key: cord-0005988-fizh495d authors: Baumschlager, D.; Haas-Krammer, A.; Rothenhäusler, H.-B. title: Emotionale Befindlichkeit, kognitive Leistungsfähigkeit und Lebensqualität bei HIV-Patienten: Ergebnisse einer explorativen Untersuchung date: 2010-09-22 journal: Nervenarzt DOI: 10.1007/s00115-010-3124-3 sha: e1bb388e039297e8d4032fa9a7f2cd3c7fe56d17 doc_id: 5988 cord_uid: fizh495d BACKGROUND: Due to the change of HIV disease from an acute life-threatening disease to a chronic infection, it is more psychosocial rather than therapeutic aspects that have become of interest in scientific investigations. The purpose of this exploratory study was to evaluate emotional distress, health-related quality of life (HRQoL) and cognitive performance. The diagnosis of HIV was considered a life event that may lead to post-traumatic stress syndrome. METHOD: We recruited 37 HIV-positive outpatients and assessed the frequency of depressive (BDI) and post-traumatic stress symptoms (PTSS) due to the diagnosis of HIV (IES), HRQoL (SF-36) and cognitive performance (SKT). Further, the new diagnostic concept of adjustment disorder as a stress response syndrome according to Maercker was considered. RESULTS: Of the 37 Patients, 67.6% (n=25) of the sample had a post-traumatic stress syndrome. The HIV-related PTSS was considered adjustment disorder using the concept proposed by Maercker. Fourteen patients (37.8%) suffered from a depressive syndrome, and 27% (n=10) showed cognitive deficits (minimal: n=8; mild: n=1; moderate: n =1). HIV-positive patients with PTSS had significantly unfavourable values in the SF-36 domains general health (p=0.003), vitality (p=0.007), social functioning (p=0.000), role-emotional (p=0.016) and mental health (p=0.000). CONCLUSION: HIV-infected patients may face a major risk of HIV-related PTSS in the sense of adjustment disorder according to Maercker, depression and cognitive dysfunction. The presence of emotional distress is associated with impairments in quality of life. We therefore suggest an early and comprehensive bio-psycho-social assessment and therapy of HIV-infected patients. Infolge der Lebenszeitverlängerung durch HAART treten zunehmend psychosoziale Aspekte in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen, um eine bessere Versorgung und eine Steigerung der Medikamentenadhärenz erzielen zu können. Psychosoziale Faktoren sind für den Erfolg der HAART entscheidend, da eine exakte Einhaltung des Therapieregimes die Wirksamkeit wesentlich beeinflusst und sich psychische Probleme hier negativ auswirken [3, 4] . Verschiedene Autoren rezenter Arbeiten [5, 6, 7] betrachten HIV bereits als chronischen, psychischen Stressor. Im Bereich der posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) respektive Stressreaktionssyndrome jedoch wurde die HIV-Diagnosestellung kaum als mögliche Ursache berücksichtigt. Diese Problematik spiegelt sich auch in den diagnostischen Manualen wider, da "schwere Erkrankung" erst in der Version IV des DSM und der ICD ab Version 10 als potenzielle Ursache für PTBS angeführt ist. Mithilfe einer explorativen Querschnittsuntersuchung evaluierten wir gezielt emotionale Befindlichkeitsstörungen im Gefolge von HIV-Diagnosestellungen. Hierbei beachteten wir für möglicherweise auftretende HIV-assoziierte, posttraumatische Belastungssymptome (PTSS; posttraumatic stress symptoms) die Forschungsergebnisse von Maercker et al. [9] durch Berücksichtigung eines innovativen Konzepts der Anpassungsstörungen (AD, "adjustment disorder") als Stressreaktionssyndrome. Die Autoren gehen davon aus, dass AD, analog zu PTBS, durch "Intrusion", "Vermeidung" und "Fehlanpassungssymptome" gekennzeichnet sind. Die AD werden hier als Syndrome verstanden, die sich aus den genannten Symptomgruppen zusammensetzen. Auf die Notwendigkeit einer Revision der Diagnosegruppe wurde aufgrund unklarer Abgrenzung zu