key: cord-0792587-nhji5m9n authors: Theiß, Karsten; Simon, Arne; Graf, Norbert; Rohrer, Tilman title: Auswirkungen des Lockdowns während der ersten COVID-19-Welle auf 34 kinder- und jugendärztliche Praxen im Saarland date: 2021-02-10 journal: Monatsschr Kinderheilkd DOI: 10.1007/s00112-021-01125-9 sha: 7032e691e7a4a835841ad04a1fa62ed2fb0fabad doc_id: 792587 cord_uid: nhji5m9n BACKGROUND: In the first COVID-19 pandemic wave Saarland was one of the most affected federal states. Pediatric practices are the primary point of contact regarding questions about risk factors, symptoms and suspicion of illness. The lockdown could have a severe impact on overall number of consultancies, preventive medical check-ups and vaccinations. OBJECTIVE: The impact of COVID-19-related lockdowns in Saarland regarding patient care in the ambulatory pediatric setting and general consultation, early preventive consultancy as well as specialized medical care. MATERIAL AND METHODS: All 53 pediatric practices in Saarland were asked to report their case numbers for calendar weeks 2–26 in 2019 and 2020. These data were analyzed via descriptive statistics. RESULTS: Data from 34 (64%) of Saarland’s pediatric practices were evaluated. There was a decline of −37% regarding overall cases during lockdown, −9.4% of early diagnosis cases and −35% regarding specialized medical consultancy (4 specialized practices). After lockdown the overall case numbers were significantly reduced with −17.1% in comparison to 2019, the early diagnosis cases caught up nearly completely with +9.4% and also the specialized care showed catch-up effects with +7%. CONCLUSION: Lockdown-related collateral damage regarding preventive performances/activities could be avoided in the ambulatory pediatric setting in Saarland. Cancelled/postponed activities caught up during the observation period. During the observation period, the overall case numbers remained lower than 2019. The reason could be the contribution of SARS-CoV‑2 prevention measures to significantly reduce other respiratory infections. Das Saarland war in der ersten Welle der Corona Virus Disease 2019(COVID-19)-Pandemie eines der am stärksten betroffenen Bundesländer. Niedergelassene Kinder-und Jugendärzte sind erste Ansprechpartner rund um akute Infektionen, haben aber auch die wichtige Aufgabe, präventive medizinische Maßnahmen (v. a. Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen) während einer Pandemie weiter fortzuführen. Dieser Beitrag analysiert die Auswirkungen des COVID-19-bedingten Lockdowns (Kalenderwoche [KW] 12-18) auf die Konsultationszahlen von 34 der 53 Praxen (64 %) niedergelassener Kinder-und Jugendmediziner im Saarland. Der Beobachtungszeitraum umfasste die KW 2-26 jeweils für 2019 und 2020. Der erste Fall einer severe acute respiratory syndrome coronavirus 2(SARS-CoV-2)-Infektion im Saarland wurde am 03.03.2020 diagnostiziert. Es folgte ein rascher, anhaltender Anstieg der Infektionsfälle: Ab dem 11.03.2020 lag die kumulierte Inzidenz der Neuerkrankungen/100.000 Einwohner über dem Bundesdurchschnitt, der erst am 25.09.2020 wieder unterschritten wurde. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte die 7- Tage Diskussion. Die ambulante Pädiatrie konnte im Saarland Lockdown-bedingte Kollateralschäden bezüglich präventiver Leistungen vermeiden und ausgefallene/verschobene Leistungen bereits im Beobachtungszeitraum nachholen. Die Gesamtfallzahlen blieben bis zum Ende des Untersuchungszeitraums niedriger als 2019, hierzu könnte auch der ausgeprägte Rückgang anderer respiratorischer Infektionen durch die SARS-CoV-2-Präventionsmaßnahmen beigetragen haben. Respiratorische Infektionen · Pädiatrie · Ambulante Versorgung · Vorsorgeuntersuchungen · Gastroenteritis