OD <+ CD U(T) N. © ço O O LO <!-- O CD C≡C it jo © } ! «; sa TE SE > **** © >^ •? '); * ºv > © --> C 3 University or Michigan 4. - w # E F NE # Z # # E- Dº- A.”. - Alſ "...? . . . . . . . . . . .? Ä -- sº --- sº Ä E- - --- ºJ sº E- K- E- TE Jahrgang 1896. . zur Allgemeinen Zeitung“ erbeten. * z ##FÄ Der unbefugte Nachdruck der Beilage-Artikel wird gerichtlich verfolgt. EiëScºß ſ des-8-V-- --- - 3. München, Samſtag, 22. Februar. Beilage zur Allg Druck und Verlag der Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung KFÄR „Verlag der Allgemeinen Zeitung“ in München. W FS E. Beiträge werden unter der Aufſchrift „An die Redaction der Beilage - - > s *--- W., ... -“ «- P - , sº - - - --- - - - - - - - / - - z- Nummer 44. emeinen Zeitung. Quartalpreis für die Beilage: M. 4. 50. (Bei directer Lieferung: Inland M. 6.–, Ausland M. 7.50.) Ausgabe in Wochen heften M. 5.– (Bei directer Lieferung: Inland M. 6.30, Ausland M. 7.–) Aufträge nehmen an die Poſtämter, für die Wochenhefte auch die Buchhandlungen und zur directen Lieferung die Verlagsexpedition. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. Alfred Dove in München. me-º-ºº- Aeberſicht. Karl Guſtav Rümelin. Von Alex. Wagner. – Sprache und Denken. Von Dr. Rudolf Eisler. – Mittheilungen und Nachrichten. Karl Guſtav Rümclin. Unter den fünf Millionen unſrer deutſchen Mitbürger, die im Laufe dieſes Jahrhunderts ſich, ſei es in Folge eines unwiderſtehlichen inneren Dranges oder einer äußeren zwingenden Urſache veranlaßt ſahen, jenſeit des Oceans unterm Sternenbanner der mächtig aufſtrebenden Republik ſich ein neues Heim zu gründen, überwog weitaus das geſunde Element, das, dem deutſchen Namen volle Ehre machend, ſich der freiwillig unterzogenen ſchweren Pionier- arbeit gewachſen zeigte. Wohl an neun Zehntheile dieſer an die Vereinigten Staaten abgegebenen Culturelemente gediehen ausnehmend gut in der amerikaniſchen Atmoſphäre und halfen tapfer mit zur ſchier zauberhaft raſchen Ent- faltung des nunmehr zu einer Großmacht erſten Ranges ausgewachſenen Freiſtaates. Den meiſten gelang es drüben, einen geſunden Wirkungskreis, ein neues behagliches Heim für ſich und die Ihrigen zu gründen, einzelnen glückte es ſogar, auf wirthſchaftlichem Gebiete eine führende Rolle einzunehmen und Rieſenvermögen zuſammenzubringen, andern wieder, ſich im öffentlichen Leben hervorragend be- merkbar zu machen und ſo dem deutſchen Element die ihm gebührende Achtung zu verſchaffen, – doch keiner verſtand es beſſer, die mit Recht gerühmten gediegenen Eigenſchaften des urgermaniſchen Volksweſens zu einer ſolch harmoniſchen Entfaltung zu bringen, keiner den Zweiſeelenkampf in der Anhänglichkeit zur alten Heimath und des Liebe zur ſelbſt- erwählten neuen in ſo gleichmäßiger Weiſe zu löſen, als der Mann, der am 16. Januar d. J. im Alter von faſt vollendeten 82 Jahren in Cincinnati der Natur den letzten, ernſteſten Tribut entrichtete. Mit dem Tode Karl Guſtav Rümelins, des Patriarchen der deutſch-amerikaniſchen Cultur- pioniere, iſt ein an Thaten und Erfolgen überreiches Leben zum Abſchluß gelangt, und neidlos geſtehen ſelbſt die maß- gebendſten engliſchen Stimmen, daß die amerikaniſche Re- publik in ſeinem Hinſcheiden den Verluſt eines hervor- ragenden Zeitgenoſſen, eines der treueſten Bürger ſeines Adoptivvaterlands zu beklagen habe. - Karl Guſtav Rümelin entſtammte einer alten ange- ſehenen württembergiſchen Familie, welche bereits in der Ä Reformationszeit und ſeither faſt unausgeſetzt dem ande tüchtige Stützen des öffentlichen Lebens gegeben hatte. Sein Vater Benjamin, der urſprünglich ſich dem geiſtlichen Stande widmen ſollte und demgemäß eine gediegene höhere Bildung erhalten hatte, wandte ſich ſchließlich dem Handels- fach zu und beſaß ein gut gehendes Geſchäft in Heilbronn, wo Karl am 19. Mai 1814 zur Welt kam. Nachdem er in ſeiner Vaterſtadt und in Marbach die Lateinſchule und das Obergymnaſium beſucht und außerdem durch gediegene Privatlehrkräfte Unterricht in politiſcher Oekonomie, Ge- ſchichte und Geographie und den kaufmänniſchen Lehr- fächern genoſſen hatte, mußte er wider ſeinen Willen im Jahre 1828 ins Geſchäft ſeines Vaters eintreten. Dieſes Hineingezwängtſein in einen ſeiner ſich kraftvoll entwickeln- den Individualität nicht behagenden Wirkungskreis, ſowie der Umſtand, daß ein Vetter von ihm, Heinrich Plank aus Augsburg, durch ähnliche Verhältniſſe veranlaßt wurde, nach Amerika auszuwandern, woſelbſt er dank eiſerner Energie in New-York ein gutes Fortkommen fand, brachten in ihm den Entſchluß zur Reife, auch jenſeits des Oceans ſein Glück zu verſuchen. Wohl wiſſend, daß er auf eine Einwilligung des Vaters unter keinen Umſtänden zu rechnen hätte, verabredete er im Jahre 1830 mit einem Gehülfen im väterlichen Geſchäfte einen Fluchtplan, der jedoch im letzten Augenblick vereitelt wurde. Dieſer Verſuch hatte jedoch das Gute, daß fortab ſeinem ſich in ſo jugendlichem Alter kundgebenden zielbewußten Auftreten mehr Rechnung getragen wurde. Freilich mußte er, bevor es ihm gelang, den Widerſtand des Vaters endgültig zu überwinden, noch eine Weitere Lehrzeit in der gerade damals begründe: er erſten ſüddeutſchen Runkelrüben-Zuckerfabrik auf der könig- lichen Domäne Denkendorf durchmachen, die ihm eine Fü- nützlichſter techniſcher, adminiſtrativer und maſchinel - Kenntniſſe einbrachte, und hierauf noch in einem größer.“ Handels- und Fabrikgeſchäft in Wimpfen im Heſſiſchen ſeine praktiſche Erfahrung bethätigen. Im Frühjahr 1832 trat er mit 500 Gulden in Gold und ſonſtiger ausgiebiger Ausſtattung, von den beſten Glückwünſchen des Vaters und ſeiner damals lebenden zwölf Geſchwiſter geleitet, die zu jener Zeit noch recht gefahrvolle Reiſe über den Ocean an und betrat nach einer wechſelvollen 87tägigen Fahrt am 27. Auguſt in Philadelphia den amerikaniſchen Boden. Dank ſeiner Thatkraft und für die jungen Jahre bereits überraſchenden Vielſeitigkeit bekam er hier bald eine auskömmliche Anſtellung zuerſt in einer Zucker-Raffinerie, dann in einer Leinfabrik und zuletzt in einem Kaufladen, deſſen Eigenthümler ein Irländer war und viele connationale Kunden hatte. So bekam er raſch Gelegenheit, dieſe dem deutſchen Element feindſeligſte Claſſe der Bevölkerung näher kennen zu lernen. Die Verhältniſſe behagten ihm jedoch auf die Dauer nicht, und ſo zog er ſchon nach Jahresfriſt Weiter nach dem Weſten und ließ ſich auf gut Glück in Cincinnati nieder, das ihm nun im vollſten Sinne des Worts zur zweiten Heimath werden ſollte. Kaum daß er ſich hier eine ihm recht gut zuſagende Stellung in einem größeren Materialwaarengeſchäft verſchafft hatte, deſſen Mit- beißer und einige Jahre ſpäter alleiniger Eigenthümer er geworden, begann er ſofort den regſten Antheil am öffent- ichen Leben zu nehmen. Er wurde einer der Begründer der im Jahre 1834 dort ins Leben gerufenen Deutſchen Geſellſchaft, Mitſchöpfer der heute noch in blühendem Zu- ſtand beſtehenden Tageszeitung „Cincinnatier Volksblatt“, Wobe ſeine Opferwilligkeit ſo weit ging, daß er nicht bloß die Räumlichkeiten für dieſelbe in dem von ihm bewohnten Hauſe miethfrei zur Verfügung ſtellte, ſondern auch per- ºnlich tapfer bei der techniſchen Herſtellung mithalf, ja ſogar in einzelnen Fällen den Austrägerdienſt beſorgte. &- w - - º. S – 2 – Gleichzeitig begann ſeine publiciſtiſche und politiſche Thätig- keit, die er ſeither durch übervolle ſechzig Jahre mit einer erſtaunlichen Univerſalität und zu hervorragendem Nutzen ſeiner neuen Heimath ausübte. In Anbetracht ſeines jugend- lichen Alters, ſeiner nur ſehr kurzen Erfahrung auf dem amerikaniſchen Boden läßt es ſich bezweifeln, ob ſeine ent- ſchiedene Parteinahme gegen die damals allgewaltige Clay- oder Whigpartei, die ihm ſchon durch ihren pietiſtiſch- puritaniſchen Anſtrich einen Widerwillen erregte, gleich von vornherein auf eigener Prüfung und ernſtlicher Be- urtheilung der ſchwebenden Grundfragen gefeſtigt war. Er folgte jedenfalls, wie ja faſt alle Deutſchen es damals thaten, einem mehr unbeſtimmten, inſtinctiven Gefühl. Man fand es natürlich, die reichen Kaufleute, die großen Kirchen- lichter, die Fabricanten und Großgrundbeſitzer, die faſt alle zur Whigpartei gehörten, mit der europäiſchen Ariſtokratie zu