key: cord-0004749-dsc80rya authors: Leiß, O.; Bader, L.; Mielke, M.; Exner, M. title: Fünf Jahre Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene zur Aufbereitung flexibler Endoskope: Blick zurück und Blick nach vorn(1) date: 2008-02-07 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-008-0451-7 sha: 97f9105ee2082f84320edab87c9fd28d37db487e doc_id: 4749 cord_uid: dsc80rya In a short review the national and international reception of the German guidelines for reprocessing flexible endoscopes is presented. The recommendations of the guidelines are discussed in view of recent knowledge on old problems such as prion inactivation and new infectious diseases and new microorganisms such as SARS, avian influenza and C. difficile. New disinfectants and new methods for endoscope disinfection are mentioned, the importance of careful cleaning is underlined. The German guidelines of the Robert Koch Institute and the US Multi-Society guidelines, published in 2003, are compared. The discrepancies concerning recommendations for water quality for final rinsing and need of microbiological controls of endoscope reprocessing are stressed. Aspects not mentioned in the German guidelines, e.g. duration of storage after reprocessing and risk of infection transmission by the endo-washer, are discussed. Axon hat seine 1988 erschienene Übersichtsarbeit zu Infektionsrisiken und Desinfektionsmaßnahmen in der Endoskopie mit einer Karikatur des den Kopf in den Sand steckenden Vogel Strauß eingeleitet, um die Haltung vieler endoskopierender Ärzte zum Thema Hygiene zu charakterisieren [1] . Eine ein Jahr später erschienene Umfrage unter 120 europäischen Universitätskliniken und gro ßen Zentralkliniken ergab "… that precautions are more rigid in specialized centers than in units doing fewer than 1 500 endoscopic investigations a year. Complete disinfection is done by almost all the centers after ERCP in infected patients or in the case of HBsAg and HIV-positive pa tients, but only by 70 % of centers after completion of en doscopies performed in patients with gastrointestinal hemorrhage and unknown immunological status. After endoscopic examination performed in presumable non-infected subjects, complete disinfection is not done in any center after gastroscopy, in 13 % after colonoscopy and in 30 % after ERCP." [2] Vor diesem Hintergrund war es verständlich, dass damals ein namhafter Hygieniker in Deutschland öffentlich verkündete, er ließe bei sich selbst keine endoskopische Untersuchung durchführen [3, 4] . Andere Autoren haben konstruktive Vorschläge zur Verbesserung der Hygiene in der Endoskopie eingebracht [5] . Das Thema Infektionsrisiko in der Endoskopie ist mehrfach von den Medien aufgegriffen worden und hat -nicht nur hierzulande -zu Stellungnahmen und Aktivitäten von Fachgesellschaften geführt. So hat z. B. die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs-und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) Mitte der 1990er-Jahre eine Studie zum Istzustand der Endoskopaufbereitung initiiert [6] , die die aus anderen Studien [7, 8, 9, 10] bekannten Mängel bei der Aufbereitung flexibler Endoskope bestätigte. Es war daher konsequent, dass sich die 1997/98 neu konstituierte Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI) [11] bald auch der Themen "Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten" [12] und "Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung flexibler Endoskope und endoskopischen Zusatzinstrumentariums" [13] annahm und entsprechende Empfehlungen publizierte. Parallel zur Erarbeitung dieser Empfehlungen zur Endoskopaufbereitung wurden gesundheitspolitische Überlegungen angestellt, um die Inzidenz und Letalität des kolorektalen Karzinoms durch ein nationales Screeningprogramm mittels Vorsorgekoloskopie zu senken. Diese Überlegungen gaben auch den Anstrengungen zur Verbesserung der hygienischen Aufbereitung von