key: cord-307605-8zgyar7e authors: Klimek, Ludger; Worm, Margitta; Lange, Lars; Beyer, Kirsten; Rietschel, Ernst; Vogelberg, Christian; Schnadt, Sabine; Stöcker, Britta; Brockow, Knut; Hagemann, Jan; Bieber, Thomas; Wehrmann, Wolfgang; Becker, Sven; Freudelsperger, Laura; Mülleneisen, Norbert K.; Nemat, Katja; Czech, Wolfgang; Wrede, Holger; Brehler, Randolf; Fuchs, Thomas; Dramburg, Stephanie; Matricardi, Paolo; Hamelmann, Eckard; Werfel, Thomas; Wagenmann, Martin; Taube, Christian; Zuberbier, Torsten; Ring, Johannes title: Management von Anaphylaxie-gefährdeten Patienten während der Covid-19-Pandemie: Ein Positionspapier des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA)A, der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI)B, der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA)C und des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB)D date: 2020-11-09 journal: Allergo J DOI: 10.1007/s15007-020-2618-y sha: doc_id: 307605 cord_uid: 8zgyar7e nan fektion oder vergleichbare Originaldaten gefunden. Verlässliche Studiendaten zur Versorgung Anaphylaxie-gefährdeter Patienten in Zeiten imminenter Infektionsgefahr durch SARS-CoV-2 fehlen ebenfalls bis dato. In der internationalen Literatur wird gemutmaßt, dass Typ-2-geprägte Immunreaktionen, wie sie bei Allergiepatienten oft vorliegen, protektive Effekte bei dem in schweren Verläufen von Covid-19 beschriebenen "cytokine storm" aufweisen könnten. Der Einfluss der bei einer Anaphylaxie eintretenden Dysregulation der Immunantwort auf Covid-19 und umgekehrt ist bislang nicht bekannt. Schlussfolgerung: Die Beratung, die Entwicklung von Strategien zur Expositionsprophylaxe und die Notfalltherapie von Patienten mit Anaphylaxie ist in der aktuellen Covid-19-Pandemie bei gefährdeten Patienten sehr wichtig. Hierzu sollten Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, zu denen die Ausstattung der Patienten mit mindestens einem Adrenalin-Autoinjektor und weiterer Anaphylaxie-Notfallmedikation gehören. Die Selbstapplikation der Notfallmedikation ist gerade unter den Bedingungen einer möglichen Quarantäne oder Isolation zu bevorzugen und auch die Verordnung eines zweiten Adrenalin-Autoinjektors sollte großzügig Patientenindividuell geprüft werden. Eine telemedizinische Beratung und gegebenenfalls auch Anleitung zur Behandlung ist zu empfehlen. Ziel sollte es sein, begleitende allergische Erkrankungen (z. B. Asthma bronchiale) gut einzustellen, die Allergenkarenz zu optimieren und eine adäquate Notfalltherapie sicherzustellen. Der globale Ausbruch einer Pandemie von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 wurde als "Coronavirus-Krankheit 2019" ( Covid- 19) benannt und stellt die Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen. SARS-CoV-2 ist ein Betacoronavirus der Untergattung Sarbecovirus und ist umhüllt von einer Lipidmembran, die durch Detergenzien zerstört werden kann. Es unterscheidet sich vom Coronavirus des Mittleren Ostens (MERS-CoV), vom Coronavirus des schweren akuten Atemwegssyndroms (SARS-CoV) und von den für die viralen "Erkältungskrankheiten" verantwortlichen Viren (229E, OC43, NL63 und HKU1) [1, 2, 3] . Nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 kann es zu einer meist bis zu fünftägigen, in selteneren Fällen bis zu 14-tägigen Inkubationszeit kommen, in der die erkrankten Personen asymptomatische (Über)Träger des Virus sein können [4, 5, 6] . Bei einer großen Zahl von Patienten führt die Infektion nach der Inkubationszeit zu einer Erkrankung der oberen und unteren Atemwege oder seltener anderer Organsysteme (Ner- Angiotensin-converting-enzyme-2 Fall zum Multiorganversagen und