Mt\v at f Ai xf V UNIVERSITY Of ILL1 NOIS 8R2.33 lAe 1854 v.l • , ■ • NOTICE: Return or renew all Library Materials! The Minimum Fee for each Lost Book is $50.00. The person charging this material is responsible for its return to the library from which it was withdrawn on or before the Latest Date stamped below. Theft, mutilation, and underlining of books are reasons for discipli¬ nary action and may result in dismissal from the University. To renew call Telephone Center, 333-8400 UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY AT URBANA-CHAMPAIGN L161—0-1096 * ' • ' * • ■ ■ l r l . : v . HERAUSGEGEBEN UND ERKLÄRT TON D» NICOLAUS DELIU§. ERSTER BAND. TRAGEDIES: HAMLET — OTHELLO — KING LEAR — MACBETH — TIMON OF ATHENS — TITUS ANDRONICUS. ELBERFELD, 1854. V E R L A G Y 0 N R. L. FRIDEKIC H S. HAMLET, PRINCE OF DENMARK. HERAUSGEGEBEN UND ERKLÄRT NON D« M€OLlU§ DELHI. 4 ELBERFELD, 1854. VERLAG VON R. L. F R I D E RICH S. f' 12> 33 cL-*2_ j r$i rJ' ' Herrn EverlmrÄ Delius in Bremen V r~ oT i ir* m <~v in kindlicher Verehrung gewidmet von dem Herausgeber. Ä • • - c , ■" * • ; * ■ ■ ■ /. . - i . r ' . Einleitung. Die erste uns bekannte Ausgabe des Hamlet bat folgendes Titelblatt: The Tragicall Historie of Hamlet Prince of Denmarke. By William Shakespeare. As it hath beene diuerse times acted hy his Highnesse seruants in the Cittie of London: as also in the two Vniversities of Cambridge and Oxford, and else-where. At London printed for N. L. and John Trundell. 1603. ■ — Von diesem Buclie bat sieb nur ein einziges, nicht ganz vollstän¬ diges Exemplar*) erhalten, das im Jahre 1825 wiederaufgefunden, in London und Leipzig neu gedruckt wurde. Wir bezeichnen diese erste Ausgabe in Quarto als Q. A. Den gangbaren Text des Hamlet enthält zuerst die im Jahre 1604 erschienene Quartausgabe mit folgendem Titelblatt: The Tragicall Historie of Hamlet, Prince of Denmarke. By William Shakespeare. Newly imprinted and enlarged to almost as much againe as it was, according to the true and perfect Coppie. At London, Printed by J. It. for N. L. and are to be sold at liis shop under Saint Dunstons Church in Fleetstreet. 1604. — Yon dieser Ausgabe folgte eine zweite Auflage im Jahre 1605, eine dritte undatirte, nach Collier’s Yermuthung, im Jahre 1607; eine vierte vom Jahre 1611 hat Steevens seinem Abdrucke des Dramas in den Twenty of the Plays of Shakespeare zu Grunde gelegt. ■— Wir bezeichnen alle diese Ausgaben, deren Abweichungen untereinander unwe¬ sentlich und geringfügig sind, als Quartos (Qs.) im Allgemeinen. In der ersten Gesammtausgabe sämmtlicher Dramen Shakspere’s vom Jahre 1623 findet sich die Tragedie of Hamlet Prince of Denmarke als siebentes Drama in der dritten Abtheilung des Foliobandes, welche die Tragedies enthält. Die Abweichungen dieses Textes von dem der Qs., die in Auslassungen, Zusätzen und Verbesserungen von der Hand des Dichters *) Es geht nur bis zum Tode Hamlets; das letzte Blatt fehlt. 1 IT Einleitung. bestehen, sind in den Anmerkungen unserer Ausgabe als die der Folio (Fol.) bezeichnet, auch da, wo sic nicht in die Textrecension selbst aufgenommen sind. Der grosse Werth der Folioausgabe besteht darin, dass sie den Hamlet, nach dem authentischen Bühnenmanuscript abgedruckt, so enthält, wie er auf dem Shakspere’schen Theater nach der Einrichtung des Dichters selbst zuletzt aufgeführt wurde; ihr Text lässt sich also im Ganzen und Grossen füglich jeder neuen Ausgabe unseres Dramas zum Grunde legen, unbe¬ schadet der gerade beim Hamlet zahlreichen Ungenauigkeiten und Incorrect- heiten des Druckes, welche durch eine Collation der Qs. ihr hinlängliches Correctiv erhalten. Schwieriger als das Verhältniss des mit Berücksichtigung der Bühnen¬ verhältnisse vom Dichter selbst modificirten Textes der Fol. zu dem vorher¬ gegangenen Texte der Qs. ist das Verhältniss des letzteren zu dem grund¬ verschiedenen Texte der Q. A. zu bestimmen. Es haben sich darüber zwei entgegengesetzte Ansichten geltend gemacht, deren jede an einem neueren englischen Herausgeber Shakspere’s ihren Vertreter gefunden hat. Nach Collier’s Ansicht liegt der Q. A. und den übrigen Qs. ein und derselbe Text zu Grunde, und der durchgehende Unterschied zwischen beiden soll lediglich darauf hinauslaufen, dass Q. A. zum grossen Theil aus eiligen und nachlässigen Aufzeichnungen des Bühnenvortrags nach dem Gehör zusammen¬ gesetzt sei und dass der Aufzeichner dann die Lücken dieser unvollkomme¬ nen Arbeit aus dem Gedächtniss oder mit Zuziehung eines untergeordneten Verfassers ausgefüllt habe. In Collier’s Augen ist also Q. A. nichts als eine unauthentische, aus Nothbehelfen nothdürftig zusammengestoppelte, verstüm¬ melte, durch Nachlässigkeiten und Willkühr der Redaction vielfach entstellte Ausgabe des Shakspere’schen Textes, den die übrigen Qs. vollständig, un¬ verfälscht, nach der gültigen Handschrift des Dichters enthalten. — Ln Widerspruch mit dieser Ansicht, in deren Vertretung Collier so ziemlich allein stehen mag, erkennt Knight in Q. A v immerhin in der Entstellung einer unrechtmässigen, nachlässigen und incorrecten Veröffentlichung, eine frü¬ here Shakspere’sche Arbeit, welche vom Dichter selbst längst verworfen und auch auf dessen Bühne bereits mit der zweiten Bearbeitung des Dramas, die in den Qs. vorliegt, vertauscht war, als sie im Jahre 1603 aus ihrer Vergessenheit hervorgesucht und in betrügerischer Absicht, um sie dem Publikum als das neue Werk des Dichters zu verkaufen, gedruckt wurde. Wir möchten dieser Ansicht Knight’s in sofern beitreten, als der Unterschied zwischen Q. A. und den übrigen Qs. augenscheinlich zu gross ist, um sich ganz aus der Hypothese Collier’s erklären zu lassen. Nehmen wir auch alle, von Letzterem angenommene äusseren Einflüsse an, welche auf eine etwaige Umgestaltung des Textes in Q. A. aus dem Text in den Qs. eingewirkt haben, so bleibt nach Abzug alles auf diese Rechnung zu Bringenden doch ein bedeutender Rest von Verschiedenheiten zwischen Einleitung. Ill beiden Texten übrig, der mit innerer Noth wendigkeit auf Rechnung des Dichters selbst und nur des Dichters kommen muss. Dahin gehören zunächst schon solche Aeusserlichkeiten, wie sie deutlich auf eine frühere Textrecen- sion hinwcisen, z. B. Namens Vertauschungen. In Q. A. heisst Polonius Corambis und sein Diener nicht Reynoldo, sondern Montano; und so muss der Dichter selbst in der ersten Bearbeitung des Hamlet die Beiden benannt haben: ein Compilator würde im Jahre 1603, wo die zweite Bearbeitung bereits über die Bretter gegangen war, schwerlich solche Veränderungen sich erlaubt haben, da ihm eben daran gelegen sein musste, seinen Ver¬ lagsartikel dem Shakspere’schen Drama, wie es damals dargestellt wurde, so ähnlich wie möglich zu machen. Auf Rechnung des Dichters in seiner ersten Bearbeitung muss ferner die Umstellung einiger Scenen kommen, da 4 es einem Compilator, der den Text der zweiten Bearbeitung benutzt hätte, doch jedenfalls ein Leichtes gewesen wäre, die Reihenfolge der Scenen so inne zu halten, wie die Qs. sie bieten. Nun ist aber z. B. in Q. A. das Zusammentreffen Hamlets mit Ophelia vor die Ankunft der Schauspieler, vor den Besuch von Rosenkranz und Guildenstern bei Hamlet gerückt, offenbar nach einem früheren Plane des Dichters. Auch die von dem Text der Qs. abweichenden Reimverse, zu Ende der einzelnen Scenen, wie in dem gereimten Schauspiel im Schauspiel, müssen, wie sehr sie auch in Q. A. entstellt sein mögen, Shakspere’s Arbeit sein: ein Compilator, der in allem Uebrigen so nachlässig verführ, wie der Redacteur der Q. A., würde sich, auch wenn er es gekonnt hätte, schwerlich die Mühe gegeben haben, zu reimen. Endlich muss auch von Sliakspere selbst eine Scene zwischen der Königin und Horatio in Q. A. herrühren, welche in den Qs. nichts Entsprechendes hat, und den Charakter der Königin in einem andern Lichte zeigt, als ihn der Dichter bei der zweiten Bearbeitung anlegte. Was hätte in der That einen Compilator veranlassen können, solche Scenen einzu¬ schieben, die seiner Absicht, in der Q. A. ein Sliakspere’sches Werk zu bieten, nur in den Weg getreten wären, wenn nicht