key: cord-0967745-pxe7oar1 authors: Gabka, K.; Groselli, S.; Ulbig, M. title: Flimmernde Skotome nach COVID-Impfung: Eine weitere mögliche Impfnebenwirkung? date: 2021-06-21 journal: Ophthalmologe DOI: 10.1007/s00347-021-01435-z sha: 36d5ba1db3955b0441b850e3ea160d149d519b21 doc_id: 967745 cord_uid: pxe7oar1 nan Spaltlampenuntersuchung zeigte sich ein regelrechter und reizfreier vorderer Augenabschnitt mit klaren optischen Medien beidseits. Fundoskopisch stellte sich die Papille beidseits randscharf begrenzt und vital gefärbt sowie die Makula beidseits mit dezenten Aufhellungen nahe der Fovea dar (. Abb. 1). In der optischen Kohärenztomographie (Spectral-Domain-optische Kohärenztomographie, SD-OCT, Heidelberg Instruments) zeigten sich in der Übersichtsaufnahme/Infrarotaufnahme der Makula dunkle ovale bzw. petaloide perifoveale Läsionen mit der Spitze zur Fovea zeigend (. Abb. 2a, b) . Diese entsprachen anatomisch den Skotomen, die die Patientin im Amsler-Gitter eingezeichnet hatte. Die SD-OCT-Schnittbilder durch die Läsionen zeigten hyperreflektive Plaques in der äußeren plexiformen Zone, die zu einer fokalen Unterbrechung der inneren und äußeren Segmente ("IS/OS junction") und ellipsoiden Zone führten (. Abb. 2c, d). In der SD-OCT-Angiographie- Die akute makuläre Neuroretinopathie (AMNR) ist eine seltene Erkrankung, die in der Regel gesunde Frauen im Alter bis zum 30. Lebensjahr betrifft. Die Patientinnen berichten über ein plötzliches Auftreten von parazentralen Skotomen teilweise mit Visusminderung oder verschwommenem Sehen. In bis zu 54,4 % der Fälle der AMNR wird von einem bilateralen Auftreten berichtet [1] . Die mit AMNR assoziierten typischen Läsionen sind klinisch kaum sichtbar und werden gruppiert um die Fovea als flache keil-oder blütenblattförmige Läsionen von rötlich-brauner oder oranger Farbe oder selten als hypopigmentiert oder gräulich-weiß beschrieben [1] [2] [3] . Zur Diagnosesicherung sind weiterführende Untersuchungen wie das OCT, OCT-A, die Fundusautofluoreszenz und die Infrarotbildgebung ausschlaggebend, die Fluoreszenzangiographie sowie elektrophysiologische Tests (ERG) zeigen sich meist unauffällig [1, 3, 4] . Die genaue Ursache der AMNR ist noch nicht geklärt. Möglicherweise wird die AMNR durch eine mikrovaskuläre Ischämie der Choriokapillaris verursacht. Es wird angenommen, dass diese Gefäßschicht aufgrund ihrer geringen Autoregulation und ihres hohen Anteils von α-adrenergen Rezeptoren anfällig für transitorische ischämische Insulte ist. Verursacht wird diese Ischämie möglicherweise durch die Freisetzung von Katecholaminen, den Gebrauch von Sympathomimetika, eine Hyperviskosität durch Leukozytose, eine erhöhte Kapillarpermeabilität, eine Koagulopathie, eine Thrombozytendestruktion oder eine konsumtive Koagulopathie [1, 5, 6] . Am häufigsten ist die Krankheit mit einer vorangegangenen unspezifischen grippeähnlichen Erkrankung oder Fieber (47,5 %) und mit der Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva (35,6 %), wie auch bei unserer Patientin, assoziiert. In selteneren Fällen ist von einer Assoziation mit starkem Kaffeekonsum, der Exposition gegenüber Epinephrin/Ephedrin (7,9 %) oder ei-nem vorhergehenden Trauma (5,9 %) berichtet worden. Weiterhin sind Fälle mit systemischem Schock (5,0 %), schwerer arterieller Hypotonie und sehr starkem Koffeinkonsum beschrieben [1, 2, 7, 8] . In unserem Fall ist der Erkrankung eine Impfung mit Vaxzevria ® von AstraZeneca vorausgegangen. Virgo und Mohamed beschrieben bereits im Juli 2020 eine mögliche Assoziation zwischen AMNR und der SARS-CoV-2-Infektion [9] . Von einer impfinduzierten AMNR liegt jedoch derzeit noch kein Bericht vor. Da grippeähnliche Prodromi bei AMNR typisch sind, ist zu vermuten, dass die AMNR durch die COVID-Impfung ausgelöst worden sein könnte. Ähnlich wie bei einem Virusinfekt könnte die Impfung eine Immunreaktion ausgelöst haben. » Diagnose: Akute makuläre Neuroretinopathie (AMNR): Zufall oder Folge der COVID-Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff? Eine spezifische Therapie für die AMNR gibt es nicht, von einer spontanen Besserung berichten 48 % der Fälle [3] . Tatsächlich konnte mittels OCT-Scans eine Erholung der ellipsoiden Zone bzw. eine partielle Wiederherstellung der inneren und äußeren Photorezeptorsegmente (IS/OS) mit dem Verschwinden der rötlich-braunen Läsionen bzw. hyperreflektiven Plaques festgestellt werden. Eine Ausdünnung der äußeren Körnerschicht scheint jedoch trotz Behebens der IS/OS-Defekte bestehen zu bleiben [4, 10, 11] . Von einer möglichen impfinduzierten AMNR liegen derzeit keine weiteren Fallberichte vor. Die AMNR ist eine sehr seltene Erkrankung am Auge, die nicht immer korrekt diagnostiziert wird. Typisch für die AMNR sind die grippeähnlichen Symptome vor Ausbruch, wie sie im Rahmen der Impfung bei der Patientin beobachtet wurden. Die beschrie-benen thromboembolischen Effekte des Vaxzevria ® -Impfstoffs von Astra-Zeneca könnten möglicherweise auch retinal auftreten und dort eine vaskuläre Ischämie im tiefen Netzhautplexus bedingen, wie sie auch bei AMNR angenommen wird. Ob es sich tatsächlich um eine Nebenwirkung der COVID-Impfung bzw. speziell des Vaxzevria ® -Impfstoffs Acute macular neuroretinopathy: a comprehensive review of the literature Paracentral acute middle maculopathy a new variant of acute macular neuroretinopathy associated with retinal capillary ischemia Acute macular neuroretinopathy: a case report and review of the literature Visualization and follow-up of acute macular neuroretinopathy with the Spectralis ® HRA+OCT device Choroidal features of acute macular neuroretinopathy via optical coherence tomography angiography and correlation with serial multimodal imaging Traumatic retinopathy presenting as acute macular neuroretinopathy Acute macular neuroretinopathy: a review of the literature Paracentral acute middle maculopathy and acute macular neuroretinopathy following SARS-CoV-2 infection Outer retinal abnormalities in acute macular neuroretinopathy Acute Macular Ourer Retinopathy (AMOR): a reappraisal of acute macular neuroretinopathy using multimodality diagnostic testing