key: cord-0004706-t1z6hxqq authors: Grünewald, Thomas title: Strukturelle Erfordernisse für das Management von Patienten mit hochkontagiösen, lebensbedrohlichen Erkrankungen – Update 2015 date: 2015-06-23 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-015-2159-9 sha: c3ba4e042c5173d4a141f12cc5af6bcc9d7e9bb1 doc_id: 4706 cord_uid: t1z6hxqq The care of highly contagious life-threatening infectious diseases (HLID) requires specialized treatment facilities that are capable of strict isolation measures and appropriate medical treatment. The German approach to the management of these diseases, which is maintained by the Permanent Working Group of Medical Competence and Treatment Centers for Highly Contagious and Life-Threatening Diseases (STAKOB) is adjusted in the present publication with regards to recent experiences and upcoming needs. Clear synergies in using infrastructures and bundling of resources have led to similar efforts at the European level. The German concept, therefore, has a pioneering role. This update is intended to improve professional patient care and also minimize the risk of disease spread and transmission. Die Versorgung von Patienten mit hochkontagiösen, lebensbedrohlichen Erkrankungen (HKLE) erfordert neben einer spezialisierten Behandlung, die die strikte Isolierung der Erkrankten und Krankheitsverdächtigen beinhaltet, auch erhebliche epidemiologische, logistische und nicht zuletzt materielle Aufwendungen. Seit dem Jahr 2000 existiert in Deutschland ein nationales Konzept zum Management und zur Kontrolle dieser hochkontagiösen, lebensbedrohlichen Erkrankungen [1] . Dieses wurde zuletzt in den Jahren 2001 bis 2003 aktualisiert [2] [3] [4] . Im Verlauf der letzten Dekade haben sich jedoch sowohl epidemiologische (gekennzeichnet u. a. durch das Auftreten neuer Erreger und nicht zuletzt durch die aktuelle Situation aufgrund des größten jemals registrierten Ebolafieber-Ausbruchs in Westafrika, der Ende Dezember 2013 in Guinea begann) als auch konzeptionelle Veränderungen ergeben, die im vorliegenden Update dargestellt und geklärt/verdeutlicht werden sollen. Hierbei ist es insbesondere notwendig, die Erfordernisse der Versorgung solcher Patienten auf dem Boden der in Deutschland gemachten Erfahrungen ("lessons learned") mit importierten bzw. repatriierten Fällen von Lassa-Fieber und Ebolafieber [5] [6] [7] [8] [9] [10] darzustellen sowie die Aspekte der Diskussion auf internationaler Ebene [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] zu vergegenwärtigen und zu strukturieren. Vor allen Dingen das Auftreten neuer, potenziell hochkontagiöser Erreger, die mit einer hohen Letalität einhergehen können (MERS-Coronaviren, verschiedene hochpathogene aviäre Influenzaviren, Bas-Congo-Virus, Chaparé-und Lujo-Virus), zeigt, dass neben der Expertise in der Erregerdetektion und -charakterisierung auch ein erhebliches Maß an klinischem Sachverstand zur adäquaten und -im epidemiologischen Kontext -sicheren Versorgung entsprechend Erkrankter erforderlich ist. In Deutschland existieren nunmehr sieben sogenannte "Behandlungszentren" (. Tab. 1) sowie ein Trainingszentrum in der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg, die strukturelle, materielle und logistische Ressourcen zur Versorgung von Patienten mit HKLE vorhalten. In den Behandlungszentren wird zudem intensiv geschultes Personal mit entsprechender Fachkenntnis vorgehalten. Die genannten Zentren haben sich mit den ihnen als Komponente des öffentlichen Gesundheitsdienstes zugeordneten sog. Kompetenzzentren im Jahre 2003 zur Arbeitsgemeinschaft und im Jahr 2014 zu einem Ständigen Arbeitskreis der Kompetenzund Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen (STAKOB) am Robert Koch-Institut (RKI) zusammengeschlossen [18, 19] Aus den Erfahrungen der jeweiligen Zentren lassen sich für die Behandlungszentren die nachfolgend dargestellten strukturellen Anforderungen ableiten. Sie stellen dementsprechend die Konsensus-Empfehlungen des STAKOB dar. Diese haben natürlich keinen juristisch verbindlichen Charakter und sollen die gesetzlichen Grundlagen des Betriebs von Sonderisolierstationen (TRBA 250 [20] und BioStoffV [21] ) nicht ersetzen, sondern aus der klinischen Erfahrung heraus sinnvoll ergänzen, zumal auch die Betreuung solcher Patienten, die an Infektionen mit Erregern leiden, die nicht der Schutzstufe 4 unterliegen (siehe auch die Zusammenstellung der Erreger in der . Tab. 2), in den STAKOB-Zentren aufgrund der vorgehaltenen Expertise Sinn machen kann. Ein Teil der Behandlungszentren nutzt die vorhandenen Kapazitäten nicht zuletzt auch zur Versorgung von Patienten mit multiresistenten Pathogenen. Hier geht es insbesondere um Erreger wie multiresistente/extensiv resistente (MDR, XDR) M. tuberculosis-Stämme sowie um gramnegative Pathogene (4-MRGN-Erreger nach der aktuellen KRINKO-Klassifikation [22] The care of highly contagious life-threatening infectious diseases (HLID) requires specialized treatment facilities that are capable of strict isolation measures and appropriate medical treatment. The German approach to the management of these diseases, which is maintained by the Permanent Working Group of Medical Competence and Treatment Centers for Highly Contagious and Life-Threatening Diseases (STAKOB) is adjusted in the present publication with regards to recent experiences and upcoming needs. Clear synergies in using infrastructures and bundling of resources have led to similar efforts at the European level. The German concept, therefore, has a pioneering role. This update is intended to improve professional patient care and also minimize the risk of disease spread and transmission. Mitarbeiter zwischen der direkten Patientenversorgung im Isolierbereich und der Erfüllung supportiver, logistischer oder dokumentarischer Aufgaben außerhalb des Isolierbereichs kann die individuelle Arbeitsbelastung reduzieren und die Effizienz der pflegerischen und ärztlichen Versorgung erhöhen. Außerhalb des Sonderisolierbereichs sollten Personalaufenthalts-und -ruheräume zur Verfügung stehen; das Personal darf diesen Bereich (z. B. in Arbeitspausen) nicht in der benutzten Bereichskleidung verlassen. Es müssen Konzepte für die Nutzung der Bereiche außerhalb der Sonderisolierstation unter den Bedingungen einer HKLE-Betreuung vorhanden und mit der Klinikleitung abgestimmt sein. Im Rahmen einer vorausschauenden Personalplanung stellt gerade bei einer länger andauernden Behandlungssituation ein Personalsupport aus anderen Behandlungszentren eine sinnvolle Ergänzung der Ressourcen des jeweiligen Behandlungszentrums dar. Entsprechende Vereinbarungen müssen im Vorfeld auf fachlicher und arbeitsrechtlicher Ebene getroffen werden. Der besonderen Situation des Personals in den Behandlungszentren sollte nicht zuletzt auch durch Angebote einer psychologischen Betreuung während und nach einer Isolierungsbehandlung Rechnung getragen werden. Es empfiehlt sich ohnehin, den Mitarbeitern, die in einem solchen Quarantäneteam zur Verfügung stehen, schon im Vorfeld entsprechende Bewältigungsangebote zu machen. Dies ist dann unabdingbar, wenn es im Rahmen einer Exposition zur Notwendigkeit postexpositioneller Maßnahmen kommt. Erfahrungen aus den vorliegenden Behandlungsfällen zeigen, dass gerade hier der Bedarf für ein professionelles Coping sehr hoch ist. Es ist evident, dass die sonst bei der Patientenversorgung üblichen Routinemaßnahmen nur unter den Kautelen der strikten Isolierung durchgeführt werden können. Somit sind laborchemische und mikrobiologische Untersuchungen auf solche vor Ort beschränkt. Die Behandlungszen-tren halten entsprechende Point-of-Care-Systeme vor, die bei der klinisch-chemischen Diagnostik sowie der Basismikrobiologie zum Einsatz kommen. Ebenso müssen radiologische und etwaige endoskopische Maßnahmen auf die