key: cord-0729891-wmth2qtx authors: Biddle, Louise; Jahn, Rosa; Perplies, Clara; Gold, Andreas W.; Rast, Eilin; Spura, Anke; Bozorgmehr, Kayvan title: COVID-19 in Sammelunterkünften für Geflüchtete: Analyse von Pandemiemaßnahmen und prioritäre Bedarfe aus behördlicher Sicht date: 2021-02-09 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-021-03284-2 sha: d3908205325a566d22d2c19be379a66218b98596 doc_id: 729891 cord_uid: wmth2qtx BACKGROUND: The containment of the COVID-19 pandemic in collective accommodation centres is crucial to maintain the physical and mental health of refugees. It is unclear what measures have been taken by authorities in this setting to reduce the risk of infection, minimise stressors for refugees during the pandemic and communicate containment measures. OBJECTIVES: Assessment of measures that have been taken to prevent and contain SARS-CoV‑2 in collective accommodation for refugees and identification of support required by authorities. METHODS: Qualitative interview study with 48 representatives responsible for the reception and accommodation of refugees. Individual interviews were transcribed verbatim and evaluated using framework analysis. RESULTS: We found substantial heterogeneity of measures taken to prevent infection, inform refugees, maintain social and health services, test for SARS-CoV‑2 and quarantine positive cases. Effective intersectoral cooperation proved to be particularly important for coordination and implementation of measures. Need for support was expressed with regard to the improvement of infrastructure, opportunities to work with language interpreters and stronger involvement of local health experts. CONCLUSION: Amidst multiple actors and the complexity of structures and processes, the admission authorities have been taking on essential responsibilities related to infection control on an ad hoc basis, without being sufficiently positioned to do so. In order to further contain the pandemic, a strengthening of centralised, setting-specific recommendations and information as well as their translation through the pro-active involvement of the public health authorities at the local level are essential. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie kam es in Deutschland in Sammelunterkünften (SU) für Geflüchtete zu 199 Ausbrüchen (Stand: 11.08.2020) in Zusammenhang mitlaborbestätigtenSARS-CoV-2-Infektionen, die an das Robert Koch-Institut gemeldet wurden (RKI; [1] ). Obwohl diese nur knapp 2,5 % aller 7864 an das RKI übermittelten SARS-CoV-2-Ausbrüche ausmachten, zählte das Infektionsumfeld der SU mit einer durchschnittlichen Fallzahl von ca. 21 Infizierten pro Ausbruch zu den größten, noch vor Alten-und Pflegeheimen [1] . In einzelnen Einrichtungen wurde trotz Eindämmungs-und Quarantänemaßnahmen bei mehr als 50 % der Bewohner*innen eine Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen [2] . Besondere Fürsorge und Schutz für Geflüchtete ist ableitbar von internationalen und EU-weiten Rechtsnormen zur Wahrung eines angemessenen Lebens-standards, zu adäquater Unterbringung und Zugang zu gesundheitlicher Versorgung sowie der Wahrung des individuellen Rechts auf Vorbeugung und Bekämpfung epidemischer Erkrankungen [2] . Aufgrund ihrer Zuständigkeit für die Unterbringung und Sicherstellung der medizinischen Versorgung von Geflüchteten [3, 4] sind die oberen und unteren Aufnahmebehörden im Zuge der COVID-19-Pandemie auch in der Pflicht, Infektionsschutzmaßnahmen umzusetzen. Diese Aufgabe wird durch den föderalen Prozess der Unterbringung Geflüchteter (gem. § §47, 53, 56 AsylG, §2 AsylbLG) und die Sammelunterbringung von Geflüchteten auf engstem Raum jedoch erschwert [5] . In Deutschland lebten Ende 2018 ca. 200.000 Geflüchtete in SU [6] . Dazu gehören sowohl Erstaufnahmeeinrichtungen (EA) der Länder als auch Gemeinschaftsunterkünfte (GU) der Kreise. Üblicherweise werden in SU mehrere Hundert Geflüchtete mit gemeinschaftlich genutzten Schlafräumen, Sanitäreinrichtungen und Kochmöglichkeiten untergebracht. Etwa die Hälfte