key: cord-0004739-nb46f72t authors: Bloomfield, S. F.; Exner, Martin; Dietlein, E. title: Infektionsprävention durch Hygiene zu Hause und in der Öffentlichkeit: Die Notwendigkeit für eine familienzentrierte Strategie date: 2008-11-20 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-008-0695-2 sha: 52374a15485cbe242732c732055a07d638686b37 doc_id: 4739 cord_uid: nb46f72t Over the past 20 years, infectious disease has moved back up the health agenda, prompting new emphasis on developing strategies for prevention and control, including reduction of spread of infection within the family at home and in their social and work lives outside the home. This paper reviews the various issues that have contributed to this trend. In response to the need for a science-based approach to home hygiene, the International Scientific Forum on Home Hygiene has developed an approach based on risk management which involves identifying the critical control points for preventing the spread of infectious diseases in the home. If we are to be successful in achieving behaviour change in the community, we need to develop a family-centred approach which ensures an understanding of infectious disease agents and their mechanism of spread. Hygiene als wichtige Gesundheitsthematik zunehmend an Bedeutung. Der Rückgang von Mortalitätsraten, bedingt durch Impfkampagnen und den Zugang zu Antibiotika, führte zu einer weitgehenden Gleichgültigkeit gegenüber Infektionskrankheiten. Hygiene wurde nur noch im Krankenhaus oder in der industriellen Lebensmittelproduktion als bedeutsam angesehen. In den letzten 10 Jahren sind Infektionskrankheiten wieder als wichtige Thematik in die Gesundheitsagenda zurückgekehrt. Nationale sowie auch internationale Institutionen haben die Notwendigkeit erkannt, Strategien zur Verhütung von Infektionen zu entwickeln. Im zunehmenden Maße schließt dies auch die Förderung der Hygiene in Familien sowohl zu Hause als auch in ihrem sozialen und Arbeitsumfeld mit ein. In den letzten Jahrzehnten wurde deutlich, dass wir ständig mit neu auftretenden Krankheitserregern rechnen müssen. Beispiele sind neue Influenza-Virus-Stämme und das SARS-Virus. Im Falle einer Influenzapandemie ist Hygiene als erste Verteidigungslinie vor Beginn von Massenimpfungen essenziell, d. h., derartigen pandemischen Infektionskrankheiten kann nur durch persönliche Hygienemaßnahmen beim Husten, Niesen sowie bei der Hand-und Flächenreinigung als Teil der täglichen Lebensgewohnheiten begegnet werden. Das IFH hat zur Förderung der Hygiene die "Guidelines for prevention and cross-infection in the domestic environment", die "Recommendations for selection of suitable hygiene procedures for use in the domestic environment" sowie für die Allgemeinbevölkerung, mit relativ geringem hygienischen Hintergrundwissen, ein allgemein verständliches Lernprogramm erstellt [17, 18, 19, 20] . Es werden hier im Sinne der risikobasierten Vorgehensweise detaillierte Empfehlungen zu allen Aspekten der häuslichen Hygiene gegeben. Der letzte World-Health-Report der WHO von August 2007 betont die Notwendigkeit globaler Anstrengungen, um neu auftretenden Infektionskrankheiten begegnen zu können. Ermutigend ist hier, dass internationale, nationale und regionale Institutionen nunmehr anerkennen, dass die Prävention von Infektionskrankheiten auch in der Verantwortlichkeit der Familien und des öffentlichen Bereiches liegen und sie einer Verhaltensänderung in der Öffentlichkeit bedarf. Aus diesem Grunde wird nunmehr damit begonnen, in Programme zur Entwicklung und Förderung der Hygiene zu investieren. Innerhalb Europas ist das öffentliche Gesundheitswesen so strukturiert, dass unterschiedliche Institutionen für verschiedene Aspekte der Hygiene wie Lebensmittelhygiene, persönliche Hygiene, Vorbereitung auf eine pandemische Influenza, Patientenaufklärung etc. zuständig sind. Dies bedeutet, dass die Hygiene-Informationen, die Familien für das häusliche Umfeld erhalten, unvollständig, z. T. sehr allgemein gehalten oder auch widersprüchlich sind. Beispielsweise kann eine gute Händehygiene -als zentrale Komponente aller Hygienemaßnahmen -nur durch eine ganzheitliche Vermittlung der ursächlichen Verbindung zwischen Händehygiene und Infektionsübertragung im häuslichen Umfeld effektiv umgesetzt werden. identifying the critical control points for preventing the spread of infectious diseases in the home. If we are to be successful in achieving behaviour change in the community, we need to develop a family-centred approach which ensures an understanding of infectious disease agents and their mechanism of spread. Keywords prevention of infection · targeted home hygiene · HACCP · risk-based approach to hygiene · family-centred approach Bundesgesundheitsbl -Gesundheitsforsch -Gesundheitsschutz 2008 · 51:1258-1263 DOI 10.1007/s00103-008-0695-2 © Sprin ger Me di zin Ver lag 2008 Zu sam men fas sung In den letzten 20 Jahren ist das Thema der Infektionskrankheiten wieder in die Gesundheitsagenda zurückgekehrt und hat zur Entwicklung neuer Präventions-und Kontrollstrategien geführt, die im zunehmenden Maße darauf ausgerichtet sind, Infektionen innerhalb der Familie im häuslichen Umfeld sowie in ihrem sozialen und Arbeitsumfeld zu reduzieren. So wurde z. B. vom International Scientific Forum on Home Hygiene eine Vorgehensweise entwickelt, die die "kritischen Kontrollpunkte" identifiziert und die hygienischen Maßnahmen festgelegt, die für die Prävention der Übertragung von Infektionskrankheiten im häuslichen Umfeld notwendig sind. Zur Verhaltensänderung im öffentlichen Umfeld