■G ^rp^'k' \ \ K!* Karl Budde *) v\ I .^.M, Saul's Konigswahl und Verwerfung :^<\ Wa ^\%r BSI325 .4.B92 ■/ ^tfi ^^>^wo?>«/*^ .4.B92 / /, 223 Saul's Konigswahl und Verwerfung. Von Karl "^Budde. In den vor Kurzem begriindeten ^Konigsberger Stu- dien" Bd. I S. 25 — 59 hat Professor Cornill seine werth- vollen Untersuchungen iiber die Biicher Samuelis (vgl. Luthardt's Zeitschrift etc. 1885 S. 113—141) fortgesetzt und zu Ende gefuhrt. Meine eigenen Untersuchungen iiber diesen Gegenstand waren vor dem Erscheinen seines ersten Aufsatzes begonnen und in den Hauptergebnissen festgelegt, dann aber durch diesen wesenthch gefordert, und vor dem Erscheinen des zweiten Aufsatzes in alien Punkten abgeschlossen. Da sich das Ergebnifs in wesent- lichen Stiicken mit dem Cornill's beriihrt, in anderen davon abweicht und es meiner Meinung nach berichtigt, so halte ich den jetzigen Augenblick, wo CorniU's Arbeit fertig vorliegt, fiir den geeignetsten, um beide Arbeiten fiir die wichtigen Fragen, um die es sich hier handelt, durch ihre Gegeniiberstellung nach Moglichkeit fruchtbar zu machen. Ich wahle dazu den Ausschnitt, von dem alle Quellenkritik bei den Biichern Samuelis ausgehen mufs, die Capitel 7 — 15 des ersten Buches, den en ich nur als Anhang das 28. Ca- pitel desselben Buches zugeselle. Ueber die Konigswahl Saul's liegen zwei sehr ver- schiedene, wenn auch harraonistisch ausgeglichene Erzah- lungen vor. Der Klirze halber bezeichne ich im Folgenden nach dem Orte der Wahl oder Einsetzung die eine mit M (Micjpa), die andere mit G (Gilgal). M. Als Samuel alt geworden, verlangt das Volk, un- zufrieden mit der Verwaltung des Richteramtes durch seine Sohne, einen Konig nach dem Vorbild der Nachbar- volker. Samuel mifsbilligt dies, Jahwe erklart es fur Ab- fall, befiehlt aber Samuel dennoch dem Volke zu wiUfahren, 224 Budde, Saul's Konigswahl nachdem er es durch Vorhaltung des Konigsrechtes ge- warnt. Aller Warnung ungeachtet bleibt das Volk bei seinem Verlangen (c. 8). Da entbietet Samuel das Volk nach Mi9pa; dort wird durch das Loos Saul zum Konige erwahlt (c. 10, 17 — 24). In feierlicher Rede legt Samuel das Richteramt nieder, weist dem Volke die ganze Schwere der Verantwortung zu, verheifst aber zugleich Gottes Gnade, wenn das Volk ihm treu bleibt (c. 12). G. Der Benjaminit Qisch schickt seinen Sohn Saul mit einem Knechte aus, seine Eselinnen zu suchen, die sich verlaufen habeu. Nachdem sie vergeblich im Lande umhergeirrt, will Saul nach Hause zuriick; der Knecht aber schlagt vor einen Versuch mit der Be- fragung des angesehenen Gottesmannes in der nahebei liegenden Stadt zu machen, hilft auch mit der zur Vergiitung erforderlichen Miinze aus. Sie fragen nach dem ,,Seher" (HNI) und werden zu ihm gewiesen : es ist kein anderer als Samuel. Dem hat Tags zuvor Jahwe ge- ofFenbart, dafs morgen ein Benjaminit zu ihm kommen werde : „den sollst du zum Fiirsten (Ti^J) iiber mein Volk Israel salben, dafs er mein Volk aus der Hand der Phili- ster errette; denn ich habe die Noth') meines Volkes an- gesehen, weil sein Geschrei zu mir gekommen ist." Samuel erkennt in Saul den Verheifsenen , nimmt ihn sammt dem Knechte als geehrten Gast mit zu der angesetzten Opfer- mahlzeit auf „die Hohe" (nD3ri) und beherbergt sie. Am andren Morgen schickt er den Knecht vorauf, salbt Saal ^), theilt ihm rait, was er wissen will, und giebt ihm Zeichen fur seine gottliche Berufung. Sind sie eingetroffen, so soil er unternehmen, was sich ihm darbiete, denn Gott sei mit ihm. Alles trifft ein, Saul aber verrath nichts von dem, was Samuel ihm verklindet hat (c. 9 — 10, 16). Etwa einen *) "iiy vor i^y nacb LXX zu erganzeu. *) c. 10, 1 nach LXX zu erganzen. und Verwerfung. 