key: cord-0029437-erjaao1j authors: Rathberger, Katharina; Ried, Michael; Hofmann, Hans-Stefan title: Case-based learning in der Thoraxchirurgie: Ein Vergleich zwischen online- und präsenzbasiertem Unterricht date: 2022-04-01 journal: Chirurg DOI: 10.1007/s00104-022-01626-7 sha: d8ede49772599172b0f68ff5006d36ee33f2a135 doc_id: 29437 cord_uid: erjaao1j BACKGROUND: In modern medical education, traditional face-to-face teaching is increasingly being supplemented by innovative teaching methods, such as case-based learning or e‑learning. AIM OF THE WORK: Design and evaluation of a new course concept in thoracic surgery to motivate students and at the same time find ways to relieve the medical staff in their teaching activities. MATERIAL AND METHODS: All students of the third clinical semester at the University of Regensburg completed a case-based course on the topic of pulmonary nodules in the summer semester 2016 and winter semester 2016/2017 as part of the practical course in thoracic surgery. This involved a moderated face-to-face seminar for one group of students and a purely online event for the other group. The knowledge gain and the subjective learning experience of the students were evaluated via questionnaires. RESULTS: A total of 190 students took part in the courses, 88 in the face-to-face course and 102 in the online course. Although both groups recorded a significant increase in knowledge as a result of the course intervention, the students in the face-to-face course showed significantly higher subjective satisfaction compared to their peers in the online course. CONCLUSION: Case-based learning was shown to be a promising concept in thoracic surgery education, although establishing online learning procedures proved to be more challenging than presence-based teaching. Die Fülle an medizinischem Wissen wächst rasant und hat sich im Jahr 2020 schätzungsweise alle 73 Tage verdoppelt [1] . Wissen, das sich Studierende im Verlauf ih-res Studiums aneignen, ist daher oft schon bei ihrem Studienabschluss nicht mehr aktuell. Die zunehmende Interdisziplinarität und der mündige, gut informierte Patient lassen darüber hinaus vermehrt auch zwischenmenschliche Kompetenzen in den Vordergrund rücken [2] . Diesen Umständen muss auch in der Ausbildung des medizinischen Nachwuchses Rechnung getragen werden. Es gilt, den Fokus auf die Vermittlung von Lerntechniken und Förderung prozessorientierten Denkens statt auf reine Wissensinhalte zu legen. Die SARS-CoV-2-Pandemie("severeacuterespiratory syndrome coronavirus type 2") hat noch einmal zusätzlich deutlich gemacht, wie Der Chirurg 1 Abb. 1 9 Wissenszuwachs in beiden Kursformaten, dargestellt durch die Differenz aus dem Score des Wissenstests vor und nach dem jeweiligen Kurs wichtig digitales Lernen und Arbeiten ist, um die medizinische Lehre zukunftsfähig zu machen [3] . Gleichzeitig fehlt es in Deutschland an chirurgischem Nachwuchs bei zugleich steigendem Versorgungsbedarf [4] . In einer Studie des Berufsverbandes Deutscher Chirurgen e. V. gaben 80 % der befragten chirurgischen Chef-und Oberärzte an, einen numerischen Bewerbermangel wahrzunehmen und sogar 94 % sahen einen qualitativen Bewerbermangel in ihrem Fachgebiet [5] . Das Interesse an chirurgischen Fächern ist zu Beginn des Studiums zunächst hoch, nimmt jedoch kontinuierlich ab und am Ende des praktischen Jahres streben nur noch 5 % der AbsolventInnen diese Weiterbildungsrichtung an [6] . Daher ist es für die Zukunft der Chirurgie essenziell, Medizinstudierende durch motivierende und praxisbezogene didaktische Konzepte schon früh für dieses Fach zu begeistern und als ärztlichen Nachwuchs zu gewinnen [7] . Zusätzlich konnten die Studierenden das Seminar subjektiv evaluieren. Die Fragen orientierten sich dabei an der Kurzform des "VB-Psych", einem ursprünglich für die medizinische Psychologie entwickelten Testverfahren, und umfassten die Bereiche "Lehrmedium und Lernumgebung", "Kursinhalte" und "Vergleich mit anderen Lehrformaten" [8] . Die Fragen waren auf einer Likert-Skala von 1 (stimmt nicht) bis 5 (stimmt sehr) zu beantworten. Anhand eines Präsenz-und eines Onlinekurses sollte im Rahmen dieser Studie das Prinzip des "case-based learning" innerhalb eines thoraxchirurgischen Kurrikulums erprobt werden. Die verschiedenen Lehrformate wurden sowohl subjektiv als auch objektiv evaluiert. Darüber hinaus konnten zahlreiche Erkenntnisse zur Integration fallbasierter Kurse in ein bestehendes chirurgisches Kurrikulum gewonnen werden. In den vor und nach den Kursen durchgeführten Wissensüberprüfungen