key: cord-0062329-advtw0q7 authors: Strzelczyk, Adam; Schmitt, Friedhelm C. title: Syndromspezifische Therapien, Impfung gegen Corona und Epileptologie in der DDR date: 2021-04-23 journal: Z DOI: 10.1007/s10309-021-00411-6 sha: 6a4fee37145090989db64362f12e80a5ac3aff13 doc_id: 62329 cord_uid: advtw0q7 nan Vor Ihnen liegt das thematisch sehr breite zweite Heft der Zeitschrift für Epileptologie des Jahres 2021. Das Leitthema ist die "Anfalls-und epilepsiesyndromspezifische Therapie", welches mit großem Einsatz von den Gastherausgebern Dr. Klotz aus Freiburg i. Br. und Prof. Steinhoff aus Kork mit vielen Koautorinnen und Koautoren zusammengestellt wurde. Die Entscheidung zu diesem Leitthema kam durch Leserzuschriften, die sich ein Heft zum therapeutischen Vorgehen bei speziellen Syndromen gewünscht haben. Die Artikel greifen die immer größer werdenden Möglichkeiten der personalisierten Therapien in der Epileptologie auf. In den letzten 5 Jahren erfolgte die Zulassung von Everolimus (2017) für die Behandlung therapierefraktärer fokaler Epilepsie bei der tuberösen Hirnsklerose (TSC) [1, 2] , von Cannabidiol in Kombination mit Clobazam (2019) in der Behandlung des Dravet-Syndroms und des Lennox-Gastaut-Syndroms [3, 4] sowie von Fenfluramin (Ende 2020) in der Behandlung des Dravet-Syndroms [5] [6] [7] . Demnächst wird die Zulassung von Cannabidiol in der Behandlung der TSC ohne die zusätzliche Gabe von Clobazam erwartet [8] . Aber auch die alte und inzwischen nachweisbar bewährte Therapieform der ketogenen Diät [9] und die eigentlich schon immer nicht nur "syndromspezifisch", sondern auch "personalisiert" angelegten epilepsiechirurgischen Eingriffe [10] werden in diesem Heft thematisiert. Nach dem Abschnitt mit den Leitthema-Artikeln finden Sie die aktuelle Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) sowie der Kom-mission "Epilepsie und Synkopen" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zur "Impfung zur Vorbeugung der COVID-19 Erkrankung sowie Impfpriorisierung bei Epilepsie" [11] . Diese Publikation ist bereits am 01.02.2021 online erschienen und hatte das Ziel, Mitglieder der DGfE, Fachpublikum sowie Betroffene schnell und umfassend über epilepsiespezifische Fragen bezüglich der Impfung zu informieren. Bereits im ersten Monat nach der Online-Veröffentlichung ist diese Übersicht mehr als 1500-mal abgerufen worden. Erfreulicherweise wird für keinen der bereits zugelassenen Impfstoffe die Epilepsie als Kontraindikation ausgewiesen, ebenfalls werden epileptische Anfälle nicht als besondere Nebenwirkung der Impfung berichtet. In dem Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts zu Verdachtsfällen von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19 werden zwar 51 Fälle epileptischer Anfälle in zeitlichem Zusammenhang zur Verabreichung der drei bisher eingesetzten Impfstoffe genannt, jedoch überstieg die Anzahl dieser unerwünschten Ereignisse nicht die Anzahl der aufgrund der Hintergrundinzidenz in der Bevölkerung erwarteten Fälle, d.h. die Zahl der Meldungen lässt sich durch ein zeitlich zufälliges Zusammentreffen zwischen Impfung und Erkrankung interpretieren [12] . Seit der Publikation sind bereits weitere Änderungen der Impfpriorisierung in Deutschland erfolgt, insbesondere wurde die "Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2" Adjunctive everolimus therapy for treatment-resistant focal-onset seizures associated with tuberous sclerosis (EXIST-3): a phase 3, randomised, double-blind, placebocontrolled study Dravet syndrome-toward an optimal and diseasespecific treatment Wie behandeln Fenfluramine for treatment-resistant seizures in patients with Dravet syndrome receiving Stiripentol-inclusive regimens: a randomized clinical trial Fenfluramine hydrochloride for the treatment of seizures in Dravet syndrome: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial Therapeutic advances in Dravet syndrome: a targeted literature review