225 Monat danach ') belagert Nachasch der Ammoniter Jabesch in Gilead, und jabeschitische Gesandte kommen iiber den Jordan, um schleunigste Hiilfe zur Abwendung einer schimpflichen Uebergabe zu erbitten. Als sie nach Gibea Saul's kommen, finden sie nichts als Thranen; aber Saul, der eben vom Felde heimtreibt, wird vom Geiste Gottes ergrifFen , bietet die Israeliten auf und entsetzt Jabesch. Den Retter aus der Noth erhebt das Volk zu Gilgal unter festlichen Opfern zum Konig (c. 11). Irrthiimlich geben fast AUe, die diese Erzahlung ausschei- den, Rama als Sitz des „Sehers" Samuel (so z. B. Wellh., Stade, Kuenen, Cornill); der Ort ist aulFallender Weise nirgends benannt, es heifst iiberall nur „diese Stadt", „die Stadt.'^ Daraus mufs geschlossen werden, dafs der Name weggelassen ist, wahrscheinlich gerade weil es nicht Rama war, wo der ^Richter" Samuel nach 7, 17. 8, 4. 15, 34. 16, 13. 19, 18—23. 25, 1. 28, 3 wohnte^). Ebenso fehlt in c. 9 die Aussage, dafs „der Gottesmann, der Seher* Samuel heifse ; in v. 14 tritt dieser plotzlich auf, und nicht nur Saul, der ihn nicht kennt, sondern auch der Leser, dem Samuel wohlbekannt ist, mufs erst erfahren, dafs er der gesuchte Seher ist. Eine Bemerkung, die ihn einfiihrte, wird mit der liber den Ort weggefallen sein und mufste es wohl, weil sie ihn als bisher unbekannt wird behandelt haben. — In M. fehlt wahrscheinlich vor c. 12 die Hand- lung der Salbung Saul's (vgl. 12, 3 fF. „der Gesalbte *) Lies 10, 27 b nach LXX tt'^np^ ""H^l statt K^i"inD3 ^H^l a^s Anfang von c. 11, 1; Klostermann tt'^'inn ^D^3 r^^ der Pflugezeit", • T IV •• ■ ebenso zu c. 11, vgl. dort v. 5. *) Klostermann (Comm. z. St.) verlegt den Ort ganz willkiirlich in den simeonitischen Siiden und nimmt, was nach der Aussage des Knechtes unmoglich ist, an , dafs beide den Ort selbst nicht gekannt hatten. Herrmann (Proleg. z. Gesch. Saul's, Leipz. Dissert. 1886) tritt S. 36 entschieden fiir Rama ein, aber ohne Begriindung. — Beachtens- werth ist die oben aufgefiihrte Reihe von Stellen; jede nahere Be- trachtung wird zeigen, dafs sie sammtlich spateren Schichten augeboren. Zeitschrift f. d. alttest. Wiss. Jahrgang 8. 1888. 15 226 Budde, Saul's Konigswahl Jahwe's"), weil sie eben nach G,-g«lion c. 10, 1 vollzogen ist. Dadurch. fehlt jetzt hinter 10, 24 jede thatsachliche Vollstreckung der Konigswahl. Aehnlich schon Cornill a. a. 0. S. 128 f. Aufser diesen Kleinigkeiten sind die beiden Erzah- lungen voUstandig, jede fiir sich vollkommen durchsichtig iind sinnvoll, jede der andren von Punkt zu Punkt wider- sprechend. In M. ist Samuel der Richter Israels , der das Volk in Jahwe's Namen regiert , und dessen Handen man die Herrschaft entwinden mufs, die man dem Konig iiber- tragen will ; in G. ist er der Priester und Seher einer Landstadt, dem Jahwe einmal statt alltaglicher Angelegen- heiten