Endoskopen Rückenwind. Wie wurden die RKI-Empfehlungen aufgenommen? Was haben sie verändert und verbessert? Worin unterscheiden sich die RKI-Empfehlungen von den Empfehlungen anderer Länder? Was gab es seit dem Inkrafttreten im Jahr 2002 an neuen Erkenntnissen? Zu diesen und anderen Fragen sollen nachfolgend Antworten gegeben werden. In Deutschland sind die RKI-Empfehlungen zur Endoskopaufbereitung wegen ihrer Ausführlichkeit, der wissenschaftlichen Untermauerung und der praktischen Hinweise in ihrem Anhang von den Fachkreisen sehr begrüßt worden. Über die Publikation im Bundesgesundheitsblatt [13] , den Internetseiten des RKI sowie in der Loseblattsammlung der Richtlinie für Krankenhaushygiene hinaus erfolgten Nachdrucke in Fachzeitschriften und Sammlungen von Gesetzestexten und Richtlinien für das Gesundheitswesen [14, 15] . Ganz wesentlich zu Wahrnehmung und Akzeptanz der RKI-Empfehlungen zur Endoskopaufbereitung hat zweifellos der zeitliche Zusammenhang zur Einführung der Vorsorgekoloskopie in Deutschland beigetragen. Insbesondere die Tatsache, dass die Abrechenbarkeit einer präventiven Koloskopie an bestimmte fachliche Qualifikationen und an den Nachweis einer hygienisch korrekten Aufbereitung der Koloskope gekoppelt wurde [16] , hat dazu geführt, dass sich die koloskopierenden Ärzte mit der Thematik der Instrumentenaufbereitung intensiver auseinandersetzen mussten. Zu betonen ist, dass bei der Erarbeitung der RKI-Empfehlungen zur Endoskopaufbereitung Fragen durchaus kontrovers diskutiert wurden. Dies z. B. betraf die Frage der Priorisierung der maschi-nellen (in der Klinik verbreiteten) gegenüber der manuellen (in der Praxis verbreiteten) Aufbereitung (Prozessqualität) oder die Frage einer regelmäßigen mikrobiologischen Kontrolle der Aufbereitungsergebnisse (Ergebnisqualität). Insbesondere Umfang und Intervalle der mikrobiologischen Überprüfungen der Aufbereitung sowie die Art der Durchführung wurden sehr intensiv diskutiert. Dies ist nicht verwunderlich, da diese Aspekte der praktischen Durchführung der Maßnahmen nicht evidenzbasiert sind -wie z. B. der in den Diskussionen herausgearbeitete Modus mit halbjährlichen Kontrollintervallen bei mehrfach nicht beanstandeten Ergebnissen der mikrobiologischen Prüfungen. Er "belohnt" diejenigen, die die Aufbereitung nachweislich korrekt durchführen, und hat sich bisher bewährt. Die ethische und präventivmedizinische Argumentation, dass von einem invasiven Screeningverfahren wie der Koloskopie für einen Gesunden (bzw. sich gesund Fühlenden) kein Risiko ausgehen dürfe [17] und daher besonders hohe Anforderungen an die Kompetenz des Untersuchers und die hygienische Aufbereitung der Endoskope zu stellen seien, hatte im Vorfeld der Einführung der Vorsorgekoloskopie zu entsprechenden Qualitätssicherungsvereinbarungen der Bundesärztekammer, der kassenärztlichen Vereinigungen und der Krankenkassen [16] geführt. Die Kopplung der Berechtigung zur Leistungserbringung an Maßnahmen zur Qualitätssicherung hat die Vorsorgekoloskopie und die Hygiene in der En-doskopie zu einem Paket zusammengeschnürt, das es in dieser Form in anderen Ländern, die Screeninguntersuchungen auf kolorektale Karzinome durchführen, nicht gibt [18] . In der Umsetzung dieser Qualitätssicherungsvereinbarungen ist es zu einer Reduktion endoskopierender (Einzel-)Praxen und zu einer Fokussierung auf Gemeinschaftspraxen/Praxisgemeinschaften gekommen. Die bei der HYGEA-(Hygiene in der Gastroenterologie -Endoskopaufbereitung) Studie [6] [24, 25, 26] und "Trocknung der Endoskop-Kanäle" [27] in Einzelpublikationen aufgegriffen worden. Die Erstellung von Standards und Leitlinien ist das eine -ihre Implementierung in die Praxis das andere [28, 29] . Die Compliance mit Hygienerichtlinien (Standards/Leitlinien) im Allgemeinen und die Compliance mit der Händehygiene im Besonderen unterliegen zahlreichen Einflussfaktoren und sind allgemein verbesserungsbedürftig/-würdig [30, 31] . Die Umsetzung von Empfehlungen fällt in das Qualitäts-/Hygienemanagement der medizinischen Einrichtungen [32, 33] . Die "Einhaltung der Infektionshygiene" im Hinblick auf ihre Überwachung ist Gegenstand von § 36 Infektionsschutzgesetz (IfSG) [34] . Zur Überprüfung der Umsetzung der RKI-Empfehlungen zur Endoskopaufbereitung [13] erfolgten z. B. 1,5 Jahre nach ihrer Veröffentlichung Begehungen endoskopisch tätiger Krankenhausabteilungen und gastroenterologischer Praxen in Frankfurt a.M. durch den öffentlichen Gesundheitsdienst [35] . Während in den Krankenhäusern überwiegend die maschinelle Aufbereitung der Endoskope praktiziert wird und z. B. die Sterilisation 2003, are compared. The discrepancies concerning recommendations for water quality for final rinsing and need of microbiological controls of endoscope reprocessing are stressed. Aspects not mentioned in the German guidelines, e.g. duration of storage after reprocessing and risk of infection transmission by the endo-washer, are discussed. reprocessing of endoscopes · Robert Koch Institute guidelines · microorganism · endoscope disinfection · infection control Endoskopaufbereitung · RKI-Empfehlungen · Erreger · Desinfektion · Infektionskontrolle In a short review the national and international reception of the German guidelines for reprocessing flexible endoscopes is presented. The recommendations of the guidelines are discussed in view of recent knowledge on old problems such as prion inactivation and new infectious diseases and new microorganisms such as SARS, avian influenza and C. difficile. New disinfectants and new methods for endoscope disinfection are mentioned, the importance of careful cleaning is underlined. The German guidelines of the Robert Koch Institute and the US Multi-Society guidelines, published in der Optikspülflasche und Befüllung mit sterilem Wasser kein Problem darstellt, erscheint -trotz beachtlicher Verbesserungen insgesamt -die Umsetzung des letztgenannten Aspekts in der niedergelassenen Praxis weiterhin noch nicht vollständig gewährleistet [35] . Darüber hinaus fielen insbesondere in Praxen bei Begehungen durch das Gesundheitsamt bzw. vereinzelt auch durch das Auftreten gehäufter Infektionen folgende Mängel zur Hygiene in der Endoskopie immer wieder auf [20, 36] Ein für die Endoskopaufbereitung relevantes Problem, das bereits bei der Erarbeitung der RKI-Empfehlungen 2002 ausführlich diskutiert wurde, stellt die Inak-tivierung von Prionen dar [54] . Prionen sind gegen Desinfektionsmittel, insbesondere gegen die in der Endoskopie verwendeten Substanzen Glutaraldehyd und Peressigsäure, weitgehend resistent und werden durch die für Endoskope üblichen Sterilisationsverfahren nicht inaktiviert. Die von einer Task Force vCJK beim RKI ausgesprochenen Empfehlungen zur Instrumentenaufbereitung betonten die Wichtigkeit einer optimalen Reinigung, möglichst mit alkalischen Präparaten bei einem pH-Wert von über 10 [55] . Ein internationaler Konsens bezüglich der Aufbereitung von Endoskopen besteht diesbezüglich jedoch nach wie vor nicht. Angestoßen durch die Prionenproblematik ist die Bedeutung der Reinigung bei der Aufbereitung medizinischer Instrumente stärker in den wissenschaftlichen Fokus gerückt. Kurz nach Publikation der RKI-Empfehlungen zur Endoskopaufbereitung wurden Ergebnisse zur Effektivität verschiedener bei der Aufbereitung eingesetzter Reiniger publiziert [56, 57] . Der Befund, dass einige Reiniger nicht besser sind als Wasser, ist später von einer anderen Arbeitsgruppe bestätigt worden [58] . Bei Einsatz enzymatischer Reiniger oft unzureichend berücksichtigte Aspekte sind pH-und Temperaturoptimum des Enzyms bzw. der Enzymmixtur [59] . Zu beachten ist auch die begrenzte Haltbarkeit enzymatischer Reiniger. Enzymlösungen müssen unmittelbar vor ihrem Einsatz frisch angesetzt werden, da die Aktivität zeitabhängig (innerhalb von Stunden) deutlich