zeigte sich in beiden Kursgruppen ein deutlicher Wissenszuwachs. Der Großteil der bisher durchgeführten Studien in der Lehrforschung überprüfte bisher nur das Wissen Der Chirurg 3 der Teilnehmer nach der Kursintervention. Die wenigen Forschungsarbeiten, die sowohl prä-als auch postinterventionelle Wissenstests durchführten, um den Wissenszuwachs abzubilden, zeigten jedoch ebenfalls einen durchweg positiven Effekt von CBL-Kursen auf das Wissen der Lernenden [9] [10] [11] . In der von uns durchgeführten Studie zeigte sich allerdings, dass die Studierenden des Präsenzkurses im Wissenstest fast ausschließlich signifikant bessere Resultate als ihre KommilitonInnen im Onlinekurs erzielten. Dies steht eher konträr zu den wenigen Studien in der medizinischen Lehrforschung, die den Wissensgewinn bei CBL-Kursen untersucht und festgestellt haben, dass Onlinelehrangebote sich vergleichbar oder teilweise sogar positiver als Präsenzkurse auf Wissen und Fähigkeiten von Medizinstudierenden auswirken [12, 13] . Die möglichen Ursachen für das unerwartet negativere Ergebnis der Studierenden des E-Learning-Kurses sollen im Rahmen der Diskussion der subjektiven Evaluation noch genauer beleuchtet werden. In allen drei Kategorien der Evaluation ("Lehrmedium und Lernumgebung", "Kursinhalte" und "Vergleich mit traditionellen Lehrformen") wurde das Präsenzformat im Vergleich zum Onlinekurs von den Studierenden fast durchgehend positiver bewertet. Besonders überraschte hier, dass gerade die Kursumgebung im Onlinekurs signifikant negativer bewertet wurde als im Präsenzkurs. Dies steht der Tatsache entgegen, dass eine zeitlich und örtlich individuell gestaltbare Lernsituation zu den klaren Vorteilen des E-Learning gezählt wird [14] . Die Ursache für die unerwartet negative Einstellung der Teilnehmer gegenüber dem E-Learning-Format könnte sein, dass dieses im Gegensatz zum Präsenzunterricht in Kleingruppen bisher kein fester Bestandteil des universitären Kurrikulums war. Diese Annahme würde auch durch weitere Evaluationsergebnisse der vorliegenden Studie unterstützt werden: Die meisten Teilnehmer des Präsenzkurses bewerteten die Frage, ob sie sich vorstellen könnten, einen Fall ähnlich gut am Computer bearbeiten zu können, im Durchschnitt neutral (2,87 Punkte [±1,10] auf einer Skala von 1 bis 5) und auch im Onlinekurs standen die Teilnehmer der Frage, ob mehr Kurse online abgehalten werden sollen, im Mittel neutral gegenüber (3,04 Punkte [±1,36] auf einer Skala von 1 bis 5). Dem entgegen stehen zahlreiche Studien, die keine negative Grundeinstellung von Mitarbeiternim Gesundheitswesenund insbesondere Medizinstudierenden gegenüber E-Learning nachweisen konnten [15, 16] . Auch bezüglich der Kursinhalte evaluierten die Studierenden das präsenzbasierte Format deutlich positiver. Der fördernde Effekt, den CBL auf die Motivation und Wissen der Lernenden haben kann, ist gut belegt [10, 17] . Insbesondere bei E-Learning-gestützten CBL-Formaten finden sich jedoch auch vereinzelte Studien, die gegenteilige Effekte aufzeigen konnten: Im vonNicklenetal. durchgeführtenVergleich von präsenz-und onlinebasiertem CBL evaluierten die Studierenden im E-Learning-Kurs ihr Lehrformat deutlich schlechter und führten dies vor allem auf technische Probleme, den erhöhten Zeitaufwand und den Mangel an sozialer Interaktion in diesem Lehrformat zurück [13] . Thistlewaite et al. identifizierten in ihrem Review technische Fehlfunktionen und eine erschwerte Navigation auf der E-Learning-Plattform als negativen Einflussfaktor auf das Evaluationsergebnis [10] . Es lässt sich also zusammenfassen, dass die Ergebnisse von Evaluation und Wissenstest im Onlinekurs im direkten Vergleich mit dem präsenzbasierten Kurs etwas schlechter waren. Eine Ursache könnte sein, dass digitale Lehrangebote zu diesem Zeitpunkt noch nicht regelmäßig im chirurgischen Kurrikulum integriert waren und daher noch keine ausreichende Akzeptanz bei den Studierenden fanden. Ebenso hat es seit Durchführung dieser Untersuchung eine deutliche Zunahme onlinebasierter Lehre sowie eine Verbesserung der technischen Voraussetzungen gegeben, welche v. a. auch durch fehlende Präsenzunterrichte im Rahmen der COVID-19-Pandemie erklärbar sind. Unsere Untersuchungen konnten zeigen, dass fallbasiertes Lernen in der Thoraxchirurgie ein Erfolg versprechendes Konzept ist, das im Vergleich zu traditionellen Lehrformen von den Lernenden als deutlich lehrreicher und motivierender wahrgenommen wurde und auch bei der objektiven Evaluation des Wissenszuwachses positive Ergebnisse liefert. Damit