von Sliakspere selbst eine solche Scene Vorgelegen hätte? Soweit stimmen wir also der Ansicht Knight’s bei; wenn er aber diese erste Bearbeitung des Hamlet, so wie der Dichter sie vornahm, in der Q. A. zu besitzen glaubt und es nun unternimmt, durch eine Vergleichung von Scenen aus dieser mit den späteren Scenen darzuthun, wie zwischen beiden Bearbeitungen Shakspere’s Sprachgewandtheit, seine dramatische Kunst, seine Menschenkenntniss, sein Tiefsinn zugenommen und sich ent¬ wickelt habe, so scheint er uns in Verfolgung dieser interessanten Betrach¬ tungen nicht das gehiihrende Gewicht zu legen auf die gewaltig weit über Druckfehler und Nachlässigkeiten jeder Art hinausgehende Verwahrlosung, welche die ursprüngliche Arbeit Shakspere’s unter den ungeschickten Händen des Herausgebers oder Veranstalters der Q. A. betroffen hat; eine Text- 1 * IV Einleitung. verderbniss, die uns wold im Allgemeinen erkennen lässt, dass wir eine andere Recension, als die der übrigen Qs. vor uns haben, die aber kaum irgendwo im Einzelnen uns des Dichters erstes Werk treu überliefert. In der That, so wie Q. A. uns den Hamlet giebt, kann Shakspere ihn niemals verfasst haben. Auslassungen, Abkürzungen, Missverständnisse verdunkeln auf jeder Seite das, was der Dichter schrieb, obgleich auch in dieser durch¬ gängigen Entstellung eine gewisse Abstufung sich bemerkbar macht und einige Scenen und Reden mehr als andere gelitten haben mögen. Zur Ver¬ deutlichung lassen wir hier Einzelnes im wörtlichen Abdruck aus Q. A. folgen, zunächst den berühmten Monolog (A. 3, Sc. 1): Ham. To be, or not to be. I theres the 'point, To Die, to sleepe, is that allf I all: No, to sleepe, to dreame, I mary there it goes, For in that dreame of death, when wee awake, And borne before an euerlasting ludge, From ichence no passenger euer retur’nd, The vndiscouered country, at whose sight The happy smile, and the accursed damn’d. But for this, the ioyfull hope of this, Whol’d beare the scornes and flattery ' of the world, Scorned by the right rich, the rich curssed of the poore f The widow being oppressed, the orphan wrong’d, The taste of hunger, or a tirants raigne, And thousand more calamities besides, To grunt and sweate under this weary life, When that he may liis full Quietus make, With a bare bodkin, who would this indure, But for a hope of something after death ? Which pusles the braine, and doth confound the sence, Which makes vs rather beare those euilles we haue, Than flie to others that we know not of. I that, 0 this conscience makes cowar des of vs all, Lady in thy orizons, be all my sinnes remembred. Es folge der Monolog des Königs, wie er sich vergebens zum Gebete zu zwingen sucht (A. 3, Sc. 3): King. 0 that this wet that falles upon my face Woidd wash the crime cleere from my conscience! When I looke vp to heauen, I see my trespasse, The earth doth still crie out upon my fact, Pay me the murder of a brother and a king, And the adulterous fault I haue committed: 0 these are sinnes that are unpardonable. Einleitung. V Why say thy sinnes were blacker then is ieat, Yet may contrition make them as white as snowe: I but still to perseuer in a sinne , It is an act gainst the vniuersall power, Most wretched man, stoope, bend thee to thy prayer, Aske grace of heauen to keepe thee from despaire. Endlich stehe hier die obenerwähnte Scene zwischen der Königin und Horatio, welche auf A. 4, Sc. 4 des vollständigen Hamlet folgt: j Enter Horatio and the Queene. Hör. Madame, your sonne is safe arrivde in Denmarke, This letter I euen now receiv’d of him, Whereas he writes how he escap’t the danger, And subtle treason that the king had plotted, Being crossed by the contention of the windes, He found the Packet sent to the king of England, Wherein he saw himselfe betray’d to death, As at his next conuersion with your grace, He will i'elate the circumstance at full. Queene. Then I perceiue there’s treason in his lookes That seem’d to sugar o’re his villanie: But I ivill soothe and please him for a time, For murderous mindes are alwayes jealous, But knoio not you Horatio where he is? Hor. Yes Madame, and he hath appoynted me To meete him on the east side of the Cittie To morrow morning. Queene. 0 faile not, good Horatio, and withall, commend me. A mothers care to him, bid him a while Be wary of his presence, lest that he Faile in that he goes about. Hor. Madam, neuer make doubt of that: I thinke by this the news be come to court: He is arriv de, obserue the king, and you shall Quickely finde, Hamlet being here, Things fell not to his minde. Queene. But what became of Gilder stone and Rossencraft? Hor. He being set ashore, they went for England, And in the Packet there writ down that cloome To be perform’d on them poynted for him: And by great chance he had his fathers Seale, So all was done without discouerie. YI Einleitung. Queen e. Thankes be to heauen for blessing of the prince, Horatio once againe I take my leaue, With thowsand mothers blessings to my sonne. Hora t. Madam adue. Gewiss wird, wer diese Stellen mit den entsprechenden des späteren Dramas oder mit dem Styl und Vers des Dichters in irgend einer Periode seiner dramatischen Thätigkeit vergleicht, mit uns zu dem Resultate gelangen, dass wörtlich und buchstäblich so Shakspcre nie seinen Hamlet abgefasst haben kann, dass vielmehr irgend ein Anderer mit dem Texte sich alle absichtlichen und unabsichtlichen Freiheiten genommen haben muss. Diese tlieilweise bis zur Unkenntlichkeit gehende Entstellung macht es auch unmöglich, an der Thatsaclie, dass Shakspere den Hamlet zweimal bearbeitete, für die chronologische Feststellung des Dramas den gewünschten sichern Anhaltspunkt zu finden, insofern es sich nämlich dabei um die erste Bear¬ beitung handelt. Für die zweite Bearbeitung freilich wird mit vieler Wahr¬ scheinlichkeit das Jahr 1600 — 1602 als das der Entstehung festgesetzt. Bezeichnend ist zunächst das Stillschweigen eines bewährten englischen Literators, des Francis Meres, in seinem 1598 erschienenen Werke Palladis Tamia, wo unter den zwölf Schauspielen Sliakspere’s, die er als Beweise für dessen dichterische Vortrefflichkeit anführt, Hamlet fehlt. Es ist schlecht¬ hin undenkbar, dass Meres eben dieses Drama unerwähnt gelassen oder vergessen haben sollte, wenn es damals in der Gestalt, die wir als die zweite Bearbeitung bezeichnen, schon auf die Bühne gekommen oder wenn es damals nicht in einer etwaigen ersten Bearbeitung von der Bühne seit geraumer Zeit wieder verschwunden wäre. Vom Jahre 1598 weiter finden wir in den Registern der Buclihändlcrgilde unterm 26. Juli 1602 folgenden Vermerk: James Boberts. A booke, The Bevenge of Hamlett prince of Den- marke, as yt was latelie acted by the Lord Chamberlayn his servantes. Es geht daraus hervor, dass Roberts beabsichtigte, das genannte Drama, wie es kürzlich aufgeführt war von den Dienern des Lord Kammerherrn, d. h. von der Truppe, zu der Shakspere gehörte und für die er ausschliesslich seine Dramen schrieb, zu drucken und zu verlegen. Hamlet, in der Gestalt, wie ihn die Shakspere’sche Truppe damals spielte, und wie Roberts ihn durch den Druck veröffentlichen wollte, musste also zu der Zeit, im Sommer 1602, ein neues, „kürzlich aufgeführtes“ Drama sein. Der Druck verzögerte sich jedoch, weil Roberts bei der feststehenden Abneigung der Shakspere’sclien Truppe, ihre Schauspiele anders als durch die Bühnendarstellung bekannt werden zu lassen, des gewünschten Manuscripts nicht habhaft werden konnte. Auf das fortdauernde, nur durch die Aufführung bisher befriedigte Interesse des Publikums an dem neuen Hamlet, gründeten sodann die auf dem Titel¬ blatt von Q. A. genannten, resp. angedeuteten Buchhändler N. L. (Nicholas Einleitung. VII Ling) und John Trundell die betrügerische Speculation, die erste Bearbei¬ tung des Hamlet, welcher auf der Bühne die zweite, vielleicht nach langer Pause gefolgt war, in dem verwahrlosten Zustande, in welchem sie dieselbe herzustellen und zu veröffentlichen vermochten, als das damals im Jahre 1603 aufgeführte Shakspere’sche Drama feilzubieten. Sie fügten auf dem Titel nicht