key: cord-275495-h60x89zi authors: Bocksberger, S.; Wagner, W.; Hummel, T.; Guggemos, W.; Seilmaier, M.; Hoelscher, M.; Wendtner, C.-M. title: Temporäre Hyposmie bei COVID-19-Patienten date: 2020-05-25 journal: HNO DOI: 10.1007/s00106-020-00891-4 sha: doc_id: 275495 cord_uid: h60x89zi BACKGROUND: This is a report on the high incidence of olfactory dysfunction in COVID-19 patients in the first cohort of COVID-19 patients in Germany (Webasto cluster). METHODS: Loss of sense of smell and/or taste was reported by 26 of 63 COVID-19 patients (41%), whereas only 31% of the patients experiencing hyposmia had simultaneous symptoms of rhinitis. Smell tests were performed in 14 of these patients and taste tests in 10. The measurements were conducted in a patient care setting in an early COVID-19 cohort. RESULTS: An olfactory disorder was present in 10/14 patients, before as well as after nasal decongestion. In 2 of these patients, hyposmia was the leading or only symptom of SARS-CoV‑2 infection. All tested patients reported recovery of smell and/or taste within 8 to 23 days. CONCLUSION: The data imply that a) COVID-19 can lead to hyposmia in a relevant number of patients, the incidence was approximately 30% in this cohort; b) in most cases, the olfactory disturbance was not associated with nasal obstruction, thus indicating a possible neurogenic origin; and c) the olfactory disorder largely resolved within 1–3 weeks after the onset of COVID-19 symptoms. There were no indications of an increased incidence of dysgeusia. These early data may help in the interpretation of COVID-19-associated hyposmia as well as in the counseling of patients, given the temporary nature of hyposmia observed in this study. Furthermore, according to the current experience, hyposmia without rhinitic obstruction can be the leading or even the only symptom of a SARS-CoV‑2 infection. Die im Dezember 2019 erstmalig in Wuhan, China, aufgetretene Coronaviruserkrankung (COVID-19) wird durch die Infektion mit SARS-CoV-2 ("severe acute respiratory syndrome coronavirus 2"), einem neuartigen RNA-β-Coronavirus, hervorgerufen und verursacht in einer Vielzahl von Fällen eine akute Atemwegsinfektion [1] . Die München Klinik Schwabing behandelte die ersten COVID-19-Patienten Deutschlands und betreut bis dato eine der höchsten Zahlen an COVID-19-Patienten in Deutschland [2] . Im Rahmen der COVID-19-Patientenversorgung beobachteten wir eine hohe Inzidenz an An-und Hyposmie in einer COVID-19-Patientengruppe, die zwischen dem 27. Januar und 21. März 2020 in unserem Krankenhaus stationär behandelt wurde. Von den 63 bis zu diesem Zeitpunkt stationär behandelten Patienten berichteten 26 (41 %) spontan über den Verlust des Geruch-und/oder Geschmackssinns im Sinne einer chemosensorischen Dysfunktion (13 Frauen und 13 Männer, Altersspanne: 15-85 Jahre, durchschnittliches Alter 46 Jahre, Standardabweichung, SD: 15 Jahre). Es klagten 8 der 26 Patienten (31 %) über eine begleitende Rhinitis. Hinweise auf das gleichzeitige Vorliegen anderer Erkrankungen, die Einfluss auf Riechen und Schmecken haben könnten, wie ein M. Parkinson, die Alzheimer-Krankheit oder eine Nierenfunktionsstörung, lagen bei keinem der 26 Patienten vor. Bei 14 der 26 Patienten führten wir einen Riechtest und bei 10 einen Schmecktest durch (Riechtest: Identifikationstest mit 12 Riechstiften, "Sniffin' Sticks"; Schmecktest: "Taste Strips" mit den 4 grundlegenden Schmeckqualitäten [3] ). Die Untersuchung wurde sowohl seitengetrennt und bilateral als auch vor und 15 min nach Abschwellen der Nasenschleimhäute mit Xylometazolin-0,1%haltigem Nasenspray durchgeführt: Dies führte zu insgesamt 6 Riechtests im Rahmen der Untersuchung nur eines Patienten. Eine Kontrolluntersuchung (2, 2, 5 bzw. 6 Tage nach dem ersten Test) konnte bei 4 der 14 Patienten während des stationären Aufenthalts durchgeführt werden. Die korrekte Identifikation von 10 oder mehr der 12 Riechstifte wurde als Normosmie, von 7-9 als mäßige Hyposmie und von ≤6 als ausgeprägte Hyposmie definiert. Lag bei der seitengetrennten Untersuchung ein Seitenunterschied von 3 oder mehr korrekten Angaben vor, kann von einem signifikanten Unterschied zwischen der rechten und der linken Seite, z. B. im Sinne einer unilateralen Hyposmie, ausgegangen werden. Diese Kriterien basieren auf normativen Daten, die bei mehr als 1000 Patienten erhoben wurden [3] , und stehen im Einklang mit einem