identificiren und ihnen die Intereſſen des mächtig auf- ſtrebenden demokratiſchen Mittel- und Arbeiterſtandes gegenüberzuſtellen. Die volle Würdigung dieſer beiden Pole des öffentlichen Lebens der Union fand bei Rümelin wie bei vielen andern wohl erſt viel ſpäter ſtatt. Im Jahre 1837 fügte es ſein günſtiger Stern, daß er auf einer Geſchäftsreiſe nach Louisville mit der dorthin bereits vor geraumer Zeit eingewanderten ſchweizeriſchen Familie Mark bekannt wurde, aus deren Mitte er ſich ſeine vortreffliche Lebensgefährtin Louiſe holen und mit ihr bis an ſein Lebensende ein ſchier patriarchaliſch ſchönes Leben führen ſollte. Unmittelbar nach der Hochzeit naturaliſirte er ſich endgültig als amerikaniſcher Bürger, wobei ihm der berühmte General Harriſon den Eid der Zugehörigkeit abnahm. Um dieſelbe Zeit kam auch ſein Bruder Paul aus Europa und half ihm in ſeinem ſich immer erfreulicher ausdehnenden Handelsgeſchäft durch volle vier Jahre aus, worauf dann Rümelins Schwager Seifart als Geſellſchafter eintrat, der nach kurzem Zeitraum das Geſchäft auf eigene Rechnung übernahm, während Rümelin mit dem ſo flüſſig gewordenen Capital einen ziemlich aus- gedehnten Landbeſitz in Green Townſhip bei Cincinnati erwarb und ſich der Landwirthſchaft zuwandte. Bereits 1836 brachte er die Gründung einer deutſchen Univerſität in Anregung, zu deren Durchführung er einen ganz eigenartigen Finanzirungsplan entwarf, der ſpäter mit einigen unweſentlichen Aenderungen zur Norm ſowohl in der ganzen Union als dem benachbarten Canadiſchen Dominium geworden iſt. Wenn auch damals die Sache nicht zur Ausführung kam, ſo brachte ſie doch den un- mittelbaren Vortheil, daß zum mindeſten eine Anzahl niederer Schulen ins Leben gerufen wurde. In der Wahlcampagne 1840 war er der eifrigſte Agitator für ſeine Partei, er hielt in Ohio und Indiana über hundert politiſche Reden, hiebei die Reiſekoſten und perſönlichen Auslagen aus eigener Taſche beſtreitend. Den erſten bewegten und bereits von greifbaren materiellen und moraliſchen Erfolgen begleiteten zehnjährigen Abſchnitt ſeines amerikaniſchen Lebens glaubte er nicht beſſer abſchließen zu können, als durch einen Be- ſuch ſeiner alten Heimath. In Begleitung ſeines Schwieger- vaters trat er im Jahre 1843 über die Neu - England- Staaten, wo er ſo manche für die Zukunft werthvolle perſönliche Verbindung anknüpfte, weiter über England, Holland, den Rhein aufwärts die Reiſe an und wurde in Heilbronn von den Seinen, ſowie überhaupt in ſeinem engeren Vaterlande überall mit offenen Armen empfangen. Nach Hauſe auf Umwegen über Bayern, die Schweiz und Frankreich zurückgekehrt, wurde er im Jahre 1844 in Hamilton County in das Haus der Repräſentanten von Ohio, zwei Jahre hierauf in den Senat gewählt und nach weiteren vier Jahren in die Conſtituante entſandt, in welchen Körperſchaften er ſofort eine einflußreiche Rolle einzunehmen verſtand. Im Repräſentantenhauſe ſetzte er durch, daß die Botſchaft des Gouverneurs ſowie die Be- richte der höheren Staatsbeamten fortab auch in deutſcher Sprache veröffentlicht wurden. Sein Minoritätsbericht zu gunſten der Annexion von Texas erregte das größte Auf- ſehen in der ganzen Union und hatte nachträglich vollen Erfolg. Seine Reden über die damalige Beſteuerungsart, deren Einſeitigkeiten er mit aller Schärfe entgegentrat, zeugten ſchon damals von einer erſtaunlichen Beherrſchung der wirthſchaftlichen Fragen. Gegen Ende der 40er Jahre wandte er ſich mit der ihm angeborenen zähen Beharrlich- keit dem Studium der Rechte zu, beſtand glänzend die Prüfung und wurde in den Stand der Anwälte aufge- nommen. Als Obmann der Convention zur Aus- arbeitung einer neuen Verfaſſung für den Staat Ohio hat er ſeine wahre ſtaatsmänniſche Größe gezeigt, denn dieſes ihm größtenteils zuzuſchreibende Werk iſt ſpäter zum Vor- bilde geworden für die anderen Staaten und hat damit zur politiſchen Ausgeſtaltung der Vereinigten Staaten einen ganz nennenswerthen Theil beigetragen. Später war er Commiſſär und Vorſteher des Comités zur Gründung von Reformſchulen für jugendliche Verbrecher, Mitglied der permanenten Staatsunterſuchungs-Commiſſion für Banken und Creditinſtitute, ſowie einer Commiſſion zur Unter- ſuchung von Staatsunterſchleifen. Das Gefängnißweſen von Ohio iſt nach ſeinem Plan eingerichtet worden, den er auf Grund bezüglicher Studien gelegentlich der wieder- holten Beſuche ſeiner alten Heimath entwarf. Er bekleidete auch durch Volkswahl das verantwortungsvolle Ehrenamt eines Präſidenten der Rechnungskammer („B0ard Of Con- trol“) für Hamilton County. Eine Uneigennützigkeit von antikem Zuſchnitt kenn- zeichnet von Anbeginn ſein Auftreten im öffentlichen Leben und mit einer bewundernswerthen Beharrlichkeit verſtand er es während der langjährigen Thätigkeit, zu beweiſen, daß man einen vortrefflichen Staatsmann abzugeben ver- mag, ohne irgendwelche materielle Vortheile für ſeine Perſon aus den anvertrauten Stellungen zu ziehen. Als im Jahre 1844 im Repräſentantenhauſe die Erhöhung der Diäten für die Mitglieder, entgegen ſeinen beredten Vor- ſtellungen, dennoch feſtgeſetzt wurde, bezog er für ſeine Perſon, ſolange er als Mitglied dem Hauſe angehörte, den alten niedrigeren Satz, da er ihn für eine vollſtändig genügende Vergütung hielt, und als er ſpäter einmal in Folge gleich- zeitiger Vereinigung zweier verhältnißmäßig gut dotirter Commiſſarſtellen berechtigt geweſen wäre, beide Bezüge ein- zuſtreichen, verzichtete er auf einen, indem er es für un- anſtändig hielt, ſich aus öffentlichen Mitteln mehr als die thatſächlichen perſönlichen Auslagen vergüten zu laſſen. Eine in ſeiner eigenen Partei gebildete geheime Verbindung (den ſogen. „Miami Tribe“) zur Verfolgung perſönlicher eigennütziger Zwecke bekämpfte er mit aller Entſchloſſenheit. Er machte ſich dadurch viele Feinde, verlor ſogar ſeine Aufſtellung als Candidat für den Congreß, dafür hatte er die Genugthuung, dieſen gefährlichen Bund unſchädlich ge- macht zu ſehen. Seine mächtig entwickelte Individualität konnte ſich auf die Dauer in die beengenden Parteifeſſeln nicht hineinfinden, und ſo ging er ſchon vor dem großen Bürgerkrieg, der den Parteihader in vollen Schwung brachte, eigene Wege und trat in wichtigen öffentlichen Fragen ſtets nur für diejenige Richtung oder Perſon ein, die er dem allgemeinen Wohl als förderlich erachtete. Wäre er füg- ſamer geweſen, dann hätte ihm der Weg zu den höchſten politiſchen Aemtern offen geſtanden. Doch er verſchmähte es, durch Preisgabe ſeiner wahren Geſinnung irgend einen Vortheil für ſeine Perſon zu ergattern, und ſo trat er mannhaft gegen die Präſidentſchaftscandidatur Lincolns auf, weil er den Gegencandidaten Breckinridge für bedeutender hielt. Er war auch einer der wenigen weitblickenden Patrioten, die den entfeſſelten Bruderkrieg als ein ſchweres nationales Unglück beklagten, das nur Unkenntniß der that- ſächlichen Verhältniſſe, ſowie der maßloſe Ehrgeiz der beider- ſeitigen Führer verſchuldet hätten. Seither war ihm die Straßen- und Parteipolitik gründlich verleidet worden, und ſo wandte er ſich immer mehr den wichtigen ſocialen und wirthſchaftlichen Fragen zu. Rümelins ſchriftſtelleriſche Thätigkeit war ebenſo viel- ſeitig als erfolgreich. Seine Reiſeberichte über die Süd- ſtaaten, weiter die lebhaften Schilderungen ſeiner wieder- holten Europafahrten, auf denen er faſt ſämmtliche Länder unſres Welttheils gründlich kennen lernte, erregten drüben wahres Aufſehen und wurden von einer großen Anzahl nam- hafter amerikaniſcher Blätter zum Wiederabdruck gebracht. Eine Reihe politiſcher und ſocialer Arbeiten, Gouvernements- berichte u. ſ. w., die unter den Acten den Staates Ohio aufbewahrt werden, ſind aus ſeiner Feder gefloſſen. Seine Schriften über das Klima Ohio's, über den Weinbau und die Weinbereitung gehören zu den beſten über jene Materien geſchriebenen Büchern und ſind in vielen Tauſenden von Exemplaren über die Vereinigten Staaten verbreitet. Von größeren Werken verdienen beſonders Erwähnung eine Studie über Volkswirthſchaft, weiter die Unterſuchung über Politik als Wiſſenſchaft („Treatise of Politics as a Science“) und die kritiſche Ueberſicht amerikaniſcher politiſcher Zu- ſtände („Critical Review of American