key: cord-0918102-u67ewoyf authors: Kerndl, H.; Liebetrau, D.; Zerwes, S.; Römmele, C.; Hyhlik-Dürr, A. title: Ressourcenbedarf bei der chirurgischen Behandlung von COVID‑19-Patienten in der universitären Maximalversorgung date: 2021-12-10 journal: Chirurg DOI: 10.1007/s00104-021-01547-x sha: 3f36c9a6f4b55ced8b63b26073b3a3689f1ab584 doc_id: 918102 cord_uid: u67ewoyf BACKGROUND: Surgical procedures in patients suffering from coronavirus disease 2019 (COVID‑19) are possible under strict hygiene and protective measures and are currently carried out regularly. This study examined how much additional work this involves. MATERIAL AND METHODS: A structured evaluation of 71 surgical procedures performed at the Augsburg University Hospital between 1 November 2020 until 31 December 2020 was carried out. The operations on COVID‑19 patients were compared to procedures on non-COVID‑19 patients with respect to temporal, structural and staff resources, exemplified by four interventions: transbrachial embolectomy, total hip arthroplasty (H-TEP), proximal femoral nail antirotation (PFN-A) and new implantations of cardiac pacemakers. RESULTS: The incision to suture times between the interventions in patients with COVID‑19 and non-COVID‑19 patients did not show any significant differences in any of the four interventions evaluated. The postoperative monitoring in the operating room, which is identified as time-consuming in many interventions, was often circumvented by postoperative transfer to the intensive care unit or by the use of local anesthetic procedures. For major operations, such as H‑TEP, the preparation time was shown to be significantly longer (p = 0.037). Furthermore, there was a significantly higher requirement for anesthesia nursing personnel of 1.5 vs. 1.0 (p = 0.02). CONCLUSION: A quantification of the additional effort of operative treatment is difficult due to the already complex care of COVID‑19 patients; however, it can be assumed that there is an increased need for additional human and structural resources due to the supply of material from outside the operating room, which is not documented in the standard recording. Ziel dieser Analyse ist, Unterschiede bei der operativen Versorgung von COVID-19positiven Patienten im Vergleich zu Non-COVID-Patienten in Bezug auf den zeitlichen, personellen und organisatorischen Mehraufwand an einer deutschen Universitätsklinik der Maximalversorgung zu untersuchen. Die Erstellung eines Organigramms soll benötigte Strukturen unter Einhaltung der geforderten Hygienemaßnahmen bei der operativen Behandlung von COVID-19-Patienten und den möglichen Ressourcenmehraufwand darstellen. Betrachtet wurden alle durchgeführten Operationen an Patienten mit bestätigter Infektion (einmalige positiver PCR["polymerase chain reaction"]-Test ohne Beendigung der Quarantäne oder folgende negative Testungen) oder mit Verdacht auf eine COVID-19-Infektion (klinisch, positiver Schnelltest, Quarantäne als COVID-19-Kontaktperson) im Zeitraum vom 01.11.2020 bis 31. 12 [11] . Zur Analyse der durchgeführten Operationen erfolgte eine retrospektive Auswer- Bei Betrachtung der direkten postoperativen Phase zeigte sich, dass viele Patienten, die einen der vier betrachteten Eingriffe erhielten, entweder postoperativ auf Intensivstation verlegt wurden (6/13) oder der Eingriff in Lokalanästhesie durchgeführte wurde (5/13), sodass oftmals postoperativ keine längere Überwachung im Operationssaal notwendig wurde. Der Beobachtungszeitraum fällt beim Abgleich der Infektionszahlen in Deutschland in den Zeitraum der zweiten COVID-19-Welle. Die deutschlandweiten Infektionszahlen des Robert Koch-Instituts stellen sich im graphischen Vergleich kongruent mit dem Patientenaufkommen am Uniklinikum Augsburg dar [3] . Die Anzahl der durchgeführten Operationen in den betrachteten Kalenderwochen zeigt einen klaren Anstieg. Ein vermehrter organisatorischer Aufwand durch spezielle Operationseinheiten, ein erhöhter Personalbedarf im Pflegebereich und ein erhöhter Bedarf postoperativer Überwachung (54 %) auf der Intensivstation sowie viele Eingriffe in Regionalverfahren (38 %) zur Reduktion Gesamt COVID-19-Patienten Das betrachtete Patientenkollektiv entspricht in Bezug auf Alter, Geschlecht, BMI und Vorerkrankungen dem von Karagiannidis et