grofse Dinge ofFenbart. In M. halt er die Leitung in Handen, bis der Konig die Ziigel selbst ergrifFen hat, in G. iiberlafst er nach Vollziehuiig seines Auftrags die Entwicklung der Dinge dem „Zufall" , d. h. der Leitung Gottes und der Wirkung seines Geistes in 8aul. In M. geht alles nach staatlicher Kegel und Ordnung zu, in G. sehr tumultuarisch, wie es gerade will oder mag. In M. ist die aufsere Lage Israels giinstig ; nicht gegen Feindesnoth, sondern wegen hauslicher Scherereien und aus leidiger Nach- ahmungssucht, aus purem Uebermuth will das Volk einen Konig haben statt Jahwe's und seines Stellvertreters. Es erbittet sich nichts geringeres als sein Gericht. In G. leidet das Volk unter der PMlisternoth, seine Initiative beschrankt sich auf sein Schmerzens- und Hiilfeschreien, Jahwe nimmt sich seiner an und sendet ihm aus seiner Gnade in dem Konige seinen Heifer (9, 16). Liest man die Erzahlungen zusammen, wie sie vorliegen, so sind jedesmal die Bestand- theile der andren iiberfliissig und darum storend. Ist Saul durch besondere OfFenbarung dem Samuel, von dem sich ja das Volk den Konig erbeten hat, bezeichnet, so braucht er nicht erst durch das Loos gefunden zu werden und um- gekehrt. Wenn Saul in ofFentlicher Volksversammlung zum Konig erkoren werden soil, so braucht er nicht (vgl. / und Verwerf'ung. 237 10, 7) die Gelegenheit beim 8chopf zu nehmen, wie c. 11 sie bietet, um zur Berufung auch die Anerkennung zu er- halten, und ist er der Konig, so brauchen die Gesandten von Jabesch nicht „in das ganze Gebiet von Israel" aus- gesandt zu werden (11, 3), da er ja der gewiesene Heifer ist. War er zu Mi^pa zum Konig gemacht, warum dann noch in 11, 15 zu Gilgal ? Diese Schwierigkeiten sollen in dem vorliegenden Texte harmonistisch ausgeglicben sein und zwar durch die Verse 10, 25 — -27 und 11, 12 — 14^). V. 25— 26 a stellt den status quo ante her und bringt vor allem Saul wieder in seine Heimath nach Gibea, wo er in c. 11 ist; v. 26b. 27a erklaren, warum man ihm in c. 11 den Konig so gar nicht anmerkt — nur die Wackeren, deren Herz Gott getrofFen, begleiten ihn, die nichtsnutzigen Leute aber sagen : „Was soil uns der hel- fen?", verachten ihn und bringen ihm kein Huldigungs- geschenk. Gegen sie richtet sich nach dem Entsatze von Jabesch der Zorn des Volkes , und nur Saul's Grofsmuth errettet sie vom Tode; Samuel aber fordert [um keinen Zweifel fernerhin aufkommen zu lassenj das Volk auf, das Konigthum zu Gilgal zu erneuern (11, 12—14). Es folgt die Einsetzung zum Konig aus G. v. 15, und Samuel's Abdankungsrede aus M. mufs nun in Gilgal gehalten sein (c. 12). Diese Verse aber geniigen nicht. Die wackeren Leute, die mit Saul gegangen (10, 27), die jedem Konige nothige Leibwache (vgl. Richt. 9, 4, auch Sam. I, 13, 1 f.), finden sich in c. 11 nicht bei ihm : durch Drohung raufs Saul aus ganz Israel sein Heer zusammenbringen. Und sind der Gegner Saul's nach 10, 27 so viele gewesen, dafs er in c, 11 als reiner Privatmann erscheint, wie kann man sie in 11, 12 mit dem Tode bedrohen; bildeten sie aber •) Das bfc<1D^ irii^l i^ 1') '' ist ebenfalls Zusatz und beruht vielleicht erst auf v. 12 ff. 15* 228 B u d d e, Saul's Konig8wahl blofs eine verachtliche Minderheit f~\vie bedurfte es dann einer Erneuerung der Konigswiirde ? Wie mit c. 11 imd dadurch mit G. , so stehen jene Verse auch mit c. 8. 