key: cord-0766986-oce55801 authors: Leitl, Daniela; Jarosch, Inga; Glöckl, Rainer; Schneeberger, Tessa; Rembert Koczulla, Andreas title: Rehabilitation in der Pneumologie date: 2021-05-07 journal: Pneumologe (Berl) DOI: 10.1007/s10405-021-00395-0 sha: 75053bfcc98e9c8d65e3ce10fe4689b594f1252b doc_id: 766986 cord_uid: oce55801 Pulmonary rehabilitation (PR) is an evidence-based multidisciplinary treatment for patients with chronic respiratory diseases. The indications for applying for PR are given if there is an appropriate rehabilitation capability, need for rehabilitation and favorable rehabilitation prognosis. The aims of PR are the reduction of symptoms and improvement of the quality of life and physical resilience. The efficiency of PR is well proven for patients with chronic obstructive pulmonary disease (COPD) with the highest evidence grade and for non-COPD patients with an increasing level of evidence based on randomized controlled trials and meta-analyses. The treatment content of PR is individually adapted to the patients’ needs by a multidisciplinary treatment team. In order to sustainably maintain the success of PR there is the possibility to participate in outpatient aftercare programs (e.g. breathing exercises) and to utilize digital technologies as supporting measures. Die pneumologische Rehabilitation (PR) ist eine evidenzbasierte interdisziplinäre Behandlung für Patienten mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane. Die Indikation für ihre Beantragung ist bei entsprechender Rehabilitationsfähigkeit, -bedürftigkeit und günstigen -prognose gegeben. Ziele einer PR sind die Reduktion der Symptome sowie die Steigerung der Lebensqualität und körperlichen Belastbarkeit. Die Effektivität ist für COPD-Patienten (COPD: chronisch obstruktive Lungenerkrankung) mit dem höchsten und für Nicht-COPD-Patienten mit zunehmend gutem Evidenzgrad durch randomisiert kontrollierte Studien und Metaanalysen gesichert. Die Therapieinhalte einer PR werden durch ein multidisziplinäres Behandlungsteam individuell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst. Um den Rehabilitationserfolg nachhaltig zu gestalten, besteht die Möglichkeit, an ambulanten Nachsorgeprogrammen (z. B. Lungensport) teilzunehmen sowie digitale Technologien als unterstützende Maßnahme einzusetzen. Körperliche Leistungsfähigkeit · Trainingstherapie · Atemphysiotherapie · Patientenschulung · Lebensqualität Lernziele Nach Lektüre dieses Beitrags ... können Sie Indikationen zur PR (pneumologische Rehabilitation) benennen, haben Sie einen Überblick über die Verordnungspraxis für eine PR, kennen Sie die Effekte einer PR, sind Ihnen die Inhalte eines multimodalen Programms bei der PR bekannt, wissen Sie, mit welchen Inhalten Patienten in der Nachsorge betreut werden können. Bei chronischen Atemwegserkrankungen wie beispielsweise der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Asthma bronchiale sind neben einer eingeschränkten Lungenfunktion oft weitere körperliche und psychische Komorbiditäten vorhanden. Diese können alltagsrelevante Konsequenzen haben, d. h. die alltäglicheAktivitätund die Teilhabe im sozialen Umfeld beeinträchtigen. Die pneumologische Rehabilitation spielt eine Schlüsselrolle im Krankheitsmanagement chronischer Atemwegserkrankungen, um diesen Einschränkungen entgegenzuwirken. Die "American Thoracic Society" (ATS) und die "European Respiratory Society" (ERS) definieren die pneumologische Rehabilitation (PR) als evidenzbasierte multidisziplinäre und umfassende Behandlung für Patienten mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane, die Symptome aufweisen und in ihren Alltagstätigkeiten eingeschränkt sind [1] . Die PR basiert auf einer umfassenden Diagnostik und dem daraus entstehenden individuellen Therapieprogramm. Dieses sollte mindestens aus körperlichem Training, -Patientenschulung und -Verhaltenstraining bestehen, um den physischen und psychischen Zustand zu verbessern und eine langfristig gesundheitsfördernde Verhaltensweise zu bewirken. Das multimodale Therapieprogramm wird durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten und medizinischem Fachpersonal wie Sport-, Physio-und Ergotherapeuten, Krankenpflegepersonal, Psychologen, Sozialpädagogen, Ernährungsberater und durch die regelmäßige Überprüfung der Erfolgskontrolle an die individuellen Bedürfnisse der Patienten angepasst [1] . Der Anspruch auf Rehabilitation ist in Deutschland im Sozialgesetzbuch (SGB) IX festgelegt. Für die Genehmigung einer Rehabilitation ist es notwendig, dass eine Rehabilitationsfähigkeit, -bedürftigkeit und günstige Rehabilitationsprognose bestehen. Rehabilitationsfähig sind Patienten, welche aufgrund ihrer somatischen und psychischen Verfassung an den Therapieinhalten einer Rehabilitation teilnehmen können und die dafür notwendige Voraussetzung besitzen. Auftretende Komorbiditäten neben der Haupterkrankung sollten bei der Rehabilitationsbedürftigkeit im Antrag hervorgehoben werden. Bei der Angabe des Rehabilitationsziels sollte darauf geachtet werden, dass dieses alltagsrelevant ist und im Zeitraum der Rehabilitation (ambulant: 15 Tage oder stationär: 21 Tage) erreicht werden kann. Abhängig von der Indikation und der Zielsetzung wird die Rehabilitation über die gesetzliche Renten-, Kranken-oder Unfallversicherung beantragt (Tab. 1). Ein Antrag auf eine Rehabilitationsmaßnahme kann bei gegebener Indikation grundsätzlich alle 4 Jahre gestellt werden. Bei bestehendem Anlass, wie beispielsweise einer neu diagnostizierten Pulmonary rehabilitation (PR) is an evidence-based multidisciplinary treatment for patients with chronic respiratory diseases. The indications for applying for PR are given if there is an appropriate rehabilitation capability, need for rehabilitation and favorable rehabilitation prognosis. The aims of PR are the reduction of symptoms and improvement of the quality of life and physical resilience. The efficiency of PR is well proven for patients with chronic obstructive pulmonary disease (COPD) with the highest evidence grade and for non-COPD patients with an increasing level of evidence based on randomized controlled trials and meta-analyses. The treatment content of PR is individually adapted to the patients' needs by a multidisciplinary treatment team. In order to sustainably maintain the success of PR there is the possibility to participate in outpatient aftercare programs (e.g. breathing exercises) and to utilize digital technologies as supporting measures. Ziele einer PR sind u. a. die Reduktion von Symptomen, die Verbesserung der Lebensqualität und eine gesteigerte Teilnahme an alltäglichen Aktivitäten. Die Wirksamkeit einer Rehabilitation ist bei COPD am besten belegt. In nationalen und internationalen Leitlinien wird die PR auch bei weiteren chronischen Atemwegserkrankungen empfohlen [1] . Mögliche Indikationen sind [1, 3] : 7 Merke Neben der herausragenden Evidenz einer PR bei COPD nimmt auch die Evidenz bei anderen Atemwegserkrankungen deutlich zu. In randomisiert kontrollierten Studien (RCT) wurde die Effektivität einer Rehabilitation bei COPD-Patienten mit dem höchsten Evidenzgrad nachgewiesen (Tab. 2; [4] ). Signifikante Verbesserungen konnten im Bereich der Lebensqualität und der körperlichen Belastbarkeit gezeigt werden [5] . Durch ein 10-wöchiges PR-Programm können eine Erhöhung der funktionellen