key: cord-0050992-a8kt0ctb authors: Larsen, Reinhard title: Thoraxchirurgie date: 2016-06-14 journal: Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege DOI: 10.1007/978-3-662-50444-4_22 sha: f6deaadc3826734eb61bff053726c3bede57fbef doc_id: 50992 cord_uid: a8kt0ctb Wichtigste Besonderheit der Thoraxanästhesie ist die Ein-Lungen-Ventilation, d. h. die Ausschaltung der zu operierenden Lunge aus der Beatmung über einen Doppellumentubus oder Bronchusblocker. Als Hauptindikationen gelten Lobektomien und Pneumektomien, v. a. aber alle videoassistierten thorakalen Eingriffe bei geschlossenem Thorax, da hierbei die Lunge nicht zur Seite geschoben werden kann. Gebräuchliche Anästhesieverfahren sind die TIVA und die Inhalationsanästhesie in Kombination mit Opioiden. Nach Thorakotomien können erhebliche Schmerzen auftreten, die am besten mit thorakaler Periduralanalgesie oder mit PCA behandelt werden. Häufig wird vor thoraxchirurgischen Eingriffen eine diagnostische Bronchoskopie durchgeführt, entweder mit Fiberglasbronchoskopen oder mit starren Bronchoskopen (. Abb. 22.4). Die Bronchoskopie erfolgt entweder in Lokalanästhesie oder in Allgemeinnarkose unter kontrollierter Beatmung. Bei der Allgemeinnarkose müssen Beatmungsbronchoskope eingesetzt werden, damit der Patient während der gesamten Bronchoskopie kontinuierlich beatmet werden kann. Die Atemgase werden über einen Seitenarm des Bronchoskops zugeführt, beatmet wird manuell mit dem Atembeutel. Hochfrequenzbeatmung (7 Kap. 56) ist jedoch ebenfalls möglich. Die ein-oder beidseitige Lungentransplantation wird durchgeführt bei Erkrankungen der Lunge oder der Lungengefäße im Endstadium, bei zusätzlicher Herzerkrankung auch kombiniert als Herz-Lungen-Transplantation. Narkoseeinleitung bei schwerer Luftnot meist in sitzender Position des Patienten. Vorher optimale Präoxygenierung! Bei nichtnüchternen Patienten: "Ileuseinleitung". Narkosebeatmung mit möglichst niedrigen inspiratorischen Spitzendrücken. Mit Beginn der Beatmung (auch bereits über Maske!) kann es zum Abfall von venösem Rückstrom, Herzzeitvolumen und arteriellem Blutdruck kommen. Die ein-und auch die beidseitige Lungentransplantation erfolgen unter Ein-Lungen-Ventilation; inspiratorische O 2 -Konzentration 100%; leicht erhöhter arterieller pCO 2 ist erlaubt (Reduktion des Atemzugvolumens). Beim Abklemmen der Pulmonalarterie besteht die Gefahr der akuten Dilatation des rechten Ventrikels. Die Zufuhr pulmonaler Vasodilatatoren wie NO oder Prostazyklin kann die rechtsventrikuläre Funktion verbessern. Zwar treten bei 40-60% der Patienten nach einer Thorakotomie Atemstörungen auf, dennoch können viele Patienten kurz nach der Operation extubiert werden. Bei einigen Patienten mit schweren obstruktiven Lungenerkrankungen oder mit wesentlicher respiratorischer Insuffizienz ist jedoch eine vorübergehende maschinelle Atemunterstützung erforderlich. Eine Der Ausriss des Bronchusstumpfs mit bronchopleuraler Fistel und Spannungspneumothorax ist eine unmittelbar lebensbedrohliche Komplikation, bei der der Patient sofort rethorakotomiert werden muss. Sie kann eintreten, wenn bei der Operation das Perikard eröffnet wurde und nicht wieder verschlossen werden konnte. Auslösende Faktoren: zu starker Sog der Pleuradrainage, zu hoher Beatmungsdruck, Lagerung des Patienten auf die pneumektomierte Seite. Zeichen der Herniation: 5 schlagartiger Blutdruckabfall, 5 Herzrhythmusstörungen, 5 Vena-cava-superior-Syndrom. Residualkapazität und Residualvolumen, 5 Störungen des Ventilations-Perfusions-Verhältnisses, 5 intrapulmonaler Rechts-links-Shunt, 5 Abnahme der Compliance mit Zunahme der Atemarbeit, 5 Retention von Sekreten. Diese Störungen führen nach einer Thoraxoperation meist zur Hypoxie, die durch Zufuhr von Sauerstoff behandelt werden muss. Zusätzlich tritt nicht selten eine respiratorische und metabolische Azidose auf. Zur Behandlung und Prophylaxe der postoperativen Hypoxie müssen gezielt respiratorische Maßnahmen durchgeführt werden, z. B.: 5 Thoraxphysiotherapie, 5 Atemübungen, 5 Lagerungsdrainagen, 5 Broncho-und Sekretolyse. Anästhesie und Intensivtherapie in der Thoraxchirurgie. Thieme Anästhesie und Intensivmedizin in Herz-, Thoraxund Gefäßchirurgie Expertise Thoraxchirurgie S3-Leitlinie: Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms