es ist vor Aliem ndthig, vorcrst die Untersuehung auf die einzeLnen Krankheiten za beschbrinken, z. B. auf die Vorzuge der cinen oder der andern Bebandlung im Typhus, bei Pneumonic. Ur daza zu gelangen, muss bei vorkommender Heilung die Frage, ob Natur- oder Kunstheilung Statt gefunden hat, erwogen werden. Die letztere wird behauptet werden kd-nnen: weun 1) der Verlauf kIirzer ist, als nach der normalen kiirzesten Durehschnittszeit angdnommen werden kann (z. B. Heilung ciner Pneumonic am 4.-5. Tage, eines Croup nach 12 Stunden); 2) wenn die Krankheit bei allen Anzeichen progressiver Steigerung abortiv zu Grunde geht, coupirt wird; 3) wcnn ohue alle aussere oder innere Einwirkung, namentlich audi ohne die Erseheinungen der Krisen oder der Lysis, cine siehtbare Umstimmung erfolgt, die nach den bekanuten Wirkungen nur -der Arznei zuzuschreiben ist; 4) wena cine Umitndernng der Krankheit im Gauzen erfollgt ohne Metasehematismus, Metastase, Intermission, Vicariren dcr Zustitunde, Antagonismus, sympathisehe Erseheinungen, Produetsetzung, Selbstersehuhipfung des Processes u. dgl. oder wenn die Symptomengruppen dureh die einzelnen ffir sic bestimmten Mittel nach und nach hiuweggenommen werden, ohne d,(ass der Grund in den plysiologishen Verlauf liegt, noeli nicur, wenu dies wider die gewd-hnulihc Norm Statt findet; 5) wenn cine Krankheit, naclidem sie unter den verschiedeusten inneren und diusseren Verlijiltuissen lange Zeit hindurch einen stetigen Charakter behauptet hat, lediglich nach dem Arzneigebrauch entseliiedene Besserung oder Heilungerfiihrt; 6) wenn der Charakter der Krankheit oder die Lebensaqussernugen des Orgainismus derartig sind, dass bei mangeinder anderweiter, selhst diatetiseher Einwirkung die Abbuilfe nur kUnstliel erfolgen kana (z. B. Animie, Hydrops bei lerzleiden, LiihmUng). Als beihilflich zur Beurtlicilung kann endlich noch betrachtet werden: 7) wenn ein und dasselbe Mittel bel denselben Erseheinungen in wiederkelrenden FAllen irnmer dieselbe Besserung oder Heilung rhervorruft, und 8) weUn nach dem Ausseizen cines erfolgreichen MAittels Rtickftille cintreten, die dann durch Darreichen desselben Mittels wieder gehoben werden. *) *) Ygl. hieruher mninen Artikel: Natur- oder Kunstbeilung in d. Zeitschr. f. horMin. 1ld. 1. Nr. 5 u. 6. Die Yorzuge der Homijopatbie vor den ubrigen Methoden. 45 Lasst sich erwarten, dass in Zukunft bci Anlegung dieses Maassstabes und bei gennuer Begreuzung der Wirkungen cines negativen Yerfahrens der wirklich exacte und unumstdjssliche Beweis fuir die Vorziige der homilopatbisehen Therapie in alien Fufllen wird geftihrt werden kd-nnen, so liegen doch scion jetzt so viele Anhalispunkte zur Beurtheilung dieser Frage im Eijzelnen vor, dass diese bereits als zu Gunsten der I-Iomdjopathie entsehieden betrachtet werden kann. Namentlich komnt nicit bios die ileilung an sich in Betracht, sondern die Art der Heilung, d. i. die Schnelligkeit, Sicherheit und das Angenelme derselben sind vescntliche Erforderuisse. lnd grade in diesen Beziehungen wird, vie schon jctzt ilberwiegend dargethan werden kann, die Horn-opathie aile andern Bebandlungsweisen hinter sich lassen. Wir erinnern an die Erfahrungen bei der Chiolera, hei Ittermittens, Typhus, Neurosen, bei Rulr, Croup, Entztindungen tiberhaupt, inshesondere bei der Pneumonic. Wie in den horn. klinisehen Studien von Wu r mb und Casper (Wien 1852) nachgewiesen ist, betriigt nach Dietl das Sterblichkeitsverhaltniss in der Pneumonic nach Aderhissen 20,4, nach Breeliweinstein 20,7, bci dilitetisehen Mitteln 7,4, bei homdopathischer Beihandlung (I Todesfall auf 99 im Liuzer, 10: 284 Fiile im Gumpendorfer, 0: 19 im Wurmbschcn Spitale) nur 3 37/110/o, ein Resultat, weelches, wie die Herausgeber mit Recit hemerken, uns nicit die Erfolge der exspeetativen Behandlung beneiden liisst und uns niclt zu der miissigen Rolle eites Zusehauers am Erankenhette verurtheilt. - Aufricitig gcsagt, halten wir diese Frage iiberhaupt fur ein Product der Professo renweisheit. T Im praktischen Leben weiss Jeder, dass es cine Anzahl Krankheiten gibt, bei denen das iNiehtsthun niclits fiirdert, und wo nur differente Mittel etwas niitzen kinnen. Namentlich ist es das Gebiet der chronisehen Krainkheiten, auf dem wir imrer noch Bedeutendes leisten, wenn unsere Gegner die Hllnde in den Schooss legen. Tm praktishehn Leben wollen aber auch die Leute behandelt sein, vil1 der Arzt sclbst, wenn er Gewissen hat, das Seinige beitragen, u11 nicht bios minister, sondern aui hmagister naturae za sein. Dann hcisst es far die Elirlichen nicit warten, oder palliiren, oder spielend. und zum. Schein verordncn - und wic man dabei die gefihrlichcn Mittel nicht spart, zeigtcn wit ohen - sondcrn es hcisst an der Hand der Erfabrung mit Sicherheit sicl der Waffen bedienen, wvelchc so sehuell and so leiclt als miiglich, aber audi fur die Dauer, den gefitirlichen Feind vcrjagen. Diese V'ortheile bietet die Hoomaiopathic in Wahrheit. Wir hahen dater jene cigentlich milssige Vergleichung nur deshalb in Bctraebt gezogen, wveiI sic von den Gegnern mit immer nener Wendung vorgebracht war, um dadureb die Wirksamkeit der homtiopathischen Arzncien uaberhaupt, wie jeder anderen, in Zweifel zu zichen. Soilten wir diese erst beweisen mtlssen, so k6nnte man mit gleichem Recite von uns verlangen, dass wir fur das 46 Kunstheilungcn der Homiopathie. Leuehten der Sonne Griinde beibriichten. Freilich, am Studirtisehe bei verschiossenen Jalousieen und darpfender Lampe sieht man sic nicht, aber wer in das lichte Treiben des Tages geht, der findet sie allitberall, sobald er nur sehen will. Die Annalen der Hominopathie sind voll von Beweisen fflr grosse und miiehtige 1IHeilwirkungen, die sicl niclt bezweifein und niebt weggkllgeln lassen. Wean ein drei Wochen lang anlaltender congestiver Zahnschmerz durch cine einzige Gabe Belladonna in der 2. Verdflnnung gehoben wird; wenn Aconit und spitter Jod cinen mit alien Anzeichen des Exsudates auftretenden Oroup in kurzer Zeit heben; weun Palsatila eine,,ausgesprochene Turgescenz nach oben und unten" obne materielle Entleerung in itusserster Ktirze beseitigt; wenn eine tfiglich im Steigen begriffene Geschwtirbiidung auf der Cornea durch Sciuvefelleber in der 3. Verreibung, fi-itllmorgens cinen Gmna gereiclit, zur Stillstand gebraeht und in 5 Tagen gelicilt wird (VL); wean Aconit cine Augenentzllndung, die durch Einfliegen eines Stahisplitters erzeugt war, heilt, withrend dieser noch ira Auge bleibt (Arnold); wenn Calcarea carbonica x., vi. dann i. cinen zur Operation reifen Nasenpolypen in 14 Tagen his zur Einschrumpfung auf cine Sehleimhautfalte red ucirL (Goullon); wenn eia zweijahrigcr Darmkatarrh ohne alle diatetisehe Ilfilfamittel durch r-senik in der 3. Verd. in kaum 3 WVochcn danerad beseitigt wind; wean eine chronisehe I-Todenansehwllulungg, die Monate lang nacl Tripper bestanden hat, bci cinem immer Anstrengungen, Druc.k and Fnhren ausgesetzten Kutscher in Zeit von 14 Tagen nach Bror. 2. Vend. griladlich vcicht (Vf.); Wenll, um auch Symptomatisches auzuftiliren, auf der nHhe des Typhus nach cinigen Gaben Zinc. met. I aIle Symptome, Delirien, Gliederzittenn u. S. w. cinem freicn Bewusstsein and cinen auffallenden Besserung Platz machen, die eben, vei1 nachher wieder der regelrissige Gang des Typhus eintritt, nun arzneiliche Winkug scin kann (Vf.); oder wean sogar einzelne Symptome dieser Kraukheit, wie die Delirien, dnnch Hyoscyanzzus, den Durchfall dunch Arseniik sich auf der 1161he beseitigen lassen; wrenn exacerbirende organische Herziibel duch einige. Gaben Spigelia, asthmatisehe -Zufditle beim Emphysem durch Phosphor u. s. w. sich jedesmal, wenn auch nun palliativ, beruhigen lassen, so sind das so entschiedene Arznei-Winkungen, dass sic nicht im Verlaufe und in der Ordnung der Sellstheilungen begriildet seim kdjnnen. Dergleichen Beispiele aniuftibren, heisst fUr den Praktiker Eulen nacb Athen tragen. Vensuehe nun Jeder mit Ernst and olhne vorgefasste Meinang sclbst sich zu ilbenzcugen, - das Krankenbett und eine anbefangene Beobaclitung der Umistiinde bci dcr I-Teilung liefern die besten Beweise gegen die Zweifel an der Wirksamkeit anseres Heilverfabrens. In diesen Griladen liegt zum grossen Theil auch die Widerlegung Derer, welche die unbestreitbar-en Erfolge der iomraopathie lediglich der Diit zusetreiben. Denn da es so weit die exspectative Schule noch nieht Die Homtiopathic wirkt nicht bios durch Diit.4 47j gebraclt hat auch diese auszusehiliessen, sondern die,,Idiodiitetik" als das Ziel der Behaindlung aufstellt, so gilt das Meiste von Dem, was wir oben beigebracht, auch von dieser Einwurf. Mit Recht sagt auch Wuunderlic, dass man consequenter Weise endlich Alles, was man ge-gen die Therapie als liberffiissig vorbringt, auch gegen die Diait sagen kann. 1st die strengere Diat bei uns Ursacie der Heilungen, so versuche Cs die Allopathie gleicherweise! - Die grossen Verdienste H alhnemannis urn die Diatetik sind anerkaunt. Er ist anch iin dieser Beziehung der Vorllufer der neuen Zeit fl, welehe elnen gr6sseren Werth auf diese Lebensverhh~ltnisse zu legen gelelirt hat. Er tibertrieb die Vorsehuiften nur in's MEinUtidse, ur die Eiuwirkung der Arzneien nicht zu sidren. Auch von diesem Extrem ist man agegangen. Maassgebend sind ffur uns gegenwitrtig die von der Krankhicit, den individuellen Verhitiltnissen and 4er antidotarisehen Kraft der Diactetica gebotenen Regein. Diese gelten auch unsern Gegnern. Es ist also der in dieser Beziehung frillier Statt gefundene Untersehied zwischen der alten Schule und uns dadurch gefallen, dass auf jener Seite die Vernachliassigung, auf dieser die Uebertreibung geschwiunden ist. In allen Dingen heissi es Mlaass halten! Wir siud niclt so weit begeisterte Tlerapeuten, um nicit auth der Dial ilren oft alleinigen Antlicil an der Heilung zuzuerkennen, wir sind aber auch nicht so fanatisehe Diiitetiker, um aus Vorliebe ffir das blosse Regime und aus Skepsis gegen die Armzneihfilfe Gesundheit und Leben unserer Pflegbefohleien aufs Spiel zu setzen, oder - sei es auch nur auf einen Tag - iblre Leiden zu verliingerii. (Vrergi. Uib. diesen G(egenstand d. foig. Abschn. XV.) Die angebliche Unwirksamkoit der kieinen Gaben. Den ilauptanstoss melir noch als das Simile und das Alpha und Omega des Augriffs boten von jeher die klcinen Gaben, an deren iiWirksarkeit, )lbst wenn man Alles zugeben wolite, man niclt,,glauben" kani. Als ob nicht das Lieht, die Elektricit~it, 4cr Magnetismus mit noch viel kleineren G'aben noch Wunderbareres vollffihrten, - in weite, unermessliche Eutfernungen. Als ob nicht unwiigbare psychisehe Einwirkungen die grissten materiellen Verinderungen erzeugten, geschweige denn ein Theil eines Stoffes, der, wenn auch noch so verkicinert und verdltnnt, doch mathematisci noch vorlianden sein muss. Lasst sich doch von den niedern Verreibungen, der dritten bis fRinflen, in einzelnen Fallen durch verschiedene sinnliehe Kennzeichen auth der Urstoff noch herausfinden, wie z. B. beim Alercurius *) Vgl. z. Bi. seine kU. med. Schriften, brsgr. v. Stapf. Dresden und Leipzig 1829. I. S. I if. 48 Die relativen Verhaitnisse der Gaben. solubilis durch die Farbe. Nach K opp's Deukwtirdigkeiten gilt sich die 2,500,000,000fache Verdiiunung eines Grans der arsenigen Saure und des arsenigsauren Ammoni accas in Brandes und Ebeling's Versuchen dureli das geeignete Reagens deutlich zu erkennen. Indem wir wegen ausfiibrlicherer Beweise ffir die Wirksamkeit kleiner Gaben auf den folgenden AbschniLt Nr. V7III verweisen, wollen wir bier nur darauf aufmerksam machen, dass es nicht allein die Quantit at 1st, welehe bei der Heilung in Frage kmimmt, sondern weit melr noch die Qu alitdit. Wenn ein witzig sein sollender Vergleich den Nachweis der kviftigeren Einwirkung der Allopathic dadurch liefern solite, dass man berechnete, vie '/i Loth Kaffeebolinen cinen stArkeren Aufguss in einer bestimmten Menge Wasser gebe, als cine eiazige, so zeigte dies eben die Kurzsiehtigkeit, dass man die qualitative Verschiedenheit 4cr Eluwirku-ng Ubersab, die gar niclit numeriseb abzuw,-igen 1st. Niehts ist aus dcmselben Grunde verkelirter, ala.wenn cin Anhanger der alten Schule irn Bedtirfniss der Reform oder in woblmeinender Absicht der Annitherung an die Hombopathie diese dadurch zu bewlerkstelligen glaubt, dass er nach allopathisehem Princip verordacte Arzneicn in kleinen Gaben anwenden will. Die kleinen Gaben sind nicht das Wesen der IHomoopathie, sie sind aber eine Folge derselben, als a4e r Methode, welehe eben die specifisehen Beziehungen der Arzneien zuin Krankheitsobjcte za Grunde legt. Indem die Arzneieu grade die erkrankten Punkte treffen, welehe olnedies abnorm funetioniren, und indem sic sie gerade in ciner Weise berilliren, in weleher diese selbst alterirt sind, bedavf es nur ciner verhiiltnissamissig geringfiigigeren Quantitdit des Avzneistoffcs. Es leucltet deshaib ein, warum die kicinen Gaben auf Gesunde niclt wirken, und warurn der Reiz in dem erkranktcn Kibrper ur so leicliter hervortritt, je gleichartiger derselbe die gesteigerte Einpfitngliclekeit im verwraudten kvalnken Theil berifirt. Nach Virchoow bcsitzen aber niicht bios die Nerven, sondern auch die iibrigen vitalen Elemente Hire specifiscie, in krankhaftem Zustaide gesteigerte Rcizbarkeit, auf welcher die homtopathische Behandlung basirt. Lu de bei weitern grdsstcn Meirzahl der allopathisehen Methoden dagegen, besonders we cine Ableitung, eine Gegenwirkung, einc mehr oder minder massenhafte Ausfillfrung odcr Entziehung von Stoffen, eine klinstliche Herabstimmung (Depression) oder Steigrerung (Exaltation), eine cnemisehe Umwandlung bcabsichtigt wird, bedavf es auch einer verhbtitnissmilssig grbsscren Menge von Arzneistoff. Mani sielt also, dass es thbrieht ist die naturgemUss mit der Qunlitilt zusammenhtngenden Verhultitisse der Quantitat villkivlich umandern zu wollen; dass es aber noch viel tidvrichter and geradezu unnattirlich ist die Q u a n t i t at zur Hauptsache zu machen, wabrend es die Qunlitilt ist. Alle VeriUtltnisse der Dosen sind ja Ufbrigens relativ, in der 9o Die relativen VerhUiltaisse der Gaben. 49 Allopathie wie in der Homdopathie; es kaun dort keine bestimmie Greuze ter Wirkungstahigkoit a priori gestelit werden, ebenso wenig vie hier. Es gibt unendlich viele Abstufungen in den Gaben der versehiedenen Arzneien. Sic siud bodingt auf der einen Soite theils durch die den Arzneien innewohnenden Krafte, theils durch die Form, in wveicher sie verabreicht worden; auf der andern diirch die Empfiinglichkeit des Krankon im Aligemeinen, durch die Beschaffenheit der befallenen oder der in Wirksamkcit zu v-ersetzonden Thoilo und durch die Natur des Krainkheitsprocesses. Liesse sich auch mit grosser M1iihe aus einer grisseren Anzahi von Erfahrungen an Individuen und Krankheiten ein Ilmittleres Ma aass, eine mittle Berechnung fflr die Gabendlie der oinzolnen Arzneien aufstellen, so sind doch die individuelien Vorkomnnisso so vorsehiedon und die Bedingungen so mannigfaich, dass sich niclt bostimmen iflsst, bis zu welcher lldhe definitiv die Wirkung noci mdglich sci odor unter weichem Grade sie aufh 6 ro. Namontlich ist es die in jedem einzolneu Falle erst zu erprobende Empfiinglichkeit der Kranken, welche oft sile Berechnungon zu Schanden macit. Es hisst sich daher wohi im Allgemeinen sagen, dieses oder jeoes Mittel wirko bessoi' in den hbheren oder nioderen Verdiinnungen; in diesen odor jenon Krankbeiten seien die lideron oder niederen Gaben vorzugswoise wirksam; aber das individuell Passende wird jedenfalls das Beste sein, auch wen o es im vorkommeonden Fail diesen allgemeinen Annalimen widersprache. Und es wird und muss Dem widersprochen werden melir ais cinmal. Es gibt domnach cigentlich weder k1eine noch grossee Gabon, soudern nur p assendo, aduiquate, und die Theorie.wird sich umsonst abininhen, die Greaze fuir die Wirkungsfithigkeit der Arzneien in deir odor jener Gabe zu stecken. Die Empfiiaglichkeit des Krauken fuir Arzneien liberhaupt, odor anch fuir besfimmte Modicamente ist otwas ganz Besondores. Sie ldsst sich gar niclt aus den allgemeinen Verhtitnissen des Temperaments, der Constitution u. s. w. abloiton odor berechnen. Jeder praktische Arzt, er gelidre weicher Schule er wolle, wird meine rfabrung bostaltigon, dass erst durci dei Versuch mit Arzneien diejenigo Gabenhiidhe im Mittien bestimmt wercien kaun, die gerade cine betreffende Individualitit erhoiselit. Wir finden oft, dass robuste, sonst kriiftige Porsonen nur soir geringe Graben vertrsgen und Audere derselben Katogorie wiedor stdirkero bediirfon; wudlirend zarte, schiwaclulche, ncrv6se Constitutionen nicit selten viol niedrigere und intensivere Poteazen odor Gabon erheischen, wo man gerade das Gegentheil, das aber auch anderwArts wieder vorkommt, erwartet hBitte. Sehr belehrend war mir in dieser Boziehung die Behandiung cines vor Jairen an cinein organischen Hcrzioiden verstorbenen Collegon, der, soust durchacus kein Freund der I-Iomdopathie und in seiner cigonen Praxis starkon, Jieroisehen Kuron huidigond, durct diese bei einom sonst kruiftigon Kdrporbani IIRSBCHEL, Homiopathie. 4 50 Grosso Empflnglichkeit far kicine Gaben. olberats entwickelte Reizbarkeit fdr arzneiliele Einlirkungen (auf einen Thee1i0ffel elect. lenit. oder einige Gran Salrnial z. B. folgte immer mebrere rage Durehfall und ungemeine Erschdpfung) fast wider seinen Willen der Ilomtopathie in die Arme gefiihrt wurde. Lnd auch lid dieser Methode vertrug er nur die schirAchsten Gaben. Nit niedrigen Verdinntungen kounte man homi-opathischie Versehlimmerungen, vollstindige Krankheitsbilder bei ibm entwvieken. So erzeugte ein Tropfen der zweiten Verddinnung der Blironia scion Visionen, nervo-se Unruhe, Fieber; ein Tropfcn von der zweiteu Verdflnnung der Nux vornica, bei cinen arthritischen Uchel gercicit, brachte eine volistitudige giclitisehe Kolik zuwege, die dem Gegenmittel Kaffee selr achnell wich; Pu/lsailla erzeugte einen vortibergehenden tripperartigen Schleimfiuss aus der Harnrdiire ohne alle vorbergegangene Blasen- oder Harurdi~renleiden; Lycopodiwn in der seclsten Verdtinnung hielt aber auch eine starke Diurese an. Deun es ist klar, dass zur Heilung vorhandener Leiden es bei ciner soichen Individualitiit nur geringer Gaben bedarf und dass gerade bier ein glluzendes Feld der Thatigkceit fuir uns ist. Arsenik wirkte z. B. in der achten Verdiuunung noch gegen cinen intermittirenden Fiebevanfall, Nux in der sechsten Verdlinnung gegen Obstruction u. dgl. m. Mit wabrer Angst bericeitete mir einst der Genanute die Symptome der Abgesehiagenheit, Unruhe, Abgestorbensein dcr Extremitaten, der Ohumachttwwandlung und des kalten Schlweisses, die auf cine Gabe Phosphor in der sechsten Verdinnung eintraten, so dass er nicht zur W-iederholung derselben zu schreiten vagte. Dass bier tinbuldung nicit oliwaltete, mug noch daraus hervorgehen, dlass Patient die physiologisehen Pruifungen dieser Arzncien in ibren Einzeluheiten gar nicht kanute und durchaus kein Hypoehonde wvar. Binen cutselicidenden Beweis ftir die Wirksamkeit kiciner Gaben und fuir die grosse Receptivitit kritftiger Constitutionen legen auch die Erfahrungen in der Thierheilkunde ab. FHier veichen oft sebr kicine Gaben bin, um ghlilzeude Erfolge hevvorzubringen. Dasselbe ist der Fall in der Kinderund Landpraxis. Die naturgemilsse Lebensweise, der Mangel stdvrender psycliischler und physiseher CGegenwirkungen und neutralisirender rnaterielier GTenfisse mug immerhin cinen grossen Einfluss dabei haben; es kann aber dieser nur immer ein untevstittzender sei, nicit die wesentliebe Bedingung der Wirksarnkeit kleiner Dosen acgreben, die in der Erfabrung feststeht und f(Ir Jeden zu Tage liegt, dcv daffir das riehtige Ange mitbvingt. Bei den vielfaich einselilagenden Verhlitnissen und Anscbauungen ist za ciner Verduigung fiber die Gabenhojhe tiberhaupt schwer zu gelangen und Das, was daffit in der ilornioopathie bis jetzt gesehehen ist, legt auci nicbt gerade breiten Grund dazu. Wdihrend die Eunen sich gem der sogenanuten lIochpotenzen bedienen,' sind die Andern in der Technik weiter herab Die Wahl des Mittels ist die Iilauptsache. 51 gegangen, so dass sie statt des Verhailtnisses von 1: 100 jetzt 1I: 10 verdilfnen. Die Einen lieben unter allen Umstanden die hohen Verdlinnungen, die Andern gehen bis auf die 2., 1., ja sogar bis auf die Urtincturen mit Vorliebe herab. Am vorurtheilslosesten handeln jedenfalls Die, welche bei aller Ifinneigung zu den mittlern und niederen Graden der Arzneigaben, die sich unter allen Umstiinden verhialtnissmissig am meisten hewiihrt haben, siih keine Grenz in i e fair diese oder jene Gabensatze ziehen, sondern mit Griesselich an dem Grundsatze festhalten, dass das Was, d. h. die Frage nach dem Mittel, dem Simile, das Erste sein muss and dass das Wie, d. b. die Frage nach der Gabenverabreichung erst in zweiter Reihe steht. Denn mag auchftir die schnellere, sichere, angenehme Heilung und die Entfaltung der Wirksamkeit der Arznei tiber]iaupt die IIhe der Gabe nicht unwesentlich sein, so hangt wesentlich doch der Erfolg der Heilung von der Wahl des M ittels, von dem unter allen Breitegraden der Arzneigaben sich aufrecht erhaltenden Grundsatz des Simi li a Sim ilibus ab. Das migen Diejenigen wohl bedenken, welche in den kleinen Gaben das Wesen der Homdopathiez ube kamp fen oder in dem Zurtickgehen auf niedrigere Gaben Seitens homnopathischer Aerzte einAu fgeben fr iherer Grun ds ittz e zu erkenuen vermeinen. Der Vorwurf des Unzureichenden der Homo-opathie. Verhalten derselben zu den sogenannten Beihfilfen, zu den antipathischen, heteropathischen Mitteln, an den Brunnenkuren etc. Den Werth und die Erfolge des homdopathischen Heilverfabrens hat inan endlich auch dadurch in Sehatten zu stellen versucht, dass man behauptete, die Hombopathie reiche mit ibren Mitteln nicht aus und sci gentithigt, ihre Zuflucht auch zu den tibrigen Methoden zau nehmen. Die zeitweilige Anwendung von Purgauzen, Blutentziehungen, Ableitungsmitteln, ja selbst die Verordnung von Mitteln, deren sich atch die Allopathie in denselben Krankheiten bedient, o b g 1 ci c h sic cigentlich nach hom-opathischen Grundsittzen wirken, die BeihIlife trtlicher Einwirkung durch Einreibungen, Umsehbidge, Biader u. s. w., die Herbeiziehung der Kaltwasserkur und der Mineralbrunnen hat man den Hom6opathen zum Vorwurf gemacht und daraus den Beweis herleiten wollen, dass das Verfabren der neuen Schule entbelirlich, Itickenhaft oder auch ganz vergeblich sei, und dass vicle Heilungen nur auf dem Erfolge dieser angeblichen Beilitilfen oder der antipathischen Mittel beruhen. Zu dieser Behauptung unserer Gegner hat der bier und da allerdings oft aussdliweifende 4* 52 Das Ausreichende der Honiijopathie. Gebrauch der ausserhalb der Homijopathie liegenden Therapeutik beigetragen. Es kommt noch heute zuweilen vor, dass der M1angel an Erfalirungren und eine dtirftige uud unzureichende Kenutniss der homiiopathisehen Arzneimittellehre d en Grad von Sicherheit ausschuiesst, mit welchcr man sich auf die homiiopathisehen Mittel allein verlassen kann. Anfthnger insbesondere, oder mangeihaft ausgebildete lomiiopathen sehen sich durei ilir Gewissen bedrdingt, das Opfer ilrer Consequenz zu bringen statt des Menschenopfers, und huldigen somit oft mehr als erlault den alten Methoden and den,,13eihllfen". Dies sind aber immer nur Ausnabmen. Dass ein solches Verfaliren nicht von den strengen Anh~ngern der I-Jomdopathie gebilligt -wird, lelrt der Vorwurf,,der mediciniseben Polizel",,,der Ketzcrriecherci", den man Diesen daraus maclt, dass sic auf die,,Reinhcit" der Praxis dringen. Ain allerwenigaten aber haben. die Gegner deshalb das Reclt der iom6opathie tiberhaupt Unwirksamkeit zuzuschreiben; dean diese Herbeiziehung anderer Hfilfsmittel, die jedenfalls nur in eiuzelnen bestimmten Fafllen oder ala Unterstiitznng in Nebenwirkungen gesehieht, darf nicht der Methode sellst, sondern nur der IndividualitAt, der Neigung and dem Grade der Kenntniss Derer angerechnet werden, die sic austiben. H a Iinemann selbst verwarf consequent jedes gemischte Verfalhren und gestattete nur Ausabslmen in dringcenden Fhllen, lIci Lebensgefahr, wo die Zeit far die Wirkung hiomdopathischer Arzneien zu kurz ist, bei Vergiftungen (H- abahnemanan's Organon 5. Anag. S. 139). Er behauptete ferner, dass nur dlie homidopathisehe Heilmethode in der Erfabrung sieh bewitidre (S. 93) und erklirte die aussere Behandlung der Krankhleiten mit Localsymptomen. far verderblich (5. 2 IS-285). Die Vermittlungsbestrebungen R a n's, S cli roe n's, G riesselieh's und. neuerdings Arnold's sind persd*nliehe Ansieliten, denen die gegentheilige Ueberzeugung Anderer in iiberwiegender Weise sich widersetzt. 0 r i e aa e lieli berkent selb*t ausdrticklich den Conflict an, in welchen die Wissenschaft mit der Kunst tritt und fiberlisst es Jedem, sich vor der Tissenschal't und seinem Cewissen zn verautworten (Iandbuch S. 28 6). So wird es der Individualitalt, der kuinstleriaclien Fertigkeit fibertragen, den Zwiespalt zwisehen Lehlrsatzung und Ausfaibrung auszugleichen. Oligleich bei diesem Stande der Dinge (da das Prineip nicht darunter leiden darf, wena es inconsequent gebandlbabt wird, und da man einen. stark allopathisirenden Homrndopatlen mit gleichenm Recite w1oll auci einen homiopathisirenden Allopatlen nennen kiinute) von einem weitern Eingerhn algeseuen werden dtlrfte, so wvollen wvir doc diejenigen Mittel, deren ausnabmsweise - und jedenfalls auch iiberfiassige - Herbeiziciung die meiste Veranlassung zu jenern Einwurf gilt, elne kurze Revue passiren Ilssen, ur zu zeigen, dass selbat, i'enn sic angewendet werden, eine wesentliche BecintraiictignDng der homiiopathisehen Mittel dadurch iniclit angenommen werden Nebengebrauch anderer Mittel. 53 darf. Man kann sogar die Wirksamkeit der antipathiseben und heteropathisehen Methode in bestimmten Farillen anerkennen, ohne damit za sagen, dass sic besser unci vorziiglicher seien ala die homdopathisehe; noch wtlrda man dadurch behaupten, dass die wirkliehe ileilung durch diese Mittel erfolgte, da sie meist nur palliativ erleiclterud wirken, oder intercurrirende, voritbergehende, niclt wesentlich der I rankheit augehiirende Zustande betreffen, oder solehe (bei H ahae mann vorgesehene) Ereignisse, weiche die etwa spitter eintretende Wirkung der bomdopathisehen Arzneien nieht abwarten lassen. Solite dadurch begrtindet werden, dass das hom6opathisehspecifische Verfahren tiberhaupt niclt gentigte, so mtisste erat in alien diesen Fitilen der Beweis geliefert werden, dass die Heilung gerade durch jenes Verfahren erzielt worden sei, oder dass die alleinige Anwendang der lomdopathie nicht ausgereicht haben viurde. Hauptsitehlieh sind es folgende Mittel der alien Sebule, welehe, weil sie bier und da von Homdopathen angewendet werden, angeblich als unentbelrlich far die Homdopatbie bezeichnet werden und dadurlch den Einw%,urf des Ungentigenden derselben belegen sollen: 1) Die Brech- tund Abfifbrrittel. Nur wo niassenhafte, grobmaterielle Ueberladungen, Vergiftungen Statt finden, velche eine dynamisehe Behlandlung hindern, ist ire Anwendung von Halnemann gestattet vorden. Die Verv6hnung und die Vorurtheile, welche die ausleerende Methode der alten Schule hei den Nichtirzten tiber die materia peecans des Unterleibes verbreitet hat, ftihrt manehmal noch zur Zwisehenanwendung cines Laxirmittels, wenu der Arzt seliwitcher ist als der Kranke. Nur in den seltensten Fdllen wird ein wirklich heilende r Erfoig von solehen Zwischengebrauch wahrgenommen werden. In acuten Eirankheiten bedarf dessen der verniluftige Homidopath nicht und in chronischen? - nun da lebrt die allopathisehe Erfabrung zur Genilge, dass selbst jabrelanges Ahfitbren nielt die Krankbeit, aber wfohi sehliesslich den Kr-anken beseitigt. 2) Die wurmtreibenden Mittel. Die homiopathisehen M~ittel ftlbren oft zu cinem freiwilligen Abgnng der Wtdirmer, w1eun der Wtirmerzufiille erzeugende pathologisehe Zustand des Darmtractes beseitigt ist. Dass die Wurmkrankheit nur eben cine secunditre ist, indem durch die lranklieit der Darmsehlcimhaut u. s. w. das Wohibefinden der Wfirmer aufhdbrt und die bekanuten Sttirungen eintreten, ist jetzt cine bestimmte Thatsacbe. Dadureh ist das Abireiben der WTirmer auch minder niitbig ersebienen. 1st allerdings ilre Ansammiung masseubaft oder ist die Gattung derselben eicl gefithrliehe, wie die des Bandxurmes, nun so fordert die indicatie causalis zunchst die Tidtung oder die Entfernung derselben,;veil bier eine fortdauernd naehtheilige Einwirkung primitrer Art bcseitigt werden muss. Aus dieser nur dureb starke allopathisehe Arzneien zu bewirkenden Abtreibung 54 4Nebengebrauch anderer Mittel. 0 der ebenfalls grobmateriellen Krankheitsursache der HomtSopathie einen Torwurf zu machen, welce ibrern ganzen Wesen nach nicht dazu angethan ist Parasiten zu tddten, zu vergiften oder in cine krankhafte. Verstimmung zu versetzen, heisat das Wesen und den Begriff der Heilung, inshesondere aber ciner homiiopathischen, verkennen. Man dflrfte consequent niclit dulden, dass der Iomdopath den Splitter aus dem Finger eniferne, der die Entziladung des Zeilgewebes unterhitit. 3) Die rein chemisch wvirkenden MHittel, Neutralisirmittel u. dgl. Sic kionnen nur angezcigt sein hei Vcrgiftungen, wo das Materielle so flberwiegt, dass erst dessen Bescitigung ntthig wird, che an cine weitere Einwvirkung gedacht wird. Die durch dynamisehe Wirkung von selbst nachfolgendc chemische Unmnderung hat fur uns die rein chemische Therapie der alten Schule Uiberflifssig gemacht. 4) Die Blutentziehungcn. Je mchr die physiologischc Schule das Unntltze, ja den Nachthcil derselben (S. DieGl, der Aderlass in der Pneumonie, I-Jamernjk, Marshall Hall, Copcmann u. A.) sclbst cinsieht, davor warnt, sic als die Ursache Dessen bezeichnet, das man eben bekitmpfen;volle (Virchow), urn so weniger wird auch in Znkunft hiermit gefehlt werden. Die Hom6opathie hat ja zuerst die Veranlassimg gegeben gegen dieselben einzuschreiten, freilich, ohnc dass man dies einsieht, und lange unter grdssten.Widerstande der Anhaitnger des Blutlassens. Gerade bei den Entztlndungen hat unser Verfahren seine zureichende Hiilfe bcwiihrt. Bin Hiomiopath, der jetzt noch Blut entziehen widrde, ware cntwcdcr mit den bomoopatbischen Mitteln nicht vertraut, oder zu nachgiebig gegen das Vorurtheil und den Willen seiner Kranken. 5) Die ableitenden Mittel, z. B. Scnftcigc, Vesicantien, Fnssbdder, Klystiere u. s. w. sind tiberfiuissig. Sic wirken hiichstcns indirect unterstittzcnd, erleiclteruid, jedenfalls nur palliativ, nicht curativ. Ilre gleichzeitige Anwendung neben homiiopathischen Arzneien kann also dem Werthe der 1-lomuopatbie keinen Bintrag thun, vorausgesetat, dass arzneiliche inwirkungDn, wie bei der Brechweinsteinsalbe, dern Cantharidenpflastcr, den Einreibungen von Squilla, Zwiebeln u. dgl. ausgesehiossen bleiben. - Der ohnehin starke Missbrauch dieser Methode, die oft mehr zur Qual als zur Erleichtertung der Kranken dient (z. B. die Senfteigc beir Typhus, beim Hydrocephalus der Kinder), soilte ansserst beschrtnkt werden. Dasselbe gilt 6) von den Ujrtlichen ausseren Mitteln wie Katasplasmen, Binreibungen u. dgl. Ihre Wirkung ist meist nur eine localbeschriin7kte und palliative, aber doch oft auch cine so intensive und heilende, dass, wena gleichzeitig innere auf dasselbe Leiden hinwirkende Mittel verabreiclit worden sind, die Entscheidung fiber die Ursache des Erfoigs zwcifelhaft werden kaun. Ent Nebengebrauch anderer Mittel. 51 schuldigen aber wird der Verniluftige jeden Hombiepathen, wenn er beii drtlichen liusserlichen Beschwerden ein sclinelles und local wirkendes Mittel bier und da dem ailgemeinen erst auf Umwe-geu wrirkenden verzieht, oder bei zweifelhiaftem Resultat des cinen wie des andern, eder behufs schacilerer mid kritftigerer Einwirkung auf beiden Wegen gleichizeitig seim Ziel verfelgt. Man denke z. B. an die gleiclzeitige Behandlung cines Abscesses mit J;er-- cur oder Jlep. sutp h. und Catapi. ernoll. Der getibte iombopath wird dagegen in vielen Fallen, we der Allopath elne tussere Mittel niclt auszukommen glanbt, mit den inneren schneller vorwirts kommen, wie dies z. B. gauz besenders unsere Behandlung der Augenkrankheitcn Ichrt. 7) Es zeigt von der vi-ligen Unwissenheit unscrer Gegner, wean sic uns zum Verwurf machen, dass der 1-lomieopath in bestimmten Fallen sich cines und desselben Mittels bedient wie der Allopath, z. B. des fed in den Screfela, des Sciuvefels bci venlsen Abdeminalleiden, Hautaffectienen, des Queclsilber-s in der Syphilis, des Chinins eder A47senikhs bei Wcchselfieber. Der Grand liegt in der specifisehen Wirkung des Mittels, vermlige welcher es in dcin passenden Fallen auch den Allepathen niltzt. Es ist darin keineswcgs cine Concession zu erkennen, sendern es gehibrt dies vielmehr zu derjenigen Praxis, welehe G r i c s scli ch cine Hmoeoopathia i)Wvoluntaria Renmt, weil die Anhanger der alten Schule unwillkiirlich heomiepathisch verfahrcn. Gerade die sicheren allepathischcn Specifica, die sic nur eben nicht nach cencreten Aazeigen anwenden und die darum iMfters felilselagen, sind homeilp. wirkende Mittel. Bei der jetzt sehr haufigen, nur die Angabe der Quelle verschlweigenden Benntzung unserer Erfahrungen gerathen wir in Gefahr, uns diesen Veorvurf weegen Mitgebrauchs lfter gefallen lassen za nitissen. Das heisat doch den Undank in's Gresse treiben! 3) Was endlicli die Verbindung der K altwasserkur mit der Homieopathie bctrifft, so sind wir der Meinung, dass, so lange die Anwendung des kalten Wassers auf einzelne Gebrauchsweisen, z. B. Umschltge, Sitzbiider, Klystiere beschrankt bleibt, sich recht gut ciuc Beihillfe daven ffir die specifiachen Mittel erwarten lisst, ebwohl auch dana die Eatscheidung schwer fallen dtirftc, welehes Mittel denn eigentlich geholfen habe, das innere oder das aussere. Sell aber cine systematische oder eine vellstia' digoe Wasserkur, in der lauptsachc nach der Priessnitz'schea Methede, mit der Homliopatbie verbunden werden, so mtisscn wir, olgleich man die Naturgeniissheit der Reaction in beiden Hleilmethedcn fur ditese Combination hat geltend maclen wellen, sic dock futr cinen Missgriifl erkltren. Da die Iydriatrik verzugsweise den antipathiachen oder heterepathisehen Grandsatzcn entspricht, so kana, cine Vereinigung so heterogener Diage nur cine Beeintrachtigung nach der eder jener Riebitung bin mit sich bringren. 9) Ganz anders ist das Verhaltaiss der Homieopathie zu den Min e r a I - 56, Verhaltniss der Hombopathie zu den Mincraiquellen. wasserkuren, sci Cs zum ilussern oder innern Gebrauch. Audi aus deren allerdings niclt ausnahmsweisen, sondern sehr h iufigen. Anwendung hat man der Horndopathie einen gewicltigen Vorwurf za machen geglaubt. Und dennocl ist der Gebrauch der Quellenkuren keiaeswegs eine Inconsequenz der Homrnopathen. Man fiiirt als Grand die Dose und die Zusammensetzung gegen uns an, weil wil uns nur kleiner Gaben und elafacher Mlittel bedienten. Wir haben aber oben gesehen, dass die Dose nur Kebensache ist und dass daher ein ibrigens homo-opathiseli angezeigtes Mittel auch in griisseren Gaben verabreiclt werden darf. Adolph H aas hat diesen Gegenstand in einer besoudern Broschitire behandelt*) and in einer lichtvollen Darstellung bewiesen, dass die Mineralwtisser e ufache, verdilunte and auDi nach Princip und Dose hombopathische Mittel sind. Dasselbe rhema behandelt geistreich Porges.-**) Die Gr1sse der Gate, ur zuerst von Cheser zu sprechen, wvird bei den Brunnen und Bidern immer dureh das Vehikel des Wassers gebildet. Die Katur hat die Verdflnnuag titernommen. Die Beirisehung purgirender Saize wird tei manehen Quellen zur grossen Theil wieder unverditunt aus der Ii6rper gesehaift und es tleitt nur eine kleine Quantitit eigeutlih hwirksamer Bestandtheile iUbrig. Diese sind oft ir Verhiitniss quantitativ aicht viel stiirker als die hombopathisehen Dosen, wie z. B. die Eisen-, Jod-, Bront-, Alangai-, Li//Zion-, Schivefel-, Srontianz-, Arse-nik-Mengen, ater auch selbst der Salzgehalt beweisen. Bei vielen Queflen ist das eigentlich Wirksame nicit cinmal cherisci nachweistar, vie bei den sogen. indifferenten Thermen, oder es milsste nach cherisehen Gesetzen durch andre Vertindangen in seinen Wirkungen behindert werden, wie z. B. Jod darci Cllornai(rina und.Eisenzosqd. IHaas hat berechnet, dass urn den von den allopathisehen Aerzten verordueten Dosea von Jod und Eiseni zu entsprechen man 80 Flaschen der jodlhaltigen Adelheidsquelle oder gar 450 Maass der Lranzensquelle an einem Tage getrauchen rntisste. Vom Carlsbader Sprudel miisste man, urn dcr gewuybhnlichlen allopathiscien Dose ciner halten tis gauzen Unze Olaubersaizes za geniigen, nach Porges, 30-60 Becher trinken. W atzke sagt in seiner vortreff lichen Athandlung titer das Kochsalz ***), dass der Rakozy in 16 Unzen 63 Gran, d. i. 0,80/o, foiglich fast 13 mal weniger Kochsalz enthlitit als unsere erste, im Decimalverhittniss bereitete Ko hsalzverdininung. Em Enranker wiirde demnach 23-92 Gran Kochsalz tilgfich nemen, uwas von den draclirenweise verordneten Pro4) Die Mineraiquellen and ihr Verhliiltniss zur Allopathic und Floruopathie. Wien t853. *4) Gedanken cines Hornopathen Uber 3runncnkuren. Prng 1863. **# Gestr. Zeitschnift f. Jioni. 1V. 1. S. 254. Verhiltniss der Homiiopathie zu den Mineralquellen. ap portionen noch immer selir abweicht. Viele Heilungen werden aber allein durch die Bader in Kissingen bewirkt und es wiirden nach Wag ne r's Handb. d. Phys. von dem Kranken dabei nicht mehr als 3,5-7 Gran Kochsalz resorbirt. Nach Young's, Madden's u. A. Versuchen fiber das Einsaugungsvermdgen der Haut werden in einem Vollbade von 300 R. in einer halben Stunde ungefahr 400-480 Gran Wasser eingesogen. Da in 16 Unzen des Teplitzer Wassers 4,8 Gran mineralische Bestandtheile enthalten sind, so schliesst Perut z*) mit Recht, dass in einem halbstlindigen Vollbade ungefiihr /" o iGran dieser letztern dem Kdrper einverleibt werden. Dass selhr viele Hieilumgen von Brunnenkuren auch ohne die purgirende Einwirkung erfolgen, bestatigt nur die Annahme von der homdopathischen Wirkungsweise derselben. Was die Zusammensetzung der Quellen anbelangt, die man als Gegengrund gegen unsere Forderung der Einfachheit aufgestellt hat, so kdnnte dieser Vorwurf auch gegen alle andern Mittel angewendet werden, denn was ist in der Natur einfach? Tragen wir z. B. Bedenken die Chawnomilla als einfachen Ktirper zu behandeln? Und doch bestelien die Blfithen aus: 7,40 brannem durch Bleisalz fitilbarem Extractivstoff, 5,90 Harz, 5,00 seifenartigem Extractivstoff, 5,36 Gummi, 2,90 Bitterstoff mit Spuren von Apfelsaurem Kalk und Gerbestoff, 2,20 apfelsaurem Kalk und Kali mit Zucker und Eiweisestoff, 1,00 pho.phorsaurem Kalk, 0,80 Wachs, 0,50 Fett, 0,90 Aetherdl, 0,40 Chlorophyll, 66,70 Faserstoff und Verlust! Auch Natrum muriaticam, Argentum nitricum, Nux vomica sind nicht einfach. Arnica besteht aus Bitterstoff eigenthitmlicher Art, atherischem Oel, Gallussaure, Harz. So lange wir daher niebt wissen, welcher Stoff wirksam in dem Brunnengemisch sei, mflssen wir es als Ganzes hinnehmen; denn ist es nicht mdglich, dass eben dieses Einfache in der Zusammenstellung und Mischung auch als ein ganz Anderes erscheine? Das Compositum ist auch seinerseits ein Simplex, wenn es als solches gepriift und hingestellt wird, gerade wie die einzelnen Bestandtheile des Opiums ganz anders wirken, als das Ganze und sich dies nicht aus den verschiedenen Einzelwirkungen jener addiren hisst. Die Pruffung der Mineralwisser, soweit wir deren haben, beweist aber, dass die Wirkung vorzugsweise nach dem homdopathischen Princip erfolgt, wie dies schon Hahnemann angedeutet hat. Scir richtig sagt auch Por ges (a. a. 0. S. 9):,,Die Mineralquellen sind rationelle Gemeuge, vom lieben Schoipfer selbst sanctionirt; und wurden diese einfachen Naturheilmittel an Gesunden genau durchpritft und so in ihren vielseitigen Beziehungen erkannt, so sind sie auch als homiopathische Mittel anzuerkennen." Die Erscheinungen beim Gebrauche des Marienbader Kreuzbrunnens *) Teplitz, Dessau 1852. S. 109. Schlussfolgerung. 59 Schlussfolgerung. Fassen wir das Gesagte noch cinmal zusammen, so ergibt sich, dass das homdopathische Heilverfahreu allerdings fUr sich allein zureicht, und dass, ivo zu der antipathisehen oder der abbleitenden Methode geschritten wird, dieses nur cine Ausnahme ist, die meist von der Ijdividualitit des Arztes, insbesondere von dem Grade seiner Fertigkeit und Sicherheit in der homdopathischen Praxis und von seiner Festigkeit gegen das Vorurtheil und die Neigung der Kranken oder ibrer Umgebung abhangt. Wir ktinnen, eben weil wir erfahrungsgemitss wissen, dass eiue grosse Anzahi von homdopathischen Heilungen olne jene Beihiffen ausg-eftihrt werden kiinnen, in acuten Kraankheiten sowohl, wie chronisehen selbst die palliative, symptomatische, untersttitzende oder vorifbergeheud curative Anwendung anderer als specifiseher Mittel im. Interesse der lomiiopathie nicht guthieissen und mttssen ilre Zuziehung auf die iussersten oben angegebenen Rille der Nothwendigkeit beschriinken. Wo das gemisebte Verfabren Statt findet, kdbnnen wenigstens die Erfalrungen Die als reine und exacte ffir das homd0opathisehe Verfalren sprechen. Nach den bisherigen Fortschritten.der Homdopathic aber ist zu erwarten, dass, je ausgedehuter und genaner erkannt unser Heilapparat wird, und je grdssere Sicherheit wir in der Handhabung desselben erlangen, dass, sage ich, mit der Zeit, cine ur desto strengere Beurtheilung dieses Mischungsverfahrens auch von unserer Seite und zuniichst von Jedem gegen sich sellst eintreten wird. Dies sind die wesentlichen Einwfirfe, weiche sich bisber von wissenschaftlicher Seite gegen die neuc Schule erhoben haben. Muthe uns NiemarA zu, die auderweiten von manchem unehrenhaften oder unwissenden Gegner imPublicum unterhaltenen Unwalirheiten, weiche nichts destowenilger ivie Wirkung unter Aerzten und Laien geltend machen, einer Widerlegung zu witrdigen. Von der ganzen Polemik md-chte man mit Jochnann sagen:,,lch weiss nicht, ob man notlwendig ein Arzt sein muss, urn soiche Einwftrfe zu machen; aber soviel ist mir desto kiarer, dass man Ijeiner zu sei braucht, ur sich ibrer zu schitmen." Wenn wir mehr nocl berichtigen wollten, so mtlssten wir cinen andern Zweck und andere Leser vor Augen haben. Redercien Nvie: die Homidopathie passe besser ftir cbronische als fuir acute Rrankleiten; sie mache den K6rper reizbarer; sic vergifte (dieselben Leute behaupten anderswo, sie wirke gar niclit, und sic selbst geben jedenfalls das Gift lieber in grossen Dosen); sie wirke nur dureb den Glauben und die Einbildungskraft (wie nun im Typhus, bei Geisteskrankheiten, bei Kindern, bei Thieren?), verdienen ebenso wenig cine Beaclitung, als der mir zu 60 Schlussfolgerung. Ohren gekommene Aussprueh eines arztlielen Charlatans, der seine Pilegebefohienen vor der llomrnopathie warute,,,weil die Mensehen dadurch inwendig grifh wflrden und faulten". -- Uns lag es zunnichst oh die Hindernisse aus dem Wege zu ritumen, welehe den Studiur der Homrnopathie bisber entgegen standen. Als solche mussten wit vorzugsweise die von den Bekennern der W issensohaft geltend gremaclten Einwiftrfe zu widerlegen und die vorhandenen Missverstiindnisse aufzuklitren suehen. Habefi wir soweit freics Feld geraclt, dann wird uns auch der Lernbegierige zu der eigentlichen Aufgabe ur so williger und mit ur so gr6sserer Vortheil far ilin selbst folgen. Der ndichste Absehnitt wird insbesondere die ele r e n t a r en B egriffe und GrundsiAtze der J-Tomr6opathie darlegen. Je weiter scion die Gegenwart von der noch kurzen Vergangenheit Hahnemann's entfernt ist und je grdsser dadurci der Widerspruch unter den einzelnen mehr odor weniger dem Alten trenen Anhiingern der nenen Sciule geworden ist, ur so sciwieriger ist ffir den Anfiinger die Erkeuntuiss des wahrhaft titltigen. Miige diese tibersieltliche und wie wir hoffen ansehauliche Darstellung der Hauptsittze dieser besonderen Sciule dazu ffihren dem nRettungsbegierigen einen festen Anhaltspunkt zu bieten, um sich vor dem Wogendrange U-berstarzender Meinungen und vor der Strudel seiner bisherigen Praxis daucrud zu schUltzen! Dritter Absehnitt. Hliauptsiitze und Grundregein des hoinbopathisehen Hieilverfahrens. 1. Inbegriff der Hombopathie. II. Das Aehnlichkeitsprincip. III. Ndihere Bestimmung der Aehnlichkeit. IV. Die Arzneiprufung. V. Zweck und Gegenstand der Arzneiprulung. VI. Diagnostisehe Kennzeiehen und individueller Charakter der Arzneimittel. YII. Auzeigen fAr die Wahl. VIII. Einfaclheit und Graisse der Gabe. iX. Die Wicderliolung der Arzneien. X. Der Wechsel der Arzn~eien. Mittelfolge. XI. Das DarTeichan der Arzneien im Welchsel. X1I. Die antidotarisehen Verhaitnisse der Arzneien. XIII. Die Form der Verabreichuug. XIV. Die iussere Anwendang homiiopathiseher Arzneien. XV. Die dittetischen Anordnungen. Inbegriff der HIomnopathie. Die Heilkunde zerfiillt in die beiden Hauptabsehuitte: Path olog ie, Lelre von den Krankheiten, und Therapie, Lelre von der Heilung derselben. Die letztere zerftillt in die Unterabtleiluugen: Pharmakodynarik oder Materia rediea, Lehre von den Heilmittein, allgemei ne Therapie, Lelre vion den Hauptgrundsatzen der Behandlung, und s p e ci elIe The rappi e, Lebre von der Behandlung der besonderen Krankheiten. Die Homr opathie ist der Inbegriff alles Dessen, was innerhaib dieser Abtleiluigen der Therapie irn weiteren Sinne, sich auf das, nach dern Aelnlichkeitsgesetz handeinde Heilverfalren bezieht. Erl1 uterungen. Verhialtniss der Homoopathie za den Ubrigen Theilen der Medicin. Die hooni.opathische Arzneimittellehre ohne Classification. Die alligemeine Therapie nadh homi3opathischen Grundsiitzen. Zunachet gilt es den Begriff der I-Iomdopathie wegen ihrer Stellung zu den fibrigen Theilen der Medicin zn sichern. Die Homdopathie ist nach 622 Verhiftniss der Homiopathic zu den einzelnen Disciplinen. der oben angegebenen Definition keine besondere Diseiplin der Medicin, wie etwa die Anatomic, Physiologie, Diagnostik, Aetiologie u. s. w., sondern sic ist die Lebre von der Verwendung Desjenigen, was die ciuzelndn Zweige bieten, nach den Grundsaitzen eines besonderen Heilverfalrens. Als cine rein therapeutisehe Lehrc stelt sic nattirlich der Pathologie zur Seite und muss sich alles Dessen bedienen, was ihr diese darbietet, die wieder auf den Vorbereitungswissenschaften: Physik, Cliemie, und auf den theoretisehen Zweigcn: Anatomie und Physiologic, fnsst. Durei diese Stellung der Homilopathie wird theils das streng Abgeschlosscne und Exclusive vermieden, theils audi der eingeschlichene Gebrauch des Wortes iombopathie fuir hom6opathisches Verfahren in seine Grenzen zurlckgecwiesen. In idealer Weise gcdachit, wtirde sich das Verhaltniss der Homdopathie zu den cinzelnen Disciplinen so gestalten, dass die Homiopathie i inerhallb derselben angcordnet, und nicht besonders abgehandelt verden rndsste. Die I-Ieilmittellchre wuirde nach dieser Voraussetaung zuerst die Wirkungen an Gesunden aufaithlein, nd dann die W"Virkungen und Erfolge an Krankcn, gleichvicl wvelehe Schule die Araneien empfiehlt und nach welcher Melthode sic verwendet werden. Es wtrden demnach die homdopathisch -lie allopathisch gebrituchlichen Arancien darin, ihren Platz finden, und freilich wiirden die letateren den homdopathisehen darin naclstehen, dlass von ihnen mehr die Erfolge am K raanke nbct t als die r ei n eaWirkungen gekaunt wiiren. Die allgemeine Therapie wtirde unten ihrea Grnndsiitzen auf das Simifflia Simzilibas cinen besondern Accent legdn and den tibriigen Mlethoden nun cine beihiifliche und ausnahrnsweise Stellung anweisen intissen, die mehr dunch die Mtiglichikeit oden Neigung, als durch die Nothwendigrkeit oder gar Sicherheit bedingt ware. Die specielle Therapie endlich l vtlrde bei der Behandlung den cinzcinen Krankhcitsformen, fUir die cine grosse Casnistik niithig witre, nach denselben leitenden Grnndsaitzcn verfabiren miissen. Das sind, vie gesagt, ideale 1-Joffaungen. Es wird lange Zeit brauchen, ecb sie realisirt werden, und es ist anch ffir das Gedeihfen den 1-leilkunde bessen, dass die Ilom~iopatbie ihren besondern Weg gelit und. die cinzelnen Zweige den Thenapie selbststiindig aiibanit, unbektimment ur die Anordnnng oden Zusammenstellung eines Ganzcn, welches cinen vonurtheilsfreicren Zukunft iibenlassen bleiben muss, die dann allendings cine gana andere Phanmakodynamik oder specielle Therapie liefern wiflde, als diejetzige. In den horn-opathisehen Anzne imittelIchre venmissen die AnhUtgerder alten Schule besondens die Classification. Die Zeit fur dieselbe. ist aber noch nicht gekommen. Es ist schon oben davon die Rede gew-esdn, Die Arzncimittellchre ohne Clsssification. 63 dass eine soiche nur leicht zum Schiendrian des Verailgeneinerns (Generalisirens) verfUihrt, was durch den Vortheil einer leichteren Erlernbarkeit niclt aufgevogen wird. Jede Classification hat ihre Schwierigkeit, weil sie, wreclseind nach Zeit und Gesicltspunkt, nie das absolut Waahre erreiclt. Die Sehwierigkeit einer Eintheilung der Arzneien inshesondere wird aber dadurch bei uns vermehrt, dass die Eintheilungsprineipe, unter denen letztere untergeorduet werden mDUssten, ausserordentlich versehieden sind. Es missten z. B. die anatomisehe Grundlage, der Krankheitsprocess, viele eigenthimliche Erscheinungen und charakteristische Differenzen ein und dasselbe Idittel unter versehiedenen Kategorieen auftreteu lassen; die Gliederung wiirde cine vielverzw"eigte sein ruissen, olne dass dadurch gerade das Wesentliclste, das Normalbild der Arzneien, getroffen wrfirde. Ja gerade durch dieses Zerreissen wiirde das Letztere verloren gehen, das eben imn Gaanuz en, iiicht Einzelnen besteht. Dabei darf niclt fiberselien werden, wrie hlickenhaft noch das Material und wie viel Unwesentliches bei den PrUfiungen mit untergelaufen ist, was cine Gefahr mehir ffur die Eintlieilungsprincipe abgiht. Es wiid also jede soiche Classification eine vorlftufige, weil unvollstitndige und wandelbare sein mtissen. Sie ist aber auch tiberfiUissig, weil sic nur nine formelle Aufgabc der W-issensehaft ist, keineswegs ihr Ziel oder ibne Vollendung. Da. ihr Wertl nun hauptsitchuich in der Erleiciterung des Gedachtnisses besteht, so ist es im Augeublick zur Erlernung der I-Iomdopathie Ndel zweckmiissiger, wenn diese Anordunugen jedem Einzelnen tiberlassen bleiben (wie dies i zweiten Theil weiter ausgeftihrt werden soil) und wenn statt dessen die W" issensehaft selbst den Ausban vielmehir lieber im Besondern vcrfolgt. Wir ziehen sogar die allerdings unvissenschaftliche aiphabetisehe Aufzitblung der Mittel der in der alten Schule gebritueihlichen nacl den Methoden der aligemeinen Thetapie oder nach naturhjistorisehen oder chemiseben Principien vor, weil diese leicht den falsehen Glauben erwecken, als sci wirklich Etwas mit dieser Eintheilung gegeben, woran man sich lialten kdnne oder mfisse. Was die allgemeine Therapi e anbelangt, so besitzen wir elne vrollgfiltige Bearbeitung derselben nacl howdopathischen Principien im nAgenHlick noch niclt. Es hat auch eine solche ihre bedeutenden Schwierigkeiten. Der Inhalt derselben wilrde ndmlich von dem der bisherigen Selriften dieser Art abweichen. An der Spitze wtirde stehen der Grundsatz: Siuiilia Similibus cuamntur. Man wti*rde iber die Wabl der HIeilmittel, die Auzeigen dazu, iiber die Gabengr6sse, die Wiederliolung der Gaben und dergleichen mehr, vie dies auch bereits von versehiedenen Seiten gesehehen 1st und vie wir es selbst in diesem Abschnitt versuchen werden, gewisse allgcmeine Pegeln angreben, deren specielle Anwendung man dem einzelnen Falle ilberlassen mflsste; aber in d em Sinue kcineswegs, dass dabei in Manier der 641 Die ailgorneine Therapie nach hor. Principien. alien Schule ein bestimmter Kurplan festgeehalten, oder gar dass gewisse Methoden aufgestellt wtirden. Bekanntlich hat die ittere Sehule in der allgeneinen Therapie ihre anfiphiogistisehe, resolvirende, derivirende, laxirende, breehenerregende, stArkende Methode u. s. w. Diese umfassen einen Apparat von 1-Jeilmittein. Der Arzt macht seine Diagnose und waifit aus den passenden Methoden der aligemeinen Therapie seine Mittel. Whhrend die allgemeine Pathologie ans der speciellen Pathologic abstrahirt ist, letatere aber kcineswegs ans jener begriffen werden kann, so sollen nach Choulant*) die Regein, weiche die besondere Therapie ertheilt, ganz ans den Grundslitzen der allgemeinen Therapie hergeleitet werden. Ich diagnosticire z. B. einen astlienisehen Zustand und suche mir nun aus der stirkendcn Methode ein Mittel dagegen ans; ich sehe Entztindnng und walile aus der antiplilogistisehen Methode nach Umstiinden, oder - nach Gutdiinken. Es 1st cine SeLbstt~iuschnng, wean man mit dem genaunten Verfasser glaubt,,,dadurch Einsicht in die Gufinde alles lHeilverfalrens za erhaiten"; es ist cine falsehe Voraussetzung,,,wenn man dadurch sich frei und selbststitndig bewehgen lernen soll" (das wird auch gar nieht verlangt), und cine trUgerisehe Hofl'nnng,,,dadurch neuc und zweifelhafte Krankheitsfaile mit Sicherheit behandeln zu kdjnnen." Aehaliches scheint auch Wunderlich bei aller sonstigen Freiheit der Ansehauung in diesem Punkte von der allgemeinen Tlherapie za erwarten and bclegt dadureb nur ur so mehr unsere Behauptang, dass diese von jeher ein aIrebsschaden der Medicin gewesen sei, indem sie nter alien.Umstniaden die rohe Empiric geheiligt hat. Dean auch Waundcr1 icli hofft noch viel Von elner kiinftigen Bearbeituag der ailgemeinenrJ Tlerapie, obgleich er seharf and bitter die Miftagel der jetaigen riigt. Es hcisst bel ibm (a. a. 0. S. 68): In diesen (ailgemeinen Therapieen faillt noch empindlicher als in ir-gend, cinem andern Zweige der medicinisehen Wrissensehaft der Mangrel eines siehiern Bodeas, cines soliden Kerns von unbeweeglichien, ftr immCr feststehcnden Thatsachea auf. Statt Bcobachtnngen treffen wir fnast allenthalben ffichtigc Beierkungen, statt erwiesener Sittzc Meintnare ca statt cinsiclitlicher Folgerangen dognatiscbe Recreln, statt Darstellauagen des Hergangs der Wirkungen nntzlosc Delinitionen und herktimmliehe Kategrorieca. Redensarten and Phantasieen sind in ihnen mchr als ir-genfiwo heimisch; dean auch die mitssigstea Greazen ciner selbststandigen Diseiplin wolite und kounte der sparsame positive Inhalt nicit geutigend nusfililen.,,EEinc wissenschaftliche Beehandlung ist nur daun mtiglich, wenn schr genauc KCenatnisse von dem wirklichen factisehen Gesehehien im kranken lijirper voransgesctzt werden diirfen, and wenn ibre Erfabrungen an die genan detaillirten und analysirten pathologisehen Beobachtungen c agcreibt *) Anlcit. z. Stud. d. Med. Lcipz. 1829. S. 158. Die allcrnicinc Therapie nach ho. Principien.6 65 iund namentlich mit den Vorgangen, weiche zur Genesung ffihren, zusammengehalten werden klnnen.",,Gerade die isolirte Behandlung der aligeneinen Therapie wvar ilir verderblich."1 Und dennoch ist auch. Er nichit im Stande sich nus dem Labyrinthe hcrauszufinden, weil ihm der Ariadnefaden ciner pliysiologischen Therapie felblt. So komrnt er zu der Behauptung (S. 78):,,Die Feststellung soicher (allgemeiner) Regcln sei ur so wiebtig.-er, als in niclt eben wenigen- Fallen eine der Tlierapic zur ernstlichen Grundiage dienende Detaildiagnose wiihrend einzelner Perioden des K'-rankhdcitsverlatufes, ja selbst wiihrend der ganzen Dauer derselben bei aller Urnsich t. unmDglich bleibt." Und vorher:,,es lassen sich ailgeemeine Regein aufstellen, wic in Erkr-anklungasfaillcn selion nach den g r U be r ern e rh ait ni s sen ii n d ohn c Rhcksicht auf die Specialdiagnose der Kurplan sich znp gestalten hat." 1st dies niclit cine Anweisung auf die Hypothese, auf die Erdichtung einer Diagnose oder enmigstens auf die Behandlung nach vorgesetzten allgemeinen Zustlinden und Beegrifien?,,Ohne Rticksicht auf die Detaildiagnose" wollen wir eunmal nicht behandein und mro diese dem Allopathen,,nnmdglich bieibt", da liegen ffir uns immer noch so viel Anhaltspunktc in dcr objectiven Zusammenfassung des Thatbestandes, un cine Anzeige fur die Wnahl elnes besondern Mittels zu treffen. Bit einzelnen Arzneiindividuen haben wir es zu thun, nicht mit Methoden. Deun bei der individuellen Natur der Kranikhieiten lasst sich ein methodisehes Verfiabren nichit Cillnmal abstralireni. Auch wir kdnuten allenfalls eiuzelne Mittel aIs,,nntiphlogistische", andere als,,alterirende" bezeichnen, aber gerade cine Zusammenstellung soicher Mittel unter ciner bcstimmten Methode wilrde beweisdn, wrie bimmelveit versehieden die Natur dieser besonderen Arzncieu sei und wrie man sic nur wegen einzelner Ricitungen zwangsweise unter cine und dieselbe Kategorie gebracit habe. (Wir erinnern z. B. an Sulphzur, Naar'. mzUm-, Lycopodiun, ('alcarca, Silicea etc.) Es wtirde dies, selbst wean iiwir uns mit solehen ailgemeinen Begriffen, wrie resohiriend, irritirend, starkend - lauter inhaltlose uid nichtssagende, aber dadureb urn so gefaflirlichere Bezeichnungen - begnufgen kinuten, auf nichts wNeiter hinauslaufen, als an' eine - oben bereits gewdirdigte - Classification der Arzmcien. Und wozu dies fihfirt, das Iehrt in fast absebreckender Weise RicLter's Organon der physiologischen Therapie, weiches unter den ailgemeinsten uind nichtssagenden Begriffen und Kategoricen in scheinbarer Erftillung der' Forderungen der Wissensciaft nur die heterogensten Mittel kiflstlich aneinander kettet. Die ailtere Schule modge sehien, wie sic ihr-e Methoden von dem Vorwurfe der Empiric reinige, ja vie sic gerade dadurch ihfrc Rationalitat beweisen will. Sic hat jedenfalls insofern ein Recht nuf die Bezeicinung,,Methode", weil sic meir methodisch als individunlisirend verfihrt. In ihrem quantitativen App a rat von Mfittein, der griisseren Naclidrucks HIRSCUEL, Ilomropathie. 5 66 Das Aehnlichkeitsprincip. halber zuweilen auch gleichzeitig oder als Combination mehrerer Methoden zur Anwendung gebraclit wird, liegt der Reichthum der alten Schule, und,,Reichthum ist ja Macht". Wir danken ffir einen solchen Ueberfluss and suchen die Sicherheit fflr den glucklichen Ausgang nicht in der groisseren Zahl oder sttirmischen Action der Mittel, sondern in einer verhitltnissmiissig geringeren Quantitilt von Kriiften und in der hiichsten Einfachheit des,,Apparates", der aber freilich den Vorzug der q ua litativen Angemessenheit haben muss, wie dies sogleich niher ausgefiihrt werden soll. II. Das Aehnlichkeitsprincip. Das homo-opathische Heilverfabren berult darauf, dass die Wahl des Heilmittels nach der hiichstmo-glichen Aelmnlichkeit der Wirkungen desselben mit den Erscheinungen des vorliegenden Krankheitsfalles erfolgt. (8ipotov n&Ltog; Similia Similibus curantur.) Erluterungen. Versobiedenheit der Heilwege. Versuche zur Erkliirung des Similia Similibus. Die Wirkungsweise unscrer Mittel im Vergleich mit denen der andern Schule. Die hombupathische Verschlimmerung. Die Isopathie. Verschiedenheit der Heilwege. Es muss zugegeben werden, dass eine Heiling auf verschiedene Weise zu Stande kommen kann und dass nur die Frage die ist, welche im Allgemeinen und Besondern die rationellere und bessere sei. Das homtopathische Heilverfahren wird sich friier oder spitter diesen Ruf nach allen Seiten bin erringen. Keine Heihnethode stellt fiberhaupt ein Grundprincip an ibre Spitze, geschweige deun ein so einfaches, sicheres und durcgreifendes. Die Anerkennung wird nicht ausbleiben und sie erfolgte schon hier ind da direct und indirect. So beisst die Aeinlichkeit bei Kissel*),,ein objectives Naturgesetz, das sichi tiberall gleich bleibt"; obwohl er meint, es ktinne nur in einigen Filien wegen Mannigfaltigkeit der Aeusserungen zur Erforschiung des primflren anatomischen Wirkungsgebietes, nicht zu der des wesentlichen benutzt werden. So sagt R in g s e i s **),,Der Grundsatz, fl Izandbuch der naturwissenschaftlichen Therapie. Erlangen 1853. **) Vorwort nebst 136 Thesen zu den Vortrigen uber allgemeine Pathologic und Therapie. Erlangen 1853. Versohiedenheit der Ieilwege. 677 vas iihnlichie Kranldkeiten erzeugt, wornach sie zu aliilen, 1st physiologisch begriindet." Virchow macht ebenfalls( Concessionei fuir die Homd"opathie. Auch unscre d-ftcrs citirte Autoritilt Wunderlich gibt bei AufzAuhlung der versehiedenen Wege, durch weiche cine Affection direct beseitigt oder raseli aigescinitten werden kaun, gevisscrmaassen den horndopathisch-spccifischen zu, indem er cine specifisch-empiriseli Nentralisation (a. B. schwefelsaure Saize gegen Bleivergiftung, Cminin gegen Weciselfieber u. s. W.') mas Heitwyeg aufstellt. - Wir erkennen hieraus, dass die antipathisehien und heteopathischen Methoden iirn niclt zur Heilung ausreichen und. dass er noch audere Wege fur erforderlich kilt. An ciner andern Stelle (S. 654), TO v0on 1der directen ilebung der Constitutionsanomalien die Rede ist, spricht sich aber Wunderlich noch deutlicher dabin aus, dass in manchen Filllen durch das Mittel eine Art von Steigerung des ursprtinglichen Processes und daruit ein schnellerer Ablauf desselben bcwirkt evde rcund nennt dies geradezu homdopathische Wirkung. Als Specificitiitslehrc aufgefasst hat die Hromiopathie tibrigeus in der alten Schule schon cine Vergaugenheit, die so alt 1st, vie die Heilkunde selbst. (Vergl. meine Gcschichtc der Mledicin. 2. Aufl. S. 352, die Beweise daffir bei Hashnemann und vielen Neucren.) Versuche zur Erklirung des Similia Similibus. Es wvar vorauszuseiicn, dass der rdflectirende Verstand sich niclt mit dew praktischen Irgcbuisse, dass Kraukhcitcn durel litnliche ArzneikrankIceiten geheilt werden, benuiigen wiirdc. Er snebte das Zustandekommen, das Wie, den innern Grund dieser Erscheinnng Zn erklidren und zu deuten, um so eine breitere Folie ier Rationalitit zu gewinnen. Gestehen wir es offen, dass his jctzt noch Keiner das Riithsel geki-st hat, so Viele sich auch diese Aufgabe gestelit haben. Allcs 1st Versuch geblieben. Da es dem Zwecke dieser Schrift fern liegt cine volistiindige Aufaithiungg der verschiedenen derartigen Erkiitrungen zu geben, - die Literatir ist so gross in dieser HIinsicht, dass die I)arlegung dieser Theorie allein ein gauzes Werk faillen wti'rde, - ýo beguilgen wir uns mit Andeutnungen iber die Wichtigsten derseihen, indem wir im Uebrigcn auf das (allerdings auch bier nicht vollstlindige) Hantibuch von 0riesselich verweiscn. Ha hnemanan gab die Erklirnug dabin, dass das in seiner Einwirkung nit der Krankheit ttbereinstimmende Heilnuittel cine Krankheit erzeuge, wuiche stirker sci als die irsprtiugliche. Die kiiustliche Wirkung lilsche diese aus and die Arzneikrankheit werde danm ibrerseits wieder von der Lebcnskraft ilberwunden, verselwiade von selbat. - Man fflhlte die Miingcl dieser hypothetiseben Erkiarung und suchte von alien Sciten bessere an die Stelle zu 5* 68 Erkhirungen des Similia Similibus. setzen. Dies gesehab selbst von Aerzten, weliche lii alter Anerkennungc des Princips die Consequenzen der 1-Jomiiopatbie nicht wollten, wie Escelen - mayer, Jahn, Neumann, lronser, von denen die beiden Ersten den Accent auf Vermehrung der Reaction legten. Spiter stelite.Eisenmann (die vegetat. Krankh. u. d. entgiftende Heilmethode. Erlangen 1835) die Theorie des Gegenreizes auf, welehe daun Hering und Grauvogi adoptirten, indeem er awiseben contriren und contradictorisehen Reizen unterschied, durch welihe Letztere die homo-opathische Schule wirke. Virchow, weleher bei einzelnen Thatsachen, z. B. bei den specifischen Fermentkdrpern ~dr Geschwtllste, geradezn die leilnng dureb Einbringen ithulicher Kd-rper zugilt (Handb. d. spec. Path. u. Ther. S. 354t, verglicielt die Erregung scion erregter Theile mit dera Process der Katalyse. - Attomyr zog die Naturphulosoplhie zu Hiilfe, verglioh die Krankbeiten mit Pflanzen und die Arzneien mit Agentien, welche diese durch Befdrderung des Waclisthums fri'llzeitig td-dten. C. H e r i n g ahmte Ok e u's und Ho f m a nin's idealpathologisehe Ansichten nach. - Gerstel vermuthet, der gesunde Theil des ergriffenen Organs werde durci die Arzneien geg-en den erkranikten aufgeregt. Wie Dieser fuir den speciellen KIirpertheil, so suchten Rau und Schroen im Allgemeinca die Naturieilkraft als Quelle der Heilung zu bezeicinCn, inden sie die WTirkung der Arzneien in Erst- und Naclwirkungen spalteten und die letzteren dem reagirenden Ktirper zutheilten. Nach Sclhroen soil die diirch die Arzneien hiervorgerufene Reaction gleichizeitig die der Krankheit und njit ibr diese sellbst neutralisiren, womit auch Hufeland tibereinstimnt. Auf diese Reaction legte auch J. 0. Mitiller einen besondern Werth und naunte die I-Iomropathie in Bezug auf dieselhe nict ein mGesetz der Aehnliclikeit, sondern des sich schroff Entgegengesetzten. Deun,,so wahr als Gesundheit den diametralen Gegensatz der Krankheit darstelit, so gewiss reagirt der innere Factor-, den organiselien Gesetzen gem~iss, in beideii auf die Influcnz in einer entgegengesetzten Ricitung; und die Wirkung ei und derselben Potenz wird denmiach in den sich entgegengesetzten Beflndenszustminden audi entgegengesetzte Wirkungen itussern."*) Man siehCt, dass bier auf cine ansprecheude Weise die Specificittit zur Ilauptfi'age geracht wird. - IKioch lhat das Gesetz der Affiniftit auf die Erkliirung der hondiopathiscien Wirkungen angewandt. Nacli ilia entspringen alle Eranklheiten aus zwei Factoren: aus ciner einwirkenden Noxe und ciner bald mchr aligemeinen, bald niclir specifiscien Empfiinglichikit, Anlage. Wie bei aligemeiner Anlage und speciflech itusserer Selitdliclkeit (z. B. den Kuipocken) jene durci Einuimpfung ahgestumpft werden kann, so kann bei specieller Anlage und zuftillig reger Gelegenheitsursache, die, obwohl dem Leiden wenig verwandt, 5 Ocstr. med. Zcitschritt 1. 3. S. 6. Erklirungen des Sirilia Simiibus. 69~ doch zur Krankheit Veranlassung gegeben hat, ein der Anlage genau eatsprechender specifiseher Reiz diese specielle Anlage gegen den cinwohoenden Krankheitsreiz abstuipfen, in seiner Wirksarkeit brechen und dem rIlcilbestreben Luft machen. Die Schwrierigckeit der Erkenntniss der Anlagoe ist gross, desto grdsscr aber das Verdienst der Heilung,;vcil diese cine Causalkur 1st. - Sctzen wir hinzu, die Schwrierigkcit dieser Erkliiung 1st so grross als diese selbst geistrcich 1st, die Wahlrheit aber ist mit dieser melhr itiologisehen Wahlverwandtschaft, welche eine Menge von Voraussetzungen erst selbst setzt, niclt getroffen. Wir wundern iUns fur, dass Griesselic h, ein soast so scharfsinaigcr Deaker, die Mangel dieser Deutung, die er gaaz zn der scinigen;acht, nicht herausgeftihit hat; dass er narentlich iibhcrsieht, wvie Anla-ge und Schttdlichkeit in der Erseheinuag der Krankbeit so untergegangen sind, dass es kiinstlicher Reagentien bedarf, ur die Elerente thatsichlich darzulegen. Diese sind zwar Gegenstditde der Beachtung und der irztlichcn Kunst, aber das Wesen der Behandlung wird sich nicht vorzugswieise darauf begriainden lassen. Fruehtbar in dieser G r i e s s e - lich'schen Auseiaandersetzung von K och's Ansichten ist nur, dass er, wie auch Hahnemann friiher*;, die Arznei als elnen Rciz bezeichnet und zwrar als cinen analogen fitr das Organ, System u. s. w., der von diesca, als etwNas Vcrwandtes, angezogen wird, und dessen Wirksamkcit niclt von der Stiirkc, sondern von der grd-sseren Verwandtschaft oder Achnlichlkcit abhingt. *) Die Analogie mit der chernisehen Wahlvcrwaadtschaft wird dadurch aber noch volistitudig hergestllt, dass die Arzneiw~irkung in der Krankheitsprocess untcrgeht (neutralisirt wild), und nur, vean sie qualitativ mid quantitativ unrichtig gewdihlt war, Symptome erzcugt. Das Wie? des Untergehens ist freilich trotz alley,,Aazichungskraft"l selr abstossend ffir den Erklairuagslustigcn. - Dass auch Trousseau und Pidoux in der Ariznei einen Rciz sehen, der auf die (nach Broussais'schcr Ansicht hiauptschlich) flir cntziindlich erklirten Krankheiten einwirke, und dass sic (eshaib die Hom6opathic die substitutive Methode nennen, 1st in rehr als einer Jinsicht interessant. - T rinks hat, nicht eben mit Bereebtigung, die Affinitat und Neutralisirung nach Art chernisch verwandtcr Kdrper zur Erkiarung des hom6opathischen leilvorgangs hcnutzt. Die horn 6opathischo Arznci wirkt naci ibm nicht nur direct auf das leidende Organ, soadern auch gleicizeitig auf die Krankheit durch ihre Achnlichkcit. Durch ibre stitrkere Wirkung vernicitet die Arznei die schwicliere Krankheit,,,sie ist gicisam das Antidot dcr Krankheit, weiches dureli seine Einwirkung das Leben der Krankheit verogiftet und t6dtet."1 Die iiichst rnogliche Aehnlichlkeit " ilcilkunde der Erfairung. 1805. $") Griesselich a. a. 0. S. 48. "70c Erklairungen des Similia Similibus. von Krankheit und Arznei zeige uns ibre Affinitait; in ihren Wirkungen stehien siob beide feindlich einander gegenilber; die eine verniobte die andere, wie zwci in ibren W"Tirkungen sioli flhnliohe Girte im Organismus sich dynamisob und chemisoli aiufheben oder,,wie zwei chemisoli sich verwardte Kibrper einander neutralisiren." *) Dieses bypotbetische,,Neutralisiren" hilft wcenigstens iUber die Soliwierigliit binweg, die bei einer andern Erkaiarung, die auch annehlibar ersoheinen k6nnte, tibrig bleibt. Man kann sicb ninmlich ein cm anliches Verhaltniss zwisclen Arzneikrankheit und wirkliceer Krankbelt denken wie zwisohen verwandten Kranukeiten, die sich gegeuseitig aussoblliessen, eben weil sie vrerwandter Natur sind, z. B. Pucrperalkrase und Typhus. Aber bier fragot es siob, was wird daun mit der tibrighleibenden Arzneikrankhcit, wena diese die erste ausschliesst? Und so kommen wir aud hliier wieder auf Das, was bei derIa Ii nem ainn'sohen Theorie unerkijirlicl und ungcldst bleibt. Spitter hat HI. G. Schneider cine Ueiltleorie aufgestellt, welobe von WV. Ar nold"*) bekiimpft worden ist. Sie setzt kiinstliohe Gegensitze u~d aligesehen davon, dass der letzte Grund daduroh niolt enthutllt wird, trifft sic, Nvie uns sdieint, im gluckliobsten Falle nur cine kicine Reihe von Heilv'orgiingen, inder sic von der Idee ausgeht, dass die Noxe an der Peripherie des Orwanismus abuorme Lcbensthiitigkciten errege, deren Resulat iHire Entferninig ist. Inacre Wrankleiten mtlssen desh alb in tussere umschlagcen. Das sollen die homdopathisohen Arzncien bewirken, indem sic cine Reizung in den peripheriscben Theilen, za denen sic in ganz tilinlioher specifishber Bezieliung steben als die Noxe sclbst, hervorrutfen und dadurch relativ nudist der kilnstfichen Steigelrunlg zum Heilzweoke die Nervenoentren befreica. Sic regen mit anderen Worten,,die Aussoheidungsthiitigkeit far sic selbst an, denen die natilrliohe Noxe als ihir specifiscoer Reiz unterworfen werden muss, ur ausgesohiedeni zu werden.1"* * Die Mehrzabl der Aerzte hat allerdings den Heilvorgang von der Erzeugung einer der Krankheit entspreohonden Reaction abgeleitet. Wir nennen bier K amm erer und Bicking, weloher Lotztere diese Theorie ausfiihrlich entwickelt. Ihr huldigt audi W. A rnaol d, nur mit dem Untersohiede, dass er nicht bios die Aehulichkeit der Anregung cines Heilbestrebens, welohes audi den Krankheiten zu Grunde liege, als Ursache der Wirkung angibt, sondern auch in vielen Ftillen gerado das Gegentheil voraussctzt. Er ninmt niimlioh audi eine Abstrnnpfung der Erregharkeit ftir die Sohlidliohikeit in dem Organismus oder *) T r i n k s und N o a c k, Randbuch der homiropathischen Arznoimittdllchre. Leipzig, 1843-1S47. Bd. II. Einlcitung. S. XXIX. *41) Horn. Yiertelj.-Schr. IV. 2. S. 109. ***) Vgl. Schneider, hom. Viertelj.-Schr. IV. 3. S. 248. Erkitirungen des Siiilia Similibus. 71 den erkrankten Or1ganen durch iihnon specifisch entspreclende Mittel an und blildigt so einem Dualismus sich seliwNrer vereinigender Gegensitze. Immer hleiht aher noch die Frage nach den Wie offen, auch wenn es sich denken liesse, dass so schwache Gaben die Reizbarkeit abstunpfen sollen. Im Verfolge seiner Darstellung giht auch Arnold eine chemnisehe Beziehung elner Ar'znei zu einzelnen organisehen Stoflen, zu dein Organe der Binverleibung, zum Blute und zu dem Organe der specifisci localen W1irkung zu und sagt ausdrticklich:,,die Gesetze der Auziehung und Abstossung, die fUr physikalisehe und clemiselie Beziehunrgen gelten, kiinnen wir wohl auCh fuir die Lehensverhutltnisse geltend machen." Diese Erklirungsversiiche sind his in die neueste Zeit fortgesetzt worden, da die der alteren niclit gentigten. Dudgeon, der Verf. eines mit gcrossem Fleiss und mit Eritik gesciriehenen Werkes ither Homrdopathie *), erklHirt die Krankbeit ffir einen nach Ueherreizung folgenden Schwilehezustand, der durch den Reiz des Heilmittels wieder gehohen wird. Arzneiwirkung und Krankheit sind daher primitr immer Reizzustiinde. Aelhnlieb lautet auch Clot. Mfiller's Erkldrung.**) Nach Stera***) machen die homdopathiisohen Mittel die gesunden Theile in den kranken Parthicen erst krank nod wirken durel G eegenreiz heilend auf die kranken (heisst das nicht dureb Multiplication subtrahiren?), cine ErkiArung, die nur mit andern Worten audi Wi slicenus gibt, weun er dureli die homd-opathischen Mittel niclit eine bios quantitative Erhibung der Erankheit, sondern eine qualitative (?!j Ansbreitnng derselben in den hisher gesunden Theilen und damit das Erwachen neuer, verwrandter, a n ta g o n i s t i s e h wirkender (?) Reactionserseheinungen eintreten lidssI, welehe (wie hei I-Ialhnem ann) von dem (klranken) Organismus erst wvieder ihberwunden werden mtissen. In anderer Art iisst audh Granvogl die kranken Theile durch die gesunden heilen. Die Heilpotenz setat nach ibm einen itinlichen Wirkungskreis voraus, stelt aher in nmgekehrtem Verhiitniss der Anziehung und Abstossung auf die durcli die Krankheitsursache verlinderten Stoffe und Kritfte, - cine These als das geringe Resultat einer mit so grossem Pomp in Scene gesetzten,,naturgesetzliehen" Begrifidung. Alle diese Erklirungsversnche sid niclit erschiipfend und leiden daran, dass man sichl mit Analogien, Bildern, Vergleichen und allgcmeinen Beziehungeu behilft, dass man i6fters die Erscheinungen und Folgen statt der cigentlichen Wirkungen und des innern Grundes angibt und dass man ridclstens einen Theil der Heilungen cinseitig trifft. Wie wIir gescien hahen, fl Lectures on the theory and practice of Homr. Manchester 1854. Af) Aig. h. Z. XXIX. 49. *4) Al~g. h. Z. LV. 87. P... Erkliirungen des Similia Similibus. spielt unter den meisten Erklitrungsweisen der Begriff des Reizes eine grosse Rolle. Man ist darin einverstanden, dass die Symptome der Arzneikrankheit durch eine von den Arzneien hervorgebraehte Rei uzn g, Erregung, entwickelt, erzeugt werden. Ich selbst habe in dem medicinisehen Argos von H a c k e r, im Jahre 18i11, in, den Anfanger in der Hom6opathie bekundenden Briefen tiber den jetzigen Stand der Homdopathie*) wdrtlich gesagt:,,Die Uebereinstimmung der Symptome der Arzneien mit der Krankheit und die daraus hbrvorgebende Heilung liesse sich vielleicht durch gleiche Erregung der Lebenstbiitigkeit erkliren, welche dort durcb Erreg ung heilt, bier krank macht." Damit stimmt, jedenfalls zufallig, tiberein, was im J. I 843 M o s t Ii a ff mit seiner entgegengesetzten Wirkung im gesunden und kranken Zustand und was J. 0. MUller irn J. 1844 ohne deutlichausgesproehene Begntindung auf Erregung, sagt, dass ein und dieselbe Potenz (die Arznei in entgegengesetzten ZustUn den entgegengesetzte Wirkungen itussert, d. Ii. dort heilt, bier krank macht, - eine Meinung, die, nur in etwas gelebrter klingender Fassung, zuerst G. 5 chmid und nach ibm auch Altschul als,,Polarittitsgesetz" ausgesproehen haben. Es reichen aber diese allgemeinen Bezeicelnungen nicht aus und man muss, wenn man eine Erklarung des Heilvorgangs geben will, nothwendiger Weise auch die inneren Vorga"nge berticksichtigen. So koinmt man auf folgende Theorie des Heilvorgangs beim Simile: Die Erfahrung leHrt, dass die nattirliche wie die Arznei-Krankbeit zu bestimmten Organen und Systemen specifische, chemisch-vitale Anziehungen hat. Von diesen Oertlichkeiten und der Art und Riebtung der denselben eigenthfimlicben Lebensitusserungen, wie von der besondern Ursllchlichkeit und Tendenz der Krankheit und der Arzneiwirkung hiingen die Erscheinungen ab, die Beiden zukommen. Die Krankheitsnoxe wie die Arznei wirken innerhalb der befallenen Theile auf die Nerven, antf die Gefiasse, odor auf die Blutmasse. (Allgemeine Bluterkrankungen sind selten. Meist sind diese dureb die Oertlichkeiten bedingt, oder lagern sikb in bestimmten Organen und Systenien ab. Beispiele: Drilsen bei Scrofeln, Schleimbitute, Knochen bei Syphilis.) Weleher dieser Elementartheile primAr durch Krankheit und Arzneiwirkung afficirt wird, ist bei dem Ineinanderwirken der Theile sohwer zu sagen. Man muss annebmen, dass die Einwirkung auft diese einzelnen Theile direct erfolgen kann oder indirect durch antagonistische oder ReflexWirkung. (Reizung der sensiblen Nerven wirkt auf die vasomotorische Thatigkeit.) Die meisten Bluterkrankungen sind Folgen der abnormen Gefassthfitigkeiten. (Anschwellung der GefAsse erzeugt Stase, Entzundung, Exsudat.) B) ld. TIT. Heft 2. S. I1S6. Erklairungen des Similia Similibus. 733 Krankheits- und HeilungsvrorngInge beruben auf denselben elufachen physiologisehen Elementarerscheiiungen. Diese bevegen sich 1) im Bereiche des Nervensystems zwischen Depression und Irritation, ala Empfifdung zwischen Anisthesie und 1-lyperassthesie, als aBewegung z~vischen Paralyse mid K'rarpf; 2) im Bereiche des Getilsssystems zvisclen Erseblaffung oder Expansion und Spanunng oder Contraction der Gefissvitnde; 3) im Bereiclie des Blutes sellst beschriinken sich die Vorgilge niclit ad' Das, was die Schule Hyperinose oder Hypinose nennt, sondern die Zall der qualitativell Verdnderungen 1st grosser. Ueberwiegend unter den Lrankheitszustinden siud die der Depression oder Schwiicheznstande, die der Expansion oder Schwellung der Gefasse, die (wAir wTrollen einstweilen das Wort gebrauchen) der Hypinose. Selbst wo Reizerscheinuingen auftreten, liegen in den allermeisten Fallen Seliwiichungen zu Grunde (vgl. viele Hyperlisthesieen bei Spinalirritation, die auf Aniimie beruhen, Krampfformen, Entfltndungen, Fieber, Kopfschmerzen bei Animie, reproductive Vorgdiuge bedinugt durch paralytisehe Zustiinde der Gefasse), oder wo in dem einen Elementartlicile Reizungen Statt fiuden, sind die andern geschwvieht (vgi. die Reflexvirklungen zNviscihen Nerven an d Gefassen bei Entziindung und Erachiaffung der Gefdtse, bei Reizuiig sensibler Nerven, bei Krarpf, Kfitte der Peripherie durch Contraction der Gefisse, Anastlhesie.). Die Wirkungen der Arzneimittel bewegen sich ebenfalls zwischen den genannten Endpnnkten. Die Versehiedenheit und der Grad deir Wirkung hqhngt ausser von der Versehiedenheit nach dem Eigenleben der befallenen Organe und Systeme und der speciell berifirten Elementartheile (Nerven, GefAsse, Blut) ab von der Hihe der Gabe und der Daner der Einwirkung. Ais letzteren Motiven folgen die entgegengesetzten (auch Wehisel-) Wirkuilungen zwischlen Reizungs- und Schliwichezustituden, die sich melr oder weniger bei alien Mittein finden. Ueberwiegend 1st bei Gesunden und Kranken die erregende Wirkung decr Arzneien. Diese wirkt krankmachend bci Gesunden, heilend bei Kranken, indem sic die meist obwaltenden Schliwchezustitunde ganzer Orgcane und Systeme, insbesondere der einzelnen Elementartheile (Nerven, Gefdisse, Bunt) dureb den Gegenreiz direct triffi, oder indirect durch Reflex- oder antagonistisehe Wirkung. Wo wicklich Reizzustande obwalten (was am seltensten gescbieht, da Reizzustiinde der Nerven meist auf Eriin*ihrungissehlvdeicllungcei beruhewn, kann die erregende Potenz dadurch auch direct ausgleicliend wirken, dass durch die Steigerung oder Verliugerungc der Errecgnnrr dihese ini dna Gegentheil, Seliwachung nmsehlagt, Vie dies bei gereizten Nerven (Zahnschmerzen, Migritne) der Fall, ivie das zu selir gespanute Gefiiss erseblaift und dann von aelbat zur Norm zurackkehrt. Die Wirkung auf das flut '74 4Erkliirungen des Similia Similihus. gesciiieht meist durcli die Einwirkung auf die Gefiisswiinde mittelst der vasomotorisehlen Nerven und dur(l die specifisehe Einwirkung auf die einzelncu Organe als Ieerde und Ablagcrungsplaitzc fuir die abuorme Reproduetioi. Vermiige der' in Krankheiten gesteigerten Reizcmpfhngliehkcit kranker rrheile fuir verwandte Reize (das Lieht fur das Auge, Essdnnst ffir den Magen, Opium bei Gehirnaffeetionen) bediarfen die homodopathisch gewihihten Arzneien nu relativ kleicier Gaben zu inrer Wirkungsentfal hang. Aus diesem Satze folgt: Die homdopat-hise TlcHilmethode ist cine sicherere, nve-il sic direct die befallenen rrheile bertiirt und in den Nerven und Gefiissen das primmNI mio'ens erregt. Sie wvirkt deshaib auci schineler und vcrmdoige der Modalitit der kleinen Gaben und des Aussebliessens der Massen wirkung auie awgenchmer. Ible W Airkun gen entfalten sich nur bei ithuliebm e Wirkungskreis nach Ort und Art der KC1rankheit (Similia Similibus), aber, soweit sich dies auf die befallenen Elementartheile beziehen htsst, innerb-aib derselben nach den) Contr-aria Contrarfiis. Die sogrenaunten WIleebseiwirkungen sind nicht Widerspriilche, sondern 1)olare Gcgensiitze in der besondern Riebtung, die zum.Bilde des Ganzen gehliren. Aus dcr Ai't uid Weise der Arzneiwirkung auf die Elementartheile und Elementarvorgil uge beim rn-Icilvorgange (Contraria Contrariis) erkliirt es sicS, dass es bei der I-Jomdopathie gentigt, dureb Prtifung an Gesunden den Wirkungskreis imd die Wirkungsart, d. i. die bestimniten Oertlichikciten und Ka1rankheits riclitungen kennen zn lernen und dass es nicht ndthig ist, wirklich IKrankheiten durei Araneiprilfung zu erzeugecn, umii das Simile zu linden. Aiis der Miiglichikeit der I-Teilung adi versehiedenen Wegen, entwveder dureb direete.Einwirknngr auf primnlr befallene Elementartheile oder indirect mitteist des Ineinanderwirkesns;Ton Nervei, Geftissen und Blut, erklitrt es sich, dass auch ein Simile noch wirken karm, wenn auch ein Simillimum das Bessere 4st. Der Verfasser hat mit diesen Sittzn aui ch seineni Tribut dem refiectirenden Verstande grezollt, welcher bemifit ist den Ursachen und dem Zustatindekomminen dcr Dinge naehizuspiihen. Die obige Erkldrung verdankt Vidles den fleissigen und gediecgenen Untersuchungen oHoppe's itber die Gefaissthatiglkeiteni nud vereinigt in sich Mehrcres, was bei andern Versuehen als derivatorisehes Moment (Gerste1), oder Ms antagonistisehe Thttigkeit (CI. Milfler), was als Polaritdit (Sehimid, Altschul), ws als Erregungstheiitigk-cit (J. 0. Miiller, Diidgeon) bezeichnet vurdc. Der Verfasser legt keinen Werth auf diesen seinen Versuch. Er verliehit sich nicht, dass die Schwiecrigkciten dieser, wie jeder Erkitrung des Heilvorgangs ausser Der Heilvorgang und die Achnijelikeit. 