SPIELKARTEN. Digitized by the Internet Archive in 2014 https://archive.org/details/diespielkartendeOOweig DIE SPIELKARTEN WEIGEL'SCHEN SAMMLUNG. MIT 8 FACSIMILE. LEIPZIG, T. O. W E I G E L. 1 8 6 5. Nur in 100 Exemplaren gedruckt. In nachstehend beschriebener Sammlung, welche 19 Nummern mit 219 Blattern fast samnxtlich bisher unbekannter Spielkarten urnfasst, bieten wir einen wichtigen Beitrag sowohl zur Geschichte des Kartenspieles, als audi zur Geschichte der Druckkunst. In der Reise des Marco Polo wird des Kartenspieles nicht gedacht, wohl aber des Papiergeldes nnd lautet die- Stelle in der hochst seltenen, in Niirnberg durch Creussner 1477 gedruckten Ausgabe auf Seite 43 a folgender- maassen: „fcte mfiltl? ift D0 kctrtat", nnd auf Seite 43 b „W\£ mimq tft DO einer urn die Mitte des XV. Jahr- hunderts geschriebenen sehr schonen, in unserm Besitz befindlichen Handschrift des Renner finden sich das Wiirfelspiel, das Kegelspiel und Trick-Track in Bildern dargestellt; das Kartenspiel kommt darin jedoch nicht vor. Da nun der Verfasser des Renner, Hugo von Trymberg, welcher in der zweiten Halfte des XIII. und der ersten Halfte des XIT. Jahrhunderts lebte, das Kartenspiel nicht erwahnt, so war dasselbe zu seiner Zeit in Deutschland sicher noch nicht bekannt. Hier- durch wird die Angabe Ingold's in seinem Werke: 5)as gult»tJt fptl, 1472 in Augsburg durch Gunther Zainer gedruckt, dass clas Kartenspiel 1300 nach Deutsch- land gekommen sei, entkraftet. Unbedingt war aber das Kartenspiel 1380 bis 1384 in Niirnberg schon bekannt, da das Pflichtbuch dieser Stadt in diesen Jahren aus- driicklich das Kartenspiel erwahnt. (C. G. von Murr, Journal, Bd. II, S. 98.) No, 1. St. Johannes der Taufer. (1430—1450.) Der Heilige nach links gewendet, in ganzer Figur dargestellt und von vorne gesehen, steht auf griin colorirtem, hinten hiigelartig leichtgeschwelltern Erdboden. 6 SPIELKARTEN. Seine Beine sind entblosst; er ist mit einem wollenen, am untern Saum gefransten Gewande bekleidet, das fast bis zu den Knieen anfgenommen und in Falten gelegt, durch einen Strick urn den Leib znsammengehalten wird. Der Heilige hat um den Kopf einen diskusformigen Heiligenschein , tragt einen langen Bart und langes, liber die Schnltern herabwallendes Haar. Mit der Rechten halt er eine runde schwarzgrundirte Scheibe, in welcher das weisse, heilige Lamm angebracht ist, neigt den Kopf etwas nach links gegen diese Scheibe, auf welche er auch mit der, die Spitze seines Bartes beriihrenden Linken, zeigt. Der Erdboden ist ohne Pflanzen. Unser Exemplar ist colorirt; der Erdboden grim, das Gewand rothlich, Bart und Haar braun, der Heiligenschein gelb. Die etwas unregelmassigen Einbiegungen und Anschwellungen der Einfassungs- linie und die ganze Technik bekunden den Metallschnitt. Die Zeit seiner Ent- stehung fallt ziemlich sicher in das zweite Viertel des XV. Jahrhunderts. Die etwas hagere, nur in allgemeinem Umriss ausgerahrte Zeiclmung der Beine, die mehr geradlinige, noch fast gar nicht gebrochene und geknickte Faltung des Gewandes, so wie die schlicht und wellenformig behandelte Bewegung des Haares und Bartes deuten auf jene Zeit hin. Das Colorit weist auf Oberbayern. Das Papier ist filzig. Ein Wasserzeichen ist nicht vorhanden. Obschon im Blatte selbst keine ausseren Merkmale gegeben sind, welche uns bestimmen, in demselben eine Spielkarte zu erkennen, so besitzen wir doch eine Copie dieses Blattes, siehe No. 2, die unzweifelhaft unter die Spielkarten zu zahlen sein diirfte und es mehr als wahrscheinlich macht, dass das Original ebenfalls zu Spielzwecken, vielleicht fiir Geistliche gedient haben mag. Uebrigens besitzen wir noch anclere Blatter in unserer Sammlung, z. B. Apollonia No. 25 und eine Heilige No. 26 in Metallschnitt, die im ganzen Typus merkwiirdig mit dem St. Johannes ubereinstimmen. Vielleicht sind auch sie Ueberreste eines Kartenspieles. H. 5 Z. 2. L. B. 2 Z. 10 L. No. 2. St. Johannes der Taufer. (1450-1460.) Alte Copie der vorhergehenden No. 1 in Holzschnitt. Sie ist ziemlich getreu, jedoch von der Gegenseite und um zwei Linien schmaler. Der Heilige halt den Diskns mit dem Lamm mit der Linken, nicht wie im Original mit der Rechten. Der Copist hat sich ausserdem noch kleine Abweichungen erlaubt: der METALLSCHNITTE. 7 Glorienschein ist mehr oval geformt, das Gesicht ist langer, die Augenbrauen sind durch verticale Strichelchen ausgedriickt und die Wange ist durch almliche starkere Striche kraftiger beschattet, anch reicht der Bart holier auf das Kinn hinauf und der ausgestreckte Zeigefinger der rechten Hand beriihrt nicht den Rand des Diskus. Das Colorit der Copie weicht ganzlich vom Original ab. Der Glorienschein ist vergoldet, der Gruncl des Blattes wie des Diskus roth, der Fussboden braunlich, das Gewand spielt ins Violette, Fiisse, Hande und Gesicht ins Rothliche. Am rothen Gruncl sind vergoldete Gruppen von runden Punkten angebracht, auf jeder Seite vier. Diese Punktgruppen bestimmen uns, in diesem Blatte mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Spielkarte und zwar ein Zahlenblatt Acht zu erblicken, wenigstens liegt diese Annahme, wie von selbst gegeben, nahe und man mochte umsonst nach einer andern Deutung der Punkte forschen. Auch Passavant, Peintre-Graveur, T. I, pag. 14, theilt diese Annahme. Wir fugen eine Nach- bildung dieses Blattes unserer Beschreibung bei. Ein Wasserzeichen findet sich nicht. H. 5 Z. 2 L. B. 2 Z. 8 L. .No. 3. Das heilige Kreuz mit dem Zeichen yhs. (Urn 1450.) Kreuz unci Symbol yhs (in hoc signo), welche den mittleren Theil des Blattes einnehmen, sind ornamental behandelt und aus Bandern gebildet, deren Endschnorkel in Laubwerk auslaufen; der verticale Strich in h bildet das Kreuz. Dasselbe wird iiberragt von einer freischwebenden Krone, aus welcher sich zwei halmartige Bander mit Eicheln erheben, die sich nach den Seiten neigen. Zwischen diesen Bandern wachst aus der Mitte der Kronerhohung ein Zweig mit drei Eicheln, zwei andere Eicheln stecken auf den Enden zweier Schnure oder Bander, die unten aus der Oeffnung der Krone herkommen, sich seitwarts wenden und hier eine Verschlingung bilden. Unterhalb cles Kreuzes ist eine gegen unten gekehrte Lilie in reichem Blatterschmuck angebracht. Das Ganze ist von einer cloppelten Linie eingefasst. Unser Blatt ist verschiedenfarbig colorirt, Umrandung und Krone sind gelb, das Kreuz roth, die Buchstaben roth, gelb, grim und grau, die Lilie roth, gelb, hellbraun und grim. Diese Farben weisen auf Schwaben. Das Papier hat kein Wasser- zeichen. Die Entstehung des Blattes diirfte gegen die Mitte des XV. Jahrhunderts zu setzen sein, wenigstens weisen Behandlung und Stil des ornamentalen Schmucks s SPIELKARTEN. auf diese jit hin. Eigenthiimlich ist die Verzierung der Krone mit Eicheln, die uns auf ahnlichen Blattern bis jetzt nicht vorgekommen ist und deren symbolische Bezielmng zum Gegenstande der Darstellung uns weniger klar und deutlich erscheint, als wenn statt der Eicheln passendes Laubwerk angebracht worden ware. Viel- leicht haben wir es aus diesem Grunde in diesem Blatt nicht einfach mit der Darstellung des religiosen Symboles, sondern mit einer Spielkarte fur Geistliche zu thun, deren wir noch andere in unserer Sammlung besitzen. Die Eicheln hatten dann nichts Befremdliches, sondern clriickten die Eichelkarte der deutschen Spiel- karten aus. H. 7 Z. 6 L. B. 4 Z. 11 L. No. 4. St. Wenzel. (1450—1470.) Der Heilige in ganzer Figur, in einer Landschaft und in schreitender Haltung nach rechts. Er tragt auf dem, von einem Nimbus umgebenen Kopf einen Herzogshut, unter welchem das starke, lockige Haar bis auf den Nacken herab hervorquillt. Er tragt ein gefaltetes, bis zu den Knieen reichendes Warns, das iiber den Ruften durch einen Giirtel zusammengehalten wird und iiber dem Warns ein langes Obergewand, das hinter ihm auf den Erdboden herabfallt. Seine Hosen sind enganliegend und seine nur im Umriss gegebenen Schuho vorne spitz geschnitten. Der Heilige halt mit der durch das Obergewand verhullten Linken ein Buch, auf dessen Deckel ein Hahn stent, und fasst mit der Rechten sein Gewand. Der Erdboden ist mit verschiedenartigen kleinen Pflanzen bewachsen. Eine dreifache Linie, deren innerer Raum enger als der aussere ist, schliesst das Bild ein. Passavant bespricht in seinem Peintre-Graveur, Tome I, p. 14, dieses merk- wiirdige und inter essante Blatt. Seine Entstehung diirfte zuverlassig zwischen 1450 bis 1460 fallen, da auf diese Zeit nicht bios das Costuni, der tiefsitzende Giirtel, die Art und Weise der Faltung des Gewandes, sondern auch die ganze Auf- fassung der Figur hinweist. Bei scharferer Betrachtung der Pflanzen drangt sich dem Betrachtenden unwillkiihrlich die Vermuthung auf, dass wir es in diesem Blatt wahrscheinlich nicht einfach mit der Darstellung eines Heiligen, vielmehr mit dem Ueberbleibsel eines grosseren, vielleicht fur Geistliche bestimmten Kartenspieles zu thun haben. Passavant theilt ziemlich entschieden diese Ansicht. Man sieht auf den vorne befincllichen Pflanzen deutlich und bestimmt die vier Farben des METALLSCHNITTE. 9 deutschen Spieles: Schellen, Eichel, Griin und Roth. Weder Zufall noch ktinst- lerische Willktihr erklaren diese, olme Beziehung auf das Karten- spiel, wie uns scheint, unerklarliche Walirnehmung. Welchen Rang dieses Blatt, falls man in ilim eine Karte erkennt, im Spiel ein- genommen haben mag, lasst sich nicht mehr entseheiden; die vor- wiegende Dreizahl der Farben an den Pflanzen scheint auf ein Zahlen- blatt III zu deuten, man diirfte aber eher versucht sein, auf ein, alle Farben beherrschendes Hauptblatt zu schliessen. Wir haben geaussert, dass dieses Blatt vielleicht das Ueberbleibsel eines fur Geistliche bestimmten Kartenspieles sei. Uns sind zwar keine solche Spiele er- halten oder in alteren Quellen beschrieben; was uns jedoch noch nicht berechtigt, zu schliessen, dass es iiberhaupt keine solche gegeben habe. War es den Geistlichen auch verboten, um Geld oder Geldeswerth zu spielen, so konnte es doch erlaubt sein zur Belehrung zu spielen. Wir besitzen zwei Exemplare dieses Bildes, welche auf demselben Bogen nebeneinander gedruckt sind. Das Papier hat nebenstehendes Wasserzeichen. H. 7 Z. B. 4 Z. 9 L. No, 5, Ein unbekannter heiliger Konig, nach dem munchener Exemplare St. Quirinus, Patron von Tegernsee. (1475—1500.) Ein jugendlicher Konig olme Bart, mit langen, iiber den Nacken herab- fallenden Haaren, mit einer Konigskrone und mit einer Glorie um das Haupt, sitzt nach links gewendet auf einem Stuhle mit hoher Lehne am Rticken und an den Seiten und mit einem zu ihm gehorigen Fussboden. Der Konig tragt mit seiner Linken den Reichsapfel. In der Rechten halt er ein kurzes Scepter, welches an der Spitze in ein kleines Kreuz ausgeht. Seine Kleidung besteht in einem eng anliegenden Kleidungsstiick des Oberleibes, welches den Hals tief herab frei lasst, oben einen schmalen Rand hat, weder Knopfe noch Heftel zeigt und nur mit Querstrichen schraffiert ist. Die Beine, von denen das rechte vom Knie ab- warts, das linke von den Knocheln sichtbar sind, werden durch eng anliegende Strumpfliosen, die an den Fiissen in lange Spitzen ausgehen, bekleidet. Ueber dies tragt er einen langen, weiten, faltigen Mantel, mit einem breiten ubergeschlagenen Kragen, wie es scheint von glattem Pelze und mit einem Besatze von demselben Stoffe an dem Rande des Mantels von oben herab bis ringsum, und an den Aermeln. 2 10 SPIELKARTEN. Der Stuhl des Konigs erhebt sich von einem Boden, wie es scheint, nich auf Beinen, sondern auf einer geschlossenen Masse, wie es im XV. Jahrhundert gewolmlich war. Die Seitenlehnen enden oben in eine nach vorwarts gebogene Blattarabeske. An der Seite des Stables recbts lehnt ein Schild von der Form, wie sie am Ausgange des XV. und Anfang des XVI. Jahrbunderts gebrauchlich r ^ ist, mit dem Wappen von Tegernsee. Es sei aber ausdriicklich be- merkt, dass nur der Rand des Schildes in Holzschnitt, die Blatter ^m) desWappens aber nur mit dem Pinsel in blassgriiner Farbe, ohne ^ alle Vorzeichnung ansgefiihrt sind. Der Konig sitzt unter einem Rundbogen, der durch angeschlossene Arabesken inwendig und auswendig verziert ist. Die aussere Arabeske ist nicht mehr vollstandig erhalten. Die Zeichnung ist leicht und sicher, was sich besonders in den Handen und Arabesken zeigt. In den Falten des Mantels finden sich noch viele Knicke. Die Linien des Schnittes sind nicht immer gleichmassig, wahrend sie aber am rechten Beine, an der Seitenlehne des Stuhles und an manchen Theilen der Arabeske ziem- lich stark sind, sind sie iibrigens fein und gefallig. Die Kleidung des Konigs, die Riickenlehne und der Boden des Stuhles, sowie der Fussboden sind schraffiert, theils mit ununterbrochenen, theils mit unterbrochenen Linien, welche letzte Form der Schraffierung eine grosse Leichtigkeit giebt. Das Colorit weicht vom schwabischen Colorit wesentlich ab und nahert sich dem von Mondsee. Das Incarnat des Gesichts und der Hande, die Strumpfhosen, die Lehne und der untere Theil des Sitzes sind blass zinnoberroth. Die Glorie und der Leibrock des Konigs, das Kreuz auf dem Reichsapfel, die Rander an den Lehnen und am Sitze des Stuhles sind dunkel zinnoberroth. Die Krone, der Reichs- apfel, der Besatz des Mantels, die Aussenseite der Stuhllehne, der rechte Theil des Hintergrundes (Fussbodens), sowie der Schild sind blass, sehr blassgelb. Der Bogen iiber dem Sitze, der Mantel und das Scepter des Konigs, sowie die Blatter des Wappens sind sehr blass gelbgrtin. Der Mantel und die Blatter sind etwas dunkler gelbgriin schattiert. Der linke Theil des Fussbodens ist im Hintergrunde blassblau. Woher das Bild stamme, lasst sich zum Theil aus dem Wappen von Tegern- see vermuthen. Die Farben des Wappens sind ganz die des Mantels, wer den Mantel und somit auch das ganze Bild colorirt hat, muss auch das Wappen colorirt haben. Nun lasst sich kaum annehmen, das jemand anders als ein Bewohner des Klosters Tegernsee ein Interesse daran haben konnte, das Wappen von Tegernsee in den leeren Schild zu malen. Wir diirfen also wohl annehmen, dass das Bild in Tegernsee ausgemalt sei. Vielleicht ist es auch in Tegernsee geschnitten und gedruckt. In der k. Kupferstichsammlung in Mimchen, Mappe II, 68734, findet sich auch ein Exemplar dieses Holzschnittes mit derselben Art des Colorites und mit 4 HOLZSCHNITTE. 