abnimmt. Für Endoskopiepersonal mit allergischer Diathese ist die Zubereitung von Enzymlösungen nicht unproblematisch und sollte unter einem Abzug erfolgen, um eine Inhalation von Fremdeiweiß über Aerosole zu vermeiden. Kritisch zu beurteilen sind 3-in-1-Lösungen: eine Mischung aus Reiniger, Enzymlösung und einem Desinfektionsmittel. Wie experimentell nachgewiesen, liegt bei einigen dieser Formulierungen keine additive Wirkung vor; im Gegenteil, die Effektivität kann geringer sein als die der Einzelbestandteile. Ein synergistischer Effekt hinsichtlich der Reinigung konnte nur erreicht werden, wenn eine sequenzielle Anwendung von enzymatischem Anteil und Reinigungslösung erfolgte und eine Zwischenspülung mit Wasser durchgeführt wurde [60] . Bei der maschinellen Endoskopaufbereitung im RDG-E kann unter Verwendung einer experimentell als effektiv erwiesenen enzymatischen Reinigungslösung [57] , einer Zwischenspülung mit auf 45-55°C erwärmtem Wasser, nachfolgender Desinfektion mit Glutaraldehyd und 2-maliger Schlussspülung mit sterilfiltriertem Wasser eine europäischen Normen gerecht werdende Reinigungs-und Desinfektionseffektivität erreicht werden mit insgesamter Reduktion des Bioburden um 9 log-Stufen [61] . National und international gilt weiterhin Glutaraldehyd als Desinfektionswirkstoff der ersten Wahl für die Desinfektion flexibler Endoskope. Bei einer Ende 2004 publizierten Umfrage in den USA verwendeten 75 % der Endoskopieeinheiten Glutar aldehyd [62] . In Frankreich dominiert dagegen Peressigsäure als Desinfektionswirkstoff für die Endoskopaufbereitung. Im Zusammenhang mit der BSE-Problematik war dort 2001 wegen des Risikos einer Eiweißfixierung durch Glutaraldehyd und einer vermuteten geringeren Eiweißfixierung durch Peressigsäure Glutaraldehyd durch die Gesundheitsbehörde verboten worden [63] . Spätere experimentelle Untersuchungen ergaben jedoch auch für Peressigsäure eine ähnliche Oberflächenfixierung von getrocknetem Blut wie für Glutaraldehyd [64] . Seit Erscheinen der RKI-Empfehlungen zur Endoskopaufbereitung sind einige neue Arbeiten zu Desinfektionsverfahren für die Aufbereitung in der Endoskopie/für flexible Endoskope erschienen [65, 66, 67, 68, 69] . Über Pilotstudien hinaus haben diese bisher keinen nennenswerten Eingang in die Praxis gefunden. Ein nach Erscheinen der RKI-Empfehlungen stärker in den Markt drängendes glutaraldehydfreies Desinfektionsmittel auf Basis quaternärer Ammoniumbasen hatte -neben suboptimaler Wirksamkeit gegen Mycobacterium tuberculosis -Probleme bezüglich der Materialverträglichkeit und wird aufgrund fehlender Unbedenklichkeitserklärung seitens der Endoskophersteller nicht mehr beworben. Ein in der RKI-Empfehlung bisher noch nicht erwähntes Verfahren stellt die Aufbereitung mit elektrolysiertem saurem Wasser (electrolyzed acidic water, EAW) dar. Wissenschaftlich-mikrobiologisch ist das Verfahren sehr interessant, klinisch liegen allerdings bisher nur wenige Berichte [70, 71] und nur eine Vergleichsstudie zum gebräuchlichsten Desinfektionswirkstoff Glutaraldehyd vor [72] . Wegen der fehlenden Toxizität, der breiten mikrobiologischen Wirkung, der kurzen Einwirkzeit und damit der Schnelligkeit des Aufbereitungszyklus hat das Verfahren auch hierzulande eine gewisse Aufmerksamkeit und Verbreitung gefunden. Ein erheblicher Nachteil ist jedoch, dass die Reinigung ausschließlich manuell über Bürsten der Endoskopkanäle erfolgt, was Bestrebungen um eine Standardisierung des Aufbereitungsprozesses und Priorisierung der maschinellen Aufbereitung im RDG-E entgegensteht. Es bleibt festzuhalten, dass es ein nach theoretischen Kriterien ideales Desinfektionsmittel [73] (. Tabelle 2) für die Aufbereitung flexibler Endoskope nicht gibt. . Tabelle 3 fasst die Vor-und Nachteile verschiedener Desinfektionswirkstoffe für die Endoskopaufbereitung -in einer subjektiven Bewertung und Modifikation einer früheren Beurteilung [74] -zusammen. Die Frage, ob nach erfolgter (Schluss-)Spülung mit mikrobiologisch einwandfreiem Wasser ein Durchspülen der Endoskopkanäle mit Alkohol zur Optimierung einer nachfolgenden Trocknung (bzw. zur Inaktivierung von Pseudomonaden) erfolgen sollte, wurde von der Kommissionsarbeitsgruppe als offen eingestuft [13] . Auf jeden Fall hat nach der Aufbereitung und vor der Lagerung der Endoskope bis zum erneuten Einsatz eine möglichst vollständige Trocknung der Endoskopkanäle zu erfolgen, sei es durch manuelles Trockenblasen mit Druckluft oder Verlänge-rung des Trocknungsschrittes im RDG-E, sei es durch zusätzliche Spülung mit Alkohol und anschließender Druckluft-Trocknung [13, 27] . Die Ende 2003 erschienene Multi-Society-Guideline gastroenterologischer, endoskopischer und hygienischer Fachgesellschaften in den USA [21] und Empfehlungen anderer amerikanischer Autoren [75] unterscheiden sich in diesem Punkt deutlich von den RKI-Empfehlungen [13] . Die Frage nach der Qualität des zur Schlussspülung verwendeten Wassers ist zwar in den letzten Jahren auch in der angelsächsischen Literatur stärker diskutiert worden [24, 25, 26] , die "Multi-Society-Guideline" [21] misst diesem Aspekt aber eine untergeordnete Bedeutung für die hygienisch korrekte Endoskopaufbereitung bei und empfiehlt -ohne Abstufung -die Verwendung von Trinkwasser, sterilfiltriertem Wasser oder sterilem Wasser zur Schlussspülung. Auch die Notwendigkeit und Bedeutung der Alkoholspülung der inneren Endoskopkanäle vor nachfolgender Trocknung werden in den USA [21, 75] unterschiedlich beurteilt. Während die APIC-Empfehlung [53] wie die RKI-Empfehlung [13] nach dem Prinzip "Asepsis vor Antisepsis" abgekochtes oder steril-filtriertes Wasser zur Schlussspülung favorisieren, messen die Empfehlungen der Multi-Society-Guideline [21] und anderer amerikanischer Autoren [75] der Spülung mit 70-bis 90 %-igem Ethanol oder Iso propanol eine wichtige Rolle zu. Es bleibt unklar, ob dies eine "doppelte Sicherung" der Desinfektionsmaßnahmen darstellt (aufgrund der Wirkung auf atypische Mycobakterien, Pseudomonaden etc.) oder wirklich nur zur Optimierung der Trocknung dienen soll. Bei Erstellung der RKI-Empfehlung war nicht thematisiert worden, wie lange aufbereitete Endoskope gelagert werden können, ohne dass eine Kontamination eintritt. Dies hatte im endoskopischen Alltag vieler Krankenhäuser dazu geführt, dass z. T. routinemäßig, z. T. nach verlängerter Standzeit übers Wochenende speziell Seitblick-Duodenoskope am Morgen des Untersuchungstages vor geplanter ERCP "sicherheitshalber" erneut im RDG-E aufbereitet wurden. Bei einer Ende 2004 publizierten Umfrage in den USA praktizierte die Hälfte aller Endoskopieeinheiten eine erneute Aufbereitung unmit-telbar vor ERCP [62] . Drei zwischenzeitlich erschienene Publikationen [76, 77, 78] haben die "Haltbarkeit" eines aufbereiteten Endoskops bei Lagerung untersucht und festgestellt, dass bei 5-bis 7-tägiger sachgerechter Lagerung eines korrekt aufbereiteten flexiblen Endoskops (mit Drucklufttrocknung der Endoskopkanäle) keine Rekontamination eintritt und somit eine Wiederaufbereitung unmittelbar vor Gebrauch im Routinebetrieb größerer Endoskopieeinheiten nicht erforderlich ist. Bisher wurde das Infektionsrisiko durch Endo-Washer zu wenig berücksichtigt. Beim Endo-Washer handelt es sich um ein vor Jahren auf den Markt gekommenes Zusatzinstrumentarium, mit dem größere Volumina an Wasser zur Spülung eines nicht optimal gereinigten Darms ins Kolon gepumpt und wieder abgesaugt werden, um eine Untersuchung auch bei suboptimaler vorausgegangener Darmreinigung durchführen zu können. Wie bei Begehungen von Endoskopieeinheiten festgestellt, sind Endo-Washer-Flasche und Schlauchsysteme in einem sehr hohen Prozentsatz mikrobiell kontaminiert [81, 82, 83, 84] , die Autoren der Multi-Society-Guideline [21] sowie Rutala und Weber [75] halten aber mikrobiologische Kontrollen für