75 ordentlich, ja unfibersteiglich sind, da man im glufckliclsten Falle der Walhrheit nahe k-jmmt, ohne den positiven Beweis fur dieselhe heibringen zu kdnnen. Die Homd-opatbie hat es his jetzt vermieden den dogmatisehen Bestrebungen cinen Wertl beizulegen, der diese ihber die factiselien erhehen kiinnte. So ehrenvoll das Streben nach Auffodung ciner solehen innern Ursache der Heilwvirkung des Similia Sinilibus daher auch seim mag, - wvichtiger ist, dass die Thatsache der Heilungen nacl dem Aelnlichkeitsgesetz feststelt. Wir ktinnen die Gesetze der Lichterscbhcinungcn, der Wiirme, der Elektricitiit ermittein, das Zustaudekommen, das Ursitchliche der W~irkung, mit cinem Worte das Wesen dieser Imponderabilien wjird uns im-amer ebenso unhekaunt bleiben, wic der lctztc Grund des Lehens selbst; halten wir ins dahier an Erreichbares und mA reichtes, an die cinfache Wahrh cit eiher fiber - cinstimmenden Basis des Wirknngsgebicts und der WTirkungsart zwischen.Arznei und Jiraukhcit als Bedingung eines zweekinfitssigren Aufeiunaderwirkens. Das Mittel heilt nicbt, indei es vi rklichc beiin Heilacte Aelnliches erzeugcn muss. Genug fflr uns, dass es &is crkrankte Organ essentiell trifft und die in ihm haftende Krankheit an der Wurzel fasst. Die Achuliclkeit der Wirkung brauclt also nicht bei dem Heilvorgange seibst einzutreten, es braucht mit andern WTorten keine kilustliche Arzneikrankheit gesetzt zu werden (hiermit fallen schon cine Menge Heiltheoriecn). Die Aehnlichkeit ist in der Idec festzuhalten; sie muss bei beiden Partheien, der Action der Krankheit und der Arznei, vorhanden sein, aber es fragt sich, ob bei dem Zusammentreffen heider virklich die Arznlei erst cine ithuliche Symptomenreihe hervorumfe, oh die Heilung durch blosse Ausgleichung, Indifferenzirung, wie hei der Elektricititt erfolge; oh sic unter alien Verhuiltnissen auf gleiche Weise eintritt, oder oh r verscllicdcne Il-Tieweisen Statt finden; oh cine unsichitbare innere Steigerung oder cine Abstumpfung vorkommt; ob hArznci und KrIiankhcit wie feindliche Parthelen sieli gegentiherstehen oder 'vie zu cinem Zweckc verhundene Kampfgcnossen die Reaction gegdn Kraulcheitsursachc und.Folge cinleiten. Das Alles wissen wir uicht, wir werden Cs auch nicht ergriinden. Wohl aber wissen -wir, -dass die Formel Sirnilia Sirilibus curanlurv sich in der Wahrhcit des Brfolges zcigt, dass, weun die physiologisehe und therapeutisehe Erfahlwnng cine concrete, specifiseli- idiopathisehe Uebercinstimmung zwvisehcn Arznciwirkung und Krankheitssymptomcn nach Wirkungskr eis und Wirkungsasart festgehalteu hat, die Wirkung beider aufeinander = Heilung ist. Diese Aebnlichkeit ist also der Grind der ieilung-, wcnn audi nicht ihrc wic imier uuergr-indliche causa proxirna. Es ist gcnng fur die Praxis, dass wir wissen: Diese Aehuliclkeit ist das wesentliebste Erford ernis8s, die nothwcndigste Bcdingung und Vo raits s ctzu iig der 1-Iilung, das inentbehrlicste Verh aItniss, weiches zwischen Arznci und.Krankheit 7 G Vergcleichung der Wirkungsweise unserer M ittel mit denen der andern Schulen. obwalten muss. Insofern, als cinerseits ohine eine sochbe innere und itussere U(c:berinstimmungc cine bomo-opathische ilcilung nicht dcnkbar ist und als an derersoits Erfahrung, Reflexion und Abs traction diese Vergleichung aluSZuIfilliren haben, ist dioses Simtile zugleich cin wirkliches He iI p r i n c i p und auch der Jeitende Grundsatz unseres -Icilvorfahrens, ein Heilweg, Init andern Wortenl der Fiihirer der Wahl. Aus dem Zusammontreffon, dass die innereo Bdingun g 1der Heilung zugleicli nach ausson liin erkennbare Merkmalc auforeist mid darnach zu fiuden ist, erklirt sich die Sicherheit mid die Vorziiglichkeit unscrer Miethode, da keine andore ein so,,objectives und constantos Gesetz" aufzuwciscn hat. Die Wirkungsweise unserer Mittel im Vergleich mit denen der andern Schule. Vorgleichen wir die Wirkungrswcise uneeres Vorfahrens mit der der alten Schuile, so Nvcrden wir findon, dass die hom6opathischon Mittel nicht nur der Vielseitigkoit der Methodon, die W unde ri i cl (a. a. 0. S.7 3) anffihrt,, gleich koinmen, condomn sic auch an Intonsitt 4 der Kraft iibertrcffen. Es ist nicht oline Nutzen diese Parallele zu zichen. Doch ist dabei wohl zu orwaigeni, dass viole der angefilirten angoblicken Wirkungen der Mittcl Symptoniodes eingetreteonen Hilaktes odor Folgen dosselben sind, wic dies z. B. bei deii kritischon Ershchinungen und don materiollen Aussekeidungon doer Fall iet. Dock zielhn wir diese Folgon mit in don Kreis der Botrachtung, da cs sicli thoils schwer imm Spocidllen unterechoidon Ieesst, was der M1ittolwirkung allein zukommt, und da, w:o es sich ur denBoieweis wenigstens gleicler Vielseitigkoit kandolt, auck diose Eudwirkungon nicit ausgeschlosson wverdcn kdmnnn. Audich bi uns wraltot die Md16glicikeit, dase in don Ffillen, wvo die Schatdliclikeitsureacho in Kd6rper nocl wiirkt, bosondere also im nAnfalnge der Krankhicit, wo 4cr Process derselbei erst cingelcitet uird, die Krankhoit nock nicht ale etwas selbststitndiges Neues auftritt, die Heilung durch rilguhg cder Ursache und also durch Ertddtnng des Kmanklicitsprocesses geschicht. Ferner ict os anegremacht, dass audi anf homnopathischem Wege durch Aufld-sea eines zurtickgehaltoncn KJrankheits products die ilcilung, die bisher gohindort war, zu Stando kommen kann. Auch ktinstliche ilervorru fung von intencen Functionsiiissesrun gon, froilich nicht in der Art, wie sic die Allopatbic erzcugt und ncliet in antacgonistiechen, sonidorn in epecifiechen Vcrhuiltnissen, komiut hier mid da bei der komulopathischon Methode vor, wiewrohi molir als Heilresultat, denn als eCinfacbe Mittei wirkIDung. Dass kilustliche 1-Ierabstimmungl, wic kaustliche Steigerung des innern Lebens der ergriffcnen Die Wirkungsweise der Mittel. 77 Organe, kiinstliche iervorrufung von Zustanden, die dor kranken entgegenge setzt sind, in dem leideuden Theile, und selbst die symp atIiisehe und antagonistische eWirkung, letztere unter besondern, die einzelnen Bestandtheile eines Organs betreffenden Verhititnissen, innerhaib des Bereiclis des homdopathischen Heilverfabrens angenommen worden ist, haben wir oben bei der Erkliirung des Heilvorgaugs gesehen. Als ein Beispiel,,fjlr AufIi6sung abgelagerter die Hieilung hindernder Producte" fdibren wAir die resorptiousbeftrderude Kinwirkung der Bryonia, z. B. hei serbisen Exsudaten, die schmelzende Wirkung von Afercur, Ilepar suipliuris bei Eiterungen an, der die von Kinigen behauptete Eiter verhindernde Ein-wirkung des Phosphors gerade entgegensteht. Wir wissen aus den Prilfungen der Bryonia, dass sic ganz imhliehe Zustande hervorruft, -wie sie bei Exsudaten in der Pleura (oder den Lungen) Stalt finden *), dass sic falsehe Membrranen setzt im Munde (Teste), im Rectum (Orfila) und in der Trachea (Curie)"*), und die pathologisehe Anatomie hat bewiesen, dass nucb wirklieh Ausschwitzung nach Bryonia erfolgt ist. Dieselbe erregende Wirkung auf das ventise and Capillargefitsssystem der sertisen BHaute, welche daselbst Entziindungen setzt, muss auch im Stande sein, die Folgen derselben wieder durch gesteigerten lmschIWung der Sife auszugleichen. W'ir beziehen uns bier auf die von dem Nichthombiopathen K altenb runner in den experirnenlis circa slaturn sangutinis et vasor-urn in inflanmmationelionach. 1826, gemachten Beobachtungel), wornach die durch Verwjundung erzeugte,,krankhafte" Entzd-ndung dureli die,,leilende" -wieder aufgehoben wird.**4) - Wir kennen den allgemeinen Charakter des uiercur als den eines die Blutmasse zersctzenden M1ittels. Die citerbeftirderude Kraft desselben wird eben daher abgcleitet werden ktnnen, da ja bci der Biterung ein Zerfallen der Blutmasse Stntt findet. Die entziindungswidriege Einwvirkung des uIer-cw's tiberhaupt lisst sich aus dem ibm cigenen Verfliissigungsprocess erkliiren and wenn uliercur ir Gesunden Entznndungen erzcugpt, so ist dies nichlt etwa als Gegenbeweis auizusehen, sondern wird nacli der nenern Lebre von der Stase reclt gut ebenfalls ats seiner Einwirkungr auf die Blutmasse abzuleiten scin. Die Behandlung mit Afer-cutr kann daun unter den gecigneten specifisehen Beziehungen den Krankheitsprocess der Eintzfindnng durelh schuellere Herbeifailbrung der Exsudat-, Eiterbildung oder der Zertheilung nur besebleunigcen. Treten bei der homtiopathischen Beehandlung itentsive, matericli Functions utusserungen, vie z. B. Eiubrechen, Schwitzen u. dtgl. cin, so hat es damit ein ganz anderes Bewanduiss als bei der Allopathie. Hier *j Vergi. H a h noemannn, Arzneimittollehre, 3. Aufi. II. 8. 4-13. "*J) Jorez, Rev. intern. IV. 12. *S*) 8. hor. Arch. XV. 3. 104. 76 Die Wirkungsweise der Mittel. ist die vermehrte Absonderung die eigentliche Ursache der Heilung, indem durch kilustlice iHervorrufung derselben entweder von innern Organen abgeleitet, oder in diesen selbst auf indirectem Wege eine erhihte Bewegungund Thditigkeit erreicht werden soll. Die,,intensen Functionsilusserungen" bei einer homiiopathischen Behandlung aber treten in den erkrankten Theilen selbst auf und erscheinen mehr als Folgen des eingetretenen Heilprocesses, sind hichstens mitwirkende Ursachen, ohne welche nothigenfalls auch die Heilung vollbracht werden kann. So erscheint oft bei Erkilltungszustianden der Haut nach Aconit, Ipecacuanha Schweiss, so nach denselben Mitteln in gastrischen Fiebern, wen Ueberladung Statt gefunden hat, Erbrechen. Bei Entziindungen der Darmschleimhaut erfolgt nach Mercur zuweilen Durchfall, bei heftigen Zahnschmerzen congestiver Art, bei Epulis, bei Syphilis entstcht nach demselben Mittel eine erleichternde Salivation, wie ich schon nacli einigen Grau von der 3. Verreibung des Alercurius solubili& beobachtet habe. Auf diesen specifischen Verhiltnissen beruht es, wena, als das Resultat der Aehnlichkeitswirkung, als Sy m p to im der Heilung, materielle Entscheidungen eintreten, \Vie nach Helleborus, Digitalis, Bfrgoniat in hydropischen Zustituden eine vermelirte Diurese; nach Jiepar sulph., Pidsatilla, Senega bei Katarrhen eine vermehrte Sebleimabsonderung; wena nach Sulphur Hilmorrhoidalfluss, nach Pulsatilla, Platina, Sepia die Menstruation sich zeigt. In vielen solchen Fallen wird der Krankheitsprocess beschleunigt und cs ist gewiss, dass eine solche nattirlich iAusserst schuell vortibergehende Steigerung oder in nere Erregung auch ohne ausserlich wahrnehmbare und inaterielle Phianomene bei Heilung vieler functionellen Krankheiten vorkommt. Man kbinnte dalier wohl behaupten, dass auch die Hom-opathie in gewissem Sinme ibre Rei z mittel habe, wenn dies nicht leicht zu Verweelslung mit allopathisehen Begriffen flihren wihrde. Wir erinnern in der sensiblen Sphare an Phosphor, /Rhns, Ammonium carbon.; in dem Bereiche des Gefasssystems an Camp/h., Chin.; im Bereiche der Reproduction an Sulph., Arsen. u. a. Mittel. Wir ditrfen uns bei der Charakteristik solcher Mittel nicht dadurch irre machen lassen, dass die Symptome der Depression unter den physiologischen Wirkungen dieser Stoffe haufig sind, wenn wir bedenken, dass die grossen Dosen, mit denen die Versuche an Gesunden angestellt werden, leichter die Depressionszusti-ide erzeugen, dass these oft als eine Folge der reizenden Einwirkung, mit Ueberspringung letzterer, oder wenigatens so schuell eintreten, dass diese nicht wahirgenommen wird. Es muss daher bei den Krankheitsformen, wo aus Ulinlichen vorausgegangenen Reizungszustituden eine dem Charakter des Mittels entsprechende Depression des Nerven- oder Geflisssystems stattfindet, eben diese reizende Erstwirkung wieder von bestem Erfolge sei. Milssen wir annehmen, dass viele, vielleicht so Die Wirkungsweise der Mittel. Vorgangr 4cr r eproduction und Ernahrung ist ein zu complicirter, als dasa er darans allein hergeleitet werden kbnute. Bei vielen Mittein ist tibrigens aucli wirkelih eine directe Einwirkung auf die Blutmasse nicht zu verkennen, wic wir scion oben angefilirt haben. Die blutzersetzende und tonisirende Einwirkung de4r Salpetersdu-re, der Salzstiure z. B. k6nnen auf erhiih-ite Expansion oder Contraction 4cr Cefitssvitnde bezogen werden. Es -wird die Salzsiure in den Zersetzungsprocssen des Typhus, des Scorbuts, in einer kleinen Gabe dureb vermelirte Contr-action der Geftisse und dadurch bediugte Aenderung des Bllutlebens selbst ebenso gut heilen, vie sic in grbsserer das Zerfallen herbeifibrt, inden die Ringer andauernde und intensivere Contraction in Erschlaffuug umschhtgrt, Sugillationen, Extravasate bildet u. s. w. Ebenso wirken vielleieht crocus, Iireosot, S'abinan u. s. w. gegen Blitungen. Die cinen Ieilkbr-per ergreifcn rmehr die Gefafsse und zwar eutweder das centrale oder peripherisehe, das arterielle, veniise oder das capillare Gefasssystem, die andern mebr die Blutmasse selist, oder sie wirken auf die GefIissnerven. So kann,;vie wir oben geselien baben, inaerhalb eines crgriffenen Theiles cine antagonistisehe Tblltigrkeit cintreten, wie sic audi C1. Mtfiller*) bei Aconil, Belladonna, Arnica, Bryonia, Nux vomlica, Phosphor u. s. w..annimrnt, indem er die WTirkung dieser Mittel bei Entzfinduugen atuf die Gefassnerven direct erfolgen oder sic durci Antagonislulls und Reflex reizen oder Idlimen i-isst. So k-ann unmittelbar von dcr Blutmasse auf die Nerven and Witnde c ieder zurtick gewirkt werden, wie auch in cinem und demselbcn Theile UeBerguinge von den sensiblen auf die motorischen Nerven und umgckehirt in pathologiseher und therapeutischer ilinsicht erkannt sind. Bei der Manni-gfaltigmkcit der Erseheinungsweise der Krankbeiten haben iussere und un Ko-rper selbst gclecg-ne Ursachen, folglicl auch die Heilmittel, selir zahireiche und verschiedenartige Wirkungsstellen, und es ist uir zu eridrtern, weluhe Ursachen, Ausgangspunkte und wesentliche Erscheinungen vorliegen, um das wirklich passende, diesen Bedingungen entsprechende 1liulfemittel za finden. Es erhielit such hieraus, dass das specifisebe Vlerfahren such in rationeller Weise sympathisehe und consensuclle Beschlverdenl (wie z. B. Congestivsynptome nach dem Gebirn aus Unterleibsplethora, Leiden des Untericibs von Spinalirritation) durc Mittel heilen wrird, welche auf das Ausgangsorgan hinwirken und zugleich uthuliche sympathisehe Erlk-ralmimen anderer Organe im Gefolge ibrer Wirkungen aufwcreisen. Wir sind, wie scion oben gesagt, weit davon entferut, diesen theoretiischlen Erklalhrungrsveisen einen Werth beizulegen. Wir sind vielmehr der Mleinung, dass die tiefere Ergrilndung der Wirkungsweise vorliufig unrn~glich 5 a. lIom. Viertelj.-Schr. 1. 1. S. 43. Die WVirkungsweise der Mittel. 81 ist. Auch Kissel sagt sehlr richtig:,,Die Wirkungsweisc der Heilmittel kann nicht erforscht werden und nile Versuche dazu ergeben eutweder kein Resultat oder fihfiren zim Dogmatismus. - Das siunlich Wahlrnemlmbare allein giht cine reinae Beohacltung. - Die Versuche zur Erkhirung der Wirkungsweisc sind mannigfach und sehliessen sich an den jedesmaligen Zustand der Patbologie an; ibire Ergebaisse sind also niehts Unwandelbares, sondern etwas zeitlich Wechseindes, da sie der angemaassten Klieuntuiss der pathologisehen Zustinde entsprechen; oder aher sic sind etwas ULizur-eichendes, wean sic nur das Resultat Desjenigen enthalten, was mit Hfilfe der Physik und Chemie von deaselben his jctzt hekanut geworden ist. - Unscre Siune und der Verstand k~ianen nicht Uber die cinfiache Thatsaehe hinausdringen, dass das A. M. mit dem Organismus in Bertthfrung gebraclt das crkrankte Organ oder Bint heilt." Wir sind deshaib zafriedengesteilt, wenn man ans der obigen Darlegung ersieht, dass 1) die Aelnliclkeit zwischen Arzaciwirkeung und Krankheitserseheinung die conditio sine qua non rationeller Behandlung und Heilung ist; 2, dass der Grundsatz Simnilia Similibus auf cinem objectiven, physioIogisch begriindeten Naturgcsetzc beruhe; 3) dass, obgleich das homdopathische Heilverfaliren aur eine Methode und Heilformel, das Similia Simtilibus, anerkennt, doch die Wirkungsweise unserer Mittel selhst cine so mannigfaltigc, cxtensiv verbreitcte und intensiv naiclitige ist, dass wvir alien Methoden anderer Sehulen die Spitze bieten kdanen. Dem Bestrehen dieses kiar zu machen, mdge man die grosse Weitldufigkeit und die sonst streng vermiedenen theoretisehen Absehweifungeu auf cinem Gebiete zn Gute halten, wo die Verfiihrung daza so nahe lag. Die hom~opathische Versohlimmerung. Indem wir in dem niichstfolgcndcn Abschnitte weiter auf den Begriff des,,Aehnlichen" cingehen werden, wollen wir bier noch ein kurzcs Wort Utber die sogenaunte homtiopathisehe Verseblimmerung, von weleher bereits oben einmal die Rede im Aligemeinen war, anfigen, da diese Annalme mit der Erklidrung des Prineips in genauem Zusammenhange steht. Indem aimlich Hahnemann voranssetzte, dass die homSo-pathischen Arzneien die Krankheiten durch eine relativ grbisscre Wirkung besiegen, d. b. mit andern Worten, dass sic starker scien als die Krankheit selbst, glaubte er auch als Wahrzeichen dieser Kraftentwicklung cine momentane Verselilimmerung sehen za mtissen and hielt diese, obwohl er die dadurch entstehende Beliistigung des Kranken nicht tibersal, fur das beste Zeichen der Heilung. Diese Verschlimmcrung ist nach ihm eine Arzneikrankheit, die mit der HI1&SCHEL, iomropatbie. 6 82 Die homuiopathische Verschlimmerung. nrsprtinglichen Krankheit soviel Aehnlichkeit hat, dass der Kranke sic fuir cine Steigerung derselben ansieht. Er bezeichnete ihren Eintritt als Regel und als Erstwirkung der hom6opathischen Ar-znei*) und var sp~iter bemiit, sic dureli Verdihnnungen zu vermeiden. Andere haben darin cine durch die NaturbeIlkraft herbeigefilirte Reaction gesehei, ein Heilbestreben, das auf lritisehe Bewegungen hinaushtluft. Griesselich scbreibt die Verschlimmerung dem Krankheitsprocesse selbst zu, indem er mit Reclit eine Trennung der Reactions- und Krankhieitssymp tome fuir niclt durcbfflhrbar erklirt (a. a. 0. S. 51). Schroen naunte die homd-opathische Verschuimmerung ein,,unglticklicbes Dogma," und Schneider hbess sie,,ein Gespeust". Beide batten insofern Reclit, als im Anfange alle Welt im fanatischen Anhange an I-li nemann itberall eine soiche sehen zu mtissen meinte, wo eine Kur als gegliickt gelten soilte. - Dudgeon**) sagt ausdrticklich, sie wird ami meisten walirgenommen von den Ver~ichtern der rieuern Diagnostik und Pathologie und den Anhiingern der Jenichen'schen Tiiuschungen (delusion) oder der Hochpotenzen. Wenn wir zuniicbst darauf eingehen, ob wirklich eine Verschilimmieruncg dcr Krankheit durch das Simile ndthig sei, so mfissen wir dies unbedingt verneinen. NMit der Hahnemann'schen Erklairung der Wirkung des Homoion fitilt audi die elugebildete Nothwendigkeit der Verschlimmerung durci die Arznci. Wenn die Qualit it zur I-Jauptsache gemaclit werden muss, kaun die, Qiian ti t iRt als ein untergeordnetes Moment weder bei der Krankheit noch bei cer leilung unbedin gtes Bediirfuiss sein. Und auch die ErfilhUng lehrt, dass die Verschlimmcrung 1) an sich selten vorkoumt; 2) dass, wo sic erscheint, sic auf ganz anderen Ursachen beruhen kann, als auf der arzncilichen Einwirkung; sowie 3) dass sie namentlich nur unter besonderen Verlifltnisse n Statt findet, und 4) auch selbst ihre Bescbaflenheit cine ganz versehiedene ist. Die Einbildnng hat viel daza beigetragen, dass man in der natlirlichen Verlauf der Krankheitcn, bei and ohne Exacerbationen derselben, Verschlimmernngcn sali, weil man sic eben sehen wollte. Da i i Eracheinen Ubrigrens nur als ein momentanes bezeichnet war, liefen gerade bier der Titusciungen um so mehr unter. Eine grosse Auzahi der Fille, die man als Beweise ffur sic anbrachte cnid noch heute dafik herbeizieht, ist auf RechnuDng dieses unwillkiirlichen Selbstbetruges za scbreibeu, - der noch beute eine Rolic in der lontoopathie spielt. Daher bezeichinete audi Scbhneider ricbtig viele R1ifle der Verschlimmcrung als,,psycbische Wirkungen der homtiopathischcn Theorie." Soldier Beispiele citirt Griesselicli von sich und Denen, die von der Homdopathie Kennteiss hatten, wO ") Organ. ~. 157. "4 Lectures etc. p. 137. Die homijopathisehe Verschlimmerung. 83 dann schon von Milchzucker, wie bei B r a u d von blossem WN."asser, Verschlimmerung eiitrat. 1st ja die fortgesetzte Richtung der Psyche sogar im Stande innere Zusttinde wirklich zu erzengen, warum soilte sic nilit audi dem absichtlichen Auge des Beobaclters dergicichen vorspiegein kijnncn?Doch ist nicit zu leugnen, dass auch wvirklich cine Verseblimmerung der Irankheit eiutreten kaln. In soichem Falle liegt dies aber im Verlaufe des Kirankheitsproeesses selbst, der cine bestimmte Hdhc anstcigt, ehe er seine Aliwicklung durcimacit. Da diese Steigerung oft Vorhote der Krise ist, die eben die Beendigung des Processes begleitet, so ritlrt wobl daher niclt zu selten die Walirnelmung, dass nach der Exacerbation eine Besserung cintritt, die man failsehuich nun in ursaichliche Beziehung zn der angeblich durch die Arznei bewirkten h6beren Entvickelung der Krankheit bringt.,,Diesc irrigen Urtheile," sagt Griesselich mit Reclit (a. a. 0. S. 52),,,bernlen auf dem von viclen lomd-opathikern verinach1iissigten Studium der Krankheiten; sic schieben Alles auf die Arzznei, wic die Allopathen in liver pharmakodynamiscien Unkenntniss Alles auf die Kr-ankicit." Es ist dawn immer scir die Frage, oh nicit audi ohne die Arznci die sclbstthitige innere Bewegung des Organismus diese llhe der Krankieit hervorgerufen hatte. So sagt auch Runmmel:*) die Arznciverschlimmerung sei eiue Ausnaime, sic kbnne auf kicinere Gaben so gut cintreten als. auf grdssere; sic ige oft in Gauge der Erankheit. Katimpfer**) ist derselben Ansicit, indem er noch cine kritische und nichtkritischc Vcrschuimmcrung untcrscheidet. G. Schinid und Trin ks sahien auf starke Gaben keine Verschlirmerung, sondern Besserung; Letzterer beobacitete liberdies nach kleiien Gaben theilwveise und gauze Verschlimmerung ohne Besserung. *) Go aoullon unterecheidet wirkliche Steigernung der Krankhceit und Beschleanigung oder Verstirkung der schon cingeleiteten oder nahen Erisent), wormn er mit Sch mi d iibereinstimmt, dcr der Wirkung ciner mangeihafteu, sich vergeblich abalihenden Erregung ihr Theil beimisst. Dadgeonu1t) endlich macht cinen Unterchied zwischen der Hahne mann'selin Veuscilimmerung der Krankheit sclbst, welche selten cintrete, and den arzneiicien St-rungen (perturbations), die naclh Dosen aller Gro1ssen vorkommen, oft bios naci den ersten Gaben, bci grosser Reiziarkeit, oder bios Piantasietta-schungcn sind. Gewiss ist soviel, dass in einzelenn Fafllen, sowohi nach kcleinen ale each grossen Gaben, bci passender oder unpasseuder Mitteiwahi, Verseblimmerungen eintreten kd-nnen, weiche lediglich der Arznei zuzuschreibcn ' Allg. hom. Z. Ed. IX. 3. XXXI. 19. **) Ebend. Ed. XXIV. S. 231. *c') Ebend. Ed. XXV. 2. f) Arch. Ed. XX. 5. tt, Lectures etc. p. [34. 6* 84 4Die homnopathische Verschlimmerung. sind. Wir miissen in diesem Falle Zweierlei unterscheiden; die Arznei ruft iAmlich a) entweder ganz neue Symptome hervor, welche nicht in genauerem Zusammenhange mit dem Krankheitsprocesse stehen, also Nebenzufalle, wie z. B. itercur Salivation, wenn er gegen Enteritis gegeben wird, Bryonia Husten in der Anwendung gegen Kopfcongestionen, Sulphur Verstopfung oder Diarrhoe bei einer scroful6sen Augeneutztiudung, Aux Kopfschmerzen bei Magenkrampf, Rhus Uebligkeiten bei Rheumatismen u. S. w., oder b) sie steigert das eigentliche Krauk-heitsbild, indem sie entweder einzelue oder alle auf die Krankheit selbst sich beziehenden Symptome, also den ganzen Krankheitsprocess versehlimmert. Das Eine ist so wenig nithig als das Andere, um Heilung hervorzubiingen. Wir berufen uns dabei auf die Erfahrungen eines jeden guten Beobachters, welche beweisen werden, dass in der bei weitem griissten Mehrzahl der Fitlle die Idiosynkrasieen der Kranken, oder irrige Mittelwahl, oder eine zu starke, oder zu schwache Gabe die Ursachen dieser neu hervorgerufenen oder verseblimmerten Zufille sein k~innen. Das VerhUitniss der Versehlimmerung litsst sich demnach im Allgemeinen auf folgende MGglichkeiten zurtickftihren: 1) Bei grosser Reizbarkeit des ganzen Kdrpers oder cinzelner Organe und Systeme kdnnen selbst von relativ kleinen Gaben solche Nebenwirkungen auftreten, die ganz und gar fiberfitissig sind. 2) Bei falsch angewendeten Arzneien, welche den Krankheitsfall nicht genau treffen, werden einzelne Symptorne durch die unpassende Wahl gesteigert, ohne dass dadurch die Krankheit gdehoben wfirde. 3) Selbst bei nicht grosser Reizbarkeit kann eine zu grosse Gabe an sich eine Steigerung hervorrufen, die nachtheiligeu Einfluss auf den Gang der Krankheit lAt, indem sie die Heilung verzigert, oder wenigstens ohne Erfolg ist, und 4) cia specifisches Mittel wirkt erregend und beschleunigend auf den Krankleitsprocess mit Erfolg ffir die Genesung. Viele Heilungen lassen sich wahrnchmen, wo, wie wir geseben haben, dine innere Steigerung durch Arzneimittel die Krankheit zu sehuellerem Abschluss bningt. Wir sdhen dies z. B. in Fallen von Hyperarmie, Aussehlagskrankheiten, Neuralgieen. Eine solche durch arzneiliche Einwirkung bedingte Erregung kann im Augeublicke als eine Verschlimmerung erseheinen; sic wird sich aber dureb die vorhergehenden und nachfolgenden Symptome in den meisten Fillen, besonders in den materiellen Erkrankungen, von der momentanen Verschlimmerung H a h n e in a n n's untei scheiden, da sie einen bestimmt vorgezeichneten Verlauf durchmacht. Sie ist eine Folge der Arzneiwirkung, ohne gerade d eshalIalb auch itberall Ursache dernBesserung werden Die Tsopathie. zu miissen. Die Verschlimrnerung ist daun tiberhaupt mehr Beschleunigungdes Krankheitsprocesses, welche dadurch ala Steigerung erscheint, weiL sic die auf eine litugere Zeit berechnete Entvickelung durch die Intensitat ersetzt. Niemand wird aber behaupten kdnnen, dass nur auf diesem Weege die Heilung mtiglich sei; im Gegentheil wird bel vorsichtigerem Verfahrrn, besouders bei genauer Abwirigrung der Gabe, die Heilung wenigy-er stiirmisch mid in niclt viel ilingerer Zeit erfoigen. - Wir maclen besonders darauf aiufrnerksam, wie nd~thig es ist, die Empfanglichkeit der Kranken zu beachten, besonders das weiblicle Geschlecht, das Kindes- und Greisenalter, ncrvdse, hysterisehe, bypochondrisehe Constitutionen, entkraftete Subjecte und chrIoniachI Kranke, weil hier die unnfitzeu Nebenwirkungen am haufigsten vorkommen werden, - und warnen andrerseits vor 1-erbeifiihrung von Verschlimmerungen, die meist den Verlauf der Krankheit trilben, selten elue heilkriiftige Wirkung itussern. Es wird eine Aufgabe des sorgsamen, voriirtleilsfreien, ruhigen Beobachters sein die lediglich im Gange der Kruankheit liegenden Exacerbationen niclt ffir Arzueiwirkungen auzusehen, damit uns niclt durel solche optisehe rpauschuigen noch mehr,,Versehlimmerungel" bereitet werden, als wir ohuehin auf unserm Gebiete scion aufzuweisen haben. Die Isopathie. Es diirfte hier der passendste Ort sein, der Isopathie Er1wivllnung zU thun, weiche zuletzt von Brutzer in Riga wieder in ibrem vollen Umfange herzustellen versuclht worden ist.*) Kein Kapitel der homdiopathischen Geschichte weist groUsseren Mysticismuss, grdsseren Unsiun und weiter gehenden Aberglauben auf ala dieses, welches im Fanatismus der Anbeter sogar herufen sein soilte als angebliche Spitze der iomiopathie diese selbst zu stiirzen. Die Isopathie ist nicht nen. Es finden sich Spuren davon in der Volksredicin, bei Dioskorides, Xenokrates, Galen, Serapion, Paulus Aegineta, Celsua, Haly Abbas u. A. In einem Werke des Bischofs L~ro von Orleans 1092, in den Op. Augustini ed. Benedict. T. V. Append. 247 heisat es: Solent medicinue pariti aegritudines, quas curandas suscipiunt, aliquando curare per contraria, aliquando per similia, und es geht aus dem Zusammenhange dieser erstjetzt bekanut gevordenen Stelle hervor, dass damit isopathiache Mittel gemeint sind. Auch bei 0saNa Id Cro o1, van Flelmont, Durey, Mead finden sich darauf hinweisende Stellen. *) A1g. hor. Z. Bd. 44. Nr. 13. 86 Geschichtc dcr Isopathie. In unserer Zeit wvurde sic zuerst von Constantin Hering im J. 1S30 *) durch die Anerpfehlung des Wuthgifts gegen 1-lydrophobie aufgefriseht, demselben H ering, der so manehe andere Excentricititt auf seinem Gewvissen hat. Ihm secundirte Grross, dcr tiberall dabci war, wo es etwas Nenes nid Mystisehes gab, und der siche cine Ebre daraus maehte, dies noch zu fibeatreiben. Systematisch aber wurde die Isopathie betrieben von cinem Thierarzt in Leipzig, mit Namen Lux, an welehen sich ein ungarischer Edelmaun gewandt hatte, um rMittel gegen die Ldserdttrre und den Milzbrand zu erhalten. Lux, der keine wusste, tleilte ilm das Geheimniss der Natur mit: alle ansteckenden Krankheciten tragen in ilrem eigenen Ansteekungsstoffe das Mittel zu ihrcr Heilung, und gab den Rath 1 Tropten Blut eies rnilzbrandkranlken Thieres his zur 30. VerdiuDnung zu potenziren und es mit I Tropten NasCehscicim eines an LOiserdiirre leidenden Thieres ebenso au nmachen. Deun der Sehnee heile auch Erfrorene, Feuer Verbreunungen u. s. w. So rlith er auch andere Contagien za poteuziren **): Schaafblattern, Kuhpocken, Riaude der Thiere, Kratzc, Syphilis-Elter, Stoff der Hydrophobiseb en aus den Maroehettisehen Blasehen, Lymphe des Pestearbunkels, sogar das Contagium der Cholera, dessen Sitz freilich noch aufzufinden ist. Dann erwithnt er als Beweis fur die isopathie, dass Schw,-efei-, China-, ullercur-Siechhlumn )dureh dieselben Mittel gebeilt iwerden. Spiter wurden nile Arten Sc- mid Excrete von Mensehen und Thieren potenzirt, so Menschenkoth, Humanin als ein Mittel ffir Sehoosslunde, urn denselben den Appetit dazn zu henchmen, so der Blasenstein, Maukeneiter, Fussschweiss, der epileptisehe Speichel etc. Wahrlich! der Griffel zandert dergleichen niedermusebreiben! Aber nichtsdestowveniger fand auch diese Lebre ilre Anhianger. Ungenaunte potenzirten Blut um Blutkrankheiten zu chilen, vie auch G r o s s that, der Anfangs triumphirte, dass das unaureichende Similia Simililnes durch das Aequactia Aequalibus crsetzt sci. Stapf nimmt zwar kein Acquale an, aber cin Simillimnum und da die Isopathie dieses hiete, sci sic vielleicht die,,letzte Stufe" der Homiiopathie. Nur solle man das Erzeuguiss der Krankheit jeden Indiriduurn frisch entnehmen und nur ihm cingeben (uum das Simile za erhlbhen). Der sonst so denknuichterne Knrtz spricht die Vermuthung aus, dass die durch eiiele Thatsachen werthzuhaltende Isopathie vielleieht unter ein ho-heres Gesetz neben der lomo-opathie gehoire, bekeunt aher sclbst, dass ihm Erfahrungcn ffir dieselbe ahgehen.***) buniner w)eiter giug Hering im J. 1833.t) Ein neucs Reich der Erfahruug "*) Archiv. X. 2. **) Lux, die Isopathie der Contagrionen, Leipzig 1833. ") Z. f. h. K1. EBd. 11. N. 17. und Hyg. VII. 16. f) Arch. XIII. 3. XIV. 2. und North. Amer. J. 1852. Nov. Geschiclte der Isopathie. 87 glaubte er durch die Isopathie aufgesehlossen. Er sehlug Poekengift gegen Pocken, Psorin gegen Krittze vor, eine Wanze his zur 30. Verdtinnung gegen Wanzenbiss-Entzundung; daun rtihmte er potenzirte gesunde Safte und Leibestheile als: Autopsorin, Ausgebrochenes dcr Cholerakrauken, Aissclilagsstoffe, wie Schuppen des Scbarlachs. Aber er widersprach entschiieden der Isopathie als solcher, nanute Alles nur Simillima, sprach ausdrticklich aus, dass diese Mittel nur durch Zeichenahnlichkeit und nach den Gesetzen der Homdopathic niitzen kannen, und vcrlangte deshaib Prilfung an Gesunden und Gleicibeit der PrAparate.*) Umgekehrt suchte wieder K. NIiller das Simile zurn Aequawle auszudehnen. - Die Pyramide der Verwirrung erreichte aber crst ibren Gipfel, als der Landarzt Herrmann zu Thalgam bei Salzburg die Entdeckung maclte, dlass die IIeilkr-aft thieriseher Stoffe bei Krankheiten gleichiiamiger Organe die wabre, Isopathie sci: Hep~alin gegen Leberkrankheit, Pedmonin und Lienin gegen Lungen- und Milzkrankheit, - was ist leiciter und bequemer! - Nun wurden auch Thrilnen poteuzirt, iliorbillin gemacht, indem man Mascrnkranken Streukugein in die Hand gab, Fistulin, Odontonecr-osin bereitet gegen Zahnfistcln, Caries der Zalme. Ascariden, Spulwtirmcr, Bandwviirmer wurden poteuzirt, und A t t om y r glaubte selbst, dass Psor-in - Ldiuse erzeuge! Der Glaube keunt keine Greuzen und Herr B r ut z e r in Riga sammt-Consorten verdammen noch heute mit einem der Orthodoxie wohianstehenden Fanatismus Jeden, der die Wirkungen ilres Odontonecrosin, Autocancrin etc. za bezweifein waagt. Es konnte nicht feblen, dass die Besonnenheit Opposition machte und den vwild aufwachsenden Schi"ssling zu beschneiden suebte. Hahnemana fand auch hier das Richtige. Er neunt Diejenigen, welche in der Isopathie das non plus ultra finden, excentrisclhe Kdpfe, widcrlegt die von Lux angefifhuten Bcweise, warnt vor der Nachahnuung und sieit hichstens in deia hoch poteuzirten Mliasma, wenn es wirklich helfen solite, ein Sinlillimnna.")f Auch H elbig bekiimpft sie, da sie cine cinseitige Aetiotherapie sci. Rau wendet sich mit Ekel von ilr ab. Thorer und Dufresne, weiche nur die Wirkung der Contagien zugeben, rechnen diese der IHomdopathie zu Gute. J. E. Veith haUlt die Isopathie in ihrer Ausdchnung ffir eiue Ueberspannung. Am kriftigsten aber hat sie G en zke widerlcgt, irdem er Thatsachcn aus der Thierheilkunde bcibrachtc. iE-chstens gibt er noch die Ansteekungsfalhigkeit des Atnttlcirc zu. - In nenester Zeit baben in Folge der obenerwalinten Anregung K a isemann***) und der Vf. dieser Sebrift *) Vergi. Protest gegen Verfalsehung der Gesch. A11g. hor. Z. 13d. 46. 16. 17. **) Organon 5. Aufi. S. 67. Anm. H**) Horn. Viertelj.-Sehr. IV. 1. 88 8Was man Alics unter Isopathie verstebt. sikh in vielen Punkten iUbereinstimmend gegen die Isopathie erklilrt. Dii d - geon (a. a. 0. S. 169) gibt allenfalls die Wirkung der Ansteckungsstoffc zn. Ich babe (vgl. Zeitschrift ffir bom. Ki. Bd. I. N. 15 unter der Titel: die Isopathie - auch ein Stitck Geschiclte) mich bemiiht die Begriflsverwirrung zu zeigen, welche Uber diesen Gegenstand herrscht, und festzustellen, ob die Isopathie und was von ihr Geltung hat, und ob sic der I-Iom6opathie zugeselrieben werden kd-nne, oder nicht. Als Resultat dieser Untersuchung ergibt sich Folgendes: Unter dem Bcgriffe Isopathie hat man versehiedene Annalmen zusammengeworfen und ist nach dieser Reihenfolge za den versehiedenen Phasen derselben gelangt: a) Die Arzneien heilen in hohen Verdtinnungen die Arzneikrankheiten, die sie selbst erzeugt haben (LuIx). So heilen Mlercur, Scitwefel, China das Mercurial-, Schvefel-, China-Sicchthum. b) Die ansteckeuden Krankleitcn tragen die Mittel zu ihrer Heilung in sich dureb die Ansteckungsstoffe sclbst (Lux). Beispiele: Milzbrandg-ift gegen Milzbrand, Peststofi gegen Pest, T'Zecciniu gegen Variolen, Scilangengift gegen Schiangenbiss etc. c) Alle Arten pathologiseher Erzeugnisse heilen die Krankhe iten, dei-en sic angehd-ren (Lu x). Beispicle: W"Teissiluss- und Trippersebleirn den Weissfluss und Tripper, Philtisin die Phthisis; desgleichen sind: Ascaridin, PFistulin, hydropisches und bydroceIischies Exsudat etc. d) Auch normale, plysiologische Erzeugnisse heilen Krankheiten, die in ilinen wurzeln (Gross und ci Ungenanuter). Beispiele: Bint, Thriincn, Ohrenschmalz. e) Die Kdirperthcile heilen in Poteuzirungen die Krankhcite n dieser Theile (iering, Herrmann).- Beispiele: Lunge auf Lunge, Finger auf Finger; Hepatin, Lienin u. s. w. f) Die Krankheitsp roducte heilen die entsprechenden K r ankbeite n der Individuen, von denen sic entuommen sind (Hering, Stapf). Beispiele: Auaopsorih, Autocancrin; das Ausgebrochene der Clholerakranken u. s. w. In dieses Gemengsel wurde nun noch die Potenzirthcorie mit hineingetragen, veil die gewissenhaften Homd-opathen das,,Gleichc" nicit dulden wollten und das Aehuliche erst durci Potenziren darzustellen meinten, - eine wahre Danaidenarheit. Denn ein Gleiches gibt es in der Natur Oberhaupt niclit, sondern immer nur ein Aelinliches. Die Glieder dieser aigeblichen Gleich~ung sind aber in den obigen Satzen sehr verselliedener Art. In a sind es: Ursache (Arznei), Folge (Lirankheit) 1nd 4Mittel; in b und c: Ursache, Product und Mittel; in d: Prodnct, Sitz und Mittel; in e: Sitz Xritik der Isopathie. 89 u1)d Mittcl iOrrgane und Theile); in f: Ursaclic (Krankhcit), Product, Individuum und Mittel. fier sind die meisten Erfordernisse gesetzt, das waire nach a und b das Sirnillimwnm, die eigentliche Isopathie. Wean die Allopathic mit Mitteln heilt, welehe an d cre, die iomiopathie mit Mittein, welehe AitIin i i eh e Krankhciten hervorruten, so mtisste der Analogic nach die Isopathie sich der Mittel bedieneen, weiche g 1 ci e he Krankheiten setzcn. Sclbst aber angenommen, dass dieses der Fall in a, b und f sei; weun man sclbst von der Modificirung durch die Poteuzirung, dureh die Einvcrlcibung in den Magen absicht, ist doch nur ein hdehst Aehailiches, niebt Gleiches vorhanden. Aber lassen wir cinstweilen diesen Untersehied des Acinlichen und Gleichen und fragen wir veiter, g e h i r e n d i c s e S Att z c, Isopathie genannt, dcr Horn 6opathie an, nach den Voraussetzungcn, die diese fcfr ilre Lehren und Erfahrungcn verlan gt? Hierauf mllssen wir mit cinem Nein! autworten. Dena: 1) Was die Diagnose anbelangt, so gendcgt es bei dieser Isopathie zu wissen: ad a, die itussere Veranlassung, ad b und c, die Contagiositlt der Krankheit und iltrer Producte, ad c und f, den Krankhcitsnamen, ad d und e, den Ursprung Ind Sita. Einc solehe Diagnose muss jede rationelle Sehule also auch die Homdopathie von sich weisen. 2) Was die therapentisehen P rineipi en anbelangt, so wfirde die Consequena der Isopathie dahin ftihrcn, alle Krankleitcn mit ihren Schidlichkeiteu, nur verdiunt, zu behandela (a), oder alle Krankhciten mit ihlrenU. Producten zu beilen b. c), oder alle Krankhciten mit den Theilen zu behiandeln, wo sie ihren Sita und Ursprung haben (d. e). Endlich witre auch in jedem Individuum sogleich das Heilmittel gegeben (f. Wesentlich ist dater die Isopathie cinc blos generalisirende, bald rein "itiologisehe oder anamnestisehe, bald eine anatomisehe Methode. Sic ist, wie wir sogleich noch dentlieher schcn werden, auf diese Weise die rolieste Empiric, das wvabre Widerspiel der Hombopathic, ihir entschiedenstcr Feind. 3') Was die Arzneimittellelre anbclaagt, so verlangt die Hom6o1)athie Prilfung an Gesunden und die Wahi nacli dem Grundsatz des Aebnliclien. Die Isopathie kenat nur das therapentisehe Experiment, die Routine und - die supponirte Gleiehheit, also die liusserlichsten Bedingungen. Die Mittel liegen bci ihr auf der I-land. Sic verleugnet so das Prineip und den Vlorzug der Homiopathie, den diese in einem sicliern Arzneiselhtz bat. Gehen wir nach diesen die Isopathie widerlegenden prineipillen iRniterien auf das angeblich Erfahtrungsmitssige ein, so ergibt sich: 1) Das gauze Material der Isopathie ist nach dem heutigren theils diawgnostisellen, theils kliniseheu Standpunkte caitweder unbrauehbar, oder Wenig beweisend. 2) Es ist nieht cine Erfabrung in den Isopathic, welehe nieht dureb cntgcgcnstebendc Thatsachcn widerlegt worden wtine. Einige go) Kritik der Tsopathie. Mittel, die namentlich auol von Allopathen cmpfohlen worden sind, wie Iel lauri gegen felilende Gallenabsonderung, Ur-ea al Diur-eticum, der BranntwA~ein ale I-Teilmittel der Trunksuclt lassen auch cine andere physiologisohe Erklirung der Ilcilung zu, ale die isopathisohie. Anthracin u. a. contagitise Stoffe aber, denen das Contagium inhitrirt, und die, weil sie ilbuliche Ansteckung erzeugen, auch heilen kionncn und sollci, diirftcn vielleiclit auf homo-opathisohem Wege beilen. Doch miisste zu diesem Behufe erst die Wirkung dieser Mittel nacli den Grundsatzen der iomo-opathie erforsohit werden. Ait RRcht macht aber Kits emann auf die Schwierigkcitcn aufmerkeam, ilber die man bei der strengen Anforderung an homoopathiscic Arzneien hicrbei nioht hinwegkommen wfride. Bine andere Frage ist die, oh man nicit bci der Pr-ilfung dieser isopathisohen Stoffe nach anderer Richtang bin wvicltfige H-Icilmittel erlangen duirfte. - Zum Schluss geit unscre MCeinung dahin: 1) Bine Isopatbie ist nach logiscohen Begriffen nicit denkbar. B u lhn e r (Araneibereitungslebre 2. Aufi. 18 53 S. 49) sagt: IKrankheit und Krankheitsproduct sind weder Acquale nooh Idem, noch Simile, sondern ganz heterogene Dinge. 2) Die P r in ci p i ender Isopathic widerspreohen durohaus dencn dcr 1-Jomiiopathie. Sci man doch wenigetens wahr und gcrccht, ruft K Itsem ann, und. sage, ja das ist walire iteite Isopathie und keine I-Iomd-opathie! 3) Die unter dem Nanen isopathie geltenden oder ihr zngesohricbenen angeblichen E rfa Ii ru i n ga ediirfen rert 4cr Pruffung a) oh sic ilberhaupt sioll bestltigcn und b) wenn dies der Fall sein sollte, weloher Heilmetiode sic anheinifallcn, ob 4cr antipathisohen oder der h omuioopathisclen, odcr was am uinwahirsClceinlicheten, ob sic cinc besondere Methode constituiren. I-Iierza uwrden sich allein die sub b oben angeffil'rten cignen. Jedeenfalls aber 4) sind diese unsicieren. Mittel hci der Zuliinglichikeit der -lomiopathie, namentliclh aucli in den contagiisen Krankieiten, entbchrlici und daher nach rrTieorie und Erfabrung bis auf nWeiteres abzuweisen. Das symptonatisehe Verfahren in der alten und nenen Sohule. 91 PIIII NMhere Bestimmung der Aehnliclkeit. Die Aehnliehkeit, welebe zwisehen Arznei und Krankheit obwaltet, ist hauptsiichlieh erkennbar an den bei der Prilfung der Arznei an Gesunden hervorgehenden und an den der Krankheit wresenflicl zukommenden Symptomen. Sie darf sich aber nieht allein auf diese diusseren Merkmale erstrecken, sondern es muss auch eine Aehnlichkeitsbeziehung (Iebereinstimmung) und specifisehe Verwandtscbaft des besondern Mittels vorhanden sein zu dem Sitz, dem Process, den innern und itussern Bedingungen und ursiteblichen IVerhailtnissen des Krankheitsfalles, so dass der eigenthllrliehe Charakter des Mittels der cigenthbumlichen Natur der Krankheit genan entspreche. Er1iduterungen. Das symptomatisehe Verfalren in der alten and neuen Schule. Die Rucksicht auf das anatomisahe Moment, die Oertliehkeit. Verbreitung der Wirkung. Oertliche und Allgemeinwirkung. Dns Dynamisehe and Materiele der -eilung auf hor. Wege. Die Rueksieht auf den Krauklieitsprocess, auf die iussern und ncnrn veranlassenden Ursachen, die psyohisehe Eigenthtmlichkeit, die tellurischen, miasmatischen and epidenisehen Einflusse. - Der Begriff des Specifischen und der Homnjopathie als Specificiitslehre. Nacldem wir his jetzt den Binfluss und Werth des Aehulichkeitsmoments fur den Heilvorgang dargelegt, kommt es uns nun zu, dasselbe nilber zu bestimmen und in seinen Ehuzeiheiten darzulegen. Das,,symptomatische" Vorfalren in der alten und nonen Schule. Die ititere therapeutiselie Schule unterscheidet dreierlei Auzeigen foir den Kurplan: 1) die indicaijo causalis, weiche die Bestimnung hat, die Ursachen des Krankseins zu tilgen, zu eutfernen oder ilre Wirksamkeit za ermiissigen; 2) die Indica/jo essntzialis, weiche den wesentlichen Process in dem Kr-ankheitsfall in Angriff nimnt, in der Voraussetznng, dass Von jenem nile tibrigen Stdrungen abhUingen, mit ihm stehen und fallen; 3) die Indicalio symplomatica, welehe nur inizelne, lidstige Symptorne zu bescitigen oder zu mildern, awiselenlaufenden Ereignissen oder Zufuillen zuvorzukoimen und Gefabren durell Nebenverhliitnisse entgegenzutreten strebt. 92 Das syiptomatische Verfahren in der alten und neuen Schule. Die Befolgung dieser (letztgenannten) Indication, sagt Wunderlich, k6nne ziir feinsten Therapie, w'ie zum grdbsten Schiendrian fufhren. Sic erhalte aber ibre voile Berecltigung dadurel, dass in der Mehrzahil der Falle Beschwerden und Gefahren mchr von secundaren und tertiaren Stiirungcen, abs von dern wesentlichien Processe abliuingen. Sic sei zu bertieisicitigen, erlaubt oder gar geboten: I) bei Krankhciten, die sieli selbst tiberbassen heiben; 2) bei lstigen oder ersehiipfenden Erscheinungen; 3) wo eine einzelne, mit der Hauptkrankheit nur locker verbundene Erscheinung die ieilung bindert, oder die Anwendungc passender Mittel verwehrt; 4) bei gefluhrbichen secunddren Stdrungen, Lebensgefahr (indicatio vitalis); 5) bei alien unheibbaren Krankheiten; f6 bei Sterbenden; 7) in Fuillen, wo man fiber die Diagnose niclit sicher 1st und wo oft nur vorsichtiges Sondiren mitteist des symptomatisehen, Kurverfabrens m6glich und crlaubt ist. Betracliten wir diese, die ganze Heibkunst der Allopathic kennzeiehnenden GrTundsRzde genaner, so erkennen wir erst reeht die Vorztige unserer Schule. Diese bestelien I) darin, dass die drel angefibihften Auzeigen in dern lorn. Verfabren grdsstenthieils zusammenfailen und so dieses, sebbst irn Sinne unserer Gegner, abs cine rationdlle Kurmetbode bewahriheiten; 2) dariin, dass das sy mp t o m a t i s e h e Verfahren der alien Sehule ein ganz anderes ist, als die Symptomenberueksiehtigung in der Homriopathie, welehe durehaus niclt wit jenern rein enpirisehen H-Jandein verglichen werden kaun; und 3) dass nur in den seltensten Fillen auch bei uns ein Weg cingeschlagen wird, veleher zwiar der inclicaijo sumptlomatica der Allopathie entspricht, aber in der Art der Befolguug griissere Garanticen bietet. Deun jenes,,vorsiehtige Sondiren" ersparen wir, wvei1 unsere ganzc Therapic auf ciner festeren Grundlage beruht. Bei strenger Untersuchung der cinsehiagenden Plle werden wir finden, dass das rein symptornatisehe Verfahren, welclhes man uns fiilseuliceherweise zurn VorwAurf inaeht, gerade in de r Abllopathie die meiste Ausdchnnng hat, und dass Cs keinesweg s bios da angewendet wird, wo auch wir za ihn unsere Zuflucht nebuien: bei unsicherer Diagnose (Punki 7), oder urn zu palliir-en (P. 1-6). Auch die indicaijo vitalis kaUn reelit gut unter diesen httzten Begrifi' gebraclt werden, da, es sich bier audi nieht unM cine Heibung, sondern urn cine ciistweilige Eutfernunig eines gefilirlelhen Syruptornencornplexes, I moinentanc Entreissung uais Lcbensgefahr, bhandelt, der nothwcndig andere. Mittel folgen miussen. - Wir wolben jeden Albopathcn aufs Gewissen fragen, wie oft es im mn6gbich sei wird, der idnicatio causalis oder gzar der esse-ifialis Genufge zu beisten, und - den besten Willen, die Das symptomatische Verfahren in dor alten und acuen Schule. 93 tclhtigsten Kenutnisse vorausgosetzt - wie selton eim directes Einschreiten gegen die Ursachen und das Wesen dor Krankheit boi aller Schldrfo der Diagnose auszuftihron ist. Die Synptome der Krankhoit, die ilussern Morkmnale, sind dem Anhiinger der alton Schule ebenso nothwendig zur Diagnose, Vie uns. Nur zu oft glaubt or gegen das diagnosticirte Uebel einzuschreiteln, wabrend er die ciuzelnen Bostandthoilo symptomatisch bektmpft. Die,,Rationalitat" wird so zur Tanuschung. Wenn man z. B. cine Ruhr diaguosticirt und aus dem fingirten Weson dorsolben das Erfolgreiche eines Opiats ableitot, wvelohes dooh nur den Tenosmus, die Diarrhie stilit oder liobt, olne den Krankhoeitsprooess solbst in seiner Wosenhoit zu tilgen, so 1st die Behandlung koine causalo, keine ossentielle, sondern cino symptomatische. Es dflrfte nicht schwor sein nachzuwoisen, dass oben die meisten allopathischen Kuren in diesem Sinno nur synptomatisobe sind. Die Anwendung des CiTloro forms bei Neuralgicen, der Drastica, Acr-ia, der Schriipfkdpfo, roizenden Einreibungon bei Amenorribe, dor Resolventia, Aloe u. s. wv. bei habituellor Vorstopfung, der Digitalis, Sqailla bei Hydrops - spricht diese Bohandlnngswoise. etwa ftir eine Kur, welche das,,Wesen" der Krankhlcit trifft? - Be i do Schulen bedflrfon der Symptonienerkenutniss. Die geistige Operation mit diesen Symptomon scheidet aber dieselben, indem sie verschiedene Wego der Auffassung and Verwondung einschiagen. Der Allopath sohafft aus diosen Symptomen eine Diagnose der Krankhoit; unter dem Bildo derselben soliwinden die Einzolheitell und gegon die Krankhoit wird das dem angenommenen Weson odler der sogenannten nitolisten Ursache entgegongesotzte Mittel gowahit. Der Hooiiopath betrachtet auch die Symptome als constitnironde Thoilo des Krainkhcitsbildos, als Mittel zur Diagnose, aber er vorgisst jene nicht fiber diese; er hilt sioh fest an sic als Wegweisor fUr die Wahi des ileilmittels, veil sic in ibrer Eigenthtlnlicbkeit ilm die besondore Natur der Krankhoit, ohjeciv bci alter subjeotiven Zusamnenfassung, vorolialten, wivhrend der Allopath sich eino solohe Natur subjecoti v billet und dartiber die objective Grundlago aufgibt. Der Erfoig ist dciiinach auch der entgegongesetzte. Die geistige Operation des Allopathen fiirt lurch die notlwendigen Fiotionen auf der oinen, durch denMaangol an Heilmittolkenutuiss auf der andenn Seito, gerado wogen doer Abstraction von den Symptomen, mehr als zu oft zu einem symptonatischen Vorfahren, da die Uibrigen,,rationellen" Beziehungen nicht ausroichen wollon. Die Operation des Homoopathen dagegen gibt durch die Beenutzung cidr Symptorne cine objective Ansohauung des Krankheitsbildes, welches in seinor Totalitiit zu einer wesentliohen, essentiellen Kur fiihrt. Denn nur das ist cine symptomatisohoe Kunmethode, welche einzelne Symptome beachtot, odor welche ebon die Symptome nur als soiche nimunt, 94 Die Eriterien der Aehnlichkeit. ohue sie geistig zu analysiren, werthzuschaitzen, zu'verbinden. Letzteres aber, die Charakteristik der Symptome, iibt die hom6opathische Schule gerade mit besonderer Fleisse. Niclt die Symptome sind ilr die Hauptsache, der Zweck der Erkenutniss, sondern das NV esen der Krankheit nach alien Bezichungen; aber da es kein sichereres Mit tel zur Erkenntniss dieses Wesens, zur Erdrterung aller KrankheitsverhalInisse gibt als die Symptome, solegt sic auf diesc auch einen besondern Werth. Sic sind ilr Mittel zum Zweek und Grundlage der Beobachtung. In diesen ilussern Mlerkmalen spiegelt sich das innere Bild der Krankheit; ein Complex jeuer muss die einzelnen, gestaltenden Theile fuir das Gauze enthalten. Von den auf der Oberfiache zu Tage kommenden Erseheinungen miissen wir ja ilberall auf die innern ursa5chlichen Verdititnisse zurtickschliessen und das thut auch der~ lomdopath, da er niclt bei 4cr Beobachtung allein, nicht auf der naiven Ansehauung, dem Standpunkte einer kindlichen Forsehung stehien bleibt, soudern weiter combinirt, urtheilt uni scldiesst. Auch Er bildet sich cine Diagnose der Krankheit, indem er Wesentliehes und Unwesentliches trennt; auch Er unterseheidet Primares und Secunda-res, Pathognomonisehes, Sympatbisehes u. s. w.; auch Er wflrdigt den iuiologischcn individuellen wie den aussern Antheil u. s. w.; aber er verliert nie tiber das subjectiv-geistige Product das objectiv-reale Substrat, weiches dieses erzeugte, mAd hulL so den Boden fest, ur sich den Schwankungen ciner Iuftigereu Schicht nicht auszusetzen. Darurn dienen ilm auch noch in ibrer Verbindung dieselben ciuzelnen Merkmale bei der Vergleichung mit den Symptomen der kanstlichen Arzneikr-ankheit, die er hier in gleicher Weise zu combiniren, za beurtlicilen versucht, um ein dem Bilde der Krankliit afhnliches Arzncibild zu erhalten. Je treffender die Aehulilichkeiten des Einzelnen, um so entspreehender muss das Gauze werden. Aber es kann das niclbt durch ein mechanisehes Deeken, sondern aur durch ein raisonnirendes Vergleichen, ein Ausseheiden, eiue auf der schuirfsten Anal~yse berahende Synthiese gesehehen, weil soust eben nur tussere, formelle, nicht maere, wesentliche Achlilichkeiten erziclt werden wiirden. Jeder Versucli cine Aehunliehkeit zu linden bedarf der Reflexion, wenn diese nieht auf blossen Aeusserliehikeitcn begrilidet seim, sondern eine walire inilre Verwandtschaft und Uebercinstimmuag, wie ir sic brauchen, bcdeu-, ten soil. - Mit Recht neunt Wunderlich (a. a. 0. 5. 62) die Aehnlichkeit dine wesentliche, oder tituseheade und zufullige. Was die Aehnliehkeit nach den u ussern E rseheinungen betrifft, so behauptet er, dass die nach Ursachen, Vorgitugen und innern Veriluderungen versehiedensten Affeetionen als ahilich erseheinen, weil die oberfliiehlichen Symptome sebr oft von anwesentlichen Ncbcnumstiinden abliangen. - Die prisumirte Gleichheit I e r U r sE;a ehe v reinige oft Aflectionen von dem versehiedensten Bilde, weil Die Kriterien der Aehnlicbkeit. 95 wir von den Ursachen der Erkrankung gewvthnlich nur eine unvollkommene und stllckweise Kunde haben, ein Theil der Ursachen uns entgceht und nicht in die Rechnung gezogen wird. Die Gleichheit der Verauderungen d er wes entli ch affi c ir ten Organ e wiirde die naturgemiisseste Zusammenstellung geben, wenn wir anders die wesentlichen Verituderungen immer keanten und nicht so oft zufhllige oder consecutive St6rungen daffir angesehen wtirden. Es reiche also weder das symptomatisehe, noch atiologische, noch das anatomische Moment fUdr sich allein aus. Eben darum sei keines derselben zu entbehren; aber wir seien oft gendthigt in Ermangelung anderer Leitfhden was an die symptomatisehe ausserliche Aehnlichkeit des Krankheitsbildes zu halten. Diese Kriterien kdnnen auch von dem Aehnlichkeitsprincip in der Behandlung gelten und es iitsst sich daher dieses ganzc Urtheil mit unbedeutenden Verdinderungen auf das Similia Similibus anwenden. Man sielt hieraus, dass die Symptomenlithlichkeit wohl ein sehr wichtiges Moment in der Homdopathie ist, weil sie die allerniichste Aufgabe der Beobachtung ist und wir durch sie am allerersten und sichersten auf die eigenthuimlichen tieferen Zustitude und Erscheinungen gefitirt werden, dass sie uns aber nicht geniigt, und dass somit der der Homiopathie gemachte Vorwurf eines blos symptomatischen Verfahrens, den wir auch oben schon widerlegt haben, in sich zusammenfAllt. Jeder Praktiker wird fiberdies aus seiner Erfairung belegen k6unen, dass blosse Symptomenithnlichkeit, und ware sie auch anscheinend noch so schliagend zwischen Arzneiwirkung und Krankheit vorhanden, gerade oft im Stiche litsst, weun nicht andere aus der Beobachtung und Reflexion geschdpfte Anialtspunkte unter mebreren angeblich passenden Mitteln die riebtige Wail treffen lassen. Namentlich, da es sich immer nur um ithnliche, nicht um gleiclie Mittel handelt, wird bei dem Vorhandensein mehrerer Stufen der Aehulielikeit eben nur das mdgfichst d. h. nach allen Seiten bin ilhniche Mittel heilen. Als ein Beispiel dieser inneren Versehiedenheit bei Riusserlicher Aehahicikeit dienen die Unterleibssymptome von Belladonna und Veratruin. Belladonna: Vera/rum: Convulsionen in den Bauchmuskeln. Zucken in den Bauchmuskeln. Auftreibung des Unterleibes und Harte Dumpfes Bauchweh von Auftreibung und desselben. Spannung des Unterleibes. Leibschmerzen; Heftige Kolik mit Erbrechen und Stuhl- naohber Erbrechen. PLltzliches Leibweb, zwang u. s. w. Kneipendes Leibweb, in gleich darauf Ausleerungsdrang; nach der der Lebergegend, iuber dem Oberbauch, tief Ausleerung Dringen. im Unterleib u. s. w.,Schneiden im Unterleib. Schneidendo Bauchschmerzen. Heftig schneidender Druck im Unter- Druckend dumpfer Schmerz wie von Zerbauche. schlagenheit. 96 Das Trugerisehe tiusserer Aehnlichkeit. Belladonna: Stechender Schnitt in ninem Zuge. Sturpfe Stichei; heftiges Stechen wie mit cinem M~e~ser. Ti-eftig spannend drtckender Schmerz im ganzen Unterbauche. Krampfhafte Zusammenschnurung, Auftreihung, ruckweis. Krampfhafte Spannung, die naDadeste ]Bewegung verbietend. Druckend stechender Schmerz in der Nabelgegend. Zw-iingcn und Greifen ur den Nabel herum, zum Vorbueken nujthigend Drucken wie von einer schiweren Last. Jieftiges lautes Poltern und Kollern im Tnterleibe. Gefuhi, als drucke cin barter iirper zum Jouchringe hernus. Verarrutit: Stechendes Bauclweh. Schneidend steehender Sehmerz. Sehmerz im IUnterleibe, als wenn es mit Messern darin schnitte. Spannender Sehmerz in den Hypoehoadern. Leibsebmerzen, ale seien aile Ged trme wie in einen Kn~iuel zusanmengewunden. Schmeralicher Druck in der Bliaddarmgegend. Blihungsartiges Kaurren und Kneipen. Kollern im Unterleibe. Tm linken Sehooss ein Gefthl, als sollte da ein Leisteabruch eatstehen. Wie lihnlich sind die Symptore und doch wie versehieden ist die Anwendung beider Mittel je nach der tiefern Bedeutung dieser Symptome! Ja, es kaun in dem einen Fall die Symptomen~ihnlichkeit far Verairur ana c heinend noch grb*sscr sein als far Belladonna und docl wird dieses Mittel passen und nicht jenes. Denn Belladonna entapricht der entztindlichlen Kolik mehr ala der krampfhaften, Vera hruim pasat nur far die letztere. Aher auch einer Peritonitis kilnuten die Symptore des Ver-atrumz ithncln und doch wird diese nie durcI das genanute Mittel bekimpft werden, da der Charaktcr der Belladonna wohi dem der Bauchfellentzllndung entspicht, nieht abet der des Ver-atrum. Es wird also cine genanere Vergleichung, ein tiefresr Eingehcn, ein merbeiziehen melrerer Momente nijthig scin, un diese specifiache Vcrwandtsclhaft zwischen Mittel und Krankheit zn erigrllnden, urn in jedem einzclnen Falle das Passeude und Angezeigte heranazufinden. Aber auch immer werden wir zunitchat an der Hand der objectiven Forsehung, welehe uns die wahrnelimbaren Erscheinungen bietet, cinhergehen. Die Rtcksicht auf das anatomisohe Moment, die Oertlichkeit. Eiue vesentliche Bertickaicltigung verdient das anatomische Moment, die 0ertlielikeit. Die Pathologic hat von dem Zcitpunkte her, wo sic die Krankheitcn von iliren drthichcn Ausgangspnnkten an verfolgte, wo sic der anatonfischen Grundlage cine vorzijgliche Aufmerksamkeit widmete, cinen ganz nenen Aufschwulg genommen. Auci die physiologisehe Therapie wird diesen Weeg niclt umgehen koiunen, wena sic das Hauptgebot: zu Die Oertlichkeit der Wirkung. 97 individualisiren erfillen will. Da jedes Organ sein eigenthiimliches Leben und seine cigenheitliche (individuelle) W"Virksamkeit besitzt, so ist es schon cin grosser Vorspring flir die Erkenntniss der Mitteiwirkung und die Behandlung, wenn wir die specifisehen Bezielungen der Arzneicn za den einzelnen Organen und den von ilnen vertretenen Functionen kennen. Wir setzen so det localisirten, in ihrem Entstehungspunkte erfassten Krankheit das irtlich wirkende Mittel entggcrn; es treffen sic.h gleiclsam auf cinem und demselben Boden die kaimpfenden Parteien. So ist die erste Bedingung ffir eine ditecte Einwirkung auf einander gegeben. Andererseits liefert aber auch die anatomisehe Grundlage die Bedingungen firi gewisse Formen und Ab~nderungen des Krankseins, die je nach der Verbrcitung, den versehiedenen Structut- und Texturbesehaffenheif en und je nach der Verbindung, in denen diese Gewebe mit den itbrigen stehen, von melr oder minder ailgemeinem Einfluss sind. Wit abstrahiren aus dieser Gewebegrundlage gewisse aligemeine Gesetze des Erkrankens und wvenden sic auf die versehiedenen Oeitlichkciten an. So z. B. wissen wit, dass die Entzondung ganz andere Ausgange auf den serdsen, als auf den Sehleimliauten maclt. Dies kommt uns bei det Entziindung der Pleura, des Pericatdiums, der Mlageni-Datmschleimhautentziindung za Statten. Oder wir benutzen die Einheit des katarthalisehen Processes, der, auf der eigenthflmlichen Structur der Schleimhaut betuhend, in der Mucosa der Bronchien, des Magens, der Genitalien wit ziemlicher Uebcrcinstiinnung verlituft. Das Erste und Zunaichstliegende ist bei Erforsehung des Wirkungsgebietes der Arzneien die Fragoe nach der Oertlichkeit d. b. nach den Organen. Wir miissen zucrst Aissen, ob ein Mittel auf Herz, Lunge, Blase, Gehir'n u. dgl. wvirke. Wir er-langen dadurch scion cine gewirisse, wenn auch ailgereine Etkenntnliss von den physlo-pathologisehen Votgiingen, die dutch einen oder mehrere grdsscre Theile des Organismus gebildet und von den Arzneien afficirt, verlindert werden. In den meisten Fafllen werden mehrere Organe von einen und deniselben Mittel betroffen. Wit fragen dann weiter, zu welchen besondern Theilen dieser Organe cine Beziehung des MIittels obvaltet, und abstraliren damnas ein Vetwandtsein, z. B. zu den Schleimlniuten, dew Lymplsysteni, dew Capill argefd sssystem, den Venenstammen. WYissen wir nun, dass ein Arzneiwittel cine besimmte Einwirkung auf ein anatoinischcs System oder auf ein besonderes Gewebe hat, so ist schon fitr die physiologische Olinmaktetistik des Mittels dutch cine gewisse Gcsctzmassigkeit bei aller drtlichen Verschiedeuheit gesorgt. Wir erlangen, urn uns deutlicher auszudriieken, ein genaucres Vcrstitndniss des Bildes der Wirksamkeit dcr Arznei, wcnn wir nicht nut die BinflUsse auf die 0rgaue des Kdrpcrs als soichle kennen, sondern auch die Verainderungen, welehe dieselbe auf die en t fern - teren Elementartheile, der Organe und des ganzen Kdrpers iUt. Wir HIRSCUEL, Homlopatbia. 7 98 8Die Oertlichkeit der Wirkung. werden daana nicht nur cinsehen, warum ein Mittel mit einer gewissen Cebereinstimmung in versehiedenen Theilen des Organismus wirkt, sondern verderi uns auch ei Verstindniss liter die Beziehungen des Mittels zu dern dureb die anatomisehe Grundlage wesentlich bedingten Krankheitsproces sero-ffnet sehen. Kommt utimlich die Erdrterung, auf welche Organtheile ein Mittel wirkt, deshaib hauptsichuich in Betraclt, ur die functionelle Thuitigkeit desselben kennen zu lernen, da die Organe oder Organengruppen Fmnctioneneinheiten oder Funetionengruppen darstellen, so dringt auch die Untersuehung, auf weiche Formtheile besonders sicb die Wirksarnkeit des Medicaments erstreekt, ob auf die vegetativen (Membranen, Verbindungsgewebe), oder animalen (z. B. Nervensysten, Muskelsystem), oder auf die ailgemeinen Substrate (Lymiphe, Blut, Zcllstoff), in den tiefern Hintergruud des Lebens ein. Sic zeigt urs theils die in ncr en Vorgange der Functionen, theils gibt sic Aufschluss itber die fo r m c 11Ien, durch die Structur gebotenen Abweichungen, die besoriders bei den Versceiedenheiten des Krankheitsproeesses in Betracht korrmen, bci welehem ja auch Functionelles und Materielles cine gleicl wicltige Rolle spiclen. Es ist also, unm es kurs za wiederholen, bei der Erkenniniss der Eraniheiter durcisaus das erste Erforderniss zu wissen, i n weichen Orgaren diese sitzen, da sich hiernach die Functionsveritnderungen und die diese heurkundeuden Symptome richten werden. Es kommt, dann a aer aui bdarauf an zu unterseheiden, w elche Fornmtheile besonders befallen urd von weicher Structur diese sind. Ein deutliches Beispici gewahrt uns auch bier wieder die Hyperdmie. Das Verisaitniss der Oertlichkeit, der histologischen Grundlage zu den Erkrankurigen litsst sich nirgcends besser nachweisen als bier. Eine Entziindung in dcen Lungen wird ganz andere Besciwerden hervorrufen als im Magen, sic wird aber auich, je nacidem sic die serise Haut oder die Scbleimbaut, das Parenchym, die Venen ooder Capillargeftasse zum Sits oder Ausgangspunkte -wiihdlt, grosse Formenversehiedenheiten des in der Hauptsache sich gleich bleibenden Processes darbieten. Die Untersuchungen von B e r r e s) fiber die Anordnung der kicinsten arteridscu und venuisea Zveige in der Capillaritalt haben sogar den Weg zur specielisten drtlichen Begrflndung der HIyperamicen gczeigt. Einen grossen Untersehied maclt nacli dieser z. B. das Linear-Gefassgefiecht in den Muskeir, weiches wenig zu Hyperitmicen disponirt, das longitudinale der Nervensubstans, weiches raschen Zn- aber auch Abfiuss gestattet, das LAngenraschcngeflecht der fibrilsen Haute, das dendritisehe in den serisei Hiuten, *) Vgl. Berres, Anatomic der mikroskop. Gebilde des menschl. K. S. 36-70 und W underlii c's Anweudung auf die Pathologrie S. 354. Boispiele fur die locaispecifisehe Wirkung. 99 das strahlige Gefafssnetz in den drilsigen Organen, und das erectile Geflecht, wo anatomisch das leichtere oder schwerere Zustandekommen, die Intensitit und Dauer der Hyperamie erkliirt werden kann. Niclt weniger wicltig sind die Verbindungen der capillutren Arterien mit den capilliiren Venen in cinfachen Maschennetzen, in dem verbindenden Maschennetz (Muskein, Ncrven, fibrdsen Hijuten), in dem umgiirtelnden Maschennetz (Drtlscn, Lungen, Rindensubstanz des Gebirns), in den Schlingengefassnetzen, Schleifenbildungen (Sinnesorgane, Zungenwtrzchen, Pfdrtncr, Dilundarm, Tastwarzen, Genitalien), in dem Schlingcnmaschennetz (seriise Hutute, Corium, Schleimbutute). So gut wie in der Pathologie 1st dieses Wissen von Bedeutung fur die Pharmakodynamik, und es kaun demnach durchaus niclt gleichgtiltig sein, ausser der Kenntniss der specifischen Beziehungen der Arzneien zu den Organ en, durch Vergleicichung und Abstraction die Einsicht zu gewinnen, vwie die cinzelnen Mittel auf die besondern Gewebe und Systeme des Kurpers einwirken. Wir wollen bel dem eben gegebenen Beispiele der Hlyperilmie stehen bleiben und im Aligemeinen die Unterschiede ciniger der vorzuiglichsten entztindungswidrigen Mittel darstellen. Wir kennen als solche: Aconil, Belladonln a, Br-yonia, lfercur, Phosplhor-, Pulsatilla, Snip/na'. W"ie versebieden sind diese theils nach der organiseb-localen, theils nach der clem entar-formalen Seite bin! *) Aconil passt fuir die arteriellen Entzttndungen und ftir active capillare Stasen, fur die Sehleimbaut des Auges, der uropoetiscben und der Respirations-Organe, fuir serd-se und fibrdse Gebilde, weniger ffur parencbymatdise und drdisige Organe, futr Entzdndungen der Zeilseheiden der Gefasse, Nerven und Muskein, dcr Synovialmembranen (Gelenkentztlndungen). Belladonna hat nicht minder den activen Charakter der Entaundung, aber crgrcift unter Vermittlung des Nervensystems mclhr das vendbse System, passt bci erethisehen Zustituden, bei Kindern und Franen, wirkt auf die rosenartigen Entzundungen, auf Lymphigefltss-, DrilsenEntziindung; sic passt bei Entziindungen der Gehirnhutute und des Gehirns, bei Augenentziindnngen scrofuldser, gichtischer, katarrhalischer Art; bei Peritonitis, Ncphritis, Metritis, Pneumonic, gichtisecbu Gclenkentzllndnngcn, tiberall da, wo secunddr vendse Stockungen eingetreten sind. Br-yonia hat cine besondere Beziehung zu den Entzubndungen der hiutigen Gebilde und den cigenthiimlichen Entzhtin dungsausgitngen derselben, n amentlich der serdsen Hdute, der fibrtisen Gebilde, wie zu den im peripherisehen Capillargefdisssystem verlaufenden Stasen; passt bei Encephalitis, Meningitis, Arachnitis, *) Es verstelt sick von selbst, dass wir die anderweiten cinechiagenden, ebenfalls sehr wichtigen charakteristischen Untersehiede dieser Mittel hier niclt berulhren, wo es sick eben nur ur den Nachwcis der Versehiedenheiten des auatomischen Elementes an cinem RBeispiele handelt. 100 Beispiele fur die localspecifiscbc Wirkung. Pleuritis nuseularis und serosa, Entzhbndung des serdbsen Ueberzugs der Leber; Mastitis, Bronchitis, Pneumonie (parencliymatdse, zweites Stadium); Psoitis. Afercur ergreift besonders das Venen- und Capi Ilargefa ss-System, die Lympligefiisse, Drflsen, die serlisen, fihrtisen, vorziiglieh aber die Schleimhaute, namentlich die Seleimbaut des Darmeanals, der Luftwege, der Hammid Gesehlechtsorgane, die frussere Haut, die Knoehen und bat cine weitausgebreitete Einwirkung, da mitteist Mercur wahrscheinlich adch eine directe Uma-nderung des Blutes erfolgt. Daher hat auch kein Mittel nichst Aconit eine gleich antiphiogistisehe Kraft. als dieses. Dagegen ist die Anwrendung des Phosphors als Antiphiogisticum besehrankter in Bezug auf die Form, den Charakter der Krankheit und auf die Oertlichkeit. So wirkt Ph7osphor bei Sehleimhautentzinduiungen (der Rachen- und Halssehleimhaut, Maogen- und Darmschleimhaut, der Bronehien), bei Pleuritis, Pneumonic, Mastitis unter bestimmten Verhiitnissen, aus denen eine Einwirkmung des Nervensystems auf das Capillargef.isssystem und auf die Gefiisswande und ein Zerfall der Blutmasse hervorzugehen scheint. Bei der Pulsatilla und dem Sulphur spielt dagegen das vcni*se Gefdsssystem die J-Iauptrolle, so jedoch, dass Pulsatilla vorzugsweise das vendse Oapillargefiisssystern, die Schleim-, fibro-sen und serdbseu Haute crrcgt und bci Entztindimigen der Augenlider, Otitis, vend-ser Angina mit Varicosititen, Orchitis, Prostatitis, Gonitis, Psoitis angezeigt ist, Sullphzur hauptsachlieh eine WNirkung nuf die Blutmasse selhst entfaltet, aber auch besonders die grdsseren und kicineren ITenenstimme, Sclleimhiiute, dil-fsigen Organe, Haut, K"nochen, Sehuen, fibrdse Theile, die Gelenkapparate befallen macht und bel Entztindung der Drtisen, Ostitis, Elrysipelas, Augeentztindungen, Entzfindung der Nasensehicimhunt, chroniseher Angina, chroniseher Gastritis, Hepatitis, Pneumonic, Pleuritis, Gelenkentzilndungen, Panaritien mit vorwaltendem vendsen Chasakter seine Anwendung findet. Um miiuglicleen Missverstiindnissen rorzubeugcn, ist es uithig zu erw 'iinen, dass es nicht zuniehast der Usus in morbis var, woraus wir diese Beziehungen ken en lernten, sondern physiologisehe Pritfungen an Gesmiden. Aus der Vergleicicung der versehiedenen Gertlielikeiten, in welehen die zu hestimmtcn lImrankheitsformcn geistig verbundenen Symptome der Arzneiwirkulgr auftreten, steilt sich das ailgemeine anatomisci-histolog iscle Moment heraus, dessen tiefere Bedeutung ftir den Krankheitsproeess und die Gesetzmiissigkeit der Wirkung tiberhaupt wir naher hetruebten werden, n aebdem wir vorher noch cinige Er]tuterungen fiber die Verbreitu ng der Araneiwirkung beigebracit haben. Gertliche und Ailgomeinwirkung. 101 Verbreitung der Wirkung. Dertliohe und Allgemeinwirkung. Die Homllopathie muss bei der specifisehi-drtlichen Bezichung ilirer Mittel von deni Gruudsatz ausgehen, dass jede Einwirkung der Arznei ursprtinglich cine locale sci, auf cinen oder wenige Punkte hcschaibikct. Diiesec Satz ist chenso riebtig, wie der, dass jede itusseve Eluwirkung, sic sei einc wiatevielle, sogenaunte dynamiselie oder geistige, unseren Kdrper in ciner bestimmten Punikte trifft. Die Physiologie bat namentlich durch die Lehve \'on den Primitivfasern und von derv Nelrvenleitung im Verein wit der Gellularpathologie diesen Puukt zum Gesetzc erhoben. Dicse drtliche Einwirknug aber braucht niclit auf einHen Theil besehvankt zu sein, sondern sic kaun melreve Punkte zugleich bertibren. Nun ist eine doppelte Mdglichkeit gegeben. Eutweder die \irkung bleibt bcscbviinkt aufd' en cinen oder die meihreren Theile, die zuerst ergriffen waren, odev sic vcvbrcitct sich weiter nod wird zulctzt so 0Z sagen zu einer Ailgemeinwirkung, cine Bezicehnimg, die deshaib nielt ganz exact ist, wreil in jedem Falle noch Theile im Organismus unberiihvt bleiben werden, Aligemeinwirkung also nur den Siun ciner wcitverbreitetcn Oertliehkeit bat. Die Verbreitung der Wirkung hiingt aussev von der Art und Fortdauev dcv wirkenden Ursache, dem Hinzutreten nener Schadlicbkeit, oder der topisehen oder meehanisehen Fiinwirkung dce Theile und Producte hauptsdichuich von der any towiseh-physiologischen Beschaffenheit des betroffenen Punktcs ab. Sic wird ur so grdssev sein, je verbrcitctev die Verbindungen desselben mit den tibrigen Theilen sind, oder auch, ur uns cines gaghbaren Ausdvucks zu bcdicnen, je gviisscr die Dignitiit des betrofi'encn Ccntvalthcils, Organs oder Ovgancnsysters ist. Dies gilt inshesondeve vom Nerven- und Blutsystcm. Wissen wiv demnach, dass ein Mittel auf das Nervensystem, und zwar auf gewisse Proviuzen desselben wirkt, so kdnnen wir anch annelmen, dass diese WVirkungen ebenso w'cit verzweigtc Folgen hiaben, als die Einwirkungen auf das Blut. Es wird aber diese Erregung immcr zierst 6 rtlic h afficirt und begrenzt gedacht werden miisseu, und es kommt nuv davauf an zu erforschen, welehe ParIhieen als crgriffen zu betraclten sind, z. B. oh das Gehivn, das Rtickenmark (sensitive odcer motovisehe Fasern), die Ganglien, die Geffasswvnd, Artevien, Venen, die Capillaven eines Paveniehyms, das Blut selbst. Diese Ausstrahlungcn zu ermittein, muss man zucrst den CentraIpUnkt auffiniden und dies gibt Schwierigkeiten, welehe dcr reflectivende Verstand bei Aufstellung des Krankhcitsbildes zu niberwinden hat. Denn es erheilt atis dem Obigen, dass: 1) neben dcr Allgemeinwirkung auch eine specielle und cigenthilnliche auf cinen oder mehrere Theile mbglieh ist, welehe a) cntwedev die Uracehe, oder b) die Folge jener Allgemeinwirkung sein kann, und 102L Unterechiede der Schulen nach der Oertlicbkeitsbeziehang. 2) dass namentlich von einem einzelnen Organe ans, z. B. dem.Herzen, den Lungen, der Leber, cine Einwrirkung auf das Blut oder die Nerven selbst Statt hat, welche dann ihrerseits wieder Kacliwirkungen erzeugt. Wendel wir diese Beobacltungen auf die Gesetzc der Heilung an, so folgt, dass eiii drtliehes Uchel von dem ailgemein wirkenden Miittel rtickwdirts ebenso gut getroffen werden kann, als die Heilung des Aligemeinleidens von der Behandlung eines einzehnen Theiles aus 'hewerkstelligt werden kann. Nach der olle, welehe diese Oertlichkeitsbeziehrng in den versehiedeuen Sebuien spielt, Iiisst sich der Untersehied dieser selbst sehr bezeichnend aufstellen. In der Allopathic, wvo die locale Einwirkung der Arzneien nur dutch den Usus in norhis gefunden ist, ist die Beziehung zur Pathologic eiue lockere. Bei der tiberwiegenden aligemeinen Einwirkung nach dogmatisclen Kategoriect und bei der Geltung der sogenaunten,,allgemeinen" ellethoden ist die 6rtliche Bezichung eine Ausnalme, (daher audh Wun d derlich es als eine Tiusehung bezeichnet, wena man sich von der Localisirung iu der Pathologic Vortheile fUr die Therapic vcrspreche); sic failt oft mit der itusserlichen oder symptomatisehen Einwirkung zusammen. Da die Allopathic meistens durci den Antagonismus, durci gesteigerte Sccrctionsverhitltnisse, die Ableituugsmittel, durci quantitative und clemisehe Mittel, vorztiglich aber durci die Mfischungsverhaltnissc des Blutes (aiterirende, resolvirende, verdtinnende, stdrkende Mfittel) nach dunklem Instincte humloralpathologisch wirkt und durch massenhaftes Einschrcitcn den gatzen Organismus in Anspnuch nummt, so erreiht sie oft unbcwusst ihr Ziel, aber die Unkenntniss und Niicitbeacltung der localspccifischen Bigenthulmliclkeiten der Mittel bringt sie ur den Vortheil ciner directen Kunstheilung. bademacler legt dagegen auf diese Ocrtlichkeitcn mit Reclt cinen grossen Wertl, aber leider! cinen nur allzugrossen, da er trotz aller Gegenversicherungen seiner Schiller darilber die Qualitat hintansetzt und einscitige tiCfassungen schafft, wiie der Zwcck sciner therapeutisehen Versuche, die Mittelkategoricce, lebren. Haben die Anhutuger dieser Schule diese Gertliclkeit gefanden, daun haben sic auch die Indication zur Praxis. Die Unteischeidung aber ilrer Organ- und Universalheilnaittel (mit Unreclt von Kissel in Blutheilmittel unigetauft) ist aber nur insofern von Belang, als sic zur Ausvahl aus ciner derselben, oder gar zu ciner Addition mehrerer aus der einen oder Combination ais beiden Elassen hilft -eine Zweiheit dcr Bintheilung, die bei der von Kissel selbst zugegebenen Schwicrigkeit der Trennung und Unterscheidung, bei der Mannigfaltigkcit der Vorkomnnisse, und der Ueberglnge der Organ- oder Bluterkrankungen physiologisci und logisci unstattiaft ist, ganz abgesehen davon, dass die Wirkung des Nervensystems oder des Blutes im Organe fibersehen wird, die doch anch brtlich Untersehiede der Sohulen nach der Oertlichkoitsbeziehung. 103 scin kana. Wir kiannen daher diese Organ- und Universalliilmittel R a d e - macher's nielt als cinen Fortschritt der Praxis gelten lassen, da es in Wabrheit, trotz Kissel's trefflichen Forderungen, auf cine tiefere physiologisehe Ergriindung, auf cine Beacltung des Krankheitsprocesses, cine semiotiscbe Wlerthschiitzung der Krankheitssymptomc, der Misehungsverhaltnisse a. s. w. wnrenige-r ankomit, ala auf die anatomisehe Basis, und ala das itberwiegende Bestreben das primir Erkrankte aufzufindea, die Gefahr herbeiftihrt, das Bild der Krankheit im (anzen zu itbersehen, was bei ans Hauptaufgabc ist. Verwerflich aber ist die angeblich inductive Methode, nach welcher diese zwaugsweisen Kategoricen gefuaden werden, d. h. der Heilversuch, das H-lerumprobiren mit dem Zufall. Weil Alpferr oder Eisen ein Universaiheilmittel ist, wie die Versuche an Krankheiten lelren, die man als Uni versalkraakhei ten kenat (solehe sind meist epidemisch) und wel nun 16qpfer und Eisen eine Pneumonic heilen, wie wieder die Versuehe an Krankea lelren, siad JhiRp/er und Eisen ililmittel der Pneumonic, and diese eine Universalkr-ankheit. So wird die Pathologic durch die Therapie dogmatisch bercichert und diese durch ein Reagentienwesen fortgcbildet! Es ist daher ein grosses Unrecht, wenn man diese ciuseitigen Locaispecifica mit der homi6opathisehen -Mittelanffassung zasammeastellen vill. Bei uns ist der Versuch cia physiologischer und wird nar beatati g t durch den Erfolg am Krankeabett. Der Zusammenhang mit der Pathologic ist ein enger, naturgemaisser, rationeller, indem der localisirenden Pathologic die localisirende Therapic eatgegengestehlt wird und also Erankheit und Arznci in innige Beriiirung kommen. Die Erforscehng dieser Ocrtliehkeit aber ist nicht das Endziel, sondera sic ist nar der Wl'eg zur Erkeautniss der Erseheinungawelt, mit cinem Worte zar Unterseheidung (Diagnose) der Qualit-t and Richtung, zur Ergribadung ibres Ursprangs, Zasammenhangs, innerev Vrerbindang, soweit dies inlglich, and zar Ausseheiduing des Unweseatlichen, Zufaflligen. Kissel (a. a. 0. 8. 