key: cord-281294-dnaith3a authors: Röhr, Susanne; Müller, Felix; Jung, Franziska; Apfelbacher, Christian; Seidler, Andreas; Riedel-Heller, Steffi G. title: Psychosoziale Folgen von Quarantänemaßnahmen bei schwerwiegenden Coronavirus-Ausbrüchen: ein Rapid Review date: 2020-04-27 journal: Psychiatr Prax DOI: 10.1055/a-1159-5562 sha: doc_id: 281294 cord_uid: dnaith3a Objective Review of the evidence on the psychosocial impact of quarantine measures during serious coronavirus outbreaks before COVID-19. Such information is highly relevant in regard to the COVID-19 pandemic. Methods Search of the MEDLINE database for relevant studies related to SARS-CoV and MERS-CoV outbreaks. Results Across 13 identified studies, quarantine measures were consistently associated with negative psychosocial outcomes, including depressive symptoms, anxiety, anger, stress, posttraumatic stress, social isolation, loneliness and stigmatization. Determinants comprised duration of quarantine measures and income losses. Health care workers constituted a particularly vulnerable group. Conclusion Quarantine measures during serious coronavirus outbreaks have extensive negative consequences for mental health. Prevention and intervention approaches to attenuate the psychosocial impact should be an integral component of crisis response during pandemic conditions. Im April 2020 unterstand weltweit mehr als ein Drittel der Menschheit Quarantänemaßnahmen, um die Ausbreitung des neuartigen Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) einzudämmen. Die durch die Infektion mit SARS-CoV-2 ausgelöste Atemwegserkrankung Corona Virus Disease 2019 (COVID- 19) wurde erstmals im Dezember 2019 in der chinesischen Millionenstadt Wuhan beschrieben und entwickelte sich bereits im Januar 2020 zur Epidemie in China [1] . Es folgte eine rasche weltweite Ausbreitung, die die Weltgesundheitsorganisation am 11. März 2020 veranlasste, eine Pandemie zu erklären [2] . Mitte April wurden durch die Johns-Hopkins-Universität 2 Millionen Personen mit COVID-19 und über 130 000 in Zusammenhang mit COVID-19 Verstorbene in 185 Ländern dokumentiert (Stand 16.04.2020) [3] . In Deutschland wurde die erste COVID-19-Infektion am 28. Januar 2020 bekannt. Zwei Monate später stufte das Robert Koch-Institut (RKI) das Risiko von COVID-19 für die deutsche Bevölkerung als hoch, für Risikogruppen (ältere Personen und/ oder mit relevanten Vorerkrankungen) als sehr hoch ein [4] . Mitte April 2020 verzeichnete das RKI mehr als 130 000 Personen mit COVID-19 und mehr als 3500 in diesem Zusammenhang Verstorbene hierzulande (Stand 16.04.2020) [5] . Infolge der Ausbreitung von COVID-19 wurde durch Bund und Länder am 22 . März 2020, in Bayern bereits 2 Tage zuvor, ein umfassendes Kontaktverbot verhängt [6] . Dazu zählen die Reduktion der räumlichen Nähe zu anderen Personen auf ein notwendiges Minimum, Mindestabstand in öffentlichen Räumen zu anderen von mindestens 1,50 Meter und der Aufenthalt im öffentlichen Raum nur allein oder mit einer weiteren Person oder im Kreis der Personen des eigenen Hausstands. Darüber hinaus erließen einige Bundesländer Ausgangsbeschränkungen, die das Verlassen der eigenen Wohnung und das Betreten des öffentlichen Raums nur unter Vorliegen eines "triftigen" Grunds erlauben. Ziel der bevölkerungsweiten Quarantänemaßnahmen ist die Verlangsamung der Ausbreitung von COVID-19, um eine Überlastung im Gesundheitsversorgungssystem zu verhindern. Mitte April 2020 dauerten die Maßnahmen an. Um die Öffentlichkeit zu schützen und eine Verbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern, können in schwerwiegenden Fällen Quarantäneverfahren erforderlich sein. Quarantäne bezieht sich auf die eingeschränkte Bewegung von Personen, die einer Infektionskrankheit ausgesetzt waren (z. B. Kontakt zu einer erkrankten Person hatten) und die dadurch ebenfalls infiziert sein können, während Isolation für die eingeschränkte Bewegung von Personen gilt, von denen bekannt ist, dass sie bereits an einer Infektionskrankheit erkrankt sind. Die moderne Quarantäne umfasst eine Reihe von Strategien zur Krankheitsbekämpfung, die einzeln oder in Kombination angewendet werden können, darunter typisch: kurzfristige freiwillige Ausgangssperre, Beschränkung der Versammlung von Personengruppen, Absage öffentlicher Veranstaltungen, Schließung von Nahverkehrssystemen und andere Reisebeschränkungen [7] . Derartige Maßnahmen, die im Zuge von lokalen Ausbrüchen, Epidemien oder Pandemien staatlich oder vom Individuum selbst getroffen werden, um eine weitere Infektionsaus-breitung zu verlangsamen, können psychosoziale Konsequenzen nach sich ziehen. Besondere Quarantänemaßnahmen zum Schutz der Gesundheit sind als außergewöhnliche, i. d. R. belastende Lebensereignisse zu verstehen und stellen einen Einschnitt in das alltägliche Leben dar. Der Zusammenhang zwischen belastenden Lebensereignissen und negativen Folgen für die psychosoziale Gesundheit ist lange belegt [8] . Im Zuge von Quarantäne kann sich beispielsweise soziale Isolation negativ auf die psychische Gesundheit auswirken [9, 10] . Die (räumliche) Trennung von Angehörigen oder nahestehenden Personen, der Verlust der Freiheit, die Unsicherheit über den Krankheitsstatus sowie Langeweile und Einsamkeit können mitunter dramatische Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben [11] . Auch die Ungewissheit über die Dauer der Kontaktbeschränkung kann sich negativ auf die psychische Verfassung auswirken. Dabei ist es aus Public-Health-Perspektive wichtig, den potenziellen Nutzen einer obligatorischen Massenquarantäne sorgfältig gegen psychosoziale Konsequenzen und womöglich assoziierte langfristige Kosten abzuwägen. Ziel unserer Literaturübersicht ist es, Evidenz über psychosoziale Folgen von Quarantänemaßnahmen im Zusammenhang mit früheren relevanten Coronavirus-Ausbrüchen zusammenzutragen. Im 21. Jahrhundert traten bereits 2 schwerwiegende Coronaviren und damit assoziierte Ausbrüche auf. Der erste schwerwiegende Ausbruch war das Auftreten des schweren akuten respiratorischen Syndroms (Severe acute respiratory syndrome/ SARS) durch das SARS-assoziierte Coronavirus (SARS-CoV) in den Jahren 2002 und 2003. Die SARS-Pandemie verbreitete sich ausgehend von Südchina auf über 30 Länder und führte zu 774 Todesfällen [12] . Gegenmaßnahmen umfassten, je nach regionaler Betroffenheit, z. B. Reiseverbote, Zwangsquarantänen und die Schließung von Bildungseinrichtungen und Unterhaltungsbetrieben. Im Jahr 2012 wurde das Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS-CoV) identifiziert, dessen Erstauftreten in Saudi-Arabien verortet wurde [13] . Seitdem kam es wiederholt zu lokalen Ausbrüchen, mit Schwerpunkt auf der arabischen Halbinsel sowie vereinzelt im Nahen Osten und Südkorea. Im Januar 2020 waren laut WHO 2494 MERS-CoV-Erkrankungen und 858 Verstorbene dokumentiert [14] . Gegenmaßnahmen umfassten v. a. Quarantänemaßnahmen bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen. Evidenz über psychosoziale Folgen von Quarantänemaßnahmen im Zusammenhang mit den genannten Ausbrüchen können Grundlage für entsprechende Untersuchungsansätze und Handlungsempfehlungen im Rahmen der COVID-19-Pandemie sein. Dies ist allein äußerst relevant vor dem Hintergrund, dass die Ausmaße der COVID-19-Pandemie beispiellos und die Tragweite der psychosozialen Auswirkungen aktuell unklar sind, aber von der WHO als schwerwiegend eingeschätzt werden [15] . [18, 23, 27, 29] . Liu und Kollegen [18] zeigten eine starke Assoziation zwischen dem Erleben einer Quarantäne und der Ausprägung depressiver Symptome noch 3 Jahre nach Beendigung der Quarantänemaßnahmen: 59,5 % der befragten Personen, die eine ausgeprägte depressive Symptomatik (quantifiziert mit der Allgemeinen Depressionsskala/ADS ≥ 25 [31] ) aufwiesen, hatten eine Quarantänemaßnahme erlebt (Anteil der "Quarantänegruppe" an Gesamtprobanden: 19 % Stigmatisierungserfahrungen in Zusammenhang mit Quarantäne untersuchten 6 der betrachteten Studien [20, 22, [24] [25] [26] [27] . Zum Beispiel berichteten DiGiovanni und Kollegen [27] , dass 39,5 % der Personen unter Quarantäne Stigmatisierung erlebten. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Reynolds und Kollegen [20] , die fanden, dass 34,2 % der Personen unter Quarantäne von Stigmatisierung berichteten. Dies war auch der Fall bei 34 % von unter Quarantäne stehenden Mitarbeitern in einem Krankenhaus [22] . In der Vergleichsgruppe ohne Quarantäne gaben dagegen 17 % an, Stigmatisierung erlebt zu haben. Weitere Stigmatisierungserfahrungen im Zusammenhang mit Quarantäne wurden in qualitativen Studien geschildert [24] [25] [26] . Es wurde unter anderem die Assoziation von Einkommensverlusten [17, 19, 23] , der Dauer der Quarantäne [20, 23] , beeinträchtigter Versorgung mit Lebensmitteln oder Haushaltswaren [17, 19] , vorbekannter psychischer Erkrankungen [17] und des Geschlechts [19, 28] in Zusammenhang mit psychosozialen Folgen von Quarantäne untersucht. Bezüglich der Einkommensverluste konnte eine Assoziation mit stärkeren PTBS-Symptomen [23] , stärkeren depressiven Symptomen [23] und einem höheren Risiko für Ängstlichkeit [17] , Wut [17] und für die Ausprägung von psychischen Störungen [19] gezeigt werden. Anderswo wurde kein Zusammenhang zwischen Einkommensverlusten und PTBS-Symptomen belegt [20] . Eine längere Quarantänedauer war mit stärkeren PTBS-Symptomen assoziiert [20, 23] . Über verschiedene Studien hinweg zeigte sich konsistent ein Zusammenhang zwischen eingeschränkter Versorgung (v. a. mit Lebensmitteln und Haushaltswaren) und erhöhtem Risiko für Wut und Ängstlichkeit [17] und psychischen Störungen allgemein [19] . Jeong und Kollegen [17] konnten außerdem eine Assoziation zwischen vorbestehenden psychischen Erkrankungen und dem Erleben von Angst und Wut noch 4-6 Monate nach Beendigung der Quarantänemaßnahmen zeigen. Befunde zu Geschlechterunterschieden bei psychosozialen Folgen von Quarantäne waren inkonsistent: Einmal zeigten Männer ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von psychischen Störungen im Zusammenhang mit Quarantäne [19] , ein anderes Mal war weibliches Geschlecht mit stärkeren PTBS-Symptomen infolge von Quarantänemaßnahmen assoziiert [28] . Insgesamt wurden mögliche Geschlechterunterschiede wenig untersucht. Mitarbeiter im Gesundheitswesen waren v. a. im Rahmen der SARS-Pandemie Gegenstand vieler Studien [18, [20] [21] [22] [25] [26] [27] , da sie SARS-CoV in besonderem Maße ausgesetzt waren. Aufgrund der Exposition am Arbeitsplatz waren sie häufiger als die Allgemeinbevölkerungen von Quarantänemaßnahmen betroffen. Die eingeschlossenen Studien hatten selten Vergleichsgruppen, nur 2 Studien verglichen Mitarbeiter im Gesundheitswesen mit anderen Berufsgruppen [20, 27] . So zeigten Reynolds und Kollegen [20] eine Assoziation zwischen medizinischen Berufen und stärkeren PTBS-Symptomen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen unter Quarantäne. Mitarbeiter in medizinischen Berufen erlebten außerdem größere Stigmatisierung. Laut DiGiovanni und Kollegen [27] berichteten 39 % der Mitarbeiter im Gesundheitswesen von relevantem Stress während der Quarantäne und 68 % von Stigmatisierungserfahrungen. Insbesondere der Anteil an Personen mit Stigmatisierungserfahrungen war deutlich höher als in der Vergleichsgruppe (39,5 %). Ziel dieser Literaturübersicht war es, Evidenz zu psychosozialen Folgen von Quarantänemaßnahmen bei schwerwiegenden Coronavirus-Ausbrüchen vor der COVID-19-Pandemie zusammenzutragen. Insgesamt konnten 13 Studien identifiziert werden, die konsistent psychosoziale Folgen von Quarantäne-und Isolationsmaßnahmen bei der SARS-Pandemie 2002/2003 und lokalen MERS-CoV-Ausbrüchen in den Zehnerjahren beschrieben, darunter Depressivität, Ängstlichkeit, Wut, Stress, Schlafstörungen, Sorgen, soziale Isolation, Einsamkeit und Stigmatisierung. Erhöhte psychische Belastungen dieser verschiedenen Formenkreise traten zum einen bereits während der Quarantänemaßnahmen auf [17, 24, 27] , zum anderen konnten Studien diese psychischen