key: cord-0917988-42wlbcbm authors: Loew, Thomas H.; Krinninger, Maximilian; Kettler, Christian title: Stationäre Psychosomatik in Zeiten des Coronavirus date: 2020-05-18 journal: Psychotherapeut (Berl) DOI: 10.1007/s00278-020-00426-w sha: e4128a7dee2d6141025275ab09e5262a2ddc892f doc_id: 917988 cord_uid: 42wlbcbm The current coronavirus 2019 (COVID-19) pandemic presents psychosomatic clinics with new challenges. In order that psychotherapists in private practice can also obtain a picture for their patients, this article deals with the core aspects of hygiene. There are three fundamental patterns of care and provisions by the institutions that can be differentiated: rededication, stepwise evacuation and stand-by for rededication and continuation of the service under medical epidemic conditions. The following topics are the relevant contents: need for consultation in the matter of anxiety for coronavirus and interpersonal mental and psychosomatic problems due to the necessary social distancing, care especially in precarious living situations, altered communication structures (telephone, video consultation) and care of those occupied with the topic of “coronavirus disease 2019” (COVID-19). All patients undergo a clinical and virologic diagnostic process before admittance and receive psychosomatic psychotherapeutic inpatient care, possibly beginning under quarantine conditions. Furthermore, appropriate general hygiene regulations are explained. Finally, what the patients are told is illustrated using a simple schematic aid: distance (minimum 2 m), rubbing (wash hands with soap often and for at least 20 s), avoidance (pass by in a friendly manner), alternative communication, forsaking (shopping is not always necessary), wiping (regularly wipeing of all surfaces by the cleaning personnel as well as tablet and mobile telephone by the patients themselves) and outside activity as much as possible, alone or sitting together (with safety distance). The psychosomatic services were appropriately converted. In einer psychosomatischen Klinik leben Patienten und Personal auf engem Raum zusammen, einer Familie ähnlich oder vergleichbar. Mit der Pandemie-Allgemeinverfügung vom 19.03.2020, die nun im Mai aktuell verlängert wurde, sind die psychosomatischen Kliniken in Bayern vor große Herausforderungen gestellt worden. Die Umsetzung erfordert geänderte Versorgungsmuster und -angebote sowie geänderte Behandlungsszenarien und Hygieneregeln. Aber jede Krise beinhaltet auch eine Chance, die es für die umsichtige psychosomatische Behandlung zu nutzen gilt. Mit der Pandemie-Allgemeinverfügung vom 17.03.2020 (https://www. verkuendung-bayern.de/baymbl/2020-149/) wurden die psychosomatischen Kliniken in Bayern, deren leitende Ärzte in der Direktorenkonferenz Psychosomatische Medizin und Psychotherapie seit über 25 Jahren über die Sektorengrenzen hinweg eng zusammenarbeiten, vor große Herausforderungen gestellt. Zusammen verfügen die psychosomatischen Kliniken in Bayern über 4500 stationäre Behandlungsplätze, mehrheitlich im Krankenhausbereich, mit einem Umsatzvolumen von mehr als einer Viertelmilliarde Euro und etwa 3000 qualifizierten Mitarbeitern. Damit auch die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sich für ihre Patientinnen und Patienten ein Bild machenkönnen, wie die Versorgung derPsychosomatik in zumindest naher Zukunft vonstattengehenwird,werdenim Folgenden die zentralen Aspekte, die zum größten Teil hygienische Maßnahmen betreffen, zusammengestellt. Grundsätzlich können folgende 3 Versorgungsmuster und Angebote der Einrichtungen unterschieden werden: 1. Die psychosomatische Abteilung oder Klinik fährt komplett herunter, entlässt die Patienten und steht für die gebietsübergreifende Routine oder spezielle infektiologische stationäre Versorgung zur Verfügung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht in die internistische Versorgung integriert werden, bieten Einzelversorgung (Psychotherapie) per Videoschaltung oder Telefon an. Allerdings konnte bisher die Gruppenpsychotherapie videogestützt oder in Form einer Telefonkonferenz in der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) politisch nicht durchgesetzt werden. Aus Sicht der BKG bestünde bezüglich der "Virtualisierung" von Gruppenpsychotherapie explizit keine Einschränkung, da die Vergütung über den "Schutzschirm", der mit der Bereitstellung