6) hat daher Hahnemana gar niclt verstanden, wean er sagt:,,er gebe nur cine symptomafisehe Araneiwirkungslclre ohne einen Versuel zur Ermittlung des Zasammenhangs, der Jrsprungsquelle." Unsere Mittel aind mit cinem Worte nicht blosse LocalSpecifica, soadern audi concretpathische, Specifica qualitatis. Das Dynamische bnd Materielle der Heilung auf bomblopathischem Woge. In genanem Zasammeahange mit dem eben abgchaadelten Punktc stelit die Frage, ob die Arzneien dynamiach oder materiellwirken. H ahnemann's Ausaprueh, dass Erankheit und Heilang nur durch dynamisehe Einflilsse entstehen (a. Organon. 5. Aufi. S. 86), ist bekanut. Das Princip 104 Das Dynarische und Materielle bci der hor. Heilung. der Aehinliehkeit und die Wirkungsweise der kleinen Gaben musate auf cine vorwaltend dynamisehe Ansehauungsveise fiifren, die ilberdies mit der damaligen Auffassung der Lebenserseheinungen von Cullen, Broown u. A. in Zusammenlang stand. Aus dieser Veracltung der materiellen Seite der Arzneiwirkungen lAsst sich die mangelhafte Berileksichtigung des chemisehen Elements, wie das Vorwiegen subjectiver Erseheinungen tiber die objectiven Verandernugen in der horn opathisehen Arzneirittellehre ableiten. Das Wort,,dynamiseh" tiberhaupt hat zu grossen Missvesstitnduissen. gefiihrt und ist leider in vieler Bezieliung nur ein Deekmantel der Unklarkeit oder Unwissenheit. Bald dient es zur Bezeichnung der Kraft als Gegensatz der Materie, bald gebraucht man es im engern Sinne fur die Thatigkeitsdiusserung (Function) hm Gegensata zur Mischung und Form, bald fits die Erseheinungen in der Zeit im Gegensatz zu dem wRiumlichen, und in seiner specielisten auatomiseh-physiologisehen Beziehung ffir die Thttigkeit des Nervensystems gegenidber dem Leben des Blutes und. der Organe. Immuer aber wird die Annabme einer aussehliessliehen Hesrschaft des Einen, man magr elnen Slin unterlegen, velehen man will, ohne die Mitwirkung des Andern unphysiologische sin, dh beide anseheinende Gegensatze durch die Eiuheit des Lebens in der organisdien Natur, vie in des Erscheiuungsvelt und den Geseizen der unorganisehen ineinander aufgehen. Unmboglich auch kann man deshalb glanben, dass HaIan em ann mit seinem Dynamisnius anch die materielle M itwirkunng der Arzneien babe verneinen wollen. Einenx solehen Beobacliter kounte nielit verborgen bleiben, dass gewisse Araneistoffe - seine sogenanuten Antipsonica inshesondere - eine selir entsehiedene materielle WVirkungssph ire baben, vie denn anch die Lebre von der Psora nnd den andern Dysksasieen gerade die Misehung des Blutes zur hauptsdiehliehsten. Grundlage nahni. Freilich blieb es bei dieser allgemeinen Anschanung. Im Besondern die Misehungsvesitndcrnngen, welehe Arzneistoffe verursachen, an untersuehen, fithlte man sich bei der dynamisehen Auffassung nieht gemilssigt. Esst die neuere Zeit richtet auch auf diese materielle Seite illr Angenmerk, vie dies Einzelnes in der Arzneimuttellebre von Noack umd Trinks beweist, odes Frank's in Osterode Hinweisungen anf M itscheslieh's vorirefifiche Untersuehungen iiber die Binwirkungen der Arzneien auf das Blut*), Arnold's Versuehe mit Phosphor, Aconil, Bryonia u. s. w. Bahr's und Sorge's Monographicen iiber -Digitalis und Phosphor unud die Beachiung, welehe die Arbeiten von B cker, Benek e, LLiebig, Kd lliker, 8 c li I o s s b e r ge r u. A. auf diesem Gebiete bei den Hom~opathen gefnnden haben. la (A r a liv o g I gelit zum VesriNndern fitr aile Homliopathen in seiner ehemischphysikalisehen Auffassumngsweise sogas so welt eine weder logiseb noch *) Iri Arch. ld. XVI. u. XVII. Chemische Wirkungen. 105, pliysiologisch gereehtfertigte Eintheiluug der hom6opathischen Mittel in Nutritionsruittel, wenn es Stoffe sind, aus denen der Organismus zusammengesetzt ist, und in Functionsmittel, wenn nicht, vorzunehmen, alle pathologischen Processe von einem Plus oder Minus abzuleiten und die Heilung auf den Ersatz dieses Minus oder Entfernung jenes Plus zu beziehen (a. a. 0. S. 465). So heile Calcarea carbonica die Cataracta, Silicea das Enchondrom. / Eine Schwierigkeit liegt darin, dass die Untersuchungen fiber die materiellen Einwirkungen bei Gesunden nur mit grtsseren Dosen augestellt werden kdnnen und dass von diesen aus, wo es sich eben um Mischung und Form handelt, der Rflckschluss auf die Wirkungen an Krauken bei kleinen Dosen nicht so leicht ist, als bei den functionellen Erscheinungen. Auch hat in der That die Chemie noch nicht diejenigen Fortschritte geuiacht, um alle Veranderungen pathologischer Art gehtrig nachzuweisen und es ist sehr die Frage, ob tiberhaupt je die chernischen Reagentien und Untersuchungsmittel dazu geeignet sein werden, die feineren Nitancee, welche durch die kleinen Gaben der Homtiopathie bewirkt werden, aufzufinden, wenn man I) die IHindernisse bedenkt, welehe der lebende and organische Kairper ftir dergleichen Forachungen darbietet und wenn man 2) erwiigt, dass es ungewiss ist, ob die materiellen Veriauderungen, welche z. B. der Arsen, der Schwefel, die Kohle, der Kalk in unsern Gaben bewirken, so chemisch differenter Art sind, dass sie unter die Beobachtung des Analytikers fallen. Aber auch, wenn es nicht gelingt die grdiberen chemischen Verlidltnisse und Einwirkungen bei uns so nachzuweisen, wie es - freilich vielfach in hypothetischer Weise und oft mit Verwechslung der Producte und Educte - die pathologische Chemie in der alten Schule versucht hat, so ist doch bei vielen unserer Arzneien (wir erinnern nur an die Sduren, an Arsenik, China, Phosphor, Kalk, Kochsalz, Baryt, Silicea, Graphit, an die Kohlen, Schwefel u. a., eine Einwirkung auf die Blutmasse selbst, geschehe sie nun direct oder indirect (von der vasomotorischen Thiatigkeit aus) niclt abzuleugnen. Bedenkt man, dass Ihcpfe7', Arsenik, Zink, Blei, Jfangan u. s. w. neuerdings im Blute entdeckt worden sind, obgleich man nicht behaupten kana, ob sie zufAllig in das Blut gelaugt sind oder ihm wesentlich angeb6ren, wiahrend man von Ifalk, Schwefel, Phosphor, Eisen u. a. w. bestimmt weiss, dass sie wesentliche Bestandtheile des Blutes bilden, and erwaigt man, dass ihr Einfluss ein bedeatender ist, wenn auch die Quantitaten, in welchen sie vorhanden sind, relativ geringfflgig genanut werden kdnnen, warum soll nun nicit auch eine kleine Menge Arzneistoffs ehenso wesentliche Verianderungen ir EBlute pathologisch erzeugen, als jene Bestandtheile des Kiirpers physiologisch? - Der Einfluss der SYiuLen (Kohlensaure imr Blute), Salze und Erden auf die Bildung und Metamorphose Das Dynarische ist zugleich materiell. 107 in der Mutternilch und aus Sturebildung in Folge zersetzter unpassender Nahrungsmittel?) Gesngte enthalt neben vielem Hypothetisehen auch sehr folgenreiche Andeutungen ffir die Praxis (vergi. die Auzeigcen fitr den phospiorsauren IKalk). Selbst nach relativ kleineren Gaben darf man umn so eher cine materielle Veranderurig durch Arzneien aunelmen, als ja durci sie niclit neue und cigenthiimliche Substanzen gebildet werden sollen, sondern nur Um~itderungen der alten, wie sie oft schon durch Versehiedenheit der Proportionen oder geringftigige Misciungsabweichungen bedingt werden. Auch in anatomischer Hinsicht werden ja nicht neue Producte im kranken Leben gesetat. Es sind immer nur relative und graduelle Untersehiede, durch welche sicl die pathologisehen Producte von den physiologisehen unterseheiden. Die Farbstoffe kommen auch im gesunden Ktirper vor, oder bilden Zcrsetznngen des Blutes. Selbst friller fuir krankhaft gehaltene Stoffe im Ilamn und in den Harnsteinen sind als feststehende Ticile des Harns ermittelt worden. Die chemisehen Grundlagen der kmalkhaftcn Organe, die krankcn Neubildungen und Auswurfsstoffe sind dieselben vie bei den normalen Gebilden und Aussondemungen. Weder im Eitem, noch i nKrebs, oder Tuberkel, oder in andern GesciwUisten oder Ablagerungen finden sich Stoffe, die niclt auch im. gesunden Ktirper vorkitmen. Nach diesem Allen kann wohi von einem ausschuiesslichen Dynamismus niclt die Rede sein. Es wird im Gegentheil zugegeben werden mUssen, dass e-hie dynamisehe Wirk-ung nicht ohne materielle Action und diese nicht ohne jdne dcnkbar 1st. Wir behaupten ntmlich: dass die dynamiscie Wirkung seLbst zugleich cine materielle sei, nur dass die stoffliche Veranderung nicht zum Erseheinung komnmt, weil sie so momentan und so wenig eingreifend ist, dass sie mit dem Voriibergehen der wirkenden Ursache oder auch von selbst verselwindet. Es fmagt sich daher vicirelir nur a) weiche von beiden W~liirkungen in jedern einzeluen Falle (wenn man der Dynamis nicht den Vorzug fur immer einriiumcn will) die vorausgehende, also die primaire sei. Oder: b) oh wimklich ein Zeitraum zwischen der dynarnisehen und der materiellen Einwirkung inneliegt, oder oh dieser ein so grosser sci, dass nicht vielmehr beide zusammenfallend gedaclt werden kdinnen. Die LLsung dieser Fragen 1st in wissensehaftlicher iinsiclit interessant, sie crhilt aber nur cine praktische Bedeutung, wenn wir sic etwas prignanter auffassen und das Dynamisehe auf die ThUitigkeit des Nervensystems beziehen, der wir die des Blutes und der Organtheile gegeniberstdllen, mit cinem Worte, wenn wir unsere Forschung dahin lenken: c) ob die A'zncien durci das Blut oder die Nerven wirken? 111cr sind nun folgende Md*glichkeitcn gegeben: 108 1Wirkung durch die Nerven oder das Blut. 1) die Arzneieillflisse werden nur dureh die Nerven bewirkt, oder 2) nur durch das Blut, 3) oder es wirken beide und a) die Nerven geben den ersten Anstoss, oder hi das Blut. Die Fille I und 2 widersprechen bei Hirer Isolirung der Lebenserscheinungen der tagliehen Erfabrung und den Gesetzen des Lebens, welehes den Gegensatz zwvisehen Kraft und Materie als Indiffereuzirung des Differenten, ur mit Sehellingg za spreelen, ausgleieht und velehes cine so exclusive Thittigkeit des einen oder andern Systems verneint. Es bleibt daher nur der Fall 3 Uibrig und zwar ist es vahrscheinlich, dass a) in den allermeisten Fallen die Wirkung von den Nerven ausgeht und zwar so, dass u) das Nervengewebe unmittelbar getrofLen wird, oder dass 9) das Bhit den Trager oder Vermittler der Wirkang maeht, derart, dass die Arzneistoffe dureli das Blut.mit den Nerven und Organtheilen, zu denen sie eine Beziehung baben, in Berilirung gebraclt werden und von bier aus wieder die Rtickwirkung auf Blut and Organe erfolgt. Dies wvaren diejenigen sogeiiaiinteii dynamisehen Wirkungen, bei denen (was nach Du Bois-Reym o n d's Versuehen mbglieh) eine besondere physikaliseh-elektr-isehe Strdinung eintritt, oder vie wir es oben angedeutet, nur zeitliche, sehnell voriibergehende und wegen ilrer GeringfUgigkeit nieht palpable ehemisehe Metamorphosen Statt linden. Es kdnnen aber anch b) im Blute selbst solehe primaire materielle Verlindernngen vorkommen, welehe die Nerven ebenfalls mehr oder weniger materiell umindern. A r n 01Id hat flber alle diese Punkte reeht schatzenswerthe Bemerkungen gegeben uud interessante Beispiele and Anhaltpunkte beigebracht. W~ie Zellgewebe, Schleim- und an dere Haute, nnd versehiedene Gebilde (nach E m - m e r t's Versuehen) mit Arzneistoffen sich erffillen and von ilmen durehdrungen werden kiinnen, so kaun dies auch vom Nerveingewebe gelten (a). Beispiele sind: die stiirkere Wirkung der Belladonna bei drtlicher Anwendung auf die Iris, die topisehe Wirkung beruhigender Mittel, wie des Ophium s, die Application von Drtisenmfitteln, die olne Theilnalme des Organismus drtlieh schneller wirken, die Narkotisirung eines isolirten Nerven durlih Opium, oder WAx zvomica, die tetainisehen Zufdile bei Fr~ischen nach Sirychnin, sellst bei unterbundCener oder ausgesehuittenem Herzen, wenn Cs aider die Hant, in das Zeligewebe oder in den Magen gebraclt wurde. Die V e r b r e it a n a der Arzneiwirkung durch das Blut (fl) ist niclt za verkennen, wenn auch die Resorption niclt als. alleinige Vermittlerin der Wirkung selbst gelten darf Obwohl audll die Lymphgefasse bier thatig sind, wird doeli die Aufsaugung meistens durch die Venen bewirkt. Das WAieder Entschcidendcr Einfluss des Nervensystems. 109 auffinden der Stoffe im Blute, in den ausgeschiedenen Flassigkciten, in der Substanz der Organe und in der ausgeathmeten Luft sind unwiderleghare Beweise ffir diese Art der Fortpflanzung. Dass aber auch die Aufahlime in's Blut zur Aligeneinwirkung in der Regel nothwendig ist, wird dadurelt bewiesen, dass bei Application stark -wirkender Stoffe auf eine Wunde und Aufsetzen cines Schrdpfkopfes zur Aussaugung, sowie bei Unterbindung der Blntgefiisse keine Aligemeinwirkung erfolgt, wohl aber bei kiinstlich unterbaltener Circulation mit dem getreunten und vergifteten Tieilc durek Rblhrchen; dass unmnittelhar ins Blut gebracihte Arzneien meist starker und schneller wirken; dass bei blosser Verbindung durcli die Nerven keine Allgemeinwirkung eintritt, wogegen sic aber bei Durchschneidungr der Nerven cines Theils oder des Rtickenmarks, tiberlhaupt Aufhebung der Nerveulcitung, nicht verhindert wird, wie A rnol1d's Experirente mit Sryclinin lelbren. - Endlich aber ist es wohi keinem Zwcifel. unterworfen, wvie ir schon oben angegeben haben, dass das Blut selbst auch durch die Arancien materielle Veriindcruugen eingelt, an denen secundar die Nerven Theil nebmen (b). Kisser den oben angegebenen Beispielen ffihren wir hier noch an: Salpeter und Salmialc vermindern die Gerinnbarkeit des Blutes; der Uebergang des Phosplhors in's Blut zeigt sich aussen durch den Gernch der ausgeathmcten Luft und durch das Leuclten derselben, durch Abnahme,der Blutktigelchen an Umfang Und des Blutes an Coagulabilitlit, und bei unnittelbarer Bertilirung durc Erweiclung des Rtickenmarks. *) Sauren und Basen zeigen ibre Affinitat auch im Organismus. Die pflanzensauren Saize wzandeln sicl iii kohiensaure ur. Risen, Salrnialc, Salp~eter, Phosphorverbinden sich mit Bestandthcilen des Blutes; SalpeterC Salmfia, Iochsalz mit dem Protein. Nacli diesein Allen sind wir woohi berechtigt, die strenge Gegenftberstellung des Dynamiscien und Materiellen als cinc Verkennung der Lebens-;iusserungen zu bezeichnen. Wir sind aber auch verbunden, vie dem Nervensystem auch der Blutgefisssystcm cine bedeutende Rolle fuir das Zustandebringen der ganzen Arzneiwvirknng zuzusclireibcn. Unter dem Einfluss des Nervensystems steit auch die von Ho p p c festgestcllte Thittigkeit des Gefiisssystems, und dieses crregt und regulirt wieder jenes. Keines virkt ohne das Andere. Bei der Betraclitung des homtiopathisch-specifischen Wirkens, der Qualittit der angewendeten Mittel und dem Gange der oft blitzschnell erfolgenden Heilung wird aber dem Nervensysteme jedenfalls 4cr entschcidende Eiufluss und die prim.are Einwirkung in den bei Weitern meisten Fallen unseres Heilverfalrens zuerkaunt werden milsscn. "*j S. Arnold's Untersuchungen ilyg. lBd. XXIII. S. 9 I:. 110 Der Krankheitsprocess. Die Rfcksicbt auf den Krankheitsprocess. Nach der Beacbtung der Oertlicbkeit in den functionellen und materiellen Erseheinungen des Krankseins folgt die Rilcksicht auf den K rankheitsp rocess. Allerdings wird die specifisehe Beziehung der Arznei an. diesem.Momente cinen wesentlichen Antheil an der Aehnlichkeit oder der Uebereinstimmung awisehen Arznei und Krankbeit ausiiben. Denn es ist nichit zu leugnen, dass die individuelle Natur der Krankheit, welcher ja der individuelle Oharakter der Arznei entsprechen soil, hauptsdichlich durch das cigenthufmliche Leben der Krankheit bcgriindet ist, welches auf einer bestimmten anatomisehen Crundlage einen besondern physio-pathiologischen Verlauf nimmt und nach besonderen Gesetzen und Tendenzen seine Entwicklung vollendet. Ein Imatarrhalisheer, ulcerdser, cronupdser und typhdser Process wlrerden, trotadem sie auf einer und derselben Selleimhant vIorkommen kdnnen, doch auf den verschiedensten phiysiologisehen Verhaltnissen beruhen, -weiche in bestimmte pathologisehe Ricltungen nach der materiellen und. functionellen Seite bin auseinandergehen. Jene allgemeinen physiologisehen Grunadverhititnisse, Hand in Hand mit der Anatomic, bei den elnzeanen Krankheitsarten herausanfinden ist Aufgrabc einer rationellen Pathologie. Aber ebenso notlwendig ist die Aufgabe ciner rationellen Therapic (der bis jetat sich eben nur die hom~opathisehe Schule rfiihmen kann) den physiologisehen Grundcharakter zu erd-rtern, welcher der anauwendenden Arznei innewohnen muss, wenn sic ant diesen eigenthiimlichen Process cinwirken soil. Es sind hinwiederurn die bei der Prtifung an Gesunden beobaclteteni Erseheinungen der Araneiwir-kung, welebe die Mittel zu dieser Erkenutniss bieten. Aber wir bekennen gem, dass auch die pathologisehe Erfablrung 111) die Abstraction des Kmankheitsprocesses, der wir bediirfen, crleichteru muss; dlass mit einem Worte nicht allein aus den Syniptomen ohne weitere Combination und Vergleichung ein Schiuss antf den Krankheitsprocess gemachlt werden kann. Es ist a. B. von grosser Wichtigkeit fur uns und erleichtert uns die Indication, wenn wir den versehiedenen pathologisehen Zustand kennen, welcher einer Diarrhbe an Grunde liegt, und demgemitss nach Anleitung der Symptomatologie und der praktischen Erfabmung die. Beziehung des JlcNrcw zu dem byperimischcn, der Pulscdilla und des Antimoniun zu ndem katarrhalischeni, des Arsenik, des Acid. plosploricum zu dem typhdsen Process, des Su-blinat aum Ruhrproccss unterseheiden. Anderweite der Diarrhde zu Grunde liegende Verititnisse wie: Tuberkelkrankbeit, Scrofein, Zahinbeschwverden verlangen cine besondere Bcriicksichtigung, die niclit allein ans den Symptomen des Mittels zu entnehmen ist; sondern nach der Abstraction, dass eine bestimmte Reihfe von Mitteln gerade Dcr Krankhcitsproccss. III diesem oder jenem Process entspricht, wird erat die Versehiedenheit der Symptome uns zur Wahi gerade aus dieser Reihe bestimmen. So wlihien wir bei tuberkuld-ser Diarrhtie, die Aehnlichkeit der Symptome natUrlich vorausgesetzt, unter C'aic., ChlYin., Perr., Phosph., Arsen u. s. w.; bei scrofultser Grundlage unter Gale., Lye., Baryt. u. s. w.; bei Zahndurchfall unter ('ham., Ilierctr., Galc. acet. u. s. w. Olne diese aus dem allgemein -physiologisehen and speciell -patliologisehen Charakter des Mittels gesch6pfte Kenntniss der specifisehen Beziehung zu dem Krankhcitsprocess warden wir bel aller Aehnlichkeit der Symptome oft irregeftihrt werden, weil diese eben nur das Aeussere treffen. Die folgenden Beispiele mo-gen dies noch uliher erlitutern. Die Behandlung der Mundschleiinhautgeschwtire wird eine ganz andere sein, wenu diese auf cinfacher H-lyperafmie oder O'rtlichen Ursachen, (Follidulargeschlriiren, phagedituischen, excavirenden Geschwtiren) beruhen, oder wenn sic Folgen des Scorbuts, des Mercura, der Syphilis und anderer constitutionellen Leiden sind. Hierbei geben oft weniger die der Form der Geschlfiire cntsprechenden Symptome den Aussehiag, als der Charakter des Mittels. - Rigentlicl symptom atische und doch oft selbststitndig auftretende Krankheitsformen aind das Erbrechen, die Verstopfung. Vergleicht man die veranlassenden Ursachen, die diesen Zustzinden z GOrunde liegen, und bedenkt man, wvic in der Praxis cinerseits dieselben als sogenannte cinseitige, d. h. wenig symptomatische Anhaltspunktc bietende Krankhciten vorkommen und 'vie audrerseita auch die Mittelsymnptome gerade in Bezug hierauf wdnig charakteristische Anzeigen bieten, so leuchtet em, dass lediglicl die Beziehung der Mittel zu den verachiedenen pathologischen za Grunde liegenden Processen eine rationelle Kur bedingen kann. - Der Nutzen des Jod, des Brom, der Spongia u. s. w. im Croup ist bekannt. Wenn man die Symptome, die sic erzcugen, mit denen des Croup vergleicit, so findet man cine grosse Achnlichkcit. Aber wer woilte leugnen, dass niclt vicle andere Mittel ganz ahnliche, wenn auch nicht gerade so charakteristischc Symptome aufweiaen, ohue dass die Erfahrung die specifische Beziehung derselben zu diesem Processe bestiitigtc, wie z. B. Bryonia, Sepia, Ipecacuanha? - Bci alien scharf unterscheidenden Symptomen, durelh welche die Mittel gegen Zahnschmerzen sich von einainder abgrcnzcn, aind doch oft UeBergiinge zu dem cinen oder dem anderni, 'vie z. B. zwischen uliereur und 'hazmomilia, Nux und Sulphur da. Sind dann die Symptome niclt ansgcpragt genug, urn fair die Mitteiw~ahi allein zu entacheiden, so hulft der congestive, nervdse, arthritiache, rjheumatiachle, caritise Charakter des Zahnschmerzes und die dern entapreclende Eigenthttmlichkeit des Mittels wesentlich mit. - Eine typhtiae, tuberkulescirende Pneumounic wird eine ganz andere Behandlung erheischen, als cine reine, wenn auch die Symptome in beiden iihnlich scheinen. - Bin nach Exanthemen, 112 Der Krankheitsprocess. z. B. Schar-lach, entstandener Hydrops erfordert vermige des zu Grunde. liegenden Krankheitsprocesses andere Mittel (z. B. Ars., He/., Ca/c. u. a.), als eine nacli sehwihenden Einwirkungen auf die Sitftemasse (hier: Chin., Fcrr., u. a.), oder nach Erkaltung (Co/cit., Pu/cam., Led.), oder in Folge organiseher Entartungen (hier Dig., fod., Lyc., Bairyt-, Sp)ig., Squill.,,Sn/lp. u. a.) cingetretene Wassersueht. Ganz nahe liegt Iiierbei auch die Nothwendigkeit auf das Stadiui des Krankheitsprocesses Rticksichit zu nelhmen, da dieser oft fortriickt und in den versehiedenen Zeitrdiumen seinen Gharakter Andert, also audi dann andere Mittel erheiseht, wie das a. B. in der Entziindung deutlich. bemerkhar ist. Kaun man nun auch annehmen, dass sich dergleichen Verflnderungen ausserlich sattsam kund gehen, so ist doch niclit gana der Vortheil ausser Acit zu lassen, der fMr den Praktiker entsteht, wenn er aus dem ailgemeinen und specielien physio-pathologischen Charakter des Mittels die uidhere Beziehung zu dem oder jenem Zeitraum schdpft. So werdei -wir aius den Symptomen der liryonia, aus ibrer Neigung zur Exsudatbildnng, sic mehr ffir das zweite Stadium der Entziindungen verwenden, wahrend Aconit dem ersten entspricht. So erklitrt die (secundare?) Wirkung des Phosphors auf die Blutmasse dessen Anwendung im Stadium der Hepatisa-tion der Lungen, die des Merurs dessen Gebrauch in der Eiternngsperiode der Entti-ndungen, die des Hlepar suliphuris bei Abseessen, in dem zweiten Stadium des Katarrhs, beimn dritten des Keuchhustens und bei der begiunenden Rtickbildung des Groups. So machen die verschiedenen Zeiti-mume des fydrocephalus, die Stufenleiter der Scrofein, der Syphilis nach den befallenen Gebilden (primire, secundare, tertiare Symptome) einen Unterschied in der Therapie. Das Ailes lasst sich auch symptomnatich, phanomenologiach begrflnden und bedarf doch einer tiefern physiologisehen Erfassung. Wiederum also eine Bestitigung daffir, dass wiir bei den Symptomen, weiche uns tiberall die ersten Wegweiser sind, nie das Aligemeine ausser Acht lasoen dttrfen; dass Dieses aber anch bei uns niclt emn vages und bypothetisches Wesen sein kaun, sondern auf objectiver Vahrnehmung und auf dem physiologischen und therapeutisehen Experiment beruhen muss. Ucher dna Einzelne darf niclt das Gauze, Uiber Dieses nicht Jenes verloren gehen. Die lUicksiclit adf die ausseren mid inneren veranlassenden Ursacken. Da die Krankheit ein aus der tiussern Schitdlichkeit und der Thittigknit des Organismus zusammengesetater Process ist und erstere noch ala fortwirkend in dieser betrachtet werden muss, so ist es fdr die Charakteristik der Krankheit durchaus ndthig, auch die ausseren veranlassenden Die lussern veranlassenden Ursachen. 113 Ursachen derselben zu kennen, niclt bios bei den innern physiologisehen ursiehlichen Momenten stehen zu bleiben. Nach dieser Riclitung bin mitssen wir auch behufs der Mitteiwahi unsere Forsohungen anstellen. Da wir gesehen haben, dass die Arzneien sich durch den Bezug auf die versohiedenen Krankhcitsprocesse und Formen untersoheiden, so erhelit daraus, dass nicht nur die vorliegenden Symptome der Kraukheit, der sogenanate Status pr'aesens, bei der Aehnlichkeit der Mittel den Gegenstand der Erforsohung abgeben, sondern dass auch die Vergangeiihcit, die vorheragehenden Symptome, der Verlauf von der ersten Entwvickelung an sainmt den cinschlagenden veranlassenden Momenten bei derWahl eines treflcnden specifischen Mittels in Frage kommen. Deni es wird eine gastrisohe Stdrung, cine Erki~ltung, elne Erhitzung, cine Gemflthsbeweguug, eine schwiichende Einwir-kung durch SSi~fteverlust, wenn sie auch cine in der Form tlinliche Sto-rung hervorrufon kdnnen, wie z. B. eine Cardialgie, doch mitteist der duroi diese Veranlassungen bedingten Modificationen such eine wosentlicl versoliedoiie Behaudlung erheischen. 1st dies scion bei den acuten Krankheiten wiclitig, wie viel mehr noch bei den clironisohen, wo die sogenaunten constitutioncllen Lciden, moist allgemoino Blutverderbnisse, eine genauc Begriindung der bedingendon Ursachen nujtbig machen, wonn sic mit Erfoig, bekitmpft seim wollen. Deun in den Symptomen allein 1st ohnc diese Anhaltspunktc, ohne die vorga"ngigc Entscheidung der Frage, ob wirklioh cine solohe ailgemeinere iranklheit zu Grundc liegt, eine geudgende Heilauzeige nioht zu finden. Deshalb hatte such Halinemann, trotz allem Absohen vor subjectiver Refiexion, trotz seinem Gebot sich an die objectiv wahrnehmbaren Symptomo zu halten, die Psoratheorie gesehaffen, vwelche, wenn man sich dabei niclt an die leidigen drci Kategoricen bUilt, richtig erfasst, ebon niohts 1st als eine Anweisung nach den tiefer liegeuden itiologisohen Verhidltuissen zu forsohen, woboi selbst in cine eutferute Vergangenheit zuriickgegangen werden muss. Mit diesen ursfilohichen Veritiltnissen hmingt ferner die Beritcksicbtiguug der Individualituit nach alien ibren Beziohungon auf das Genaueste zusammon. Auch dieses Moment mniisscn wir als ein niclit minder wiobtiges Erfordorniss fair die specifischen Verhiiltniss e der Ar-zuei za den Krankbeiten aufstellcn. Bei genanerem Einugehen in die ursrichuichen Momente kommen wir naimlich such auf die Bediugungen zu gewissen Anlagen fuir Erankiheiten, zu dem Ciarakter der Rcactionsfiiigkcit, der sogenanuten Stirke des Individuums. Es sind dies Goburt, Erzichung, Gowoinheiten, Lebonsweise. So eutstehcn angeborene und erworbene Aulagen. Ais diesen erkliirt sioh die vorwaltondo Neigung zu den odor jenen Krankhciteu, z. B. zu Katarrheu, Rheumatismen, Congestivzustinden.; das Ueberwiogen des vendsen Systems, Lymphstookungen, Sorofeln; cudlich auch der stlionisohe, 2LRSCYLEL, ilomUopathlc. S 114 Die psychische Eigenthumliclkcit. erethische oder torpide Charakter der Krankheiten, der mehr in den aligemeinen Verhititnissen des Individnums, in seiner Reactionsfitligkeit itherhaupt und in den vorausgegangenen Momenten, als in der tirtliehen Besehaffenheit oder der speciellen physiologisehen Nat-ur der m'-ankheit liegt. So t'iihrt uns ein cenaucs Eingeehen in nile einschlagenden innern mid tussern Vreranlassungen auf die Char-akteristik der Lndividualititt, die uns fur die Therapie sehon deshaib unentbehrlich ist, weil sic die Diagnose der Krankheit in vieler BeziehunOg erleicbtert und for die Mitteiwahi mehr als cinmal entseheidend wirkt. Es kanan tns in dieser Weise nicht nur von Vortlicil sein zu wissen, oh wir es z. B. mit ciner rein congestiven oder mit ciner dyskrasisehen Entzizndung zu tlun haben; oh cine Knochenauftreibung der Gieht oder dem Mereurialmissbraneh oder den Serofein ibren Ursprung verdankt; o chine Milzhypertrophie durch iMissbraueh des Chizin oder durell innere Ursachen bedingt ist; - Cs ist auch von grosser Bedeutung fUr die Nitteiwahi, ob eine Blutung den sthlenischcn oder asthienisehen Chazrakter tritgt; ob eine Spinalirrit-ation eine von andern Organen refleetirte und sympatliisehe Affection des Rhekennarks, oder oh sic Folge primlirer [eberreizung in Verhindung mit Siiftcverlusten ist. Die psychisohe Eigenthtimliohkeit. Zu dieser Cliaraiteristik der Jndividualititt gehl6rt auch iie erst dureli die Horn dopalthie zur Anwendung auf die Therapie gekommene Kenutniss der psychiseh en Eigenthinilichikeit, weiche sieb in der Temperamnenteversediedenheit und. in hesonderen Acusserungen des Geistes, Stimmungen des Gerniths und Riehtungeu des Willens zeigt. Zvar sind diese Zustiinde authli bedingt durch die anatomiseh-physiologische Versehiedenheit der Constitutionen, und es wvtirde sich folgereeht vielleieht auch aus dem physiologoiselion (3'rundtypus des Mllittels die psychisehe Einwirkung desselben erkijiren lassen. Allein ahgesehen davon, dass diese Ableitung ihlre grossen Sehwierigokeiten bat, unamentlich da, wo es sich um vortihergeliende Stimmungen han1delt, die doch auih bei der Walil der Arznei in Betracht konimen, so hildet gerade diese WVirkungssphire einen so eigenthiimliellen und besonderen Kreis von Erselicinungen, dass ein gantz apartes Studium zu deren Ernittlung niithig wird. In der Homniiopathie geben diese erst bei uns gena u nd sorgfftltig dureh die Priifungen an Gesunden beobachteten psychisehen Versehiedenhieiten der Mittel eine der wiclitigsten Auzeigen ab, seibsi bei Kraukheiten, wo diese Erselicinungen einem oherfliiehlichcn Beohbachter als weniger wesentlieli gelten. Nicht sciten reiclien sic uns da, wo die Allopathie tns fast ganz verlhsst, cinen kostharen Sehatz von ghieklieli Die tellurischn, minasmatischen und epidemiachen Binflusse. 11 5 hestiitigten Erfabrungen. Wir erinnern z. B. an die Folgen von Angst und Schreck, wio Acon., Op., an die Wirkungen von Kummer und Gram, wo Jgn., Ac. phospl., Slap/i ysagr., an die Leiden von Heinilweh, wo C'aps., iu'r. U. s. w., an die Nachwehen von erlittenen Beleidigungen, wro Coloc., Lqn., oder von Aerger, wo C/sam., Co/oc. Hauptmittel sind. Die versehiedenen Functionen und Leiden der geistigen Thiitigkeit, wie: Gedilchtnissschwaehe, Vergesslicb keit, Verwecisein der Worte, Abstumpfung der Dunkfihigkeit, oder krankhaft erhilite geistige Kraft, Lust oder Absehen vor geistiger Arbeit; krankhafte Stimmungen wie: Aergcerlicbkeit, Rcizbarkeit, Zornwuth, Sanftmtithigkeit, Weinerlichkeit, Argwiohn, Mensehenseheu, Eigensin], Gleichgliltigkeit, Melaneholie; abnorme Riebtungen der Phantasie wie: Einbildungen, Visionen, Verliebtheit; pathologisehe Acusserungen des Willens wie: Bosheit, Mordlust, Zersttirungstrieb, Selbstentleibungssucht, Willen]osigkeit, - sie 'alle linden ilre Spiegelbilder mid Gegenmittel in dem Arzneischatz der Homdopathie. Die teilurisehen, miasmatisohen und epidemisohen Einfiisse. Zum Schuss miissen wir noch einer andern AehnlichkeitsbeziebImng Erwiihnnng thun, welehe fast melr als die tibrigen die grosse Umsicht andeuten diirfte, deren man sich bei der Auffindung des specifischen Mittels Seitens der Homdopathie bedient, ich meine die Rticksicht auf die tellu.rischen, miasmatischen mid epidemisehen Einflttssc. Gerade wrie bei der Inbetlraehtnahme der Symptome nicht bios die anatomisehen und physiologisehen, sondern auch die physikalisehen und chemisehen Verhlitnisse der Krankheit, sowveit sic in ihr selbst liegen, Geegenstand der Untersuchung sein miissen, so gehd-ren auch zur vollstitadig-en Erkenutniss der besondern Natur der Krankheit die Modificationen, welche dieselbe durch die anusseren physikalisch- chemisehen Ereignisse und Zustinde erleidet. Und wir sind so giticklich Arzncien zn besitzcn, wrelehe diesen Abwctichbungen durch Temperatur, Klima, Witterungsverandcrungcn entsprechcn, indem sich hei ilrer Prtifung die Beschwerden je nach erhibter oder niedriger Temperatur, zu den verschiedenen Tages- und Jahreszciten, bei Witterungsweclsel,'hei Voilmond, Neumond a. s. v., durei Einfluss von Luft und Wind tiberhaupt, oder die vcrschiedenen Arten derselben (durch Gewitterluff u. s. w.) entveder crhdht odcr vermindert zeigen, was cinDc Maassstab fiur die Waahl je nach dem Vorwalten dieser oder jener Vcrhiltnisse abgibt. Und wer wollte leugnen, dass diese Momente cinen grossen Einfluss auf den mensehliihen Organismus tiben? dass folgcrccht audi die Ersheinungen bei den Mittein unter diesen Bedingungen da in Bctracht kommen, wo es 6f' 116 Die Homiopathic als Specificitfitslehre. sich um die Folgen dieser Einwirkungen handelt? Sehen wir dies doch ganz besonders deutlich an den Epidemieen, diesem gleiclsam die Krankheitsbilder in grossen Tableaux versiniichenden geschichtlichen Entwicklungsgang! So viel Ritthselhaftes auch noch Uiber die iusseren physikalischtellurischen Zustitnde, fiber den Antheil derselben an der miasmatischen oder contagidsen Natur der Krankheiten, fiber das Wesen der Epidemieen selbst obwaltet - die Erfahrung wird nicht abzuleugnen sein, dass eine jede epidemisch auftretende Krankbeit ibre besondere Eigenthitimlichkeit bewalirt. Mfglich und wahrscheinlich, dass diese Besonderheit jeder einzelnen Epidemie auf jenen unbekanuten kosmisehen Verhiiltnissen beruht; deun sonst wtirde die jedem praktischen Homdopathen bekannte Thatsache nicht zu erkliaren scin, dass selbst tibrigens ganz treffende Arzneimittel in Epidemieen vergeblich angewendet werden, bis die Er fa hr un g nach sorgfiltiger Vergleichung unter den specifiseh angezeigten Mitteln das gerade diesen jet z t obwaltenden ep ide mi s cl en Verbhiltnissen entsprechende Mittel entdeekt. Wir erinnern nur an die Grippe, die Herbstruhren, epidemisehen Durchfaille, Typhus - und Choleraepidemieen. Die versehiedenen in der einen Epidemic als vorzilglich wirksam gepriesenen Mittel zeigen sich in anderen v6llig wirkungslos. Es wird daher eine genauere Ergrintdung aller den Epidemieen zu Grunde liegenden Momente, wenn sie zugleich bei den Mittelpritfungen aufaufinden sind, auch hier das Heilverfabren fuir alle Fitlie rationeller gestalten. Der Begriff des Specifisohen und die Homo-opathie als Specificitlitslehre. Werfen wir auf die in diesem Abschnitte entwickelten Punkte einen Rtiekblick, so wird es sich heransstellen, dass unter allen Umstainden die objectiv vorbandenen Erseheinungen, die Symptome, bei der Aehlnliclkeitsbeziebung die erste Rieksicht verdienen, weil sie den vorztlglichsten Anhaltspunkt ffr die Wahli abgeben; dass diese Rilcksicht aber nicht die einzige ist, sondern die tiefere Ergriindung der Aehnlichkeit nach allen eben gesehilderten Verhitinissen ein wesentliches und unentbehrliches Erforderniss far Auffindung des Simile bleibt. Um diesen Begriff bestimmter zu definiren, Inieht wie Manche glauben, um damit eine Erweiterung des hom*opathischen Princips zu geben, ist die Homtiopathie selbst von Mehreren ihrer tflchtigsten Anbauer als die Lehre von der Specificitait oder als specifische Heilmethode bezeichnet worden. Wir lassen dahin gestellt, ob dies Nothlwendigkcit, noch mehr oh dies ein Vortheil war. Die Missversttindnisse sind dadurch niebt vermindert worden. Im Gegentheil. Namentlich hat man von mehreren Seiten, feindlichen wie freundlichen, dies als ein Verschiedene Auffassungen des,,Specifischen". 117 Aufgeben des unterseheidenden Princips, als ein Zurflekkehren in die Ailtere Medicin betracltet. Und doch ist Dem keineswegs so, wena man die Verschiedenheit der Auffassung des Begriffs,,specifisch" in der alten und neuen Schule erwagt. Die alte Schule kenut Specific a ogga iorurm and mi o r b o r- u m.. Sie vergisst bei den Ersteren die Versehiedenheiten der E r - scheinungen und halt sich bei den Letateren an die Krankheitsnamen and Kiassen, wie dies schon Gelsus, Dioskorides, die Galeniker, Sydenham, Fr. Hoffmann, iafeland beweisen und neuerdings Gesterlen, Ruete a. A. So hat selbst Kopp, der die Hlomo-opathie in seinen,,Denkwtirdigkeiten" in bedingter Weise vertheidigt, nar Specifica organorumz. Andere, wie Sachs und Stieglitz, legen den Ilauptaccent auf die Sieherheit der Einwirkung auf emn bestimmtes Organ and schenen sich nicht das Bekenntuiss der Unwissenheit, wie diese Wirkung za Stande kommt, selbst mit in die Definition aufzunehmen. Wendt and Griesinger halten gar Arcanza and Speci/ica ftir identisch. Wunderlicb, welcher,,empirisch" und,,specifisch" iifters gleiclstellt, gestelt ebenfalls das Dankelsein der Wirkungsweise ein und hat haaptsiichlieh Specifica mzorboirumi nach herkummlicber Wecise. Recht bezeichneud fair diese Art der Auffassung ist auch H. BE. Richter's die gauze moderne;Richtang der alien Sehule mit einem Satze charakterisirende Aeusserang:,,Die speciellen Indicationen der Krankheitsforni (Indicationzes mor-bi siud nicit sowohl auf ein specifisehes Mittel oder cine specifische Methode gerichtet (welehe vielmeir mit dem Fortschreiten der Erkenutniss immer melr den physiologisch begruindeten Heilauzeigen weichen), sondern ergeben sich aus besondern Eigenthtimliehkeiten der ejuzelnen Krankheitsform oder Gattung, hauptsachlich (sic!) aas den einzelnen Stadien des Kraukeitsproeesses a. s. w. *)C' Selr nahe dem wabren Begriff des Specifischen kommt Walther**), indent er annimmt, dass jedes Mittel specifik wirken ktinne, und dass ein solebes Specificum in einer durchaus durch das kranke Leben zaniichst genaa be. stimmten Beziehang steht, weiche sowohi an diesem, wie an dem Mittel erforscht sein will. Diese Beziehungen scien aligemeine and besondere und betreflen die individuellen Coustitutionen der Menschenorganismen and ilre Abweichungen, mit Binsehlass alles and jedes Weebsels der durch fins Kosmisch-Universelle bedingten Abweichungen des Krankheitscharakters. Jeder Wuecisel) den Krankheitsformen in versehiedenen Phasen der Entwickhung durcblaufena, bestimme auch das Specifisehe der einzelnen Mittel, daher sci auch das Specifische ein durchaus Weciselndes u. s. w. W a Itth er fehit aber in dieser ErklArung darin, dass er die Bezichung, die in dem Mittel selhst V) Ygl. Grundriss d. inn. Xl. 2. Aui. 1853. S. 13. R') Lufeland's Journal 1839. Mai. 118 Verachiedene Auffassungen des,,Specifischen", ale patbogenetisehem Momente liegt, nichlt anerkennt und noch wenigrer den W'eg nzu deren Ergriindung angibt. - Die R a Joinma ch e r'sche Schule hat das L o c a ispspccif is clh c in den Vordergrnnd gesteilt. Die neucre Schule endlicli hat einige Specifica gegen Kraukheits p r o c e s s e wic den TTar-tarus slibi alas gegen den pnenmoniechon, oder Mittol gogon cheiisehe Zustande, wie dies Benoke, Garins u. A. lebDren. Docl ist Boides einsoitig und Letzteros lauft noch tibordies bei dem dermaligen Zustande der Cheiie auf Hiypotlitisches hinaus. Gewundert hat uns, dass selbst Kissel den Begruff des Specifischen ale dureb die Cheiie erforselbar darstellt. Die Arzneietoffe soilen nach) ibm cinon spocifischen Mangel im rBlute oder Organo orsctzen, der die Krankheit erzougt. Leben sic diescn Mangel, den ]~rankhoitsgrund und den davon abbitugigen Process, so werden sic specifische IHeilwittel. Diese wilrken niclt auf die Form, aut die Function und die Processe, sondern auf den Grund, die Ursacho und das Wescn, wleches den pathiechen Process im Bluto oder in cineun Organe erzougte. Und weil die Homnopathen niclt auf das Wesn (ddiescs sWoesen?) der Krankheit gehen, sondorn sick in dcr neuecten Forthildung der Lehre zvar,,nicht nilr bios an itussere Syinptome, abor an die orkenubaren anatoiiscicheanischen VerainderuDgen halton, weiche das Weson niclt erkoinnen lassen und bel verechiedenen Wlesen dieselbon und nmgkeliehrt sein kdnnen ", deshalb -,,haben sie den ricltigen Begrifi des directen Hoilmittels, welches anch zuweien Speci/icern genaunt wird, niclt erkannt!!" Scion wir, oh das wair ist und auf wic viol siclrerer Grundlago ehen dieser Begrifi' des Specifisehien in der hornilopathiechen Schulen anfgebaut ist. Ale speciflech nimmin ahnemann an,,niclit das Generelle in der Medicin, son)dorn etwas ganz Specielies". Alles ist bci ibm,,individuell und speciell". Es gibt keine,,absolute Sjpecifica" fur einzelne laKankheiton urn Sinnle drc ge vtihniichen Art, sondern ce gibt ebonso viele Specifica ale verechiedene Zustando der einzeinen Krankhoiton. Dic Si/ti/ia mUssen dahor niclt der Krankhcitsgattnag und Art, sondern dem einzelnen Falle nach alien seinen Eigcnthuimiichkoiton angepasst werden. Der Versuch an Gesunden ist der sicbere Fiihrer, ur die specifisece WTirknngstondenz der Arzneien kennen zu lemoen and sic,,nach Gcinden" zu vorwenden. Die Homi opathie ist dahor audi die Lebre von den rationell-specifisehen Mittein. - Stapf (Ar~ch. I. 1) neant Specificitit das Vorwandtechaftsverhiltnise der verschiedenen Potenzcn untercinander, so wic das der cKrankhoitcn und dor aif sic einwirkenden Potonzen (odor Aussendinge), im letzteron Falle cino,,naturgesetzuichc Beziehung", welche auf den gegenscitig foineten und wesentlicliston Eigenthiinumlichkcitn beruhe. - P. W olf (obcnd. 418) vcrbceitet don Bcgrifr des Specifiscien auch auf die K marankheitsart: aber or wtinecht dieseo fas Spccifische in der Homiiopathic. 119 Ausdrnck nicht wregen Missbrauchs desselben in der alien Mediciu. Ro t ii (Ilyg. VI. 495), besonders aber Knrtz (Hyg. IV. 24 1) fassen den Begriff noch schbiirfer. Es genllge nielit den ergriffenen Theil zu erkennen, sondern man miisse forschen nach dem primiir und zurneist ergriffenen Factor, nach dem organisehen Ge-webe u. a. xv., ferner, welche organische Verricltungen leiden und in welchen Eigenthuimlichkeiten der pathologisehe Zustand bestehe. Diesem Allen miisse der Charakter des Mittels entsprechen. Das 1st audb Schroen's,,concret-specifische Methode" (Hyg. LM. 309 und die Naturlteilprocesse etc. II. 213) und Martin's (Hyg. X. 3 15),,Grundzustand" der Krankheit, der das entsprechende, itinliche Mittel erheiscie. Sehr schl6n hat J. W. Arnold, welcher scion friller (lyg. XVIII. 237) sich iiber das,Ijndividnelle" im Specifiscien geitussert hat, die einzelnen Erfordernisse fUr dasselbe zusammengestellt (das rat. spec. Heilverf. S. 2S5). Nach ihm besteht cine llauptseite unseres Wissens von der specifischen Eigenthiimlicikeit der Mittel, welche nach dem Gesetze der Aelnlicikeit verwendet wird, in der Erkenntniss der electoralen Wirkung derselben auf ein Organ oder System, und in der genaueren Ciarakteristik der Art des Ergriffenseins durch Beobacitung der functionellen Einwirknngen, die einer piysiologischen Analyse zu nnterverfen sind, um den innera Zusanmmenhang der Abweichuag zu ermittein, sowie der physikalisci-chemisheln Veruinderungen. Der Begrift der Specificitlit fasse aber noch die besoudern und nbheren Beziehungen zur Elgenthiimlicikeit des Krankseins in sich. Es geniige diese Meinungen angeffibrt zu i mien, denen sich die von W1atzke, Rapou, Dufresne, Black mit seitner Uebereinsfimmung ansciliessen. Die Lehre von der Specificitdit ist durci die Homdopathie erst ricltiger definirt, rationeller befestigi worden. Specifisci und homdopathisch sind insofern identisci, indem jedes wabre Speci/icun audi ein Simile ist und umgekeirt. Demnach aber 1st der Streit ur die Bezeicinung der Seliule nacl dem odcr jenem Namen ein mlssiger und unfrchtibarer und eii unberecitigter dazu, da es den oft mit Gehiissigkeit bezeichneten,,Speciflkern" nie eingefallen ist die Grundstitze der Homiiopatiie zu verleugnen und in das Generalisiren der alien Sciule zu verfallen. Wir ziehen als unterscheidender jedenifalls das,,Homo-opathisch" vor, iveil es das Principielle ist, und weil sich an das,,Specifisch" so viel Missverstiindnisse der alten Schule kntipfen, so vie1 scheiniar Befriedigendes damit verbunden ist, dass man damit jedes R~ittsel zu Ibsen, jede tiefere Forachung abweisen zu kinnen glaubte. Was unsere Specifiker sich unter dieser Bezeichnung denken, lelirt das Endergebniss ciner langern Betraclitung, das einer der ersten Verireter der sogenaunten specifiscien Sciule, Griesselich, in Folgendem schlagend 120 Quellen and Inhalt der Arzneimittellehre. zusammengefaset hat (a. a. 0. S. 41):,,a) es gibt keine aichten Specifica, die niclit eret physiologiech geprtift sind, b) jedes Sp ecificurm i et auch o i n S i mn i le, indem seine Anwondung nach dem Aehnlichkeitegrnndeatze orfolgt. Ale oberstee Erfordornies maclt sich daher der physiologische Arznoiversuch goltend, der une zu zoigen hat, welcho Organe und Sy steme durch ldn Stoff in Auspruch genommen worden, weicher Zustand im Organiemus erzougt wird und durch weicho eigenthiumliche Erscheincm ngen sich ioese Verindorungen kund geben, migen diese nun in Geftihlen odor Empfindungen der Prilfungsperson beetehen, odor siunlich erkonnbar sein." So golangen wir zu dem folgonden Grundgesetz der Homtiopathie. IV. Die Arzneipriifang. Die wichtigete und reinste Erkenntnissquelle fur die Wirkungen der Arzneien ist die Prullfung dereelben an Geeunden. Hierbei ist auf die objectiven und subjectiven, auf die sogenannten dynamischen wie materiellen Erecheinungen, auf physikalieche, chemieche and anatomiechphysiologieche Veriinderungen gleichmiissig za aclten. Aber auch die Bekauntechaft mit der Heilwirkung der Arzneien in Krankheiten ist ineofern wicltig fur den praktiechen Gebrauch, ale durch diese die physiologiechen Iesultate beetittigt werden. Erli terungen. Quellon und Inhalt der Arzncinittdllchre. Chenisehe Wirkungen. Vlergiftungen. Wahrnehmungcn an Kranken. Thierversuche. Die roine Erkeantaiss der Arzneiwirkungea wird nur aus Prrufungen an Gesundon geschujpft. Erfordernisse fur die Prufung von Arzneicn an Gesunden. ineUen mid Inhalt der Arznoimittellehre. Ohemische Wirkungen. Vergiftungen. Wairnehmungen an Eranken. Thierversuche. Im Feoercifer gcisselte der uneterhuiche Bogy tnder dor Homdopathie die trilben Quellon der Kenntnise dor Arzneiwirkungen, die vor ilm gaing und gabe waren: die platte Vormuthung a undFiction als erste, den Schluse von den sinnlichen Eigenschaften (Sigtnaturen, Goruch, Geeclmack) ale zwoite, die cliemieche Zueanimeneetzung ale dritte und die klinischen Erfabrungen ale vierte Queue.*) Eine neucre Schrift eines Anonymus verfolgt mit Be*) Hahncmann, None Arzneimittellehre. 2. Aufi. Yorr. zum 3. Band. 1825. Chemische Wirkungen. 1'21 nutzung jtingerer Daten und Leistungen deuselben Zweck ausfuihrlieh*), und auch Stens und Wislicenus haben diesen Gegenstand grtlndlich beleucltet. Wir ktinnen die Quellen der Arzneimittelkenntniss aus der Vermutlrnng und Fiction (soviel diese auch noch spukt), sowie ans den Signaturen und den siunlichen Eigenschaften, oder aus der botanisehen Classification als tiberwundenen Standpunkt ilbergehen. Eine grdssere Beachtung aber verdient die in neucrer Zeit bei unsern Gegnern fast tiherwriegende und mit grosser Pritension auftretende Quelle der Chemie. Dass diese eine trtlbe ist, wollen wir in Folgendem zeigen. Die chemisehe Beurtheilungsveise gelt zuuaicbst a) von der elementaren Zusammensetzung der Arzneistoffe aus. Die Chemie ist aber hierin erst im Beginn, entdeckt immer Neucs, und vas sic entdeckt, zeigt nur die Trennung, niclt das Ganze, das in Betraclit konmit. Die ehenisel dargestellten Elemente, aus dem Zusammenhang grerissen, sind niclt das Wirkende. Das angeblich Wirksame ist willktirlich hervorgehoben vorden, Anderes hat die Chemie vernachlitssigt, was niclit weniger wirksan ist. Das Quantitative ist niclit nmaassgebend, and doch hat die Chemie iire Kategorieen hierauf gegrindet (z. B. nach Strychnin- und BrucinGehalt Ignatia und.Nux voiniccs beurtheilt). Die K1irper haben ungleiche tigensehaften (Liecig) hei gleicher Zusamrensetzung (isomere), abgeseben von den Gewichtsverhbiltnissen, und die Erfalrung lelrt, dass die gleichen chemisehen Bestandtheile der Arzneien doch nicht gleiclie Wirkungen erzeugen. - ])ie chemisehe Beurtheihmu~gsweise sttltzt sick b) auf diee cliemisehe Untersuchung der Verfinderungen der Arzneien und des K Irpers bei ilrer Wechselvirkung = Heilung. Aher die Chenie ist ja nach dem cigenen Gestlundnisse der tflchtigsten Chemiker, vie Lehmann, erst bei dem ABC dieser Studien angelangt. Vieles, das Meiste vielleiclt, wird ilr versehiossen bleiben im vegetativen, vie viel meehr im aninalen Leben. Aus dem Physikalisch-Chemisehen lassen sick cine Menge Vorgiinge, wie die der Nerven, Affecte niclt erkiaren. Vicle sogcnannte chemisehe Wirkungen sind Producte der Reaction und Analyse, statt Educte. Die Resultate der unorganischen Cheiie stimmen nicht zu denen der organisehen (Wislicenus). Diese hbrtt auf, wo die Walxlverwandtsehnft nacli unorganisehen Gesetzen eintritt. Das Verhalten ausserhaib des Organisius that uns nicht kand, wie es innen zugelt. Die rein chemischen Wirkungen nach Analogie der unorganisehen Cheiie, wie Siiuretilgung, sind seltene und palliative. So Lange die gewohnhichen Lebensvorgiinge sellst noch *1 Die Quelen der Arzneimittellebre, eine kritische Belcuchtung der herrschenden Ansichten, hcrausg. v. C1. Maller. Leipzig 1860. 122 1herische Wirkungoen unbekanut sind, werden es auch die leilvorgiinge bleiben. Die Quantitllt der Blulbestandtheile, die sich in den Geveben wiederfindet, hat die Qualitiit derselben noch niclt ermittelt. Aus den Analysen der Endresultate hisst sich, weder auf die durchlaufenen chemischen, noch organisehen Mittelglieder sebliessen. Bei den Blutveriinderungen liisst sich nicht angeben, was der Eraiibrung, was der Absonderung oder Ausseheidung angeliUrt, was vom Blute,. was von den Organen herrtihrt. Die Analysen der berechenbaren Ausseheidungen (bei der griisseren Zahl ist dies niclt mdglich) bewegen sich an der Grenze des Lebens, betreffen die Auswtirfe desselben, niclt dieses selbat. Das Leben lindert sick stets. Ein Stoff vertritt den andern (Ste a). Die Veriinderungen an den Organen und Geweben und an den Arzneien selbst beim ileilvorgang sind ebenso wenig genugeud bekannt, wrie ibre specifisehe Richtung zu den Organen. Der Process der Katalyse ist eine Hypothese. Oft hat die Chemie keine Verluste an den Mittein gefunden, hat sic weder im mlute, noch in den Geweben entdeckt, und doch kwar eine Wirkung vorhanden. Gleiche chemisehe Wirkungen der Stoffe erzeugen verschiedene organisehe. Die chemisehen Verbindungen der 1%iirprtheile mit den Araneica treten mit und ohne Heilwirikung eia und die plysiologischen Wirkungen zeigen sick nicht an den Stellen, wo die chemischen Verbindungen siel bilden. Wiirden auco die chemisehen Veranderungen, die oft acis den Arzueien ganz entgegengesctzt wirkende Ki*rper bilden, selbst zu erkennen sein, so ist es dock bei den Meisten aicht m6glich weder Zeit, noch Ort, noch Erfolge der Umnwandluag auzugeben. Ein quantitatives Ve liltniss zwischen Arzuei und Krankkeit besteht gewiss niclt. Aus allein Diesem ergibt sich, dass die Chemie keine genfigende Quelle ffir die ErkeantDiss der Arzneiwirkuagen ist. Sie fusst desbaib auck bei aller angeblichen Exacthecit auf Theorieen oder Hypothesen, die sie eute aufstellt, morgen verwNirft. Ehre Schliisse von der chemischen Wirkuag auf die organisehe und die bierauf geegriludeten Versuche in der Praxis kaben sich nicht bewiihrt. (W islicenus fiitrt an: die Gerinnuag des Eiwreisses durch Sallctersiiare bei Br iight'sch er Krainkkeit, die angebuiche Verminderuag des Paserstoffs durek Saize, die hypothetische antihysterische Wirkuag der Koklen-Wasscrstoffinittel: Badicrian, Castoreum, Asa foe/ida auf das Nerveufett.) Die Chemie kaun also nur mit Vorsicht und unter Beschranknag als Quelle und, was den Inhalt chemiseher Arzneiwirkungen betrifft, als nothwendige Ergiazuag und als eine besondere Seite physiologiseher Wahrnelmuagen Geltungr fliden. In dieser Hinsicht wlunsehen wir ihr sogar mebr Aufmerksamkeit, als ilr bisher von Homo-opatken zu Theil geworden ist. Hieran schliessen sick als weitere Quelle und Inhalt: die Wahrnebmuagen nach Vergiftungen in anatomisch-phbysio -pathologiseher und Vergiftungen. Wahrnebmungon an Krankcn. 1233 chemiseher Hiusicht =toxi k olo gi s c h e Symptome. Sic erginzen das Bild jnancher Arzneikrankhcit, deren Wirkungen bei Selbstprufungen wegen listiger Zufitile sistirt- werden und daher nicht zu.Markirtheit gelangen. Sie -ergeben sehr wichtige Erfabrungen in Bezug auf die Veriluderungen der,Organe, der Gewebe u. s. w., "Fie in Hinsiclt der chemisehen Mischung der Safte, aber auch in Bezug auf die vitalen Symptome. Doch massen sic mit Vorsicht benutzt werden, weil meist die Gaben so massenhaft einwirken, dass entweder die Ersebeinungen zu stiirrisch auftreten, ur die walire and feincre physiologisehe Erkenntuiss der genetisclen Eutwickelung der Arzneikraikheit zu ftirdern, oder die Natur heftige Anstrengungen machen muss, ur das feindliche Element zu eutfernen (daher starke Gegenwirkung durel Ausleerungen), oder endlich weil meist niclit bios Modifica-tionen der Lebensthatigkeit erfolgen, sondern geradezu Zerstdrung, Vernichtung des organisehen Lebens (daler die meisten Resultate (icr pathiologisehen Anatomic), Ueberwiegen des rein Chemischen Utber das Pbysioiogiscie, also die Greuze eintritt, bei welcher die lebendig-organisehe X irksamkeit aufhlbrt. - Auch an Thieren angesteilt kdjnneu soiche toxikologisehe Versuche von Nutzcn sei. - Von Wichtigkeit ist natfirlich, dass der Stoff rein angewendet worden sei und dass niclt die etvaigen Wirkungen der zur Beseitigung des Giftes eingefflhrtcn Gegenmittel mit beigezogen werden, \Vie dies leider! zuweilen gesehehen ist. Wahrnehlmungen von Arzneivirkungen an K r an k e n siud in der alten Schule besonders die huiufigstc, aber auch unsicherste, dem Zufall, dein Trugscbluss, der Einbildung, Verweclslung des post hoc mit dem propter hoc, der KOiirperwirknng mit der Arzneiwirkung, und dem plaulosen Probiren anheimgegcbene Quelle. Wir unterscheiden in den Arznciwirkungen am Kranken cine doppelte Ricltung. Eutweder nimlich es entstehen beim Gebranch der Arzneicn gegen Krankhciten nene Symptome, die nicht zu letzteren gehioren, oder die alten versehlimmern sich, oder aber die Waahrnebmung geit dahin, dass nacli dem Gebrauche von Arzneich die Kranklieit ganz oder theilweis verschlwindet. In den ersteren Fallen wdire die Erfalirung cine pathologisehe, in den letztercn auch cine therapeatisehe. Die Unsicherheit und TrUglichkeit der Beobachtungen am Krankenbette ergibt sich, abgesehen von andern leicit begreiflichen Ursachen, scion daraus,,,wcil es ein Gegenstand litherer Beurtheilungskraft und bios Meistern in der Beobachtung zu tiberlassen ist" diese arzneilichen Symptome aus denen der Krankhcit hcrausznflnden. Wir mflssen demnach die Wahrnebmungen an Krankcn nur als Beihiilfen, nur abs erg anzende Erfahlrungen fur cine physiologische Pharmakodynamik ansehen. Dies gilt auch von den Beobachitungen, dass Symptomengruppen nach dern Gebrauche von Arzneien verschwinden, also von der Heilkraft der Arzneien. Sic sind deshaib 124 Thierversuche. uuentbehrlich, weil sic gewissermaassen die Probe auf das Exempel abgeben. Ja wir bedttvfen dieses pvaktisehen lBeweiscs zur Sieherheit der Therapie, da das Simile der Krankheit erst aus dieser sclbst evkannt wivd und es nicht imuer mr-glieh ist aus den physiologischen Beziehungen allein die Gewissheit des praktisehen Erfolges zu behaupten. In ciner Erfahvungswissenschaft wie die Medicin muss Alles erwiinscht sein, was die Gcnauigkeit der Erfahrungen eriolit nund uns vor Irrthiimevn siehert. Darum bcnutzen wir diese pathologiseh-therapeutisehcn Beobachtungen der Heilkriifte der Arzneien ale wichtige Besttitigungsmittcl, ale pvaktische Ergitnzun gen der durch den pbysiOlogischen Versuch gegebenen Wairnehmungen. - NNur von Kvanken cutnommene Symptome, deren wir namentlich viele auch in den Ia hncmann'schen Prilfungen finden, kd-nnen auci nur eine zweifelhafte Bedeutung criangen. Audi die Waihrnehmungen und Versuche an Thieren haben sich nicht als gentigend bewiesen. Denn sie wvevden nur immer einseitige Resultate ergeben, da hier mnanehe Seite, inshesondere die subjective der Gefahle und Emptiuldungen, verborgen bleibt, andere, wie die psychiache, bios haib aufgeschlossen werden, so dass dev Schiuss vom Thieve auf den Mensehen ein gewagtcr ist. Zn grosse Dosen vernichten, zu kleine bringen nicht die gesuclten feineren Reactionen. Auch andern die versehiedenen Organisationen, z. B. die Erregungsverhutltnisse des Gehirns und Nervensystems, der Bau und die Verdauungskviifte des Magene und Darmeanals, die Structur der Lympbgeftiese, die specifisehen Wirkungen und Erfolge nicht nay abweiehend vom Menschen, sondevn auch verschieden unter den Thieren selbst ab. - Bci den mit Vi~risectionen verbundenen Avznieivevsuchen vollends wird durci den gewaltsamen Eingvifl die physiologisehe Wirkung dureli die pathologische mnodificirt, abgeschwitcht, ertddtet. Es leucltet daher cin, dass die Tlmierversuche nur mit Voreiclt ffar den Menschen zu verwerthen sind und erst dureb Bestatig'ung dcer Analogie beim Mensehen, und namentlich nur naci der materiellen Seite hun Gewina bringen kdnnen. Die reins Erkenutniss der Arzneiwirkungen wird nur aus Prilfungen an Gesuaden gesch~pft. Die Physiologic gibt uns die Urgesctze fitr die Lebenserscheinungen und Thrlttigkeiteaiusscrungen. Die pathologisehen Erfahrungen kounncn nur die physiologiechDn Gesctze, das ewig Normale bei alley Abnovmitalt, bestiitigen. Wir ktinnen in dem kranken Leben Ahweichungen vom gesunden erkennen, abci wir mtissen gestehen, dass aud diese sich nach bestimmten Gcsetzen des Lebens riebten. Nie aber werden wir die Letzteren selbst Prufungen an Gesunden als Erkenntnissquelle. 125 aus dem kranken Leben construiren kdnnen. Die Arzneipritfungen an Gesunden geben daher eine wahre, physiologische Pharmakodynamik. Durch die Arzneien schaffen wir gewissermaassen ein parasitisches Leben in einem gesunden Organisnius, dessen Inbegriff, die Arzneikrankheit, uns ein Bild der beterogenen und differenten Einwirkunag der Mittel, gleichsam der Vergiftung durch die Arznei, gewdirt. Hahnemann hat zuerst diesen Weg mit Erfolg betreten. Schon dieses Verdienst allein sichert ilm die Unsterblichkeit. Seine vielfach angefocitenen Arzneipriffungen haben doch mehrfach den Triumph geerutet, dass sie durch die angestellten Nachprofungen in eclatanter Weise bestatigt worden sind. In der Vorzeit finden sich nur vereinzelte Versuche der Art von Heraklides von Tarent, Attalus Philometor, Mitliridates Eupator, Nikander von Kolophon, Aben Guefith, spater von Matthiolus, Richard, Brasavola, Gessner, Fernelius. Was in bestimmterem Ausdruck Paracelsus, Stahl, -orzuiglich aber v. Haller, William Alexander, Wepfer, Stirck, Fr. Hoffmann, Tommasini u. A. tauben Ohren gepredigt, das hat H a h nie mian n ins Werk gesetzt. Unmittelbar nach ihm folgten MAa g en d i e, Orfil a und unter den Praktikern der einzige J 6r g, aber nur bruclistuckweise und ohne reelle Anwendung auf die Praxis, wihrend Habhneman n in umfassender Weise vorging und allein seinen umfangreichen Befund glacklich durch das Princip der Homdopathie zu praktischem Nutzen verwendete. So hat er zuerst den Grundsatz, durch Arzneiprfiffng an Gesunden die Richtschnur ftir die Praxis zu erlangen, verwirklicht. *) Ausser den Jiingern der Homdopathie sahen langsam dann auci Einzelne unter den Allopathen die Nothwendigkeit ein, die Pharmakologie physiologisch anzubauen. So Nehrer**), Wedekind, Martin, Pereira, Krahmer, Wibmer, Bbeker, Rademacher, dessen Schiller Kissel und vorzfiglich -L 6 ffle r, welcher in seiner Rede,,die deutsche Medicin" auf Bildung von Praifervereinen dringt. AlimAlig wird der Kreis Derer, welche das BediTrfniss der Arzneipriifungen an Gesunden anerkennen und ihm abzuhelfen suchen, such in der alten Schule, wenn auch in verhiiltnissmiissig immer noch geringem Umfange grdsser, wie dies Fa,1Ik's, S c h r o ff's, S cli1n elIe r's Beispiel, die Prtfungen der 21 Wiener Allopatben, die Studien van P ranag's, Hoppe's (schon in friiherer Zeit), Stubenranch's, Claude Bernard's u. A. beweisen.***) Auch MitscIerliic bat Aeimliches versuclit, aber mebr die chemisci-physiologische Sphiare angebaut, und so leiden alle diese *) K1. Schr. I. 249. 1801. Heilk. d. Erfahrung 1805. Fragmenta de viribus medicament. * Oestr. med. Jahrb. Aug. 1842. ***) Vg1. hieruber: Meine Geschichte der Medicin. 2. Aufl. 1862, die ausfahrlicheren Mittheilungen im Absehnitt Arzneimittellehre S. 530 u. f. 126 Regein fur die PrUfung der Arzneien an Gesunden. Experimente mehr oder weniger an Einseitigkeiten, wlrabrend der homtiopathischen Prilfung bei allem Ueberwiegen des Subjeetiven und andern Fehiern dock das Lob melir eharakteristiseher Krankheitsbilder nieht genommen werden kann. Auch durch Aufstellung der Erfordernisse ffur die Prilfung der Arzneien an Gesunden hat 1 a li n e m a n n sichCuin Verdienst erworben. Nach ibm haben besondersHering, Piper und Helbig (s. Heraklides) und nenerdings Hartlauls (Zeitseh. f. hor. KI. Bd. II. N. 1 9.diese Regein theils fester gesteilt, theils. erweitert. Wir fassen das W"Tichtigste davon in Folgendem zusammen: a) In Bezug auf die Person des Pruffenden ist erforderlich: 1) dass dieselbe sow~eit gesund sci, als es tiberhaupt eincMenseh sein kann; 2) dass. man die Versuehe nielit mit vollem Magen anstelle; 3) das man cine mugliehst gewflrz- und reiziose Diitt fifhre, oder die bei den Versuehen einzuhaltende Diflt, die aber nicht zu sehr von der Gewohuheit abweichen soll, sehon einige Zeit vorher einftilre und. die cintretenden Veriinderuugen wahrnebime, sich vor Excessen aller Art hfilte, bei aussergewiuilichen Ereignis-- sen, z. B. Sebreek, Besehildigung, kein Symptom mehr aufzeiehne, und wiihrend der Daner der Prtifung niehts Arzneiliehes zu sich nebme; auch wird es von Vortheil sein, das Verhalten der Arzneiwirkung bei beibehaltener oder verzinderter Lebensweise zu vergleichen; 4) dass man sehir aufmerksam auf sich sci, seine Empfindungen bestimmt auszudrlleken verstehe, nurfreiwillig erzithle, was man an sich beobaehitet babe, ohne vorgefasste Mcinungen imd wo mdnglieh ohue Kenntniss des zu Beobaehtenden; 5) dass man alles Beobacletete sofort aufzeielne und zwar mit Angabe aller Umstande in cinfach erzAihiender Weise, wit Abschnitten und. Absittzen fuir die ehizelnen Onben, Tage, Symptome u. s. w.; 6) dass die Pers6nliclkeit des Prfifcnden belk alint sei nachi alien iliren Eigenthuimliclikeiten, insbesondere nach den Anlagen einzelner Organe zu Erkrankungen; 7) dass' viele Personen von verschiedenem Alter, Gesehleeht, Temperament u. s. w. ein und dasselbe Mittel prilfen, iusbesondere aber, dass dlies von Aerzten gesclehe(fuir diese haben die PrUfungen auch noch den Vortheil, dass sie sic zu guten Beobaehtern ausbilden); 8) dass der Prilfende sehon cinige Zeit vor dem Versuch sein Angenmerk auf sein Befinden richte und utberhaupt die itussern Um1stitnde kenne, unter denen sich sein Befinden Aindert. Was die pruffende Person aufgezciehnet hat, vergleieht dann der Arzt mit semnen objeetiven Beobachtungren. Es ist zweekmiissigjeden Tag das Aufgezeichnete durelzusehen. b) In Bezug nuf das Verfabren bei der Prifung gilt als Bedingung: 1) dass alle stiirendcn Ncbenumstzinde eutferut werden; 2) dass die Anwendung der zu prifenden Substanz cine,,bedichbtliehe" sci; das Regeln fur -die Prufung der Arzneien an Gesunden. 127 stiirmisehe Experimentiren mit schneller Wiederholung oder tibergrossen Dosen ist theils wegen der Nacltheile fur den Pr1ifenden, theils wegen des Resultats der Prilfung, da oft dadurch die feinern Einwirknngen verloren gehen, sehr zu widerrathen; 3) dass die Gabe, welche zur Prtifung verbraueht wvird, hinlinglich stark sci, urn cine WTirkung hervorznrnifen, wNobel auf die Empfingliolkeit der Priifungsperson, sowie auf die Qualitiit der Arznei Rucksieht zu nehmen ist. Die gewdhhnliehen kicinen Gaben der Homdopathie reichen hierzu nieht aus; die spiiteren H aiin a m a n n'seen Vorsscliriften, welche sitb ffir die kleiinn Prufifungsgaban aussprachen, haban sich niclt durch die Erfabrung bewilrt. (Raiu.) Wo mit der 30. Potenz begonnen wird, mag dies als methodisehes Sondiren der Wirkung gelten. Die Receptivitat ffir solehe Gaben kaun bei cinem Gesunden nieht vorausgasetzt warden. Arzneiwirknngen kdnnau in solehen Fdllen nur pathologisehe sein. H-artlaub bazeichnet im Ailgemeinen sehon als grosse Dosen die Heildosen der AllopatheCn. Derselbe rPth die Prufningspraiparate in 3 Stufen zu theilen: Primitive Prilparate. 3. - 0. Verdiinnnng. 15. - 30. Potenz. 4) Nacl Darreichung ciner einzigen Gabe mtissen die Wirkungen derselben arst ausgewartet werden, ele eine zweite Gabe erfolgt. Mebrere Gaben werden nur dann angewendet, wenn eine olne Wirkung bleibt, oder um fiberhauipt die Marschiedenheit zwisahen einer Gabe und Wiederholung aufznflndan. Nach Piper ist der iingste Zwischenraum zwvisehen zwei Gaban 24 Stunden; nach 1-lartlaub vartet man nach der erstenC Gabe wenigstens 3 Tage und 'itdert die Gabe oder Potenx nur daun, wenn nach melrerer WiederhIolung sich gar keine Wirkungen zaigen. 5) Es darf nur immer cine Arznel auf einmal geprfift werden und die Wirkungsdaner darselben niuss so lange abgewvartet werden, bis niehts mehr davon wahirgenommen wird. Man priife daher nieht za sehuall auf cinanider mit zwei verschiedenen Arzneien. V7or der Prufung eines neuen Mittels mtissen wvenigstens 4 - 8 Woeen frei ilciben. 6) Die baste Zait zum Einnehmen dar Arznai 1st Abends vor Sehiafangehen, auch Morgens oder Naehmittags 2 Stunden nach der Mahlzeit, jadenfalls aber in freier Zeit. (Piper.) 7) Die Form, in vclcher die zu prifandae Arznei verabreiclt vird, sci mine einfache (Pulver, Tinetur, wdasarige Ldsung) und die Arznei selbst unverdorben und vor alien Einfiissen des Lichts n. s. w. gesehutzt. 3) Unldslicha (mineralisehe) Stofib warden am besten mit Milchzueker verrieben und mit Wasser unnittclb ar vor dem Einnehmen leiclt angefenchtet; die litslihen nimmt man in Pulver, ohue Milehzuekar, wenn nieht der Stofi so stark ist, dass anfituglich kleine Gaben ntithig sind; robe Pflanzenstofl'e in Pulver odar Tinctur, doch hlite man sich vor den Nebenwirkungen des Weingeistes bei zu grossen Gahen. (Griasselieh empfiehlt aus damselben Grunde frisehbereitete KrIintersilfte, 128 18Tegcln fur die Prufung der Arzncien an Gesunden. feine Pulver, vorsiebtig bereitete Anfgllsse odor Abkoebungen). Conserven sind zweckmassig; Extracte nur, wenn sic an der Sonne bereitet sind; vegetabilische und mineralisehe Sauren werden mit destillirtem Wasser verduinnt. 9) Alle Prtifungspersonen miissen cin und dasselbe Prdiparat nehmcn. 1 0) Man fdngt mit kleinen Gaben an (etwa mit 1/,o der untersten Normaldose in Krankbeiten; naub Piper z. B. I Tropfen der Tinctur) und steigt allmiig, odor man kann nach beendigtem Versuehe auch einmal von den hiiheren zu den niederen Verdlinnungen herabsteigen. 11) Bei der Wiederboltng der Gaben olidiiht man sic; versebwinden die Symptome nach mehreren Gaben, so kehrt man zn.der kicinsten Gabe zurlick und reicht nach cinigen Tagen piitzalich cine grosse Gabe. - Im Aligemeinen gilt aber, dass auch bier genau individualisirt und das Verfahren nach der Versebiedenheit der Unistande abgeiudcrt werden miisse. Wegen des Naheren verweisen wir auf die Vorsehriften II aHbnemann's im Organon, auf C. Herhing's Sendscbreiben an die Versammiung hom6opathischer Aerate in Magdeburg am 10. Angust 1844*), auf den oben citirten Artikel HartIa nb's: Verein fur die Araneiprilfungen, in der von mir herausgegebenen Zeitsebrift, und auf G. 0. P iper's Abbandlung: tiber Bedingungen und Zvwecke der Arzneipriifung."*) V. Zweck und Gegenstand der Arzneiprilfung. Bei der Prfifung der Arzneien hat man zu beacliten: deren specifisehe Beziehung zu dem organisclhen Element, System und Gewebe oder dem Einzelorgan, d. h. die anatomisehe Grundlage; ferner die Art der Einwirkung auf dieselben nach ciner bestimmtcn B ichtung und Form, 4. li. die physiologiscie Grundlage mit den versehiedenen dynainise en und iaterieleiin Verbititnissen, den versehiedenen V i t a i t'a' t S a** iiuss e r u n g e n und i n d i vi d u e ll e n Eigenthh-mlichkeiten, sowic die Einiwirkungen, welehe liussere und innere Einfllsse auf die Araneisynptome ausuiben. Aber audi die Zeit und Reihenfolge, in welcher die Ersceeinungen anftreten und die Wirknngsdauer derselben sind wichtige Gegenstande der Beobachtung. ') Arch. v. Stapf und Gross XXL. 3. *5) I~yg. XII. 431 und XIII. 1. Peber YTitalitutsiiusserungen. 1299 E rliu t era n gen. 3eihulfen der Wahi dureh charakteristische Bedeutung cinzelner Symptorne, Umstiinde, Zeit u. a. Bedingu ngen. Ueber den Verlauf der Arzneikrankheit, Erst-, Nach-, Wechselwirkung, Wirkungsdauer. Beihiiffen der Wahl durch charakteristische Bedeutung einzelner Symptome, Umstdnde, Zeit u. a. Bedingungen. Nachdem bereits das Haaptsaehliehste fiber diese Punkte in frfiheren Absehuitten abgehandelt worden 1st (vergl. besonders Pnnkt III), ist bier nar Einiges za besserem Verstandniss naehzutragen. - Unter- den verschiedenen Vitalitaitseiusserun gen versteheu wir inshesondere den Charakter der Reactionsfithi gkeit des Organismas, der sich als stheniseher, torpider, iiervtiser, irritabler oder in Ucherg~itgen des einen za dem andern, z. B. als irritable Sehwaehe, zeigen kann. - Urn die versehiedene Eigenthtimlichk cit wahrzanehren, nach weleher ein Mittel auftrcten kana, ist es ndthig, dass Personen versehiedenen Alters, Gesehlcehts, Temperaments, von verschiedenen Constitutionen, psychisehen Anlagen und Gewohalheiten eia und dasselbe Mittel prilfen. Hierbei ist wvohi za beaehten, dass es eine besondere Enpfiingliehkeit fUr Arzneien gibt, die der uine bei aller Schwiiche und. Reizbarkeit nieht besitzt, wabhrend sie ein soust kriiftiger Kiirper in hohein Grade aufwveisen kann. - Audi auf die Gewdhnuno arnd Uebersilttigang darch Arzneien, wie wir dies namentlich bei vorausgegaigener allopathisehe' Behandlung sehen, 1st wohl zu achten. - Zn den individuellcharakteristisehen Untersehieden geb 6ren inshesondere aasscr den iibcrig a Phunumenen die Einwirkungen auf die Psyche. H alsn em ann legt anch den I di0 s y a k ra asi e. e a.cinen grossen Werth bei, vcil er die dureli dieseihen hervorgerufenen Symptome far Arzneisymptome halt. Elne besondere Ruieksieht verdient unter den physiologischen Ersehelinuagen die Art der Sohmerzen. Von weleher Gattang sic sind, zu aweleher Zeit sic bei den einzelnen Functionen aufireten, z. B. ob -%or, bei and nach der Stuhigang, dem ilarnlassen u. s. wv., ist von grosser Wichtigheit far die MJitteiwahi und wir duirfenaMns nieht durel den Hohn unserer Getgner, welehe dergleichen Aufmerksamkeit kleinlieh finden mdgen, davon abbringen lassen. 1st auch die Physiologic noch nieht so weit in der Erklirang der Symptome gediehen, um rauch die Art der Sehmcrzen aus bestimnmten Verhalltaissen abznleiten, so lassen siei dock sehon Andeutangen gehen, welehe ein tieferes Bedingtsein dieser Ahbveichungen vermuuthen lassen.,,Wol1 kana man aas dem Vorhandensein einer Hallacination, ciner E'mpfindliehkeit, cines Sehnmerzes an sich, sagt Wunderlich (a. a. 0. S. 317), nar in seltenen Fallen elne ausnaeichende Diagnose maclien. Aber die Art anld IIRSCIHFL, Homuopathie. 9 130 Die Schmerzen, ibre Bedeutung etc. Combination dieser Erseheinungen leitet sehr hlufig auf die wesentlichen Storungen bin und tiberdem ist nie zu vergessen, dass unser diagnostisehes Urtheil nieht etwa allein auf das Vorhandensein der anatomisehen Verdinderungen sich beziehen soil, sondern auf die mtigliehst vollstitadige Einsicbt und das ganze Sein und Gesehehien beim kranken Individuum. In dieser Hinsiclit ist nun aber der Zustand seines sensoriellen Befindens mindestens von derselben Wichtigkeit, als ein grosser Theil derjenigen Sttirungen, welcle das anatomisehe Messer verfolgen kann." Die krankhaften Empflndungren behalten selbst bei Steigerung zum. Schmerz einen gewissen specifischen, dem Normalen. iifnliehen Charakter bei, der sich nur in den htiehsten Graden verliert. So ist der Magenschmerz ganz versclieden von dem Hoden-, Uterus-, Eingeweideschmerz u. s. w., was selbst von aufmerksamen Kranken untersehieden wird. Die Modalitit des Schmerzes scheint demnach theils von dem befallenen Ort, theils von dem Krankhjeitsprocess abzuhitugen. Der Brennsehmerz ist vorztiglich. der Haut und Schleimhaut, der bobrende, nagende Sehmerz den Knoehen, der ziehende den Nerven und Muskeln eigen, der zusammensehnilrende Sehmerz den Cauolen, der Verrenkungssehimerz den Gelenken, der steehende, schneidende Schmerz den serdsen und fibrissen Hftuten. Gibt es nun auch eine Menge Modificationen des Schrmerzes, so lassen sich diese doch humer als Abarten gewisser Hauptg-ruppon des Schmerzes bezeichnen. - Auch der Krankheitsprocess hat seine bedeutungsvollen Schmerzen. So sind die ziehonden, reissenden Schmerzen bedingt dureli Rhoumatismus (B/ins), die zuckendon durci Affectionen der Bewevgungsncrven (Ammon. c., Stranninon.), die klopfonden, schiagendon, blimmernden durch Bewegung der Gefaisswiinde, Hypertilmieon in den Capillargefiissen, Stasen (Aconit, Belladonna), die stechenden durch melr partielle, locale Blutanba1ufung in den Parenchymen, im Venen- und Capillargeflisssystcm (Pu/sa/ilat), die brennenden als Folge von passiven Stasen odor beginnender Zersetzung (Phosp~hor-, Carbo, Arsen.). So entsprechen der drilckonde und stechende Schmerz bei Br-yonia dem vorhandenen Exsudat; die zuckenden, reissenden und klopfonden Schmerzen der Cliamornilla nit der cigenthilmlichen Unruhe, dem Reflex der Empflndungsnerven auf die Blutbewegrung; der Wundbeitsschmerz von Hepar htingt mit der Abscessbildungf zusammen. Auch daraus, ob die Sehmerzen nebonher gehen, oder voraus, oder nachfolgcen, iisst sicl auf gewisse Zusti~nde schliesson. So ist bekaunt, dass bel Leiden der Prostata meist der Scbmerz nach dem Harnen cintritt, bci den Sebleimiautleiden dor Harnrdhre vor und wahrend demsclben. Fur die Diagnose der Magenleiden, ob der Sitz im Pfdrtner oder in der Cardia, ist es durchaus nicht gleiehgultig zu wissen, zu welcher Zeit der Verdaiung der Schmerz eintritt u. s. w. - Die continuirlichen Schmcrzen ihiugen meist von localon peripherisehen Storungen ab; fliUchtige, Die Schmerzen, ihre Bedeutung etc. 131 vagirende, oder soiche, auf welche die Stimmung, die Aufmerksamkeit des Ceiitralorgans Einfiuss hat, erregen die Vermuthung centralen Ursprungs. Bei der Ausstrahluag nach dem Verlaufe eines Nervenstammes ist die Peripherie meist ergriffen. Periodisehe Schmerzeu sind Uberwiegend centrale. Schmerzen, weiche durch Druck gesteigert werden, hibngen wieder haufiger von den Penipherie ab, wrenn niclt der Druck auf cine dem Gentralorgan nahe Stelle oder auf dieses selhst den Schmerz hervorruft, in weichem Falle die Annalme des centralen Ausgangspunkts sicherer ist (z. B. Magenschaerz beim Druck auf die RMckenwirbel). - Freilich Mliuft hier vielerlei Titusehung unter miid man darf sich auf den Schmcrz allein nicht venlassen. Wifirend er z. B. bci Entziindungen der sertbsen Haute Regel ist (auch hier ist ein Untersehied, indem er bei Pleuritis viel constanter ist, als bei Peritonitis und Pericarditis, wo er oft ganz fehit), gibt es viele Entzllndungen panenchymatdser Organe und Schleimbtute, wo er gar nicht vonhanden ist. - Ridumen wir nun auch ein, dass his jetzt wenigsteas nicht Alles aus dem anatomischen und physiologiachen Gharakter zu erkliren ist, so gehen wir doch die foffaung niclt auf, dass dies spitter mdglich sein mird. Bei einer richtigen physiologisehen Wiirdigung dieser Zustitade wird man Manches in anderm Lichte sehen, als bisber, und vas erst unwesentlich bei den Arzneisymptomen schien, vielleicit spditer charakteristiscl und beachtenswrerth finden. flier erdfl'net sich ein weites Feld ffir eine kitnftige physiologisehe Bearbeitung unserer Arzneimittellehre. Mlan muss auf dieselbe Art, wie man in Form ciner Eutwickelungsgeschiclte pathogenetisch verfabren ist, z. B. bei der Enklitrung der Entzflndungssymptome, oder bei dem Nachweis der Uebereinstimmung zwischen den physikalisehen and physiologisehen Symptomen organiscier Herzleiden, damit vorgehen, aus bestimmten charakteristischen Totaiwirkungen und organisehen Beziehungen der Arzneien die speciellen Erscheinungen einer Arzneikrankheit (und dcmzufolge auch ihre speciellen Jndicationsmomentc) zu erkiaren. So wind man cine rationelle Basis auch im Sinne den alten Schule gewinnen. - Die einzelnen Arten des Hustens z. B. entsprechen mit ciniger Bestitndigkcit gewissen Erkrankungsformcn. Der Ton des fustens ist nauli und heiser bei Katarrh, Ulceration des KehLkopfs; pfcifead bei Laryngeal-, Tracheal-Group und Bronchitis; bellend im Anfang des Laryngealcroups und in manchen acnrvosen flustenanfiillen; zuweilen hold bci Ulceration des Larynx und vorgescinittener Lungentuberkulose; bei alten Subjecten duipf fiberall, wo die Inspirationen niclt tief sind, der Brustkasten sich nicit erweitert. So ist audi die Ant der Wiedenholung des flustens ciue eigenthilmliche, bci Tubernken im Anfang Nachts oder Morgens fnflli, bei Group des Nachts, bei Katariaen meist frith mid Abends. Bei Emphysem, Bronchorrhtie finadet oft wochenlange Intermission Statt. Bci nervo-sen 9* 132 2Ustiinde, Zeit u. a. I3edingungen. Personen ist der Husten troeken, ebenso bci hyperiimischen Zusti~nden, wo Exsndate noch niclt fliissig sind. Auch der Sitz des Hustens macht - wriewohi nicht immer deutliehe - Unterschiede. - So gut vie diese Verechiedenheiten auf besondern physikaliechen und physiologischen Umstianden beruhien, ebenso wird es naehgewieeen werden kdnnen, warum einzelne Mittel mehr dem trocknen hyperilmiechen, entziindliehen oder der nervisen pfeifeuden, kitzelnden u. s. w. Husten, einzelne wieder der feuchten entspreehen, wobei auf die specifisehe Beziehung zu den Lungen, Bronehien, lKchlkopf ebensoviel ankommt, ale auf den Kraukheitsprocess und deseen Stadium. So unterecheiden sich als Hustenmittel Aconit, Belladonna, -lryonzia, Conium, Hepr, f Joci, Ale7rcur, Nlux, Pu/sailla, Sepia, Spongia, Sacmnum. ganz wesentlich nach beiden Ricitungen bin. - Ein mietiges Untereelcidungentittel gibt, un gerade bei dieser Art Krankheit zn bleiben, anch der Inhalt, weniger der Geschmnack, die Farbe, die Consistena der Sputa alt Die aufrnerksame leobaehtuing zeigt, dass die Versehiedenheit dieses Synptomee tigfer begrfindet ist, und darnach kann auch dieses eMoment nichit gleiehgiiltig ffir die Clarakteristik der Arzneicn sein. Der Inhalt der Sputa z. B. wird nach den verschiedenen Grundlagen und Oertliclkeiten des Uebcls aus Waseer (Serum), Luft, Epithelium, Albumin, Blut, Gallerte, Sehleim, Eiter, Fascrstoff, tuberkul6sen Substanzen, Lungenstfickehen, linorpelstflckchen, Zueker, Kalkeonerementen, H-Tydatiden bestecen k6nelln. Enie wviissrige Consistenz deeutet ant Oedem, eine serdee auf den Bcginn des Katarrie; zdihe Sputa spreehen schon flir tiefere Reizu11ng ((Bronchitis, Pneunonie). Der Weelheel in der Menge, das plobtzliehe Auffidren, z. B. bei Verseeliummerung, Dyspntie, Asthma, Rtickfaillen in Flyperdimie, - Alles hat seine Bedeutungr ftir die Pathologic, und bei uns auch fuir die Tlerapie vermtige des innern Zusammenhangs Beider in der Homdopathie. Eine gleiche Beachtung lassen wir viclen Umestinden angedeihen, urn welehe sich der Allopath tiberhaupt selten kailirnert, aber gewiss nie behufe der Auzeigen zur Arzneiwahl. Wir rechnen dahin die Untersehiede, welche uns das Auftreten der Symptome za den versehiedenen Tageezeiten an die H-land gibt, die Verschiedenheiten, welehe bei den Krxankheits- und Arzncierschreinungen die Einfluisee der Ruhe oder Bewveauno (die Einwirkungen der Kihlte oder 1Vitrme, der freien Luft oder der Ziummerluft, des Speisens, Trinkens, Tabakranechens, der versehiedeciin Kiirperlagen und Bewlegungen, der Eiusamkcit oder Zerstreung, der Geistes an strengungen, des Licits, der Gerilche, Geraiusche und dcrgcreichen mehr bedingen. Beispieleweise erinnern wvir bier an die Behiandlung der Zalnscheinerzen, bei weleher alle diese M, omente behbuf der Auswahl unter den einsehiagenden Mittein in Betraclt gezogen we rdcn. Bald beziehen sich nun die Untersehiede dieser Umstflnde atiuf den Sehmerz oder die andern Erscheinungen, die unter ibrem Umstandc, Zeit u. a. Tedingiingen. 