key: cord-0004708-ykl16n1l authors: Alpers, K.; Stark, K.; Hellenbrand, W.; Ammon, A. title: Zoonotische Infektionen beim Menschen: Übersicht über die epidemiologische Situation in Deutschland date: 2004 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-004-0867-7 sha: 5b4ae92ba58d89bf77dfbee7a370e778b7028001 doc_id: 4708 cord_uid: ykl16n1l Zoonoses are infectious diseases that can be transmitted from vertebrate animals to humans. Their significance lies in the large number of cases that occur, the high case fatality ratio of certain zoonoses, and the potential for some pathogens as yet restricted to animal hosts to cross the species barrier and infect humans. Changing habits in food production (for example, intensive animal husbandry) and food consumption as well as demographic, climatic, and ecological factors contribute to the spread of zoonotic pathogens. Several zoonoses are notifiable in Germany according to the Protection Against Infection Act enacted 1 January 2001. The European Commission issued a new directive on the monitoring of zoonoses and zoonotic agents on 17 November 2003. There is ongoing need to develop further measures to prevent and control zoonotic diseases on a national as well as international basis. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die auf natürlichem Wege vom Tier (Vertebraten) auf den Menschen übertragen werden können. Die Zoonoseerreger umfassen Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze oder andere biologische Einheiten (z. B. Prionen) (⊡ Tabelle 1). Die Zoonosen sind charakterisiert durch ein Tierreservoir, bestimmte Übertragungsmodi und eine definierte Krankheit beim Menschen. Unter Reservoir versteht man hier Tiere, bei denen der Erreger unter natürlichen Bedingungen vorkommt und sich vermehrt. Je nach Erreger können die Tiere ebenfalls erkranken oder asymptomatisch infiziert sein. Die Erreger können entweder auf direktem Weg vom Tier auf den Menschen übertragen werden (orale Aufnahme, Inhalation, Haut-oder Schleimhautkontakt, Tierbiss) oder indirekt über Tierprodukte (vor allem Lebensmittel) und Arthropoden (Stechmücken, Zecken, Läuse u. a.). Manche Zoonoseerreger haben auch das Potenzial der Übertragung von Mensch zu Mensch. Zoonosen haben weltweit und auch in Deutschland eine immense Bedeutung, aufgrund der Häufigkeit der Erkrankungsfälle, der hohen Letalität einzelner Zoonosen und dem Bedrohungspotenzial, das von Erregern ausgeht, die bisher zwar ausschließlich oder überwiegend im Tierreservoir präsent sind, aber potenziell die Artengrenze zum Menschen überwinden können [1] . Weltweit Die Gründe für eine verstärkte Ausbreitung von Zoonoseerregern liegen zum einen beim Menschen selbst. Freizeit-und berufliche Aktivitäten im Freien (z. B. Han-taviren, Borrelia burgdorferi, FSME-Virus), Reisen in entlegene (tropische) Regionen oder die Haltung exotischer Haustiere erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Kontakts mit infizierten Tieren und Vektoren. Landwirtschaftliche, verkehrstechnische und siedlungsbedingte Aktivitäten lassen den Menschen immer weiter in entlegene Regionen der Erde vordringen. Veränderte Bedingungen der Lebensmittelproduktion (inklusive Massentierhaltung) und der Ernährung fördern ebenfalls die Verbreitung von Zoonoseerregern. So werden z. B. Schlachttiere heute oft über weite Strecken transportiert und tierische Produkte großflächig vertrieben [3, 4] . Zu erwähnen sind außerdem demografische Veränderungen in humanen Populationen (z. B. Verschiebung der Alterspyramide, Zunahme des Anteils von Patienten mit Immundefizienz), die die Empfänglichkeit für und den Schweregrad der Erkrankung durch bestimmte Zoonoseerreger erhöhen (z. B. Kryptosporidien, Toxoplasmose bei HIV-Infektion, SARS bei älteren Menschen). Aufgrund des modernen Reiseverkehrs können sich Erreger innerhalb von Stunden oder Tagen über Länder und Kontinente hinweg ausbreiten [4] . Einen starken Einfluss auf die geografische Verbreitung von Zoonosen haben