11 deni Wappen von Tegernsee an derselben Stelle, jedoch mit dem Unterschiede, dass das Wappenbild nur mit der Feder schwarz eingezeichnet ist. Ausserdem hat aber das Exemplar die handschriftliche Ueberschrift: Sctus Quiring mr / Nun wurde dem heil. Quirinus zu Tegernsee, dessen Hauptpatron er ist, 1472 ein Altar geweiht, auf demselben 1474 eine Tafel mit Angabe seiner Schicksale und Wunder aufgestellt und 1476 seine Gebeine, die 754 in der Krypta der Kirche zu Tegernsee beigesetzt und 1473 wieder gefunden worden waren, in der Sacristia ad sahatorem wieder beigesetzt. Es ist wohl moglich, dass unser Bild zum Andenken an diese Feierlichkeiten in Tegernsee verfertigt worden ist, zumal St. Quirinus in der Nachricht Member auch Rex lieisst 135 ) und der Stil in jene Zeit gehort. Dagegen darf man aber geltend machen, dass St. Quirinus nach Alt, Heiligenbilder, S. 183, ganz andere Embleme bat, dass das Wappen der Abtei Tegernsee, in eine bereitgehaltene Form eingezeichnet, auch nur den Besitzer des Bildes anzeigen kann und dass der handschriftliche Name auf dem Exemplare in Miinchen nicht beweist, dass der Kiinstler den heil. Quirinus habe darstellen wollen, sondern nur belegen kann, dass der Schreiber die Figur fur den heil. Quirinus gehalten oder ausgegeben habe. Wenn wir nun beriicksichtigen, dass Reichsapfel und Scepter an sich durchaus keine speciellen Embleme eines christlichen Heiligen sein konnen, andere Embleme aber auf dem Bilde sich nicht finden, so konnen wir wohl zweifeln, dass ein bestimmter Heiliger habe dargestellt werden sollen. Es drangt sich uns dagegen der Gedanke auf, dass wir hier eine Spielkarte und zwar den griinen Konig vor uns haben, dessen Figur man den Heiligenschein gab, um sie desto unbedenklicher in Klostern und unter Geistlichen verwenden zu konnen. Hierzu bedurfte es keines namentlich kennbaren Konigs, sondern es war jeder Konig mit einem Heiligenscheine versehen dazu brauchbar. Unser Exemplar hat links unten und rechts oben und unten etwas gelitten, so dass am Schilde die Halfte des Lindenblattes fehlt. Das Colorit ist sehr frisch. Vom Wasserzeichen ist nichts zu erkennen. H. 4 Z. 1 L. B. 2 Z. 10 L. No. 6, Italieaische Spielkarten. (Um 1500.) Passavant, Peintre-Graveur, T. I, pag. 14, erwalmt neun Karten unseres Spieles. Er halt sie fur franzosisch aus der zweiten Halfte des XV. Jahrhunderts. 135) Ueber das Bild in Miinchen vergl. Passavant, Peintre-Graveur, T. I, p. 23; iiber St. Quirinus und die ihn betreffenden Feierlichkeiten siehe PEZ, Thesaurus Anecdotor. Noviss. T. Ill, Part. Ill, cq. II sp. column. 575, 578 , 587, 590. 2* 12 SPIELKARTEN. Es sclieint ihn zu dieser Annahme Denari-Ass mit den franzosischen Lilien bestimmt zu haben. Da jedocb das mailanclische Wappen auf Denari III vorkommt und die Farben cles Spieles nicht die franzosischen, sondern die italienischen sind: Denari, Coppe, Spade und Bastoni, so diirften wir fast mit gleichem Recht einen italie- nischen Ursprung vermuthen. Vielleicht ist es in dem am Ende des XV. Jahr- hunderts beginnenden franzdsisch -italienischen Kriege entstanden und wohl fur franzosische Truppen bestimmt. — Der ganze Typus cler Karte, welche in Metall gesclmitten ist, hat ein alter- thumliches Aussehen; doch deuten einzelne Theile der Tracht, wie die gerundeten Schuhe, bereits auf die Uebergangszeit des XV. und XVI. Jahrhunderts hin. Zeich- nung und Sclmitt sind sehr unbehiilflich und roh. Diese Rohheit giebt bei fliichtiger Betrachtung leicht Veranlassung , die Kartenfigur fiir alter zu halten, als sie in Wirklichkeit ist. Das vollstandige Spiel scheint aus 52 Blattern bestanden zu haben, namlich den Zahlenblattern II bis X, Ober und Unter (Valet und Sous- Valet), Konig und Ass. Die Zahlenblatter tragen zum Theil bildlichen Schmuck. Die Farben sind die italienischen: Denari, Coppe, Spade und Bastoni. Wir besitzen von diesem Spiel zwei Brnchstucke eines Bogens im seltenen Zustand vor der Zerschneidung. Der eine dieser Bogen, derselbe, den Passavant bei uns sah, enthalt in zwei Reihen neun Karten; er stammt aus der reichen Sammlung Delbeck, die 1852 zu Paris versteigert wurde, der andere vollstandige Bogen enthalt, ebenfalls in zwei Reihen, 12 Karten, die jedoch ringsum am Rancie etwas beschadigt sind. Wir haben drei Blatter dieses Spieles nachbilden lassen: Coppe- Ass, Denari- Ass und Coppe -Valet. H. 3 Z. 4 L., Br. 1 Z. 6 L. Erster Bogen mit 9 Blattern. Denari-Ass. Ein Engel in langem, die Fiisse verhullendem Gewande, auf einem Halbmond stehend. Er wird von vorn gesehen, richtet die Augen nach links und halt eine runde Scheibe, in welcher ein Denar mit den drei Lilien Frankreichs unter einer Krone. Denari II. Zwei Denare mit Wappen in runden Scheiben; das obere Wappen, quadrirt, zeigt im ersten und vierten Feld vier horizontale Striche, im zweiten und dritten Feld vier und drei Kugeln; das untere Wappen dagegen Schragbalken , die von der Rechten zur Linken aufsteigen. Zwischen den beiden Denaren ein nach links gekehrter Lowe. Denari III. Drei Denare mit METALLSCHNITTE. 13 Wappenschilden in runden Scheiben; das obere Wappen giebt sich als das mai- landische zu erkennen. Eine Ranke mit Laub schlingt sich von unten aufsteigend urn die Denare. Denari VI. Sechs Denare mit Wappenschilden in runden Scheiben, zwei oben, zwei unten, zwei in der Mitte. Zwischen ihnen zwei Hunde, der obere nach links gekehrt, der nntere in entgegengesetzter Richtung laufend. Das Wappen im links zu unterst benncllichen Denar gleicht dem mailandischen. Denari VII. Sieben Denare ebenfalls mit Wappenschilden in runden Scheiben; an den Winclungen zweier Ranken sind Blatter und zwei zapfenartige Friichte an den obern Enden. Denari VIII. Acht Denare mit Wappen in runden Scheiben. Zwischen den untern stent in der Mitte eine nackte weibliche, nach rechts gewendete Figur, ihr langes Haar fallt iiber den Riicken herab. Ihre Scham bedeckt sie mit der Hand. Oberhalb ihres Kopfes eine liegende Katze. Coppe-Ass. In einer einem Taufbecken ahnlichen unten verzierten Bade- wanne stent eine junge Frau, welche mit aufgelostem Haar, nach links gekehrt, bis zu den Huften sichtbar, in der Linken eine Blume halt. Ueber der Wanne ein Baldachin. Coppe II. Zwei Becher iibereinander mit Deckel. Zwischen ihnen im mittleren Theile der Karte ein nach links gekehrter Stier mit Schellenhalsband. Coppe IX. Neun Becher mit Deckel, vier aufeinander auf jeder Seite, einer oben in der Mitte. Zwischen ihnen ein nach oben gekehrter Hund mit Halsband und geoffnetem Maule. Das Papier ist ohne Wasserzeichen. Zweiter Bogen mit 12 Blattern. Das Blatt ist am Rande so beschadigt, dass einzelne Figuren nicht mehr bestimmt zu erkennen sind. Wir geben sie in Folgendem in der Reihenfolge des Blattes oben links beginnend. Ein Konig, zu Pferde nach rechts, die Linke er- hebend (beschadigt). Denari- Ob er? Ein vornehmer Herr in langem, mit Hermelin verbramtem Obergewand iiber einem nur unten sichtbaren, die Fiisse verhiillenden gemusterten Unterkleid; er wird von vorne gesehen und wendet den Kopf nach rechts. Sein langes Haar fallt auf die Schultern herab, seine Kopfbedeckung ist nicht mehr sichtbar; in der halberhobenen Rechten halt er einen Zweig mit einem Denar. Spade- Ober. Ein Herr in langem, bis auf den Fussboden herabfallendem Obergewand mit zwei Hangearmeln, das vorn offen ist und ein gestreiftes Warns und enge Hosen als Unterkleidung erkennen lasst Der Herr ist nach rechts gekehrt, tragt langes Haar, in der Rechten ein Schwert und fasst mit der Linken seinen Giirtel. Seine Kopfbedeckung ist nicht mehr sichtbar. Coppe-Ober. Ein Herr in langem, bordirtem, durch einen Giirtel zusammengehaltenem Obergewand mit Pelz- u SPIELKAR T E N. kragen und weiten Hangearmeln, nacli links gekehrt und etwas vom Riicken gesehen. Er tragt langes Haar und auf der Linken einen Becher mit Deckel. Seine Kopfbedeckung ist nicht mehr sichtbar. Bastoni-Ober. Ein Herr in langem, pelz- verbramtem, unten schuppenartig bordirtem Oberkleid, welches durch einen Giirtel zusammengehalten wird; er ist nach links gewendet, richtet aber den von langem Haar umwallten Kopf nach rechts, fasst mit der Rechten seinen Giirtel und halt in der Linken einen knotigen dicken Stab. Audi hier ist die Kopfbedeckung weg- geschnitten. Ein Krieger, geharnischt, wie es scheint ein Feldherr, da er in der Rechten einen Commandostab auf seine Lende stiitzt (beschadigt). Denari-Ober? Ein Krieger, geharnischt, nach rechts gekehrt, in der halberhobenen Linken einen Denar haltend (beschadigt). Coppe- Valet? Ein junger Mann zu Pferde, nach links gekehrt, mit einer Miitze mit aufstehender Krempe auf dem langen Haar; er tragt ein durch einen Giirtel zusammengehaltenes Warns mit Hangearmeln und halt in der Linken einen runden Becher mit Deckel. Coppe-Sous-Valet? Ein junger Mann nach links gekehrt, etwas vom Riicken gesehen, mit eng an- liegenden Hosen, engem, am Hals ausgeschnittenem Warns mit Hangearmeln be- kleidet und mit einer Miitze mit aufstehender Krempe auf dem langen, iiber den Nacken herabwallenden Haar. Er halt in der Linken einen Becher und stiitzt die Rechte auf die Hiifte. Spade-Valet? Ein junger Mann zu Pferde, nach rechts reitend, mit einer Miitze mit aufstehender Krempe auf dem langen Haar, und mit einem vor der Brust, wo man ein schwarz- und weissgestreiftes Unterkleid sieht, zuriickgeschlagenen Warns bekleidet, das durch einen Giirtel zusammengehalten wird. Er halt in der Rechten ein emporgerichtetes Schwert und erhebt halb die aus- gestreckte Linke. Bastoni-Valet. Ein junger Mann in schreitender Haltung, etwas nach links gewendet, wahrend er den Kopf nach der entgegengesetzten Seite kehrt. Er halt in der Linken einen knotigen Knittel und liiftet wie griissend mit der Rechten seine Miitze. Ein Krieger, zu Pferd, nach links gekehrt, die Linke halb erhebend, mit einem durch einen Giirtel zusammengehaltenen Warns iiber einem schwarz und weiss gestreiften Unterkleid. Er tragt eine iinter dem Kinn durch ein Band festgehaltene Miitze auf dem langen Haar (beschadigt). Ein Wasserzeichen ist nicht sichtbar. HOLZSCHNITTE. 15 -2VVLM Ff* No, 7. Deutsche Spielkarten. 5 Blatter (1504). Wir finden in keinem Werke eine Erwahnung dieser deutschen, aus vier Farben bestehenden Karte. Sie ist ulmischen Ursprungs und ihre Entstehung fallt in das Jahr 1504. Wir ersehen dieses aus einem Papierstreifen am Eichel-Konig, welcher die Inschrift und ein Monogramm tragt, das auch in vergrosserter Form auf Roth IX erscheint. Roth VIII tragt nnten an einer Bandrolle die Zahl 15 04. Die Karte ist, nach den Unterbrechungen in den Umrissen zu schliessen, mit der Patrone ge- fertigt. Die uns vorliegenden Blatter befinclen sich noch, wie es selten vorkommt, im ersten Stadium ihrer Entstehung, indem sie nicht zerschnitten sind, Striche aber bereits ihre Durchschneidungslinie anzeigen. Ueber den Verfertiger der Karte sind wir im Dunkeln. Auf Roth IX findet sich ein Monogramm von nebenstehender Form. Haben wir, was wahr- scheinlich ist, hinter diesem Zeichen nicht den Verfertiger, sondern den Drucker oder Herausgeber der Karte zu suchen, so ist vielleicht dasselbe das Monogramm des bekannten ulmischen Buchdruckers Johannes Zainer oder eines Sohnes clesselben, der noch 1523 am Leben war und nicht bios Biicher, sondern auch Holzschnitte druckte. Die Karte ist nach den Einfassungsinien gerechnet 3 Z. 1 L. h. und 2 Z. b. Schellen-Konig. Ein Konig nach links gewendet, auf einem Thron; er tragt vollen Bart, langes Haar und eine Krone, ein gefaltetes, bis zu den Knieen reichendes Warns, das durch einen rundgezackten Gurtel zusammengehalten wird, an den Fiissen dunkele Schuhe und auf der linken Hand eine Schelle. Rechts hinten am Thron ein Thiirmchen. Eichel-Konig. Ein Konig nach rechts gekehrt, ebenfalls auf einem Thron, an dessen linker Hinterecke gleichfalls ein Thiirmchen; er ist vollbartig, tragt eine ahnliche Krone auf dem Kopf und ist mit einem langen Gewande bekleidet, das jedoch die liber einander gelegten, mit schwarzen Schuhen bekleideten Fiisse frei lasst. Mit der Linken halt er eine Eichel und mit der Rechten, wie es scheint, das Ende seines Giirtels. — Links auf einem Papierstreifen ausser der Einfassungslinie dieser Karte, die mit der vorhergehenden ein Blatt bildet, die zuvor angegebene Inschrift. 