ein "unresolved issue" -entsprechend werden sie in den USA praktisch nicht durchgeführt. Laut einer Ende 2004 publizierten Umfrage unter Endoskopieeinheiten in den amerikanischen Bundesstaaten Pennsylvania, Delaware, Virginia, Maryland und Columbia führten nur 17 % der Endoskopieabteilungen eine mikrobiologische Überprüfung ihrer Endoskopaufbereitung durch, z. T. alle 4 Wochen, z. T. vierteljährlich, z. T. 1-bis 2-mal pro Jahr [62] . Die aktualisierten Leitlinien der europäischen gastroenterologischen Gesell-schaft haben sich kürzlich eindeutig für eine mikrobiologische Kontrolle der Endoskopaufbereitung ausgesprochen [85] . Das in Deutschland praktizierte Screening auf kolorektale Karzinome mittels Vorsorgekoloskopie [18] Die RKI-Empfehlungen zur Endoskopaufbereitung waren bei Publikation im Jahre 2002 die ersten evidenzbasierten Empfehlungen zur Aufbereitung flexibler Endoskope und endoskopischen Zusatzinstrumentariums. Wie andere RKI-Empfehlungen auch, beruhen sie auf einer soliden Literaturrecherche und sind von hohem wissenschaftlichem Niveau. Um die internationale Wahrnehmung der RKI-Empfehlungen und das Renommee der deutschen Hygiene zu stärken, sollten RKI-Empfehlungen künftig auch in einer englischen Version publiziert werden und im Internet angeboten werden. Dies ist auch im Hinblick auf eine Europäisierung des Gesundheitswesens in den EU-Ländern zu fordern. Wünschenswert wäre -wie dies für andere Leitlinien, z. B. die APIC-Guideline [53] , üblich ist -eine Aktualisierung der RKI-Empfehlungen nach 5-6 Jahren. Zumindest sollten -wie mit dieser Übersichtsarbeit intendiert -Neuerungen, Kontroversen und Problemfelder, die in der RKI-Empfehlung bisher nicht dargestellt sind, in gewissen zeitlichen Abständen ergänzt werden. Bei der Erarbeitung der RKI-Empfehlung zur Endoskopaufbereitung dominierten die Gastroenterologen. Pulmonologen, Urologen, HNO-Ärzte, Neurochirurgen u. a. m., die alle endoskopische Verfahren nutzen, haben bisher -im Gegensatz zu den Gastroenterologen [86] keine eigenen Empfehlungen zur Endoskopaufbereitung erstellt. Somit stellt sich die Frage, ob auch hierzulande Multi-Society-Guidelines unter Federführung und Koordinierung des RKI gefördert werden sollten. Wünschenswert für die Zukunft ist auch, dass die Industrie stärker hygienische Aspekte bei der Geräte-und Instrumentenentwicklung berücksichtigt und hygienische Anforderungen für alle Teile eines endoskopischen Zusatzinstrumentariums bei der Entwicklung zusammensetzbarer Instrumente (z. B. sterile Zange zum Einmalgebrauch, wiederaufbereitbarer Griff/Optikschlauchsystem zum Einmalgebrauch, Optikspülflasche wiederaufbereitbar) definiert. Die Ausweitung des Einsatzspektrums des Endo-Washers muss mit darauf abgestimmtem Instrumentendesign und entsprechenden Produktinformationen (einschließlich Angaben zur Wiederaufbereitung) einhergehen. Die juristischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Publikationen über die Effektivität unterschiedlicher Reiniger [56, 57] verhindern, dass den Anwendern die Präparatenamen der schlecht bewerteten Reiniger genannt werden dürfen. Um unwirksame "Altlasten" nicht unnütz lange weiter auf dem Markt zu lassen, sollten Regelungen für künftige Zulassungen und Fristen für eine "Nachzulassung" geschaffen und -wie bei Desinfektionsmitteln -vor Einführung in den Markt ein Wirkungsnachweis seitens der Hersteller und entsprechende Gutachten vorgelegt werden. Der Fortschritt ist bekanntlich eine Schnecke. In Sachen Koloskopaufbereitung in Deutschland hat sich in den letzten Jahren vieles bewegt. Von nichts kommt nichts -nur das geduldige und beharrliche Bohren dicker Bretter bringt uns weiter. Der Bohrer RKI-Empfehlungen wird auch weiterhin dringend benötigt. Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Bahnhofplatz 2 55116 Mainz, BRD E-Mail: OLeiss@aol.com Infection and disinfection: spezial review Methods of disinfecting endoscopic material: results of an international survey Expertendiskussion: Infektionen via Endoskop Ein aufgeklärter Patient -ein Albtraum Hygiene in der Endoskopie HYGEA (Hygiene in der Gastroenterologie -Endoskopaufbereitung): Studie zur Qualität der Aufbereitung von flexiblen Endoskopen in Klinik und Praxis Multi-State investigation of the actual disinfection/sterilisation of endoscopes in health care facilities A prospective randomized trial comparing manual and automated endoscope disinfection methods Italian national survey of digestive endoscopy disinfection procedures GI endoscopic reprocessing practices in the United States 30 Jahre Kommission für Krankenhaushygiene -Von der "alten" zur "neuen Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten. Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung flexibler Endoskope und endoskopischen Zusatzinstrumentariums. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut Nachdruck in: Gesetze und Richtlinien für das Gesundheitswesen -Rechtliche Grundlagen für die Qualitätssicherung von Reinigungs-und Desinfektionsprozessen, zusammengestellt von S Voraussetzungen gemäß § 135 Abs. 2 SGB V zur Ausführung und Abrechnung von koloskopischen Leistungen (Qualitätssicherungsvereinbarung zur Koloskopie) vom 20.9 The prevention paradox Current status of screening colonoscopy in Europe and in the United States QSHE-Pilotprojekt der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Gastro Nachrichten Nr Hygiene beim Endoskopieren in Klinik und Praxis -schon alles bestens? Vortrag auf dem 7. Ulmer Symposium Krankenhaushygiene Multi-society guideline for reprocessing flexible gastrointestinal endoscopes WGO-OMGE/OMED practique guideline: endoscope disinfection Leitlinien zur Aufbereitung flexibler Endoskope und endoskopischen Zusatzinstrumentariums im internationalen Vergleich Application of environmental sampling to flexible endoscope reprocessing: the importance of monitoring the rinse water Rinse water for heat labile endoscope equipment: report from a joint working group for the Hospital Infection Society (HIS) and the Public Health Laboratory Service (PHLS) Bacteriafree rinse water for endoscope disinfection Inconsistencies in endoscope-reprocessing and infection-control guidelines: the importance of endoscope drying Evidence-based healthcare: How to make health policy and management decisions Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWWF), Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) (Hrsg.) (2005) Deutsches Instrument zur methodischen Leitlinien-Bewertung (DELBI) Compliance in der Umsetzung von Hygienerichtlinien Compliance mit hygienischen Rechtsvorschriften und Richtlinien in medizinischen Einrichtungen -aus Sicht eines Gesundheitsamtes Hygiene als QM-Subsystem im Krankenhaus Lehrbuch Qualitätsmanagement in der Arztpraxis. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (IfSG Hygiene beim Endoskopieren in Klinik und Praxis, 2003 -Ergebnisse der infektionshygienischen Überwachung der Endoskopie-Einrichtungen in Frankfurt am Main durch das Gesundheitsamt Vorgehen des Gesundheitsamtes Vechta bei der infektionshygienischen Überwachung von Arzt-und Zahnarztpraxen Severe acute respiratory syndrome Recommendations for the prevention of transmission of SARS during endoscopy Efficacy of various disinfectants against SARS coronavirus Writing Committee der World Health Organization (WHO)/Consultation on Human Influenza A/HS (2005) Aviäre Influenza-A-(H5N1)-Infektion beim Menschen Aviäre Influenza: Zum Vorgehen bei Verdacht auf Erkrankung eines Menschen Clinical review: Update of avian influenza A infections in humans An epidemic, toxin gene -variant strain of Clostridium difficile A predominantly clonal multi-institutional outbreak of Clostridium difficile associated diarrhoea with high morbidity and mortality Update on Clostridium difficile associated disease Clostridium difficile