key: cord-0021930-ur1bbduu authors: Briken, Peer; Dekker, Arne; Cerwenka, Susanne; Pietras, Laura; Wiessner, Christian; von Rüden, Ursula; Matthiesen, Silja title: Die GeSiD-Studie „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ – eine kurze Einführung date: 2021-10-12 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-021-03433-7 sha: 8d565dc6189194d97233730cf50807e4aa45d770 doc_id: 21930 cord_uid: ur1bbduu Until 2020, there was no representative sex survey for Germany with published data. The GeSiD study “Health and Sexuality in Germany” is the first nationwide, representative sex survey. The aim of this paper is to provide a brief introduction to the German health and sexuality (GeSiD) survey. A total of 4955 persons (2336 men, 2619 women) aged 18–75 years were interviewed between 2018 and 2019. The computer-assisted face-to-face interviews had an extensive self-completion section and asked about a wide range of sexual behaviour and sexual health topics. Data on sexual identity, relationships, sexual behaviour, and sexual health were assessed. Data show, among other things, that only a minority of respondents had ever talked to a healthcare provider about HIV/AIDS or other sexually transmitted infections (STIs). Data show a clear need for education, information dissemination, and training in the area of sexual health. 1 Bemerkenswerterweise erfuhr unsere Arbeitsgruppe erst im Verlauf eines internationalen Peer-Review-Prozesses von einem ausländischen Wissenschaftler, dass es auch für Deutschland Anfang der 1990er-Jahre bereits einen Sex-Survey gegeben hatte. Die Daten waren allerdings nicht in Fachzeitschriften publiziert worden, sodass sie bei der Literaturrecherche nicht gefunden werden konnten. Die Studienqualität und die Daten wurden daher weder zu einem früheren Zeitpunkt einem Peer-Review-Verfahren unterzogen noch könnten sie heute nachvollziehbar geprüft werden. sundheit der erwachsenen Bevölkerung [1] . Für die Frage, warum es für Deutschland bisher keine wiederkehrenden Untersuchungen gab, wie beispielsweise in den USA oder im Vereinigten Königreich, lassen sich nur unsichere Hypothesen bilden. Im Deutschland der Nachkriegszeit wurde das erste Institut für Sexualforschung 1959 an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg gegründet. Der erste Institutsleiter, Hans Giese, hatte bereits in seiner Frankfurter Zeit Fragebogenuntersuchungen mit homosexuellen Männern durchgeführt. Gegenüber den die Sexualwissenschaft grundlegend verändernden ersten großen Sex-Surveys des US-amerikanischen Zoologen Alfred F. Kinsey [2, 3] zeigte sich Giese zwar einerseits skeptisch, andererseits war er aber wohl auch interessiert an der Durchführung empirischer Untersuchungen zur Sexualität in der deutschsprachigen Bevölkerung. Ab Mitte der 1960er-Jahre führte sein Mitarbeiter Gunter Schmidt eine Untersuchung zur Sexualität Studierender in Deutschland durch [4] . In der Folge wurde diese Studie in 15 [8, 9] bahnte ab 2013 den Weg für einen Sex-Survey in Deutschland. Zunächst hatte die BZgA eine Expertise zu Sex-Surveys in Europa in Auftrag gegeben [1] . Anschließend erfolgte eine Erstellung von Indikatoren und eines ersten Fragebogenentwurfs. In der Folge wurde eine Pilotstudie zur Machbarkeit und zum Vergleich verschiedener Erhebungsmethoden an einer Stichprobe von 1155 Frauen und Männern in Zusammenarbeit mit dem Sozialforschungsinstitut Kantar Emnid durchgeführt [9] . Diese Pilotstudie zeigte erstens, dass es möglich ist, in Deutschland detaillierte und intime Fragen zur Sexualität zu stellen -es gab keine ernsthaften Beschwerden oder Kritik von Adressat:innen. Außerdem zeigte sich, dass eine Interviewstudie hinsichtlich verschiedener Parameter wie Datenqualität und Anteil der Nichtteilnehmenden einer postalischen Versendung von Fragebögen überlegen ist. Schließlich erbrachte die Vorstudie erste interessante Ergebnisse zum Beispiel zum Thema sexuelle Orientierungen oder sexuelle Praktiken [10, 11] . Der Durchführung der Interviews im Rahmen der GeSiD-Studie in den Jahren 2018 und 2019 stand damit nichts mehr im Wege. Das komplexe methodische Vorgehen der Studie kann hier nicht detailliert dargestellt werden. Es liegen ein deutschsprachiger Methodenbericht sowie eine internationale Publikation mit ausführlicher Darstellung des methodischen Vorgehens vor [12] . Die GeSiD-Studie wurde im Zeitraum 23. 