key: cord-304372-6eqnr52t authors: Stolle, Claudia; Schmidt, Annika; Domhoff, Dominik; Friedrich, Anna Carina; Heinze, Franziska; Preuß, Benedikt; Seibert, Kathrin; Rothgang, Heinz; Wolf-Ostermann, Karin title: Bedarfe der Langzeitpflege in der COVID-19-Pandemie date: 2020-10-28 journal: Z Gerontol Geriatr DOI: 10.1007/s00391-020-01801-7 sha: doc_id: 304372 cord_uid: 6eqnr52t The SARS-CoV‑2 virus and the associated disease COVID-19 pose major challenges to healthcare systems worldwide. Especially the vulnerable group of people in need of long-term care is at risk of suffering a severe course of the disease or of dying from the infection. In a nationwide cross-sectional study the situation and needs of inpatient and outpatient long-term care facilities during the SARS-CoV‑2 pandemic were assessed and analyzed using an online survey. Participants from 531 institutions postulated the need for uniform recommendations for action on SARS-CoV‑2, adequate and affordable protective and hygiene materials, serial tests in the institutions, well-founded advice on the implementation of interventions, a specific pandemic plan and supporting public relations work by the media. This calls for higher nursing remuneration, better staffing levels and greater appreciation of the nursing profession. In order to protect the vulnerable group of people in need of nursing care from a SARS-CoV‑2 infection, long-term care must be given a stronger focus in health policy measures during the pandemic. Das "severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2" (SARS-CoV-2) trat erstmalig im Dezember 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan auf [10] . Eine Ansteckung erfolgt hauptsächlich durch die respiratorische Aufnahme viraler Aerosole, die z. B. beim Husten, Niesen, Atmen oder Sprechen freigesetzt werden. Zu den häufigsten Symptomen gehören Husten, Fieber, Schnupfen sowie Geruchs-und Geschmacksverlust. Der Krankheitsverlauf variiert von symptomlosen Fällen bis zu schweren Lungenentzündungen mit Todesfolge [8, 9] . Die rapide Ausbreitung des SARS-CoV-2 und die damit einhergehenden Erkrankungsfälle an COVID-19 (coronavirus disease 2019) stellen die Gesundheitssysteme weltweit vor immense Herausforderungen. Der Fokus der medialen Berichterstattung lag bisher primär auf der Verhinderung einer Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung und in der Betrachtung der Akutversorgung Erkrankter in Krankenhäusern. Ein weiterer zentraler Ort des Infektionsgeschehens sind stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen. Pflegebedürftige Menschen bilden hier mit einer Fallsterblichkeit von 19 % bei einer SARS-CoV-2-Infektion eine wesentliche Risikogruppe [4] . Dazu haben im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Pflegende in der stationären Langzeitpflege ein 6-faches und in der ambulanten Versorgung ein 3-faches Risiko, an COVID-19 zu erkranken [15] . In den Medien wurden v. a. Besuchsverbote in Pflegeeinrichtungen und die Auswirkungen auf die Pflegebedürftigen und deren Angehörigen thematisiert. Unklar bleibt bislang jedoch, welche Ressourcen und unterstützende Maßnahmen Pflegeeinrichtungen während der COVID-19-Pandemie benötigen, um eine qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung der Pflegebedürftigen sicherzustellen. Die COVID-19-Pandemie fordert die Gesundheitssysteme weltweit in bisher nicht gekanntem Ausmaß. Bis zum 01. 