aller Geflüchteten wohnte 2016 in Deutschland in SU mit durchschnittlich 11 qm Wohnfläche pro Person [7] . So sind angesichts der Unterbringungssituation die Empfehlungen zur Hygiene und zur physischen Distanzierung erschwert bis unmöglich umsetzbar. Die gängige Praxis der Verlegung Geflüchteter zwischen Unterkünften und der damit einhergehende behördliche Zuständigkeitswechsel stellen eine weitere Herausforderung für den Infektionsschutz dar. Für Geflüchtete, welche durch traumatisierende Erfahrungen vor oder während der Flucht bereits überproportional häufig psychische Belastungen aufweisen, können Isolations-und Quarantänemaßnahmen zusätzliche Belastungen bedeuten [8, 9] . Die gesundheitliche Versorgung ist durch ein Zusammenspiel verschiedener Akteur*innen auf diversen föderalen Ebenen gekennzeichnet [4] . Somit stellt die COVID-19-Pandemie die Aufnahmebehörden sowie die Strukturen und Institutionen der Infektionskontrolle vor eine besonders komplexe Aufgabe, für die es aufgrund der fehlenden Berücksichtigung Geflüchteter im nationalen Pandemieplan [2] keine bundesweiten Vorgaben gab. Zwar hat das RKI Mitte Juli 2020 Empfehlungen für die Prävention und das Management von COVID-19-Erkrankungen in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften herausgegeben [10] , jedoch ist unklar, wie die lokalen Aufnahmebehörden in der Zeit davor, seit Nachweis des ersten SARS-CoV-2-Falls in Deutschland (28.02.2020), gearbeitet haben, um mit den diversen Herausforderungen des Ausbruchsgeschehens im Fluchtkontext umzugehen. Ziel dieser qualitativen Studie ist eine Situationsanalyse der Regelungen und Maßnahmen auf lokaler Ebene, die zur Prävention und Eindämmung der SARS-CoV-2-Ausbreitung in SU für Geflüchtete ergriffen wurden. Es Es zeichnete sich eine hohe Heterogenität in der Aufklärung der Bewohner*innen, den allgemeinen Infektionsschutzmaßnahmen, dem Umgang mit sozialen und gesundheitlichen Angeboten sowie Testund Quarantänemaßnahmen ab. Schlüsselwörter SARS-CoV-2 · Migration · Infektionsschutz · Gesundheitliche Aufklärung · Öffentliche Gesundheit COVID-19 in collective accommodation centres for refugees: assessment of pandemic control measures and priorities from the perspective of authorities Abstract Background. The containment of the COVID-19 pandemic in collective accommodation centres is crucial to maintain the physical and mental health of refugees. It is unclear what measures have been taken by authorities in this setting to reduce the risk of infection, minimise stressors for refugees during the pandemic and communicate containment measures. Objectives. Assessment of measures that have been taken to prevent and contain SARS-CoV-2 in collective accommodation for refugees and identification of support required by authorities. Methods. Qualitative interview study with 48 representatives responsible for the reception and accommodation of refugees. Individual interviews were transcribed verbatim and evaluated using framework analysis. Results. We found substantial heterogeneity of measures taken to prevent infection, inform refugees, maintain social and health services, test for SARS-CoV-2 and quarantine positive cases. Effective intersectoral cooperation proved to be particularly important for coordination and implementation of measures. Need for support was expressed with regard to the improvement of infrastructure, opportunities to work with language interpreters and stronger involvement of local health experts. Amidst multiple actors and the complexity of structures and processes, the admission authorities have been taking on essential responsibilities related to infection control on an ad hoc basis, without being sufficiently positioned to do so. In order to further contain the pandemic, a strengthening of centralised, setting-specific recommendations and information as well as their translation through the pro-active involvement of the public health authorities at the local level are essential. Unterschiedliche infrastrukturelle Bedingungen "Jeder Landkreis