respiratorischer Insuffizienz führt, wie dies auch für andere Coronavirus-Infektionen (SARS-CoV-1, MERS-CoV) beschrieben wurde [4, 5, 6] . In schwereren Fällen kann eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu Pneumonie, schwerem akutem Atemwegssyndrom, Nierenversagen und zum Tod führen [5, 7, 8, 9, 10] Eine Anaphylaxie ist eine schwere, systemische Reaktion, die durch allergische und/oder nicht allergische Trigger ausgelöst werden kann [11, 12] . Sie kann den gesamten Organismus betreffen und ist charakterisiert durch ein schnelles Auftreten potenziell lebensbedrohlicher Atemwegs-und/oder Kreislaufprobleme, die zumeist mit Veränderungen der Haut oder Schleimhäute einhergehen [13] . Während bei Erwachsenen Insektengifte (55 %) und Medikamente (z. B. Antibiotika, Analgetika, Anästhetika) (21 %) klassische Auslöser einer Anaphylaxie darstellen, sind im Kindesalter Nahrungsmittel wie Erdnüsse oder Milch mit 58 % die häufigsten Auslöser einer schweren Anaphylaxie [14, 15] . Epidemiologische Untersuchungen zeigen jährliche Inzidenzraten von zwei bis vier Personen pro 100.000 Einwohner in Deutschland [16] beziehungsweise sieben bis 50 pro 100.000 Einwohner in den USA, Großbritannien und Australien [12] , wobei zur Varianz der Daten auch die fehlende einheitliche Definition einer Anaphylaxie beitragen könnte. Zudem lassen sich hohe Dunkelziffern vermuten. Unbehandelt treten im Extremfall ein bis drei durch Anaphylaxie bedingte Todesfälle im Jahr pro eine Million Einwohner auf [17] . Laut aktuellen Untersuchungen nehmen die Inzidenzraten für Anaphylaxien sowie Anaphylaxie-bedingte Krankenhausaufenthalte weltweit zu [18, 19, 20, 21] , wobei für nahrungsmittelinduzierte Anaphylaxien sogar ein jährlicher Anstieg von 9,8 % in den Jahren 2001-2010 verzeichnet werden konnte [18] . Auch wenn das wiederholte Auftreten einer Anaphylaxie sehr wahrscheinlich ist [22, 23] , sind Anaphylaxien häufig unvorhersehbar [24] . So zeigten die Ergebnisse einer Studie, dass bei 66 % der Todesfälle durch Insektengifte und bei 75 % der Todesfälle durch Medikamente zuvor keinerlei Symptome aufgetreten waren, die auf eine mögliche Anaphylaxie hätten hinweisen können [14] . Die Charakteristika der Immunantwort nach Infektion mit SARS-CoV-2 sind unzureichend verstanden. Während verschiedene Verlaufsformen der Covid-19-Erkrankung und der Infektion mit dem Virus beschrieben sind, ist bislang unklar, welche immunologischen Hintergründe den Verlauf der Erkrankung eventuell beeinflussen. Dies gilt auch für die Bedeutung von angeborenem und adaptivem Immunsystem im Zusammenhang mit der Infektion. Während in der frühen Phase von Virusinfektionen klassischerweise natürliche Killerzellen (NK-Zellen) eine wesentliche Rolle spielen, greifen CD8+-T-Helfer-Zellen in der nachfolgenden Phase ein [25] . Die frühe Antikörpersekretion und -produktion im Mukosa-assoziierten lymphatischen Gewebe umfasst zunächst antigenspezifische Antikörper vom Typ IgM und IgA und später IgG und ist von zentraler Rolle für die Immunantwort [26, 27, 28] . Makrophagen werden aktiviert und sezernieren inflammatorische Zytokine, hierbei nehmen vor allem Typ-I-Interferone (Typ-I-IFN) eine Schlüsselposition ein. Bei Infektionen mit anderen Coronaviren (u. a. SARS-CoV-1) ist Typ-I-IFN für die adäquate Einleitung der Immunreaktion verantwortlich, und Patienten mit verspäteter oder unzureichender IFN-Produktion zeigten einen schwereren Krankheitsverlauf [6] . Die Aktivierung von Apoptose oder Pyroptose in Epithelzellen dient der Virusabwehr, überschießende Immunreaktionen können durch synergistische Effekte aber auch zur lokalen Gewebeschädigung beitragen [29] . Eine überschießende Produktion proinflammatorischer Zytokine wurde bereits bei SARS-CoV-1-, MERS-CoV-und auch bei SARS-CoV-2-Infektionen beobachtet und als "cytokine storm" beschrieben [4, 5] . Ausgedehnte Schäden an der Lunge führen zu einer rapiden klinischen Verschlechterung und meistens zur Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung, die typi-scherweise sieben bis 14 Tage nach Infektion zu beobachten ist. Die Gefahr von Nieren-, Leber-und/ oder anderer Organschädigungen oder einer Verbrauchskoagulopathie ist hierbei stark erhöht. Betroffene Patientinnen und Patienten weisen in der Regel stark erhöhte Spiegel von Interleukin(IL)-1-β, IL-6, IL-8 und TNF-α auf [30] . Die therapeutische Blockade von einem oder mehreren dieser Zytokine wird als potenzielle zukünftige Therapieoption für schwer betroffene Patienten diskutiert. Die beschriebenen Immunreaktionen vom Typ-1 und Typ-3 werden durch andere Zytokine, wie zum Beispiel IL-10 und TGF-β eingedämmt, und auch Typ-2-Entzündungen könnten eventuell als Gegenspieler eines "cytokine storms" agieren. Erhöhten Werten von eosinophilen Granulozyten als eine der Schlüsselzellen der Typ-2-Inflammation wurde eine protektive Wirkung bei schweren Virusinfektionen zugeschrieben, wobei der Wirkungsmechanismus bislang nicht identifiziert werden konnte [31] . Auch eine reduzierte Expression von Angiotensin-converting-enzyme-2 (ACE2) in Atemwegsepithelzellen von Patienten mit allergischem Asthma wird als möglicher schützender Faktor für eine SARS-CoV-2-Infektion diskutiert [32] . Es ist anzunehmen, dass erst das Zusammenspiel der einzelnen Zytokinantworten zu einer adäquaten und effektiven Immunantwort bei Coronavirusinfektionen führt. Bislang liegen keine Erfahrungen mit an Covid-19 erkrankten Patienten vor, die während ihrer Erkrankung eine Anaphylaxie erlitten haben. Dysbalancen zwischen den Typ-1-, Typ-2-und Typ-3-Immunreaktionen sind aber wahrscheinlich in der Lage, den Verlauf einer Virusinfektion maßgeblich negativ oder positiv zu beeinflussen. Bislang gibt es nur ungenaue Hinweise darauf, welche Risikofaktoren bei SARS-CoV-2-Infizierten einen schweren Verlauf mit Übergang in eine schwere Covid-19-Erkrankung bedingen. Vorerkrankungen der Lunge galten initial als potenzieller Risikofaktor für eine Covid-19-Erkrankung und für einen schwereren Verlauf. Dies hat sich im Zuge weiterer Studien als Confounder herausgestellt. So sind Patienten mit einem medikamentös gut eingestellten Typ-2-assoziierten Asthma bronchiale in Abwesenheit weiterer möglicher Risikofaktoren nicht als Risikopatienten für einen schweren Covid-19-Verlauf einzustufen [33] . Auch wenn zu anderen Allergien und atopischen Erkrankungen nur wenige und hinsichtlich ihrer prognostischen Aussagekraft eng limitierte Daten zu Covid-19 im Kontext mit Typ-2-assoziierten Erkrankungen vorliegen, kann aufgrund der aktuell verfügbaren Studiendaten kein erhöhtes Risiko postuliert werden [ Wir empfehlen für Anaphylaxie-gefährdete Patienten in der aktuellen Covid-19-Pandemie einerseits allgemeine Maßnahmen der Infektionsprophylaxe, die überwiegend mit allen derzeit empfohlenen Hygienemaßnahmen übereinstimmen, und andererseits spezifische Maßnahmen für bestimmte Patientengruppen, die nachfolgend dargestellt werden. Die Anaphylaxie-Schulung stellt eine der wichtigsten Präventivmaßnahmen für den Patienten zur Vermeidung weiterer Anaphylaxien dar [44] . Patienten mit einer Nahrungsmittelallergie sollten eine individuell angepasste therapeutische Eliminationsdiät bei einer in der Allergologie erfahrenen Ernährungsfachkraft erhalten (Adressen zertifizierter Fachkräfte bei DAAB und