haben wir ein lernerzentriertes Lehrformat evaluiert, dass die Studierenden praxisnah auf Herausforderungen des zukünftigen Arbeitslebens vorbereitet und gleichzeitig das Potenzial hat, motivierte Nachwuchskräfte für chirurgische Fachgebiete zu begeistern. Probleme zeigten sich bei der Integration eines Onlinekonzepts, da der E-Learning-CBL-Kurs insgesamt zwar schlechter als das Präsenzformat, aber dennoch zufriedenstellend evaluiert wurde. Im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen in der universitären Lehre aufgrund der COVID-19-Pandemie, die einen kontaktarmen studentischen Unterricht notwendig machen, eröffnen gerade onlinebasierte "Case-based-learning"-Programme neue Möglichkeiten. So war zwar die Digitalisierung frontal gehaltener Unterrichtsformate wie Vorlesungen weitgehend problemlos und ohne große Qualitätsminderung möglich, die adäquate digitale Nachbildung von Unterricht am Krankenbett stellte die Universitäten jedoch vor große Herausforderungen [18] . Hier bieten "Case-based-learning"-Formate die Möglichkeit, die medizinische Lehre auch online praxisnäher und interaktiver zu gestalten und damit auch in Zeiten der Kontaktbeschränkungen möglichst viele Studierende für chirurgische Fächer zu begeistern [19] . Die Erkenntnisse unserer Untersuchungen sollten genutzt werden, um fallbasierte Lehrformate weiter zu verbessern und gerade onlinebasierte Lehrformate noch besser an die Bedürfnisse der Lernenden anzupassen. Interessenkonflikt. K. Rathberger, M. Ried und H.-S. Hofmann geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Alle beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Teilnehmenden liegt eine Einverständniserklärung vor. Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. 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(Principles of Teaching in Surgery-State of the Art) Medizindidaktik: Ein Handbuch für diePraxis, 1. Aufl Inductive teaching and learning methods: definitions, comparisons, and researchbases The effectiveness of case-based learning in health professional education. A BEME systematic review: BEME Guide No Learner-centred medicaleducation:Improvedlearningorincreased stress? Does online learning work better than offline learning in undergraduate medical education? Asystematicreviewandmeta-analysis Remote-online case-based learning: a comparison of remote-online and face-to-face, case-based learning-a randomized controlled trial The impact of E-learning in medical education A study of students' perception about e-learning Computer literacy and attitudes towards e-learning among first year medical students Application of case-based learning in medical student education: a meta-analysis COVID-19: eine Chance zur Digitalisierung der Lehre? Erfahrungsbericht und Ergebnisse einer Umfrage zur digitalen Lehre im Bereich Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall-, Schmerzund Palliativmedizin an der Universität Leipzig Effects of realistic e-learning cases on students' learning motivation during COVID-19 Background: In modern medical education, traditional face-to-face teaching is increasingly being supplemented by innovative teaching methods, such as case-based learning or e-learning. Aim of the work: Design and evaluation of a new course concept in thoracic surgery to motivate students and at the same time find ways to relieve the medical staff in their teaching activities. Material and methods: All students of the third clinical semester at the University of Regensburg completed a case-based course on the topic of pulmonary nodules in the summer semester 2016 and winter semester 2016/2017 as part of the practical course in thoracic surgery. This involved a moderated face-to-face seminar for one group of students and a purely online event for the other group. The knowledge gain and the subjective learning experience of the students were evaluated via questionnaires. Results: A total of 190 students took part in the courses, 88 in the face-to-face course and 102 in the online course. Although both groups recorded a significant increase in knowledge as a result of the course intervention, the students in the face-to-face course showed significantly higher subjective satisfaction compared to their peers in the online course. Conclusion: Case-based learning was shown to be a promising concept in thoracic surgery education, although establishing online learning procedures proved to be more challenging than presence-based teaching. CBL · E-learning · Learner-centered learning · Medical teaching · Pulmonary nodule