Politics“), weiter eine ausführliche Selbſtbiographie (Life of Charles Reemelin) ſowie ein nachgelaſſenes, erſt in nächſter Zeit zu erſcheinen beſtimmtes hiſtoriſches Werk „Politiſche Geſchichte der Ver- einigten Staaten", das bis zu Lincolns Tode reicht. Die Zahl ſeiner größeren Beiträge volkswirthſchaftlichen, poli- tiſchen und biographiſchen Inhalts für eine Reihe nam- hafter amerikaniſcher und europäiſcher Fachſchriften, weiter ſeine zumeiſt in Broſchürenform erſchienenen öffentlichen Reden und Vorträge iſt ſehr beträchtlich. Die meiſten größeren Arbeiten ſind in engliſcher Sprache geſchrieben, die Rümelin gleich ſeiner Mutterſprache beherrſchte. Gleich wie aus ſeiner politiſchen Thätigkeit, ebenſo verſchmähte er aus ſeiner ſchriftſtelleriſchen ein Geſchäft zu machen und nahm in den allerſeltenſten Fällen ein Honorar für dieſe Leiſtungen an. Die größeren Werke ließ er ſogar auf eigene Unkoſten drucken und vertheilte ſie unentgeltlich an öffentliche Bibliotheken, Redactionen, Vereine und Parteifreunde. Trotz dieſer vielſeitigen und uneigennützigen öffent- lichen Wirkſamkeit verſtand er es, die materiellen Intereſſen ſeiner Familie aufs fürſorglichſte zu wahren. Seine ſtetig zunehmende Wohlhabenheit geſtattete ihm, nicht allein ſeinen Kindern die ſorgfältigſte europäiſche Erziehung zu geben und denſelben den Eintritt ins praktiſche Leben zu er- leichtern, ſondern auch ſtets offene Hand zu haben für Perſonen und Dinge, die er ſeiner Förderung werth er- achtete. Mit einem berechtigten Selbſtbewußtſein verzeichnet er in ſeiner Lebensbeſchreibung die Thatſache, daß er im Jahre 1877 an öffentlichen Jahresabgaben die ſtattliche Summe von 1688 Dollars zu entrichten hatte. Die Land- wirthſchaft war und blieb bis in ſein ſpätes Alter ſeine Lieblingsbeſchäftigung und er verſtand es, das von ſeinem Schwiegervater Joh. Jakob Mark bereits zu Anfang der 40er Jahre käuflich übernommene, in nächſter Nähe von Cincinnati gelegene Landgut zu einer wahren Muſter- beſitzung auszugeſtalten. Die Lieblingsidee, dieſen Beſitz dauernd ſeiner Familie erhalten zu wiſſen, war ihm leider zu verwirklichen verſagt, da merkwürdigerweiſe keines von ſeinen ſieben überlebenden Kindern Sinn für Landwirth- ſchaft hatte, und ſo mußte mit eintretendem Greiſenalter ihres Schöpfers die Muſterfarm in Green Townſhip, kurz „Dent“ genannt, in fremde Hände übergeführt werden. Mit den meiſten zeitgenöſſiſchen bedeutenden Männern der Union ſtand er in lebhaften Wechſelbeziehungen, und mit vielen verband ihn eine andauernde Freundſchaft. A. H. Stephenſon, General Harriſon, Alex. H. Stevens, Jefferſon Davis, Breckinridge, A. Johnſon, General Sher- man, Tilden, Olivier P. Morton und viele andere zählten zu dem illuſtren Kreiſe ſeiner politiſchen und perſönlichen Freunde. Auch mit einer Anzahl europäiſcher Berühmt- heiten auf wiſſenſchaftlichem, politiſchem und ſocialem Ge- biete, wie einem Earl of Derby, Alex. v. Humboldt, Juſtus v. Liebig, Miniſter a. D. Schäffle, Schmoller, Treitſchke, Fr. Viſcher, Deak, Szell, Pulſzky, Schuſelka u. a., trat er theils vorübergehend, theils dauernd in geiſtigen Rapport, und lieferte z. B. für die von Schäffle herausgegebenen Tübinger Vierteljahrshefte eine Anzahl von werthvollen Beiträgen. Eine ſtattliche Reihe europäiſcher Emigranten und politiſcher Flüchtlinge fand in ſeinem gaſtlichen Hauſe wärmſte Aufnahme und werkthätige Förderung. Verdankten doch z. B. Gottfried Kinkel und Ludwig Koſſuth, als beide faſt gleichzeitig im Jahre 1850, von allen Mitteln entblößt, in Cincinnati eintrafen, ihre materielle Unabhängigkeit aus- ſchließlich Rümelins energiſchem Eingreifen, der nicht eher raſtete, bis er im Wege privater Subſcription im Kreiſe ſeiner Freunde und Parteigenoſſen einen Fonds von über 100,000 Dollars aufbrachte, den er zu gleichen Hälften den verdienten Patrioten zur Verfügung ſtellte. Geradezu fabelhaft war ſeine bis ans Lebensende an- dauernde geiſtige Regſamkeit und ſein unermüdlicher Wiſſensdrang. Schon auf dem Wendepunkte des Greiſen- alters ſtehend, beſuchte er auf ſeinen Europafahrten gleich einem wißbegierigen Scholaren Vorleſungen über Politik, Staatswiſſenſchaft, Nationalökonomie, Philoſophie und Literatur an den Univerſitäten zu Heidelberg, Würzburg Tübingen, Straßburg i. E. und Wien, und not. it Ici“e 1881 gelegentlich ſeines mehrmonatlichen Aue tº a 3 in Stuttgart berichtete er mit großer Genugthut. g. | Af von den fleißig beſuchten Vorträgen am PC. tech ſkut eine Fülle neuer praktiſcher Kenntniſſe erwG 2 : habe Sein ſo raſtlos angeſammeltes reiches Wiſſen verwerthete er nicht bloß in den zahlreichen Werken und Broſchüren, ſondern auch in mündlichen Vorträgen, die er in regel- mäßigen Zwiſchenräumen in Cincinnati, hauptſächlich im Deutſchen Literariſchen Club, im Deutſchen Pionier-Verein und in den Verſammlungen des Bundes für Freiheit und Recht, ſowie ſonſt in verſchiedenen großen Städten der Union hielt. Seine letzte bemerkenswerthe Kundgebung war die im vergangenen Frühjahr im Liberalen Club in Cincinnati in engliſcher Sprache gehaltene große Rede „The Earth and Mankind as International Totality“ (Die Erde und die Menſchheit als völkerverbindendes Ganze), in welcher er, gewiſſermaßen ein Schlußwort aus ſeinen reichen Erfolgen im öffentlichen Leben ziehend, der Ver- brüderung der Nationen zur gemeinſamen Wirkſamkeit in den großen noch zu erfüllenden culturellen Aufgaben be- redten Ausdruck verlieh. Wenn er auch ſeit längerer Zeit dem lärmenden poli- tiſchen Parteigetriebe ernblieb, ſo ließ er doch in wich- tigen Augenblicken, ſei es bei Congreß- oder Präſident- ſchaftswahlen, oder in bedeutenden innerpolitiſchen und wirthſchaftlichen Fragen ſein maßgebendes Wort vernehmen, das oft klärend und entſcheidend wirkte. Als gegen Aus- gang der 80er Jahre im Congreß die Frage einer weit- gehenden Beſchränkung der europäiſchen Einwanderung ver- handelt wurde, die faſt auf eine Prohibition hinauslief, erhob er mit allem Nachdruck ſeine Stimme dagegen und erzielte den Erfolg, daß das Congreß-Comité dem eng- herzigen Anſturm der Nativiſten diesfalls einen wirkſamen Damm entgegenſetzte. Zuletzt noch arbeitete er eine Reform Beil. Nr. 44. 2Y der Municipalverfaſſung für Cincinnati aus, die voraus- ſichtlich den würdigen Schlußſtein ſeiner ſechzigjährigen ſo erfolgreichen öffentlichen dortigen Thätigkeit bilden wird. Mitten in den regſten Vorbereitungen zur bevorſtehenden Präſidentſchafts-Wahlbewegung wurde er nach kurzer Krank- heit am 16. Januar vom Tode dahingerafft. Dies in knappen Umriſſen der Lebenslauf eines deutſch- amerikaniſchen Ehrenmannes, eines Cultur-Pioniers in edelſten Sinne, auf den mit Recht ſeine alte, wie die neue Heimath gleich ſtolz ſein dürfen. Stuttgart. *- Alex. Wagner, Sprache und Denken. Von Dr. Rudolf Eis ler. Es gibt eine Menge von Dingen, bei welchen die naive Frage: woher ſtammen ſie, wer hat ſie erfunden oder ent- deckt ? nicht in dem Sinne beantwortet werden kann, den der Frageſteller im Auge hatte, wenigſtens nicht von einer fortgeſchrittenen Wiſſenſchaft. Noch im vorigen Jahrhundert wußte man die Entſtehung eines ſo wunderbaren Products, wie es die Sprache iſt, nicht anders zu erklären, als daß man einfach behauptete, ſie ſei ein unmittelbares Geſchenk Gottes. Erſt Herder machte den, freilich noch ziemlich un- beholfenen, Verſuch, eine natürliche Theorie der Sprache aufzuſtellen. In unſerm Jahrhundert iſt W. v. Humboldt derjenige, der den Anſtoß zu einer tieferen Erforſchung der bei der Entwicklung der Sprache herrſchenden Geſetze gab. Die Unterſuchungen eines Lazarus, Steinthal, L. Geiger, Darwin, Max Müller, W. Wundt u. a. haben auf eine große Zahl von Einzelheiten Licht geworfen, zugleich aber auch die klare und deutliche Erkenntniß gezeitigt, daß die Sprache das entwickelte Erzeugniß nicht eines Einzelnen, ſondern der Geſammtheit iſt; nur in einer ſocialen Ge- meinſchaft konnte es zur Ausbildung eines ſo mannichfachen Zwecken dienenden Denkwerkzeuges kommen. Die moderne Phyſiologie wiederum hat begonnen, die Reſultate der Pſychologie zu ergänzen, indem ſie die materielle Grund- lage der Sprache im Gehirn nachwies. Die Analyſe deſſen, was wir Sprache nennen, ergibt als Beſtandtheile