anderen Entitäten und häufiger Verwendung im klinischen Alltag auch an anderer Stelle hingewiesen [10] . In . Tab. 1 sind die vorgeschlagenen diagnostischen Kriterien der AD systema-tisch dargestellt. Der Hauptunterschied zwischen PTBS und AD bestehe in der Schwere des Traumas: Die Autoren gehen davon aus, dass ein leichteres Trauma eher die Entwicklung einer AD begünstige. Erste empirische Befunde zeigen, dass das neue Konzept nach Maercker eine fundierte Basis für ein revidiertes AD-Konzept sein könnte [11] . Unserer Einschätzung nach erfüllt die HIV-Diagnosestellung eher die Kriterien der Lifeevent-Forschung und nicht die Kriterien von extremer, akuter Bedrohung, wie sie für die Diagnose der PTBS gefordert sind. Wie auch in einer Studie an 832 Personen gezeigt wurde, hatten Patienten mit einem "life event" durchschnittlich sogar mehr posttraumatische Belastungssymptome (PTSS) als Personen mit einem Trauma, wobei PTSS infolge eines Traumas persistenter sein dürften [12] . Unter Berücksichtigung dieser aktuellen Forschungsergebnisse zielten wir in unserer explorativen Studie auf eine realistische Belastungseinschätzung ab. Weiters evaluierten wir die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die Lebenszufriedenheit und die kognitive Leistungsfähigkeit von HIV-infizierten Patienten, um mögliche Zusammenhänge zwischen emotionalen Befindlichkeitsstörungen, kognitiven Beeinträchtigungen und Lebensqualität zu finden. Ein umfassenderes Verständnis von möglichen psychiatrischen Komplikationen im Gefolge der HIV-Erkrankung könnte die Basis für eine verbesserte biopsychosoziale Versorgung von HIV-Patienten darstellen. Background. Due to the change of HIV disease from an acute life-threatening disease to a chronic infection, it is more psychosocial rather than therapeutic aspects that have become of interest in scientific investigations. The purpose of this exploratory study was to evaluate emotional distress, health-related quality of life (HRQoL) and cognitive performance. The diagnosis of HIV was considered a life event that may lead to post-traumatic stress syndrome. Method. We recruited 37 HIV-positive outpatients and assessed the frequency of depressive (BDI) and post-traumatic stress symptoms (PTSS) due to the diagnosis of HIV (IES), HRQoL (SF-36) and cognitive per-formance (SKT). Further, the new diagnostic concept of adjustment disorder as a stress response syndrome according to Maercker was considered. Results. Of the 37 Patients, 67.6% (n=25) of the sample had a post-traumatic stress syndrome. The HIV-related PTSS was considered adjustment disorder using the concept proposed by Maercker. Fourteen patients (37.8%) suffered from a depressive syndrome, and 27% (n=10) showed cognitive deficits (minimal: n=8; mild: n=1; moderate: n =1). HIV-positive patients with PTSS had significantly unfavourable values in the SF-36 domains general health (p=0.003), vitality (p=0.007), social functioning (p=0.000), role-emotional (p=0.016) and mental health (p=0.000). Conclusion. HIV-infected patients may face a major risk of HIV-related PTSS in the sense of adjustment disorder according to Maercker, depression and cognitive dysfunction. The presence of emotional distress is associated with impairments in quality of life. We therefore suggest an early and comprehensive biopsycho-social assessment and therapy of HIVinfected patients. Mittels SF-36 (Medical Outcomes Study Short Form Survey) nach Stewart et al. [13] in der deutschen Übersetzung von Bullinger und Kirchberger [14] wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität gemessen. Der Selbstbeurteilungsfragebogen umfasst folgende 8 Gesundheitskategorien: Die Reliabilität (Cronbach's α) liegt zwischen α=0,57 und α=0,94. Depressive Symptomatologie wurde mithilfe des BDI (Beck's Depression Inventory) in der deutschen Version von Hautzinger et al. [15] , basierend