10, 17 ff. 12, also mit M., in Wider- spruch. Das Konigsrecht (riDban tSDlt'p), das Samuel nach 10, 25 dem Volke vortragt, codificirt und an geheiligter Statte niederlegt, kann doch nichts anderes sein, als das Konigsrecht ("^ban tOQlt'p), das er auf Jahwe's Geheifs (8, 9 fF.) dem Volke vorgehalten hat. Das ist aber dort kein Staatsgrundgesetz , auf gegenseitigem Vertrag beruhend, wie es hier erscheint, sondern einfach das Verfahren, das der Konig sich ungefragt und unverbrieft herausnimmt, weil er die Gewalt hat, es ihm so beliebt, und die Staats- raison es fordert. So ist 10, 25 nur aus Mifsverstandnifs von 8, 9 ff. zu erklaren. Ferner hat Samuel das Volk nicht mehr zu entlassen, wenn Saul Konig ist, und Saul's Mifsachtung widerspricht 10, 24 b, wo das ganze Volk ihn als Konig anerkennt. Auch die Amtsniederlegung Samuel's in c. 12 kommt sehr verspatet. Damit wird die Meinung Wellhausen's, Stade's, Kuenen's hinfallig, dafs M. von G. abhange und dessen Darstellung nur erganze; M. ist viel- mehr selbstandig und nur durch jene Klammern mit G. verbunden. Die Selbstandigkeit der Erzahlung M. zuerst behauptet zu haben, wird das Verdienst Cornill's bleiben ; aber die so hochst einfache Art ihrer Verbindung durch jene zwei Klam- mern hat er nicht gesehen. Er meint (a. a. O. S. 118 fF.) 10, 26 b. 27 aa. 11, 12. 13 als quellenhaft festhalten zu konnen, indem er 10, 26 b. 27 a« hinter 11, 7 als an ihrer urspriing- lichen Stelle einsetzt. Aber welch kiinstlicher und gewalt- samer Hiilfsannahmen bedarf er dazu. An jeder Stelle mufs er etwas streichen : 10, 25 und 11, 14 von den bei- den geretteten Klammern, und an der urspriinglichen Stelle in 11, 7 den Schlufs iHN tt'-iND [? INJIil], und in 11, 12 ein ^"IN*^-^ statt ^kS"lDt2^-'?J< lesen. Fur die Streichung von 10, und Verwerfung. 229 26 a. 27 aj3 giebt er gar keine Begriindung •, aber mochte 26 a auch als Klammer fiir die neue Stelle anzusehen sein, so ist das nn3D )b IN^'^H i "^^ "^ ■von yDiy ^"^5 ■'■•8 ganz und das erste Wort von v. 9; sodann 10, 17 f. und v. 19 bis HnVI • ^^^ genannten Worte immer eingeschlossen. Vor den Rest von 8, 6 mufs er ein ^^^) einschieben. Herrmann weist diese Ausscheidung ab ; Gotthold (De fontt. et auctor. historiae Sauli, Diss. Getting. 1871, eine veraltete Arteit) sab vielmehr in 8, 3jff 5 c. 9 b deuteron. Einschiibe. uud Verwerfuug. 231 Die ubrigen Griinde bewegen sich fiiglich in einem Zirkel, da sie auf die Uebereinstimmung mit c. 1, 2 — 8. 3 und c. 12 hinauslaufen , deren Abstammung aus einer andren Quelle doch mit keinen andren Grllnden bewiesen werden kann und von Cornill bewiesen ist, als die Interpolation von 8, 4 fF. und 10, 17 ff. selbst. A lies beruht hier auf dem sachlichen Moment der grundsatzlichen Verwerfung des Konigthums, und vielleicht konnte man Cornill zu- stimmen, wenn der Rest -der beiden Abschnitte diesem Moment entschieden widersprache. Aber so sehr er sich bemliht, die gutartige, rein sachliche Natur des „Konigs- rechtes" nachzuweisen (S. 127 f.) : die Mifsbilligung des Konigthums durch Samuel und die Verstockung des Volkes (vgl. dafur besonders 8, 19 f.) bleibt doch in 8, 11—20 in ihrer vollen Scharfe erhalten, so dafs mit der