Add-on Cannabidiol treatment for drug-resistant seizures in tuberous sclerosis complex: a placebo-controlled randomized clinical trial Ketogene Ernährungstherapie unter besonderer Berücksichtigung der Behandlung der myoklonisch-astatischen Epilepsie Kallosotomienbei Sturzanfällenundepileptischen Spasmen Impfung zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung sowie Impfpriorisierung bei Epilepsie Sicherheitsbericht: Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19 seit Beginn der Impfkampagne am 27 Impfempfehlun-genderDGfE Epileptologie in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Zur Geschichte der DDR-Fachzeitschrift Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie Weitere Beiträge zur Geschichte Berlin: be.bra wissenschaft verlag 2020, 432 S., (ISBN: 978-3-95410-263-1), 32 EUR Als schwächster Punkt des Buches erscheint das Cover: Der Titel "Psychiatrie in der DDR II" ist weiß auf gelb gedruckt und schlecht zu lesen, darunter "Schriftenreihe zur Medizin-Geschichte" noch schlechter, und der Name des Verlags lässt sich schließlich kaum noch entschlüsseln. Hinzu kommen zwei kontrastschwache gräuliche Reproduktionen von Fotos, die im Original höchstwahrscheinlich schwarz und scharf vorgelegen haben. Wer sich von diesem verunglückten Cover nicht abschrecken lässt, wird die Beiträge des Bandes (mit interessanten und scharfen Fotos bzw. Scans illustriert) mit umso größeren Genuss lesen. Sie gliedern sich in vier Kapitel: Gesellschaftlich-politischer Kontext, Fächerdifferenzierung und Spezialisierung, Diagnostische und therapeutische Ansätze und Entwicklungen in einzelnen psychiatrischen Kliniken. Praktisch allen Beiträgen ist gemein, dass sie die DDR-Psychiatrie "sine ira et studio" untersuchen und diese in größere zeithistorische Kontexte einordnen. Die AutorInnen meiden abstrakte Meta-Theorien und werten stattdessen eine Vielzahl von Archivalien aus. Hinzu kommen als Quelle etliche Zeitzeugen-Interviews, von denen klug Gebrauch gemacht wird, d.h. nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung schriftlicher Dokumente. Ein Referat der 21 Beiträge ist hier schon aus Platzgründen nicht möglich, es sei dem Referenten deshalb erlaubt kurz vorzustellen, was ihn bei der Lektüre besonders beeindruckte: Udo Grashoff berichtet über "Suizidprävention per Anruf: Staatliche Telefone des Vertrauens und kirchliche Telefonseelsorge in der DDR". Der Beitrag macht den umfassenden Regelungsanspruch der SED und das tiefe Misstrauen gegenüber privaten Initiativen, hier der Kirchen, sehr deutlich. Selbst der Vorsitzende des Ministerrates, Willi Stoph , musste sich mit diesem vergleichsweise "banalen" Thema befassen! Hochpolitisch war hingegen "Der Pawlowismus in der frühen DDR", dem sich Steffen Dörre unter der Überschrift "Wissenschaft und Ideologie" widmet. Man kann nur staunen, wie sich von Freud geprägte Psychoanalytiker in den Dienst der neuen Lehre stellten, um ihr wenig später wieder abzuschwören. In diesen Kontext gehört auch "Die Karriere des Psychiaters Dietfried Müller-Hegemann", die Holger Steinberg als "Beispiel eines politisch gewollten Auf-und Abstiegs in der DDR" darstellt. "Ich weiss, dass die Kur sehr hart wird..." beschreibt die Erfahrungen mit der Disulfiram-Aversionstherapie bei Alkoholikern, auch "Dialyseverfahren in der Therapie der Schizophrenien" (Ekkehardt Kumbier) werden behandelt -beides eine Warnung, Therapien modisch und unkritisch zu überhöhen. Bemerkenswert erscheinen zudem die Beiträge, die sich mit literarischen oder filmischen Dokumenten zur Psychiatrie in der DDR befassen: Das bekannte Buch "Flucht in die Wolken", aber auch Gesundheitsfilme des Deutschen Hygiene-Museums Dresden und die aufsehenerregende Reportage "Die Hölle von Ueckermünde" sind Gegenstand der Untersuchung. Es bleiben zwei Wünsche: "Psychiatrie in der DDR III" möge bald erscheinen -und ein Cover erhalten, das der Qualität des Inhalts entspricht.