nur den Namen des Dichters, sondern auch den der Shakspcre’schen Schauspielergesellschaft bei: his Highnesse servants , denn seit dem 17. Mai 1603 waren die früheren „ Diener des Lord Kammerherrn “ zu „ Dienern Seiner Hoheit“ des Königs Jacob I. geworden. Der Betrug, den man sich auf diese zu Shakspere’s Zeit nicht seltene Weise mit dem lesenden Publikum erlaubte, die Besorgniss, dass eine Verwechselung des verstümmelten und veralteten Hamlet der Q. A. mit dem neuen Bühnen-Hamlet zum Nachtheil des Letzteren gereichen könnte, stimmte die Shakspere’schen Schauspieler vielleicht geneigter, das Drama, welches bis jetzt ihr alleiniges Eigenthum gewesen war, auch dem Druck zu überlassen. Jedenfalls zeigt das Titelblatt der Q. von 1604, dass diese Ausgabe veranlasst war durch die betrügerische und unrechtmässige Ausgabe des vorhergehenden Jahres. Die Worte: Newly imprinted and enlarged to almost as much againe as it was, according to the true and perfect Goppie beziehen sich nicht etwa auf die umarbeitende Thätigkeit des Dichters, der sein Drama dergestalt um die Hälfte vermehrt habe, sondern auf Q. A., die damit in allen ihren Theilen als mangelhaft und unauthentisch discreditirt werden soll. Solche entgegengesetzte Bemü¬ hungen buchhändlerischer Concurrenz konnten aber, der Natur der damaligen Theaterverhältnisse gemäss, nur einem neuen Drama gelten, und die Ab¬ fassung dieses Hamlet, wie ihn die Qs. bringen, lässt sich desshalb mit ziemlicher Sicherheit in den Anfang des siebzehnten Jahrhunderts, mithin in die Mitte von Shakspere’s productiver Laufbahn setzen. Von den bisher beigobrächten chronologischen Notizen sind streng- alle diejenigen zu sondern, welche sich auf die Existenz eines früheren Hamlet beziehen. Eine erste Anspielung auf ein solches Drama enthält die Vorrede von Thomas Nash zu einem Pamphlet von Robert Greene, das im Jahre 1587 erschien; cs heisst darin, mit einer offenbar verächtlichen An¬ spielung auf die Tragödien jener Zeit im Ganzen und auf einen Hamlet insbesondere: he (d. h. English Seneca, der ins Englische übersetzte latei¬ nische Tragiker) will afford you whole Hamlets, I should say handfuls, of tragical speeches. — Noch bestimmter wird ein Hamlet erwähnt in dem Tagebuche des Theater directors Henslow, als aufgeführt aut dem Theater zu Newington 1594 im Juni, wo damals Henslow’s Truppe und die Shak¬ spere’sche Truppe vereint oder abwechselnd spielten. Dass dieser Hamlet ein älteres Stück war, geht aus der fehlenden Notiz, die sonst in dem Tagebuche die neuen Dramen bezeichnet, sowie aus der geringen Einnahme, welche bei einem neuen Drama beträchtlicher gewesen sein würde, VIII Einleitung. hervor. — Endlich bezieht sich auf eine Scene dieses älteren Hamlet eine Stelle in einer Broschüre des Dichters Thomas Lodge, vom Jahre 1596, wo es von einem Teufel heisst: looks as pale as the vizard of the ghost who cried so miserably at the theatre: Hamlet revenge! eine Anspie¬ lung, die offenbar auf ein längst bekanntes, nicht mehr neues, Drama geht. — Ob nun dieser ältere Hamlet ein Drama, in diesem Falle eine frühe Jugendarbeit, unseres Dichters war, oder das Werk eines unbekannten Verfassers, das über den Shakspere’schen Hamlet ganz in Vergessenheit gerieth, ist ebenso unausgemacht, wie es bisher unklar ist, in welchem etwaigen Verliältniss zu dem älteren Hamlet diejenige Bearbeitung des Shakspere’schen Hamlet steht, deren eigentliche Gestalt aus Q. A. sich nur ungefähr und annähernd vermuthen, keineswegs aber deutlich und sicher erkennen lässt. So lange es noch nicht einmal feststeht, ob jene erste Bearbeitung überhaupt zur Aufführung gelangte, ob sic nicht eine vom Dichter verworfene Skizze blieb, mit der nachher in Q. A. ein so arger Missbrauch getrieben wurde, ist es bei der unzuverlässigen Form, in der dieselbe uns in Q. A. überliefert ist, misslich, ein weiteres Urtheil wie über die eigentliche Beschaffenheit, so über die Zeit der Abfassung dieser ersten Bearbeitung abzugeben. War nun jener ältere verlorengegangene Hamlet, auf weichen sich die angeführten Notizen beziehen, nicht etwa eine Jugendarbeit Sliakspere’s, sondern das Werk eines anderen Verfassers, so liegt die Möglichkeit nahe, dass unser Dichter das Werk seines Vorgängers in grösserem oder gerin¬ gerem Umfange benutzt habe. Jedenfalls schöpfte aber daneben Shakspere aus derselben Quelle, aus der auch sein Vorgänger, wenn er anders einen solchen hatte, in der Dramatisirung des Hamlet geschöpft haben wird. Die Geschichte seines Helden findet sich, novellistisch eingekleidet, in dem französischen Werke von Belleforest und Boisteau Cent Histoires Tragiques Paris 1564. — einer Sammlung von Geschichten und Novellen, die voll¬ ständig 1596 in englischer Uebersetzung erschien. Einzelne Abtheilungen gelangten schon früher in das englische Publikum, darunter auch: The Hystorie of Hamblet. Obgleich sich von dieser Novelle nur ein Abdruck vom Jahre 1608 erhalten hat, so kann doch kein Zweifel sein, dass schon frühere Ausgaben existirten, die dem älteren Hamlet wie dem uns bekannten Drama vorausgingen und zu Grunde lagen. Ausser den allgemeinsten Um¬ rissen, und auch diese nur zum Theil, konnte Shakspere von der weitläuf- tigen, schleppenden und geschmacklosen Erzählung wenig entlehnen. Die Thatsachen, welche die auf den Bericht des Dänen Saxo Grammaticus begründete Novelle mit dem Drama gemeinsam hat, ergeben sich hinlänglich aus den Ueberschriften der ersten Kapitel jener: Chap. I. How Horvendile and Fengon icere made Governours of the Province of Ditmarse, and how Horvendile marryed Geruth, the daughter Einleitung. IX to Roderick, chief K. of Denmark, by whom he had Ilamblet: and how after his marriage his brother Feng on slewe him trayterously, and marryed his brothers wife, and what folloived. Chap. II. How Ilamblet counterfeited the mad man, to escape the tyrannie of his uncle, and how he was tempted by a woman (through his uncles procurement) who thereby thought to undermine the Prince, and by that meanes to finde out whether he counterfeited madnesse or not: and how Hamblet ivould by no meanes bee brought to consent unto her, and what followed. Chap. III. How Feng oil, uncle to Hamblet, a second time to intrap him in his politick madness, caused one of his counsellors to be secretly hidden in the queenes chamber, behiiid the arras, to heave what speeches passed between Hamblet and the Queen ; and how Hamblet killed him, and escaped that danger, and what followed. Chap. IV. How Fengon the third time devised to send Hamblet to the king of England, with secret letters to have him put to death: and how Hamblet, when his co7npanio7is slept, read the letters, and instead of them counterfeited others, willing the king of England to put the two messen¬ gers to death, and to marry his daughter to Hamblet, lohicli was effected; and how Hamblet escaped out of England. Chap. V. How Handlet, having escaped out of England, arrived in Denmarke the sa7ne day that the Danes were celebrating his funerals, suppo¬ sing him to be dead in England; and how he revenged his fathers death upon his uncle and the rest of the courtiers; and what folloived. In den folgenden Kapiteln nimmt die Geschichte einen andern Ver¬ lauf als das Drama: Hamlet hält eine überaus lange und langweilige Stand¬ rede zur Rechtfertigung seines Thuns an die Dänen, und wird auf Grund derselben zum König erwählt; er geht dann abermals nach England, tödtet den englischen König, kehrt mit zwei englischen Frauen nach Dänemark zurück und fällt endlich durch die Hinterlist der einen. Aber auch in den ersten fünf Kapiteln findet sich kaum eine Einzelnheit, die Shakspere für sein Drama so ohne Weiteres hätte gebrauchen können, allenfalls nur die, dass der Held der Novelle, wie der des Dramas, wenn er den Lauscher hinter der Tapete ersticht: A rat, a rat! ruft. Die betreffende Stelle mag t hier schliesslich noch einen Platz finden, da sie im Kleinen die ungeheure Kluft zeigt, welche den dramatischen Hamlet Sliakspere’s von dem novel¬ listischen des Belleforest trennt: Meane time the counsellor entred secretly into the gueenes