10 .2020 wurden in Deutschland ca. 290 Tsd. laborbestätigte SARS-CoV-2-Fälle sowie rund 9500 Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt [7] . Pflegebedürftige Menschen gehören zu den vulnerablen Gruppen, die bei einer Infektion in besonderem Maße von schweren Krankheitsverläufen und einer hohen Sterblichkeit betroffen sein können [4, 9] . Nach aktuellen Hochrechnungen sind knapp 50 % der an COVID-19 Verstorbenen in Deutschland Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen gewesen [11] . Treten SARS-CoV-2-Infektionen in Pflegeeinrichtungen auf, kommt es mit durchschnittlich 18,8 Fällen pro Einrichtung zu einem hohen Infektionsgeschehen [4] . In anderen europäischen Ländern (Italien, Spanien, Frankreich, Irland oder Belgien) stellen Verstorbene in Pflegeheimen ebenfalls etwa die Hälfte der Todesfälle mit COVID-19 dar [3, 4] [12, 13] . Studien berichten, dass dieser Personalmangel durch die Folgen des Ausbruchs der Pandemie weiterverschärft wurde [11, 15] . Pflegerisches Personal ist im Vergleich zu nichtmedizinischem Personal vermehrt von einer SARS-CoV-2-Infektion betroffen [11] und fällt in Verdachtsfällen durch das Warten auf das Vorliegen eines Testergebnisses und eine Selbstisolation häufiger als Arbeitskraft aus. Gleichzeitig entsteht durch die Umsetzung erweiterter Hygienemaßnahmen ein deutlich erhöhter pflegerischer Arbeitsmehraufwand [11, 15] . Um eine fachgerechte Versorgung der Pflegebedürftigen weiterzusichern, müssen die beschriebenen Personalausfälle und Arbeitsmehraufwände durch die Pflegeeinrichtungen kompensiert werden [11, 15] . Kenntnisse über die Unterstützungsbedarfe der Pflegepraxis während der COVID-19-Pandemie tra- Die Textstellen der Freitextangaben ließen sich 5 Kategorien zuordnen: Krisenmanagement (519 Textstellen), Bedarfe der Pflegenden (158 Textstellen), Dokumentation und Digitalisierung (33 Textstellen), Finanzierung (33 Textstellen) und Sonstiges (49 Textstellen) (. Abb. 1). Dieser Artikel berichtet die Aussagen zu den 2 Oberkategorien mit den häufigsten zugeordneten Textstellen: Krisenmanagement und Bedarfe der Pflegenden. Aussagen zu den Kategorien Dokumentation und Digitalisierung, Finanzierung und sonstige Bedarfe (. Abb. 1) werden an dieser Stelle aus Platzgründen nicht berichtet. Aufgrund der inhaltlichen Nähe und fehlender Trennschärfe der Freitextangaben zwischen den befragten Versorgungssettings wurde in der Auswertung der Freitexte keine Unterscheidung nach Versorgungsformen vorgenommen. Die berichteten Ergebnisse beziehen sich daher sowohl auf die stationäre als auch auf die ambulante Langzeitpflege. Die in Klammern aufgeführten Zahlen geben die Anzahl der zugeordneten Textstellen an. Da eine Textstelle auch Zusammenfassung · Abstract Z Gerontol Geriat https://doi.org/10.1007/s00391-020-01801-7 © Der/die Autor(en) 2020 The SARS-CoV-2 virus and the associated disease COVID-19 pose major challenges to healthcare systems worldwide. Especially the vulnerable group of people in need of longterm care is at risk of suffering a severe course of the disease or of dying from the infection. In a nationwide cross-sectional study the situation and needs of inpatient and outpatient long-term care facilities during the SARS-CoV-2 pandemic were assessed and analyzed using an online survey. Participants from 531 institutions postulated the need for uniform recommendations for action on SARS-CoV-2, adequate and affordable protective and hygiene materials, serial tests in the institutions, well-founded advice on the implementation of interventions, a specific pandemic plan and supporting