Arbeitskreis Diätetik in der Allergologie, www.daab.de). Hierdurch lassen sich zukünftige Anaphylaxien häufig vermeiden. Sollten Reaktionen auf Nahrungsmittel auftreten ist es wichtig, dass der Patient über einen Plan mit angemessenen Handlungsanweisungen verfügt (siehe Notfalltherapie). Insbesondere bei Nahrungsmittelallergien sind Reaktionen abhängig von Kofaktoren (Augmentationsfaktoren) und können in Einzelfällen zusammen mit diesen ausgelöst oder verstärkt werden [46] . Infektionen stellen bekannte Kofaktoren dar [46] . Es könnte angenommen werden, dass bei aktiver SARS-CoV-2-Infektion und Allergenkontakt das Risiko für das Auftreten von Anaphylaxien und/oder der Schweregrad der Reaktion erhöht sind. Insofern ist insbesondere während aktiven Infektionen der Allergenkontakt zu meiden [46] . Der Patient sollte über ausreichende Notfallmedikamente verfügen und in deren Anwendung instruiert sein [44] . Für eine eventuelle Quaran-täne-und/oder Isolationssituation ist es wichtig, dass Kinder und Erwachsene mit einer Nahrungsmittelallergie Zugang zu geeigneten Nahrungsmitteln haben, die ihren Ernährungsempfehlungen entsprechen [46, 47] . Für Patienten mit Anaphylaxie-Risiko ist ein Anaphylaxie-Pass zu empfehlen [13, 46] mit Informationen über die Diagnose, ursächlich auslösende Allergene und die Notfallbehandlung für den Fall einer Anaphylaxie, aber auch für eine Krankenhauseinweisung aufgrund von Covid-19. Dieser sollte zusammen mit den Notfallmedikamenten immer mitgeführt werden. Die orale (OIT) und epikutane Immuntherapie (EPIT) bei Nahrungsmittelallergien sollte den Handlungsempfehlungen für die Allergen-Immuntherapie in der Covid-19-Pandemie der deutschen und europäischen Allergiegesellschaften entsprechen [48, 49] . Grundsätzlich ist zu vermuten, dass während der Covid-19-Pandemie allergische Reaktionen auf Insektenstiche eher zunehmen, da viele Freizeitangebote und auch die Gastronomie bewusst in Außenräume verlagert wurden. Im Falle einer anaphylaktischen Reaktion durch einen Insektenstich sollten die Patienten gemäß aktuellen Leitlinien diagnostiziert und behandelt werden [13, 50, 51] . Insbesondere bei Hochrisikopatienten (z. B. bei einem hohen Risiko für nachfolgende Stichereignisse, bei Patienten mit Mastozytose und bei Patienten mit Anaphylaxie Grad 3 oder 4) muss die Diagnostik für eine Insektengiftallergie baldmöglich erfolgen und eine Insektengift-Immuntherapie sollte eingeleitet werden, um schwere Reaktionen bei weiteren Stichen in Zukunft zu verhindern [50, 51, 52] , unter Beachtung der Empfehlungen für die Allergen-Immuntherapie in der Covid-19-Pandemie [48, 49, 51] . Die Patienten sollten zudem über Karenzstrategien informiert werden. Eine Verordnung von Medikamenten zur Selbstanwendung, insbesondere von Adrenalin-Autoinjektoren, ist zu empfehlen und die Patienten müssen im Umgang mit diesen Präparaten geschult werden [44] . Hierfür und auch für das Informationsgespräch vor einer Insektengift-Immuntherapie kann insbesondere in Zeiten der Covid-19-Pandemie eine telemedizinische Beratung gewählt werden [53] . [57] . Im Falle bestehender Behandlungsnotwendigkeit mit einem Medikament, das im Verdacht steht, für makulopapulöse Exantheme verantwortlich zu sein, ist die Medikamenten-Toleranzinduktion ein therapeutisches Verfahren, das darauf abzielt, bei einem Patienten mit einer bestätigten Allergie einen (vorübergehenden) Zustand der immunologischen Toleranz auf ein Medikament herbeizuführen [58] . Während der Medikamenten-Toleranzinduktion können respiratorische und gastrointestinale Symptome auftreten [58] . Daher müssen bei der Entscheidung, das Verfahren während der