16 SPIELKARTEN. Roth VI. Sechs Herzen, je clrei aufeinander auf jeder Seite im oberen Theil der Karte. Unten ein nach rechts laufender, die Zunge ausstreckender Hund mit Halsband. Mit der vorhergehenden Karte auf einem Blatt. Roth VIII. Vier Herzen aufeinander, vier auf jeder Seite der Karte. Unten an einer Bandrohe die Jahreszahl 1504. Roth IX. Neun Herzen, je drei in drei Reihen aufeinander. Im unteren Theil der Karte das zuvor abgebildete grosse Monogram m. Ein Wasserzeichen ist nicht vorhanden. No, 8. Deutsche Spielkarten. 24 Blatter. (1550 — 1575.) Wir finden nirgends eine Beschreibung und Erwahnung dieser Karte, deren Entstehung, nach dem Costiim der Figuren zu urtheilen, in das erste Viertel der zweiten Halfte des XVI. Jahrhunderts fallen diirfte. Sie umfasst die gewohnlichen vier deutschen Farben in 52 Blattern und enthalt die Zahlenblatter II bis X, Unter, Dame, Konig und Ass. Die Zahlenblatter sind bis auf ein Paar ohne bild- lichen Schmuck, deren Farben an arabeskenartig behandelten Baumchen an- gebracht sind; der Unter ist als Soldat, der Konig zu Pferd dargestellt. Der Verfertiger hat sich auf den uns vorliegenden Blattern nicht genannt. Der Ort der Entstehung diirfte vielleicht in Niirnberg oder Ulm zu suchen sein. Der kiinstlerische Werth dieser Karte ist gering. Sie ist einfach und im Verhalt- niss zu andern Karten schlicht und schmucklos behandelt, wie fiir den gemeinen Mann. Zeichnung und Schnitt sind oberflachlich und zum Theil etwas unbeholfen. Die Farben der Zahlenblatter sind colorirt. Schellen dunkelroth, Eichel dunkel- roth und grim, Griin dunkelgrim. Der Colorist hat wenig Sorgfalt verwendet, da die Farben, mit der Patrone aufgetragen, die Umrisse zum Theil nicht decken. Unser Spiel ist leider nicht vollstandig, liegt uns aber auf sechs noch un- zersclmittenen Blattern in einem friiheren Zustande vor. Horizontale und verticale Striche deuten die Durchschneidungslinien an. Zwei dieser Blatter sind cartonnirt. Zur bessern Veranschaulichung der Karte haben wir Schellen III, Griin-Unter und Roth -Unter abbilden lassen. H. 2 Z. 11 L. B. 1 Z. 11 L. Schellen. Schellen III. Drei Schellen. Unten ein nach rechts laufender Hirsch, von einem nebenherlaufenden Hunde verfolgt. Schellen -Unter. Ein Soldat mit langein Bart, nach rechts gewendet, auf der halberhobenen Linken einen HOLZSCHNITTE. 17 Becher haltend, mit Warns, Giirtel, geschlitzten Hosen und einem Federbarett bekleidet. Rechts unten bei seinem linken Beine eine Schelle. Schellen-Darne. Ein junges Madchen, etwas nach links gewendet, in langem, steif gefaltetem Rock init zwei Bordiiren unten, mit einer Zackenkrone auf dem Kopfe, auf der halb- erhobenen Rechten eine Schelle haltend. Eichel. Eichel III. Drei Eicheln an einem arabeskenartig behandelten Baumchen in Dreiecksforni gestellt. Eichel IV bis IX an einem ahnlichen Baum- chen. Eichel-Unter. Ein Soldat, mit Warns, geschlitzten Hosen und Federbarett bekleidet, sein Feuerrohr mit dem Kolben nach oben iiber seiner linken Schulter tragend. Links unten bei seinem rechten Fuss eine Eichel. Eichel-Konig. Ein Konig, mit Warns und gezackter Krone bekleidet, zu Pferd, in Profil, nach links reitend, mit der Rechten einen Scepter, mit der Linken den Ziigel haltend. Links oben eine Eichel. Grim. Griin II. Zwei grime herzformige Blatter an einem Zweig, welcher aus dem Nasenbein eines nach rechts gekehrten, auf den Hinterfussen stehenden Hirsches hervorwachst. Griin III. Drei ahnliche Blatter an einem arabeskenartig behandelten Strauch. Griin IV bis IX. Alle diese Nummern mit den namlichen Blattern an einem ahnlich behandelten Baumchen. Die Anordnung der Blatter entspricht ganz der Anordnung der zuvor beschriebenen Eichelfarbe. Griin -Unter. Ein Soldat, von vorne gesehen, etwas nach rechts gewendet, wahrend er den Blick nach links richtet, mit Warns und geschlitzten Hosen bekleidet, ohne Kopf- bedeckung, mit der Rechten sein Schwert iiber der Schulter haltend. Unten links die Farbe. Grim-Dame. Ein fast ganz nacktes Madchen, dessen Scham durch ein Tuch verhiillt ist, dessen Ende iiber ihrem rechten Arm hangt. Sie tragt ein kronenartiges gezacktes Barett auf der Haube, ein Halsband mit Medaille und halt in der Rechten die Farbe. Roth. Roth -Unter. Ein Soldat nach rechts gewendet, in Warns, geschlitzten Hosen und helmartiger Kopfbedeckung mit Feder, halt in der gesenkten Rechten ein Schwert und macht mit der Linken eine gesticulirende Bewegung. Zwischen seinen Fiissen ein Herz. Roth-Konig. Ein Konig mit gezackter Krone zu Pferd, nach links reitend, ein Schwert' oder einen ahnlichen Gegenstand iiber seiner Schulter. Links oben ein Herz. Ein Wasserzeichen ist nicht zu sehen. 3 18 SPIELKARTEN. No, 9. Deutsche Spielkarten. 8 Blatter. (1500—1525.) Der Typus dieser Karten stimrnt, soweit wir nach den vorliegenden Blattern schliessen konnen, im Ganzen mit den Karten in No. 8 iiberein. Figurenblatter sind nicht erhalten, sondern nur Zahlenblatter von Schellen, Eichel, Grim und Roth. Auch hier finden sich anf Eichel nnd Griin arabeskenartig behandelte Baumchen, an welchen die Farbenbilder angebracht sind und an Schellen und Roth unten Thiere und andere Figuren, die sich bei dem mangelhaften Druck misers Exemplars nicht mehr genau erkennen und unterscheiden lassen. Zeit und Ort der Ent- stehung dieser Karten diirften denen der vorbeschriebenen Karten nahe liegen. Unser Exemplar ist ungeschickt colorirt; Schellen hellroth; Eichel hellgriin und roth, Griin hellgriin und Roth dunkelroth. Auch diese Karte ist noch nicht zer- schnitten. Blatt 1 enthalt: Eichel III, Griin III, Eichel VI und Griin VI. Sammtlich ohne bildlichen Schmuck. Blatt 2: Roth III, Schellen III, mit nicht mehr erkennbaren Thieren unten, Roth IV mit einer Eule und Schellen IV mit einem Manne bei einem Gefass unten. H. 2 Z. 11 L. B. 1 Z. 10 L. No. 10. Deutsche Spielkarten. 10 Blatter. (1550-1570.) Auch diese Karte, deren nirgends Erwahnung geschieht, zeigt denselben Typus wie die beiden zuvorbeschriebenen Spiele. Das Costiim der Figuren deutet auf das erste Viertel der zweiten Halfte des XVI. Jahrhunderts hin. Zeichnung und Schnitt sind oberflachlich und mittelmassig, ohne weitern kiinstlerischen Werth. Der Verfertiger der Karte hat sich auf den uns vorliegenden Blattern nicht genannt, diirfte aber in Siiddeutschland zu suchen sein. Das vollstandige Spiel umfasst die gewohnlichen vier deutschen Farben und 52 Blatter: die Zahlenblatter II bis X, Unter, Dame, Konig und Ass. Die Zahlen- blatter scheinen ohne Bildwerk zu sein, wenigstens befindet sich kein solches auf den uns vorliegenden Blattern. Eichel und wahrscheinlich auch Griin sind an arabeskenartig behandelten Baumchen angebracht. Die Unter sind clurch Soldaten, die Ober durch thronende Koniginnen ausgedriickt. HOLZSCHNITTE. 19 Wir besitzen von dieser Karte nur das Bruchstiick eines Bogens, vor der Zerschneidung der einzelnen Blatter und vor der Cartonirung der Riickseite. Horizontale und verticale Striche deuten die Durchschneidungslinie an. Ausser den unten beschriebenen Blattern finden sich noch auf diesem Bogen Ueberbleibsel von alien vier Untern nnd verschiedenen Zahlenblattern oben und an der linken Seite. Der Druck ist mangelhaft, zum Theil undeutlich und unbestirnnit. Wir haben zur klareren Veranschaulichung des Typus der Karte Schellen-Konig ab- bilden lassen. H. 2 Z. 10 L. B. 2 Z. 3 L. Schellen VIII. Acht Schellen. Schellen-Konig. Ein Konig in langem Rock, zu Pferde, nach rechts reitend, mit der Linken einen Scepter, mit der Rechten die Ziigel seines Pferdes haltend. Hinter ilini auf dem Pferd ein auf den Hinterfussen stehendes Schwein. Rechts oben eine Schelle. Eichel III. Drei im Dreieck gestellte Eicheln an einem Baumchen. Eichel VIII. Acht Eicheln an einem Baumchen, vier auf jeder Seite. Eichel- Dame. Eine auf einem Thron sitzende Konigin, nach links gewendet, mit einer Krone auf dem Kopf, in der Linken einen Scepter, in der Rechten eine Eichel haltend. Eichel-Konig. Ein Konig zu Pferd, nach links reitend, mit langem Rock bekleidet, in der Rechten einen Scepter, in der Linken die Ziigel seines Pferdes haltend. Hinter seinem Riicken, wie auf Schellenkonig, ein auf den Hinter- fussen stehendes Schwein. Links oben eine Eichel. Griin-Konig. Ein Konig zu Pferd, nach rechts reitend, mit der Rechten seinen Scepter haltend. Rechts oben ein Grim. Roth VIII. Acht Herzen. Roth -Dame. Eine Konigin auf einem Thron, nach rechts gekehrt, auf der linken Hand ein Herz, mit der Rechten einen gegen die Schulter gelelmten Scepter haltend. Roth-Konig. Ein Konig mit spitzer Zackenkrone, auf courbettirendem Pferd nach links reitend, mit der Rechten einen Scepter, mit der Linken die Ziigel seines Pferdes haltend. Oben links ein Herz. Ohne Wasserzeichen. No. 11. Deutsche numerirte Tarockkarte. 43 Blatter. (1500—1550.) Wir haben keine Kunde, wo und von wem dieses Spiel gefertigt worden ist; in den bis jetzt erschienenen Werken iiber die Spielkarten geschieht desselben keine Erwahnung und die uns vorliegenden Blatter tragen keine Bezeiclmung. Sein 3 * 20 SPIELKARTEN. Ursprung ist unzweifelliaft deutsch und fallt in die erste Halfte des XVI. Jahr- hunderts. Suchen wir nach Parallelen, so sind in der Karte des Virgil Solis nianche Anknupfuiigspunkte gegeben. Die Trachten der Figuren tragen denselben Charakter und die ganze Anordnung zeigt verwandte Motive. Sie diirfte um dieselbe Zeit und vielleicht auch in Niirnberg entstanden sein. Das vollstandige Spiel umfasst vier Farben und 52 Blatter, die Farben sind aber nicht durch Schellen, Eichel, Griin und Roth, sondern, wie in der Karte des Virgil Solis, durch Thiere in wechselnden Stellungen, durch Lowen, Affen, Adler und Papageien ausgedriickt. Jede Farbe enthalt 9 numerirte Zahlenblatter von II bis X, Bube, Dame, Konig und Ass. Das Ass enthalt eine leere, offenbar fur eine Schrift bestimmte Cartouche. Vielleicht haben sich Exemplare dieses Spieles erhalten, wo die Ass Schrift tragen. Bube, Dame und Konig stellen Figuren der griechischen und roniischen Sage und Geschichte dar, und ihre Namen sind im Unterrand der betreffenden Karte eingeschnitten. Zeichnung und Schnitt sind weniger gelungen als in der verwandten Karte des Virgil Solis. Die Zeichnung entbehrt nicht der Freiheit und die Darstellung der Thiere, zum Theil wenigstens, nicht des beliebten Humors, aber letzterer ist zahmer und unschuldiger und die Zeichnung weniger sicher und individuell in den Figuren. Unser Exemplar, von guter Erhaltung, ist leider nicht ganz vollstimdig, in- dem Eichel IX, Griin II und Ass und Roth V bis X fehlen. Wir haben die III und Buben einer jeden Farbe in Nachbildungen unserer Beschreibung beigegeben. H. 3 Z. 7 L. B. 2 Z. 2—3 L. Schellen. Die Farbe ist durch Lowen in Landschaften , in wechselnden Stellungen auf einander, ausgedriickt. Schellen II. Zwei nach rechts gekehrte Lowen, der eine auf dem untern, der in aufgerichteter Haltung vorgestellt ist, reitend. Rechts oben unter seiner Tatze: -II- Die Punkte stehen bei alien Blattern wie hier in der Mitte der Zahlen. Schellen III. Drei Lowen, die beiden untern, sitzend gegen einander gekehrt, reichen sich die eine Vordertatze, der obere, auf diesen stehend, halt mit seinen Vordertatzen oben in der Mitte eine Tafel mit der Zahl.III. Schellen IV. Vier Lowen, die beiden obern, auf dem erhobenen Hinterkorper der beiden untern sitzend, reichen einander die eine Vordertatze, wahrend sie mit der andern eine Tafel mit der Zahl . IIII . halten. Schellen V. Fiinf Lowen, bie beiden untern sitzend, dienen mit Riicken und Vordertatzen zum Stutzpunkt zweier anderer, auf welchen oben nach rechts gekehrt ein fiinfter ruht. Vor diesem oben in der Mitte eine Tafel mit der Zahl .V. Schellen VI. Sechs Lowen auf einander, drei auf jeder Seite der Karte, die beiden obern, aufrecht HOLZSCHNITTE. 