133 Linflusse oder in ihrer Begleitung aufi'eten, bald auf das Organ, an welehem die Erseheinung wnhlrgenomrnen wird. In letztcr Beziehung wissen wir, dass cinige Or1gane, wie Magen, Darmcanal, Milz, iNieren, Blase, Ovarien (daher die Menstruation) intermittirende Zustitnde lieben, woraus vielleicht die, manehen Mitteln ciigenthuimliche Periodicitat zn erildren ist. ITm Aligemeinen aber beruhen diese Modifleationen auf besondern Eigrenthtimliehkeiten, die gewiss uicht zufiilliger Natur sind. Nervdse Scbmerzen und Zustande z. B. wverden in der Mebrzahl der Fdille durlch Bewegung gebessert, indem diese Erreguug wohlthAtig wirkt; congestive werden dadureli verschuinimert. So haben Arnica, C/ini., Pfer;'., nro taon, Pu/s., thus, Schmerzvn, die in der Ruife sich verschlimmern. Die dureih BewXegung verseblimmernden sind zugleich die Mittel, welebe gegDn Blutleiden, die in der Rulie erhdiite Bescheiwerden machenden Mittel die, welehe gegen vorwic.,regende Nervositat der Zufalle hiffreich sind. Bei vielen Mittein ist eii subtiler Unterschied geniacht zwischen den versehiedenen AArten o V Beweggung, welcher mit Vorsiclht benutzt werden muss. Die cigentfinUinliclen Wirkungen von Schiwindel, Uebligkeit, LAhmigkeitsgefuihl vrom Falren (dalher bei Seekrankheit empfohlen) bat in ausgezeichneter Weise z. B. Cocoa/us. Ob nun aber gerade Gehen, Laufen, Steigren, Dreheni, Auflieben wesentliche Versehiedenichiten bedingen, oder oh diese nicht vielliehr auf die aflgemeinen Folgen der Bewepguig zuriickgeftilirt werden mU ssen, hleiht dahlingesteilt. - WVas die Differenzen der Tagcszeiten betrifft, so siiid auch diese gewiss nicht iinerheblich und ohule Bedeutung. Eiue hekaunte Erfalirung ist, dass nervdse Uchel des Morgeiis schlimmer auftreten, irn Larfe des Tages sich bessern; das Umgekehrite findet bei Gefassleiden statt. Dort mag die hiuzukoommende Erregung, die Uebhug gewisscrmaasseui, die innere Energic steigern, die Kraifte verinehrcn; bier scheint die Anstrengung, welche bis zurn Abeid steigend die Zufulr des Blutes vermehrt, eine ErQidhung des Uebels lerheizuftiliren. Naiclitliche Schierzen gehdren meist den vegetativen Znstdindcn an. Maan vergleiche inu die Mittel, welche sick nach den Einwirkungcn zn verschiedenen Taaeszeiten unterscheiden und man wird cinen Anhaltspuntkt in diesen pbysiologisclien Verhltnissen finden. So passen, weun die Erscheininigen Abends auftreten: Ant., Ar-s., Be/i., Bry., Jo/c/t., Hel/., l/crc-., Ac. zili'., Pit/s., Jrdit.; wenn sic sich Morgens zeigen Antbr., Ammnton. curb., Aniont. nmar., Antt, C02., Dros., Ign., NIux vomn., Phosphi., Rims, Vera i'r. u. s. w%.; fUr nWitetliche Symptome passen ausser den anti-nervdsen und anti-congestiven Mlittehi auch: C/in., Pa/c., ['er7r., Gi'aphi., Hep., MAlyn. mar., ilking., Xwar. mar., Sep., Sil., Sit/p/., Ttluj. u. s. w. - Die infiUisse der Verdanungszeit, der versehiedenen Genisse, z. B. des Tahakrauchens, des Biers U. s. w., lassen sehon viel umstiindlichere und vielfaltige pathogenetisehe, theils anatomiseb-physiologisehle, theils chemishe] Dentugn an zu. Ehen so 1344 11rnstiinde, Zeit u. a. Bedingungen. verhalt es sich mit den Jahreszeiten, dem Eiuflusse des Mondes, des Klimas, des Temperaturweclsels. Wirme und Kalte wirken auci versehieden, je naehdem die Blutsphare oder die Kervensphare mchr crgriffen ist. Wir erinnern bier an die Behandlung der Rhenmatismen, der Katarrhc. Iellad. sagt daun zu, weun K ilte bessert (Congestivleiden); Rhtus, weun WArme lindert (nervdser Charakter); Guam., 1)/ercur passen in Mittelaustanden, wo weder die Eine, noch die Andere wesentlich erleiclhtert. Gb nun aber wieder gerade die Wirme des Bettes, des Ofens, der Sonne specifisehe Untersehiede macht, wie in den Arzneiprilfungcn zu lesen? Jedenfalls wird stets dem besondern Falle vorbehalten bleiben mtissen, oh die Modificationen wirkileli wesentlich mit dem Charakier des Mittels zusammenhitugen, oder nur zufiillige Befunde sind. Man wird aber immer die Erseheinungen in denKrankheiten sorgfiiltig zun beohaclten und auch auf anseheinend geringfugigc Umstitnde einen Werth zn legen haben, wenn Cs anch his jetzt noch nicht tiberall mdglich 1st, sie auf ihren Ufrsprung und nrsiichuichen Zusarmenhang aurtick zu ftthren. In gleicher Weise wird man auch bei den Mittein dergleichen Eigenthllmlichkeiten nicht tibersehen dtirfen. Nur ware es Thorlieit sich, wie es woh zuweilen gesehiehi, lediglich oder hanptsaehuich durch untergeordnete Momente bestimmen zu lassen, da diese ihren wahren Wertl erst durch die orcganiach-physiologische Beziehung erhialten und deshaib nur als Boeibul fen der Indicationen gelten kbnnen. Die Zuknnft hat bier noch viel zu tlun. Gerade wegen dieser Unzureehnungsftihigkeit der Gegenwart aber vernaclhlassige man niclt die Beobachtung, wenn sich audi eine ratiouelle Theorie und Erkiarung im Angeubliek niclt finden lasst, und verspotte nichit, was, mit taktvoller Auswahl verwendet, dine Stiitze mehr fuir die Gebreddliclkeit unserer Knust abgibt. Zur volistlindigen Anffassnng des Bildes der Arzneikranklieit geliort nadi Hahne emann anch, dass man dar~auf aebte, ob Symptome, weleli bei ciner Priifnngsperson vor ltnngerer Zcit eingetreten und wrieder verschlwunden sind, nun im Verlaufe des Araneiversuchs aufs Neue zum Vorsehein konmmen. Also anch soiche,,wieder erstandene Erseheinungen friller dagewee esener Kraukheit oder friiher bestandenen Uebelbefindens" halt er, weun sic nur nach Einnehrnen der Aranci sich zeigen, fir reine Araneiwirkungen. Naci ihm ist dieser Wiedereintritt ei Zeiclien, dass ein solcher Mensch,,vora iglich aufgclegt ist, zu dergleicihen erregt zu werden."!Cs 1st dies die Bedentung der,,sehlultmnlernden" Krankleitszusttlnde, wie sie Hoppe genaunt hat. Es versteht sich aber von selbst, dass derartige Erseheinungen nur mit grosser Vorsihit als an der Araneikranklicit gelidrige verzeichnet werden dtlrfen. In viclen FIRlien werden sic allerdings cinen Fingerzeig melr fits die Wirkungrssphare cines Araneimittels abgeben k~innen. Der Verlauf der Arzneikrankheit. 13 5 Ueber den Verlauf der Arzneikrankheit, fiber Erst- mid Nachwirkung, Weclselwirkungen und Wirkungsdauer. Eine anderweit wiebtige Aufgabe der Beobacltung hei der Arzneiwirkung betiifft die Zeit und Reihienfolge, in welcher die Symptome bei der Pr1ifung auftreten, weshaib Cs von grossem Vortheil ist, genau geftihrte TagebUcher fiber die Einzelnheiten der Prilfung zu baben. Hieraus erlangen wir einen Aufschluss mehr fur die Erkenutniss derjenigen Theile, welche zuntichst und vorzngsweise von den Arzneien betroffen w~erden, sowie dadurch der Verlauf der Arzneikrankheit, gleichsam ibre geschichtliche Entwickelung, dargelegt wird. Nicht minder wird auf diese Weise der wichtige Einblick in die organisehe Gliederung, den innern Zusammenhang und die ursiichuiehe Verbindung der einzelnen Erseheinungen vorztiglich erleichtert. Zunaclst aus dieser Z ei tli ciIen Berdcksichfigung ging die Trennung der Arzneiwirkurgen in Erst- und Nachwirkung hervor. H a h n e m a nin nannte nDimlich Erstwirkung, audi directe oder Primdirwirkung jede Beflndungsverdinderung, weelche die Arznei hervorruft. Diese ist ein Erzeug-niss aus Arzneiwirkung und Lebenskraft. Ihr tritt dann die Gegenwirkung des Organismus entgegen, die Nacliwirkung, die indirecte oder Secundlirwirkung, wodurch sich der Kdrper in den Stand der Integrittit wieder einzusetzen suclt. Die Erstwirkung ist ein passiver, die Naciwirkung ein activer Zustand. Letztere ist der Gegensatz der Ersteren. Heilwirkungi ist die Auflilsung dieses Gegensatzes; wo das Leben seine Einwirkung geltend macht und die Erstwvirkung aufldst, da tritt der normale Zustand wieder ei. Von der erstgenannten Art Nachwirkung ist aber endlich noch der von H ahnemann gleichlautend benannte Zustand zu unterseheiden, -worunter lunger andauerude Arzneiwirkungen, z. B. Lahmungsznstdinde nach Opium, Knochenleiden nach Mfercurialvergiftung und dgl. verstanden verden. Da die bei den Arzueiversuclen erscheinenden Wirkungen meistens Erstwirkungen sind, so sind diese ftir den Grnndsatz der Ho-Jomopathie bezeichnend. Denn nur mit den ahulichen Erstwirknngen der Arzncien.wird gegen die Krankheit mit Erfoig gekainpft, nur sie sind curativ nach Hahnem ann, witlirend die ithere Medicin sich meist der gegentliiligen Naclwirkung bediene und darum nur palliativ helfe. Deshaib hat H ainemann vorzugsweise Erstwirkungen in seiner Arzneinittellehre rerzeitliimt. Diese Trennung der Wirkung passt ganz fair die HahnemaDnn'sche Ansicht von dem 1eilvorgang, nach weicher die Lebenskraft in einen Kamlpf mit der Arzneikrankheit tritt. Nit ilr stimmen auch R a u's und Ge r s tel's Bezeichnungen der Naclwirkung zusammen. Ersterer definirt diese als eine Negation, als ein Auflieben der Arzneiwirkungen durch den Organismus, Letzterer schlagt eine Eintheilung in active und passive Symptome vor und 1,36 Erst- und Nachwirkungen der Arzneien. nennt die Nachwirkung geradezu,,rcactionare Wirkungt. Niehit minder sttitzen sich Schroon und Attomyr, neuerdings noch Drysdale, auf diese H ab emann'schen Annahuien. - Aber bald traten Gegenincinungen auf, welehe cine so kilustliche Trenniung der Arzneiwirkungcn verwarfen und dieselben ial ein Ganzcs auffassen lehrten und selbst Hahuemann seheint, wic nis seinen spitteren Atbeiten hervorgehlt, diese Ansichit gethbeilt zu haben. Und mit Reclit. Deun gerade wie in der Pathologic oft iiber die Stadieneintheiung dcer Krankheitsproeess selbst vergessdn wird, verwvisehit skli( dlaes Bild dci Arzneikr-ankhieft durch iese kiinstliehe Spaltung in WVirkingaszeiten. 1er gan z c Veilat'f der IEnntw% ekelungsgesclncetc ist zu beacihten. Mit triftig -ii Gi'oinden unterstdtzten diese ibre Ansichten hesonders (C. IIering*), Piper, Illebig**), Watzkel:**), Kurtzfj, Gricsselic, Arnold, (3i'auvogl, w ~ihrend Wislicenus den Grundaatz aufsteilt: cm -Ieilverthln'en, welehes aich nicht auf die oi'ganische Naturleilkraft, mitiin auf die,Naclwirkung der Arzneien stiitze, sei kein plysiologischcs. Jbingst hat auich1H o p p e bel den Cefdasbewegungcn die Schwdellang als Erst-, die Contraction ala Nacehwirkung bezeichinet und auf die entgegecnigesetztcnll Zustande die lc ilung zurtickg1-refilitrt, wohei meist durch Nacliwirkung geheilt verde. Sehir riclitig sagt dagegren Trinkst-s-):,,Es ist nielit ciii cinziges, uzweii'elliaftes Kriterium vorianden, an wvelehem mnan die Arzneiwi rku ng voni decar angnowmenen, vermeintliehen Gegenwirkung zu erkennen verindehte, ebensowenig als man sti'eng K1raukhcitssyinptome von dcr rein hiypothctiscob Iteilcnden Kraft dcr ~Natur unterscheiden kani." In der That machen wir, wein wir die sogenaunten Nachivirkungen gennauer betracliten, folgende WValhrnehmungen: 1) gelhhren dic Nachwirkungen nicht dem Organismus allein an, ebensowenig vie die Erstwirkungen allein von der Arzneiwirkung abbiingen, sondei'n sic sind beide Folgen des Zusammenwivrkens von Arznei ind Organismnin und die Naehiwirknngcn demnach auch fortgesctzte Ersclieimingen dc' Aizueiki-;inkbheit. 2) Ist oftmals die sogenaniite Nachwii'kung, z. B. die Verstopfang nachl (1cm Durcbfall, bios das Zeichen, dass die Arzneiwirkung aufgelOrt hat un11d der Organismus vieder in seine frufheren Recite eintritt. 3) 1st in iieder andern Fallen die cintretende vermeintliebe Gegenwirkung geradezu cine H e ilivirkung, eine Umstiiumung durch die Arznei, A) rch. ld 15. lift. 1I "*H) Hcraklides i. S. XIV. u. 2. S. XXXI. B) lekehrungscpisteln S. SO. 'I) Ilyg. Pd, 22. S. 225. t nnt rzeirnitt'llchrc I. Einl. S. 5II. 138 Wecchselwirkungen. oder mit,Watzke darin das Vorwalten des cinen oder des andern Factors in einem und demselben Processe sehen. Von grosser Bedeutung ist jedenfalls der Einfluss, den die bei der Prilfung angewendete Gabe und deren Wiederholung, die Zeit und Dauer der Einwirkung, die Lebhaftigkeit und Ausdauer in den Verrichtungen u. a. Umstiinde nuf die Erzeugnng dieser versebiedenen Zustlinde haben. Wenn wir beispielsweise beim Opium in kleinen Gaben Erregungszustiinde des Hirns und in grdsseren Sehlafsucht erzeugen, oder wenn nach Opium-Gaben, welehe Schiaf erzeugten, Sehlaflosigkeit zuriiekbleibt, so ist immer dasselbe Wirkungsgebiet und dieselbe Wirkungrsriehitung ersieltlieb. Die Trennung in Erst- und Nacliwirkung, da die lu*be der Gabe die Erstere oft tiberspringen Thsst, ist im einzelnen Fall der Prilfung niclt immer naehzuweisen, da nach derselben Rieltung bin in versehiedenen Gaben Grad ationen der Wirkungen eintreten, die leiclt als Gegensitze erseheinen kdnnen. Zum Trost ko-nnen wir fibrigens hinzufuigen, dass das immer ergansende therapeutisehe Experiment das Ueberwiegende der seheinbar sich widerspreehenden (oder Weehsel-) Wirkungen herausstellt, wie z. B. bei Jryonia die Yerstopfung, bei Opium die Schlafsucht. Eine fernere Scliwierigkeit bietet die Unterseheidung idiopath1is eer und s ym p a t hi.s eis e r Symptome. Sie -wird einigermanssen erleicitert durch die Betraehtung der Reihenfolge der Erseheinungen. Letztere nimlieh entstehen in der Regel sp.iter, da sie nur secundirer Natur sind. Da aber dies,,spiiter" oft so wenig dureb die Beobaehtung wahrzunebmen ist, dass es vielmehr nls,,gleiehzeitig" erseheint, so wird diesem Kenuzeichen cine grosse Bedentung nieht beigelegt werden kd~nnen. Bei einer grd-sseren Anzahil von Prllferpersonen werden siel natiirlich die idiopathisehen Symptome constanter herausstellen, als die durch individuelle Verbititnisse bestimmten sympathiseben. Daler ist dieser Manssstab der Beurtheilung, wo es angelt, roirzuzielien. Urn die W ir kkungsdauer einer Arznei beurtheilen zu kiinnen, liat man vor zn sehueller Aufeinanderfolge neuer Arzneigaben und nener Mittel mit Reelt gewarut. N\immt man an, dass alle d(urch ein Mittel hervorgerufenen Erseheinungen, sellst wenn diese erst in tertiirer Verbindung damit auftr-ten (d. h. weun die ersten Wirkungen wieder andere und diese cine dritte Reile von Wirkungen u. s. f. hervorgernfen haben), mit der erstgereichien Arznei in nrsiichliehe Verbindung gebraeht werden mtissen, wie dies allerdings oft, z. B. nacl Alercur, TJod-Gebrauch, nach Anwendung von Mlineralbrnnnen u. s. w. der Fall ist, so kann man die Wirkungsdauer in cine unbestimmte Ferne hin ausdehnen. Viel Ttusehung ist freilich bei dieser Anschauungsweise mit unterlaufen und das post hoc ergo proplter hoc lint auch bier cinen grossen Antheil an manehen Beobaclitungen. Witgen Die Diagnose der Arznoimittel. 139 wir daher die Verbaitnisse genau ab! Untersuchen wir die einsehiagenden Ereignisse und ZustaSinde besonders nach erfolgtem Gebraucle der Mittel, damit wir nicht allzu sanguinisch Diesen zusebreiben, was auf Rechnung cines Andern kommen muss! Unbereeheubar, das dflrfen wir auf der andera Seite nicht vergessen, sind die Wege, welehe der Organismus wandein kann, nachdem ihm einral ein Anstoss gegeben ist; nur ist es nieht rathisam, aus derartigen Erfabrungen unter besondern Verhailtnissen geradezu einen Schiuss auf die Wirkungsdauer einer Arznei zu machen, wenn diese auch selbst das prirnum movens in der Gesehichte der Etiwickelung geworden ist. vi. Diagnostisohe Kennzeichen und individueller Charakter der Arzneimittel. Die bestimmten, cigenthulmliehen (individuell-specifisehen), in der Natur und Wesenheit der Arznei begrundeten (charakteristisehen), und unter alien Verhdttnissen sich gleiclbleibenden Wirkungen der Arznei bilden die unterseheideiden Kenuzeichen, die Diagnose derselben. Jede Arznei hat ibre besondern, in ihrer Gesammtheit nur i hr zukommeuden Wirkungen. Erl1iuterungen. Die Diagnose der Arzneimittcl und ilr individueller Charaktcr. Yerwandtschaften und antidotarisehe Wirkungen. Die Diagnose der Arzneimittel. Wenn es die Aufgabe des Prfifenden ist auf Alles zu achten, was hn Verlaufe des Versuchs einer Arznci sick ereignet, so ist die Pfliclit des Arz tes, der das Geprtifte zu praktisehen Zwecken zu verwenden lnt, cine andere. Auch Er Nird mit gewissenhafter Aufmerksamikeit alle Erscheinungen zusammenstelien mtlssen, aber er muss zugleich eine AV e r t h s cs it t z u ni dine auf relativer Verglichung beruhende Feststellung der bios durei eigenthiamliche Verhialtuisse, vie Klima, Lebensweise, Geewohnheit, Anlagre, Gemtiths- und Geistesbesehafleheit, Gewerbe u. s. w. bedingten Symptome vornebmen, um durch Abseheidung derselben cinen Inbegriff der sick unter allen Verhititnissen gleichbleibenden Erseheinungen der Arzneikranklieit zu erhalten. Es erleicltert das praktische iladein ausserordentlich, wenn 140) Diagnose der Arzneikrankhcit. man aus diesen Grundziigen zu einer Charakteristik, elner bcstimmten Diagnose der Individualitat der Arzneikrankheit gelangt. Dies hat seine grossen Schiwierigkeiten, well;ir nieht nach der Art der classifleirenden allopathiachen ulateric medica mit aligemeinen Kategoricen auskommen, sondern eine specielle Diagnose jedes Arzneiindividuums brauchen, und veil wegen der vieffachen concret-specifisehen Richtungen derselben eine soiche Charakteristik nicht mit Namen nijd nicht in knrzen Zilgen gegeben werden kann. Mit diesen Schwierigkeiten kiimpfeni alle bisherigen Versuche zu soichen Charakteristiken. Immer hat es aber auch sein Gutes, weun Jeder selbst gen6thigt 1st, tiefer in die Einzelnhciten einzugehen, un ein Gesacmmtbild zu gewinnen. Ftir cine solehe Charakteristik muss das Zufitlige, weiches nur dureb mticglichst zahilreiclie Prtifungen eines und desselben Mittels bei verschiedenen Persbnlichkeiten zu ermittein ist, ausgesehieden werden. Aus diesem Crunde muss bel der Prilfung die Individualititt der Versuchsperson grenan bekannt sein, dainit das der Arznci niclit Wesentliche wegfalle, oder wvenigstens die Modification, die sic gerade unter dem oder jener Umstande crlitt, crdrtert wverde, md mtissen die Aussagoen an jedem Prtiffufngstage mit den fi-iiheren sorgftiitig vcergliclien werden, urn die Varianten zu entdecken. Die Md-1gliehikcit von Irrtlfflmern, die auf soiche Weise entsteheu, hat auch H a D nCem1a(n1111 reclit wrolil cingesehen und deshaib die constant beobachteten Symptorc als die bestittigten dureb Vorzu gsm erknmale ausgezeichnet, die zwcideutigen bis zur Erledigung der Unsieherheit in Kianirnern eingescimlossen. Der LKarnpf gegen die Krankheitsnam-en hat in der ersten Zeit der Thornidopathi e in fast absichtliches Vermeiden der Diagnose nach nosologisehen %Begrrifikn herbeigefiifhrt. Und weun man das Gebabren der Silopathie mit soichen allgereinen Schematen betrachtcte, hatte dies auch seine Bereclitig-ung. Dennoch aber komimt der refiectirende Xrerstand mit Nothwendigkeit dazu, das Zersplitterte zusammenzufasscn und so bildet sich unwillklrlicm die Diagnose der KS'rankheit. Bei 4cr geistigen Betracitung der Arzneikrankheit waltet nun in Bezug auf die Symptome dasselbe VerIiftniss oh, vie bei 4cr wirklic en Krankheit. Bei beiden bildet die Abstraction aus den cliaraliteristisclen, hervorstechenden, pathognomonisehen und sich tiberall bcwiihrenden Erscheinungen cine Diagnose, cine Erkeunt-niss des Chamakiers, der besondern Art und Form. iabe ich ein soiches Bild der Krankheit erlangt und kann ici ina Geiste dann ein iihnliches Bilu der Arzncikr-ankhecit entgegensetzen, so ist mir schon ci ine Brileke geseblagen zur nihern Vergleichung. Diese darf sich daunn nicht mit ciner algemeinen Ke'nnzeichnuing begnilgen, sondern muss, um sicher zu gehmen, die Einz eInliciten beider Elemente genauer betraciten und herausfinden, ob diese specifisehe Verwandtschmaft zwischen wirklicher und Arznei-Krankheit, welche Individuelle Stellung dines jeden Mittels. 141 eben die Diagnose der Species Beider anfgestellt hat, auch eije concrete, dem individnellen Fall angepasste ist. Es reiclt also fur die Auffassung des Gesammtbildes cines individuellen Falles audh Diiht cinmal die Diagnose an sich aus, soadern es gehbren za dieser Analyse noch die hisondera Eigeathtlmlichkeiten, oft seheinbar veniger diflereaiten Nebeaumstainde und Nebenwirkungen, welehe eben den individuell specifisehen Charakter bilden. Immer also muss der volle Inbegriff der Symptome festgehalten werden. Aber es darf nicht zur blossen Symptomendeckerel konmen, sondern die B edeutung der Symptome, der semiotische Werth derselben spricit emD entseheideades Wort bei dem Siminile und fiabrt zu einem siehern und erfolgreichen Verfalren. Die semiotisehe Betrachtung ist emn Schutz geegen die Empirie, wvelebe sich nur an Symptome halt, oline auf die relative Stellung und den causalen Zusammeahang derselben zu.aeiten; und sie wird uns auch da den ricltigen AnlialtspunkIt gewahren, wvo cine Diagnose nielit md-glieh ist, wie dies sowohl bei der wirkliehen als bei der Arzaeikrankheit 6fters rorkomut und daun leicht zu hypothetischen Voraussetzungen verfihrt. Individuelle Stellung eines jeden Mittels. Wer zuerst an das Studium der homd-opathisehen Arzaeirittellehre gelit, dem scheinen fast nile Mittel gleich. Eline geunaere und iiftere Veugleichnag der Tersehiedenen Arzneieii aber wvird bei tieferem Einugehen in die Einzelnheiten und bei Feststelluag des bezeichacaden Charakters die individuelle Stellung eines jeden Mllittels herausfinden. Dies Individualisiren ist auch die notwnivedigate Bediagung, die erste Aufgabe des hombopatbisehen Arztcs. Ohue dieses ist an eine Praxis nach unsern Gruadsiitzen gar nieht za denken. Dean sie hat es nur miit Arzneiiadividuen wie mit Kraa~kheitsiadividuen zn thun, deren Ii-there Beziehungen zu ermitteln und jene auf diese wirken zu lassen. Ein jedes Mittel hat semnen besoadern, in der Gesammnitheit der Symptome nur ihn zukommenden Charakter ebenso, wic jeder Krankheitsfall. Wie die ratioDelle Pathologie das ludividualisiren behufs der kilaisehen Auffassuag der Erankliiten lelrt, so setzt jede Therapie die doppelte Individualitat der Krankheit und der Arznei voraus, die honioopathisehe aber in so individuell-specifiseher Weise vie niemals die Allopathie, indein sieb bier das Individnalisiren hihcbsteas zu elner oberfitihlicehen Unterscecidung innerhalb des hypothetisehen Generellen oder subjeetiver Kategor-icen erhebt. - Was Wunderlicr i zur Kritik der naturhistorischen Scbule so vortrefflich iiber die Pathologic sagt, das nehmen wir audi. far die Arzneiinittellebre in Auspruch. Es heisst bei ibm (a. a. 0. 20):,,Der elazelac 142 Verwandtschaften der Arzneien. concrete Krankheitsfall ist ein Complex und eine Reihefolge von Erscheinungen, Ereignissen und Zustlinden, deren Vereinigung in dern gegehenen Falle von den versehiedensten, meist unberechenbaren, Ausseren und inneren Umstinden bedingt wird. Daher wiederholt sich ein und derselbe Fall niemale ganz in derselben Weise wieder, well nicht zu erwarten ist, dass dieselbe Constellation von Umstanden und Verhijtnissen je wiederkehrt."1 Und ferner heisst es:,,Es stelt niclts entgegen diesen Complex ale eine Binheit (niclt dingliche, aber historisehe) aufzufassen, sobald sie cinen zusammenhiingenden und ineinandergreifenden Fluss darstellen, selbst weun die verschiedensten Theile des Organismus dabei interessirt sind."1 In Bezug auf die aus der Generalisirung folgende Classification endlich lautet es bei demselben Schriftstellcr (S. 61):,,Die Pathologic befindet sich in einer ganz andern Lage ale die Katurgesehiclte der Pilanzen und Thiere. Die Differcnzeo in den Formen des Krankseins lassen sich soweit verfolgen, ale man nur homer will, his man zuletzt auf dem einzig Naturgemiissen, der Einzelfalle ankommt. - Will man den Begriff der Species fuir die Pathologic anweoden, so darf es in keinem Falle der scharfe, aus der Botanik und Zoologic entlehute sein; es kann niclts veiter darunter verstanden werden, als die einzelnen Krankhcitsformcn, soweit sic das Herkommen mit besonderem Namen bezeichnet hat: der Begrifi der Species verschwimmt daher in der Pathologie einerseits mit denco der Gattung und Familie,, andererseits aber auch mit dem der Varietaten." Litst sich niclt gaenz Dasselbe von den Arzneimittelo und deren Classification sagen? Verwandtschaften und antidotarisohe Wirkungen der Arzneien. Die bcstimmte Individualisirung seblieset aber cine verglcichsweise Zusammeustellung dihulicher Mittel niclt aus. Es ist cine Wichtigkeit far dasgeistiwe Beherrschen des Arzneigebietes, diese Achnlichkeiten oder inneren Verwaodtsehaften der Mittel zu kennen, da der Reflexion bci den Aufsuchen des Simile Utberlassen ist, unter den cinscllagenden Arzneien gerade die meist ahuliche hcrauszufidcn. Es kommt audi wohl vor, dass vermibgrc dieser inneren Vcrvandtschaft cinzeiner Mittel cine Arznei in einem bestimiten Falle fdr die andere eintritt und, olne dem Falle genam zu cot-- spreehen, theilveisc oder palliativ etwas leistet. Es kano also audi unter Umstfindco zuweilen die geringere oder theilwcise Aeholiclkeit cine bedingtc Wirkungskraft haben. Das siod aber unzulhingliche, balltreffende Curen. 11w Erfoig wird nie dem vollstiiodigen des hichstiihnlichcn, virklich specifiechen Mittels glcichkommcn, von dem wir oft inei blitzitholiche Wirkung mud cinesich auf alle Synptomc eretreckeode Hcilkraft bcobachten. Antidotarische Wirkungen der Arzneien. 143 Diese Verwandtsebaft der Arzneien fiirt aber auch noch zu einem andern, fuir die Bestitigung des hom6opathischen Heilgrundsatzes und fur die Praxis wichtigen Resultat. Die verwanditen Arzneien wirken namlich antidotarisch auf einander ein, d. h. eine Arziieikrankheit hebt die Wirkungen einer andern auf, sobald beide in specifischen Verhlitnissen zu einander stehen. Nach dem Grundsatz Sinilia Similibus, der dadurch eine gliinzende Bestatigung erhait, kann dies auch nielt anders sein. Ob die Krankheit hier durch eine Arznei oder durch eine andere Schiadlichkeit erzeugt wurde, bleibt sich gleich, sobald nur die Aelnlichkeit der beiden Krankheiten, der, wirklich vorhandenen und der erst einzupflanzenden, feststeht. Durch eine solche Therapie ist die gauze Lehre von den Antidoten, die man friier nur auf chemische Weise bekimpfen zu kdnnen glaubte, auf neuer Grundlage erbaut; es sind uns eine Menge grosser und entscheidender Htilfsmittel gegen eine gefidhrliehe Auzahl von Krankheiten gewihrt, die leider! nur zu oft durch Fahrlassigkeit oder gewissenloses Gebahren mit Arznei selbst erzeugt werden und oft eine volle Lebensdauer, ja ganze Generationen vergiften. - Anwendung dieser Antidote setzt dieselben Erfordernisse voraus, wie jede andere specifische Behandlung. - Auch bier ist insbesondere eine genaue Individualisirung ndthig, da eine und dieselbe Arznei je nach der Ausbreitung ilrer Wirkung eine grdssere oder geringere Anzahl von verwandten Mitteln haben kann, unter welchen daun nach der Specific'tilt zu withlen ist. So hat z. B. Acid. nitricum als Verwandte und Antidote: Calcar., Camph., Con., Hep., Sulph., Perol., Phosph., Acid. phosph. u. s. w. und wenn man den Kreis grasser zieht: Aconit., Arn., Bellad., Bryon., Jod., Ial. carb. und nifr., Aur., Lycop., Iliercur, Jlezereum, Ac. mur., Na/i. mur. und carb., Op., Puls., Rhus, Sepia, Thula. - Nattirlich ist auch das genanute Acid. nitricum wieder umgekehrt Antidot fuir diese Mittel. Hatten wir es bisher (I- VI) hauptsaehlich mit den elernentaren Gr un ds a t z en der Homdopathie zu thun, so kdnnen wir jetzt, wo wir an die Grenze des Individuellen gelangt sind, die auf diesen Voraussetzungen beruhenden praktischen Regeln ffir das Heilverfalren selbst folgen lassen. 144 Anzdigen fur die- Wabl cines Arzneirittels VIi. Anzeigen fUr die Wall eines Arzneimittels. Die Anzeigen zur Wabi eines Heilmittels werden, - die Vergleiehung der Arzneiwirkungen und Krankheitss3rmptome bebufs der aufzufindenden Aehnliehkeitsbeziehungen (s. JIL) vorausgesetzt - hergenommen: 1) von dent Complex der Symptome der Krank-beit, mit besonderer Hervorhebung der primitren, idiopatbischen, pathognomoniselien und diagnostisehen Merkmale (Wiehtigkeit der Diagnose und Semiotik); 2) von dem betroffenen Systere oder Organe (anatomiseh-physiologisele Grundlage); 3) von dem Krankheitsprocess, den Cbarcrakter, der Gesehiebte iand dern Zeitraum desselben (physio-pathologisehe Grundlage); 4) von deni der Krankheit za Grunde liegenden innern atiologisehen Momente (der na-chsten Ursache), soweit dieses zu erkennen ist; sowie von den iussern, veranlassenden Ursachen, selbst wenn diese in groUsserer Ferne zu suchen sind (a. B. bei ebroniseben Uebeln, dyskr-asischen Leiden) (Aetiologie); 5) von den Eigenthllinliehkeiten der erkrankten Einaelperson in Beaug auf Alter, Gesehieclt, Constitution, Temperarn ent, psychisehes Verbalten, Lebensweise u. s. wv.; 6) vou (len Eigenththulichkeite n der atmaosphadirischen und telluriselen Verbailtnisse in Bezug auf Witterung, Teniperatur, Jabres- und rmgesaeit, herrschcnde Endemicen und Epidernieen; 7) von den iesondern Modificationen, welche itussere und innere Efintfisse, wie: Bewegung, Lage, freie Luft, geistige Anstrenaiangen, eiuzelne functionelle Thiitigkeiten (a. B. Essen, Trinken u. s. W.l bei den JKrankheits- tund Arznei-) Symptomen hervrorrufen. E 1r' Ai ut e r uftgen. Die Altinlichkeitsbeziehung ist die einzige allge incinc Tudication. Wegfall der Gergenanacigen in der Homijopathic. Das Wicbtigste ilber alle diese PunkIte ist bereits beigebracit. Aus ihrer Befolgungc erkliirt sich die Rationalititt des homd-opathisehen, Heilverfalrens. Die eiuzige allgemeine Indication ist eigcentlich die Aelinlich Die Achnlichkeit ist die cinzigfe allgemeine Auzeige. 145, keitsbeziehung. Sie umfasat die oben angegebenen Erfordernisse. Unter diesen verdient der Complex der Symptome die erste Beacltung. Der H ahnemann'scie Satz: dass der Inbegriff aller in jedem einzelnen Falle -wahrgenorme nen Symptome die einzige Indication sei, wird daher die wichtige Umanderung erleiden mflssen, dass dies die haupts itchliihste Indication sei, weil die Symptome das Zunichstliegende, ohajectiv 1'alirnlehmbare geben. Urtheilskraft, Combination und Reflexion sind aber nicht abzuweisen, sondern notlwendige Bedingungen cines guten Homiopathikers. - Die ailgemeinen therapeutisehen Regeln der Belandlung gewisser allgemeiner Kategorieen von Kranklieiten, z. B. der chronischen Krankheiten, der sogenaunten einseitigen Krankheiten (soiche, wo wenige Symptome da sind), der Localkrankheiten, der Complicationen, der Zustitnde, wo Unempfindlichkeit oder Ueberempfindlichkeit gegen Arzneien oder bei cintretender Verschuimmerung durel Medication erst Zwischenmittel n6thig sind, ele an die eigentliche Behandlung gegangcen wird, u. s. w. -, mtissen wir cinem besondern' Werke fiber allgemeine Therapie iiberlassen, an welchem es leider noch fehlt. Tm Uebrigen aber verweisen wir, da dieser Satz AlI. bios als ein Glied in der Kette der Logik besonders aufgestellt worden ist, auf Satz HI., der diese praktischcn Folgerungen scion principidll in sich schliesst. Eine grosse Vereinfachung und Wohlthiat gewithrt die Homibopathie daduroh, dass das grosse Heer der Gegenauzeigen im Sinne der allen Schule (Contraindicationen) bei ilir wegffillt. Sic kennt eben nur Auzeigen aus der Specifcititt. Was nicht specifisch-Aihulicli ist, ist nic lit augezeigt. Wird Cs dennoci angewendet, nun so ist es nutzlos oder sciudlich durci Zeitvrersaiumniss, oder durch Nebenwirkungen, die sici leiclt wieder beseitigen lassen, wcnn sic nicit von selbst vergehen. Gegenanzeigeni aber, -welche durch die bei Arzneicn entstchenden G e fa aihr e;n geboten wdiren, liat die Homdnoopathic niclt, da ilr durci die kicinen Gaben, von denen sogleicl die Rede sein wird, die Mdglicikeit gegeben ist solche unerviinschte Wirkunlgen zu vermeiden. Sic bedarf daher auch niclt der ktihstliohen Iiiilfbmittel, der Corrigentia, welche die Allopathie ilren ileilmittein gleicbsam als Wachter zur Seite stelit, wodurci sic nicit selten aber die Wirkung g~nzlich) nufhebt. Die Versohiedenheit beider Heilsysteme zeigt sich auch hierill. Aus manoher Gegenanzeige der alten Schule ist nimlici gerade die wabire Wirkung der betreffenden Arznei zu entnehmen, wic z. B. beim Aconit vor der Anwendung in acutem Rleumatismus gewarnt wird vegen der Geftissreizung. So kam auch J 6rg bci seinen in auffallender W'eise mit den H a in em anDn'schen Prtifungen tibereinstimmenden Pruifungsresultaten zu denl ganz entgegegesctzten Schutissen, wie er dcnn beim Nitrumt vor der entz2fndliohen Natur desselben warnt und es aus dem.Appar-atus antiphiogiUIRSCJIEL, Homijopathie. 10 146 Einfaehheit und Griissc der Gabe. suicus gestriehen vissen will. Die Allopathie gelangt so mit ilrem Princip dureh die Arzneiprtifungen zu den Gegenanzeigen, wir mit dem unsern za den Anzeigen. Der Erfoig zeigt, wo die Wahrheit liegt. VIII. Einfachheit und Grbsse der Gabe. Auf der specifisehen Beziehung der Arznei zu dem Krankheitsfalle beruht die cinfache Verabreichung der ersteren* und der Gebrauch relativ kicincrer Gaben. - Die Grdsse der Gabe und der Grad der Wirkungsstiirke derselben riebtet sich naeh der Wirksamkeit des Mittels, nach der Jndividualitiit des Erkrankten und der Art der Krankheit. - Verdiinnungen sind keine Potenzirungen. Er1liuterungen. Iteweiso fur die Wirksarnkeit kiciner Gabon. Die Lehrc von der Poteuzirung. Verschiedenheiten der Gaben. Bedicngungccn der Gobengrtisse. Da jede Arnei ibre eigentitlmlichien Wlirkungen diussert und da auch ein halbwcgs differenter Zusatz cine Beeitrifichtigung dieser Wirkungen herbeiftibiren kann, so folgt schon hieraus, dass zur reinen Entfaltung derselben die Einfaclilcit der Verabreichung nothlwendig ist, wobei nur ganz unwirksamile Vehlikel, die als Trilger oder Aufldsungsmittel dienen (z. B. Milchzucker, Weingeist, Wa sser) gestattet sind. Diese Forderung der Einfachheit wvird nocli erbli Ubt duirch die verbiiltnissm issige Kicinheit der homn6opathischen Gabein, welehe cine grosse SchIonUimg erheisehen. Diese gerincge Gabenhdbhe sclbst aber ist wiederum Oine Folge der Specificitit, indem ein Ifttel, weiclics den Ausga-ngspunkt der Kraukheit und die vcsentlich b etrofffcc n Orcrgane, die zum tiftern schon in cinem Zustand vermeirtcr Erreghbarkeit sichl befinden, direct afficirt mid so beritifrt, dass gerade die junl11icc Qualitit der Erkrankun g crfasst wird, scion in einer verhiiltaissmiissig gerhinge Qu anmtitilt wirlsan sein muss. Die Quantitit der Gabe ist also nur Folge der Qualititt des Mittels; sic ist nicht die Haiuptsachic der Wahi, voldl aber cine nothwendige Nebenbc di-gan g dabei, die zur Zwcckrniissigkeit, zur ricltigen Ausfiibrung mit hcitritgt und daher wieder ibre besondern Bedingungen anerkenut und befolgt. Beweise fUr die WTirJsamkeit kcleiner Gaben. 147 Reweise fffr die Wirksamkeit kieiner Gaben. Es ist bereits oben (im 2. Abschnitt) von der Wirksarkeit kleiner Gaben die Rede gewesen, den Begriff der Kleinheit nattirlicli relativ zur Allopathie genommen, da auch wir verhiiltnissrniissig grosse Gaben anwenden. Wir baben uns dabei auf die Experirente jedes hornijopathischen Arztes berufen und audi die Analogie anderer Erfalirungen von der WTirksarnkeit der geringfflgigsten Materie zu n-hilfe gezogen. Es dtirfte nicht Uiberfiissig sein, da gerade Uiber diesen Punkt die grdissten Zweifel ausg'esprochen worden sind, diese Beweise fnir dieLi leinheit des Winkeameli zu vermebren. - Selbst ein Gegner der nomiopathie, wie Liebig, sagt:*),,Nur an der Unvollkommenheit unsener Sehwenkzenge seheitert die Waahrnebmuin von Billionenmal kleineren Gcschdpfen". Derselbe L i e b i g, welcher von den Grnndsditzen der I-Iornopathiesag-t, sic spnilohen aller Erfabrung und der gesunden Mensehenverstande Hohn, gibt an, dass das salpetersaure Na/r-on und das K'oclsalz auch in den verdtiuntesten Lilsungren phosphorsaure Erdsalze aufl6sen, z. B. 100 Kilogramm iKocbsalz, geldst in 50,000 Liter Wasser, itisen 1500 Orarnm dreibasisci phosphorsauren Kalk; 100 Kilogr-. Koehsalz geldst in 50,000 Kui. Wasser, ldjsen 3790 Or. phosphorsaure Bitterende, - Verdiinnungen = den 25. horiopathischen.,,Die Menge der phospiorsauren Erdsalze, heisst es bei ibm, die von den erwdibuten Salzlidsungen aifgenommrn e wird, steigt nicht proportional mit dem Salzgehalte der Fltissigkeit; Cs scheint ir Gegentheil sic rnehr darin aufzuRisen, je verdilnuten die Fliissigkeit ist."**) Nenere rikroskopische Untensuchungen, weiche z. B. bei den Infusionsthierchen die feinste Organisation wahrgenomnen haben und zeigen, vie dieselben Gesetze der Bildung bei den Blutkdrperchen, in den Urzellen sick -wiederholen, die wir im Grossen finden, geben den Beleg, dass auci die kleinsten Theile der rliKfte theilhaftig wonden, welohe die grdsseren Ganzen austiben, die doch auch immer nun Theile sind. Und die Thoilbarkoit ist unendlici! Die kleinsten der Infusorion, die Monadinen, erneichen nur cinen Durchmessen von '/3ooo Linien und doch bilden sic Schiobten von inehrenen Lacltern.,,Es sind nicht die Riesenleiber der Walifisclee und lelphanten, nicit die mitobtigen Strmme der Eichen-, Feigen- und Baobah-Biiunme, sacgt Sobleiden, sondern die kicinen oft nadelkopfgrosscn Polypon, die donm unbewaffucten Aug6 unsichtbaren Polythalarnien, es sind die kicinen rnikroskopisohen Pfflinzchen, die in jedem Snmpf ihr unsiohtbaros Leben ffubron, *) Chem. B3riefe. Heidelberg 1844. S. 28. * Vg).. die Abtertigung Liebig's bei GrauvogI in den Grundgesetzen. S. 472. f. und in dessen,,Sendsehreiben an ieb ig." to* 148 Beweise fur die Wirksamkeit kleiner Gaben. welche mibchtig an dem Bau der Erde arbeiten." In Hartin g's lehrreicher Schrift*) heisst es 8. 3:,,Zahllose im Ocean verbreitete Inseln warden nicht vorhanden sein, wenn die Polypen gefehlt batten, die sie gebaut baben; weit sich erstreckende Bergketten wfrden nicht bestehen, wean sich nicht die Ueberbleibsel von Millionen und Billionen Schalthieren dort angehauft batten; das stolze Albion wflrde sicb ohne das Bestehen der fuir das blosse Auge unsichtbaren Foraminiferen nicht auf seinen Kreidebergen erheben, und ganze Landstrecken witrden eine ganz andere Oberflaiche haben, weun nicht die Diatomeen ihre Kieselsehalen dort zuruickgelassen ahitten." Die Fortpflanzung dieser Diatomeen geschieht durch Theilung un4 diese gelit so schnell, dass sich eine einzige Diatomee binnen 24 Stunden zu einer Million oder in 4 Tagen zu 140 Billionen vervielfiiltigt haben kann. Mit Recht ruft Angesichts dieser Thatsachen Harting aus:,,Gross und Klein, als den Werth der Dinge beschrlinkende Eigenschaften, bestehen ftir die wabren Naturforscher nicht." Nicht blos die Physik, auch die Chemie, die grosse Materialistin, muss uns Beweise fur diese Macht des Kleinen liefern. Nach Poppe werden vorn 240sten Theile eines Quentchens Karmin 60 Pfund Wasser durch und durch geftirbt. Ein Milliontheil der 60 Pfund, ein Tropfen davon auf weisses Papier gestrichen und wieder in eine Million Theile zerlegt, liisst noch unter einem Mikroskop jeden einzelnen Theil an der Farbe erkennen. - Ein Theil Jod in 450,000 Theilen Wasser geldst, wird noch durcli Stiirkemelii entdeckt; ja sogar ein Theil Kochsalz in 1,640,000 Theilen Wasser aufgeldst, reagirt noch auf salpetersaures Silber. Ein Stuck Silber von chemisch reiner polirter Oberfliache, weist I Theil hydrothionsaures Gas in 3 Millionen Theilen Wasser nach. Von Schwefel wird noch usinl durch Blciacetat nachgewiesen, von Chlor sihzu durch Silbernitrat, von Chloreisen,2-1&OuD durch Schwefelammonium, von Brucin n~h durch Salpetersiture. Nach Buchheim in Dorpat schmeckt das weinsteinsaure Strychnin noch in 48,000ster Aufluisung bitter; weinsteinsaures Chinin ist noch in der 4000sten und weinsteinsanres Morphin in der 2000sten Aufldsnng nachweisbar. Der 400,000ste Theil Arseniks litsst sich durch Kupfer oder Jodine noch materiell auffiden. Durch Zucker kaun man die Schwefelsitnre in einem Trdpfchen naclweisen, welches nur gabu Theil eines Grans Sichwefelsiaure enthuilt u. s. w. Wir erinnern ferner an die Theilbarkeit des Goldes durch Zerschlagen beim Vergolden (1 Gran geschlagenes Gold ]itsst sich in vier Millionen Theile zerlegen); an die Ausdehnbarkeit des Silbers, von dem man acht Millionen feine PliAttchen herstellen kann, welche zusammen erst die Dicke von 11 Linie ') Die Malcht des Kleinen, sichtbar in der Bildung der Rinde unsers Erdballs, Leipzig ISMI. Beweise fur die Wirksamkeit kiciner Gaben. 149 ergeben und doch aile gesehen werden ktnnen; an die Farbungen des Wassers dureb Kupfer (1 Gran Kupfer farbt 10,557 Cubikzoll Wasser blan und kann auf diese Weise in 22,738,600 sicltbare Theile zerlegt werden); an die Gertiche des Kamphers, Mosehus, Ambra, der Asa foetida, welehe gauze Atmosphtren und auf lange Zeit erfililen, ohue viel an ibrem Gewiehte zu verlieren. So verliert Asa foetida in einer Woche in freler Luft htiehstens * Gran Gewicht. So l6st sich nach J. 0. M aler ei Gran Mosehus in 320 Quadrillionen Aggregattheilchen auf, wovon jedes einzeln noch durch de~h Gerlch bemerkbar wird. Die Rosmariustaude von Provenee rieclt man 20 Meilen weit auf der See. Wo die Chemie nieht ausreiclt, treten andere Miiifsmittel der Untersuchung emn. Die von K irlihoff und Bunsen erfundene Speetralanalyse, welehe mitteist des Liehtes die Untersuebung der KIirper bewverksteliigt und zu iiberrasehenden Resultaten und Befunden gelaugte, 1st von Dr. 0 z a n a m auch zur Untersuehung der hom6opathisehen VerddiIunungen verwendet worden und hat vorldufig (da weitere Fortsehritte in der Methode zu erwarten stehen) die Gegenwart der Stoife in den ersten aelt homropathisehen Verdilunungen bewiesen. - Mit Recht fihfrt Stens auch die wunderbaren Erfahrungen der Photographic an, bei der die Bereehinung des huudertsten Theil eines Tropfeus ndthig ist, un die Wirkungen des Lieltes niebt zu hemmen. Auch physiologisehe Thttsaehen kommen uns zu 1-hiffe. So zeigen P an i z z a's Versuehe iiber Absorption, dass kicine, vertheilte, liisliehe Gaben wirksamer siud als grosse, womit auch Albers und Sehultze thbereinstimmen. Spallanz ani beobachtete, dass 5swurmud u eines Grans, oder Same Von Volumen wun2ranT-2 einer Cubiklinie hinreiclte, ein m i eines Frosehes zu befruchten! Aehnliche Beobacltungen hat J. W",. Arnold gemaclt. Kach ibm erzeugte noeh I Theil Lmpfstoif, mit 100 Theilen Brunnenwasser gemischt und 12 Tage aufbewahrt, eine Blatter von ichter Besehaifenheit. Bin ThuU Theil Strychlinin, ja selbst TuSU3 braclite nach Arnold's Versuehen (iyg. Bd. X. S. 56i f.) noch Starrkrampf (Tetanus) in Frdscleen hervor. - Nach K 6ireuter werden bei der Vanille his 800 Blaselhen durch eine einzige Authere befruehtet. L e n oh s fand, dass Erbsen in einer Aufiisuug des weinsteinsauren Queckailbers, von der der I0,24Oste Theil auf eine Erise kam, die Keimkraft verlieren. Turner verdilUnte Tin Cubikzoll Chiorgas mit 20,000 Vol. atrosphitriseher Luff, so dass kein Geruch mehr ernpfuuden wurde, und doch runzeiteu sieb alle dieser Luft ausgoesetzten Blatter der Pflauzen und verioren ibre Vitalitilt. Flier ist doe tiberahll Materie vorhanden und Materie wirksam. - Diesel) physikalischen, eherischen, physiologisehen Beispielen lassen sich gleich wiebtige pathiologisehe an die Seite setzen und wir brauchen dazu nicit cinmal auf die dynamisehen Einwirkuugen, der Seeleneindralke wit ibren materiellen Folgen hinzudeuten, 150 Die Lchre von der Poteuzirung. sondern kuinnen auch bei der Materie selbst stehen bleiben. Vergiftungen dureb nrisenikhaltige Wachskerzen vom blossen Brennen derselben, dureli Fabrikation der bekannten grilnen Blunen, Aufenthalt in arsenikhaltigen Tapeteuzimmern; Schnupfen, Kopfweh, Augenentziindungen, die in Folge des Aufenthalis in einem frisehgeweissten Zimmer mitteist der feinen Kalktheile entstehen; Bleikolik durch Glasurarbeit mitteist blossen Eiuatlmens bei den Tijpfern, durch Anstreichen mit Bleiweiss erzeugt; 1-Tautausschlge und Fieber durch Aufenthalt in der Nithe des Wurzelsumaehs; Blutharnen vom Geruch des Terpeuthins; die Knochenzersttirungen bei den Phosphorarbeitern; vor Allem aber die cigenthfimliebe Wirkung der Idiosynkrasicen in den feinsten und kaun almnungsithnliehen Andeutungen, sovie die Art dr Eminwvirkung und Fortpflanzung von Contagien mitteist unnwiigbarer Partikeln, welehe Triiger der Ansteekung sind (z. B. beim Wuthgift),.ie die intensivee uid extensive WYirkung z. B. einer einzigen.Kuhpoekenimpfung, sind Beweise fMr die grosse Wirkungsfithigkeit von Stofl'en, welehe weder wvigbar noch zathibar- sind; Beeweise, dass die Kraft nieht an Zahl und Gewvicht hiiugt. - Warum soil der mensebliehe Kdrper weniger empfindlicb scin als Itap so1d's Wage, welche TAUU eines Grans siclatbar angiibt, als die grosse Natur welche durch Licht, Wiirmestoff und Elektriciftit in uneudlicher Verdiiunung so viele Veriluderungen aufwTreist, so vicle Wunder verriehtct? Mit Reclt erwiblnut Siainers, dass ja die Sillnesne-rven auch durah ein Minimum aines s1ecihsc J1en Raeizes afficirt werden, was auf die tibrigen vitalen Elemncite angewe ndat, die nach Vi r cll ow ebenso gut -vie die Nerven, ibre specifische Raizenipfitnglichkeit besitzen, fair die Afficirbarkeit durch die kilcinsten Potenzen sprichlt, - und GaUnther fragt verwunderud warum man auf das Gewicht des Riecastoffas, der zur Erweckunm aus ciner Olnmaccht vrvaendet wird, nicht Wertlh lege, abar bairn Receptschreiben far den Mlagen Alles sich uni die Mlaterie und die Mange drehen solle? Die Lelre von der Potenzirung. Dar Gabrauch kiciner Gaben in der Homdopathic, welcher noah hieute Iailsenlich von Vialan ibrer Gegner als das erste Keunuzeiiehn derselben ausgegeben wird, hat sich erst allmhlig, noah sptter aber hat sich die Lelre von dar Poteuzirung heim Verdiunieu oder Verreiben mitteist Schattein und Ilaiben ausgebildat. Ursprfinglich verorduete I-Iaineman n auch massenhafte Armucigaben, wie wvir dies aus den Jalren 1796 und 1797 salien. Alluizlig aber verininderte er sie, liess den,,Geist" walten, achtete wenig aid' die Materie. Erst nach imebreren Schlwankungen, wobci er zuweilen arinminde-rung -der Gabe mit Schwitchung der Wirkung gleiclibedeutend Die Lehrc von der Potcnzirung. 151 erkiarte, schliesslich aber die 30. Verdiinaung als Kormaldose nnsetzte, gelangte er zu der Theorie der Poteazirung, d. h. Steigerung der Wirkung durch Verdtinnung. - Er verliess den Bodenu ncliterner Ansehauung, die er eben erst dadurch bewiesen batte, dass er von cinem Vertheilen des Arzneistoffs durel?Mischen iind Schiittein sprach; dass er die Aehnlichkeit der Wirkung und die Empfuinglichkeit des Organismus, dem durch Zertheilen viel,,Berfthrungspnnkte" geboten wtirden, als Bedingungen der Wirkungsfithigkeit auch der kleinen Gaben aufstellte; dass er von der versehiedenen Kraft der Arzneien die verschiedene W~irkung abhUngig macbte und Theilung fuir gleichlautend mit Verkleinerung hielt. Dann auf cinmal kommt die Theilung zu der Ehlre melr zu leisten als das Gauze und nur noch cin Sehritt - die Verduinnung wurde Verstitrkung. Durch den Act des Selittelins, dessen Wiederhohingen vorschriftsnissig geordnet waurden, and durch welches auch unverdilante Stofte poteuzirt werden soliten, wiurden die Verduinnungen zu wairen,,Steigerungen" des Araneivermugens,, Eathifilungen" der inwolmenden, dynamischen Kraft. So hildete sich nach und nach dieses,,wundersame Gebaiude von Walrbeit iund Irrthuin, von W"irkliclhkeit und Uebertreibung"*) aus, welches der Homdopathie, obgleich Hahnemaan n nanentlich von der ldblichen Absicht die Verschlimmerungea bei dern Arzneigebrauch zu verhtiten ausging, unendliche Missverstiindnissc und Verhijhnungen zugezogdn hat and eia Haupthiaderniss ihrcr Yerbreitung geworden ist. "Wic dies immer geeht, tibertrafen die Scultler den Meister und da der Deutsche auch noch griludlich bci semnen Uebertreibungea bleihi, so erkhliti Herr v. K~orsakioff, der his zur 1500. Verdilanung (1 99) stieg, die Poteuzirung durch eine Ansteckung der Vehikel, erfand 0. He ring cine nene Kraft, die er HahuecnannisMUS nannic, wtdihrend Tietze sic an die Elektricita-t band. Eine ganz eigenthfimliche Wendung aber natni die Sadie, als der Stailmeister Jenichen seine,,I-Jochpotenzen" anbot. Er begana mit 100, 200, 400, stieg daun iminer weiter his 16,000, aber Iffillie scin VTerfabren bei dieser Bereitung in einea Schleier, der noch nichit geltifiet ist. Auch Rentsch hat in der Versarnmming in Leipzig 1851 siatt Ent~billungen nur Vermuthungen gegeben und die Appellation an den angeblicelen Mlitwirisser des Geheiknisses, an den dureb semhen Zaruf: imuer hi-her! auch in dieser Frage berihih t gewordenen IIering in Philadelphia, ist ohne das elrvinschte Resultat geblieben. Die Homilopathen spalieten sich in Partieien, und grosse Misshellig-keiten traten cin, da die Eincn mit eben so grossem Eifer vertheidigten, was die Andern bekiimipfien. Soviel ist gCewiss, dass ohne die Geheimnisskralmerei Jenichen's ein grosser Sieg dieser lochpoicnzen verloren gegangen wflre und mit ihnen a ice Siiitze des Supra *) Ygl. Griesselich a. a. 0. S. 185. 152 Anbarnger und Gegner der Hochpotenzen. naturalismus, jener angeblichen magnetisehen Kraft, Biindignng, Austeckung der unarzneiliehen Substanzen. Es wiirde sich vielleiclt die Vermuthung bewahrbeitet haben, dass diese,,Hochpotenzen" nur sehr niedere Verdiinnungen sind, poteuzirt, -vie der Kunstausdruck lautet, nur durel Armachhige. Darn man hat berechnet, dass, wenn nach Hialinemaun's oder Korsakoff's Vorschrift butte potenzirt werden sollen, ein Mensehenalter nicht ausgereicht liaben wfirde ffir die Darstellung der vorhandenen Jenichen'schen Pruaparate. Dann wilrde auch bel so krflftigem materiellem Gehalte die grossere WahlrscheinlicIkeit fuir die bebauptete grtissere Wirksamkeit gerade dieser Medicanente vorliegen, und der Streit ware geschlicltet, indem die Anhainger ibre Erfabrungen anerkaunt, die Gegner ihren Widerstreit gegen die Dynamisation und Poteuzirtheorie gerechtfertigt sehen wfirden. Wie jetzt die Sachen stehen, kann oline fiber den Werti oder Unwerti der behaupteten Experimeute entscheiden zu wollen, auf diese,,focipotenzen" gar nicht cingegrangen werden. Die vissenschaftliche Tierapie hat ein Operiren mit elnem unbekannten Etwas fuir cine tadelnswerthe Jandlung zn erkiaren, Erfolge von diesem existiren fair sie nieht. Modgen diese Anianger der Hochpotenzen immerhin in ilrem guten Glauben rationell verfabren und glifcklich prakticiren,;venn sic die von J en i c h en bereiteten Mittel anwenden, aber sic sollen uns nur nieht damit den Beweis liefern wollen, dass die,,Hochpotenzen" wirksamer scien als die niedern Verdlinnungen, oder dass mit der Abnahme der Materie die geistige Kraft wachse! Wiewohi Glauben und Wissen zvei getrennte Gebiete sind, so streift das Gebiet des Letztern bei der Beschriinkung des menschlichen Geistes oft in das Erstere hintiber. Es gibt daher gewissermaassen auch in der Wissensehaft Rationalisten und Supranaturalisten. Auf keinem Terrain 1st dies mcir ersicitlich, als bei Erfahrungswissenschaften, daher auch in der Homdopathie. fier steit die cine Partiei, weiche zweifelt und ruft: Prfifet Alies! dort die andere ghtubige, welcie ruft: Glaubet Alles! Gb jene w-eiter komnt? Gfitcklicier, weun auch nur im Bewusstsein, ist gewiss diese. 'Wir sehen diese kiaffende Spaltung am allermeisten bei der Gabenlebre. Sirgends sind die Partheien sich sciroffer gegenitbergetreten und erst der Ernst der neuen Bestrebungen hat wenigstens das Pochen auf jenes unbekaunte Agens der flochpotenzen etwas gedimpft und selbst bei einer Stimmfairer der Zeit das Versprechen hervorgelockt:,,nicht muehr leeres Strolh ftir die Wissenschaft dresehena zu n ollen" (Rummel). - Die hauptsfcihIichsten Verfeclter der Hochpotenzen waren Gross, Stapf und B 6n ninghansen, velche darin von Reiss, Hering, Bi6dau, Rapon, Nehrer, Groserio und von (dcii jetzigen Leibarat der Ktinigin von Spaniien) Nnn nez untcrstiitzt wurden, bei dcm 2000 scion cine mittle Zahl war. Ais Gegner der I-Hoclipotenzen zeichneten sict aus: Schroen, J. 0. MUiller, Versohiedenheiten der Gaben. 153 K i. se mann und besonders durch praktische Versuche: Trin ks, Wolf, Hartmann, Johaunsen, Goullon, Attomyr, CL. Muiller, Roth, Arnaud, Molin u. A. Am uncrmtidlicbsten aber kiirpfte dagegen Griesselich, der ein wahrer Ulrich von 1-utten gegen jeden Mysticismus und Aberglauben in der Homi-opathie die Waffen des Ernstes und Spottes mit Erfoig ftihrte. Versohiedenheiten der Gaben. Uebersieht man den Bereich der homtiopathischen Gabenlehre, so ist es in der That schwer sich aus dem Gcwirr der verschiedenen Meinungen herauszufinden. Die Einen betraclten, vie wir sahen, die Verdiinnungen und den zugleich stattfindenden Act des Sehuitteins oder Reibens als Mittel zur Kraftsteigeruug, so dass mit der Quantitdit der Masse die gaeistige Qualitat zunimmt, wirklich poteuzirt wird. I Die Andern nelmen dabei our ein Aufschliessen der Wirkung an, dureli vermelrte Beriuhrungsfluclhen beim Verkleinern, oder cine Accommodation der Wirkungsfuihigkeit an die Empfinglichkeit des Organismus, oder die erleiclterte Mdglichkeit der Aufnabme in das Blut, die Saifte u. s. w. So Rau, Werber, Kretschmar, Fielitz, Lietzau, Strecker, Aegidi, Veith, Kitmpfer. Dass die M ittelwahl die Iauptsache ist, anerkennen ausdrticklich: Rummel, Stapf, Kurtz, G. Schmid, Kammerer, Watzke, Trinks, Schroe, Griesselich. Goullon, Wahie, Weber. Kurtz und Attomyr heben besonders den Unterschied der quantitativen und qualitativen Seite hervor. Die Mehrzahl erklirt sich fur kleinere Caben in chronischen, grdbssere in acuten Krankheiten. Die 30. Verdiinnung als Normaldose, wie eiost H-aliin e - mann wolite, ververfen Rummel, Schneider u. A. ansdrfcklieh; die Meisten sprechen aber die Wirkungsfiihigkeit aller Gaben bis zur 30. Verduonnung ans, z. B. Stapf, Veith, Watake, Schroen, Elwert, I-Idbig, Noack, Wahle, Kampfer, Goullon. Aegidi gelit bis 1500, Rummel bis 200, sic erkiaren sich. aber auch, wie namentlich der Letztere, fuir niedrigere Verdiinnungen unter Umstioden. Diese werden besonders begilstigt von Kurtz, Watzke, Schroen, Elwert, Helbig, Vehsemeyer, Noack, Wahie, Kiimpfer, am entschiedeosten von G. Schmid nud Lietzau, wiihrend wieder K ammerer die lidheren \Terduinnuogen ausschliesslich lieht. - Attonmyr hat uis mit einer exteosiven nod intensiven, schuellen und langsamen Hiilfe, mit acuten und chronisehen Mlittein helfen wollen. Verwerflich aber ist ein uueirdioigs von Frankreich ausgegaijgener Versuch, versehiedeene Poteozen zu misehen, der auch bei der 154 4Auch hohe Verdlinnungen kiinnun wirk-en. rheinlandischen Versamnlung Anklang gefunden hat. Das heisst erst receht Conifusion und Duikeiheit vsrhreiten. Urn zu ciner Entscheidung in dieser wichtigen Angelegenheit zu gelangen, niissen wir uns bemfihen, folgende Fragen zu beantworten: 1) KIinnen die Verdiinnungen fiherhaupt wirken und his zn weleheni Grade? 2) wie wirken sic? 3) welehe Gaben sind die zweckkmitssigst en? ad 1) WN1er woilte Icugnen, dass noch Materie in den Verdfinnungen oder Vcrrcibmimgen vor-handen sci? JIaben wir ohen die Macht des Kisinen aus physikalisehen, shemisehen mid physiologisehen Thatsashen nilacbgewviesen, so wird dies hier nosh dadureli cine ganz hesonders Geltung erhalten, dass das Vorhandensein von Stoff wirklieb durch Untersuchungen bestiitigt w'ordein ist. Wir denken hier an Segin's und Mayerhofer's Nachwsise dureb des Mikroskop, mitteist welches Jener nosh in der 200. Verdiftnung das metallisehe Kupfer entdeekte, Dieser mit genausren Angahen aush des Maasses die inzelnuen Metalle: Eisen, Platina, Gold, Kupfer, Queeksilber bis zur 14. Verreibunig oder Verdilunung nachlwies, hesonders heim Zini. Der Durebmesser hetrug von /'/20- '/20o Linien. Es wurden die Vergirisssrungen von 120 Linear (14,000 mal) his 300 Linear (90,000 verrgrdssert) atngewendet, da 1020 iinear (fiber 1 Million) nieht mehr dentlich sehen ]less. In einem Gran der 3. Ziunverreibung (I: 10) waren 576 Millionen getheilte und noch theilbare Zinnikbrneichen enthalten. Es sind dies etic t aus den niedern in die hdhbern miit hintibergenomInene Sttieke, sondern, wie die grrosse AAuzahi lehrt, nur verkisinerte Atoms. Der eubisehe Inhalt ciines solehen Metallktigselehcins ist wenigstens 64 mal kleiner als der eines Mensehenhblutkii gclebhsns. Rummei glaubte sogar MAetallatome in den spinituioscn Poteulzen vlon 12-30 waahrgenommen zn hahen. Was also hei den cinen Potenz da ist, muss audi bei den andern vorhanden scmn. Die Mlateries venseiwindet nideht. Es wn-wd also auch bis zu cinem hestimmten Punkte die Eigcensehaft der Matenic bei Venkleinerulng derselben hleiben. Es liisst sice daher cine Grenze der Wirksam3 k eit nash Verhlttniss der Ma terie niclet fcststdllen. Disser Annabme den Winksamkeit holer Verdilnnungsn entspricht aben auch die EnEfahriung, das physiologisehie und therapentisehe Experiment. Also: Aucs Iihohs Verdiinnung-en (Poteizein) kdnnsn wirken. ad 2) Wis sic wirken? Weun1wir ohen sinen materiellen Beweis zn (Arunde gelcgt haben, so ist aus dieseni consequenter Weiss zuenst zn folgern, driss, absolut betrashlet, die Verdilhnuug und Zerkleinerung der Materie die Quantitit denLdr raftentwickelung, die Mlassenwirkung derselben seliwiwelit ind dass nDahn miathcmiatischen Gesetzen diess in nunisnisehen Verhtitnissen mit jncer abnunmnit. V1en erdtinnung-en sind also, absolut hetmashtet, ksine Vorschiedenheiten der niedorn und hiihorn Poteuzon. 155 Poteuzirungen. Ktinnen aber die bei diesen Arzneibcreitungen gleichzeitig stattfindendcn Actionen des Sehiftteins und Verreibens, die Aufldsunng selbst, die feinere Zertheilung der Atome, und die Vertheilung unter die Masse des Vehikels (Ansteekung, wie man dies genanut hat), nielt eiue Vermnderung in der Wirksamkeit lidherer Poteuzen hervorrufen, welehe einen qualitativen Untersehied derselben von den niederen bedingen? Der Mathematiker und Physiker Doppler leitet die Wirkungen der Arzneikiirper von der Grdsse ilrer wirksamen Oberflichc ab, triflt also mit Hahnenann insofern zusammen, als Dieser anfangs auch in der Verreibung und Verdilunung das Mittel sal, die Flitchenausbreitung zu vergrrBssern. Die Rationalsten unter den llomdopathen sprechen uns von cinem Aufsehliessen, Entfalten, Befreien der Wirkung dureli die Verkleiinrung der Massenatome iittelst Reibens und Seflfitteins in cinem grdsserea Vehikel ('sser, Weingeist, Milehzucker). Bine selr geistreicle Hypothese, die in der Hauptsaeluc ebenfalls melr auf eia Entfaltcn der Wirkung, als auf Potenzircn hinausIftuft, hat der ungenanute Verf. (Ruimmel) in cinem vortrcffliehen Aufsatze: Versuch einer Bcantwortung der von der H a hnemann'schhen Geseilselaft zu Paris aufgcgebenen Prcisfraagc (allg. -H. Z. Bd. 40 N. 14-IS) aufgestellt. Sie lautet in der Kiirze:,,Da die Expausivkriifte sich melren, je inehr sich die Cohuision mindert, dtirftc man schliessen: was den Zusammenhang lockere, wlerde die dern Stoffe eigenthtimliehen, iiber seine Grenzec inausreicienden Thttigkciten vermehren. Reiben mid Sehuttein seiwilehen offenbar den Zusammeniang; sie werden also audi als Mittel dienen, die sehlafendcn Kritftc zu wecken. -- Das EigcntUi mliche iindert sici nicht durch die Vcrkleinermgen, es tritt nur ur so offener, reiner, wirksaier hervor, je mclii' durch die Bereitung die ailgemeinen, chenisehen und physikaliscien Eigensehaften des Stoffs geschriwielit werden und znrticektreten." Ebendasellst hat Rummel die Vorztige und Eigenieiten dcr niedern und hl6lrn Potenzen unter Gesetze zu bringen versucht, die "iir ihres besondern Interesses wegen und, soweit sie fernerer Prufung.werth sind, hier auszugsweise wieder geben wollen. Sie heissen: a) Keine Potent verdient in alien Faillen den Vorzug. b) Alle Potenzeu heilen Krankheiten, aber nicit jede Potenz heilt jede Krankheit. e) Zwisehen n iedern und holhen Poteuzen ist ein bemerkbarer Untersehied; allein es ist uniimrglieh zu bestinnmen, wo die tohere bei ciner Arznei beginut. Die Mitteistufen liegen bei den cinen Arzncien meir nach oben, bci audern melr nach unten. DeIr Unterschied zwisehen Urtiuctur oder 1. Potenz und der 6. seheint gi'dsser, als der zwischen dieser und der 30. oder ciner noch hilheren. d) Es scheint ricbtig, dass niedere Poteuzen cinen Hauptangcriff auf die ilnen verwn dten Syniptome und Organe machen und auf diese sich daiin hesebruukell, dass dagegen die husheren mcli den Organismus in seiner Totalitflt ergreifen 1 DP Versechiedenheiten der niedern und h&~hern Potenzen. und nmstimmen und dass so die feinsten Eigenthidmlichkeiten zu Tage kommen. e) lldhere Entvickelung der specifisehen Kritfte ist der walire Sinn und die Bedeutung des Potenzirens. Wo man drtlich zersttiren, betiauben, fehicude Bestandtheile ersetzen vill, kann von unsern Poteuzen nicht die Rede sein. f) Urstoffe und niedere Potenzen machen bci Arzncipriffungen verhhltnissmlissig heftigere, aber melr oberflichuiche und selnell verlaufende Bcschwerden, h6here Poteuzen hingegen weniger stfirmisehe, aber tiefer eingreifende und langdnuernde?). Daraus glaubt man sebliessen zu mitissen, dass bei acuten Krankheiten niedere, bei chronisehen haihere Potenzen anzuwenden sind. Doch sind hiervon Ausnabmen in Menge vorhanden. (Doch wobl weil eben Satz f. noch nicht feststcht. Rf.). g) Die Wirkungsdauer ciner Arznei hingt ab von dem natifrlichen Verlauf, aber audi von der der Arznci inwohuenden Wirkungsdauer und Eindringlichkeit und von der durci die?Jihe der Potcnz crlangten Wirkungsdauer und Ilindringliclkeit. h) Wenn in cinem Falle alle drei nach ciner Richtungc bin wirksame Bedingungen zusammentrcfi'cn, z. B. chronische Krankheit, langwirkcnde Arznci, hohe Potenz, so muss es die Wirkung des Mittels in dieser Riclitung erhillien und die feilung fdrdcrn, ebenso wena acute Krankhcit, fitictiges Mittel und niedere Potcnz zusammentreffen. Nach diesen Sttzcn hitngt die S t ii r k e der Einvirkung von der Natur der Arznci und der cHhe der Potenz, von letztcrer insbesondere der Grad der Eindringlichkeit ab. Auf diese inshesondere glaube auch ich den H- auptaccent legen zu mtisscn. Das ist die natfirlichste Erklirung; alles Andere ist hypothetisci, namentlich auch dieAnnihme litgerer, nachialtenderer Wirkung. Deun audt diese hitngt, weun sic sich bei hciheren Poteuzen bewitirt, von der c indringlicikeit ab. Durch diesen physikalischphysiologischcn Act ersparen vir die cliemisehe H-lypothese der Ozonisirung, weiche beim Scitittein und Reiben, analog wie beim Chior und Sauerstoff, allotropische Formen unserer Mittel erzeugen soil. D lchten wir uns auch cine Schwiingerung gder Vehikel mit dem Arzncistoff, so wtirde durch die Ausircitung der Oberflichc, die Vermehrung der wirkenden Pimkte, aillerdings eine gewisse Vcrstitrkung der Wirkung cintreten; diese wtirde rclativ gesteigert, aber niclt so, dass dadurch die niedercn Poteuzen tibertroffin iviirdcn, sondern es vlirde nur die schivichende Wirkung der Verkleierung der Masse des Urstoffs dureb die Extension der Obcrfldichc in den Verdiinnungen wieder ausgeglichicn. Aber die Vcrkleincrung der Atome, die Trennung der Coiitsion, welchle durch starkes Reiben und Scitittein um so cher und entschicdcner erreiclit wird, hat cinen viel nattirlicheren Zwvck, wenn sic dahin wirit, dass diese Theilcien lcichter aufgcnommcn, resorbirt, in den Blutstrom tibcrgcfiihrt, mit den Nerven in Bertiirung Bedingungen der Gabengriisse. 157 gebraclt werden. Das ist jene qualitative Umanderung, von der wir oben sprachen, nicht nach Richtung der Specificitat bin (diese wird immer dieselbe bleiben, denn das Mittel wird ja nicht geitndert), sondern nach seiner.Aufnahmefithigkeit. Von dieser bhingt dann das,,Eindringliche",,,Durchdringende",,,Flffchtige"l der Wirkung ab, das,,offene, freie Heraustreten", das,,Entfalten",,,Aufscbliessen" der Wirkung u. s. w., wie man es genaunt hat. Das ist jenes angebliche,,Ergreifen der Totalilita" des Organismns, jenes,,Nachhaltendere". Es ist ersichitlich, dass diese Wirkung. des Verdflnnens und Verreibens besonders bei den Metallen und Erden, schwer ldslichen Stoffen tiberhaupt, Statt findet. - Man mdge also der ersten der,beiden letztogenannten Annalmen oder der zweiten folgen, oder beiden zugleich huldigen, in den einen Fallen oder in allen, immer bleibt es fest: Verdiinnnngen sind keine Poteuzirungen. ad 3) Jetzt wird es auch klar geworden sein, welcie Gaben die zweckmissigsten sind. Denn eine Arznei ist nur stark, wrenn sie die anogemessene ist. Niclt in der grdsseren. oder geringeren Reaction, die sie hervorruft, nicit im Sturm der Erseheinungen beruht die Starke der Arznei, sondern in ihrer der Krankheit und dem Individnum addiquaten Heilfabigkeit. Es ktinnen daher unter Umstdinden bald die bijheren, bald die niederen Arzneien die st~irksten sein. Alles ist relativ. Bedingungen der Gabengr~sse. Scion.Koch hat es versucht Regeln fdr die Gabe aufzustellen, die sich nacl der Aehnlicbkeit, Receptivitit, Gelegenheitsnrsache, dem Bildungsprocess der Lrankheit riciten, aber sie reichen nicht ans. Am Ersten erreicben wir den Zweck, zu einer Gewissheit Uber die Verschiedenheiten der Gaben zu gelangen, wenn wir sic abbinjgig machen a) von der Beschaffenheit des Mittels, b) von der Art der Krankheit, c) von der Individul it itt. Trink s*) hat hiertiber scbittzenswerthe Belehrnngen gegeben. a) Was die Versehiedenbeit der Mittel anbelangt, so kommt bierbei ihre intensive Kraft, die Schnelligkeit und Andaner der Wirkung besonders in Betracbt, aber audi ilre piysikaliscbe und ehemische Beschaffenbeit. Es gibt Stoffe, velche im rohen Zustande nur eine geringe Wirknng entwickeln, die sich erst durci Verreiben oder Verdtinnen anfschliesst, vie z. B. die lallere-de, Lycopodium, Silicca, IEohle, Baryl u. s. w. Andere werden, obwohl selbst biiere Verdiinnungen noch sebr wirksam sind, durch *) Binleitung zur Arneimittellehre. 158 Yersehiedenheit der Krankheiten in Bezug auf Gabe. Verdlinnung in der Wirksamkeit gesebwiicht, wie die Sliuren, Jod. Andere werden durch Verdlinnung zwar in ihrer Kraftliusserung geschwacht, aber sic scheinen dadurch flitchtiger, schneller und anregender zu werden als die unverduinuten, wie denn auch ein Untersehied durch die Form, z. B. bei Digitalis, Arnica, Coffea, herbeigefUlrt wird, die z. B. als Infusion ganz anders wirken, wie als Tinctur. Die Versuche werden also zu erinitteln baben: die Wirkungsfiibigkeit des Mittels tiberhaupt nach der Intensitat umd Qualitit, und die Gabengrdsse, die dadurch bedingt wird ffir die Krankheiten im Allgemeinen nach mittleren Proportionen. Die energisch und intensiv wirkenden Arzneien: Arsen., Bellad., Bryon., Ca/c. carb., Lycop., Mlerc., Nair. mur., Aitr. ac., Naux vom., Phosph., Sep., Sil., Sulph., Rhu& u. S. W., wie die mineral-erdigen und mineral-sauren Mittel tiberhaupt werden also im Durcbschnitt schon in kleineren Gaben Wirkungen aussern. Geringere Energie cntwickeln: Arnica, Asa f., Bismuth., Cannab., Caps., Chain., Chelid., Chin., Coff., C(roc., Digit., Pu/c., Euphras., Grat., Hep. s/lph., Ipec., Lauroc., Led., Alez., Nwnx mosch., Oleand., Op., Phosph. acid., Rheum, Sabin., Secal., Seneg., Spigel., Sqai//., Tabac., Thuj., Veratr. etc. Diese vertragen daher schon mittle Gaben und auchd niedere Verdannungen. Die mindesten aber sind anwendbar bei Camph., Castor., Ferr., MaJsch., Tarax., Trifol., Verbasc., Viola tricol., oder odor. - Diese Verbaltnisse sind aber nur Durchsclmittsberechnungen, da eben noch andere Momente niaassgebend ffir die Dose sind, und zwar zunachat b) die Verschiedenheit der Krankheit. Specielle Angaben k6Dnnen hier unmiiglich gemacht werden, theils weil an sich schon dies wegen der Manuigfaltigkeit der Casuistik unausftihrbar ist, theils weil dem Zweeke dieses Buches nach nur die allgemeinsten Satzungen aufgestellt werden sollen. Acute Krankheiten, - dies ist die wesentlicbste Richtschnur aus dem Pathologiscben -, deren Ausgituge und Entscheidungen oft pl6tzlich erfolgen, wo tiberhaupt ein energisches Verfabren nithiger ist als eine fltichtige Erregung, erheischen in der Regel die mittleren und niederen Verditnnungen, nicht selten auch die Urformen. Die Beschaffenheit des Organs,die hohere und niedere Wichtigkeit des befallenen Systems und Gewebes, die griissere oder geringere Reizbarkeit des ergriffenen Theiles, die Ausbreitung der Krankheit, der pathologische Process selbst, sein Zusammenhang mit den wichtigen Centraltheilen, das Stadium, - Alles dies filuss dabei erwogen werden. Aber nur so lange als eben der Zustand ein acuter ist, knun dieses energische Einscbreiten seine Berecitigung haben. Fieber, Entatindungen, Katarrhe, Rieumatismen, typhdse und putride Zusttnde u. S. w., gehoren hierber. In chronischen Krankheiten dagegen passen wweit m eli r die hoheren VerdUnnungen und diese oft in deni kleinsten Gaben. Es ist wohl gethan, erst zu den niedern herabzusteigen, weun die h6heren nichts Versehiedenheit der Individualitat in 3ezug ai' Gabe. 159 geleistet haben. Nicht immer ist Liihmung und Torpor mit Unempfitngliehkeit gegen Arzneien verbunden, aber auch grosse Reizbarkeit des Ncrvelsystems sehliesst nicht immer grosse Empfindliehkeit gegen niedere Arzncigaben in sicb. Chronisehe Schleimhautleiden des Darmcanals, der sexucilen und Harnorgane, der Bronehien, der Syphilis, manche Hautkrankheiten, Bleiintoxikation, Chiorose vertragen aher aubD niedere Verdtinnungen. Dagegen zeigen Erfabrungen, dass Krankheiten anseheinend tief stehender Theile, wie der Knoehen, Selien, DrUsen, serdsen Hiiute und selist tiefgewvurzelte Leiden der Blutmischung besser den lidheren Verdlinnungen weichen. Nach Rumm eI verlangen nen entstandene und vorberrsehend djrtliche Uebel die Anwendung niederer Poteuzen, wogegen bei langwierigen, eingewurzelten mnid solehen drtlichen Leiden, die als Bhithen und Frdehte einer allgemeinen Kachexie erseheinen, h1ohe Potenzen meir am Platze sind. Aufgeklitrt ist der wahre Grund dieser von alien Praktikern bestttigten Erfairung fiber die WirksamLkeit kleiner Gaben in chronisehen Krankheiten noch nicht und diurftc es auch, w1ic so Manehes in der Medicin, Die ganz werden. Jedenfalls aber werden wir gut thun, bei ErwNSil*gung jedes speciellen Falles besonders dieser Art Krankheiten auch anuf ei c weiteres Moment, jiAmlich: c) auf die Versehiedenieit der Individualitdt ein grosses GewIiclit zn legen. Withrend die Besehaffeiheit der acuten Krankheiten cine derartige 1st, dass sic den individuellen Charakter leiciter verwiscit, tritt dieser in den meist constitutionell gewordenen chronisehen Zustiinden mit in len Vordergrund. - Im jilugercn Alter, wveun wir hier im nAllgemeinen spieclien wollen, passen nmeist, die Entziind.ungen edler Organe ausgenommen, lidlere Verdttnnungcn, bei Erwaclsenen die mittleren, im holsen Alter die mittleren und niederen. Nervositiit und Hysteric verlangen sehir oft die hichstcn Gaben. Das weibliche Geschlecbt brauclt i'elativ thojere als das nidinnliche. Das melaricholisehe, das sanguinisehe und. cholerische Temperament, sowie die Verbindungen dieser unter einainder vertragen h here Grade als das pblegrmatisehe. Die Lebensweise hat nattirlich auch grossen Einfluss, je naichdem sic die Einpfhnglichkeit erhitilt oder vcrimindcrt. Ersteres gesehicit in der Regel bei vorwiegendem Genusse von in, Branutwein, K affee, geistigen Anstrengungen, Ausschweifungen, deprimirenden Genfiithsaffecten, dem Gebrauch vieler Reizrittel (Nervina); Letzteres bei Genuss ~ von Gewflrzen, starken Bieren, anhaltendem Gebrauch vron Narkoticis. Bei vorwiegender Pflanzenkost scheint auch die Empf'iinglichkeit erhiiht zu werden. - Man vergesse aber nicht, dass nile diese Aiigaben meir auf Durchschnittsbeobachtungea beruhen und dass es cine den genannien Verhtiltnissen nicit unterworfene, besondere Enipfiinglichkeit far Arznien fiberhaupt und fur specielle Mittel noch ausserdem gilit, welcie in jeden einzelnen Falle icfr sich studirt werden muss, weil sic niclit selten alle 160) Resultat. Berecimnutgen zu Schande machi. Ob auch klimatische mAd endemisehe oder epidemisehe Verhiiltnisse auf die Empfanglicbkeit ffir Arzneien einen Einfluss 0lben, ist his jetzt noch nieht genilgend dargethan. Resultat. Als Schiussfoigerung aus diesen Bemerkungen ergibt sich Folgendes: 1) die Waahi des Mittels ist die Haupisache; 2) die Wahl dcr Gabe ist Dem untergeordnet; jedoch zur zweckmassigen Entfaltung der gehdrigen Wirkung ist die Anwendung der passenden Gabe eine ebenfalls nothwendige und uneriassliche Bedingung. Das,,iihnliehste Mittel ist noch in der feinsten und h6chstcn Gabe das wirksamste, das veniger aihnliche seibst in 4cr stitrkeren Gabe das weniger wirkende und heilende, das am wenigsten ahnliche bieibt selbst in der stiaristen Gahe oft uniwirksam".*) 3) Es kommt nieht allein darauf an, oh diese oder jene Potenz wirksam ist und sein kaun, sondern mit weleher, der niedern, mittien oder hohen, man sicherer, schneller und sanfter beile. Die zweckmfssigste Gabe und Potcnz wird demnach die relativ starkste seim. 4) Es mnss cinerseits fortgesctzten pharmakodynamiseben Prflfungen itberlassen bleihen, die fair die eiuzelnen Arzneien passende Gabenllhe, soweit dies km Durchschnitt geschehen kann, festaustdllen **), wig andererseits aus den pathiologiach-ther~apeutiseh en Beohacbtungen die Erfordernisse der G'abenguisse in den einzelnen Krainkheitsprocessen erlerut werden miissen. In dieser Bezichung sind die mit Vorsicht (weil der naturliehe Verlauf bier sehr lcicht titusehien ktann) angesteilten Forsehungen von Werth, oh friier durch niedere Gaben uiigeheilt gebliehene Zusthnde den lidheren gewiehen sind, oder umgekelirt. 5) Als Leitfaden aber vor Allem dient uns der Grundsatz: Das Individualisiren ist nielt bios strenges Gebot ftir die Qualittt der za withlenden Arznei, sondern auch fair die Quantit Lt der zn verabfolgenden Arznei g a b e. *) Trinks a. a. 0. S. L. **) Vgl. flering, Arch. v. Stapf und Gross XXI. 3 und Kilsemann, Aug. lIt Z. Ed. 46. N. 11. Anzeigen fur die Wiederholung. 161 Ix. Die Wiederholung der Arzneien. Die Wiederholung einer und derselben Arznei hiingt ab von der Wirkungsdauer des Mittels im Ailgemeinen, von der Natur und Intensitiit des Krankheitsfalles und von dem Erfolge jeder einzelnen Gabe insbesondere. Erl~iuterangen. Notbwcndigkeit der Wiederholungr. Auzeigen fur dieselbe. Auch iiber diese cigentlich selbstverstii.ndlicbe Fragc musste ein besonderes Gesetz au-fgestellt werden, weil sie lange Zeit z iden streitigen Dogmeen gelidrtc, was vorzhiglich in einer abenteucrlichen Annaime von der Wirkungsdauer seinen Grund. batte. Hahne mann war der Ansicht, dass jede nene Gabe das Besserungswerk sttire, indem sic nicht auf den vorigen Zustand mchr passen ktinne und cine nene Arzncikrankhcit erzeugc. Erat weun die Besserung stilistehe, neue oder alte Symptome sich zeigdn, sei Zeit zur Wiederholung and dies erfordere in chronisehen Krankheiten oft Wochen. Spiter, als die kleinstcn Gaben die Gefahr weniger gross ersehieinen liessen, gestattete cr die Wiederholung in 7, 9 und mcehr Tagen, gab sic aber zuletzt, indem er das Nichtwiederholen bios als Ausnalme bei JKindern and erregbaren Krankcn aufstclltc, unter der Bedingung zu, dass die folgenden Gaben immer kleiner viirden, also (nach der Potenzirtheorie) in cinemn verituderten Dynamisationsgrade wirkten. - Aus ciner der frifhferen Regein H aahnemann's, dass man cine und dieselbe Arznci nielt wviederholen solle, maciten seine eifrigen und blinden Anhitngcr ein Gesetz. Aher Aegidi, Wolf, Hering, Attomyr, Gross, Kretschmar, Ran u. A. sprachen ibre Grande wegen Nothwendigkeit der Wiederholung schlon selir bald aus und was K och in ailgemeinen Auzeigen za geben suebte, ftihrten speciell und praktisch Kitm pfer und besonders Trinks in gediegener Weise dureb. Hieraus ergeben sich die folgenden Anzcigen ffir die Wiederholung: Gewiss ist, dass die Wiederholung zunitchst iminer abbaitugt von der Binwirkung, welehe die Arznci maclt, oh sie nmlich glnstige odcr ungtinstige Veritnderungcn hervorbringt, und ob die Dauer dcr Wirkung anhilt oder schnell vortibergeit. Da diese aber wieder bedingt wird sowohi dureli das Mittel, oder die Gabe, in welelier dieses verabroicht wird, ala dureli IflBnsCHEL, Ilomuopathie. It 162 Anzeigcn fur die Wiederbolung von den Arzncien und der Krankheit. deen Charakter der Krankbeit, so sind auch hierdureli wesentliche Anhaltspunkte gegeben. a) Was die Arzneien betrifft, so haben diese eine versehiedene Wirkungsdauer. Es gibt fluclitige Arzneien, deren Wirkungen oft kaum Stunden anhalten, wie Campher, itHoscitus, Am mon. curb., Iguat., Ipec., Sambuc., Co/fea, Acid. hydroc.; Arzneien von mittler Dauer 4, 6, 8 Tage und dariber, und langandanerude, z. B. die erdigcn, mineralisehen Mittel, die 15-40 Tage lang wirken k6nnen. 110 Allgemeinen gilt, dass die fltichtig wirkenden schuelier wiederholt werden mtisscn. Man kann aber eigentlich nicht von der Wirkungsdauer einer Arznei sprechen, sondern von der ciner ieden Gabe. Rum m eI lehrt Uher das Verhiiltniss der Gabe und der Wiederholung Folgendes (Aulg. h. Ztg. Bd. 40. Nr. 18): 1) die Hdhe der Potenz und die Wiederholung crginzen sicb gegenseitig und verhaiten sich wie Baum mid Zeit; 2) der erste Angriff ist der stiirkstc; 3) rasehe Wiederholungen steigern die Wirkung his auf cinen gewissen Punkt, daun fitlt sic; 4) seclinell und fuiticltig einwirkende Arzncien erfordern viel d-ftere Wiederlolungen als Iangsar und tief cingreifende; 5) die niedern Potcnzen k6nnen und t milssen d-fter wiederholt wverden, als die idh-eren. - Man hat aber auch hierhei zu beaclten: h) die Natur der K r anklieit. Ahgeschen von der nothwendigen Specialisirung cines jeden F aIle s, so verlangen im Aligemeinen acute Krankheiten vegen der gr6sseren Gefahr, des stuirmischcrcn Auftretens des Krankhcitsprocesses, des \Yechsels der Erseheinungen,i dcr Ucherwailtigung der Arznciwirkungen dureli die Krankhcit, niclit nur stitrkere Gahen, sondern auchi chie tiftcre Wiederholung derselben. Es hedarf hierc einer fortdauernden Anregung. Deshaib wixd dasselbe Maittel, sohald cs nur Ahulich gewiihlt uiid cinWe lirkwung siclitbar ist, nach Umstiintden und naci der Andauer der Wirksamkcit, d. l. der Fliichtigkeit oder Naclhaltigkcit der Wirkung, alier 1/2, 1, 2, 3, 4 oder alley 6, 10, 12 Stunden wiederholt werden mtissen. - In chronischen Krankheiten dagegen, wo die Lebensthiitigkcit nur ailmillig wlirkt; wo cine einmalige Anregung cine gauze Reihe von Zustiinden herheiftilren muss, deren Entwickeunigsgang man durch vorzeitigces Eingreifen ilbersttirzen oder verniebten, durch zu sttirmisches Wiederholen oder Weebsein stdren wtirde; wo die Empfanglichkeit bald zn gross, bald zu grering ist, schuell erlischt und deshaib auch nur ailmalig geweckt wNerden muss; wo endlich der Krankheitsprocess seibst lange Pausen und Zwvischenflc'le maclt, wirken selbst flflcitige Arzneien verhiiltnissmiissig langer nach. lDic Praxis hlat hier die Nothiwendigkeit gelelrt, niclt nur vor~zugsweise tiihere Gaben zu reichen, sondern aucli die Umstiinde genan abzuwilrgen, oh und waun eine Wiiederholung eintreten soil. Leider sind Ober diesen Gegrenstand der Regein noch zu wenige festznstellen, da die Erfalirungen Anzeigen ftir die Wiederholung vonm Erfoig.16 163 tiber die Wirkungsdauer der Mittel in chronisehen Krankheiten noch in zu geringer Zahi vorbanden sind, und es konmt wohi daher, dass das Abwarten der Wirkung dochi niclt so oft gesehieht, als es der Fall sein soilte. Die fiichtigen Mittel werden aber aich bier schneller wiederholt werden kdnnen, als die nachhaltenden. 