key: cord-1051002-7jgrdmhc authors: Bogner, Johannes R. title: Coronavirus: Stehen wir am Beginn einer neuen Pandemie? date: 2020-02-03 journal: MMW Fortschr Med DOI: 10.1007/s15006-020-0080-0 sha: 056c87819f3f095fea548192d3c2f0a072f529a6 doc_id: 1051002 cord_uid: 7jgrdmhc Beunruhigende Nachrichten aus China, erste Erkrankungsfälle in Europa. Das Coronoavirus breitet sich aus. MMW-Schriftleiter Prof. Johannes Bogner, München, berichtet aus infektiologischer Sicht über den derzeitigen Kenntnisstand und macht Sie zugleich fit für Fragen Ihrer Patienten. Sowohl über den Erreger als auch über die von ihm verursachte Erkrankung ist bereits einiges bekannt: Coronaviren sind RNA-Viren mit einer Hülle, aus der Hüllenproteine herausragen, die für das charakteristische kranzartige Aussehen sorgen. Wichtig ist, dass eine nicht besonders präzise arbeitende RNA-Polymerase dazu führt, dass das Virus leicht mutieren kann. Ebenso ist von Bedeutung, dass eine sehr niedrige Speziesspezi tät besteht, was den Übergang von Wirbeltieren unterschiedlicher Gattungen erklärt. Während zunächst an der Übertragung zwischen Menschen gezweifelt wurde, stellte es sich auch hier heraus, dass eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich ist. Die Infektiosität ist vermutlich geringer als bei anderen über Aerosole übertragenen respiratorischen Viren, jedoch mit einer Rate von 2-3 Folgefällen pro in ziertem Patienten durchaus ausreichend, um epidemische oder gar pandemische Ausmaße anzunehmen. Ein energisches Gegensteuern kann also nicht als Überreaktion gedeutet werden. Bisherige Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Lungen-Epithelzellen über den humanen Angiotensin-Converting-Enzyme-Rezeptor 2 (hACE2) in ziert werden [2] . Damit eine Infektion des unteren Respirationstraktes zustande kommt, sind Aerosole mit kleinen, fein zerstäubten Teilchengrößen erforderlich. Eine Infektion des oberen Respirationstraktes mit Weiterleitung in die Lunge ist jedoch auch eine Möglichkeit. In der Fachwelt wird bereits diskutiert, ob die A nität an den Rezeptor sich durch mehrere Passagen im Menschen im Sinne einer höheren Infektiosität verändern wird. Dies würde dann auch zu einer Zunahme der Fallzahlen führen, die von einem einzelnen In zierten ausgehen. Ärzte des chinesischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben mit einer eiligen Kurzmitteilung im New England Journal of Medicine über die ersten 3 in zierten Patienten in Wuhan berichtet [1] . Darüber hinaus werden laufend medizinische Details über die Symptomatik und den Verlauf bekannt [3] Die von Zhu und Kollegen gezeigten radiologischen Veränderungen zeigen broncho-pneumonische bis hin zu ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome)artigen Bilder. Auf den gezeigten Abbildungen handelt es sich um eine bilaterale di use Anordnung der In ltrate. Allerdings ist noch völlig unklar, wie leich- "Wer bei Corona etwa an den römischen Ehrenkranz, an die Kaiserkrone, ein mexikanisches Bier oder ein japanisches Automodell gedacht hat, wird schnell in die Realität der Infektiologie, Epidemie und möglicherweise Pandemie zurückgeholt." (J. Bogner) tere Krankheitsverläufe aussehen. Davon wird unter anderem abhängen, ob Inzierte mit minderen Symptomen an der raschen Weiterverbreitung der Erkrankung beteiligt sein werden. Über die wichtigen Parameter Ansteckungsfähigkeit, Ansteckungsdauer, Inkubationszeit und "case fatality rate" ist aktuell noch zu wenig bekannt, um belastbare Prognosen aufzustellen. Der Blick zurück zeigt, dass für SARS-CoV die Case-Fatality-Rate bei 9,5% lag und dass 58% der Fälle Resultat einer nosokomialen Übertragung waren. Demgegenüber lag bei MERS-CoV die Case-Fatality-Rate bei 34%, und 70% der Fälle erfolgten durch nosokomiale Übertragung [4] . Bei Symptomen einer schweren respiratorischen Erkrankung, die einer In uenza oder einer Pneumonie ähnelt, sollten wir also unbedingt nach der Exposition fragen. Und die Frage beschränkt sich nicht auf "Waren Sie in China?", sondern muss di erenzierter und breiter angelegt gestellt werden: Es sollte nach Reisen in Massentransportmitteln inklusive Flugzeugen und Zügen gefragt werden und nach Exposition gegenüber anderen Personen mit Husten oder res-piratorischen Symptomen. Insbesondere bei Patienten mit positiver Reiseanamnese "China" ist an den Test für 2019-nCoV zu denken. Bevor ein Patient in eine Notaufnahme oder Klinik gesandt wird, ist eine Au lärung über das verantwortungsbewusste Verhalten und das vorsorgliche Tragen eines Mundschutzes nötig. Eine Konzentra tion von leicht Erkrankten an Orten mit hoher Übertragungsmöglichkeit (Klinik ambulanzen) ist natürlich zu vermeiden. Virologische Labors werden demnächst den Test anbieten können, in begründeten Einzelfällen ist über Speziallabors auch jetzt schon eine Testung möglich. A Novel Coronavirus from Patients with Pneumonia in China Another Coronavirus Geographical distribution of 2019-nCov cases A Novel Coronavirus Emerging in China -Key Questions for Impact Assessment Ruhe bewahren und Pandemie-Panik relativieren! Nach dem bisher Bekannten ist die Coronavirus-Infektion nicht gefährlicher als die "normale" Influenza (Und gegen die wollen sich ja bekanntlich viele noch nicht einmal impfen lassen!) Bei Reiserückkehrern aus China aktiv nach Kontakten und Symptomen fragen Potenziell Infizierte davon abhalten Test auf 2019-nCoV über Sputum oder Nasenabstrich durchführen (virologisches Speziallabor)