key: cord-0803466-1ztk4mic authors: Kaltwasser, Arnold; Pelz, Sabrina; Nydahl, Peter; Dubb, Rolf; Borzikowsky, Christoph title: Querschnittsstudie zu Arbeitsbedingungen und Versorgungsqualität in der Versorgung von COVID-19-Patienten date: 2021-02-09 journal: Anaesthesist DOI: 10.1007/s00101-021-00919-6 sha: 4b9fe6f90e2df23e30ab0730e66935d88aaec918 doc_id: 803466 cord_uid: 1ztk4mic BACKGROUND: The COVID-19 pandemic challenges hospital clinicians by additional burdens. Key questions are whether hospital clinicians have experienced more stress in the care of COVID-19 patients and whether patient safety and quality of care have changed. METHODS: Cross-sectional study using an online survey with clinicians in German hospitals on working conditions and quality of care during the COVID-19 pandemic, comparing clinicians with (MmK) vs. without direct contact (MoK) to COVID-19 patients. RESULTS: In total, 2122 clinicians participated. Most clinicians were physicians (15.4%, n = 301) or nurses (77.0%, n = 1505) working in major acute care hospitals (46.0%, n = 899). Every second respondent stated that they worked more than usual (46.4%, n = 907) and took on additional activities (47.7%, n = 932). A quarter of the participants did not receive any training or get instructions in devices (21.5%, n = 421). Only 51.5% (n = 1006) of the respondents were provided with sufficient personal protective equipment. More than 30% (32.7%, n = 639) were more satisfied than usual. The comparing clinicans with vs. without direkt contact to Covid-19 patients worked more shifts than usual (> 2 shifts: 24.1%, n = 306 vs. 13.7%, n = 63, p < 0.001) and without instruction (27.9%, n = 364 vs. 17.1%), n = 57, p < 0.001). In terms of patient safety, there were more deficiencies in the care, mechanical ventilation and nursing (all p < 0.001). CONCLUSION: The cross-sectional study indicates an increased burden on clinicians and a restricted quality of care for patients with COVID-19. A risk to patients or clinicians cannot be excluded. Die COVID-19-Pandemie führt bei den Mitarbeitern im Gesundheitssystem zu zusätzlichen Belastungen. Bei der Online-Umfrage im deutschsprachigen Raum wurden die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter und die Auswirkungen auf die Patientenversorgung während der COVID-19-Pandemie insbesondere im intensivmedizinischen Bereich erhoben. Die COVID-19-Pandemie [1] hat das Gesundheitssystem der Bundesrepublik Deutschland vorbesondere Herausforderungen gestellt. Deutschland unterstützte in dieser Anfangsphase seine EU-Partner Italien und Frankreich bei der Behandlung schwer kranker Coronapatienten. Mehrere Bundesländer haben zu Beginn der Pandemie ausländische Notfallpatienten aufgenommen, die beatmet werden mussten [2] . Während bei den bisherigen Virusausbrüchen der letzten 20 Jahre ("severe acute respiratory syndrome" [SARS] , "middle east respiratory syndrome" [MERS] usw.) eine relativ schnelle Eindämmung gelang, ist die COVID-19-Pandemie aktuell (September 2020) weiterhin existent. Aus Erfahrungen vergangener Virusausbrüche ist bekannt, dass die Arbeitsbelastung, der persönliche Schutz, aber auch die Sorge um die eigenen Familien zu Stress und psychischer Belastung führen können [3] . Medizinisches Personal war bzw. ist im Rahmen der COVID-19-Pandemie insbesondere durch die schnelle Schaffung von Intensivkapazitäten, Arbeiten mit persönlicher Schutzausrüstung (PSA), Training in der Intensivmedizin, Arbeiten unter besonderen Schutzmaßnahmen gefordert. Um der zu erwartenden Patientenzahl gerecht zu werden, wurden zwar Intensivbettkapazitäten, inkl. medizinisches Equipment usw., geschaffen, aber das Personal musste aus den vorhandenen Ressourcen akquiriert werden. Dies führt zur weiteren Belastung für das vorhandene und ohnehin knappe intensivmedizinische Personal [4, 5] . Einige Klinken haben die Aussetzung der Beschlüsse des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zu Mindestbesetzungen von Intensivstationen [6, 7] und die Möglichkeiten der Schichtverlängerungen auf 12 h genutzt [8] . Des Weiteren wurde auch die Delegationsmöglichkeit im Rahmen des Infektionsschutzgesetztes erweitert (Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten), was zu mehr Verantwortung von Delegierenden und Delegaten führt. Ziel der Umfrage im deutschsprachigen Raum war es, die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter (Ärzte, Pflegefachpersonen, Physiotherapeuten und weiteren Berufsgruppen) sowie die Qualität der Patientenversorgung während der COVID-19-Pandemie zu erheben und hierbei Unterschiede zwischen Personal bzw. Mitarbeiter mit direktem vs. ohne Kontakt (MmK vs MoK) zu mit COVID-19 infizierten Patienten zu untersuchen. Bei der Studie handelt es sich um eine Querschnittsstudie mit einer offenen Online-Umfrage. Es wurden keine personenbezogenen Daten erhoben. Alle Teilnehmer wurden über den freiwilligen, anonymen Ansatz und die erforderliche Zeit für die Beantwortung aller Fragen informiert. Die Teilnahme wurde als Zustimmung gezählt. Die Umfrage fand in Übereinstimmung mit der Deklaration von Helsinki statt, eine gesonderte ethische Begutachtung war nicht notwendig. Bei der Umfrage nahmen vom 13.05.2020 bis zum 08.07.2020 insgesamt 2122 Personen teil. Davon haben 77 % (n = 1625) den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Der überwiegende Teil der Teilnehmer war mit 64,0 % (n = 1359) weiblich. Die größten Berufsgruppen waren (Intensiv-)Pflegende mit 76,3 % (n = 1620) und die der Ärzte mit 15,6 % (n = 330). Bei der deutschsprachigen Umfrage kamen die meisten Befragten mit 93,7 % (n = 1988) aus Deutschland, hatten zu 41,4 % (n = 878) mehr als Arbeitsbelastung · Intensivmedizin · Intensivpflege · Intensivtherapie · Patientensicherheit Background. The COVID-19 pandemic challenges hospital clinicians by additional burdens. Key questions are whether hospital clinicians have experienced more stress in the care of COVID-19 patients and whether patient safety and quality of care have changed. Methods. Cross-sectional study using an online survey with clinicians in German hospitals on working conditions and quality of care during the COVID-19 pandemic, comparing clinicians with (MmK) vs. without direct contact (MoK) to COVID-19 patients. Results. In total, 2122 clinicians participated. Most clinicians were physicians (15.4%, n = 301) or nurses (77.0%, n = 1505) working in major acute care hospitals (46.0%, n = 899). Every second respondent stated that they worked more than usual (46.4%, n = 907) and took on additional activities (47.7%, n = 932). A quarter of the participants did not receive any training or get instructions in devices (21.5%, n = 421). Only 51.5% (n = 1006) of the respondents were provided with sufficient personal protective equipment. More than 30% (32.7%, n = 639) were more satisfied than usual. The comparing clinicans with vs. without direkt contact to Covid-19 patients worked more shifts than usual (> 2 shifts: 24.1%, n = 306 vs. 13.7%, n = 63, p < 0.001) and without instruction (27.9%, n = 364 vs. 17.1%), n = 57, p < 0.001). In terms of patient safety, there were more deficiencies in the care, mechanical ventilation and nursing (all p < 0.001). Conclusion. The cross-sectional study indicates an increased burden on clinicians and a restricted quality of care for patients with COVID-19. A risk to patients or clinicians cannot be excluded. Workload · Intensive care · Intensive therapy · Critical care · Patient safety 15 Jahre Berufserfahrung in den Bereichen der Intensivpflege bzw. Intensivmedizin oder -therapie und hatten am häufigsten den beruflichen Abschluss der Fachweiterbildung (Intensivpflege). Zu 45,8 % (n = 971) waren die meisten Befragten in Krankenhäusern der Maximalversorgung tätig (. Tab. 1). Insgesamt gaben die Befragten an, mehr Schichten (46,4 %, n = 907) und auch mehr Stunden pro Schicht (29,6 %, n = 578) als sonst gearbeitet zu haben. 