Ausschei- dung gar nichts erreicht wird ^). Auch darin behalten W. und K. Recht, dafs c. 7 und 12 sich in Stil und Eigenart von den ubrigen Stiicken durchaus nicht trennen lassen. — Dagegen ist es Cornill meines Erachtens ge- lungen, die Quelle von M. richtig zu bestimmen, und ich glaube seine Griinde daflir noch erheblich verstarken zu konnen; aber keine andren Bestandtheile legen dafiir so lautes Zeugnifs ab, wie die von ihm verworfenen cc. 7 und 12. Zunachst der sprachliche Nachweis. Ftir E sprechen folgende Wendungen : 7 , 3 (4) "ip^n ^1'?^*"^^f II'^PH , vgl. Gen. 35, 2. 4. Jos. 24, 14. 23 (20). Rich't. 10, 16^; lipPl mni-^i;jt DDppb vgl. Jos. 24, 23 dasselbe mit ItSH, vgl, auch den ganzen Vers mit Jos. 24, 14. 23 ; zu v. 3. 4 vgl. auch Richt. 2, 13. In v. 5, ebenso 12, 19. 23 (vgl. 7, 8 f.) das •) Einige nebensachliche Bedenkeu Cornill's treffen nur die Wahr- scheinlichkeit des geschilderten Hergangs an sich und gelten kaum minder nach der Ausscheidung. Erwahnt sei , dafs Cornill an der Heimsendung der Aeltesten aus Rama und der Einberufuug einer neuen Volksversammlung nach Mi(,'pa Anstofs ninimt. Mich diinkt vielmehr, dafs man ohne das Samuel's und der Aeltesten Vorgehen in einer so wichtigen iSache geradezu tumultuarisch nennen miifste. 232 Budde, Saul's Konigswahl '!?D IV'2 nini'b.N b^Brin, dazu ist waciger mit Cornill Ex. 32, 11 f. 32. Num. 14, 13 f. zu vergleichen, wo derselben Sache das gleiche Wort fehlt, als Gen. 20, 7. 17. Num. 11, 2, 21, 7, die einzigen Stellen, wo dieses vorkommt, alle bei E. In v. 6, ebenso 12, 10, ist das Bekenntnifs des Volkes yj^tsn, dort mit folgendem ')y\ ^3, sicheres Zeichen fiir E, sonst'nur noch Num. 14, 40. 21, 7. Jud. 10, 10. 15, auch die Umgebung ist an diesen Stellen zu vergleichen. In V. 12 der Stein, der aufgerichtet wird, vgl. Jos. 24, 26, sicher als Ma99ebe, vgl. Gen. 28, 18. 22. 31, 45 ff. 35, 20 bei E ; moglich, dafs hier und in Jos. 24 der Namen Ma9- 9eba gestrichen oder verwischt ist, jedenfalls ist diese Auf- richtung bei D und seinen Nachfolgern undenkbar. In V. 14 """IDJ^n fiir die nichtisraelitischen Bewohner Kanaan's. • v:|T In c. 8 ist weniger an Einzelheiten hervorzuheben. DiK'J^p n^V im sittlichen Sinne v. 8 wie Gen. 20, 9, vgl. Num. 16, 28 ; zu V. 8 iiberhaupt vgl. Jos. 24, 16 ; D'^im D>rib^_ findet sich so oft in Stiicken, deren Grundstock aus E stammt (Ex. 20, 3. 23, 13. Jos. 24, 2. 16. Jud. 10, 13), dafs man es ent- weder auch E zusprechen mufs oder doch aus diesem Pfropfreis mit Wahrscheinlichkeit auf den Stamm E schliefsen darf; zu v. 12 vgl. Ex. 18, 21. 25; Dnp v. 15 im Hexateuch nur bei E Gen. 37, 36. [39, 1 redactioneller Einschub nach E] 40, 2. 7; zu 18 a vgl. Jos. 24, 22. In 10, 17 ff. vgl. V. 18 mit Richt. 6, 8 f. aus E^). Das nnyi mit folgender AufForderung v. 19. 12, 7. 10 ist bei E besonders beliebt, vgl. nur Jos. 24, 14. 23, bei Dst ') Diese Ableitung von Eicht. 6, 7 — 10 ist neu und bedarf kurzer Begriindung. Vgl. zu 7a: Jos. 24, 7; zu 7b : Gen. 21, 21. 25 u. s. w., Dst nur einmal, Jos. 14:, &; zu 8b : Jos. 24, 23. 17. 5 f. 17; 2m 9a : Ex. 3, 9. Jos. 24, 10; zu 9b : Jos. 24, 18. 12; zu 10 : Jos. 24, 17 f. 14. 15. 24. Was Stade zu Richt. 