Konsensusartikel [4] . Vor Abschwellen der Nasenschleimhäute lag bei bilateraler Testung eine Hyposmie bei 7 der 14 Patienten vor (4 mäßig und 3 ausgeprägt Results. An olfactory disorder was present in 10/14 patients, before as well as after nasal decongestion. In 2 of these patients, hyposmia was the leading or only symptom of SARS-CoV-2 infection. All tested patients reported recovery of smell and/or taste within 8 to 23 days. Conclusion. The data imply that a) COVID-19 can lead to hyposmia in a relevant number of patients, the incidence was approximately 30% in this cohort; b) in most cases, the olfactory disturbance was not associated with nasal obstruction, thus indicating a possible neurogenic origin; and c) the olfactory disorder largely resolved within 1-3 weeks after the onset of COVID-19 symptoms. There were no indications of an increased incidence of dysgeusia. These early data may help in the interpretation of COVID-19-associated hyposmia as well as in the counseling of patients, given the temporary nature of hyposmia observed in this study. Furthermore, according to the current experience, hyposmia without rhinitic obstruction can be the leading or even the only symptom of a SARS-CoV-2 infection. SARS-CoV-2 · Coronavirus · Anosmia · Olfactory disorder · Dysgeusia HNO Clinical characteristics of coronavirus disease 2019 in China Virological assessment of hospitalized patients with COVID-2019 Screening of olfactory function with a four-minute odor identification test: reliability, normative data, and investigations in patients with olfactory loss Position paper on olfactory dysfunction Smell dysfunction: A biomarker for COVID-19 Olfactory and gustatory dysfunction as a clinical presentation of mild-to-moderate forms of the coronavirus disease (COVID-19): a multicenter European study Loss of smell and taste in combination with other symptoms is a strong predictor of COVID-19 infection Acute-onset smell and taste disorders in the context of Covid-19: A pilot multicenter PCR-based case-control study Self-reported olfactory and taste disorders in patients with severe acute respiratory coronavirus 2 infection: a cross-sectional study Riechstörung: Update zur Diagnostik und Therapie Diagnostik und Therapie von Riechstörungen Neurologische Auswirkungen von COVID-19 [7] , 39,2 % [8] oder 33, 9 % [9] der Fälle aus. Diese erheblichen Unterschiede in der berichteten Inzidenz können z. B. auf methodische Unterschiede im Studiendesign oder auf die national und regional unterschiedliche Selektion der behandelten COVID-19-Patienten zurückzuführen sein. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung, bei der etwa 5 % unter einer funktionellen Anosmie leiden [10] , liegt hier der Befund einer relativ hohen Inzidenz der olfaktorischen Dysfunktion bei COVID-19-Patienten vor. Literatur über die Inzidenz der nicht-Rhinitisassoziierten Riechstörungen bei anderen Virusinfektionen der oberen Atemwege, z. B. Influenza, ist rar und schwer zu interpretieren. Die Autoren gehen davon aus, dass diese Inzidenz niedriger ist als die Rate an Hyposmie in unserer Kohorte; dies entspricht der persönlichen klinischen Erfahrung wie auch der Erfahrung der Mitglieder der Konsensusgruppe [4] . Damm et al. (2019) gehen davon aus, dass i. Allg. nur 14 % der Riechstörungen auf eine Infektion im Sinne einer postinfektiösen Hyposmie zurückzuführen sind [11] . Die geringe Inzidenz von gleichzeitiger Rhinitis bei den Hyposmiepatienten in unserer Testgruppe sowie die Persistenz der Hyposmie nach dem Abschwellen der Nasenschleimhäute bei den meisten Patienten deuten eher auf eine neurogene als eine rhinitische Ursache der COVID-19-assoziierten Riechstörung hin. Es wird darüber diskutiert, ob SARS-CoV-2 über das Riechepithel in das zentrale Nervensystem eindringen und dieses schließlich befallen kann; in den meisten Fällen dürfte es sich jedoch vielmehr um ein lokales Phänomen im Riechepithel handeln [12] . Bemerkenswert ist, dass sich das Riechvermögen nach relativ kurzer Zeit bei allen getesteten Patienten wieder erholte. Dies kann zum Anlass genommen werden, betroffene Patienten hinsichtlich der Prognose des Riechvermögens zu ermutigen. Alle beschriebenen Untersuchungen am Menschen oder an menschlichem Gewebe wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethikkommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Patienten liegt eine Einverständniserklärung vor.