chamber, and there hid himself behind the arras, 7iot long before the gueene and Hamblet came thither, who beeing craftie and polli- tigue, as so one as hee was within the chamber, doubting some treason, and fearing if he should speake severely and wisely to his mother touching his secret practises he should be understood, and by that meanes intercepted, X Einleitung. used his ordinary manner of dissimulation, and began to come like a cocke beating icith his armes , (in such manner as cockes use to strike with their wings) upon the hangings of the chamber: ivhereby, feeling something stirring imder them, he cried: A rat, a rat! and presently drawing his sworde thrust it into the hangings, which done, pulled the counsellour (hälfe dead) out by the heeles, made an end of killing him, and beeing slaine, cut his bodie in pieces, which he caused to be boyled, and then cast it into an open vaulte or privie, that so it mighte serve for foode to the hogges. HAMLET, PRINCE OF DENMARK. DRAMATIS PERSON« CLAUDIUS, King of Denmark. HAMLET, Son to the former, and Nephew to the present King. HORATIO, Friend to Hamlet. POLONIUS, Lord Chamberlain. LAERTES, his son. VOLTIMAND, CORNELIUS, ROSENCRANTZ, GUILDENSTERN, OSRICK, a Courtier. Another Courtier. A Priest. MARCELLUS, „ BERNARDO, { 0fficers - FRANCISCO, a Soldier. REYNALDO, Servant to Polonius. A Captain. Ambassadors. Ghost of Hamlet’s Father. FORTINBRAS, Prince of Norway. Two Clowns, Grave - diggers. GERTRUDE, Queen of Denmark, and Mother to Hamlet. OPHELIA, Daughter to Polonius. Lords, Ladies, Officers, Soldiers, Players, Sailors, Messengers, and Attendants. SCENE, Elsinore . 1 Courtiers. b Das Personenverzeichniss fehlt in den alten Ausgaben und wurde von Rowe zuerst 1709 beigefügt. — Rowe bezeichnet, im Widerspruch mit den späteren Herausgebern, nur den Marcellus als Officer, den Bernardo und Francisco als Soldiers. Die beiden Letztem müssen auch nach den alten Ausgaben gleichen Rang bekleidet haben: in Q. A. steht Enter two Centinels, in den Qs. und Fol. Enter Bernardo and Francisco two Cenünels. V ACT I. SCENE I. Elsinore. A Platform before the Castle. Francisco on Ids Post. Enter to him Bernardo. Per. Who’s there ? Fran. Nay, answer me: 2 stand, and unfold yourself. Per. Long live the king! 3 * Fran. Bernardo? Per. He. Fran. You come most carefully upon your hour. Per. ’T is now struck twelve: get thee to bed, Francisco. Fran. For this relief much thanks. ’T is bitter cold, And I am sick at heart. Per. Have you had quiet guard? Fran. Not a mouse stirring. Per. Well, good night. If you do meet Horatio and Marcellus, The rivals 5 of my watch, bid them make haste. Enter Horatio and Marcellus. Fran. I think I hear them. — Stand! Who’s there ? 6 Hor. Friends to this ground. Mar. And liegemen to the Dane. 7 Ft 'an . Give 8 you good night. 2 ) Me ist zu betonen. Francisco steht auf Wache und ihm kommt es desshalb zu, Wer da? zu rufen. 3 ) ist schwerlich, wie Malone meint, die abgeforderte Parole, sondern, unserm Gut Freund! entsprechend, ein beruhigender Bescheid. Horatio und Marcellus erwidern bald nachher auf dieselbe Frage: Friends to this ground und And liegemen to the Dane. 4) drückt ein allgemeines , unbestimmtes Uebelbefinden aus. 5 ) Q. A. hat partners. Beides ist dasselbe. Als „Gefährte des Wachstehens“ wird Marcellus bezeichnet, insofern er als Officier die Wache zu inspiziren hatte, während Horatio nur freiwillig aus Neugierde daran Theil nimmt. 6 ) So die Fol. Die Qs.: Stand, ho! Who is there ? 7 ) Dane ist hier, wie oft im Hamlet, der Dänenkönig. Sonst steht auch wohl bei Sh. der Name des Landes für den des Fürsten, z. B. England bedeutet den englischen König, Austria den Herzog von Oesterreich und Egypt die Königin von Aegypten. 6 ) d. h. I give you good night. „Ich wünsche euch gute Nacht“ spricht Francisco im Ab¬ gehen einmal zu Marcellus und dann zu Horatio. 14 A. I. Hamlet, Mar. 01 farewell, honest soldier: Who hath reliev’d you? Fran. Bernardo has my place. Give you good night. [Exit Francisco. Mar. Holla! Bernardo! Ber. Say. What! is Horatio there? Hor. A piece of him. 9 Ber. Welcome, Horatio: welcome, good Marcellus. Mar. 10 What, has this thing 11 appear’d again to-night? Ber. I have seen nothing. Mar. Horatio says, ’t is but our fantasy, And will not let belief take hold of him, Touching this dreaded sight twice seen of us. Therefore, I have entreated him along, With us to watch the minutes of this night; 12 That, if again this apparition come, He may approve 13 our eyes, and speak to it. Hor. Tusli, tusli! 14 ’t will not appear. Ber. Sit down awhile; And let us once again assail your ears, That are so fortified against our story, What 15 we two nights have seen. Hor. Well, sit we down, And let us hear Bernardo speak of this. Ber. Last night of all, When yond same star, that ’s westward from the pole, Had made his course t’ illume that part of heaven Where now it burns, Marcellus, and myself, The bell then beating one, — Mar. Peace! break thee off: look, where it comes again! 9 ) „Ein Stück von ihm“ scherzhaft für „Er selbst“. 10 ) Q. A. und Fol. geben diesen Vers übereinstimmend dem Marcellus, dem besonders daran liegt, den Horatio von der Wahrheit der Geistererscheinuug zu überzeugen. * Horatio selbst ist noch ungläubig und daher weniger dabei interessirt, wesshalb die Frage in seinem Munde weniger passend erscheint. u ) thing soll nichts Verächtliches ausdrücken, wie Schlegel hier „Ding“ übersetzt, sondern wird bei Sh. auch von belebten Geschöpfen gebraucht; = Wesen. 12 ) Diese Steigerung des gewöhnlichen Begriffes „Stunden der Nacht“ kommt auch sonst vor; so in Ford’s Fancies Chaste and Noble A. 5.: I promise ere the minutes of the night. 13 ) to approve ist bei Sh. sowohl „bestätigen“ als „erproben“. Schlegel fasst es hier in ersterem Sinne, obwohl der letztere hier vielleicht mehr sagt. Horatio soll die Wahrheit dessen, was sie gesehen, erproben, indem er die Erscheinung anredet. 14 ) Ausruf der Verachtung, der mehr unserm Pah! als unserm Still! entspricht. 15 ) d. h. in Sh.’s Construction our story of what etc. „Die Geschichte von dem, was wir zwei Nächte sahen.“ Sc. 1. Prince of Denmark. 15 Enter Ghost. Ber. In the same figure, like the king that ’s dead! Mar. Thou art a scholar; 46 speak to it, Horatio. Ber. Looks it not like the king? mark it, Horatio. Hor. Most like: — it harrows 47 me with fear, and wonder. Ber. It would be spoke to. 48 Mar. Question it, 49 Horatio. Hor. What art thou, that usurp’st this time of night, Together with that fair and warlike form, In which the majesty of buried Denmark 20 Did sometimes 24 march? by heaven, I charge thee, speak! Mar. It is offended. Ber. See! it stalks away. Hor. Stay! speak: speak I charge thee, speak! [ Exit Ghost. Mar. ’T is gone, and will not answer. Ber. How now, Horatio! you tremble, and look pale. Is not this something more than fantasy? What think you on ’t? 22 Hor. Before my God, I might not this believe, Without the sensible and true avouch Of mine own eyes. Mar. Is it not like the king? Hor. As thou art to thyself. Such was the very armour he had on, When he th’ ambitious Norway 23 combated. 16 ) weil Geisterbeschwörungen, nach dem Vorgang der Kirche, nur in lateinischer Sprache, also nur von „Gelehrten“ vorgenommen werden konnten. 17 ) to harrow zunächst „aufreissen“, wie mit der Egge, dann „verwüsten“ und „durch¬ wühlen“, „gewaltsam durchfahren“. Die Bedeutung „unterjochen“, welche englische Commentatoren dem Worte beilegen, ist zweifelhaft, da an den betreffenden Stellen die aus dem Grundbegriff sich ergebenden Bedeutungen eben so gut passen. Dass es schon zu Sh.’s Zeit ein seltenes und leicht misszuverstehendes Wort war, zeigt die Lesart von Q. A.: it horrors me etc. 18 ) „Er möchte angeredet sein“ übersetzt Schlegel, als lese Bernardo diesen Wunsch des Geistes in seinen Zügen, es ist aber wohl nur die Vermuthung ausgedrückt, dass der Geist „mit sich sprechen lasse.“ 19 ) So Q. A. und Fol.: „lass dich mit ihm ins Gespräch fqxiestion) ein“. Die Herausgeber lesen zum Theil mit den andern Qs. speak to it , Horatio. 