unmittelbare Patientenumgebung beschränkt bleiben. Der Transport eines hochkontagiösen Patienten im Krankenhaus muss unterbleiben. Schutz vor lebensbedrohenden importierten Infektionskrankheiten Erste medizinische und antiepidemische Maßnahmen bei Verdacht auf viral hämorrhagisches Fieber Management of patients in Germany with suspected viral haemorrhagic fever and other potentially lethal contagious infections Management biologischer Gefahrenlagen: Überlegungen zur notwendigen Infrastruktur in Ländern und Kommunen Imported Lassa fever in Germany: surveillance and management of contact persons Monitoring of clinical and laboratory data in two cases of imported Lassa fever A case of severe Ebola virus infection complicated by gram-negative septicemia Severe Ebola virus disease with vascular leakage and multiorgan failure: treatment of a patient in intensive care Isolation in patients with Ebola virus disease Response to imported case of Marburg hemorrhagic fever, the Netherlands Framework for the design and operation of high-level isolation units: consensus of the European network of infectious diseases Infection control in management of highly pathogenic infectious diseases: consensus of the European network of infectious disease Isolation rooms for highly infectious diseases: an inventory of capabilities in European countries Training health care workers to face highly contagious diseases Bichat guidelines for the clinical management of haemorrhagic fever viruses and bioterrorism-related haemorrhagic fever viruses Lessons from nosocomial viral haemorrhagic fever outbreaks Aufgaben und Funktion der Ständigen Arbeitsgemeinschaft der Kompetenz-und Behandlungszentren (StAKoB) ?__ blob=publicationFile&v=8. Zugegriffen: 18. Dez RKI (KRINKO) (2012) Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen ?__ blob=publicationFile. Zugegriffen: 18. Dez Factors associated with Marburg hemorrhagic fever: analysis of patient data from Uige Ebola virus disease in west africa -the first 9 months of the epidemic and forward projections Clinical illness and outcomes in patients with ebola in sierra leone Clinical presentation of patients with Ebola virus disease in Conakry, Guinea Vorstellung des Evakuierungsflugzeuges Role of air distribution in SARS transmission during the largest nosocomial outbreak in Hong Kong Was tun bei Ebolafieber-Verdacht? vom jeweils zuständigen Rettungsdienst zu gewährleisten.Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass ein Lufttransport von an HKLE Erkrankten oftmals notwendig (Re-bzw. Expatriierung) und auch prinzipiell möglich ist. Auch eine fachgerechte Dekontamination der Fluggeräte ist grundsätzlich durchführbar. Die Bundesregierung hat während des Ebolafieber-Ausbruchs in Westafrika eine entsprechende Transportmöglichkeit mit einem speziell ausgestatteten Fluggerät geschaffen [32] : Dieses kann im Falle eines erforderlichen Lufttransports eingesetzt werden. Die medizinische Betreuung obliegt Einsatzteams aus den Behandlungszentren des STAKOB (aktuell aus dem Behandlungszentrum Berlin). Das zuerst in den Jahren 2000 und 2001 inaugurierte Konzept einer dezentralen Patientenversorgung im Falle des Auftretens von HKLE hat sich bei den Einzelfällen, die in der letzten Dekade betreut werden mussten, bewährt (Lassa-HF, SARS, Ebolavirus-Krankheit, etc.). Die Erfahrungen aus diesen Fällen haben zu einzelnen Modifikationen der Gesamtkonzeption im Hinblick auf die strukturellen und personellen Erfordernisse und Gegebenheiten in den Behandlungszentren geführt [33, 34] . Diese wurden hier dargestellt. Der Zusammenschluss aller Kompetenz-und Behandlungszentren in einem Ständigen Arbeitskreis (STAKOB) hat Synergien im Sinne einer systematischen Verbesserung der Infrastrukturen und einer Bündelung von Ressourcen ermöglicht. Diese Fortschritte haben zu vergleichbaren Anstrengungen auf europäischer Ebene (EuNID-Netzwerk) geführt [12] .