key: cord-0070124-lq56uhmh authors: Flach, Lisandra; Teti, Feodora title: Die Zukunft der EU-China-Handelspolitik: Herausforderungen angehen und eigene Handelsinteressen selbstbewusst vertreten date: 2021-11-18 journal: Wirtschaftsdienst DOI: 10.1007/s10273-021-3042-y sha: 4583596659ebec9d137c5614e622f77823359cd2 doc_id: 70124 cord_uid: lq56uhmh nan Um das Risiko von Engpässen in der Lieferkette bewerten zu können, ist es wichtig, die Abhängigkeiten in der Lieferkette auf Produktebene zu kennen. Fast drei Viertel aller deutschen Industriegüter, bei denen Abhängigkeiten bestehen, stammen aus EU-Ländern (Flach et al., 2021a) . Aus China kommen im Gegensatz dazu lediglich 3 % der abhängigen Waren. Viele davon sind in der Chemieoder Elektroindustrie zu fi nden, aber auch in Branchen wie dem Maschinenbau oder bei Metallprodukten gibt es Beispiele von Gütern, die besonders abhängig von chinesischen Zulieferern sind. Eine stärkere Diversifi zierung der Lieferkette ist der beste Weg, um diese Abhängigkeiten zu reduzieren. Wünschenswert und auch umsetzbar wäre dies z. B. bei Arzneimitteln; schwieriger wird es hingegen etwa bei natürlichen Ressourcen, da diese häufi g nur in einer begrenzten Zahl an Ländern vorkommen. Insbesondere in solchen Fällen ist die Identifi zierung und Überwachung von Risiken in Lieferketten besonders wichtig. Dabei Diese erheblichen negativen Auswirkungen machen noch deutlicher, wie dringend notwendig es für die EU ist, einen konstruktiven, aber kritischen Dialog über die Zusammenarbeit und den Wettbewerb mit China zu führen Status quo und Zukunft globaler Lieferketten Newsletter der Chinesischen Botschaft in Deutschland -Sonderausgabe 14. Fünfjahresplan BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (2021), Deutschland. Alles ist drin. Bundestagswahlprogramm 2021 Das Programm für Stabilität und Erneuerung. Gemeinsam für ein modernes Deutschland Trade Policy Review -An Open, Sustainable and Assertive Trade Policy, Communication to the European Parliament The Global Trade Alert Database Handbook Nie gab es mehr zu tun. Wahlprogramm der Freien Demokraten Internationale Wertschöpfungsketten -Reformbedarf und Möglichkeiten, Studie im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung e The Regional Comprehensive Economic Partnership Agreement and Its Expected Effects on World Trade EU-China Trade and Investment Relations in Challenging Times RCEP, die größte Freihandelszone der Welt -Was beinhaltet der Mega-Deal, und mit welchen Aus Respekt vor deiner Zukunft. Das Zukunftsprogramm der SPD 30 Years of Trade Policy: Evidence from 5,7 Billion Tariffs Trade Policy Review China: Concluding Remarks by the Chairperson Parteien in mehreren handelspolitischen Aspekten wie z. B. der Ratifi zierung von Freihandelsabkommen stark divergieren, ähneln sich viele Aussagen zu den chinesischen Handelspraktiken. So schreiben die Freien Demokraten, dass wirtschaftliche Zusammenarbeit vertieft, aber Menschenrechtsverletzungen und Marktverzerrungen schonungslos adressiert werden sollten. Beim EU-China-Investitionsabkommen gäbe es zu viele offene Fragen, sodass das Abkommen derzeit nicht ratifi ziert werden könne (FDP, 2021) . Die Grünen sprechen sich für eine Ablehnung des EU-China-Investitionsabkommens aus, vor allem wegen ungerechter Wettbewerbsbedingungen und der Verletzung von Menschenrechten (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 2021). Die SPD bleibt hingegen relativ vage in ihrem Wahlprogramm und schreibt, dass Europa "den Dialog mit China über Kooperation und Wettbewerb geschlossen, konstruktiv und kritisch führen" muss (SPD, 2021). Die CDU betont, dass es wichtig sei, das geistige Eigentum, Hochtechnologien und Daten besser zu schützen, um gefährliche Abhängigkeiten zu vermeiden (CDU/CSU, 2021). Auch wenn die Parteien in ihrer Herangehensweise divergieren, haben die Wahlprogramme in Bezug auf China eine sehr ähnliche Sichtweise. Die Kosten eines wirtschaftlichen Rückzugs aus der Globalisierung wären für die deutsche Wirtschaft enorm. In einer ifo-Studie im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigen wir, dass sowohl der Rückzug aus der Globalisierung (Reshoring) als auch die Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland oder in benachbarte Länder, wie beispielsweise in andere EU-Mitgliedstaaten (Nearshoring), starke negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hätten: Bei Reshoring würde das deutsche reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 9,7 % zurückgehen, bei Nearshoring um 4,2 % (Flach et al., 2021a) . Selbst China würde nicht durch das deutsche Reshoring und auch nicht durch das Nearshoring profi tieren, denn Deutschland und die EU27 zählen zu den wichtigsten Handelspartnern Chinas. In absoluten Zahlen würden beim Reshoring die deutschen Importe aus China sogar am stärksten zurückgehen.Zwar legen wir in unserer Studie dar, dass für die deutsche Wirtschaft ein hohes geopolitisches und wirtschaftspolitisches Risiko insbesondere durch China besteht. Allerdings zeigt eine Analyse der Produktabhängigkeiten von China, dass die deutsche Lieferkette ein hohes Maß an Diversifi zierung aufweist, sodass die Risiken unter unseren Annahmen eine generelle Entkopplung von globalen Lieferketten nicht rechtfertigen.