12, 24, 48, 72 Stunden sind hber nur kurze Zeitraume, und ciner von 8 Tagen wird niclt zu lang erseheinen, wenn wir die Beobachiung M ellon's anfuihren, weicher Antimorn erst 21 Tage nach dessen Anwendung im Harne fand; wenn wir femner die wochen- und monatelangen Naciwirkungen bedenken, welche z. B. Mineralwiisser itussemn, die doch die meisten der von uns gegen clronische Krankheiten verwendeten Arzneien in relativ kIcinen Dosen enthalten. - Der wichtigste Anhaltspunkt ist aber jedenfalls c) der Erfo1g der Arzneigabe. Wenn Mittel und Gabe ricltig gewaqhlt waren und niclt Unheilbarkeit oder stbrende EinflUsse oliwalten, weiche aucd dftere Wiederholungen wie stiirkere Gaben niithig maclen, so wird meist Besserung eintreten. (Die unerwiinschte Verstarkung der Zufalle liegt oft nur in der zu grossen Gabe.) Die Fortdauer der Besserung spricht fur die Fortdauer der Wirkung. So lange die Bessertmg niclt volistandig ist, so lange namentlich bios die Intensitilt oder Extensitilt der Krankheit und inrer wesentliclsten Mferkmale verrindert wird, ist die Wiederholung desselben Mittels angezeigt; in acuten Krankheiten, sobald niclt cine entschiedene Steigerung oder Uminderung eingetreten ist, in chroniscien Krankheiten, sobald nicht ein voller Stilistand der Besserung oder eine Veriinderung der Qualitiit sich zeigt. Man filirt daher in acuten Krankheiten in relativ kiirzeren Zwischenritumen mit einem und demuselben Mittel so lange fort, als die Krankheit sich mindert, oder sich venigstens niclt steigert and in cinem soichen Zustande verharrt, dass elne Abnahme walbrseheinlich ist; in chronisehen mit relativ lingeren Zwischenriiumen, so lange die Bessemung, wenn auch langsam, vorsebreitet. Die Wiederholung - in passenden Intervallen natiirlich - ist die Regel. Deun man kaun, wie T r i nuk s selr richtig bemerkt, ebenso wenig von einer einzigen Gabe die radicale Heilung oder vollstiindige Ungestaltung der K rankheit verlangen, als die Eutfaltung aller der Arznei elgenthuimlichen Wirkungen im Gesunden. - Die zweite Gabe erfolgt in acuten Krankheiten aus den oben augegebenen Odinden schneller, olne dass man den vollen Verlauf der J3esserung aliwartet; in chroniscien erst dann, wenn ein Stillatand in der Besserung eintritt; und zwar in ur so langeren Zwischenriumen, je melr die Besserung vorschreitet. Die Erfabrung hat gelelrt, dass eine za scinell gereiclte Wiederholung ebenso leicit als die Verabfolgung eines neuen Mittels olne erhebliche Ursache die Wirkung der frtiheren Gaben wieder aufhebt. Der Fortschritt der Besserung wird dadurel aufgehalten oder gai zersttirt. Zuwellen aber wird II * 166 Das Darreichen der Arzneien im Wechsel. Mittel einfach verabreicht wird und eine gewisse Zeit zur Entfaltung seiner eigenthdmlichen Wirkungen hat. In den meisten Fallen ist der Wunsch des Arztes Schuld, eine Krankheit von zwei Seiten angefasst um so schueller und sicherer zu enden. Es ist aber nicht Zu verkennen, dass eine gewisse Unfertigkeit oder wenigstens Unsicherheit in der Arzneimittelwah1 unwillli tirlich heraussehaut, wenn man einem Mittel nicht die Heilung iibertragen will. Doch kommen allerdings auch Fdille vor, wo eine Krankheit Combinationen der Form zeigt, die durch ein Mittel nieht gedeckt werden. Die angewendeten Mittel werden meist in einer bestimmten Riebtung verwandt sein und sich gegenseitig ergainzen. So empfiehit lHering But. und Tgn. bei einem Leberkranken, Bry. und Puls. in einer Wassersucht; Ru m m e 1 lobt Bell. und iercur in Angina, Ipecac. und Ant. in gastrischen Zustdinden, Bellad. und Graph. gegen Lupus. Stereotypes Alterniren findet auich im Croup mit Aconit und Spongia u. s. w. Statt' oder in gewissen Abdominalleiden mit Nux und Sulphur u. dgl. m. Es ist, wie gesagt, bier eine Inconsequenz gegen das Princip der Einfachheit. Darum wird im einzelnen Falle die Heilung durch zwei Mittel wissenschaftliche Bedeutung fuir die Macht des einen oder des andern Mittels nicht haben. Die Individualitilt des Praktikers und seine Neigung entscheidet bei dem Gebrauche dieser Abwechslung; sie hat sie auch zu vertreten. Kitmpfer, Griesselich und Trinks spreeben sich fast gleichmassig dahin aus, dass das Abweehseln ein Nothbehelf ist und mehr auf Subjectivitit berubt, wiibrend Herin g geradezu die Anweisung ertheilt mit zwei Mitteln his zur eintretenden Besserung abweehselnd foitzufahren, wenn auf ein Mittel ein Theil der Zeichen vergelt und daun auf ein anderes ein anderer Theil der Zeichen und bierauf die ersten Zeichen wiederkommen (s. Arch. X VII. 1. 122). In Amerika ist leider! dies Alterniren eine endemische Krankheit, withrend sie bei uns glilcklicherweise nur sporadisch grassirt. 168c Die Bercitung und Verordnung der Arzneien. dem wir namentlicll die Einflihrung veingeistiger Tincturen nicht genug danken k6nnen, von Prof. Bucliner *, von Apotheker Gruner **), von Dr. G. Schmidt***) und neuerdings von Dr. Hartlaub in Reichenau.t) Ausserdem hat sict M aayerhofe r Uber die zweckmitssigste Bereitung der MNetalipriiparate verbreitet. Wesentlich fussen wir noch auf den vortrefflichen, anch in dieser Beziehung reformirenden Vorseiriften Hahnemann's, wean auch Mianches davon verbessert und abgeindert worden ist, wohin wit z. B. die Binfdbhrung der Decimalscala statt der hunderitheiligen Halnem a n W's rechnen. Die B e r e it nuang geschieht nach G r u n Ce1 folgendermanassen: Die Pfianzen- und Thierstoffe werden im rohen Zustande am concentrirtesten durch Weingeist ausgezogen. Zu diesem Behufe werden die frisehen Pilanzen zcrquetschte, der Saft aiisgepresst, mit Weingeist vermischt. Man lisst die Flhissigheit sich klhren und bewahrt sic wohl Iversehiossen als Tiactur oder Esscnz auf. Die Mineraistoffe werden mit Milehzucker stundeniang verrieben, oder in Weingeist oder SWasser, wrean sic loslich sind, aufgeldst. Die Verdiltnungen und Verreibuagen werden daduich hergesteilt, dass ein Theil des Urstoffs (Tinctur oder Pulver), also ein Tropfcn oder ein Gran eutweder mit 9 odelr 99 Theilen Weingeist (Wa'sser) oder Milchzucker innig gemischt oder verrieben wird. Dies ist die erste Verditnaung oder Verreibung. Von dieser wieder ein Trpopfen oder ein Gran, wiederum mit 9 oder 99 Tropfcn Weingeist oder Graven Milchzucker inaig gemiseht oder verrieben, gibt die 2te Verdlianung oder Verreibung u. s. f. Bei den un idslichen, also in Pulverform bereiteten Stoffen, beginat von der 3. Verreibung an die Verdilnaung, indem man dann 1 Gran mit 9 oder 99 Theilen Wasser aufitst, was als Verdiinaung Ni. 4 bezeichnet wird. Da diese aber sich leiclt zersetzt, kann sic nur als Uebcrgangsstufc betrachtet werden. Aus ihr wird durch Misehung mit 9 oder 99 Tropfen witsserigen oder starken WVeingeistes die 5. Verdiinnung bereitet u. s. f. Wiirzler in Bernburg hat eine ganz eigenthiimlichle Bcreitungsweise, indem en Alles, sclbst Pflanzenstoffe, trocken verreibt. Manche Aerzte befeuchten Streuktigclchen oder Pastillen, die aus indiiflerenten Stofl'en bereitet seim miissen, mit Arzaeisubstanz und verabreichen oder bcwahren sie in diesem Zustande. (S. unten im IL. Tleil 2. Absolin.) Die Verordfung der Arzncien ist bei der Eiafachheit unserer Gebrauchsformen ausserordeatlich erleicitert. Wir erspanen alle m-glichen ) I-oom. Arzncibercitungslehre. Mhnchen 2. Aufi. 1853. fl Hoom. Pharrnakopue. Dresden and Leipzig 1864. in 3. Aufd. H*$ Hom. Arznoibercituag und Gabeag-rasse. Wien 1846. t) Mfein Gang in der Arzneibereitung, in der horn. Vierteljahrssehr. I, 3. Die itussere Anwendung homoopathischcr Arzneicn. 1699 Corrigontia und finden alel iirgend differenten Zusaittze schitdlieh oder wenigstens bedenklich. Die Formen, welche wir verordnen, sind entwoder Tincturen (rein, oder in Vordtinnungen mit Weingoist oder Wasser), oder Pulver rein, odor mit Milchzucker, troekon, oder in Wasser zu nebmon. Jo nachdom man sich alif die Gowvissenhaftigkeit der Kranken odor dor Umgebung derselben verlassen kann, thoilt man die Gabo fur jedes bosondere Mvial scion in der Vorordnung ab, odor iiberhisst es nach Vorsebrift. (Speciolleres hiortiber s. unton im II. Theil 2. Abscbnitt.) Da die Form dor Vorabroichung, woun das Prinoip gowahrt vird, orst in zweiter Linie stelt, so vorsteht es sich von selbst, dass auch unter Umstiinden andere, wie einmAufguss odor eine Abkoebung, z. B. von Valeriana, Arnica, Digitctlis oder olne LdsungO, Vie von Jod/cali nicit ausgoesciossen sind. Auch sic kdnnon von Nntzon scmD, wonn das Mittel nur Uherdios bomrnopatbiseh angezeigt ist. - Von der Riochonlassoni, das wohi nur bei grosser Sensibilitilt und auch da nur boi wirklich rieclibaron Stoffon eioen - fiicitigon - Erfoig h aben kaun, macit man nur noci ausnaimswoiso Gebrauch. Das 1st dor Hauptinhlalt der homtiopathischen Recoptirknnst. Wie einfach im VrVgleich zn dem kunstvollon und an Schwierigkoiton reichon Gebiete der albopathischon Verordnungslehire! XIV. Die.aussore Anwendung lom-opathischer Arzneion. Die homtopathischon Arzuoeien bringon auCh in dor itusseren Anwondung Hoilwirkungen hervor. Er Ianuteru ungen. Theorie und Praxis sprechen gleichrnitssig fuir die Md-glichkeit und den Nutzen solcher Gobrauchswoiso. Auich H ahnemann hat scion die h-ussero Anwendung homdopatiischer Arznoien gerfiimt. So spricit or von drtlichor Behandlung der Kratzo durch Schwefellebor, des Krebsos durchl Arsenik, der Foigwarzen durci Thuja-Tinctur.. Backhauscon*) hilt mit Recht die innore Bohandlung d-ftors fuir einen Uraweg, da, vio die Krankhoitsursacio, *) Das Oertliehe in Krankheiten and IIeiloperationcn, Hyg. Bd. XI. 8. 306. 170 170 Die lussere Anwendung homilopathisoher Arzneien. auch die Heilung von ciner hestimmten Stelie aus ibren Ursprung nelime. Er rahmt Rhus 3. ilusserlich gegen Verbreennungen, Sublimatkiystiere gegen Rube, zur Behandlung der Augenentzftidungen die aussere Anwendung von Sulphur und Staph gsagria. K amp fee f~inft ais Beweis die Bader an und erkliirt die Wirkung der Breeliweinsalbe im Keuehhiusten, der Ranunculusbiatter bei Isebias, des Crotono-ls im Rheu-matismus als cine homdopathisehe ('vie nieuerdings auch Hirsch). Griesselich rtihmt die Erfolge der Oirtlibehe Anwvendung von Belladlonna, Bryoniat, Colocynthen als Einreibung in Zahinsclimerz, Vci th Chami/leneinreibung in Lschias, K och lNux vorn. gegen Mastdarmvor-faill u. s. w. S egin liess Euplirasia gegen das Auge vcrdampfen; Ac g idi zog die Mittel in Umschlagen, Augenwasscmn, Einspritzungen u. s. w. Zn Huilfe. Im J. 1853 hat Wilizier in der Versammiung der Hombopathen in Magdeburg auf die HIhufe versehiedener MlIttel bei llusserem Gebrauch aufmerksatn gcmaeht, -wie auf Arnzica, Arsenik, Ca/endula in Saihenform bei Eiterung; Arsenikc,Ifreosot, Ca/hcip fei bei Decubitus; Aconit, Arsenjic, OpihUm und Syrnph glum bei Knochenbetiehen; Cantharis bei Verbeennunig u. s. w. *) Gewiss ist, dass die Ortliobo Anwendung helfen kcaun mA oft schuehier hilft, welin sic die affloirte Shelle trifft. Die W~irkung ist aber oft unsicher, xveil die Gabe ]icibt so genau bestimmt werden kaun, und -weil die anascre Form auch dureli lA-ssere oder innere unhoreohenbare Umstainde umgeandert, inii irer Wir~ksanmkeit gehemnmt wverden kann. Naohitheilig ist die bios detliche Behandlung (z. B. lbei Syphilis, H3autaussohliigen), -weiin das Localleiden emn Reflex eines tieferen constitutionclien Uchels ist. Da nun jede de*tliche Kraukheit dock mehr odor wveniger auch die innere Theilnabme des Organismus voraussetzt, so ist, es theils der Sioherheit der Wirkung, theils der Vermeidung vonl Gefabren wegyen am Zweekmaissigsten das ertlihebangewendete Mittel auci gleiehizeitig innerlich zu verabreichen, wvie scion Iiain em an n in den chironisehen Krankheitcn gelehert hat. *) Vgl. Zeitsch. f. horn. Ki. 11. 16. Die dilitetisohen Auordnungen. 171l xv. Die diaitetisohen Anordnungen. Die diaitetisehenj Anordnungen richten sich nach den angewandten Arzneien, nach der Individualitiit des Erkrankten und nach den Eigenthtumlichlkeiten des Krankheitsfalles. Erl~iuterun gen. Weun die Diat allein scion heilen kann, unm- wie viel eher wird sic die Heilung unterstiitzen. Ebenso leiclt aber kann eine falsehe Diiit schaden und der soust gtinstigen Wirkung der Mittel oder dern Verlaufe der Krankheit entgegenarbeiten. Auch hier gilt es zu individualisiren! Verlangen scion Mittel und Gabe eine Eatfaltung von solchen Reizen, die diiitetisch oder arzneilich, durci chemisehe oder antidotarisehe Binfiuisse die Wirkung des Mittels aufleben kdnnen (w'ie z. B. Nlux durch Haffe Ineutralisirt wiird), so sind niclt minder wicltig die Anforderungen, welehe der Krankheitsfall und die IndividualitAt stellen. Die nenere Zeit hat in Betreff der Verhuitung einer nachtheiligen Einwirkung auf die Arzneien die Zilgel lockerer gefasat als Hahnemann, dessen von H artmann zusamnengestellte Diiitetik bei aller Strenge Musterhaftes enthlt und noch heute in vieler Beziehung za Rathe gezogen za werden verdient. (VgI. z. B. den herrlichen Artikel in den kleinen Selr. ges. v. Stapf. Dresden 1829. S. I ff. vorn J. 1797.) Die Aufgabe der verniinftigen Diitetik ist, wie Griessclich (a. a. 0. S. 296) richtig bemerkt, wesentlich: das Homoion dem besondern Falle anzupassen. Dena es gilt nicht allein,,Hindernisse hinwegzuriiuinen, welche der Wirkung der Arzneien entgegenstehen, ala vielmeir den Organismus in das recite Verhiltniss zur Aussenwelt za versetzen, was aber wiederum nicht bios in der Beritcksichtigung des Quantitativen bestelt (indem man dem Organismus das Zuviel entzieht, das Zuwirenig gibt), sondern hauptautehuich in dem Darbieten des qualitativ Passenden, des seiner Individualitdit, seinem jeweiligen Zustande Angemessenen and Zusagenden." Die Frage fiber die,,Didtt" ist durch verschiedene Verfasser (TU if, 172 Die diittetischen- Anordnungo-n.Reich en bach, Kbitsem ann) in der hoxn~opathisehen Vierteljahrssehrift zuletzt ventilirt worden. Sebr Zweekmiissiges hiertiber hat inshesondere 01. MUller (im 7. Jahrgang) vertiffentlicht, was namentlich auci gecignet sein dilrfte, den IUebertreibungen der Gegner wie der eigenen Anhiinger in dieser Beziehung omnen. Damm entgegenzusetzen. Erster Abschnitt. Bas Studium der RIom opathie. Weun man auch die leitenden Grundsatze und die wichtigsten Regeln des homdopathischen Heilverfahrens ilme hat, so sclliesst dies doch noch nicit die Erfiilung der Bedingungen, namentlich nicht den Besitz der eigentlichen Keuntnisse in sich, weiche zur Ausilbung der llomrnopathie nd-thig sind. Und die Erfabrung, hat gelehrt, dass an den ersten Schritten za diesen Kenutnissen scion cine grosse Anzahl woilmeinender Freunde der fomlopathie geseheitert 1st, indem sie sich von den Schiwierigkeiten, welehe die Erlernung des Inhalts bietet, zurtickschrecken liess. Es 1st nicit allein die Reicihhaltigkeit des Materials, sondern welt mehr noci die eigenthfimhiche Anordnung und Form der homdopathisehen lleilmittellehre, des eigentlichen Schwerpunktes unserer Bestrebungen, die dem Anf:inger sici hemmend entgegenstellen. Es dflrfte deshaib cine Anleitung Utber die Art und Weise, vie man skih diese Kenntuisse in der Homdopathie am Leichtesten erwirbt, wie man die im Realen und Formalen liegenden H-lindernisse am Ehesten fiberwindet, urn so eher Entschuldigung finden, als die bisierigen Anweisungen theils an Zail gering, theils an sich zu aphoristisci sind und namentlici an praktischen Ausftibrungen es fehilen lassen. Am Ausfifirliebsten haben sich bis jetzt noch C. Hering*) und (riesselici**) fiber diesen Gegenstand verbreitet. *) Ueber einen Naclweiser zt den Arzncizeichcn, Arch. von Stapt XI. 3. 112. und Vorwort za dem i. Heft d. nordarnerik. Akad. d. hor. H. Enth. ir Arch. fLh. H. v. Stapf. XVII. Uft. i. F ) Handbuch etc. S. 124-129. 1 "76 16Das Studiurn der Grundsitze und Elemente d. Horn. I. Ueber das Studium der Grundsitze der Hombdopathie und den Elementarunterricht in dorselben. Die Hahnemann'schen Schriften und die fernere bierher gehborige Literatur. Ehe man an das cigentliche Studium der Hombiopathie geht, ist unbedingt nbthig sich die wichtigsten Grundsittze des homtiopathisehen 1-Jeilverfahrens auzucignen und skbd omeen Einbliek in das Oanze zu erwerben. Vor Allem ist es gut die Begriffe fcstzustellen, Vorurtheile abzuthun ind den Enthusiasmius, odor wcnigtcns den guten Willen zu schuipfen, der bei der Ausfdthrung eines so wichtigen und den bisherigen Bestrebungen oft gerade entgegengeselztcn Unternebinens erforderlich ist. Wie wollte man auch in ciner praktisehen Lebre an die Erlernung des Einzelnen mit Erfoig denliken, wreun man sich nicht vorber fiber die Principien, nachi denen das Erlerute zu verwenden sein mwird, geeinigt hat? Wird das Studiui eines oder nichlrerer Arzneimittel ein nfitzliches scin kldnnen, wenln man nicht - wir spreeben yvor dcr praktisehen Beweisftihrnng absichilich nicbt von Ucherzeugung - wenigstens den G1 anben in sich triigt, dass den Beobaehtungen, welebe diese Resultate lieferten, cine innere Wabrheit zu Grunde liegen intsse, und dass die Erfabrunlgen, welehe mit diesei oder jenem Mittel gemaclit worden sind, nieiht bios auf subjectiver Tdusehung berubhen kdjnnen? Und das ist doch das Mindeste, was wir von dem Janger der lomidopathie erwarten kdnncn! Deshaib ist es aber auch ndthig sich zuerst fiber das Ganze der Homnopathie, fiber die Principien derseiben in ciner Scbrift Raths zu erholen, wean liman niieht so gliicklich ist durel miindliehe Anweisung) auf den richtigen Weg gefaihrt zu werdell. Sogleici hier gerathen wir aber mit. unserer Wegweisung in einige Verlegenheit, da hier in der That cin die ricltige Balm fdbrendes, die Mitte der WYahrheit haltendes und bei aller Klýrze erschdpfcudes,,Organou" dcr Hominopathie fehit. Die Anfinger auf Ia-I ahnemann hinzuweisen, milchte in maneher Bezielung bedeidklich sei. Seine Sebriften schreckcn, wie wrir das nur za oft sehen, veil eeben sic von den Lerubegicrigen zuerst ergriffen werden, mehr ab, ais dass sic aneifern, wenn man1 n11ilich die gesehichtliche Entwickelung der Ilonidopathie nicbt keunt, die vielen Sttzen u Halemaun's entgcgengetreten ist. Der durch die Reforlubestrebung bedingte und theilwcis auch dtireh den Unfug der alten Schule gerechtfertigte lcidcnscbaftliche Tonl Iahaneniann's gegen die Anhiger derselben, der doch der Proselyt nochl angechrt; vielicExcentriciitmiten und Widersprtlchc und der in etwas grellein Liclte ersdheinuede Gegcnsatz des Ncuen gegen viele uns liebgcwordenc Die Hahnenurnn'schen Schriften. 177 Bestrebungen sind zu gefdihrlieh fuir den Uneingeweibten und erregen nicht selten ein gewisses Gefhili der Erbitterung und der Entfrerdung, das sich leieht auf die Homiiopathie selbst iibertrigt. Der Anfiinger wird angeregt, oft in gewaltsaner Weise ergriffen, aber nieht immer von der ntitiigen Liebe erfasst und iiberftuhrt, sehr hitufig such verwirrt. Zum ersten Unterricht taugen deshaib weder das Organon H ab nemann's (dessen 4. Auflage die beste ist), noch wegen der anderveiten Zwcke derselben seine ftbrigen Selriften. Wohi aber sind sie fuir Den, der sehon festeren Fuss gefasst hat, fuir'Denjenigen, welchem der Entwickelungsgang der Homsopathlie sebon bekanut ist und der den gegenwiirtigen Standpunkt derselben inne hat, cine nnerschdpfliche Fundgrube der feinsten und beachtenswerthesten thatsaiehliehen Beobacltungen, der scharfsinnigsten und genialsten Auffassung und cine reiche Quelle begeisteruder Anr'egung, welehe einen Urheber verrathen, der in Jahrhunderten nur einmal erscheint. Wir empfehlen deshaib, aber erst wenn man sehon cum. gr-ano salis lesen kaun, dringend das H-Tahnemann'sehe Organon, da es unentbehlrliche ist fuir die Kenutniss des Ursprungs der flombopathie und den dureh innere Wlahrheit ergiuhenden Enthusiasmus am Lebendigsten zeigt. Und da die utbrigen piaktischen Sebriftell Und kleineren Aufsttze Hahlnemann's einen iicht geringeren Sehatz von Beobacltuingen und Erfahrnngen enthalten, so muss man mit Reeht in Hahnemann's Arbeiten die Jedem unentbebrliche Grundlage unseres Wissens erblicken. Hat man versiumt, aus diesem Born der Wabrheit zu schpfen, so wuirde sich dies durch eine stfiwperhafte Kenutniss und stets lickenhafte Ausubung der homd-opathisehen Praxis rtelhen. Zn diesen nothwendigen Gegensthnden des Studiums rechnen wir insbesondere die,,reine Arzneimittellehre" (6 Bde. 1825-33, Dresden, hei Arnold),,,die chronisehen Krankheiten" (ebendaselbst 1828) und die,,kleinen medicinisehen Sebriften,"4 gesammelt von Dr. E. Stapf (2 Bde. Dresden 1829). Wer mit Fiet t an deem Stifter der nenen Sehule halngt, wird semen grossen Genius auch ill den iibrigen medicinisehen und chemisehen Sebriften zu nwrdigen wissen und mit Liebe sich darin vertiefen. Den Uebergang von der alten zur neuen Schule erleicltern dureh illre Vermittelungstendenz F. L. Schroen*) und G. iRau.n**) Letzterer besonders nOt eine vernunftige Kritik. Doch durfte die bei Beiden zum d-ftern hervortretende schlwankende Haltung nicht geeignet sein d e nj e n i g e n Grad von Muth dem Anfanger einzuflitssen, weleher fair die erforderliehe Ausdauer beii Studium die erste Voraussetzung sein muss. - Dacsselbe gilt von der *) Die Naturheilprocesse und die HIeilmethoden. JIof. 1837. *) Ueber den Werti des horn. Heilvcrfahreus. Heidelberg. 1824, und: Organon der spec. flcilkunst. Leipzig. 1838. HrnscnEzL, Homiopathie. 12 Tiinks, JIartlaub u. a. Literatur. 1'79 es nur zu bedauern ist, dass sic nicht durch cinen besondern Abdruck auch den Nichthomiiopathen zugiuglicher gemaclit wurde. Auch Hartlaub hat cinen Katechismus der Homdopathie, Leipzig 1824-29. 3.Aufi., und Grundziige der neuen naturgemiissen Heillehre, HoinIuopathie genanut, Leipzig, 1834, herausgegeben and neuerdings sind in England mebrere kleinere und griissere Sebriften erschienen, welche denselben Zwcek verfolgen. Die ietzte hieher gehurige Selrift 1st das Lehrbuch der theoretisehen und praktischen Hombopathie von Dr. Altschul in Prag, 1858, Sondershansen (Eupel), weiches grdssteutheils auf seinen Vorgangern fasst. Vor dem Lesen p01Ie m i s.h e r Schriften, sie m ogen von der einen odet der andern Seite herrflhren, warnen wir so lange, bis niclt der Lernende sich seibst einen hinreichenden Schatz von Erfahrungen gesammelt hat, urn selbst drein reden oder wenigstens nach cignen Walirnelmungen urtheilen zu kdnnen. Unuidthige Erbitterang, faische Scham oder Schlwankung sind die Frtichte soicher Lectfire, die wir, so anziehend sic auch ist, am wenigsten gem an der Sch welie des Stadiums erilicken. Spiter lassen sich jene Folgen leiciter tiberwinden und ausgleichen. Das Studiren von Joumnaiaufsditzen, welche die ailgemeinen Gmundsitze der Homtiopathie besprechen, wird auch besser far spitter aufgespart, wo man die individuellen Ansiciten schon nach bestimmten Principien beurtheilen and Subjectives von Objectivem. scheiden lerut. Man stilrzt sich sonst gar. zn leicit in Widerspritche und halt fUr positiv and gitiltig, was vielleicit nur historisehen Werth hat. Selr empfehlenswerthe Artikel der Art sind besonders: P. Wolif, 18 Thesen ffir Freunde und Feinde der Homdopathie, Arch. XVI. 1. 1. und Attomyr, Theorie der Hoom. auf Grandsitzen der Naturpbil. begriludet isttitzt sich auf Ja hn's Ahnungeu einer allg. Natargesel. d. Kkhten, Eiseuach 18S28.), Arch. XII. 1. 1. - Ferner die gesehicltlichen Aufsittze von M. Muller in homdop. Archiv, und von J. 0. MU 1111cr: Versach ciner gesohichtlitlien Entwickelung des Heilgesetzes der Aehulicikeit als Vorkunde zar Gesehichte der Bom. Nacl den Quellen, i. d. 6str. Zeitschr. f. Hor. Bd. III. 2. 215. a. 3. 514. - Doch, )vie gesagt, bieibt Dergleichen ciner spittern Zeit vorhehaiten. Im Anfange 1st es jedenfalls ndthiger die Zeit zusammeuzuneimen and so schnell ais m6glich an die cigentliche Anfgabe za gehen, wir meinen an das Stadium der Pharmakodynamik. 12 * iso() Ueber das Studium des Inhalts d. Hom. im Allgemeinen. II. reber das Studium des Inhalts der Homdopathie im Aligemeinen. Schwierigkeiten und Erleichterungen desselben. Vrersehiedenheiten des Studiums det allopathischen and homoopathischen Arzneimittellehre. - Erlcichterungsmittel: Ropertorien, Handblicher u. s. w. and deren absoluter und relativer Werth. - Das Quellenstudium. Die Hahnemann'schen und neueron Prifungen. - Neuere Bearbeitungen der hom. Arzneimittellehre. Verschiedenheiten des Studiums der allopathischen und hombopathischen Arzneimittellehre. Unendliche Versehiedenheit herrscht zwischen der liateria medica des Allopathen und Homdopathen. Dort wird, nachdem der physiographisehe und chemische Theil vorausgegangen ist, die Wirksamkeit im Allgemeinen gelehrt, wie sic aus den Krankheitsformen abstrahirt ist. Nur selten sind wirkliche physiologische Beobachtungen nach Pruffungen, Vivisectionen, Vergiftungen (und wir haben von der nur bedingten Zulissigkeit gerade dieser Untersuchungen scion gesprochen) zu Grunde gelegt; es handelt sich meist um allgemeine theoretische Anhaltspunkte, welche, weil aus der speciellen Therapie geschdpft, sich um so leichter einpriigen und den Uebergaug zu diesen Besonderheiten bahnen. Die Mittel werden daun bald nach therapeutischen, bald nach chemischen oder naturgeschichtlichen Principien, oder meistens nach gemischten Kategoriecn zusammengestellt, weil versehiedene Erklirungsarten der Wirkungen die Hauptrolle spielen (so z. B. hat S o b e r n - heim: Aethoreo - oleosci, Salia neutra, Metal/a, Acria, Ads/ringentia, Diuretica, Narkotica). Da man nun ftir jede Klasse bestimmte allgerneine Kennzeichen hat, tiberhaupt auch die allgemeinen Auzeigen in der alten Schule vorherrschen, alles Individualisiren immer nur auf ein Generelles wieder bezogen wird, so braucht man eigentlich sich nur die Stellung des Mittels innerhalb einer gewissen Klasse zu merken, um die Wirksamkeit im Allgemeinen und Besondern zu errathen. Denn wiewohli der Weg in der allopathischen Pharmakodynamik (soll heissen iliateria medica) von der Praxis zur Physiologic geit, statt umgekehrt, so hindert dies doch nicht, dass man nun wieder aus der hypothetischen ailgermeinen Wirksamkeit, die uns Vogt und Sobernh eim so romantisch dargestellt baben, sich selbst die speciellen Formen der Anwendung neu construirt. - Nun macht noch die Gabenleire, die Kunst zu verschreiben, einige Sehwierigkeit; allein Das Nvird in der Klinik bald tiberwunden und jeder Mediciner gesteit gern, dass die anfangs so schwer geglaubte iiateria medica ibm recht leicht geworden Verschiedenheiten d. Studiurs d. allop. u. hor. Arzneimittcllehirc. 181 ist. - Ganz anders, diamnetral entgegrengesetzt, verhiilt Cs sich mit der homlopathisehen Pharmakodynanik und deren Studium. Sic ist eiue Znsammenstellung von vorzugsweise physiologisehen Beobachtungcn und die Angabe der so erleichteruden therapeutisehen Beziehungen felhlt ginzlich. Der Reichthum der Symptome, welehe ohne innere Verbindung locker aufgeziffit sind, gibt eine ungehenre Menge Details, deren jedes isolirt fuir sich dazustehen scheint und besonders eingepriigt sein will. Die ans der Schule gebriuclulichen theoretisehen Anin fipfunggspunkte an allgemeine.Verhltnisse sind nicbt Zn finden; das Ganze gleiclt den tausend Fiiden, wNelehe neben cinander liegen und der Verbindung zu einemi Gewvebe barren. Die noch jetzt flbexwiegend gebriiucfliihe Symptomen aufzabluncg n ach T-Jahnemann erfolgt nicht nach einen logisehen, noch weniger iach cinem physiologisehen, pathologiseh-therapeutischien Schema, sond ern m ebt nach den ocalen Verhaitnissen der grdisseren Theile des Kiirpers vom Kopf bis za den FUssen herab, wxro nattirich die versehiedensten Elementarbestandtheile, Organe u. dgI. zusammengefasst wverden; eine Schwierigokeit, die man bekamitlich in der Anatoniie als Prflfstein der Kenntnisse benutzt, indem man die Demonstration der versehiedensten Theile verlangt, die im Kopfe, in der Brust u. s. w. sick vorfinden. Wobin mit dieser Unzahil von Symptonen? Vgb unteroednen, wvie zusammenfassen, vie dem Gedaclitniss einprigen? wiie herausfinden, in welehen Zustainden sic passen? Des Studirenden bemiichtigt sich eine gewisse Angst; er begreift nichlt, wvie er das eine Mittel kennen lernen soll, und der Arzneisehatz ist dock so gross! Alles kaun dock auch nicht Nvichtig sein, denkt er, und Manches findet er c nbegreiflich, widerspruchsvoll, Anderes bedeutungslos, unwesentlich, kleinlich, hicherlich. - Darum nannte auch d aatzke das Schema H aihnemanun's ein ungficrkliches und rttgten schon Gross, Begoz, Gastier, Aegidi u. A. den Mangel der Charakteristik, der dem Anfiinger die Kenutniss der Aezneirnittellebre so schwer mache. - st dies bei dein Erlernen eines s Mittels der Fall, so wIelist die Unsicherheit, die Schwierigkeit, der Unmuth bei der Vergleichtimg mit andern Arzneien. Da erscheint Alles gleich oder iinlich. Dieselben Symptome nriederholen sick anscheinend tiberall; ein bestimmtee Untersehied wird sehwer erkanut, theils der eMenge der Ersceeinungen wregen, unter denen das Charakteristische verscewindet, theils veil dieses nicht besonders hervorgehoben ist. Audi diejenigen Anhaltspunkte, welehe cine Classification nach bcstimmten allgeneinen Normen geben, fallen hinweg; dena jedes Mittel erseheint als ein besonderes, verlangt sein eignes Studiuni. So hat der Studirende die doppelte Mille, die Aezueiindividuen selbst kennen zu lernen und sich ans meheeren veegleichende Anzeigeu zu bilden. Das Letztere ist ungemein schwer, weil es scion vieder den vollen Besitz der Kenutniss des Einzclnen voraussetzt, der ja erst mtlhselig und nach langerem 182 Erleichtcrungsmittel: Repertorien etc. Studiurn und praktiseher Beschaftigung erlangt wird. 1st nun der Lernende ganz auf sict angewiesen, so wird er bald muthios in dem Labyrinthe sich verlieren, oder er wirft sich in die Arnie cines Ffibrers, der, wenn er nicht selbst wissensehaftlieh gebildet ist, nicht cine stete Sorge fuir den Ziigling aussert und ibm bei aller praktisclien Anleitung den riehtigen Weg zur Studium zeigt und dieses zur stets nothwendigen Bedingung maeht, ihn zur Empiric verfllhrt, die in der Iomo-opathie darum so schlimm ist, weil ohue tuichtige Mittelkenntniss der Arzt geradezu gar nichts leistet. Erleiohterungsmittel; Repertorien, Handbfcher u. s. w. Die Oefahr fur das Versatimen cigenen und sorgfailtigen Studiums an der Quelle, welehe wir so eben angedeutet haben, tritt gar zu leiclt ein bein Gebrauche derjenigen Ilandblether und Htilfsrnittel, welehe eben der cigenthtimlicben Besehaftenheit der Hahnemann'sehen Arzneilehre ibren Ursprung verdanken und den daselbst.waltenden Mangel an Uebersieitlichkeit ersetzen, die feblenden praktisehen Anhaltspunktc gewitliren, kurz das Studiur der physiologisehen und angewvandten Pharmakodynamik erleicltern wollen. Aber auh abgesehen von diesem Lehrzweek machte sich eine Zusamimenfassung des Materials der Arzneimittellehre n~thig, veil dieses in der Literatur der I-Iomdopathie zerstreut ist, xveil viele Arzneiprtifungen spiiter wiederholt und nene, theils nach dem Muster der H alinem ann'sehen Phifungen (so im hor. Archiv von Stapf, in der Hartlaub-Trinks'sehen Arzneimittellebye, in der Iygea, nenerdings in deutsehen, englisehen und franzisishchn Zeitsehriften, in lering's amerikanisehen Arzneiprfifungen), theils nach den besseren Anforderungen (besonders in der dslerr. Zeitschr. for I-Tom.), angestellt wurden. So entstanden die Repertorien, die I-landhficher, Tasehenbileher, die systematiseben Darstellungen und dergi., welehe zunchslit das praktisehe BedUirfaiss berflcksiehtigten und zum Naclschlagen cingeriehtct waren. Sie wurden deshaib meist alphabetiseh georduet und enthielten theils cine melr oder weniger kurzc Uebersieht fiber die Wirkunger. der Arzneien, theils knflpften sie hieran die praktisehen Anwendungen, steilten also die Auzeigen nach den Krankheitsformen auf. Eigentbfimlich ist es, dass diese Repertorien zunalthst von Niehtiirzten ausgingen, so das von Haas, von Mad. Wolf, Wrelen und Bd3nninghausen. Dann erst folgten die von Glasor, Ruoff, Schweikert, Weber, Hartlaub und Trinks, Rickert, Cl. MUller, u. A. 'Am gangbarsten sind die Arbeiten des Niebtarztes Jahr, weleher den doppelten Anforderungen an Uebersicbt fiber die Symptome und an Erleiclterung der Auffindung der Heilanzeigen zu genilgen suchte und indem er den Fortsehritten der Arzneimittel Repertorien, Handbtieher etc. 183 lebre immer durch neue Ausgahen folgte, dem Bedtirfniss der Gegenwart zu entsprechen bemflht war. Von ibm erschienen nach und nach: das Handbuch der flauptanzeigen futr die ricltige Wahi der horn. Ileilmittel in 1. Aufl. im Jahre 1334, in 2. Aufi. 1835, dann cine Erweiterung als: Nouveau manuel de m6d. hor. Paris 1I840. Diese Schriften wlieder,,auf's Streckbett gelegt"' ergaben den ausftlhrliehen Symptoren-Codex der homdopathischen Arzueimittellehre, 2 Thle. in 4 Banden (238 Bogen gr. 8.). Die,,klinischen Anweisungen zu hor. Bebandlung, Leipzig 1849," sind nur eine in andere Form gebraclte Ausfiihrung eines Theils der franzdsischen Ausgabe. Neuerdings ist endlicl in veiterer Umarbeitung wieder auf die kiirzere Form zurifckgegangen worden in der vierten Auflage des Haudbuchs (1352), welcher Possart's,,Oharakteristik der hor. Arzneienl, Sondershausen, 135t u. f." der Zeit und der VollstAndigkeit nach den Rang ablief, da sie sirmtliche neugeprtlfte Arzneien mit enthielt. Ausser diesen ailgereinen Uebersichten gibt es anch Repertorien ffir einzelne Krankheitsgruppen wie: die Hautkrankheiten von RiU ck er t (Leipzig 1-833) und wiederum von Jahr: das aiphab. Repert. der Hautsyrptome and iAusseren Substanzveriinderungen mit den Erscheinungen an den Drilsen, Knochen u. s. w. Umr dem Studirenden einen Begriff und einen vergicichenden Ueberblick tiber die Einrichtnng derartiger Repertorien zu geben, wollen wir hier cinige der gebrfluchlichsten kurz skizziren. Man wird uns die Anziehung der iltern Repertorien erlassen, von denen z. B. das von Glasor alphabetisch-nosologisch ist, das von Schweikert (unvoliendet) aber fuir das Nachschlagen durch die eigenthiimliche Anordnuug gar nicht sich eignet; denn die Fortschritte der Arzneimittellehre haben sic ohuedies beseitigt. Wir wenden uns deshaib sofort zu der von H artlaub und Trinks herausgegebenen systematisehen Darstellung der r-einen Arzneiwirkungen, Leipzig 1825-1830. Diese bebandelt die Arzneimittel in gesonderten Abtheilungen, inder die Bditde 7- 9 die antipsorisehen Arzneien in derselben Stufenfolge, wie die andern, also mit ciner unutsthigen Zersplitterimg des Materials darstellen. Die Besehaffenheit des 3eistes und Gemitthes machen den Anfang und dann folgen in Hahnen ann'scher Weise die Symptome der einzelnen Kd-1rperthcile, indem die Mitteiwirkungen aus Hahnemann'schen u. A. Arzneipil-fungen unabgekilrzt end mit der charakteristischen Eigenthilmlichkeit unter besondern ilbersichtlichen Abtbeilnngen aufgez!ihlt werden. Eine aiphabetisehe Auffilbrung der Arzneiaittel mit aphoristiseher Beiftigung ihrer Wirkunigen und ein sehr praktisches Inhaltsverzeichniss erleiehtert noch das Nachscbilngen. Als Muster foir Jahr diente offenbar Btnninghausen's system.alphab. Repertorium der hor. Arzneien, Mfinster, 1332, welches den 184 Repertorien etc. selben Fehier beging wie Hartlaub, dass die antipsorisehen and psorisehen Arzneien getrennt abgehandelt waren. Reclit zweckmassig and von vielen Praktikern geschatzt ist das t;li er a - peutisEhe Ta sehenbuch desselben Verfassers, Mllnster, 1846, da es sich begntigt unter ailgemeinen und hesondern sehr summarisehen Ahtheilungen alle cinsehiagenden Miittel kurz auzugeben. Wrelen's jetzt veraltetes Buch: Die hom. Arzneien in Haupta y m p to m e n g r u p p en, Leipzig, 1834, enthtit nur in anderer Form als bei B 6- anai a g h a a s en und J a h r die Symptome nach einander, w.elehe hier in verscliiedenen Ortippen neben einander stehen. Dadurch ist es nur gedelinter, aber nich t brauehbarer geworden. Das nioch jetzt sehr oft benntzte Handbuch der Hauptanzeigen fu'*r die richtige Wahi der hor. ileilmittel von. IH. G. Jahr, Diisseld. 2. Aufi. 1335, 4. Aufi. 1851-1852, Leipzig, hetraclitet die Angabe der,,Hatpt- und Elgenwirkungen der Arzneien" als Hauptaufgabe uand gibt in alplabetiseher Reihenfolge cine kurze, von der Quelle durch rehr priignante and der subjectiven Fuirbang entkleidete Darstellung sichi unterscheidende Zusammenstellung dler his dahin geprUiften Arzneien. Ala Anhang go wisaermaassen wurde ein,,systematisch-alphabetisches Repertorium der voratehenden Anzeigen" angefdgt, veleches mit den aligemeinen Beschwerden and Umstinden beginnend, daun die Hautbeschlwerden, Schlaf und. Tritume, Ficberzustitnlde, Gemfiths- and Geistesleiden ind dana nach dem HI a h aerne a n n'schen Schema die Beschlwerden der chizelnen Theile folgen lasst und sich dureli Uebrsicltliclkeit und Kft'rze empflehlt. Freilich ist es hei dein Zuwacha der Arzneimnittellehre in neuerer Zeit nicht nehr ausreichend. Die frianzdsische Ausgabe Jahir's: Nouveau manuel de mddecine homocopathique, Paris, 1840, welche der Verfasser selbst ala 3. Auflage seines Handbhuch bezeichnet, hat die heiden Aufgaben der Materia medica and des Repertoriums gleicligesteilt and den physiologischen and praktischen Toeil in zwei gleich starken Biaden besonders behandelt. Der orste Thouil: Manuel de matibre m6dicale, dem einige aligemeine Betrachtangen ilber Gabengrusse, Wiederholung, Dauer der Wirkung, verwlandte Arzneien vorausgeschickt sind, enthlit die,Wirkungen von 203 Mittein, von denen 31 nen in dieser Ausgabe erseheinen. Der zweite Theil: Rdpertoire th6rapeatique et symptomatologique, mit Gebrauchsanweisung versehen, eathilt in alphabetisch-lexikalischer Form die versehiedenen Krankheiten anter den sehematischen Abtlieilungen des ersten Theils, and dann in hesondern Sectionon die speciellere Charaikteristik. Der ausfillrliche Symptomencodex der homtop. Arzneimittellehre von Jahr, Leipzig 1849, als dritte erwveiterteAuflage des Repertorien etc. 185,,Iandbuchs" ausdrticklieh bezeichnet, schliesst sich an das vorhierrgegangene Werk genan an, indem bier dasselbe Prineip befolgt wird. Ein ungehieurer Fleiss bat dha das vorhandene Material vollstindiger zusammengesteilt and mit den Zutbaten der letzten Jabre bereichert, aber auch die Spaltung and Zersplitterung im Repertorium noch eweiter getrieben, als es bisher der Fall war. - Die ersten beiden Bande geben anter dent Titel: gedriingte TotalUebersieht aller zur Zeit eingeftihrten howd-opathischen Heilmittel und dier Gesammtheit ilrer bekaunten Erstwirkungen und Heilanzeigen u. s. w. die. pathogenetisehen and therapeutisehen Wirkangen von 240 Mitteln in alplpabetiseher Reihenfolge und ziemlich nacl denselben Abtheilungen vie in der franzdsischen Ausgabe an. Diese neue unterseheidet sich daher, was die Arzneimittellehre anbelangt, von jener nar dureb grdssere Vollstiindigkeit and Ausfuiirlichkeit, durch ecine keineswregs za bulligende Aufaiahme der kliuisehen Anweisangen in den rext der Wirkungen selbst, durch iWeglassanig der Gabengrdisse und ifer Bestimmungen, welehe Mittel den ciuzelnen passeud vorhergeschiekt werden and nachfolgen. Das Repertorium, welehes nacli dem Wansehe des Verfassers,,Ktirze mit Vollstaindigkeit, Uchersiclitlicikeit, Ausftihrlichkeit, Einfachheit, Allseitigkeit verbinden and die Bcdiirfnisse )lach allen Seiten bin befriedigen soil," welehes also dazu bestimunit ist,,,die gauze leibe der Repertorien eim far allemal abzusebliessenu," hat die von HIIa rtlaub and Trinks, Rtiekert and Weber befolgte Anordnung mit der B iiainghausen-Ja ar'sehen in reclit zwvekmaiissiger Weise vereiaigt, so dass z. B. bei Seblaf, Kritmpfen zuerst nach aiphabetiseher Aufeinanderfolge die passenden Arzneien cbarakterisirt und dann adie eiDzelhen Mittel wieder den. aiphabetisehen Rubriken der Symptonie untergeorduet werden. Wie vollstiindig ist Alles, wie anseheinend bequem and dock \Vie viel hat man da ffir jeden eiuzelnen Fall naclhzaschlagen; wvie weitltufig and zerrissen ist das Material and wlie sehr fragt es sich noch, oh man wirklich da, wo das Nachschlagen aller der einzelacn Kategoricen auf ein bestimmtes Mittel binzeigt, durch solehe rein meehanisehe Operationen auch das richtige Mittel triflt! Die Anordnang kommt mir immer vor, ivie die logisehen, unorganiisehen, kuanstliehen Systeme der Naturgesehichte gegentiber ciner rationellen, organisehen, natUrlieben Bintheilang. DieAuffindang naeh dent Linan6'schen System ist auch leicltec, als nach dem Jussieu'sehen, Reichenbach'sehen, aber sic trifft immer nur das Acasserliehe, die Sehale; dec Kern bleibt unberiitrt. Das Zusammengehoirige wird da oft zerrissen, wie denn auch z. B. bei Jahr linkseitige und reehtscitige Kopfsebmerzen, die doch streng0 zusammengeliren und wobei auf links and recits nieht za viel ankommt, drei Seiten weit von cinander stehen, weil zwvisehen L and f noch eine Anzahl Buchstaben sich befinden. - Von dem Abschnitt: Kopfschmerz an ist die Bearbeitung eine coneinnere geworden, indet alle Sytptoine 186 Repertorien etc. sogleich bel der Mittelehiarakterisfik angegeben und unno-thige Wiederholungen durch cinfachere Rubricirung vermieden werden. - Ueber desselben Verfassers klinisehe Anveisungen siehe weiter unten im 2. Abschnitt. Auch das mehrerwabinte Handbuch der Arzneimittellehre von N oack und Trinks, von dessen niherem Inhalte wir bald ausfiirlicher beriebten werden, hat sich der Forderung nach Repertorien nicht zu entziehen vernocbt. Aber mit einer Art itrztlicher Gewissensangst verwahrt sich der Verfasser desselben, Cl. Mfller in Leipzig, vor der Meinung, als habe er damit etwas geben wollen,' was an die Recepttasehenbfilcher erinnern korrne. Gleich den tibrigen Verfassern itfhnlieher WVerke verweist aich Er auf den Text, worin die Mittel selbat naehzulesen seien, und bezeichnet seim Repertoriun nur ala elnen Sehlilssel dazu. In den Jabren 1351-53 ersehien die bereits oben genaunte Cbarakteristik der hom. Arzneien von Dr. Possart in Blumenthal. Sondershausen (Eupel). Es ist ein sehr viel verheissender Titel ohue Erfdhlung. Denn Ohlarakteristik kann man die in der I-Iauptsaehe nach Trinks und Noack aind Jalr bearbeitete Darstellung der Arzneiwirkungen, in velehe ebenfahls klinisehe Gebrauchsweisen falsehlilich mit verfiochten sind, doch wobl nieht nennen. Nur die Aufnahme der neugepruften Arzneien und difters mehr Prignanz in der Behandlung des Stoffs unterseleidet diese Arbeit von den neucren Jahr's. Auch das beigegebene Repertorium theilt diesen Vorzug. Es ist im Oanzen alinlich wic bei Jahr cingerichtet and mit vielem Fleiss, im Einzelnen auch mitunter recht praktisch und gcdriingt ausgearbeitet. Nur leidet es an der Principlosigkcit der tinthieilung im hohen Grade und lisst uns oft Yerwandtes an mebreren Stellen suchen. Dass das Bediir-fniss nach -diesen Hfllfsbitchern noch nielit befricdigt 1st, lehren die fortgresetzten Erseheinungen dieser Art, wie das von Dd. Dudgeon, Drysdale and Stokes bearbeitete englisehe Repertory, or systematic arrangement and analysis of the hor. Materia medica, Manchester (Turner) 1859 u. ffl; sovie der Auftrag des Centralvereins ein solehes za bearbeiten. Ueber den absoluten mid relativen Worth diesor Hfilfsrittel. Um zu einer ricitigen Beurtheilung des absoluten and relativen Werthes dieser Repertorien zu gelangen, miissen wir ans die Fragen vorlegen: 1) was bezweeken diese Repertorien? 2) welcher Mfittel bedienen sic sich, urn diesen Zweek za erreichen? Ilieraus wird sich ergeben, oh sic wirklieh diesen Zweek erfitlien and wie hoch der Werth derselben Uiberhaupt za veranseblacgen ist. Ueber den ahsolutcn und relativen Werth der Hulfsbueher. 187 Der orste Zweck der Reportorien 1st irn Allgemeinen: Ve rmittelung der Kenntniss der Arzneiwirkungen. Da, wie wir oben geselen habon, die Schwierigkeiten dor Erlornung des ioilschatzes in der Homoopathie niebt goring sind, thoils des Reicbthums des Apparatos, thoils der besondorn Anordnung und namentlich auch der Wichltigkeit dor Specialitaiten oregen, wozu noch der Mangel einer Classification kommt, so knnn dieser Zweck an sicli nur ein lijlichor soin. Die Keuntniss der Heihmitteiwi rkungon brauchon wir aber niclt bios des cinfachen Studiums halbor, sondern wiir wollen sic benutzen zur praktischen V7erworendung. Ur auch diesem Bedtirfniss zu genilgen, baben die Ropertorien sich aui noch die zweito Aufgabe gostelit, dom Praktiker die Auswahl untor den Arznoion zu erloicltern, welicho ebon die spociellsto, die individuellsto Untorselicidung derselbon voraussetzt. Es lasson sich domnach zwoi Katogorieen von Repertorion untorachoiden. Jo nachdomn boi allor praktischen Tondenz entweder die vergleichende Uebersicit dor Arzneien und die physiologi s ch. e Charakteristik der Mittel die Hauptsacho geblieben ist, der subjectiven Kritik die Hauptwahi ilberlassen bleibt und also Wissonschaft und Kunst Hand in Hand gohon; odor: jo naclder das praktische Bediirfniss ilberwiogt, - das Aufsnchon der passondon Arznei in don betreffonden Krankheiten erleichtort werden soil, dor pathologisch-thorapeutiscde Zweck dor nichste ist und das Vorfahron mohr mochanisch sicl gestaltet. Dor erstoren Kiasso gohdren die von H a rtlanb und Trinks, Riickert und uhalicho an, dor zwoiton die von Bblnninghauson, Jalr, Possart u. s. w. Im Symptomencodox hat Jahr beide Wege zusammen elageschlagen, ur alien Nachfragon zu genfigen, und. um ein Sortiment von alien Artikeln zu nhabn. Es war dies urn so loichter, als er nur den Text der Arznoimittellehre zu zorschneidon und in oinzelne Abschaitte untorzubringon brauchte, was denn audi gesehehen ist, so dass man in don beiden lotzton Blnden gerado dassolbe ofindt, was in don boidon orsten steht. Withrend demnach boi Hartlaub und 'rinks, Rttckort u. s. w. untor gewisson laupttitoln und Untoraitheiluacgon die Zusammonstellung dor Arznoimittel in dor Art orfolgt, dass man bei cinor Vergleichung des Mittels untor andern Rubrikon doch einen Theil soinor Wirksamkoit konnon lerat; und witibrend immer die Wirkung in oinor charaktorisirondcn und urspritnglicheen Form, moist naci don Aufzoichnuagen dor Prilfer solbst dargosteilt wird, so dass gorade zu dem eigentlichen Studiun des Arzneimittols dadureli cingoladen, am allorwonigsten abor dor Glaubo erweckt wird, als ob dies tiborfliissig sei; vwiihrond endlich bier dor praktischo Zwock dor orichterten Auffindung fuir Krankhoitsfolle verfolgt wird, obne ein gofiihrliches Spiel mit Namen zu troiben und zur Schlendrian zu vorfilhren, ist v-%on allern Dem das Gegenthoil in der zwoiten Kategorie der Repertorion zu ninden. Die Iss Ucber den absoluten und relativen Wcrth der Hnlfsbnlcher. unpraklisehe Trennung der Mittel in psorisehe and antipsorisehle, and die Unterbrincgung in zwei grosse, nattirlich an Wiederholungen reiche Hauptgruppen, welche gerade die Uebersieht und das Anfsuchen erschweren, hat Bibnninghausen mit Hartlaub gemein. Jahr and die Andern hahen dies gitickliei vermieden. Von B i6nninghausen vorziiglich entlelnte Jalir seine lexikalisehe Form, die in der i. und 2. und nun wieder in der 4. Auflage des Handbucbs cine Beqiuemlicikeit fuir den nachschlagenden Praktiker bietet and bci dem Ansehein des Ungeniigenden notlwendig anuf den Text verweist. In der franzdsisecbn Ausgabe jedoch, mehr aber nocli im Symptomeneodex bliekt die Absieht duceh, etwas so Vollstlindiges za geben, dass der Praktikcr Alles im Repertorium dunde. ])er Fleiss, mit welehem gearbeitet, gesammelt worden ist, wie die Mlblie der Anordaung werden mit Dank anerkanut, aber es muss durehans geleugnet werden, dass dadureh ein wesentliehes Verdienst flir die Wissensehaft oder die Praxis erworben.worden sci. In dieser Zersplitternng and Zerkliiftang der Symptome geht der Cbarakter, ja selbst die einfachste Wirkuing des Mittels unter. Wic ein grosses vielschaehteliges Real ist das Ganze aufgebaut und der Filcber sind so viele, dass vor lauter Ordaung - nichts zu finden ist. Der Anflinger erschrickt fiber diese verwirrende Sorgfalt der Aufacichnung. Weno er iaM Nittel gefunden zu haben glauht, stehen zeha andere daneben mit gleicher Priltension aund er weiss nicht, oh die danebenstehende Rubrik: links, bier und da, viele, grosse u. s. w. wirklich cinen Untersehied macht. Wi r nissen audi. durchaus leugnen, dass die alpbabetisehe AnordDung der Unterab iheilungen wirklich cinen Nutzen far das Naclisehiagen gewvhhrt, denn es wird wohi Niemand unter: Afterknotcn lexilalisch nacbsuchen.: Mlastdarm, Schmerzcn, in, mit, oder: Klimakterisehea Jahren, in den, a. s. w. Da man also gendthigt ist den gauzen Artikel durehzalesen, so konute das gestcckte Ziel auf andere Weise erreict werden. Dass die Zusammenstellung selbst keine wissenschaftlcbe ist, sondern cine rein meehanisehe und als soiche auch wieder zu einer geisttd*dtenden, synptomendeekenden Operation fiirt and ffir Studium and Praxis daher gefiihrlich wird, leucitet ein. Nur vorgcschrittenc, scion an rationelles Handela gewvbhnte, mit der Arzneimittellehue vcrtraute Homiopatheu werden sicll der grdsscren Jahr'schen Repertorien zur Untcrstiitzung iHres Gedaichtnisses bedienen ktinuen; dcnn nur sic erkennen, dass der Verfasser Wesentliches and Unwesentliehes, ZnflAliges und. Pathognomoniscies von den Arzneimitteln, wie er es gerade aufgezeichnet vorgefuntden hat, als Merkmal behufs alphabetishchr Rubricirung aufgcnommen hat, ohne dass danit immer ein wirklieher Untersehied gegeben oder etw.as Besouderes bezeichnet wird. -- Dabei kommt auch noch die Ocfahr in Betraclit, die in deni AMissbrauch der Kraakheitsdiagnosen liegt. Alan mnss cs zwar anerkennen, dass nlle Verfasser der Repertorien davor Uebcr den absoluten und relativen Werth der I-Itlfsbticher. 189 gewarnt haben; aber es wird nicht mdglich sein, die Seylla des syrmptomatisehen oder die Charybdis des gencralisirenden Verfabrens ganz zu vermeiden, wenn man sich zu sehir der Leitung der Repertorien tiberlisst. Besonders wird das Letztere der Fall sein mit den praktischen Tasehenbticlern, so zweckmassig auch fair den Anfanger cine Uibersielitliehe Darstellung der fUr jeden Fall verwendbaren Arzneien ist. - Jene Gefaihr firebtete auch das Mu ller'sche Repertorium. Doch 1st dieses selbst nicht 4der Art, um Furcht einzuflossen. Sciner Einriehtung nach ist es fdr die Praxis durchaus nicit gefairlich, obwohl leider! auch nicit sehr brauclbar. Als Sehliissel zun Text der Arzneimittdllelre aber kounte es ktirzer und gedriiugter gefasst sein. - Das englisehe Repertorium versucite der Abkiirzung wegen cine Zifler- und Zeicheuspracbe einzufiihren, deren sciweres Stadium uns ur die andern Vorziige dieser ntlihsamen und fleissigen Arbeit bringt. Noch 1st demnach die Aufgabe nicht geld-st, ein den neuern Fortschritten der Arzneimittellchre entsprechendes Repertorium zu sebaffen, welches his an beide Grenzpunkte reichend, auf der einen Seite wie die H-artlaub'rink s'sche Bearbeitung sich an die Pharmakodynarnik, auf der andern sich an die specielle Therapie aulchlne und beide Zweeke in sich vereinigre. Die Schwierigkciten einer soichen Ausfifirung sind nicht za verkennen. Fur jetzt wird man daber gendthigt sein, sich beider Arten von htilfsmittein zugleich zn bedienen. Bedenkt man aber, dass der elgentliehe Zweek der Repertorien nur der Vermittlung des Stndiurs der Pharmakodynanmik gilt, dass sie eine erste Bekanntsehaft mit den Arzneimitteln einleiten oder Entfallenes dem Gedacitniss wieder auffrisehen, Ulberhaupt aber nur eine Beihiilfe gewahren sollen, so ist wohl die Ansielt gereelitfertigt, dass auf der cinen Seite eine VervolistAndigung und den neucren Fortsehritten genugende Bearbeitung nach Art der H ar tl 1 an - T r i n k s'sehen (ohne die Trennung der psorisehen und antipsorisehen Arzneien) zu wtinshien 'viire, wtlirend auf der andern elne ithnliehe, nur natfirlich wissensehaftliehere, griindliehere and vollstaindigere Bearbeitung wie sic Banningii ausen in scinem therapeutischen Wdjrterbuche gegeben hat, als Fiihrer zu dem olnehin uneriaissliehen Stadium der Arzneirittellebre genilgen wiurde. In keinen Falle aber kdnnen wir den Repertorien eluen hli-heren Wertli als -den cines Index der Arzneimittellehre ertheilen, als weleher sie aber sich buehsttbliei an dieselbe, sammt allen ihren Fellern und Vorzilgen za lialten baben. Die Reinheit der Beobachtungen bei Ilahnemann. 191. Wirkungen erst lfter in die,,chronischen Krankheiten" aufnalm und in seine Arzneimittellelire besonders Nichts von Diagnostik, Nosologie, Klinik cinschmuggelte, so stehen doch die einzelnen Beobachtungen nielt auf derselben Rangstufe physiologischer Reinheit und bedingen daher eine verschiedene Werthsehiitzung. Dies gilt insbesondere von den vielen an Kranken beobachteten Symptomen, welche die Zahl der Mittelwirkungen bei den sogenannten antipsorischen Arzneien (in den,,chronisehen Krankheiten" 4 Bde. Dresden, i182S.) so ausserordentlich vermelren. Aus der Annahme der antipsorischen Natur erkliart es sich auch, warum hier Mittel, Vie der Schwefel u. a., die bereits in der Arzneimittellehre abgehandelt waren, noch einmal erscheinen. Nebenbei sei erwabut, dass vielleicht die vorwiegend pathologisehe Lehre von der Psora, Syphilis und Sykosis Veraulassung gewesen sein kanun, dass die Einleitungen gerade zu diesen Arzneimitteln viele pathologischtherapeutische Winke enthalten. - Ueberdies haben neuere, sehr verdienstvolle Reinigungsarbeiten der Herren Roth in Paris und Langheinz in Darmstadt leider! auch viele unrichtige Citate in der Hahnemann'schen Arzneimittellehre nachgewiesen. - Dies, soweit die R e in h e it d er B e o b a c h - tung, der physiologisehe Charakter in Frage kommt. Was die Geschichte der ktinstlichen Arzneikrankheiten und die davon abhlingigen Zufalle anbelangt, so hat Iah neman n allerdings genaue Tagebitcher fiber jeden Arzneiversuch und die dabei obwaltenden Umstiinde, fiber die Individualititten der Versuchspersonen, die Gabe und Wiederbolung der Arznei und den Verlauf der Arzneikrankheit geftihrt; allein er theilt diese Umstinde, welche doch wesentlich mit auf den Ursprung der Wirkungen Einfluss tiben, nicht mit und iiberliisst es uns, auf Treue und Glauben aus dem Was auch das Wie zu errathen und die Bedingungen zu suppliren, welche doch versehiedentliche Abweichungen in den Wirkungen hervorgebracht haben ktnnen. Man erfitirt z. B. in Bezug auf die Individualitat nicht immer, was im Versuch bei einem Manne oder einer Frau, was bei dem Junglinge oder Greise vorgekommen ist und da wir ein grosses Gewicht auf die Individualitat legen, geht uns schon hier ein wichtiger AnIialtpunkt verloren. Sehr richtig sagt in dieser Beziehung Vat z k e *):,,Hahnemann hat uns das Facit des Rechenexempels vorgelegt: er hitte uns auch die Methode, nach welcher es gefunden wurde, vorlegen sollen." -,,Man weiss nicht, oh die mit einer und derselben Chiffre unterzeichneten Symptome das Resultat eines oder mehrerer Versuche scien. Ja, man weiss nicht einmal, oh die Symptome, die mit derselben Chiffre unterzeichnet, auch sammtlich von einem und demselben Prafungs-Individuum herrilbren. Man bhrt selten, in welcher Dosis und in welcher Form das Mittel genommen, *) Oestr. Zeitsch. I. 1. S. 4. 192% 2Mangel des Charakteristischen bei Iabuemann. -vie oft und in welchen Intervallen es wiederholt Nvurde. Man erfdfhrt daher aucli grewtih lich nichts von der Eutwickelung, der Dauer, 4cm Verlaufe ind 4cm Ausgange 4evr ganzen Arzneikrankheit so-wohi, als von der Zeit des Ejutrittes und des Wiederversellnrindens der einzelnen Symptome. Man ist niebt im Stande flllchtige, zufiilhige Erscheinungen von bestiindigen und essewticilen zu unterseheiden. Man bleibt ferner fiber Centrum und Peripherie der Arzneiwirkuuigssphare, iiber Primdr- und Seeundiirwvirkung, fiber die Sympathien, Synergieen und Antagonismen des Medicaments, so vie fiber die GC'r6sse wnd Bedentung der Arzneikrnnkheit ganz oder fast ganz in Ungewissheit. Man sieht nicht, wie sich die Symptome zu den priidisponirenden unid occasionellen (Arznei-) Ursaclien verhalten und gewinnt keinen Begr-ifl vOUi der Iiitensitiit, mit wclher das Medicament auf den gesunden Organismus tiberhaupt, und auf die einzelnen Systere und Organe einwirkt."1 - Cries s eli cli rflgt insbesondere, dass das Char akteri stis cl e, was namentlich aus den statistisehen I-Hiifsmitteln erkaint wird, - denn cie Erscelicin nig wird um so charakteristiseher, Uci je mehr Prtifungspersoiien sic sicll vorfindet - nicht lbOerall erh elle; dass Krankheitserscheinungen, die in Grruppcn auftraten, offenbar getrenut aufgeftihirt werden, und diiss die Anei anderreilhung ohne logisehes, physiologisehes und anatomisehes Band das Einzelne und Besondere verschwimnien lasse. *) Ilieran ist namentlich] auch das HIIa hii e M a'IDn'schle Schema scliuld, weiclies die eiuzelnen ErschebinUwgen in folgender unwissscischaftlicher Anordaung auffdfhrt: Kopf, K'opfbedeckung, Gesicht, Augen und iRussere Bcdeckung derselben, Gehdr und. lussere Umgcbullgen, Nose, iinssere ilaisparthicen und.Nacken, Kinn un d Kiungcelnk, Lippeiiparti ieei, Zihiie, innere 1-alsparthieen, innere]\undiartliie i (Zunge, Dnrst, Geschmack), Mogen (Gastrisehes, Hi-nger, Appetit), B3auch, After (Stul i), Hornisystem, Genitalien (mitnnliche, weibliche) - Nasenschlcimbaut, Kehlkopf mid Luftrbihre, Brust, I-Ierz -, Eticken, Ober- und 11hterrrlieder, - laut, - Kritftcverhiiltniss, Selilaf und daniit verbundene Zustliude, Fiebersymptonie, Geist und Gemfith. Auch Rumme m erkent dieses Dureheinonder iii vcrmisst die Arzncicharaktere **) und mit ihin vicle Andere. Gross riigte nanentlich anch die unvolIkommenen Prilfungen dcr neueren Mittel***) und P. 0olfft) wtinsehte ernenerte Prtiffung, eine Forderuing, die sieb scitdern oft wiederholt hat und noch beute nieht erlcdigt ist. PetersecnttL-) maclite Vorselilage dazu, Gross sprach seine *) llandbucb, S. 119. "**) Aug. hor. Zeit. IS35. N. 3. * A*c Arch. ld. 14. lift. 3. 'j-i 'flies. 15. 't)Ucher das Seliwicrige der Symptornenwahil in der Hoinlopathic. Arch. 3d. 14.-2. Neuere PrUfungen. 193 (edanken and Wflnsehe dariiber aus (s. ob.), Helbig*) and C. 11c ri n g Teig gaben Ideen zar Bearbeitung der Azmneimittellehre. Von diesen Wdnscheen und Vorseblilgen kam man endlich zn praktischen Ausfflhrungen. Man.prtifte neu oder wiederbolte die alien Prilfungen; es bildete sieb unter M a rtin in Jena cine Geseilsehaft zur Prilfung von Arzneimitteln. Mf ii hlenhein in Braunsehveig erriehtcte eine Stifhng zur Aufinuntcrung von Pruifern und selbst die Altere Schule fibilte sich durch das Beispiel der Homuiopatbie zu Prufungen angefenert, wie in Wien. (Die Ergebuisse derselben enthiilt die Zeitseh. der k. k. Ges. d. Wiener Aerzte. Mai and Juni 1347.) Die Wiener Gesellsehaft homiiop. Aerzte wiederholte mit vorzflglichem Talent and Erfolg besonders die alten Prtifnngcn and dasselbe Ziel verfolgfe der auf Anregung des Verf.'s von -Iartlaub gebildete Pritferverein. Zahlreiche Pr-ilfungen, zam Theil aber zweifclhaften Werthes, gingen von Anerika ans (II ering, Amerikanisehe Arznciprtifungen. Leipzigr 1853), und England, Frankreich folgten nach. Auch AItschul in Prag stiftete eine Prilfergescllsehaft. In Saehsen war die Lausitzer Gescilsehaft cine Zeit lang mit derselbenl Aufgabe bscshdftigt. Ausserdem prflften 11o0Cb Einzelnc, wrie Rie il, Lcmblike, WTahle a. A., so dass emn grosses Material vrorhauden ist, ffir dessen fertige Erlernang and Finverleibung ein Mensehenalter nielit ausreich t. So entstanden, am nur Einiges anziffihren, neben den Nacliprilfungen der Wiener, neben der Kritik der HIahnemann'sehen Prfifungen (Frank, Roth and Lang1einz stehen bier obenan), die neneren Prtiffungen des lila/i cidoricum (Martin), des Hypericunm perforalum (G. Fr. Muller und Stokes), des Asparagus (J. B. Bachner), dcr Paceonia (Geyer), der fAglans riegia (Cl. M tiller), der Berber-itze (H Cesse), des Glonoin, der Apis mellifica, epia, Hiippomanes (Hering u. Gen.), des Tellurium (Metcalf.), Cobra dli cape/Jo (Rassel), Na17p/tarlu/icam iPitet), S/annum percidoratum, Al/Jamlh sa/ivum (Petroz), Samibal (Altschul u. Gen.), Pap/me Illezer~eam, Colchicum (die Lausitzer GeseIlschafti; Promn, Indigo, Agar-icats muscarius (L embke and die Wiener), OxalSistiae, Cardmas mnartanais (Reil) u. s. w.***) Ein grosser Tbeil der Neneren verfolgt dabei nook denselben Weg der Darstellung, den Ha hn emann and seine na-clisten Anhainger Gross, Stapf (z. B. im Archiv) eingeselilagen batten, and beha"lt das alte Schemaand die Methode bei. Andererseits aber bestrebte man sick den oben angedeateten Anforderangcen nach Verbesserung zu entsprecheu. Wir finden dies besonders in der bsterrcicbischcn Zeitsehrift fitr Homd-opathie 1 Hyg. VII. 146. 2177. XVIII. 531. *fl Arch. XVII. 1. **g) Yg. hieruber H i r s c h es Archir fur Arznoiwirkungslcbre, Bd-. I und II. 16514-56, Dcssau (Katz). Possart, homijop. Arzncimittellecre, Nordhauscn 1858-60, mad dessen Fortsetzung von Klcinert 1863. (J3tchtirg.) IIIRiSCIL, Ilomuopathi. 1[3 194 Ncuere Priffungen. verwirklicht, z. B. bei der Prilfung der Ifoloquintke, der Thuija, des Kochstalzs. Urn dem Studirenden die dort befolgte Methode, welehe cine wahrhaft wissensehaftliche und zweekmitssige ist, ansehaulich zu machen, heben wir heispielsweise die Prufung der Kolo quinthe heraus, die uns Watzke in den Mlaterialien zurn physiologischen Unbau der H a h n em a n n'sehen Arzneimittellchre gegeben hat (Oestr. Zeitseh. I. 1). Das I. Kapitel haudelt von dem Namen, der Besehreibnng, den chemisehen Bestandtheilen der Koloquinthe; das 2. Kapitel von der vorhahnemann'sehen Gebrauch der Koloquinthe; das 3. Kapitel vom nMisscredit und Verfall derselben und gibt cinige Copicen berflhmter Koloquinthenrecepte. Im i4. Kapitel belehrt uns der Verfasser tiber die,KeSnutnisse der Vorhahuemannianer von den positiven Wirkungen der Koloquinthe m gesunden Kbrper. Das 5. Kapitel enthilt endlich iLahneniann's Prilfungen nach den einzelnen Prilfern angeorduet; das 6i. Kapitel die Koloquintlen, Versuehe Martin's und. seiner Geseilsehaft in Jena, das 7. Kapitel ileehenberger's Koloquinthognostik. - Im S. Kapitel folgen nnun die cigrentliehen neneren.Wiener Prilfungen. Jede Prfifungsperson, der-en Individualitit genau besebrieben ist, hat iHie besondere Rubrik nid idir besonderes Tpagebuch mit Verzeiehnung der Gabe, der Stunde des tinnebhmens, der Wiederholung, der Zvisehenpausen, der eintretenden Wirkuimgen, Naehwirkungen u. s. w. Es wurden Versuehe cmit liiheren und niede-ren Verdilunungen, grossen und leinen Gaben genaceht, die Erfolge beineir-kt nodu nach dcr Individualitit uno der Art des Versnehs (z. B. S. 46) gennue K'ritiken 4cr Beobachtung cingesehaltet. Eine grosse Auzahi von Personen, cine g4-rosse Reiiche von Versucihen mit den versehiedenen Formen (Tinetur, Verreibung, Verdiinnung und anhiangsweisc mit Colocynthin) geben selon cii bestinaintes Resultat, das durch Koloquinthen -Experimente an rliierein 9. Kapiteb) noeli erh6ht wird. Das 10. Kapitel gibt die Bestitigung l uirch horn iioopatlisehe Koloquinthen-Kuren, welehe unter bestirnrte diagnostisehe RItubriken gebratlit, mit besonderer Casuistik versehen sind und ciner skIcptisehein Rnklr iiber die jedesmaligcre Wirksamkeit des Mlittels untervorfe n werden. Ilieran selbliesst sich (11. Kapitel) cine Betruelitung, betreffend,,1iltere and neuere PhIantasieen fiber Natur und Heilkn-iifte der Koloquinthe." Itzs 12. KIapitel endliei gibt die Koloqjuinith-e.u-Iindicatioine n (mit Verweisung aufn dos I.- 9. Kapitel) nach allgemeinen i nd besondern Znsthnden und a bliesslici Aiidetungen iiber verivandtte Mittel, Antidote, Gabengrbsse und Wiederholung. - Den Nutzen dieser Bearbeitung bezeichnet Watzke selbst S. 1 4 7, weon er sagt:,,das dickleibige, unbeholfene, fornlose Moustrum der lioloq~inlthen-Indicatonen tier alten Sehclule, das fast alle Krankheiten umfiassle, ist durelr die phy-siologrisehen Pi-lffun-gen1 und die kritisehe Sichtung cdt-sý klinischen Materials zu cinem unansei-nlichen., aber, vic wir hoffen, w gllgestalttei, hilhngillieliC geCPsun11den und vielversprecheudcn Kindlein ein Neuero Ilearbeitungon der hor. Arzncimittellehre. 195 geschwunden. Die Koloquinthe ist tnter unsern Hiluden aus einem vernaehlassigten und veraehteten Polyclreste ein uneutbehrliehes Oligochrest geworden." In ganz aihnlieher Weise ist z. B. auch das Aconit von Gerstel (ebendas. 1. 2.), der Si/bersalpeter von MUller (II. 1.), die Tinja. occiden/alis von Mayrhofer (II. 2. 3.), die Bryonia. von Ziatarovich (11I. 1.), das dqppe/t chronisaure NAa/i von Arneth (III. 2. 3.) und das Ifochsa/z von Watzke (IV. I.) behandelt. Die Prldfung mid Bearbeitung des Letzteren fuilt allein ein gauzes Heft. Beim Aconit sind als ein besonderer Abschnitt Vergiftungen mit Aconit an Mensehen (Kap. 5.), sowic an Thieren (Kap. 6.) aufgefiihrt. Die Arznei-Symptome, die Hahnemann aus Versuelen an Kranken eutnommen, sind fair sich abgcbandelt. Die Arzneikrankheit ist in bestimmte Stadien getheilt. Bei cinigen dieser Priafungen ist das Ha h n em an n'shch Schema zur Vergleicihung beibehialten, oder wie bel Aconit und Bryonia am Schlusse beigefiigt, und es muss bei dem Stadium der H a hin c m a n n'sehcn Arzneimittellchrc zu grosser Berubigung gereichen, dass aus diesen Kacipriffungen (ganz besonders z. B.'bei den lctztgenanuten Mittein) eine merkwiirdige Uebereiustimmung der Wliener Ergebnisse mit den H a hin ecm anDn'schen erheilt. Alit cinem solehen Commentare, so genetischer Darstellung verselien,;vie in jenen Priifungen, 1st das bekanute Schema vollkommen verstandlich. Wllre jedes Mittel so monographisch und in dieser Weise bearbeitet, so vflrde es freilich grossen Zeitaufnrand erfordern die Quellen za studiren; allein die bier bcfolgte geschichtliche Eutwiekelung der Arzneikranklheit, die in den Tagebtiehern niedergeleglen Einzelnheiten, geben ein so volistAndiges und dem Gedaclitniss sich einpritgendes kiares Bild von der eharakteristischeni Wirkung der Arznei, dass die auf dieses Stadium vetwendete Zeit und Mfiibe sich reichuich belohut. - In.wiirdiger Weise sehliessen sich an diese Leistungen unscrer Literatur die gekrbnten Monographieenu tber AconitY von uRei (1858), tiber Digita/is von Butlr (1859) und Phosphor von Sorge (1862). Nenero Bearboitungen der homiiopathischen Arzneimittellehre. Nach diesen Angaben wird man es begreifen, was die Doppelgestalt der Hillfsbiieher bedingte und was die nenen Darstellungen der Materia medica bezweeken. Man will iiber das Gauze eine auf einen Ort beschrinkte Uebersieht geben und will die cinzelnen Mittel schuirfer und ktirzer eharakterisiren, das Zerrissene zu einem Einheitlichen verbinden. So entstanden die systematisehen Darstellungen der Arzneimittellcbre in den Repertorien. Bei denen der Kategorie Rilekert, Hartlaub und Trinks u. s. w. fund 130 1 Wj 1Neucre Bcarbcitungen der hor. Arzncimittdllchre. manl diese. Form der Auffassung nicht niithig, weil hier der sprachliche und sinnliche Chalrakter des MTittels aus den Urqnellen beibehalten war und der Leser selbst sich das Ganze dlureh Vergleichung aller der Stellen, wo das Mittel aufgefdhfrtv war, zusammenstellen konute. Dagegen versuchte Jahr mine solehe Darstellung in seinem Handbuche mit sprachlieher Abkiirzung, Hervorhebung tes nach seinem subjectiven Ermessen Priignanten und Charaktcristischen und in melr logiseher Aneinanderfilgun g des Zusammengeh &rifgen. Das Repertorium war mielhr ewie Zugabe. Spidter aber, wo Letzteres wIeiter ausgedchnt, selbststitndiger wNurde, musste auch die Arzneimittellehre ausfiihrlieher behandelt werden. Dies geschah in der franzdsischen Ausgabe, wo die klinisehe Verwendung der Angabe der MitteIwvirkung vorausging. Noch ausftihrilieher wurde die Abhandlung in den ersten beiden lIanden des Symptomencodex; nur ist es bier ein grosser Naebhtheil, dass die Klinik selbst mit in den Text aufgenommen worden ist, dass dies und die Anfbllrunng vieler Erseheinungen, die niclt rein physiologcisch sind, wenn sic auch dureb lbesondere Zeichen untersehieden werden, die Ansceha ung gder cigenfliehen Ph arniakodynaniik in physiologisclehn Sinne triibt, Pathologiscles und Therapeutisehes hineinmengt. Possart hat dieselbe Einfriehtung wiie.1aIr. Nur ist, wie wir oben sehon erwithut, die Darstellung mehr bedaeht gewe-sen das Path ogn omonisehe Ii ervorzuheben. Die gleehice Aufngabe, aiber ill mehr rationeller und objeetiver Form verfolyte das mehrerwiihnte Handbuch der hordopathisehen Arzneimittellebre von Dr. Aiphons Noack in Leipzigo uud Med.-R-iath C. F. T riiks in Dresden, nach den gcesamnmten Mlteren und bis auf die neueste Zelt herab genan revidirten Quellen der Pharmakodynamik und Therapie, dem gegnenwirtigeon Standpunktc der londi-opathie gemiiss bearbeitet, 1. Bd. Aeonioleni - IJteosol. Leipzig (bei Schumann) 1843. Die ersten Lieferungen erschicnen 1 841. Noack bearheitete his Eal. hatlydoiod. und iibersiedelte dann nacb Lyon. flierauf trat C1. Mtiller emn und bearheitete von Plitmibiw an (J. Bd. 1847 bei Weigel). Das Repertorium von Mliiler erschien als I11. Bd. IS48 bei Weigel. Von der trefflichen Einleitung von Trinks (dewu II. Bde. beigeoben) war bereits melirmals die Rede. Diese A rmneimittellehre hat das Verdienat cincr sehr fleissigren, af zahlreichern und ge'nianlem Quellenustudium, auch dcid ausserbhomiopathi sehen Literatur, beruhendlen Uebersieit der pathogrenetisehen Wiirkungcen der (alphialbetiseh-geordnieten) Arzneien, in deir Ilanptsahcb nach den H a h n e m a n n'sehen Unterabtheilungen, n ur nmlt nimehr passender Anreihunl g des lorgiseh Zusammencgehiirigen. Jedenm Artikel sind dlie, Quellen beigefidgt, dauinn folgen mit Ausseheidung alles nieht cigentlieb Physiologisehen die cinzelnen Wirkungen nachl den Rubriken: Allgrenlleines, T-i2laut, SeIla,7f, Fieber, Secle (Exaltationen, Depressionen, Misehungen, lA. des GCemlithls, B. ties Geistes', Kopf, Augen u. s. w. Die,,K ininkj" 198 Neuere Bearbeitungen der hom. Arzneimittellehre. sind, so ist doch einerseits so wenig Originelles und Kennzeichnendes in der Darstellung (das vorher genaunte Werk ist sehr reichlich benutzt), andererseits aber ist in der hdchst willkirlichen Auslassung vieler und sehr bedeutender physiologischer Momente, sobald sie dem Verfasser nicht in seine Toxikologie oder klinische Anwendung (woffir blosse Krankheitsnamen einstehen mfissen) passten, so viel Gefahr beim Gebrauche dieses Lehrbuchs vorhanden, dass wir im Interesse der Homaopathie und des sie Studirenden vor dieser,,Grundlage am Krankenbette" d'ringend warnen. Von dem achtungswerthen Streben nach physiologiseher Anordnung gelt 1-1. G. Schneider's Handbuch der reinen Pharmakodynamik, Magdeburg 1853, aus, von welchem leider! nur einige Lieferungen erschienen sind. Die Symp tom atologie ist unter folgenden Abtheilungen untergebracht: I. Symptome von Anomaliee des vegetativen Nervenlebens. A. In den Blutbildungsorganoe: 1) in den Verdauungsorganen; 2) im Respirationsapparat; 3) im Hautorgane; 4) in den Harnwerkzeugen. B. Sy m - ptome von Anomalieen im Blutgefitsssystem: a) Negative, b) Positive. C. Symptome von Anomalicen in der Geschlechtssph are. IL. Symptome von Anomalicen des psychisehen Nervenlebens: A. der centripetalen psychischen Nerventhiitigkeit. 1) Gemeingefflhissymptome. 1. Leibliche; 2. Seelische, Gemtithssymptome. 2) Gefiilssymptorne. 3) Geschmackssymptome. 4) Geruclissymptome. 5) Gehbrsyniptome. 6) Gesichtssymptome. B. d e r centrifugaloen, p s yc his cli en Nerventhittigkeit. B. Symptomer von Anomalicen der psychischen Gehirnthiitigkeit. III. Symptome von Anomalicen des Schlafes. Dann folgt die Diag nose der Arzneikrankheit nach 1. Charakter, IL. lauptformen, III. Eigenheitliches der Symptome. MIisscn wir auch anerkeanen, dass die obige Eintheilung so gehalten ist, dass sie frei von alien Theorieen fitr jede Zeit physiologischer Auffassung gelten kann, so ist doch eben damit nichts weiter gewonuen als eine Eintheilung, eine Unterbringung der Hah nema nn'schen Symptome unter einzelne, wenig sagende, oft unklare Rubriken (wie z. B. die Trennung in positir uad negativ), die noch dazu den Naclitheil haben, dass sic die organisele Einheit oft zerreissen, indem z. B. die Schmerzen in den Verdauungsorganen unter dem Gefhiflssiun abgcehandelt werden, withrend das Functionelle viele Seiten vorher unter den Anomalieen des vegetativen Nervenlebens Platz findet. Das Hahnemann'sche Schema gab doch wenigstens einen Anhalt durch das anatomische Band. Dies ist zerrissen und doch keine Physiologie dafOr cingetauscht worden. Es fehit die Gruppirung des Zusammrnengehdrigen, wodurch der Lernende sogleich an gewisse Krankheits 200 Beispiel zdir Vergleichung der versehiedenen der Prafung selbst vorliegen und Cs wird diese Art der Originaldarstellunig, Nvie dies sciou beim Arsenjik von Black ersiehtlieh ist, nur mit grosser Mahe und lifters gar niclit verwirklielit werden ktinnen. Auch Kurtz bat gelegentlich Proben einer praignanten ArzneimittelJearheitung (von Belladonna, Opium., Secale cormilum) gegeben.*) Anderer vereiuzelter Leistungen auf diesem Gebiete werden wir noch eweiter unten gedenken. Der Beweis ist hierdurchl kiar geliefert, 'vie dringend das Bedtirfniss nach einer Umgestaltung der homoopathischen Arzneimittel*1 Vgl. Zeitschrift fur hor. Kinik II. N. 7. 8. 10. 11. 12. Wirkungen der Puisatilla nach 1. 8. laiahnewamn, Hom6opathische Arznoimittellehre. 3. Aufi. Bd. II. 5. 298 f.. 33. Kopfweh, bei Bewegung der Augcen, tief in den Augenhijblen, als wenn die Stirn herausfallen wolite U. S. W. 34. Binseitiges KHopfweh, als wenn das Gehirn zerplatzen und die Augen aus dem Xopfe fallen wollten. 35. Kopf duumn, so dass ihr die Augen im Kopf Iieh thun. 53. Ju der Stirn, uber den Augenhuhlen, ein drUekender, den Kopf einnehnender Schmerz. 61. Thritnen des einen Auges mit ziehendem Kopfsehmerz. 64. Spannend ziehender Kopfsehmerz in der Stirne eber der Augenhlihle, der sich beim rAufriichten der Augen vernclrt (vergi. 33). 67. tIdier den Augen ain zusammenziehiender Kopfschnerz, welcher sich verseblimmert, wenn sie scharf worauf sicht. 87. Verengert die Pupillen anfinglich. Erweitert die Pupillen zuletzt. Erweiterto 1Iipillen (Rckt.). 90. Aufgedunsene Augen and Ernpfindungr daiin, IS wenn man sehielend whire. Er sicht die Gegenst-iUde doppelt (nach mehreren Stunden). nach 2. Noacki und Truvnks, Handbuch dec hom. Arzneirittellehre. 13d. II. S. 628. Fippern der Augenlider. Jueken und Brennen in den Augenlidern, Abends. Geschwulst und R ithe der Augrenlider Saur). Die Augenlider sind frtlh zusammengeklebt, T r o a k a n h e it der Augenlider, vorzUglich der oberen, hei Sehlafrigkait. Der Rand des unteran Augenlidas 1st entztndet und geschwollen und fruh tritt cine Thrane aus dam Auge. Anselwellung und Riithung der Auganlider mit Gesiehtsvardunkluncg (bei cinem nKnaban von Umrnuhren. des Saftas. Bergius). Bin Oarstankorn am Auganlide and Entzundung des Weissan im Auge, 202 Beispiel zur Vergleichung der vorsehiedenen Wirkungen der Pulsatilla nach 1. S. IIahnemann. Verdunkelung des Gesielits mit Brecherliehkeit und Gesiehtsbhtsse. Schwindclige Verdunkelung des Gesiehts nach dem Sitzen, wean man aufreclt steht und zu gehen anfiingt (n. 2 4 St.). Verdusterung des Gesiclts, wic ein Nebel vor den Augen, wcnn man vom Sitzen aufstelt und geht (n 2 4 St.). 95. Trubsiebtig %vie ein Nebel vor den Augen (llbg. a. a. 0.). Bleichsicltigeit (St.). Gesielstsverdunakclug vom Danste (Saur bei Bergius. Mat. m. S. 517). Fruli beim Aufstehen aus dem Bette ist es ihm, so fanster vor den Augen. JKuri daucrnde Gesiehtsverdunkelung. 100. Griissere Scharfsichtigkeit in der Ferne (Aam. IIejiwirkuag naeh ciner gr. Gabe). Binigce Tage hindrchb wiederkelrende Gesichtsverdunkeluag. Das Gesicht und Gehior vergelien ibm, bei ziehondens Kopfwveh and einer Empfindung von Sehwere and Kriebcln ins Cdehirn; Iderauf Frost. (Fllini-nemn vor den Augen.) Sic sicit feurige Kreisc 'or den Augrcn, die sich immer meir erweitern und griisser werden gegen Mittagr (geSgen Ahead hbrt es auf). 105. Die FhlammII eincs LieBtes denebtet ihm wNie mit cinem sternartigen Schein tigeben. Beim Schatteln des Kopfes stiehts im linken Auge and es komast cine Thrune Ieraus. Das cine oder das andere Auge leidet steeheade Sebmerzen, fast ohne Eatztinduag des Weissen, und knis nicit in die Flannic seen; er kann die Augeislider aur wenig aufiunchen (n. 3 St.). Kopfdweh zog bis in's recite Auge, Cs drtiekte in demselben und es kain cine Thrsne heraus. ]{opfweh zog bomab bis in die Augon, dass sie ihc n wels thiaten, Abeads. 110. Ira Weissen des Augres, nabe an der Hornhnut ci cantzlundetes) rothes Fleekehen (n. 30 St.) Der Rand des untern Augealides ist eantziidet nach 2. lNoack und Trinks. bald in denc einen, bald in dem andern Winkel, mit ziehead spannendem Schmerze darin bei Bewegung dCe Gesiehtsmaskeln und mit geschwtirigen Nasenlbjehern. -I innern Aigeawinkel JTuk - ken. Abends nach dem Reiben druckend foinstechend. Schimerz. Die innern Augrenwinkel frub wie mit Eiter verkicistert. Beissender Sebmerz im inncrn Augonwinkel, als wenn er wund w~re. DrUckendcr Schmer ira innern Augenwinkel. - Troe ken heit der Augen and hruh cine Empfindung, als wenn ein fremder EIKQrper darin drmfltc; Troekenheit des reciten Auges a. En pfsadung, als wenn es Vom ScSleicr verdunkelt.wurde, Abeads. - Thria eon d r Augen, T i efi u gig k ecit (Stark) in der freien kalten Luft, ins Winde. PupilLen anfocaglich verengct, zuletzt erweitert (Rock.). Aufgeduasene Augen und Empfindung darin, als wenn man sehielend ware. Im W1"eissen des Auges, nahe an der Hornhant cia (entatldetes) rothos Filckchen. - K o pf w e h bis insAuge hcrab, Abends. -- Jhcken in den Augen; des Augapfels im aussern Winkel, Abends; frub siad die Augenlider wic mit Biter zusammen Bearbeitangen der horn. Araneimittellebre. naigricans auf die Augen. 203 nach 3b. J a li r. heit der Augen and Lider. - Thriinen der Augren in freier, kalter Luft. Triefende Augen. - Z u s cli w Ui r e n 4cr Augen. - Thritnenfistel. - Verdunkelung 4cr Horuhaut. - Verengerte Pupillen. - Oeftere 5Terdunke lung der Au gen. - Bleiehsichtigkeit. - 'Vergehen des Gesiebtes. - TriLbsichtigkeit, die sumn Wisehen in den Augen n i.thigt, besonders frith nach dem Erwnchen, nach dem Mittagssehlafe und Abends. - Kurz sichtigke it. - Doppeitsehen. Aung eli e n - der schwarzer and grauer Staar. - Feurige Xreise ror den Augen. Liclitseheu. - Naclits Bhindlicit. 3e. 3 a Ii rI S y m p t a m o n a a d e x. S. 406. Zu den in den frtiheren Angaben befindliehen Aufzeieh-iungen sind hier neu hinsugekornien, oder genauer auf-.gefulirt: Abendliclier Selimers ram IKopf lierabzieliend, *jDrueken in den Augen: in r. bei Web ram Kopf herabsiehend and mit Ausfiuss einer Tbyine, - im 1.; im innern Win - kel; wie Yon Hitze in den Augen, b r e n n e n d e s, bes. frtxb uind Abends; oder als witre cm Hutrehen im Auge, *w i e -von S a nd, besonders auch bei jedem Lesen wiederkeliTend. *Steclien in den Augen - beita Schuttein,des Xopfes, mit Ausfiuss einer Thrutne; Thei Licite and im Sonnensehein bes.; irn cinen oder andern Auge mit Unertriighiebkeit der Lielitfiamme and Mugliclikeit die Augen nurwenig zu Mffen. - In c ken in den Augeon in den innern Winkein, wie -von heilendem Geschiwure, A b e n d s nach Sonnenuntergaug, mit drtickendem Stichein nach Reiben; im ilussern Winkel Abends, mit Verklebt nach 5. Schneider. a) Positive. P upillcii-Vercngcrunga anifdngiic/u, Erweiteruuig zu-leizi. Doppchtschcn der Gegenstzitde. Schielen, Geftihi ale time er's. Scharfsiehtigkcit, grdssere, in d. iFern-e (Presbyropie). Lichtscheu, kaun den Schein des Liebtes. nielit vertragren, und Sclmin'ee d. Kopfes. (Flirnuern vor den Augen). Krcisc, feurige, vor den Augen, die sich imuner rnehr erweiterten; gegen Mfi/tag (g. Abend hO~rts ant'). Schein, sternartiger, urn die Lielitfiamme. JBearbeitnngen der horn. Arzneimitt~ellehre. nigiicans auf die Augen. 205 nach 3 c. J a lir. heit der Lider gegen Morgen; stechendes, zum Kratzen, Brennen u. Jueken in den Augen, zum Kratzen und Reiben; juekendes Fressen und. Brennen in den Lidlern, Abesids; beissender Wundschmerz im inn. Winkel Abends.-Entzun dung dcr Augen (s. o.) audi nacli unterdrnoktem Tripper; m i t s ta rk e m Th r iin en u. s. w. (s. o.) Entzundung der Meibomisohen Dr nsen, entztindctes, ro thes Fieckehen im Weissen, nahe an dcerIlornhaut; e rs tenak or a (s. o.) mit Entsfndung des Weissen im Auge, bald im einen odor andern Wiiukel: mit gresciwurigren Nasenlbchern. - *r oek enahe it d er A u g-e n;- mit Drucken darin wie von fremdem Kuirper, frtlh; des r. Augres, Abends; suit Trflbsichtigrkeit wic von anhiingendein Sohleime; d e r L i d e r, besonders nach weinh or sohuitfrig ist. - *Th raUn cn d. A. *i n f r e ier L uflt; - audi mit Trubsichtigrkeit, *jn kicter Luft; - irn Winde; T rie fit ug igck e it; scharfe boissende, wundfrcssende Thritnen. Morgrendliohe Verkiebticit der Lider, oder der inn. Wink-el. Fippern der Lider. - A ufge - d u n s e n li e i t d e r A. mit Empfindung, als sehiele man. - P ua p ill e, erst vereugert, sp~iter erweitert. - T r ti b - sichtigk cit (s. oh.) besonders audi beim Aufstehen vow Sitze und Gehess; beim Warsuwerden dureli Iewegaung; - finster vro den A. fviii, beim Aufstehcn. - Vecr - dankel ung des Gesiclits (s. ob.), sehwindolige,1 b. Aufrechtstehen und Anfang des Gehens, naeh Sitzen; in 6fteren Anfifllen. - 5Naohtblindhoi t. F I i m am er in an den A. F e uarigce K roci s e s. oben, gegen Mittag, vergelien Abends; sternartiger Schein urn die Liehtflamnme. Anrn. Die Zeichen * und () sind oben heroics erkliirt. Der Strich - vre den Symptomen bebt die WiVrkung des vorhergehenden Z eIci ohensa wiedersaCr. nacis 5. Schneider. b) Negrative Pupillenerweiterung. Dleiehsichtigrkcit. Tri"ibsichligrkeit, vie Nebel v. d. Aiigen. - WCUJ1 man VOfl Sitze aafsteld, - binde)- freien Luff mA Thraiien der Augen.Verdunkelung der Augfen kurzdauernde. - cinige Tage kinidurchiv nederkekr-ende. - frit br him Aufsicen taus dent Belle. - schwiudllgc, nacli dciii Si/zen, n'citnman aufrechi stcehl u. zu ge/am an'dnigl. 