key: cord-0949548-j6lonewi authors: Hoffeld, Kai; Pflüger, Patrick; Pförringer, Dominik; Hofmeister, Martin; Stuby, Fabian; Biberthaler, Peter title: Rückgang der Arbeits- und Wegeunfälle während des 1. Lockdowns 2020 im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie: Vergleich zu den Zeiträumen der Jahre 2015–2019 date: 2021-06-22 journal: Unfallchirurg DOI: 10.1007/s00113-021-01023-5 sha: 9728edb51265c1c5e8208f6c6aed6621ad89077d doc_id: 949548 cord_uid: j6lonewi BACKGROUND: Measures such as restrictions on personal contact and going out were taken to reduce SARS-CoV‑2 infection numbers, ultimately resulting in the first lockdown. This was intended to create capacity in the healthcare system to manage the pandemic. AIM OF THE WORK: To analyze whether the number of work and commuting injuries decreased during the lockdown compared to the years 2015–2019. MATERIAL AND METHODS: All work and commuting accidents treated at the Klinikum rechts der Isar and the Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau during the observational period 16 March–4 May 2020 were retrospectively compared with the figures from the same observation period in the years 2015–2019. The data on case numbers according to the transit physician procedure (DAV) were further broken down into cases of the injury type procedure (VAV) and severe injury type procedure (SAV) according to the injury type index of the German Social Accident Insurance (DGUV). In addition, the collected data were compared with data from the Federal Statistical Office on the numbers of traffic accidents and traffic fatalities. RESULTS: A total of 4313 cases were considered. In 2020, the number of work and commuting accidents decreased by 31% compared to the observation period 2015–2019. VAV cases were decreased by 26% in 2020. SAV cases decreased by 5% in 2020. Road traffic accidents decreased by 17% in thre first four months in 2020 compared to the first four months in 2019. Traffic fatalities decreased by 11%. DISCUSSION: There was a 31% decrease in work and commuting accidents. This contributed to resource reallocation in the context of the pandemic. Nevertheless, almost constant numbers of severely injured patients and accidental deaths occurred, which shows the relevance of trauma surgery structures especially in times of crisis and makes it indispensable to include them in the calculation of intensive care resources. Vergleich zu den Zeiträumen der Jahre 2015-2019 Einleitung Das neuartige Virus "severe acute respiratory syndrome coronavirus 2" (SARS-CoV-2) ist das auslösende Pathogen hinter der SARS-CoV-2-Pandemie [1, 2] , die spätestens seit dem Frühjahr 2020 die ganze Welt vor neue Herausforderungen stellt. Zum ersten Mal wurde im Dezember 2019 in Wuhan in der Provinz Hubei in China die neue Atemwegserkrankung beobachtet. Daraufhin konnte am 07.01.2020 SARS-CoV-2 erfolgreich isoliert werden [3] . Während am 30.01.2020 7734 Fälle von SARS-CoV-2-Infektionen in China und 90 Infektionen im Rest der Welt gezählt wurden, stieg diese Zahl innerhalb kürzester Zeit bis zum 16.02.2020 auf 51.857 in 25 verschiedenen Ländern weltweit an [4] . Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) rief schließlich den Pandemiefall aus. Diese dramatische Entwicklung veranlasste viele Regierungen weltweit zu verschiedenen Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen [5] . Auch in Deutschland wurden zahlreiche Maßnahmen getroffen, die mit dem Absagen von Großveranstaltungen, Schließungen von Kitas und Schulen, Produktionsstopps in größeren Betrieben sowie Schließung des Einzelhandels und Verhängen von Ausgangsbeschränkungen schließlich im "Lockdown" mündeten. So kam das öffentliche Leben größtenteils zum Erliegen. Nicht zuletzt durch großzügige Umstellung auf "Home-Office"-Tätigkeiten in vielen Betrieben zeigte sich auch eine massive Reduktion des öffentlichen Verkehrsaufkommens, was sich beispielsweise in der geringsten Zahl von Verkehrsunfällen innerhalb eines Monats seit der Wiedervereinigung 1990 niederschlägt [6] . Es wird untersucht, welche