key: cord-339077-pxf2u68u authors: Zerwes, Sebastian; Hernandez Cancino, F.; Liebetrau, D.; Gosslau, Y.; Warm, T.; Märkl, B.; Hyhlik-Dürr, A. title: Erhöhtes Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen bei Intensivpatienten mit CoViD-19-Infektion? – Erste Daten date: 2020-06-05 journal: Chirurg DOI: 10.1007/s00104-020-01222-7 sha: doc_id: 339077 cord_uid: pxf2u68u BACKGROUND: The incidence of deep vein thrombosis (DVT) in CoViD-19 patients in intensive care units (ICU) has so far been investigated in only a few studies. Prospective comparative studies with non-CoViD-19 ICU patients are completely lacking. OBJECTIVE: Evaluation of the incidence of DVT in ICU patients with CoViD-19 compared to non-CoViD-19 ICU patients who were treated in the University Hospital Augsburg during the same period. In addition, the aim was to investigate what type of anticoagulation was present in CoViD-19 patients at the time the DVT occurred and to what extent DVT is associated with increased mortality in this patient population. MATERIAL AND METHODS: In this prospective single center study, which was conducted between 18 April 2020 and 30 April 2020, 20 SARS-CoV2 positive patients were compared with 20 non-CoVid-19 patients in the ICU with respect to the occurrence of DVT. For this purpose, demographic data, laboratory parameters, and clinical outcomes were recorded and evaluated. RESULTS: The rate of DVT in the investigated patient collective was markedly higher in patients with SARS-CoV2 (CoViD-19 patients 20% vs. non-CoViD-19 patients 5%). Both DVT and elevated D‑dimer levels were associated with increased mortality in the present study. CONCLUSION: We recommend the determination of D‑dimer levels and, in the case of elevated levels, the broad indication for compression sonography of the deep leg veins on admission of patients with suspected or confirmed SARS-CoV2. In this way DVT in the setting of CoViD-19 can be recognized early and therapeutic anticoagulation can be started. All inpatient CoViD-19 patients should receive thrombosis prophylaxis with low molecular weight heparin. Further studies on point of care methods (TEG®, ROTEM®) for the detection of hypercoagulability in SARS-CoV2 are necessary. Hintergrund Seit ihrem Ausbruch im Dezember 2019 in Wuhan, China, hat sich die CoViD-19-Infektion in rasanter Geschwindigkeit ausgebreitet und ist zu einer globalen Pandemie geworden [1] . Dabei scheint die CoViD-19-Erkrankung unter anderem das kardiovaskuläre System anzugreifen, was die aktuell beobachtete erhöhte Letalität begründen könnte [2] [3] [4] . Besonders die durch das SARS-CoV2-Virus mutmaßlich getriggerten Veränderungen der Gefäßinnenwand (Intima) durch eine ausgeprägte Inflammation sowie eine generelle Koagulopathie könnten die in mehreren aktuellen Studien belegte erhöhte Anzahl thrombembolischer Ereignisse im venösen und arteriellen System erklären [1, [5] [6] [7] . Es ist bekannt, dass intensivpflichtige Patienten per se ein erhöhtes Risiko für thrombembolische Ereignisse aufweisen: So treten bei Intensivpatienten Thrombosen je nach Grunderkrankung mit einer Wahrscheinlichkeit von 10-80 % auf; 10-15 % der Patienten entwickeln trotz Thromboseprophylaxe eine tiefe Beinvenenthrombosen (TVT; [8, 9] ). Gründe hierfür können unter anderem Immobilisation, Veränderungen der Hämodynamik sowie Veränderungen der Blutzusammensetzung sein [10] [11] [12] . Wie hoch die Inzidenz tiefer Beinvenenthrombosen bei intensivpflichtigen CoViD-19-Patienten ist, wurde bisher je-doch nur in wenigen Studien untersucht; die angegebenen Raten variierten deutlich von 1-56 % [1, 5, 7] . Prospektive vergleichende Studien mit Non-CoViD-19-Intensivpatienten fehlen gänzlich. Wir berichten in dieser prospektiven Single-Center-Untersuchung über die Inzidenz tiefer Beinvenenthrombosen bei 20 an CoViD-19 erkrankten Intensivpatienten, verglichen mit 20 Non-CoViD-19-Patienten, die im selben Zeitraum auf den Intensivstationen des Universitätsklinikums Augsburg behandelt wurden. Neben der Inzidenz soll geklärt werden, inwiefern das Vorliegen einer TVT auch bei CoViD-19-erkrankten Intensivpatienten mit einer erhöhten Letalität einhergeht. Zudem wird die vorbestehende Antikoagulation zum Zeitpunkt des Auftretens der TVT beschrieben und diskutiert. Kardiale Dekompensation Andere Die Laborparameter zum Zeitpunkt der Ultraschalluntersuchung, das Vorliegen einer TVT, die gerinnungshemmende Medikation, das Vorliegen einer Lungenembolie, die Tage der invasiven Beatmung sowie Letalität der jeweiligen Gruppe sind in . Tab. 2 erfasst. Im