key: cord-0984277-5gga2lyx authors: Clemens, Marius; Fratzscher, Marcel; Michelsen, Claus title: Ein Investitionsprogramm zur Krisenbewältigung date: 2021-03-17 journal: Wirtschaftsdienst DOI: 10.1007/s10273-021-2868-7 sha: cccacdb4eed6fdd3dd9c52780f00af08b3e199b0 doc_id: 984277 cord_uid: 5gga2lyx nan unklar ist, wie erfolgreich die globalen Impfkampagnen sein werden, ob Mutanten des Coronavirus zu immer neuen Infektionswellen führen und welchen Flurschaden die Pandemie in der Unternehmenslandschaft oder auf den Arbeitsmärkten hinterlassen wird. Die öffentlichen Haushalte müssen derzeit nicht fürchten, dass die Schulden-bzw. die Zinslasten kurzfristig zu Problemen führen werden. Im Gegenteil: derzeit kann der Bundesfi nanzminister Geld damit verdienen, wenn er Kredite aufnimmt. Die Zinsen für deutsche Wertpapiere sind negativ und dürften so schnell auch nicht steigen. In einer solchen Situation scheint es sinnvoll, eher zu viel als zu wenig Geld in die Hand zu nehmen, um die Krise und deren wirtschaftlichen Folgen zu bekämpfen. Hinzu kommt, dass es in Deutschland -unabhängig von der aktuellen Krise -einen erheblichen Bedarf für öffentliche Investitionen gibt. Verschiedene Berechnungen aus Zeiten vor der Corona-Pandemie zeigen, dass bis 2030 zwischen 300 Mrd. und 450 Mrd. Euro für den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur in Deutschland benötigt werden (Bardt et al., 2019; Krebs und Scheffel, 2018; Barišić, Krebs und Scheffel, 2018; Fratzscher, 2015) . Zwar wurden in den letzten Jahren die öffentlichen Investitionsetats hochgefahren, auch das Konjunkturprogramm aus dem Sommer 2020 enthält entsprechende Mehrausgaben. Die hier benannte Größenordnung ist allerdings noch nicht in den Haushaltsplänen vorgesehen, sodass weiterhin eine erhebliche Lücke besteht ) (vgl. Tabelle 1). Dieser Investitionsbedarf dürfte in der Krise kaum kleiner geworden sein. Es spricht sogar vieles dafür, dass jetzt ein günstiger Zeitpunkt für ein umfassendes Modernisierungsprogramm ist, das die konjunkturelle Entwicklung stabilisiert, das Wachstumspotenzial steigert und den Wirtschaftsstandort für die kommenden Herausforderungen wettbewerbsfähig macht (Belitz et al., 2020b) . Abbildung 2 Zustandsabhängiger Crowding-in Effekt öffentlicher Investitionen Quelle: Belitz et al. (2020a) . The Macroeconomic Effects of Public Investment: Evidence from Advanced Economies Eine solide Finanzpolitik: Investitionen ermöglichen Eine Investitionsagenda für Deutschland Öffentliche Investitionen als Triebkraft privatwirtschaftlicher Investitionstätigkeit, DIW Politikberatung kompakt Mit Investitionen und Innovationen aus der Corona-Krise Weiter Denken: ein nachhaltiges Investitionsprogramm als tragende Säule einer gesamtwirtschaftlichen Stabilisierungspolitik, DIW Politikberatung kompakt Increasing Investment in Germany: Report Prepared by the Expert Commission on Behalf of the Federal Minister for Economic Affairs and Energy, Expertenkommission Stärkung von Investitionen in Erholung verliert an Fahrt -Wirtschaft und Politik weiter im Zeichen der Pandemie Quantifi zierung der gesamtwirtschaftlichen und fi skalischen Effekte ausgewählter Infrastruktur-und Bildungsinvestitionen in Deutschland, Working Papers Lohnende Investitionen The Macroeconomic Consequences of Infrastructure Investment, NBER Working Paper Abbildung 3 Private Investitionen und BIP infolge der öffentlichen Investitionen (Bruttoanlageinvestitionen, Investitionszuschüsse, Humanpotenzialausgaben) des Konjunkturprogramms vom Juli