20 ) Denmark bezeichnet hier, wie vorher Dane, den König von Dänemark. 21 ) „einstmals“, nicht wie Voss, der „oft“ übersetzt, missversteht „bisweilen“. — to march drückt ein feierliches Einherschreiten aus. 22 ) Einige Qs. of it. Indess wird bei Sh. on und of beständig verwechselt, und on nament¬ lich dann für of gebraucht, wenn das folgende Pronomen verkürzt wird: onH für of it, on’s für of us u. s. w. 23 ) Der König von Norwegen, mit dem der Dänenkönig in eben solcher Rüstung einen Zweikampf bestanden hatte. 16 Hamlet, A. I. So frown’d he once, when, in an angry parle, 24 He smote the sledded Polacks on the ice. ’T is strange. Mar. Thus, twice before, and just 25 at this dead hour, With martial stalk hath he gone by our watch. TIor. In what particular thought to work, I know not; But in the gross and scope of mine opinion, 26 This bodes some strange eruption to our state. Mar. Good now, 27 sit down; and tell me, he that knows, Why this same strict and most observant watch So nightly toils the subject 28 of the land? And why such daily cast of brazen cannon, And foreign mart for implements of war? 29 Why such impress 30 of shipwrights, whose sore task Does not divide the Sunday from the week? What might be toward, 31 that this sweaty haste Doth make the night joint-labourer with the day; Who is ’t, that can inform me? Irlor. That can I; At least, the whisper goes so. Our last king, Whose image even but now appear’d to us, Was, as you know, by Fortinbras of Norway, Thereto prick’d on by a most emulate pride, 32 Dar’d to the combat; in which our valiant Hamlet 24 ) Parle bezeichnet die mündliche Unterhandlung mit dem Feinde, die hier füglich als angry bezeichnet werden kann, da sie damit endete, dass der König den Feind, hier die zu Schlitten herbeigeeilten Polen, auf dem Platze der Unterhandlung selbst, auf dem Eise schlug. Die alten Ausgaben lesen für Polacks, wie zu Sh.’s Zeit die Polen genannt wurden, Pollax und pollax, woraus schon die späteren Folios irrthümlich pole-axe machen. Norweger und Polen werden auch im Verlaufe des Dramas als Feinde Dänemarks angeführt. 25 ) So die Fol. für das gleichbedeutende, trivialere jump, das die Qs. lesen. 26 ) Dem ‘particular thought, der besonderen Richtung, die die Gedanken zu nehmen haben, wird hier das gross and scope, der allgemeine Spielraum, in dem sich die Vermuthung bewegt, enfgegengestellt. 27 ) good now bildet zusammen eine Interjection freundlicher Aufforderung, ähnlich wie sweet now, = wohlan! und darf nicht getrennt werden. 28 ) Der Singular steht hier im collectiven Sinne: die Unterthanen als Ganzes, als Volk gefasst. 29 ) Das Kriegsgeräth wird aus der Fremde herbeigeschafft und eingekauft. 30 ) Zum Bau der Kriegsschiffe, der als dringlich Sonntags wie in der Woche betrieben wird, werden die Werkleute aufgegriffen und gepresst. 31 ) toward lässt sich als Adjectiv oder Adverb fassen, und to be toward ist „bevorstehen“. might be toward, indirekt für das direkte may, zeigt, dass der Satz nicht mit day, sondern erst mit inform me schliesst. 32 ) emulate als Adj. findet sich nur an dieser Stelle. Q. A. liest emulous cause. Prince of Denmark. 17 Sc. 1. (For so this side of our known world esteem’d him) 33 Did slay this Fortinbras; who, by a seal’d compact, Well ratified by law and heraldry, 34 Did forfeit with his life all those his lands, Which he stood seiz’d of, 35 to the conqueror: Against the which, a moiety competent 36 Was gaged by our king; which had return’d 37 To the inheritance of Fortinbras, Had he been vanquisher; as, by the same cov’nant, 38 And carriage of the article design’d, His fell to Hamlet. Now, Sir, young Fortinbras, Of unimproved mettle 39 hot and full, Hath in the skirts of Norway, here and there, Shark’d up a list of landless 40 resolutes, For food and diet, to some enterprize That hath a stomach 41 in ’t: which is no other (As it doth well appear unto our state) 42 But to recover of us, by strong hand And terms compulsative, 43 those ’foresaid lands So by his father lost. And this, I take it, Is the main motive of our preparations, 33 ) Hamlet galt in der ganzen alten Welt, im Gegensatz zu der neuen, soweit sie bekannt war, für valiant . 34 ) law ist das allgemein gültige, heraldry das beim ritterlichen Zweikampf, von dem hier die Rede ist, in Frage kommende Recht. 35 ) seiz’d of steht wie possess’d of: in deren Besitz er sich befand. 36 ) „ein entsprechender Theil“. Moiety ist nicht immer Hälfte, sondern wird auch bei einer andern, als bei einer Zweitheilung angewandt. So in I. K. Henry IV. 3, 1. my moiety equals not yours, wo es sich um eine Dreitheilung handelt. 37 ) to return ist hier „anheimfallen“, nicht eigentlich „zurückfallen“, da Fortinbras vorher nicht im Besitz des fraglichen Landes gewesen war. 3fi ) So liest die Fol. des Verses wegen für covenant, was sich auch sonst bei Sh. findet, = Vertrag, Uebereinkunft. Die Herausgeber adoptiren dafür die Lesart der Qs. co-mart, ein nirgendwo sonst vorkommendes Wort, das Sh. aus mart „Markt“ und co- „mit“ seltsam zusammengesetzt haben müsste, das sich aber einfacher als Druckfehler aus cou’nant erklärt. Gemäss demselben Vertrage und dem Sinne des festgesetzten Artikels, nach welchem in dem einen Falle Hamlet’s Land dem Fortinbras anheimfiele, sollte im andern Falle sein (d. h. Fortinbras) Besitzthum dem Hamlet zufallen. 39 ) ein Muth, ein Feuer, das sich nicht schulen, nicht in die Zucht nehmen lässt. 40 ) So die Fol., besser als das lawless der Qs.; da eben der Umstand, dass sie nichts zu verlieren hatten, diese Waghälse zu so gewaltsamen Unternehmungen geneigter machen musste. Diese Beziehung drückt auch das unmittelbar folgende for food and diet aus. 41 ) stomach zunächst = Magen, Esslust, bedeutet dann ferner Lust, Trieb zu Etwas, Eifer, Muth, Entschlossenheit. 42 ) ist bei Sh. oft nicht bloss Staat, sondern Staatsverwaltung, Regierung. 43 ) terms compulsative — wofür die Qs. unmetrisch compulsatory lesen — ist „Zwangsver¬ fahren“ und erläutert näher das vorhergehende strong hand „Gewalt“. 2 18 Hamlet, A. I. The source of this our watch, and the chief head Of this post-haste and rummage 44 in the land. Ber. I think, it be no other, but e’en so: 45 Well may it sort, 46 that this portentous figure Comes armed through our watch, so like the king That was, and is, the question of these wars. 47 Hor. A mote it is to trouble the mind’s eye. In the most high and palmy state of Rome, A little ere the mightiest Julius fell, The graves stood tenantless, and the sheeted dead Did squeak and gibber in the Roman streets: 48 As, stars with trains of fire and dews of blood, Disasters in the sun; and the moist star, Upon whose influence Neptune’s empire stands 49 Was sick almost to dooms-day 50 with eclipse: And even the like precurse of fierce events — As harbingers preceding still the fates, And prologue to the omen coming on — 51 44 ) Die alte Schreibung romage hat die Verwechslung mit dem Schiffsausdruck roomage — Wegstauen der Schiffsgüter veranlasst. Rummage bezeichnet, dass Nichts im Lande auf seiner Stelle blieb. 45 ) Diese folgenden 18 Zeilen fehlen in der Fol., wahrscheinlich weil sie wie ähnliche bloss beschreibenden Inhalts auch bei den Aufführungen des Dramas weggelassen wurden. 4G ) Die Worte drücken einen Wunsch aus: Möge sich das wohl fügen, dass diese vor¬ bedeutungsvolle Gestalt u. s. w. Schlegel übersetzt, das may nicht berücksichtigend: Wohl trifft es zu u. s. w. 47 ) Insofern die jetzigen Kriegsrüstungen ( wars ) eine Folge der früheren Kämpfe des alten Hamlet sind, ist er jetzt wie früher „das Thema“ derselben. 48 ) Ganz ähnlich sagt Sh. in seinem Julius Caesar: And graves have yawn’d and yielded up their dead. und: And ghosts did shriek and squeal about the streets. Vor dem folgenden Verse, der anfängt as stars, scheint eine Lücke im Text zu sein; vielleicht hiess es in dem Ausgefallenen, dass nicht nur auf der Erde sich Wunder gezeigt hatten, sondern ebenso auch am Himmel, „wie Sterne mit feurigen Schweifen und blutiger Thau, Verdunkelungen in der Sonne“. Howe änderte mit einer Willkühr, vor der seine Nachfolger sich doch scheuten, die aber jetzt durch die C o 11 ier’sche Ent¬ deckung des alten Correctors wieder in die Mode gekommen zu sein scheint, folgen- • dermassen: Stars shone with trains of fire, dews of blood fell, Disasters veil’d the sun. Es ist zu bedauern, dass die Stelle in der Fol. fehlt. 