Kapazität sowie morphologische und typologische Anpassungen in den peripheren Muskelfasern in allen COPD-Stadien in ähnlichem Ausmaß erreicht werden [6] . Ergebnisse von Tab RCT-Studien deuten darauf hin, dass eine PR unabhängig vom Schweregrad der Lungenobstruktion zu positiven Veränderungen in der körperlichen Leistungsfähigkeit, einer Förderung der Selbstständigkeit, Verhaltensänderungen sowie einer Verringerung der Anzahl an Exazerbationen führen kann. Dadurch hat sie im frühen Stadium der Erkrankung das Potenzial, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen [1, 7] . Dies gilt auch für Patienten mit einem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel [8] . Zunehmende Evidenz gibt es für eine PR nach einer akuten COPD-Exazerbation (AECOPD). Eine pneumologische Rehabilitation kann in dieser Situation signifikant die Lebensqualität im "St. [9] . In Deutschland muss eine Anschlussheilbehandlung (AHB) nach einer AECOPD innerhalb von 2 Wochen angetreten werden. Auch in der ERS/ATS-Leitlinie wird die Aufnahme einer PR innerhalb von 3 Wochen nach Krankenhausentlassung empfohlen [10] . Eine frühzeitige Rehabilitation, welche innerhalb von 90 Tagen nach dem Krankenhausaufenthalt beginnt, reduziert das 1-Jahres-Mortalitäts-Risiko im Vergleich zu Patienten, welche eine PR später antraten oder an keiner solchen teilnahmen, um 6,7 % (p < 0,001; [11] ). Dies verdeutlicht, dass die Dauer bis zur Rehabilitationsinitiierung von entscheidender Bedeutung ist. Jedoch ist es kein Regelfall, nach einer AECOPD eine Überweisung zu einer PR zu erhalten. Jones et al. [12] wiesen nach, dass nur 9,6 % der AECOPD-Patienten eine PR-Maßnahme erhielten und beendeten. Bei der Behandlung des Asthma bronchiale kann die PR Verbesserungen der Symptome, der Lebensqualität und der körperlichen Leistungsfähigkeit bewirken [1] . Dennoch wird sie in den aktuellen Richtlinien der "Global Initiative for Asthma" (GINA) nur für Patienten mit einem Asthma-COPD-Overlap empfohlen [13] . In den Asthmaleitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie werden weitere Empfehlungen ausgesprochen, wann eine PR bei Asthma bronchiale durchzuführen ist [14] : -Patienten mit partiell kontrollierter oder unkontrollierter Erkrankung -Patienten nach einer stationär behandelten Exazerbation -Patienten nach rezidivierenden Exazerbationen DieEffektivitätder einzelnenTherapiekomponentenwie Trainingstherapie, Atemphysiotherapie und Patientenschulungen sind gut belegt [14] . In einer retrospektiven Untersuchung [15] von 373 Asthmapatienten wurde nachgewiesen, dass der Asthmakontrolltest (ACT; MD: 3,6 [95 %-KI: 3,1-3,9], p > 0,001) durch eine 3-wöchige PR un-CME abhängig vom Schweregrad der Erkrankung signifikant verbessert werden konnte. Einen klinisch relevanten Unterschied im ACT-Score (≥ 3 Punkte) erreichten Patienten mit einer moderaten oder schweren Asthmaerkrankung. Daneben verbesserte sich auch die Lebensqualität signifikant. Eine so erreichte Verbesserung kann auch 12 Monate nach der PR signifikant persistieren [16] . COVID-19 ("coronavirus disease 2019") Eine Coronaviruserkrankung-2019 (COVID-19) kann zu einer fortwährenden Beeinträchtigung der Lungenfunktion, körperlichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität führen [3] . Unabhängig von einer Hospitalisierung sind sowohl in der Akut-als auch in der Postakutphase der Erkrankung die häufigsten Symptome Dyspnoe (90 % bzw. 71 %) und Fatigue (95 % bzw. 87 %; [17] ). Um die langfristigen Folgen nach einem schweren oder kritischen COVID-19-Verlauf zu behandeln, empfiehlt eine gemeinsame Arbeitsgruppe von ERS und ATS eine frühe Rehabilitation [3] . Auch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) befürwortet eine Frührehabilitation im Akuthaus und als Anschlussheilbehandlung nach Beendigung der Hospitalisierung oder ein Rehabilitationsheilverfahren in einer pneumologischen Rehabilitationsklinik [18] . Laut einer Schweizer Studie [19] wird bei Patienten nach einem schweren/kritischen Krankheitsverlauf durch eine stationäre 2-bis 4-wöchige pneumologische Rehabilitation eine signifikante Verbesserung im 6MGT (+130 m) und im "feeling thermometer" (+40 Punkte) erreicht. In einer aktuellen deutschen Untersuchung [20] Die Wirkung der PR bei Patienten mit einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) wurde in den letzten Jahren immer besser untersucht. Obwohl sich die Mechanismen der respiratorischen Limitationen von COPD und ILD unterscheiden, gibt es Ähnlichkeiten in der klinischen Problematik (vermehrte Dyspnoe, eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität). Daher liegt es nahe, dass auch diese Patientengruppe von einer PR profitieren kann [1] . Patienten mit anderen chronischen Atemwegserkrankungen haben eine ähnliche Symptomlast und eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit wie COPD-Patienten. Bei Patienten vor und nach einer Lungentransplantation (LTx) kann die PR einen wichtigen Beitrag im Krankheitsmanagement leisten [1] . Auch Patienten mit einem Lungenkarzinom können von einer Rehabilitation profitieren. Die Trainingstherapie, welche ein Teilbereich der PR ist, kann die Lebensqualität von Patienten mit einer Chemotherapie positiv beeinflussen. Somit können aus zuvor funktionell inoperablen Patienten potenzielle Kandidaten für eine kurative Operation werden. Auch in der postoperativen Phase nach einer Lungenkrebsresektion hat eine PR positive Effekte auf die Symptome der Betroffenen [1] . Durch eine zunehmende Anzahl an RCT und Beobachtungsstudien gibt es insbesondere für Bronchiektasen [1], pulmonale Hypertonie [24] und Lymphangioleiomyomatose [25] eine steigende Evidenz. Daher scheint eine PR auch bei diesen Atemwegserkrankungen und gegebener Rehabilitationsindikation sinnvoll zu sein. Um eine optimale Therapiesteuerung und sozialmedizinische Leistungsbeurteilung der Patienten zu erhalten, sollten zu Beginn der PR eine internistisch-pneumologische Untersuchung sowie ein Screening zu alltagsrelevanten biopsychosozialen Krankheitsfolgen absolviert werden (Tab. 3). Dabei werden die körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen der Erkrankung erfasst [1, 4] . Die Therapieinhalte der PR orientieren sich an dem individuell formulierten Rehabilitationsziel und den Bedürfnissen des jeweiligen Patienten, welche zu Beginn und fortlaufend während der PR durch Assessments erfasst werden. Neben der medizinischen Behandlung, durch medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapie, sowie der ärztlichen Betreuung sollte das PR-Programm so gestaltet werden, dass die Verbesserungen möglichst nachhaltig für den Patienten sind [26] . Die wichtigsten Inhalte der PR sind in Abb. 1 Die generellen Trainingsprinzipien für Patienten mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane sind angelehnt an die Richtlinien des "American College of Sports Medicine" und unterscheiden sich nur bedingt von denen bei gesunden gleichaltrigen Personen. Die Trainingslast muss an jeden Patienten individuell angepasst werden, um einen trainingswirksamen Reiz zu setzen und damit die aerobe Kapazität und die Muskelkraft verbessern zu können [1] . Aufgrund der erkrankungsspezifischen Limitierungen wird die Intensität mehr über den Grad der Dyspnoe (modifizierte BORG-Skala [27] ) und der Sauerstoffsättigung als über die Herzfrequenz gesteuert [1, 27] . Bei COPD-Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist aufgrund einer erhöhten Dyspnoe ein Ausdauertraining nach der Dauermethode oft nicht möglich. Eine Alternative dazu ist das Intervalltraining. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass es bei gleicher Effektivität durch den Wechsel von Belastung und Erholung eine geringere Dyspnoe, eine geringere metabolische und ventilatorische Belastung sowie eine niedrigere dynamische Überblähung induziert [27] . Neben dem Ausdauertraining ist ein individuell dosiertes Krafttraining zur Verbesserung der Muskelkraft eine wichtige Komponente. Im Vergleich zu einem Ausdauertraining empfinden die meisten Patienten während eines Krafttrainings eine geringere Dyspnoe. Eine Kombination von Ausdauer-und Krafttraining ist zu empfehlen [1, 4] . Auch neuere Methoden wie die neuromuskuläre Elektrostimulation [28] und das Vibrationstraining [29] spielen eine zunehmende Rolle. Der Pneumologe 5 CME Atemphysiotherapie Die Atemphysiotherapie ist eine unterstützende Behandlung bei chronischen Atemwegserkrankungen und kann dazu beitragen, die Symptomatik zu verbessern und dadurch die Belastungstoleranz der Patienten zu erhöhen. Sie wird gezielt eingesetzt, um die Dyspnoe in Ruhe und unter Belastung zu verringern, die dynamische Lungenüberblähung zu reduzieren und die Thoraxbeweglichkeit sowie den Gasaustausch der Patienten zu optimieren [1, 30] . Spezielle Hustentechniken (z. B. autogene Drainage, Huffing) in Kombination mit der Anwendung von Atemphysiotherapiegeräten (z. B. Flutter) und Hustenvermeidungsstrategien können dazu beitragen, den Sekrettransport und die -elimination zu verbessern. Das Erlernen von unterschiedlichen Atemtechniken (z. B. dosierte Lippenbremse) und atemerleichternden Körperpositionen (z. B. Kutschersitz, Torwarthaltung) kann zu einer Reduktion der Dyspnoe beitragen [1, 30] . In einer aktuellen Studie mit Asthmapatienten [31] wurde nachgewiesen, dass sich die Lebensqualität signifikant durch ein digitales oder Face-to-Face-Programm zum Erlernen eines physiologischen Atemmusters im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserte. Atemphysiotherapeutische Maßnahmen sind auch während typischer Alltagssituationen unerlässlich. Ein Beispiel hierfür ist das supervidierte Geh-und Treppentraining, welches v. a. für Patienten mit einer fortgeschrittenen Atemwegserkrankung essenziell sein kann, um die Selbstständigkeit zu bewahren. Die Anwendung von Atemtechniken während des Treppensteigens kann die Atemnot und körperliche Anstrengung signifikant verringern [32] . Weitere Daten zum Einsatz von Atemtechniken sind noch notwendig, um die Evidenz der Atemphysiotherapie weiter zu untersuchen. Die Prävalenzen für eine Depression oder Angsterkrankung sind bei chronischen Atemwegserkrankungen erhöht. Daher wird in den Richtlinien der ATS/ERS [1] ausdrücklich empfohlen, während einer PR ein routinemäßiges Screening zu psychischen Komorbiditäten durchzuführen. Eine problembezogene Behandlung wie beispielsweise bei Angst, Depression und Lebensendeängsten ("end of life fear") kann durch eine psychologische Intervention stattfinden. Der positive Effekt einer PR auf Angst-und Depressionssymptome wurde bereits in mehreren Studien belegt [1] . Die Nachhaltigkeit des Rehabilitationserfolgs ist ein generelles Ziel der PR. Ambulante Maßnahmen nach einer solchen können dazu beitragen, die Eigenkompetenz zu steigern und mehr körperliche Aktivität in den Alltag der Patienten zu transferieren. Die DRV (Deutsche Rentenversicherung) bietet für Erwerbstätige ambulante Nachsorgeleistungen in Form einer intensivierten multimodalen Rehabilitationsnachsorge und einer unimodalen