key: cord-0835420-4wnxqek5 authors: Klug, Livia; Müller, Felix; Sellner, Johann title: Schutzmaske und Kopfschmerz: Zusätzliche Herausforderung in Zeiten der COVID‑19-Pandemie – eine Übersichtsarbeit date: 2022-04-14 journal: psychopraxis DOI: 10.1007/s00739-022-00811-x sha: 71ab35694a2ba7795f750efe0ee2de5b4919c765 doc_id: 835420 cord_uid: 4wnxqek5 Newly induced headaches, as well as intensified pre-existing primary headaches following the use of personal protection equipment, has drawn significant attention with the wide use of facemasks in the general population during the coronavirus disease 2019 (COVID‑19) pandemic. Therefore, we present the current state of knowledge regarding facemask-related headache based on three clinical studies, which provides insights to the clinical features and course of this emerging headache entity. Moreover, we summarize preventive and therapeutic recommendations. Die Coronoavirus-Pandemie beherrscht seit mehr als zwei Jahren unseren Alltag, die Auswirkungen betreffen alle Lebensbereiche. In Österreich lagen bis Mitte März 2022 mehr als 3,3 Mio. bestätigte Fälle einer SARS-CoV-2-Infektion vor [1] . Der österreichische Staat hat wie viele andere Länder im Zuge der COVID-19-Pandemie auf drei Säulen der Prävention gesetzt: Schutzimpfungen gegen das SARS-CoV-2-Virus, Ausgangsbeschränkungen und das verpflichtende Tragen von Atemschutzmasken in weiten Teilen des öffentlichen Lebens. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen wurde mehrfach wissenschaftlich bewiesen und daher für weite Strecken der Pandemie angewandt [2, 3] . Damit entstand durch den in dieser Dimension erstmaligen breiten Einsatz dieser Schutzausrüstung auch mehr Aufmerksamkeit für den Zusammenhang von Kopfschmerzen und dem Tragen von Atemschutzmasken. Nach Rücknahme der meisten Restriktionen und Schutzmaßnahmen im Rahmen der aktuellen Omikron-Variante wird in weiten Teilen des Gesundheitssystems jedoch weiterhin das Tragen von FFP2-Masken verpflichtend bleiben, um Risikopatienten und vulnerable Gruppen bestmöglich zu schützen. Angehörige der Gesundheitsberufe werden demnach wohl noch auf längere Sicht diesem Phänomen ausgesetzt sein. Wie bereits einige frühere wissenschaftliche Arbeiten beschreiben konnten, führt das Tragen von Masken bzw. Schutzkleidung nicht nur bei einigen Personen zu neu auftretenden Kopfschmerzen, sondern kann auch vorbe-stehende primäre Kopfschmerzerkrankungen verschlimmern [4] [5] [6] [7] . In seltenen Fällen wurden Atemmasken mit einer Besserung der vorbestehenden Kopfschmerzen in Zusammenhang gebracht [8] . In dieser Übersichtsarbeit wird anhand von kurz wiedergegebenen Studien und einem Fallbericht ermittelt, welchen Einfluss Atemmasken auf Kopfschmerzen haben. Anschließend folgt eine kurze Beschreibung der Klinik und der möglichen Ursachen. [5] , da bereits frühere Studien den Einfluss von Atemschutzmasken auf Kopfschmerzsymptome bei Gesundheitsberufen zeigen konnten [9] . Getragen wurden in der aktuellen Studie überwiegend chirurgische Masken (74,2 %), N95-Masken (dem europäischen FFP2-Standard entsprechend) nur zu 25 %. Der Maskentyp hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Verschlechterung oder das neue Auftreten von Kopfschmerzen. Dass vermehrter Stress während der Coronakrise für die Kopfschmerzen ausschlaggebend war, dachten die Autor-Innen nicht, da zu diesem Zeitpunkt das Gesundheitspersonal durch sinkende Corona-Fallzahlen entlastet wurde [5] . Diese türkische Studie [7] Die Kopfschmerzen werden oft als drückend, ziehend oder pochend beschrieben und treten meist bilateral und innerhalb einer Stunde ab Anlegen der Schutzausrüstung auf [6] . Üblicherweise erstreckt sich die Dauer der Attacken von weniger als einer halben Stunde auf bis zu zwei Stunden bzw. kommt es nach Ablegen der Schutzausrüstung innerhalb von 30 min. zum Sistieren der Schmerzsymptomatik. Während der Attacken kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Lichtund Geräuschempfindlichkeit kommen. Auch Symptome wie Schwindel, Kurzatmigkeit, Müdigkeit oder Herzklopfen können auftreten. Meist tritt der Schmerz dort auf, wo der Augenschutz, die Atemschutzmaske bzw. ihre Bänder aufliegen [6] . Als eine Ursache für den Kopfschmerz wird ein andauernder Druck auf das perikranielle Gewebe vermutet, zum Beispiel durch Bänder, die den Kopf umfassen [6] . Wahrscheinlichistdies abernichtdereinzige Auslöser. Die AutorInnen der ersten berichteten Studie beschreiben, dass die meisten Personen mit neu aufgetretenen Kopfschmerzen locker sitzende chirurgische Masken trugen [5] . Ob der Kopfschmerz auch durch Atemerschwernis bzw. Sauerstoffmangel und Hyperkapnie ausgelöst wird, ist umstritten [4, 6] . Etliche Studien konnten nämlich keine oder nur geringe Änderungen von physiologischen Parametern erfassen. Gemessen wurden in diesen Studien u. a. Werte von venösen oder arteriellen Blutgasproben (z. B. pCO2, pO2, Hct, Hb, SpO2, HCO3), der kardiale Auswurf und der zerebrale Blutfluss [4, 11] . Obwohl sich die Werte der venösen Blutgasanalyse nicht änderten, gaben in einer wissenschaftlichen Arbeit einige TeilnehmerInnen nach längerer Tragezeit neben Kopfschmerzen auch noch andere Symptome, wie Benommenheit, Kurzatmigkeit und Herzklopfen an [4] . Andere Studien konnten jedoch Veränderungen von Werten feststellen, die auf eine Hyperkapnie oder respiratorische Alkalose hindeuteten [6, 12] . Der Einfluss von Atemschutzmasken auf die Entstehung und Aggravation von vorbestehenden Kopfschmerzen wurde im Zuge der Pandemie in einer Reihe von wissenschaftlichen Publikationen beschrieben. Die klinischen Charakteristika wurden in dieser Übersichtsarbeit anhand von drei Schlüsselarbeiten dargelegt, ebenso die pathophysiologischen Konzepte und potenzielle präventive Maßnahmen [5] [6] [7] . Weitere Studien, die sich der genauen Kausalität widmen, sind sicherlich notwendig. Während es für die Allgemeinbevölkerung bereits Lockerungsmaßnahmen gibt, wird MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens das Maskentragen im Zuge der COVID-19-Pandemie wohl noch länger begleiten. Um den Kopfschmerz, der von Schutzkleidung hervorgerufen wird, zu minimieren, wären kürzere Arbeitsschichten bzw. regelmäßige Pausen vom Tragen der Schutzkleidung empfehlenswert. Da der von Masken hervorgerufene Druck Kopfschmerzen auslösen kann [6] , sollten zu enge Masken vermieden werden. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Kombination von einer N95-Maske mit einem PAPR ("powered air-purifying respirator") der Hyperkapnie, die durch das Tragen der Maske ausgelöst wird, entgegenwirkt. Bei Personen, die berufsbedingt längere Anwendungszeiten von Atemmasken haben, könntendie Kopfschmerzenmöglicherweise durch die Anwendung eines PAPR reduziert werden [6] . Maskenbefreiungen aufgrund von Kopfschmerzen sind dennoch in den meisten Fällen nicht sinnvoll, weil Atemschutzmasken einen sehr effektiven Schutz gegen eine Infektion mit COVID-19 darstellen [3] . Während die Kopfschmerzen meist von kurzer Dauer sind und oft gut auf NSAR und Paracetamol ansprechen [6] , kann COVID-19 zu schweren körperlichen Einschränkungen führen und letal enden [1, 13] . WHO-Coronavirus-Disease-(COVID-19)-Dashboard. World Health Organization Verordnung betreffend Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Verbreitung von COVID-19 ergriffenwerden(4. COVID-19-Maßnahmenverordnung -4. COVID-19-MV). StF: BGBl II Nr 34/2022 Physical distancing, face masks, and eye protection to prevent person-to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19: a systematic review and meta-analysis Consequences of FFP3 mask usage on venous blood gases Facemask headache: a new nosographic entity among healthcare providers in COVID-19 era Headache Related to PPE Use during the COVID-19 Pandemic The impacts of masks and disinfectants on migraine patients in the COVID-19 pandemic Migraine Improvement DuringCOVID-19Pandemic-ACaseReportonthe Wonders of a Mask Headaches and the N95 face-mask amongst healthcare providers Headaches Associated With Personal Protective Equipment-A Cross-Sectional StudyAmongFrontlineHealthcareWorkersDuring COVID-19 Face Masks and the Cardiorespiratory Response to Physical Activity in Health and Disease Is N95 face mask linked to dizziness and headache? Long COVID or post-COVID-19 syndrome: putative pathophysiology, risk factors, and treatments