Auswirkungen die Kontakt-und Ausgangsbeschränkungen im Rahmen des Lockdowns auf die Anzahl der Arbeits-und Wegeunfälle im Vergleich zum Vergleichszeitraum der Jahre 2015-2019 hatten. Ressourcenallokation · Bewältigungsstragie · Straßenverkehrsunfallzahlen · VAV-/SAV-Verfahren · COVID-19 Background. Measures such as restrictions on personal contact and going out were taken to reduce SARS-CoV-2 infection numbers, ultimately resulting in the first lockdown. This was intended to create capacity in the healthcare system to manage the pandemic. Aim of the work. To analyze whether the number of work and commuting injuries decreased during the lockdown compared to the years 2015-2019. Material and methods. All work and commuting accidents treated at the Klinikum rechts der Isar and the Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau during the observational period 16 March-4 May 2020 were retrospectively compared with the figures from the same observation period in the years 2015-2019. The data on case numbers according to the transit physician procedure (DAV) were further broken down into cases of the injury type procedure (VAV) and severe injury type procedure (SAV) according to the injury type index of the German Social Accident Insurance (DGUV). In addition, the collected data were compared with data from the Federal Statistical Office on the numbers of traffic accidents and traffic fatalities. Results. A total of 4313 cases were considered. In 2020, the number of work and commuting accidents decreased by 31% compared to the observation period 2015-2019. VAV cases were decreased by 26% in 2020. SAV cases decreased by 5% in 2020. Road traffic accidents decreased by 17% in thre first four months in 2020 compared to the first four months in 2019. Traffic fatalities decreased by 11%. Discussion. There was a 31% decrease in work and commuting accidents. This contributed to resource reallocation in the context of the pandemic. Nevertheless, almost constant numbers of severely injured patients and accidental deaths occurred, which shows the relevance of trauma surgery structures especially in times of crisis and makes it indispensable to include them in the calculation of intensive care resources. Resource reallocation · Coping strategy · Number of traffic accidents · VAV/SAV process · COVID-19 [12] .Die vorliegenden Ergebnisse zeigen die beschriebene Problematik aus anderer Perspektive erneut auf und unterstützen diese Empfehlung. Keinen Einfluss auf die Zahl der Arbeitsunfälle hatte die Tatsache, dass eine Erkrankung mit SARS-CoV-2, auch bei beruflicher Exposition, zum Erhebungszeitraum nicht als Arbeitsunfall anerkannt war. Mittlerweile kann eine Infektion mit SARS-CoV-2 infolge einer Beschäftigung außerhalb der Tätigkeitsbereiche im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Laboratorium einen Arbeitsunfall darstellen [13] . Dies bedarf in jedem Falle einer Einzelfallprüfung durch den zuständigen Träger. Entsprechend den offiziellen Stellungnahmen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) besteht allerdings die Möglichkeit zur Anzeige einer Berufserkrankung BK 3101 bei nachgewiesenem berufsbedingtem Kontakt und klinischer Symptomatik bzw. Erkrankung und positivem Virusnachweis, falls eine Beschäftigung in den oben genannten Tätigkeitsbereichen vorliegt [14] . Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung teilte den Autoren dieser Studie auf Anfrage mit, dass zum Ende der 33. Kalenderwoche (16.08.2020) nach entsprechender Prüfung der Verdachtsmeldungen COVID-19 bislang 7509 Fälle von den Unfallversicherungsträgern als Berufskrankheit anerkannt worden sind. Die Infektionszahlen im Bereich des medizinischen Personals in Deutschland waren zu jenen in Spanien oder Italien aufgrund der unklar unterschiedlichen Datenerhebung nicht vergleichbar. Dennoch wäre ein Anstieg von Arbeitsunfällen durch die Erkrankung mit SARS-CoV-2 zu erwarten gewesen. Dies ist, wie beschrieben, auf die ausbleibende Anerkennung als Arbeitsunfall zurückzuführen. Die Staatengemeinschaft der Europäischen Union (EU) strebt auf vielen Ebenen eine stärkere Zusammenarbeit an. Der demografische Wandel, neue Gesundheitsbedrohungen, wie die aktuelle SARS-CoV-2-Pandemie, gesundheitliche und Versorgungsungleichheiten innerhalb einzelner sowie zwischen den Staaten der EU stellen die Gesundheitssysteme in Europa vor schwierige Aufgaben [15] . Um auf die Herausforderungen mit wirksamen gesundheitspolitischen Maßnahmen reagieren zu können, ist es sinnvoll, vergleichbare Gesundheitsdaten in Europa zu erheben. Sie können wertvolle Informationen über die Verteilung von Risiko-und Schutzfaktoren, Prävalenzen chronischer Erkrankungen und die Versorgungssituation in den Mitgliedstaaten liefern und so die Planung und Umsetzung der Maßnahmen unterstützen [15] . Die durch uns erhobenen Daten tragen zur Informationsgewinnung über die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen im Rahmen der Eindämmung der SARS-CoV-2-Infektionen bei. Dadurch kann die Bewertung der Maßnahmen innerhalb Deutschlands und somit im europäischen Vergleich unterstützt werden und so dabei helfen, effektive Strategien zur Bewältigung der aktuellen sowie zukünftigen Pandemien zu erarbeiten. Besonders unter Beachtung des föderalistischen Systems in Deutschland und der unterschiedlichen Umsetzun-genderverschiedenenMaßnahmenpläne durch die einzelnen Bundesländer könnte eine Ausweitung der Datenerhebung [6, 9] . Die Zahl der Verletzten folgt also näherungsweise der Zahl der Verkehrsunfälle. Bemerkenswert ist jedoch die Veränderung bei den Verkehrstoten. Während im März 2020 noch eine Reduktion der Verkehrstoten um rund 32 % zu beobachten war, relativiert sich dies im April auf eine Differenz von nur 1,26 % weniger Verkehrstoten im Vergleich zum Vorjahr [6, 9] . Es zeigt sich also ein deutlicher Rückgang der insgesamt verzeichneten Straßenverkehrsunfälle und der insgesamt verzeichneten verletzten Personen bei Straßenverkehrsunfällen als Folge der getroffenen Eindämmungsmaßnahmen während des Lockdowns. Dennoch ist die Zahl der Verkehrstoten während des Lockdowns nur unwesentlich gesunken, was sich äquivalent auch in den nahezu unveränderten Zahlen der SAV-Fälle in den beteiligten Kliniken in unserer Studie sowie damit einhergehend in den weiterhin hohen Fallzahlen unfallchirurgischer Diagnosen in der Studie von Kuhlen Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ licenses/by/4.0/deed.de. A novel coronavirus from patients with pneumonia in China The species Severe acute respiratory syndrome-related coronavirus: classifying 2019-nCoV and naming it SARS-CoV-2 The novel coro-navirusoriginatinginWuhan, China: challengesfor global health governance Theepidemiology and pathogenesis of coronavirus disease (COVID-19) outbreak Variation in government responses to COVID-19 DESTATIS (2020) So wenige Straßenverkehrsunfäl-lewienochnieseitderWiedervereinigung-Statistisches Bundesamt Verletzungsartenverzeichnis mit Erläuterungen unter Einschluss des Schwerstverletzungsartenverfahrens (überarbeitete Version 2.0, Stand 1 Verletzungsartenverzeichnis mit Erläuterungen unter Einschluss des Schwerstverletzungsartenverfahrens (in der Fassung vom 01 DESTATIS (2020im) 35 % weniger Straßenverkehrsunfälle im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr -Statistisches Bundesamt Vollzug des Infektionsschutzgesetzes (IfSG), des Bayerischen Krankenhausgesetzes (BayKrG) sowie des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes (BayKSG) -Notfallplan Corona-Pandemie: Allgemeinverfügung zur Bewältigung erheblicher Patientenzahlen in Krankenhäusern Coronavirus-Pandemie und ihre Auswirkungen auf Orthopädie und Unfallchirurgie: Operationen, Risiken und Prävention? [Coronavirus pandemic and its effect on orthopedics and trauma surgery: surgery Die COVID-19 Pandemie und ihre Folgen für die Plastische Chirurgie und Handchirurgie Infektion mit SARS-CoV-2 kann auch ein Arbeitsunfall sein COVID-19 Gesundheitsmonitoring in Europa Focus Gesundheitsmonitoring und Gesundheitsindikatoren The effects of the COVID-19 pandemic and lockdown on routine hospital care for other illnesses