key: cord-0071406-ywxvycr1 authors: Bleckwenn, Markus; Klinge, Kay title: Rechtlicher Rahmen, Einsatzgebiete und Limitationen date: 2021-12-10 journal: Dtsch Dermatolog DOI: 10.1007/s15011-021-4807-8 sha: 9521f1f25e21b735f325b5c4b851f9445e08e7b2 doc_id: 71406 cord_uid: ywxvycr1 nan merksam machen. Die mündliche Aufklärung ist dabei ausreichend, dies sollte aber in der Patientenakte dokumentiert werden [3] . Verordnungen, Überweisungen, AU Im August 2019 ist das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) in Kraft getreten. Damit wurde zum einen die elektronische Arzneimittelverordnung (eRezept) auf den Weg gebracht. Zum anderen schaffte der Gesetzgeber das Fernverordnungsverbot ( § 48 Abs. 1 Satz 2 und 3 AMG a.F.) ab. Seitdem ist eine Verordnung von Arzneimitteln auch ohne direkten Arzt-Patienten-Kontakt möglich (AMG 2019) [4] . Jedoch muss der Arzt bei jeder Verordnung im Einzelfall prüfen, ob diese durch eine ausschließliche Fernbehandlung ärztlich vertretbar ist. Auch bei der Verordnung von Arzneimitteln bleibt der vorherige physische Arzt-Patienten-Kontakt der Goldstandard. Ab dem 1. Januar 2022 sind Vertragsärzte grundsätzlich verpflichtet, das eRezept und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) zu nutzen. Eine Übergangsfrist, in der weiterhin Papierformulare eingesetzt werden dürfen, gilt noch bis zum 30. Juni 2022. Danach wird für eine Arzneimittelverordnung nur noch ein Rezeptcode durch das Patientenverwaltungssystem generiert und an den Patienten elektronisch oder per Ausdruck abgegeben. Gerade der elektronische Weg auf eine Patienten-App würde die Fernbehandlung deutlich erleichtern. In der Fernbehandlung sind analog zu Arzneimittel-ebenfalls Heilmittelver-ordnungen unter Beachtung der ärztlichen Sorgfalt und Einzelfallprüfung möglich. Auch Überweisungen können ausgestellt werden ( § 24 BMV-Ä befolgen). Allerdings sollten Privatversicherte darauf hingewiesen werden, dass sich eventuell aufgrund ihrer Tarifbedingungen Einschränkungen in der Weiterbehandlung ergeben können. Seit Oktober 2020 ist nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss eine AU über eine Fernbehandlung möglich. Dafür muss der Patient dem Arzt bekannt sein. Die Krankschreibung ist auf sieben Kalendertage begrenzt. Eine erneute Krankschreibung ist nur dann möglich, wenn die ursprüngliche Krankschreibung aufgrund von einer unmittelbaren persönlichen Untersuchung erfolgte. Einen Anspruch auf eine AU haben Patienten nicht. Vor-und Nachteile Neben der Telefonsprechstunde wird die Videosprechstunde zunehmend zur Fernbehandlung eingesetzt. Im Jahr 2020 gaben 39 Prozent der vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Praxen in einer bundesweiten Befragung an, Videosprechstunden anzubieten [5] . Diese Entwicklung ist neu, so hatten von den befragten Praxen nur sechs Prozent eine Videosprechstunde vor dem März 2020 angeboten. Damit war COVID-19 und das Infektionsrisiko in der Pandemie der treibende Faktor für die Einrichtung der Videosprechstunde und für die Zunahme der Fernbehandlung von Patienten. Die Vertragsärzte, die eine Videosprechstunde anboten, bewerteten diese überwiegend positiv. Dies galt insbesondere für größere Arztpraxen. In Fokusgruppeninterviews wurden neben der Vermeidung eines Infektionsrisikos als weitere Vorteile von Ärzten unter anderem ein gutes Angebot für Patienten mit Problemen bei der Erreichbarkeit, attraktive Arbeitsbedingungen für angestellte Ärzte in Teilzeittätigkeit (Arbeitszeitflexibilität), Entlastung des Praxisempfangs und Wartezimmers sowie des Praxisparkplatzes aufgeführt [5] . Als Nachteile wurden die eingeschränkten Diagnosemöglichkeiten, der organisatorische Aufwand, eine unzureichende Internetverbindung sowie ein begrenz-Ärzte, die eine Videosprechstunde anbieten, bewerten diese überwiegend positiv. Der Deutsche Dermatologe 2021; 69 (12) tes Spektrum geeigneter Indikationen genannt. Die Patienten wiederum gaben als Vorteile der Videosprechstunde den schnellen ärztlichen Kontakt sowie die Möglichkeit, einen Spezialisten vermittelt zu bekommen und dabei einen ersten Therapievorschlag zu erhalten, an [6] . Dabei war es den Befragten wichtig, dass der behandelnde Arzt in den Möglichkeiten