ist aufgrund seiner Infrastruktur anders, muss da selber überlegen, wie kann er vorbeugend tätig werden" (25LK) Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes und engere Einbindung dessen gesundheitlicher Expertise "Also was ich mir grundsätzlich wünschen würde ist natürlich ein personell noch besser ausgestattetes Gesundheitsamt [...] dass die ein bisschen mehr Ruhe hätten, um das zu machen, das wäre natürlich sehr schön, weil dann könnte man da auch mit einem ruhigeren Gewissen anrufen und das nochmal in Ruhe durchsprechen und so weiter, die nehmen sich schon die Zeit, alles gut, aber ich weiß auch, unter was für einem Druck die stehen" (09LK) "Da nochmal eine individuelle Info wäre schön gewesen weil es kam wie gesagt diese Info [...] wo auch drin steht was die in den Landeserstaufnahmeeinrichtungen machen, ja das stimmt schon, aber, das ist so, ,Hier hast du acht Seiten, lies das durch und guck was für dich wichtig ist' so eine, ein Ticken individuellere Info wäre schön gewesen" (06LK) in die Unterkünfte dürfen, um dieses Infektionsrisiko zu reduzieren" (38SK). Etwa die Hälfte der Interviewten veranlasste eine Entzerrung der Belegung in den SU. In 2 Bundesländern erfolgte dies primär durch fortgesetzte Weiterverlegungen von EA in GU. In anderen Bundesländern und auf Kreisebene wurden Geflüchtete innerhalb bestehender Strukturen umverteilt. Auf GU-Ebene wurde nur vereinzelt die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten berichtet, auf EA-Ebene war dies öfters der Fall. Teilweise seien Personen mit einer erhöhten Vulnerabilität kontaktarm untergebracht oder prioritär aus den EA in GU oder spezielle Schutzunterkünfte verlegt worden. Während physische Distanzierung in einigen, kleineren Unterkünften mit "Wohnungscharakter" (9LK) gut möglich war, war sie in großen, dicht belegten SU mit gemeinschaftlichen Koch-und Sanitäreinheiten besonders herausfordernd. Als Unterstützungsbedarf wurde vorwiegend eine allgemeine Verbesserung der Kapazitäten und der baulichen Bedingungen in den SU genannt (. Tab. 1). Soziale Unterstützungsangebote wurden je nach Angebotsart unterschiedlich an Distanzierungs-und Infektionsschutzmaßnahmen angepasst. Gruppenangebote und Kinderbetreuung wurden (teils temporär begrenzt) eingestellt sowie Spiel-und Sportplätze geschlossen. Teilweise wurden professionelle und eh- Zwar wurden für Sozialberatung, administrative Aufgaben und behördliche Angelegenheiten vermehrt postalische, elektronische und telefonische Kommunikationswege (einschließlich Messengerdienste) genutzt, jedoch wiesen einige Teilnehmer*innen darauf hin, dass diese Ausweichmöglichkeiten Inanspruchnahmebarrieren erzeugen können. Persönliche Kontakte seien gerade während der Coronapandemie wichtig, um auf Ängste, Beratungsund Informationsbedarfe der Bewohner*innen einzugehen und somit die mögliche psychische Belastung in der Situation abzufedern: "Gerade in dieser Coronazeit, wo sich ja alle anderen zurückgezogen haben, sämtliche Migrationsberatungsstellen [. . . ] haben ihren Betrieb eingestellt, die Sozialämter haben ihre Häuser geschlossen und waren für die Bewohner auch nur noch telefonisch oder online zu erreichen was dann ja auch oft eine Barriere darstellt, auch eine sprachliche Barriere, also so dass wir zu Zeiten des ganzen Lockdowns auch die einzigen Ansprechpartner waren und da musste die Sozialberatung einfach weitergehen, [. . . ] das konnten wir nicht auch noch zurückfahren" (45LK). Ein Großteil der Teilnehmer*innen gab an, weiterhin eine adäquate medizinische Versorgung gewährleisten zu können. Stellenweise wurden pandemiebedingte Herausforderungen berichtet, z. B. aufgrund wahrgenommener Mehrbedarfe der Bewohner*innen im Bereich psychosozialer Belastung, aufgrund von geänderten Abläufen oder aufgrund von Ängsten in umliegenden Praxen vor Ansteckungen durch die SU-Bewohner*innen. Daher wurden medizinische Angebote vor Ort teils spezifisch ausgeweitet sowie die koordinative und kommunikative Rolle der Soziarbeiter*innen in der medizinischen Versorgung