auf dem BDI von Beck et al. [16] erfasst. Die interne Konsistenz (Cronbach's α) liegt bei α=0,88. Die von uns angewandte Einteilung der Testergebnisse in unauffällig (0-10 Punkte), mäßige depressive Symptomatik (11-18 Punkte) und klinisch relevante depressive Symptomatik (19 und mehr Punkte) stammt ebenfalls von den angeführten Autoren. Die IES (Impact of Event Scale) nach Horowitz et al. [17] Unsere Patienten wurden während unserer systematischen Untersuchung dazu angehalten, die IES-Aussagen auf die Überbringung ihres positiven HIV-Testergebnisses zu beziehen ("Trauma") und auf der 4-stufigen Skala anzugeben, wie oft das im jeweiligen Item beschriebene Symptom innerhalb der letzten Woche aufgetreten war. Die 9 Subtests des SKT (Syndromkurztest) nach Erzigkeit [19] dienen zur Evaluierung von Gedächtnis-und Aufmerksamkeitsstörungen. Er wird insbesondere bei Verdacht auf Demenz, kognitive Leis tungsdefizite, hirnorganischen Psychosyndrome, Durchgangssyndrome und andere organisch bedingte psychische Störungen eingesetzt. Seine Hauptanwendungsgebiete umfassen unter anderem auch klinische Studien und Grundlagenstudien. Für die interne Konsistenz (Cronbach's α) konnten Werte zwischen α=0,86 und α=0,88 ermittelt werden. Diese Ergebnisse wurden in anderen Studien bestätigt [20] . Die Test-Retest-Reliabilität des SKT-Gesamtwertes lag bei 0,90 [21] . Zwischen SKT und anderen neuropsychologischen Testverfahren konnten signifikante Korrelationen gefunden werden [22, 23] . Außerdem weisen Ergebnisse darauf hin, dass der SKT insbesondere zwischen leichten und mäßigen Demenzformen gut differenzieren dürfte, [24, 25] , Polytraumapatienten [26] , Hepatitis-C (HCV)-Patienten [27] und Lebertransplantationspatienten [28] . Im Bereich der Berufsausbildung konnten 3 Personen (8,1%) keinen Abschluss angeben, 14 (37,8%) hatten eine Lehre absolviert, 9 Patienten (24,3%) hatten eine berufsbildende Schule abgeschlossen und 2 Personen (5,4%) hatten eine Meisterprüfung abgelegt. An höheren Ausbildungen konnten 3 Patienten (8,1%) einen Fachhochschulabschluss angeben, 2 Personen (5,8%) hatten ein Universitätsstudium absolviert. Weitere 2 Patienten (5,8%) hatten eine andere Berufsausbildung abgeschlossen und 2 (5,8%) hatten keine Angabe zu ihrer Berufsausbildung gemacht. Zum Untersuchungszeitpunkt waren 22 Patienten (59,5%) vollzeitbeschäftigt, 4 (10,8%) teilzeitbeschäftigt und 2 Patienten (5,4%) arbeitslos. Während 4 Personen (10,8%) regulär in Ruhestand gegangen waren, waren 5 (13,5%) krankheitsbedingt frühpensioniert worden. Von den untersuchten Patienten lebten 12 (32,3%) allein. 19 Personen (51,35%) lebten mit Partnern oder Familienangehörigen zusammen und 6 (16,2%) lebten in anderen Wohnverhältnissen oder hatten keine Angabe über ihre Wohnsituation gemacht. Bei 20 Patienten (54,1%) fand die HIV-Infektion höchstwahrscheinlich durch homo-/bisexuellen Geschlechtsverkehr statt. 12 Patienten (32,4%) dürften sich über heterosexuellen Intimkontakt infiziert haben. Bei 2 Patienten (5,4%) gelangte das Virus durch eine infizierte Blutkonserve in den Körper. Ein Patient (2,7%) infizierte sich auf dem Mutter-Kind-Weg. Von einem Patienten (2,7%) ist der Übertragungsweg nicht bekannt. Nach IES konnten bei 12 Patienten (32,4%) keine relevanten posttraumatischen Belastungssymptome (PTSS) nachgewiesen werden. 8 Teilnehmer (21,6%) wiesen eine leichte PTSS-Symptomatik auf, 8 (21,6%) zeigten eine mäßige Ausprägung und immerhin 9 Patienten (24,3%) zeigten schwere PTSS-Symptomatik. Der Mittelwert des IES-Scores betrug 25,41±21,3 (Range: 0-69). Dreiundzwanzig Patienten (62,2%) zeigten keine relevante depressive Symptomatik gemäß BDI. 7 Personen (18,9%) hingegen wiesen eine leichte bis mäßige depressive Symptomatik auf. Bei weiteren 7 Patienten (18,9%) deuteten die BDI-Ergebnisse auf eine mäßige bis schwere Ausprägung depressiver Symptomatik hin. Wir haben Patienten mit auffälliger PTB-Symptomatik mit unauffälligen hinsichtlich ihrer BDI-Werte verglichen und konnten einen signifikanten Unterschied (p<0,01) zwischen beiden Gruppen feststellen. 13 von 14 Patienten mit relevanter depressiver Symptomatik nach BDI wiesen gleichzeitig auch relevante PTSS-Symptomatik nach IES auf. In . Tab. 2 sind die SF-36-Ergebnisse des Mann-Whitney-U-Tests, den wir durchführten, um Unterschiede in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL; health-related quality of life) zwischen PTSS-auffälligen und -unauffälligen Patienten zu eruieren, aufgeführt. Einen sig nifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen konnten wir für die Kategorien allgemeine Gesundheit, Vitalität, so-ziale Funktionsfähigkeit, emotionale Rollenfunktion und psychisches Wohlbefinden nachweisen. Hier waren die Werte bei relevanter PTSS-Symptomatik signifikant ungünstiger. Beim Vergleich der gemäß BDI als depressiv eingestuften Patienten mit den als unauffällig evaluierten Patienten hinsichtlich der SF-36-Ergebnisse konnten wir signifikante Unterschiede in allen 8 HRQoL-Kategorien nachweisen. . Tab. 3 gibt die SF-36-Ergebnisse des Mann-Whitney-U-Tests für die beiden Subgruppen wieder. Bei 27 Patienten (73%) wiesen die SKT-Ergebnisse nicht auf das Vorhandensein kognitiver Defizite hin. 8 Patienten (21,6%) hatten minimale kognitive Defizite, ein Patient (2,7%) wies leichte zerebrale Leistungsdefizite auf und bei einem Patienten (2,7%) konnten wir eine mäßige Ein-schränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit feststellen. Durchschnittlich erreichten die Teilnehmer unserer Studie einen SKT-Gesamtwert von 2±2,83 (Range: 0-11). Die Durchsicht unserer Studienergebnisse veranschaulicht deutlich erhöhte Punktprävalenzwerte von PTSS-und Depressionssymptomatik in unserer Studien population HIV-positiver Patienten im ambulanten Setting. Gleichzeitig konnten wir den Einfluss der emotionalen Befindlichkeitsstörungen auf Kennwerte gesundheitsbezogener Lebensqualität (HRQoL) und Lebenszufriedenheit nachweisen. Beachtenswert ist der hohe Anteil von Patienten mit relevanten posttraumatischen Belastungssymptomen (PTSS; 67,7%) an unserer Studienpopulation. Aufgrund methodischer Unterschiede bei der Diagnostik der posttraumatischen Belastungsstörung (z. B. Selbstbeurteilungsskalen, Fremdbeurteilungsinstrumente, strukturierte klinische Interviews) sind Häufigkeitsangaben unterschiedlicher Populationen schwer vergleichbar. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass die Werte bei unseren Studienpatienten um ein Vielfaches höher waren als jene der Allgemeinbevölkerung (6%) [29] bzw. von Patienten, die sich in allgemeinmedizinischer Behandlung befinden (10%) [30] . Bisher wurden wenige Studien zur HIV-assoziierten posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) publiziert. Die Angaben zur Prävalenz der PTBS reichen von 13,3-64% [3, 31] . Hervorgehoben muss an dieser Stelle werden, dass selbst Patienten mit vergleichbaren Erkrankungen deutlich niedrigere PTBS-Werte aufwiesen. Für HCV konnte eine PTBS-Prävalenz von 8,8% ermittelt werden [27] . Diese Erkrankung ist als chronische, virale Infektion mit Neurotropie mit der HIV-Infektion vergleichbar. Deutliche Unterschiede sind hingegen im gesellschaftlichen Bild und in den damit verbundenen psychischen Belastungen beider Krank- In der Literatur wird die Prävalenz der Depression bei HIV-Patienten zwischen 5 und 49% angegeben [33, 34, 35, 36, 37, 38] . Die von uns erhobene Prävalenz depressiver Zustandsbilder von ca. 38% ist mit diesen Studienergebnissen konsistent. Unsere Untersuchungen wiesen einen deutlichen Zusammenhang von PTSS-Symptomatik und Depressivität gemäß BDI nach. In diesem Kontext ist zu erwähnen, dass bei HIV-Patienten depressive Anpassungsstörungen im Sinne von Stressfolgeerkrankungen häufiger als depressive Episoden im Rahmen