klimatische und ökologische Faktoren, die die Lebensbedingungen von Tieren und Vektoren verbessern. Zunehmend warme Winter führen beispielsweise zu verbesserten Bedingungen für Zecken (als Vektor für B. burgdorferi und FS-ME-Virus). In vielen Großstädten in weniger entwickelten Ländern fördern die Ausbreitung von Slums und mangelnde Im Rahmen des seit 1. Januar 2001 geltenden Infektionsschutzgesetzes (IfSG) [5] unterliegt eine Reihe von Zoonosen der weben in der Xenotransplantation) eine Gefährdung des Menschen durch Zoonoseerreger darstellen. Auch der mögliche Missbrauch von Mikroorganismen und/ oder der von ihnen produzierten Toxine im Rahmen bioterroristischer Aktivitäten ist zu berücksichtigen. Gegen die meisten Zoonoseerreger existiert keine wirksame Impfung. Umso wichtiger sind andere geeignete Maß- Zoonosen · Surveillance · Infektionsschutzgesetz · EU-Zoonosen-Überwachungsrichtlinie · Prävention Zoonoses are infectious diseases that can be transmitted from vertebrate animals to humans. Their significance lies in the large number of cases that occur, the high case fatality ratio of certain zoonoses, and the potential for some pathogens as yet restricted to animal hosts to cross the species barrier and infect humans. Changing habits in food production (for example, intensive animal husbandry) and food consumption as well as demographic, climatic, and ecological factors contribute to the spread of zoonotic pathogens. Several zoonoses are notifiable in Germany according to the Protection Against Infection Act enacted 1 January 2001. The European Commission issued a new directive on the monitoring of zoonoses and zoonotic agents on 17 November 2003. There is ongoing need to develop further measures to prevent and control zoonotic diseases on a national as well as international basis. Zoonoses · Surveillance · Protection Against Infection Act · EU Zoonoses Directive · Prevention Die Zoonosen gehören zu den häufigsten nach IfSG gemeldeten übertragbaren Krankheiten. Ihr Anteil beträgt insgesamt über die Hälfte aller an das RKI übermittelten Infektionskrankheiten. Die tatsächliche Häufigkeit ist jedoch bei den meisten Erkrankungen nicht genau bekannt: Viele Erkrankte suchen bei leichten und kurzen Krankheitsverläufen keinen Arzt auf, viele Erkrankungen werden ätiologisch nicht geklärt, und nicht alle diagnostizierten Erkrankungsfälle werden gemeldet. Insgesamt ist also von einer je nach Krankheit unterschiedlichen Untererfassung der Fälle auszugehen. Nicht alle heute meldepflichtigen Zoonoseerkrankungen beim Menschen waren auch schon nach dem Bundes-Seuchengesetz meldepflichtig. Zudem sind die Zahlen der Jahre vor 2001 nur bedingt mit den nach IfSG übermittelten Daten vergleichbar, da damals keine Falldefinitionen zur Anwendung kamen. ⊡ Tabelle 2 zeigt die an das RKI übermittelten Erkrankungszahlen an Zoonosen für die Jahre 2001-2003. Einen Überblick über Vorkommen und Verbreitung der meldepflichtigen Krankheiten und Erreger gibt das jährlich erscheinende Infektionsepidemiologische Jahrbuch des Robert Koch-Instituts [8, 9, 10] . Vertiefende Analysen zur Situation ausgewählter Infektionskrankheiten und ihre Erreger sowie ausführliche Darstellungen wichtiger Ausbrüche werden im wöchentlichen Epidemiologischen Bulletin publiziert. Unter allen nach dem IfSG meldepflichtigen Krankheitserregern werden am häufigsten Enteritissalmonellen übermittelt, also Bakterien der Gattung Salmonella enterica mit Ausnahme der Serovare Typhi und Paratyphi. Obwohl zahlreiche Serovare vorkommen, treten epidemiologisch und klinisch vor allem S. Enteritidis und S. Typhimurium in den Vordergrund [11] . Salmonellen sind im Tierreich weit verbreitet, besonders bei Geflügel, Schweinen und Rindern. Die Übertragung erfolgt überwiegend durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel tierischen Ursprungs (Geflügel, Eier, Eierspeisen, unpasteurisierte Milch, Fleisch und Fleischprodukte). Vor allem im Rahmen von Ausbruchsuntersuchungen in anderen