49 ) der Mond, den Sh. wie hier moist star, in Winter’s Tale als watery star bezeich¬ net, weil er gleichsam das Wasser anzieht. 50 ) wie sonst wohl sick to death, steht hier sick to doomsday. 51 ) omen ist nicht bloss die Vorbedeutung, sondern auch das vorbedeutete Ereigniss selbst, dem in seinem Nahen (coming onj solche Phänomene, wie die geschilderten, zum Prolog dienen müssen. Sc. 1. Prince of Denmark. 19 Have heaven and earth together demonstrated 52 Unto our climatures and countrymen. — Re-enter Ghost. But, soft! behold! lo, where it comes again! I ’ll cross it, though it blast me. 53 — Stay, illusion! If thou hast any sound, or use of voice, Speak to me: If there be any good thing to be done, That may to thee do ease, and grace to me, Speak to me: If thou art privy to thy country’s fate, Which happily 54 foreknowing may avoid, 0, speak! Or, if thou hast uphoarded in thy life Extorted treasure in the womb of earth, For which, they say, you spirits oft walk in death, 55 [Cock crows. Speak of it: — stay, and speak! — Stop it, Marcellus. Mar. Shall I strike at it with my partisan? Hor. Do, if it will not stand. Ber. ’T is here! Hor. ’T is here! Mar. ’T is gone. [Exit Ghost. We do it wrong, being so majestical, To offer it the show of violence; For it is, as the air, invulnerable, And our vain blows malicious mockery. 56 Ber. It was about to speak, when the cock crew. Hor. And then it started, like a guilty thing Upon a fearful summons. I have heard, The cock, that is the trumpet to the day, 57 Doth with his lofty and shrill-sounding throat Awake the god of day; and, at his warning, 52 ) Die Sh.’sche Betonung des Wortes erhellt auch aus andern Stellen, z. B. in K. Henry V.: To demonstrate the life of such a battle. 53 ) to blast eigentlich = versengen, wird namentlich von übernatürlichen, verderblichen Einflüssen gebraucht, denen sich der einem Geist oder einer Hexe in den Weg Tretende aussetzt. Die Qs. haben hier die Bühnenweisung: It (d. h. der Geist) spreads his arms , woraus Rowe, auf Horatio bezüglich, machte: Spreading his arms. 54 ) happily — haply bei Sh. Erst der spätere Gebrauch hat die beiden Wörter geschieden. 55 ) spirits ist im Sh.’schen Vers oft einsylbig. — Die Bühnenweisung, dass der Hahn kräht, findet sich nur in Q. A. und den Qs., nicht in der Fol., ist aber ohne Zweifel an ihrer Stelle. 56 ) mockery ist nicht, wie Schlegel übersetzt, „Hohn“, sondern „Spiegelfechterei, Blendwerk“. 57 ) So die Fol. Q. A. hat dafür morning , die Qs. morn. Die Lesart der Fol. ist gewiss eine Verbesserung des Dichters selbst. 2* 20 Hamlet, A. I. Whether in sea or fire, in earth or air, Th’ extravagant and erring spirit hies To his confine; 58 and of the truth herein This present object made probation. Mar. It faded 59 on the crowing of the cock. Some say, that ever ’gainst that season comes Wherein our Saviour’s birth is celebrated, The 60 bird of dawning singeth all night long: And then, they say, no spirit can walk 61 abroad; The nights are wholesome; then no planets strike, No fairy takes, 62 nor witch hath power to charm, So hallow’d and so gracious is the 63 time. Hor. So have I heard, and do in part believe it. But, look, the morn, in russet 64 mantle clad, Walks o’er the dew of yon high eastern hill. Break we our watch up; and, by my advice, Let us impart what we have seen to-night Unto young Hamlet; for, upon my life, This spirit, dumb to us, will speak to him. Do you consent we shall acquaint him with it, As needful in our loves, fitting our duty? Mar. Let ’s do ’t, I pray; and I this morning know Where we shall find him most conveniently. 65 [Ecceunt. SCENE II. The Same. A Room of State. Enter the King, Queen, Hamlet, Polonius, Laertes, Voltimand, Cor¬ nelius, 4 Lords, and Attendants. King. Though yet of Hamlet our dear brother’s death The memory be green, and that 2 it us befitted 58 ) Die Anwendung, welche Sh. hier von extravagant, erring und confine in einem anderen als dem gewöhnlichen Sinne dieser Worte macht, giebt der Stelle ein eigenthümliches Colorit. Conftne ist der jedem Geiste, in einem der genannten vier Elemente zum Wohnsitz angewiesene Bezirk, zu dem er von seinem nächtlichen Umherschweifen beim ersten Hahnenruf zurückkehren muss. 59 ) to fade = verschwinden, eine jetzt veraltete Bedeutung. 60 ) So Q. A. und Fol. Die Qs. lesen this bird. 61 ) So die Fol. Q. A. hat dare walke, die Qs. dare stir. 62 ) to strike und to take sind die technischen Ausdrücke für den verderblichen Einfluss, den Gestirne und Geister auf das Wohlbefinden des Menschen ausüben. 63 ) So die Fol. Die Qs. that time. 64 ) russet bezeichnet sowohl die braunrothe Farbe, als auch den so gefärbten Stoff, in den zu Sh.’s Zeit sich die Landleute zu kleiden pflegten. 65 ) So Fol. und Q. A. Die Herausgeber lesen meistens mit den Qs. convenient. 1 ) Nach der Fol. treten Voltimand und Cornelius erst im Verlauf der Rede des Königs auf. In derselben Ausgabe wird unter den Anwesenden auch Ophelia aufgeführt. 2 ) that vertritt though, das hier wiederholt werden müsste. Sc. 2. Prince of Denmark. 21 To bear our hearts in grief, and our whole kingdom To be contracted in one brow of woe; Yet so far hath discretion fought with nature, That we with wisest sorrow think on him, Together with remembrance of ourselves. Therefore, our sometimes sister, now our queen, Th’ imperial jointress of this warlike state, 3 Have we, as ’t were, with a defeated joy, — With one auspicious, and one dropping eye, 4 With mirth in funeral, and with dirge 5 in marriage, In equal scale weighing delight and dole, — Taken to wife: nor have we herein barr’d Your better wisdoms, which have freely gone With this affair along: 6 for all, our thanks. Now follows, that you know, young Fortinbras, Holding a weak supposal of our worth, Or thinking, by our late dear brother’s death Our state to be disjoint and out of frame, Colleagued with the dream of his advantage, 7 He hath not fail’d to pester us with message, Importing the surrender of those lands Lost by his father, with all bonds of law, 8 To our most valiant brother. — So much for him. Now for ourself, and for this time of meeting: Thus much the business is. We have here writ To Norway, uncle of young Fortinbras, — Who, impotent and bed-rid, scarcely hears Of this 9 his nephew’s purpose, — to suppress His farther gait 10 herein, in that the levies, 5 ) imperial = royal kommt auch sonst bei Sh. vor. — Jointress , eigentlich die Besitzerin eines Leibgedinges (jointure), heisst hier die Königin mit einer Andeutung ihres An¬ rechtes an den Dänischen Thron. 4 ) Das thränenvergiessende Auge wird hier dem Freude verkündenden gegenüber gestellt, um, wie in den übrigen Antithesen, den angeblichen Widerstreit der Gefühle in der Brust des Königs darzuthun. 5 ) dirge, eigentlich Seelenmesse (von dem lat. Anfangswort einer solchen, „dirige“, so genannt), heisst dann Trauerlied, Todtenklage im Allgemeinen. 6 ) Der Rath seiner Staatsmänner, ihre bessere Weisheit, hat bereitwillig dem Beschlüsse des Königs und seiner Ausführung zur Seite gestanden. 7 ) Fortinbras hat keinen andern Verbündeten, als den Wahn, dass zu solchen Schritten jetzt die Gelegenheit günstig sei. 8 ) bonds of law nach der Fol. (Qs. bands ) sind die rechtlichen Verpflichtungen oder Ver¬ träge, von denen in der vorhergehenden Scene die Rede war. 9 ) this bezieht sich auf purpose. 10 ) farther gait ==■ Weiterschreiten, Weitergehen, ist ein Begriff. 