aktuellen Pandemie durchzuführen, sowohl der erwartete Nutzen der Medikamentenverabreichung als auch die potenziellen Risiken schwerer Reaktionen berücksichtigt werden. Beispiele für Indikationen einer Toleranzinduktion bei Sofortreaktionen können in Ausnahmefällen die Anwendung von Chemotherapeutika bei onkologischen Patienten, Aspirin bei Patienten mit ischämischen Erkrankungen und Antibiotika bei infizierten Personen sein, wenn keine wirksame Alternative zur Verfügung steht [54] . Deutsche und europäische Leitlinien empfehlen als First-Line-Therapie in einer Notfallsituation die intramuskuläre Applikation von Adrenalin [13] . Adrenalin wirkt in vielfältiger Weise positiv bei anaphylaktischen Reaktionen [13] : Es wirkt blutdrucksteigernd, in dem es die Gefäße verengt sowie die Herzfrequenz und Kontraktionskraft erhöht, es fördert den Rückgang von Ödemen, erweitert die Bronchien und verringert die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe [59] . So verhindert die frühzeitige Verabreichung von Adrenalin das Fortschreiten der Anaphylaxie, verbessert die Prognose und reduziert Krankenhausaufenthalte und Todesfälle [60] , während eine zu späte Verabreichung eventuell die schwerwiegenden, im Extremfall tödlichen Folgen nicht mehr verhindern kann [61, 62] . Dennoch wird Adrenalin nur von 12 % der Anaphylaxie-Patienten frühzeitig eingesetzt [63] und nur von circa 50 % der Patienten genutzt [64] . Asthma stellt einen Hauptrisikofaktor für die Entwicklung einer Anaphylaxie dar, wobei das Risiko einer Anaphylaxie mit dem Schweregrad der Asthmaerkrankung zunimmt [65] . Insbesondere schlecht eingestellte Asthmapatienten und solche, die zusätzlich Nahrungsmittelallergien aufweisen, sind einem erhöhten Anaphylaxie-Risiko ausgesetzt [66, 67, 68] . In der deutschen S2k-Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie [13] werden als "Notfallset" mehrere einzeln zu verordnende Medikamente zur Eigenapplikation als Soforthilfe für die Anaphylaxie empfohlen, die von den Betroffenen zusammen mit dem Anaphylaxie-Pass immer mitgeführt werden sollten. Hierzu gehört ein Adrenalin-Autoinjektor, ein Histamin-H1-Rezeptorantagonist, ein Glukokortikoid und bei Patienten mit Asthma bronchiale oder vorheriger Reaktion mit Bronchospasmus ein inhalativer Bronchodilatator (β 2 -Adrenozeptoragonist). Hierbei ist zu beachten [13] , dass bei der Auswahl des Histamin-H1-Rezeptorantagonisten die Schluckfähigkeit und die individuelle Präferenz bei der Auswahl der Applikationsform (Tropfen für Kleinkinder, Tabletten oder Schmelztabletten für größere Kinder und Erwachsene) berücksichtigt werden. Bei Schwierigkeiten beim Schlucken in der Anamnese (z. B. Larynxödem) sollte eine flüssige Applikation bevorzugt werden. Gleiche Kriterien gelten für Glukokortikoide (1-2 mg/kg KG), wobei auch eine rektale Applikation möglich ist. Die Expertengruppe der Anaphylaxie-Leitlinie empfiehlt die Behandlung der Anaphylaxie mit Antihistaminika in erhöhten Dosen (bis zur vierfachen Dosis der jeweilig zugelassenen Einzeldosis) [13] . Zugelassene Antihistaminika in Deutschland zur Behandlung der Anaphylaxie sind nur die Wirk-stoffe Dimetindenmaleat und Clemastinfumarat. Die neueren selektiven Histamin-H1-Rezeptorantagonisten der zweiten Generation sind zur Therapie der Anaphylaxie nicht zugelassen, werden in der Leitlinie aber dennoch zur oralen Notfalltherapie der Anaphylaxie empfohlen [13] . Bei vorbestehendem Asthma sollte zusätzlich ein inhalativer β 2 -Adrenozeptoragonist, bei Vorgeschichte von Larynxödem alternativ gegebenenfalls ein Adrenalinpräparat zur Inhalation verordnet werden [13] . Unterschiedliche Adrenalin-Autoinjektor-Modelle