key: cord-0056653-yox7it5g authors: Tenfelde, Oliver; Imach, Sebastian; Kappel, Paola; Wafaisade, Arasch title: Management einer chronischen vorderen, verhakten Schulterluxation während des COVID-19-Lockdowns date: 2021-02-25 journal: Arthroskopie DOI: 10.1007/s00142-021-00449-8 sha: 09486ab4f7827d39920a501c054c3b2e75db5de6 doc_id: 56653 cord_uid: yox7it5g This article describes the case of a chronically dislocated anterior shoulder in a 25-year-old mentally retarded patient, who received delayed orthopedic specialist care during the first COVID-19 lockdown. The therapy consisted of open reduction using lesser tuberosity osteotomy, filling of the Hill-Sachs defect and anterior glenoid augmentation, each with autologous tricortical bone graft of the iliac crest. While this injury is rare in countries with an advanced healthcare system, studies from countries with limited access to healthcare show a higher incidence, often with higher-grade functional impairment. Inspektorisch zeigte sich eine abgeflachte Kontur des M. deltoideus mit hervorstehendem Akromion. Eine aktive Bewegung war bis 50°Abduktion und Anteversion möglich. Der Haut-und Weichteilmantel waren intakt, es bestanden keine Prellmarken. Die periphere Durchblutung, Motorik und Sensibilität waren, soweit beurteilbar, intakt. Palpatorisch war eine leere Gelenkpfanne zu ertas-ten. Der initiale Constant-Murley-Score betrug 45 Punkte. Auf der mitgeführten Röntgenaufnahme der Schulter in 2 Ebenen sowie der folgenden Computertomographie (CT) zeigte sich eine vordere Schulterluxation mit einem tiefgreifenden, V-förmigen dorsalen Defekt des Humeruskopfes im Sinne einer ausgeprägten Hill-Sachs-Delle. Diese umfasste in der Tiefe etwa die Hälfte des Humeruskopfdurchmessers. Ebenso zeigte sich ein medial disloziertes, residuelles knöchernes Fragment des ventralen Glenoids im Sinne einer knöchernen Bankart-Läsion (. Abb. 1). Abb Die anteriore Schulterluxation ist eine häufige Verletzung, die im Rahmen der Notfallversorgung mittels geschlossener Reposition adressiert wird. Im Verlauf ist dann ggf. eine operative Behandlung von destabilisierenden Verletzungen erforderlich. In seltenen Fällen bleibt trotz Luxationsstellung des Gelenks eine gute Funktion erhalten, was zu einem Überse-henderVerletzungführenkann.Bleibteine solche Verletzung für eine längere Zeit unerkannt, spricht man von einer chronischen oder verhakten Schulterluxation. Während die meisten Autoren eine chronische Schulterluxation als eine über mehr als 3 Wochen bestehende Luxationsdauer definieren, sind in der Literatur Angaben zwischen 24 h [7] und 1 Monat Arthroskopie https://doi.org/10.1007/s00142-021-00449-8 © Der/die Autor(en) 2021 In diesem Beitrag wird der Fall einer chronisch verhakten vorderen Schulterluxation bei einem 25-jährigen, geistig retardierten Patienten geschildert, welcher während des ersten COVID-19-Lockdowns eine verspätete orthopädisch-fachärztliche Versorgung erhielt. Die Therapie bestand in der offenen Reposition mittels Tuberculumminus-Osteotomie, einer Auffüllung des Hill-Sachs-Defekts sowie einer knöchernen Glenoidaugmentation, jeweils mit autologem trikortikalem Beckenkammspan. Die hierzulande seltene Verletzung zeigt in Ländern mit erschwertem Zugang zum Gesundheitssystem eine höhere Inzidenz mit hochgradiger Funktionseinschränkung. Glenoidfraktur · Glenoidaugmentation · Tuberculum-minus-Osteotomie · Hill-Sachs-Läsion · Offene Reposition This article describes the case of a chronically dislocated anterior shoulder in a 25-yearold mentally retarded patient, who received delayed orthopedic specialist care during the first COVID-19 lockdown. The therapy consisted of open reduction using lesser tuberosity osteotomy, filling of the Hill-Sachs defect and anterior glenoid augmentation, each with autologous tricortical bone graft of the iliac crest. While this injury is rare in countries with an advanced healthcare system, studies from countries with limited access to healthcare show a higher incidence, often with highergrade functional impairment. Glenoid fracture · Glenoid augmentation · Lesser tuberosity osteotomy · Hill-Sachs lesion · Open reduction zu finden. Eine einheitliche Nomenklatur existiert nicht. Die Einteilung nach Goga et al. [5] [5] . Teilweise resultiert eine postoperative Bewegungseinschränkung, jedoch kann in den meisten Fällen eine stabile Gelenkführung und Schmerzlinderung erreicht werden. Bei älteren Patienten, insbesondere an Epilepsie leidende Menschen mit geringem körperlichem Anspruch, stellt auch das Belassen der Situation eine mögliche Therapieoption dar [8] . Benetti et al. [3] schlagen als Voraussetzung für einen konservativen Therapieversuch einen minimalen schmerzfreien Bewegungsumfang von 50°vor, weisen jedoch auch daraufhin, dass eine Schmerzlinderung selten erreicht werden kann. Chronische vordere Schulterluxationen bei jungen Patienten sollten daher eher offen reponiert werden. Abhängig von der individuellen Anatomie und Begleitverletzungen sollte dann die entsprechende operative Rekonstruktion erfolgen. Durch das hier vorgestellte operative Verfahren konnte bereits im kurzfristigen Follow-up ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Der eigenen Kenntnis nach ist die Kombination der vorgestellten Techniken bei der chronischen vorderen Schulterluxation bisher noch nicht in der Literatur beschrieben. Ferner zeigt die dargestellte Kasuistik, dass eine verspätete fachärztliche Konsultation zum Übersehen häufiger Verletzungen, wie der ventralen Schulterluxation, führen kann. Vor allem die medizinische Versorgung von Menschen in Pflegeeinrichtungen kann aufgrund von Einschränkungen im Rahmen von Lockdowns aufgrund der COVID-19-Pandemie zu einer verzögerten Behandlung führen [4] . Chronic unreduced shoulder dislocations: experience in a developing country trauma centre Old dislocations of the shoulder Delay or avoidance of medical care because of COVID-19-related concerns-United States Chronic shoulder dislocations Treatment of chronic anterior shoulder dislocations: Limited goal surgery Unrecognized dislocations of the shoulder Neglected anterior dislocation of shoulder: is surgery necessary? A rare case with review of literature Arthroscopic bone graft procedure for anterior inferior glenohumeral instability