22 Hamlet, A. I. The lists, and full proportions, 44 are all made Out of his subject: and we here despatch You, good Cornelius, and you, Yoltimand, For bearing 12 of this greeting to old Norway; Giving to you no farther personal power To business with the king, more 13 than the scope Of these dilated articles allow. Farewell; and let your haste commend your duty. Cor. Vol. In that, and all things, will we show our duty. King. We doubt it nothing: heartily farewell. [Exeunt Voltuviand and Cornelius. And now, Laertes, what ’s the news with you? You told us of some suit; what is ’t, Laertes? You cannot speak of reason to the Dane, And lose your voice: what would’st thou 14 beg, Laertes, That shall not be my offer, not thy asking? The head is not more native to the heart, The hand more instrumental to the mouth, 15 Than is the throne of Denmark to thy father. What would’st thou have, Laertes? Laer. Dread my 46 lord, Your leave and favour to return to France; From whence though willingly I came to Denmark, To show my duty in your coronation, Yet now, I must confess, that duty done, My thoughts and wishes bend again toward France, And bow them 17 to your gracious leave and pardon. King. Have you your father’s leave? What says Polonius? 71 ) proportions sind die Anschläge zu den Truppenaushebungen und Werbungen, wie sie für die bevorstehende Expedition entworfen werden, 12 ) So die Fol. „zur Ueberbringung dieses Grusses“. Die Herausgeber ziehen meistens die Lesart der Qs. vor: for bearers „als Ueberbringer“. 13 ) more ist Wiederholung des vorhergehenden farther. Die Gesandten dürfen in ihrer Verhandlung mit dem Norwegischen König nicht über den Spielraum hinausgehen, den ihnen die schriftlich auseinandergesetzten Vergleichsartikel verstatten. Sh. setzt den Plural allow nach Attraction des vorhergehenden articles, obwohl sich das Verbum auf den Singular scope bezieht. 14 ) Der Uebergang vom you zum thou bezeichnet die gesteigerte Freundlichkeit und Herab¬ lassung des Königs, der dem Laertes, was er erbitten möchte, schon darbietet, ehe er darum bittet. 15 ) native drückt eine Verbindung durch die Geburt, instrumental eine organische Verbin¬ dung aus. 16 ) So die Fol., indem my lord gleichsam ein Wort ist. Die Qs. haben: My dread Lord, wo dread um die gebührende Betonung kommt. 17 ) them — themselves, wie oft bei Sh. Des Laertes nach Frankreich gerichtete Wünsche erwarten, demüthig sich verneigend, die Erlaubniss des Königs. Sc. 2. Prince of Denmark. 23 Pol. He hath, my lord, 18 wrung from me my slow leave, By laboursome petition; and, at last, Upon his will I seal’d my hard consent: 19 I do beseech you, give him leave to go. King. Take thy fair hour, Laertes; time be thine; And thy best graces spend it at thy will. — 20 But now, my cousin Hamlet, and my son, — Ham. A little more than kin, and less than kind. 21 King. How is it that the clouds still hang on you? Ham. Not so, my lord; I am too much i’ the sun. 22 Queen. Good Hamlet, cast thy nightly 23 colour off, And let thine eye look like a friend on Denmark. 24 Do not, for ever, with thy vailed lids Seek for thy noble father in the dust: Thou know’st, ’t is common; all that lives 25 must die, Passing through nature to eternity. Ham. Ay, Madam, it is common. Queen. If it be, Why seems it so particular with thee? Ham. Seems, Madam! nay, it is; I know not seems. ’T is not alone my inky cloak, good mother, 26 Nor customary suits of solemn black, 18 ) Die folgenden Worte des Polonius fehlen in den Qs. 19 ) hard bezieht sich auf Polonius: eine Einwilligung, die ihm schwer wurde. 20 ) Nach der Interpunction der Qs. und Fol., von der die Herausgeber ohne Noth abwei¬ chen, indem sie time be thine and thy best graces verbinden und spend als Imperativ fassen. 21 ) kin bezeichnet die Vetterschaft, kind die Blutsverwandtschaft, und Hamlet’s Verhältniss zum Könige ist jetzt weder das Eine noch das Andere völlig; kind ist zugleich ein in dieser Verbindung sprichwörtliches Wortspiel mit dem adjektivischen kind — freund¬ lich. — Eine Bühnenweisung Aside wird hier von den Herausgebern beigefügt. 22 ) Das Sprichwort out of God’s blessing into the warm sun erläutert die Antwort, die Hamlet dem Könige giebt, hinlänglich, ohne dass, wie Einige wollen, ein Wortspiel zwischen sun und son hier beabsichtigt wäre. Dass die Qs. sonne schreiben, kann nicht befremden, denn ebenso steht in Grindall's Profitable Discourse 1555: they were brought from the good to the bad, and from God's blessing, as the proverb is, into a warme sonne. 23 ) So die Fol. Die Qs. haben nighted, was nicht eine „nächtliche“, sondern „in Nacht verlorene“ Farbe bedeutet, wie in K. Lear nighted life vorkommt. 24 ) Auch hier ist der König gemeint. 25 ) So Fol. u. Qs., von den Herausgebern willkührlich und stillschweigend in live umge¬ ändert. 26 ) Die Variante einer Q. coold (d. h. cold) mother, woraus eine spätere das unsinnige could smother macht, mag wenigstens erwähnt werden. — Ink und inky werden auch sonst von Sh. und seinen Zeitgenossen in edlem Styl als Metapheren gebraucht. So stellt im First Part of Jeronimo : inky soul, und in Dekker’s Old Fortunatus: this inky thread thy ugly sins have spun. 24 Hamlet, A. I. Nor windy suspiration of forc’d breath, No, nor the fruitful 27 river in the eye, Nor the dejected haviour of the visage, Together with all forms, moods, 28 shows of grief, That can denote me truly: these, indeed, seem, For they are actions that a man might play; But I have that within, which passeth show, These 29 but the trappings and the suits of woe. King. ’T is sweet and commendable 30 in your nature, Hamlet, To give these mourning duties to your father: But, you must know, your father lost a father; That father lost, lost 31 his; and the survivor bound In filial obligation, for some term, To do obsequious sorrow: but to persever 32 In obstinate condolement is a course Of impious stubbornness; ’t is unmanly grief: It shows a will most incorrect to heaven; 33 A heart unfortified, a mind impatient, An understanding simple and unschoord: For what, we know, must be, and is as common As any the most vulgar thing to sense, 34 Why should we, in our peevish 35 opposition, Take it to heart? Fie! ’t is a fault to heaven, A fault against the dead, a fault to nature, To reason most absurd, whose common theme Is death of fathers, and who still hath cried, From the first corse till he 36 that died to-day, „This must be so.“ We pray you, throw to earth This unprevailing 37 woe, and think of us - » 27 ) fruitful ist nicht hloss „fruchtbar“, sondern auch „reichlich“. 28 ) So Fol. u. Qs. Die Herausgeber ändern das Wort und vielleicht auch den Sinn, indem sie modes lesen. 29 ) seil. are. 30 ) Sh. kennt das Wort in doppelter Accentuation: cömmendable und commendable. 31 ) das erste lost ist Particip und Apposition zu that father, das zweite lost Präteritum, wie auch das folgende bound sich als Präteritum fassen lässt, zu dem the survivor das Object bildet. 32 ) Sh. kennt nur ein to persever mit dem Ton auf der Mittelsylbe, kein modernes persevere, mit bekannter Endsylbe. 33 ) „ungehorsam gegen den Himmel.“ 34 0 to sense bezieht sich auf most vulgar. 35 ) peevish ist bei Sh. mehr als „mürrisch“, wie Schlegel übersetzt, es bedeutet vielmehr „seltsam, wunderlich, thüricht“. 3G ) Sh. wendet oft, des Nachdrucks wegen, die Nominative der Personal-Pronomina für die Accusativform an, wie auch umgekehrt. 37 ) to prevail wandte noch Dryden für to avail an. So sagt Sh. in Romeo and Juliet in demselben Sinne: it helps not, it prevails not. Sc. 2. Prince of Denmark. 25 As of a father; for let the world take note, You are the most immediate to our throne; And, with no less nobility of love Than that which dearest father bears his son Do I impart 38 toward you. For your intent In going back to school in Wittenberg 39 It is most retrograde to our desire; And, we beseech you, bend you 40 to remain Here, in the cheer and comfort of our eye, Our chiefest courtier, cousin, and our son. Queen. Let not thy mother lose her prayers, Hamlet: I pray thee, stay with us; go not to Wittenberg. Ham. I shall in all my best obey you, Madam. King. Why, ’t is a loving and a fair reply: Be as ourself in Denmark. — Madam, come; This gentle and unforc’d accord of Hamlet Sits smiling to 41 my heart; in grace whereof, No jocund health that Denmark drinks to-day, But the great cannon 42 to the clouds shall tell, And the king’s rouse the heavens shall bruit again, 43 Re-speaking earthly thunder. Come away. [ Flourish . Exeunt King, Queen, Lords, etc. Polonius, and Laertes. Ham. 0! that this too, too solid flesh would melt, Thaw, and resolve 44 itself into a dew; Or that the Everlasting had not fix’d His canon 45 ’gainst self-slaughter. 