public relations work by the media. This calls for higher nursing remuneration, better staffing levels and greater appreciation of the nursing profession. In order to protect the vulnerable group of people in need of nursing care from a SARS-CoV-2 infection, long-term care must be given a stronger focus in health policy measures during the pandemic. SARS-CoV-2 · Corona · Eldery care · Outpatient nursing · Wishes mehreren Kategorien zugeordnet werden konnte, können Abweichungen zur Anzahl der Befragten vorliegen. Der Oberkategorie Krisenmanagement ließen sich die meisten Textstellen (n = 519) zuordnen. In der hier subsumierten Unterkategorie Handlungsempfehlungen zu SARS-CoV-2 formulierten 43,5 % der Befragten (n = 70 Text-stellen) einen deutlichen Bedarf an (bundes-)"einheitlichen Empfehlungen" (. Abb. 1). Die Teilnehmenden sahen sich bei der Umsetzung der offiziellen Vorgaben teilweise "widersprüchlichen Angaben" seitens des RKI oder der Gesundheitsämter und Träger ausgesetzt. In der Konsequenz wurden von den Befragten "einheitliche" sowie "koordinierte Vorgaben" und Empfehlungen verlangt. Ebenfalls häufig, von rund 15 % der Befragten, wurde eine "schlechte Umsetzbarkeit" der Empfehlungen und Vor-Abb. 1 8 Kategoriensystem der freitextlichen Antworten gaben (n = 24) genannt. Hier wurde gefordert, Empfehlungen und Regelungen im Zusammenhang mit der Pandemie "praxisnah" zu erarbeiten und Pflegepraxis sowie Pflegewissenschaft in die Entwicklung miteinzubinden, sodass Vorgaben entstünden, die für die Praxis auch anwendbar seien. Des Weiteren wurden "verständliche" und "klare Informationen" (n = 22) sowie beständige und "verlässliche" Empfehlungen (n = 18) gefordert, die nach aufwendiger Umsetzung längere Gültigkeit hätten. Zur Umsetzung von Vorgaben (n = 17) benötigten die Einrichtungen "ausreichend Zeit". Zehn Textstellen bezogen sich auf einen Bedarf an demenzspezifischen Regelungen. Zum Zeitpunkt der Befragung lägen den Einrichtungen keine Aussagen zum spezifischen Umgang mit demenziell Erkrankten vor, etwa in Bezug auf das Umherwandern von Menschen mit Demenz oder deren fehlendes Verständnis von Präventionsmaßnahmen, vor. Hier wiesen die Befragten auf eine Lücke bei notwendigen Informationen und Verfah-renshinweisen im Umgang mit kognitiv beeinträchtigten und verhaltensveränderten Pflegebedürftigen während der COVID-19-Pandemie hin. Die Unterkategorie Schutz-und Hygienemaßnahmen beinhaltete Forderungen nach "ausreichender Bereitstellung von Schutzkleidung" und "Desinfektionsmitteln" (n = 46) sowie einer besseren Organisation der Schutz-und Hygienematerialien (n = 35). Die Beschaffung von Sachmitteln (Schutzausrüstung etc.) wurde von den Befragten als sehr aufwendig beschrieben und der Aufbau zentraler Lager und Verteilsysteme für die Einrichtungen im Gesundheitswesen vorgeschlagen. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Preiskontrolle der Schutzmaterialien (n = 20) durch die Befragten benannt. Einige Teilnehmende gaben an, während der Pandemie "überhöhte Preise" für Waren gezahlt zu haben, was langfristig nicht tragbar sei. 70 % der Befragten, zusammengefasst in der Unterkategorie SARS-CoV-2-Testungen, forderten die Durchführung von "systematischen" und "regelmäßigen" Reihentestungen (n = 72) zum einen beim Personal der Einrichtungen und zum anderen bei den Pflegebedürftigen. Die Testungen seien notwendig, um schnell Infektionsherde zu erkennen, in positiv getesteten Fällen rasch handeln zu können und eine weitere Verbreitung