stehen zur Verfügung, die sich in Dosis, Handhabung, Auslösemechanismus und Nadellänge unterscheiden [13] . Wichtig ist daher die Instruktion der Patienten auf ihren individuellen Adrenalin-Autoinjektor. Die Präparate sind nicht einfach austauschbar, die Nachverordnung muss sichergestellt sein [69] . Bei der Rezeptur soll das "Aut-idem-Kästchen" auf dem GKV-Rezept (GKV, gesetzliche Krankenversicherung) angekreuzt werden [70] . Nach Ring [13] Die meisten anaphylaktischen Notfälle treten in Alltagssituationen, häufig auch im häuslichen Umfeld der Betroffenen auf [13] . Angesichts der laufenden Covid-19-Pandemie und des sich beständig weiterentwickelnden Wissens um die Erkrankung mit den neuartigen SARS-CoV-2-Viren sind die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Patienten, unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Kollegen und Kolleginnen unser höchstes Ziel. AeDA, DGAKI, GPA und DAAB werden die Situation weiterhin genau beobachten und empfehlen, für alle Diagnose-und Behandlungsmaßnahmen die Empfehlungen und Leitlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI), der Weltgesundheitsorganisation [8] und des ECDC anzuwenden und diese wo notwendig an die Situation in der Allergologie anzupassen in Übereinstimmung mit allen maßgeblichen Bestimmungen der nationalen, regionalen und lokalen Regierungs-und Gesundheitsbehörden [44] . Eine Reduktion von Praxis-und Krankenhausbesuchen ist unerlässlich und kann durch eine angemessene Triage Anaphylaxie-gefährdeter Patienten und Versorgung mit Notfallmedikation erreicht werden. Oberste Priorität sollte die Gewährleistung der Sicherheit und des kontinuierlichen Zugangs zu medizinischer Versorgung haben, was die Einhaltung der örtlichen Gesundheitsvorschriften und der eingeführten Covid-19-Richtlinien erfordert. Patienten mit hochgradigem Verdacht auf oder einer nachgewiesenen Covid-19-Infektion sollten die lokalen Behandlungs-und Quarantäne-Richtlinien befolgen. Für diesen Fall sollten die Patienten eine ausreichende Notfallmedikation erhalten und bereits vorab für diese Situation geschult werden [44] . Derartige Instruktionen und auch Patientenschulungen können derzeit auch über telemedizinische Verfahren wie Telefonanrufe oder Videosprechstunden erfolgen [53, 71, 72, 73] , was auch für das AGATE-Schulungsprogramm angeboten wird (www.anaphylaxieschulung.de). Die Beratung, die Entwicklung von Strategien zur Expositionsprophylaxe und die Notfalltherapie von Patienten mit Anaphylaxie ist in der aktuellen Covid-19-Pandemie ganz besonders. Hierzu sollten Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, zu denen die Ausstattung der Patienten mit mindestens einem Adrenalin-Autoinjektor und weiterer Anaphylaxie-Notfallmedikation gehören. Die Eigenapplikation der Notfallmedikation ist gerade unter den Bedingungen einer möglichen Quarantäne einzuüben, und auch die Verordnung eines zweiten Adrenalin-Autoinjektors sollte großzügig Patientenindividuell geprüft werden. Eine telemedizinische Beratung und gegebenenfalls auch Anleitung zur Behandlung ist zu empfehlen [44, 53] . Ziel sollte es sein, begleitende allergische Erkrankungen (z. B. ein Asthma bronchiale) gut einzustellen, die Allergenkarenz zu optimieren und eine adäquate Notfalltherapie sicherzustellen. Nach derzeitigem Kenntnisstand liegen für Patienten mit Anaphylaxie keine gesicherten Daten vor, dass für diese ein höheres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion oder für einen schwereren Krankheitsverlauf vorliegt. Umgekehrt ist es denkbar, dass Patienten, die während einer Covid-19-Erkrankung eine Anaphylaxie entwickeln, eine veränderte