47,7 % (n = 932) haben zusätzliche Tätigkeiten übernommen, 30,0 % (n = 586) wurden in anderen Bereichen eingesetzt, und 21,5 % (n = 421) bedienten Geräte ohne vorherige Einweisung (. Tab. 2). Lediglich 51,5 % (n = 1006) gaben an, dass eine ausreichende Schutzkleidung vorgehalten worden ist. 47,4 % (n = 927) haben Trainings erhalten. Die meisten beurteilten die Kommunikation mit der direkten Leitung als zufriedenstellend (62,3 %, n = 1218), weniger die mit dem Management (39,0 %, n = 763). Ein Drittel (32,7 %, n = 639) war mehr als sonst zufrieden, etwa einem Fünftel (18,9 %, n = 369) wurden zusätzliche Pausen angeboten (. Tab. 2). In der Versorgungsqualität von Patienten gaben die Befragten verschiedene Mängel an. So konnten v. a. Angehörigen (67,4 %, n = 1317) und Patienten (59,7 %, n = 1166) nicht die notwendige psychosoziale Unterstützung angeboten und Patienten nicht so oft wie notwen- Mitarbeiter mit Kontakt (MmK) gaben im Vergleich zu Mitarbeiter ohne Kontakt (MoK) signifikant mehr Belastungen an: Es wurde erheblich mehr gearbeitet (≥ 2 Schichten: 24,1 %, n = 360 vs. 13,7 %, n = 63, p < 0,001), ebenso wurden mehr Dienste weniger als eine Woche im Voraus geplant (30,8 %, n = 459 vs. 21,5 %, n = 99, p < 0,001; . Tab. 2). Zusätzlich wurden mehr Arbeitsstunden am Tag als sonst gearbeitet (37,2 %, n = 489 vs. 26,6 %, n = 89, p < 0,001). Des Weiteren mussten häufiger Geräte ohne vorherige Einweisung bedient werden (27,9 %, n = 364vs. 17,1 %, n = 57, p < 0,001). Dienstplanwünsche wurden weniger berücksichtigt (53,7 %, n = 709 vs. 67,3 %, n = 226, p < 0,001) und zusätzliche Pausen seltener ermöglicht (20,2 %, n = 226 vs. 30,7 %, n = 103, p < 0,001). In den Kommentaren gaben die Befragten beispielhaft an: Kommentar 1: "Hohes persönliches gesundheitliches Risiko von Intensivpflegenden und Ärzten durch fehlende, mangelhafte Schutzausrüstung, unzureichende räumliche Verhältnisse und unklare Strategien der Hygiene und der Vorgesetzten führten zu Ängsten, Unzufriedenheit und Belastungen." Den Angehörigen nicht die notwendige psychosoziale Unterstützung und Begleitung angeboten werden konnte p <0,001 PaƟenten nicht die notwendige emoƟonale und psychosoziale Unterstützung angeboten werden konnte p <0,001 Nicht so oŌ wie notwendig mobilisiert werden konnten p <0,001 Ein begonnenes Weaning von der Beatmung abgebrochen werden musste p <0,001 PaƟenten nicht so oŌ wie notwendig umposiƟoniert werden konnten p <0,001 Eine notwendige Mundpflege nicht durchgeführt werden konnte p <0,001 Nicht innerhalb von 5 min, auf einen Alarm einer Infusions-/Spritzenpumpe reagiert werden konnte p <0,001 Ein PaƟent, der essen konnte, bei der Nahrungsaufnahme nicht entsprechend unterstützt werden konnte p 0,039 Keine angemessene Händehygiene durchgeführt werden konnte p 0,567 [22] . Eine mögliche Ursache könnte hier in den Besuchsbeschränkungen der Kliniken und insbesondere auch der Intensivstation zu finden sein. Die fehlende Kommunikation, verbunden mit der aus den Besuchsbeschränkungen resultierenden Isolation, ist der raschen Genesung der Patienten nicht förderlich [23] . In diesem Zusammenhang werden in einer Arbeit von Fatke et al. auch Eigen-und Fremdgefährdungen als mögliche Komplikation dieser sozialen Isolation diskutiert [24] . Darüber hinaus kann es zu einer Entwicklung von Ängsten kommen, die möglicherweise auch Einfluss auf die Klinikaufenthaltsdauer haben könnte [25] . Zusätzlich gaben die Teilnehmer in den Freitextangaben an, dass die Besuchsbeschränkungen, das An-und Auskleiden der PSA und eine Pflege/Patienten Verhältnis von 1:4 zu vermehrten Belastungen führten. Die DIVI fordert bei Intensivbehandlungspatienten einen Betreuungsschlüssel von 1:2 und bei aufwendigen Intensivbehandlungspatienten eine Ratio von 1:1. Eine Stärke dieser Umfrage ist neben der hohen Anzahl von teilnehmenden Per-sonen die breite Verteilung von Professionen und Repräsentanten aus verschiedenen Versorgungsebenen. Da die Studie im Schneeballsystem erfolgte, konnte keine Rücklaufquote berechnet werden. Es ist ein