21 stehend halten mit den Vordertatzen eine Tafel mit cler Zahl . VI . Von der Tafel hangt eine Troddel herab. Schellen VII. Sieben Lowen in ahnlicher Stellung; der obere nach rechts gewendet steht auf den Kopfen der beiden zunachst unter ihm befindlichen. Oben gegen rechts eine Tafel mit der Zahl . VII. Schellen VIII. Acht Lowen in ahnlicher Stellung, vier auf jeder Seite, die beiden obern, auf den zunachst unter ihnen befindlichen reitend, halten mit den Vordertatzen eine Tafel mit cler Zahl . VII . Schellen IX. Neun Lowen aufeinander in verschiedenen Stellungen. Der obere, nach rechts gekehrte, auf den Kopfen der drei zunachst unter ihm befindlichen stehend, halt mit der einen Vordertatze rechts oben eine Tafel mit der Zahl . IX . Schellen X. Zehn Lowen aufeinander und gegen- einander gekehrt, funf auf jeder Seite; die beiden obern halten mit der einen Vordertatze eine Tafel mit der Zahl .X. Schellen-Bube. Hippomenes. Ein Krieger mit Hellebarde nach rechts gekehrt, mit einem aufgerichteten Lowen ringend, clen er mit der Linken an der Mahne reisst. In der Mitte des Unterrands der Name. Schellen-Dame. Atalanta. Eine reichgekleidete, gekronte Konigin zu Pferd, nach rechts gewendet, mit der Rechten den Ziigel, mit der Linken den Scepter haltend. Rechts oben auf einem Palmzweig ein Lowe. In der Mitte des Unterrandes der Name. Schellen-Konig. Mithridates. Ein Konig in schwerer Rustung auf courbettirendem Pferde, nach rechts gekehrt, in der Rechten einen Scepter haltend. Hinter den Vorderfiissen des Pferdes ein aufgerichteter Lowe. In der Mitte des Unterrandes der Name. Schellen-Ass. Ein nach rechts gekehrter Lowe auf einer leeren Cartouche, die er an einem Band zugleich mit der erhobenen Vordertatze halt. Eichel. Die Farbe ist durch Affen in Landschaften, in wechselnden Stel- lungen auf einander, ausgedriickt. Eichel II. Zwei Affen, der obere, auf Schultern und Hand des untern balancirend, halt die Enden eines um seinen Kopf gewickelten Tuches. Rechts unterhalb seines linken Armes die Zahl .11. Eichel III. Drei Affen, der obere auf den Schultern der beiden untern stehend, halt, nach rechts gekehrt, eine Sackpfeife. Rechts oberhalb des Kopfes des untern die Zahl . Ill . Eichel IV. Vier Affen, die beiden obern, gegeneinander gekehrt auf den Kopfeu der beiden untern sitzend. Zwischen ihren Beinen die Zahl . IIII . Eichel V. Funf Affen, die beiden obern auf zwei unten befindlichen stehend, halten mit der einen Hand eine Tafel mit der Zahl .V., wahrend sie sich die andere iiber ihren Kopfen reichen. Eichel VI. Sechs Affen in verschrankten Stellungen aufeinander; der obere auf den Kopfen der beiden zunachst unter ihm befindlichen, welche Blumen halten, stehend, senkt vorniibergeneigt den Kopf zwischen die gespreizten Beine. Er halt unter dem Kopf eine Tafel mit der Zahl .VI. Eichel VII. Sieben Affen auf einander, oben drei, der mittlere von diesen, vornubergebiickt, seine Arme 22 SPIELKARTEN. um die beiden andern schlingend, halt im Muncl ein Band, an welcliem eine Tafel mit der Zahl .VII. Eichel VIII. Acht Affen aufeinander, vier auf jeder Seite; die beiden obern, auf den beiden zunachst unter ihnen befindlichen reitend, reissen am Henkel oder Griff einer Tafel mit der Zahl . VIII . Eichel IX fehlt. Eichel X. Zehn Affen auf einander, oben drei; der mittlere von diesen wird auf der Hand der beiden andern in sitzender Haltung getragen, diese reiten auf den beiden zu- nachst unter ihnen befindlichen, die einen Kranz mit der Zahl .X. halten. Eichel- Bube. Agatho Atheniensis. Agathon, im Costiim des XVI. Jahrhunderts mit einem Tuch iiber dem Warns und einem Schwei^t an der Seite, in schreitender Haltung nach links, halt auf seiner Rechten einen Affen mit einem Metallspiegel, wahrend er mit der Linken seinen Hut schwenkt. Im Unterrand der Name. Eich el-Dame. Artemisia. Die Konigin in langem, reichem Gewand zu Pferd, nach rechts reitend, halt einen Scepter in der Rechten und mit der Linken den Ziigel. Hinter ihrem Riicken auf dem Pferd in stehender Haltung ein Affe. In der Mitte des Unterrandes ihr Name. Eichel-Konig. Cecrops I. Athenarum rex. Der Konig in gemustertem Mantel zu Pferd, etwas vom Riicken gesehen, gegen den Grund links gekehrt, halt mit der Linken einen auf seiner Schulter ruhenden Scepter. Hinter ihm auf dem Pferd ein Affe, der sich mit den Handen am Kragen seines Mantels festhalt. Im Unterrand der Name. Eich el-Ass. Ein Affe, nach rechts gekehrt, auf einer leeren Cartouche; beschaut sich, die Zahne befiihlend, in einem Metallspiegel. Grim. Die Farbe ist durch Adler, in wechselnden Stellungen aufeinander oder ubereinander schwebend, ausgedriickt. Griin II fehlt. Griin III. Drei Adler, aufeinander stehend; der obere, mit ausgebreiteten Fliigeln und nach links gekehrt, halt eine Tafel mit der Zahl .III. Griin IV. Vier Adler; die beiden untern im Kampfe mit einander. Bei den Kopfen der beiden andern in der Mitte eine Tafel mit der Zahl . IIII . Griin V. Funf Adler, zwei im obern, einer im mittlern, zwei im untern Theil der Karte. Oben in der Mitte eine Tafel mit der Zahl . V . Griin VI. Sechs Adler, drei auf jeder Seite, die obern vier freischwebend, alle gegeneinander gekehrt in der Haltung gegenseitigen Angriffes. Oben in der Mitte eine Tafel mit der Zahl .VI. Griin VII. Sieben Adler, drei im obern, vier im untern Theil der Karte , zwei von jenen halten eine Tafel mit der Zahl . VII . auf welcher der obere mit ausgebreiteten Flugeln sitzt. Griin VIII. Acht Adler, oben und unten drei, die beiden andern im mittleren Theil der Karte, die drei oberen halten eine Tafel mit der Zahl .VIII. Griin IX. Neun Adler, drei unten auf- einander auf den Kopfen und Flugeln stehend, die beiden obern stiitzen mit der Kralle und dem Schnabel eine Tafel mit der Zahl . IX . Griin X. Zehn Adler aufeinander stehend, funf auf jeder Seite der Karte. Der links zu oberst befindliche HOLZSCHNITTE. 23 tragt auf clem ausgestreckten Hals eine Tafel mit der Zahl .X. Griin-Bube. Helenus in der Kriegstracht des XVI. Jahrhunderts, schreitet neben einem Adler her nach links nnd tragt eine mit der rechten Hand gehaltene Hellebarde auf der Schulter. In der Mitte des Unterrands der Name. Grim -Darn e. Antigona. Eine gekronte Konigin mit langen Haarzopfen zu Pferde neben einem Adler her nach links reitend. Man sieht sie vom Riicken; sie halt in der Rechten einen Scepter, mit der Linken den Ziigel. In der Mitte des Unterrands ihr Name. Griin-Konig. Pyrrhus. Der Konig in schwerer Riistung zu Pferd, nach links vorne neben einem Adler herreitend. Man sieht ihn von vorne; er streckt die Linke aus unci stiitzt mit der Rechten eine Streitaxt gegen sein Bein. In der Mitte des Unterrandes sein Name. Grim- Ass fehlt. Roth. Die Farbe ist durch Papageien auf Rosenstrauchern ausgedriickt. Roth II. Zwei Papageien, der obere, nach rechts gekehrt, halt mit der Kralle ein flatterndes Band, an welchem eine Tafel mit der Zahl . II . hangt. Roth III. Drei Papageien; der obere nach rechts gekehrt, bei einer Tafel, die rechts am Ende des Zweiges, auf welchem er sitzt, hangt. Auf der Tafel die Zahl .III . Roth IV. Vier Papageien, zwei oben, zwei unten, jene, von welchen der links sitzende die Fliigel erhebt, zu Seiten einer an einem Band hangenden Tafel mit der Zahl . IIII . Roth V — X fehlen. Roth-Bube. Licinius Octauij libertus. Licinius in der Tracht des XVI. Jahrhunderts, nach links schreitend, halt die Rechte am Griff seines Schwertes und mit der Linken eine Hellebarde auf seiner Schulter. Rechts oben auf einem Strauche ein Papagei. Im Unterrand sein Name. Roth-Dame. Liuia Octauij coniunx zu Pferde, nach links reitend und von vorne gesehen; sie ist gekront, tragt in der Linken einen Scepter und halt mit der Rechten den Ziigel. Rechts oben auf einem sich krummenden Zweig ein Papagei. Im Unterrand ihr Name. Roth-Konig. Octauius Caesar Augustus. Zu Pferd, nach links reitend, wahrend er den gekronten Kopf nach rechts umwendet; er tragt keine Riistung, in der Linken einen Scepter und halt mit der Rechten den Ziigel. Links oben auf einem Zweig ein Papagei. Im Unterrand sein Name. Roth-Ass. Ein Papagei, nach rechts gekehrt, auf einer leeren Cartouche. No, 12. Deutsche Spielkarten mit dem Zeichen 34 Blatter, (1525—1550.) Dieses interessante, unter die besseren deutschen Kartenspiele des XVI. Jahr- hunderts zahlende Spiel ist hochst wahrscheinlich niirnbergischen Ursprungs, da 24 SPIELKARTEN. das Coeur- oder Roth -Ass das Wappen dieser Stadt tragt. Chatto, Facts and Spe- culations on the Origin and History of Playing Cards, p. 236, setzt die Entstehung desselben in das Jahr 1511; wir kennen die Quelle nicht, aus welcher Chatto diese Angabe entlehnt hat, auf den uns vorliegenden Blattern kommt keine Jahrzahl vor, wir glauben aber mit Bestimmtheit die Entstehung dieser Karte in das zweite Yiertel der ersten Halfte des XVI. Jahrhunderts setzen zu diirfen. Schnitt und Trachten der Figuren weisen auf diese Zeit hin, und einzelne Figuren, wie Schellen- Konig, erinnern lebhaft an bestimmte Gestalten Diirer'scher Holzschnitte, Eichel- Konig scheint das Portrait Kaisers Maximilian L vorstellen zu sollen. — Der Ver- fertiger der Karte hat auf Eichel-Ass sein Monogramm F. C. Z. angebracht. Wir haben vergebens in Murr's und Baader's Namensverzeichnissen alterer nurnbergischer Formschneider, Kartenmacher und Illuministen nach einer Deutung dieses Mono- gramms geforscht. Ein Formschneider Christ. Zell mit Namen lebte in der zweiten Halfte des XVI. Jahrhunderts, doch ware es zu gewagt, in diesem oder vielmehr einem seiner Vorfahren den Verfertiger zu suchen. Das Spiel hat die gewohnlichen Farben und unser Exemplar 36 Blatter: 5 Zahlenblatter, VI — X, Unter, Ober, Konig und Ass. Die Zahlenblatter tragen bildlichen Schmuck, zum Theil voll der ben, die Grenzen des Anstandigen iiber- schreitenden Humors. Die Zeichnung ist mit grosser Feinheit, Lebendigkeit und Festigkeit behandelt, und voll Verstandniss der Figuren und ihres Costiims; der Schnitt sicher und von geiibter Hand. Zwei Blatter dieser Karte, Eichel-Ober und Griin-Ober, sind in dem zuvor- genannten Werk von Chatto, der in der Zeichnung Anklange an L. Cranach findet, auf pag. 236 und 237, jedoch nicht getreu, dieselben und noch zwei andere auch in Singer's Researches into the History of Playing Cards nachgebildet. Andere Nachbildungen finden sich im franzosischen Prachtwerk: Jeux de Cartes Tarots par la Societe des Bibliophiles Frangais, auf Bl. 92 — 95. Das Spiel erscheint hier vollstandiger, indem es einschliesslich der Liicken 48 Blatter umfasst. Dessenunge- achtet hegen wir doch die Ueberzeugung, dass auch unser Exemplar, welches wie gesagt nur 36 Blatter enthalt, ein vollstandiges Spiel ist, indem jede Farbe mit dem Zahlenblatt VI beginnt. Wir haben hier offenbar zwei verschiedene, vielleicht fur verschiedene Lander und Gegenden berechnete Ausgaben eines und desselben Spiels vor uns, wie solche heutiges Tages noch vorkommen. Dies erhellt aus der ganzlichen Verschiedenheit des Griin-Ass in unserm und im Pariser Spiel , in welchem es die sachsischen Wappenschilde tragt. Diese Wahrnehmung diirfte auch Chatto und Andere bestimmt haben in dieser Karte ein Product sachsischer Kartenmacher und Anklange an L. Cranach zu finden. Unser Exemplar, von guter Erhaltung und kraftig von Druck, ist voll- HOLZSCHNITTE 25 standig bis auf zwei Blatter: Schellen-Unter unci Eichel-Zehn. — Die Ober aller vier Farben und das Coeur-Ass fiigen wir unserer Beschreibung in Nachbildungen bei. H. 3 Z. 8 L., B. 2 Z. 2 L. Schellen. Schellen VI. Sechs Schellen, je drei und drei zu Seiten eines candelaberartigen Ornaments, auf einem die Basis bildenden, jngendlichen Kopf. Links und reclits auf dem Boden ein Narr und eine Narrin mit einem Licht in der Hand. Schellen VII. Sieben Schellen, eine obeii in der Mitte, die andern je drei und drei zu Seiten einer in der Mitte stehenden Figur im Narrenkleide eines Schembartlaufers. Unten sitzt links und rechts ein Narr in einem ausgehohlten Baumstumpf. In den oberen Ecken ein Ornament. Schellen VIII. Acht Schellen, je vier zu Seiten eines langgestreckten, in der Mitte stehenden Narren. Unten links und rechts auf dem Boden ein zugebundener und ein ofifener Geldsack. Schellen IX. Neun Schellen, eine oben in der Mitte, die iibrigen je vier zu Seiten eines aus einem Baum hervorwachsenden Mamies. In den oberen Ecken ein Ornament. Schellen X. Zehn Schellen in drei verticalen Reihen auf einer Fahne, die von einer auf einer Erdbank sitzenden Frau gehalten wird. Links bei letzterer ein nacktes Kind. Oben liber den Schellen die ZifFer X. Schellen-Unter. Fehlt. Schellen-Ober. Ein Trompeter im Vordergrund einer Landschaft gegen rechts vorn schreitend, halt mit der Linken sein Instrument, wahrend er die Rechte in die Seite stiitzt. An seinem Barett eine Feder, an seiner Brust ein Schild mit dem undeutlichen niirnbergischen Wappen und dem Buchstaben M. Oben links eine Schelle. Schellen-Konig. Ein Konig im Vordergrunde einer Land- schaft an einem wilclen Indianer voruberschreitend. Letzterer, fast vom Riicken gesehen, halt in der Rechten Bogen und Pfeil und scheint den Konig um eine Gabe anzusprechen. Er ist mit einer aus Federn gefertigten Schamdecke bekleidet und tragt einen almlichen Schmuck um die Schultern. Der Konig in hohem, bischofsartigen Hut, mit Mantel und umgehangtem Vliessorden, halt in der Rechten ein Scepter und auf der Linken einen Papagei. Rechts im Hintergrunde ein Elephant. Oben links und reclits eine Schelle. Schellen- Ass. In einem ummauerten Wasser- bassin zwei sich badende Frauen. Ein Narr, rechts, schuttet den Inhalt eines Wassereimers gegen die eine derselben, die, links vorn knieend, ein Tuch halt. Im hinteren Theil des Bassin, hinter dessen Mauer drei Baume wahrgenommen werden, steht auf einer verzierten Saule eine nackte, von vorne gesehene Frau, welche auf jeder Hand eine Schelle halt. Eicheln. Eichel VI. Sechs Eicheln an einem Baum, drei auf jeder Seite. Unten vor dem Baum zwei Tanzerpaare, denen ein die Geige spielender Narr rechts bin vorausschreitet. Eichel VII. Sieben Eicheln an einem Baum, eine oben in der Mitte, die andern je drei auf den Seiten. Unten sitzen links und rechts zwei 4 26 SPIEL K ARTE N. Schweine, die aus einer runden, mit Koth und einer Fliissigkeit gefiillten Schale fressen. In den oberen Ecken ein Ornament. Eichel VIII. Acht