muss eine familienzentrierte Strategie entwickelt werden, die das Wissen über Infektionserreger und deren Weiterverbreitung verbessert sowie ein risikobasiertes Hygienemanagement einbezieht. Infektionsprävention · Häusliche gezielte Hygiene · HACCP · Risikobasiertes Hygienemanagement · Familienzentrierte Strategie Over the past 20 years, infectious disease has moved back up the health agenda, prompting new emphasis on developing strategies for prevention and control, including reduction of spread of infection within the family at home and in their social and work lives outside the home. This paper reviews the various issues that have contributed to this trend. In response to the need for a science-based approach to home hygiene, the International Scientific Forum on Home Hygiene has developed an approach based on risk management which involves In den letzten Jahren hat man den Risiken, die mit Hygiene assoziiert sind, erhebliche Aufmerksamkeit gewidmet. Hierzu zählen z. B. Befürchtungen über toxische und Umweltauswirkungen von Reinigungsund Desinfektionsprodukten im Haushalt und über Antibiotikaresistenzen durch die Anwendung von Bioziden. Obwohl die Medienresonanz zur Hygienehypothese mittlerweile abklingt, hat sie zur Auffassung beigetragen, dass Schmutz "gut" und Hygiene "unnatürlich" sei. Wenngleich es gut begründete Hinweise dafür gibt, dass eine mikrobielle Exposition im frühkindlichen Alter einen Schutz gegen Allergien bieten kann, gibt es keine Hinweise darauf, dass man zur Vermeidung von Allergien klinische Infektionen durchmachen muss [24] . Ebenso gibt es keine Befunde, die zeigen, dass eine reduzierte Exposition gegenüber Krankheitserregern durch Maßnahmen wie Händewaschen und gute Lebensmittelhygiene das Immunsystem beeinflusst, sodass die Empfänglichkeit für atopische Erkrankungen erhöht wird. Mittlerweile wird auch vermutet, dass tiefer greifende Veränderungen im Lebensstil, die zu einer herabgesetzten Exposition gegenüber bestimmten Mikroorganismen und auch Helminthen geführt haben, immunmodulatorisch wirken. Ferner gibt es bislang keine Evidenz dafür, dass die Anwendung von Bioziden in der klinischen Praxis oder in der Öffentlichkeit außerhalb des Krankenhauses zum Auftreten oder Verbreiten von Antibiotikaresistenzen geführt hat [25] . Die dargelegten Aspekte und Daten lassen vermuten, dass Infektionserreger, die im häuslichen Umfeld und in der Öffentlichkeit außerhalb des Krankenhauses zirkulieren, innerhalb der europäischen Gemeinschaft eine kontinuierliche und erhebliche Belastung der Gesundheit und des Wohlstandes darstellen, die durch bessere Hygienestandards deutlich reduziert werden könnte. Wenn Anstrengungen zur Förderung der Hygiene im öffentlichen Bereich erfolgreich sein sollen, müssen in der Öffentlichkeit Themen wie die Hygienehypothese und Umweltbelastungen durch Reinigungsmittel klar und widerspruchsfrei kommuniziert werden. Obwohl die Förderung des richtigen Einsatzes von Bioziden wichtig ist, müssen auch die Kosten und Risiken unterlassener oder inadäquater Hygienemaßnahmen im Auge behalten werden. Notwendig ist eine konzertierte familienzentrierte Strategie, um das Wissen über Infektionskrankheiten, Erreger und Mechanismen ihrer Weiterverbreitung zu verbessern. Wichtig ist auch, das Verständnis für ein risikobasiertes Hygienemanagement bereits in der Schule und in öffentlichen Kampagnen zu fördern, um die Gesundheit der Familie und letztlich der gesamten Bevölkerung sicherzustellen und zu erhalten. Kor re spon die ren der Au tor The effectiveness of hand hygiene procedures including handwashing and alcohol-based hand sanitizers in reducing the risks of infections in home and community settings Zoonotic infections in Europe: trends and figures -a summary of the EFSA-ECDC annual report Surv-Net electronic surveillance system for infectious disease outbreaks WHO assesses that up to 40 % of food poisoning outbreaks occur in the home. Several foodborne diseases are increasing in Europe. WHO's "five keys to safer food" for winter holidays Study of infectious intestinal disease in England: rates in the community, presenting to general practice and reported to national surveillance Helicobacter pylori infection and cancer Opinion of the Scientific Committee on Veterinary Measures relating to Public Health. Brussels: European Commission Respiratory viral infection predisposing for bacterial diseases: a review Systematic risk assessment methods for the infection control professional My five moments for hand hygiene": a user-centred design approach to understand, train, monitor and report hand hygiene Survival of Salmonella in bathrooms and toilets in domestic homes following salmonellosis Preventing infection in the home The effects of cleaning and disinfection in reducing Salmonella contamination in a laboratory model kitchen The effects of cleaning and disinfection in reducing the spread of Norwalk-like virus contamination via environmental surfaces Household cleaning and surface disinfection: new insights and strategies Home hygiene -prevention of infection at home: a training resource for carers and their trainers IFH Guidelines for prevention of infection and cross infection in the domestic environment IFH Recommendations for selection of suitable hygiene procedures for use in the domestic environment UK department of Health: Catch it, Bin it, Kill it -Respiratory and hand hygiene campaign Significance of biocide usage and antimicrobial resistance in domiciliary environments Too clean, or not too clean: the hygiene hypothesis and home hygiene