Ländern konnte gezeigt werden, dass Salmonelleninfektionen auch durch den Verzehr von kontaminierten pflanzlichen Lebensmitteln wie Sprossen [12] , Tomaten [13] , Haferflocken [14] und Melonen [15] verursacht werden können. Bei Untersuchungen von Salmonellenausbrüchen in Deutschland wurden als mögliche Vehikel auch geräucherter Aal [16] , Schokolade [17] und nicht sachgemäß zubereiteter Kräutertee [18] Die am zweithäufigsten nach IfSG übermittelten Infektionserreger sind darmpathogene Campylobacter, weltweit gelten sie als die häufigste bakterielle Ursache der infektiösen Gastroenteritis [19] . C. je- Eine Reihe von Zoonosen kann auch über kontaminiertes Trink-oder Badewasser übertragen werden. Da Parasiten durch die übliche Trinkwasserdesinfektion nicht abgetötet werden, spielen sie in Industrieländern eine besondere Rolle. In Deutschland werden wasserbürtige Infektionen bisher eher selten erfasst. Dies kann eine niedrige Inzidenz aufgrund hoher Qualität der Wasseraufbereitung widerspiegeln, aber auch daran liegen, dass wasserbürtige Infektionen oft nicht als solche erkannt werden. Untersuchungen der letzten Jahre zeigen jedoch, dass Ausbrüche durch Cryptosporidium parvum [29] und Giardia lamblia [30] auch hierzulande möglich sind. Bei immerhin Im Jahr 1980 wurde man bei Untersuchungen zu fäkal-oral übertragenen Hepatitiden in Indien auf das Hepatitis-E-Virus (HEV) aufmerksam [38] , das zu den Caliciviren gezählt wird. Da auch in Schweinen HEV nachgewiesen wurde und sich zudem eine Reihe von anderen Tieren (Affen, Schafe, Ratten, Mäuse) experimentell infizieren lässt, ist zu vermuten, dass es sich um einen Zoonoseerreger handelt. Ansteckungswege und klinisches Bild ähneln dem der Hepatitis A mit einem etwas schwereren Verlauf [39] . Bei infizierten Schwangeren wird gehäuft ein akutes Leberversagen mit einer Letalität bis zu 20% beobachtet. Seit Januar 2001 sind Nachweise von akuten HEV-Infektionen meldepflichtig (⊡ Tabelle 2). Für die meisten Fälle kann ein Aufenthalt in einem Endemiegebiet oder Kontakt zu Rückkehrern aus diesen Gebieten ermittelt werden. Dennoch bleiben einige Erkrankungen [8, 9, 10, 40] , bei denen die Herkunft der Hepatitis E unklar ist. Dies kann ein Hinweis auf eine unerkannte Übertragung von Erkrankten in Deutschland sein oder aber auf autochthone (zoonotische) Übertragung innerhalb Deutschlands hinweisen. Diese Fälle müssen gezielt nachuntersucht werden [41] . Seit den 90er-Jahren wird in Deutschland sowohl ein Anstieg der Zahl der gemeldeten Q-Fiebererkrankungen als auch der Q-Fieberausbrüche beobachtet [8, 9, 43] (⊡ Tabelle 2) . Ein hoher Anteil der gemeldeten Fälle trat im Rahmen von Häufungen auf. Der Anstieg der Fallzahlen in Deutschland könnte zum Teil am erhöhten Bewusstsein für diese Krankheit sowie der Weiterentwicklung diagnostischer Möglichkeiten liegen. Andererseits ist es unwahrscheinlich, dass große Ausbrüche in früheren Jahren gänzlich unerkannt geblieben wären. So erscheint ein realer Anstieg plausibel, erklärt durch Veränderungen im Zusammenleben zwischen Mensch und Tier und in der Schafzucht [43] . Bei Q-Fieberausbrüchen in Deutschland wurde wiederholt ein Zusammen-hang mit infektiösen Schafen festgestellt [43] . Dabei wurden vor allem der Kontakt zu Geburtsprodukten und eine Exposition im Rahmen der Schur von Schafen, deren Flies mit infiziertem Zeckenkot verschmutzt war, als Risikofaktoren identifiziert. In einigen Fällen wurde lediglich die Nähe zu Weideflächen von Schafen oder das Durchqueren der Herden von Wohnbezirken -oftmals bei trockener Witterung und entsprechenden Windverhältnissen -als Infektionsursache angenommen. Erkenntnisse aus den Untersuchungen einiger dieser Ausbrüche führten zu Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Q-Fieber. So wurde eine erhöhte Sorgfalt beim Ablammen und der Entsorgung der Geburtsprodukte sowie beim Scheren von Schafen gefordert und eine Mindestdistanz von Herden zu Wohnbezirken vorgeschrieben. Im Mai und Juni 2003 kam es