key: cord-0741203-w5pecmx2 authors: Kriegmair, M. C.; Speck, T.; Schneider, A. W.; Volkmer, B.; Michel, M. S. title: Versorgungssituation urologischer Patienten in Praxen und Kliniken während der Coronaviruspandemie in Deutschland date: 2021-02-09 journal: Urologe A DOI: 10.1007/s00120-021-01458-z sha: 7d8c2fe8c134de540ea3b41cd7cd6e959d9f112e doc_id: 741203 cord_uid: w5pecmx2 The coronavirus pandemic has had an immediate and far-reaching effect on the care of urological patients. The pandemic monitor of the German Society for Urology was able to record the restrictions on patient care in urological practices and clinics by means of regular surveys of the members. A total of 689 responses at four survey time points were included. In April there was a reduction in urological inpatients to 44% and the number of patients in practices dropped to 50%. Available operating theater capacities for urological patients were 45% in April, normalized to 90% in June and fell again to 50% in December. Elective operations could not be performed at all or only to a very limited extent in most hospitals in April and December. While urgent operations could be treated to 100% in more than 75% of the clinics in April, in December more than half of the clinics stated that they could not treat all patients with urgent indications. To some extent (8–19%) practices and clinics had to resort to a pandemic-related supraregional referral of patients. The reduction of outpatients in urological practices in April normalized to 95% in June and remained stable during the second wave of the pandemic. The increase in urological emergencies in practices observed at the beginning of the pandemic did not show up in November and December. The coronavirus pandemic has led to a significant reduction in the care of urological patients, which in particular in the second wave also affects urgent operations. Hintergrund Seit den ersten beschriebenen Fällen im Dezember 2019 [1] in China hat sich das Coronavirus SARS-CoV-2 ("severe acute respiratory syndrome coronavirus 2") und die dadurch verursachte Erkrankung ("corona virus disease 2019", COVID-19) zu einer weltweiten Pandemie entwickelt [2] . Das Virus ist durch eine hohe Infektiosität gekennzeichnet. Die hervorgerufene Erkrankung COVID-19 verläuft zwar in einem Großteil der Patienten mit milden Symptomen, jedoch kommt es bei einem relevanten Teil der Infizierten zu einem schweren Lungenversagen mit der Notwendigkeit der Hospitalisation und häufig erforderlicher, oft langer intensivmedizinischer Betreuungspflicht mit invasiver Beatmung und hoher Mortalität [3] . In einigen europäischen Ländern, darunter Italien und Spanien, haben diese Komplikationen bereits während der ersten Welle der Pandemie kurzfristig zu einer starken Überlastung des Gesundheitssystems geführt [5] . Die Bereitstellung ausreichender Ressourcen zur Versorgung der akut an COVID-19 erkrankten Patienten trug zu einer außerordentlichen Belastung der gesamten Gesundheitsversorgung bei und führte u. a. in der Urologie zur Kapazitäten · SARS-CoV-2 · COVID-19 · Infektionsschutz · Krebserkrankungen The coronavirus pandemic has had an immediate and far-reaching effect on the care of urological patients. The pandemic monitor of the German Society for Urology was able to record the restrictions on patient care in urological practices and clinics by means of regular surveys of the members. A total of 689 responses at four survey time points were included. In April there was a reduction in urological inpatients to 44% and the number of patients in practices dropped to 50%. Available operating theater capacities for urological patients were 45% in April, normalized to 90% in June and fell again to 50% in December. Elective operations could not be performed at all or only to a very limited extent in most hospitals in April and December. While urgent operations could be treated to 100% in more than 75% of the clinics in April, in December more than half of the clinics stated that they could not treat all patients with urgent indications. To some extent (8-19%) practices and clinics had to resort to a pandemicrelated supraregional referral of patients. The reduction of outpatients in urological practices in April normalized to 95% in June and remained stable during the second wave of the pandemic. The increase in urological emergencies in practices observed at the beginning of the pandemic did not show up in November and December. The coronavirus pandemic has led to a significant reduction in the care of urological patients, which in particular in the second wave also affects urgent operations. Capacities · SARS-CoV-2 · COVID-19 · Infection transmission · Cancer Abb. 2 während der ersten und zweiten Welle stark limitiert, normalisierte sich im Juni jedoch zwischenzeitlich. Abb. 9a, b) . Seitens der Kliniken erfolgte eine Verlagerung von Patienten für dringliche Operationen regional durch 18 % und überregional durch 9 % der Befragten. Für semidringliche Eingriffe waren die Zahlen 11 % und 4 % (. Abb. 10a, b) . Neben einer Umverteilung urologischer Patienten ist auch eine pandemiebedingte Abweichung bisheriger Therapiestandards denkbar. Dies wurde in der Juni-Befragung erfasst. Die seitens der niedergelassenen Urologen am häufigsten erlebte Abweichung von einem bestehenden Therapiestandard war die Einleitung einer Hormontherapie bis zum Zeitpunkt der radikalen Prostatektomie oder Bestrahlung (42 %). Eine häufigere BCG-Instillationstherapie (Bacillus Calmette-Guérin) anstelle einer Frühzystektomie oder eine vermehrte neoadjuvante Chemotherapie statt einer primären Zystektomie, wurde pandemiebedingt nur von 5 %bzw.2 %derAntwortsenderbeobachtet. Die Frage nach einer Umstellung von