206 JBeispiel zur Vergicichung der versehiedenent Wirkungen der PulsatUiia nach S.. Hahn emann. Abends, unac Sonnonuntergang, Jucken in den innern Augenwinkein, wie wena cmn Geseliwlr heilen will; nach dent Reihen entsteht eim druckend feinstechender Schmerz. In den Augenein Brennen und Jucken, wvelehes zum Krntzen und. Reiben n~ithigt. Juckendes Stechon in den Augen, weiches zum Kratzen niithigrt (n. 24 St.). Jucken in den Aug en. 130. Jileken des Augapfels iPu iussern Winkel, Abeuds; fruh sind. die Augenlider wie mit Liter zusanimengekiebt (n. 8 St.). Der innere Augenwinkel filth wie mit Liter verkicistert. Die Augrenlider sind fruit zusamnmeugeklebt. Jueken (Fressen) und Breunen in den Augenlidern, Abends. Ira innernl Augenwvinkel emn beissender Schnierz nach 2. Noack und Trinks.. a. Gesiehtsbliisse; seliwindlige,. nach dem Sitzen, beini AofstehnL und Gehen; fruit beim Aufstehn aus dem Biette; wie von eineni Nebel; einigre Tage hiudurek wiederkehx-end. Vergehen des Gesiehts und Gehuirs, bei ziehendem Kopfweh und einer Empfindung von Sehwere u. Kriebeln ini Gehirn, hierauf Frost. Tralbsiehtig~keit, nebliclite (Hit.). Bleichsicbtig~keit (St.) Gruiss. S charfsichtigkeit in der Ferne.Doppeltsehen. (Fliturern vor den Augen.j - Fenrige Ixreise vor den Augren, die sich immer melir erweitern, gegren. Mittagr. DieFlamme cines Liehtes scheint wie mit einem sterulartigen Schein unicgeben. Ann. der YaCr. Das in der Pal-- satilia aefgcfandene Anemonin soll inch Pfaff tine specifisehe Wirkanig auf die Nervexi des Auges qusiibcn, die sich dureb bolirendo and schacidende Schmcrzen in denseiben en erkenneii gibi. und tas u'enn er wund. ware (n. 8 St.). 1:35. In der frcien, kalten Luft Augen. *) In der frelen kalten Luft wird es den Augen and sic thritnen. lBeim Winde inufe~n die Augren (.10 St.). Triefhagcighkeit. Fippern der Augenlider. thrcanen die ihr trilbe vor yol \Vnsser *)Am. Hahnemann Is. 135, 136. i37. Diese Wiisserigkeit der Augen buidet cinen Weebseizastand mit 115, u18. Wenon es auch uieiht gerade aus diesem Beispiel erhelit, so wvird doch vmine nahere Vergricicilungr der Quellen mit diesen Ausztigen und Bearheitulngen lo~hreii, dass sic, solbst die glflcklieliste. Ldsung ihirer Aufgabe vorausgesetzt5 humor -koinen voulst.iindigren Ersatz fuir jene gewahren, und dass das cigent-- Tihew Studium der Quellen, inshesondere der Halin e inan n'sehen Arzneinuittelleliro Niemandem orspart werden kaun, der cine griUndliehe Keuntuiss beauspruehen w-ill. Selir riclitig- sagt C. Hering (Arch. XVII. I. 8. 88): Bearbeitungen der hor. Araneimittellehre. nigricaus auf die Augen. 207 nach 4. Possart, Obarakteristik der bon. Arzneien. S. 520. In den Augen: *Drtcken im r. bei Weh vom Kopfe herabziehend und mit Ausfiuss ciner Thriine; *w i e v o n Sand; *Stechen, 0bei Liehte und im Sonnenschein bes.; Brennen und Jueken zum Krntzen und Reiben. - *E n tz tindung d. Augen, Obes. auch nach Erkiltung, oder nach unterdrucktem Tripper, bei Neugebornen, b ei Scrofuitisen, bei Gichtisehen; Omit starkem Thrinen und vieler Sehleimabsonderung; Omit Ri~lie der Bindehaut; "*Entzllndung d. tidrilnder,auchrnitGeschwulst; Eatzundung der Meibomisohen Drusen; tRijthe und Geseiwulist d. tider; *Gersteakorn am tide; OTriehiasis am oberna ide. 0llellgraue Verdunkelung d. Krystalllinse (grauer Staur). - Truckenheit der Augen. - *Thninen der Augen, in freler tuft; *in kalter tuft; 0scharfe, beissende, wundfrossende Thninen. - Morgeudliehe Verklebtheit der Lider oder den innern Winkel. - "*Tr u b sic hiti g k eit; 'beim Warmwerdea dureli Bewegung. - Verdunkelung d. Gesichts; in Oifteren Anfillen. - OAngehende Amaunose; 'Nachtblindheit; OXurzsichtigkeit. - Vor den Augen: *feunige Kneise; sternartiger Sehein urn die Lichtfiamme. nach 5. Schneider. - mit Brecherliclkeit und Gesicltsbl1iss e. - des reclten Auges, wie von cinemn ahwisclbaren Schicime u. Trekkenhei t d. Auge s, Abends. Vergehcii des G e - siehts und des Gelih r s bei ziebendem Kopfweh und Schwere u. Kriebemn im GOhirn; liCrauif F r o s t.,,Wer sich an Anderer Erfairungen halt und durch Repertorien sehnell sowohlN bei einzelnen Wablen zur Entscheidung kommen will, als itherhaupt zu aligemein entscieidcnden Ansiciten fiber die Mittel, der bleilt in steter Abhiangigkeit und dreit sich nur in dein Kreisen, die Andere vor-geselrieben haben. In cinem andern Lande, bei andern Sitten und andern Zeiten mit verachiedenen Krankheitscharaktercn, ja sellst in einzelnen Epidemien wird er hUlflos dastelien, die Tascien youl Papiergeld, was di nicits gilt, die 20S 8Nothiwendigkeit des Quellenstudixms. 1-jnide leer. WAlem nur die cigenen Erfabrungen cine Mlittelkenntniss v7erscb:iffen sollen, der bekommt auch nur chic sehr besehrinktc; unvoilkommen in Bezug auf einzelne Mittel, wenn sichi zufrdlig dieses oder jenes Zeiclien als cin besonders richtigcs eingeprtigt hat, weil dann die tibrigen selten oder nie beachtet werden; uiivollkommen endlieb in Bezug auf unsern ganzen Mittelseblatz, weil in dessen Kenntniss viele grosse Liicken bleiben miisscn, cin kleiner Kreis Lieblingsmittel sichl bilden wird, lauter solche, von denen man etwas Aligemeines, etwas Entseheidendes, Wahlbestimniendes weiss oder zu whissen wilihnt." Weumn anch die Bearbeitung wirklich den Vorzug der Uebcrsichtlichikeit, gewiihrt, so gcht darin nur zu oft der ursprtingliche CEtarankter, das eigentliimliche Geprage der Beobachtung und die individuelle Originaliuft, sowic die rein objective, von aller Reflexion und subjeetiiven Verarlbeitung freic Auffassung verloren, die wir als Vorziige der I-Ialnem anln'schen Pharmakodynamik rubfinmen. Das bezwecktc auch Hahneman n cigenitlicl, als er irlos seine Symptomenverzeichnisse der iirztliehen Welt ilbermgab. Daher scin Schema, weiches fuir die Localisirung, fuir die anatomisehe Grundlage den weitesten Spielraum lasst, aber allerdings das organlisb Verbundene oft zerreisst. Daber in den ersten Zeiten wenigstens die absichtliche Eutfernung des pathologisehen, noch miehr des huinisehen Maferials; daher die specielle Aufflibrmung aller einzelnen Wnmhrncheimungen, eigner wie. frenmder. Nackt und a lh, nnr selten mit cinem praktiseh erhi.uternden Vorwvort verselhen, wie bci der BelladNonna, bei Opium, China, Walux, P/lsat. und reichlicher nur bei den sogenann ten antipsorisehen Arzneien, sehickt I-I ali ein ann die Arzneimittclwirknngen hinans in die Oeffentlichikeit, Jedem celibst (lie Bearbeitung, die Verwyendung tiberlassend und gleichsam nur eine Masse positiven Jnhailts als Basis anfstellend. - Das zwringt uns zu tieferem Studium, zn innerer Durchdringlnng des Materials nnabweisbar. Diese ist iiothwcii dig,Neil ein grosser Theil der Erfahrunmen fiber Arzlneiwvirknngc-n ncrh in( der alten H ali nem ann'schien Weise aufbewahrt ist. Aber aucli ohue diesen Grund wiirden wir zur selbststan digen Bearbcituna der Arzneimittcithlteh i a ii n en an n's rathen, selbst wcnn cine nene Pharmakodynamnik diese entbehirlich zu machen schiene. Die Erf-abrung lchrt uns, duass nr, -wemn wir selbst die Scllwierig-keiteu eines solehen Commentars, ciner solchen Umlackerung, Pflfigung dieses steinigen Feldes tiberwinden, wir ins em, ilVerstitdniiss fiber die cigentlichen und charalkteristisehen W5irkungen tier cilzehllenll Mittel eriiflnen und in den Gpist der Mittel cindringen kdnnen. Wit, tdeses zu n wctvrkstclligen ist, soil in Folgendeni gezeigt werden. Nothwendigkeit des Quellenstudiunis. 209 III. Regeln ffir das Studium der Pharmakodynamik. a) In formeller Hinsicit. 1) Der letzte Zweck des Studiums der Arzneimittellehre bleibt immer die Kenutniss der Heilwirkungen end die praktische Anwendung der Arzneimittel in den geeigneten Fallen. Der angehende Homlopath wird mit einer gewissen Entsagung vabrnehnmen mntssen, dass bei uns nilict wie in der AZateria medica der Allopatlien der Weg zur Erkenntniss derselben ein so breiter und offenstehender ist. Uns felilt der eigentliche Grundtext jener Arzneimittellehre, weleher in den klinisehen Anweisungen ff1r die Anwendung in speciellen Krankheitsformen bestelit. Wir werden diese Kenntniss erst dureb ein milie- und kunstvolles Selbststudium erlangen und zwar auf eine doppelte Weise: a) indem wir, auf die klinische Anwendbarkeit bestimmter Arzneien hingewiesen, uns des Grundes durch das Studium des pharmakodynamischen Charakters des Arzneimittels vergewissern, und p') indem wir aus den allgemeinen physiologischen Wirkungen die speciel]len Au z ei g e n fur Krankheitsfalle uns selbst 11 er a u. s$c o n s t r u i - ren. Beide Methoden mtissen mit einander verbunden werden. Ersteres geschiebt, indem wir durch Repertorien beim Nachsehlagen im besondern Falle, der uns eben vorliegt, auf dies oder jenes Mittel verwiesen werden, oder durch das Studium der speciellen Therapie; Letzteres, indem wir regelmAssig ein Mittel nach dem andern, ohne durch ein besonderes Bediirfniss des Einzelfalles darauf hingewiesen zu scin, also rein pharmakodynamiseb, studiren.. Jedenfalls aber muss das Studium der speciellen Therapie Hand in Hand mit dem der Araneimittellebre gehee. Ehe wir daher praktisch die Homulopathie in weiterer Ausdehnuiig betreiben kunnen, mtissen wir gleichzeitig beide Studien verkniipft haben. Es gestlileht dies am Besten so, dass wir mit dem Lesen soldher Krankengescbichten beginnen, welche die therapeutischen Auzeigen markirt enthalten. Namentlich empfehlen wir in dieser Binsiehit die ersten Bitnde des homilop. Archivs, wo sich die Heilungen von Gross, 1lartmaun, Hartlaub, Haubold, Schubert, Aegidi, Wislicenus, Stapf, M. Mtiller u. A. sehr zu diesem Zwecke eignen. Mulgen auch viele Heilhigen Naturbeilungen sein; - mag der neuere Standpunkt der Pathologic Vieles darin vermissen Jassen: so haben sie, wie gesagt, das Verdienst, datss die Krankheitsbilder gut angegeben, die Anzeigen zur Wail des Heilmittels deutlich ausgesproelien sind. Auch die Hygea, Thorer's praktisehe Beitrilge, die Zeitselrift fur iom. IImRSCH L., llniiopathle. 1-1 Rergein fur ras Studium der Pharrnakodynan-ik. 211. wenn man sich nicht vorher cin Bild von der Totaiwirkung gemacbt hat, and auf diese muss immer das Euuzelne bezogen werden. Es ist niclt leicht sich ein soiches Charaktergeniiilde zu schaffen; aber bei grosser Aufmerksankeit und namentlich in Verbindung mit dem klinischen Stadium, wie wir es oben bezeicinet hahen, gelingt es doch nach und nach mehrerer Mlerkmale habbaft za werden. Nimmt man nun, wenn man dem Gediichtniss das Wichtigste eingcpragt hat, cin anderes Mittel vor und vcrfiihrt mit diesen in gleicher Weise,. so zeigen sich bald die feineren Untersehiede, ja man vird erst dnrch Vergleichung zwcier Mittel, sic scien verwandt oder nicht, auf das Charakteristische jedes Einzeluen aufmnerksarn. Manches wiederholt sich, Anderes sielt anders aus. Man lenit verglcichen, man sielt physiologisehe Interschiedc, verschiedene klinische Anzeigen; die. Ther-apie verwcist auch hier auf andere Krankheitsformen. In dieser Weise -wird auch in den selbststandigen Studium der Arzncimittcllehre die gleichzeitige Befolgung des synthetisehen und analytisehen Weges von grossem Nutzen sein. - Ein Zwiespalt Nvird keincswcgs durch das Betreiben der beiden Studienarten herbeigeftihrt; im Gegentheil untersttitzt cine die andere, laufen beide auf denselben Zwcck hinaus and gewitirt die cine Methode immer eine ermanterade Abwechselung ffir die anderc; das ermUldeude Stadium der Arzneimittcllehrc inshesondere wNird dadurchi auf cine eben so ntitzlichc als angenehme Weise variirt. 2) Es ist darchaus schidlich, mclr als ein Mittel aaf einmal u bearehitea. Wean wir so eben die klinischen Stadien empfohlen und dabei ein Vergleichcn dcr versehiedenen Mittel wegen bestimmtcr Anzeigen angepriesen haben, so bezweckten wir dndurch besonders das Einhcimischwerden. Anders aber verlifit es sich bci dci tiefern und productiven Studium der eigentlichen Pharmakodynamik, weiches uns dnzu fibren soll, ans cine klare and durchdringendc Ansehauung von dem Gesammtcharakter des Mittels sclbst za eutwerfen. Ehe wir uicht das Mittel ganz erforscht haben, werden wir diesen udict kennen lennen, und ehe win nicht eine grdssere Anzahil solcher Mittel auf gleici sorgfiltige Weise selbst fiir unser Wissen zurecit gemacit haben, werden wir auch nur auf der Oberflulche biciben, wird anser Wissen Stlickwerk sein. Die Verftlirung ist gross gleichzeitig mebrere Mittel za bearbeiten, um die Erkenntuiss zu bescilennigen. Hierin licgt ciac grosse Gefahr. Die Beacrbeitung jedes einzelnen Mittels muss crst volistitudig sein, ehe wir weiter gehen k6nnen, d. h. sic darf weder durch einen frenden Eindruck gestdrt werden, nocl auf halbem Wege stehen bleiben. Vermeiden win diese Gefalir niclt, so berciten wir uns Verwirraisse and Halbheiten and Letztere filiren in der -Iomo-ol pathic zur viailigen Nichtigkeit der Kenatnisse meir noch als anderswro. Alles dies liegt in dem Grnndsatz, dass jedes Heiliittel als cia selbst14 * 9.04 22Iegein far das Studium der Pliarmnakudynamik. ati ndiges In dividuum zu netrachten sei. Wir kdnnen also nur durch cine migliclist volistaindige Erkenutniss ciner jeden Lndividualititt uns die W'issensetaft des Gauzen erleiehtern und ermitglichen. (Die in der franz6s. Ausgate von.1 abr empfotleue Studienmethode (T. I. p. XXXI.) miissen wir aus den angreffitlrtcn ODGrinden ganzlich veirwerfeun.) 3) Es geniigt, niclit, cin Mittel bIos einmal durclizulesen und durchazuartbeiten, soudern es 1st bei der eigenthiimlichen Natur unserer IleilmitteIlehcre das 6jftece WAiederholen des Studiums eines und desselben Mitt e 1 a v o a Nuii t hi c a. Wir werden gut thun, so oft wir aufangs in den praktisclhen Athiandlungen, KaKnkengeschicbten u. a. w. auf ein Mittel atossen, uns immer von Neutem an der Quelle von den Wirkungen desselben zu niberzeugen. Es 1st aber auch in der That das 6ftere Durebstudiren cines und desselben AI Nittels walrhaft lolnend. Beim ersten Antlick nuimlici erhalten wir cine Mlenge Angcaben, mit denen wir niclts anzufaigen wiasen; Vieles ersehcint iins untedeutend, zufdllig, kicinlich, wenigstens otne tiefere Bedeutnug; tbei i6fterem Durcblesen seheu wjir doch hber unld da einen Zusammenhancr; es zeigen sich Wiederbolungen einer und derselben Erscheinung; Umstainde stellen sich bestimmter heraus, welche elnen Einfluss tiben und so kommt etwas Stetigres in die Symptome, was achon auf elnen Charakter deutet; Vereinzeltes gruppirt sich teaser, es zieht aich ein gewisser Faden durch die anatomisehen, pbysiologischen Momente; aus den besonderen cutwickeln sicl aligemeine Kenuzeichen, das Unbedeutende erhtilt Bedeutung, das Zufiillige erachebint ala notliwendig, das Eleinlicde vichtig. So lisst sich gerade. erat dvuret die Wiederholung des Studiums clues und deaselb~n Mitteis unterahebiden, was isolirt, zufiillig, und ohue tiefere Begriludung unter den Sympioruen dasteht. - Es bcaucht nicht ecst erwa-hut zu werden, dass tei den vielen Eiuzelheitea der Pr-fifungen auch der Geditchtniss durek djftere Wiederholurig clie wickliclie Unterstitznga zu Thell wird. 4) Man grewlline sich daran, das Studium der Arancimittelleli c niclit bios in receptiver, sondern audi in productiver Weise zu betreilen. Ich meine, es 1st niclt geniigend das Aufgctreiciinctc zu erleruen, demi Geddicltnisse eiuzuprigen, - das wird zu keinem Resulntat filiren, aelbst bei den besten Fiiliigkeitcn des Gedlchtnisses, well cas kcin Veratidinaniss des elgentlicli Brauclibaren bietet, - sondern Cs muss cine selbststtindig e Umarbeitung vorgenormen werden, der Lerucude muss aelbst aus dem todten iMaterial ein lebendiges Gauze achaffen. Es gcschbicht dies am Besten mit der Feder in der Hand in der unten niaher bczceiclineten Weise. Man verfabre schreibend, aber nicit indem man bios Ausiige macht, - dean mit Abkticzen allein 1st niclt gedient und Excerpircn hicsse bei dieser Beachaffenheit der cIateria medica niclit vie1 mctr als theliweiscs Copiren, - sondern inide man aschriftlieh zusammenstelit, Regeln fur das Studium der Pharmakodynamik. 213 combinirt und die durch Vergleichung, Reflexion und Induction gewonnenen Resultate in ein tibersichtliches Schema bringt. L-.-kl'- t 5 5) Sowohl der praktisehe Gebrauch, welcher uns zunichst auf einige der gebrituchlicheren Mittel hinweist, als der besondere Charakter derjenigen Mittel, welche sich zu Vergcleichungen unter einander am Besten eignen, oder mehr oder weniger leicht Anhattpunkte gewvihren, lisst es zweckmilssig erscheinen, dass beim Erlernen der einzelnen Mittel etwa nicht alphabetisch verfabren wird, sondern dass man sich, ohne etwa andere gerade dringend gebrauclite Mittel ausschliessen zu wollen, v or z ugsweise z un ia ch st mit den sogenannten Polychresten, d. h. den vielgebrauchten Mitteln beschiiftige, die auch zugleich am Vollstindigsten und am physiologisch Reinsten geprifft sind. Hieher gehldren: Aconitum, Belladonna, Bryonia, Iilercurius, Nux vomica, Pulsatilla; - Chlamomilla, Ignatia; - Cocculus, Rhus, Dulcamara, Arnica; - Phosphor, Acidum phosphoricum, China, Camphora, Arsenik, Carbo vegetabilis und animalis; - Sulphur, Lycopodium, Sepia, Calcarca carbonica, Silicea, Hepar sulphuris calcareum; - Ipecacuanha, Veratrum, Coffea, Hyoscyamus. In zweiter Reihe stehen (als Halbpolychreste): Koloquinthen, Opium, Stramonium, Cicuta, Staphysagria, Spigelia, Conium, Cina, Platina, Zincum; - Acidum nitricuin, Petroleum, Tliuja, Graphites, Baryta carbonica, Perrum; - Stannum, Aurum; - Kali carbonicum, Digitalis, Helleborus, Ledum, Cannabis, Canthariden; - Drosera, Jodium, Spongia; - Antimoniuni crudum et tartarisatum., Natrum muriaticum, Alagnesia muriatica. Eine dritte Reihe bilden folgende Mittel: Ammonium, Acidwn mariaticui, Acidum sulphuricum, Ifreosot, Crocus, Sabina, Secale cornutum; - Cuprum, Aloscehus, Valeriana, Nux moschata, Bismuihum, Asa, Angustura, Agaricus muscarius, Ambra, Anacardium, Capsicum; - iAgnus cas/us, Cle/natis, Colchicum, Squilla, Sassaparilla, Guajacum, Oleander, Rhododendron, Ru/a, Alezereum, Bovista, Borax, Alumen, Plumbum. - An diese Mittel werden sich dann die tibrigen um so bequemer anschliessen lassen, als die meist chronisehen Fitlle, bei denen Letztere in Gebrauch kommen, das Studium mit grtsserer Musse gestatten. Feierlich verwahren wir uns aber hier vor der Meinung, als ob durch jene Aufstellung irgend einem Mittel ein Vorzug eingeriiumt werden oder zu aussehliesslicher Begilustigung derselben in der Praxis gerathen werden solle. Jedes Mittel ist vielmeinr das beste und bedeutendste, wenn es passt und man wird sehr sehlecht fahren, wenn man sich in einem engen Kreise der vielleicit gerade genauer gekannten Mittel bewegen oder sich an gewisse Lieblinge halten wollte. Die Praxis des Arztes ist ilberdies eine so vielfach gestaltete, dass gerade in den ersten Zeiten schon FAlle vorkommen kdnnen, wo die weniger gaugharen eRgeln fur das Studium. der Pharmakodynamik. 215 Merkmalen, die man unter cinander erst bei den eintzelnen Theilen, Kopf, Brust u. s. w. und dann in der Gesammtheit za vergleichen hat, ersielt man nieht bios die Organe und die einzelnen Systeme, auf welche ein Mittel wirkt, sondern wird auch bei tieferem Eingehien die tiberwiegenden histologisehen und aligemeinen elementaren Verhiltnisse kennen lernen, zu denen ein Mittel besondere Verwandtsehaft bat. Hierdurch ist wieder fdlr den pathologisehen Process und dessen Qualitfit viel gewonnen. So z. B. fahren bei gelii"riger Beachtung der Aitiologisehen Momente, des aligereinen Charakters und der besondern Erseheinungen Affectionen der Drilsen leicht auf Scrofulosis, der SchblimbAute auf Katarrhe, der fibrdsen Huiite auf Rheumatismus u. s. w. Verbindungen zwischen den ciuzelnen anatomisehen Theilen und physiologisehen Functionen werden uns auf die Erseheinungen der einen von der andern aus ftihren, z. B. Affectionen der Pleura auf das Peritonaeum, Herz- und Lungenafl'ectionen auf Leber- und Nierenleiden u. s. w., die der Haut auf die Nieren, die derflHa nabsonderung auf die serbseu Haute (bei Hydrops z. B.). Viele Gemtithszustiide leiten auf Ierz-, Brnst-, Unterleibstibel; Stimmungen und Temperamentsa-usserungen auf Verdauungs-, Leberleiden u. s. w. Die gleiehmiissigen Zustlnde stelle man ir Geiste zusammen, z. B. die Congestiverseheinungen, die Entztindungen der versehiedenen Theile. Durci cine Vergleichung der Symptome werden sich zuerst unwillkikrlich Krankheitsbilder gestalten, weiche bei aller Abweibung von den bisher gekannten Formen doch an bestimmte Zustande eninnern, die unter gewissen nosologisehen Bezeichnungen gang und gabe sind. Wir erinnern z. B. an die Magenkramapfbilder von NAux, Ignatia, Cocculus. Doch darf man niclt bei der Zusammenstellhng der einen besondern Theile, wie eben dem rKopfe, Magen n. s. v. zufallenden Erselteinungen stehen bleiben, sondern muss die Vergleichung und Gruppirung weiter ausdehnen und z. B. die Rtiekensymptome mit den Gliedersymptomen, die Mlundsymptome mit denen des Magens vergleichen, urn das prima-re, secundare, idiopathisehe oder sympathisehe Verhaitniss Beider kennen zu lernen. So xvie uns die Fiebersymptome, die nervdbsen Erseheinungen, der Selilaf, die Magen- und Unterleibssymptome, das Krafteverhal"tniss, das Blutleiden, auf die Erkeuntniss elnes Typhus bei den Kranken ftihren, eben so mllssen.win bei deni Arsenik z. B. die betreffenden einzelnen Gruppen zun Diagnose einer entsprechenden Arzneiknankheit vereinigen. Es bilden sich auf diese Weise Arzneikrankheitsformen, welehe eine ganz nege klinische Casuistik gewiihren. Vergleicht man nun die bei diesen versehiedenen Symptomengruppen vorherrschenden Einzelheiten und denen gemeinschaftliehen Charakter, so ergibt sich anch leiet ein bestimmtes ailgemein-pathologisehes Moment, z. B. der congestive (harakter eines M Aittels, den vorwiegend nerviise Antheil, die uiber-wiegende Keigung za Colliquationen, Blutzersetzungen u. dgl. Aus dieser 216 I 21Regen fur das Studium der Pharmakodynarnik. Charaktcr machen wir dann wieder cinen Riieksehluss auf die Krankhcit. So z. B. werden Ve'aitrwn, lllausduztre mebr dem durch nervbse, Arsenik, Au1rwrn. dem dureb organisehe Grundlage bedingtcn Asthma, entsprcchcn. - Aus den psychisehen Zustanden entnchmcn wir Belege fdr den Reactionscharnkter, fir das 'Temperament, fuir das Gescblecht, ffir das Vorwiegen ciuzelner Functionen, hesonders 4cr Leher-, UntclreibsfIunctionen u. s. w. Geradee diese lassen such einen tiefen Blick in die innern Individualitaltsvclehititnisse dcr Arznei thun und geben fNr das Physische ei ergauzendes oder erlauterludes Bld. - Wichtig in derselben Beziehuug ist das bei 4cr Priifung vorwaltend ggewesene Krhftevcrhiltniss. Der sthcnischc oder asthienishe, crethisehe, torpide (larakter gibt bcdeutungsvolle Aufschlitsse. Eine hesondere Beachitnmng verdient 4erG Clarakter der Schmcrzen, da sic nicht allein Schhisse auf das anatomische Moment, sondern such auf den pathologisehien Process gcwiihrcn. Man beaebte deshaib den Ort, wo die Schmierzen vorkommen, neben der Art derselben. Wir haben gesehen, las gcwissc Arten den anatomisehen Theilen ebenso cntsprcchen, als den Krankhcbitsgrundlagcen. Das Zichen und Reissen kommt in den Muskeln, das Stechen in den scrdsen Hauten, das Schneidcn im Leib, das Drangen in Blase nod Mastdarm, das Dritcken hesonders im Kopfe, das Zwangen im ()Iwe, das Boliren in den Knoc.hen, 4cr Zcrschllagenheitsschmcrz in Muskein and (iclenken, 4cr Wundhcitssclimerz in den Capillaren, das Brcnnen in den Schlleimiin ten, dc r-usseril Haut, in den Adern (und Zellen?) vor. Die vrorw~riegende Art der Scbmerzcn muss daher besonders mit unter den allgemneinen Mcrkmalcn aufgezeichnct werden. IJierzn kommen nun noch die hesonderen Uinstinde, unter wvelclhen die Symptome hervortretn, vermchrt oder velrringert verd-e.n, die Zeit, Bewecgung, Luft, Wdrme, Druck, Einfluss der eiinzcllncn Th ittig iten, t vie des Essens, Trinkens, Stuhigangs u. s. w., wobei hbcir immner nichlt bios die cinwirkende Ursacbe dem Gediichtniss cingcpragt werden niuss, sondern zgleich das Symptom, was verschlimmcrt oder gehessert wvird. Diese Uwstii~nde fdbren uns wieder, vic wir gesehen haben, nut' die Aetiologie und den Krankheitsproccss. Der tinfluss der Tages- oder Nachltzcit anterscheide t nervdse, congestive und vegetative Uchel; die Verschlinuvivrung I drcrh fric Luft deutet oft auf rheumiatisehe Anlage, die Verscliunnerung nact d cm Essen anif Abhiingigkcit vom Magcn-Darmitract n. s. w. MAan hute sich dabei vor 4cr Annahme des Gegentheils. Ndimlieh dadnrch, dass cin Mittel viele Zeichen list, die schlimmer in Rube werden, folgt noch niclut, dass es durek Bewegnng Besserwerden crzengt und umgekchirt. So hat z. B. Dulcamar a viele Zeichen, weliche besser bei Bewegrung, aber sehr wealicr, welche schlimmer in der Ruhe werden. 1st such der phys-iologoisehe Grun4 ddaffr nicht Ulberall zu entnehmcn, so stehen dock Beispiele fur die Sclbstbcarbcitung der Arzneimittel. 217 gerade diese genannten Momente erfahrungsgemass im Zusammenbang mit einzelnen Krankbeitszustiinden, und wenn aueb dieser vorliuwfig niclit zu ermitteln 1st, so gewdibren sic immerhin so unterscheidende Kenuzeichen fuir die besondern Mittel, dass ihre Aufnahme unter die ailgemeinen Merkmale nicht unterlassen werden darf. Hat man durch diese Geistesoperation allmdlig die allgemein eharakteristischen, bei alien Besonderheiten v0rwiege niden Erscheinungen cines Arzncimittels crfasst und einen Einbliek in die besondere individualitat der betreflenden Arznei erlangt, so stelle man diesen plysiopathologisehen Charakter, als das Gemeinsame des Mittels, bezeichnend zusammen und gehe nun noch cinmal zu den Besonderheiten Oiber, die sich dann urn so bestimrter und in meir organischer Aneinandersehuliessung als specielle klinische Anzeigen heraussiellen verdeen. 1st auf diese Weise die Zusamnenstellung (Syntiese) und die Unterseheidung (Analyse) verbunden worden, so wird das Gedachtniss mit leiciterer Miihe Ailgemeines und Besonderes festhalten. IV. Beispielo fdr die Selbetbearboitung der Arzneimittel. Die lomdopatiisehe Literatur weist ausser den oben (S. 195 if.) erwitinten Darstdllungen der Arzneimittelleire von Noacek und Trinks, Scineider u. A. einige Bearbeitungen einzelncr Arzneimittel auf, welche von dern speciellen Zweek ausgingen, dem Anftinger diese Mlite zn erleicitern und urn den Weg zum Seibsistudium. zu balinen. F r. Hartmnann hat den Aconil, Bryonia, Mfrc-ur, Nux, Clamonmilla., Belladonna bearbeiter, Wurmb den Arsenik*), V. Meyer Aconit, Platina, Sepia"1) und Eidherr das Ve'cratr-um. ***) Der Erstere hatte nanentlich dabei bios die praktisehe Seite im Ange, die Anfstellung der Krankheitsformen, in denen die genannten Mittel zur Anwendung kommen milssen und gab iifters nur aphoristisehe Bemerkungen. Ganz vorzllgliel ist Wurmb's Bearbeitung des Arseniks, da sic nicht bios die einzelnen pathologisehen Data in specielister und vollstanidigster Weise analysirt, sondern diese auch so eng an die ") Ocstr. Z. f. Horn. L 3. S. 25. **m) Hor. Viertelj.-Schr. Ed. 1. I1. IV. ***) Zcitschr. f. h. KL. ld. X. 11 u. f. 218 Zweck und Ausfabrung dcr learbeitungen. physiologischen ansehliesst, dass sic nur als Ergiinzungen jener erscliinen. Der aligeneine und besondere Charakter des Mittels erhelit daraus glituzend und es wird so dern Anfinger ei kiarer Blick erdffnet. Aber es sind auch zugleich so interessante Folgerungen ffir das Ailgemeine, bei jedem andern Mittel zn gelrauchendC, darin, dass auch der Fortgeschrittene diesen Artikel mit Nutzen lesen wird. - Auch Mleyer hat das Vcrdienst grosser Klarheit und Urbarmachung dieses steinigen 3ebietes. W'as bei den ersten ziemlich locker behandelten Mittein (Aconit und Platina.) vermisst wurde, hlit er redlich in der letzten von gewonnener Sicherbeit zeugenden Bearbeitung der Sepeia gegeben, indem 1ier nicit bios eine klinische Unterbringung der Symptore, wie frufher, sondern auch cine allgemeine, tiefere, physiologisehe Charaktbristik vorliegt, der man den thefiwieisen Zvang der Einheit und das Hypothetisehe mancher Behauptungen gem verzeiht, ob des Zusammenhalts und der Vereinfachung, die dadurch in die monstr6se Vielheit der Sepia-Symrptome kormt. Eidherr arbeitete nach cinern von cinem Ungenanuten ((Zitschr. ffir hor. Ri. Bd. IX. 20) anfgestellten reclt gediegenen Plane. Im Folgdnden soil nun audi von mir der Versuch gemacht werden mit der Bearbeitung zweier Arzneimittel, der Briyonia a/ba und des B/hus oxicodendron. Doch wNeichen diese theils der Art und Weise niach, theils wegen ibrer Tendcnz von den genaunten Leistungen ab. Ich gehe nlimlich nicit wie diC eben erwahnten Schriftsteller von dem mit Rcelit bebaupteten Standpunkte eines Lebrers, eines bewussten Kenners des betreffenden Mittels aus, sondern indem diese Darstellungen dazu dienen sollen, die Art und WCise zu versiUnlichen, wie man die Selbstbearbcitung eines Arzueimittels vorznnehmen hat, setze ich einen Lernenden vorans und mieb selbst an die Stelle cines soichen, der nnbekannt mit dem Mlittel und dessen Bigenseh aften, ans dem vorhandenen Material erst gcnetiseh einen Begriff sick bilden und Keuntniss erwerben will und sich liaher rein objectiv za verhalten hat. Dieses bitte ich bei der BetracItung des Folgenden bestens zu bedenken. Die vorausgreschickiten Anweisungen und Regein ftir das Studiurn der Phiarmakodynamik wirerden so gewis,,sermaassen eine sin n ii c.ihe nnd biI d - Ii c lie Verwirkijclhung finden. Vorher mdgen aber noch ei-nge Andeutungen iber die NWege, die bier ciuzusclhiagen sind, gestattet werden. Die Darstellung auf dem Papiere, die in grosserer oder geringerer Atusdehnung immer ndthbigr ist, setzt vorans, dass man zuna-chst, veunn man an die Bearbeituhg eines Arzneimittels gelt, sich das Schema nach den cinzeinen Abscbnitteni cintheile, denn auch diese Milie ist in der IItahnlniie anii 'sehen Arzneimittellebre nicht genommen worden, ja diese Operation ist noch dadurci ersehwert, dass auch hier Zusammengebariges oft gcetrent wird. Man wird deshalb oft gen6thigt sei cine Umsteliung Zweck und Ausfulrung dioser Bearbeitungon. 219 vornehinon zu mtlssen. Man theile also nach HIahnemann's Absicht, withrend des Aufzeiebneus Kopf, Kopfbedeokung, Gesieht, Augen, Gehobr, Geruchsorgan, Lippen u. s. w., wvie wir es eben angeftihrt haben. fierdurcol erhilt man die grdbsten Umrisse der Gertliclkeit. Nun gibt es meines Eracltens zwei Wege, auf denon man vorschreitet: 1) indem man vom Einzelnen, Besondern, zum Ganzon, Aligemeinen fortgeht; 2) indem man vorn Aligemeinon zur Besondern gelangt. Den ersteren Weg babe ich bei der Bryonia, den zweiten bei nhus cingeschlagen. Beide Wege haben ilre Schwviorigkeiten, abor auch iHre Vorziige; der cine ist litnger, der andere kirzer; der cine setzt grdjsseren Scharfbliok voraus, der andere mehr UeBung, aber Beide fithren gleich sicher zurn Ziel. Der redliohe Etibrer zeigt Beide in ibren Nacohteilen und Xortheilen und tiberlisst es dem Wanderer solbst zu widllen. Ja er wird niebts dagegen baben, wenn Dieser, nachdem or beide geprfift, sioh fuir kiinftige Fiille einen besseren Pfad nach cigener Wahi aussucht. Die Art und Weise, wie B/ins bearbeitet wvorden ist, gibt mebr den Totaleindruck, kommt scion an slob durob die Nothwendigkeit eines Oftern Durchiesens dem Gedlichtniss zu tlfffe, eignet sich auich ffr die Vergleicbung mit andern Mittein und bringt die Symptome in cine gewisse innere Verbindung. Die Art der Bearbeitung der Br-yonia geit naturwissensobaiftlicher vom Individuellen zum Generellen fort, und zeigt die Vorzilge der Analyse, witirend in der Bearbeitung des B/ins die Syntbese tlberwicgt. In der orston Form wird die Doeutung des Details die ilauptsache sein, in der zweiten die Boberrschung dessohben. Darum mussto audi bei der Br-yonia - Bearbeitung das vollstitndige unverseirte Material der Habnoemann'schlen Prtifuing, nur mit Weglassung des ganz Identisoben, gegeben werden, musste ganz speciello in das Finzelne cingogangen werdon, withrend. man bei der Darstellung der ]?/is-Krankheit meir den allgemeinen Oharakter und die innore Verbindung zu beritcksiohtigen batte, daber auch zusammenfassen, abktirzen konute und nur das Wosentliobste, cigentlich Cbarakteristiscbe borauszunebmen branobte. Von diesem Gesichtspunkte ais wird die totale Versobiedcnbeit auch in der Form gereobtfortigt orsobeinen. Zur Erlduterung ffir die bier folgende Darstellung der Zaunrebenwirkungen bemerke ioD nur noob, dass, ur niclit durch Binmisohung cines fremden Elements zu verwirren, die Rosultate der Wiener Pritfung, die uns Zlatarovich in der iisterricohisohen Zoitsebrift fitr Hom. (Bd. Ii. 1.) in godiegener Woise tiberliefert bat, welhe tibrigens die H ahncmann'sche Beispiel ffir die analytisch m synthefisehe Bearbeitnag, Die Wirkungen der Bryonia alba (Zaunrebe), nach Halmnemairn's reiner Arzneimittellehre. 3. Auflagre. Thouil1. S. 419-461. KMopf und Kopfbedockung. Schviudel 1* (Sympt. 1. 2. 3. 6. 7. 9. 10. 11. 12. 17. 56.), ala w. man herumgedreht warde, oder ale wenn sich Alles ur ilin herumdrchte (S. 2.) Einc dnmpfe schwindlige Eingenommenheit (S. 3.) *- - Eina Art Schlwindel, ale sci er betrunken (4. 5. 7.) und ale steige dac Blut heftig (4.) - - Schwindel mit Gefuhl von Schwcre (9. 22. 30. 31. 32. 51. 52. 56.), cs ist ala drelto sich Alles im Kreise herum (9.) Schwindel u. Vollheit (10. 18. 58.) Schwindlig, wicc drehend u. Ubelig in d. Mitte d. Brust, ala w. cine Ohnmaeht kommen solite (11.), Schwindel, dace er zurlicktaumelte u. rucklwrte fallen wollte (12. 13.), Tauniel (8. 12. 14. 16.) von beiden Sciten, ale wean er niclt recht feststchen kiinnte (14.) - Sic schwankt von der cinen Seite (15.), Schwindlig im rnopfe und schwach in den Gliedern (17.) - Dumpfe Bewegungen im Xopfe, welche Schlwindel u. Gedankenstile verursachen (19.) Mehr duselig, ale schwindlig (20.) beim Stelien (S. 2.), sobald er vom Stuhl aufetand; nach ciniger Gehen verlor es sich (6.). irn Xopfe. nach dem Kopfc (4.) im Kopfe (10.) deii ganzen Tag, frul (8. 16. u. a. w.). beim Sitzcn (Biulken) u. Lecen, durch Aufriclt. vergeh.(56.). wenn sie sich im J3ctto aufectat (LI.). beim Stchen Abends (12.), wenn er gelin will (13.). beim Gelen (14.), filth beim Aufstehon aue dem Bette (16.). nach dem Bewegen, (15. 38. 42. 75.), beim Stehen (15.). den ganren Tag. in der Gegend des Wirbels und der Stimo. *) Die beigeeetzte Zalit bedeutet die Reihentolge der Symptome bol Ilahuomaun. Die Ilaiuflgkelt end Uebcrelnstimmung let dureb die beigogebenen Zahien angegeben. Ganz gicicli laulende Symptome sind weggelasson. 224 224 Die Wirkungen der Zaunrebe So schwach im Geiste, dass ihm die Gedanken vergehen, wie wenn man in Ohnmacht fallen will, mit Hitze (2 1.). - - - Geistestitusehung, ilihr eigner Kopf komint ilir viel zu schwer vor, (22.), eentnersehwer (30. 31.). Duninr im Kopfe (23. 26.) mit auffallend. Vergessliclikeit (23. 29.), das Nachdenken ersehwert (26.), Unbesinnliehkeit (29.). Sic wusste niclit reelit, Was sic that (21. 25i) und liess Alles nus den Ihinden fallen (25.).- - - Er verlangt Dinge, die niclit iorhanden sind (27.), die er dana nieht will (28). Grosse Sehwere 13 2.) u. DM1 uc k en (32. 38. 40. 43. 44. 45.) Bei(iubung (33.), Wtlstheit (34.), Dtlsterbeit (35. 37.), wie nach Sehwelgen (37.) Koprwveb 36. 37. 41. 52. 53.5-1. 57. 60. 61. 62. 63. 7 1. 75.) Stumpfer Schuiers (39.) - - Dusnpfes Drileken (40.) - - P o ch e ndes Kupfweh (4 1.Wtffhkender Druck (42.) mit Pressen nach der Stirn, Druekender Sehmemz (413.) Druck von innen nach ausson (44. 52. 53. 57. 59.) Eiuseit. Kopfweh dmilekender Art Dunkles ZusanimendrUeken (46.) Erst stieg das Blut - - - dann emfulgrte cmn Zusammenpresson im Gersicht. beim Stehen am Meisten. (in der Stube), beira Liegen schhimmer (,24.) des goazen Gehims, nach vomn zn (32.),' des ]Copfes, im IHinterbaupte. im Hlinterhaupte. in der Stirne, ira vordern Theil des CeHirus, in dem Stimn, tibem dI link. Augen~h.im Him, ilbemgehd. in emn DrUcken auf d. AugapfeL v. oben hinein (44.), za der Stirn (53.). a. im Auge derselben S. in der Stirn u~b. d. Aug. neck dem Kopfe (47.), von beiden Schitifen her (07.). beim Auiftreten (38.1). his zam Sehiafengeha (35.), em will nieht aus dem ]lett (37.). fiingt fruh nieht belie Erwachen, sondern beim ersten Oeffnen and Bewegen der Aagen an (346.), fruli belim Erwachien (37.). dass em s. leg-en musste. besonders beim Biicken und Schnellgelzen, cmn Spaziergang emmudete ihn selir. dlass er sick kaum btieken kann (43.), beim Spazierengeha and nack Tisehe (53.). 226} Die Wirkungen der Zaunrebe Sehmerz, hohles Klopfen (74.), in beiden Schbifen. Zwitschern wie v. Heuschrecken (760), Glucksen 177.) Schmerz, als wenn Jemand bei den Haaren zige (78.) an der Schlitfe (78.) Brennender Schmerz (79.) oben auf dem Kopfe bei Beruhrung nicht sclImerzend. Kopfsehmerz (80.) am Vorderhaupt, b. Berifhrung, voizuglich Wundheitsgefnhl (81.) an der einen Seite des beim Befuhlen. Hinterhauptes Beissendes Fressen (82.), Jucken auf dem Haarkopfe (die Nachtb (82.), beim Auskammen (84.). Grosse Fettigkeit d. Kopfhaare (83.). Polgerungen aus dem Vorstehenden. Was die Oertlichkeit anbelangt, so finden wir sowohl den ganzen Kopf, als auch einzelne Theile ergriffen. Besonders afficirt sind: der vordere Theil des Gehirns, die Stiruparthie, die Gegend ihber den Augen, den Schlifen. Wir erkennen daraus, dass der erste Ast des Trigeminus durch das Mittel in Auspruch genommen wird. Einseitige, halbseitige Leiden kommen nur vereinzelt vor. Wichtig ist das allgemeine und innere Ergriffensein des Gehirns, was auf intensivere Beschwerden hinweist. Dass diese sich his an den Schadel, die Knochen, erstrecken, spricht fir ein cmaterielles Hinderniss, vielleicht fUr Erguss von Fliissigkeit, namentlich deuten darauf S. 58. 60. Auf Affection der serisen H-iute kinnte der Schuierz (Steche ie hinflihren, und der Ausgang der Entshndung. Auch ffir Affectionen der Muskeln ind fibriisen Hitute sind Andeutungen da im Reisse u. Unter den Symptomen sind ilberwiegend: die Ersebeinungen von abnormer Blutbewegung, als Ueberfilliung des Blutes, Stockungen in den Gefdssen, Entziindung (vergi. Sympt. 1. 5. S. 9. 10. 13. 19. 41. 47. 54. 70. 71. 74. 76. 77.). Diese und die aufsteigende Hitze im Gesicht (20. 47. 71.) sprechen besonders daffir, dass die Erscheinungen nicht rein nervoiser Natur, sondern vom Blutandrang bedingt sind. Besonderen Anhalt gewithrt hierflir der Schinerz, der bald Dru c k, bald wiliend. bald wie Wundheitsschmerz, Pochen erscheint. Nur Abarten dieses Drucks sind: das Pressen, Zusammenpressen, wie eingespannt, A u s e i n a n d(e r p r e ss e n. Dies deutet offenbar auf Blutiiberfiillung und Entziindung. Das S t e clhie n bedeutet Entziiudung der serd-sen HIiute (Meningen i. Verschlinuerung durch Beivegung (Biicken) sprieht auch fihr den congestiven, die durchb erfihi/ung ffir den entziindliehen Charakter. Die dumpfen Bewegungen mit Schwindel und Gedankenstille (19.), das Duselige (20.), Vergehen der Gedanken, ferner die S. 23. 24-29, der stumpfe Schmerz deuten auf ein Ergriffensein der innern Ilirnparthicen, und zwar a) auf Affection des Sensoriums, b) auf eine beginnende Entartung der Mischung, wie sie bei organischen Kranklieiten, beim Typhus wund bei andern nervtisen Zustlinden vorzukomnen pflegt. Das Pressen und Drlcken erscheint inehr in der Tiefe, von macni n nach aus sen (51. 53. 59. 88.). namentlich als wenn Alles zur Stirn heransfallen wollte. Dies finden wir sowohl bei blosser Hyperiiwe, als auch bei organischen Gehirnleiden, insbesondere deutet es auf Zersetzung, auf eim ergossenes Fluidum (vgl. Schwere, 228 Die Wirkungen der Zaunrebe G e 1s i c h to Schmerzhaftes Klopfen (85.) Juckende Nadelstiche (86.) Spannen (87. 91.) ilitze Init Roithe (88. 89. 90), fliegende (90.) Rothe Flecke (92.) Gesichtsbhisse (93.) Rothe, heisse, weiche Aufgedunsenheit (94.) Geseliwuist mit etwas Schrncrz (95. 96.) Eine kicine Fleclte (125.) - in allen Theilen des Gesichts, im recht. Stirrnuskel. in den Stiramuskein unter der Haut (87.), in der Haut des Gesichts (91.) im Kopf und Gesiclt. im Gesiclt u. am Ralse. des Gesichts. der linken Seite d. Gesiclts mehr lungs der Nase herab (95.), der obern alfte d. Gesiclts unter den Augen und Liber der Nasenwurzel m.Augenlidergeschiwuist (96.) auf dem reclt. ]3acken. auch tnter den Fingern fuhibar. bei Bewegung- der Augen (87.), derGesichtsmuskein (91.). Fe Ig ertungge n. Ergriffen ist anch hier der Trigeminus, besonders der N, frontalis und supraorbitalis, sowvie die Anastomosen dieses N. mit desm facialis. Vergi. die S. 86r. 87. 91. 95. 96. Die Krankheitsformen sind: I. Die Neurose, Init hyperimisohem (entzllndliohem) Charakter (vergl. schnmenrhaftes Klopfen (85.), juekende Nadelstiche (86.), Spannen (87. 91.); ale: cn/z iiflbllichlc Prosopalgie. 11. Rheumatismus, ale: riwumatisci Gcsicktssckwutlst. Zu vergleichen weiterhin: I) Fiebcrs vymp tome u. s. w., wegren Gesichtsriithe, 2) H'aet vegen Fleeken (92.), Fleehten (125.) und Blitese (88. 93.). Augen und caussere Bedeckungen derselben. Z n s a n m e n a i e li n d e r Schmerz im rechten kugenbrau(97.) asuskel. lRothe (98. 114. 112.) und Geschwulst (98. 100. 114--117. 120.) mit Drucken - - - der Augenlider. als Beispiel der Bearbeitung der A.-M.-t.29 229 Bin Xniitehen, cine Erbse gross (99.) Weiche Beale; s dringt viel Eiter heraus (100. 120.), Die Angen sind. schwa an sffnen; mit oiler eitrigen Masse zugreklebt (101. 114. 116. 117.)Sebmerz wie von Verbrennen (102. 103.) Selimerz wie Herausbrennen (103.) D r Uc ken (104. 105.-106. 115.117.) mit brennend juekender Lmpfindung- (105. 122.) Bin Thicken (106.) - - - - Qefteres Thrfinen (108. 109.-121.) Trabsiehtigrkeit, als wenn es youl Wasser watre (109.) Gesielitssehw~iehe, alle Buclistaben laufen. untereinander (110.) Fresbyopie: konnte nur in der Entfernung sehen (111.) Ridthe und EntzhUdung des untern, Fippern. des obern (112.) Wundheitsselimerz u. Selirtnden (113.) Zum Reiben awingendes B ei s $ C wie Sand (118S. 119.) Jilhlinge Gcschwulst des Auges m. Sehm. ohne ].Vthe, es dringt Liter hervor, dunkle Rt~the und Geseliwnist (120.) Jueken mit BJrennen u. Reissen (122.) Dureh Reiben nieht an tilgendes Jueken m. Beissen gemiselit (123.) im untern tide des link. Auges, am innern Winkel des linken Auges. tiber dem linken Auge (102. 103. 109.) und auf d. link. Seite der iNase 1102.), zum link. Auge. in den Augen (104. 105. 115.), mehr von oben nach unten (106.), in den Augenlidern. im r. Angapfel (107.). der Augen, des linken Auges. b. Drauffublen schinerzhaft. frill beim Erwachen. durch Drauffassen etwas gemindert (102.). in der tuft (121.). Angenlides. im linken inneren Augenwinkel. in den Augen (118S.), im reeliten Auge (119.). der Bindehaut. am Rande des linken obern Augenlides. im link. tiussern Angenwinkel. Fol1ge run gen. Betracliten wir die Theile zunalichat, so finden wir affleirt: die Mus/cein, die Lido-, die Augenwvinicel, die Bindcliaut und den ganaca Augapfel. Es komenmn also an den his jetzt gekannten, der Bryonia zugitinglichen Elementen (Blat, Nerven, serts-fibrtisen Hfluten, Mus~kein) hinzu: das Zeilgewebe und. die Sohleimhaut. Ueberwviegend sind wie friliher: ý230 t230 Die Wirkungen der Zaunrebe I. Ryperimieca. 1) Con gestio.zuist/inde nach den Augen (Puck en). 2) E ntzfindungen der Lider, Winkel, Bindebaut (D r U ek e n, Z u sa m - men ziehen, Waudheit, Sehrilinden; Rb-the, Geseliwuist, B it en und awar da die Schloimhunto ergriffen sind und die Luft einwvirkt., ergibt sich als besondere Art den Bnyonia-Entziindung: die katarrhalische. HI. Neurosen. 1) Fortsetzuug den Nenralgie des 1. Astes des Trigeminus, N. frontalis, nasociliaris, laerymaalis,(S. 97. 102. 103. 104. tO6. L15.) (Beissen, Jucken =- Affection der Hautnerven). Sind diese Augenaffeetionen selbstatlindige? Die Erfabrung lehrt ihne tibenwiegend sympathisehe Besehaffenheit. Dahen zu vergicichen w eite rbhin: I. Sebleimlinut den Lufliwege u. s. wN. wegen. der katarrhalischen, 2. Hautsymptome wegen den exanikematisehen (Masern.), 3. IDi-isensyinptome wegen den scroful'osen Natun diesen Augenleiden. Anmerkung. S. 110 hiingt mit Gehirnafifectionen zusainien. s. titL Lt zu versiozelt cud fraglicb. Gehbr und a-ussere Umgebungen des Ohrs. Gescbwulst (1261. 135. [36.) mit breOn n en d emSchxnerz Klingren wie mit kicinen Gloeken Nit Schwerh~rigkeit em z u - sam nen zieien der Sehmerz, der nach Wegnilumung d. Ohren-. sehmlnzes erst verging, dann homer wiederkam (130.) --- Gefuhi, als wtlrde cmn Finger darauf gedrnckt (131.) Stumpfor Sehinerz (132.) - \Vie Hernusbrennen (133.) -- BJrennen (134.) - - - Harte Beule, die ilire Gr'osse oft veritudert (135.)- - - - ileulenartige Geseliwulst, welehe nach 12 St. aufsprang, uliaste und elnen gelben Grind ausetzte (136.) - - - Bruinmen j137.) - - - - Empinpfdung, als wenn die Ohren zugesgtopft whten (138.) Stiche {139.) - - - - d. r. Backens, dieht am Ohre (126.). von dem link. Ohre. urn Gehuingangre. im ilussern Gehibrgange, urn das linke Olin herum. zum linken Ohire. im OhrlitAppchen. welehes unter d. Bilecken beirn Lesen zunirnmt. hinter dern Ohire. von dem Ohire. vor d. neelit. Ohre. bald in dccii inen, bald wenn en irn rErien gelit im nudern Ohire, u. nach Hause kommt. als Beispiel der Bearbeitung der A.-M.-L. 231 Es komrt Blut (140.)- - - ans den Obren. Heftiges Drilcken (141.) - - an der rechlen Olrmusohel. (Gcschvikrige - - - - Ohrmuschel. (142.) F 01 g e runuggen. Der Sitz der Synptome findet sich vorwiegend in den,dusseren Okrpart/zieen, aber auch im Ge/dirgange selbst, und, wie es unbestimmt heisst, im Ohre. Immer deutlicher treten die Sohleimhatutleiden hervor. Klinisohe Formen sind hier ebenfalls: L. Hyperlmieeu (Drtieken, Brennen, Steehen, Schwerhdrigkeit, Geschwvulst; Luft and Biacken vermehren). I) Congestivzusteinde, mit Kopfaffectionen zusammenhuingend (S. 127. 137. 138.) 2) Eni-4zanfidung and Katarrh des inneren Gehdirganges. (SchwNrerhtirigkeit, auf Congestion and Katarrh beruhend.) 3) Gesckwvulst urn ds Ohr, zusammenhungend mit Lymphablagerung, Zellgewebsaffection. H. Neurose. 1) Nenralgie dler LussSrJZ Okrparlkicen im Zusammenhange mit Hemikranie, Kopfeongestionen (S. 130. 132. 134. 141.). Zu vergleichen (oben): 1. JZop/fa/fectionen wegen der congestiven and neuralgischen, weiterhin 2. Hautsymptome wegen der exanthematisohen, 3. Driisensymptome wegen der scrofullsen Natur von I. 3. N a s e. Ein ifteres Kriebeln und Kizzeln (1143.) Line Geschwulst (144. 146.) mit zuckeadem Schmerz a. beim Befuhlen, als wenn es zum Schw-rielC kilme (144.)-- Ein Geschwtlr (145. 152.) mit beissendem Schmerz (145.) Geschivollene Nase mit meirt-ag. Nasenbiuten (LAO.) Nasenbluten, starkes, (147-149. 150-155. 156.) in der Sdheidewand der Nase, in der 1. Nasenspitze. innerhaib des 1. Nasenl. (145.), in beid. (152.). aus dem reclten Nasenloche vorzuglich beim Scknauben. mehrniabs titglieh (148.); fraiL nach d. Aufstdhn (154.); im Schiafe frEih 3 Uihr, so dass cr erwacht (155.). 232 232 Die Wirkungen der Zaunrebe Folgerungen. Die Zerrissenheit des llahnemann'sehen Schemas hat bier die Nasenschleimhautsymptolne getrenut, die unten folgen und wozu auch S. [43 geho-rt. Die bier aufgefdihrten Erseheinungen sind ihrer Natur nacli abhiingige (syinpathisehe), beruhend 1. auf abnormer Blutbewegring: 1. Nasenbiuten; 11. auf abuormer Misohurag: 1. Ozaena. (S.* 144. 145. 146. 152.) Zu vergicichen wegen 1. o b en.lirnsymptome, wi t e r hin: Caserisckes, Jfatarrkalischies, Menostasie. wegen II. Driisens., oh serofulo-ser Natur? Acussere Halspartkieen mad Nacken. Z ichena mit D r uek (158.)Schmecra (159.) ----- Spannende Stciflgkei~t (160.) llheurnatisedie Steifigrk. (161.) Spanning (162.) ----- Zu-rn Kratzcii reizendc, nach dern Kratzcn vergehende, ju ek ead e Nadeistiche (164.) Itother Frieselaussehlag (194.) Bin beissend jtickcndcr Aussehiag (197.) W u ndh e it sschmcrz (163.) - im IL. z. Olire hinauf a. hint. Theile d. Raises, d. 1. Haisseite an d. Raisseite nach dem Nlacken zu. im Genick, am Hl~ase, am Hlase, urn d. Rais, an der linken Seite des Nackons und Raises, der Gesiclits- und Kaumuskein, bei Bewegung fuhilbar. b ei Bewegung des Kopfes. besonders wean er shelidl ge~gdfgenl ist. vorzugiich nach dern Schweisse. bei Bewegung, das Drehen des Xopfes und Jianen erschwerend bis zur Unmiigliihkcit. Anurn. Vergi. ferner unten innere Iialspartbieen S. 1M. F ol ge r unag e. Die Affeetionen. betreften die Nerven, die Muskein und Se/inca, das Zll/gewebe, die &ussern Hautparthieen und stellen in IUebereinstimmnung mit dem Obigren dar: 1. omnen cut: andliciwn Zustand (S. 159. 163.) (Die 'Versehuimmerung dureli Beivegung ist bier selir an beacliten.) 2. omnen neuraigiseken (S. 1 55.), dureli Anastomose des Trigeminus wit dem Sympathicus und litiekenunarkenerven; 3. rlweumatisciw (S. 160. 161. 162. 192.) und 4. cxantlwnsatisckc Beseliwerden. (194. 197.). Zu vorgicichen, wegen 2, ob eia: Gesickiss., w eit er h i wegen 3: Nackens., Glieders.: wegen 4: H-autsymnptome. An mn. Kammierer's Metaphiogose des Zeligewebes halt die Wiener Pratfung ftir zweifelhaft, d. h,. (hir syinpatbische Folgen der Hlalsentziindung. ala Boispiol dor Boarboitang dor A.-3L-L. Kinn und Kinngelenk. 233 Schmorzhaftor flruok(127.) IKnoiponder Drunk (128.) Stechondos Kniitchon (157.)Schmerz cinfach odor wie von Kneipon (191.)-- ---- Gofuhi, ala witre am Knocien ein KnuIutelchen, wolches span untor d. rooht. Wangonbeine, in d. Gelenkhilhlo d. r. Kinabackons, am Kinn, in d. einen Untorkioferdrilse. duroh aussorn Drunk vorgehond. bei Bewegung hoftigor. boi Bef-ii/len. bei Beriihrung und beim Drehen des Kopfcs. nond schmerzte (193.) - - an d. untorn Kinniado, Anin. Theilwois gelibrt hiorhor auch S. 103. Folgerungen. Die Symptome tragen deutlich den Charakter der Ab-- hhingigkeit und bedeuten: I..Neuralgie des Trigeminus, durch Ana~stomos. des N. zygomaticus mit den 2. Ast. u. dem N. facialis? S. 127. (Bcriihrung bessert!) S. 193. 2. Muskelaffection S. 128. 191? 193. 3. Ilautleidenz. S. 157. Lipponparthieen. Spalto (165.), Brrennon (166.) Kleine sclnvlrcnde Laschen, die bronnond sohmorzon (167.), Lino kloine Erhishung&, dio von Zeit za Zoit stark blutet (168.), Bin Blisehen bronnond. Schmerzos (169.) Aussellag schrundondou Schmerzes (170.) Ausachiag wio von Salz, j u c ko n d. beissond Sohmerzes (171.) Wie otwa boim Lipponkrobse, ein cmpfindlichos stochond. Zukkon (172.) in d. antorlippo. aud der Untorlippe, am r. Mundwinkol und molr auf d. Untorlippe. am Itothon dor Untorlippo. untor d. liakon Lipponwinkol. an d. Untorl. aussor d. Rothon. zwischen dor Untorlippo und dom Zabnfloische. boim Beriihren. (frth im Bette). Fo I g e r u n g en. Mebrere Wirkungen sind unerkliirlich ohne die nachfolgendeVergleichung mit andern. Vorwiegend afficirt sind: die Schleimkidute. 1. Auf lidroa deuten S. 166. 169-171 dem Orte und der Art nach; 2. auf Aphiken S. 167. ala Beispiel der Bearbeitung der A.-M.-L. 235 GefhihI, ala-wiiren d. Backeuziihne alle an Lang (188. 189.)! sie liessen sick kin und her bewegen, so locker waren sie (188.); sie konnee niche damie beissen u. wenn sie hiss, schrn. es, a/s fielen d. Ziihne aus; fruit b. Erwac/ien. Seliwammiges -----Zahnfleisch. Fo01 g e rung en. Vortrefflich sind diese Krankheitsbilder gezeichinet. Der 'Charakter der Bryonia wird., wena audi die meisten Zahnsehmerzen nur sympathiseher Natur sind, nut urn so melir dadutch festgestellt. Deutlich zeigt sick abs 1. Einwirkung auf die Blutbewegung: 1) der nerOs irritable, lhauptsii-ehlich congestive Zahnschmerz (dali. auch lici Schwangeren); 21 der entziindlic/ee Z-ahnschmerz, bes. das Befallensein des Periosts und. Zalinfleisohes Art der Sckinerzenz, Zulangsein, Locker/wit der Zaitne, Eingescerbaubtsein iabhaiingjg von einer Essudatachiclit am Periost der Wurzel) (Bewegung beim Icaten, Essen verse/ulimmnert, N~d/fe, Ge/ten inz.Fr-cien erleic/itert.) II. Auf die Misoliung: der caridse Zahnsehmerz mit chroniseher Entziindung (S. 185. 186.); Emnwirkung des Jiauens, der lcd/ce (184. 186.). M.L Rheumatismus. Die Affection der Nervensoheiden, die ziehenden. reissenden Schrnerzen, die Verlireitunag (S. 173. 182. 183.), das Umapringen (174-0 entepreehen dem r-heumatise/ten Zahnschmerz. S. 190 gelitrt dem Sebleinihautleiden, OMuudfi iule) an. A n m. Die Bryonia-Zahnschimerzon, welhebein der Hahunenannaschen Priliung heater hervortreten ala in der Wiener, unterachelden sich schart von alien ilbrlgen. Ste stehen aber in genanern Zusanunenhang mit darn aligerneinen Charakter der Bryonia. - Die beseadern Umattinde erhalten bier amnen. groasen Werth fur die Incllviduallalrung. Innere Halspartbioen. 'Schmerzhafte Steiflgkeit aller lialsmuskein, und Rauhigkelt (192.) im inn, Hlase, Soharrig rauhe Empfindung (192.) Pu liaise Wie geseliwollen und ala weun er Schnupfen hitt~e (196.) hint. im Hlase, Inneri. Steclica (198. 199.) im Hlase, bei Bewegung (192.) a. ohen.t*) beim SeA lingen. welehes ihn am Ileden hindert. beim tiusseri. Dran lriih/en und beirn Wenden des Kopf'es (198.1, lb. Selilingets (199.) *) gebtirt ze den iieasern Halapartibleen. 236 Die Wirkungen der Zaunrebe Als wenn er cinen barten, eckigon Kiirper verschluckt hitte, d r U c k t es (200.)-- Sic kann das Essen und Trinken iicht hinunterbriugen es wtlrgt (20 1.) - - - - Empfndung, als wenn der als inwandig geschwollen und voll Schlein wiire, den man durch Raaksan nicht herausbringea k~nnte (202.) ----- Ilalsweli; trocken und rob (203. 204.) im Seblunde. im Schlunde beim Schlingen. im Raise (203.), hinten b. learem Schlingen; b. und oben (204.) Trinken auf kurze Zait verghnd., dann wiederkommend, am schlimmsten in der warm. Stube (203.) Abends (204.). F oI g e r u n g en. Ein unverkeunbares Bild der Angina fauciurn und tonsillaris, Beveis ffir die entziindlicle Binwirkung, Affection der Sohleimhlute und das Erkdltungsmoment. Zu vergleichen weiterhin: Mund, Magen- und Darmsymptome wegen des gastrisohen tkatarrhalisehen) Charakters. Innere Mundpartlieon. (Zunge. Durst- und Geschmaokssymptoie u. s. w.) Trockcnheitsgelfihl (205.) Blasen, welche brennand beissen (206.), Troekenhait (207-211.), dass die Zuage am Gauman klebt (207.), ohna Durst (208. 210.) Viol Burst onae Hitza (212.) Jiaftiger Durst (213-210.) 22 T. lang (213.) Der Speichel Iiuft Min unwillktlrlicl (217. 218.) Zusanmmenfluss vielan seifenartig schitumigen Spoichals (219.) Schr wveiss belegte (220.) niclt auf dar Zunge, sondarn oben am Gaumen. am vordern Rand der Zuage. im Munde (207. 209.), frith (209.). blos innarhaib d. Oberlippe und dar obern Zahna (211.) am Taga vorzuglieh frah (214.) Tag und Nacht (215.), nac/h dein Essen (216.). zu daa Mundwinkeln heraus (217.) im Rfunde. Zunge. als Beispiel der Bearbeitung der A.-M.-L. 237 Fader, sfisslich ekliger Geschmack (221. 222. 225.) Latsehiger Geschmack (223. 224.), er hat fast - gar keinen Geschmack (223.) Fast gar keinon Goschmack, ausser dem Essen ist os bitter (226.) Es schmeekt ihm alles bitter, (227. 228. 229. 264.); or bringt niehts hinunter von Spoisen (227.) Geschmack, wie von raulen Zilnen odor von faulem Fleisehe (230.) Gaistriger, ranuig riuchlieriger Geschmack (233), kommnt Fauligor Gerueli (232.) im Mundo. im Gaumen (228.), ir Munde (229.), im Munde, in den Ilals (233.) aus d. Munde (232.) blieb anhaltend nach 4. Miteogess. (228.); frill (229.); Abends nach dem Niederlegen (264.). frnh nuchtern, wiffirend des Essens niebt (231.). spit Abends. F 0Ig oerung en. Diese pathogenetisehen W1irkungen bilden ffur sich keine abgeseblossene physiologische Symptomengruppe, erhalten daher erat ihre Ergllnzung durch andere. Erkeunbar sind afficirt: die M11agen-Damrsckeiemkaut, die Gallen. absondernden Organe. Wir haben dalier za vergielohen w eiterhin: 1. M11agen- und Dorms. wegen des gastrisohen (aphthiisen) und pituitasen Charakters jS. 220.) 2. Lcber- u. Gaileynsymptome wegen des sehr iberwiegenden, jetzt zum ersten Male hervortretenden, bililisen Charakters; 3. Fieber-s. und Entzfiindungss. wegen der sympathisehen Affection dieser Getilde in.feberhaften und entziindlfihen Zustiinden kvergl. Troekonheits-, Durstsymptome.) 4. Die S. 217-219 deuten auf cardialgisohe Beschlwerden, s. M11agen- und Bauc/esymptome. Anm. Die Zungensymptomo sind in der Wiener Pailoung bostimmter ausgepriigt uric eprechen namentlich ouch fir Aplitben (s. ob. 167.). lYE a g o n. (Gastrisehes, Hunger, Appetit, Aufstosson u. s. w.) Appetitlosigkeit, ohue ublon Geschmack (234. 236.). Verdorhener Appetit (235.) Der Magen ist leer; hfunger ohne Appetit (237. 239.); es schmeokt ibm nicht (246.) Hoisshunger mit Appetitlosigkoit, - - - - - - friih ntichteru (i238). (238.*244.) 23S 239 Die Wirkungen der Zaunrebe Anhaltende Us-belkeit (240.) und gicieb darav-f Heisshunger (240. 245.) fleisshunger mit Durst und fluegender HIllze (241.), Eleftiger Hunger 14 T. lang (242.) AlIzustarke Esslust, 6 T. )ang (243.) Er hat keinen Appetit zo u Ach, (247.) Er verlaugt M1ancelerii, was er nieht geniessen kaun. (248.) Die Speisen riechen ihn grut an, (249.) Appetit auf WVein t250.); auf K.affee (251.), stark. (252.) (leftures Aufstossen nach blosser Loft (253. 259.), Nach d. Aufstossen Sc~hlucksen (254.) '/4 St. lang (255.); heftig (2156.), lieftiges Aufstossen (257.) nach d. Gesobmack d. Essens (2,58.), (Aufstossen mit brandigern Ge-' sebmack im Munde u.Seluleini im Hlase.) (250.) lici jedem Aufstossen em a tcechender Schm. (261.) (Tirennendes, fast ununterbroehienes Aufstossen, was den Mood rauh niaeht nod den Gesehmack an Speisco verhindert.) (262.) Emi herber, (rockner Geschrn., welceher so troeken im vorderen 'rsemle dies Mundes bleibt, ohne Durst; Lippen troeken, aufgesprunJgefl (26 3.) - - - - Aufstossen, zulctzt bitter (265. 21i6-) Es kommt ihro ohne Aufstosseo h~itter hero! f in den Mood,. alit Urecberlichkeit (267.) Saiuerliches Aufst. (268. 271.) Zusamnuienlauifen Y. st-iucrlicluena Iasser i.3Munde (268.) - - - - - - frubh (24 1.); bis in die Nac/zt (245.). - - - - beim Geniessen abet kommt der Appetit, und sie ffingt an za. selimeeken. - - - - - - aber wenn sie zu esseri anflngt, ist der Appetit weg. nieht vein Trinken, abet von d. geriogsten Speise (259.), - - - - - - ohne vorher etwas genossen zu haben (254.). nach dem Essen, von - - - - - - frill bs eAbends (257.). - - - - - - noeli dem Essen. - - - - - - nach Essen. - - - - - - nack dent Essen. als Beispiel der Bearbeitung der A.-M.-L. 239 Breeherliehkeit (269. 274.279. 283. 284.), ohne sich erbreclen zu ktlnnea und Ufter. leer. Aufstossen (269.), rebelkeit; (270. 272. 273. 283. 294.) mit vielem WasserauslauLen aus dam Munde (272.); fril nach cinem iAngstlichen Traume (269.). Abends vor Schiafengehen (270.); besonders b. TaG6LTrauchen (eines Gew;3hnt.) 1273.); fr(ll jeden Morgen 2 Stunden nach dam Aufstehen (281.); Abends (282.) Mlehrmaliges Erbrcchei gelben u. grim. Schlcians (275.) Er erwacht mit Uebligkeit; erbrieht Speise u. ialle (276.), Es kulkat ihr auf; die Speisen kommen durch eine art Aufrtilpsen in den Mund (277.) Aufstossen des Inhalts aus dem Magan, fast ohne Breehanstrengung (278.) Brecherlichkeit u. Ekel (279. 283. 2S4.) Erbrechen d. festen Speisen, aber nicht der Gatriinke (280.) (IB!uterbrechen u. Niederlegen.) (2q5.) Erbrechen cinar bittern dumpfigen u. fauligen Feucltigkeit, wovon der Geschmaek im Munda bleibt (28S6.),1 Weichuich und Ublig (297.), - Sclleiterbrecheln (288 - \Vasser- u. Schleininwiirgen, wie Wurmerbeseigan; as tint ihm hierauf in d. ]3rust, er war gana kalt dabei am Leibe 2M9.), Schhmerzhafte Empfindung, wie Verenlgerntg (290.) Eine Art Aufrtlpsen von Sebleim (29 L[.) (Hasten (292.) [vergi. unten Kehlkopf and Luftrilhre.]) gleich nacl Mitternacht (276.). nack danm Essen das ihm auch gut geschm. hat (279); ohne etwas genossan zu hab. (283.); frth (284.) -- fih un 6 Uhr (286.). nach d. Trinken (Nachinittags) (287.) Abends. - - - Abends. i. d. Speiserijhre mehr unterw. aus d. MN~agen filuh (29).). vorzdglich neck d. Essen (292.). 240 240 Die Wirkungen der Zaunrebe KopI'web (293.) - - - - Sch11n e id en wie m. Messern (295.) Drtkcken (296.) - - - - zuletzt D ru ek en bis zum 'Unertriiglicben Niagendrucken (297.) - - - VTerdrUsslich machendes D r u c kec n 1298. 299. 300.) wie cmn Stein (298.) Kneipen (301.)- - - - Geffihi wie AngeschwvoIlenscin (302. 303.) Zusamnmeuziehender Sehmerz 1309. 310.) S c h n o i d e n mit Aufstoss., aufsteigenider H-itze, IUebelkeit, und Erbrechen bios der genossenen Speisen (310.) in d. Geg. d. Elerzgr. in d. ]Ierzgrutbe-- auf der Blase und dam Mitteifleiseli; im Magen - - in dar Herzgrube. der Herzg-rube. des Magrens (309.), in und titer der Herzgrube. 1/4 Stunde nacit jedern Essen, was ailmill. vergeht, sich aber nach der foig. Mahizeit ernenert (293.) beim Ge/tet, cgleicli nach' der (Abend-) Mahizait. beim Sitzen versehwindet es. soglieich nach und wiihrend dam Essen. nach dam Essen; beirn Ge/ten. einige Seunden nac/t dent Ess enit 3009.1. F o01 g e r u ns g e n. Weunn wir die eben vorausgegauigenen Mzeund-symptome and die Ffielwrsyinptome zusammennebmen, so lassen sich die hier trefifich gesehilderten Krankheitsbilder lelelit fixiren. Wir finden zuniiehst 1) Schleimkautaffeetion, als Ernzainduuyg auftretend lvgi. das S ohineai d a ), bedingt dureli Magensilure und. wvahrseheinlieh beruhend auf der bier zuerst ersiehtliehen venbsen Stockung (vergi. Ileisshunger, Geliiste, Aufstossen, Dr tick en, Kneisaipen, aufsteigende Hitac (31I0); Verse/dimmnerung darech Essen., Trinken, Basc/ten; Ge/ten; besondere Stimsnung (298.). Diese Einwvirkungr auf das Venensystem wird noch deutlicher dureb 2) die krarikhafte Erregung der Gall enab sonderun g, das bilitise Moment (bitterer Gesabmeek, Aufetossen, gelbliehigriines Erbreeben, Gallenbrechen). Walirseheinlich siud diese Verhiltitisse (ventiser Congestion) audi die Veranlassung der 31 Ganglien-Nervenaffeetion, deren Buld wir hier finden. Inwieweit 4) 5) Leber- and Nil:&-, and. 6) Pieberzustiinde bier betheiligt sind, wiird sich erst spitter herausstellen. KNob der bisber gewvonnenen Einsiobit in die Bryonia-Wirkungen lassen sieli folgende Krankbieitsformen hier aufstellen: A. Magenleiden (Hyperiimieen). 1. Congestionen (ventiser Art) ale (kirdialgie auftretend (mit Kopf'eougestioner), bes. der Sanfer (Speiohelsymptomne s. oben; Erbreohen, Schmerzen), der Se/tnangcrn (Gelliste 248. 249.1, (Zusammenhang mit Leberleiden). 2. K'afarrk des M1agens, vulgo gastrise/ie Zustiinde als: Sii~ure; Dyspepsie. 3. Enizrindang des M Aagens, mehr die venilse, olironlisohe. (261. 262. 295. 309. 310.) Anm. Ti-Inks deutet S. 290 out Verangerung des Mogenwundes. als Ileispiel der ]3earbeitung- der A.-M~.-L.24 241 B. Bili~se Zustlainde. Za verglicihen weiterliin: Banebsyvopt. wegen Leber- lun(1Milzleiden. Fiebersym~lptome Iwegen des fieberhaften Mlagenkafarrls, Typhus, Gallenfiebers. Anm. Die gastrisehlen Zustlinde k~innen ale sympathische aunnielei andern Fi-.bern (Clr Brronia meesegehe~nd scin. 0 be n zu verglicihen: die Jfopfsymptorne wegen des gastrisohen Zusammenhlangs dieser mit jenen und umgekehrt, *die Sysuptome der innern Mlundparthieen wegen Trockenhecit, Duist Zungenbeleg ffir den gastrisohen unad fleberhaften Clmarakter. C. Entizundung oder iramyf des Zwerohfells Iiisst sieli aus S. 254-256 folgern. Die "Wiener Priifung ergibt dies deutlielser. D. Affection des Vagus, S. 292., 1st jedenfalls nur sympathisciser Art. A n e. Die patbolegisch-enateeniscleen Jielunrie bei den Wienern belegen besonldere d i c y c 11e e n aced entzeendlicleen Zusijnde. B3a u c he Anfgetriebenheit (294.) - Ilitze (304.)- - - Druecken und Kneipen (305.) Lautes Knurren, 14 T. mung (306.) und Poltern (307.) Kiemmen und Drunk-en (308.) Harte Geschwulst (311.) Jiihlinge Bauichwassersucht; keinen Athem; inuss sitzen. (312.) Wundheit (313.) - - - Spannender Snhmerz (314.) Brc amender Sehrners (315.) Sehnierz, ale warin man sick erbrechen will (316.) Snlimerz wie M ilz st eeh en (317.) Eret Ifteissen und Zie hendamn Steelien (318.),- - - des Untterleibs, im -Unterleib unjd deen ganzen LKtrper. im Unterbaunhe. im Baunlie, ins Unterleibe uned der Nabelgegend.urn d Nabel u. tint. d. Hy.pochondern. in den tlberb"Itrgenden JBaunhfnltcn i. Schoosee. in der Lebergregend. ins Unterleibe in d. Lebergegend. im Unterleibe. in beiden Seitees des Un terleibes, ins Unterleibe - - eeoc/ jed. iialacnit.-el bee. Abenecs ime Bette. hems Gehcn und Stehcn. vorzllglinh bei BCZL'C9C1uJg. vo rzUgrlim b. Steahigang u. am Moisten Abends. 16 HeSeCHEmL, llonepathlic. 242 242 Die Wirkungen der Zaunrehe ileftig r, shnehuid. $ t ieh e (319.) Der Schmerz awang ihn, sith krumim zu biegen (319.) Schmerzhaftes W in d e n mit Stich (320.) Mit Aengstlichkeit, verbundenes Leibweh, den Athem erschwerend (321.-)- - - - - Die Bliihungen gehen niclit oline lautes Knurren und Heulen ab (322.) Bllihungrskolik (323.) mit Druck Schmerzen, als wcnn er purgirt hiitte oder fluimorrhoiden eintreten woliten t324.) - - - Kramplbafle Schmerzen (325.) Drileken wie von einem Knopf (329.) (Es licegt wie ein [Hump (330.) im Unterleibe von unten hernuf bis in den Magen, nach dem. Trinken ciner Tasse -warmer Mileli Naclimittags. mid verlor sick nach Stuhlgange. um den Nabel. - - -- - -dureli Gehen erlicitert. - -- -- -in der lac/a. in der Gegend des Blinddarms, im Unterleibe. des Unterleibes. auf den Nabel, nach dem (Abend-).Essen. beim Gehen ha Freien. tief im Unterleib.) F o 1 g e r un g C u. Die verhUiltnissmilissig geringe Zahl dieser Symptome schlieast uiehitsdestoweniger eine Menge Krankheitsformen in sich, da die Magens. nit denen des Da~rmkanals zusammen betraclitet und die folgenden Symptome des Sht/us, sowie die Piebers., mit dazu gerechnet werden milesen. Audi ist der Be-. gruff: Unterlcib, JBauchh cm vielamfassender. In Uchereinstimmung mit dem his jetzt erUrterten Bryonia-Chiarakter linden wir hier: A. Erankleilten des Darmkanals. a. Darrnschieimluaut. Hyperimie: Congestive und entzuindlwkhe Affectionen. (vgl. die Fiebersymp tome: Ifata~rrh, Typhus, Gallcnf.) b. Serise ivgl. die Hirnsymptome) und fibrilse Haut. Hyperimie: Peritonitis serosa. S. 304. 311. mit Auwssc/uwitzung (vergi. den Hydropsh, daher auch inshesondere bei Peritonitis puerperalis (vergi. ebeuf. unten die Beziehung der Br. zum Woclienbett, zum 'veiblichen Gesehiecltit. Abuorme Misehung: Hydropisekes Efxsudat, nach acuten Zustlinden, in Folge von Scharlach. Rheumatismus: Peritonitis mutscular/s. e. Neuralgie. Die Eenterodynie, Not/k 294. 305-308. 316. 321-323. 325. 329. 330.; vgrl. Erkiiltung, Folge von Flatulenz, Bntzindung. (319. 320.) Anm. In Verbindung mit 3iagen- ui. Afters. sind Andeutungen wegen Jicus dii. als Beispiel der Bearbeitang der A.-M.-L. 243 B. Krankheiten der Leber mid Milz. Congestion, walrscheinlich melr vendser Art und Entzfindung im 2. Stadium; subinflammatorisehe Zustiinde; Affection des serasen Leberzugs. Die -S. sind nicht charakteristisch genug fUr die huheren Grade der Entziindung. (Die Wiener Prifung hat entschiedenere Lebers.) Anm. Viele Symptome des Mundes and Mlagens erhalten erst hier SIn Versttndniss, bes.a such die der Galle n absenderung, die clemische Beseheffenheit des Magensaftes. Nict nminder erkliren slch viele S. der C a r d i atIgIe, die oft nor als Folge von Congestionen nach Leber oder Milz erscheint. Zu vergleichen weiterhin: S. des 8,ukls u. Eiebersympt. wegen der Affection des Darmkanals = Schleimhautleiden, Glieders. wegen ider rheumatischen Natar = Affect. der fibrisen Hiiute. Oben zu vergilcichen Hirns. wegen Affection der serbsen Hiute, Ensudate; Mlund-itu. MAlagens. wegen des gastrisohen u. bilifsen Charakters. After. (Stubi.) Knurren ia Leib, Leib'veh and Empfindang, als wenn Laxiren kommen wollte. (326. 327.) Entsetzliches Leib s c h n e i d e n, ala wenn sie ]Ruhr bekommen soilte, ohne Stuhigangr (328.), Grimmen und Kneipen, 'wie nach einer Erkaltung, u. nach dam Bauclweh eine starke dtinne Stuhlausi. (331.) Schr ubeiriechender hilufigoer Stuhlgang (332. 338.) and Schneiden vorher (332.) Aurgetr. Unterleib, Heramgehen ir Leibe, Leibschneiden und doch fortwiihrend Verstopfung, es ist ihm als wenn ihm etwas ir Leibe slsse (333.) ]3auchw. wvie Zusammenschn. und Zusammenkneipen m. der Hand (334.) Erregot Leibesiiffnung (335.) Stuhl zweimal tagl., nach ainigen Tagan Verstopfang (336.) Brauner, ifterer dinner Stuhlgang beim SILugling (337.) Schwierig abgeliender, sehr dick geformter Koth (339.) --- ormiuags. im Unteri. und in der Geg. ti. Nabels, im Baache. 16 * 246 246 Die Wirkungen der Zaunrebe Nach dem Uriniren ist's in der Blase, ala butte er den Hamn nieht ganz gelassen und es kominen noch cinige Tropfen unwillktirlich nach (366.) llarndrang end hulufiger 1-amnaligang (367.) - - - - beim Gehen im Freien. Ge ni i t a 1 i e ni. a,. Miinnliehe. Jticken, Brennen u.Steehen (368.) Brennen (369.) end B rileken (370.) Ziehen u. Reissen (371.) - Einigc Stiche (372.) Steehend brennendes Juk-- k en (37 3.) ----- Viel rotlie juckende Friesclkbrnchiest(4714.) - - - - Gescitw~uist - - - - worauf eine schwarze harte Pustel entstelit, wice cm Kniupfehen, ohuce Schmerz und oline Entzundang 1375.) Selir aufgetriebcnor Unterleib mit ungemeiner Unreho und Kn ei - Pcon, als wvean das Mlonatliche konamen ~ksollte (376.) Das M~onatliehe komrnt zu fritlh, 8 Tagre (377.), 14 Tage (378.), 3 Wochen (379.) Die Monatazeit erfolgt binnen. wenigen Stunden, zew~eilen 8 Tage zu frilhi (330.) (Vermicrung des weissen 1'Iusses4 )(38 1) im vordern Theile der HEarnrijhre in der Hamnrijhre. vorn in der Harnrulire (371.) in den Hoden (372.), am Rande der Vrorhaut. ausser dem Uriniren (368.). nasser dem Hamnen. im Sitzen. an der Eichel. b. Weibliehe. d. grn. Selinamlippe, F o01 g e r e n g e n. Es sind bier acelireutacheidende Wirkungen verzeiehnet, obwohl die Krankhseitsbilder im Ganzen erst dureli weitere Reflexion gewonnen werden. lWir haben deshaib die versehiedenen Theile, welehe affleirt sind, w~ohi Zn unterselteiden: als Beispiel der 3earbeitung der A.-M.-L. 247 A. Nervenaffection, ala Halrndr-ang,- Dys-uria ilberwiegend, in der Form der Hyper~mie, beginnender BrigWl'schcr -Entadtung. Durch diese Reizung der Nieren kann Bryonia auch als Heilmittel bei Hydroys auftreten,weun die Verhltnisse entsprecheud sind. B. Harnblasenaffection: a. idiopathiseher Art, als Hyperimie (Congestion oder Ent:zfindung) der Harnblasenschleimhaut, oder b. sympathischer Art, entweder CC) nerviise ala Reizung der Blase durch Ganglienaffection, Spinalreizung (363.) bei Kolik, hysteriachen Beschwerden, bei Schwangeren, Wuchnerinnen, oder f) bei entziindliohen Zustiinden des Unterleibes (Penitonitis) oder bei fieberliaften, durehL den Antheil des Riickenmarks. C. Elk Orchitis (Dru-senaffection) kiinnte S. 372 sprechen; vergi. DrUsens. D. Uterusaffection. Die Bryonia wrird (S. 376-380.) sich bei ilulterblutfluss bewiliren; bes. wena der ven-se Charakter, Unterleibsstockungen, Kopfschmerzen, Kreuzschnerzen obwalten. Insbesondere diirften sich Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Naseubluten aus ]Yenshtr ationsanonalien flir Bryonia eignen. E. Eiertsocksaffeetionen, beruhend auf Phlebitis, Phlegmasia aha dolens und diese selbst, da sic sicl aus dem venlisen Momente erklirt, passen ebenfalls ffir unser Mittel. Aum. Leuknrrboe ist bios durch das cinsige S. 381 angedeutet. S. 373-375 gebiiren zu den Exanthemen s. Haut. Zu vergleichen w e it e r li1ia: Riickens., Ff iebers. oben: JZopfs., Zii&Mne, Nase, Baucis. Nasenschleimhaut. Heftiges Niesseii (382. 383.) u. Gifinca (383.), - - - - Oefteres Niessen, wenn er mit d. H-land Uber d. Stirn streicht besonders (384.) Fliessselnupres (389. 391.) 8 T. lang (389.); mit vielem Niessen (391.) Starker Fliessschnupfcn, redet durch d. Nase, dabei imner Frost, 8 T. lang (390.) Starker Sclinupress, m. Schmerzen in d. Stirue (392.); olne Husten (393.) Eeftiger, mchr stockiger Schnupfca. (394.) Starker Schnupfen mit stechendem Kopfwveh, alls wollte Alles zur Stir heraus (395.), A am. Hierzu oben Syxuptome 143. frtdl (382. 383.). vorzugl. b.Biicken 35.). 248 Die NWirkungen der Zaunrebe PolI g e r u u g e n. Die bereits lifters erk-aunte Wirkung der Bryonia auf die Sohleimhdute zusamamen mit dem Verhalten zum Erkdaltungsrnomente ist hier dentlich dureb die Sc/znup/ensymp tome besti-itigt. Wie aber scion S. 392. und S. 395'. auzeigen, werden besonders die lKop/'symptome maassgebend fUr den BryoniaSchnupfen seim und ausserciern der ailgemeinie Charakter des Mittels, wvie er sich sonst beim Fieber (S. 390.), bei rheumatisehen un-d katarrhalisclien Proeesscn kund gibt. Die sogleich folgenden Zustdnfde sind in der Praxis von den in diesem Abschmitt vorliegenden oft gary niclit za trennen. Kehlopf und Luftr Ohre. Binige Ileiserkeit (385. 386. 388.) nur cinen Ton der Stimme, mit Neigung zum Schwciss. (386.), Stinime rauli und heiser t387.) Durci ]{otzcn. sick l~sender ziiler Sclileiuii (396.) - - - Trocken. Iliistcni (397.) wic aus d. Magen konimend (398.), vorher cmn Krabbcln und Kitzcln (.398S.)- - - - - flusten von immerwitlirend. Erabwirft daun Schicirn aus (399.) ilusteiin mit Auswurr (400.-401.) soleich (400.),- - - - Anhaltender trockner flusten mit Laufcn von Wasser aus d. Munde' wic. Wurnierbescigen (402.) (Pebelkeit rcizt ibis zum ilusten.) (103.) ]Bins IHasten Erirechien der Speisen. (4104.) Bcim rniusten cin langauhol ltender Stich (4105.), Trockener Kotzhustcn,ciuzoluc krampflsaftc, gcwnltsamc Stusse welehec mit trock'ncm, festens Scisicime bezogen za scmn schecint (4016.);Reiz zin Kotzcn (407.), es ist, alss oh Scideimiges- - - - Hlat cr oblige Zeit gekotzt, so emipflndet or eomen S c li im e r z nus Wundsoin mid Drssck goemiscist (4-10.) - - - - - - beim Ce/zen im Freien im ]Iachen, in der Luftrilire (400.) in der l-lerzgrrube. im Hlase, Vormittags. vorzulglich fink. ticf im Gehirn., linker Seite. gegren dcn obern Thoul der Luftrijhie, in der Luftriihre wiirc. in der Ltuftsllhre-, schoss Tabakrauclz erregt ihn. der beimi Reden u. Tabakrauchen heftiger wird. 4 als Beispiel der Bearbeitung der A.-M.-L. 249 Empfindung, d. z. Husten swingt wenn er aus der frelen wie von Dampf - - - in der Luftruhre, L@J2 in die warme Stube kornnz. es ist ihm, als k6une er nicht Lulft genug athlmen (408.). Starker Husten, mit viel Schielianswurf, '/i St. lang (410.) -- ------- fruh im Bette. Kr at z end schmerzender Kotzhusten, wie von Rauhheit und des Luftruhlenkopfes Abends nach d. NiederTrockenheit (412. 413.) (412.) legen ins Bette (412.). Er hustet geronnene Stuckohen Blut aus. (414.) Er kotzt und rackst gelben Schicin aus d. Rachen. (415.) Beim Histen Stechen (416.) inwendig im Halse. Foolgerungen. Es bedarf nach den friiheren Auseinandersetzuugen h er nur einer kurzen Rubricirung, um die Einwirkungen der Bryonia auf die genannten Theile Zu verstehen. Doch gehuireu nothwendig mehrere der sogleich folgenden Brustsymptome dazu, umr das Bild z u vollenden. I. Hyperimie der Schleimhaut der Luftroihre und des Kehllkopfes. 1) Einfacher, acuter Katarrl, nach Erkilitung oder in Begleitung auderer Zustinude, s. Haut-Krankheiten. 2) Fieberhafter Katarrli, Grippe mit den begleitenden Kopfschnmerzen (405.), nervdsen Hirureizungen, gastrischen Beschwerden 398. 402. 404.), ERickenschmerzen etc., wozu das allgemeine Bild der Br. sehr passt. 3) Bronchitis und Laryngitis acuta et chronica, besouders die Uebergangszeit swischen beiden (Heiserkeit, Trockenheit, Zilhigkeit, beginnende LoUsung des Auswurfs; Wundsein, Druck, Kratzen, Stechen). 4) Chronischer Katarrh (trockner, kotziger Husten, Engbriistigkeit, Erregbairkeit durch Tabakrauch, Reden, Luftveriinderung), der Alten, mit Emphysem, Bronchiektasie, nach Infiltratio hacuioptoica, nach Lungeneutziindungen (Obstruction der Lungenzellen), 5) Bluthusten (414.) durch die Wirkung auf die Lunge und die venTisen Beziehungen erkliirlich, daher bei Tuberculosis, aber anch Abdominalvenositait, Menstruationsanomalien (vergi. Menstrualbluturng, Nasenbluten). IL Neurosen Odes Kehlkopfs). 1) Krampfhusteu, nervUse Form (398, 399. -106. 408. 412.1 2) Keucihusten mit entzaindlicher Reizung der Brust (siehe dieso Symptome). 3) sympathische Affection des Vagus (ilusten mit Erbrecheni. Zu vergleichen weiterhin: Brusts., Fibers. (bis aus.), ob e n: Kopfs., gastrische S., Baucks., (GCenitalicn). Anm. Die Hustens. sind bei Hahnemann deutlicher als bel den Wienern. ale Beispiel der Ben rbeitung der A.-M.-L.25 251 daun Stiche fin Wirbel des Hauptee (434.). Drucken (435.) - - - - Druck wie mit der Hand (436.) Bei ciekalten Ftiseen. drilekender 'Schmerz (437.) Ale wenn eie von Schicim beengt wUrde, emn Drileken, (438.)und einigee Stechen (438.) -- Nit Soliwere ima BArper Schwerc (439.) Stiehe, ruckweiee (440.)-- Bin Stich (441.)- - - - Spanneader Schrnerz - - - sick erhuihead z. einem set ump fean S t ickh(442.) Nit Bekiommeaheit Stecken (4-13.) Bin augenblickliclier Stich -. - worauf cm ceinfacher Sckmcrz folgte (444.). Auf der Seite der Bract, auf welcher er aiclit lag, emn Stick (445.) Wie Pule -Stechen and P o ch en (446.) Bin von imaca heraus etechendee Preseen. (447.) Bin Stich wie in eincrn 0Gaes c h w u r (448.)l Schaierz, wvie mit Blut iunterlaufen 4 49.) - - Sehrerz am. Bekiemmung, d. dureli Abgangr von Blahu-ngen vergelit (450.).Bin Anfall, ale wean d. Ucbcl in die iluiihe etioege nd Aflhern und Sprache benilhime (-151.) uber die ganze Bract. oben auf dam Bruetbeine, mitten auf dem Bractbeine, auf der Bract, im Brustbeine (438.), in der Bract, in der Seite an den Rippen, von d. oh. Theil. d. Bract durdk b. z. Sehultcrblatt, der Beagungen d. IRippen nach dam Rileken an, voraugi. anter d. Semilterbitittern, in der Bruet, ira liaken Schhiceselbeine, irn untern Theile dcr rechtea Bruet. in der Bract. auf ainam kicinen Fleck untar dem Bruetbaina, wveleher wic cia Geechwlr eclnirerat, am Schwertknorpel,. obey die ganac Bract, cia glaubt, oline Selim. dacelbet iraFreien ale/at ge/ian Zn k6nnaen. bairn At/eiemlolan. bair EnBiathmea, welch. sick darak Essen an miadern schian. die sick auf das BEsen verlor bairn Tiefadhiren, die.sick an der fre ian Luff varliera::. beim Eiiaathrnen. bairn Binatlimen. b. -tieferen Binaichan d. Atherne und am Meisten beirn Varbick-an. A bands. bairniUmiwandan. bci d. garingsten Aehernznpa, so lange wia dieaer daucrad, calbst b. Beri//ran, neck melir aber bairn Auf/aeben des rae/it. Armes; fri/ih. (4-lb.) hemsi Anfublen, Abandi. Abende (9 U.). 1450.) 252 Die Wirkungen der Zaunrebe Emn Zusanirnengrei fen (452.) Kie m men der ]3rustschmerz (453.) lInere flitzc in der Brust (-155. 456.) und im Gesielit (456.) Empflndungr, als wdlrc in der Brust Alles los u. fTis h erab in den Unterleib (457.). Klernrender Druek (45S.)- - Starke Gescijtwilst (459.) -- Einzclne (cise, wie eiektrisceh Schu,:iige,V2% S t. Langr wet auf nile Spur von Verhhllrtuii v%,erschwnnden war (460.) Spitzig steehiender Sehrnerz (461.) (Pini Delinen (402.)- - - Spannen (463.)- - - - der Brust neben dem IBrustbeine. dicit fiber der HEerzgrube, htinter dern Brustbeino, der vord. jussern Brust. in ciner verhUirteten JBrnstwarze, unter der r. Brustwarze nach aussen, in der Brusthoihie nur von den kurzen Rippen hot-i~ber) in der Brust, ant Sehuimmsten beirn Siezen auf den t Sicle cud Biicken und beim Liegen attf der Seite. heftig~er beim Pin- and Ausatlnintn. beirniAusatlimen. beirniGechecn. llerzklopfeit melirere Tags hintereinander (454.). Fo01g er un ge n. Der Piubuiek in die Beziehlungen unseres Mittels zu den Brustoognauen mit echo belehrend ftir die Erkenutniss. desselben tiberlinupt, deun wir findeni hier Bestlitmigunen und Aufschhiisse, titeils ftir die aunatonlisehenl Verhiiltnisse (lBeziehungenl za den ser'osen Hfiuten, Schleimh&uten, Muskein, Driisen), theils ffir die pathologisehen Zustilude, inshesondere ffur die Pinwirkungen nuf die Blutbewegung, Blutmisohung tZersetzung, Ailsschwi tzun g), rheumatisohe Natur, Venositat. Ueberwiegend ist die Entzflndliohkeit wie dies die Engbriistigkeit, Bekidernuungr, Hustevi, Wiirme in der Brust, die 1-Istenbesehaffenheit (s. oben), die eigrenthiinfliehen Selimeruien: Steehen (t5 ntnb, IDoicken (S miii, Brennen 1t tni), Spannuen (2 mall, ste ehendes Press en (I mad), Klemmnen (3 mal), C e scheliwiirscheItmCr z (2 maol, We lithlii (2 mal), und. die unten folg-enden F ichoesytuptoine bewveisen. A. Ath-mung-sorgane. Datss niclit bios die iiusseren Parthienu, sondern audi das Innere der Brust'hiohie erg-ritfhn ist, besonders die Rippenmuskein, Pleura, Lungen, (chit die Er als Beispiol der Bearbeitung der A.