10 bewiesen hat, dafs Rd die Grund- ziige seiner Pragmatik im Richterbuche von E iibernommen babe, wird hierdurch bestatigt und erganzt. Diese Pragmatik aber schliefst die Verw^rfung, well die Entbehrlichkeit des Konigthums in sicb. und Verwerfimg. 233 selten. Ebendas. ^^^nri hintreten, herzutreten, zu bestimm- tem Zweck, in bestimmter Erwartung v. 19. 23. 12, 7. 16 gehort fast nur JE, vorwiegend E, vgl. Ex. 2, 4. 19, 17. Num. (11, 16). (22, 22). 23, 3. 15. Deut. 31, 14. Jos. 24, 1, aufserdem in den alten Geschichtsbtlcheru nur noch Ex. 8, 16. 9, 13. 14, 13. 34, 5. Sam. II, 18, 30. 23, 12, worunter sicherlich noch Stellen aus E oder seiner directen Nachfolge. Bei D und Nachfolgern heifst das Wort nur ^standhalten" gegen einen AngrifF, Deut. 7, 24. 9, 2. 11, 25. Jos. 1, 5. Fiir die ganze Loosscene bei der Wahl hat Cornill mit Recht auf die Achan-Geschichte Jos. 7 aus E verwiesen, die allein in alien Stlicken damit iibereinstimmt. In c. 12 vgl. zu V. 2 Gen. 48, 15. Das DJn Hin^ IV in V. 5, nach LXX auch v. 6 zu lesen, und darauf das Eingestandnifs mit ly findet seine genaue Parallele nur Jos. 24, 22, daneben Ruth 4, 9 — 11; ahnlich, ohne das Eingestandnifs, mit my Jos. 24, 27 und wiederum bei E Gen. 31, 44 fF. Sonst ist solehe Anrufung zum Zeugen sehr selten (Rj Deut. 31, 19 ff., spat Jos. 22, 27 ff., sonst prophetisch) ; niemals bei D u. s. w. Die Anrufung der Sendung des Mose und Aaron v. 8 und v. 6 findet ihres Gleichen in den Geschichtsbiichern nur in Jos. 24, 5, iiber- haupt mufs zu v. 6 und 8 Jos. 24, 4—6. 17 im ganzen Umfang verglichen werden. Zu 14 aa vgl. Jos. 24, 14. 24. Zu dem Ausdruck in v. 16 vgl. statt Deut. 1, 30. 4, 34. 29, 1 vielmehr Ex. 18, 14. 17. 22 bei E, fur '^D ^:^vb Ex. 7, 20: zu DDnyn v. 17, ny-in-b v. 20 vgl. Gen. 50, 15 bei E, dasselbe nie bei D; bMSTl V'l q^ v. 22 nur noch ' T - " Jos. 7, 9; ebendort 113^3, nie bei D, bei E z. B. Gen. 21, 30; a^riD ^k> nb'bri v. 23 vgl. Jos. 24, 16, 'bn liber- haupt nie bei D; zu 24 a vgl. Jos. 24, 14 a. Dazu kommen noch die oben angefiihrten wichtigen Wendungen ')y\ 13Kt3n in V. 10, m:r)n V. 7. 16, '3 ^^5K'). Genau wie in 14, 37 und nur da giebt ihm Jahwe keine Antwort, auch der Ausdruck ist der gleiche in3V N'^1, nwr dort mit der Beschriinkung J^inn D1*3, hier mit Erschopfung aller Moglichkeiten ^). Noch eine Wendung der Erzahlung findet ihres Gleichen nur in c. 14, um so bezeichnender, da dieser Zug hier zur Sache nichts thut, das ist Saul's Schwachezustand, weil er Tag und Nacht nichts gegessen hat {nnb bji^ ab), vgl. v. 20 b flP. mit 14, 24. 28 fF. Ebenso stellt sich neben die alteste Erzahlungsschicht des Buches Sache und Ausdruck in v. 7, der Auftrag an die Diener und seine schleunige Ausfuhrung (vgl. 16, 16 — 18, auch Kon. I, 1, 2 f.). Ferner ist die Erzahlung im Ganzen und im Einzelnen aufserst anschaulich, dem besten ebenblirtig, und mag man auch nicht zu der Annahme neigen, dafs diese Schicht, G und seine Fortsetzung, aus J stammen, so spricht doch jedenfalls gegen E die sachliche und stili- stische Uebereinstimmung mit jener Quellenschrift, wie sie *) Stade (a. a. 0.) findet den Beweis spaterer Abfassung des Stiickes auch darin, dafs Saul sich an die Propheten um ein Orakel solle ge- wandt haben. Nun sind aber doch Saul's Beziehungen zu den Nebiim durch c. 10 aus G. gesichert. Dafs auch die alten Propheten gottliche Eingebungen