des SARS-CoV-2 zu verhindern. Dazu wurde auf die Notwendigkeit "schnellerer Testungen und Testergebnisse" (n = 17) hingewiesen, damit Pflegende mit negativem SARS-CoV-2-Testkurzfristig wiederdenDienst aufnehmen können. Weiter wurde eine "bessere Kommunikation" der Testergebnisse (n = 8) gewünscht, so wurden diese beispielsweise nicht an Pflegeeinrichtungen übermittelt, sodass bei Neuaufnahmen oder Überleitungen von Pflegebedürftigen den Einrichtungen nicht bekannt war, ob bei diesen eine Infektion vorlag. Zusammengefasst in der Unterkategorie Beratung der Einrichtungen, benannten die Befragten einrichtungsindividuelle Beratungsbedarfe (n = 26) Abb. 2 9 Auszug aus dem Datenmaterial (. Abb. 2). Die Einrichtungen suchten "konkrete Ansprechpersonen", die beratend zu Verfügung stünden. Darüber hinaus war den Befragten eine "bessere Erreichbarkeit" der zuständigen Institutionen für Rückfragen (n = 20) wichtig, und sie berichteten Schwierigkeiten, per Telefon oder E-Mail Kontaktpersonen für Rückfragen zu finden. 22 % der Befragten gaben an, dass entsprechende Kontaktpersonen nicht immer ausreichend qualifiziert erschienen, um mit praxisnahen Problemlösungen in den Einrichtungen weiterhelfen zu können, sodass ein Bedarf an einer fachlich "kompetenten Beratung" bestehe (n = 16). Dazu äußerten die Befragten einen konkreten Bedarf an "Beratung zur Umsetzung" (n = 12) der Vorgaben und Empfehlungen in den Einrichtungen. Zusammengefasst in der Unterkategorie Pandemieplan sind die Forderungen der Einrichtungen nach einer zentralen Bereitstellung von "Informationsund Schulungsmaterialien" (n = 20) etwa für Mitarbeiterschulungen oder Angehö-rigeninformationen. Zur Zeit der Befragung erarbeiteten sich die Einrichtungen diese selbst, was als aufwendig empfunden wurde. Zudem solle ein zentraler "Pandemieplan" entwickelt und bereitgestellt werden (n = 17), der auf eine Pandemie vorbereite und im Pandemiefall verbindliche Versorgungsprozesse beschreibt und regelt. In der Unterkategorie Öffentlichkeitsarbeit wurden die Wünsche der Befragten nach "positiver oder neutralen Berichterstattung" der Pflege (n = 9) zusammengefasst. Aus Sicht der Befragten wurden in der Presse häufig alarmierende negative Szenarien beschrieben, die nicht die tägliche Praxis der Pflege widerspiegeln und ein verzerrtes, negatives Bild vermitteln würden. Die Befragten wünschten sich, "frühzeitig" zu zentralen Regelungen informiert zu werden sowie einen Verzicht auf allgemeine "Panikmache" in den Medien (n = 8). Die Kategorie Bedarfe der Pflegendenumfasst insgesamt 158 Textstellen. An erster Stelle benanntendie BefragtendenBedarf an einer "besseren Vergütung" in der Pflege (n = 35), was etwa durch "Steuerentlastungen" möglich sei. An zweiter Stelle wurde auf die Notwendigkeit einer "ausreichenden Personalausstattung" (n = 33) hingewiesen. Die Befragten sahen die Personalausstattung bereits vor der Pandemie als zu gering an. Durch höhere Aufwände im Zusammenhang mit erhöhten Hygieneschutzmaßnahmen und reduzierten Personalkapazitäten in der Pandemie verschärfe sichderPersonalbedarf. Im Weiteren forderten die Befragten eine stärkere "Anerkennung" und "Wertschätzung" der Pflegenden (n = 22) in der Langzeitpflege als auch die Wertschätzung weiterer Beschäftigter der Altenhilfe wie Betreuungskräften und Servicepersonal (n = 14). Die "Corona-Prämie" (n = 21) wurde von den Befragten insofern kritisch gesehen, als dass die generelle Forderung nach einer langfristig besseren Vergütung dadurch unberücksichtigt bliebe. Ein Teil der Befragten war der Ansicht, dass die Prämienzahlung auf "alle" Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen ausgeweitet werden solle, nicht nur auf die Gruppe der Pflegenden. Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie wiesen die Teilnehmenden auf einen deutlich höheren und noch zu vergütenden "Beratungsaufwand" (n = 10) hin. Dieser entstünde einerseits aus einem erhöhten Informationsbedarf der Angehörigen und andererseits sowohl aus dem Besuchsverbot sowie der fehlenden Unterstützung der Angehörigen in den Pflegeheimen bei der Betreuung der Pflegebedürftigen. An letzter Stelle wurde ein Bedarf nach "Supervision für Pflegende" während der Pandemie (n = 9) benannt. Die Ergebnisse dieser Studie berichten die Rückmeldungen von Einrichtungsleitungen, Pflegedienstleitungen oder Qualitätsbeauftragten stationärer und ambulanter Langzeitpflegeeinrichtungen, die an einer Onlinebefragung zu den Auswirkungen und Folgen der COVID-19-Pandemie teilnahmen. Die Datenauswertung der Sektoren stationäre und ambulante Langzeitpflege erfolgte zunächst getrennt. Abgesehen von Einzelaussagen in den Freitextangaben ließen sich keine eindeutigen unterschiedlichen Bedarfe zwischen den Versorgungsbereichen darstellen, und die Ergebnisse wurden so gemeinsam berichtet. Dies deutet auf vergleichbare Bedarfe der Befragten während der Bewältigung der Pandemie in beiden Versorgungsformen hin. Da es sich um eine Gelegenheitsstichprobe handelt, die in ihren Strukturmerkmalen leicht von den Einrichtungsmerkmalen der Pflegestatistik abweicht, repräsentieren die Daten nicht alle Langzeitpflegeeinrichtungen, geben aber einen zentralen Einblick in die Bedarfe deutscher Pflegeeinrichtungen. Die Befragten beschrieben im Erhebungszeitraum einen hohen Bedarf an Schutzmaterialien und Desinfektionsmittel. Ein hoher Anteil der an COVID-19 Verstorbenen entfällt in Deutschland auf Pflegeheimbewohner*innen; jeder 15. Pflegedienst gab mindestens einen COVID-19-Todesfall an [4, 11, 15] . Vor diesem Hintergrund ist unklar, warum in den Pflegeeinrichtungen Ende Mai bzw. Anfang Juni immer noch Engpässe bei der Ausstattung mit Schutzausrüstungen bestanden. Gerade die Langzeitpflege sollte deshalb seitens der Gesundheitspolitik eine höhere Aufmerksamkeit und Unterstützung erfahren, damit die vulnerable Gruppe der Pflegebedürftigen stärker vor der Pandemie und deren Auswirkungen geschützt wird und eine professionelle Versorgung der Pflegebedürftigen sichergestellt ist. Bei den Maßnahmen zum Schutz der Pflegebedürftigen vor einer SARS-CoV-2-Infektion sollten auch die Arbeitsbelastungen der Pflegenden nicht unberücksichtigt bleiben, denn die schon vor der Pandemie bestehenden hohen physischen und psychischen Arbeitsbelastungen verschärfen sich in der besonderen Situation der Pandemie [6] . Bleiben die hohen Arbeitsbelastungen der Pflegenden bestehen oder steigen weiter an, ist von einer Zunahme von Personalausfällen bei den Beschäftigten auszugehen. Fraglich ist dann, in welchem Ausmaß und wie lange die Die Studie unterliegt Einschränkungen, die bei der Bewertung der Generalisier-barkeitderErgebnisse zuberücksichtigen sind und sich besonders durch das Vorgehen der Bildung einer Gelegenheitsstichprobe ergeben. Im Vergleich mit den in der Pflegestatistik berichteten Zahlen fällt auf, dass sich tendenziell eher größere Einrichtungen sowie ein höherer Anteil von Einrichtungen in öffentlicher Trägerschaft beteiligten. Die Bedarfe v. a. kleinerer Einrichtungen