key: cord-0053375-cl81y08y authors: Zachäus, Carolin; Wilsch, Benjamin; Bösche, Eyk; Martens, Martin; Randhahn, Annette title: Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität date: 2020-10-26 journal: Klima DOI: 10.1007/978-3-662-62195-0_7 sha: ffc4de96a5e19a7d4145c3462d3d2c5941c9970a doc_id: 53375 cord_uid: cl81y08y Mit der Entwicklung emissionsarmer alternativer Antriebstechnologien sowie einer zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung der Fahrzeuge und Verkehrssysteme bestehen die technischen Möglichkeiten, eine nahtlose, nachhaltige Mobilität gleichzeitig sozial, ökologisch und ökonomisch gerecht umzusetzen. Jetzt gilt es, einzelne Mobilitätsangebote in einem effizienten Mobilitätssystem zusammenzufuhren, das nicht nur die vielfaltigen Anforderungen der Nutzer:innen möglichst gut bedienen kann, sondern vor allem ein Erreichen der Nachhaltigkeitsziele ermöglicht und vorantreibt. Vernichtung von Lebens-und Erholungsräumen durch erhöhte Raumnutzung, Inklusion sowie der Gesundheitsnutzen in die Betrachtung verschiedener Mobilitätsformen einfließen (Umweltbundesamt 2019a (Umweltbundesamt , 2019b Statistisches Bundesamt 2019) . Beispielsweise ergeben sich im gesamtwirtschaftlichen Vergleich für den Radverkehr geringere Gesamtkosten und ein externer Nutzen, während der Pkw-Verkehr externe Kosten verursacht 41 . Nicht nur der Personenverkehr, sondern auch der Güterverkehr trägt zu einem großen Teil der NO x -Emissionen (zum Beispiel 31 Prozent in Berlin) und zu 20 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle 2017 in Deutschland bei (Agora Verkehrswende 2019a). Insgesamt werden in Deutschland durch den Straßenverkehr Umweltkosten in Höhe von 52 Milliarden Euro im Jahr verursacht (Umweltbundesamt 2016). Die Anforderungen an die Mobilität lassen sich anhand vieler Kriterien differenzieren -beispielsweise nach Land und Entwicklungsstand, nach Alter oder Einkommenund können sehr unterschiedlich ausfallen. Das Zusammenleben vieler Menschen in Städten sorgt für eine besonders hohe gesundheitliche Belastung durch Schadstoffe (Krzyzanowski und Kuna-Dibbert 2005; Wu et al. 2020) , und Lärm sowie der Platzbedarf für Mobilitätsformen wirken sich direkt auf die Lebensqualität in urbanen Räumen aus. Da diese Lebensqualität aber auch eng mit der individuellen Mobilität verknüpft ist, muss eine nachhaltige Mobilität möglichst gesundheits-und klimaschonend sowie inklusiv sein. Die deutlichen Unterschiede in den Gesamtnutzungskosten der unterschiedlichen Mobilitätsformen führt bereits dazu, dass das Angebot für jeden Einzelnen zunächst von seinem Wohlstand abhängt. Um eine gleichzeitig sozial und ökologisch gerechte sowie ökonomisch tragfähige Umsetzung einer nahtlosen, nachhaltigen Mobilität zu erreichen, sind sowohl eine grundsätzliche Verkehrs-bzw. Mobilitätswende als auch die Ableitung spezifischer Lösungen für einzelne Gebiete und Regionen erforderlich. Eine erste Differenzierung kann für den urbanen und den ländlichen Raum erfolgen. Menschen in Städten leiden besonders unter den bereits angeführten Negativauswirkungen des Verkehrs. Im urbanen Verkehr werden allerdings schon Maßnahmen zur Stärkung der Elektromobilität sowie zur Nutzung alternativer Kraftstoffe, des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und des Fuß-und Radverkehrs ergriffen. Auch werden sie durch die Einführung und Umsetzung intelligenter digitaler Verkehrssysteme und zukünftig das automatisierte Fahren unterstützt. Für den ländlichen Raum und die besonderen Anforderungen der Menschen dort müssen aber ebenfalls geeignete Lösungen gefunden werden -nicht zuletzt, um die möglichen positiven Auswirkungen der Digitalisierung und (Fahrzeug-)Automatisierung auf die Attraktivität dieser Gebiete vollständig zu erschließen. Erschwert wird der Einsatz digitaler Technologien im ländlichen Raum derzeit noch durch eine mangelhafte Netzabdeckung. Außerdem ist das Mobilitätsangebot auf dem Land insgesamt noch sehr begrenzt. Es gibt inzwischen zahlreiche Werkzeuge, um CO 2 -Emissionen im Straßenverkehr zu reduzieren; sie ermöglichen den Übergang zu emissionsarmen alternativen Antrieben ebenso wie eine weitere Steigerung der Effizienz konventioneller Fahrzeuge. In allen Fällen treibt Strom aus erneuerbaren Quellen die Autos entweder direkt oder indirekt an. Mehrere Optionen zur direkten und indirekten Nutzung von Strom im Verkehr sind denkbar (Blanck et al. 2013 Die angeführten Beispiele zeigen, dass Automatisierungs-und Digitalisierungsmaßnahmen für die Steigerung der Umweltverträglichkeit und des gesellschaftlichen Nutzens der Mobilität große Optimierungspotenziale bieten, zum Teil aber auch nicht nachhaltige Entwicklungen bewirken können. Für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele im Einklang mit der Erfüllung der Bedürfnisse der Nutzer:innen sowie zur Ableitung von Handlungsbedarfen und -empfehlungen ist daher eine Systembetrachtung erforderlich. Im vergangenen Jahrzehnt kam es auf Grundlage bezahlbarer Digitaltechnik geradezu zu einer Explosion von neuartigen Mobilitätsangeboten. Dazu zählen insbesondere Ride-, Car-, Bike-und Scooter-Sharing sowie elektrische Tretroller. In der Folge entstand ein multimodales Angebot, das