von depressiven Störungen diagnostiziert werden [39] . Je nach IES-Wert unterschieden sich unsere Patienten hinsichtlich der BDI-Werte signifikant voneinander (U=60,00, p=0,003). Lediglich ein Studienpatient aus der depressiven Subgruppe (n=14) wies kein relevantes PTSS-Syndrom auf. Die hohe Komorbidität zwischen posttraumatischen Belastungsstörungen und de-pressiven Erkrankungen wurde in mehreren Studien bestätigt [4, 40, 41, 42, 43] [45] hingegen führten die hohen Korrelationen zwischen PTBS, Major-Depression (MD) und generalisierter Angststörung (GAS) an, definierten diese aber als unterscheidbar. Ein Dysphoriefaktor könnte sich auf PTBS, MD und GAS auswirken. Ein 2-Faktoren-Modell der PTBS wurde von Maes et al. [46] vorgeschlagen, das "Depression-Vermeidung" als ersten Faktor und "Angst-Erregtheit" als zweiten umfasst. In der Zusammenschau können wir feststellen, dass in der derzeitigen wissenschaftlichen Literatur noch keine Einigkeit darüber besteht, welche Faktoren ein empirisch gesichertes Modell der PTBS umfasst und ob Depression einer dieser Faktoren sein könnte oder lediglich mit PTBS assoziiert ist. Zahlreiche Studien konnten den Einfluss von PTBS auf die HRQoL und QoL belegen [47, 48, 49, 50, 51, 52] . Wenige Studien hingegen haben sich mit diesem Einfluss bei HIV auseinandergesetzt. Zwei Studien [53, 54] konnten nachweisen, dass symptomatische HIV-positive Patienten ohne AIDS die besten HRQoL-Werte außer in den Domänen körperliche Rollenfunktion und allgemeine Gesundheit hatten. Sowohl asymptomatische HIV-positive Patienten als auch AIDS-Patienten hatten schlechtere Werte. Eine asymptomatische Infektion könnte deshalb psychisch belastender sein, weil sie eine diffuse Bedrohung darstellt, die kaum Anhaltspunkte in der Auseinandersetzung mit der Krankheit bietet. Diese Problematik dürfte in unserer Studienpopulation besonders relevant sein, da die CD4 + -Werte unserer Studienteilnehmer ein AIDS-Stadium bzw. opportunistische Infektionen infolge schlechter immunologischer Abwehr ausschlossen. In unserer wie auch in anderen Studien war vor allem die psychische HRQoL erniedrigt [55, 56] . Im Gegensatz zur PTSS-Symptomatik wirkte sich Depressivität in unserer explorativen Studie signifikant auf alle SF-36-Kategorien aus. Der Zusammenhang von Depression und HRQoL bei HIV konnte auch in anderen Studien belegt werden [57, 58, 59] . Die erste Durchsicht der Messergebnisse von Gedächtnis-und Aufmerksamkeitsstörungen unserer Studienpopulation erweckte den Eindruck einer hohen Prävalenz neurokognitiver Einschränkungen. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass bei einem Großteil (21,6%) unserer auffälligen Studienteilnehmer (27%) die Testergebnisse lediglich einen Verdacht auf kognitive Störungen zuließen. So blieb nur ein Bruchteil übrig, bei dem von einer deutlichen kognitiven Einschränkung ausgegangen werden konnte. Selbst neuere Untersuchungen, die nach flächendeckender Einführung der HAART durchgeführt wurden, geben deutlich höhere Prävalenzen (33,3-84,3%) kognitiver Leistungseinbußen an [60, 61, 62, 63, 64] . Untersuchungen sprechen dafür, dass bestimmte Aufgabentypen neurokognitiver Tests besonders sensitiv für HIV-induzierte Leistungseinbußen sind. Diese könnten einen zu geringen Anteil innerhalb der SKT-Subtests haben, weshalb wir eine niedrigere Prävalenz fanden [65, 66, 67] . So sind die für die Diagnostik früher Stadien HIV-induzierter kognitiv-motorischer Defizite sensiblen Feinmotorikuntersuchungen wie der Finger-Tapping-Test (TAP) und der Wiener Reaktionstest (RT) beispielsweise im SKT nicht repräsentiert [68] . Unklar ist bis dato, ob sich HIV bei älteren Patienten stärker auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt. Es gibt jedoch Studien, welche diesen Zusammenhang nahelegen. Mit einem durchschnittlichen Alter von Mitte 40 besteht unsere Studienpopulation aus eher jüngeren