key: cord-0005106-6k5mudah authors: Drnek, Thomas L. title: Ist der europäische Emissionshandel in der derzeitigen Form das geeignete Mittel, um die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen? date: 2015-01-29 journal: Berg Huttenmannische Monatshefte DOI: 10.1007/s00501-015-0339-4 sha: cdd0c2713834a0ab2092c4538ae246058a0e8987 doc_id: 5106 cord_uid: 6k5mudah The article opens with an overview of the relevant global crises, particularly those that have gained mainstream attention through the mass media since the 1980s. After this introduction, the facts about greenhouse gas/carbon dioxide emissions and climate change are presented and global greenhouse gas emissions are analyzed by region. This is followed by an in-depth analysis of the situation in the European Union and Austria, complemented by an explanation of the European emissions trading system. In this section, the various groups within the industrial sectors are described along with the concept of carbon leakage. In addition, the objectives of emissions trading and its impact on the prices of emissions certificates are analyzed. The article concludes by presenting alternative ideas for the reform of the emissions trading system and examining the outlook regarding the European Union’s further climate goals and their impact on Austria. Die heutige Bedrohung durch den Klimawandel wird medial sehr stark in den Vordergrund gerückt. Der Klimawandel reiht sich in eine Liste von globalen Krisen der letzten Dekaden, die medial immer sehr breitgetreten wurden. Diese globalen Krisen sind nachfolgend kurz dargestellt: z Das Waldsterben (1980) (1981) (1982) (1983) (1984) (1985) Im Weltklimabericht werden die gesamten Treibhausgas-Emissionen mit 49,5 ± 4,5 Mrd. t ausgewiesen. Daraus kann gefolgt werden, dass neben den 32,5 Mrd. t CO 2 noch weitere 17 Mrd. t CO 2 -Äquivalent an anderen Treibhausgasen pro Jahr emittiert werden [9] . Zu bemerken ist, dass die Energieintensität in der europäischen Industrie zwischen 2001 und 2011 um nahezu 19 % gesunken ist, was einen beträchtlichen Teil zur Erreichung der europäischen Klimaziele beiträgt [10] . Global gesehen ist der Anteil von Europa an den weltweiten Emissionen gering, und der Einfluss der EU-CO 2 -Reduktion vernachlässigbar. Die Vereinten Nationen bemühen sich seit vielen Jahren um ein globales Klimaabkommen, scheitern aber regelmäßig an den unterschiedlichen Standpunkten der Mitgliedsstaaten. Nachfolgende Aufzählung zeigt die Orte der letzten Klimakonferenzen: Die Europäische Union verabschiedete die folgenden Klimaziele, die bis 2020 erreicht werden sollen -diese sind auch als die sogenannten "20-20-20" Ziele bekannt: z Eine 20 %ige Reduktion der EU-Treibhausgase auf Basis 1990; z Der Anteil der erneuerbaren Energie an der Primärenergieaufbringung soll in der EU auf 20 % steigen; z Eine 20 %ige Steigerung der Energieeffizienz (wo unklar ist, wie die gemessen wird). Das Ziel -20 % bei den Treibhausgasen wurde bereits erreicht, wenn davon ausgegangen werden kann, dass die Emissionen nicht wieder ansteigen werden. Die Frage, woher diese Reduktion kommt, ist schwierig zu beantworten. Vermutlich hängt sie mit der gestiegenen Energieeffizienz und der generell schwächelnden Wirtschaft in der EU zusammen. Es ist aber auch der Einfluss der erneuerbaren Energie -vor allem in Deutschland -als ein Faktor zu berücksichtigen [12] . Die Situation in Österreich ist über die Jahre hinweg relativ unverändert. Die THG-Emissionen liegen pro Jahr Um den Preisverfall näher zu analysieren, muss der Markt für die Emissionsrechte im Detail betrachtet werden. Analysiert man die Anzahl der Anlagen und stellt diese in Bezug zu ihren Emissionen, so zeigt sich, dass etwa 