-iL-L. 253 hiuhung der Beseliwerden beim AI/thmn, inshesondere beim Tie/h//anon, beim Bewegen,, behu Gelin im Freien, beim. Liegen auf der Seile, bei BcEriijrung, und die abendlicwe Exacerbation. Fassen wir nun unter steter Beriieksiehtigung des ailgemeinen Charakters der Bryonia diese Zeichen in ibrer klinisehen Bedeutung auf, so haben wir bier: L. Rheumatismus, den sogenaunten fieberlosen Seitenstich (S. 417. 418. 434. 440. 441.) If. Hypetdmie, Entziindungen der Athmnungsorgane durch e Erkiltung, aus rheumatiseher Ursache vorallglieb, mit V1enositit zusammenhbilgenud (oft mit Kopfeongestionen (422. 423. 434. 450.) und mit gastrisehen Complieationen verbundeul. Aus den.Fiebersymptomen werden 'wir noch lernen, dass namentlichl die uerviisen, durell Blutzersetzung, Infiltration, bedingten (typhtisen) Zustiinde derartiger Entziindungen die Bryonia indiciren. 'Was den Sitz anbela.ngt, so haben wir 1) Pleuri/is mnusculatris und serosa (wirie bei Peritonitis). XTergl. das Stec hen, was den sero-sen HfHuten hesonders eigen, das Befallensein der Rippengegend und die S. 417. 418. 431. 434. 438. 440-443. 445. 448. Hierdurch sehliessen wit wieder zuriclk auf die Affeetionen des ]3auchfelles uiid der GOehirnlute). 2) Pneumonia und zwar die venosa, riteuma/ica., gas/rica, biliosa, typhosa und die Verhindung mit P/cn/iis. (Vergl. die eigenthhmliehen Schnierzen und Hustensymptome, Engbriistigkeit, Kurzathmigkeit, Druck, Einfluss des Tiefathimens, Bluthusten.).Die Affection des Parenhyms geht theils von der Sohleimhaut der Bronehien aus, theils von der Eiuwirkung auf die Gapillargeftsse. Da, Bryonia inelr fUr die irritabeln Zustinude vermiige ilrer voenosen Natur passt und auch die Misehung einen hesondern Einfluss iibt, so erkliirt sich, dass sie sich melr fUr das 2. Stadium, ffir Hepa/isation, und hei ibrer Beziehung zu den serbsen Hituten fuir die Exsudatbilduug (die Aussohwitzuugen) eignet. (Vergi. damit den D rnu c k, B e k 1 eimmu nig, die eigenthlifimlicehe Brnstheengnng, das unhestimmte, dumpfe Geftihi und die Art des -Hustens is. oben), ferner S. 432. 442. 447. Von bier aus schliessen -wir wieder auf die plastisehen Processe in Hirn und Unterleib.) III. Abnorme Mischung. 1) Serase cErgiisse in der Brustitihie, Iiydro/horacc in Folgelvon Pleuritis (vergi.. viele S. von Athembeengung, Druek, inshesondere S. 432. 433. 439. 442. 4,57. 463.) 2) Als Folge organiseher Verenderungen: A4sthma bedingt durch Tuberculosis (vergl. die S. von Obstruction der Lungeuzellen, Husten), in Verbindung Init Hydro/korax oder hd/mop/oiscker Infiltration, als Folge von Inth/ziindungen (Exsudaten) auf der Pleura, 1w Lungeugewebe, ]ierzfek/erýn mit uendsen S/tirun en des Jkeislaufv (452. 455 -457.), vielleicht auch bei Beengung der Brusthuii e durchB Bunchwassersnck/ (433. 450. 451.)IV. Neurose. S. 454. enthuilt eine Bestiitigung der oben angegehenen Keuclihusteuwirkung. A nm. Viole Symptome erganzen biier die obec nngiegebencn Zuslinde von K at arr Gr, C rI p nill ti l sten. 254 Die W~irk-ungen der Zaunrebe B. Brustdrflse. Die Beziehungen der Z. za den Driisen und zu dem weiblichen Geschlecht hewiihren sich in der Form der Mastitis. Bezeichnend daftir sind die Erscheinungen in den Nerven, Muskein und Hautumgebungen, die Rileken- und Kopfschmerzen u. s. w. Daher beim Nichtstilleu, aber auch wenn hhnliehe Beschwerden in Folge des Stillens cintreten, oder beim Entwtfinen. C. Lerz. Die S. der Atlmungsorgane miissen mit dazu genommen werden, ur die hier sehr mangelhaften Bezeichnungen von Heraleiden zu ergiinzen. Weder far organiscie Herziibel, noch fUr Herzcntzihndung sind die S. priignant genug, doch laitst sich auf vcndse Slockungen im Herzkreislauf und auf Exsudc(at im Pericardium theils durch die secundire Binwirkung auf den Lungenkreislauf, theils durch die Vergleichungen mit verwandten Zustiinden schliessen. Zu vergleichen weeiterhin: n:Fiebers, Glieders.; oben: Jfchlkopf, Lufdirobre, Hop/s. Gastriskhes, Baucks. RU cken. Schmerzhafte Steifigkeit d. Miuskeln (464.) Wie Schrncrz und Schwliche, als wcnn der Kopf zu schwach wilre (565.)Schinerz wie nath Verkhil auf der r. Seite des Genicks n. d. Achsel zu, im Genick, wo es ans Hinterhaupt grenzt, tung (466.) DrOcken (467.) - B3rcnnen (463.) - Schmrcrzhafter Druck Bin stumpfes Steel Fast wie Schauder cii barter Schinerz (. Stchen (J471.) - Seehs Stunden lang Schmerz (472.) Schmerzen (473.)Brennen (474.) Bin zusammenziel fast wiceK Iarmm, ab Mindcrn zusammenge im Genick. zwisehen beid. Schulterbliattern und gegeniber vorn an d. l3rust, unter und zwisehen den Schulterbljlttern. - auf d. r. Sehulterhuhe, hen (469.) daselbst nach hinten u. aussen, his i. d. Sehultergelenk sieh erstreckend, a krampf- zwisehen den Schulter470.) blalttern. - in den Lendenwirbelbeinnen. steehender ira Kreuz und im luk beim Bewvegen d. Kopfes. im Sitzen, was sick durcl Geken verlor. bei Beriilrung heftiger. beim Tiefaekmen. die Nackt. die das Geken sehr besckwerlich macken. Nachm., Ton 4-8 Uhr Abends. i. Schmerz, swaIre er mit bund. (475.) ken, ir Kreuz, im Iucken. uber den ganzen Rucken queruber, '15 6 Die Wirkungen der Zaunrebe Extremitfiten (Oher- und Unterglieder). Stumpfcr Stich (482.) - Schweiss (488.) - - Fine Art Stiche (483.) (Ein Fippern u. Zucken(4 Wice tin Faden Ziehen (485. Drucken (486.)- - NervOses Reissen (487.)Trrenkuiingssclinierz (18 Stithe (491.) Gesceiwuist (490. 492.) Jeissender Schmerz (493.) Rother Frieselmussehlag (4 lieftiges Stehebn u. K rich (495.) Stechien mit Zichen (496.) (Ericbein, wit cingesohlafen (1 Stech. Schinerzcn mit Siw (49S.) Fr kaun niiit rfest zugrel (499.) ZiItern. anurgelaifeite Adi (500.) Schmcrz wit v crstauelit c vcrrcnkt (501.) Feints S t e c hen 502.) Uber die Achsel hertber nach dem Arme zu. in der Acheigrube. in den Oberarme, 84.) im Deltamuskel. dutch d. Armrohren his in die Fingerspitzen. auf beiden Oherarmknoehen, im Innern der Arnie herab. 9.) in der Gegend des Akromiums, - des reclten Ellenbogengelenkes. - des r. Oherarms his z. Ellenbogen (490.), * am Filenhogeigelenk u. etwas darulb.u. darunter his z. Mitte des Oher- u. Unterarmes, sowie an d. UnterfUssen (492.) an d. innern Flijehe des Viorderarmes veinEFlenogrr. an in ciner Linie z. Haudgelenk. 94.) nuf dor Oherseite des * orderarnis. elin mi linken Arm. - in d. Fllcnbogenspitze, - in d. Flechsen his in die Hand; 97.) in d. Hand. ere in d. Gekenken d. HInde. bes. beim Heben desselb. welehes Abends am Finschiafen hiadert. beim Auf/teben des Armes. b. Biegen des Ellenbog. verschuimmert sich das Stechen. mit den UMinden. der ilUinde. Pu IHandgelenk, in d. Handwurcil, bei jeder Bewegung. wcnn d. Hand warm wird. u. in d. Ruhe, vergelit auch h. Bewegung nicht. ads ]3cispiel der ]dearbcitung des A.-M.-L. 257 fine Entzindung mit brennendem Schimcrz (503.)Hultzernpfindung, riach einigen St. KaIltceinptindung (504.) Iololbeit und Taublcietsempfindung (505.) - - - - Kurz daucraides rucliweises Reissen (506.) - - Unwilikuirliches Z c ken (507.)Stechende Schmerzen (508.)(Eingescitiafenltcit (509.)Lnhxnig-keitsgreriiltl (510.)Schmerz w. Stech. u. K L am m (511.) Heisse, blasse Geseinvuist mit Stechen (512.)- - - - fin Bluffthchcn. was feines Stechen maclit1513.) Schmerz, als. wenn Elter darin wlre (514.) Z ers chlia gen heits seli mer z (515. 5 17. Es kommt cia Schmerz ruckweise wie Klamm (516.)- - - Scbmerz wie Rucke od. StI~sse (518.) Stechender Schmerz (519.)Erselireckend stechender Schmerz mit Pochen (520.) - - - Unfestigkeit (521.) u. Seliwanlken (521. 526.) Stumpf stechender Schimcrz (522.) Jileken (523.) - - - - Reissende Schmerzen (525.) Grosse Mattigkceit (525. 527. 533.) Z ieh en, als wenn. das Monatliclie kommnen sollte (528.) HxnscsRrn, lomUopathic. des Jiandruckens in den llandflUcicen und dem Vorderarm; in der Flandfliiche. im Gelenk zwischen der Mlitteihand iu. den Ping. oder in dem untersten Fingergelenk. d. Finger beid. Thinde in den Fingern d. Fingrer beider IlRitde his an die Handw-urz.) in den Fingrern. im lBallen des Baumens. d. untersten Kicinfingergcelenks swisehen d. r. Daumen u. Zeigmefinger, in d. Wurzel d. kicinen Fingers. des Kreuzes u. d. Oberschenkel ins Kreuz, im fluftpgelenk, vom Iflftgelcnk his in das Knic. im Trochanter darna in den Ober- u. Unterschenkein, in den Huften. a. d. Utiuften und Obersehenkein. im r. Obersehenkel in den Obersehenkein u. Fussen, in d. Diekbeinen. um Mlitternacist. sic muss sic frUli aus d. ]lett Legen. beini Bewegen. beim Scisrei-ben. beim ]3ew-egen d. Finger u. Daraufdriicken. lici jeder Berilisrung. beim Darazs/?egess. beirn Sitzen is. Liegen. beim Liegren u. Sitzen, besser b. Gehien. bei vor-gebilclctem Geh'en. bei cinem lFe/hlritf; in der Rubec; bei Berilisrung hust die Stelle se/sr we/s. b. Ge/sen die Treppe Iserab oder /sissasf (52)6.). beim Bewvegeus. kana knum die Treppe hinazsfss'. (525. 533.), besser beim 'Niederst.; 1525.) selbst im Sitzen merkbar (527.). 17 258 Die Wirkungen der Zaunrebe Starren wie Klamm (529a.*) Ein Stich (529b.) Zersehlagenheitssehm erz Poehen wi cminHammer(530.) Klamm (531.) Schmerzen wie Zerbreeh. (532.) Spannende sehmeizbafte Steifigkeit (534.1-- Bin Eiterbllithchcn sichmerzend und stechend (535.)iTeissen und Brennen (536.) Wie losgeschlagen, Wehthun (537.) - Schweiss und Jucken wie bei Heilen (538.) Feine fluebtige Stieh e(539. 540.) Trockner Aussellag, weleher juekt, roth aussielt u. nach dem IKratzen beissenden Sehmerz macht (5411.), Mlattigkeit (542. 543.) Wanken u.Zusanintenknicken (544.)- - - - - - Dass sic ihn kaum halten, so matt sind (545.)-- Jithlinge Geschwulst (546. 554.) olno ]3itlie (548.) Zersehlagenhe its schmerz - u. Taubhcitscnmpfindung (517.) Mlit darauffolgend. Schweiss (549.) heftig ziehen der Sehmerz (549. 550.)-- Feuehtigrkeit schwitzender Axsselilag (551.)- - - - Reissend zuckender Sehmerz (552) Zcken wie clektrisch (553.) Klamm, Zusaim meziehen, Spannen (555. 557.) - des Obersehenkels, i. d. oberen u. vorderen Theil d. Obersehenkels. in der Mitte des Oberschenkels. im Knie und in der Fusssohle, d. Knieseheibe, friit im Bette. beim Sitzen. inm Sitren und d. Naeht im Liegen. beim Absteig. d. Treppe. der Knice. unter d. Knie, im rechten Knie.) d. Knieseheibe. bios b. Beri/trung. in d. Kniekehle in d. Knieen (539.), im Kniegelenk (540.), an und in den Kniekehien, besonders ira Kniegel. der Knie d. Tnterschenkel beider Untersehenkel (546. 554.), der untern I-Iifte, mit Ausnahme der Fusse (549.). an d. iKuss. Seite der I. Wade, daselbst im Untersehenk. bes. d. Wade, in d. Beinro-hren d. Untersehenk. (550.) an d. Schenkein. in der obern HINfte des Schienbeins. im Unterschnkel, in d. 1. Wade. d. Nach/s. beim Ge/en (539.), bios b. Bewvegung (540.). Abends. im Geten. b. Anfang d. Ge/enis u. scion b. Ste/en. beim Bewegen, Wenden, Befzii/len des Fusses. in villiger Rube. b. Nac/t; am Tag, wie elekt. Schlag. fruil (555.); Naehts durch Iewegung vergrehend (557.). '. 111cr st bci llnhncmann cIn Irrthum In der Zshlenbestimmung. als Beispiel der Bearheitung der.A.-M.-L.25 259 Klamm (556.) - - - Stiehartiges Reissen (558.) Druek (559.) - - - Reissen (560.)- - - - Il-eisse Geschwnls( (561. 562.) mit Zersohlageuheitsschmerz (562.) mit Spannen- - - - u. -wie unterkdthig welt und wie Eitergeschw. (562.) - - Weisse Eiterbllltbchcn, schmerzend. wie. Gesehwtlr 563.), Mit Seliwere in den Armen, bei Fussgesehwulst Re is sen (564.) Wie g e s p a n ni t und geschwollen sind (565.)- - - - - Spannung (566. 567.) - - Es fulir ihm wie eini Faken in die Ferse; sehnell hintereinander stumpfe Stiche (568.) - Nadeistiohe (569.)- - - Sehmerz wie vertreten (570.) Stechen (571. 572.) - - - mit Spannen (572.)- - - Einzelne Stiche (573. 574. 575.) wie Mfesserstiehe (575.), Selimers wie erbiillt und wie Spannen (576.) - - - Empfindung von Sehwere, Taubheit wie geschwollen (577.) - Stechen mid Dr-ueken mit Erfrorenheitssehmerz (578.) flis bisher unsebunerzhafte [Hiltnerauge d r iek t nod schmerzt (579.), wie wund brennendstechend (580. 583.) - - in d. Flissen, Fussrticken, Ferse, v. d. Fussen bis in die Kniekehien, am innern Rande des 1. ttnterfnssos. im r. Fuasrucken, des Fusses (551.), des Fussapanines (562.), des Fusses - - - am Unterfusse, der roth wird; in den Sehienbeunen. d. Fulsse im Fussgel. (566.), im Fussrtiek. (567.), in der Ferse, in beid. Fersen, in den Ftissen. in d. Fuissen (57 1.), i. d. Fussitohi. (572.), in d. Fussgel.; in d. Fusszeh. (573.), d. hohien Theil. (574.1, d. Fnsssohlen (574. 575.), in d. Vertiefung dI Fusssohle. in den Unterftlssen, im Ballen der grossen Zelie. N aches beimn Liegen im Bette. in der Ruhe gelunder als b. Bewegen. dI erste Nacht. wenn d. Fuss ausgesereck-e wird, wenn man auftritt, beim Befulhen. er kann vor Schmerz nielit gehen. Abends. bei Bewegung (566.); audi b. Sitzen (567.). zweC Nijehee, nach dem Niederlegen. frult im Bett, n. d. Aufstehen verseliwunden. welehes am Aufireten hindert, Beides hind, am Liegen. b. -Aufireten (574.). am Schlimmsten b. Auftreten, doeh auch in Rube (5719.), bei der leisesten Berii/zrung (580. 583.), selbst des Bettes (580.); v. stark. DrZLCJC drt d. S&hmerz ciuf (583.). b. Sitzen mehr, weniger b. Gehen. 17 * Steehender Sebm. (581.) - im r. Zebballen. 260 260 Die Wirkungen der Zaunrebe Mfit arger iitzeompfinduug S tocchen (582.) Zersohlagen hoits solim. (51 285.)------- -- Wie zorsohiagen sohmerzen (585. 586. 588.) odor wie untorsoliwor. (586, Es sohmorzt ihn,) als, wona Floisoli 108 wiUr e (587.T) - Emn unsohmorzliaftos fin- u: Iloirziohen (589.) - - Wio boim Aatritt cmoes Wcool flobors biingliohor, druckoi ziohond. Solim. (590.) F rcs soen (591.) - - - Gewaltigos Ziehon (592.) - Es ist ilin unortrhglioh, denI dondon. Thou.still in hal! (593.) Siolitbaros Zuckon (594.)Wona dcr Sohmorz nachRi Kaitwordon des Gosiolits -c Zittorn (595.). Wic Stecknadoin (597.), Stic (596. 597.) Jithuings, Vio mit Nossoin gopeitsi cm s too ho nd j uokon d Bronnon (59-S.)- - - auf der ilant war niohts Zn soWc diosos Bronnon (598.) - Anlialtondo bronnond juokoi Sticho (599.) Ersolirockondo Sticho (600. 6 602.) Sohimerzhaftes Poohon (603.) im Zchballon beid. Ftissc, am link. Zeliballon. Arme und Beino (585.), jode Stolic des Kisrpcrs (586.); nile Glioder (588.), vorzUglich in dcr Horzgruibc. gogon Abend. solbat im Liogon, boim Sitzon shirker als beim Gohon; or mnssto die Lago fortwiihrond.vortindora (585.) b. Angrcifen (586.) am ganzon Kihpcr. in d. loidendon Theilon. in dcr Boinhaut aller Knoohon, Vormittags. im ganzeca Kiirpor, vorztigi. auf d. Ernst. duroli allo Glioder. in d. Armen u. Boinon, boim. Sitzon. am Tago-. in d. bcid. Thoil. - ub. d. ganzen JKirpor ado an vorsohiodenon Theil. des Euirpors, '0 1. in den Golonk. (600.); ira leidondon Theil (60 1.-); - in don Adorn am ganzca Kiirpcr. auf cine klcine Gomilthsonrogung (Lachon). kam auf den blosson Gedankon odor wena or sick orhitzto. Abcnds nach d. Niederlogen i. Bott. boim Bewegeni, boim Betastcei (600.), Druck(602.). F ol1g e run gen. Aussor mannohon unbostimmton Angabon (wio Oborarm, Fusario"kon n. s. w.) finden wir doch anch ganz bosthnnato Hinwoiso ant' Affootionen der Muskein, Binder, Sehmen (FlOebsen), dor Knochenbaut, bosonders abor anch der Gelenke (H-*iute, B4iinder); sowvie dor Rant und des Zeilgewebes. Uobor ats Beispiel der Bearbeitung der A.-M.-L.26 261 wiegend ist die Beziehung an. den flbr5sen Theilen, was wir sogleich zur Benutzung der klinischen Formen verwenden werden. A. Seibsistandige Ji-anlkheiten. Selir deutlich tritt ui-imiich die scion Gfters augedeutete rheumatisoho Natur der Bryoniabesciwerden hervor, die mit und oline Fieber als I. Rheumatismus acutus und chronicus kiar in den S. 485-487. 490. -192. 493. 498. 506. 509. 510. 516. 518. 524. 530-32. 534. 536. 546-50. 552. 554. 556-560. 564. 566. 567. 570. 571-76. 585. 587-90. 593. 596. 599. ausgesprochen sind und die Beziehung der Bryonia an dem Erkiltungs. moment herausstellen. (vgl. auci die Seimersen: Z ie lieni, Z u ck en, Reissen, Klamm, Kriebeln, Rucken und Stiisse, Zersehiagenheitssehmerz, wie losgescilagen, sowie die Verselilimmerung durci Beweguing, Bertlirung, ztur Abe nd- u. Nachtzeitj. Be-. sondere Formen sind bier: 1. Muskceirkeumatismnus, Gelencrlwumiatismus (mit gastrisceker Comiplication, mit Pericarditis, Endocarditis), 2. Lumibago r-hezematica (S. 519.) 3. Isekias. (Von diesen rheumatiscien Erseheinungen seiliessen wir zurtiek aid' die Kopfsehmerzen, Gesichitss., Zahnseimerzen, Kolik, Natur der Pleuritis u. s. w.) Il. Gioht, welcie aus der entatindliehen Natur der Br.-Affe-etionen, dem Erk&Itungsmoment, den befallenen. Theilen, voraU*gliell der Beziehiung zur Venositit, den Complientionien mit Fieber und gastrisehen Zustiinden an construiren ist. Die Binwirkung auf die Blutmisehung ergibt adichd(ie Neigung zur Exsudatbildung. Vgl. hierzu. die S. 462. 483. 491. 495. 496. 498. 499. 502. 503. 505. 506. 508-12. 51-1. 519. 522. 524. 529b. 532. 534 -40. 542. 543. 550. 552. 558. 561-76. 579. 581. 582. 584. 590. 503. 595. 596. 599. 600-602. Die Formen siud: 1. Arthritis acuta mit Neigung zur Aussciwitzung, zur Ablagerurig, Geseliwuist; besonders Podagra. 2) Arthritis (articulorumi) mit lympliatisehen Ergiessungen in den Kapsein, Entziindungen des Periosts, Zellgewebsentziiudung. Ill. Hyperii~mieon (vgL. den Ve rre nkungsseli m era, (leseiwtlirssehmnerz, Drijeken, Pressen, Brennen, Spannen, vorziiglieh Stechen (3 Imal), Verselilimmerung durci Bewegung, Bcriikrung, zur Abend- and N~ackizeit). Nach den befallenen Theilen sind besonders hier ausser dem g i e t i s iie n Moment (s. H.) itussere Einwirkuugeui, wie Ve r r e k u ngen, Muskelanstre-ngungen Sehuld. Whr haben hier: 1. Muskelcnlz~ndlung, (Psoitis S. 524. 529.) t. Stadiumn; 2. Gelenkentzzndungen, 1. Stadium der Coxalgie (520. 522.) naci Verrenkungen, gewaltsamen BewveglUngen; 3. Entzilndungcn. (dew HIaul and des Zcilgeiewbcs) dureli Druek, Frost (579.); 4. Vencnentztindung in der Form der Phiegmiasia alba dolens, bei Wichnerinnen (529. 530.). B. Neben diesen selbststaiindigen Formen kominen nun noci symtptomatisehe Zustflnde vor, die aber ebenfalls im Cliarakter des Mittels liegen und awar: als Beispiel der Bearboitung der A.-M.-L. 263 Aussohlag, dass er Allos zorkrazzen miuchte, so heftig juokend (610.) -- - - Grimmen und Jloken nach d. Kratzen u. Roiben kleine, rotlie, hobe Bhiithchen, welohe brennon; wonn die Bluthen heraus sind, hijrt alies Juoken auf (611.). Reissendos Juoken u. wilL. lende, juckend brennendo Stiche (612.) Mit frieselartigen Bltithich. ein kitzelndes Jueken (613.) - - Bothe, runde Flecke, durch Druck nicht verschwindend, wie Linsen, ohne Emptindung, und griissore (614.) - Rothe, kleine Flecke, durce Druek aurAu'geublicke verschwindesid, ide wean B ron nnesseln sohmerzon (615.), Eine wundo, unsohmorzhafte Stelle fMingt an hoftig zu broanon (616.). Im Geschw. roiss. Schm. (617.) Die Janohe des Geschwtlrs f~irbt die Leinwand schwlqrzlioh (618.). B3eissoade Sohmcrzon (620.) Es friert ibm am Geschwlre und dieses schmerat ihn, wie von aliza gross. Kilte gotroff. (619.). Poehen fast wie Stechen (621.) am ganz Kirp., vorzUgl. auf d Rucken his uber d. Hals. an d. Untersohenk., ur d. Knic u. an d. Dickbeinen, Abends; an versehied. Orten der gloich vor d. Einschlaf.; weichon Thoile des Kbir- am Tage od. Ab. pers, an den Armen, Handen u. Filsson, in d. Hant d. Anne. in d. Haut d. Arme und Flsse. (am Tage). in d. Gogend d. Sohorfs (des Goschwlrs), in d. Geg. d. Sohorfs, frtih nach dom Aufstehen, vermohrt boim Stelien, nacblassond b. Sitzen, hei miissiger Bewegung verschwindend. nach d. Mittagessen. F o 1 g e r an g e a. Die exanthematisohen.Formen liegen in der Einwirkung der Br. auf die Mischung. Hautaussehliige sind ja oft niebts ale Zer-sctzungqwroductc and Ieflexe tiefer liegender Binwirkung nut die Blutmasse. Ale solohe haben wir die Hautaussehliige der Br. mit ibrein ailgemeinen Cbarakter in Verbindullg zu bringen. Die hierher gehiirigen Zustlinde sind: 1. FrieseL mit seiner besonderen Afiinitiit zu dem rhenmatischen Process, zu den serilsen and fibroisen Biuten, ale Begleiter der aculcea Gichl, des rkceumatiscluen Fiebers, der Ple-ur t/is und Perilonilis pirperaf lis. 264 Die Wirkuunen der Zaunrebe 2.Bludflecken/cranlkheit in ilirem Zusammenhange mit der Venositat, Affee'tionen der Mfagen-Darrnsckleimltaut. 3. Rose, besonders das Pseudo-erysipelas beiGelenkentajindungen u. s. w. 4. Nesselausselslage, durch rheumatisehe Veranlassungen. 5. ANasern. 6. Scharlach. 7. -Blat/era. Bei den drei letztgenianatcn Formen melir wegen der Fiebersymptome, der Gehirnerseheinungen, der Affectionen der Magendarmsebleimbaut, der Bronehien, der Lungen u. s. w. 8. Ic/eras ala Folge von billijaca ZustiUnden, Venositiit, Leberaffectionen. Za vergieciclen weit erhIPn: Piebersymptome. o b en: fast alle tibrigen Theile, ijassere wie innere. Krafftoverhaltniss. Er wolite nicht in die freic Luft, so lieb sic Thm sonst war. (622.) In der Stube war es ihm zu ilngstl. (623.),7 Ailgem. M1attigkeil (624. 625. 636. 637. 640.), oder -- Matt, triage, lass u. selilafrigr (626.) Wehthun (627.)- - - - Unfestigkcit, nis -wena die Mluskein die Kraft verloren hkdtten (62)8,),---------- Am Seliwiiebsten (629.)- - - Weichuich und Ohbig die Beino malt, seliwach im Xopfe, dass, er glaubte za fallen; er keuchi, es konmi ceine Wiirme in die JBrast, weiche nach dem Xopfe gring 630.); - - - - Gicich so mode, dass sic sitzen und liegen musste (631.), -- Die Kr/lfte siisd gleicli*vegr (632.)- - - - - in den Untergrliedmaassen der Arme und Flisse in alien Theilen des XKlrpers, im Freien besser. im Sitzen, weniger im Gehen (637.), d. ilin zum Sitzen n~thigi (625.); wenn er liegi, scheint's ilim besser (638.); heinz Erwachen aus dem Schiafe (640.). heinz Arbeiten sinken d. Arnie und beinz Treppensteigr. kana si ekaum fort. b. Gehen, vorzugl. n. d. Auftehen Y. Sitre and b. Anfangre des Gehens; beim Weitergehen ward es besser. b. Gehen im Freien. in der Stube verlor es, sich, erneuerte sich aber mm Freien. wie sie Yom Frejen in die Stubo trfat. bei der greriingsten Anstrengung. 266 Die Wirkungen der Zaunrebe Kann nicht im Bette liegen, es that ibm Alies web, wornuf er liegt (656.). Unrihe len Blute, schlift spat ein und nicht Lest (657.). JIerumwerfen, kann nicbt cinseblafen (658 664. 666.) vor 4ingstl. Hitze and von nussen ist keine fuhlbar (658.664.); frtll SchlUfrigkeit. (664.) Schlatlosigkeit wegen Unrube im Blut und Beilngstigung (659. 661. 663. 667.); d. Gedank. drilngen einer d. andern, obne Ritze, Selweiss oder Durst (659.); Ilitzeempfindung u. Jiussere Ilitze fib. u. fiber, olne Durst, er legt sich von einer Seite zar andern; beim Entblissen sogleich beftiges Bauchweh,kneipendes Stechen oder stechendes Kneipen, wic von bier und dort eintretenden krampfbnften l lhungen; Schlnflosigkeit von ciner Menge hcrzustrbjmcnder Gedanken (660.), - Kann vor Hitze nieht schlafen (662. 663.); Jiettdecke an beiss, b. Aufdecken za kubl; ohne Durst, fast ohne Scbweiss (662.), - Schblift erst fruh 4 Uhr cin und triunit dann von Todten (665.) Kann nieht cinschlafen wegen ifterer schaudriger hupfind. fib. einen Fuss ad. Arm, dann etwas Scbweiss (668.),----------- --- Nach kurzcm Schlafe Erwachen, es wickelt sicl in der il-erzgruhe zusammen; es wird ilir nbc zum Ersticken (669.), lViminmner im Schliafe (670.), - Vor dem Einschlifen und bejin Binseblaten Anursebreck. und Zusammenfahr. (671. 672.), his zam Erwachen (673.) aus einenm Traunic und beulet laut auf (674.), - Erwacht d. Nacht anle Stunden mit Erianerung des gebabten Traumes; b. Wicdercinschlafen triumt, sie cinen andern Tranm ehenso lebbaft und ehenso erinnerlich b. Erwachen (675. 676) - Sehr unrulige Nacbt; iingstl. Trflune (677. 67S.); sic schreit laut auf (677.) Trhtumt wachend, es woliteT Jemand das Feaster cinwerfen. (679.) er musste aufstehn (659.); die Nacht (661.), v. Mitternaeht (667.). Abends sogleich beim Niederlegen, die Nacbt bindureli; vergelt am Morgen ohms Abgang von Bhlihungen. mcrere Ntlehte. vor Mitternacht. sic muss sich nafsetzen; Abeads. nach Mitternncht um. 3 thr. jeden Abend (672.). um 3 Ubr (677.). 268 Die Wirkungen der Zaunrebe F ol g e r u n g e a. Die Synptone des Schlafes haben vermtge ihrer physiologisehen and semiotisehen Bedeutung nur einea untergeordueten Werth uud kianen daher nur in Begleitung anderer Zustijade, deren Tlieil sie constituiren, bei der Walil Befihflfe leisten. Soiche Sehlafzustiinde kommen vor I. bei *Hyperrimieen, wo sic meist durcl erkdkte Venositit bediugt sind und zwar 1. bei Ilyperaniie des Ge/urns (Enttiindung der Substanz and dcrIiiute; Ebriositas, vgl. die elgentliimlichen Delirien S. 685. 686); 2. bei fieberhafter Ilyperainic des RMickenmarlcs, welehe sich auf das Gehirn fortpflanzt, wie es beim Entztiiadungsfieber, dem rheumatisehen, gastrisehen, exanthematisehen Fieber, dem Weehseffieber der Fall ist; 3. bei Sturungen des Kreislaufs im Hcrzcn und den Lungen durch Congestion oder Entziiadung derselben; 4. bei Entziindungen auderer O')gane. HI. bei abuormer blischung, wodurch Zersetzung eiugeleitet und die Thiitigkeit des Gehirns gestUrt wird, wmie im Typhus. Die vielen Dilirien, die Art derselben (S. 689. 690. 692. 693.) deuten offenbar auf eine dem Typhus eigne Irritabilititsform, die vorztgsweise im 1. Stadium vorkommt. In diesem Uebergangszeitraum wird Br. ebenso cine Stelle fiaden, wie bei dem Stadium der Entztindung, wean der Zerfall, die Ausseheidung beginnt. 11I. bei Neurose. i. Viele sensitive Leiden deri' Gehirnuwrveu, wie wir leren oben keanen gelerat haben, bringen in ilirem Gefolge dlie eigeathtiinlichen BryoniaSchlafiustainde. Desgleicien 2. die Spinalirritadon mit synpathischer. Wirkung aufs Gehirn. IV. bei tiberwiegender Venositdt und abdominellen Zustinden, bei Leberaffectionen, gastrisclten und bilisen Leiden (641.), Haiiorrkoida/- uand Menstrualbesc/uwcr-den geben diese Erseheinungen Fingerzeige ftir die Wahl. Zu vergleicien: Fiebersymptoml1e. An m. S. 6.13. 660. douten nuf Kolik nod Krarnpfaofdllo 654. 669 auf Schlatzustiindeo bei Hydrothorax, Asthma von.lerzlciden. - S. US3. 637. gchUrcn dem Typhus an. Aus 682. u. GS7. folgert Trinks die Anwenduog nuf Sownambuliamus (?). Fiebersymptome. Nachinitt.Schnuder u,danni l-Iitze, an der Brust and den Abendsschuimmcr (698.); zugrleich mit Frost; d. Frost Armien; (698.) frth beim Erwachen (doch waren Arrme and Tlinde (701. 702.). whiinier ala gcwbhnl.), d. llitze var -------------- - - Kopfe. (698.) mit pulsart. kiopi. Schnierz in deii Schifiten (ohne Durst) (698.); - - - - - - als leispiol der J3oarbeitung dor A.-3L.-L. 269 Each d. Mittagssohlafo ist or frostig und wtst im Kopfe (699). Er musste melrmals trinken (700.) Abgestorhensein, Eingeschiarens. Eiskillte, (703.), altke (704.) - - - - Frost (705. 706. 707. 711. 1714.), Friisteln (709. 710.), viel Schauder (713.) Hoftig. Scifittcifrost wie in cinem Wechselfieber (708.) mit stochendem Schmerz in der link. Seitoi uber der HIfto, als wolle sich da cin Eitorgoschliwur zusammenziohen, doch oline Durst u. ohne nacbfolgendo Hitze (708.) Unter ciner plUtzlichen allgmeinaen Hitze Frostempfindung (7116.). Starker Durst (or musste viol Kaltos trinken) mit inneror Hitze, Uiusserl. nicht hoiss auzufuhlen, (717.)- - - - - - Grosser Durst (718.); Durst ohio ilussoro Hitzo (719.); GofUhl v. I-Litzo im Gosicht mit liithe u. Durst (720.) hlieg. Ilitze (721.); Hitzo (722.) liitze im sussern Olr, darauf Schaudor u. Schuttolfrost (723.) Fieher, Niederleg.; Frost, Gilihnon, Uebelk. daun Schweiss ohue Durst (724.), ]icber, Vormittags Hitze (mit Durst); nachs einigon Stunden (Naehmittags) Frost ohnue IDrst mit Gcsichtsrithc u. eatforntorn Kopfw. (725.) Jilhuingo trockone Hitze bei jedem Geranusch (726.)- - - HIitze in MiftorenAnflillen, alswenn sic ia heisses Wassor trtte (727.) des Naclts. d. Hande u. Fiasse. die gauze rechte Soite hinunter. in den Annen (706.) tber und Uiber -tibor d. gauze Haul (709.), durci. d. gauzenKiijrper im Innera des Kiirpors (besond. im Unterleibe (722.). in den Schonkeln (723.), den gauzen Tag (706.), gegen Aboed (710.), in frojer Luft (707. 714.), Ab. im Bette (711.), T. d. Nioderl. (712.) der sic zum Niederlegen ntthigte. nacs cinom Gauge in freier Luft; im Freien fror sic niclt (715.). Abonds (723.). von Abends 10 bis frUit 10 Ulr. (724.). und joder Ilewegung (72G..). an d. Untergliedmnaasser (727.). 270 Die Wirkungen der Zaunrebe Heisse rothe Back. m. Schuttelfrost uber und tiber, Gansehaut, Durst (728.); Erst Durst, dannDurstlosigk. b. kalten Handen u. FUssen. (729.) Abends wird's erst sbchleimig im Halse, sie bekoinmt Durst (730.) Heftiger (731.), grosser (732. 734.) starker Durst, sie muss viel trinken, das Getrunk beschwert sie nicht (733.); Vom Biertrinken vermehrt sich d. Durst (735.). flos innerl. IHitze m. unausluschl. Durst (736.); Hitze ohne Durst (738.), Hitze am K. ohne Durst (739.). Ausserord. Wairne i. d. Geg. d. Herzgr. macht heftig.Durst. (nicht Trockenh. im Halse (737.). Etliche Male trockne Hitze (740. 741. 742. 743. 744.) Ein rother, runder, heisser Fleck (745.)-- - --- Innerlich starke Wtrme, d. Blut scheint 1. d. Adern zu brennen (746.). Rother Urin (747.). Er gerAth leicht i. ScIhweiss (748. 755.). Er schwitzt (749. 761.) - - Warmer (750.) Schweiss (750. 751. 752. 754.) - - - - Ein ingstlicher, den Schlaf hindernder Schweiss (753.756.758.) Ieftiger Nachtschweiss, 20 Nichte hincinander (759. 760.) - - Sancrriech. starker Schweiss wiihrend eines guten Seblafes (762.)-------- ---- ---- - - - - - - Abends (728.). fruh b. Aufstehn (734.). im ganzen KiJrp. (740.) im Kopfe (742.); zur Stirn heraus (743.); im Gesichte (741.), an der Backe auf dem Jochbeine. frih (740. 742); Nachts (741.); Yormitt. (743.); gegen Abend (744.). bei gering. Anstrengung (748. 755.); auch des Nachts b. Gehen in halt Luft (748.), ub. u. uber (749.); gegen Morgen (751. 761.). fruh (752.); beim Essen (754.) beim Liegen imn Bett (756. 757.), bei Tag u. Nacht (757.). Nachts von 3 rhr an (750.) in d. Handtellern (750.); Fussen (751.) des ganzen Xarpers, auch d. Kopfs (756.); - - - - - - in der Nacht (762.). als Beispiel der Bearbeitung des A.-M.-L. 271 Um 3 Uihr Nachts vor d. Schweisse Durst, dann 4stundigcr susslich sanerriechender Schweiss, vor dessen Ende Kop fweh druckend ziehend. Art, in Wtlstheit verwandelt (763.) ---- ------- nach dem Aufstehen. Plitzlichcs Erwachen Naclts 3 Uhr, gelinde Ausdllftung bis z. 11crgen mit ruhiger Rtlckenlage, wenig Schlummer, Trockenheit des vorderen M- undes und der Lippen, ohne Durst (764.). Gelinde Ausdunstung im Bctt (wit Schiaf von 12-3 Uhr. (765.), - - - - - - vo Abend bis fruh. irrereden v. Gesehiarten (766.), will melrmals aus dem Bctt entspringen (767.). Folgerungen. a. Symptomatisohe Fieber. Wenn wir das Wesen des Fiebers genaner betrachten, so finden wir, dass es meist nur ein Reflex Eides rtliclen Leideus auf dos Centralnervensystem und oaf dlie gauze Binunasse ist und dass es im Grunde cigentlich nur im Allgemeinen darstellt, was die Entallndung im Speciellen und Oertlichen. Die vorwiegende Venositiat, die beginuende Zersetzung und Metamorphose, welche sich bei den det Btyonia eigenen Entztindungsformen und Stadien zeigte, sowie der darnit zusarnmenhaitgende Irritabilit~ts- und Sensibilititschataktet kommen ganz in derselben Maasse auch bei den Fiebererseheinungen der Bryouia vor, welche ohne den asthenisehen Chatakter zu tragen, doch weit entfemnt von diem synochalen sind, wie uns a. B. schon die Schiaf- und Deliriensymptome beweisen. Ur nun die Fiebersynptome richtig an wiitdigen, miissen wir sie als reflectirte Ersoheinungen mit den Localleiden zusammenhalten, da sic flir sich gewissermaassen in det Luft schweben wiirden. Dutch soichen Vergieich abet erringen wir auch wieder cinen iingst erwarteten Aufschluss fibet jene iirtlichen Kopf-, Brust-, Bauchsyrnptone u. s. w. und es etgeben sick hieraus eine Menge neuer tKankheitsforreu, die erst jetzt in Ucbereinstimmung mit dem aligereinen Chamtaktet der Btyonia tteten. Dci der Mlittelwvahl inissen daher sowohl die Urtlichen, als die allgemeinen Wirkungen der Zaunrebe vorhanden sein, wenu dieselbe angezeigt sein soil. Wir linden unter dieser Bediugung und Voraussetaung die Bryonia angezeigt: 1. Dei Entziindungsficbemn: bei Entai*ndungen des Gehirns und der Geliruhilute, der Augen; in Angina, Garstritis, Peritonitis, besonders der puerperalis, ffir welche sehir viele Fiebererseheinungen sprechen; in Bronchitis, Pleuritis und Pneumonic, mit und ohne nervilse Erseheinungen des Fiebers; in Mastitis; in Entatindungen der Gelenke, Muskein, Bander, des Periosts, des Zeligewebes u. s. w. in Folge von Gicht u. s. w. 2 '7 Die Wirkunger der Zaunrebe II. Bci katarrhalischen Fiebern, in Affectionen der Ngsen- mid Bronchialschleirnhau4, bei Gr-ippe, in Fiebern, die mit der M1agen- ut. Darmschleimhaut zusaimmenhiingn (sogennunten gastriscben und Sebleimfiebern). III. In ven~sen und bilifisen Fiebern in Folge von Leberaffeetionen, Retention der Galle im Blute u. s. w., nuch im acuten Gallcnkatarrh. IV. In exanthematisohen Fiebern, wo Aussehlag und Fieber zusammen das Mittel indiciren. V. in rheumatisohen Fiebern (vgl. die Seiweisssymptome, den snuern Sclhweiss S. 762. u. 76'3. mit den cigenthhmliehen Gliedersymptooen); besonders audi in rheumatisch-gastrisehen Fiebern mit heftigen( Congestionen. h. Selbststindige Fieber. Ausser diesen icur symptomatisehen Fiebern kann man noch zwei Arten des Fiebers aufstellcn, bei denen das Gentralnervensystem mehr urspriinglich affloirt scheint, das Wechselfieber und den Typhus, wenn ouch ansunehmen ist, dass es WVTeciselfc1ber gibt, bci denen die Spinalirritation nuch rur von Localleiden ab]iingt, wie von Affectionen der Mulz, Blase, welehe intermittirende Zustiindc lieben; und wenn ferner ouch beim Typhus vielleicht und wairseheinlieher die Beschwcrden mchr von ciner verdorbenen und qualitativ abuormen Blutmasse abhingen. Die Erseheinungen dcr Bryonia sprechen aber, alle theoretisehen Eriirterungen bei Seite gcsctzt, fUr cine wirksame Thuitigrkeit des Mittels in beiden Fieberarten: I. Im Wecliselfieber. Per Typus des Wechselfielfers ist nicht so eharakteristisch ausgezeichnet und die Riickenmarksoffection tritt zu wenig in den Vordergrund, ur Bryonia ffir die reinen Wecbselfieber zu bestimmen, zumal ouch die Wirkung des Mittels sich auf Organe crstrcckt, welche leiclt Wechoselficber crzcugen kiinnen, z. B. Milz, Leber, Harublase u. s. w. Sie passt doher bei Intermittens mit pleuritisohen, ven"dsen, gastrisohen, rheumatisehen Erseheinungen u. s. w. Per Frost spielt dabci cine ilauptrolle. II. Im Typhus, besonders in dciii Uebergangsstadium; mit gastrisoher, biliiOser, pitnithfser Natur; mit Complication von Leiden der Brustorgane; in der v-ersatiler Forim, mit eribliter Sensibilitdt (vergl. die Delirien, Sehdafsymptome); bei Aufnahme irritirender Stoffe im Blute, wie beim Milchfieber, beginnender Pyiimie und dadurch bedingten nervo-sen Erscheinungen. Ucherhaupt aber wird man sich bchufs der Wahl der Bryonial bei allen Fiebenn nicht an den fUr sich weniger bedeutsaren Fiebererscheinungen allein halten ktinncn, sondern an dem gauzen Bilde dieses Mittels, welclhes, was das Fieber onbclangt, vervollstiindigot wird durch Vengleichung folgender Symptome: des Kopfes. (- Congestivzustiiude), der Lippen1arthicen (- I-Hidron, Aphthen), der innern Muudparthieen Zungenbeleg, Durst, Trockenlcit, Geschmackssyniptomc), des Magens (Appetit, Aufstossen u. a. gastnisehe und bilid-se Symptome), des Darmkanals und Stuhis (die Symptome der Gostro-enteritis und der Peritonitis puerperalis lernen wir erst durel Zusammennchmen der fieberhoften und localen Besciwerden kennen, so die charaktenistische Verstopfnng), der n arnbesei-werden (diese werden crst durch das Fieber ffir ns wicbtig), den Nascn- und Bronchialschleiinhutt (Hustcnart besonders charakteristisch), als Beispiel der Boarbeitung der A.-M.-L. 275 II. Aus diesem Grmidverhalten erkicirt skch auch der R e a ct ion s - charakter der Bryonia. 1) Sie eignet sick insbesoudere ffor MitteizustAnde und Uebergangsbildungen, theils was den Antheil des Nerven- and Blutgefitsssystems, theils was die Llmwandlung aus den Erregnngszustitnden zn Biidungsformen betrifft. Dahier pasat sic fUr erethiscie Zustiinde, bel denen cine gewisse Beweglicbkeit des Blutes (crhdhte Irritabilititt) mit vermehrter Empfindlichkeit des Nervensystems (erlilte Sensibilit it) obwaltct; fuir solclhe, welche mwischen synochalen unda nerv6sen mitten inne stehen, aber auch in der Folge des Verlaufa ffir deujenigen Zeitpunkt, wo cin mehr amisgesprochener synochaler oder erethischer Charakter in den mit Blntzersetznng zusammenhitugenden n erv dsen tibergelhen will. Es rUhrt das wnhrscheinlich von der eigenthnndlichen Beziehung dou Bryonia her, welhe sic zu denjoienigoa Lebensiiusserungon hat, die, von abnormor 3 ewe gun g dos Geflsssvstenis ausgohend, im Begrifi sind die dennaebst cintretonde Folge davon, niiRlich die Bluttumwandlung, zu orfahren. Daher eigrnet sieli die Bryonia cbenso fur diese Ucbergangsstadien in den Fieborn, wie in don Entznindungen beim zwoiten Stadium wo die Moe tamorp hose (Ausschwitzung u. s. w.) beg-inut. 2) Da wir diese cigenthfimlichen Schwankungszustiinde der Erregbarkcit auch im kindlichen Alter, beim weibliclien Ge. schleclt tiberhaupt und gana besonders bei Schwangerschaft und Wochenbctt, beim melancholischena und cholerisehen Temperament, bei nervbisen, galligen Constitutionen linden, was jedenfalls mit der hier tiberall tIfbcrviegenden Venositflt zusammenhiingt, so werden diese individuellen phiysiseli-psychisehen Zustitade gana besoaders der Zaunrebe eutsprcchen. Il. Besondern Aufsechuss geben iiber diese Orundbeziehungen a) die Schmer aen, welche die Br-yonia bervorraft. Es sind dies in der Reihenfolge der lItnfigkeit 1) Stechen (spitaig, stumpf, brennend, brenanend-juckend, reissend, echneidend).....Affection der scr6sen H Aute, Haul, DrUsca: Entziindung, 2) DrUlcken (wiflead, iu-1 sammenkneipend, kiemmend), u. d. Abarten: =Affection der Gefisse: Conqestionen, Pressen (zusammen-, aus- Enizandung, Exantheme, Gesckrre, cinander-, heraus-), Exsudae. Spannen, 18' 276 276 Die Wirkungen der Zaunrebe 3) Zichen (zusaminen-) undj die Abarten:I Z ucken,I R e is enD (ruckw., zuckend), 4) Pochen....... 5) Jucken und die Abarteni: Grimmen,Beissen,Krabbeln, Kratzen 6) Brennen (stechend) 7) Klammschmerz (Kleinmen) 8) K ne ip e n (zusainmenziehend) 9) Wunndhicits schinerz (Schneiden? Seirlinden, geseliwlirig) 10.) Zersehlagenheitsschmcrz........ 11) Verrenkungsschmerz Affection der N e r v e n: bes. Nearosen, der fi*1b r.I Au t e: Buicumatismen?, Cicuit. Affection der 0 e fiissce: Con geslionew U. S.- 711. Hautaffection: Exantleete, Ceschlmhvir. Affection der Schleimhaiute, Gefiisshaut, jiusseren Haut: Congestion., Jfatarri?-, Eyn.Yizfldung. =Affection d. Ner-ven, Muskein, fibr. 1-1 'a'u t e: Nem-osen..R heunadismnen, Ciclil. =Affection der N e r ven, Muskein: NTs rose-n =Affection d.Iiaut u. Schleimhiifute: Enazibndung, Exantieme, Exsudate, Cesclswire. =Affection der Nserven, Muskein, fibr. iliute, Kniochen: Neurosen,.Rleumatismen. =Affection der K no clien: Rliewnatis-?mCS, Gicisi (Gelenkaffection). h. Audi die e ig enthIiii mIi c h en U m sta ndce, unter denen Versehuiininerwng cintritt, sind bezeichnend: Es sind: Bewegung und Druck (it Hyperdnieen), freie Luft (f.Jatatrrl, Riseinnaisinen, Cicki), die Abend- und Naechtz cit (f. lfyp~er-a" Minice, vegetative ZvustaUnde). Diese stehen urn Zusanamenhang ebensowolil mit den Erscheinangen, als den veran lass euden Uinstitnden (der Aetiologie). B. A e t i o 1 o g i e. Alle die BlutbewegrUngr erregenden Moinente werden denien der Br-yonia illnicich Erschleinungen hervd6rrufen, wic A e rg er, Zo0rnu (veutise, bilid"se als Beispiel der Bearbeitung icr A.-M.-L. 277 Zustainde, Iyperdrnnieen,,Fieber-), ii berm assi geAustrengu agen (Krankheiten der Mu uskeln, Gelenk e e, Hyperdrnieen, Fieber-); ferner die reizenden Einwirkungen der freien Liuft: Erkailtung, besonders von trockner Kalte und Wind (RIhleumatisnwn, Ifatarrhe); ebenso was Stockungen, besonders ven6ser A rt, hervorruft, eine sitzen de Lebenaweise (Plethora und ihre Folgen). Deshalb sind auch diese veranlassenden Momente mit maassgebende Anzeigen fuir die Wahl der Zaunrebe. C. Oertliehkeitsbeziehungen der Bryonia-Krankheit (Anatomie). Die Br-yoniak hat ibre besondem anatomisch - physiologisehen Beziehungen: 1) zu dem Venen- und Capillargefiisssystern und zur Blutniasse sellst (vergi. Stase, Mfetamorphose, Fieber). (Dieses ist die Hauptwirktng und die meisten der folgenden Bezichungen sind nur localisirte Affectionen der Blutbewegung und Blutreruiuderung.) 2) zn dem peripherisehen, aber auch centralen Nervensyatem (Gehirn, Rtickenmark, Spinalnerven, N. trig eDinus2 Ganglien; vergi. Aeuicosenii); 3) zu den serm6sen Huiuteii (Pleura, Peritonacum, Gehirnhaut; verpgi. Enizibudung, Exvsdate); 4) zu.den Muskein und fibro-sen lliuten (Senen, BMinder, Neurilem, Periost, inshesondere Gelenkapparat; vergi. Rheuimatism-us, Gicla, ihtskelansftrenzgunzgen); 5) zu den Schleimhauten (Mund, Magen-Darmkanal, Auge, Nase, Obr, Kehlkopf, Trachea, Bronchien, Lungen, Uterus, Iarnoorgane; vergi. IfAlatrl ); 0) zum ly m ph a tis c ii e n System und D r(ils3en appamat (vergi. scr-ofuldse Affectionen); 7) zum gallenabsondernden Apparat (Leber, Gallenbiase; vergi. bilid-se Zustande und Leberaffectionen); 8) zur ilaut und 9) zum Zellgewebe (vergi. Exatitheme, GeschmdrI-e). A n m. Die Bezichungen der M iiz gehuren wahrscheinlich zu denen des Vena o ansystems. D. Kr an kli ei ts fo rmen. Aus dem physiologisehen Gruadverhlitniss (A.), zusammen mit dem ftiologiechen (B.) und anatomisehen (C.) Oharakter der Bryonia ergeben 278 278 Die Wirkangen der Zaunrebc isieli folgende, in inuigster Beziehung zu. eiuander stehiende p a t hi o 10o g i s e h e Zustiinde: I. Bin wirkung auf die Blutbeweguiig, vermelirte Bewegung and Bluthiberfifllung: Ilyperiirnie. J) Congestionen., veranlasst, dureb erreg end e und erhitzende Momente und dergL., in den Venen- und Capillargefass3enu (des 1-urs, Ruckenmarks, Unterleibes, der Beekenorgane, der Atbmungsorgane u. s. w.). A n la. Hierher gehbjrt auch die aligemeine ven use Hyperdmie, Plethora venosa, s. unten. 2) Blutungen durch gleiche Veranlassung, aus dem P a r e noch y ma und den Sehleimhuiuten (der Nase, Lungen und des Uterus). 3) Neurose-n, ebe-Dfalls bedingt durch abnorme Blintb e we guu n S to ckan g, Hy per Am ie innerhaib der Nervensubstanz, reranlasst dureli erregende Momente in den C e nt raltbhe iie n sowohi (als fieber/zafte Erregung, S'pinalbirritatiou), wie in den Gan giien and peripherisehen Nerven (des Kopfes, des Gesichts, der Zahne, des Magens - Cardcialgie, der Diirme -- Jfoii/, der LeberIliepatalgie u. s. w.), Affection des Vagus - Ifeuclilusten. 11. Einwjirkung auf die Biutitnsse selbst in Zusammenhang mit abnormer Blint be wegin g und U ebe rftllun g: Ntis chungesvcriiniderungten. 1) Entziind-ungen und enitzibidliclie Zusidude, veranlasst dureli erre gend e Momente, Einwirkung der fr e ien Luft, heftige Bew egWun1g, A ns tr eng u ng, mit tiberwiegendem Antheil desVe n eaus y s t e m s (und der Nerven), acute und clironiselie: a) des P a ren chiyms: des Cehirns und der HAute, der Lebor, des Uterus u. s. w.; b) der a e r0 sen HMute: Pleuritis, Pericarditis, Peritonitis: c) d) e) der Haut, des Zeilgewebes, der Drilsen; f) der S chleimbaute, ala Ifatarr-h (katarrhalische Entzflnduan g): der Nase, des Mundes, des Kehlkopfes, der BronchialLung-ensehleimbaut (Grippe); f-larublasen-, Uterus-, Magendarmschleirnhaut; gastriscite, pituitd"se Zustilude and Fieber; g) der Semuen und fibrd-sen HAute, ala eutzundlicher, erethi-' acher Il/i unatismus (oder rheumatiache Entaundang), bedingt dureli reizende Binwirkun g der unterdriickten llautausdtinstung auf die Blutmasse; vergi. audi Gic/it. 2) Aussclnvitzuingen, aus gleicher- Ursache wie die Entzfindungen, Folgen loonier oder aligemeiner ly p e raimi C: als Beispiel der Boarbeitung der A.-M.-L.27 279 a) Exsudate ala Ausgiinge der Entztindung, serdse, besonders in den a e r 15e n liuten: Hydrops acutus; serd~s-alburnindse in den S clIe i mliitu ten ala: katarrhalisches Exaudat; b) lyrnplatische Ablagerungen in den Drilsen: scrofuidse Affectionen,; c) typhdse Infiltrationen, a. Fieber; d) exanthemalisehe Bildunagen. 3) F ieber mit Veriftuderungen in der Blutmasse his zur Z er se t;zu.nng: Typhus in den eraten Stadien, Wechselfieber im Zusammenhang mit Leber-, Milz-, Riickenmarkaaffectionen hyperitmiacher Art.(Die symptomatiachen Fieber vergi. bei den localon Zustitnden.) 4) Venosildi, aligemeine: Plethora venosa oder die abdominelle HiLiiorrhoidal- und Menatrualpiethora, in Folge erregender Momente (Koat), sitacuder Lebensweise; die Albuminose E ng el1s, welehe die bekannte vend-se Beachaffenheit des Blutes gibt. Sic bedingt aecnnditr: Congestionen, Blutungen, Neurosen, Eintzd~ndungen, Efxantherne, hitufig auci IfCatarrhe, inabesondere den gastrisehen. Sic ist aber such Veranlasaung zu a) den biliosen Zustiinden: 1t5anlcleiten der Leber und des Gallenzapparats, und b) zur Gichi, den derartigen Affectionen der fib r 155en Iit ut e, Gelenke u. a. Nw. imit dem erethiachen, entzilndlichen Cliarakier. (Nur fuir diese Gichtfonncn, welehe in Uebcreinstimmung mit dem allgemeinen Wilde der Bryonia stehen, wird daher dieses Mittel passen.) E. Zn beaserer Ueberaicht mdgen nun bier noch die Liranklicitaformen zn-sammengest~eilt. werden in rpopographiaclier Anordnung. 1. Kopf. Gesicht. Entzilndliche Proaopalgie, Neurose, Gehir'n und Congestion, Rheumatiamus. seine Hdute. Entzilnidung, Augen. Congestion, Typhus, Entztlnd. oder Katarrh, H-ydroceph. acutus, Neurose. Sensitive Beacliwerden, 0/zr. Conagestion, Neuralgie, Entztlnd. oder Katarrh, Henileranie. Geacliwuist, Schddel. Rheumatismus. Neurose. 280 Die Wirkungen der Zaunrebe Nase. Blutung, Ozaena, Schnupfen. Lippen. fidroa, Aphthien. friund. Gaatr. bilitise, entztindl. Symptome. Zdkne. Congest. Carzioser Zahnselimerz. R he um at.Cr i c l 2. Dais. G(autnen. Angina faucium et tonsillaris, Entzlndung oder Katarrh. Jkeslokpf Laryngitis. Luftrdkre. Trachoitis, (Grippe), Chron. Katarrli, Keuchlusten, Krampfhuaten. 3. Brust, Acuss.Br-usl. Rheumiatismus, fieberlos. Seitenstich. Pleura. Pleuritis muscularis et serosa. Br-onciien. Bronchitis. Luitge. Pneumonia, Ilydrothorax, Huemoptoc u. hiimoptoiache Infiltration, Entzlindlichea, hydropiaches Asthma, Acute ZustiInde d. Tuberkuloseu. Hlerz. Venise Stockungen im Kreislauf. Herzbeutel. Pericarditis. Brustdriise. Mastitia u. hyperamiache Zustlinde beim Stillen und Entwdhnen. Zwerc/zfell. Entziindung. 4. Bauch. illagen. Congestion, Entziind. oder Katarrh (gastr. Zustand), Carcialgie (congestiv-venilse, secunditre v. Leberleiden). Darm mid Congestion, Bauclfeil. Entztindung, Peritonitis puerperalis, muscularis, aerosa, Enterodynie, Hydrops acutus, Ileus? Verstopfung. Leber unzd Congestion, Ailz. Entztindung, Bilitise Zuatitude. Ilarnbi use. Congestion, Entztlndung oder Katarrh. (Dysurie.) Nlieren. Congestion, Bright'ache l Krankheit. 5. Beeken. Ovariurn. Uterus. -lHyperlmie (Phlebitis?) Acute Mfenatruationsanoinalien und Folgen. als Beispiel der Bearbeitung der A.-M.-L. 281 6. Rftcken, ftuseerer Hale und Nacken. Neuralgie, entzindl., Rheumatinsmus, Hyperimie (Menstruationsrhoidalbeshwverden), Spinalirritation. u. Ha-mor 8. Haut. Friesel, Blutfleckenkrankheit, Rose (Pseudoerysipelas), Urticaria, Icterus, (Morbilli, Scarlatina, Variolac). 9. Ailgemeine Affeclionen. Fieber: Typhus, Intermittens (Entzilndliehe, katarrhalisehe, - gastrisehe, - venuss-bilidse, exanthematisehe, rheumatisehe, gielitisehe Fieber.) 7. Extremitiiten. Rheumatismus (Lumbago, Isehias), Arthritis acuta et chronica, Muskelentzmndung, Oeleukeutziindung, Haut- und Zellgevebsentziindang.. NB. Die speciellen Indicationen hierzu sind nun in der obigen Symptomatik enthalten, auf weiche stets bei der Wahl zuruckgegangen werden muss. A4h. ]3si cinem ersten Durchiesen der verzeichneten Krankcheitsersebeiuungen tritt uns scion sin gewisser Zusammenhang als ailgemeiner Grundeharaktsr der Wirkungen des Wurzslsumashs entgegsn. Wir linden bier niiinlieh folgende Zilge *): iedankenabwesenheit. fletiiubu gassehwindel. Wustheit, Duramheit, duselig, schwaeh, cingenammen im Kopf; Denken fitlt schwer; Geistesabspannung; langsarer Ideengang; Yergressliehkeit, Geditehtnissschwiichel; stupid; in Gedanken; 3etiubungsschmerz; Xapf vail, schwer, druckend, duster; Gehirn wie zerrissen, wie nach einem Branntweinrauseh, wie zerschliaen; Selwappen, Seliwanken im Gehirn; Graben im rKopf. Sehmerz, wie eingeseihlafen in den Nackenmuskein. - Wie geschlwurig auf dam Xopf. Gesiehtsbliisse; krankes Ansehn; cingefallene, blaue Rilnder urn die Augen; spitze Nase; Gesicht entstellt, verzogen. Gesiehtssehwileho; Flar var den Augen; Gegenstinde erscheinen bleich. - Schiwere und Stairrcit wie itlimung in den Augenlidern. Durre, trockne Lippen. Troekenheit der Zunge, im iHalse. Durst. Geselmack faul, scharf, bittersaner, fettig, schleiinig, fad. Appetitlosigkeit mit Leere ir Magen. Jkel-Schauder. Uebligkeitssehlittein. Uebligkeit u. Wabbiigkeit. Kriebeln im Margen. ]3nngigkeit im Unterleib, mit Aufbliihung; nash dem Essen Schwiche im Kaopf und Schwindel. Ausserordentliehe Sehlnfsueht nach dem Essen; Schauder, mnatt und schwindlig. B3eklemmuug in der Herzgrube; Athemversetzung. Herandlimmen in den Hypochondern mit Angst, als sttnde der Tad bevar. Nach Verkiltung Kriimpfe in der rechten Seite des rUnterleibes bei wiimmerndem, zagendem, untrilstlichern Gemulthe. Lthmungsartiger Zustand des Aftersehliessmuskeis. Past krampfhaftes Niessen. Gefuhl van Herzschwhehe, Herzzitteru. Die Milch vergelit in den BrUsten. Zusamrnenshnlrung, Beklemmung der 3rust; kurzer Ather mit Gliederschwiche. Wie gefaualos in der Biust, taub und ball. Xarzathmigkeit, zum Erstickon; sin Zusehntren der Luftribhre; Xitzelbusteu mit Athemverkurzung; keuchender Husten. Links Sehulter wie gelittirt. Schmerz i Geniek wic Blei. Zersehlagenheit im Kreuz, Seiwere, Drueken. *) Wir haben nsb hier, wa die apeslelle Anaftibrung nishi niathig lst, nale sprhcblichen end iormel1en Abklhzengen lesoweit erlaubt, ale sle der objectiven AufTasseng keinen Elnim-eg then. Die Reilien. folga Habnemaun's 1st abalchtlich belbehalten. als Beispiel der 3earbeitung der A.-M.-L. 287 wie zum Selbstmord, schiuft nicht vor Bangigkeit. Innere Unruhe, konnte nieht still sitzen, mit Angst, Bangigkeit, Raffen und Drtcken am Herzcn, Athembeengung; Reissen im Xreuz, unregelmiissigem Buls, zitteriger Schwitche in den Knicen, Schiaflosigkeit. Zag-haft, wie verzweifclt; furchtsam. Misstrauiseh; glaubt an Vergiftung; Verstsndesverwirrung; glaubt za sterben; kann die unangenchmen Gedanken nicht Los werden. I. Es bedarf bier keines grossen Commentars, um aus diesen Ziigen den G run dea r a k t er 1) vorwiegender Nervenaffeotion za erkeunen, w-elche sich kund gibt als wirkliche Schwaohe (Astlenie), Depression, Lilmung und Kr~fteverfall oder als asthenisohe Reizung. Diese sind s oiberwiegend und priignant, dass sich annebwuen liisst, dass auch 2) die Erkrankungen des Blutes, denen wir schon hber und da begegnet sind, ale secundire von dieser nervilsen Sphaire ausgehen, und in Uebereinstimmung mit den deprimirten und liihmungsartigen Erecheinungen dieser in der Form von Zersetzungen oder deprimirter Metamorphose als L'hmungen des Gefisslebens angesehen werden ilassen. II. Hieraus werden wir auf den e actionscha raltcr schliessen kiinnen, unid einsehen, dass ]2hus besonders fUr die wrileklich asthenisohen Zustiinde, von der einfachen Depression bis zur vUlligen Liihmung, passe und auch fUr soiche Verhuiitnisse sich eigne, in w1elehen die Thuitigkcit des Gefiisslebens gcschwiicht, unterdriiekt, oder v~llig gelhimt ist; also bei sohleclter Ernahrung und walirer Sifteverderbuiss (vgl. die pathologisehen Zustitude unter D. E.). Es wird besonders der Torpor das Feld fUr Rhus sein, sei dieser nun durch e irkliche Schwiche oder durciY vorhiergegan gene Reizung lierbeigefillirt; und schwiichlichE Frauen, Kinder, Greise, depravirte Constitutionen in allen Altern, das melanclolischphiegmatische Temperament (s. ob. die Gemiithszustiinde) werden sich besouders daffir eignen. Il. Wenin wir bei cinzm aweiten Durchlesen auf die Natur der der RiusKrankheit cigenthuimlichen Sclim eran achten und diese auf ibre anatomischpathologischen Verhititnisse beziehen, so werden wir bald sehen, ob sic nicht Beetiitigung fir die obige allgemeine Charakteristik bringen. Diese sind niinlich, nach ilrer Ha*uflgkeit angeorduet, folgende: Zi ci en Kopf, Augeabranen, Backenkuochen, Stirn, Kinniade, ZiMiuc, O1r, aus der Nabelgegend auf die Schamitigel, Bauch, Bauchring, am Tiicken herab, Genitalien, Brust, Nacken, Schulterblatt, Hiifte bisuKnie, unter der Aebseihdhle bis Oberarn, Gelenke, Handtellcr, Hinterbacken, Krcuz, Untergliedcr, Kniekeile); dr tick en des (Kopf); Z us am mnmen a. (Kopfhaut, Augen, Cesicit, Reragrube, Magen, Bauci unter dein Nabel, Schooss, Brustbein, Sciultcrblatt, Kinn, Haut wisechen den Schultern, Fuessohle, Zehen); kiammartiges Zusamnena. (Unterglicdcr); scineidendes Zusammenz. (Backen), brennendes (Fuss), drifkkendes Heranusz. (Hypochondern), kiammartiges (Nabelgegend, Elibogengelenk, linterbacken, Oberschenkel), welenartigcs (Uterus), echneidendes (joden), und die Abarten: 288 Die Wirkungen des Giftsumachs Z uc k en (Kopf, Augenlider, Wange, Ziihne, Unterleib, Schulterblatt, Knie, Arm, Haudwurzel, Schenkel, Wade, - Glieder); stechiend ru 0kweises (Schliffe, Kinubacken, Zahnreihen); R ei ssen (Kopf, Scliliife, Haarkopf, Augenbrauengegend, Backenknochen, Ohr, Unterleib, DTirme, Sohultern, Kreuz, Hiifte bis Knie, Gelenke, Glieder); z u1c k e nad eas (Ellbogen- und Handgelenk, Oberschenkel); Ruceke (Hinterhaupt), ste ch en de (Brustbein, KreuzI; Herandiimmen (Hypochondern, Unterleib, Gediirme); Zusammensohni iren (Brust, Luftriilire, Riickenmuskeln). Dr i c k on (am Kopf, Augen, Schllife, Stirnbein, ZIlhne, Zahnfleisob, Rals, Magen, Herzgrube, Herz, Bauch, Genitalion, Nackenmuskelu, Sohulterblatt, Kreuz, Acbsel, Hhiftgelenk, Schienbein, F-usssoble); Z usammendrie k. (von der Schliilfe); brennendes (Auge); w liihlendes (DrUse); ziehendes (Unterleib, Zehen); HerausdrUck. (Kopf, von derWeichme; BEindriiek. (Brusthein); shcneidendes (Kreuz); klammartiges (Oberselionkel unt. d. Schooss, Schienbein); dumpfes (Zi-ilne); stechendcs (Genital.) und die Abarten: Proes son (auf den Schanilitigel, Mastdarm, Fusssohlie) auseinander; Zusammeupress. (Hinterhaupt'; K lamm, K lemmo n (Be k 1 oemmu g) (Kinn-gelenk, Zahufleisob, ilerzgrube, Bauch, Brust, Brustbein, Wade, Untersehenkel); brennendes (Backen), driickendes (Brust); K neipen (Lippen, Oberbauch, Herzgrube, Unterbauch, unter dem Zwerehfell, Magengogend, ims Magen, Nabelgegend, unter den Rippen, auf den Fingorn, am Arme, fHaarkopf); zu eke n des (Unterleib); Zwiin g en (0hr, After); St ii nmineon (Rippen, Brust, Herzgrubei; Beohron, (Brust); DrHilugen (Stuhl, Ham); Quetschungssohaerz (unt. d. Nabel); Veerre o ni gssa hmer z (Handwursel, Obersohenkel, Fuss). S p an n en (unt. d. Nasenloch, Mastdarmn, Brust, Nacken, Arm, Ellbogengelenk, Schooss, lIlifte und Gelenk, Obersehenkel, Flechsen der Extremita-ten, Knie und Gelenk, Wade, Fuss und Sohle); stechendes (Weiche); hlirabzielIendes (Obersehenk. aus d. Gelenk); und die Abarten: Zerdohnungssehmor z (Sohamhingel, Glieder); Herausdelhnon (Weiche); Gesehwulstschmerz, Strammung (Gesicht, Augenwiakel, Bauch, Genitalion): drilekender (Herzgrube); S to celion (Kopf, Schllife, Augen, Gesicht, Drilse, Ziibne, Hals, Herzgrube, Magen, Genitalien, ierzgegend, fiber d. Nabel, Unterleib, Blase, Mutterscheide, Bnust, Lende, Brusthein, unter d. Rippen, Riicken, Achsel, Obergileder, Knie, Wade, Kniekehlflechsen, Achillessehne, Fusskn6chel, - im Schorfi; Nadelste oh en iWange, Oberarin, Ferse, Fusssoble); drilokendes (uals, Magengegend, Ricken); geschwo iriges (hinten am Gaumen); als Beispiel der Bearheitung der A.-M N:.-L. 291 Pochen und seine Arten, wie die seltenen: Schuittern und Drti6hnen sind hier un4 Gegensatz zu audern Mlittein so verciuzelt, dass sie in Uebereinstimmung mit dem Uebrigcn ebenfalls nur als ncrvt-se, krampfkafte Reflbexheegangen gelten ktinnen. Die n''heren Nacchweise fiber diese Andeutungen unt. C. D. B. b. Auch die eigcnthUimlichcu Urns ti'ade, weiche zur besondern Charakteristik des Blus beitragen, geben cinigen Aufsehluss fiber die waahre Natur dieser Krankheit. Die tiberwiegende Verschlinmerung in der R u lie iwodurch siel eben PIehs sehr von der oben gesehulderten Bryonia unterselicidet) deutet auf die nervilse Besehaffenheit der krankhaften Erscheinungen. Denn active Gefdssleiden insbesondere werden meist durch Bewegung erhiiht, Nervenleiden gebessert; jene durch Ruhe gerindert, diese gesteigert. WIr finden daher bei PlIns Verschlimmerungcu beim Niederlegen, im Sitzen, heim Liegen, weiclie sogar zum Aufsetzen ndt-higen, vorragend fiber die gegentheiligen Wahrnehrnungen. Auch die bier und da vorkommende Erleiclterung durlch Beriihrung ist nicht ganz zu libersehen, da bei Gefissaffectionen der Druck verschlimmert, bei nerviisen bessert. - Die Einwirkung der fre en Luft deutet auf die rlewnzatiscken Nervenaffectionen (s. die Pathologie). 1Be Den Eigenwvirkungen des Lilies entsprechcnd, weiches selbst als lit iologis c he s Moment in dieser Riclitung Krankheitszustiinde hervorruft, werden solehe Jrankheiten besonders fUr dessen Anwendung passen, welche veranlasst sind: dureli s clwcl en de Einwirkungen aller Art, theils prune'ar auf die Nerven isirkend wvie Gemilthssaffecte, iibermiissige Anstrengungen, theils seeundir durch die Gefdissthuitigkeit, wie schiechte Erniihrung, Slifteverlust, liberstandene Kraukhcitcn, miasmatisebe, contagiulse oder sporadische Blutzersctzung, Durchulissung derlaut. Es vird dabei weniger in die Wagschalc fallen, oh diesen deprimirenden Mlomenten cine Irritation vorausging, da dies hutufig der Pall ist, und es sich hber nelhr um das Resultat, dieAssthenie, glcichviel oh die directe odcr indirecte maich Brown), haudelt. C. Wenn wir scion bei der ersten Studiun cinen Ueberblick tiber dcn Sitz oder die Oertlichkeit der Affectionen erlangen oder sehen, dass ausser dem Gemuith und Gemeingefiihl gewissc Organe und Theile besonders crgriffen werden wie: der Kopf (Stirn, finterhaupt), das Gesiclit, die Sinneswerkzeuge, Ziihne, iussere Hr-als- und Nackenparthieen, Magen, Unterleib, Beckenorgane, Nase, Luftr0 lre, Kehlkopf, Lunge, Jiicken, Extremititten, I-taut, so vird bei cinem aufmerksameren Durchiesen, namentlich auch beir Vergleiclien der pathologisehen Erscheinungen, sich ein bestimmtes anntons iscies Verhalten berausstellen. 1) Vorwiegend afficirt erseheinen die Nerve-n, wie dies scion aus den oben angegebenen ailgemeinen VerhUitnissen erhelit, und zwar inshesondere das Gehirn (kicines Gehirn), das Rticklemark Init scinen Aiusstrablungen, aber auch die Ganglien- (Magen-, Darin-, Genitalien, Herzparthieen) und vasomotoriechen Nerven. Jedenfalls berulit auf 19* 292 22Die Wirkungen des Giftsumachs dieser specifisehen Beziehung zu dem Nervensystem die Hauptwirkung des JRkus und ist diese die primiire in den neisten Pililen (vgl. Neu2rosen mid Bhdtaffiectioncn). Durch die Bewegungungssphiirc desselben vermittelt wird 2) die Beziehung zu dem Blutgefaisssystenz, instesondere dcmv iiven U'sen u. Capillargcfiisssystem, lymp hatisehen und Drilsensystemn; (Thriinendriise, Unterkiefer-, Ohren-, Speichel-, flalsdrllsen, Weichen-, Achseldriisen, Mamma); vergi. Zersetz-ungszustdnde, Blutungen, ExsudalIonWTf, Colliquationen, Entziindungen, Pieber, Dys/crasicen. Die Wirkungen dieses anatomiselen Vlerhaltens zeigen sich ferner in den Beziehungen 3)* ze den Muskeln, den fibr'senu Munten nnd Gelenkapparaten iGesiclit, Hals, Nacken, Brust, Herz, Schulter, Tiicken, insbesondere Kreuz, Achsel, Glutaci, Htiften, Extrcmitiiten; - Zahnfleisch, Kiunbacken-, Achsel-, Elibogert-, Hand-, Finger-, Hift-, Knie-, Fussgelenk); vergl. r-heumatiseke, artkritisclw und Beschwverden von Ueberanstrengung, Verheben, Verrenkung; 4) zu den S chleimliicuten (Lider, Auge, Ohr, tuba Eustachii, Nase, Lippe, Mund, innerer 1als, Gauumen, Zunge, Magen, Darm, Blase, 1-larnrihre, Uterus, Luftro-hre, Kehllkopf, Bronchien) vgl. AIlaarrlw, Bbltuninen, Exsiedale, Gesekuare; 5) zu den ser Usen Hiiuten iBauchhant, Pleura, Endocardium, Meningen) vgl. Enizibindunyen, Jxsudate; 6) zur H-laut nnd dem Zellgewebe (Kopf, Gesicht, Ohmr, Hals, Scrotum und Genitalien, Brust, hiicken, Extremitaiten) vgl. Zersetlzungszustande, E'xsnudationen., ExantIwIme, Eint.zdid-ung, Dys/crasice (Geschwiire II. s. w i; 7) za den Knochen und dem Periost iBacken. Augenhibble, Joclibein, Stirnbeun, Kinniade,. Ziihne, Schliisselbein, Brustbein, Thppen, Riickgmat, Wirbel, Achsel, Extremitiitcn [Gelenke s. oben], Bitcumnatalgie, IDyskrasieen [gichitische, scrofuloise, rhachitische]l) U). Iesthaltend jenen Grundcliamaktem der Schwiiche (Asikenie), Init der doppelten Acusserung der Liilimung (Torpor) oder der Versatilitfit (Reizung), werden wir nun an der Hand der Aetiologie und der anatomieclien (localepecifischen) Verhibitnisse zu der Emmittlung der p a t hIo lo g i s c h e n Beziehungen iUbeigehen kunnen. Gewiisse Iiauptfommeu der Erkrankungcen werden sich dabei herausstellen, und zeigen, dnss cin Band alle diese Verschiedenheiten zusamnenhiilt, die Gmundwirkung einer abuormen. Innervation, die von der asthenisehen Versatilitiit durch die Depression bis zur wirklicbeu Erscehipfung und Liihmung der Lebensthiitig k-eit alle Stadien durchmaclht. So linden win deun, urn hier sogleich das topogmaphiech lErmittelte (s. E.) in Gruippen vorauszunebmen: I. Im B e r e i ch e d ees Nervensystems: Neurosa, bedingt durch schwiichende Eiuflllsse aller Art (wie Siifteverlust, Blutentmiscliung, schieclte Erniirung) auf ( -l'eir nu, kRiH c ke n m nrk, Gan gli e. und deren Ausetrahlungen; 294 Die Wirkungen des Giftsumachs in den s e r 55 een Hiiu t e n: hydropisehes Exaudat (Hydrocephalus acutus [Mor. MUller); hydrops pericardli, endocardii; hydrothorax; hydrops peiitonaei, Gelenkhydrops); im Parenchym, Oedema putnonum? 3) Colliquationen, bei Phthisen und Cousumptionen, mehr symptomatisch wirkend. 4) Blutungen, besonders in den Schleim1]iuten (Epistaxis, Pneumouorrhagie, dysenterisehe Blutung, Uterusbiutung). bb) Ve a stil-aslthenischle Zuetidnde: 1) Enizandungen mit nervbsem oder dyskuasisehem Charakter und Neigung zur Zersetzung; in Folge von Erkiiltung und alnormer Erniihrung s. 2.; in den Schlei an hiuten ais asthenisch-katarrhalische, serofultise Entzulndung: der Augen, Augenlider, Psorophthalmia; Blennorrhoea palpebrarum; Otitis; Otorrhoea; Nasenentziindung; Ozaena; Katarrh oder Entti-ndung der tuba Eustachii, der Nase, der Luftrtihre, des Kehlkopfs, der Bronehien, Lunge (Hepatisation mit stat. nervosus); Grippe; Katarrh oder Entziindung des Gaumens, Qesophagus, Magen-Darmkatarrh, IDurchfall, Dysenterie ibes. gegen die nervtisen Reflexerscheinungen dabei), Blasenkatarrh, Uterus; in den sertisen Jiiuten mit Neigung 'zur Zersetzung (Ausschwitzung): Pleuritis, Endocarditis, Peritonitis, Meningitis, in Folge schwiichender Binwirkung oder Erkltung, weniger gegen die Entzlindung selbst, als gegen die nervtisen Begleiter und Folgen (Zersetzung); in den fibrtisen Hituten, Muskein, Knochen, als rheumatische und dyskrasische Entziindang; in den D r Us e n desgleichen (Parotitis u. s. w. s. oben C.) 2) Exsudationen, besonders in der Haut, exanthematisehe Krase: Scarlatinainiliaris, Morbilli, Erysipelas bullosum, pustulosum, neonatorum; 'rariola, Variolois, Urticaria, Pemphigus, - wo nervtise Reizungen mit Zersetzungen zugleich vorkommen. 3) Ficberlhafte Zustande: und zwar sowohi symptomatisehe, wenn sic zu Entmisehungen hinneigen, z. B. pyimische (Querperalis) und den sogenannten status nervosus, putridus annehmen, als auch selbststiindige; - inshesondere: Intermittirende Fieber, Typhus unter alien Formen. b) Blui/1rankkeitcn mit den( Ckaraker depravirter Er-ndidun1g, mit Torpor und Depression des Gefiisslebens: Dyskrasieen; im lymphatiseb en und Drilsensystem, Scrof-ulosis, Veri-irtung, Ceschlulsi der Driisen; im I-Lautsystem: dyskrasische Efxantheme, als Psoriasis, Impetigines, Herpes, bes. faciei, Tinea capitis, Lepra, Gutta rosacea, Rhagades, Verrucae, meist auf serofulhser Grundlage; in den Kuochen und Knorpein: Rhachitis, Top/ti, Caries; als leispiel der 3earbeiturg der A.-M..-L. 297 Rbthe und Schweiss ohne Durst. Abschillen der Haut. IHeftige Geschwulst, der Xopf noch einmal so dick, phbegmondise Blatterrose. Rosenartigre Anschwellung des Gesichts und Ralses; der Augrenlider, Olrluppehen mit heftiroie Brennen, Strammung, konate 8 Tage die Augen niclt iiffnac. Feine Solitilfer im Gesiclt. Blasenrose mit brennend. Selmera, Thrilnen der Augen, Bllschen roll gelben Wassers platzen, dann kleienartige Absehuppung. - Klamm im r. Backen, als wenn Alles schwurig wrds, mit Hitze und Ranheit des Backens, ais wenn cin Aussehliag kommen wolite. An der 3ackenfalte sine BiterblUthe, an sick uuschnierzhaft, beim Befthlen ric eine Nadel stechend. Brennende Blischen ur d. Mund und am Nasenloche. Bin Bitithehen a. d. Uil~rlippe, unterhalb d Rothen. Durre trockne Lippen mit rithl. Kruste. Zusammengebailts, anfangs mit atisserigcer Feuchtigksit gefullte Aluthem, nahe den Lippenwinkoim, am Rands der Unterlippe, von salzbeissiger und bsi Berihrung von Wundheitsemplindung. An der Seits des Kinns Bluthen mit Biter an der Spitac, bei Bertlhrnng trie Yon siner eingsdrtxckten Schneids schmerzend und anlialtendes Brennen. verursachend. b) Hydrops (macli Hautaussehliigaen? (S. 108.) Geschwulst des Kopfes, Ralses und der Brust bis zunN Nabel. Augen. (N e u r o s e n.) Liihmung der Augenlider. Amblyopia amaurotica. Aminarosis. (Syumptoie: 127. 128. 151.) Zucken und Zusammenzielien; Schwere und Stariheit in den Augonlidern, wie Lihmung, schwer Znu bewegen. Gesichtsschwilchc, die Gegeustinde siid bleich. Es ist ivie cin Flor ror deli Augen. LB 1 ut a ffe e t i o n e n.) Entziindliche Zustainde und katarrhauiscbe, dyskrasische (scrofullise, rheumatische. gieltischel Augenlider- und Augenentziindung. Blennorrhoea palpebrarum (neonatornm), Photophobia serofulosa. Corneitis? (Symptome: 115-152.) Entzandung der Augenlider. Beissendes Jucken am obern Augeolide, wehlles Bach Reiben rergelt; auf dec innern Fhitche das rochte obere Augsulid ric geschwuUeo, druckt, was in freier Left rergeht. Die Augenlider trockon, trie von Schlufrigheit angezogen; stark geseliwollen. Fippera der Augenlider mit Trockonhoitsempfinduog, wrhrend sines fieberhaften Frostes. Augcenlider in kalter Left tic wnd, von saizigcen, beissenden Thrilnen. Jocken int rechten itesseren Augoenwmnkol. Rotie, harto Geschwulst, tie Gerstenkorn, am entern linken Augenlide, gegen den mancrn Winkel zu, mit drickendem Schmerz, 6 Tage lang. Bmpfindumg von Gschwulst im reobten innmcr Augenwminkel. Beissen tic von seharfer Siure iih rechten Auge. Web des Augapfels beim Drehcn und Dmucken. Drocken wie oon Staub. Periudisches Schnoidon ini Auge, es fllt schlwer, Morgens die Lider zu eOffen. Drocken bei angrestreogtem SIch1en; Nvie Yon Entzondung im linken Auge, welches im innern Winkel roth und Abends von Augenbutter zugekiebt ist. Druoken und Zusammenzichn; bronmond drockende Empiandungr im Auge; fikh des Weisse ruth, die Augen trio horvorgetroten; rutmi und wit Biter zugeklebt. - Augrnesotzhnduag. Triefonde,, mit Wasser unterlaufone Angen. Abends Thrilmen mit ]lreanschmerz. als Beispiel der o earbeitung der A.-M.-L. 299 Bronnendo Zusammongezogenhoit im rechten Thcken mit drtlekondern Schmerz in der Xrone dot drei obern Backzihne. Als wtrdo das Zalnfloisch o von beiden Seiten cingeklemmt. Langrsames Stechen und zugleich Zucken im Spitzzahn. Zuckon, die Naclt his ii den Kopf, durch Daraufhalten dot Hand gelindert; in den Wurzelnorven der hohien Zihne; in den Nerton von unten nach obon. - Drucken in der hiussota Seito des Floisohes der untern Backziihno, zugloich in dor Aelsel; dumpfos, zugleich in der Schultor; scharfer und stumpfer Schmerz mit Modergoruoli im Munde. Sohmorz in den Oborzllhnen, als wturdn sic an don Wurzeln in ihre HUihlen hinoingozogen; Empfindung, als witre ein zaher tiiper dazwischen. Wie Schneiden und Wundsein. Unertrliglicher brennonder Wundheitsschmetz im Zahufloisch bis an die Wurzel der Backaifine, zum Anfsitzen niithigond, mit Hitzogofuhl. Stirnsohweiss; hinten am Gaumen, beim Ausgang der Zahne schneidendes ]ilupfen, ein Geschtur, beim l3efuhlen cbenso steohend. Fortruckendes Druoken ani imnern Zahnfleisch der Yordotzilhne und in der Boinhaut. Lockerheit, schmerzhaftes Kriebeln, wie Graben mit einer Nadel. Schmerz bios beim Beisson und Fanen; wie zu hoch und locker, doch sind sic niclt vacoklig und schmerzon beim Beffallen nicht. Zahnweh zuerst in dem hohlen Zahne, welcher huher und lockerer ward, dann in den ubrigen Stechon uad Kriebeln. Kaltos und warmes Gotriluk, Anstossen mit der Zunge maclt Schnierz. Siohtbares 'WVackoln auch ausser dem Kauen. Das Zainfloisch kinift an den wackoludon Zitinen ab, lisst sick ohnoe Sohmorz abbiegon und befallen, ausser wenn die Zithue sohmerzen. Mund (Zungo, Speicholdriisen u. s. w.). Symptome vron nervdusen (fieberhaften) und katarri-alisohen Affectionen. 1Spt. 226-234. 236.) Zusammenlaufen von Wassor im Munde, von snizigeni. Tm Schlafe Speicholauslaufon aus dom Munde; ot muss iiftots ausapuoken, viel Spoichel und (zihen) Sohleim; etwas kommi daboi aus dem Magen homauf, was saner solmeokt. Sohleimracksen fttih; beim Aussptlen vorsohlimmort; frtul saiziger Sohleim auf der Zonge. Zunge niclit belegt, trockon, zum Trinken reizeod. Trockenheitsgefuhl auf dot Zungonspitzc, Durst hebt es nicht. Viol Schlcim ha Munde ohne Gesclimack. Hals (Schiund u. s. w.). Synptome von Liihmuug das Schiundes, von ncrviiacn (fieberhaften) und katarrhalischen Zustlinden der Racheuscbleimhaut, und Angina tonsilinris. (Spt. 235. 236. 246-254.) Tro ckenhoeitsempfn dung im Halse; Durst, zuher Schleim im ialse, Dach wonig Ritusporn abgehend; Rauhigkoit hintorlassoad. Gschwulstgrefohlil mit Zorsdhlagoneheitsschmerz, film sick und beim Sprchon; beim Sdhlingen, Schlucken, Gihnen, bosondtrs beim Loorschlingen Drilken; drlckender Geschwulstschmerz mit Stich, als elitte siich etwas Spitzigos (cine Nadel) oingostoohen. Kann nicht trinkon, versohluckort sich bei jedom Getrank; wic Unthiltigkeit odor Lillimung des Kehldeckels(?) mit Trookenhcitsgefuki im lIalse. - Klopfen hinten mn I-false. Starko Sticho, stumpf amfangend, spitz und scharf ondend, in der Gogend doe Kehldeckels, ausser dom Sohlingen und durohes chlingen vertricbom. - BeinmSchlingen Steohen, wean der otals trockem ist, Dricken, wean mass. Emplindung in dot linkon H wandel, w ai ituhhoit und Wuadhoit beini Schlingen. 300 Die Wirkungen des Giftsumaehs Nagen (Gastrieches, Appetit u. s. w.). (NI e u r o s e.) Affection der Ganglien: Cardialgie. iB 1Iu t k r a n k Iie i t.) a) Astlenische Sehleimhautaffeetion in der Form des Magenkatarrhs (Status gastrico-pituitosus), selbststiindig und symptomatisch. b) Zcrsetzungszustiinde: Symptomatisohe Ersobeinungen bei Typhus, putriden and jilinlichen Zastiinden. (Spt. 255-349. 355.) Gesehmnck scharf, bittersauer, kupferig und schanriges Wesen his tief in den H[Iss; faul, nach dem Erwvachen und Essen, olne ttbeln Muadgeruch; fettig im Munde, die Speisen schmeeken aber rielitig; wie nach fauleni Fleisehe; fauligc, schlcimig, fad; Brod sehncmekt rauh, trocken, kxatzig, bitterlich; Bier sclhneekt nicht; bitterer Geschmack, frilb, rerliert sich ants Essen; Brod, Snures sehmeckt bitter. Nach Milchgcnuss Siure. Appetit. Abscheu vor Brod, Fleisch, Fleisehbrthc, Essen uberhaupt, mehrtugig; Begicrde nach kalter Milch. YoUl nbch Wein, Abseheu daror mit Sehwere im Kopfe; Widerwille gegen Kaffee, Tabak; doch kein Ekel davor; plotzlieher A. auf lockere Dinge. Appetitlosigkeit, ganzlieh; wird gleich satt und doch Hunger; mit Leere ha - Magen und Hcisshunger. Schwere im Unterleibe, der ganz leer dunkt, mit Uungeie frih Hunger, rergrelit bel Tisehe, Essen sehmeckt aber dock; als weun der Hunger die Brust angriffe; Vollheit unter dem Brustbeine, als wenn Appetit fur inimer rerloren wiire. Magen imner wic voll; es schnieckt ertriiglieh, dine Appetit. Ekeischauder und Uebligkeitssclititteln tiber den ganzen Ki~rper, ohue Frost; wubblig und brecherlich fruh, gcleiclsam wie in dcr Brust. Uchelkeit, als wie im Halse; auf der Brust, mit Heisslunger, each dent Essen rerschwindend; im Magen mit Wabbligkeit auf der BrErst, beim t icken rerschlinimert; each Essen und Trinken. Aufatossen und Vollheit each miissigenm Essen; Heissliungrei, seifig im Munde, Alles sehmeckt wic Strol, stfisst nut, Appetit glich weg und voll each dem Essený Kriebeln imuMunde und entsetzliches Aufstossen, beim Liecgen gemindert, nach dem Anfriclten wiciderkoninend; Ant'stossen, leeres each Essen und Trinken; heftiges each tuft, damn Scllucksen Abends; aus dem M., gpleiclsam in die reehte Brust sich versetzend, nis ween es da stehen bliebe; each dcci Genossenen; in brennend. Nach dem Essen: schiwndlig, ]3angigkeit im Untenleibe mit Aufblthung, ungehenre jPhlinge SchIicchc im Kopt' mit Slihwindel zum Yorwiirtsfallen, Kopfweh, Zahaweh, Husten, Mudigrkeit, ausserordentlicke Schlafsucht; Kopfweh auf Biertrinken; wie Hitze; Selhauder each deni mEsscn. Maigendrucken, wic ron Unrerdaulichein; Kneipen im Oberbauch; druckendes Heranziehen im linken Hypochonder, mit Aengs(lickkeit und Uebelkeit anuf der Ernst; mit Angst, in freier Loft rergehend. Abends steigt es mehrmals von der, Herzgcrube bis ins. IlalsgfrUbchee, fast den Athem auf Augeeblicke bnclimeed; Bruck'in der I-Hcrzgrnbe, ivic agcschwollcn, den Athem rcrsetzend; wie ron cinem rerschluckten grnqsscn llissen; Jckleimungcr, wie zuzichend, wio voll und eng; Stechen in der H crzgrbe, ani rechten ilypochoeder; Kneipee in der Hcrzgrrube und ron da in den Unterleib auf eine kleine Stdllc; heftiges Pocken in der Herzgrube; Magenschmerz; wie ein Klumpen nach Tisehie; unter dena Zwcrchfelle, uber dem nMagen, empflndlicles Kecipen, dann tieferim Magen eslbst; rcckts, each dem Magen zu Zesanmeeziehen; druckendes Steehen in.der Mageregeged, das Tiefatkmen rerhindesnd. als Beispiel der Ilearbeitungr der A.-M.-L. 301 Warm und weichlich, wic zum Erbreehen, gibt sichi beim Wiederniederlegen; Heben wie zum Erbreehen, Nachts im Sehlafe; Zusammenlaufen des Speichels mit Brecherliclikeit zum Uebergeben iind doch Hunger. Untorloib (Stuhi, After). (N e u r o s e n). Ganglien- mid Spinalaffection, Enterodynie, Kolik, vorziiglieh die spastieche und rheuinatische. (B I u tkrran k hi e it.) Asthenisehe Schlcimhnutaffection: a) in der Form des Darrmkatarrhs, des Durchlfalls (uch ntis rhlietumatiseher Ursacle) oder der katarrhaiischen Ruhr; b) oder der exulcerativen Ruhr; ci Synptome typlihuser und putrider Affectionco. (Spt. 350-354. 356-435.) Herandirmmen in den Jydoehondern mit Angst, als sttnde der Tod bevor, im gebuckten Sitzen. H ernndimmen im Uhterleib, als wurden die Gedirme nch dem Herzen zu geboben; Aufgetriebenheitsgefohll mit Witirnegefuhl auf der 3rust, beim Aufrichten naci dem IBUcken; Stemmen links unter den Rippen; Steclien rechts nch dem Ma-gen zu. Leibweb, wie ein Kumpen, lastig und schwer; beim Sitzen Schmerz wie gedrUckt; Drtcken auf ciner kleinen Stelle, wie ]llithungsversctzung, bios beim Wenden, nicht beim Befuhlen. Kneipen in der Nahelgegend mit Frosttiberlaufen der Oberarme; wit-hrend des Sitzens mit heransteigender Bekiemmung; tnter den Rippen, reehts, nach dem Nabel zu, wie von Wurniern; mit versetzten Bhlihungen, deren niclt gering abgehen, beim Gehen im Freien; fast zuekendes Kneipen in versebiedenen Stellen des U.; ausserordentliehes beim naturliehen Stuhi; heftiges mit Aufbliiliung in der Nabelgegend. - Wuhleader Sclinerz in der reebten nauebscite; Steehen vom Nabel nus nach der Herzgegend, bei jedem Pulse wiederholt; 11ter dem Nabel. ilerunterfabrendes Ziehen aus der Nabelgegend nach dem Schamlugel. Quetsehungssclmerz unter dem Nabel. Sichtbare Zusammenzielung in der Mitte des Unterleibes liber den Nabel herulber, so dass der IJauch unter und tiber diesem zusamniengezogenen Streifo aufgetrieben, hart und straff auzufhiilen war. Kiammartiges Ziehen in der Nabelgegead. Selinciden in der i. Seite des Nabels beim Ausatthmen, im Sitzen. Fruh, bei kiciner VerkUtItung, krampfhafte Sehmerzen in der reehten Seite des Unterleibes, bei wimnierndem, zagendem, untrtlstliebem Gemilthe. Erst Schneiden, dann Stechen rechts. Leibweb, aus Schneiden, Reissen, Kneipen zusnmmengesetzt, olne vie ]3lithungen und Auftreiben, die ganzen Geddrme befallend, bei Bewergung schlimmer, in der Rube besser. - Schmerzhafte Auftreibung mit Bauciweli, ivie von eingesperrten Blithungen, bald nach dem Essen. Den Unterleib Lerauf cine Seharlaclritthe bis 4 Finger breit unter dem nNabl. Leibauftreibung mit Gllhruag, sebr stiukende Bhidhungen. Brennen im Unterleibe und Durst. WUhlen und Winden, wie wenn ein Wtrm sich bcwegte. Ziehen links, beim Athemholen. Knarren und Kollern mit Stossen nach dein Sehamhtlgel. Vollheit und Gjhren mit Hunger, naeb dem Essen vergehend; Zuckcn durch Blthungen; stemmen sich; Zucken und Kneipen; im Gehen dunkt der Unterleib inwendig schlaff und es sehuttert darin bei jedem Trilt. FrilL beim Ausdehnen Geschwtirigkeitssehmerz, die Bauchhaut dunkt zu kurz. 30)4 Die Wirkungen des Giftsumachs Trockenheit im ifalse bewirkend, Abends. Im Halsgrubchen Empfindung wie Stopfen und Zuschnuren der Luftrahre, durch Essen und Trinken vergehend, aber bald wiederkommend. Kilteempfindung im Halse beim Ausathmen, als wenn cin kalter Athem herausfuhre. Ein beisser Dunst kommt (aus den Lungen) herauf. Aeussere Brust. iSymptome 499-501. 544.) (Blutaffecti on.) Exsudationen. - Folgen unterdriickter Milehabsonderung? Jucken in den Brtisten. Jucken an der linken Brustwarze; die Milch vergeht in den Brusten. Bl11thenausschlag auf d. r. Brustseite bis zur Hhifte des Ruckens, wie wund und geschunden schmerzend, mit herauswsrtsdringenden feinen Stichen. Pleura und Lungen. (Spt. -191. 502-5116. 518-520. 523-543. 545- 552.) (N e u r osa e-n.) Rheumatalgia pleuritica (aber nicht Pleuritis). (B Iutaffectionen.) a) Entzrindungen mit nervusem, asthenischem oder Zersetzungseharakter: Pneumonia nervosa, im Stadium der Hepatisation, mit drohendem Lungenidem, und die Polgen von Infiltration: Asthma u. s. w., b) Blutungen: Pneumonorrhagie, Blutlusten asthenischer, tuberkuliser Subjecte und die Folgen hitmoptoischer Ablagerung: Asthma. c) Emphysem? d) Hydrothorax nach Aussebliigen, Endocarditis rlieumat. u. s. w. Tiefe Stiche auf beiden Seiten des Brustbeins; Feinstechen, Beklemmung auf dem Brustbeine, das Athmen erschwerend, mit bestUndigem kurzem lusten ohne Auswurf. Zusammenzieben auf dem Brustbeine, mit stechenden Rucken darin. Wie Eindrucken des Brustbeins. Beklemmung wie nach Weinen auf der Brust; der Brusthohle; drflkkende. Beklommen und iingstlich, als wenn man keinen Athem bekommen kannte; mit Stechen, besonders beim Athmen; Zusammenschmuren der Brust; dabei wie wabblig und libel; Spannen, ganz kurzer Athem und Schwtiche in allen Gliedern; unangenehmes, mit Ilusten; Kurzathmigkeit, vorzuglich beim Zustuhlegehen; kann nicht sitzen, muss tiefathmen, wie zum Ersticken, vorztlglich nach jedem Essen; Athem schwer, nach Gehen: scharriges und brennendes Gefuhl auf der Brust, auch ausser dem Atmmen. Schwliche, das Reden failt schwer, nach Gehen in freier Luft. Vollsein, dabei Hunger ohna Appetit; auf der Brust wie gefuhhlos (taub und bolli. Keuchender Husten mit Erschtitterung ia Kopfe, in der Brust, als wenn Alias los darin ware. Husten, trocken, wovon es in der einen Lende stach, vor Mitternacht; stark, am stiirksten beim Erwachen; mit schwariem, klebrigem Auswurf; in freier Luft; sehr angreifend, mit weissem Schleim, Tag und Nacht; kurz, iingstlich, sebmerzhaft, weckt vor Mitternacht aus dem Schlafe, mit sehr kurzem Athem. Beim Husten Schweiss iUber und ilber, Magenscbmerz, Erbrechen der Speisen; wenig Schlaf wegen Qualen; Blutgeschmack im Munde, ohne Bluthusten. Breeherliche Ucbelkeit unter den kurzen Rippen, den Athem beengend. Oefteres Kotzen mit bitterem Geschimack im Munde und Halse, Abends, frilh bis suni Aufstehn. Widrige iitzeempfindung in der Brust beim Gehen im Freien. - als Ieispiel der Bearbeitung des A.