die Worte als Bezeichnungen von Gegen- ſtänden oder Vorgängen. An und für ſich ſind die Worte nur Laute, Klänge; einen Sinn haben ſie erſt dadurch, daß ſie als Vertreter von Vorſtellungen gelten. Aber die Lautſprache iſt nicht die einzige Sprache. Auch der Taub- ſtumme, das Kind, der Wilde, die Thiere „ſprechen“, wenn ſie Geberden ausführen, welche als Ausdruck beſtimmter Gefühle und Vorſtellungen von anderen Weſen verſtanden werden. Die Geberdenſprache iſt das Urſprüngliche, die Lautſprache nur eine beſondere Form derſelben, da ja die Mundbewegungen nichts anderes ſind, als Geberden, d. h. Ausdrucksbewegungen. Jedes intenſivere Gefühl, jeder Affect löst triebartig Bewegungen in uns aus, welche von gleichen Weſen richtig gedeutet, d. h. als auch bei ihnen ſich einſtellende Zeichen derſelben ſeeliſchen Zuſtände erkannt werden. Dieſem Vorſtadium der Sprachentwicklung folgt ein zweites, wo in Folge der Abſchwächung der Gefühle, welche durch Eindrücke der Außenwelt erregt werden, die mit ihnen verknüpften Vorſtellungen beſtimmte Bewegungen hervorrufen. Erſt dann aber haben wir eine, wenn auch primitive Sprache vor uns, wenn die anfangs triebartig ſich einſtellenden Ausdrucksbewegungen, die Zeichen der ihnen zu Grunde liegenden Vorſtellungen, zu willkürlich, d. h. abſichtlich, aus irgend einem Intereſſe angewandten Bezeichnungen werden. Bevor dies beim Menſchen der Fall geweſen iſt, muß ſchon die Geberdenſprache des Kehl- kopfes und des Mundes in Thätigkeit getreten ſein; wir anüſſen uns denken, daß die eigentlichen Geberden in Folge des menſchlichen Centralnervenſyſtems von Lauten begleitet wurden, welche allmählich erſtere verdrängt und unnöthig gemacht haben. Der Anlaß zur Bildung von Worten, ſpäter von Sätzen, ja ſchon von Urtheilen, liegt pſychologiſch in dem Triebe nach Mittheilung, der in der ſocialen Natur des Menſchen und mancher Thiere begründet iſt, biologiſch aber im Selbſterhaltungstrieb. Der Anblick eines reißenden die Heerde überfallenden Thieres muß den Urmenſchen ver- anlaßt haben, einen Laut hervorzuſtoßen und, wenn Ge- noſſen in der Nähe ſich befanden, zugleich auf das gefähr- liche Object hinzuweiſen. Die gleiche Organiſation der Menſchen, welche unter denſelben oder ähnlichen Bedingungen leben, erklärt ſowohl die Thatſache des Verſtändniſſes als auch der ſchnellen Verbreitung und des Feſtwerdens, der Laute oder Sprachwurzeln. Der Charakter der Sprach- laute iſt aber nicht bloß von der Beſchaffenheit des Men- ſchen abhängig, er ſteht zugleich in Beziehung zu dem ihn veranlaſſenden Eindrucke. Ein beſtimmtes Merkmal an dem wahrgenommenen Gegenſtand mußte den pſychologi- ſchen Geſetzen gemäß die Aufmerkſamkeit beſonders ſtark in Auſpruch nehmen, um ſo mehr, als die ſogen. Deute- wurzeln, die an eine hinweiſende Geberde ſich knüpfenden Laute, nur für den Fall, daß der bezeichnete Gegenſtand anweſend war, genügten. Eine Benennung von Gegen- ſtänden kommt dadurch zu Stande, daß vermöge des dem Menſchen in hohem Maße eigenen Nachahmungstriebes theils die in der Natur vernehmbaren Geräuſche direct nachgebildet werden (Onomatopöie, wie noch jetzt in den Wörtern: ſummen, klirren, knallen, quieken u. ſ. w.er- ſichtlich), theils beſtimmte Bewegungen der Sprachwerk- zeuge, die dem Sprechenden als Klänge zum Bewußtſein kommen, gleichſam ſymboliſch die Wahrnehmung vertreten. Da nun keine ſeeliſche Verbindung feſter iſt als die Aſſociation einer Vorſtellung mit einer Bewegung, ſo iſt es natürlich, daß das Auftreten der einen ſogleich die andere hervor- rufen mußte, bis nach mannichfacher Wiederholung auch willkürlich irgend ein Laut zur Verwendung gelangen konnte. Ein Blick auf die jetzt beſtehenden primitiven Sprachen wilder Völkerſchaften zeigt uns eine ſehr geringe Menge von Wörtern, ein Maß, das ſicherlich das dem Urſtadium der Sprache eigenthümliche noch bedeutend überragen muß. Zunächſt erhielten eben nur diejenigen Dinge, die im Vordergrunde des praktiſchen Intereſſes ſtanden, alſo alles zur Lebenserhaltung, Beſchäftigung u. ſ. w. gehörige eine Bezeichnung; bald mag auch das Gefühl des Er- ſtaunens über mancherlei Naturerſcheinungen ein theoreti- ſches Intereſſe und damit auch Ausdrücke für dieſelben wachgerufen haben. Wo verwandte Vorſtellungen noch nicht oder undeutlich von einander unterſchieden wurden, da ge- nügte ein Wort zur Verſtändlichmachung und Mittheilung derſelben, die Zahl der Wörter mußte aber wachſen, je mehr Einzelheiten an den Dingen wahrgenommen wurden. Zuerſt wird wohl ein jeder Waſſerbehälter ganz allgemein als Gefäß bezeichnet worden ſein; waren aber, einmal ver- ſchiedene Formen von Gefäßen, verſchiedenen Zwecken dienend, bekannt, dann erhielt jede derſelben einen beſonderen Namen. Die Ausbildung der Sprache geht Hand in Hand mit der Entwicklung des Bewußtſeins; die Streitfrage, ob die Sprache ein Werk des Geiſtes oder dieſer ein Erzeugniß der Sprache ſei, iſt daher ſehr müßig. Dem primitiven Bewußtſein des Urmenſchen oder des Kindes ſind die Dinge zunächſt als Geſammtvorſtellungen gegeben. Indem ſich nun, durch irgend ein Intereſſe geleitet, die Aufmerk- ſamkeit auf beſtimmte Beſtandtheile des Wahrgenommenen richtet, wird zugleich vermöge der geſtaltenden Bewußtſeins- thätigkeit des Menſchen einer dieſer Theile aus der Wahr- nehmung herausgehoben und zu dem Ganzen wiederum als Thätigkeit, Zuſtand oder Eigenſchaft in Beziehung ge- ſetzt. Es entſteht unmittelbar mit der Wahrnehmung das, was man Urtheilen nennt; ſo verwandelt ſich z. B. die Vorſtellung „ſtrahlende Sonne“ in das Urtheil „die Sonne ſtrahlt“. Das kann aber nur geſchehen, wenn zugleich die urſprüngliche Wurzel „Sonne“ ſich in Subject und Prädicat gliedert, dadurch, daß das allgemeine Wort „Sonne“ durch eine weitere Wurzel näher beſtimmt wird, welche die momentane Thätigkeit „leuchten“ oder „ſtrahlen“ zum Ausdrucke bringt. Schon die erſten Wörter ſind als kurz- gefaßte Urtheile zu betrachten, wenn man feſthält, daß ihre Entſtehung mit einer deutenden Geberde verbunden iſt. So bedeutete der Ausdruck „Wolf“ nicht gleich die umfaſſende Menge von Eigenſchaften, die wir dabei im Auge haben, ſondern vielleicht die Thatſache, daß ein Wolf die Heerde angefallen habe, alſo ein primitives Urtheil. Waren aber erſt ein- mal die mannichfachſten Wörter gebildet, dann Wortver- bindungen durch einfache Agglutination (wie noch heute in der chineſiſchen Sprache), endlich Sätze als verkörperte, einfache und complicirte Urtheile, dann konnte die Rück- wirkung der Sprache auf das Denken nicht ausbleiben. Vor allem zeigte ſich dies in der Entſtehung der Begriffe. Schon der berühmte Philoſoph John Locke führt in ſeinem „Verſuch über den menſchlichen Verſtand“ in äußerſt gründ- licher Weiſe aus, daß die Begriffe nichts anderes ſind als Worte. Wohl hat jeder Begriff, wie Thier, Leben, Tugend, Vaterland u. ſ. w. eine ſtcllvertretende Vor- ſtellung; was ihm aber ſeine Allgemeinheit verleiht, rührt davon her, daß er als Wort eine ganze Claſſe ähnlicher Dinge unter ſich „begreift“, zuſammenfaſſend bezeichnet. - Je mehr Aehnlichkeiten der Menſch an den Dingen fand, je mehr er bei verwandten Objecten von den Zufälligkeiten des Ortes, der Zeit, der beſonderen Umſtände abſehen lernte, deſto größer wurde die Zahl der Begriffe und damit der Wörter, ebenſo da, wo Unterſchiede bemerkt wurden. Da aber die Lebensbedingungen nicht überall die gleichen ſind, wozu noch der beſondere Charakter, die Beſchäftigung U. ſ. w. kommen, ſo iſt von vornherein zu erwarten, daß trotz vieler gleicher und ähnlicher Urwörter nicht von einer, ſondern von verſchiedenen Urſprachen die Rede ſein wird; thatſächlich ſind denn auch die heutigen Sprachen keines- wegs auf gleiche Wurzeln zurückzuführen. Bei der Ent- wicklung der Sprache iſt die natürliche Ausleſe (natural selection) in hohem Maße wirkſam, inſofern nämlich einer- ſeits aus einer Mutterſprache ſich Zweige abſondern, die nun, den beſonderen Bedingungen gemäß, an welche ſie ſich anpaſſen müſſen, ihre eigenen Entwicklungen durch- machen. Aber auch innere Momente ſind vorhanden, die von großem Einfluß auf die Geſtaltung der Wörter werden; die urſprüngliche Rauhigkeit macht weicheren, tönenden, langſam geſprochenen, farbloſeren