gestärkt (. Tab. 1). In einer Einrichtung wurde ein neues Programm zur psychosozialen Unterstützung initiiert. In einzelnen Fällen jedoch waren die Möglichkeiten, durch Anpassungen der Versorgung auf COVID-19 zu reagieren, aufgrund vorbestehender Problemlagen, wie zum Beispiel Ärztemangel, stark eingeschränkt. In Bezug auf die Testung von Personen mit klinischem Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion wurden unterschiedliche Vorgehensweisen sowie Herausfor-derungen berichtet. Bereits die Erfassung von Verdachtsfällen variierte. Es wurde sowohl von strukturierten Verdachtserfassungen berichtet (über die Einrichtungsambulanzen, mobile Teams zur Fiebermessung, Durchführung strukturierter Symptomabfragen, Fiebermessungen durch nichtärztliches Personal) als auch von Fallerfassungen in der Einrichtungsambulanz, durch nichtärztliches Einrichtungspersonal oder auf Initiative der betroffenen Bewohner*innen direkt durch die behandelnden Hausärzt*innen ohne Einbindung von Einrichtungspersonal. Weitgehende Einheitlichkeit bestand lediglich im Bereich der Testung und 14tägigen Isolation von neu registrierten Asylsuchenden. 11 Teilnehmer*innen der EA berichteten zudem, Testungen von Asylsuchenden vor Verlegung in die Anschlussunterbringung routinemäßig durchzuführen, in anderen war dies nur teilweise der Fall oder wurde prinzipiell abgelehnt. Darüber hinaus fanden in mehreren SU Reihentestungen statt. Diese erfolgten entweder nach Auftreten bestätigter SARS-CoV-2-Infektionen oder seltener präventiv aufgrund von hohen Infektionszahlen in anderen Aufnahmeeinrichtungen oder Pflegeheimen. Als gemeinsame Herausforderung der verschiedenen Testungsanlässe und -abläufe zeichnete sich vor allem die Inkenntnissetzung der Einrichtungsleitung, d. h. die zeitgerechte Informationsweitergabe über positive Testergebnisse bei Bewohner*innen, ab. Vor allem in GU, in denen umliegende Praxen die Testungen ohne Beteiligung der Einrichtungsleitung oder Sozialarbeiter*innen durchführten, erfolgte die Informationsweitergabe nach Aussage der Interviewten teilweise nur unvollständig oder gar nicht (. Tab. 1). Bei engen Kontakten zum Gesundheitsamt konnten positive Testergebnisse oft zeitnah weitergegeben werden, wobei in Einzelfällen die Weitergabe unter Verweis auf den Datenschutz (z. B. bei Personal der SU) nur verzögert stattfand. Bei Auftreten einer Infektion in der Unterkunft wurde von Quarantänemaßnah-men mit getrennter Unterbringung von Infizierten und Kontaktpersonen berichtet, entweder innerhalb der SU oder in einer speziell dafür vorgesehenen Unterkunft. Einige Teilnehmer*innen beschrieben, dass eine Trennung Infizierter untereinander nicht notwendig sei, da "es nicht darauf ankommt, ob er sich das zweite dritte vierte Mal infiziert" (13EA). Teilnehmer*innen, in deren SU noch keine Infektionen aufgetreten waren, nahmen oftmals an, dass es bei Auftreten eines Falles zu einer Gesamtquarantäne der Unterkünfte kommen würde, da dies in anderen SU der Fall war: "im Allgemeinen oder zu 99 %, so wie wir es mitbekommen haben, wird ja die gesamte Einrichtung unter Quarantäne gestellt" (20LK). Jedoch wurde nur vereinzelt bzw. bei größeren Ausbruchsgeschehen von einer tatsächlich eingetretenen Gesamtquarantäne der Unterkünfte berichtet. Mehrere Teilnehmer*innen bewerteten die Gesamtquarantäne aus praktischen und ethischen Gesichtspunkten kritisch: "ganz klar ist, man sollte die Leute nicht vor-verurteilen, davon ausgehen, dass sich keiner daranhalten wird, und deswegen eine Unterkunft die unter Quarantäne steht einfach mal per se abschließen, ich finde daran kann Keiner Interesse haben" (12LK). Die Quarantänemaßnahmen wurden laut Teilnehmer*innen vielerorts durch Aufstellen von Bauzäunen und vermehrten Einsatz von Sicherheitspersonal durchgesetzt. Einige Teilnehmer*innen thematisieren hierbei die Unterschiede im Vergleich zur deutschen Regelbevölkerung: "diejenigen, die bei uns in Quarantäne sind oder in Isolation sind VIEL überwachter als Menschen, die sich in der Allgemeinbevölkerung