Eicheln an einem Baum, vier auf jeder Seite. Unten drehen zwei auf den Hinterfussen stehende Schweine an einem Bratspiess einen Koth, dessen Fliissigkeit auf einen Kuchen niedertraufelt. Eichel IX. Neun Eicheln an einem Baum, eine oben in der Mitte, die andern je vier auf den Seiten. Unten zwei Schweine an einem Brettspiel um einen Koth spiel end. Eichel X. Fehlt. Eichel-Unter. Ein Knecht oder Bauer, in Profil nach rechts gekehrt, fiber einen am Boden liegenden Eichenzweig mit einer Eichel wegschreitend. Er tragt an einem Zweig iiber der Schulter einen toclten Hasen und eine Wurst und prasentirt in der Rechten einen Brief. Eichel- Ober. Ein Herr in reicher Kleidung in einer Landschaft, gegen den Beschauer gekehrt, den Kopf nach links wendend, halt in der Rechten einen Eichelzweig, tragt eine weite Schaube mit Hangarmeln , unter der Schaube einen Degen und auf dem Kopf ein glattes, mit Federn geschmiicktes Barett. Eichel-Konig. Ein Konig in Rustung und mit einem Scepter in der Rechten, der Gestalt des Kaisers Maximilian I. nicht unahnlich, schreitet an einem rechts stehenden Hellebardier voruber, der das mit einer langen Feder geschmiickte Barett respectvoll vor dem Kaiser tief senkt. Oben links und rechts eine Eichel. Eich el-Ass. Ein auf- gerichteter Lowe, in einer Landschaft, nach rechts gekehrt, halt mit den Vorder- tatzen einen ausgeschnittenen Schild, an welchem das nebenstehende Zeichen. Ueber dem Kopf des Lowen vor einem Strauch mit zwei Eicheln ein flatterncles Band mit den Buchstaben • F C ♦ Z. Griin, Griin VI. Sechs Piques an einem Baum, drei an jeder Seite. Vor dem Fuss des Baumes sitzt auf einer Bank, nach rechts gekehrt, ein Liebespaar. Der Herr reicht dem Madchen mit der Linken einen Becher Wein, wahrend er mit der Rechten ihren Riicken um- schlingt. Rechts bei seinem Fuss ein Zuber und eine Kanne. Griin VII. Sieben Piques an einem Baum, eine oben in der Mitte, die iibrigen je drei auf den Seiten. Bei dem Fusse des Baumes ein tanzendes, sich an der Hand haltendes Bauernpaar, die Frau links, der Mann rechts, dieser streckt die Linke empor. In den obern Ecken ein Ornament. Griin VIII. Acht Piques an einem Baum, vier an jeder Seite. Ein Bauer, vor dem Fusse des Baumes, mit den Armen auf einen Baumverschlag gestiitzt, verrichtet, mit dem betreffenclen Theil gegen den Beschauer gekehrt, in unanstandiger Weise seine Nothdurft. Griin IX. Neun Piques an einem Baum, eine oben in der Mitte, die andern je vier an den Seiten. Unten auf dem Boden zwei nackte Knaben von clenen der links sitzende mit einem Blaserohre nach dem Hintern des rechts auf Handen und Knieen kriechenden schiesst. In den oberen Ecken ein Ornament. Griin X. Ein junges Madchen in einer Land- HOLZSCHNITTE. 27 schaft, von vorn gesehen und auf einem Beine knieend, halt in der Rechten eine grosse Fahne, an welcher ein Baum mit zehn Piques und dariiber die Ziffer X, wahrend ihre Linke auf einer rechts bei ihr stehenden Blumenvase ruht. Griin-Unter. Ein wohlbeleibter Koch mit einem Loffel in der Linken und einer Pfanne mit Backwerk in der Rechten, von vorne gesehen, etwas nach rechts gewendet. Ueber seinem Kopfe zwei Festons. Rechts unten auf Feuer ein dampfender Topf, links eine Pique an einem Zweige. Griin-Ober. Ein Gelehrter in einer Landschaft stehend, den linken Fuss auf einen Baumstumpf stiitzend; er schreibt mit der Rechten auf einem auf seinem Knie liegenden Blatt Papier, wahrend er mit der Linken das Tintenfass halt. Hinter seinem Kopf ein Zweig mit einer Pique. Griin-Konig. Zwei Figuren im Vordergrund einer Landschaft. Ein Herr links uberreicht einem Konig mit der Linken ein Schreiben , wahrend er den Hut respect- voll mit der Rechten tief senkt. Der Konig, in Schaube, Barett mit Krone, Feder- busch und umgehangtem goldenen Vliess, halt ein Scepter in der Rechten und nimmt das Schreiben mit der Linken an. Oben links und rechts eine Pique. Grim-Ass. Ein Kellermeister links mit einer Flasche und rechts eine altliche Frau mit Glas in der Hand und Pelzmiitze auf dem Kopf, stehen zu Seiten eines Wappen- schildes, dessen heraldische Figuren eine Wurst, eine gebratene Gans und eine auf einem Kissen stehende Kuchenpfanne bilden. Die Helmzier bildet ein aus einem Bienenkorb hervorwachsender halber speiender Pilger, der in den ausgestreckten Handen eine Bierkanne und eine Reiseflasche halt Aus seinem Nacken wachst ein Zweig mit zwei Piques hervor. Roth. Roth VI. Sechs Herzen im obern Theil der Karte, drei zu jeder Seite einer Fahne, die ein in der Mitte stehender Fahndrich mit der emporgestreckten Rechten halt, wahrend er mit der Linken das Ende der Fahne halt. In der Landschaft links ein Baum. Roth VII. Sieben Herzen iiber und zu Seiten eines candelaberartigen Ornaments. Ein links unten stehendes Madchen halt zwei Herren einen Metallspiegel vor, in welchem letztere sich als Narren abspiegeln. In den obern Ecken ein Ornament. Roth VIII. Acht Herzen, vier zu jeder Seite eines ahnlichen, auf einer Quadermauer stehenden Ornaments. Unten links ein Madchen das einen rechts sich nahernden Herrn anzulocken scheint. Roth IX. Neun Herzen iiber und zu Seiten eines ahnlichen Ornaments, vor dessen Fusse auf einem Kissen ein nackter Knabe sitzt, der mit zwei Hunden spielt. In den oberen Ecken ein Ornament. Roth X. Eine junge Frau, nach rechts gekehrt mit einem Diadem in den Haaren, halt, auf einer Bank sitzend, mit beiden Handen eine Fahne, an welcher man 10 Herzen in drei verticalen Reihen und dariiber die Ziffer X sieht. Ein Hund springt links an ihr hinauf. Roth-Unter. Ein Metzger, von vorne gesehen, in weitausschreitender Stellung, tragt auf den Schultern ein Schaf, dessen 4* 28 SPIEL KARTEN. Beine er mit beiden Handen festhalt. Zwischen seinen Beinen hangt ein Herz. Links ein belaubtes, rechts ein kahles Baumchen. Oben zwei Festons. Roth-Ober. Ein junger, galanter Page in einer Landschaft in schreitender Haltung, gegen den Beschauer gekehrt; anf seiner rechten Scliulter sitzt ein fressendes Eichhornchen. Er tragt in der Rechten eine Kanne, in der Linken eine Schale und ein Besteck. Rechts oben ein Herz. Roth-Konig. Ein tiirkischer Kaiser in iiblicher Tracht, mit einem Scepter in der Rechten und begleitet von einem seiner Rathe, vorne in einer Landschaft, nach links gewendet, stehend. Er blickt auf zwei links am Boden liegende, todte Knaben nieder, wahrend sich ein dritter eilig entfernt. Im Hinter- grunde Zelte. Oben links und rechts ein Herz. Roth- Ass. Zwei auf den Seiten stehende Genien oder geflugelte Knaben halten drei Wappenschilde mit dem Doppeladler, dem Jungfernadler, dem halben Adler und sogenannten Schwabenfeld — den Wappen Niirnbergs. Ein dritter Genius, zwischen den Schilden auf alien Vieren kriechend, zeigt dem Beschauer den hintern Theil seines Korpers. Ueber dem Schild mit dem Reichsadler die deutsche Kaiserkrone und in jedem Winkel oben ein Herz. No, 13. Deutsche Spielkarte. Zwei Bruchstiicke. 4 Blatter. (1600.) Nahere Anhaltepunkte zur Bestimmung der Zeit und des Entstehungsortes dieser Karte sind nicht gegeben. Die Karte liegt uns nur in zwei Bruchstucken von Zahlenblattern ohne bildlichen Schmuck vor. Die einzelnen Karten sind noch nicht zerschnitten; Kreuze deuten die Durchschneidungslinie an. Nach den erhaltenen Resten zu schliessen, scheinen urspriinglich wenigstens 6 Karten auf ein Blatt oder einen Bogen gedruckt zu sein. Die Karte besteht aus den gewohnlichen deutschen Farben, von welchen jedoch nur Schellen, Eichel und Roth vertreten sind. Die Farben- Symbole sind an gewundenem Zweig- und Arabeskenwerk angebracht. Um das Ass rollen sich fliegende Bander mit Buchstaben, deren Bedeutung sich bei dem defecten Zustand der Karte nicht mehr entziffern lasst. Den Schluss der Inschrift iiber Roth -Ass bilden die Buchstaben N I S. Die Farben sind illuminirt. Eichel und Griin dunkelgriin, Roth dunkelroth. — Die Entstehungszeit diirfte in den Anfang des XVII. Jahrhunderts zu setzen sein. — Nach den Durchschneidungslinien zu schliessen, hat jedes Blatt etwa H. 3 Z. 4 L., B. 2 Z. 2 L. Erstes Bruchstiick. Es enthalt unten in der Mitte Eichel VII, oben Eichel- Ass, an den Seiten kleine Bruchstiicke von Eichel und Schellen. H0LZSCHN1TTE. 29 Zweites Bruchstiick. Es enthalt unten in der Mitte Griin VII, oben Griin- Ass, an der linken Seite Bruchstiicke von Roth -Ass und Roth IX. No, 14 Deutsches Kartenspiel mit den Fechtern. 18 Blatter. (Gegen 1600.) In R. v. Eitelberger's Abhandlung iiber die Spielkarten, Wien 1860, linden sich Seite 16 zwei Karten: Griin II und Schellen-Ober abgebildet, welche grosse Aehnlichkeit mit unserem Spiel zeigen, indem der Soldat auf Schellen-Ober in der namlichen Fechterhaltung erscheint, und auch die Auffassung der Figur und die Tracht im Wesentlichen ganz den Typus unserer Karte tragt. Beide Blatter finden sich in der reichen HAUSLAB'schen Sammlung in Wien und gehoren einem Spiel an, das kemptener Ursprungs ist und den Namen des Verfertigers, Georg Schachomair, tragt. Die Zeit seiner Entstehung fallt gegen das Ende des 16. Jahrhunderts. Auch unser Spiel gehort, der Tracht der Figuren zufolge, dieser Zeit an und ist vielleicht ebenfalls kemptener oder ulmer Ursprungs, da, wie bereits gesagt, der ganze Typus des Spieles auffallend mit der HAUSLAB'schen Karte ubereinstimmt. Es ist im Rande des einen, noch nicht zerschnittenen Bogens mit einer Inschrift bezeichnet, die leider, defecter Stellen im Papier wegen, nicht mehr leserlich ist, aber die Jahreszahl und den Namen des Verfertigers anzuzeigen scheint. Das vollstandige Spiel umfasst die vier gewohnlichen deutschen Farben und 52 Blatter: die Zahlenblatter II bis X, Ober und Unter, welche durch fechtende Soldaten ausgedriickt sind, Konig und Ass. Die Zahlenblatter tragen unten bild- lichen Schmuck, welcher zum Theil der Thierfabel entlehnt und humoristisch behandelt ist. Zeichnung und Schnitt sind nicht ohne Gewandtheit und Ausdruck, aber fluchtig behandelt. Das Spiel wurde urspriinglich auf fiinf oder sechs Bogen gedruckt; hori- zontale und verticale Linien zeigen die Durchschneidungsrichtung an. Zwei solcher Bogen, jeder mit 9 Karten, sind in unserm Besitz; sie sind 11 Z. 2 L. hoch und 7 Z. 2 L. breit und auf der Riickseite mit einem Rosenmuster cartonirt. Bogen 1 enthalt: Griin-Unter, Griin-Konig, Schellen -Konig, Roth-Unter, Schellen- Unter, Schellen-Ober, Schellen V, X und VIII. Bogen 2: Roth-Konig, Eichel- Konig, Griin -Ober, Eichel-Unter und Ober, Roth- Ober, Schellen VII, IX und VI. H. 3 Z. 8 L., B. 2 Z. 3 L. 30 SPIELKARTEN. Drei von diesen Karten fiigen wir in Nachbildung bei: Roth-Unter, Schellen- Unter nnd Ober. Schellen. Schellen V. Fiinf Schellen. Unten ein Narr in Zackenrock mit Giirtel, bei einer Badewanne, in welcher eine Frau sitzt. Der Narr schwingt in der Rechten ein Schabeisen. Schellen VI. Sechs Schellen. Unten eine nackte, weibliche Figur, nach links auf einem Igel reitend. Sie halt in der ausgestreckten Linken einen Handspiegel, wahrend sie sich mit der Rechten an den Ohren des Igels festhalt. Ein geschwelltes Tuch flattert segelartig hinter ihrem Riicken. Schellen VII. Sieben Schellen. Unten ein Fuchs, welcher mit den Vorderfussen eine flatternde Ente am Fliigel erfasst. Schellen VIII. Acht Schellen. Unten ein Ziegenbock in schreitender Stellung, nach links, wo auf dem Boden ein eimer- artiges, holzernes Gefass steht. Schellen IX. Neun Schellen. Unten die Dar- stellung der Fabel vom Fuchs und Storch. Der Fuchs, links bei einer Flasche, in deren Hals der Storch seinen Schnabel steckt. Schellen X. Zehn Schellen. Unten ein rechts sitzender Hase, welcher einen Jagdhund am Bratspiess dreht. Oben in der Mitte die Zahl X. Schellen-Unter. Ein fechtender Soldat, in Profil, nach rechts gekehrt, mit beiden bis zur Halfte des Kopfes erhobenen Handen ein zum Stoss abwarts geziicktes Schwert haltend. Zwischen seinen Beinen eine Schelle. Schellen-Ober. Ein fechtender Soldat nach links gekehrt, mit beiden Handen ein abwarts gesenktes Schwert in parirender Stellung haltend. Links oben eine Schelle. Schellen-Konig. Der deutsche Kaiser in Ornat, auf einem runden Kissen in einem sesselartigen Thron sitzend, in Profil nach rechts gekehrt, Scepter und Reichsapfel in den Handen haltend, mit der Krone auf dem Haupte und mit einem geblumten Gewande bekleidet; von der Schulter hangt der Mantel herab. Oben rechts eine Schelle. Eichel. Eichel-Unter. Ein mit einem Schwert und einem Dolch fechtender Soldat, in Profil, nach rechts gekehrt, fiihrt mit dem nur zum Theil sicht- baren Schwert einen Stoss in die obere rechte Ecke, wohin er audi blickt. Zwischen seinen Beinen eine Eichel. Eichel-Ober. Ein Soldat in ahnlicher, aber parirender Haltung, ebenfalls mit Schwert und Dolch fechtend. Er ist nach rechts gekehrt, parirt aber gegen links, dergestalt, dass er Arm und Seite gegen den Angriff seines Gegners deckt. Oben links eine Eichel. Eichel-Konig. Der Sultan auf einem sesselartigen Thron nach rechts gekehrt, mit gekrontem Turban, langem, bis iiber die Knie aufgeschlagenem Gewande, gezacktem, von der Schulter herabhangendem Mantel mit Hermelinkragen und Kette bekleidet, halt mit der Rechten ein Scepter. Oben rechts eine Eichel. Grim. Griin-Unter. Ein Fahndrich nach rechts in schreitender Haltung, mit Scharpe und einem mit zwei Federn geschmiickten Hut, halt mit der Linken KUPFERSTICHE. 