al. [12] beschriebenen Patientenkollektiv in Deutschland während der ers-ten COVID-19-Erkrankungswelle im Frühjahr 2020. Das mediane Alter betrug in diesem Kollektiv 73 Jahre, beide Geschlechter waren gleich verteilt, bei 17 % wurde eine Beatmung nötig und die Letalität betrug 22 %. Als häufige Vorerkrankungen wurden arteriell Hypertonie, Diabetes mellitus und Niereninsuffizient beschrieben. Das hier betrachtete operativ versorgte Patientenkollektiv kann somit als repräsentatives Kollektiv der behandelten COVID-19-Patienten betrachtet werden [12] . Die meisten durchgeführten Eingriffe verzeichnete im beobachteten Zeitraum die Klinik für Unfallchirurgie mit einem Anteil von 45 % der durchgeführten Eingriffe. Im Vergleich dazu führte die Abteilung für Allgemein-, Viszeral-und Transplantationschirurgie abseits der COVID-19-Pandemie im Jahr 2015 laut Krankenhausreport von 2018 [15] mit 29,1 % die meisten Operationen durch. Dies betrifft zum großen Teil elektiv geplante Eingriffe mit reduzierter Dringlichkeit, welche zum momentanen Zeitpunkt bei SARS-CoV-2positiven Patienten aufgeschoben [8] werden und nach überstandener COVID-19-Erkrankung geplant durchgeführt werden [9, 13] . Im Krankenhausreport entfielen 18 % der Eingriffe auf Orthopädie und Unfallchirurgie und 2,7 % auf gefäßchirurgische Eingriffe. Beim hier betrachteten Kollektiv der COVID-19-Patienten entfielen 25,4 % auf gefäßchirurgische Eingriffe. Dies wird durch die Dringlichkeit der Eingriffe begründet. Bei den durchgeführten unfallchirurgischen Eingriffen handelte es sich meist um dringlich indizierte osteosynthetische Eingriffe oder rezidivierende Weichteileingriffe im Rahmen bestehender Vorerkrankungen der COVID-19-Patienten. Die durchgeführten gefäßchirurgischen Prozeduren bei COVID-19-Patienten fanden im Rahmen dringlicher Indikation bei Extremitätenischämien (Embolektomie) oder bei dringlich indizierten Major-und Minoramputationen sowie im Rahmen chronischer Wundbehandlungen statt. Es zeigt sich somit selten eine Operationsindikation durch die COVID-19-Erkrankung selbst oder damit verbundene Komplikationen, sondern vielmehr eine COVID-19unabhängige Notwendigkeit zur Operation mit paralleler Infektion im Rahmen nosokomialer Ausbrüche oder die dringliche Traumaversorgung bei möglicher Infektion und fehlendem PCR-Test oder angeordneter Quarantäne. Auch die sehr hoch erscheinende Anzahl an Herzschrittmacherimplantationen ist nicht durch die COVID-19-Erkrankung erklärt. Bei einem Patienten handelte es sich um eine Kontaktperson, bei den drei weiteren Patienten handelte es sich um Patienten mit Der Chirurg 5 Abb. 3 8 Organigramm zur Betrachtung zusätzlich zu berücksichtigender Aspekte bei der operativen Versorgung von COVID-19-Patienten. AWR Aufwachraum,COVID "coronavirus disease", ICU "intensive care unit", OP Operation höhergradigen Herzrhythmusstörungen und Indikation zur Schrittmacherimplantation, welche präoperativ positiv getestet wurden, allerdings zu diesem Zeitpunkt keine symptomatische COVID-19-Erkrankung aufwiesen. Im Vergleich zu den Non-COVID-Patienten zeigte die Wahl des Anästhesieverfahrens keinen signifikanten Unterschied zwischen COVID-19-Patienten und Non-COVID-Patienten. Entgegen der Erwartungen wurde nahezu mit gleicher Häufigkeit ein lokales oder allgemeinanästhesiologisches Verfahren gewählt. Dies widerspricht teils den Empfehlungen der Literatur vom Beginn der Pandemie, operative Eingriffe in Allgemeinanästhesie durchzuführen, um die Aerolsolbildung zu minimieren [14, 16] . Publikationen, inwieweit Patienten wirklich vermehrt in Allgemeinanästhesie operiert wurden, finden sich in der aktuellen Literatur nicht. Nicht außer Acht zu lassen ist, dass besonders die Narkoseeinleitung mit Maskenbeatmung und Intubation ein Risiko zur erhöhten Aerosolbildung und somit ein erhöhtes Infektionsrisiko für das behandelnde Personal darstellt [16] . Es ist also genau abzuwägen, welches der möglichen Anästhesieverfah-ren gewählt wird, um patientenschonend und sicher vorzugehen. Unter den betrachteten Operationen sind Herzschrittmacherimplantation und Embolektomien Eingriffe, die mittels Regionalanästhesieverfahren durchführbar sind. Bei allen betrachteten Operationen an COVID-19-Patienten war ein Anästhesist anwesend, somit auch bei den Operationen, die in Lokal-/ Regionalanästhesie