10 % der Anlagen rund 90 % des CO 2 emittieren (Abb. 7). Analysiert man nun die Industriesektoren nach deren Emissionen, so ist klar ersichtlich, dass der Großteil der CO 2 -Emissionen in Europa aus der Energie-und Wärmeerzeugung stammt. Siehe dazu auch die Abb. 8 sowie Tab. 1 [16, 17] . Bei der Analyse nach Sektoren zeigt sich, dass für rund 73 % der CO 2 -Emissionen die Energie-und Wärmeerzeuger die Verursacher sind. Gefolgt von der Zement-und Kalkindustrie mit einem 8 %igen, Raffinerien und Eisen-und Kostensteigerung ist sehr hoch, denn welches Unternehmen kann eine solche Kostenerhöhung verkraften? Anzumerken ist auch, dass die Zuteilungen im Bereich der Carbon-Leakage Sektoren keine 100 % (im Bezug auf die CO 2 -Emissionen der jeweiligen Betriebe) erreicht haben, sondern teilweise deutlich darunter geblieben sind. Zudem sind die jährlichen Zuteilungen auch nicht konstant, sondern fallen pro Jahr um den "Reduktionsfaktor" von 1,8 %. Die EU hat einen freien Handel mit den CO 2 -Zertifiakten (EUA und CER, siehe nachfolgende Ausführungen) eingeführt, der nach folgenden Prinzipien funktioniert: Die Menge der ausgegebenen Zertifikate, wobei ein Zertifikat zur Emission von 1 Tonne CO 2 berechtigt, ist festgelegt. Dadurch ist sichergestellt, dass die CO 2 -Emissionen limitiert werden, um das Emissionsziel zu erreichen. Wird nun entsprechend wenig CO 2 emittiert -wie es gegenwärtig der Fall ist -werden entsprechend wenige CO 2 Welche Möglichkeiten erscheinen nun zu einer Reform des Emissionshandels sinnvoll, um sowohl die Treibhausgasemissionen weiter zu reduzieren als auch die Wertschöpfung in Europa zu behalten. Es bedarf wohl einer sehr einschneidenden Reform, deren wesentliche Punkte sind nachfolgend dargestellt sind: z Eine radikale Reduktion der Marktteilnehmer, das heißt eine Beschränkung auf ca. 10 % der Anlagen, die rund 90 % der Emissionen verursachen. Dadurch würde auch der "Wildwuchs" an Bürokratie für die CO 2 -Ermittlungen eingedämmt. Damit würden die kleinen Industrieanlagen gar nicht erfasst und auch die Sachgütererzeugung nicht belastet, sondern die Regelung nur auf den Energiesektor beschränkt. z Ebenso sollten die Prozessemissionen vom Handel ausgenommen werden, da sie weltweit überall entstehen und ein Zertifikatekauf für diese Emissionen nur zur Wettbewerbsverzerrung führt. Da auf EU-Ebene mit dem gegenwärtigen System niemand zufrieden ist und die "Reform" durch Back-Loading ebenfalls keine Früchte getragen hat, wird sehr stark über eine komplette Reform diskutiert. Es bleibt zu hoffen, dass die Reform in die richtige Richtung geht. Die EU hat bereits neue und weitreichendere Klimaziele beschlossen. Die weiteren Klima-und Energieziele der EU bis 2030 sind: kann dieses Szenario beispielhaft sehr gut nachvollzogen werden [18] . Die Abb. 10 stellt diese Situation dar. Ausgehend von natürlich vorkommendem eisenreichem Magnesit (MgCO 3 ) im Werk Breitenau der RHI-AG, welcher in einem Direktbrand zu Magnesia gesintert wird, fallen folgende CO 2 -Emissionen an: Aus dem Karbonat die sogenannten Prozessemissionen von rund 1 Tonne CO 2 /t MgO und die CO 2 -Emissionen aus der Verbrennung von Erdgas mit rund 0,3 t CO 2 / t MgO. Verglichen mit der Sintermag- Ausgehend von den unbestrittenen Fakten, dass der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre stetig steigt und den Aussagen aus den Weltklimaberichten, denen zufolge der Klimawandel bereits eingetreten ist, stellt sich die Frage, wie diesem Phänomen zu begegnen ist. Die EU hat daher bereits vor gut einer Dekade mit der Einführung des Emissionshandels begonnen, diesen Veränderungen entgegenzuwirken. Vor diesem Hintergrund ist zu analysieren, wie die energieintensive Industrie in Europa