Gesamtkollektiv fanden sich 5 TVT: davon traten 4 Thrombosen bei den Patienten mit SARS-CoV2-Nachweis auf (4/20 = 20 %). Bei 3 Patienten im Gesamtkollektiv, respektive 2 in der CoViD-Gruppe, konnte im Rahmen des durchgeführten Screenings eine TVT als Zufallsbefund erstdiagnostiziert wer-den. Im CoViD-Kollektiv (n = 4) traten 3 Thrombosen einseitig auf, nur eine TVT betraf beide Beine. Die Durchführung des exakten Tests nach Fisher zeigte keinen signifikanten Unterschied bezüglich der Inzidenz von TVT zwischen den untersuchten Patientenkollektiven. Die Altersverteilung bezogen auf die TVT ist in . Tab. 3 aufgeführt. Alle Co-ViD-Patienten mit TVT sind dabei in der Altersgruppe 60 bis 69 Jahre zu finden. Alle Patienten erhielten ab Aufnahmezeitpunkt eine Thromboseprophylaxe mit NMH s.c. oder befanden sich noch im therapeutischen Bereich bei vorbestehender Vollantikoagulation mittels DOAK. Zum Zeitpunkt der Kompressi- Chirurg https://doi.org/10.1007/s00104-020-01222-7 © Der/die Autor(en) 2020 In this prospective single center study, which was conducted between 18 April 2020 and 30 April 2020, 20 SARS-CoV2 positive patients were compared with 20 non-CoVid-19 patients in the ICU with respect to the occurrence of DVT. For this purpose, demographic data, laboratory parameters, and clinical outcomes were recorded and evaluated. Results. The rate of DVT in the investigated patient collective was markedly higher in patients with SARS-CoV2 (CoViD-19 patients 20% vs. non-CoViD-19 patients 5%). Both DVT and elevated D-dimer levels were associated with increased mortality in the present study. Noch bestehende Antikoagulation bei Bridging/Switching Patienten der vorliegenden Studie aktiv auf eine TVT gescreent wurden. Insgesamt sind die Ergebnisse bezüglich der gesteigerten Inzidenz von TVT in der vorliegenden Studie bei SARS-CoV2positiven Intensivpatienten mit der aktuellen Datenlage vergleichbar [1, 5, 7] . Wie das SARS-CoV2-Virus dabei konkret Einfluss auf das Gerinnungssystem und damit assoziierte thrombembolische Ereignisse nimmt, konnte in der vorliegenden Arbeit nicht eruiert werden. Prinzipiell gibt es hierzu zwei unterschiedliche Thesen: Einerseits könnte das SARS-CoV2-Virus die Gefäßwand, getriggert durch immunologische Prozesse, direkt angreifen und somit zu einer lokalen Thrombose, ausgelöst durch einen Intimaschaden, führen [6, 14] . So konnten Varga et al. post mortem Viruspartikel in Endothelzellen von CoViD-19-Patienten nachweisen [15] . Hierzu passt die von Klok et al. publizierte niedrige Rate von 1 % TVT bei einem Patientenkollektiv von 184 intensivpflichtigen CoViD-19-Patienten -unabhängig von der niedrigen Rate an TVT hatte sich bei 14 % der Patienten eine Lungenarterienembolie gezeigt, was das Konzept einer lokalen Thrombose (und nicht einer konventionellen Thrombembolie) stützt [5] . Die Ergebnisse der aktuellen Studie deuten jedoch noch in eine andere Richtung: Lediglich ein Patient erlitt eine Lungenarterienembolie, bot aber auch gleichzeitig die Diagnose einer TVT, was zum Bild der klassischen Thrombembolie passt. Insofern erscheint ein anderer Aspektnichtminderwichtig: Die CoViD-19-Infektion führt nicht nur zu einem lokalen, sondern vielmehr auch zu einem systemischen Geschehen im Sinne einer vermutlich immunologisch getriggerten Koagulopathie. Dieser Ansatz wird von nahezu allen bisher publizierten Arbeiten zu thrombembolischen Ereignissen bei intensivpflichtigen CoViD-19-Patienten postuliert und erklärt die deutlich erhöhte Anzahl von TVT [1-3, 7, 16] . Interessanterweise entwickelte ein CoViD- [17] . Umso wichtiger erscheint unter diesen Aspekten die frühzeitige Diagnosestellung einer Koagulopathie und der damit assoziierten thrombembolischen Ereignisse. In Anlehnung an die bereits publizierte Konsensusempfehlung der Internationalen Gesellschaft für Thrombose und Hämostase (ISTH) sowie aufgrund der aktuellen Studienlage halten wir die standardmäßige D-Dimer-Erhebung zum Aufnahmezeitpunkt bei stationären und insbesondere intensivpflichtigen SARS-CoV2-positiven Patienten für sinnvoll [18] . Zudem sollte bei erhöhten D-Dimeren und/oder klinischen Thrombosezeichen eine Kompressionssonographie des tiefen Venensystems erfolgen, um die generell empfohlene Antikoagulationmit niedermolekularem Heparinin prophylaktischer Dosierung gegebenenfalls therapeutisch anpassen zu können [16, 19] . Ein Nachteil der Bestimmung von D-Dimeren ist jedoch die Tatsache Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ licenses/by/4.0/deed.de. 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