von Betten für die COVID-19-Therapie verbunden ist, pauschal erfolgt und inhaltlich nicht definiert ist. Versorgt werden in diesem Kontext nun die vor dem eigentlichen Abschluss der stationären Behandlung entlassenen Patientinnen und Patienten sowie diejenigen, die sich bereits für eine Aufnahme interessiert hatten ("Warteliste"). Grundsätzlich können und müssen wenigstens an einigen Standorten auch "Coronavirus-positiv getestete" Patientinnen und Patienten behandelt werden. In vielen psychosomatischen Kliniken in Bayern besteht der Vorteil, dass die Patientinnen und Patienten von vornherein Einzelzimmer belegen. In der Isolation ist es aber auch, wie in den internistischen "Coronavirus-Einheiten" möglich, mit Mehrfachbelegung zu arbeiten, da die Patientinnen und Patienten bereits nachweislich infiziert sind. In den meisten Fällen gesunden diese Patientinnen und Patienten auch innerhalb von 14 Tagen und entwickeln wahrscheinlich eine spezifische Immunität, so lautet zumindest die Meinung der meisten Virologen und Immunologen weltweit. Es empfiehlt sich die räumliche Konzentration, wenigstens auf einem Stockwerk. Die Pflegekräfte erledigen einmal täglich alle bei diesen Patienten notwendigen Arbeiten "in einem Rutsch". Dabei tragen sie Einmalkittel, Handschuhe und Mund-Nasen-Schutz, der während der Tätigkeiten nicht abgesetzt wird. Der Mund-Nasen-Schutz wird danach verworfen. Die Patienten werden mit einem Mund-Nasen-Schutz versorgt und ange- Psychotherapeut https://doi.org/10.1007/s00278-020-00426-w © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 The current coronavirus 2019 (COVID-19) pandemic presents psychosomatic clinics with new challenges. In order that psychotherapists in private practice can also obtain a picture for their patients, this article deals with the core aspects of hygiene. There are three fundamental patterns of care and provisions by the institutions that can be differentiated: rededication, stepwise evacuation and stand-by for rededication and continuation of the service under medical epidemic conditions. The following topics are the relevant contents: need for consultation in the matter of anxiety for coronavirus and interpersonal mental and psychosomatic problems due to the necessary social distancing, care especially in precarious living situations, altered communication structures (telephone, video consultation) and care of those occupied with the topic of "coronavirus disease 2019" (COVID-19). All patients undergo a clinical and virologic diagnostic process before admittance and receive psychosomatic psychotherapeutic inpatient care, possibly beginning under quarantine conditions. Furthermore, appropriate general hygiene regulations are explained. Finally, what the patients are told is illustrated using a simple schematic aid: distance (minimum 2 m), rubbing (wash hands with soap often and for at least 20 s), avoidance (pass by in a friendly manner), alternative communication, forsaking (shopping is not always necessary), wiping (regularly wipeing of all surfaces by the cleaning personnel as well as tablet and mobile telephone by the patients themselves) and outside activity as much as possible, alone or sitting together (with safety distance). The psychosomatic services were appropriately converted. Handel erhältlichen, zertifizierten Masken tragen entweder den Zusatz "NR" (nichtrecyclebar) oder "R" (recyclebar). Benutzte FFP3-Masken und Visiere/ Schutzbrillen werden, mit dem Namen des Trägers versehen, einzeln in Plastiktütengesammelt, da es notwendig werden könnte, diese personenbezogen aufzubereiten, falls das Material ausgeht. Hierbei ist es wichtig, dass die Tüte nicht verschlossen wird, damit sich auf den Masken kein Schimmel bildet. Grundsätzlich sollten, wie bereits mehrfach betont, Tätigkeiten, die das Unterschreiten des Mindestabstands von 2 m erfordern, auf ein absolut notwendiges Mindestmaß beschränkt werden. Beispielsweise ist es aktuell vertretbar, die körperliche Untersuchung der Rehabilitanden weniger umfänglich durchzuführen und eher anlassbezogen zu untersuchen (z. B. bei Beschwerden oder wenn sozialmedizinische Fragen zu klären sind). Eine Anmerkung zum Joggen oder Wandern im Freien: Hier zeichnet sich ab, dass der Mindestabstand größer als 2 m sein sollte. Insbesondere sollte niemand im Windschatten eines potenziell infektiösen Menschen laufen, da gerade