Form mit dem Schwerpunkt Training an. Ein weiteres Nachsorgemodell ist der Rehabilitationssport, wozu auch der ambulante Lungensport zählt. Dieser wird in der Regel 1-mal pro Woche angeboten und von speziell ausgebildeten Übungsleitern durchgeführt. Der Rehabilitationssport ist eine anerkannte Leistung der DRV und kann durch den Rehabilitationsarzt mit dem Formular G0850 beantragt werden. Unabhängig von einer PR kann er auch durch den behandelnden Arzt mit dem Formular Nr. 56 zu Lasten der GKV (gesetzliche Krankenversicherung) verordnet werden. Neben dem Rehabilitationssport kann die Atemphysiotherapie vom behandelnden Arzt zu Lasten der GKV über eine Heilmittelverordnung mit dem Indikationsschlüssel EX2b beantragt werden. Dabei besteht die Möglichkeit für eine Langfristgenehmigung, sodass atemtherapeutische Leistungen für mindestens 1 Jahr bewilligt werden. Für eine optimale Behandlung der Patienten sollte eine stationäre PR durch anschließende ambulante Maßnahmen ergänzt werden [2] . Die Digitalisierung bietet auch in der PR neue Möglichkeiten. Neben der etablierten stationären und ambulanten Rehabilitation können neue Technologien zur Vermittlung eines besseren Krankheitsverständnisses und einer Lebensqualitätsverbesserung der Patienten genutzt werden. Als unterstützende Maßnahmen können Lernvideos eingesetzt werden. In einer Studie wurde nachgewiesen, dass webbasierte Videos der Deutschen Atemwegsliga Inhalationsfehler signifikant reduzierten und mehr Patienten eine optimale Inhalationstechnik erzielen (vor dem Lernvideo 48,2 %; nach dem Lernvideo 75,9 %; [33] ). Auch eine Schulung des physiologischen Atemmusters bei Asthmapatienten kann durch ein videobasiertes Programm in ähnlichem Ausmaß wie durch eine konventionelle Schulung zur Steigerung der Lebensqualität beitragen [31] . Neben unterstützenden Videos bieten Apps eine weitere Möglichkeit, Elemente der PR digital nach Hause zu transferieren. Rassouli et al. [34] untersuchten den Einfluss der App "Kaia COPD" auf die Lebensqualität. Sie beinhaltet eine tägliche Trainingseinheit, Schulungen und Techniken zur Verbesserung von Bewältigungs-strategien. Nach 20 Tagen App-Nutzung verbesserten sich die Patienten signifikant in ihrer Lebensqualität (CAT ["COPD assessment test"]: -2,5 Punkte, p = 0,008; CRQ-Gesamtscore: p < 0,001). Auch die körperliche Leistungsfähigkeit kann durch ein Teletrainingsprogramm (TTP) in ähnlichem Ausmaß wie durch ein supervidiertes Trainingsprogramm (TP) gesteigert werden. Beide Trainingsgruppen verbesserten sich durch eine 10-wöchige Intervention in ihrer Gehstrecke im 6MGT (TTP: MD + 17,2 m p < 0,05; TP: MD + 23,5 m, p < 0,05; [35] Digitale Technologien bieten eine kostengünstige Möglichkeit, die Motivation für körperliche Aktivität beizubehalten oder anzuregen sowie die Lebensqualität positiv zu beeinflussen. Im Anschluss an eine PR haben sie das Potenzial, durch das Aufrechterhalten von Themen und Inhalten aus der PR den Rehabilitationseffekt nachhaltiger zu gestalten. Sie können als unterstützende Maßnahme eingesetzt werden, eine PR aber nicht ersetzen. European Respiratory Society statement: key concepts and advances in pulmonary rehabilitation Pneumologische Rehabilitation COVID-19: interim guidance on rehabilitation in the hospital and post GOLD Report 2020-Global Strategy for Prevention, Diagnosis and Management of COPD Pulmonary rehabilitation for chronic obstructive pulmonary disease Effectofpulmonaryrehabilitationonperipheralmusclefiber remodeling in patients with COPDin GOLD stages II to IV Short-and long-term efficacy of a community-based COPD management programme in less advanced COPD: a randomised controlled trial Comparison