Teilnehmern, die im Vergleich zu ande- XVII International AIDS Conference: from evidence to action-epidemiology Alternative projections of mortality and disability by cause 1990-2020: Global Burden of Disease Study Posttraumatic stress and trauma history in adolescents and young adults with HIV The differential impact of PTSD and depression on HIV disease markers and adherence to HAART in people living with HIV Lifetime and HIV-related PTSD among persons recently diagnosed with HIV Symptoms of posttraumatic stress and death anxiety in persons with HIV and medication adherence difficulties Common mental disorders among HIV-infected individuals in South Africa: prevalence, predictors and validation of brief psychiatric rating scales Hrsg) International handbook of traumatic stress syndromes, the plenum series on stress and coping Adjustment disorders as stress response syndromes: a new diagnostic concept and its exploration in a medical sample Anpassungsstörungen - Nosologische Stellung und Therapieoptionen Anpassungsstörungen - Die Erprobung eines neuen diagnostischen Konzepts in einem ambulanten psychosomatischen Setting Symptoms of post-traumatic stress disorder after nontraumatic events: evidence from an open population study The MOS Short-form General Health Survey: reliability and validity in a patient population Der SF-36-Fragebogen zum Gesundheitszustand. Hogreve, Göttingen Das Beck-Depressions-Inventar - BDI An inventory for measuring depression Impacts of events scale: a measure of subjective stress Psychometric evaluation of Horowitz's impact of event scale: a review SKT - Ein Kurztest zur Erfassung von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen The SKT neuropsychological test battery Factor structure and scoring of the SKT test battery Correlation of MMSE, SKT and clock test scores in patients with mild and moderate dementia Differential validity of psychometric tests in dementia of the Alzheimer type Psychiatric and psychosocial outcome of cardiac surgery with cardiopulmonary bypass: a prospective 12-month follow-up study The effects of coronary artery bypass graft surgery on health-related quality of life, cognitive performance and emotional status outcomes: a prospective 6-month follow-up consultation-liaison psychiatry study Relationship between posttraumatic stress disorder, quality of life, social support and affective and dissociative status in severely injured accident victims 12 months after trauma Der Zusammenhang zwischen emotionalen Befindlichkeitsstörungen, kognitiver Leistungsfähigkeit und gesundheitsbezogener Lebensqualität bei mit dem Hepatitis-C-Virus infizierten Patienten vor einer antivirealen Therapie Psychiatric and psychosocial outcome of orthotopic liver transplantation Prevalence, co-morbidity and correlates of mental disorders in the general population: results from the German Health Interview and Examination Survey (GHS) Prevalence, recognition and management of depression in primary care in Germany: the Depression 2000 study Posttraumatic stress disorder in women attending human immunodeficiency virus outpatient clinics PTSD in somatic disease Anxiety and depression among HIV-infected heterosexuals - a report from India Depression in HIV-infected patients. Allopathic, complementary and alternative treatments Mortality, CD4 cell count decline and depressive symptoms among HIV-seropositive women: longitudinal analysis from the HIV epidemiology research study Depression in people living with HIV/AIDS attending primary care and outpatient clinics Prevalence of axis I disorders in an AIDS cohort: a cross-sectional, controlled study Social support, substance use and denial in relationship to antiretroviral treatment adherence among HIV-infected persons Ten Have T (2002) Depressive and anxiety disorders in women with HIV infection Incidence and impact of posttraumatic