Immunreaktion zeigen. Gesicherte Daten hierzu liegen bislang jedoch nicht vor. Unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinien zur Anaphylaxie-Behandlung wie auch der WHO-und RKI-Empfehlungen zu Covid-19 schlussfolgern wir, dass Anaphylaxie-Patienten mit vermuteter oder diagnostizierter SARS-CoV-2-Infektion weiterhin nach den aktuellen Richtlinien behandelt werden sollten. Es ist darauf hinzuweisen, dass es derzeit keine zuverlässigen Daten über den Verlauf einer Anaphylaxie bei Covid-19-Patienten existieren. Daher sind wir als Angehörige der Heilberufe, als Wissenschaftler und als Akademiker verpflichtet, unsere Patienten zu beobachten, sie auf der Grundlage des aktuellen medizinischen Wissensstandes optimal zu beraten und zu behandeln und sie entsprechend zu informieren, wenn neue Erkenntnisse vorliegen und die Therapieempfehlungen angepasst werden sollten. Die Autoren werden weiterhin gewissenhaft daran arbeiten, eine schnellstmögliche Reaktion auf neue Entwicklungen und nationale wie internationale Empfehlungen sicherzustellen. Coronaviridae Study Group of the International Committee on Taxonomy of Viruses: The species Severe acute respiratory syndrome-related coronavirus: classifying 2019-nCoV and naming it SARS-CoV-2 Early Transmission Dynamics in Wuhan, China, of Novel Coronavirus-Infected Pneumonia A Novel Coronavirus from Patients with Pneumonia in China Pathogenic human coronavirus infections: causes and consequences of cytokine storm and immunopathology Clinical features of patients infected with 2019 novel coronavirus in Wuhan, China Immunological responses against SARScoronavirus infection in humans Emerging coronaviruses: Genome structure, replication, and pathogenesis Health Organization. 2020. www.who.int Clinical characteristics of 140 patients infected with SARS-CoV-2 in Wuhan Clinical course and risk factors for mortality of adult inpatients with COVID-19 in Wuhan, China: a retrospective cohort study Anaphylaxis: guidelines from the European Academy of Allergy and Clinical Immunology Guideline for acute therapy und management of anaphylaxis. S2 guideline of DGAKI Guidelines (S2) to acute therapy and management of anaphylaxis -update 2020 Epidemiology of anaphylaxis Anaphylaxis in an emergency setting -elicitors, therapy and incidence of severe allergic reactions Incidence of anaphylaxis with circulatory symptoms: a study over a 3-year period comprising 940,000 inhabitants of the Swiss Canton Bern Trends, characteristics, and incidence of anaphylaxis in 2001-2010: A population-based study Time trends in Australian hospital anaphylaxis admissions in 1998-1999 to 2011-2012 Increase in anaphylaxis-related hospitalizations but no increase in fatalities: an analysis of United Kingdom national anaphylaxis data A systematic review and cost-effectiveness analysis of specialist services and adrenaline auto-injectors in anaphylaxis Nahrungsmittelanaphylaxie. Daten aus dem deutschsprachigen Anaphylaxie-Register Triggers and treatment of anaphylaxis: an analysis of 4,000 cases from Germany, Austria and Switzerland Innate and adaptive immune responses to viral infection and vaccination Dysregulated Type I Interferon and Inflammatory Monocyte-Macrophage Responses Cause Lethal Pneumonia in SARS-CoV-Infected Mice Profiling Early Humoral Response to Diagnose Novel Coronavirus Disease (COVID-19) Breadth of concomitant immune responses prior to patient recovery: a case report of nonsevere COVID-19 Temporal profiles of viral load in posterior oropharyngeal saliva samples and serum antibody responses during infection by SARS-CoV-2: an observational cohort study Risk factors