durchgeführt wurden. Dies stellt einen Unterschied zu Operationen bei Non-COVID-Patienten, die in Lokalanästhesie operiert wurden, dar. Dadurch ergibt sich ein im Dokumentationssystem nicht dokumentierter personeller Mehraufwand im ärztlichen Bereich. Ein Beispiel hierfür sind transbrachiale Embolektomien, die bei Non-COVID-Patienten in unserem Klinikum in der Regel ohne Anästhesiebeteiligung in Regionalverfahren durchgeführt werden. Die Schnitt-Naht-Zeit zeigte keinen wesentlichen Unterschied im Vergleich zwischen COVID-19-und Non-COVID-Patienten in Bezug auf die verglichenen Eingriffe. Dies liegt nach Ansicht der Autoren daran, dass die zu beachtenden Hygienebedingungen die eigentliche Operationszeit nicht gravierend verändern. Die persönli-che Schutzausrüstung bleibt während der Schnitt-Naht-Zeit unverändert und stellt für den Operateur abgesehen von dem zusätzlichen Tragen einer FFP2-Maske keine Veränderung zur Non-COVID-Operation dar. Eine Schutzbrille ist bei operativen Eingriffen aus Sicht der gefäßchirurgischen Autoren generell zu empfehlen [5, 10] ResumingelectivesurgeryinthetimeofCOVID-19: a safe and comprehensive strategy Empfehlungen des RKI zu Hygienemaßnahmen im Rahmen der Behandlung und Pflege von Patienten mit einer Infektion durch SARS Gesamtübersicht der pro Tag ans RKI übermittelten Fälle Gesetzliche Unfallversicherung - §34 Durchführung der Heilbehandlung Eye protection for the vascular surgeon SARS-CoV-2-How can and must medical personnel protect themselves? Gefässchirurgie ManagingCOVID-19 in surgical systems Elective surgery cancellations due to the COVID-19 pandemic: global predictive modelling to inform surgical recovery plans Timing of surgery following SARS-CoV-2 infection: an international prospective cohort study Blood and body fluid splashes during surgery-the need for eye protection and masks Ausgabe 2018/09: Raumlufttechnik -Teil 4: Raumlufttechnische Anlage in Gebäuden des Gesundheitswesens Case characteristics, resource use, and outcomes of 10 021 patients with COVID-19 admitted to 920 German hospitals: an observational study SARS-CoV-2: Nicht ohne Impfung in den OP-Saal COVID-19 patients in the operating room: a concise review of existing literature Anesthesia and COVID-19: what we should know and what we should do What we do when a COVID-19 patient needs an operation: operating room preparation and guidance Background: Surgical procedures in patients suffering from coronavirus disease 2019 (COVID-19) are possible under strict hygiene and protective measures and are currently carried out regularly. This study examined how much additional work this involves. Material and methods: A structured evaluation of 71 surgical procedures performed at the Augsburg University Hospital between 1 November 2020 until 31 December 2020 was carried out. The operations on COVID-19 patients were compared to procedures on non-COVID-19 patients with respect to temporal, structural and staff resources, exemplified by four interventions: transbrachial embolectomy, total hip arthroplasty (H-TEP), proximal femoral nail antirotation (PFN-A) and new implantations of cardiac pacemakers. Results: The incision to suture times between the interventions in patients with COVID-19 and non-COVID-19 patients did not show any significant differences in any of the four interventions evaluated. The postoperative monitoring in the operating room, which is identified as time-consuming in many interventions, was often circumvented by postoperative transfer to the intensive care unit or by the use of local anesthetic procedures. For major operations, such as H-TEP, the preparation time was shown to be significantly longer (p = 0.037). Furthermore, there was a significantly higher requirement for anesthesia nursing personnel of 1.5 vs. 1.0 (p = 0.02). Conclusion: A quantification of the additional effort of operative treatment is difficult due to the already complex care of COVID-19 patients; however, it can be assumed that there is an increased need for additional human and structural resources due to the supply of material from outside the operating room, which is not documented in the standard recording. Operation management · Transbrachial embolectomy · Total hip arthroplasty · Proximal femoral nail antirotation · Cardiac pacemaker