Background. In the first COVID-19 pandemic wave Saarland was one of the most affected federal states. Pediatric practices are the primary point of contact regarding questions about risk factors, symptoms and suspicion of illness. The lockdown could have a severe impact on overall number of consultancies, preventive medical check-ups and vaccinations. Objective. The impact of COVID-19-related lockdowns in Saarland regarding patient care in the ambulatory pediatric setting and general consultation, early preventive consultancy as well as specialized medical care. Material and methods. All 53 pediatric practices in Saarland were asked to report their case numbers for calendar weeks 2-26 in 2019 and 2020. These data were analyzed via descriptive statistics. Results. Data from 34 (64%) of Saarland's pediatric practices were evaluated. There was a decline of -37% regarding overall cases during lockdown, -9.4% of early diagnosis cases and -35% regarding specialized medical consultancy (4 specialized practices). After lockdown the overall case numbers were significantly reduced with -17.1% in comparison to 2019, the early diagnosis cases caught up nearly completely with +9.4% and also the specialized care showed catch-up effects with +7%. Conclusion. Lockdown-related collateral damage regarding preventive performan-ces/activities could be avoided in the ambulatory pediatric setting in Saarland. Cancelled/postponed activities caught up during the observation period. During the observation period, the overall case numbers remained lower than 2019. The reason could be the contribution of SARS-CoV-2 prevention measures to significantly reduce other respiratory infections. Respiratory Tract Infections · Pediatrics · Outpatient treatment · Screening investigations · Gastroenteritis wurden zusätzlich gebeten, die Anzahl der abgerechneten fachärztlichen Versichertenpauschalen (EBM-GOP 04000F bzw. 04001F und 04002F) pro Kalenderwoche anzugeben. Das weitere Vorgehen (Vergleichszeiträume, Datenübermittlung) war identisch zu den vorherigen Ausführungen. Ergänzend erhob die Praxis des Erstautors die Konsultationen aufgrund respiratorischer Infektionen und Gastroenteritiden im Jahresvergleich sowie durchgeführte SARS-CoV-2-realtime polymerase chain reaction(rtPCR)-Abstriche in 2020. Für Bezüglich der SARS-CoV-2-Abstriche ist anzumerken, dass sich die Indikationen für eine SARS-CoV-2-Testung während der Beobachtungszeit dieser Erhebung mehrfach geändert haben. Zunächst war die Grundlage der Indikationsstellung die RKI-Veröffentlichung "Maßnahmen und Testkriterien -Orientierungshilfe für Ärzte" [15] Im Lockdown (KW 12-18) zeigte sich in den Kinder-und Jugendarztpraxen im Saarland ein deutlicher und teils massiver Rückgang der Gesamtfallzahlen, aber auch der Fallzahlen der präventiven Medizin (Vorsorge und Impfungen) sowie auch der fachärztlichen Versorgung. Dieser starke Rückgang der Gesamtfallzahlen im Lockdown ist im Saarland auch für den Rettungsdienst (je nach Rettungsmittel -16--23 %) und die zentrale Notaufnahme eines maximalversorgenden Krankenhauses (-34 %, bei den unter 30-Jährigen -45 %) dokumentiert [5] . Auch national wurden bereits in mehreren Veröffentlichungen massive Fallzahlrückgänge während des Lockdowns und der COVID-19-Pandemie, v. a. in der Notfallversorgung, gezeigt [10, 14, 17] . Internationale Veröffentlichungen zeigen während der COVID-19-Pandemie Rückgänge der Impfquoten [4, 12] . In der Praxis des Erstautors war ein abrupter Konsultationsrückgang bei respiratorischen Infektionen während des Lockdowns zu verzeichnen, wie auch in nationalen wie internationalen Arbeiten [2, 6, 8, 11] gezeigt. Das zweite Quartal dauerte von Mitte KW 14 bis KW 27, und dieser Effekt ist vermutlich eine der Ursachen