for severity and mortality in adult COVID-19inpatients in Wuhan Eosinophils capture viruses, a capacity that is defective in asthma Association of respiratory allergy, asthma, and expression of the SARS-CoV-2 receptor ACE2 Covid-19 in Critically Ill Patients in the Seattle Region -Case Series Eleven faces of coronavirus disease 2019 Hospitalized COVID-19 Patients With and Without ARDS Baseline Characteristics and Outcomes of 1591 Patients Infected With SARS-CoV-2 Admitted to ICUs of the Lombardy Region Eosinophil Responses During COVID-19 Infections and Coronavirus Vaccination Clinical Features of 69 Cases with Coronavirus Disease Die Allergologie stellt sich auf Covid-19 ein COVID-19 pandemic: Practical considerations on the organization of an allergy clinic -an EAACI/ARIA Position Paper A compendium answering 150 questions on COVID-19and SARS-CoV-2 Empfehlungen zur Behandlung der chronischen Rhinosinusitis während der COVID-19-Pandemie im deutschen Gesundheitssystem -Empfehlungen des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA) und der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf-und Halschirurgie (DGHNO-KHC) -Diese Empfehlungen basieren auf dem EAACI Positionspapier "Treatment of chronic RhinoSinusitis with nasal polyps (CRSwNP) in the COVID-19 pandemics -An EAACI Position Paper Acute At Home Management of Anaphylaxis During the Covid-19 Effects of a structured educational intervention on knowledge and emergency management in patients at risk for anaphylaxis the German Society for Nutrition (DGE), the German Society for Gastroenterology, Digestive and Metabolic Diseases (DGVS), the German Society for Oto-Rhino-Laryngology, Head and Neck Surgery, the German Society for Pediatric and Adolescent Medicine (DGKJ), the German Society for Pediatric Allergology and Environmental Medicine (GPA), the German Society for Pneumology (DGP), the German Society for Pediatric Gastroenterology and Nutrition (GPGE) EAACI guidelines on allergen immunotherapy: Hymenoptera venom allergy Handling of allergen immunotherapy in the COVID-19 pandemic: An ARIA-EAACI statement Allergen-Immuntherapie in der aktuellen Covid-19-Pandemie Diagnose und Therapie der Bienen-und Wespengiftallergie Status of healthcare provision to insect venom allergy sufferers during the Covid-19 pandemic Delving into cornerstones of hypersensitivity to antineoplastic and biological agents: value of diagnostic tools prior to desensitization Novel Approaches to Food Allergy Management During COVID-19Inspire Long-Term Change General considerations on rapid desensitization for drug hypersensitivity -a consensus statement Diagnosis and management of the drug hypersensitivity reactions in Coronavirus disease 19 EAACI position paper on how to classify cutaneous manifestations of drug hypersensitivity Auslöser von Arzneiexanthemen: Absetzen, durchbehandeln oder desensibilisieren? Desensitization in delayed drug hypersensitivity reactions -an EAACI position paper of the Drug Allergy Interest Group Goodman and Gilman's the Pharmacological Basis of Therapeutics Prevention of Anaphylaxis: The Role of the Epinephrine Auto-Injector Epinephrine: the drug of choice for anaphylaxis. A statement of the World Allergy Organization World Allergy Organization Anaphylaxis Guidelines: 2013 Update of the Evidence Base Anaphylaxis in children and adolescents: The European Anaphylaxis Registry Fatal and near-fatal anaphylactic reactions to food in children and adolescents United airway disease: current perspectives Asthma and Food Allergy in Children: Is There a Connection or Interaction? 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