und flüchtigen Lauten Platz; man denke nur an den Wandel der Conſonanten und Vocale in unſrer Sprache von ihrem erſten Urſprung im Indogermaniſchen an bis auf die neuhochdeutſchen Dialekte. Eine Anſicht beſteht, nach welcher die Sprache ſich aus dem Geſange heraus entwickelt haben ſoll. Wahr iſt daran nur die Thatſache, daß die Sprache auf ihren erſten Stufen in höherem Maße als heute einen rhythmiſchen Charakter gehabt hat, ſo daß angenommen werden muß, Sprache und Geſang ſeien aus einer gemeinſamen Wurzel, von der ſie ſich bald getrennt haben, hervorgegangen. Beide haben ihre Vorbildung ſchon in der Thierwelt. Auch die Thiere vermögen durch Geberden, Minenſpiel und Töne ihren inneren, ſeeliſchen Zuſtänden Ausdruck zu verleihen, manche unter ihnen beſitzen ſogar wirkliche Sprechwerk- zeuge. Aber zum Zuſtandekommen einer eigentlichen Sprache gebricht es einerſeits an der Fähigkeit, willkürlich, d. h. nicht bloß impulſiv, durch einen zwingenden Reiz, die ihnen 5 zur Verfügung ſtehenden Laute zu verwenden, andrerſeits ſind es weniger die Vorſtellungen der Thiere ſelbſt, welche ihnen Laute entlocken, als vielmehr die mit jenen ver- knüpften Gefühle der Luſt oder Unluſt. Verſteht man unter Denken die planmäßige, vom Willen geleitete innere Verarbeitung des Wahrnehmungsinhalts, ſo kann man wohl den Thieren ein geiſtiges Leben, aber höchſtens Vor- ſtufen des Denkens zuerkennen, wofür außer manchem anderen eben der Mangel einer gegliederten Sprache zeugt: die Thiere ſprechen nicht, weil ſie nichts zu ſprechen haben, wie Wundt treffend bemerkt. Auch iſt nur dem Menſchen ein Sprachcentrum (von Broca gefunden) eigen, welches die Verbindung von Laut- und Bewegungsvorſtellungen phyſiologiſch ermöglicht; bei Erkrankungen des um die Sylviſche Gehirnſpalte gelegenen Rindengebiets zeigt ſich dieſe Verbindung gelockert oder völlig gelöst in den mannich- fachen Formen der Sprachloſigkeit oder Aphaſie. Es kann dann der Fall eintreten, daß der Kranke gewiſſe Worte nicht zu ſprechen oder auch die geſprochenen nicht zu ver- ſtehen vermag. Eine allgemeine Regel iſt es, daß Wörter um ſo leichter vergeſſen werden, je concreter, anſchaulicher die durch ſie bezeichneten Vorſtellungen ſind, am leichteſten alſo Eigennamen und Subſtantiva überhaupt. Der Grund davon iſt einerſeits die größere Einübung der abſtracten Worte, andrerſeits der Umſtand, daß letztere faſt ganz an die Stelle der ihnen entſprechenden Vorſtellungen treten. Das iſt aber von dem wohlthätigſten Einfluß auf die Be- weglichkeit und Schnelligkeit des Denkens; die Aufmerk- ſamkeit iſt nicht mehr genöthigt, bei den einzelnen Vor- ſtellungen lange zu verweilen, ſondern findet in den Worten und Begriffen ſogleich eine Menge bereits fertiger Denkacte vor, mit welchen nun weiter Operirt werden kann. Es er- halten bei der immer weiter gehenden Verfeinerung der Denkthätigkeit die Beziehungen zwiſchen den Dingen eigene Bezeichnungen, die urſprünglich meiſt örtlich-zeitliche Be- deutung haben, wie die Verbindungswörter: da, wenn, dazu, darauf u. ſ. w. Wir können beim Kinde den ab- gekürzten Proceß der Sprachentwicklung beobachten. Frei- lich fehlt hier die ſchöpferiſche Urſprünglichkeit; denn erſtens bringt das Kind bereits vererbte Dispoſitionen, in der Structur des Gehirns und der Sprechwerkzeuge begründete Anlagen mit, welche einen Mechanismus darſtellen, der nur der Anläſſe bedarf, um in Thätigkeit zu gerathen, und, das iſt der zweite Punkt, dieſe Anläſſe ſind nicht wie beim Urnenſchen die Vorſtellungen von den ihn umgeben- den Dingen ſelbſt, ſondern die erzieheriſchen Einflüſſe der Eltern. Alſo nicht die Sprache ſelbſt iſt angeboren, nur der Apparat zum Sprechen; die Erfahrung hat wiederholt gelehrt, daß ſogenannte „wilde“ Menſchen, die ohne Er- ziehung in Walde aufgewachſen waren, nicht ſprechen konnten, obwohl ſie gewiſſe Laute von ſich gaben, wie es auch Neugeborene Kinder thun. Hier bedeutet jeder Laut nicht eine Vorſtellung, ſondern ein an eine beſtimmte Ein- pfindung (Durſt, Schmerz) gebundenes Gefühl. Der Er- Wachſene gibt ſeinen Gefühlen der Verwunderung, des Schreckens U. ſ. W. in den Interjectionen Ausdruck, deren Unmittelbarkeit und Reflercharakter auf ein hohes Alter hinweiſen. Ihre eigene Sprache beſitzen die Gefühle in der Muſik. Schon Leibniz hat auf die Wichtigkeit einer vergleichen- den Sprachwiſſenſchaft (die ſpäter Franz Bopp ins Leben gerufen hat) aufmerkſam gemacht und betont, daß man aus der Beſchaffenheit der Wurzeln einen Einblick in die Art der erſten Begriffsbildung gewinnen kann. Wir können noch Weitergehen und behaupten, daß in der Sprache ſich der Menſch male, indem er die Außenwelt in Worte faßt. Die Sprache eines Volkes iſt nichts anderes, als ſein in die Erſcheinung getretenes Denken, die Außenſeite desſelben, welches ſeine feinſten, wenn auch nicht alle Nüancen ver- räth: ſie iſt eine verkörperte Weltanſchauung. Mittheilungen n nd Nachrichten. fr. Ueber den Begriff des Rechts. Ein Beitrag zur Rechtsphiloſophie von Felix Dahn. Leipzig, Breitkopf u. Härtel. 1895. – Der Streit über den Begriff des Rechts kann ſo lange kein Ende nehmen, als man ſich nicht von vornherein Klarheit darüber verſchafft, daß mit dieſem Worte zwei, allerdings in Zuſammen- hang mit einander ſtehende, gleichwohl aber erheblich voneinander verſchiedene Begriffe zugleich gedeckt werden. Je nachdem man den einen oder den anderen entwickelt, wird man zu zwei Definitionen gelangen, die keineswegs übereinſtimmen, aber doch beide richtig ſind; zu falſchen Ergebniſſen dagegen muß es unvermeidlich führen, wenn man von hüben wie von drüben einzelne Momente nimmt und aus ihnen einen Mittelbegriff zuſammenſchweißt, der ſeiner Entſtehung nach weder Fiſch noch Fleiſch ſein kann. Freilich iſt es ein gerade die beſten Kräfte reizendes Problem, einen einheit- lichen Begriff des Rechtes aufzuſtellen, der die einzelnen darunter zu faſſenden Erſcheinungen erſchöpſt und erklärt; immer aber iſt bisher das Bemühen nur ſcheinbar gelungen und es ließen ſich in der gewonnenen Definition die einzelnen Merkmale zweier verſchiedener Begriffe, die nur äußerlich zuſammengezwängt, innerlich aber ſich weſenszuwider waren, beſtimmt auseinanderſcheiden. Auch Felix Dahn iſt hierüber nicht hinausgekommen. Man benennt nicht ſelten, wenn auch nicht eben richtig, den einen Begriff des Rechtes als den juriſtiſchen, den anderen als den philoſophiſchen. Da Felix Dahn ſowohl Juriſt als Philoſoph iſt, hat er vom einen wie vom anderen die weſentlichen Beſtandtheile in ſeine Definition aufge- nommen und zudem, da er ja – und das nicht nur nebenbei – zu den Dichtern gehört, auch als ſolcher das Seinige dazugethan. Recht iſt ihm „die vernunftgeforderte Friedensordnung einer Menſchen- genoſſenſchaft in ihren äußeren Beziehungen zu den Menſchen und den Sachen“. Die juriſtiſche Definition – um die einmal übliche Bezeichnung beizubehalten – iſt erheblicher trockener; ſie verſteht unter Recht „die Summe der von einer Staatsgewalt mit Erzwing- barkeit ausgeſtatteten Vorſchriſten“. Das Recht in dieſem Sinne grenzt ſich begriffsgemäß ab nach Staatsgebieten; man ſpricht von deutſchen, engliſchen, franzöſiſchen, preußiſchem, bayeriſchem Recht; was die Staatsgewalt befiehlt mit der Drohung, daß ſie es im Weigerungsfall erzwingen werde, das iſt Recht innerhalb ihres Gebietes. Ein Völlerrecht kann es hienach nicht geben, da über den Staaten keine Gewalt ſteht, die ihnen bindende Normen vorſchreiben könnte; was man ſo benennt, iſt nur ſtändige, vorwiegend im eigenen Intereſſe bethätigte Rückſicht der Staaten auſeinander, comitas gentium , aber kein Recht. Das Begriffsmoment der Erzwingbarkeit zieht dem Recht die Schranken ſeines Wirkungs- [reiſes: erzwungen werden kann nur ein äußeres Verhalten eines Menſchen, nicht eine Geſinnung. Dieſe Beſchränkung findet ſich auch im Begriſſe Dahns, aber nicht als Conſequenz, ſondern als Beſtandteil. Er ſucht den Trennungsſtrich zwiſchen Recht und Moral in der Weiſe zu ziehen, daß er das Recht auf die Hand- lungen, die Moral auf die Geſinnungen verweist, und ſetzt auf ſolche Weiſe das Ergebniß für den Grund, die Erſcheinung für das Weſen. Das lührt dazu, daß er ſelbſt ſeine Ausführung ſo- fert als eine