stationären Behandlungsstandards wurde von der überwiegenden Zahl der Antwortsender (87 %) mit "nein" beantwortet. So gaben z. B. nur lediglich 7 % der Kliniken an, eher offene statt laparoskopische Eingriffe durchzuführen. Die Versorgung der an COVID-19 erkrankten Patienten im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie stellt die Gesundheitssysteme weltweit vor eine große Herausforderung. Neben der per se großen Zahl der Erkrankten, ist die sehr personalintensive und aufwendige Versorgung der COVID-19-Patienten sowie der umfassende Infektionsschutz ein Grund für die Ausnahmesituation aller Gesundheitsversorger. Die Notwendigkeit der medizinischen Versorgung der akut an COVID-19 erkranken Patienten gebietet es, die Behandlung weniger dringlicher und weniger akut verlaufender Erkrankungen aufzuschieben [6] . Dieser Umstand hat großen Einfluss auf die Urologie, die einen verhältnismäßig großen Teil an elektiven oder zumindest planbar dringlichen Eingriffen ausweist [7] . Am 13.03.2020 appellierte das Gesundheitsministerium in einem Brief an alle Geschäftsführer der Kliniken, alle planbaren Aufnahmen, Operationen und Eingriffe auf unbestimmte Zeit zu verschieben, sofern medizinisch vertretbar. Als Folge wurde die urologische Versorgung in den meisten Kliniken drastisch reduziert, wie die Daten des DGU-Pandemiemonitors zeigen: Im April standen <50 % der OP-Kapazitäten für urologische Patienten zur Verfügung und im überwiegenden Anteil der Kliniken (78 %) konnten elektive urologische Operationen gar nicht oder nur zu einem geringen Teil erfolgen. Die Streichung gerade elektiver OP-Kapazitäten traf in besonderer Weise das Belegarztwesen, da häufig primär die bettenführenden Facharztpraxen von ko-")Karzinoms bleibt dabei jedoch unbeachtet und sollte nicht unterschätzt werden [6, 10] . Dies mag einer der Gründe sein, warum verschiedene urologische Gesellschaften unter anderem auch dem Hoch-Risiko-Prostatakarzinom eine mittlere bis hohe Priorität eingeräumt haben [4, 11] . Wie hoch der tatsächliche Anteil der Patienten ist, die einer dringlichen urologischen Operation bedürfen, versuchte eine italienische Arbeitsgruppe zum Anfang der Pandemie zu beantworten. Laut dieser Arbeit machen Patienten mit dringlicher uroonkologischer OP-Indikation in Häusern der Maximalversorgung etwa ein Drittel der Patienten aus [12] . In kleineren Häusern ist der An-teil vermutlich geringer. Dies mag der Grund sein, warum zumindest während der ersten Welle der Großteil der Kliniken dringliche Operationen zu 80-100 % versorgen konnten. Im Dezember gaben jedoch zwei Drittel aller Kliniken an, dringliche urologische Operationen nicht gänzlich versorgen zu können. Sowohl Praxen als auch Kliniken wichen zumindest teilweise auf eine überregionale Vermittlung von Patienten aus. Dieses Konzept kam in anderen Ländern wie Italien bereits im Frühjahr 2020 zum Tragen [5] . In Deutschland hatten fast 75 % der niedergelassenen Urologen Schwierigkeiten, OP-Termine für Patienten mit elektiver Operationsindikation zu bekommen. Zwar droht für diese Patienten meist kein bleibender Schaden, aber nicht selten eine längere Zeit mit Schmerzen und Beschwerden. Zum aktuellen Zeitpunkt ist nicht davon auszugehen, dass deutschlandweit urologische Operationen nicht im erforderlichen Zeitraum erfolgen. Die Daten des DGU-Monitors aus dem November und Dezember verdeutlichen jedoch, dass die Ausnahmesituation, in dem sich das Gesundheitssystem und damit auch die urologische Versorgung befinden, nicht über einen wesentlich längeren Zeitraum aufrechterhalten werden kann. Urologische Praxen erfuhren während der ersten Welle der Pandemie eine vergleichbare Einschränkung wie Kliniken, mit einer Reduktion des Patientenaufkommens um etwa die Hälfte. Während in den Kliniken die Verteilung der Ressourcen und das Freihalten von Normal-und Intensivbetten für die Reduktion verantwortlich waren, zeigten sich in den Praxen v. a. die geringe Verfügbarkeit von Schutzausrüstung und die Notwendigkeit des Infektionsschutzes für die Reduktion verantwortlich. Dies wurde durch den DGU-Monitor sowie einer weiteren Umfrage unter deutschen Urologen bekräftigt [13] . Zusätzlich spielte vermutlich die Wahrnehmung der Pandemie durch die Patienten eine entscheidende Rolle. Characteristics of and Important Lessons From the Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Outbreak in China: Summary of a Report of 72 314 Cases From the Chinese Center for Disease Control and Prevention World-Health-Organization (2020) WHO Director-General's opening remarks at the media briefing on COVID-19-11 Pathophysiology, transmission, diagnosis, and treatment of Coronavirus disease 2019 (COVID-19): a review Urology in the coronavirus pandemic-a guideline 4/20 Urology practice during COVID-19 pandemic Mossialos E (2020) The impact of the COVID-19 pandemic on cancer care The multifaceted long-term effects of the COVID-19 pandemic on urology Mortality due to cancer treatment delay: systematic review and meta-analysis A systematic review and metaanalysis of delay in radical cystectomy and the effect on survival in bladder cancer patients Surgical delay and pathological outcomes for clinically localized high-risk prostate cancer Prioritising urological surgery in the COVID-19 era: a global reflection on guidelines Assessing the burden of nondeferrable major Uro-oncologic surgery to guideprioritisationstrategiesduringtheCOVID-19 pandemic: insights from three Italian high-volume referral centres Impact of the COVID-19 pandemic on urologists in Germany The impact of COVID-19 pandemic on urological emergencies: a multicenter experience on over 3,000 patients Effects of the COVID-19 Pandemic on Cancer-Related Patient Encounters Abb. 10