aufserten, giebt Stade S. 477 zu, in welcher Weise das Orakel von ihnen begehrt und gegeben sei, ISifst unsre Stelle offen. In jedem Falle ist die Quelle G. nicht so hoch anzusetzen, dafs ihr Verfasser nicht auch hatte an ein prophetisches Orakel im spateren Sinne denken konnen. Dafs der Verf. behauptet, Saul babe auch durch Urim [und Tummim] kein Orakel erhalten konnen, erregt ebenfalls bei Stade Bedenken. Aber die Anwendung dieses Orakels zeigt ja bei G. c. 14, 41 [LXX], das Ausbleiben der Antwort 14, 37 : es mufste also anch bei jenem die Antwort ausbleiben konnen, sonst hatte doch wohl Saul 14, 37 zu den U. und T. gegriffen. Die Antwort erfolgt in 14, 41 ff. nicht weil ein anderes Orakel gowUhlt wird, sondern weil es Gott nun einmal gefallt auf die Frage nach dem Schuldigen Antwort zu geben, auf Saul's friihere Frage nicht. 246 Budde, Saul's Konigswahl besonders die Verse 22 — 25 in hochst aiifFallender Weise gegentiber Gen. 18, 5 flf., auch Richt. 6, 19, verrathen. Die einzige Instanz gegen alle diese Anzeichen ist der ausdriickliche Hinweis des erschienenen Samuel auf c. 15, den Ungehorsam im AmaleJiiterkriege und die Losreifsung des Konigthums von Saul (15, 28) in v. 17 f. Der aber kann eingeschoben sein und mufste eingeschoben werden, nachdem c. 15 aufgenommen war, zu dem sich diese Katastrophe wie die Erfiillung verhalt. Einen starken Anhalt findet diese Annahme an der Ueberfullung, derent- wegen Wellhausen 19 a oder 19b/3 streichen will. Wenig passend ist auch die Vorausstellung der Aussage, dafs das Konigthum von ihm gerissen und David gegeben sei, in einem Zusammenhang, der den David nur im Hintergrunde zeigt. Vielmehr ist 17 — 19 a eingeschoben, und Samuel's Rede lautet urspriinglich : „Warum t'ragst du mich denn, da doch Jahwe von dir gewichen und dein Feind geworden ist ; morgen wirst du und deine Sohne bei mir sein [oder nach LXX : . . . . Sohne mit dir fallen ] , auch das Heer Israels wird Jahwe in die Hand der Philister geben." Man bemerke ferner, wie v. 3 a von Samuels Tode, der Trauer ganz Israels und dem feierlichen Begrabnifs zu Rama zwar zu M. stimmt, aber auch nicht zu 28, 4fF. ge- hort, da dieser Satz ebenso wie 3 b von dem Austreiben der Wahrsager durch Saul nur zur Vorbereitung von v. 9 und V. 11 zusammengestoppelt und vorausgeschickt ist, dafs dagegen v. 4 in Stil und luhalt zu 28, 1. 2. 29, 1, c. 31 trefflich pafst^) : und man wird nach alledem c. 28, 4—16. 19b-25 mit v. 2 und c. 29—31 auf eine Stufe stellen miissen. *) Das hat Schrader gesehen und darura v. 4 von 3, 5 — 25 ge- trennt und der andren Quelle zugewiesen ; unmoglich, weil v. 5 genau die Annaherung der beiden Heere voraussetzt, welche in v. 4 und nur da erzaMt ist. und Verwerfung. 247 Das Stuck scheint nur seine Stella gewechselt zu haben. Die Philister ziehen ihr Heer zusammen , David soil und will mit Akhisch ausziehen 2S, 1.2. Sammelplatz der Philister ist Apheq, Israel lagert in der Ebene Jizreel, von Apheq wird David heimgeschickt u. s. w. c. 29. 