Rekrutierungsbias denkbar, da möglicherweise v. a. diejenigen Personen teilgenommen haben, die sich durch die Fragestellung besonders angesprochen fühlten. Theoretisch bestand die Möglichkeit, dass teilnehmende Personen mehrfach teilnahmen, aber aufgrund des nichtökonomischen oder unpolitischen Charakters dieser Umfrage war dies unwahrscheinlich. Die Reihenfolge der Fragen und Antwortmöglichkeiten wurde nicht in ihrer Reihenfolge für jeden Teilnehmer randomisiert, es besteht daher die Möglichkeit einer nichtbeabsichtigten Beeinflussung. Eine weitere Grenze ist der selbst konstruierte Fragebogen ohne Daten über seine Gültigkeit, Zuverlässigkeit oder Objektivität. Zusätzlich sind deutsche Probanden überrepräsentiert, und eine sozial erwünschte Antwort kann nicht ausgeschlossen werden. Gegenteilig war die Umfrage allerdings anonym, es gab keine Anreize, und die Teilnehmer hatten keinen Vorteil, um die besten oder bestimmte Antworten zu geben. Die genannten verzerrenden Effekte sind daher insgesamt als gering einzustufen, und eine bedeutsame Änderung der Ergebnisse ist nicht anzunehmen. WHO (2020) WHO erklärt COVID-19-Ausbruch zur Pandemie Dtsch Ärztebl Deutsche Krankenhäuser nehmen COVID-19-Patienten aus Italien und Frankreich auf Occurrence, prevention, and management of the psychological effects of emerging virus outbreaks on healthcare workers: rapid review and meta-analysis Intensivpflegemangel führt zu drohender Unterversorgung Factors associated with mental health outcomes among health care workers exposed to Coronavirus disease 2019 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Bekanntmachung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Qualitätssicherungs-Richtlinie Früh-und Reifgeborene (QFR-RL), der Richtlinie zu minimalinvasiven Herzklappeninterventionen (MHI-RL), der Qualitätssicherungs-Richtlinie zum Bauchaortenaneurysma (QBAA-RL), der Richtlinie zur Kinderherzchirurgie (KiHe-RL), der Richtlinie zur Kinderonkologie (KiOn-RL) des Beschlusses über Maßnahmen zur Qualitätssicherung der allogenen Stammzelltransplantation bei Multiplem Myelom und des Beschlusses über Maßnahmen zur Qualitätssicherung der allogenen Stammzelltransplantation mit In-vitro-Aufbereitung des Transplantats bei akuter lymphatischer Leukämie und akuter myeloischer Leukämie bei Erwachsenen: COVID-19 -Ausnahmen von Mindestanforderungen an das Pflegepersonal . BAnz AT23032020B7. Deutschland: Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Gemeinsamer Bundesausschuss (GBA) (2020) COVID-19-Ausnahmen von Mindestanforderungenandas Pflegepersonal Verordnung zu Abweichungen vom Arbeitszeitgesetz infolge der COVID-19-Epidemie A German exception? Why the country's Coronavirus death rate is low Ethik der Reanimation und Entscheidungen am Lebensende The care of relatives and ICU teams during a crisis Kommunikation im Behandlungs-und Pflegeprozess The effects of social support on sleep quality of medical staff treating patients with Coronavirus disease 2019 (COVID-19 Deathsin healthcare workers due to COVID-19: the need for robust data and analysis Allgemeine Handlungsempfehlungen kurz zusammengefasst. Pflegewissenschaft Sonderausgabe Wie Intensivpflegende die Corona-Krise erleben Evidence and consensus based guideline for the management of delirium, analgesia, and sedation in intensive care medicine. Revision 2015 (DAS-Guideline 2015)-short version S3-Leitlinie: Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin European Society of Anaesthesiology evidence-based and consensus-based guideline on postoperative delirium Quality indicators in intensive care medicine for Germany Barriers and strategies for early mobilization of patients in intensive care units A systematic review of nurse-led weaning protocol for mechanically ventilated adult patients Mit den Angehörigen sprechen trotz Besuchsbeschränkung COVID-19 crisis: early observations on a pandemic's psychiatric problems Not dying alone-modern compassionate care in the Covid-19 pandemic