31 die Fahne, deren aufgenommenes Ende am Schwertgriff herabhangt, auf der Schulter, wahrend er die Rechte gegen die Hiifte stiitzt. Zwischen seinen Beinen eine Pique. Grun-Ober. Ein Offizier, von vorne gesehen mid etwas nach links gewendet, tragt einen mit einer Feder gezierten Hut, stiitzt seinen Commandostab mit der Rechten gegen seine Hiifte und seine ausgebreitete linke Hand gegen die andere Hiifte. Oben rechts eine Pique. Griin-Konig. Ein orientalischer Fiirst auf einem runden Kissen in einem sesselartigen Thron sitzend, nach links gewendet, einen Turban mit herabhangender Feder auf dem Kopfe, mit einem pelzverbramten bis zu den Knieen reichenden Rocke iiber einem langen Untergewand, einem stern- artig gezackten Kragen und einem Sonnenmedaillon an einem Band vor der Brust bekleidet, halt in der Linken ein Scepter und erhebt die Rechte. Oben links eine Pique. Roth. Roth-Unter. Ein fechtender Soldat in schwarzgestreiftem Warns, in Profil, nach rechts gekehrt, stiitzt die Linke gegen seine Hiifte und schwingt mit der Rechten iiber seinem Kopf ein spitzes Haumesser. Zwischen seinen Beinen ein Herz. Roth-Ober. Ein Soldat in ahnlicher Haltung, ebenfalls in schwarzgestreiftem Warns, nach links gekehrt, vom Riicken gesehen, stiitzt die Linke gegen die Hiifte und schwingt mit der Rechten iiber seinem Kopf ein spitzes Haumesser. Oben links ein Herz. Roth-Konig. Ein gekronter Konig auf einem runden Kissen in einem sesselartigen Thron sitzend, nach links gewendet, mit einem gebliimten, bis iiber die Knie reichenden Obergewand iiber einem bis zu den Fussen reichenden Unter- gewand bekleidet, halt in der Linken sein Scepter, wahrend er mit der Rechten segnet. Links oben ein Herz. No, 15, Vier Spielkarten vom Meister E. S. (1460—1470.) Passavant beschreibt cliese Karten nach unseren Exemplaren, Tome II, p. 66, 67, und fiigt hinzu, dass er ausser denselben nur noch zwei andere Blatter dieses Spieles und zwar in Dresden gefunden habe. Wir citiren Passavant's Worte, nm nicht bereits Gesagtes zu wiederholen. „Jusqu'ici nous ne pouvons indiquer avec certitude que six de ces cartes. Elles portent les signes des deux Couleurs, Ecus- son et Heaume. Le jeu parait etre compose de 4 couleurs ayant chacune 13 cartes, c'est-a-dire les Nos de 1 a IX, sous-valet, premier- valet, Dame et Roi. L'execution en est tres-fine et appartient indubitablement au maitre E. S. de 1466. Le Roi d'Ecusson est le portrait de Charles VII. de France, qui mourut le 22. Juilliet 32 SPIELKARTEN. 1461 , de maniere, que nous pouvons admettre que ces cartes n'ont point ete gravees plus tard que cette meme annee." Urn eine deutliche Vorstellung von der Feinheit und Schonheit dieser Karte zu geben, haben wir die in unserm Besitz bemidlichen vier Blatter in Kupferstich nachbilden lassen. H. 3 Z. 7 L. B. 2 Z. 6 L. I. Wappenschild-Konig. Ein Konig, auf einer mit einem Kissen bedeckten, thronartigen Bank mit Ruckenlehne sitzend, nach reclits gekehrt, halt mit der Linken ein sclilankes Scepter und stutzt die Rechte auf die Hilfte. Den Blick wendet er gegen den Beschauer und sein rechtes Bein hat er ausgestreckt. Er ist in der Tracht seiner Zeit vorgestellt, in Warns mit weiten Aermeln, eng anliegenden, von den spitzen Striimpfen noch nicht getrennten Hosen und tragt auf dem Kopf eine Miitze mit Krone, von welcher auf der linken Seite ein Tuch herabhangt. Rechts oben bei seinem Kopf ein Wappenschild mit den drei Lilien Frankreichs. Yielleicht stellt cliese Figur einen Konig von Frankreich vor, ob Karl VII. , wie Passavant angiebt, lassen wir dahingestellt, von Portraitahnlichkeit kann ohnehin keine Rede sein und es durfte eher an Ludwig XL, welcher von 1461 bis 1483 regierte, als an Karl VII. zu denken sein. Passavant 207. 2. Wappenschild-Konigin. Eine Konigin, stehend, nach links gewendet, mit vollem, rundem Gesicht, in langem, auf den Fussboden herabfallendem Gewande, unter welchem die Spitze des einen Schuhes hervorschaut, tragt einen burgundischen Kopfputz mit zwei Spitzen, von welchen ein Schleier herabhangt, und auf dem Kopfputz eine Krone. Das am Halse ausgeschnittene Gewand wird unter der Brust durch einen Giirtel zusammengehalten. Sie halt in der Linken ein sclilankes Scepter und die Rechte unterhalb des Giirtels vor ihrem Leib. Links oben der osterreichische Wappenschild. — Fur die Deutung dieser Figur haben wir keine Anhaltepunkte. Weder Karl VII. noch Ludwig XL von Frankreich hatten eine osterreichische Erzherzogin zur Gemahlin, und an Karl VIII., welcher mit Maxi- milian's Tochter verlobt war, zu denken, verbietet uns die friihe Entstehung der Karte. Passavant 206. 3. Helm-Konig. Ein Konig, auf einer mit einem Kissen bedeckten Bank sitzend, nach rechts gekehrt, mit Lippen- unci Kinn- Bart und einer Krone auf dem lang herabwallenden Haar. Er ist mit einem langen, mit Pelz bordirten Gewande bekleidet, halt in der Rechten ein sclilankes Scepter und macht mit der Linken eine gesticulirende Bewegung. Reclits oben ein Helm, auf welchem ein sitzender Lowe. — Vielleicht stellt diese Figur Karl den Kuhnen von Burgund, den Gegner Ludwig's XL dar. Passavant 204. 4. Helm- Konigin. Eine Konigin auf einer, mit einem Kissen bedeckten KUPFERSTICHE. 33 thronartigen Bank mit Riicken- und Seitenlehne sitzend, von vorne gesehen und ein wenig nach links gewendet, halt die Hande gekreuzt unterhalb der Brust, ist mit einem langen, am Halse ausgeschnittenen Gewande bedeckt, welches nach rechts auf den Fussboden in scharfen Bruchfalten herabfallt. Sie tragt auf dem Kopfe eine Krone und fuhrt kein Scepter. Links auf der Lehne des Sitzes stent ein Helm, auf welchem als Kleinod ein gekronter Adlerkopf angebracht ist. Passavant 203. Auf No. 2 ist ein kleiner unterer Theil eines Wasserzeichens sichtbar, den wir so fragmentarisch nicht wiedergeben konnen. No. 16. Ftinf Blatter eines Kartenspieles des Meisters der Spielkarten. (1470—1490.) Dieser Meister, uber welchen Passavant, T. II, p. 70, ausfuhrlich spricht, scheint aus der Schule des Meisters E. S. hervorgegangen zu sein, obschon er sich in vielen Punkten von ihm entfernt. Passavant sagt: Les principales differences sont les suivantes: les tetes de ses jeunes figures, de ses femmes surtout, sont plus pleines et les nez, au lieu d'etre fins, arrondis et courbes par le bas, y sont, au contraire, tailles presque tout droit. Le jet de ses draperies n'est pas aussi bien entendu, ne montre point de cassures angulaires, mais se dessine avec souplesse et termine d'une maniere indecise, souvent tout droit; enfin les hachures sont generalement plus perpendiculaires, ou bien suivent le jet de la draperie. Le costume qu'il adopte dans les cartes a jouer est celui de la cour de Bourgogne, vers la seconde moitie du XY feme siecle, et qui etait aussi en usage alors en Allemagne et surtout en Baviere. Son style de composition ne ressemble guere a celui de l'ecole de Van Eyck et les proportions de ses figures, generalement courtes, offrent une opposition a la maniere de cette ecole. Passavant spricht ausfuhrlich iiber die Spielkarten dieses Meisters und wir verweisen, um Wiederholungen zu vermeiden, auf sein geschatztes Buch. Er legte seiner Beschreibung das pariser Exemplar, das zum grossten Theil aus dem Cabinet Wilson stammt, zu Grunde, weil dieses sich vor anderen durch gleichmassige Schonheit auszeichnet. Das Spiel besteht aus vier Farben oder Klassen, jede Farbe aus neun Zahlenblattern und vier Figuren: Unter, Ober, Dame und Konig. Die Farben sind durch menschliche Figuren, Lowen, Baren, Hirsche und Vogel aus- gedriickt. 5 34 SPIEL K ARTE N. Die Schonheit dieser Karte reizte zu inannichfachen gleichzeitigen Nach- bildungen, welche sich in fast alien Cabinetten Europa's finden und je nach der grosseren Geschicklichkeit des Copisten selbstverstandlich von verschiedenem Werthe sind. Man begniigte sich jedoch nicht stets mit einfacher Nachbildnng, sondern braclite Abanderungen an, sei es in den Figuren, sei es in den Farben, oder ging nocli weiter, indem man gewisse Figuren durch andere ganz neue ersetzte, um sich wenigstens auf diese Weise einen gewissen Grad der Selbstandigkeit zu wahren. Schon Passavant weist darauf hin , dass die Mehrzahl der von Bartsch beschriebenen Blatter dieses Meisters solche Copien sincl. — Auch die Blatter, welche sich in unserer Sammlung befmden, scheinen solche alte gleichzeitige Copien zu sein. Sie unterscheiden sich nicht bios in wesentlichen Dingen von den pariser, von Passavant beschriebenen Blattern, sondern stehen auch hinsichtlich der chalco- graphischen Ausfuhrung hinter den Originalen zuriick. Wir werden unten bei der Beschreibung der einzelnen Karten auf diese Unterschiede aufmerksam machen und zugleich auch auf das franzosische Werk: Jeux de Cartes Tarots verweisen, in welchem dieselben, jedoch nach Passav ant's Urtheil lange nicht in der Schonheit der Origin ale, nachgebildet sind. — Fast will es scheinen, als wenn die von uns aufbewahrten fiinf Copien, von zwei verschiedenen Handen verfertigt, Ueberbleibsel zweier verschiedener Spiele seien, denn die beiden ersten der unten beschriebenen Blatter sind weit grober, rauher und harter geschnitten als die drei tibrigen und haben Kreuzschraffirungen, was bei den andern nicht der Fall ist. Doch liesse sich diese Abweichung auch durch eine spatere Retouche der unbrauchbar gewordenen Platten erklaren, was an Wahrscheinlichkeit um so mehr gewinnt, als die Grosse der Blatter die namliche, auch das Papierzeichen dasselbe ist und Zeichnung und Schnitt im Wesentlichen denselben Charakter tragen. Unsere Exemplare haben durchweg noch ihren vollen Papierrand. H. 5 Z., B. 3 Z. 8 L. I. Ein Konig. Ein junger Konig auf einer mit einem Kissen bedeckten Bank mit zwei Stufen sitzend; man sieht ihn von vorn. Niederwarts blickend neigt er den Kopf nach links, wahrend er die gekreuzten Beine nach der entgegen- gesetzten Seite wendet. Er tragt keinen Bart, aber langes, gegen den Hinterkopf wallendes Haar und auf dem Kopf eine Blumenkrone. Seine enganliegenden Hosen sind noch nicht von den Strumpfen getrennt; sein weites Gewand ist reich gezackt. Die Rechte ist unter dem Gewand verborgen und mit der Linken macht er vor der Brust eine gesticulirende Bewegung. Links oben eine Rose. Eine Nachbildung findet sich in dem Werk: Jeux de Cartes Tarots auf Blatt 91; Abweichungen zeigt das pariser Exemplar nur in Nebensachlichem; so sind z. B. auf unserm Blatt fast allenthalben die Lichtflachen ausgedehnter, das rechte Bein KUPFERSTICHE. 35 ist nur zur Halfte mit Schraffirungen bedeckt, wahrend auf dem pariser Exemplar diese Schraffirung oberhalb des Fussgelenkes das ganze Bein bedeckt. Yielleicht fallen diese Abweichungen nur dem Copisten zur Last und bestehen keine Unter- schiede zwischen dem pariser Exemplar und dem unsrigen. Passavant beschreibt diese Karte T. II, pag. 80, und citirt so wo hi unser als auch das pariser Exemplar, hat aber in die Beschreibung ein Merkmal aufgenommen, welches sich weder auf diesem noch auf jenem findet, das Merkmal namlich, dass der Konig mit der Rechten ein Lamm halten soli. Es scheint hier von Seiten Passavant's eine Verwechslung mit einem andern Blatt stattgefunden zu ha ben, falls wir nicht anzunehmen haben, dass er noch ein drittes von ihm nicht auf- gefiihrtes Exemplar anderswo sah. Ist letzteres der Fall, so ist das pariser Exemplar wie das unserige fur eine Copie anzusehen. Manches deutet auf diese Annahme hin; die Richtung des Blickes des Konigs, seine Gesticulation, sind nicht motivirt, weil der Gegenstand, auf welchen sie gerichtet sind, fehlt. Audi weicht die tech- nische Ausfiihrung dieses Blattes wesentlich von den andern Karten dieses Spieles ab, indem sie grob und rauh, wie retouchirt erscheint und allenthalben sich Kreuzschraffirung findet, die auf den andern Blattern nicht vorkommt. 2. Ein gekronter wilder Mann. Derselbe sitzt, nach rechts gewendet, auf einem Felsen von unregelmassiger Form. Er ist iiber den ganzen Korper behaart, tragt einen langen Bart, langes Haar und urn den Kopf eine Krone. Sein reenter Fuss ruht auf dem Erdboden, seine linke Hand iiber seinem Knie, wahrend er die halbgeoffnete Rechte vor den Bauch halt. Man bemerkt links vor und auf dem felsigen Sitz fiinf Pflanzen, rechts den Kopf und die beiden Vorderpfoten eines Hasen. Passavant hat diese Karte nicht gekannt, auch im pariser Exemplar dieses Spieles scheint sie nicht vorzukommen, da sie in dem oben genannten Prachtwerk nicht abgebildet ist. 3. Ein Konig. Derselbe sitzt auf einem Thron, vor dessen niedrigen Eck- thurmchen zwei Statuetten angebracht sind, von welchen die rechts befindliche eine Keule, die andere links ein leeres Spruchband halt. Er ist nach links gewendet und halt auf dem Schoosse einen liegenden Lowen; hinter seinem Riicken gewahren wir ein Kissen und auf dem Fussboden einen Teppich. Er tragt einen langen, unten spitz zulaufenden Vollbart und eine Blumenkrone auf clem starken, lockig frisirten Haar. Bekleidet ist er mit einem langen Obergewand iiber dem bis zu den Fiissen reichenden Rock. Das bis auf den Fussboden herabfallende Gewand ist an den Seiten bis unter die Achselhohlen aufgeschlitzt und mit Hermelin besetzt. Passavant beschreibt, T. II, p. 74, eine almliche Karte, sagt aber, dass der Konig keinen Lowen, sondern einen Rosenkranz halte. Es ist dasselbe Exemplar, 5* SPIELKARTE N. welches auf Blatt 82 im Jeux de Cartes Tarots abgebildet ist. Der Konig ist hier nach rechts gekehrt unci halt mit beiden Handen einen Rosenkranz. Links unten bemerkt man eine kleine phantastisch gekleidete Figur, welche die Laute spielt. 