Ribotyp 027: Bestätigte schwere Infektionen in Deutschland High-level disinfection or "sterilization" of endoscopes? Effective use of liquid chemical germicides on medical devices: instrument design problems. In: Block SS (ed) Disinfection, sterilisation, and preservation Inactivation of Clostridium difficile spores by disinfectants Current issues in endoscope reprocessing and infection control during gastrointestinal endoscopy Pseudomonas aeruginosa and Serratia marcescens contamination associated with a manufacturing defect in bronchoscopes An outbreak of Pseudomonas aeruginosa infections associated with flexible bronchoscopes APIC guideline for infection prevention and control in flexible endoscopy Variant Creutzfeldt-Jacob disease (vCJD) and gastrointestinal endoscopy Epidemiologie, Erkennung, Diagnose und Prävention unter besonderer Berücksichtigung der Risikominimierung einer iatrogenen Übertragung durch chirurgische Instrumente/Medizinprodukte. Abschlußbericht der vom Robert Koch-Institut gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer einberufenen Task Force vCJK zu diesem Thema Cleaning efficacy of nine different cleaners in a washer-disinfector designed for flexible endoscopes Efficacy of 10 different cleaning processes in a washerdisinfector for flexible endoscopes Removal of biofilm from endoscopes: evaluation of detergent efficiency The truth and consequences of enzymatic detergents Using an efficient biofilm detaching agent: an essential step for the improvement of endoscope reprocessing protocols Evaluation of the effectiveness of an enzymatic cleaner and glutaraldehyde-based disinfectant for chemothermal processing of flexible endoscopes in washer-disinfectors in accordance with prEN ISO 15 883 Current GI endoscope disinfection and QA practices Circulaire DGS/5 C/DHOS/ E 2 n8 2001-138 du 14 mars 2001 relative aux précautions à observer lors de soins en vue de reduire les risques de transmission d'agents transmissible non conventionnels Surface fixation of dried blood by glutaraldehyde and peracetic acid An evaluation of the use of chlorine dioxide (Tristel One-Shot) in an automated washer/disinfector (Medivator) fitted with a chlorine dioxide generator for decontamination of flexible endoscopes Endoscope disinfection by ortho-phthalaldehyde in a clinical setting Automated washing with the reliance endoscope processing system and its equivalence to optimal manual cleaning Experimental evaluation of an automated endoscope reprocessor with in situ generation of peracetic acid for disinfection of semicritical devices A new peroxide-based flexible endoscope-compatible high-level disinfectant Endoscope disinfection using acidic electrolytic water Strongly acidic electrolyzed water: valuable disinfectant of endoscopes Efficacy of electrolyzed acid water in reprocessing patientused flexible upper endoscopes: Comparison with 2 % alkaline glutaraldehyde Disinfection of endoscopes: review of new chemical sterilants used for high level disinfection Vor-und Nachteile verschiedener Desinfektionsmittel zur Desinfektion flexibler Endoskope Reprocessing endoscopes: United States perspective Establishing the shelf life of flexible colono-scopes Reprocessing flexible gastro-intestinal endoscopes after a period of disuse: is it necessary Ulmer Symposium Krankenhaushygiene Endowasher: Das verkannte Risiko Quality improvement in gastrointestinal endoscopy: microbiological surveillance of disinfection Antimicrobial efficacy of endoscopic disinfection procedures: a controlled, multifactorial investigation Surveillance cultures to monitor quality of gastrointestinal endoscope reprocessing Monitoring quality of flexible endoscope disinfection by microbiologic surveillance cultures ESGE-ESGENA guideline for quality assurance in reprocessing: Microbiological surveillance testing in endoscopy Gerätedesinfektion bei der gastroenterologischen Endoskopie