stress disorder and comorbid depression on adherence to HAART and CD4+ counts in people living with HIV The relationship of post-traumatic stress disorder and depression to antiretroviral medication adherence in persons with HIV Post-traumatic stress disorder among recently diagnosed patients with HIV/AIDS in South Africa Posttraumatic stress disorder in response to HIV infection Testing alternative factor models of PTSD and the robustness of the dysphoria factor The structure of distress following trauma: Posttraumatic stress disorder, major depressive disorder and generalized anxiety disorder The two-factorial symptom structure of post-traumatic stress disorder: depression-avoidance and arousalanxiety Prevalence of post-traumatic stress disorder in patients with previous myocardial infarction consulting in general practice The prevalence of posttraumatic stress disorder in patients undergoing pulmonary rehabilitation and changes in PTSD symptoms following rehabilitation Impact of comorbid anxiety disorders on health-related quality of life among patients with major depressive disorder PTSD diagnoses, subsyndromal symptoms and comorbidities contribute to impairments for breast cancer survivors The relationship between quality of life and posttraumatic stress disorder or major depression for firefighters in Kaohsiung Posttraumatic stress disorder and health-related quality of life among a sample of treatment- and pension-seeking deployed Canadian Forces peacekeeping veterans The role of psychological and behavioral variables in quality of life and the experience of bodily pain among persons living with HIV The economic costs and health-related quality of life of people with HIV/AIDS in the Canary Islands HIV symptoms and health-related quality of life prior to initiation of HAART in a sample of HIV-Positive South Africans Health-related quality of life in bereaved HIV-positive adults: Relationships between HIV symptoms, grief, social support and Axis II indication A further investigation of health-related quality of life over time among men with HIV infection in the HAART era Neurocognitive impairment influences quality of life in HIVinfected patients receiving HAART The incidence of and risk factors for HIV-associated cognitive-motor complex among patients on HAART Neuropsychological impairment and the natural history of HIV-1 infection in Spanish subjects Prevalence of human immunodeficiency virus-associated cognitive impairment in a group of Hispanic women at risk for neurological impairment Motor function and human immunodeficiency virus-associated cognitive impairment in a highly active antiretroviral therapy-era cohort Neurocognitive impairment in early HIV-positive individuals Neuropsychological test profile differences between young and old human immunodeficiency virus-positive individuals Cognitive impairment in asymptomatic stages of HIV infection. A longitudinal study The relationship between age and cognitive impairment in HIV-1 infection: findings from the multicenter AIDS cohort study and a clinical cohort Clinical features, diagnosis and treatment of HIV-induced neuropsychiatric disorders Age differences and neurocognitive performance in HIV-infected adults ren Studienpopulationen aufgrund einer unterschiedlichen Altersstruktur besser abgeschnitten haben könnten [66, 67, 69] . Unsere Studie weist ein Querschnittsdesign auf. Die Studienteilnehmer wurden nicht in einem randomisierten Verfahren gewonnen. Aufgrund der Gruppengröße und der Unterrepräsentation von Frauen könnte die Aussagekraft vermindert sein. Es wäre wünschenswert, dass die Thematik in weiterführenden, prospektiven Studien unter Einbeziehung von Vergleichsgruppen untersucht wird, um den in unserer Studie nahegelegten Zusammenhang von emotionalen Befindlichkeitsstörungen und verminderter HRQoL bei HIV-infizierten Patienten zu untersuchen.