-M.-L. 307 beine, beim Kniebeugen, dana Brennen und am reehten Obersehenkel unter dem Schooss, an einer Stelle, beim Sitzen. Stiehe, zielende, in den Arnen von den Sehultern herab; feines in den Gliedern. Steclen, in der ABchsel, beim Liegen, aufhiirend bei Bewegung; in den Gelenken, in der Rube, nicht beim BefUhlen; reissendes in der linken landwurzel; auf dem Schienbein mit Mattigkeit; bolrend mm Oherarm, Oberschenkel; heftig am rechten Oberarm, als kiame es von aussen; Nadeisteehen mm linken Arm, Fusssoble, Fersen; brenuendes inter der linken Achselhuiale, am Arne, Fessrucken, zwischcn den Zehen; Stechen auf dem Rucken des Zeigefingers in der Fleebse; in den Fingern, im Oberschenkel, heraus'warts; von der grossen Zehe bis in die Mitte der linken Brust; in den Kniekehlfleebsen, bei starker Bewe~gung, Au-fstehn vom Sitze und J3efnhlen; ubho das Knie weg; ha linken Fussgelenke und Achillessehue wie mit Messern; im fnacrn beider Knice, abwechselnd; aussen am Untersehenkel; in der Ferse, heim Sitzen, nach Gehen im Freien; beini Auttretcn; ruckweises mm kranken Ballen der grossen Zehe wvie in ciner aufbreehenden Elterheule, Ahends Poehen darin; feines in deii Zehen; Herausstechen an der Knieseite; krampfartiges, im Fssgelenk am Knuehel. Zuekende Empflndung im linken Arme; unwillkurliches, schmcrzloses Einwitrtszucken heider Danumen; mm Ohersehenkel, mit Zittern den Inice; in den Waden. - Beim Uebereinanderlegcen der Fasse wic Dr~hnen in dcn Schienbeinrubren, die Sclienkel bin und her zu legen nuthigend. GeftIhl als wenn heisses Wasser dutcel den Arm liefe; in den Fingerspitzen (in der waimien Stube) wie mit Blut nngefuullt, bei kaltem HIandrackcu. Zichen in der reehtcn Iintenbacke, gleich unten dem Kneuze, dutrch Daraif'dnucken vergehend; ih Knie: im Diekbeine, zum Zusanmneakrummen; beim Aufstelin; mm Fussgelenk; heraufwftnts an dcr Ferse; brennend ziehendes DrUlcken in der grossen Zehe mit Wilrme; Ziehen und Spannen in der rechten Hufte, in der Wade, maclt den Fur's Iinruihig; wic Lhhmung heim Sitzen; klniamantiges Ziehen im Ellenbogengelenk, bei B3ewegung; im rcclten Hinterhacken; (krampfhaftes Einwairtsziehen der Fingcer;) krampfhaftes Zusammenzichen an der inncrn Seite der Fusssohlie, beini Ansstreeken und Heranbiegre des Untenfusses naclilassend; den Zehen; krampfartiges llcranzichen in der linken Wade bis in die Kniekehie. Spannen im linken Oheranme in den freien aLuft; im Ellenbogengcelenk, heini Ausstrecken des Arms, mit Scbwieigkeit ilin zu heben; im Hnftgclenk, beim Sitzen, im Schooss, als wolte die Haut niclt reichen; auf den hintern Seite der Oberschenkel; berabziclendes im linken Oberseheakel nus dem Gelenk; iiu Knie itic zu kurz; im Kniegcelenk; in den Waden, die Kniefleebsen wic Zn kurz; in den Fussen, mit Seliwero; heim Sitzen, beim Gehen made; mit Pressen, in der Fusasohie; mit Steclhen, wic Anspannung der Raut, in der Wade. Dehaung mit Anspannung der Kniefleehsen, Unruhe im Fusse erregend mit Krabbcln. Ein unselimerzhaftes Klopfcn am linken Ellenbogen. Pucken und Rilopfen auf dem Fussracken. Jacken, brennendes, von linken Ellenhogen, zum Krntzen nuithigend, nachlier verge(hbend heftires der liHdde; stechendes, in der linken Wade; am Ballen der arossen linken Zebe; am linken Fuesknubehel und Ilber dem Fussrucken; arges, beim Ausziehen der Strnmpfe an den KniekehIfleebsen; Kratzen schmerzt. Brennen, fressendes, im reehten Vorderarme; im Fleisehe wischen Dauimen and linkem Zeigefinger. Wuhiender Sehmerz im Knoehen ih linken Vorderarns, bei Beweguag, und Zucken in der reehten Handwurzel. Steifliit des ganuzen Vorderarms, den Finger, in Knicen und Fussen. Neigung den 20 * 308 Die Wirkungen des Giftsumaehs Schenkel nuezustreeken. Wie zerseblagen. Xraftlosigkeitsempfin dung, im Vorderarm, in den Fingern bei Bewegung; in der Handwurzel Verrenkungsschmerz beim Zugreifen. In der obern Seite der linken Handwurzel wie ubergriffen, verrenkt; im Obertheil des rechten Obersehenkels, inwendig nach dem Sehooss zu, Schmerz vie beim Uebergreifen oder Yerrenken des Haudgelenks; der Fuss wie verrenkt und vertretea, fruh beim Auftreten. Zersehlagenheitsschmerz und Ziehen im Oberschenkel. Empifindung des linken Vorderarms, wie mit wollenem Tuche gerieben, oder mit Messern aufgescbabt, mitKilite darin. Kulte; wie von kaltem Winde an der gehurig warmen Handwurzel, am linken Schienbein. Abends im kranken Untersehenkel ein haibstandiger Schmerz, Pucken und Kriebeln mit JKlamm, wie bei einem Fanaritium, vermehrt durch Bewegung, am Sehlimmsten bei J3erlhrung. Klnmm im linken Hinterbacken und Obersehenkel; in der Wade beim Sitzen, vergcht beim Aefstehen; in der Wade nach Mitternaeht beim Liegen im Bette, nach 3ehen, beim Sitzen, vergelt durch Krummung des 3eins. Zittern des Armes bei missiger Bewegang der Arme und Beine. - Abgestorbenbeit und Taubbeit des Unterfusses mit Gefalhl, als ware er von Holz. Beim Auftretea Forsen wie erbaillt. Die Glieder, worauf er liegt, schlafen ein. Wie cingesoblafen im linken Zeigefinger; Zeige- und Mittelfinger taub; Kriebeln, Bingeseblafenheit in den Fingerspitzen. Kriebeln und Grimmen auf den untern Knicheln der Finger, in den FUssen; Brummen und Summen in Knie und Kniekehlen. - Beim Gehen matt in den Unterschenkein, schwer und zersehlagen, nach dem Sitzen nicht melr; die Beine made, vie nech nwcitem Gehen; empfindlieh mude in den Untersehenkela beim Sitzen, vergeht durch Gehen; in den Fussen dabei erschwertes Steigen, als wenn zu schnell gelaufen worden wflre; als weun das Blut sich hineinsenkte; wie gelahmt in den Beinen; contnerschlwer in Kniekeblen und Waden, mit Schwierigrkiit, die FUsse fortzubringen. Schwere in den Untersehenkein vom Knie his ans untere Fussgelenk, kann nieht stehen, im Gehen vermindert, beim Sitzen unmerklieh. Vor Steiligkeit nicht fortzukommen, Taumein rechts ab. Litlimung der Untergliedmnassen. Wsegen Gesehwulst Finger sehmerzhaft beweglich. Handrtcken mit Schrunden besetat und heiss, HIauL hart, rank, steif. Heisse Geseihwulst der iltinde und des Gesiehts. Jothinuf, Geschwulst, Pustein mit Brennen und Jucken an Armen und Minden. Schmerz und Geschwulst der Arme. Einzelne kleine, runde, rothe Fleeken an' Oberarm. Blasen am rechten Hnndgelenk, auf blutrother Fliehe, immer vermehrt, von der Grosse cines Nadelkopfs bis einer Erbse, die zusammen eine dicke Traube zu bilden scheinen und britunlich ghibzend aussehen von der angetrockneten Feuehtiglkeit, die als belies Wasser aus den ilasen kam. - Eine Menge Bliischen in Form eines Armbandes, 4 Finger breit rued um die Handwurzel, belle Lymphe ergiessead. Harte Blilthenknoten auf den itnden mit steehend fressendem Jueken. Neben dem mitteisten Gelenko des tingfingers ein entzundetes Kniitchen, juekend brennend, zuweilen langsam stechend, durch Reiben und Kratzen nicht zu tilgen. - Blttthchen wie Krittze an der inmarn Handwurzel und auf dem nntern Theil der Backe, brennend-juckend, nach dem Kratzen schrundend. - Hlitzegefubhl im linken Fusse. Rother ganz heisser Fleck brennenden Schmcrzes an der rechten Hufte; Fussgeschwulst, beim Befahlen unsehmerzhaft. Brennender Punkt am recliten Obersehenkel innen beim Hoden. Rothe. brenpende Flecke und Striemen, mit kicinen, bald vertroekneten Blasen an der innern Seite beider Kniec. Kleine rotheFleeken am Ballen des Fusses. Eracuerung vorjtihriger Frostbeulen, mit brennendem Pueken; beim Enthalten von Kratzen Stechen, nachl dem Kratzen Beulen. Huhnerange schmerzt brennend wend. 310 Die Wirkangen des Giftsumaehs Schlafzusta-nde. kSyniptome 817-876.) Agry3pulna unjd SOPO, meist symptomatisehe Erseheinungen; vergl. insbesondere Fieberzustiinde. Giihnen; fruit, iOfteres; wic schliifrig; heftiges und krampfhnftes mit Gefalhr der Ausrenkung des Kiefergelenkes. - Sohliifrigkeit, am Tage, selbst fruh; Aengstliehkeit, Unruhe, Traurigkeit, trockone Lippen; beim Sitzen nach Gehen. - Hang zum Liegen, matt und mode; kann nicht ausser dem Bette danern; boim Aufsitzen Uobligkeit. Abends uberfdilt jithlings Sehlaf, nicht im Stando auszuziehn, alle Glieder vie goltihmt. - Selafsuchtiger Zustand yoU muhevoller, ununterbroehener Triuunereien. - SpAtes Einschlafen und Herumwerfen im Bette. Grosse uchtlibehe Unruhe; Schlaflosigkoit bis Mitternaclit, mit oder olne Schweiss; ohno Hitae; Tier Nchte, kounte nieht im Betto bleiben. Kann nicht cinschlafen, Schweiss ohue Durst, vor grosser Miuntorkeit, unertriuglieher Hitze, ]lutwallung ohue Durst; Aderklopfen. Erscheinungen wie dieke Wolken vor den Augen, Nachnittornaeht Ruhe und Schlaf. Unrubigor, unterbrochenet Sehlaf mit vielem Umwonden wegen brennenden Aussehlags; JIerumwerfen, LuIftung der Bettdeeken, Entbl~ssung; mit Uebolkeit; voU verdriesslieher, unangenelimer Einfiflle und Gedanken; beim Binschlafon Magendrucken, den Schlaf verscheuchond; triiumt von GeschUftenn iingstlich. Schlnfreden, Abends, laiut; haiblaut von Tagosgesehiehten, von Gesehuiften, will Alles umwerfon; verlangt dies odor jones; Morgens seblaft or nicht wieder cin, und wenn, lobhafte Trumme nach dem Erwachen, wie nicht gesehlafen. 1(ein foster Schlaf nacli Mitternaclit, unruhigres Hernmwerfen wergon widrigen Brennons am ganaca Leibe, ohne Durst, dahei Triume voll itngstliehen Troibens und Drilugens. Ersebreckendes Erschuttorn beim Binschlafen, als wenn or etwas Wicebtiges fallen liesse. Zuekendes Zusammenfahren beim Vormittagcssehlafe. Beim Tagessehlafe Unruhc, Bewegen der Hilade im Schlafe bin und her und Spiolen mit Fingern und HIladen. Lautes Weinen im Sehlaf. Schiaf mit offonom Munde. Aengstlichkeit die Naclt, milchte aus dem Bette fliehen, lachi Hulfe suchen, wegn cmins mnbeschreiblich widrigen,Gefahls. Grosse Bangigkoit die Nacht, kana nicht im Bette bleiben, als driingte ihn -etwas imernus. Athem, kura; laut und schniebend, Binatlmen unhiirbar. Muss Naclts nut demn Ticken liegen. Widrige ilitze, ohue Durst. Oefteros Aufwacheu in der Naeht wegen cines garstigen, bitteren Gescitmacks mit Troekenheit im Munde; Durst, ohne Appotit zu triuken, bei scimleimigem Munde. Erwachen um Mitternaeht abet sehr heftige, kneipende, wuhicade Schnierzen im Unterbaucho mit Abspannong und Leere in der Herzgrube mmd schnell vorubergehendor Brecherlichkeit. - Triume Ton Gegensttinden, die man Abends gedaeht und gehitirt, gethan hat; von Erfullung projectirterIdeen; von Feuer; furchterlicho, mit Herzklopfen beim Erwachen. - Nach demAufstelhn duselig im Kopfe; beim Erwachen mit convulsiven Bewegungen der Glieder, Geschrei ubor ungeheures Kopfweh, von Geftihi gewaltsamer Ausdehnung der Glieder ausgehond; sehr verdriessliehe, tirgeiliehe Gcmlthsstimmung beim Erwachen. Fieberzustinde. (Symptone 878-942.) (Gleicher Autheil der Nerven- und Blutaffection.) a) Febr. intermittens. b) Fieber mit Blutzerseetung mud Nervenaffectiou: TyIphus (bee. stupidusi; F. putrida; F. jpyaemica tbes. bei Puerperalfieber, Tuberculosis). 314 Beispiel L~r die Vergicihung der A.-MI. unter einander. odor der andere einen solehen Unterschied gewflhrt, dass die Zusammenstellung des Ganzen wieder eine Dcue sehlarfe ausgeprlgte Individualitat ergiht. Das Gebiet der Pharmakodynamik wird auf d iese Weise sorgfaltig durchgeaekert, die Wiederholung gibt Festigkeit des Besitzes und die Vergleichung seirft den Blick. Nehmen wir z. B. die Bryonia, deren Wirkungen wir oben kennen gelerut haben, und denken wir uns den Lernenden cinige Stadien fortgertickt, wo er bereits heimiseher in der Arzneimitteilehre geworden ist, so wird cine vergleichende Uebersicht tiber die der Br-yonia verwvandten Mittel von grossem Nutzen sein. (Wir unterlassen hier die sich aus der obigen sebr speciellen Charakteristik selion von selbst ergebende Verglichung der Zaunrebe mit dem Wurzelsumach, um rWiederholungen zu vermeiden). In der Arzueirittellehre von N oack uld T rinks wird cine gauze Reihe von verwandten Mlittein der tr-yoniat aufgeftihrt, die natdirlich binhere oder geringere Grade der Uhbereinstimmung zithien. Es gehibren hierler: 1) Aconit, Amition., Ammnon n. aiat., Ber-ber-is, C/sin., Clemat., Coloc., Led., Lycop., Afer6cur., P/sos., Pa/s., Rims, Seneg., Sqaill., 2) A/ums., An.A., Bar-., tell., Bov., C/win., Cim, Coff., Dros., Dulcam., Graph., Ilep. si/p/s., fyn., K'al., Lack., Alayn., Afose/s., Afaer. ac., Nux vom., Op., Rnautsc. bulb., li/eam, Ru/a, StramNm., Sul/p., Diva., V'eir-a/v. 3) Cacl., Caps., Ni/v. ac., Se/en. '\ir wollen cinige von diesen Mittein und zwvar sogleicl die erstgenannten acht mit der Bryonia vergleichen, um nuns. dieser Verwandtschaft bewusst zu werden and dadurch eioen helleren Reflex auf die cineelnen Arzucien selbst zu nwerfen. A co in i that mit der Bryonia gemein die Wirkung auf das Gefiisssystern, cie Seblein-, serd-sen and fibrUsen Hhdute, die itussere I-Taut, die Leber- und Gallenabsonderung, die Lungen- die Harn- und Geschlechtsorgane, die Muskein, den Gelenkapparat, die Knoehenhaut und irn Nervensystem auf die sensible Sphiire. E1s ergreift ebenfalls die B3lutbewegung und fiirt die plastiseben Folgen derselben herb3ei, wodurch es das miichtigste Fieber- and Entziindungsmittel wird. - Die Schnierzen, welche Aconit hervorruft, sind zieliend, ziehend reisseud, steeliend, Zerscllagenhecitsschrnerz, besonders der Geleuke, nusserdem maclt es Selwlwiche, Olnmacht u. s. w. Die Beseliwerden verschlirnmern sich Abends uud in der freien Luft. - Die speciellen Fijile, in denen Aconit und Bryonia angeweudet werden, treffen vielfa-ch zusammen. Es sind: Congestionen, Blutungen (Nase, Lungen, Mastdarm, Uterus), Entziinduugen (der Augen, des Darmkanals, der Respirationsorgane, serlisen, fibrd-sen Gebilde, Schleirnhiiute), Muskel- and Gelenkrh eumatissnus, acute uud ebronisehe Gicht, Spinalirritation, Neuralgieen einzelner Nerven, exanthematisehe Fieber (RO-theln, Masern, Friesel, Blattern), Katarrh, rheumat. typhuse F., Weeliselfieber, biliuse Zustiuinde (Schreck und Aerger, Icterus), Leberaffectionen a. s. w. Und dennochb siud beide Mittel darin versehieden, dass bei Aconit der arterielle, sthenisebe Charakter vorwiegt, Alles den Stempel des Activen, Synocha1en, Stiirmischen triigt, wiihrend Bryonia mchr den veniisen and irritalbeln, mit Sensihiern gemisebten, erethiscben Zustiinden entsprieht. Aconit ist, ur einmal in Beispiel fur die Vergleichung der A.-M. unter einandei 3 315 V o g t'scher Manier zu sprechen, das miinnliche, Bryonia das weibliche Princip der Blutbewegung. Jenes verlangt daher die volle Kraft, den ersten, gewaltigen, entschiedenen Anlauf der Entziindungen, Fieber und 'ihulicher Zustinade, diese will inelir die Uebergiinge und Vermittelungsstadien. A 4inronium carbon icum theilt mit Bryonia das Steehen, Reissen, Ziehen, den Verrenkungs-, Geschwiirschmerz u. s. w., die Empfindlichkeit gegen Kiite und freie Luft, die Einfliisse der sitzenden Lebensweise, die Beziehlng zum weiblichen Geschlecht, die Erregbarkeit, die venise Natur, dieCongestionen uach dem Kopf mit Herauspressen zur Stirn, mit Uebligkeiten, die Augeneutziindungen, die Schwerhoirigkeit, das Nasenbluten, Zahnsehmerzen, Cardialgie, Kolik, gastrische Beschwerden, Obstruction, Menstruationsanomalieen, Nauethusten, Bluthusten, Asthma, Aussehlilge, rlieumatische, gichtische Leiden, UGliedersehwiiehe, Sehlafunruhe, Triiume, Aufregung liberhaupt - und dennoch 'vie liimmmelweit verschicden ist dies Mittel von der Zaunrebe durch seline asthenische Grandlage, durch seine Neigung zur Zersetzang, zur Colliquation, aus denen alle diese Anzeigen Hiren Ursprung nebmen. Die Erregbarkeit ermangelt hier aller Energie, sie beruht gerade auf Torpor und Auflstiung. Dort ist Irritabilitlit activer Art, hier die Adynamie, welche in ihrem letztea Aufflackern noch den Sehein des Lebens triigt. Daher passt auchd Ammon. bei lymphatisehen Constitutionen, bei allen asthenisehen Fiebern mit derartigen Brustaffectionen, bei chronischen Lungenleiden mit Vereiterung, bei Brand. - Als besonderes, der Bryonia mangeludes Kenazeiclien ktinnen wir nocli hinzuftigen, dass Wiirine die Besch werden von AImmon. carb. mindert. Nur in einzeluen Beziehungen stimint A4inionium muriaiticu mit Bryonia Uiberein, was niimlich die Art der Schierzen, die Stimmung (aber mehr Schwermuth), die Schwiiche, Schwere in den Gliedern, die congestive, exanthematische Natur, die Beziehung zu den Sehleimhliaten und Driisen, zur Obstruction, Zulu Husten u. dgl. anbelangt. Aber hier wird schon eine oberfliichliche Beobachtung lehren, dass die Metamorphose innerhalb der Capillargefiisse ciue versehiedene ist und dass die Riclitung zu den Schleimbliuten in gana naderer Weise, als bei Bryonia, dasteht, sowie die Wirkungssphiire des Sainiaks melir von besthnimter Begreazung ausgeht, als von jenem tiefer eingreifenden Alomente unsares Mittels. Ein Gleiches gilt von der Berberis, welche ebenfalls von Seite der niedern Metamorphose gewisse Punkte des Organismus ergreift, die in Hirer Dignitit anscheinend einen Grad tiefer steben. Namentlicb herrscht hier eine gerade der Bryonia mangelude p ri i iir e Einwirkung af Hiimorrlioidalbeschwerden, Harnleiden und Meastruationsanomalieen vor. Ausserdem sind allerdiigs die Schmerzen, das Geftili der Abspannung, die Verschlimnmerang darch Bewegung, das Befallen der Gelenke, Knochen, Sehmen (lymphatische Anschwellnngen), des Muskelsysteins, der fibrdsen Theile Uberhaupt, der Leber, Haut, eine vorwiegende Richtnng auf das Venensystem, auf die Schleimbiiute (der Augen, des MagenDarmkanals, der Harnorgane, der Genitalien), auf das Gallensystem, endlich das katarrhalische, rheumatisehe, gieltisebe Moment geeignet intercssante Parallelen zu ziehen. - Die Beschwerden der Berteris sind Naclimittags am Schlimmaten. Die Ch in a dagegen trifft schon wieder meinr in den Ansgangspunkton vom Nerven- und Gefiassoystemn mit der Bryonia (Tberein und hat allerdings eine tiberraschende Aehnlichkeit mit ihr, was die Art und den Sitz der Schmerzen, die Verselilimmerang durch Bewegung, Berliiarung, zur Abend- und Nachtzeit, ia der 316 3Beispiel fur die Yergleichung der A.-M. tnter einander. frejen Luft, die h-tiologischen Momente (Zorn, Erkiiltung), die Beziehung zum weiblichen Geschlecht und die klinisehe Verwendung aubelangt (Z. B. Congestionen, Blutungen, Katarrhe und Entaiindungen, Fieber, Hydropsieen, Rheumatismus, Gicht, gastrisch-bilid-se Zustinde u. a. w.). Aber der Grundcharakter der China ist nicht durch wirkliche Erregungsmonente, sondern gerade durch Schwiichezustiinde herbeigefiihrte Reizbnrkeit mit erhUlter Empflndlichkeit. Es walten bier die Zustiindc der Depression ob, wenn sie auch iusserlich ala Exaltation eracheinen. Die geliihmten Centraitheile verlieren ihren Binfluss, die unbeherrschte Materie atockt, zerfiillt und erregt dadurch Stiirme. Daher ist die psychiache Stimnun& bei der China verachieden von der der Bryonia; daher sind hier die bauptsaichliebsten itiologischen Momente: Sehwiichungen, Siifteverluste aller Art, dort Reizungen; daher herrscbt bei der China Zittern, Zucken, innere Unrube, Liihmungsgefilbl; daher verliert die vasomotoriache Tbiitigkeit ihre contrabirende Kraft, es treten passive Congestionen, Blutungen, SchleindlUsse, astheniache Entztindungen, schleichende Fieber, Scorbut, Schwindsuchten cin u. s. w. u. s. w. Calemat is hat nur cine entfernte Aehnlichkeit durch die Art der Schmerzen, den Gelenkrheumatismus, die Drilsenaffectionen, Migritne; aber der Grundcharakter ist der des Torpors und der Kachexie; die Reproduction ist die Hauptsphaire (daher Zahnscbmerz in hoblen Zihnen; Scrofeln, chroniache Exantheme) und als psychiache Wirkung ist vorviegend die der Melancholie. Die Co loqain I h en sind bei genaucrer Betrachtung audi nur in cinigen Momenten verwandt Init der Bryonia, namentlich was die Neuralgicen des Trigeminus, das Befallen der Gelenke, besonders der Aponeurosen, Winder, die Geschwulst iusserer Theile, das vendse und bilitise, rheumatisehe und gichtische Leiden anbelangt. Zur Unteracheidung begnllgen wir uns auf das Zucken, den Klamm, dos Zusammerziehen zu verweisen, welches die Ubrigen Arten von Schmerzen iiberwiegt; auf die Steiflgkeit, Mattigkeit, Krimpfe, Obumnebten der (olo quint/wa, auf die Beklommenheit, auf den astheniachen Reactionscharakter andererseits, auf die speciflche. Beziebung zu HaImorrhoidalbeschwerden, zur Ruhr, zur Coxartbrocace, Ischias u. a. w. und auf die Vlcrschlimmerung vieler Beschwerden auch in der Rube und die Erleichterung durch Bliihungsabgang. Bier wiirde eine Zusammenatellung gewisa nur eine entferute Verwandtschaft entdecken kunnnen. Lad a m hat eine besondere Beziehung zum Gehirn, zua den Respirationsorganen, Lymphigefi-isscn, zur Harnabsonderung, iussern Haut, zu den serdsenund fibru-sen Gebilden, Mfuskeln, Knochen, unDd wyiirde also in vieler Hinaiclt mit Bryonia i-bereinstimmen, mit der Ledurn auch noch die Gemlithsstimmung, die Kopfcongestionen, das rheumatiache und gichtiache Moment (der Gelenke bosonders), den Hydrothorax, Bluthusten, Exantheme u. a. wi., sowiie die Verschlimmerung durch Be%%egung und die Exacerbation bei Nacht gemein hat. Aber wenn auch schon das iberwiegende Zucken unter den Empflndungen, die Unertriiglichkeit der Bettwiitrme und Verachlimmorung durch Wdirme i-berhaupt Unterachiede bereiten, so ist der Grundaug der Wirkung des L/urnt, nimlich der Zersetaung im flute und der Mangel innerer Lebe'nswiirme, noch viel entacheidender. Aus diesem ist dlie Wirkung bci Bluthusten, Schwindsncht, Brustwasseraucht a. a. w. hiureichend zu erkliren. Es wiirde zu weit fiiren, wollten wir in dieser Weise die siimmtlichen Mittel, welehe man ala Verwandte der Bryonis anfgeatellt hat, ciner Speci 318 Vorschlhge zu Vergleicbungen. die nur zeichenverwanndten bios in einzelnen Zeichepngebieten ilbcreinstimmen.",,Einzelne Familien, welchie sich zu Vergleichungen besonders eignen, sind a. B. ffiax, Ign., Pals., CNtam., Coff., Caps., Anzbr.; ferner: Ars., Verair., Ipec., Am., Perm., Chin., vielleiclt auch Swaph. mAd Suiph. ac., - Sn/ph., Jaic., Lycop., Led. und in anderer Hinsicht Thier-id. - Eine der rerkwtirdigsten und sobdnsten Familien ist: Hepar s., Jl/crc,, Belt-, Lach. Zwischen diesen und den Verwandten des A/4s. stehit Phosph. ac. und Carb. veg. mit seinen Verwandten; ebenso Cupr. und nach einerandern Richhmfg Aur. Emn Reichthum an Kenutnissen geht aus soichen, Vergleicihungen hervor wie die schdinste Krystallbildung, die anschiesst, sobald man cinen Salzkrystall in eine gesiittigte Aufliisung desselben Salzes hiUgt" (vgl. C. Hering Ober d. Stud. der hor. Araneirittell. Arch. ffir bom. Heilk. XVII. 1. S. 105-108). Von demselben bekaunten Arzte. gingen bereits frfhfier (s. Arch. XI. 3. 80.) Vorsehllige zur Parallelisirung der Aehnlichkeiten und Versehiedenheiten auis. Ferner: (Arch. XIII. 2. 1.> ei Ueberblick des ganaen Arzneireiehes, als ein vorldiufiger Versucha zll einem Leitfaden bei ktlnftigen Forsohungen, der fiber Vermchrung des Araneischatacs, Wurdigung der Symptome viel Beherzigenswerthes und Anregendes. bringt. - Sehr erpfehlenswerth sind auch: H artlsub's Beiti~ge aur Vergleichung und Charakterisirnng mebrerer Armneistoffe hinsichtlich ihrer pathogenetischen Eigenthflmlichkeiten, wie der Mix, Ign., Pals. (Arch. IV. 1. 3); und Watzke's Vergleichungen ciniger Arzneien mit dem Kochsala (OestrZeitschriift IV. 1. 198) u. s. w. Zweiter Absehnitt. Die Praxis der lomb'opathie. Pathologisehe Kenutnisse. - Des Krankenesarnen. - Die Wahl der Arzneien. - Die B3ereitung, Aufbewahrunrg und Verordnungc der Arzneien. Bei der Anleitung zur praktischen Auslbung der Hiomdopathie, die mittelbar scion in dem Vorhergehenden enthalten war, mtissen wir kurz sBel, denn die unerschdpfiiche Mannigfaltigkeit der Fitlie, weiche im Leben vorkommen, litsst ohuedies nur die aligemeinsten Normen aufstellen, und es kaun auch nur die Aufgabe dieses Buches scin, das Terrain fur den Emitretenden gangbar zu machen, nicit ihn auf alien seinen Wanderungen und Kreuzwegen zu begleiten. Pathologisehe Kenntnisso. Jede Praxis beginut mit der Erkenutniss der Krankheit, als dem Objecte der Heilung. Es ist scion oben gesagt worden, dass fuir den Homdopatheen alle Htllfsmittel der Diagnostik ebenso niothwendig sind, vie foir den Arzt jeder anderen Schule. Kiar muss man sehen in Dem, was vorliegt, ehe man es bektmpfeu kann. Einen Feind, den man ir Finstern sucht, wird man niclt treflen, oder er wird uns Schaden zuffgen. Die Notbwendigkeit einer tieferen Reflexion bei der Ergrihndnng des Aehunlechen, deiSpecificitiit, setzt voraus, dass niclit bios der cine Factor derselben, das Arzneiinittel, sondern auch der andere, die Ki-anklicit, nach alien iliren Richtungen erforscht werde. Es ist bekainnt, welche Fortschritte in der Erkenutniss der Krankheitcn die nenere Zeit gemaclit hat nach der pitysikalisehen, chemisehen, anatomisehen, physio -pathologisehen Seite bin. DcHomoiopath braucit dieses Wissen in volistem Uinfangc. Die neucre Zeit Das Krankenexamen. 321 II. Das Krankenexamon. Der erste Sclritt der praktischcn Tha*tigkeit ist das Krankenexamen. Mit Diesem hat es. bei tins eine ganz eigene Beewandtniss, indem es gleichsam ebensoviel Antheil an dem Krankheits- als an dem Arzneibilde nimmt und gewissermaassen in die Handlung scion hinlbergreift. Ur dies einzusehen, mtlssen wir nun noch cinen kurzen Blick aut das Verhiitniss werfen, in welehem in der ititern Schule und bei uns die Arzneimittdllelue zur speciellen Therapie steht. Dort ist die specielle Therapie cine angewandte aligemeine Therapie, hier cine angewandtc Pharmakodynamik. Dort dienen die Mittel zur Ausfiitrung gewisser ailgemeiner Mllethoden, nach denen sic classificirt, denen sic untergeordnct werden. Mit ciner ailgemeinen Bezeichnung wie anfiphlogistisch, resolvirend, Acre, Drasticum a. s. w. ist die Hauptwirkungssphdire, eim bestimmter Gattungsbegriff mit Varietitten der cinzelnen Mittel gegeben. Die Diagnostik der Krankheitcn stehit ziemlich getreunt von der Pbarmakologie. Sic hangt vielmehr mit der allgemeinen Therapie zusammen, indem der Arzt nur die Abiinderung cines gewissen der Gattung entsprcchenden allgemeinen Kurplans nacl dem speciellen Falle vornimmt. Bei uns gibt es keinen solchen allgemeinen Kurplan, keine Methoden, sondern nur die besondern Arzneiindividuen. Die Diagnose des speciellen Falles hanogt daher mit der Pharnakodynamik genau zusammen. Die specidlle Therapic wird bei uns recht eigentlich cine praktische Doctrin, da sic auf Unterseheidungen cinen Werth legt, welche bei der Allopathie gar nicht in Frage kommen. Es gestaltet sich niimlich unwillktlrlieb aus der Zusammenstellung ciner Reihe von Arzncikrankhei tsbildern, welche unter einem bestimmtcn nosologisehen Begriffe iliren Einigungspunkt finden, cine lasuistik bestimmtcr Fitlie, die eben nur besondere Ausfuhrungen and Anwendungen der Pharmakodynamik sind und daher den innigen Zusalumenhang zwischen Dieser und der speciellen Therapie belegend, gevisserma-asseu direct von der Physiologic und Pathologic auf die Tlicrapie hinfuliren. Wir erinnern z. B. an den diagnostiscien Begriff des Wcchsclfiebers. Die altere Schule gibt nur cine specielle Darlegung des Vcrlanfs, ein allgemeines Krankheitsbiid mit Diagnose, Aetiologie a. s. w., hcichstens mit Angabe ciniger fiar die Praxis wesenlosen Varietflteu und schliesst hieran cine specielle Behandlung, welche aber nur so aligemein gehalten ist, dass sic die versehiedenen mtiglichen Abweichungen nicht berllhrt, - weil sic es nicht ve~rmag, weil sic zum Individualisiren eben za wenig wirklichc Anzeigen and Mittel hat. Die specielle Therapie der Homdopathen aber ftlhrt sofort cine Refihe von Wcchseltiberfflhlen auf, welehe in der Praxis vorkommen, dadurch, BIRSCIIEL, Homiopalhic. 21 322 2Arzneimittelkcnntniss als Bedingumg des Krankenexamens. dass sic uns die Mittel zusaimmenstelit und charakterisirt, weiche nach den versehiedenen Varietilten in Anwendung komnen. Wir lernen so China-, Arsentik-, Nax-, Ipcecauanhc-, Pulsaduilla- Weebhsefieber ii. s. w. kennen, also Arzneikrankheiten nach den Mvodalititten, wie wir sic behufa der Bekaimpfung ithAlicher natiirlieher Krankheiten wirkllich brauchen kilnuen.. So wird die Aufstellung eiuzelner Krankheitsvarietiiten unter einem ilauptbegriff nieht ein Spiel der unendlich zersplitternden Nosologie, nieht abhAtgig von der bios naturhistorisch besehreibenden und tendenzlosen Beobaehtnng, d. h. nieht unntitz fitr die Praxis; sondern bei aller Freiheit und Mannigfaltigkeit erseheint das Gauze wohlbegrfindet, Nveil Eines fUir das Andere praktiseh bedeutsam. Dieser innige Zusammenliang der speciellen Therapie und Arzneimittellehre, vodureh Erstere nur als cine Weiterung der Letzteren anftritt, bedingt nun die praktische Nothwendigkeit, auch beim Krankenexamen das Augenmerk mit auf die einsehlagenden Arzneien zu riebten. Kein Homdopath wird irgend auf Erfoig reclnen kd**nnen, wena er nicht das genaueste Examen fiber jeden einzelnen Erankheitsfall nadi subjeetiven und objeetiven Symptomen angesteilt hat. Er wird aber olne eine besondere Kenutniss der Arzneimittellehre gar nieht im Stande seim, diese Vorbedingung zu erfillien. Da es nitmlich ffir uns nicht gentigend ist, den Krankheitsnamen zu wissen, ein bios theoretisehes Gehskte zn befriedigen, sondern wir auch heilen wollen, dieses aber nicht moglich sein wird, wenn wir nieht auf die individuelisten Eigcnthtimhichkeiten belufs dter Unterseheiidung der auzuwendenden Arzneicn cingehen, so setztdies eben voraus, dass wiir, naehdem die Diagnose der Krankheit im Allgemeinen festgestellt ist, nun auf die eharakteristischen Eigenthinmlichkeiten dier Arzncikrankheiten kommen, die den wirklichen cntsprechcn sollen. ilaben wir z. B.- die Diagnose cines Rhenmatismus ermittelt, so werden wir weiter Jiach solelen Eigenthiimliehlkeiten zn fragen baben, welebe wir als dem Rheumatismus cntspreehende Eigenwirkungen von Aconit, Bryonia, Rims, Co.!citiewin, Stlphuri u. s. w. kennen. ilierhel ist ahlerdings scion eine KDeuntuiss der Mittel vor-ausgesctzt. Zuni Trost ftir den Anfibiger konnen wir hiuzufilgen, doss sich bci dem Studium der einschlagenden Arzneien eben noch weitere Fragen ergeben, welehe. das lKrankenexamen bei den niiehstfolgenden Besuchen nach dieser RioIutng erginzcn lassen, wenn das erste Mittel nicht gepasst hat. Dena IlAlcken im Krankenexamen oder cine mangelbafte KenrItniss der feincren Untersehiede der Arzncien, welclic wieder zu jenen Veranlassung geben, werdeun siCh stets dureb Naclitheile in der Praxis ricbhen. Specielle Regoin fur das Krankenexamen. 323 In alien Fallen ist Cs gut bei dem Krankenexamen sieb an folgcende Iegeln zn lalten: 1) Man gewdhne sich daran das Examen in einer bestimmten logisehen Reihienfolge vorznnehmen, welehe sich auf die anatomiachl-pbysiologisehien Einheiten grtindet, damit man systematisch vorgehe und die Kiarheit des Krankheitsbildes Iciclter hervortrete. So z. B. eriirtere man nach einander den MagenDarmtract, die Luftwege, das Sehleimhautsystem, die Exeretionen, gehe erst nach den localen Affeetionen zu den aligemeinen Verhaitnissen (z. B. Fieberznstanden, KrIifteverhiiltniss) fiber u. s. w. Niehts ist unlogiseher und verwirrender als das Ueberspringen aus einer Gebiete in das andere und wie manl sagt: qni bene diagnoscit hene medebitur, kann man auch variiren: 6ui bene inquirit, bene diagnoscet. 2) Man erforsehe zuerst das Krankheitsbild ohne alle vorgefasste Meinung, nach objectivem.Befunde und ohae R Rcksieht auf die einzuleitende Therapie, nach innern u. anAsern Symptomen in grisster Vollstaindigkeit. 3) I-Iierbei sind die localen Erseheinungen mit Hiilfe aller diagnostiseben Fertigkeiten zuerst za ermittein, vie der Sitz und Ausgangspunkt der Krankheit nach Organ und System zu crforseben. 4) Weiter vorsebreitend bestimme man nach cinander die Gattuncg0 und Art der Krankheit, ibre besondere Varietit und individnelie. Natur, die, primitren und secunddiren, idiopathisehen und sympatbisehen Symptome. 5) Wie die Vergangenheit der Krankheit, die anamnestisehen und atiologisehen Momente, so gebijrt zum Krankenexamen auch die Erforsehung des Stadiums, in welelem sich die Gegenwart des Krankheitsproeesses befindet, die Kenntniss des a e n t e n oder ebronisehen Verlanfs. 6) Zur utiheren Clarakteristik kommen daun hinzu die eonstitutionellen Verlialtnisse des erkrankten Individnums, seine inneren und ausseren Anlagen, Besehaffenheiiten, Gewohn heiten, die Einfltisse hesonderer Umstandc und Bedingungcen auf die Gestaltung der Kr-ankheitssymptome. 7) Ist diese Aiifnalzme des Krankheitsbildes in mbgliclister Objeetivitat erfolgt, wobei die Stellung ciner Diagnose, we1nn sic modglieh ist, bei dem deukenden Arzt immer gleichzeitig nahe liegt, so begiunt das Examen von Nenem, indem im Geiste an das zu wahiende Arzneimittel angeknilpft wird. Dew Praktiker 21* 324 Speoielle Regein fur das Erankenexamen. werden stets eine Anzahl der in die Wahi fallenden Arzneien vorscweben. Je nach der Kenntniss, die er von deren WVirkungsiAusserungen besitzt, wird er die Erforsehung des Krankheitsbildes mehr oder weniger exact nach alien oben angegebenen Richtungen mit steter Beziehung auf die Mitteiwahl ergiinzen, ur zu ciner Entseheidung darliber gelangen zu kiinnen. 1st diese erfolgt*) und wird er dureh Naehschlagen in der Arzneimittellehre, irn Repertoriur, in kiinisehen Lehrbitchern noch auf die Mdglichkeit einer anderen Wahi geleitet, an die er zuerst niclt gedaclt, so wird er bei den nacbfoigenden Besuchen nacl den charakteristisehen Eigenthiimlichkeiten der waihlbaren Mittel das Examen wiederlolen und vervollstitndigen. Einige speciellere, inshesondere fur den hombiopathischen Arzt za beacltende Anweisungen zir Aufuabme des Krankheitsbildes, wie soiche auch i-lahuemann ir Organon, Bdnninghausen: die horiopathische Dint u. s. w. 2. Aufi. Miluster 1833 und besonders Hering (Arch. XVII. 1. S. 109 if.) in trefflicher Weise gegeben, dtirften bier niclt unwillkommen sein. Von der Examinirenden verlangt man mit Recht: Gesunde Sinne, Unbefangenheit, Aufrerksawkeit im Beobaclten, Treue ir Aufzeiclnen. Ur dem Kranken Gelegenheit zu geben sich vollstandig seiner Kiagen zu eutledigen, damit er nicit in das systematiscbe Krankenexamen sttirend eingreife, ist es von Vortheil, erst den Kranken vollstindig anzulidren und ilm Raurn zn freier Expectoration zu lassen. Erst daun, wenn er seine Erzithlung erschuipft hat, beginne das zweckentsprechendc Verho"r. Die Aussagen des Kranken ergiinzt man dureli Fragen an die Angeh6rigen und durch eigene Beobachtung. Diese haben sich zu erstrecken: auf das Alter, das Geschleclt, die Constitution, Lebensweise, Beschaftigung, Genuithsart in gesunden Tagen, Farbe der Haut, Corpulenz, hiiusliche Lage U. S. W. Es wird gut sein (und niclt bios in der ersten Zeit der Praxis) sich die wichtigsten und maassgebenden Symptore vegen spiteren Nachiesens aufznschreiben. Man braucht sich nicht vor dem Kranken zu geniren und zu befuirchten, dass er dies als ein geistiges Armuthszeugniss betrachten verde. Das Aufsebreiben wPird gerade als emn Zeichen grosser Gewvissenhaftigkeit des Arztes betrachtet und gem geseheu. Man gewilue sich daran jede Erseheinung in ilrer Besonderheit zu *) 1st man zweifelhaft, so sicht es der Xranke, wcnn nicht Gefalr im Verzuge, gem and mit Ycrtrauen auf die Gewissenhaftigkeic des Arztes, wenn ein Aufschub beliebt wird. Speciello Regeln fur das Krankencxamen. 32& erfassen, ohne dabei die Reflexion auf ein Ganzes auszuschliessen. Letztere aber muss gewissermaassen nur im Hintergrunde stehen. Wir fallen soust in den Fehier der alten Schule, welche, sobald sic einen Namen fur die Krankheit gefunden hat, z. B. Entziindung, Neuralgie u. s. w., sogleich ihrcn antiphlogistischen, narkotisirenden, umetimmenden u. dgl. Plan und Apparat in Bereitsehaft hat. Ailgemeine Bezeichnungen und Krankheitskiassen ko-nnen wir nicht brauchen. Wir haben Cs selbst in aweiter Reili erst mit den Krankhcitsformen und Arten za thun, indem.wir Utber den geistigen Process, der nns diese ersehliessen lisst, nicht die constituirenden Einzeinheiten tibersehen dtirfen. Kranke, weiche von guten homtiopathisehen Aerzten behandelt worden sind, erlangen cine besondere Fertigkeit in der Scbhirfe der Bezeichnungen ihrer Leiden and Empfindungen. Es ist diese aber auch ftir die Mitteiwahi dringend ndthig and der Arat muss, wenn der Patient sie niclt verstelit, ihn dazu erziehen. Man begnilge sich z. B. nielit mit der ailgemeinen Bezeichnung: es sehmerzt, es that web, ich babe Kopfscbmerz u. s. wi., sondern lasse den Kranken genaa besebreiben, vermeide dabel sorgfiltig ihm Bezeichinungen in den Mund zu legen, oder ihn auf Ja und Nein zu beschriinken. 1st der Kranke nicht im Stande selbst den bezeichnenden Ausdruck ain lden, so lege man ilim eine Reile von Miiglichkeiten, z. B. die Arten der Selmerzen vor, aus denen er dann selbst withien kana. Ebenso streng sei man in Bestimmung der Gertlichlkeiten and lasse sick die affleirten Theile selbst zeigen, begniige sich also niclt mit den grossen topographiseben Umrissen: B.rust, Unterleib a. s. w., sondern fixire die Stelle genan und antersuche dann nach alien Regelu der Kunst. Nur zu leiebt ist der diagnosticirende Arzt geneigt, wenn er mit Kennerblick die Krankbeit erforseht hat, oder bereits im Kiaren z sein glaibt, die andern Theile des Ktirpers, die niclt beritlrt sebeinen, ausser Aebt za lassen. Es ist das ein grosser Feliler. WNir mitssen anser Krankenexameu naci alien Richtungen anatomiseh-pb ysiologiseh ausdelmen und in dieser Hinsiclt das Krankheitsbild dabin vervollstiindigen, wovon der Kranke auch niclts erw~itht. Viele Mlittel erhalten durch solche Ergituzungen erst ibre wahre Anzeige. Es verstelit sich von selbst, dass den anamnestisehen Momenten, sowlo alien vorausgegangenen Ereignissen cine besondere,Aufmerksamkeit zugfewenlet verde. I-cerbei aebte man auch auf vor lingerer Zeit gebabte Krankheiten and deren Nachwebien, sowie auf die gebrauceten Mittel and deren Folgen. Doch ist es gut diese Fragen his zuletzt zu versebieben. Hat man die Gesammtheit icr wesentliehen Erseheinungen erforscblt, so frage man bei jedem Zeichen nach der Bedingung, unter der es erselieint, verseblimmert oder gebessert wird. Man beaebte dabei: die Zeit (Jahreszeit, 326 Die goistige Zusammenstellung. Tagcszeit, Moudweebseb), die Temperatur und das Wetter (Wdrnme, Kaflte, Aufeuthalt im Freien und im Zimmer, Regen und Sonnenschein), Sehiaf oder Wachien, die Einuflsse der Ruhe oder Bewvegung, dcr versehiedenen Lagen (links, rcchts, Bauch-, Rtikenlage, loch- und Tiefliegen), der Stellung (Stehen, Sitzcn, Aufriehten, Bieken) und der Art der Bewegung (Geheni, Laufen, Faliren, Reiten u. s. w.), der Bertiirung (Druek, Reiben), der Gentisse (Kaffee, Thee, Bier, Tahak, Fleischarten, Backwerk), der Verituderunugen, welehe physisehe Funetionen auf die Zeichen itussern (Athmeii, Spreehen, Niessen, Gitinen, Hasten, Essen, Trinken, Kauen, Sehligen, Stuhlgang, Harnentlcerung, Regel, Coitus), sovic die Thiitigkcit dcr Sinnesorgane (Selhen, Hodren u. s. w.) und die Anstrengungen des Geistes oder die Beschaiftigung (Naebdenken, Studiren, Einsamnkcit, Zerstrcuung, Nieltsthan oder Arbeiten), sowie die Gemiithsbewegungcn. - Alles dies gilt, von den Allopathen meist tibersehen, Anfschhisse Uber die Zeichen sellst in physio-pathoLogischer Ilinsicht; melr noch aber sind sic auch da, wo das Dunkell niclt aufgeklart ist, ndthig faIr die Auswahl unter den Mittein. Die Diagnose der Krankheit wie des Mlittels erleiehtcrt es selir, wenn mnau bei dem Krankenexamcn sogicich die Verbindung erdortert, in welelier Zeichen mit cinander stehen and aufeinander folgen, z. B. die Kopfseimerzcnl lici Magensymptomen, Frost.bei ciRiMienmarksaffeetionen u. s. w. Nach dem Krankcncxanien beginut erst die cigentliehe Arbeit des Arztes, die Anordnunug and Zusammenstellung im Geiste, wobei das Pathognomonisehe, das Primiir-Idiopathisehe den Vorrang erhutit vor dem Secunditren, Symptomatisehen. iierbei darf nicht allein das pathologisch Wicltige hcricksiehtigt werden, sondern auch das fuir die Mitteiwahi durci Sehiirfe des Hervortretens, Verlreitung, Bedingungen Charakteristisehe muss gleichmiissig beriteksiehtigt werden. H ering Aussert sieh hiertiber folgendcrwaassen:,,Wcnn man das gauze Krankheitsbild tiberbliekt, so wird man sogleich Zeichen erkennen, fiber die der Kranke besonders klagt; es htbsst sich cine Stufenfolge denken. Wir wissen, dass der Patholog oft ganz anders denken muss ilber die Wiehtigkeit der Zcichen. Die Kunst des hiomdopathisehen Arztcs bestelit nun darin, dass er diese beiden Anorduangen zwar benutzt, aber keiner ganz allein foigt, sondern an beide scinen Maassstab legt. Ilm gind solehe Zeichen die wiCletigsten, velehe am stitrksten charakterisirt sind, 4. li. bei denen er cine genane Bestimmung des Orts oder der Art erhalten kounte, besonders aber auch der Bedingungen. Sind solehe Zeichien, die sich in jeder H- insiclt genau bestimmen liessen, auch noeli mit anderen in eigenthtmlicher Verbindung, so werden sie cinen noch ho-heren Rang haben. Gibt es mebrere solcher Zeichen, die durci obige Bestimmung auf gleiche Stufe k imen, so entschelidct unter ihuen die pathologisehe Wichtigkeit, oder die Wichtigrkcit, welehe4 der Eranke iinen nach seinen Gefilhlca beimisst. 328 Beispiele fur das Krankenezamen. Die Versehlimmerung tritt Abends und Nachts eim, nicht frih (N. vom.). Da aber die ndohtliche VersohLimmerung auci bei andern Mitteln vorkommt (Bellad., tilam., Mere., Rhus, Staphysagr., Snulip.), so miassen wir nach andorn Bedingungen forsohen. Wir bitren: Bettw~irme und. Stubonwtrme versoilimmert. Das haben abor auch: Cham., ]Jfagn. carb., Mere., Spig. Fr Cliamomzilla fehit aber die Unruhe, fiar MAercur das Verhalton der Zahne und des Zalnfleisohes, fur Hapgn. carb. und Spig. die Art dor Sohmorzen. Dagegon ist fuir Pulsatilla ein selr untersoheidendes Konnzeiohen: Verschlimmorung nach Eintritt in die Stube, Besserung im Freien, durol kalte Luft (Nux-Zahnsohmerz verschlimiert sich dann), durch kaltes Wasser, durch Stoohern. Esson versohlinmert; Bewegung, Geistesarbeit, Spirituosa sohaden nichts. Halten wir diese speciellen Anzoigen mit* den generellen, die localen mit den constitutionellen Symptomen zusammen, so ergibt sich hior die bestimmte Auzeige filr die Wail der Pulsatilla, deren Erfoig nicht zweifeihaft scin kann. Bin anderes Beispiel instruotiver Art enfhdit die Vorrede zu B 6dnningIiausen's Tasobenbuch fuir hom. Aerzte:,,E. N. aus L., ein Mann von elnigen 50 Jahren, bliihender, fast aliza rotlir Gesiohtsfarbe, in der Regel heitoren, bei den heftigeren Anfuillen aber zu Zornausbritohen geneigten Gemfiths mit doutlich norvdser Aufgeregtieit, leidet sclion seit ein paar Monaten, - (nach vorgitugiger allopathisoher Vertreibnng eines sogonannton rhefumatisohen Schmerzes dor reolten Augenlidhle dulrcl itussere Mittel, welohe nicit zu erfahren waren) - ain cinor cigenen Art von hoftigen Sohmorzen am recoten Untersohenkol, welche die sdimmtLichen MNuskeln der hintorn Seite, namentlich die Wade his zur Ferse herab, jedoct nioht die Gelonke des Knies oder Unterfusses ergreifen. Den Schmorz selbst hesohreibt or als ein mhohst soimerzhaftos kiammartiges, zuokondes Reissen, oft von Stichen untorirochen, die vonuonnen nach Aussen gehien, in der Morgouzeit aber, -wo der Sehmerz tibeheiupt viel ertrutglicher 1st, dumpf wtiblend und wie zerschlagen. Die Sohmerzen versohlimmern sioh gegen Abend und in der Ruoe, besondors, nach vorgpngiger lBewegung, in Sitzon und Stohen, und namontlich, wenn or dies hei einem Spaziergancgo im Freien thut. Wuibrend des Gehens solbst springt der Schmerz oft pl6tzlich von dor rechten Wade in don linken Oherarm, und vird dann am unertriiglioisten, weun or die Hand in die Rocitasche odor in den Busen steokt, und den Arm mubi-g hilt, witrend or duroh Bewogung des Arms gelindert wird und davon oft plbtzlichi in die recite Wade zurtikkelirt. Die ieisto Erleicliterung gowitlirt Auf- und Ahgehen in dor Stube und Reiben des leideaden Thoiles. Die Nehenheschowrden bestohen in Sohlaflosigkeit vorMiNtternaciht, ahendliohen, &6ters wiederkehrenden Anfuillen von schnell fiber Schriften uber specielle Therapie. 331. die eiizelnen Krankeitsfiille einschlagenden ieilmittel doch auch von Niithen, dass wir bestiinmte Anweisungen zur Behandlung, also speciell-therapeutisehe und klinisehe Ratlischlige empfangen, welehe uns sogleich auf die Auswahl Ihinlenken. Die Repertorien haben, wie wir gesehen, auch den Zweek -die Auffindung zu ermtigliehen; da sic abet meist den symptomatisehen *Standpunkt festhalten, buehstiblieh an den Text der Arzneiuittellehre, ohue Verbindung mit dem Gauzen, sich anklammern und den Charakt~er der Arznei leicit verwischen, indem sic sich an Einzelnheiten hbaten, so genflgen sie teBensowenig fitr die Diagnostik des Heilmittels als der Krankheit. Ueberdies geben diese Hfllfsbtiicher auch oft cine Ueberzahl, wvelehe die Answahl,eher erschwert, als befdrdert. Es ist aber elne g-rosse Erleichterwung, w nn wvw sogleich, wie es die Aufgabe einer speciellen Therapie sein muss, bei dem nosologisehen Begrilfe die in Frage kommenden Arzneien tibersehien kdnnen. Leider! ist die llomdopathie auf diesem Gebiete noeli verlidltuissmiissig arm, wie cine kurze Musterung der lierher gelidrigen Literatur zeigeu wird. Franz I-Jartmann's specielle Therapie acuter und chronischer Krankheiten. 3. Auflage. Leipzig. Band I. 1847. Band 11. 1848. wurde als erste derartige Leistung mit grosseni Jubel begrtlsst. Aber sic enthitt bei aller guten Beobaehtungsgabe ihres Verfassers und bei vielen trefflichen Winken doeh nnr Andeutungen, befriedigt weder in intensiver Hinsicht durci Sehidrfe der Indicationen, noch in extensiver durek Reichhaltigkeit und Erscehdpfnng der Mittel, obwohl.wir die Sehovierigkeiten woihi erkennen, die solehe Bearheitung hat. Manehes hat sich in der Erfahrung tier spitteren Zeit anch nielt bewidhrt oder anders gestaltet. Nieht am Leichtesten wiegt woNl auell der Vorwurf, dass der pathologisehe Theil derselben doch gar zn sehr das eine Gesicht des Janus, nach rtickwiirts nitinJiel, herauskelrt, so dass bei dem Erseheinen ciner dritten nuflage cine,ganz neue Bearbeitung ndthig geworden ist, die B itdi r als selbststindiges Werk herausgab. (S. unten.) Von demselben Verfasser ersehien als letztes Werk: D i e Kiinder-krankheiten und ilre Behandlung nach den Prineipien des hom6opathischen Heilsystems. Leipzig 1852, T. 0. Weigel, wrelehes zYwar mit Fleiss und Streben bearbeitet ist, doeh fast dasselbe Urthieil erfabren muss, wie die specielle Therapie. E. Kreussler's Therapie acuter und chroniselier Krankheitsfornen. Leipzig 1846 (bei Ddbrffling) ist, man mchte sagen glileklieherweise, nur in zwei Abtheilungen, in der allerbarockesten Anordnung -ersehienen, als eine,,Leistung", die nur ein Auruf an das Publicum ist, oh es sich dergleichen Maclwerk gefallen lasse, - und es ist die Antwort nieht sehuldig geblieben. Die Frage ist nur die, was elir Verwerfung Schriften ubor specidlle Therapie. 333 als Arzneikrankheifsbllder eracheinen, weil dadurch Pathologic und Therapie innig verbunden werden, und weil eben dieses in RU ckertCs Darstellung geboten ist, wird sich auch eine fernere Bearbeitung der speciellen Therapie an diese oder fhnliche Ausfihfrungen halten milssen. Diese vortrefflicbe Anlage zeigt auch Attomyr's Charakteristik der Ruhr- und Croupmittel (ir Archir), ferner der bei Mutterbiutfiuss in die Wahl fallenden Arzneien.*) In gleicher Weise hat Griesselidh die Mittel zusammengestelit, welche eine Beziehung zu dem Gehirn und den weiblichen Genitalien haben**), und es ist selr zu wfiinschen, dass Aehulinhes weiter gesehielt, ur die augewandte Pharmakodyrnamik za bereichern. Auf soluhe Weise werden wir auch klinische Monographieen erhalten, an denen es in unserer Literatur nur za selr gebricht. Die neuere Zeit hat auch hierin einen guten Anfang gemacht. Wir erinnern an die Ablandlungen von Kurz: iiber die Cholera ***), fiber die B r ight'sche Nierenkrankheitt), fiber die Suiuferkrankheiten ttl, sowie an die musterhaften Abhandlungen Utber die Pneumonie und den Croup von Cl. Miiller.-j-ff) Auch die Berichte flber die Poliklinik zu Leipzig in der hor. Vierteijalrsclrift bieten einen belehrenden Inhalt. Ieberhaupt rn-ge Hier das Lesen guter Berichte fiber Epidemieen und von Krankengeschidhten, wie soiche das hor. Archiv, die Hygea, T ho r e is praktische Beitrldge und die neueren Zeitschriften enthalten, ein fuir alleial erpfohlen scin. Mit grossen Nutzen werden auch die homrtopathisdh-kli nischen Studien von Dr. Fr. Wurmb und Dr. Hugo Caspar, Wien 1852, studirt werden, weun man dadurci sich iicht auf die Dosis von X. und auf den klcinen Kreis der darin besprochenen Mittel beschranken litst und die Klippe vermeidet, welche eine hier und da za generelle und doctrnitre Bezeichnung der Mitteiwirkungen hietet. Ir Uebrigen aber empfielhlt sich diese Schrift auch durch ihre pathologisehe Seite, da sie ganz aut der Standpunkte der Neuzeit stehit und den Homrniopathen auch in dieser Beziehung Ehre rnacht. Einzelne Charakteristiken von Mittein sind gnnz vortrefflicl, die Anzeigen scharf und priignant hingesteilt, seir instructir gehalten, nud Krankheits- vie Arzneihilder ertiffnen oft, wie bei den Wedbselfiebern, neue Gesichtspunkte. Den beaten Werken endlich ilber specielle Therapie in der alten Schule stellen sich an die Seite die neneren I3carbcitungen derselben von B. Bah r (die Therapie nach den Grnndaiitzen der Hor. Leipzig, T. 0. Weigel 1863) und J. K a f ka (die hor. Therapie auf 4) Oestr. Zeitschr. U-1. 3. ') HIyg. B3d. XXI -XXIII. * -*) Hom. Viertelj.Schr. 1. f) Zeitschr. far hor. Klinik I. tt) ebendaselbat I1. j-fj) 1cm. Viertclj.. Schr. I.-III. Specielle Regein fur die Wahl dcr Arzneien. 335 Dr. Bernhard Iirsehel, der hor. Arzneisehatz in seiner Anwendung am Krankcnbett, 4. Anfl. Leipzig 1864 (Fleiseher). Es kann nicht oft genug wiederholt werden, d(ass alle diese thjerapeutisehen Anweisungen nur als Notizen und Fingerzeige fUr die,Wahi gelten ktinnen und dass diesen Act erst das Studium der Pharmakodynamik und jedes eiuzelnen Ileilmittels entseheidet, indem es in ciner doppelten Weise verfiihrt: 1) -laben wir- nach elnem Repertorium oder einer der genannten Schriften unsere Meinung ffir die eine oder die andere Arznei entschieden, je nachdem diese den wichtigsten Symptomen und fibrigen Verhidttnissen der Krankheit (wobei der Name derselben die letzte Rolle spielt) in grtjsstmtigliebster Aehnlichkeit za entaprechen seheint, so mtissen wir eret die patliogenetisehen Wirlkungen in der reinen Arzneimittellchre vergleichen, urn zn sehen, ob sich unsere Meinung hierdurek bestatige. Es wird fuir den Praktiker dann jedenfalls von Vortheil sein, wenn er nocl nicht die genaue Bekanntschaft dieses Mittels gemacht hat, scin Augnmerk aid die fibrigen, gerade in dieseni speciellen Falle anseheinend nichlt zur Betrachtung kommenden Wirkungen mit zu richten. Dcnn dadurch erlangt er niclit nur einen Aufschluss ilber den Charakter des Mittels im Gauzen, der dann zur Wahi twesentlich mitlilft, sondern es werden auch manche weitere Fragen bier aufgcgeben, die ffir cine Wiederholung des Krankenexamens und bezielientliche Ercgiinzung, ja fur die Vergleiicung mit anderen M1ittein von Vortheil sind. 2) Wer sich streng an den Kreis der in den therapeutisehen 1-Itlfsbuichern aufgezathlten Heilmittel halt, wird ebenso schieclit fahren, als wer sick buchstilblich an die Weisungen cines Ftihrers anklammert und lieber still steht, ehe er seiner Auge bei Erforsehung des Weges selbst traut, wenn er nicht weiter kaun. Er wird sich leicht in cinem Zirkel drehen, wird oberfliichliche Kenutnisse der Mittel nach ilirer Anwendung in cinigen idinisehen Formen erlangen und sick so cine Oruppe von Liehlingsrinitteln (meist aus der Zahi der Polychreste) zusammenstellen, die er itnmer wivht, weil er sic eben nach diesen Notizen besser keunt, die ihn dann aber selbst -oft in sehr ailtuiglichen Fallen im Stiche lassen. Es ist durelans n dthig, dass wir uns selbst in der Arzneimittellehrc umselien, nachi weiteren etwa in Bctracht kommenden Mittein suchen und sic vergieibien, wenn sie anch nicht im-Repertorium verzeichinet sind; dass wir, je nacidem sich unsere Belcanntschaft mit den Mittein erweitert, uns selbst fragen: solite nichit hier nacl der Analogie, nach dem aligemebien Charaktcr die Muiiglichkeit vorliegen, dass dies oder jenes Mittel besser passe, als die erpfohienen? u. s. wv. Nur so bewabren wir uns vor Einseitigkeit und 10outilcnnDitssiger Masehineu Verfahren bei Verschlimmerung, Wechselzustatnden. 339 Ehe man eiu nneues Mittol gibt, versuche man erst, weun das ersto Mittel voilkommen za entsprechen sehien, ob nicht cine andere, lidhere oder niedere Gabe desselben Mittels hessere Wirkung thue. Denn anch hieran kann der Erfoig scheitern. Bin Anftreten nener Symptome, wenn diese von Bedentung sind, oder die Versollimmerung des Iirankheitszustandes machen ebenfalls cine neue Wahl ntithig. Doch hlute man sich 1) jede Steigerung der Krankheit, sic sei acut odor chronisch, welcho in der Verlaufe solbst bedingt scin kaun und oft in natiirlicher Weiso sie zur kritischen Entscboidung bringi, fur elne bdsartige Versehlimmerung zn halton, und Lite sicit 2) jede Versohuimmernug der Erankleit, die in dieser odor don Nobennmstlndon liegt, dem angowandton Mittel zuznschreiben (vgl. obon fiber hor. Versohlimmorung S. 81-85). In boiden Fallen wtirde man Unrecht thun, das Mittol zu wechseln. Oft erreieht man im ersten Falel durch Ansdaner gerade das erwiunschte Ziel, im letzten hilft oft Abiindorung dor voraulassendon Ursachen, Diat u. s. w. der Mittelwirkung noeL nach. Zuweilen kaun auch cine zn starke Dosis Prim iirwirkungen he-rvorgerufon baben, wiveche von solbst, durch Antidote, Aussotzon und Fortreichon in geringerer Quantitit,, sich wieder verlieren. - Sebroitet man aber zur Wahl eines ucuen M ittels, so hat man jedonfalls, da sich das Krankheitsbild geiindert hat, den vblligen sub- nud objectiven Bofund non aufznnehmen u-d in sorgfiiltigstcr \Veise zn beachten. Troten in ciner Krankheit Wechselzustitnde auf, so gebo man beim zweiten Erseheinen dassolbe Mittel, welches beim ersten geholfen hat. Dod~b wird man oft finden, dass dann bei anscheinonder Gleichheit mit der frtilberen Bestande doch das Mittel nicht hilft. Eutweder ist bier cine vielliciet Anfangs niclt wahrgenommene Verauiderung Schuld, welche neu erforseht wierden muss, odor der Kdrper hat sich an das Mittel gewi-nt. Audi bier ist dann hine neue Wahl ndthig, oder durch Aussetzen der Medication oder Zwischenmittel die Reaction fur das orste Mittel wiedor zn beloben. Bessert sich der Krankheitszustand im Oanzen, so wllre es Thorheit, das Mittel, deni man diese Wirkung znschreibt, abindern zn wollon. Dennoch gesobielt es oft aus ciner gowissen Laune odor dem Kranken zulieb, wenn er dem Wcesel hold ist. Das ist jedenfalls tadelnsworth. Statt Dessen ist es oft gut ausauseizeon, weun man eine zu anhaltende Erregiung zu filrohten hat, oder wenn man annebmen k-ann, dass die Besserung stotig von selbst fortschreiten wird; oder man gebo, wo noch zeitweilig din Sporn ndthig ist, in langeron Zwischenriiumen. 1st aber die Besserung nur dine halbe, d. h. worden nur einzelne Symptome gehoben, so war die WaLl, auch vorausgesetzt dass sic bci gleichem Worth aller Ersoheinungen gegen nile gericltet war, verfehit; und es ist ein neues Mittel nach bericbtigtem 22* Die Bezeichnung der Anzneien. 345 denten auf Zersetzung. Die 2. Potenz wird mit gewlissertem Weingeist, die dritte und die folgenden erst werden mit unverdiinntem dargestellt. Bezeichnung. Die unverdtinnte Tinctur wird mit dem Zusatz fortis, das unverriebene Pulver durch den einfachen Namen, oder beide werden durch das beigesetzte O oder 0 bezeichnet. Die verscbiedenen Potenzen werden durch Zahlen 1. 2. 3. etc. untersehieden. Die Bezeichnung des Namens und der Potenz wird auch auf den Glisern und zur Sicherheit auf dem Korke selbst angebracht. Da in der homiopathischen Literatur die Hahnemann'schen nach 1: 100 bereiteten Potenzen in eigenthfimlicher Weise bezeichnet werden, so mag hier eine Uebersicht derselben folgen mitAngabe der Benennung und des Inhalts: die 1. - 2. - 3. - 4. - 5. - 6. - 7. - 8. - 9. - 10. - 11. - 12. - 13. - 14. - 15. Verd. 1. (rdu), - 2. (rTAdw), - I. (Million), - 4. (100 M.) - 5. (10000 M.) - II. (Billion), - 7. (100 B.), - 8. (10000 B.), - III. (Trillion), - 10. (100oo. T.), - ti. (10000 T.), - IV. (Quadrillion), - 13. (100 Q.), - 14. (10000 Q.), - V. (Quintillion), die 16. Verd. = 16. (100. Q.i), 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 17. (10000 Q.), VI. (Sextillion), 19. (100 5.), 20. (10000 5.) VII. (Septillion.) 22. (100 S.), 23. (10000 S.), VIII. (Octillion), 25. (100 0.), 26. (10000 0.), IX. (Nonillion), 28. (100 N.), 29. (10000 N.), X. (Decillion). Die Zahi der 00 fiber diesen Ziffern, durch einen Strich getrenut, z. B. I~ bedeutet die Menge der von dieser VerdiTnnung angewendeten Streuktigelchen. Die Aufbewahrung der Arzneien hat die Aufgabe, sie vor den naeltheiligen EinflUtssen der Verdunstung and der Verderbniss zu schtitzen, welche durbch die Wirkungen des Lichts, der Wiirme, der Luft, die Zersetzung durch chemische und andere in der Bereitung liegende Momente herbeigeftiihrt werden. - Die Korke wissen noeh ungebraucht, luftdicht, vollkommen gereinigt, nicht wurmatichig sein; bei scharfen Substanzen and Verreibungen wendet man am liebsten Glasstipsel an. Man nimmt fUr jede 348 4Die Verordnuug der Arzneien. C. Wer Streukilgelelhen liebt, kann noch anwenden: Formel 1. Tinct. Lycop. 6. glob. 3j D. ad vitr. S. Abends 6 Kiugelehen (trocken oder in Wasser). Formel m. Tinct. hyoscyam. 3. glob. 6. add. Sacch. lact. gr. vj. MDS. Alle Tage ein Pulver in einem Theelffel Wasser. Formel n. R. Bismuth nitr. i oder Yf? (oder Bism. nifr. 6. glob. 3.) Sacch. lact. gr. vi. DS. Frith ein Pulver zu nehmen. Es ist schon oben (S. 168 u. 169) davon die Rede gewesen, dass, wenn man sich auf die Gewissenhaftigkeit des Kranken nicht verlassen kanun, diejenigen Formeln vorzuziehen sind, welche eine bestimmte Theilung aussprechen. Auch dass andere Gebraucheweisen wie Aufgiisse, Decocte u. s. w., wenn sie ausnahmsweise ndthig werden, wie bei Digital., Valeriana, dem Princip keinen Eintrag thun und die Wirksamkeit des Simile nicht behinde-n, ist erwahut worden. Von manchen Aerzten werden, wenn sie in selteneren Gaben homdopathische Arzneien anwenden wollen, Scheinpulver, welehe aus blossem Milchzucker bestehen, zwischen den wabren verordnet, und es wird dann durch Zahlen auf der Signatur die Reihenfolge der einzunehmenden Pulver bestimmt. Es mag dies wohl in manchen Fillen seine Entechuldigung finden. Ehrlicher ist es jedenfalls dem Kranken die Wahrheit zu sagen und den Grund des IAngeren Aussetzens zu motiviren. Ist der Kranke verstiindig und gebildet, und hat er Vertrauen zum Arzte und zur Heilmethode, so wird er willig sich fuigen. Durchsechlagend ist auch schon bei dem. Laien, dass der Kdrper sich leiclt an ein bestimmtes Medicament gewibine und dann nicht mehr reagire. Mit ungebildeten und der Tituschung bedtilrftigen Kranken ist ohnedies schwer zu operiren. Wir aber sollen vor allen Dingen Priester der Natur und der Wahrheit sein. S c hI u s s. So hittten wir denn die Jiinger der Homtiopathie geftibrt bis an die Schwe ll e der praktischen Laufbahn. Sie sind uns mit Vertrauen his hierher gefolgt; sie werden es nicht bereuen. Denn wir versichern ihuen, dass sich ihr Glaube zur Ueberzeugung erheben und dass der wahre Lohn des.elben nicht ausbleiben wird, wean sie erst weiter und weiter sich am Anlian g. is Verzeichniss silimmtlicher homdbop. Arzneien mit Angabe der Art der Prilfung, der Gebraluchujelikeit und der Auwendungsweise nach Form und Gabe. Die Lotte Schrift zeigt an die Polyobrosto, d. h. die am moisten gobrdiuchliehen Arzneien; die ins zwoiten Grade der Hiiuflgkelt gebrauchten sind gosperrt, die ire dritten Grade cursir, die wenig gebrauchten Mittel Petit gesetzt. * zeigt an, doss die Priiiung elne velikemmnore, t cdass sioe ine unvelistiledige 1st; we koin Zelehon da 18t, gelitrt die Prlifnng an don mittieron. Die ( ) zeigen an, dass das eingoechiessano Mittel bios thornoeutisob empfehien werden ist; daks Fragezoichon stoult die therapentlshohWirksanikoit In Zwelfel odor zoigt an, dass nech kelne Boweise. dafiir in d. hi. Litoratur verliogen.f. beodutet den unverdiinnten Arznoisteff. Aconitum Napellus *, Sturmhut. Gabe: f. ITiuct. fortis). 1. 2. 3. Verdulinnung. Aconitum lycoctonum. f. 1. 2. 3. Void. Acteca racemosa t, traubenartiges Ohristophskraat. 3. Verd. Actaca spicata, Christophskraut. 1. 2. 3. Verd. Aethusa Gynapium, Gartenachierling, Hundepetersilie. 1. 2. 'Verd. A4garicus inuscarius,.Fliegcnpilz. 2. 3. Verd. A4gnus caslus,.Jfcuschlamm, M11nclisp/e/fcir. f'. 1. 2. Verd. Atlium. sativum t?, Knoblauch, f. 1. 2. Void. Allium cepat?, die Zwiebel, 1-3. Verd. Aloli, Mo, 1. 2. V. A/rmemn, sckwcefelsaurc Alaunerde. 2. 3. Verd. (L~sung I: 19.) Alumina., Argilla, 7Tkoncrdc, Alannerde. 2. 3. Yerr. Ambra grisca, grauc Am/wa. 1. 2. Yerr. Ammoniacuint, Arnmoniakgummi, 1. 2. 3. Verr. od. Verd. Ammnonium carbon icuin, kohiensaures Aminoniak. 1. 2. Verdlinnung. iLlisung I: 19.) Ammonium causticum t1 kanstieches Amnmonium, Aetzasnmoniak, 1. 2. 3. Verd. Ammonidum miuriaticuim, Samidak, 1. 2. 3. Yenr. odor besser 1. 2. Ltsung (I1 19). (Ammnonium phosphoricum), phosphors. Ammoniak. 0. Amphisboena verniiceilaris f Etingelseblange (Mere). Antacardiumi orientale, Herznuss, Ma/ak/ca- Mess. f. 1. 2. 3. Verd. Arznei-Yerzeichniss. 351 Anag~allis ar~vensis t2 rother Gauchheil, 2. 3. Verd. Angelica sativa, Engelwurztf, 1. 2. Verd. Anzgutura vera, Angusturarinde. 0. 1. 2. 3. Verd. Angustutra spuria, /'alscke Angustura. 1. 2. Verd. Anthrakokalit, 1. 2. 3. VTern Autimonium crudum, Sohwefelantiinon. 1. 2. 3. Verr. Antixuonium 'sulphur auratuimt, Goldschwefel, 1. 2. Very. Antimonium sulphur rubrum t> Kermes, 1. 2. Yen-. Antimonium tartaricum, Brecliweinstein. f. 1. 2. 3. Verreibung odesLdsung (I1: 20.), 1. 2. Word. Apocynum androsexuifolium, rosenrother Jlundskohl f 1, 3. Verd. Apocynura cannabinum t, hanfartiger Hundskohl, meist als Decoct, Apis snellifica, Bi~enengift, 3-30. Verd. Arg~entum foliatum t 1. 2. 3. Verr. 5. Verd. Argentum uziruin t, salpeters. Silber, Hdllenstein. 1. 2. Verd. oder 1. 2. 3- 6 -Ltisung (5: 95). Aristolochia Olematitist; Osterluzei, f. 1. 2. V. Aristolochia SerpentariatP3 Virginieiche Schlangenwurzel. Arnica montana *, Bergwohlverlei, itusserlich f., innerlich 1. 2. 3. VTerd. Arsenicum album *, woisser Arsenik, 3-6. Verd. Arsenicum citrinum t?, Opennent, 3. Verr. 5 - 6. Verd. (Arsenicurn hydrogenisatum, Arsenikwasserstoff.) (Artemisia vulgaris), gemeiner Beifuss, f. 1. 2. Verd. Arum maculatum j, gefleckter Aron, f. 1. 2. Verd. Asa foetida t Stinkasant, f. 1. 2. Verd. Asarumi euroyaewn, europ. Hasclwvurz, f'. 1. 2. Verd. Asparagus offic., cgemeiner Spargel, f. 1. 2. Verd. Assaca f, Assacu (Saft aus Hum brasiliensis), 1. 2. Verd. Asterias rubens t?, 12. Verd. Atharnanta oreoselinurn, Bergpctersilie, 1. 2. Verd. Atropinum suiphuricumt, seliwefels. Atropin, 3 -6. Verd. Aururn. metalliewnz, foliatutn, Blattgold, 1. 2. 3. Year. Aurum fulminaust, Knallgold, 2. 3. Verr. Au~rur muriaticurn, salzs. Gold, 1. 2. 3. Verr. Aurum muriaticum natronatamt, Chiorgoldnatriumn, 1. 2. 3. Vcnv, Aurum suiphumatum t, Schwefel-Gold, 1. 2. 3. Verr. Barbae ciprini ova, Barbenrogengift-j? Baryta acetica, essigeaure Schwererde, 1. 2. 3. Year. oder besser al& Liquor baryt. acet. 1. 2. 3. Verd. Baryta earbonica, koblensaure Schwerorde, 1. 2. 3. Verreibung, 5. 6. Verd. Baryta muriatica t, salzsaurc Soliwererde, 1. 2. 3. Verr. oder ala Liquor baryt. mur. 1. 2. Verd. Belladonna*~, Atropa, Tolikirsohe, 2. 3-6. Verd. Beuzoicum acidum t, Beozoilsilure, f. 1. 2. Verd. Berberis vulgaris, Berberitze, Saucrdlorn, f. 1. 2. 3. Verd. Bismuthum nitricumn, salpeters. Wismuth, 1. 2. 3. Verm. Blatta americans, Barattatj? (Mure), 1. 2. Year. od. Verd. Boraxvenet, Natrwnn boracicum, Borax, 1. 21. 3. Verreibung oder 1. 2. Ltbeung(I:20.) .Arznci-Verzeiohniss.35 355 Kali bichromieum*, dopp cit chromeaures Kali, Liisuug -([:201, 1. 2. 3. Verd. H'all bromaturnitbronsaures Hall, in Aufi. f1. t Kali earbonicum, kohlensaures Kali, 1. A2 3. Verr., besser: Li~suing, 1. 2. VJerd. Kali chioricum t, chiorsaures Kali, Thssun g (I1 20), 1.2. Vord. Kali hydrojoclicum, Hydrojodsaures Kali, LO-sung (-)~ j-: jv-vj Wasser, thee- oder esskiffelweisi), weniger [-3. Verd. xItai nitricuin, Nitmm11, Satlpeter, Ld-sung, 2. Verd. Kalmia latifoliat? (Hering), breitbliittrige Kalmie, Tinot. Gabo? -Kobaltum, Kobaltt?, 3. Verrn hihoro 'lord. Kreosotumu, Kreosot, 2. 3-6. Verd. Lachesis, Trigonocephalus, Sohiangengift, 3-12. Verd. -Lactuca sativat?, gomoinor Gartonsalat, f. 1. Verd.? Lactuca virosa, Giftiattich, f. 1. 2. Verd. Lamiam albumt?, weisso Taubnessol, f. 1. Vord. Ledum palustre, Sumpfporst, wvilder- Rosmarin, f. 1. 2. 3. Verd. Lepidium bonarienso t?9, Kress o (Mare), Tinot. und Verr. Gabe? (Limax ater), schwarzo Waldschnecko, Gabe? Limulus Cyclops odor Xiphosma amiericana t?, das blaae Blat der Kiinigrskrabbe, 3. Vord.'u. fig. Linaria vulgraris, Frauenfiachs, 2. 3. Verd. u. figr. Lobelia inhflata t, Lobelienkicrut, indisoher Tabak, f. 1. 2. Verd. Lolium temulentum t, Taumolloich, f. 1. 2. 3. Vord. Lupulus ilumulust?, JHopfoni, f. 1. Verd. Lyoopodiumt, Balrlappsamen, 1. 2. 3. Verr. 5. 6. Verd. ders. oder rrinet. 2-6. Verdiinnuug. MAagnes arti/icialis, Magnet, Nord- und Siidpol. Magnesia carbouieat, kolilensaure Bitterer de, 1. 2. 3. Very. 5. 6. Verd. Magnesia muriatdica t, saizsaur-e Bitterer-de, Lb-sung, 2. 3-6. Verd. oder Verr. Magnesia suiphurica t, schwecflsaure Bittererde, Liisungr, 2. 3-6. Verd. odor Yorr. Majosana origranum t?, Majoran, T. f. Maneinella t?,Gabe? Maniganum aeeticurnt, essigsaurer Braunsteini, 1. 2. 3. Verd. oder Verr. oder Lotsung (I: 10). Mangranum carbonicuni kohionsauros Mangan, 1. 2 3. Verr..iJfenyant/ws trifoliata (Trifoliurn fibrhium), Pieberkice, Bitterkiec, f. 1. Verd. Mophitis putorius t?, nord amorikaniscehs Stinkthier. Verr.? Gabe? Mero arialis porennis, Rinagolkraut, f. 1. 2. Verd.? JMercurius (vivusl, Hydrarmgyrum, Queclcsilbcr-oxyd, 2. 3. Verr. MNercurius aceticus t' essigsaures Quecksilber, 2. 3. Verr. 5. 6. Vord. Mercurius dulcist, versfissles Queecksilber-, (alomiel, 1. 2. Verrn Moroarius nitrosus t' Queckailborsal poter, 2. 3. Vorr..llferecurius praecipiitatus mbrubzt, rot/icr Prllicifiltat, 2-3. Verr..llfercurius pi-oto- und bijodatusj-, Jodquec/csiiber-, 2..3. Verr. Merourius solubilis Hahuemauni ',, (Hydrarg-yrum oxydulaitum nigrum), has. salpeters. OQueoksilber.OxyduI-Ammoniak, 2-3. Verrn 5. 6. Verd. Mereurius. sublimatus corrosivus, Aetzsublimat, Liisung (1:20), 2. 3-6. Verd. 23* Arznei-Yerzeiehniss.35 357 Plumbum metallicuin, Bici, 1. '2. 3. Verr. Pluinburn aceticum, essigeaures Bici, 1. 2. 3. Yerr. od. Verd. d. Lt*Ss. Plumbum carbonicum f, kotlensaures Bleioxyd, 1. 2. 3. Year. Podophyllum peltatuin t?, gerneines Fussblatt, Tinet. Gate? (Polyganum maritimumi?, Meerstrandskniiterich, f. (Pothos foetidus', stinkender Faclikolten, Wurzeln. Prunes Laurocerasus t [irsehlorbeerbaim., 1. 2. 3. Verd. Prunus Padust?, Trautenkirsohe, f. 1. 2. Verd. Prunus spinosat, Setlehendorn, f. 1. 2. 3. Verd. Pulsatilla nigricans *, Kiichenschelle, 2. 3. Verd. Ranuneulus acris t?, schlarfer Hahuenfuss, 1. 2. 3. Verd. Ranuniculus bulbosust, knolliger Ha/snenfuss, 1-6. Verd. (Ranunculus ficaria,)? kleiaes Sch~311kraut, Gate? Ranunculus flammula t?, kiciner Sumpfhahnenfuss, T. Gate? Ranuneulus repens t?, krieehender Hahuenfuss, Gate? Ranunculuis sceleratust?, bUser Hahinenfuss, Gate? Raphanus, sativus t?, Gartenrettig, u. sylvestris, Meerrettigy, 1. 2. 3. Verd. Itatanhiat, Ratanhia, f. I. Verd. Rheumn, Rizabarber, f'. 1. 2. 3. Verd. Rhododendron clirysanthuin, sibiriache Setneerose, f. 1. 2.3. Verd. Rhus toxicodeadron *, Wurzelsumach, Giftsumaeh 2. 3-6. Verd. Rhus vernixtj?, Firnisssumach, Tiact. Gate? Rosmarinus offic. t?, gemeiner Rosmarin, f. 1. 2. Verd. Rumex crispus t?, der krause Arupher, 2. 3. Verd. Rule graveolens, gemzeine RAute, f. 1. 2. Verd. Sabadilla, Sabadiligermer, 1. 2. 3-6. Verd. Sabina Juniperus, Sadebaum, stinkerader Wachholder, 1. 2 3-6. Verdlinnung. Samnbucus, Hollunder, Flieder, f. 1-3. Verd. Sanguinaria Canadensis t, kanadisehes. 3luikraut, Tct. Gate? Sassafras Cortex t?, Sassafras, f. I. Yeid. Sassaparilla t7 Sassaparille, f. 1. Verd. oder Abkoclhung. Scrophularia nodosa t?, knotige Braunwurz, T. Gate? Secale cornutum, Mutterkorn, f. 1. 2. 3. Verd. Seduim acre t?, Mauerpfefler, 1. 2. Verd. Selcniurnt, Selen, 1. 2. 3. Verd. Senega, Polygalat, Scnegawurzel, 1. 2. Verd. Seanat?, Senna, Aufguss oder Tinet. Sepia, Sepiasaft, 2. 3. Verr. 5. 6. Verd. odor weingeistige LUs. 2. 3. V. Sllicea, Kieselorde, 2. 3. Verr. 5. 6. Verd. Solanum Duloamara, Bittersfiss, f. 1. 2. Verd. Solanum Lycopersicum t?, Lietesapfel, f. 1. 2. Verd.? Solanurn mammosum t?, Giftapfel, f. 1. 2. Verd. Solanum nigrum f?, sehwarzer Nachtschatten, f. 1. 2. Verd. Solanuin tuberosurn aegrotans t?, kranke Kartoffel? Spigelia anthelminthica *, Wurmspigella, 1. 2. 3. Verd. Spiritus nunr dulcis t, Salpetergeist, f. 1. Verd. (Spongria fluviatilis) Badiaga, Flussaugenschwarnr, Tinet. Gate? 358 Arznei-Verzeichiuiss. Spongia tosta., Rbstscliwamm f. 1. 2. Word. (bessor ala die sonat gebrauchto Vorr.) Squilla maritirna*, Meerzwiebol, 1. 2. 3. Verd. (Stachys recta), grader Ziost, Aufguss, ilussorlich. Stannum4, Zinn, 2. 3. Verr. Stannum porchioratum L?, Chloizinn, 1. 2. 3. Yerr. Staphysagria, Dolphinium*, Stephanski~rner, 2. 3. Vord. Strammonium Datura, Stochapfel, f. 1. 2. 3-6. Verr. Strontiana carbonicaf, kohlensauror Strontian, 2. 3. Verr. Strychninum nitricum and suiphuricumit, salpetorsaures and schwefelsaures Strychnin, 3. Verr. 5-6. Vend. Sulphur, Schwefel, 1-3. Yorr. 5. 6. Verd. odor Tot. 1. 2. 3. Verd. Snip/rins acidum, Sclhweflsdurc, 1. 2. 3. Vord. Sumbul radixt, Sumbulwurzol, Tinet. Gabe? Symphyturn officinalof, gemoiner Boinwoll, f. 1. Verd., moist aussenlich. Tabacuml Nicoliana-b Tabak, 1. 2. 3. Vord. JI Tannoctum rulgare K?, gomoinnr Rainfairn, Tinot. f. i. Vord. Tarasacum, Loontodon, Ltwenzahn, Tinot. Tartiri acidumt, Woinstoinsaure, 1. 2. Vend. Taxus baccatat?, Taxusbaum, Tinot. Gabo? Telluriumf, Teller, 1. 2. 3. Verr. (juugst geprtft). Tronbinthinac Oloumtf, Torponthinol, 1. 2. Vend. Toucrium Marum vonumt, Ainbrakraut, Katzenambra, f. 1. 2. 3. Vord. Thea sinensisf-?, ehinosiseher Thee, Aufguss odor Tinot. Thonidion cunrasavicum?, Feuorspinnchen, Gabo? Thuja occidentalist, gomeinor Lobenshauin, f. i. 2. 3. Verdflnnung, aiussorlich f. Tiline floreef?, LindonblUtho, Aufguss odor f. 1. 2. Verd. Tongo, Ilaryosmat?, each Dipterix odorata, Tongobohne, Tinet. Gabe? (Tussilago farfanat, goncinor Huflattig, Aufguss oden Tinotur. Tussilago petasites f?, Postwurz, Aufguss odor Tinet. Upas tiouto f?, japanesieches Gift, Gabo? Urlica rcnsf, Brennuessel, f. 1. 2. Verd., innerlich und iusserlichf. Ira izrsiz, B i'arntraube, Aufguss. Valcriana offic., gemeincr Baidrian, f. 1. 2. 3. Vord. odor Aufguss. Veratrum album, weisse Niesswurz, 1. 2. 3-6. Verd. Voratrinumf, Voratrin, Verr. odor Tiuct. moist itussorlich. Verbens oflicinalisl-,, Risenkrant, 1. 2. Verd. VerbascumrnThapsus, Kirnigskcrze, f. i. Vord. odor Aufguss. Vinca minort, Wintergnlin, f. 1. Verd. Viola odorataj-, wohiriechendes Voilheon, f. 1. 2. 3. Verd. Viola tricolort, Stiefmidfterckcn, f. i. 2. oTerd. odor Aufguss. Vipora Bonus f?, gomoine Otter, 1[enr. odor Los. Gabe? Vipera iedi?, italioniseho Otter, Verr. des Giftblilschons, Gabe? Zincum n mtallicumt, Zink, 1. 2. 3. Yerr. Zhicitinc acetica t, essigs. Zink, 1. 2. Vorr. Ziucum oxydatun, Zinkoxyd, Zinkblunen, f. 1. 2. Vorr. Zincumt sul~phricunm, schwefclsaures Zink, 1. 2. 3. Verr. Zingiboif?, Tngwer, Tot. f. 1. 2. Vend. Literatur-Verzeichniss. 359 Ausser Diesen kommen in der hom. Literatur, besonders in der amerikanisch-engliseben, noch eine grosse Zabl anderer Arzneien vor, deren physiologiscise und klinische Bedeutung noch fsagmentarisch und unsicher ist, als: Absynthium, Acalipha Indica, Aconitum Anthora u. ferox, Adamanta Orcos., Aesculus hippocastanum, Agave americana, Aletris Archangelicum, Alkekengi, Ammonium benzoicum, Anagyris foetida, Aphis Chenopodii, Aquileja vulgaris, Arctium Lappa, Armoracia off., Arundo mauritiana, Aselepias tuberosum, Asperula odorata, Astacus flur., Atriplex olida, Aurantia amara, laptista tinctoria, Bebero Cort., Berylla carbonica, Boletus laricis, Brucea antidysenterica, Calla aethiop., Canchiligua, Carica Popaya, Catapla syringifolia, Caulophyllum Th., Cedron, Cervus Brazil., Cimifuga racemosa, Collinsonia Car., Comoclada Dent., Crotalus Cascavella, Curare, Cytisus Lab., Dematium petraeuni, Dolichos pruriens, Elaterium, Eryngium aquaticum, Eupatorium perf., Eupion, Fucus vesiculosus. Gelseminum nitidum, Geranium mac., Gymnocladus, Hamamelis virginea, Helminthochorton, Heracleum Sphondilium, fydrastis Canadensis, Hypophyllumr sanguineum, Iliceum anisatum, Juncus pilosus, Kali cyanicum, Kaolin, Lepidium bonariense, Leptandria virgin., Levisticumr ligusticum, Linum eatharacticum, Lobelia Cardinalis, Myrtis com., Narcissus pseudonarcissus, Nigella arvensis, Oreoselinum, Padus Avium, Paullinia pinnata, Phytolacca Decandria, Pimpinella Sax., Plectranthus fruticosus, Pyrethrum, Rhamnus frangula, Rhus radicans u. venenata, Saracenia purpurea, Sempervivum Tect., Serpyllum, Solanum Arrebenta, Solanum Oleraceum, Spilanthes 01erne, Spiraea ulmaria, Spirautbes autumnalis, Tamas commun., Taxus erecta, Thea caesarea, Tormentilla, Thymus Ser., Urtica dioica, Veratrum viride, Veronica, Vipera torva, Zedoaria, u. A.) Ie Verzeichniss der hauptsiichlichsten Literatur der Horndopathie.*) 1. Schriften liber die llomniopalhic in GaUzen unit Aligeimeinen. JHahnemann, S., Versuch tiber ein neues Princip zur Auffindung der Heilkrilfte der Arzneisubstanzena, nebst einigen Blieken auf die bisherigen (Hufel. Journ. II. Bd. 3. St. S. 391 u. 4. St. S. 465) (erste VeriUffentlichung uber das Aelnlichkeitsgesetz.) - Aeskulap auf der Wagsehale, Leipzig 1805. (Steinacker.) H- ]eilkunde durch Erfahrung, Berlin 1806. (Wittig.) - Organon der rationellen Heilkunde. Dresden I80.M(Arnold.) Organon der Heilkunst, 2. verm. Aufi. 1819, 3. Aufl. 1824, 4. Aufl. 1829. 5. Aufi. 833. - Kleine medicinische Schriften, gesammelt and herausgegeben von Ernst Stapf, 2 Bde. Dresden u. Leipzig 1829. (Arnold.) Rummel, F., die Homniopathie von ibrer Licht- und Schattenseite, Leipzig 1826. (Reclam.) *) Wir konnten, um nicht die Grenzen dieses Vorzeichnisses zu selir suezudelinen, liedrbel nur auf selbsatetindige Schriften, niebt at Journalartlkel Rtlcksicht nehmen. Literatur-Verzeichniss. 365 Wolf, C. W., Hom. Erfalrungen. 1. Heft. Das Bienengift. Berlin 1958. (Herbig.) 2-5. Heft 1960. Reil, W., Monographie des Aconit. Gekrinte Preisschrift. Leipzig 1858. (Weigel.) BRilhr, B., Digitalis purpurea in ibren phys. u. therap. Wirkungen mit bes. Berucks. des Digitalin. Gekriinte Preisschr. Leipzig 1859. (Weigel.) Dudgeon, Drysdale et Black. Repertory, or systematic arrangement and analysis of the hom. Mat. medica. London 1859. (Turner.) (Anonymus.) Die Quellen der Arzneimittellehre. Eine kritische Beleuchtung der herrschenden Ansichten. Herausg. v. Clot. Muller. Leipzig 1860. (Fr. Fleischer.) Meyer, V., Neues Repertorium zur hom. Arzneimittellehre. Probeheft. Zihne. Leipzig 1860. (Fritzsche.) So rg e, W., Der Phosphor ein grosses Heilmittel. Gekrunte Preisschrift. Leipzig 1862. (Purfurst.) KFleinert, G. O., Quellennachweis d. phys. Arzneiprufungen. Leipzig 1863. (Purfurst). Possart, A., Hom. Arzneimittellehre aller in den Jabren 1850-59 gepruften Mittel 1. u. 2. Bd. - 3. Bd. die neuesten Prufungen enthaltond, fortgesetzt von Kleinert. Nordhausen 1858-63. (Buchting.) El wer t, W., Bemerkungen tiber d. Gebr. der Mineralwiisser, mit Rucksicht auf die Grunds. d. h. Heilverfahrens. Hannover 1837. (Helwing.) Perutz, Die Mineralquelle zu Teplitz als hom. IHeilmittel. Prag 1848. (Kronberger.) - Die Thermalbilder zu Teplitz und ihre Heilkrilfte. Vom Standp. d. Hom. Dessau 1852. (Katz.) - Badeltrztliche Notizen. Teplitz 1853. Der Rheumatismus u. s. Heilung d. Teplitz. Dessau I 855. (Katz.) - Teplitz u. die Gicht. Leipzig 1858. (Durr.) - Der innere Gebr. d. Teplitzer Thermal-Wassers auf phys. u. therap. Erf. Teplitz 1861. (Copek.) Haas, A., Die Minernlquellen und ihr Verhilltniss zur Allopnthic. Wien 1853. Forges, G., Spccifische Wirkungsweise und physiologische Analysen der Karlsbadcr Heilquellen. Dessau 1853. iKatz.) - Gedanken eines Homrnopathen albor Brunnenkuren. Prag 1863. Arzneibereitungslehre. Pharmakop~en. Caspari, C., Hom. Pharmakopue fur Aerzte und Aputheker, herausgegeben von Hartmann. 5. Auflage. Leipzig 1834. (Baumgiirtner.) Rbllwigk, A., Hom. Pharmakopbe fur Aerzte, Thierarzte und Apotheker. Leipzig 1838. (Melzer.) Gruner, C. E.,; Horn. Pharmakopibe. Dresden und Leipzig. 1. Aufl. 1845. 2. verm. Aufl. 1854. 3. Aunli. 1864. (Arnold.) Schmid, G. H., Arzneibereitung und Gabengrosse. Wien 1846. Buchner, J., ArzneiboreituDgslehre der Hom. 2. verm. Auflage. Munchen 1853. (Franz.) Jahr und Catellan, Nouvelle phnarmacope hbom. Par. 1853. 370. Literatur-Verzeichniss. "Revue horn. de midi. 1849. (ebenso.) Journal de la mrd. horn. publ. par la soc. Hahn. de Paris. (ebenso.) Journal de la Soc. Gallicane de m6d. horn. T. I.-IV. 1851-56. (statt dessen erscheint jetzt Bulletin de la Soc. G.) Revue mrd. hom. publide h Avignon par un Comitd sous la prdsidence de B 6 ch e t. 1852. Journal horn. de Families par L e c o upeau a Rouen. l'Art mddical fondd par Tessier. Redact. en chef: Davasse. Paris. BailliEre. Monatsschrift. Wird fortgesetzt. Jorez, Revue i,nternationale. Bruxelles v. 1856 an bis jetzt. (monatl. 1 Nummer.) L'Homoeopathe belge, redigd par une socidtd de mddecins. Journal de dispensaire Hahnemann de Bruxelles, publi6 sous la direction du Mouremans. I. 1862-63. Bruxelles et Paris. British Journal ofHom. edited byDD. Drysdale, Rutherf. Russel andDudgeon. V. I.-XXI. 1842-63. London & Edinburgh. Wird forlgesetzt. Monthly Journal. London 1852 ff. Norwich horn. Journal. The horn. Times. Review of brit. & foreign med. science & literat. London. (Renshaw.) The homoeopathist. London 1853. Annals of the British horn. Society and of the London horn. Hospital. London (Leath & Co.) Monatsschrift. Wird fortgesetzt. The monthly horn. Review, edited by John Byan. I-VII. London 1863. (Turner.) Wird fortgesetzt. The horn. Observer. Vol. I. Manchester 1862. (Turner.) Wird fortgesetzt. The North American Hor. Journal. A Quaterly Magazine. Vol. 1-XI. 1863. NewYork. (Radde.) Boston Quarterly Horn. Journal, edited by DD. S. Birnstill u. J. A. Tarbell. Boston. Vol. I. 1852-53. American Magazine of Horn. by Pul te & Gatchel, Vol. I. u. II. The American horn. Review. New-York (Smith & Sons) monatl. 1 Nr. Wird fortgesetzt. Giorna di med. omiop. compilato da una societh di medici. Turin. 1848. Annali di med. omiop. per la Sicilia compilati dal D. Ant. di Blasi. 1851. Annales de la medicina horn. Madrid. El Criterio medico. An. I-XV. Madrid. 1863. Wird fortgesotzt. Druck von J. B. IIirschfeld in Leipzig.