4. Ein anderer Konig. Er sitzt, etwas nach links gewendet, auf einer mit einem Kissen bedeckten Bank, die im Mitteltheil durch kleine Nischen gegliedert ist, hat die Fiisse kreuzweis iiber einander gelegt, macht mit der zur Brust erhobenen Linken eine gesticulirende Bewegung mid fasst mit der Rechten seinen Giirtel. Er ist bartlos, tragt auf dem starken, lockig gekrauselten Haar eine Blumenkrone, ist mit einem, in Falten gelegten weiten Rock bekleidet, der iiber die Knie hinab- reicht, eine Pelzborte tragt und durch einen Giirtel zusammengehalten wird. Links gegen oben neben ihm ein nach rechts gekehrter Uhu. Diese Karte ist weder von Passavant erwalmt, noch im Werk Jeux des Cartes Tarots abgebildet. 5. Eine Dame. Sie sitzt auf einer mit einem gebliimten Kissen bedeckten Bank, ist gegen vorn ein wenig nach rechts gewendet und halt mit beiden Handen in ihrem Schooss ein kleines Hundchen. Sie tragt auf dem Kopf eine hohe reiche Krone, welche mit einem Tuch bedeckt ist, um den Hals ein reiches Halsband und vor der Brust eine mit einem Lowenkopf verzierte Agraffe zur Befestigung ihres bin ten hinabwallenden, wenig sichtbaren Obergewandes. Rechts oben eine Eule. Passavant beschreibt dieses Blatt, T. II, p. 79, nach unserm Exemplar, wozn wir berichtigend bemerken, dass die Eule nicht links, sondern oben rechts an- gebracht ist, und bemerkt mit Recht, dass die hohe Krone in Allem auffallig der Krone der heiligen Jungfrau des Meisters P vom Jahre 1451 in unserer Sammlung gliche. Dieselbe Karte befindet sich auch im Werke Jeux de Cartes Tarots, Bl. 85, abgebildet, jedoch mit Abanderungen: auf dem Gewand der Dame liegt links unten ein Lowe, der Uhu findet sich nicht. No. 17. Ein Konig. (1475—1490.) Ein Konig zu Pferd, nach links reitend, auf unebenem, leicht geschwelltem Boden; er ist bartig und verzieht wie lachend den etwas geoffneten Mund. Auf dem Kopfe tragt er einen phantastischen Hut, mit Krone, spifczem, iiber die Nase herabreichendem Schirm und Ohrlappen, an welchen eine Troddel hangt. Seine Kleidung besteht aus enganliegenden Hosen und einem langen Rock, welcher vor der Brust offen und an der Seite bis zum Giirtel aufgeschlitzt ist; an den Fiissen KUPFERSTICHE. 37 tragt er Stiefeln und Sporen. Mit der Rechten halt er die Ziigel seines, den Kopf nach hinten zuriickbiegenden Pferdes, mit der Linken gegen die Schulter sein breites, oben spitzzulaufendes Schwert, an welchem oben ein Stern angebracht ist. Das Pferd, ohne Decke, tragt anf dem Kopf eine Feder. Oben schwebt eine kleine mannliche Figur mit turbanartiger Kopfbecleckung, welche mit der ausgestreckten Linken einen Pfeil schleudert und sich mit der Rechten durch einen Schild mit verhaltnissmassig grossem, spitzzulaufendem Buckel deckt. Passavant beschreibt dieses Blatt T. II, p. 101, No. 99, und zahlt es, sicher mit Recht, unter die Arbeiten der Schiiler und Nachahmer des Meisters E. S. Zeichnung und Auffassung sind ganz im Styl dieses Meisters, die Ausfuhrung lasst aber jene Feinheit, Sauberkeit und Reinheit vermissen, welche seinen Arbeiten eigen sind. Unser Exemplar hat 3 — 7 Linien breiten Papierrand, was bei diesen alten Blattern selten vorkommt. H. 4 Z. 9 L., B. 3 Z. 2 L. No. 18, Altvenetianische Tarockkarten. 4 Blatter (urn 1480). Bartsch und Passavant verbreiten sich ausfuhrlich iiber diese schonen und seltenen Karten, jener im XIII. Band seines Peintre- Graveur, p. 120 bis 138, dieser im V. Band p. 119 bis 126 seiner Zusatze zu Bartsch. Wir resumiren in Kiirze die Worte beider Gewahrsmanner. Das vollstanclige Spiel besteht aus 50 Blattern und ist in 5 Klassen getheilt, welche unten links durch die Buchstaben A bis E (in der Copie ist das E durch ein S ersetzt) und unten rechts durch die Zahlen 1 — 50 markirt sind. Es hat ab- weichend von der gewohnlichen Form nicht die ublichen Embleme oder Farben Denari, Coppe, Bastoni, Spade und Atutti und scheint nicht bios auf die Unterhaltung des Spieles, sondern auch auf die Verbreitung gewisser niitzlicher Kenntnisse unter der Jugend berechnet gewesen zu sein. Die Farben sind durch allegorische und mythologische Figuren ausgedriickt, die erste Klasse umfasst die verschiedenen Stande vom Bettler bis zum Papst, die zweite Apollo und die neun Musen, die dritte die sieben freien Kiinste mit dreien von den Wissenschaften, die vierte die sieben Tugenden und drei andere Wissenschaften, die funfte endlich die sieben Planeten, die achte Sphare, das Primo mobile und die Prima Causa. Ueber die Schule, aus welcher die Karte hervorgegangen ist, herrschen ver- schiedene Ansichten. Lancy glaubte in ihr die Schule des Mantegna zu erkennen, 38 SPIELKARTEN. wab rend Ottley sich fur die florentinische Schule entschied und die Hand des Baccio Baldini oder Sandro Boticelli erkennen wollte. Zani dagegen ist der Ansicht, class sie aus der venetianischen Schule hermhrt, wobei er sich, wie es scheint mit Recht, auf clen venetianischen Dialekt in den Unterschriften einzelner Blatter und auf eine Stelle ini Dialog des Aretin, Belle carte parlanti, wo dieser von der Vortrefflichkeit der alten venetianischen Karten spricht, stiitzt. Auch Passavant entscheidet sich fur Zani's Ansicht als die allein richtige. Bartsch beschreibt die tauschenden Copien, welche man daran erkennt, dass sie von cler Gegenseite und etwas kleiner sind. Erst Passavant hat eine voll- standige Beschreibung der Originale gegeben. Abgebildet findet sich das voll- standige Spiel in Jeuoc cle Cartes Tarots, jedoch mehr in Umrissen, ohne die vollstandige Schattirung der Originale. 1. Forteza. Klasse B, No. 36. Sie ist nach rechts gewendet, halt in der Rechten ein Scepter und umfasst mit der Linken eine abgebrochene Saule. Sie tragt einen Brustbarnisch, woran der Kopf eines Lowen, und auf dem Haupt eben- falls einen Lowenkopf. Links hinter ihren Fiissen sitzt ein Lowe. In der Mitte des Unterrandes ihr Name: FORTEZA . XXXVI . Eine Bordiire schliesst, wie auf den folgenden drei Karten, das Bild ein. Auf unserm Exemplar sind Kopf- bedeckung, Harnisch, Capital und Fuss der Saule, sowie der Lowe gelb colorirt. (Passavant 36.) 2. Erato. Klasse D, No. 14. Sie ist in schreitender Haltung nach rechts gekehrt dargestellt und schlagt mit den Handen ein Tambourin. Ihr langes Haar wallt bis in die Knie fiber den Riicken herab. Rechts bei ihrem Fuss ist, wie auf den folgenden Blattern, eine runde leere, auf unserm Exemplar gelb colorirte Scheibe angebracht. Den Grund bildet eine Lanclschaft mit einem Fluss rechts. Im Unterrand ihr Name ERATO . XIIII . (Passavant 14.) 3. Polimnia. Klasse D, No. 15. Sie kehrt den Korper nach rechts, den Kopf jedoch nach links und spielt mit der Rechten auf einer kleinen Orgel, welche sie mit der Linken halt. Den Grund bildet eine Landschaft. Rechts bei ihrem Fuss die runde Scheibe. Im Unterrand ihr Name: POLIMNIA . XV . Ihr langes Haar, die flatternden Enden ihres Giirtels und zum Theil auch die Orgel sind gelb colorirt. (Passavant 15.) 4. Melpomene. Klasse D, No. 17. Sie ist nach links gewendet und blast auf* einem, mit beiden Han clen gehaltenen Horn. Ihr langes Haar wallt hinter clem Riicken fast bis zu den Knieen herab. Links bei ihrem Fuss die runde Scheibe. Den Hintergrund bildet eine Landschaft. Im Unterrand ihr Name: MELPOMENE . XVII . Haar, Giirtel und Horn tragen ein leichtes Gelb. KUPFERSTICHE. 39 - No, 19. Das Tarockspiel des Virgilius Solis. 52 Blatter (urn 1550). Bartsch hat in seinem Peintre-Graveur unter No. 300 — 351 des Werkes des V. Solis dieses Spieles nur voriibergehend gedacht, ohne eine nahere Beschreibung der einzelnen Blatter. Wir haben uns aus diesem Grunde veranlasst gesehen, die wesentlichen Farben und Karten naher zu beschreiben, zumal da dieses Spiel zu den interessantesten und schonsten deutschen Kartenspielen des 16. Jahrhunderts gehort. Es umfasst vier Farben und 52 Blatter, jedoch sind die Farben nicht durch Schellen, Eichel, Grim und Roth ausgedriickt, sondern durch Thiere : durch Lowen, Affen, Pfauen unci Papageien. Auch dieses ist als eine Besonderheit hervor- zuheben, dass statt des Ober und Unter, Soldat und Konigin erscheinen. Diese Abweichung voni iiblichen Gebrauch scheint darauf hinzudeuten, dass dieses Tarockspiel nicht fur den gemeinen Mann, sondern fur die vornehmen Kreise der damaligen Gesellschaft bestimmt war. Und damit stimrnt denn auch der kiinst- lerische Werth der Karte uberein, die, wie gesagt, nicht bios unter die besten chalcographischen Leistungen des 16. Jahrhunclerts in dieser Art, sondern unbe- dingt auch zu den tuchtigsten und vollencletsten Arbeiten des Virgilius Solis gehort. Virgilius Solis stand, wie sein Nachfolger J. Amman, nicht auf der Hohe der Kunst. In der Mehrzahl seiner Hervorbringungen ist er handwerksmassig, fluchtig und rnanierirt, inclem er aus der Kunst ein Gewerbe machte und die Kunst vor- wiegend im Sinne der Industrie iibte. Aber er war ein Kiinstler von grossem Ruf. Mit Moln, Steck'n, Illuminiren, Mit Reissen, Eczn und Viesiren. Es thets mir Keiner gleich mit Arbeit vein , Drum his ich billich Solis Allein. Durch Fleiss und Productivity ausgezeichnet, ist er, gleich wie Jost Amman, im Sinne der Kunstindustrie und Culturgeschichte fur seine Zeit noch lange nicht genug gewiirdigt. Seine Hervorbringungen sind sehr ungleich von Werth, namentlich in seinen spateren Jahren — er starb 1562, 40 Jahr alt — wo er die Menge der ihm von alien Seiten zustromenden Auftrage nicht mehr allein bewaltigen konnte, sondern sich der Mit- unci Aushulfe von weniger tuchtigen Gesellen und Hand- arbeitern bedienen musste. Auch beschaftigte er sich in diesen Jahren mehr mit dem Formschnitt als der Chalcographie. Weil von dem ausgepragt Handwerksmassigen und Manierirten seiner spateren 40 S P I E L K ARTE N. Kunstubung nocli weniger in unserer Karte wahrzunehmen ist, dieselbe vielmehr den Eindrnck eines jugendlichen, frisehen Geistes macht, so muss dieselbe in seiner besseren friiheren Zeit entstanden sein, in welcher er den Einwirkungen des durch Durer und si'ine Schiiler bewirkten Aufschwunges deutscher Kunst naher stand. Die Zeiehnung ist, abgeselien von einigen Harten, im Allgemeinen sicker und gewandt, erinnert in den Figuren, namentlich in den Soldaten, sehr an Aldegrever's Manier. Der Schnitt ist mit vieler Sorgfalt und Reinheit ausgefiihrt, die Anordnung ist geschmackvoll und streng symmetrisch, die Bewegungen der Thiere sind naturlich, dem Leben abgelauscht und zum Tlieil nicht ohne Humor, der hier noch weniger derb und unanstandig erscheint, als er sich ofters spater in den Spielkarten geltend gemacht hat. Unser Exemplar zeiclmet sich durch Schonheit des Drucks wie tadellose Er- haltung aus und da es zugleich vollstandig ist, so dtirfte es unter die schonsten der wenigen bis auf unsere Tage gekommenen Exemplare zu zahlen sein. In R. von Eitelberger's Abhandlung iiber die Spielkarten mit besonderer Rucksicht auf einige in Wien befindliche alte Kartenspiele, Wien 1860, findet man eine getreue Nachbildung des Schellen-Ass in Holzsclmitt. H. 3 Z. 6 L., B. 2 Z. 3 L. Schellen, Die Farbe ist durch Lowen ausgedriickt, welche in wechselnden Stellungen symmetrisch auf und in arabeskenartig verschlungenem Stab-, Leisten- und Bandwerk angebracht sind. Schellen II. Zwei Lowen in der obern Halfte der Karte, in aufgerichteter Haltung, gegen einander gekehrt, der rechts sitzende nach links, einander die eine Vordertatze reichend. Die untere Halfte der Karte ist durch arabeskenartig verschlungenes Stab-, Leisten- und Bandwerk ausgefullt. Oben in der Mitte: .II. Schellen III. Drei Lowen, der obere in stehender Haltung, in der Mitte, nach rechts gekehrt, senkt den Kopf, den er am Maul mit der Tatze kratzt; die beiden andern im mittleren Theil der Karte in aufgerichteter Haltung gegen einander gekehrt. Oben in der Mitte: .III. Schellen IV. Vier Lowen, zwei im obern, die beiden andern im untern Theil der Karte, jene in sitzender, diese in aufgerichteter Stellung. Der von den beiden obern links befindliche kratzt den andern, der sich niedergeduckt, mit der Tatze am Kopf. Oben in der Mitte: . IIII . Schellen V. Fiinf Lowen in verschiedenen Stellungen, einer oben in der Mitte, en face und wie zum Sprunge niedergeduckt, die andern links und rechts im mittleren und unteren Theil der Karte iibereinander; die beiden untern gegen einander gekehrt in sitzender Haltung. Oben in der Mitte : . V. Schellen VI. Sechs Lowen, je zwei im obern, mittlern und untern Theil der Karte. Die beiden obern gegen einander gekehrt, aufrecht, auf den Hinterfussen stehend, die in der Mitte liegend, die beiden untern, mit dem Korper nach aussen, mit den Kopfen jedoch KUPFERSTICHE. 