damit zurecht kommt, was der Emissionshandel gebracht hat und wie die zukünftige Ausrichtung des Klimaschutzes aussehen könnte. Um bei den größeren Industriebetrieben in der EU die Emissionen zu reduzieren, wurde von der EU der Emissionshandel eingeführt. Es gibt drei Gruppen, die unterschiedlich behandelt werden. Die 1. [19] . Ebenso wird in diesem Zusammenhang öfters von "Breakthrough-Technologien" gesprochen. Diese sind am Horizont aber noch nicht ersichtlich, und um neue Technologien flächendeckend einzuführen, wird eine Dekade nicht ausreichend sein. Betrachtet man nun die Auswirkungen des Emissionshandels, so sieht man, dass die Zertifikatspreise relativ niedrig sind (im Bereich von einigen Euro/t) -von den angestrebten 20 bis 30 Euro ist man weit entfernt. Der Grund liegt darin, dass die Stromerzeuger den gesamten Emissionshandel dominieren, denn 73 % der CO 2 -Emissionen (im Bereich des Emissionshandels) stammen aus der Energie-und Wärmeerzeugung. Analysiert man auch die Anzahl der Anlagen, so ist ersichtlich, dass rund ca. 90 % der Emissionen von nur rund 10 % der Anlagen emittiert werden. D. h. die relativ kleinen Emittenten werden benachteiligt, weil der bürokratische Aufwand enorm ist und deren Einfluss im Gesamtsystem (sowohl Emissionshandel wie CO 2 -Emissionen) gering bzw. sehr gering ist. Daraus folgt, dass der Emissionshandel zu reformieren ist! Dies wurde von der EU-Kommission durch "Back-loading" bereits ohne sichtbaren Erfolg versucht. Ein vermutlich besserer Lösungsansatz ist es, nur die wirklich großen Emittenten zu erfassen und den kleinen Anlagen mehr Spielraum zu geben. Denn ein Großteil der eigentlichen Wertschöpfung findet in der sogenannten energieintensiven Industrie statt, die aber nur relativ gering zu den Emissionen beiträgt. Ebenso sollten die Prozess-Emissionen ausgenommen werden, denn diese fallen ebenfalls weltweit an. Die nun von der EU vorgeschlagenen neuen Ziele für 2030 mit minus 40 % THG-Reduktion sind noch nicht ausreichend durchdacht und werden bei gleichem Emissionshandelssystem zu einem hohen Verlust an Wertschöpfung und zum Verlust von sehr vielen Arbeitsplätzen führen. Eine Studie für Österreich zeigt, dass die Arbeitslosigkeit um 60.000 Personen steigen und die Wertschöpfung um rund 11 Mrd. Euro abnehmen würde. EU-weite Zahlen liegen leider noch nicht vor. Auch daraus folgt, dass eine Reform des Emissionshandelssystems dringend erforderlich ist. Abgesehen davon ist ein internationales Abkommen zum Klimaschutz unumgänglich. Food and Agriculture Organization (FAO) of the United Nations Frankfurter Allgemeine Zeitung NN: UNO: Welt kann Aids bis 2030 in den Griff bekommen. Kurier Kleine Influenza-Historie. Klinik für Infektiologie, Kantonsspital St. Gallen. Online NN: Müller warnt nach Ebola-Impfstoff-Test vor zu großen Erwartungen. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Online. www.faz.net Synthesis-report. Approved Summary for Policymakers on the 1st NN: Europäische Kommission schlägt höheres und realistisches Energieeinsparungsziel für 2030 vor (IP/14/856). Hrsg.: Europäische Kommission, Brüssel. 23. Juli South Stream hatte für die EU nie Priorität NN: Euorpe strengthens its carbon market for a competitive lowcarbon economy (Back-Loading) Steht das EU-Emissionshandelssystem vor seinem Ende? In: Umweltschutz der Wirtschaft. No. 5/14. Hrsg.: WKO, Wirtschaftskammer Österreich Optionen für die Zukunft des EU Emissionshandelssystems Die Kohlendioxid-Problematik am Beispiel von Magnesit und der RHI-AG. In: BHM, Jg Outlook for the German lignite industry Wirtschaftliche und finanzielle Auswirkungen eines neuen THG-Ziels für 2030 in Österreich und Betroffenheit der Österreichischen Volkswirtschaft