key: cord-0722668-orj7hg9v authors: Kleine-Tebbe, Jörg; Brans, Richard; Jappe, Uta title: Allergene - Auslöser der verschiedenen Allergievarianten date: 2022-03-21 journal: Allergo J DOI: 10.1007/s15007-022-4980-4 sha: 2a2cc1369c87f56ff0229406bfe3c50f707c609c doc_id: 722668 cord_uid: orj7hg9v nan Was ein Molekül zum Allergen macht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hierzu zählen unter anderem Molekülgröße, Partikelbindung, Löslichkeit, Hitze-und Säurestabilität, chemische Reaktivität oder die Fähigkeit zur Hautpenetration. Des Weiteren sind für die Entstehung einer Allergie Faktoren wie die Allergenexposition, deren Dauer, die Allergenmenge sowie die individuelle Haut-beziehungsweise Schleimhautbarrierefunktion von Bedeutung. Die Allergiediagnostik wird dadurch erschwert, dass viele Allergene nicht als standardisierte Diagnostika zur Verfügung stehen oder Testsubstanzen in den letzten Jahren seitens der Hersteller vom Markt genommen wurden, sodass allergische Reaktionen häufig nicht ausreichend diagnostisch abgeklärt werden können. Die Notwendigkeit und der Nutzen der Allergenforschung liegen in der Identifizierung der relevanten Auslöser und ihres Einsatzes in der (molekularen) Allergiediagnostik. Diagnostische Verfahren werden optimiert sowie sensitiver und spezifischer gestaltet. Ein Beispiel ist die Verbesserung der molekularen Allergiediagnostik und der entsprechenden Markerallergene als zukünftiger Bestandteil einer allergologischen Prä zisionsmedizin. Entsprechende Methoden verbessern die Qualität diagnostischer und therapeutischer Allergenpräparate (z. B. Produkte zur allergenspezifischen Immuntherapie). Die identifizierten und charakterisierten Allergene sind entscheidende Werkzeuge zur Aufklärung der Pathogenese allergischer Erkrankungen. Ein verbessertes Verständnis dieser Prozesse ist Grundvoraussetzung für die Entwicklung neuer Allergentherapeutika (natürlich oder künstlich hergestellte biomedizinische Produkte) sowie effizienter Präventionsmaßnahmen. Während also im allgemeinen Sprachgebrauch mit "Allergen" meist die Allergenquelle oder der Allergenträger gemeint ist, wird naturwissenschaftlich mit Allergen im engeren Sinne ein definiertes Molekül bezeichnet, zum Beispiel ein Protein in Pollen, Milben, Säuge tieren oder Nahrungsmitteln, beziehungsweise ein kleines Molekül bekannter Struktur zum Beispiel in Gummiprodukten. Durch die unterschiedlichen Bezeichnungen kann es zu Missverständnissen kommen. Der Definition nach bezeichnet man als Allergen vorwiegend harmlose Umweltstoffe, die ... nach wiederholtem Kontakt vom Immunsystem als fremd erkannt werden und bei bestimmten Individuen eine immunologische Überempfindlichkeit auslösen. Abb. 1 veranschaulicht die aktuelle Nomenklatur für Proteinallergene: Links sind die Allergenquellen dargestellt, in der Mitte die Allergene (Glyko-/Lipo-Proteine) und rechts die übergeordneten Allergenfamilien, unter denen die strukturähnlichen allergenen Proteine zusammengefasst sind. Die Namen der Allergene leiten sich von den biologischen Bezeichnungen der Allergenquellen und der Reihenfolge der Entdeckung ab [1] Reaktionen assoziiert nachgewiesen [2, 3, 4] Allergologie", Übersicht zum Thema bei [11, 12] ) und in frei zugänglichen Datenbanken geordnet (z. B. www.allergen. org, www.allergome.org). zeit werden entsprechende Register zu Allergien/Unverträglichkeitsreaktionen gegen Biologika und COVID-19-Impfstoffe aufgebaut. Proteinallergene (Typ-I-Allergene) als Auslöser von Soforttyp-Allergien werden in internationalen Datenbanken gelistet (s. o.). Bedarf besteht an einer deutschsprachigen Datenbank zu Kontaktallergenen (Typ-IV-Allergene) mit wichtigen Informationen (siehe Tab. 5). Großer Bedarf besteht ebenso an einer umfangreichen Datenbank zu Arzneimitteln als potenzielle Auslöser allergischer Reaktionen und deren diagnostischer Abklärung. Da international ebenfalls keine Web-basierte Datenbank existiert, stellt eine mit öffentlichen Mitteln und Forschungsgeldern unterstützte gegebenenfalls multinational organisier te Datenbank zu den Auslösern von Medi kamentenallergien eine wichtige Zukunftsaufgabe dar. In den Medien wird das Thema "Allergene" häufig entweder oberflächlich, fehlerhaft und verniedlichend abgehandelt oder reißerisch beziehungsweise Ängste schürend präsentiert. Allergene Allergo J 2022; 31 (2) und Allergenquellen werden meistens gar nicht unterschieden. So können die erfreulichen Fortschritte der Allergenforschung (Stichwort molekulare Allergologie) gar nicht abgebildet werden. Zukünftig wären mehr seriöse