key: cord-0074910-0rp7hhpy authors: Schaller, Martin title: Was tun bei (therapieresistenter) Skabies date: 2022-02-21 journal: hautnah dermatologie DOI: 10.1007/s15012-021-6813-7 sha: 00d3718f4d0adaeab1ef6190d5ee25f3b2dab217 doc_id: 74910 cord_uid: 0rp7hhpy nan In einer aktuellen Auswertung der Jahre 2009 bis 2018 setzt sich dieser Trend fort [1] . Die Autoren ermittelten innerhalb von neun Jahren einen neunfachen Anstieg der ambulanten Skabiesinzidenz auf 525/100.000 Einwohner. Regional zeigte sich die höchste Inzidenz in West und Norddeutsch land und bezüglich der Altersverteilung mit einer mehr als elffachen Zunahme in der Gruppe der 15 bis 24Jährigen. Auch die Zahl der stationär behandelten Skabiespatienten nahm stetig zu, von knapp 1.000 im Jahr 2008 auf 8.500 im Jahr 2018. Von 2009 bis 2018 stieg die Anzahl der rezeptier ten Anti skabiosa um das 14Fache und die Zahl der Patien ten, denen wiederholt Antiskabiosa verschrieben wurden (Therapie versager), erhöhte sich um das Vierfache. Besonders be eindruckend sind Zahlen aus Niedersachsen. Dort wurde die Diagnose Skabies im ersten Quartal 2010 nur bei 3.289 Pa tienten gestellt. Im ersten Quartal 2018 hatte sich diese Zahl um das Siebenfache auf 24.251 Patienten gesteigert [2] . Auch aus anderen europäischen Ländern gibt es ähnliche Berichte über die Zunahme der Skabies. So konnten Amato et al. zeigen, dass sich in Norwegen von 2013 bis 2018 die Konsultationen von Skabiespatienten sowie die Verkäufe von Antiskabiosa fast verdreifacht hätten. Insbesondere junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 29 Jahren waren von der Erkrankung betroffen [3] . Infektionsquelle sind also nicht ältere Patienten im Pflegeheim, sondern Jugendliche und junge Erwachsene, die sich gegenseitig infizieren. Elsner et al. konnten im Beobachtungszeitraum von 2012 bis 2018 einen dreifachen Anstieg der Skabies bei Bundeswehr angehörigen nachweisen [4] . Dieser ging auch einher mit einem Anstieg therapierefraktärer Skabiespatienten, die mindes tens drei erfolglose ambulante Behandlungsversuche durchgeführt hatten und deshalb auch stationär behandelt werden mussten. In der Untersuchung von Elsner konnte als wich tigster Risikofaktor für Therapierefraktärität eine unge nügende simultane Behandlung von Kontaktpersonen heraus gearbeitet werden sowie Fehler bei der Anwendung der Ganzkörpertherapie mit Permethrin 5%iger Creme, die bei zwei Patienten nur läsional aufgetragen worden war. Interes santerweise konnten die Autoren auch an der Ohrhelix Läsionen mit Milben nachweisen, sodass sie ein besonderes Augenmerk auf die Miteinbeziehung der Therapie von Kopf und Ohren auch einschließlich retroaurikulär und des Nackens empfehlen. Therapie der ersten Wahl in der Schwangerschaft ist 5%ige Per methrinCreme. Sowohl in Tierversuchen als auch in klini schen Studien zeigte sich kein Anhalt für Teratogenität oder Komplikationen bei Schwangeren, die mit Permethrin behan delt wurden. Therapie der zweiten Wahl ist dann 25%ige Ben zylbenzoatCreme und Therapie dritten Wahl Crotamiton [13] . Ivermectin oral wird in den meisten Ländern während der Schwangerschaft als kontraindiziert eingestuft, weil Studien bei Mäusen Schwangerschaftskomplikationen zeigten, aber in Do sen, die zehn bis hundertfach höher waren als die Standard dosis in der Skabiestherapie von 200 μg/kg KG. Die Autoren der Studie berichten über Erfahrungen in Frankreich, wo Iver mectin während der Schwangerschaft als Zweitlinientherapie nach Permethrin oder als Erstlinienbehandlung kombiniert mit Permethrin, wenn notwendig, ein etabliertes Therapiever fahren ist. Die Autoren plädieren für eine Anwendung von ora lem Ivermectin während der Schwangerschaft und berufen sich auch auf ein systematisches Review von Nicolas et al. [14] . Zum Ausgang der Schwangerschaft, insbesondere nach Exposition im ersten Trimenon gibt es nur Studien mit sehr niedrigem Evidenzgrad, die aber keine Gefährdung nach Ivermectin Exposition nachweisen konnten. In der deutschen Leitlinie wird Permethrin empfohlen. Therapie der zweiten Wahl sind Benzylbenzoat 25 % oder Crotamiton 10 % [15] . Kinder werden ähnlich behandelt wie