key: cord-311429-adcmgd1i authors: Salzberger, B.; Buder, F.; Lampl, B. T.; Ehrenstein, B.; Hitzenbichler, F.; Holzmann, T.; Schmidt, B.; Hanses, F. title: Epidemiologie von SARS-CoV-2/COVID 19: Aktueller Stand date: 2020-10-29 journal: Gastroenterologe DOI: 10.1007/s11377-020-00479-y sha: doc_id: 311429 cord_uid: adcmgd1i Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2) is a beta coronavirus, which first appeared in 2019 and rapidly spread causing a worldwide pandemic. Here we present a nonsystematic review of the current knowledge on its epidemiological features. The SARS-CoV‑2 replicates mainly in the upper and lower respiratory tract and is mainly transmitted by droplets and aerosols from asymptomatic and symptomatic infected subjects. The estimate for the basic reproduction number (R0) is between 2 and 3 and the median incubation period is 6 days (range 2–14 days). Similar to the related coronaviruses SARS and Middle East respiratory syndrome (MERS), superspreading events play an important role in spreading the disease. The majority of infections run an uncomplicated course but 5–10% of those infected develop pneumonia or a systemic inflammation leading to hospitalization, respiratory and potentially multiorgan failure. The most important risk factors for a complicated disease course are age, hypertension, diabetes, chronic cardiovascular and pulmonary diseases and immunodeficiency. The current infection fatality rate over all age groups is between 0.5% and 1% and the rate rises after the sixth decade of life. Nosocomial transmission and infections in medical personnel have been reported. A drastic reduction of social contacts has been implemented in many countries with outbreaks of SARS-CoV‑2, leading to rapid reductions in R0. Most interventions have used bundles and which of the measures have been more effective is still unknown. Using mathematical models an incidence of 0.4%–1.8% can be estimated for the first wave in Germany. Das Virus repliziert überwiegend im oberen und unteren Respirationstrakt sowie im Gastrointestinaltrakt [28] . Eine systemische Infektion mit Virusnachweis im Blut ist bei schwerkranken Patienten beschrieben. Die Übertragung des Virus geschieht überwiegend durch Tröpfchen, die Infektionen typischerweise über eine Entfernung von bis zu 1,5 m übertragen können. Aerosole mit hoher Virusdichte können ebenfalls Infektionen auslösen [27] . Eine Übertragung durch Stuhl oder andere gastrointestinale Sekrete ist bisher nicht sicher nachgewiesen, beim ver- wandten SARS-Virus ist dies beschrieben [23] . Der wichtigste Faktor für eine rasche Verbreitung des Virus ist vermutlich die hochaktive Replikation im oberen Respirationstrakt, die auch eine Infektion durch oligo-oder asymptomatisch Infizierte bei geringem Abstand oder effektiver Aerosolbildung (z. B. Singen in engen Räumen) möglich macht. SARS dagegen ist erst nach dem Auftreten von Symptomen übertragbar, weder der Infektionsnoch der Replikationsort befindet sich hierbei im oberen Respirationstrakt [28] . Die Basisreproduktionszahl R0 (Mittelwert der Zahl von Personen, die von Tab. 1 Kennzahlen der Epidemiologie von SARS("severe acute respiratory syndrome")-CoV("coronavirus")-2 Basisreproduktionszahl Die Mehrzahl der Fälle trat bisher in der Altersgruppe zwischen 20 und 60 Jahren auf. In China, Korea, Italien und Deutschland zeigen sich dabei unterschiedliche Muster, die auch unterschiedliche Altersstrukturen der Bevölkerung widerspiegeln (. Abb. 1). Einheitlich ist die Altersgruppe der Kinder unter 10 Jahren bisher überall sehr viel weniger betroffen, der Grund hierfür ist nicht bekannt (. Abb. 1; [9, 10, 18, 21] ). Die Altersverteilung kann sich über die Zeit ändern, in Deutschland ist ein deutlicher Trend zu sehen: Infektionen nach Mai treten überwiegend bei jüngeren auf, die Infektionsraten bei diesen Gruppen sind in der Periode nach der ersten Welle höher als in der ersten Periode (. Abb. 2). Die Verschiebung der Infektionen zu einem niedrigeren Alter erklärt auch, warum nicht parallel zum Wiederanstieg der Fälle die Zahl der Hospitalisierungen ähnlich stark angestiegen ist [18] . Bereits früh wurden aus Kohortenstudien in der Provinz Hubei Infektionen beim medizinischen Personal berichtet, ebenso nosokomiale Übertragungen. Solche