den Kunden deutlich mehr Optionen als bislang für den Weg von A nach B bietet. Um nun unterschiedliche Verkehrsmittel zu kombinieren, werden zentrale Plattformen und spezielle Apps entwickelt, mit denen sich zukünftig dann anbieterübergreifend multimodale Routen planen, buchen und abrechnen lassen. Solche Plattformen eignen sich hervorragend dazu, umweltfreundliche Reiserouten durch geringe Nutzungskosten zu priorisieren -wenn es gelingt, die Preise der unterschiedlichen Mobilitätsformen an ihre gesamtwirtschaftlichen Kosten zu binden. In vielen Städten wird die Nutzung multimodaler Angebote schon durch die Bereitstellung von Umsteigepunkten unterstützt. Beispielsweise ermöglichen Mobilitäts-Hubs in Hamburg ("switchh") und Berlin ("Jelbi-Stationen") an Stationen des ÖPNV-Netzes den Umstieg zwischen ÖPNV und Sharing-Angeboten. Nach einem halben Jahrhundert, in dem Mobilität von Globalisierung und Wachstum bestimmt und nicht (ausreichend) nachhaltig ausgerichtet wurde, bewirkt sie deutliche Klimaschäden, ist unzureichend inklusiv und verringert besonders in konzentrierten urbanen Räumen die Lebensqualität. Emissionsarme Antriebstechnologien sowie Digitalisierung und Automatisierung können, klug genutzt, zu einer nachhaltigen Mobilität beitragen. Mit der Verkehrswende die Mobilität von morgen sichern. 12 Thesen zur Verkehrswende Klimaschutz im Verkehr: Maßnahmen zur Erreichung des Sektorziels 2030 Ausgeliefert -wie die Waren zu den Menschen kommen. Zahlen und Fakten zum städtischen Güterverkehr Klimabilanz von strombasierten Antrieben und Kraftstoffen Marktanteil der Eisenbahn am Güterverkehr in Deutschland Mobilitätsdienstleistungen gestalten. Beschäftigung, Verteilungsgerechtigkeit, Zugangschancen sichern Klimaschutzbeitrag des Verkehrs bis 2050 Treibhausgasneutraler Verkehr 2050: Ein Szenario zur zunehmenden Elektrifizierung und dem Einsatz stromerzeugter Kraftstoffe im Verkehr Stadt der kurzen Wege: zukunftsfähiges Leitbild oder planerische Utopie? Dortmund: IRPUD Klimaschutz in Zahlen Report Race2050 -A Vision for the European automotive industry. McKinsey Center for Future Mobility EU-Mitgliedstaaten beschließen neue CO2-Grenzwerte für Autos -Deutschland -European Commission Parlament und EU-Staaten einigen sich auf erste CO2-Vorgaben für LKW -Deutschland -European Commission European Automobile Manufacturers' Association (2020a): Fuel types of new buses: diesel 85 % Fuel types of new trucks: diesel 97.9 %, electric 0.2 %, hybrid 0.1 % market share in 2019 The European Green Deal Home -eHighway SH The Social Cost of Automobility, Cycling and Walking in the European Union StratON: Bewertung und Einführungsstrategien für oberleitungsgebundene schwere Nutzfahrzeuge ELISA -eHighway Hessen Online verfügbar unter How Might Autonomous Vehicles Impact the City? The Case of Commuting to Central Adelaide Modernisierung der öffentlichen-Infrastruktur mit Freier Software. Hg. v. Free Software Foundation Europe und Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer FOKUS Health effects of transport-related air pollution World cities turn their streets over to walkers and cyclists Was ist eWayBW? Online ver Opportunity map for the future of mobility in Europe 2030 Mobilität in Deutschland -MiD Analysen zum Radverkehr und Fußverkehr. Studie von infas, DLR, IVT und infas 360 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur Mobilität in Deutschland -MiD Ergebnisbericht. Studie von infas, DLR, IVT und infas 360 im Auftrag des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur A data standard to enable communication between mobility companies and local governments. Hg. v. Open Mobility Foundation COVID-19: Keeping Things Moving. POLIS. Online verfügbar unter Mobility Data Specification für Kommunen, erklärt Elektro, Diesel, Muskelkraft -wie kommen wir in Münster voran? Emissionssenkung: Rat nimmt CO 2 -Emissionsnormen für Lkw an Unfälle und Verunglückte im Straßenverkehr Online verfügbar unter https:// www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=-2&levelid=1589190746711&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaeh-len&auswahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&code=46100-0021&auswahltext=&werteabruf=Werteabruf Roadmap to decarbonising European cars Gesamtwirtschaftlicher Vergleich von Pkw-und Radverkehr. Ein Beitrag zur Nachhaltigkeitsdiskussion. Diplomarbeit. Wiener Universität für Bodenkultur, Wien. Institut für Verkehrswesen Jahrespublikation des Umweltbundesamtes Indikator: Landschaftszerschneidung. Online verfügbar unter Umweltbelastung durch Verkehr Emissionsdaten im Personenverkehr Autonome Shutte-Bus-Projekte in Deutschland Überblicksstudie: Auswertung von Studien und Szenarien der Energiesystemanalyse mit Integration erneuerbarer Energien durch Sektorkopplung: Analyse zu technischen Sektorkopplungsoptionen Effiziente Kopplung der Sektoren Energie und Verkehr Künstliche Intelligenz Exposure to air pollution and COVID-19 mortality in the United States: A nationwide cross-sectional study ) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben Die in diesem Kapitel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. 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