Belastungen auch noch 4-7 Monate [17, 19] und 3 Jahre [18] nach den Quarantänemaßnahmen nachweisen. Hierbei wurden insbesondere depressive und posttraumatische Belastungssymptome festgestellt. In Studien, in denen Vergleichsgruppen, d. h. i. d. R. Personen ohne Quarantäneerfahrungen, herangezogen wurden, waren betrachtete Prävalenzen und Assoziationen von psychischen Faktoren konsistent signifikant verschieden zuungunsten der Personen mit Quarantäneerfahrungen [17, 20-22, 27, 28] . Einige Studien untersuchten Determinanten der psychosozialen Folgen von Quarantänemaßnahmen [17, 19, 20, 23, 25] . Verstärkend auf die Symptombelastungen wirkten eine längere Dauer der Quarantäne [20, 23] , Einkommenseinbußen [17, 19] und Einschränkungen in der Versorgung mit Alltagsgütern (Lebensmittel, Haushaltswaren) [19] . Als mildernd auf die psychische Belastung wurden klare Informationen und soziale Unterstützung beschrieben [25] . Daneben deuteten Studien an, dass Mitarbeiter im Gesundheitswesen [20] und Personen mit psychischen Vorerkrankungen [19] besonders vulnerable Gruppen für psychische Belastungen in Zusammenhang mit Quarantänemaßnahmen darstellen. Klare Evidenz zu Alters-oder Geschlechtsunterschieden liefern die betrachteten Studien nicht. Die besondere psychische Belastung bei sogenannten systemrelevanten Berufsgruppen (z. B. medizinisches und pflegerisches Personal) steht häufig in Zusammenhang mit einem Rollenkonflikt: Einerseits besteht ein berufliches Verantwortungsgefühl, andererseits können aufgrund privater Verpflichtungen und Umstände Ängstlichkeit, Sorgen und Schuldgefühle auftreten, v. a. Familienmitglieder womöglich einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen [25] . Daraus resultierender Stress und eine gleichzeitig verminderte Fähigkeit zur Stressbewältigung können wiederum das Auftreten psychischer Erkrankungen begünstigen. Bisherige Studien berichten Prädiktoren für akute psychiatrische Komplikationen, zu denen insbesondere soziodemografische Variablen, darunter Tätigkeit im Gesundheitswesen [32] [33] [34] , gehörten. Häufig berichteten Personen, die Quarantänemaßnahmen unterstanden, wiederholt v. a. Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Stigmatisierung [22, [24] [25] [26] [27] . Dies kann die soziale Distanz, die den Personen in Quarantäne von außen entgegengebracht wird, verstärken und die psychische Belastung weiter begünstigen [35] . Sind Personen tatsächlich infiziert und erkrankt, kann das insbesondere Stigmatisierung befördern, was sich negativ auf den Krankheitsverlauf und die damit verbundene psychische Belastung auswirken kann [36] . Daneben wurde beschrieben, dass irreführende Information als auch das Tragen von Schutzanzügen oder Atemschutzmasken im öffentlichen Raum bestimmte psychische Reaktionen verstärken können [37] mutmaßlich trägt das auch zu Stigmatisierung bei. Im Umgang mit einer anerkannten Bedrohung kann das Bewusstsein dazu beitragen, die psychosozialen Folgen zu minimieren. Im Zuge des SARS-Ausbruchs wurde dies allerdings nicht beschrieben. Die 3 Stadien der rationalen Reaktion auf Angst -Angst, Verleugnung und Frustrationwurden während des Ausbruchs bei Patienten als auch bei unter Quarantäne gestellten Personen beobachtet [36, 38, 39] . In den betrachteten Studien fehlten Untersuchungsansätze, die die Art und Weise berücksichtigten, wie Quarantänemaßnahmen erlebt werden und damit psychische Reaktionen beeinflussen. Von Bedeutsamkeit sind hier etwa die kognitive Bewertung, der Coping-Stil oder Resilienz in Bezug auf die Bewältigung des außerge-wöhnlichen belastenden Lebensereignisses [32] . Zahlreiche Modelle belegen den puffernden sowohl direkten als auch indirekten Effekt von adaptiven Bewältigungsstrategien auf die psychischen Folgen von belastenden Lebensereignissen [40, 41] . Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der protektive Effekt von sozialer Unterstützung [42] . Im Umkehrschluss heißt das, dass Personen mit geringen Resilienzressourcen, maladaptiven Coping-Strategien, z. B. durch psychische Vorerkrankungen, und geringer sozialer Unterstützung eine besonders vulnerable Risikogruppe hinsichtlich der Gefährdung der psychosozialen Gesundheit bei Quarantänemaßnahmen sind. Ohnehin stellt sich in Anbetracht der belegten negativen Auswirkungen auf die Psyche die Frage, wie bereits während Quarantänemaßnahmen präventiv oder interventiv gehandelt werden kann, um Entlastung in der Situation zu schaffen und langfristige Folgen abzumildern. Vor dem Hintergrund des beispiellosen Ausmaßes der COVID-19-Pandemie, die im April 2020 weltweit Milliarden Menschen bereits einige Wochen unter Quarantänemaßnahmen hielt, ist die Berücksichtigung der psychosozialen Gesundheit im Krisenmanagement ein höchst dringlicher Aspekt. Aktuelle Unterstützungsangebote umfassen Public-Health-Informationskampagnen mit allgemeinen Empfehlungen zum Schutz der psychosozialen Gesundheit (z. B. [15] ), Krisen-Hotlines und Telefonseelsorge sowie psychologische Beratung und psychotherapeutische Behandlung per Videotelefonie. Eine besondere Chance der psychologischen Unterstützung während Quarantänemaßnahmen können Appund onlinebasierte Programme bieten, deren Wirksamkeit positiv evaluiert wurde [43, 44] . Solche Angebote sind niedrigschwellig und kommen ohne den Einsatz personeller Ressourcen aus, was eine breite Nutzung ermöglicht. Public-Health-Ansätze im Sinne eines psychologischen Krisenmanagements für die Allgemeinbevölkerung existierten bisher kaum und entstehen aktuell quasi ad hoc, wie zunächst in China, wo der Fokus auf Telemedizin gelegt wird [45] . Erste Fallstudien aus Deutschland bestätigen erhöhte psychische Belastungen infolge von COVID-19 und unterstreichen den Bedarf für eine Public-Health-Agenda, die Maßnahmen zum Schutz der psychosozialen Gesundheit während der Massenquarantäne hierzulande forciert [46] . Die hier betrachteten Studien zu psychosozialen Folgen von schwerwiegenden Coronavirus-Ausbrüchen vor COVID-19 zeigen zwar deutlich in eine Richtung, lassen aber wichtige Fragen ungeklärt: es bleiben etwa Hinweise zu relevanten sozidemografischen und sozioökonomischen Variablen offen. Es wurden die Altersgruppen der über 65-Jährigen weitestgehend nicht beachtet. Es bleibt offen, wie soziale Ungleichheiten unter Pandemiebedingungen benachteiligte Gruppen weiter diskriminieren. Intervenierende Faktoren sind wenig beschrieben und sollten untersucht werden, da sie wichtige Implikationen für Bewältigungsstrategien liefern. Eine Stärke unserer Arbeit ist die rasche Zusammenschau von Evidenz über psychosoziale Folgen von Quarantänemaßnahmen, die Anhaltspunkte für Untersuchungs-und Interventionsansätze während der COVID-19-Pandemie liefert. Limitierend ist zu bemerken, dass im Zuge der Methodik eines "Rapid Reviews" nur eine Datenbank als Quelle genutzt und graue Literatur außer Acht gelassen wurde. Außerdem erfolgte keine Optimierung der Suchstrategie. Es ist dadurch wahrscheinlich, dass weitere relevante Arbeiten unberücksichtigt blieben. Daneben erfolgte auch keine Bewertung der methodischen Qualität der eingeschlossenen Studien, sodass mögliche Verzerrungen in der Ergebnisdarstellung ebenfalls unberücksichtigt blieben. Schlussendlich ist die Eingrenzung auf frühere schwerwiegende Coronavirus-Ausbrüche kein logisches Kriterium, sondern stellt eine Maßnahme zur Praktikabilität unter limitierten Zeitressourcen dar. Es ist anzumerken, dass psychosoziale Folgen auch bei Quarantänemaßnahmen bei anderen bedeutsamen Virusausbrüchen, z. B. des Ebolavirus im Jahr 2014 in westafrikanischen Ländern, beschrieben wurden [47] . Quarantänemaßnahmen bei schwerwiegenden Coronavirus-Ausbrüchen haben weitreichende negative Konsequenzen für die psychosoziale Gesundheit. Es besteht dringender Bedarf an Präventions-und Interventionsansätzen zur Reduktion der psychosozialen Folgen bereits unter Pandemiebedingungen. Im Zuge des beispiellosen Ausmaßes der COVID-19-Pandemie sind v. a. breite und niedrigschwellige Public-Health-Maßnah- KONSEQUENZEN Literatur The continuing 2019-nCoV epidemic threat of novel coronaviruses to global health -The latest 2019 novel coronavirus outbreak in Wuhan, China World Health Organization. WHO Director-Generalʼs opening remarks at the media briefing on COVID-19 COVID-19 United States Cases by County Risikobewertung zu COVID-19. Im Internet COVID-19: Fallzahlen in Deutschland und weltweit. Im Internet Besprechung der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder. Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder fassen am 22 Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz). § 30 A Model of Mental Health Age differences in loneliness from late adolescence to oldest old age Association of loneliness with all-cause mortality: A meta-analysis Loneliness matters: a theoretical and empirical review of consequences and mechanisms World Health Organization. Summary of probable SARS cases with onset of illness from 1 Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS-CoV) World Health Organization. Mental health and psychosocial considerations during the COVID-19 outbreak A scoping review of rapid review methods Mental health status of people isolated due to Middle East Respiratory Syndrome Depression after exposure to stressful events: lessons learned from the severe acute respiratory syndrome epidemic Predictive factors of psychological disorder development during recovery following SARS outbreak Understanding, compliance and psychological impact of the SARS quarantine experience The psychological impact of the SARS epidemic on hospital employees in China: exposure, risk perception, and altruistic acceptance of risk Survey of stress reactions among health care workers involved with the SARS outbreak SARS control and psychological effects of quarantine The experience of quarantine for individuals affected by SARS in Toronto The psychosocial effects of being quarantined following exposure to SARS: a qualitative study of Toronto health care workers The immediate psychological and occupational impact of the 2003 SARS outbreak in a teaching hospital Factors influencing compliance with quarantine in Toronto during the 2003 SARS outbreak Posttraumatic stress disorder in parents and youth after health-related disasters System effectiveness of detection, brief intervention and refer to treatment for the people with posttraumatic emotional distress by MERS: a case report of communitybased proactive intervention in South Korea The impact of event scale -revised Recognition of depressed affect in hospitalized psychiatric patients: staff and patient perceptions Psychological distress and negative appraisals in survivors of severe acute respiratory syndrome (SARS) Adjustment outcomes in Chinese patients following one-month recovery from severe acute respiratory syndrome in Hong Kong The effects of disease severity, use of corticosteroids and social factors on neuropsychiatric complaints in severe acute respiratory syndrome (SARS) patients at acute and convalescent phases Public attitudes towards people with depression in times of uncertainty: results from three population surveys in Germany The experience of SARS-related stigma at Amoy Gardens Psychosocial consequences of infectious diseases Risk perception and compliance with quarantine during the SARS outbreak Fear and stigma: the epidemic within the SARS outbreak Stress and coping theories Models for the Stress-Buffering Functions of Coping Resources Social support, negative life events and mental health Computerized cognitive behavior therapy for patients with mild to moderately severe depression in primary care: A pragmatic cluster randomized controlled trial (@ktiv) Indikationen und Evidenz von international entwickelten Online-Coaches zur Intervention bei psychischen Erkrankungen -ein Public Mental Health Crisis during COVID-19 Pandemic Psychische Probleme in der Pandemie -Beobachtungen während der COVID-19-Krise The 2014 Ebola outbreak and mental health: current status and recommended response