Infektionen traten v. a. in Notfallsituationen (z. B. Intubation) auf und dort, wo die Infektion der betreffenden Patienten nicht vorher bekannt war [27] . Es zeigte sich allerdings, dass Infektionen bei medizinischem Personal nicht einheitlich dem Arbeitsumfeld zuzuordnen waren. Im späteren Verlauf des Ausbruchs in Wuhan/Hubei waren Infektionen beim medizinischen Personal durch berufliche Tätigkeit selten, die Mehrzahl konnte anderen Kontakten zugeordnet werden. Der Anteil der Infektionen bei Personen des medizinischen Personals lag in China bei 2,7 %, in Italien bei 11,1 % und in Deutschland bei 5,8 % [9, 18, 27] . Unklar ist bei diesen Raten, welche Anteile der Übertragungen außerhalb oder in der beruflichen Tätigkeit erfolgten. In 2 großen nationalen Serokonversionsstudien (Spanien, Italien) zeigt sich jeweils eine etwa doppelt so hohe Seroprävalenz bei medizinischem Personal im Vergleich zur Infektionsrate über alle Berufsgruppen (Italien: 5,3 % vs. 2,8 %; Spanien: 10,2 % vs. 4,8 %; [8, 15] ). und Infektionen sind dank strikter Hygienemaßnahmen sehr selten geworden Die Zahl bzw. die Rate von Komplikationen und Todesfällen ist in diesem Kollektiv bisher sehr niedrig [9, 18, 27] . Das Spektrum der Folgen einer Infektion reicht von asymptomatischen Verläufen über Infektionen mit milden bis mäßig schweren Symptomen bis hin zu Pneumonien mit Lungenversagen, Multiorganversagen und Tod [4] . Die Häufigkeit asymptomatischer Infektionen kann aus Seroprävalenzstudien oder Ausbruchssituationen abgeleitet werden. Allerdings sind nicht alle nichtdiagnostizierten Infektionen asymptomatisch: Der Anteil an asymptomatischen Infektionen liegt dabei zwischen etwa 27 und 40 % [8, 12, 15] Pandemie · Basisreproduktionszahl · Inkubationszeit · Letalität · Inzidenz Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2) is a beta coronavirus, which first appeared in 2019 and rapidly spread causing a worldwide pandemic. Here we present a nonsystematic review of the current knowledge on its epidemiological features. The SARS-CoV-2 replicates mainly in the upper and lower respiratory tract and is mainly transmitted by droplets and aerosols from asymptomatic and symptomatic infected subjects. The estimate for the basic reproduction number (R0) is between 2 and 3 and the median incubation period is 6 days (range 2-14 days). Similar to the related coronaviruses SARS and Middle East respiratory syndrome (MERS), superspreading events play an important role in spreading the disease. The majority of infections run an uncomplicated course but 5-10% of those infected develop pneumonia or a systemic inflammation leading to hospitalization, respiratory and potentially multiorgan failure. The most important risk factors for a complicated disease course are age, hypertension, diabetes, chronic cardiovascular and pulmonary diseases and immunodeficiency. The current infection fatality rate over all age groups is between 0.5% and 1% and the rate rises after the sixth decade of life. Nosocomial transmission and infections in medical personnel have been reported. A drastic reduction of social contacts has been implemented in many countries with outbreaks of SARS-CoV-2, leading to rapid reductions in R0. Most interventions have used bundles and which of the measures have been more effective is still unknown. Using mathematical models an incidence of 0.4%-1.8% can be estimated for the first wave in Germany. Pandemic · Basic reproduction number · Incubation period · Mortality · Incidence Der Gastroenterologe Die Letalität kann nur geschätzt werden. Die Letalität wird am besten als Rate von Todesfällen unter allen infizierten Personen berechnet ("infection fatality rate", IFR [16] . Die Ausbreitung lag bei den genannten Influenzapandemien zwischen 9 und 40 % der Gesamtbevölkerung -eine starke Motivation zur effektiven Kontrolle der SARS-CoV-2-Infektion. Ein weiterer Parameter für die Schwere einer Epidemie ist die Übersterblichkeit. Aus 24 europäischen Staaten wurden kumulativ mehr als 185.000 Exzesstodesfälle in den ersten 18 Wochen 2020 berichtet, überwiegend in der Altersgruppe über 65 Jahre, aber auch in der Gruppe von 45 bis 64 Jahren [25] . In England besteht eine deutlich höhere Sterblichkeit in der ersten Jahreshälfte 2020 im Vergleich