bei forcierter Atmung während des Sports eine große Menge Aerosol die Lungen verlässt und eine Tröpfcheninfektion über eine größere Distanz als 2 m wahrscheinlicher wird. In einer psychosomatischen Klinik leben alle auf engem Raum zusammen, eigentlich einer Familie ähnlich oder vergleichbar. Wäre einer der anderen Patienten oder der Mitarbeiter oder deren Kontaktperson im persönlichen Umfeld nachweislich betroffen, würden die Menschen, die unmittelbaren Kontakt mit der Person hatten (den bekannten "Südtiroler 75 cm Abstand" für länger als 15 min unterschritten und dabei im Gespräch befindlich) in 14-tägige Quarantäne gehen müssen. Bei den Mitarbeitern, die unter Beachtung der Abstandsregel und Die potenzielle Virusbelastung der Therapiegeräte und -gegenstände wirdso gut wie möglich -durch regelmäßige Desinfektion reduziert. Auf Besuche von außen wird verzichtet. In den verschiedenen Gruppen wird versucht, den gebotenen Mindestabstand von 2 m einzuhalten, d. h., dass Gruppengröße und -zeit halbiert werden. Angebote wie Tanztherapie oder Bewegungstherapien, in der/denen es manchmal "etwas enger" werden kann, werden, wenn möglich, mit viel Zwischenraum gestaltet oder ausgesetzt. Stattdessen werden meditative Angebote, z. B. Gehmeditation, vorgehalten. Ergo-und Musiktherapie wird, wenn Materialien oder Gegenstände zum Einsatz kommen, auf Einzelanleitung oder -therapie umgestellt, um das Desinfizieren zu erleichtern. Sport-, Bewegungs-und Entspannungsgruppen werden ebenfalls, sobald es das Wetter erlaubt, ins Freie verlegt. Auch die Einzeltherapie kann durchaus in Form eines Spaziergangs oder in Form eines Telefonats erfolgen. Frische Luft tut immer gut, auch wenn Ihnen "die Decke auf den Kopf " zu fallen droht, und die umgebende Natur mit ihrem gesunden Klima, von dem im Klinikumfeld genug geboten werden kann, erledigt ihr Übriges. Sonnenlicht (UV-Strahlung) hat mindestens eine gewisse (begrenzte) desinfizierende Wirkung, insbesondere auf das Coronavirus, v. a. bei trockenem Wetter. Für das Virus Covid P9, das SARS zugrunde liegt, liegen Daten vor, die belegen, dass dieses Virus nach 60 min UV Bestrahlung komplett zerstört ist (Duan et al. 2003) . Jede Krise beinhaltet auch eine Chance: Am besten haben Sie gelernt, sich zu regulieren, und dabei helfen Ihnen die Kinikmitarbeitenden. Besteht die Integration der psychosomatischen Abteilung in eine Klinik mit Intensivbetten, kann eine weitere Aufgabe der Psychosomatik auch die Mitarbeit in der klinischen Ethikkommission sein. Und . . . was wäre ein Psychosomatiker, hätte er nicht auch in dieser Situation ein körpertherapeutische Angebot. In den Nasengängen produziertes Stickstoffmonoxid ist Teil des Abwehrsystems gegen bakterielle und virale Infektionen. Es wurde z. B. festgestellt, dass Neugeborene einen extrem hohen Stickstoffmonoxidspiegel in ihren kaum entwickelten Nasennebenhöhlen haben. Einfaches Summen beim Ausatmen erhöht sofort die Stickstoffmonoxidkonzentration in den Nasengängen und Nebenhöhlen (Weitzberg und Lundberg 2002) -also genau in den Geweben, in denen SARS-CoV-2 viele Tage verweilt, bevor andere Gewebe infiziert werden. Zumindest bei den dem Menschen nahen Säugetierverwandten, den Schweinen, konnte ein direkter Zusammenhang zwischen hohen Stickstoffmonoxidspiegeln und einer spezifischen Reduktion von Coronaviren nachgewiesenen werden (Akerström et al. 2005) . Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch den COVID-19-Patientinnen und -Patienten (zumindest denen, die nicht im künstlichen Koma sind) wird empfohlen zu summen. Nebenbei entschleunigt dies den Atemrhythmus und entstresst nachweislich (4 s Einatmen, 6 s Ausatmen; Loew 2019). Die Sauerstoffsättigung geht dabei nicht zurück, und viele Patientinnen und Patienten bestätigen aktuell, dass die subjektive Atemnot abnimmt. Was summen? Da gibt es keine Vorgaben: Youtube bietet viele Anregungen, ganz egal, ob "Geh aus, mein Herz, und suche Freud" vom Corona Virtual Choir Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien Nitric oxide inhibits the replication cycle of severe acute respiratory syndrome coronavirus SARS Research Team. Stability of SARS coronavirus in human specimens and environment and its sensitivity to heating and UV irradiation Interactions between heart rate variability and pulmonary gas exchange efficiency in humans Humming greatly increases nasal nitric oxide