für den Rückgang der Gesamtfallzahlen in den Praxen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass durch die Präventionsmaßnahmen im Hinblick auf die Übertragung der SARS-CoV-2-Infektion auch das Risiko einer Übertragung anderer Atemwegsviren sinkt. Trotz des fäkaloralen Übertragungsweges zeigte sich ein vergleichbarer Effekt auch bei Gastroenteritiden. Im Sommer wurden viele Aktivitäten ins Freie verlagert. Während des Lockdowns und der Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen ist es bei 2 häufigen ambulanten pädiatrischen Infektionen zu einem erheblichen Konsultationsrückgang gekommen. Vom zeitlichen Verlauf her gewinnt man den Eindruck, dass es mit der Wiederaufnahme eines Regelbetriebes in den Kindergemeinschaftseinrichtungen zu einem Wiederanstieg der respiratorischen Infektionen sowie Gastroenteritiden gekommen ist. Eine Gruppe aus Großbritannien zeigte dies ebenfalls für die Atemwegsinfekte [13] . Der Eindruck in der Praxis, auch im Austausch mit Kollegen, war jedoch, dass hier auch viele Konsultationen aus Verunsicherung der Eltern bzw. auf Druck aus den Gemeinschaftseinrichtungen erfolgt sind, die in anderen Jahren bzw. bei anderen Umständen nicht erfolgt wären (banale Infekte führen zu einer Konsultation). Verstärkt wurde der Eindruck dadurch, dass kaum Kinder schwer erkrankt waren, z. B. stationär eingewiesen werden mussten. Für einen Nachweis der Kausalität des AnstiegsderInfektionennachWiederöffnung der Kinderbetreuungseinrichtungen sind weitere Studien erforderlich. Die multiplen Auswirkungen der Schließungen sind derzeit Gegenstand nationaler wie internationaler Diskussion und Forschung [1, 7, 16] . COVID-19 pandemic: Impact caused by school closure and national lockdown on pediatric visits and admissions for viral and non-viral infections, a time series analysis The impact of COVID-19 non-pharmaceutical interventions on the future dynamics of endemic infections. medRxiv:2020 Auswirkungen der SARS-CoV-2 Pandemie auf die Früherkennungs-Untersuchungen bei Kindern Decline in Child Vaccination Coverage During the COVID-19 Pandemic -Michigan Care Improvement Registry Auswirkungen des Corona-Lockdowns auf die prä-und innerklinische Notfallversorgung Abrupter Rückgang der Raten an Atemwegserkrankungen in der deutschen Bevölkerung Estimation of US children's educational attainment andyearsoflifelostassociatedwithprimaryschool closures during the Coronavirus disease 2019 pandemic Impact assessment of non-pharmaceutical interventions against coronavirus disease 2019 and influenza in Hong Kong: an observational study Deutsche Gesellschaft Für Krankenhaushygiene (Dgkh) et al (2020) Maßnahmen zur Aufrechterhaltung eines Regelbetriebs und zur Prävention von SARS-CoV-2-Ausbrüchen in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung oder Schulen unter Bedingungen der Pandemie und Kozirkulation weiterer Erreger von Atemwegserkrankungen Inanspruchnahme deutscher Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie -der Notaufnahme-Situationsreport (SitRep) Assessment of pediatric outpatient visits for notifiable infectious diseases in a University Hospital in Beijing during COVID-19 Early impact of the coronavirus disease (COVID-19) pandemic and physical distancing measures on routine childhood vaccinations in England, January to Physical distancing in schools for SARS-CoV-2 and the resurgence of rhinovirus Notaufnahme während der Coronapandemie: Weniger Non-COVID-19-Notfälle COVID-19-Verdacht: Maßnahmen und Testkriterien -Orientierungshilfe für Ärzte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und der Eindämmungsmaßnahmen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen Patientenzahlen im Rahmen der COVID-19-Pandemie in einer zentralen Notaufnahme