41 nach innen gekehrt, in sitzender Haltung. Oben in der Mitte: .VI. Schellen VII. Sieben Lowen in verschiedenen Stellungen, drei im obern, zwei im mittleren und zwei im untern Theil der Karte. Von den obern ruht der mittlere, der den Kopf nach rechts wendet, in nieclergeduckter Haltung, die beiclen andern sincl sitzend vorgestellt, der rechts en face, der links in Profil. Oben in der Mitte:.VII. Schellen VIII. Acht Lowen, je vier auf beiden Seiten der Karte ubereinander, in wechselnden Stellungen; die beiclen oberen gegen einander gekehrt in stehender Haltung, der links auf alien Vieren, der rechts auf drei Fiissen, indem er die eine Vordertatze erhebt. Oben in der Mitte:. VIII. Schellen Villi. Neun Lowen, drei in der obern, die iibrigen sechs, je drei ubereinander, auf den Seiten in der untern Halfte cler Karte, die obern in aufgerichteter, die zwei mittleren Paare in liegender, die unteren in springender Haltung. Oben in cler Mitte : .Villi . Schellen X. Zehn Lowen, je fiinf auf jeder Seite der Karte ubereinander, in wechselnden Stellungen. Von den beiden obern ist der links befindliche springend, der andere, der die eine Vordertatze wie grollend erhebt, sitzend dargestellt; von den beiden unteren schreitet der links in aufrechter Haltung auf den Hinterfussen nach rechts, wahrend der andere rechts liegt. Oben in der Mitte : .X . Schellen- Bube. Ein Landsknecht im Vordergrund einer Landschaft, nach links voriiber- schreitend, mit Helm, Brustharnisch und Lendenschienen; er tragt ein langes Schwert auf der Schulter und stiitzt die linke Hand in die Seite. Links ein Palmbaum, an welchem ein Lowe hinaufgeklettert ist. Schellen-Dame. Eine reichgekleidete Konigin auf courbettirendem Pferd, beide in Profil, nach links gekehrt. Die Konigin, in langem Gewande, tragt eine Krone auf der Haube und halt mit der Rechten ein langes Scepter iiber dem Halse des Rosses, das eine gebliimte Decke tragt. Rechts klammert sich an der Krone eines Palmbaumes ein Lowe fest, der einen Palmenwedel zur Schulter der Konigin niederdriickt. Schellen-Koni g. Ein Konig, in reicher Rustung, auf courbettirendem Pferd, beide nach links gekehrt und in Profil. Der Konig, mit einer gezackten Krone auf semeni offenen Helm, halt mit der Linken ein schweres, gegen seine Lende gestiitztes Scepter. Rechts am Bildrand ein Palmbaum, an welchem oben ein hinaufgekletterter Lowe sich fest- klammert. Schellen- Ass. Ein aufgerichteter Lowe halt mit den Vordertatzen das obere Schweifwerk einer weissen Tafel, wahrend seine Hinterfusse anf den geschweiften untern Ecken dieser Tafel ruhen. Der iibrige Theil der Karte ist arabeskenartig durch mannichfach verschlun genes Band- und Leistenwerk aus- gefullt. An der Tafel: SCHELEN und darunter das Zeichen des Virgilius V 7 Solis. Oben in der Mitte : . I. Eicheln. Die Far be ist durch Affen ausgedriickt, die auf arabeskenartig geformtem Stab- und Leistenwerk in wechselnden Stellungen, zum Theil mit derbem 6 42 S P I E L K A R T E N. Humor, angebracht sincl. Vasen, Frachtbouquets , Bander, Masken dienen ausser- dem noch zur Ausschmiicknng der Karte. Eichel II. Zwei Affen im oberen Theil der Karte gegeneinandergekehrt auf einem Stabe sitzend; der rechts befindliche blast die Clarinette, der andere nascht an einem Apfel und halt mit der rechten Vorderpfote einen Stock iiber seine Sclmlter. In der Mitte unten eine grosse Frnchtvase, links und rechts eine kleine Fruchtschale, aus welcher eine schlanke, phantastische Blume hervorwachst; an dieser ist oben ein breites Band mit den Buchstaben S P Q R angebracht. Oben in der Mitte : . II . Eichel III. Drei Affen, einer oben in der Mitte auf einem runden, beweglichen, in einem holzernen Oeriist steckenden Stab, die beiden andern im mittleren Theil der Karte auf breitem Stabwerk und Ranken. Unten in der Mitte eine kleine Fruchtschale; auf welcher das Stabwerk und Geriist ruht. Oben in der Mitte: .III . Eichel HIT. Vier Affen, zwei im obern, zwei im untern Theil der Karte, von den beiden obern sticht der links befindliche mit einem spitzen Instrument nach dem andern, der seine rechte Pfote dem andern auf den Kopf legt. Der eine der untern spritzt mit einer Klystier- spritze nach dem andern. Oben in der Mitte: .1111. Eichel V. Fiinf Affen, einer oben in der Mitte in vornubergebiickter Haltung, die vier andern, je zwei und zwei links und rechts im mittleren und unteren Theil der Karte; die beiden mittleren zu Seiten einer kleinen Ziertafel auf einem Stab. Der eine von diesen, rechts, schneidet dem andern eine Gri masse. Oben in der Mitte: .V. Eichel VI. Sechs Affen, je zwei im obern, mittlern und untern Theil der Karte, in verschiedenen, zum Theil lebhaften und unanstandigen Bewegungen. Von den beiden obern ruhrt der links befindliche die Trommel, wahrend der andere, mit einem Stock iiber der Schulter, in tanzender Haltung dargestellt ist und zugleich mit der linken Vorder- pfote eine Frucht aus einer zwischen ihnen stehenden Vase nimmt. Oben in der Mitte:. VI. Eichel VII. Sieben Affen, in verschiedenen, zum Theil unanstandigen Stellungen: Oben in der Mitte: .VII. Eichel VIII. Acht Affen, je vier auf jeder Seite, wie Voltigeure aufeinander stehend und sitzend. Der eine der obern rechts auf dem Riicken des zunachst unter ihm befindlichen stehend, beschmutzt diesen mit einer Flussigkeit, welche seiner Nase nicht sonderlich zu behagen scheint. Oben in der Mitte: .Vin. Eichel Villi. Neun Affen. Einer oben in der Mitte, auf einem breiten Stab — er beschaut sich durch die Beine in einem hinten vor- gehaltenen Handspiegel — die andern je vier auf jeder Seite der Karte in wechselnden zum Theil verschrankten Stellungen aufeinander, der zu unterst links, vorniiber- gekriimmt unter der auf ihm ruhenden Last, spielt den Dudelsack. Oben in der Mitte : .Villi . Eichel X. Zelm Affen, je fiinf auf jeder Seite der Karte; die beiden obern, von welchen der rechts befindliche den Inhalt eines Topfes nach dem Gesass des andern spritzt, auf einem Stab, an welchem sich die beiden zunachst unter KUPFERSTICHE. 43 diesen befindlichen Affen festklammern. Oben in der Mitte:.X. Eichel-Bube. Ein Landsknecht im Vordergrund einer Landschaft, nach rechts bin voriiber- schreitend, tragt auf der Schulter einen Affen, der sein Gewehr halt. Die Haltung der ganzen Figur macht den Eindruck einer Parodie des heiligen Christoph. Eich el-Darn e. Eine Konigin zu Pferd rechts hin reitend, mit Scepter in der Linken, wahrend sie mit der Rechten den Ziigel halt, und mit einer Krone auf der Haarhaube. Das Pferd tragt eine reiche Leib- und Reitdecke, auf seinem Kreuz steht auf einem Bein ein Affe, der das Kleid der Konigin in unanstandiger Weise beschmutzt. Eichel-Konig. Ein Konig zu Pferd, rechts hin reitend, ein Scepter in der Hand und eine gezackte Krone auf seiner Zipfelhaube. Das Pferd, reich costiimirt, tragt eine pelzgefutterte Leib- und Reitdecke und drei Federn am Kopf. Auf seinem Kreuz steht auf einem Bein ein Affe, der eine Peitsche halt. Eichel-Ass. Ein Affe in der Mitte oben zwischen zwei Fruchtschalen nach links gekehrt und mit Spiegel auf der runden Ausladung einer Art Tafel sitzend, an welcher das Wort: AICHELN und unter diesem das Zeichen des Yirgilius Solis angebracht ist. Drei phantastische Masken dienen im untern Theil der Karte zur Ausschmuckung derselben. Grim. Die Farbe ist durch Pfauen ausgedriickt, die in wechselnden Stellungen auf gewundenen Weinstockzweigen angebracht sind. Griin II. Zwei Pfauen im obern Theil der Karte, der links in Profil nach rechts, der rechts von hinten gesehen. Unten in der Mitte eine schneckenartig gewundene Vase, aus welcher Weinranken, deren untere Trauben tragen, hervorwachsen. Oben in der Mitte: .II. Griin III. Drei Pfauen in der oberen Halfte der Karte auf Ranken, die aus einer in der Mitte unten stehenden Vase hervorwachsen; der obere breitet die Fliigel aus und senkt den Kopf. Oben in der Mitte: .III. Griin IV. Vier Pfauen, zwei in der obern, zwei in der untern Halfte der Karte; von den beiden untern schlagt der rechts sitzende mit dem Schweif ein Rad. Oben in der Mitte: . IHI . Griin V. Fiinf Pfauen, drei in dem obern, zwei in dem untern Theil der Karte; von jenen ist der mittlere gegen den Beschauer gekehrt, wahrend er den Kopf nach links wendet. Oben in der Mitte: .V. Griin VI. Sechs Pfauen, je zwei im obern, mittlern und untern Theil der Karte; die obern im Profil gegen einander gekehrt, von den beiden untern kratzt sich der rechts sitzende mit der Kralle am Kopfe. Oben in der Mitte: .VI. Griin VII. Sieben Pfauen auf den Zweigen eines Weinstocks; einer oben in der Mitte, vom Riicken gesehen, mit dem Kopfe nach unten, die iibrigen je drei iibereinander auf den Seiten der Karte. Oben in der Mitte: . VII . Griin VIII. Acht Pfauen, je vier iibereinander auf jeder Seite der Karte. Von den beiden unteren liegt der links befindliche auf dem Riicken, wahrend sich der andere in hangender Lage an einem Zweig des Wein- 6* SPIEL K ARTE N. stocks festklammert. Oben in der Mitte: . VIII . Griin Villi. Nenn Pfauen, ahnlich vertlieilt, nur mit dem Unterschiede, dass der neunte in der Mitte zwischen dem obern Paar angebraclit ist. Der links zu unterst befindliche senkt in Korner auflesender Haltung den Kopf zn Boden. Oben in der Mitte: . Villi . Griin X. Zehn Pfauen, je fiinf iibereinander auf beiden Seiten der Karte. Der links za unterst befindliche klammert sich in liangender Lage mit einer Kralle am Zweig fest. Griin -Bub e. Ein Landsknecht in gesclilitzter Kleidung im Vorder- grund einer Landschaft, eiligen Schrittes reclitshin schreitend; er tragt ein langes Schwert an der Seite und einen Spiess auf der linken Schulter. Links ein kahler Baum. Rechts oben ein Pfau. Griin-Dame. Eine Konigin auf courbettirendem, nach rechts gekehrtem Pferd, mit gezackter Krone auf dem Haupt und in langem, unten mit Hermelin besetztem Kleide. Sie halt in der Rechten ein langes Scepter. Oben links auf einem Zweige ein Pfau. Griin-Konig. Ein Konig auf courbet- tirendem, reich decorirtem, nach rechts gekehrtem Pferd, mit langem, wie zum Stosse geziicktem Scepter in der Rechten. Links oben auf einem Zweig ein Pfau. Griin-Ass. Ein radschlagender, auf einer Weinranke stehender Pfau, etwas nach links gewendet. Unten in der Mitte an einer geschweiften Tafel: GRVEN und darunter das Zeichen des Virgilius Solis. Oben in der Mitte: .1. Roth. Die Farbe ist durch Papageien ausgedriickt, welche in wechselnden Stelhmgen auf Rosenstrauchzweigen angebraclit sind. Roth II. Zwei Papageien, im obern Theil der Karte auf Zweigen eines dicken Rosenstocks. Zwei kleinere Rosenstocke wachsen zu jeder Seite des Stammes. Oben in der Mitte . II . Roth .III. Drei Papageien im obern Theil der Karte auf einem Rosenstock, der aus einer in der Mitte unten stehenden Vase hervorwachst. Oben in der Mitte: .III. Roth IIII. Vier Papageien, je zwei iibereinander, in der obern Halfte der Karte auf einem, in einer Vase wachsenden Rosenstock. Oben hi der Mitte: . IIII . Roth V. Fiinf Papageien, einer oben in der Mitte, die anclern je zwei iiber- einander auf jeder Seite der Karte; der obere, gegen den Beschauer gekehrt, streckt seinen linken Fhigel aus. Oben in der Mitte: .V. Roth VI. Sechs Papageien, je zwei im obern, mittlern und untern Theil der Karte, die beiden obern gegen- einander gekehrt, von den beiden untern rupft sich der rechts sitzende unter dem Fliigel. Oben in der Mitte: .VI. Roth VII. Sieben Papageien, drei im obern, zwei im mittlern mid zwei im untern Feld der Karte. Der in der Mitte oben befindliche ist in abwarts kletternder Haltung vorgestellt. Oben in der Mitte: . VII . Roth VIII. Acht Papageien auf Aesten zu vier iibereinander auf jeder Seite der Karte. Der links zu unterst befindliche schaukelt sich in liangender Lage an seinem Ast. Oben in der Mitte: .VIII. Roth Villi. Neun Papageien, ahnlich vertlieilt, nur dass oben nicht zwei, sondern drei angebraclit sind; der KUPFERSTICHE. 45 mittlere von diesen, en face gesehen, erhebt seine linke Kralle. Oben in der Mitte: .Villi. Roth X. Zehn Papageien, je fiinf aufeinander auf jeder Seite der Karte. Der links zu oberst sitzende breitet wie in auffliegender Haltung die Fliigel aus. Oben in der Mitte: .X. Roth-Bube. Ein Landsknecht, in geflammter Kleidung, im Vordergrnncle einer Landschaft linkshin schreitend, tragt ein langes Schwert an der Seite nnd auf der Schulter eine Streitaxt. Links oben auf einem kahlen Rosenstock ein Papagei. Roth-Dame. Eine Konigin zu Pferd, nach links reitend, in langem, unten reich bordirtem Gewande, mit einer Zackenkrone auf dem Haupt und langem Scepter in der Linken. Oben rechts auf einem Zweig ein Papagei. Roth-Konig. Ein Konig zu Pferd, linkshin reitend, in reicher Kleidung, mit Zackenkrone auf dem runclen niedrigen Helm und mit einem Schwert in der Rechten, dessen Spitze gegen seinen Giirtel ruht. Oben rechts ein Papagei. Roth- Ass. Ein Papagei im obern Theil der Karte, in aufgerichteter Haltung mit ausgebreiteten Fliigeln auf zwei Rosenranken stehend. Unten in der Mitte an einem ausgeschnittenen Schild vor dem Fuss des Rosenstocks die Bezeichnung der Farbe: .ROT. und darunter das Zeichen des Virgilius Solis. Oben in der Mitte: . I. Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig. GETTY RESEARCH INSTITUTE 3 3125 01410 4539