zu den Vorjahren ( [14] ; . Abb. 3a). In Deutschland ist keine Übersterblichkeit vorhanden, aber ein Signal ist aus den Sterbefallzahlen zu erkennen, deutlich für Baden-Württemberg und Bayern und nicht für Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt (. Abb. 3b; [5] ). Die Stärke der Signale korreliert mit der regionalen Epidemiologie: In den beiden südlichen Bundesländern waren hohe Infektionszahlen, in den beiden neuen Bundesländern sehr niedrige Zahlen vorhanden. SARS-CoV-2 hat sich nach dem ersten Ausbruch in Wuhan rasch international verbreitet, und eine Verbreitung und eine Übertragung sind auf allen Kontinenten zu verzeichnen. In einigen asiatischen Ländern (Republik Korea, Taiwan, Vietnam u. a.) sind durch konsequente Kontrollmaßnahmen größere Ausbrüche ausgeblieben. Die World Health Organization (WHO) hat den Ausbruch am 11.03.2020 als Pandemie klassifiziert. Bis Ende April 2020 wurden weltweit mehr Abb. 3 [3] . In den anderen Provinzen Chinas kam es initial zu kleineren Ausbrüchen durch Einschleppungen aus der Provinz Hubei, mittlerweile treten nur noch vereinzelte, meist importierte Fälle auf. Eine Reduktion von Kontakten sollte nach den bekannten Eigenschaften des Erregers die aktuelle Reproduktionszahl Rt so beeinflussen, dass diese unter 1 sinkt. Damit kann sich eine Infektion in einer Population nicht mehr ausbreiten. Welche der oben beschriebenen Maßnahmen notwendig oder einzeln wirksam sind, kann gerade bei Bündeln von Maßnahmen nicht geklärt werden. Nach Schätzungen der Epidemiologen des Imperial College London ist es nach Einführung der Maßnahmen in vielen Ländern zur Reduktion von Rt und damit zur Begrenzung der Ausbreitung gekommen [7] . In den epidemiologischen Daten aus den meisten europäischen Staaten ist eine erste Infektionswelle zwischen Mitte Februar und Ende Mai deutlich zu erkennen. SARS-CoV-2 infection fatality risk in a nationwide seroepidemiological study Infection fatality ratios for COVID-19 among noninstitutionalized persons 12 and older: results of a random-sample prevalence study The outbreak of COVID-19 in China Epidemiological and clinical characteristics of 99 cases of 2019 novel coronavirus pneumonia in Wuhan, China: a descriptive study Sterbefälle -Fallzahlen nach Tagen Estimating the overdispersion in COVID-19 transmission using outbreak sizes outside China Estimating the effects of non-pharmaceutical interventions on COVID-19 in Europe PrimiRisultati Dell'Indagine Di Sieroprevalenza Sul SARS-CoV-2. Ministerio del Saluta Epidemia COVID-19 Korean Centers of Disease Control (2020) Updates on COVID-19 in Republic of Korea The incubation period of Coronavirus disease 2019 (COVID-19) from publicly reported confirmed cases: estimation and application Suppression of a SARS-CoV-2 outbreak in the Italian municipality of Vo Early transmission dynamics in Wuhan, China, of novel Coronavirusinfected pneumonia Weekly deaths in England and Wales Prevalence of SARS-CoV-2 in Spain (ENE-COVID): a nationwide, population-based seroepidemiological study Novel framework for assessing epidemiologic effects of influenza epidemics and pandemics RKI (2020a) Corona-Monitoring lokal -Erste Eckdaten für Bad Feilnbach Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) 25.08.2020 -Aktualisierter Stand für Deutschland Estimating the burden of SARS-CoV-2 in France Infection fatality rate of SARS-CoV-2 infection in a German community with a superspreading event The Novel Coronavirus Pneumonia Emergency Response Epidemiology Team (2020) The epidemiological characteristics of an outbreak of 2019 novel coronavirus diseases (COVID-19)-China Seroprevalence of SARS-CoV-2 in Hong Kong and in residents evacuated from Hubei province, China: a multicohort study Systematicreviewwithmeta-analysis: SARS-CoV-2 stool testing and the potential for faecal-oral transmission Estimatesof the severity of coronavirus disease 2019: a modelbased analysis Excess all-cause mortality during the COVID-19 pandemic in Europe-preliminary pooled estimates from the EuroMOMO network WHO (2020) Coronavirus Disease (COVID-2019) Situation Report, 25.08.2020. Geneva Report of the WHO-China Joint Mission on Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Virological assessment of hospitalized patients with COVID-2019