dennoch zu einem der größten Q-Fieberausbrüche Deutschlands mit 299 gemeldeten Fällen. In Fallkontrollstudien konnte ein Zusammenhang mit dem Besuch eines Bauernmarktes nachgewiesen werden, auf dem ein mit C. burnetii infiziertes Schaf unerwartet gelammt hatte [44] . Deshalb wurde nach diesem Ausbruch in den Empfehlungen des RKI zusätzlich eine erhöhte Sorgfalt bei Schafen gefordert, die in der Öffentlichkeit ausgestellt werden, z. B. auf Märkten und in Streichelzoos [45] . Demnach sollen keine Schafe im letzten Trächtigkeitsdrittel ausgestellt werden, und die in "Streichelzoos" gehaltenen Schafe sollen wegen des engen Kontaktes mit Menschen jährlich serologisch auf C. burnetii untersucht werden. In Regionen mit einer Zunahme von Q-Fieberfällen sollen die Veterinärämter eine systematische Erfassung der Q-Fieberdurchseuchung von Schafherden anstreben. Die Ornithose (auch als Psittakose, Papageienkrankheit, bezeichnet) wird durch Bakterien der Art Chlamydia psittaci verursacht. Nach Inhalation dieser in Vogelausscheidungen oder kontaminiertem Staub lange überlebensfähigen Erreger oder nach direkter Berührung von betroffenen Vögeln kann es zu einer fieberhaften Erkrankung kommen, die durch atypische Pneumonien und systemische Manifestationen (bis hin zum Multiorganversagen) gekennzeichnet sein kann [46] . Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten beschrieben. Beim Auftreten dieser Erkrankungen sollten Zierund Nutzvögel in der Umgebung von Erkrankten immer mit untersucht und ggf. auch mit behandelt werden. Die Zahl der übermittelten Infektionen in Deutschland ist seit mehreren Jahren rückläufig, dieser Trend hat sich auch nach 2001 fortgesetzt (⊡ Tabelle 2). Im Jahr 1998 wurden 2 Häufungen mit 8 Personen [47] [8, 9, 10] . Erstaunlich ist, dass auch bei 11 Fällen von zystischer Echinokokkose Deutschland als Infektionsland angegeben wurde. Ob diese Fälle nicht doch möglicherweise auch durch Auslandskontakte bedingt waren, kann anhand der vorliegenden Daten leider nicht beurteilt werden. Weiterführende Studien sollten diesen Sachverhalt klären. Die Trichinellose wird durch Nematoden der Gattung Trichinella hervorgerufen. Der Mensch infiziert sich durch den Verzehr nicht ausreichend gegarten Fleisches, insbesondere vom Wildschwein oder Schwein. Infolge regelmäßig durchgeführter Trichinenuntersuchung tritt die Erkrankung in Deutschland selten auf. Dennoch kam es im Winter 1998/1999 zu 2 Ausbrüchen in Nordrhein-Westfalen, bei denen mindestens 52 Personen betroffen waren [52] . In den vergangenen Jahren wurden nur vereinzelte Fälle an das RKI übermittelt (⊡ Tabelle 2). Insgesamt wurde nur in 5 Fällen Deutschland als Infektionsland angegeben; aus folgenden Ländern wurden Trichinellosefälle importiert: Rumänien, Kroatien, Jugoslawien, Italien, Ukraine, Brunei und Tansania. In Deutschland sind unter den vektorübertragenen Zoonosen vor allem die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) relevant. Beide Infektionen werden durch Schildzecken (Ixodes) übertragen. Die Infektionen werden zum größeren Teil im Rahmen von Freizeitaktivitäten im Freien erworben. Daneben spielt auch die berufliche Exposition, z. B. bei Waldarbeitern, eine Rolle [53] . Die Lyme-Borreliose ist weltweit eine der bedeutendsten zeckenübertragenen Zoonosen [54] . Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis ist das FSME-Virus, das ebenfalls über Ixodes-Zecken übertragen wird und ein Reservoir bei Nagetieren hat. Nach einer Inkubationszeit von 7-14 Tagen kommt es bei etwa 70% der Infizierten zu einer akuten fieberhaften Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen. Bis zu 10% der Patienten entwickeln nach einer Latenz von 8 Tagen eine Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis. Die Letalität liegt in diesen Fällen bei 1-2%, bei bis zu 10% entstehen bleibende neurologische Schäden. Gegen die FSME existiert eine wirksame aktive Impfung. Sie wird für Personen bzw. Reisende in Risikogebieten neben expositionsprophylaktischen