nicht immer, ſondern nur „überwiegend“ zutreffende bezeichnen muß. Sie trifft auch nicht überwiegend zu, denn die Meral unfaßt auch das ganze Gebiet der Handlungen; ſie kann auf demſelben concurrirend nit dem Recht Befehle erlaſſen, die ſich von denen des Rechts nur durch das Mittel unterſcheiden, durch das ihre Befolgung herbeigeführt werden will: dort Bruch des Widerſtands mit den Machtmitteln des Staates, hier Drohung mit Unzufriedenheit im eigenen Innern, Mißachtung ſeitens der moraliſchen Welt oder – ſoweit die Moral auf Religion fußt – göttlicher Ungnade. Auf dem gemeinſamen Gebiete können Recht und Moral in Widerſpruch gerathen, indem das Recht etwas anderes befiehlt als die UNora, oder indem das Recht eine Forderung der Moral nicht unterſtützt, nicht auch ſeinerſeits auſſtellt; hier entſteht dann der Wunſch nach Herſtellung eines richtigen, eines idealen Verhältniſſes zwiſchen beiden. Der Zuſtand, der dieſem Wunſch entſpricht, iſt der des Naturrechts, der lex ferenda, des idealen, des ewigen Rechts, ein Begriff, der trotz ſeiner ſchönen Bezeich: nungen keineswegs feſtſteht, vielmehr, weil unmittelbar beeinflußt durch die wechſelnde Zeitanſchauung, in fortwährenten Schwanken begriſſen iſt und auch ſur jeden einzelnen Menſchen, weil unmittel bar beeinſlußt durch deſſen perſönliches Empfinden und Wollen, ſich anders darſtellt, von dem aber freilich ein jeder meint, er ſei das Recht, das mit ihm geboren iſt. Das iſt der philoſophiſche, moraliſche, ethiſche Begriff des Rechts, richtiger der ſubjective im Gegenſatz zu dem objectiv feſtſtehenden genannt. Ihm hat Dahn das Merkmal „vernunftgefordert“ entnommen; die Forderungen der Vernunft ſind ebenfalls nur ſolche des perſönlichen Empfindens, da der eine als Vernunft bezeichnet, was dem anderen als das Gegentheil davon erſcheint. Stammt ſo dieſer Theil der Definition aus dem ſubjectiven, die Faſſung „äußere Beziehungen (der Menſchengenoſſenſchaft) zu den Perſonen und den Sachen“ aus dem objectiven Rechtsbegriff, ſo läßt ſich auch die poetiſche Verbindung der Theile in gleicher Weiſe zerlegen. Friede iſt „vernunftbe- friedigende Ruhe“; in dieſem Sinne erſcheint das Wort in der altdeutſchen Poeſie, Ordnung als Zuſtand iſt ein gleichbedeutender Begriff; activ, als Handlung, bedeutet das Wort die Herſtellung dieſes Zuſtands. In einer Menſchengenoſſenſchaft kann Ordnung nur geſchaffen werden durch Eindämmung des Egoismus; hiezu bedarf es der Thätigkeit eines der Genoſſenſchaft übergeordneten Willens eines Herrſchers. Dieſe Thätigkeit beſteht eben in dem Erlaß von Vorſchriften und der Durchführung derſelben. Der Ausdruck „Ord- nung einer Menſchengenoſſenſchaft“ leitet alſo wieder auf den objectiven Rechtsbegriff hinüber. Das Problem, einen neuen, dieſen beiden übergeordneten Begriff zu ſchaffen, iſt Felix Dahn nicht gelungen. * Entſtehung des Petroleums. „Es ſind jetzt 8 Jahre,“ ſchreibt die „Badiſche Gewerbezeitung“, „daß Geh. Hofrath Dr. Engler, Prof. der Chemie an der techniſchen Hochſchule zu Karlsruhe, nach- gewieſen hat, daß Kohlenwaſſerſtoffe von ganz ähnlicher Beſchaffen- heit, wie die in dem natürlichen Petroleum oder Erdöl enthaltenen, durch Erhitzung thieriſcher und pflanzlicher Fette (Thran, Oel), ſowie der entſprechenden Fettſäuren bei Temperaturen zwiſchen 300 und 4000 C. in dicht geſchloſſenen Gefäßen unter hohem Druck bis zu 10 Atmoſphären ſich herſtellen laſſen. Aus dem geologiſchen Vor- kommen des Petroleums hat derſelbe dann geſchloſſen, daß ſich dieſes höchſt wahrſcheinlich aus Thierreſten, bezw. der Fettſubſtanz derſelben gebildet hat, während die ſtickſtoffhaltige Gewebeſubſtanz bald der Fäulniß und Verweſung unterlag, eine Hypotheſe, die jetzt faſt allgemein als richtig angenommen wird. Am 9. Mai 1890 hielt Geh. Hofrath Engler im Karlsruher Naturwiſſenſchaftlichen Verein einen längeren Vortrag über den Gegenſtand. Dieſe That- ſachen ſind in den wiſſenſchaftlichen Kreiſen der Welt bekannt. Bereits vor einem Jahre und neuerdings wiederum konnte man nun in verſchiedenen Zeitungen leſen, der amerikaniſche Chemiker Dr. Engler habe künſtliches Petroleum aus Fettſubſtanz hergeſtellt und ein Patent darauf genommen, es ſei jedoch fraglich, ob das- ſelbe mit dem natürlichen Petroleum im Preis werde concurriren können. Die Quelle bildete in beiden Fällen ein Patentbureau, welches gedruckte Correſpondenzen techniſcher Art an die Zeitungen verſendet und deren Abdruck geſtattet, ſofern beigefügt wird, daß die Mittheilung eben von dem Patentbureau erfolgt ſei. Für Gewerbeblätter ſind dieſe durchaus unkritiſchen Mittheilungen ſo gut wie werthlos, ſie können nur einen augenblicklichen Unter- haltungsſtoff für politiſche Tagesblätter bilden. Wie es nun kommen konnte, daß unſer Karlsruher Gelehrter und Entdecker der hoch- intereſſanten Thatſache der künſtlichen Bildung von petroleumartigen Verbindungen zu einem Amerikaner gemacht wurde, erklärt ſich daraus, daß Geh. Hofrath Engler bei einem Beſuch von Chicago zur Zeit der Weltausſtellung vor dem World's Congress of Chemists einen Vortrag über die Entſtehung des Petroleums hielt (23. Auguſt 1893), der in dem Journal of the American Chemicial Society Vol. XV No. 7 unter dem Titel: „on the artificial production of petroleum, by Dr. C. Engler“ ab- gedruckt wurde. Für die amerikaniſchen Chemiker genügte ohne Zweifel die einfache Bezeichnung des Verfaſſers, ſie kannten ſeinen Namen als den eines deutſchen Gelehrten. Für den deutſchen Patentagenten konnte es jedoch nur ein Amerikaner ſein, der ſelbſtver- ſtändlich durch ein Patent Geld zu verdienen ſuchte – während Geh. Hofrath Engler mit keinem Wort auf eine praktiſche Verwerthung ſeiner Entdeckung hingewieſen hat.“ * Am Morgen des 16. Febr. wurde ein neuer Komet in der Rectaſcenſion 292 Grad und in 1 Grad ſüdlicher Declination im Sternbilde des Adlers, das erſt an unſerm Morgenhimmel erſcheint, aufgefunden. Die Entdeckung gelang gleichzeitig und unabhängig von einander den Aſtronomen Lamp in Kiel und Perrine auf der Lick-Sternwarte in Californien. Der Komet bewegt ſich mit großer Geſchwindigkeit, die auf große Nähe zur Erbe deutet, nach Nordoſten zu. Da auch die Größe ſeiner täglichen Bewegung zunimmt, ſo ſcheint er ſich weiter der Erde zu nähern, womit gleichzeitig eine Zunahme ſeiner Helligkeit verbunden iſt. Einſtweilen iſt er dem unbewaffneten Auge noch nicht ſichtbar. Ein Schweif ſcheint nicht vorhanden, * Der Leiter der zoologiſchen Station in Neapel, Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Dohrn, beabſichtigt in Ralum (Neu- Pommern) eine Zweigniederlaſſung zu begründen. Prof. Dahl an der Univerſität Kiel wird ſich zu dieſem Zweck nach Ralum be- geben, um einen umfaſſenden Ueberblick über die Fauna der Gazellen-Halbinſel zu gewinnen. Die nöthigen eingeborenen Fiſcher ſind, wie früher mitgetheilt ward, bereits in Neapel vorgebildet worden. Die Räumlichkeiten ſtellt der Plantagenbeſitzer Parkinſon zur Verfügung. Das Unternehmen wird durch eine Beihülfe aus dem Fonds zur Förderung der Erſchließung Afrikas und anderer Ländergebiete unterſtützt. * München. Geographiſche Geſellſchaft. In der allgemeinen Verſammlung, die am 20. Febr. auf Einladung der Geographiſchen Geſellſchaft in Verbindung mit der Anthropo- logiſchen und der Colonialgeſellſchaft abgehalten ward, berichtete Hr. Oscar Neumann über ſeine Reiſen in Central- und Oſtafrika, die beſonders zoologiſchen Zwecken gewidmet waren. Der Vortragende war 1893 von Tanga aus zunächſt nach Irangi gezogen; dann auf theilweiſe neuen Wegen nach Mpwapwa, wobei er ſchon hier verſchiedene Berichtigungen der beſten bisherigen Karten lieferte. Auf dem Weitermarſche nach Norden in häufigen Kämpfen mit den Eingeborenen, ſelbſt durch einen Pfeilſchuß in den Mund verwundet, beſtieg er den über 3000 m hohen, auch von Graf Götzen beſuchten Gurui und erreichte das Weſtufer des Manyara- Sees. Von hier gelangte er mit ſeiner 140 Mann ſtarken Kara- wane immer ſammelnd und kämpfend zum Doenje-Ngai. Die Beſteigung dieſes aus hiſtoriſcher Zeit noch Spuren von Thätigkeit zeigenden Vulcans gelang nicht völlig. Endlich, am 5. Febr. 1894, wurde die Moribai an Victoria-Nyanza erreicht und darauf ein Abſtecher nach Uganda unternommen, wo