der Telemedizin geschult ist. Als begrenzende Faktoren wurden die fehlende Möglichkeit der körperlichen Untersuchung und die begrenzten Diagnostikmöglichkeiten angegeben. Insgesamt sank die Nutzungsbereitschaft mit zunehmendem Alter und abnehmender digitaler Affinität. Eine Videosprechstunde eignet sich zunächst für alle Beratungsanlässe, bei denen keine umfangreiche körperliche Untersuchung beziehungsweise eine weitere Diagnostik notwendig sind. Dies sind zum Beispiel Besprechungen von Untersuchungsergebnissen, Anamneseoder Beratungsgespräche. Bisher gibt es noch wenige wissenschaftliche Untersuchungen zum Nutzen und Risiken in der Telemedizin. Ein wichtiger Ansatz für den zukünftigen Einsatz der Videosprechstunde ist daher die Erstellung von Leitlinien. Für den Bereich Teledermatologie wurde 2020 eine S2k-Leitlinie veröffentlicht [7] . Im Wesentlichen wird in dieser Leitlinie dargestellt, bei welchen Krankheitsbildern eine Fernbehandlung zur Erstdiagnostik angewendet werden kann. Eine teledermatologische Untersuchung kann zur Erstbeurteilung von akuten und chronischen Wunden und zur Primärdiagnostik melanozytärer Läsionen erwogen werden. Bei anderen Krankheitsbildern wie der Psoriasis oder der atopischen Dermatitis wird die Erstuntersuchung in physischer Präsenz empfohlen. Jedoch können wiederum Verlaufskontrollen unter Therapie teledermatologisch durchgeführt werden. Auch in der Augenheilkunde wurde die Videosprechstunde während der Pandemie gut angenommen [8] . Dabei konnten insbesondere nicht dringende Konsultationen und gut einsehbare Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts für den Patienten zufriedenstellend über die Videosprechstunde behandelt werden. Bei vielen dieser Patienten war im Anschluss an die Videosprechstunde kein Präsenztermin aufgrund des Beratungsanlasses mehr notwendig. Somit kann die Videosprechstunde möglicherweise gerade in den Fachgebieten eine Entlastung schaffen, bei denen die Patienten länger auf einen Facharzttermin warten müssten. International wird die Videosprechstunde zunehmend auch in der Palliativversorgung eingesetzt [9] . Anders als bei der telefonischen Betreuung können dabei die körperlichen Veränderungen wie Gewichtsverlust oder anämisches Hautkolorit oder der psychische Zustand des Patienten (z. B. Delir, Angst, Depression) besser eingeschätzt werden. Zudem berichteten die Palliativteams, dass sie durch den Einsatz der Videosprechstun- [12] de Krankenhauseinweisungen reduzieren und den Sterbeort beeinflussen konnten [9] . Die Akzeptanz der Videokonsultation war bei Patienten und Angehörigen hoch. Auch in Deutschland wird die Versorgungsqualität durch den Einsatz der Telemedizin in der Palliativversorgung nun wissenschaftlich untersucht [10] . Zunächst sollte im Praxisteam besprochen werden, wie die Videosprechstunde in den Praxisalltag integriert werden kann (Abb. 1). Hierzu kann es eine eigene Sprechzeit geben und/oder einzelne Patiententermine werden auf Wunsch als Videosprechstunde angeboten. Die Termine können je nach Praxisverwaltungssystem direkt als Videosprechstunde markiert in den Terminkalender eingetragen werden oder sie werden extern in der Plattform des Videodienstanbieters eingetragen. Der Fernbehandlung Gestern und Heute -Von der Briefkastenmedizin zur Telemedizin Muster-)Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte Handreichung für Ärztinnen und Ärzte zur Umsetzung von Videosprechstunden in der Praxis Kommentar zum Arzneimittelgesetz (AMG) Stand und Perspektiven der Digitalisierung in der vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versorgung Akzeptanz von Versorgungsangeboten zur ausschließlichen Fernbehandlung am Beispiel des telemedizinischen Modellprojekts "docdirekt": ein Mixed-Methods Design Evaluierung der Patientenzufriedenheit mit einer augenärztlichen Videosprechstunde während der COVID-19-Pandemie Can video consultations replace face-to-face interviews? Palliative medicine and the Covid-19 pandemic: rapid review Telemedizin in der Palliativversorgung -Studienkonzept für eine randomisierte, kontrollierte Studie Video consultations: a guide for practice The clinical interview and the doctor-patient relationship in telemedicine