Maßnahmen empfohlen. In Deutschland tritt die FSME nur in bestimmten Risikogebieten auf (Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen, in den letzten Jahren vereinzelt auch in Thüringen und Rheinland-Pfalz). In Seroprävalenzstudien bei Waldarbeitern (z. B. in Baden-Württemberg) wurden zum Teil auch in Gebieten relativ hohe Antikörperprävalenzen gefunden, in denen bisher keine klinischen Fälle beobachtet wurden. Mit Einführung des IfSG wurde der FSME-Erregernachweis meldepflichtig (⊡ Tabelle 2). Die Hälfte der an das RKI übermittelten Fälle wies neurologische Symptome auf. Im Jahr 2002 wurden in Deutschland insgesamt 77 Land-kreise als Risikogebiete definiert [57] . Mit der überarbeiteten Falldefinition wird ab 2004 eine höhere Spezifität des labordiagnostischen Nachweises angestrebt: So gilt der alleinige serologische Nachweis spezifischer IgM-Antikörper nicht mehr als ausreichender Nachweis einer Infektion, sondern es wird zusätzlich ein spezifischer IgG-Antikörpernachweis bzw. ein Titeranstieg gefordert [6] . Die ebenfalls durch Ixodes ricinus übertragene humane granulozytäre Ehrlichiose (HGE) ist in Deutschland im Gegensatz etwa zu den USA und Slowenien klinisch nicht in Erscheinung getreten. Die Infektion verläuft häufig asymptomatisch oder als fieberhafte Erkrankung mit unspezifischen weiteren Symptomen wie Kopf-und Gliederschmerzen, Husten und Übelkeit. Schwere, Sepsis-ähnliche Krankheitsbilder wurden bei Patienten mit Immunschwächezuständen beobachtet. Untersuchungen von Zeckenpopulationen in Bayern und Baden-Württemberg und Seroprävalenzstudien von Bevölkerungsgruppen in den entsprechenden Gebieten zeigen, dass der Erreger der HGE auch in Deutschland vorkommt. Während in Süddeutschland 14% der Waldarbeiter spezifische Antikörper aufwiesen, lag die Antikörperprävalenz bei Blutspendern bei 1-2,6% [58, 59, 60] . Die Bewertung der serologischen Befunde ist jedoch schwierig, insbesondere angesichts des Mangels an klinisch nachweisbaren Erkrankungen in Deutschland. Insgesamt ist die Datenlage für die HGE in Deutschland demnach noch unzureichend. Eine Reihe von vektorübertragenen Zoonosen können aus Endemiegebieten im Ausland importiert werden. Dazu zählen neben der West-Nil-Virus-(WNV-)Infektion, denen ein eigener Beitrag in diesem Heft gewidmet ist, auch das Gelbfieber und einige andere virale hämorrhagische Fieber, japanische Enzephalitis, bestimmte Rickettsiosen (Läusefleckfieber, Tsutsugamushifieber), Läuserückfallfieber, Pest, Leishmaniose, Schlafkrankheit (afrikanische Trypanosomiasis) und Chagas-Krankheit (südamerikanische Trypa-nosomiasis Zoonotische Infektionen spielen unter den Infektionskrankheiten des Menschen eine herausragende Rolle. Neben lebenden Tieren können insbesondere Lebensmittel Träger von Zoonoseerregern sein. Veränderungen in Landwirtschaft, Industrie und den allgemeinen Lebensbedingungen können schwerwiegende Auswirkungen auf die Ausbreitung dieser Infektionskrankheiten haben. Für viele Zoonose-Erreger ist die Datenlage jedoch bei weitem nicht ausreichend. Daher müssen Anstrengungen zur Erforschung, Prävention und Bekämpfung von Zoonosen auf nationaler wie internationaler Ebene kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dazu gehört insbesondere die Identifizierung von Risikofaktoren und Vehikeln im Rahmen von Ausbrüchen, aber auch für sporadische Infektionen. Um hier Erfolge zu erzielen und gezielte Präventionsmaßnahmen erarbeiten zu können, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Humanmedizin und Veterinärmedizin, zwischen Epidemiologie und Mikrobiologie unerlässlich. Robert Koch-Institut, Seestr. 