und verständliche Informationen zu den wichtigsten Allergenen wünschenswert. Dies ist eine Herausforderung angesichts unterschiedlicher Zielgruppen und ihrer Interessen: Betroffene (Allergiker) und ihre Angehörigen, Personen mit Risikoberufen, Patienten-und Verbraucherschutzorganisationen, medizinische Berufe (z. B. allergologisch arbeitende Ärzte), verantwortliche Behörden, Krankenversicherungsträger, (politische) Entscheidungsträger in Gesundheitssystem, Industrie und Medien. Grundsätzlich besteht ein hoher Bedarf an einer besseren Aufklärung zu den Allergenen, z. B. über unabhängige Informationsdienste wie www.allergieinformationsdienst.de. Dabei zählt die Balance zwischen korrekter, verständlicher Information zu den Allergenen und seriöser Risikoeinschätzung, ohne Ängste zu schüren. Die wichtigsten Fakten und Aussagen dieses Artikels zu Allergenquellen, Allergenträgern und Allergenen sind im Folgenden zusammengefasst: -Die häufigsten allergischen Erkrankungen (allergische Atemwegserkrankungen und Nahrungsmittelallergien durch IgE-Antikörper) beruhen auf Allergenen aus der Natur. -Es handelt sich überwiegend um mittlerweile bekannte Eiweißstoffe (Glyko-/Lipo-Proteine) aus diversen Allergenquellen, zum Beispiel Pollen windbestäubender Pflanzen, Milben(kot), Säugetier(sekret)e, Schimmelpilzsporen, pflanzliche und tierische Nahrungsmittel. -Das zunehmende Wissen um die Proteinallergene (www.allergome.org), ihre Verfügbarkeit, strukturbedingte Verwandtschaft und Einteilung in Allergenfamilien wird zunehmend für eine präzisere IgE-Diagnostik genutzt (molekulare Allergiediagnostik) -Seltenere allergische Atemwegserkrankungen (z. B. allergische Lungenentzündung, Alveolitis) beruhen wahr- Konservierungs-, Duft-und Farbstoffe, Gummiinhaltsstoffe Arzneimittel und ihre Stoffwechselprodukte (Metaboliten) können ebenfalls vielfältige allergische Reaktionen auslösen Richard Brans2 Umweltmedizin und Gesundheitstheorie, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungen forschung Deutschland Dieser Beitrag ist eine aktualisierte Übernahme aus IgE-reactivity profiles to non-specific lipid transfer proteins in a North-western European country Lipid transfer protein sensitization in an apple-allergic patient: a case report from Northern Europe The Role of Lipid Transfer Proteins as Food and Pollen Allergens Outside the Mediterranean Area Neue Allergene der Erdnuss als Ursache einer Anaphylaxie Identification and Purification of Novel Low-Molecular-Weight Lupine Allergens as Components for Personalized Diagnostics Peanut defensins: novel allergens isolated from lipophilic peanut extract Cyclophilin -A novel cross-reactive determinant in peanut Pru p 7 sensitization is a predominant cause of severe, cypress pollen-associated peach allergy Characterization of a 7 kDa pollen allergen belonging to the gibberellin-regulated protein family from three Cupressaceae species Hrsg.) Molekulare Allergie-Diagnostik. 1. Auflage. Berlin Heidelberg EAACI Molecular Allergology User's Guide Extended understanding of pathogenesis and treatment of contact allergy Modern diabetes devices for continuous blood sugar measuring: Limitations due to contact allergies Allergologie in Klinik und Praxis. 3. vollständig überarbeitete Auflage Hypersensitivity reactions to biologics. (Part I): Allergy as important differential diagnosis among complex immune-derived adverse events Hypersensitivity reactions to biologics (Part II): Classifications and current diagnostic and treatment approaches Severe allergic reactions to the COVID-19 vaccinestatement and practical consequences Carbohydrate Epitopes Currently Recognized as Targets for IgE Antibodies Innovative robust basophil activation test using a novel gating strategy reliably diagnosing allergy with full automation The basophil activation test differentiates between patients with alpha-gal syndrome and asymptomatic alpha-gal sensitization IgE epitope profiling for allergy diagnosis and therapy -in parallel-analysis of a multitude of potential linear epitopes using a high throughput screening platform What makes peanuts so allergenic? Glycans and glycan-specific IgE in clinical and molecular allergology: Sensitization, diagnostics, and clinical symptoms Peanut oleosins associated with severe peanut allergy-importance of lipophilic allergens for comprehensive allergy diagnostics Relevance of Lipophilic Allergens in Food Allergy Diagnosis Allergie auf Säugetierfleisch. alpha-Gal: Neues Epitop, neue Entitat? Verzögerte Anaphylaxie durch versteckte Nahrungsmittelallergene Alpha-Gal