anstecken" (39EA). Manche Kreise entschieden sich deshalb gegen eine vermehrte Überwachung: "Die hatten keinen Sicherheitsdienst, weil wir auch gesagt haben: ,eigene Verantwortung, so wie bei jedem Deutschen auch'" (23LK). In den Interviews wurde ein sehr hoher Bedarf an Informationen und Expertise bei der frühzeitigen Planung sinnvoller, angemessener und praktikabler Quarantänemaßnahmen geäußert, um bei Auftreten einer Infektion oder im Ausbruchsfall in der SU adäquat Ein überwiegender Teil der Teilnehmer*innen berichtete jedoch auch über vorübergehende oder dauerhafte Herausforderungen, die sich vor allem in Form unzureichender Erreichbarkeit sowie gänzlich fehlender Möglichkeiten des Austauschs und der Zusammenarbeit mit den jeweils zuständigen Gesundheitsämtern darstellten. Gleichwohl wurde durchgängig hohes Verständnis für die Arbeitsbelastung in den Gesundheitsbehörden geäußert. Entsprechend wurden vielfach Wünsche nach einer Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) geäußert, um hierdurch die Zusammenarbeit zwischen den Aufnahmeund Gesundheitsbehörden intensivieren zu können. Einige der Teilnehmer*innen aus EA, die mit mehreren Gesundheitsämtern zusammenarbeiteten, berichten zudem von unterschiedlichen Herangehensweisen und Empfehlungen der jeweiligen Gesundheitsämter (z. B. bei Testverfahren, Kontaktpersonenermittlung). Daraus resultierten Unsicherheiten bei der Maßnahmenplanung und -umsetzung (. Tab. 1). Einige Teilnehmer*innen thematisierten explizit die Notwendigkeit einer engen und vertrauensvollen Kommunikation mit lokalen Akteur*innen, um in der erlebten Krisensituation eine effektive Zusammenarbeit zu gewährleisten. Hier wurde oft darauf verwiesen, dass diese Vertrauensbasis über mehrere Jahre der Zusammenarbeit und gerade auch durch die gemeinsame Arbeit im Jahr 2015 geschaffen wurde: "Also das Netzwerk hat funktioniert und das ist ein komplexes Netzwerk gewesen. Natürlich hat es nur deswegen funktioniert, weil wir das Vertrauensverhältnis schon vorher hatten aus der anderen Zeit" (40EA). Nahezu alle Teilnehmer*innen berichteten, dass die intersektorale Zusammenarbeit unter Pandemiebedingungen über Verwaltungs-, Führungs-bzw. Krisenstäbe in ihrem behördlichen Umfeld gesteuert wurde. In diesen Strukturen seien die Teilnehmer*innen jedoch nur teilweise selbst eingebunden. Einige Teilnehmer*innen berichteten explizit, dass aufgrund der konkurrierenden Prioritäten im Zuge der Pandemie das Thema der Flüchtlingsunterbringung Fürsprache erforderte: "[. . . ] wir mussten eben auch erstmal hinkriegen, dass man so registriert auf allen Ebenen, dass unsere Belange durchaus auch sehr wichtig sein könnten" (12LK). Bei entsprechender Priorisierung konnten die Maßnahmen in den SU maßgeblich unterstützt und notwendige Ressourcen für das Ressort gesichert werden (z. B. Beschaffung von Schutzausrüstung, Erweiterung der Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ licenses/by/4.0/deed.de. Infektionsumfeld von erfassten COVID-19-Ausbrüchen in Deutschland SARS-CoV-2 in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete: Epidemiologische und normativ-rechtliche Aspekte Germany: optimizing service provision to asylum seekers. WHO Regional Office for Europe Die gesundheitliche Versorgungssituation von Asylsuchenden Covid-19 in Flüchtlingsunterkünften: ÖGD jetzt weiter stärken Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz Association of torture and other potentially traumatic events with mental health outcomes among populations exposed to mass conflict and displacement: a systematic review and meta-analysis Health monitoring among asylum seekers and refugees: a state-wide, crosssectional, population-based study in Germany Empfehlungen für Gesundheitsämter zu Prävention und Management von COVID-19-Erkrankungen in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften für Sinne von § § 44, 53 AsylG) Framework analysis: a qualitative methodology for app Die Gesundheitsuntersuchung von Asylsuchenden: Eine bundesweite Analyse der Regelungen in Deutschland Einführung der Gesundheitskarte für Asylsuchende und Flüchtlinge: der Umsetzungsstand im Überblick der Bundesländer Health care provision for asylum seekers in reception centres: qualitative survey of health care structures, challenges and need for action from the perspective of health care providers Wie erleben Asylsuchende den Zugang zu medizinischer Versorgung? Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz Das Jahr 2015 und die Reaktion des Gesundheitssystems: Bilanz aus einer Resilienzperspektive Unterbringungs-und Quarantänekapazitäten; . Tab. 1). In den Interviews zeigte sich durchweg ein hoher Bedarf an einer wissenschaftlichen Bewertung verschiedener Maßnahmensowie praktischer,infektionsepidemiologischer Expertise bei Entscheidungen vor Ort. Alle Teilnehmer*innen nannten die allgemeinen RKI-Richtlinien zu COVID-19 als zentrale Informationsquelle, vor allem zur Orientierung in Sachen physischer Distanzierung, Testung und Quarantänemaßnahmen. Zusätzlich orientierten sie sich an Vorgaben auf Bundes-, Landes-und Kreisebene.MehrerenInterviewteilnehmer*innen zufolge ließen sich viele der bestehenden Vorgaben (z. B. zum Arbeitsschutz, zu Quarantäne) jedoch nicht vollständig auf das Setting der SU übertragen. Die baulichen Gegebenheiten sowie Landesvorschriften zur Mindestbelegung, durch welche viele Geflüchtete auf sehr engem Raum untergebracht sind, führten zum Beispiel dazu, dass die effektive Trennung Infizierter von Nichtinfizierten "nur auf dem Papier" (31EA) ermöglicht werden konnte (. Tab. 1).Neben der allgemeinen Verbesserung der Unterbringungssituation Geflüchteter plädierten die Teilnehmer*innen für konkrete Empfehlungen in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. [4] als auch mehrere Jahre danach, in Fragen des Gesundheitsschutzes [12] , der Prävention und Gesundheitsförderung sowie der allgemeinen gesundheitlichen Versorgung [13, 14] durch eine ausgeprägte Diversität von Ansätzen, Vorgehen und Lösungen charakterisiert. In diesem Zusammenhang wurde bereits gezeigt, dass das komplexe Versorgungsgefüge zwischen Behörden, Regelversorgung und ÖGD zu Zugangsbarrieren und Versorgungslücken in der praktischen Gesundheitsfürsorge bei der Gruppe der Geflüchteten führen kann [4, 15] . Weiterhin notwendig ist eine breitere Diskussion über die Rolle und das Selbstverständnis des ÖGD in Zusammenhang mit Prävention, Gesundheitsförderung und medizinischer Versorgung Geflüchteter [4] , insbesondere angesichts der Herausforderungen der COVID-19-Pandemie [5] . Hierfür sollten Erfahrungen guter Praxis aus 2015 zu Modellansätzen der Einbindung des ÖGD in die Flüchtlingsversorgung dringend breitere Anwendung finden [14, 16] .Diese Studie profitiert von einem qualitativen Ansatz, welcher tiefe Einblicke in den Kontext und die derzeitige Arbeitsweise der Aufnahmebehörden erlaubte. Aufgrund mehrjähriger qualitativer Forschungserfahrung der Interviewer*innen in diesem Kontext und unter Wahrung der Anonymität von Teilnehmer*innen wurden sensitive Fragen in aller Regel sehr offen beantwortet. Eine weitere Stärke ergibt sich durch die Anzahl der Teilnehmer*innen und die Bandbreite der abgedeckten Bundesländer, wodurch Einblicke in diverse infrastrukturelle und behördliche Strukturen gewonnen werden konnten. Der kurze Zeitraum der Erfassung ermöglichte zudem eine zeitnahe, der Dringlichkeit der Pandemie angemessene Situationsanalyse. Eine Schwäche der Studie auf GU-Ebene ergibt sich durch den starken geografischen Fokus auf ein Bundesland. Jedoch kamen bei GU in anderen Bundesländern keine gänzlich neuen Aspekte hinzu, sodass davon auszugehen ist, dass die Heterogenität innerhalb des Flächenlands die Situation in anderen Flächenländern mit ähnlicher Struktur widerspiegelt. Die Aussagen beziehen sich auf den ersten Abschnitt der SARS-CoV-2-Pandemie in Deutschland (Erhebungszeitraum Mai-Juli 2020). Es ist nicht auszuschließen, dass in Anbetracht der dynamischen Pandemielage eine Folgebefragung neue Kategorien und Dimensionen bezüglich der Fragestellung hervorbringen würde.