10, 13353 Berlin E-Mail: AlpersK@rki.de Emerging zoonoses Are we ready for pandemic influenza? Emerging foodborne pathogens: Escherichia coli O157:H7 as a model of entry of a new pathogen into the food supply of the developed world Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Heft 18. Neu und vermehrt auftretende Infektionskrankheiten Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz -IfSG) Falldefinitionen des Robert Koch-Instituts zur Übermittlung von Erkrankungs-oder Todesfällen und Nachweisen von Krankheitserregern zur Überwachung von Zoonosen und Zoonose-Erregern und zur Änderung der Entscheidung 90/424/EWG des Rates sowie zur Aufhebung der Richtlinie 92/117/EWG des Rates Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für Lebensmittelübertragene Salmonellose in Deutschland Multinational outbreak of Salmonella enterica serotype Newport infections due to contaminated alfalfa sprouts Outbreaks of salmonellosis associated with eating uncooked tomatoes: implications for public health Multistate outbreak of Salmonella serotype Agona infections linked to toasted oats cereal -United States Multistate outbreaks of Salmonella serotype Poona infections associated with eating cantaloupe from Mexico -United States and Canada An outbreak of gastroenteritis caused by Salmonella Blockley following smoked eel consumption Salmonella Oranienburg in Schokolade: Internationaler Ausbruch von Oktober bis Dezember Update zu einer Häufung von Salmonella-Agona-Infektionen bei Kleinkindern Lebensmittelbedingte Infektionen durch Campylobacter Principle and practice of infectious diseases, 5th edn Erkrankungen durch enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) Veterinärmedizinische Aspekte der Infektion durch enterohämorrhagische E. coli-Stämme (EHEC) STEC-/EHEC-Erkrankungen: Risikofaktoren für sporadische Fälle Guidelines on the diagnosis and management of the thrombotic microangiopathic haemolytic anaemias Häufung Sorbitol-fermentierender E. coli O157:H− in mehreren Bundesländern Ein HUS-Ausbruch durch Sorbitol-fermentierende EHEC des Serovars O157:H−: Untersuchungsergebnisse und Lehren für die Surveillance Hämolytisch-urämisches Syndrom bei Kleinkindern durch Verotoxinproduzierende Escherichia coli A large outbreak of Hemolytic Uremic Syndrome caused by an unusual sorbitol-fermenting strain of Escherichia coli O157: H− Gruppenerkrankung in Baden-Württemberg: Verdacht auf Kryptosporidiose -Vorläufiger Bericht Der erste Giardiasis-Ausbruch durch An outbreak of gastroenteritis and fever due to Listeria monocytogenes in milk An outbreak of listeriosis suspected to have been caused by rainbow trout A small outbreak of listeriosis associated with smoked mussels An outbreak of febrile gastroenteritis associated with corn contaminated by Listeria monocytogenes Brucellosis outbreak due to unpasteurized raw goat cheese in Andalucia (Spain) Brucella spp. Brucellose Fallbericht: Reise-assoziierte Brucella melitensis-Infektion Hepatitis E: an overview Hepatitis-E-Virus Sporadische akute Hepatitis E in Deutschland: eine zu selten diagnostizierte Erkrankung? Hepatitis A und E in Deutschland 2001 -Hepatitis E Q fever Changing epidemiology of Q Fever in Germany Zu einem Q-Fieberausbruch im Landkreis Soest RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten -Merkblätter für Ärzte Chlamydia psittaci/Ornithose, Psittakose Ornithose-Erkrankungen im Zusammenhang mit Jungenten-Handel Chlamydia-psittaci-Infektionen/Ornithose ausgehend von einer Geflügelschlachterei Leptospirosis Leptospira interrogans/Leptospirose European Echinococcus Registry: human alveolar Echinococcosis Two outbreaks of trichinellosis in the state of Northrhine-Westfalia Vorkommen und Verhütung vektorassoziierter Erkrankungen des Menschen unter Lyme disease Epidemiology of European Lyme borreliosis. Zentralbl Bakteriol Risikofaktoren für Lyme-Borreliose: Ergebnisse einer Studie in einem Brandenburger Landkreis Risikogebiete der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in Deutschland Coexistence of Ehrlichiae of the phagocytophila group with Borrelia burgdorferi in Ixodes ricinus from Southern Germany Epidemiological aspects of human granulocytic Ehrlichiosis in southern Germany Serologic tickborn pathogens other than Borrelia burgdorferi (TOBB) in Lyme borreliosis patients from midwestern Germany