of exercise training responses in COPD patients with and without Alpha-1 antitrypsin deficiency Pulmonaryrehabilitationfollowingexacerbationsofchronic obstructive pulmonary disease Management of COPD exacerbations: a European Respiratory Society/American Thoracic Society guideline Association between initiation of pulmonary rehabilitation after hospitalization for COPD and 1-year survival among medicare beneficiaries Pulmonary rehabilitation following hospitalisation for acute exacerbation of COPD: referrals, uptake and adherence Global Initiative for Asthma (2020) Global strategy for asthma management and prevention. www.ginasthma.org. Zugegriffen: 22 Guidelineforthediagnosisandtreatmentofasthma-Guideline of the German Respiratory Society and the German Atemwegsliga in cooperation with the Paediatric Respiratory Society and the Austrian Society of Pneumology Increased asthma control after a 3-week inpatient pulmonary rehabilitation program In-patient pulmonary rehabilitation to improve asthma control-A randomized controlled study (EPRA, Effectiveness of Pulmonary Rehabilitation for Patients with Asthma) Persistent symptoms 3 months after a SARS-CoV-2 infection: the post-COVID-19 syndrome? Recommendations from the German Respiratory Society for pulmonary rehabilitation in patients with COVID-19 Feasibility and efficacy of cardiopulmonary rehabilitation after COVID-19 Benefits of pulmonary rehabilitation in COVID-19-A prospective observational cohort study Pulmonary rehabilitation for interstitial lung disease Short-termeffectsofcomprehensivepulmonaryrehabilitation and its maintenance in patients with idiopathic pulmonary fibrosis: a randomized controlled trial AnofficialATS/ERS/JRS/ALATstatement:idiopathicpulmonary fibrosis: evidence-based guidelines for diagnosis and management Exercise training in patients with pulmonary hypertension: a systematic review and meta-analysis Benefits of pulmonary rehabilitation in patients with advancedlymphangioleiomyomatosis(LAM)comparedwithCOPD-Aretrospective analysis Pulmonary rehabilitation: joint ACCP/AACVPR evidence-based clinical practice guidelines Practicalrecommendationsforexercisetraining in patients with COPD Neuromuscular electrical stimulation to improve exercise capacity in patients with severe COPD: a randomised double-blind, placebocontrolled trial What's the secret behind the benefits of whole-body vibration training in patients with COPD? A randomized, controlled trial Breathing exercises for chronic obstructive pulmonary disease Physiotherapy breathing retraining for asthma: a randomised controlled trial Energy conservation technique improves dyspnoea when patients with severe COPD climb stairs: a randomised crossover study Optimizing inhalation technique using web-based videos in obstructive lung diseases Digitalizing multidisciplinary pulmonary rehabilitation in COPD with a smartphone application: an international observational pilot study Supervised pulmonary tele-rehabilitation versus pulmonary rehabilitation in severe COPD: a randomised multicentre trial Zu den Kursen dieser Zeitschrift: Scannen Sie den QR-Code oder gehen Sie auf www.springermedizin.de/kurse-der-pneumologe ? Welcher PR-Effekt ist bei COPD-Patienten mit Evidenzgrad B belegt (COPD: chronisch obstruktive Lungenerkrankung, PR: pneumologische Rehabilitation)? ◯ ? Ihr 65-jähriger Patient mit COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) hat eine PR (pneumologische Rehabilitation) bewilligt bekommen und durchgeführt. In welchem zeitlichem Abstand kann grundsätzlich die nächste PR-Maßnahme beantragt werden? ◯ Nach 1 Jahr ◯ Nach 2 Jahren ◯ Nach 3 Jahren ◯ Nach 4 Jahren ◯ Nach 5 Jahren