viele zoologiſche Ent- deckungen gemacht wurden. Die Rückreiſe ging auf theilweiſe ganz neuem Wege, wobei das in Pfahldörfern hauſende Volk der Wa- kenye zum erſtenmale beſucht wurde, meiſt auf engliſchem Boden nach Taveta am Kilima-Ndſcharo und von hier zur Küſte nach Mombaſſa. Vor ſeiner Abreiſe ins Innere hatte der Vortragende die letzten Monate 1892 und die erſten des folgenden Jahres auf zoologiſches Sammeln bei Tanga, Pangani und hauptſächlich im ſüdlichen und öſtlichen Theil der Inſel Sanſibar verwandt. Dieſer von den Wahadimu, einen reinen, mit ſemitiſchem Blut noch nicht vermiſchten Bantuvolk, welche in großer Scheu vor den Sua- beli leben und faſt nie in die Stadt kommen, bewohnte Theil der Inſel bot reiche zoologiſche Ausbeute, unter anderm eine neue Art von Hyrax, jener kleinen, kaninctengroßen Hufthiergattung, deren Vorkommen auf einer Inſel wohl kaum von einem Zoologen er- wartet war. Bei Tanga, wo Redner beſonders im Monat Februar ſammelte, boten die maleriſchen Ufer des Sigiſluſſes viel ornitho- logiſch Werthvolles. Der Geierſeeadler, ein typiſch weſtafrikaniſcher Vogel, iſt wunderbarerweiſe in dieſer Gegend ſehr häufig. Beim Uebergang über den Pangani wurde das Maulthier des Forſchers von einem Krokodil geraubt. Viele Hunderte von Straußen, Zebras und Antilopen tummelten ſich auf der offenen Fläche einer Buga in Irangi. Unter letzteren waren vornehmlich die eigen- thümlichen gelbgrauen Gnus mit ihren ſeltſamen Sprüngen, die plumpen kuhähnlichen Cooks Hartebeests, die prächtig gehörnten Grant-Gazellen und die zierlichen hellbraunen Suara Antilopen häufig. Die Hauptbeute eines Jagdtages war aber ein von zwei Askaris erlegter mächtiger Löwe, der jetzt im k. Muſeum für Natur- kunde in Berlin aufgeſtellt iſt. Von Jrangi weg marſchirte die kühne Schaar den Bubufluß aufwärts. Bald kamen ſie wieder in ſehr wildreiche Gegend. Aus einem Rudel der großen Pferde-Anti- lopen (Hippotragus Bakeri) konnte der glückliche Jäger fünf Stück herausſchießen. Auch die erſten Nashörner wurden hier er- legt. Die Eingeborenen ließen hier ihre großen Heerden von Schafen, Ziegen und Rindern ganz in der Nähe des Lagers weiden. Unter- halb der Spitze des Guruiberges wurde ein Pärchen des zierlichen Klippſpringers (Oreotragus Saltatrix) beobachtet. Die Vogel- fauna des Manyaraſees bot das großartigſte Schauſpiel, das man ſich denken kann. Der See ſelbſt iſt ungemein ſtark natronhaltig und ziemlich flach, ſo daß man faſt eine Stunde weit in ihn hin- 7 eingehen kann. Tauſende von Flamingos und Pelikanen umſäumen den Waſſerſpiegel, unzählige Schaaren von Strandläufern und Regenpfeifern trippeln am Ufer umher, Schaaren von Gänſen und Enten, Reihern, Kormoranen, Ibiſſen, Marabus, Jabirusſtörchen und Pfauenkranichen bedecken die grenzenloſe Waſſerfläche. Schwärme einer Seeſchwalbenart heben ſich bis hoch über die Gipfel der Um- buruberge empor, um ſich im nächſten Augenblick ſauſend auf das Waſſer herabzuſtürzen. Ethnographiſch ſeltſam war der Friedensſchluß mit der großen Muma der Wakawirondo nach langen hitzigen Kämpfen. Es wurde ein junger Hund gebracht, einer der Waniam- para hielt ihn an den Vorder-, der Bruder des Sultans von Kadent an den Hinterbeinen. Mit einem Schwertſchlag wurde der Hund entzweigeſchlagen und nun entſpann ſich ein gegenſeitiges Be- werfen der Parteien mit den blutigen Hälften. Die Fauna an der Ugowe-Bai des Victoria-Nyanza lud den Zoologen einen Monat zum Verweilen ein. Oſtafrikaniſche Formen ſind verhältnißmäßig ſchon ſelten, abyſſiniſche und typiſch weſtafrikaniſche faſt zu gleichen Theilen vorhanden. Unter den letzteren iſt beſonders eine ſehr bunte Meerkatze (Cercopithecus neglectus) bemerkenswerth, die bis jetzt nur in wenigen Exemplaren vom Weißen Nil und von franzöſiſchen Congogebiet bekannt war. Es berührte den Reiſenden eigenthümlich, nachdem er viele Monate lang Geenden durchzogen, deren Bewohner faſt oder völlig nackt gehen und oft noch keine Gewehre kennen gelernt haben, in lloga am Nilatfuß und Uganda plötzlich ein Volk zu finden, das die Anfänge einer eigenen Eultur und Induſtrie beſitzt und der europäiſchen ſich init Feuer- eifer annimmt. Die Fahrt auf den Nyaza war in den erſten Tagen unterhaltend, wurde aber mit der Zeit etwas einförmig. Außer einer Mövenat (Larus phaeoce halus), die auf Inſeln im See brütet, ſind beſonders zwei Arten Kormºrane und der elt- ſame Schlangenhalsvogel (Plotus levaillant) an ſeine Ufern häufig. Oefters ſieht man Gänſe, Enten und Pelikale. Auf kleinen Inſeln ſonnen ſich gewaltige Krokodile und der rieſige Kopf des Nilpferdes taucht in ruhigen Buchten oft aus dem Waſſer. Auch ein anderes Säugethier kann man öfters beobachten, die afrikaniſche Fiſchotter (Otis maculipeunis), ein bübſches Tpierchen mit präch: tigen dunkeln Pelz. Die Gegend von Nord-Uganda, nordwärts Vot der großen Karawanenſtraße, in der engliſchen Prosinz Chagwe am Marandjafluſſe iſt wieder typiſch oſtaſrikaniſch, Buſch und Seppe, und dementſprechend gibt es hier viel Wild; Zebras, Waſſerböcie, Jackſons, Hartebeeſts, Buſch- und Sumpfböcke und der Sſuntu (Adenota Kob), eine rein centralafrikaniſche Antilope, ſind hier heimiſch. Der Elephant kommt hier noch in Rudeln zu Hunderten vor. Dicht hinter Kibweſi verließ der Sammler die große Straße und ging über die ſtark vulcaniſchen Kruluberge in die Ebene am Kilima-Ndſcharo herab. Hier wurde eifrig geſammelt und nicht weniger als acht neue Vogelarten wurden dabei entdeckt. Eine derelben, ein kleines, unſcheinbares graues Thierchen, wurde von Prof. Reichenow und ihm, da es mit gar keiner der bisher bekannten Arten in Verbindung zu bringen war und die Merkunale der Fliegenfänger und der Finken in ſeltſamer Weiſe vereinigt, mit dem ſtolzen Namen Atopornis diabolicus, der teufliſche Wunder- vogel, benannt. Zum Schluſſe ſprach der Redner die Hojnung aus, es möchten gegen die Vernichtung des afrikaniſchen Wild- ſtandes wirkſame Jagdgeſetze erlaſſen werden. Dann wird die afri- kaniſche eigenartige Thierwelt unſerm deutſchen Schutzgebiet erhalten bleiben, ſelbſt wenn wir dereinſt größere deutſche Anſiedlungen im Innern haben und die Eiſenbahn unſer Schutzgebiet in mehreren Linien durchſchneidet. Der Wiſſenſchaft iſt dann noch ein reiches Erntefeld bewahrt. Weſentlich erläutert wurde der lichtvolle Vor- trag durch eine Anzahl von Kartenſkizzen, welche der Reiſende unter den Anweſenden hatte zur Verteilung gelangen laſſen.“ * Wien. Die philoſophiſche Fakultät der hieſigen Univerſität hat die erwähnte Schrift des Hoſraths Prof. Dr. Julius Wiesner dem Unterrichtsminiſter Dr. Frhrn. v. Gautſch auf dem Wege des akademiſchen Senats überreicht. Die Denkſchrift tritt, wie erwähnt, entſchieden für die naturhiſtoriſchen Studien ein, die an der medicinichen Facultät theils abgeſchafft, theils für nicht obligat erklärt werden ſollen, und plädirt für ein einjähriges Vorbereitungs- ſtudium der Mediciner in den naturwiſſenſchaftlichen Fächern. Die Facultät ſchließt ſich in collegialer Artigkeit dieſem ausſichtsloſen Antrage an. * Innsbruck. Der hieſige Ortsausſchuß hat beſchloſſen, den vierten deutſchen Hiſtorikertag auf die Zeit vom 11. bis 14. Sept. d. J. nach Innsbruck einzuberufen. * Budapeſt. Graf Eugen Zichy iſt von ſeiner Kaukaſus- Im-m- reiſe, die der Entdeckung der eigentlicher Magyarenheimatb galt, glücklich zurückgekehrt. Auf dem Perron harrten ſeiner Ankunft viele Freunde und Verehrer, Mitglieder des National- und Landes- caſinos, des Nationaltheaters und ein aus Neugierigen beſtehen- des Publicum, welches nach Hunderten zählte. Als der Zug in die Halle fuhr, begrüßten ſtürmiſche Eljenrufe den Grafen, welcher, in der Thür des Coupés ſtehend, ſeine Reiſemütze ſchwenkte und laut rief: „Ich habe ſie gefunden die Ur ungarr!