Erwachsene, jedoch mit Benzylbenzoat 10 % statt 25 % [15] . Crotamiton 10 % sollte an drei bis fünf aufeinanderfolgenden Tagen auf den gesamten Körper einschließlich Kopf aufgetragen und nicht abge waschen werden. Ivermectin oral hat bei Kindern ab 15 kg KG eine Zulassung (mittlerweile existieren einige Studien, die auch die Sicherheit von Ivermectin bei Kindern mit < 15 kg KG zeigen). Therapie der ersten Wahl ist PermethrinCreme. Therapie der zweiten Wahl ist Crotamiton 10 %, an drei bis fünf aufeinan derfolgenden Tagen auf den gesamten Körper einschließlich Kopf auftragen und nicht abwaschen. Bei Kindern über einem Jahr Benzylbenzoat 10 % an drei aufeinanderfolgenden Tagen auftragen und am vierten Tag abduschen [15] . Kommentar: Auch eine erfolgreich behandelte Skabies kann aufgrund der persistierenden Immunreaktion über Wochen zu starkem Juckreiz führen. Kleinkinder (Abb. 4) mit ihrem hochreaktiven Immunsystem sind dazu prädisponiert. Ist die Re infektion ausgeschlossen, sollte bis zur deutlichen Verbesse rung des Ekzems topisch mit Glukokortiko steroiden behandelt werden. Oft ist auch eine Impetigo assoziiert, die entsprechend mitbehandelt werden muss. Therapie der ersten Wahl ist PermethrinCreme, Therapie der zweiten Wahl Crotamiton 10 % [15] . Kommentar: Eine Zulassung von Benzylbenzoat besteht ab dem ersten Lebensjahr, für Crotamiton ab der Geburt, für Per hautnah dermatologie 2022; 38 (S1) methrin ab dem zweiten Lebensmonat sowie für Ivermectin ab 15 kg KG. Obwohl Crotamiton als einziges Medikament ab der Geburt zugelassen ist, wird jedoch auch bei Neugeborenen unter einem Jahr laut Leitlinie Permethrin topisch aufgrund der besseren Wirksamkeit als OffLabelUse empfohlen. Therapie der ersten Wahl ist Permethrin unter Aussparung des Brustbereiches, anschließend Stillpause für fünf Tage einlegen. Therapie der zweiten Wahl ist Benzylbenzoat 25 %, (der Brust bereich sollte ausgespart werden) oder Crotamiton 10 %. Was tun bei (therapieresistenter) Skabies hautnah dermatologie 2022; 38 (S1) Reemergence of scabies driven by adolescents and young adults Skabies -Renaissance einer Ektoparasitose: Diagnostik und Therapie -Vorgehen in der Praxis Increase of scabies infestations Anstieg von Skabies und Therapierefraktärität bei Bundeswehrangehörigen: Acht-Jahre-Follow-up-Studie aus der Hautklinik des Bundeswehrkrankenhauses Berlin Simple methods to enhance the diagnosis of scabies Zunahme von Skabies in Deutschland und Entwicklung resistenter Krätzemilben? Evidenz und Konsequenz Application errors associated with topical treatment of scabies: an observational study Skabiestherapie in Deutschland: Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage mit besonderem Fokus auf die Wirksamkeit der Erstlinientherapie mit Permethrin Skabies -klinische Therapieresistenz auf Permethrin: Fallbeschreibungen und eine kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen Therapieempfehlungen Loss of efficacy of topical 5 % permethrin for treating scabies: an Austrian single-center study Is scabies becoming less sensitive to permethrin therapy? Scabies is becoming less sensitive to permethrin therapy Scabies-infested pregnant women: A critical therapeutic challenge Safety of oral ivermectin during pregnancy: a systematic review and meta-analysis S1 guidelines on the diagnosis and treatment of scabies -short version Ivermectin safety in infants and children under 15 kg treated for scabies: a multicentric observational study Treatment of scabies with oral ivermectin in 15 infants: a retrospective study on tolerance and efficacy Effectiveness and adverse events of ivermectin treatment for scabies in 30 infant patients: report from a German single centre A systematic review and an individual patient data meta-analysis of ivermectin use in children weighing less than fifteen kilograms: Is it time to reconsider the current contraindication? Case series of elderly patients with scabies topically applied with ivermectin via whole-body bathing Der Autor erklärt, dass er sich bei der Erstellung des Beitrages von keinen wirtschaftlichen Interessen leiten ließ. Er Aktuelle CME-Kurse aus der Dermatologie