10 Untersuchungen zur Sexualität Erwachsener konzentrieren sich in weiten Teilen darauf, wie Menschen sich selbst einschätzen, welche (sexuellen) Beziehungen sie führen, was sie sexuell erleben und wie sie sich sexuell verhalten. In Hinblick auf die Selbsteinschätzung der sexuellen Identität bezeichneten sich in der GeSiD-Studie 96,2 % der Frauen und 96,9 % der Männer als heterosexuell, 0,9 % der Frauen und 1,8 % der Männer als homosexuell, 1,8 % Prozent der Frauen und 0,9 % der Männer als bisexuell (0,4 % der Männer und 1,1 % der Frauen gaben hier eine "andere" sexuelle Identität an). In der Gruppe der 18-bis 35-Jährigen gaben 26 % der Frauen und 21 % der Männer an, verheiratet zu sein. In der Gruppe der 36-bis 75-Jährigen betraf dies 63 % der Frauen und 67 % der Männer. Aktuell nicht in fester Beziehung, d. h. "Single", waren bei den 18 Körperliche und psychische Erkrankungen sind häufig mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Sexualität verbunden. Bei den männlichen Befragten reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit, in den letzten 4 Wochen sexuell aktiv gewesen zu sein, von 79,1 % auf 59,0 % bzw. 30,1 %, wenn sie ihren eigenen Gesundheitszustand als mittelmäßig oder schlecht beschrieben, im Vergleich zu denjenigen mit sehr gutem Gesundheitszustand [16] . Bei den weiblichen Befragten zeigte sich ein Rückgang von 72,5 % auf 48,0 % bzw. 32,4 %. Hinweise auf sexuelle Funktionsstörungen gemäß den ICD-11-Leitlinien [17] wurden von 13,3% der sexuell aktiven Männer (am häufigsten erektile Dysfunktion in 6,6 % und vorzeitige Ejakulation in 4,5 %) und von 17,5 % der sexuell aktiven Frauen (am häufigsten hypoaktives sexuelles Verlangen in 6,9 % und Orgasmusstörungen in 5,8 %) angegeben. Die Prävalenz der erektilen Dysfunktion nahm mit dem Alter deutlich zu (18-bis 25-Jährige 2,7 %; 66-bis 75-Jährige 17,7 %), während die der vorzeitigen Ejakulation abnahm (18-bis 25-Jährige 6,2 %; 66-bis 75-Jährige 3,3 %). Frauen fühlten sich besonders durch Schmerzen im Zusammenhang mit der sexuellen Aktivität beeinträchtigt. Wenn es um die Kommunikation über sexuell übertragbare Infektionen (STI) Bundesgesundheitsbl https://doi.org/10.1007/s00103-021-03433-7 © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2021 Zusammenfassung Bis zum Jahr 2020 gab es für Deutschland keinen repräsentativen Sex-Survey mit publizierten Daten. Die GeSiD-Studie "Gesundheit und Sexualität in Deutschland" ist der erste bundesweite, repräsentative Sex-Survey. Sexuelle Gesundheit · Sexuell übertragbare Infektionen (STI) · Survey-Forschung · Sexuelle Dysfunktion · GeSiD The German health and sexuality survey (GeSiD)-a brief introduction to the study Abstract Until 2020, there was no representative sex survey for Germany with published data. The GeSiD study "Health and Sexuality in Germany" is the first nationwide, representative sex survey. The aim of this paper is to provide a brief introduction to the German health and sexuality (GeSiD) survey. A total of 4955 persons (2336 men, 2619 women) aged 18-75 years were interviewed between 2018 and 2019. The computer-assisted face-to-face interviews had an extensive self-completion section and asked about a wide range of sexual behaviour and sexual health topics. Data on sexual identity, relationships, sexual behaviour, and sexual health were assessed. Data show, among other things, that only a minority of respondents had ever talked to a healthcare provider about HIV/AIDS or other sexually transmitted infections (STIs). Data show a clear need for education, information dissemination, and training in the area of sexual health. Synopsis: sexual health surveys in Europe Sexual behavior in the human male Sexual behavior in the human female Studentische Sexualität im Wandel Was erzählen uns Zahlen über Sexualität? Kontinuität und Wandel in der empirischen quantitativen Sexualforschung. In: Voss H-J (Hrsg) Die deutschsprachige Sexualwissenschaft AIDS -Wissen, Einstellungen und Verhalten 1987 bis 1999. Ergeb-nissederjährlichenRepräsentativbefragung Measuring sexual health: conceptual and practical considerations and related indicators Pilotstudie zur Erwachsenensexualität in Deutschland -Erste Ergebnisse zu Machbarkeit und Methodenvergleich Sexuelle Identität, sexuelle Attraktion und sexuelles Verhalten -Dimensionen sexueller Orientierungen in der Survey-Forschung Heterosexuelle Praktiken in unterschiedlichen Generationen -Ergebnisse einer Pilotstudie zu A methodology of the German National Sex Survey-GeSiD (German Health and Sexuality Survey) Standard definitions: final dispositions of case codes and outcome rates for surveys Why do men report more opposite-sex sexual partners than women? 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