“ * London. Das engliſche Wochenblatt „Lloyds News“ hat als erſtes von allen Blättern der Welt eine Auflage von einer Million überſchritten. Seine Nummer vom 16. Februar iſt in 1,004,306 Exemplaren verkauft worden. Das Blatt iſt in ſtetiger Entwicklung zu dieſer Höhe gelangt. * Florenz. Hier ſtarb am 18. der Staatsminiſter und Senator Baron Criſtoforo Negri im Alter von faſt 87 Jahren. Er war einer der angeſehenſten Geographen Italiens, Gründer und lange Jahre Vorſitzender der Italieniſchen Geographiſchen Ge- ſellſchaft. Am 13. Juli 1809 zu Mailand als Sohn des Mathe- natikers Ferdinando Negri geboren, trat er in jungen Jahren als Dichter hervor; insbeſondere beſang er die Freiheitskämpfe der Griechen. Später wandte er ſich mit Feuereifer geſchichtlichen und beſonders geographiſchen Forſchungen zu, die ihn auch nach Deutſch- land führten. Er war ein genauer Kenner der deutſchen Claſſiker. Nach Veröffentlichung einiger Geſchichtswerke wurde er Univerſitäts- profeſſor in Padua, wo er auch an der Freiheitsbewegung hervor- ragenden Antheil nahm, und ſpäter Rector der Univerſität Turin. Eine Zeit lang war er Miniſter des Aeußern, dann nahm er längere Zeit in Hamburg Aufenthalt, um das deutſche Seehandels- weſen zu ſtudiren. Anderthalb Jahrzehnte wirkte er als Einrichter italieniſcher Schulen und Wohlthätigkeitsanſtalten im Auslande. Auch war er einer der eifrigſten Förderer afrikaniſcher Forſchungszüge. * Dorpat. Am 10. d. M. beging der Hiſtoriker Prof. Dr. Richard Hausmann das 25jährige Jubiläum ſeiner Lehrthätig- keit. Schüler von Sickel und Waitz, hat er hier als ein mit der nordoſt-europäiſchen Geſchichte und der livländiſchen Vergangenheit ſpeciell vertrauter, auf dieſen Gebieten ſelbſtthätiger Forſcher erfolg- reich gewirkt und das Werk fortgeſetzt, das einſt Schirren und Winkelmann mit Erfolg betrieben hatten. Es galt, die beſonderen Aufgaben, die unſrer Hochſchule aus ihrer geographiſchen Lage, ihren hiſtoriſchen Vorausſetzungen und ſpeciellen Culturbeziehungen naturgemäß erwachſen und die nur ſchablonenhaftes Denken ver- kennen kann, bewußt ins Auge zu faſſen und den jungen baltis ſchen Hiſtorikern ſchon auf der Univerſität die nöthige Vertrautheit mit dem eigenartigen Stoffe zu ermöglichen, dem in erſter Reihe die ſpätere wiſſenſchaftliche Arbeit unſrer Geſchichtsforſcher gewidmet iſt. * St. Petersburg. Ueber die höheren weiblichen Curſe, die von 18 Profeſſoren in Kaſan eröffnet werden ſollen, bringt die „Now, Wr.“ nachſtehende ergänzende Mittheilungen: Die Curſe werden eine allgemeine und ſpecielle Bildung gewähren. Als Zuhörerinnen können Damen aufgenommen werden, die im Beſitze eines Hauslehrerinnendiploms ſind und ſich verpflichten, ſich ſemeſterlich und jährlich einer Prüfung zu unterziehen, Auſſätze über gegebene Themata zu ſchreiben und ſich in den Cabinetten und Laboratorien praktiſch zu beſchäftigen. Als freie Zuhörerinnen können ſolche Damen die Vorleſungen beſuchen, welche die ſiebente Claſſe eines weiblichen Gymnaſiums des Miniſteriums der Volksauſ- klärung abſolvirt haben; Ausnahmen können nur mit ſpecieller Geneh- migung des Curators des Lehrbezirks ſtatuirt werden. Verheirathete Damen ſind verpflichtet, einen Conſens ihrer Männer beizubringen. In der hiſtoriſch-phliologiſchen Abtheilung ſind folgende Lehrfächer obli- gatoriſch: Theologie, Geſchichte der ruſſiſchen Sprache und Literatur, ruſſiſche und allgemeine Geſchichte, die lateiniſche Sprache, altclaſſiſche Literatur und Kunſt, die Literatur des Mittelalters und der Gegen- wart, Ethnographie, die Elemente der Staatswiſſenſchaft, politiſche Oekonomie und eine der neuen Spaachen. In der naturwiſſen- ſchaftlich-mathematiſchen Abtheilung werten folgende Fächer geleſen werden: Mathematik, vergleichende Phyſiologie, Zoologie, Botanik, Mineralogie, Phyſik, Chemie (organiſche und anorganiſche), eine der neuen Sprachen und im zweiten Jahre Geologie. In der ſpe- ciellen mathematiſchen Abtheilung werden zum Vortrag gelangen: höhere Mathematik, angewandte Mathematik, Phyſik, mathematiſche und phyſiſche Geographie. Facultativ: Hygiene und eine kurze Anweiſung zur mediciniſchen Hülfeleiſtung in dringenden Fällen. Die Ad- miniſtration der höheren weiblichen Curſe iſt, wie jolgt, zuſammen- geſetzt: 1) aus der Verwaltung, an deren Spitze ein gewählter Präſident ſteht, der perſönlich verantwortlich iſt. Dem Präſidenten - ſº S b F (d G H „ - *e G & . . D - d. H S B. G MI ſtehen zwei Decane und die Inſpectrice zur Seite und 2) aus dem Conſeil, zu dem alle Lehrkräfte gehören. Die Verwaltungsmitglieder werden auf drei Jahre gewählt. Ferner wird noch ein beſonderes Curatorium organiſirt werden, dem die wirthſchaftliche Leitung der Curſe, die Beſchaffung der erforderlichen Mittel und die Entrichtung der Collegiengelder für unbemittelte Zuhörerinnen obliegt. Die Collegiengelder ſind auf 50 Nbl. feſtgeſtellt worden, die in zwei Raten zu entrichten ſind, Freie Zuhörerinnen haben für die ein- zelnen Vorleſungen zu zahlen. Die höheren weiblichen Curſe ſtehen unter der unmittelbaren Controle des Curators des Lehrbezirks. * Prof. Dr. Ludwig Geiger (Berlin) weist uns darauf hin, daß die von Hrn. Alfred Szczepañski (Beil. Nr. 39) mitge" theilten polniſchen Berichte über „Beſuche bei Goethe“ dem deutſchen Publicum im weſentlichen bereits 1886 im 7. Bande des von ihm herausgegebenen Goethe-Jahrbuchs (S. 220–228) zu- gänglich gemacht worden ſind; von da hat ſie überdies W. v. Bieder- mann in ſeine Sammlung „Goethe's Geſpräche“ (Bd. VII, S. 224–230, Leipzig 1890) aufgenommen. * In Bezug auf die Notiz des Hrn. Dr. E. Kilian „Zum Bühnenweſen des 17. Jahrhunderts“ (Beil. Nr. 42) be- merkt Dr. Fabricius, daß ſeine eigene Mittheilung (in Nr. 38) ſich lediglich auf den Artikel in Nr. 31, nicht jedoch auf das Buch Dr. Bolte's bezogen habe, das ihm bis zur Stunde noch nicht zu- gänglich geworden ſei. „Die neuen Anführungen“, fügt er hinzu, „zeigen allerdings, daß unter Vertönung, wenigſtens in Danzig, auch noch etwas anderes als „Pantomime“ verſtanden worden ſein muß. Ich ſchließe mich dem Wunſche, daß Sachkenner zur Auf- hellung dieſes intereſſanten Gegenſtandes beitragen möchten, völlig an.“ * Bibliographie. Bei der Nedaction der Allg. Ztg. ſind vom 20. bis 21. Februar folgende Schriften eingegangen: Welches Wahlrecht? Ein Wort zur Verſtändigung über die ſächſ. Landtagsvorlage. Leipzig, Roßberg 1896. – Amts- richter Dr. jur. Ginsberg: Bemerkungen zur Reform des Straf- proceſſes (Zuſtändigkeit der Schöffengerichte; Privatklagverfahren). Ebd. – Albert Grothelm: Der ruſſiſche Handelsvertrag und die niedrigen Getreidepreiſe. Gera, Julius Becker 1896. – Ottomar Beta: Coloniſation in Polen und die Fuchsmühler Bauerntragödie; 2 Bilder aus dem deutſchen Rechts- und Wirth- ſchaftsleben. Berlin, Deutſche Schriftſteller-Genoſſenſchaft 1896. – Graf L. J. Tolſtoi: Chriſtenverfolgung in Rußland i. I. 1895; aus dem Ruſſ. überſetzt v. M. v. O. Berlin, Friedrich Gottheiner 1896. – Jahrbuch des Deutſchen Adels, bggb. von der Deutſchen Adelsgenoſſenſchaft. I. Bd. 1896. Berlin, W. T. Bruer. – Dr. A. Mordtmann: Eine deutſche Botſchaft in Konſtantinopel a. 1573–1578; Vortrag. Bern, Haller 1895. – Geographiſche Zeitſchrift, hggb. v. Dr. Alfred Hettner. II. Jahrg. Heft 1 u. 2. Leipzig, B. G. Teubner 1896. – Friedrich Dreyer: Studien zu Methodenlehre u. Erkenntniß- kritik. Leipzig, Wilhelm Engelmann 1895. – Dr. Joſef Klinger: Das Räthſel des Lebens. Braunſchweig, C. A. Schwetſchke u. S. 1896. – Die Gräuel der Jeſuiten; Mahnwort in letzter Stunde. Leipzig, Felix Simon 1896. – Friedrich Nippold: Erinnerungen an Biſchof Reinkens; Vortrag. Leipzig, Friedrich Janſa 1896. – Dr. Karl Oppel: Das Buch der Eltern; praktiſche Anleitung zur häuslichen Erziehung der Kinder. 4. Aufl. Frankfurt a. M., Moritz Dieſterweg 1896. – Dr. Ludwig Weyl: Handbuch des Deutſchen Actiengeſellſchaftsrechts; für die Praxis bearbeitet. I. u. II. Theil. Freiburg u. Leipzig, J. C. B. Mohr 1896. Herder'ſche Berlagshandlung. Freiburg im Breisgau. Soeben iſt erſchienen und durch Herder & Co., Buchhandlung in München zu beziehen: «- Ringseis, E., Veronika. Schauſpiel, in drei Aufzügen. Vierte, verbeſſerte Auflage. 120. (VI u. 92 S.) M. 140. (Drei Herren- und zwei Damen-Rollen.) (2228) * SG «- Dresdner Kunst-Auction * Montag, den 9. März und ſolgende Tage: Kupferstiche aller Schule 1100 Nummern. Kataloge gratis und franco von v. Zahn & Jaensch, Kunstantiquariat. I) r es den, Schlossstrasse 24. (2214) Bºjº „. . F „F «“. s“- S -- Sº " º z- " Q- - -O ÄS E-S F - DºS- > -------- Ä. Egº UNIVERSITY OF MICHIGAN IIIIIIIIIIIII 3 901507999 1983 90 999 Sº sº od Ä: Ä-L: FHÄS Ä..... B. Ä ## Ä ÄT - sº