sind in den Ergebnissen evtl. eingeschränkt abgebildet. Da die Teilnahmemotivation der Befragten weitgehend verschlossen bleibt, ist die Frage nach einer Positivoder Negativselektion des Samples zu diskutieren. Eine Unterscheidung der Freitextantworten nach Ausmaß der direkten Betroffenheit einzelner Einrichtungen erfolgte nicht. Jedoch lassen die Formulierungen der Freitextantworten den Schluss zu, dass sich vornehmlich Personen beteiligten, die dem Thema eine hohe Relevanz generell durch die für die Einrichtungen spürbaren Einschränkungen und Herausforderungen zuwiesen. Ob sich Einrichtungen, die besonders stark durch SARS-CoV-2-Infektionen bei Mitarbeitenden oder Pflegebedürftigen betroffen waren, systematisch geringer an der Befragung beteiligten (und somit deren Perspektive unterrepräsentiert ist), bleibt unbekannt. Ebenso spiegeln die Ergebnisse die Sichtweise von Personen mit besonderer Führungs-und Qualitätsverantwortung wieder. Die Bedarfslagen der Mitarbeitenden in der direkten pflegerischen Versorgung werden durch die Studie nicht explizit. Obgleich nicht auszuschließen ist, dass Individualinteressen Einfluss auf das Antwortverhalten ausüben können, ist jedoch anzunehmen, dass die Teilnehmenden ihre Antworten unter Einbezug ihrer alltäglichen Beobachtung der Herausforderungen ihrer Mitarbeitenden formulierten. Mit der Dynamik und den steigenden Erkenntnissen in der Pandemie wurden auch die Empfehlungen zum Umgang SARS-CoV-2 in den Pflegeeinrichtungen seitens des RKI angepasst. Die hier dargestellten Ergebnisse spiegeln die Situation in den Pflegeeinrichtungen lediglich bis Mitte Mai wieder. AOK Pflege-Navigator BMG (2020) Entwurf eines Gesetzes zum Ausgleich COVID-19 bedingter finanzieller Belastungen der Krankenhäuser und weiterer Gesundheitseinrichtungen Half of coronavirus deaths happen in care homes, data from EU suggests Infektionsumfeld von erfassten COVID-19-Ausbrüchen in Deutschland Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden,Praxis,Computerunterstützung,4.Aufl. Beltz Juventa Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft RKI (2020) Robert Koch-Institut: COVID-19-Dashboard Prävention und Management von COVID-19 in Alten-und Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Empfehlungen des Robert Koch-Instituts für Alten-und Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen und für den öffentlichen Gesundheitsdienst Zugegriffen: 29 Erkrankungen durch einneuartigesCoronavirus(2019-nCoV)inWuhan, China Pflege in Zeiten von Corona -Ergebnisse einer bundesweiten Querschnittsbefragung vollstätionärer Pflegeeinrichtungen in Deutschland Personalbemessung im stationären Sektor -auf dem Weg zum bedarfsorientierten Pflegepersonalmix Abschlussbericht im Projekt Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten Verfahrens zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in Pflegeeinrichtungen nach qualitativen und quantitativen Maßstäben gemäß § 113c SGB XI (PeBeM) Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung Pflege in Zeiten von Corona: Ergebnisse einer deutschlandweiten Querschnittsbefragung von ambulanten Pflegediensten und teilstationären Einrichtungen Um die vulnerable Gruppe der Pflegebedürftigen und die Mitarbeitenden von Pflegeeinrichtungen in der aktuellen Situation vor SARS-CoV-2-Infektionen zu schützen, ergeben sich aus den Ergebnissen v. a. Implikationen für politische Entscheidungsträger, die aus den aktuellen Erfahrungen lernen und entsprechende Maßnahmen anbahnen können. 4