in Therapeutika: Relevanter als gedacht? Prevalence of nickel allergy in Europe following the EU Nickel Directive -a review Decrease in nickel allergy in women after the second EU nickel directive Cobalt release from implants and consumer items and characteristics of cobalt sensitized patients with dermatitis Contact sensitization to cobalt -multi factorial analysis of risk factors based on long-term data of the Information Network of Departments of Dermatology Occupational contact allergy in the building trade in Germany: influence of preventive measures and changing exposure The prevalence of chromium allergy in Denmark is currently increasing as a result of leather exposure Contact allergy caused by isothiazolinone derivatives: an overview of non-cosmetic and unusual cosmetic sources Epidemiological data on airborne contact dermatitis -results of the IVDK Recent increase in allergic reactions to methylchloroisothiazolinone/methylisothiazolinone: is methylisothiazolinone the culprit? Contact allergy to preservatives. Analysis of IVDK data 1996-2009 Formaldehyde exposure and patterns of concomitant contact allergy to formaldehyde and formaldehyde-releasers Occupational contact allergy in nurses: results from the Information Network of Departments of Dermatology Occupational contact allergy to formaldehyde and formaldehyde releasers Contact allergy to preservatives: ESSCA* results with the baseline series The preservative iodopropynyl butylcarbamate: frequency of allergic reactions and diagnostic considerations Trends in contact allergy to fragrance mix I in con secutive Danish patients with eczema from 1986 to 2015: a cross-sectional study Sensitization to 26 fragrances to be labelled according to current European regulation. Results of the IVDK and review of the literature Contact allergy to fragrances: current patch test results (2005-2008) from the Information Network of Departments of Dermatology Beurteilung der Auswirkung von Allergien bei der Minderung der Erwerbsfähigkeit im Rahmen der BK 5101: Thiurame, Mercaptobenzothiazole, Dithiocarbamate, N-Isopropyl-N'-phenyl-p-phenylendiamin Occupational contact allergy caused by rubber gloves -nothing has changed Release of thiurams and carbamates from rubber gloves Contact allergy and exposure patterns to thiurams and carba mates in consecutive patients Contact allergy to thiurams: multifactorial analysis of clinical surveillance data collected by the IVDK network Sensitization to reactive diluents and hardeners in epoxy resin systems. IVDK data 2002-2011. Part I: reaction frequencies Sensitization to reactive diluents and hardeners in epoxy resin systems. IVDK data 2002-2011. Part II: concomitant reactions Allergic contact dermatitis caused by acrylates and methacrylates -a 7-year study Contact allergy to acrylates and methacrylates in consumers and nail artists -data of the Information Network of Departments of Dermatology Prevalence of Contact Allergy to p-Phenylenediamine in the European General Population para-Phenylenediamine: the profile of an important allergen. Results of the IVDK Contact allergy to ingredients of hair cosmetics -a comparison of female hairdressers and clients based on IVDK 2007-2012 data Two decades of p-phenylenediamine and toluene-2,5-diamine patch testing -focus on cosensitizations in the European baseline series and cross-reactions with chemically related substances Patch testing to a textile dye mix by the international contact dermatitis research group Bewertung der Auswirkung einer berufsgedingten Sensibilisierung durch Ammoniumpersulfat im Rahmen der Feststellung einer Minderung der Erwerbsfähigkeit gemäß Nr. 5101 der Anlage 1 zur Berufskrankheitenverordnung (BeKV) Bewertung der Auswirkung einer berufsbedingten Sensibilisierung durch Glutaraldehyd im Rahmen der Feststellung einer Minderung der Erwerbs fähigkeit gemäß der Nr. 5101 der Anlage 1 zur Berufskrankheitenverordnung (BeKV) In search of a better patch test concentration for povidoneiodine Colophony allergy: a review Compositae dermatitis Auswirkung einer berufsbedingten Sensibilisierung gegen Perubalsam bei der BK 5101 Bewertung der MdE bei einer Propolisallergie als Folge einer BK 5101 Bewertung der Auswirkung einer berufsbedingten Sensibilisierung durch Terpentinöl im Rahmen der Feststellung einer Minderung der Erwerbstätigkeit gemäß der Nr. 5101 der Anlage 1 zur Berufskrankheitenverordnung (BeKV) Begründung für die Beurteilung der Auswirkungen von Allergien gegen über Wollwachsalkoho len und Cetylstearylalkohol im Rahmen der MdE-Bewertung