30. Nach vollendeter Sammlung (llippil) dringen die Philister bis an den Ostrand der Ebene Jizreel nach Schunem vor, Saul zieht sein ganzes Heer auf das Gebirge Gilboa c. 28, 4; Saul sucht ein Orakel und findet es bei Nacht durch die Todtenbeschworerin 28, 5 — 25; die Philister greifen Israel an 31, 1 '). So schlieist sich alles trefflich an ein- ander an. Dafs der Inhalt Saul's Charakter widerspreche (so fast alle, auch Duncker) vermag ich nicht einzusehen. Saul's Gewohnheit, vor der Schlacht ein Orakel zu suchen, steht durch c. 14 fest, dais die Noth ihn auch zur Todten- beschworerin treiben konnte , ist ganz glaublich ; bose Augurien aber, ja auch nur schlimme Traume, haben man- chen antiken Helden weich gemacht und ihm den Sieg geraubt. Den Grund des Stellentausches von 28, 4 fF. weifs ich nicht anzugeben^). Eines der Hauptergebnisse dieser Untersuchung , ja vielleicht das wichtigste von alien : dafs E ira Gefolge Hosea's das Konigthum im Volke Israel grundsatzlich ver- werfe, hat Cornill inzwischen unabhangig von mir ins Auge gefafst, in der Einleitung seines jiingsterschienenen *) Mnn bemerke, dafs hier die Angabe, wo die Schlacht geschlagen wurde, vermifst wird, erst lb sagt, dafs „die Erschlagoueu auf dem Gebirge Gilboa fielen." Die Ausdrucksweise erklart sich vollkomnien, wenn c. 28, 4 ff. voranging. Unrichtig fiillt Stade (Gaupp) die Liicke aus, indem er sagt, in c. 29 wiirden die Israeliten erst in Folge der verlorenen Schlacht auf das Gebirge Gilboa zuriickgeworfeu. Das steht nicht da. *) Das Ricbtige hat Stade gefiihlt : „Man wurde 28, 3 ff. oher nach 29, 1 erwarten" (S. 255). 248 Budde, Saul's KiJnigswahi und Verwerfung. zweiten Aufsatzes kurz als M'dglichkeit aufgeworfen und anerkannt, dann aber abgelehnt, weil ihra die Griinde ftir seine friiher entwickelte Quellenscheidung in den betreffen- den Capiteln zu liberwiegen schienen. Man wird es mir nicht verargen, dafs ich diese von mir selbstandig erwor- bene Ueberzeugung nicht gerne verworfen sehe, ehe ich meine Griinde dafiir entwickelt habe, und darin eine wei- tere Veranlassung erkenne, gerade jetzt meine Ergebnisse zu verofFentlichen. Dafs sie niemanden mehr interessiren werden als Cornill selbst, darf ich ruhig voraussetzen, wie ich niemanden Heber iiberzeugte als ihn. Das gewonnene Ergebnifs ist aber auch methodisch von Werth und Wichtigkeit. Wenn nicht alles triigt, so lauft auch hier wieder die „Urkundenhypothese" der „Er- ganzungshypothese" in verschiedenen Gestalten den Rang ab. Man darf darin wohl eine neue AuflForderung finden, in den Geschichtsbllchern des A. T. tlberall von der Vor- aussetzung redactionell vereinigter Quellen auszugehen, da- gegen Nachtrage/ Erweiterungen, Einschlibe nur zum Auf- arbeiten der Reste heranzuziehen, immer mit dem Vorbehalt, dafs auch dafiir friiher oder spiiter die Urkundenhypothese vielleicht noch bessere Erklarung mochte bieten konnen. Um Mifsverstandnissen vorzubeugen bemerke ich end- lich; dafs mir E neben verhaltnifsmafsig so jungen Be- standtheilen wie diese Schicht des Sarauelbuches , die ich doch mit Jos. 24 und dem elohistischen Rahmen des Rich- terbuches zum Korper der elohistischen Quelle rechnen mufs und nicht als spjiteren Eintrag betrachten kann, auch Stiicke vom hochsten Alter in sich schliefst. Er deckt sich eben so wenig wie J mit der Person eines einzigen Schriftstellers. [Eingesandt im December 1887.] / PAMPHLET BINDER ZZI^Z Syrocuse, N. Y. ^^^ Stockton, Calif. S¥^o'nSah.undVerwerfun9. Pr,nceton Theologtcal Se'^^J^.f:/;^;;";,^;';;^,;^,