0 God! 0 God! How weary, stale, flat, and unprofitable Seem to me all the uses of this world! Fie on ’t! 0 fie! ’t is an unweeded garden, That grows to seed; things rank, and gross in nature, 38 ) Die Commentatoren erklären: impart myself. Wahrscheinlich aber bezog Sh. in unge¬ nauer, durch den Zwischensatz veranlasster Construction no less nobility of love als Object auf impart und vergass, dass er with no less geschrieben. Nobility of love ist die hohe Stellung, welche des Königs Liebe dem Hamlet anweist, als ob er sein wirk¬ licher Sohn wäre. 39 ) Sh. kannte Wittenberg als Universität wahrscheinlich aus der durch Volksbücher und Dramen in England damals sehr verbreiteten Sage vom Doctor Faustus, welche grössten- theils dort spielt. 40 ) d. h. yourself „fügt Euch darin“. 41 ) to erklärt sich durch smiling, mit dem es durch Attraction in Verbindung steht. 42 ) cannon ist Collectiv, nicht die einzelnen Kanonen, sondern das Geschütz im Ganzen. 43 ) ist sowohl das Zechen selbst als Ganzes, als der volle Trunk beim Gelage im Ein¬ zelnen. 44 ) resolve — dissolve. 45 ) canon, in Sh.’s Orthographie cannon, ist das göttliche Verbot des Selbstmordes. 1 26 Hamlet, A. 1. Possess it merely. 46 That it should come to this! But two months dead! — nay, not so much, not two: So excellent a king; that was, to this, Hyperion 47 to a satyr: so loving to my mother, That be night not beteem 48 the winds of heaven Visit her face too roughly. Heaven and earth! Must I remember? why, she would hang on him, As if increase of appetite had grown By what it fed on; and yet, within a month, — Let me not think on ’t. — Frailty, thy name is woman! — A little month; or ere 49 those shoes were old, With which she follow’d my poor father’s body, Like Niobe, all tears; — why she, even she, (0 God! a beast, that wants discourse of reason, 50 Would have mourn’d longer) — married with my uncle, My father’s brother, but no more like my father, Than I to Hercules: within a month; Ere yet the salt of most unrighteous tears Had left the flushing in her galled eyes, She married. — 0, most wicked speed, to post With such dexterity 51 to incestuous sheets! It is not, nor it cannot come to, good; 52 But break, my heart, for I must hold my tongue! Enter Horatio , Bernardo , and Marcellus. Ilor. Hail to your lordship! Ham. I am glad to see you well: Horatio, — or I do forget myself. Hot. The same, my lord, and your poor servant ever. merely = ganz und gar. — Die metrischen Unregelmässigkeiten, nach denen bald ein halber Yersfuss fehlt, bald zu viel steht, bezeichnen hier, wie in andern Monologen das Abspringen des Gedankens von einem Gegenstände auf den andern, vermittelt durch solche Uebergangspausen. 47 ) Hyperion (mit dieser Betonung) als Sonnengott kommt öfter bei Sh. vor. 48 ) to beteem, ein schon zu Sh.’s Zeit ziemlich veraltetes Wort, hat überall, wo es vor¬ kommt (bei Sh. nur noch Mid summern. dream A. I., Sc. 1.) die Bedeutung „gewähren, erlauben“. +9 ) in dem zusammengesetzten or ere bedeutet or eigentlich ore „ehe“ und ere eigentlich e’er ist = ever, wohl zu unterscheiden von dem alleinstehenden ere. 50 ) discourse of reäson ist, wie aus dem häufigen Gebrauch dieser Zusammensetzung bei Sh.’s Zeitgenossen, auch bei ihm selbst in Troilus and Cressida A. II., Sc. 2., hervorgeht, „vernünftiges, logisches Denken“. 51 ) dexterity = Behendigkeit, eigentlich Alles, was Einem rasch von der Hand geht. 52 ) good ist adjectivisch in Bezug auf it is not, substantivisch aber in Verbindung mit come to. Sc. 2. Prince of Denmark. 27 Ham. Sir, my good friend; I ’ll change that name with you. 53 And what make you from Wittenberg, 54 Horatio? — Marcellus ? Mar. My good lord, — Ham. I am very glad to see you; good even, 55 Sir. — But what, in faith, make you from Wittenberg? Hor. A truant disposition, good my lord. Ham. I would not hear your enemy say so; Nor shall you do mine ear that violence, To make it truster of your own report Against yourself: I know , you are no truant. But what is your affair in Elsinore? We’ll teach you to drink deep, 56 ere you depart. Hor. My lord, I came to see your father’s funeral. Ham. I pray thee, do not mock me, fellow-student; I think, it was to see my mother’s wedding. Hor. Indeed, my lord, it follow’d hard upon. Ham. Thrift, thrift, 57 Horatio! the funeral bak’d meats Did coldly furnish forth the marriage tables. ’Would I had met my dearest 58 foe in heaven Ere 59 I had ever seen that day, Horatio! — My father, — methinks, I see my father. Hor. 0! where, my lord? Ham. In my mind’s eye, Horatio. Hor. I saw him once: he was a goodly king. Ham. He was a man, take him for all in all, I shall not look upon his like again. Ilor. My lord, I think I saw him yesternight. Ham. Saw who? 60 53 ) Hamlet will sich als Horatio’s armen Diener, ihn aber als seinen guten Freund ange¬ sehen wissen. 54 ) „was treibt Ihr fern von Wittenberg?“ 55 ) ein Gruss, den man schon gleich nach Mittag gebrauchte, ehe der Abend da war. 56 ) Anspielung auf das Zechen, das der König in Helsingör in die Mode gebracht hatte. — deep verbindet sich auch sonst mit dem Begriff des Trinkens, um dessen Tüchtigkeit zu bezeichnen. 57 ) Fs war Profit und Oekonomie — thrift bedeutet Beides — wenn unmittelbar auf das Leichenbegängniss die Hochzeit folgte, da man die vom Ersteren übrig gebliebenen Fleischpasteten als kalte Küche für die Hochzeitstafel gebrauchen konnte. 58 ) dear ist bei Sh. Alles, was uns nahe geht oder nahe steht, in freundlichem wie in feindlichem Sinne. So kommt an andern Stellen Sh.’s dear peril, dear exile, dear ab¬ sence, und terms so bloody and so dear vor. 59 ) So die Fol. Die Q s. lesen Or ever I etc., vgl. Anm. 49 . 6Ü ) Die Herausgeber interpungiren meist Saw! who! schwerlich in Sh.’s Sinne; denn nicht darauf, dass sie sahen, legt Hamlet den Nachdruck, sondern, wen sie sahen. Who steht, wie oft bei Sh., für whom. 28 Hamlet, A. I. Hor. My lord, tlie king your father. Ham. The king my father? Hor. Season your admiration for a while With an attent 61 ear, till I may deliver, Upon the witness of these gentlemen, This marvel to you. Ham. For God’s love, let me hear. Hor. Two nights together had these gentlemen, Marcellus and Bernardo, on their watch, In the dead waste 62 and middle of the night, Been thus encounter’d: a figure like your father, Arm’d at all points, 63 exactly, cap-a-pe, Appears before them, and with solemn march Goes slow and stately by them: thrice he walk’d, By their oppress’d and fear-surprised eyes, Within his truncheon’s length; whilst they, distill’d Almost to jelly with the act of fear, 64 Stand dumb, and speak not to him. This to me In dreadful secrecy impart they did, And I with them the third night kept the watch; Where, as they had deliver’d, both in time, Form of the thing, 65 each word made true and good, The apparition comes. I knew your father; These hands are not more like. Ham. But where was this? Mar. My lord, upon the platform where we watch’d. Ham. Did you not speak to it? Hor. My lord, I did, But answer made it none; yet once, methouglit, It lifted up its head, and did address 61 ) attent veraltet für attentive. 62 ) So oder eigentlich wüst lesen Qs. und Fol., wofür die Herausgeber meistens waist emendiren. Sh. sagt in der ihm eigentümlichen Anwendung der Copula „die todten- stille Oede und Mitte der Nacht“ für „die todtenstille Oede der Mitte der Nacht“. Q. A. liest mit gleichem Sinne vast für waste. 63 ) So die Fol. Die Qs. armed at point. Der Sinn ist derselbe, = vollständig gerüstet. cap-a-pe, von Kopf zu Fuss, wird ausserdem noch einmal von Sh. in Winter’s Tale, aber dort scherzhaft und affektirt gebraucht. 64 ) Das Schauspiel des Grauens ( act of fear) das sich ihnen darbot, hatte sie fast zu Gallert aufgelöst, ihnen jede körperliche Kraft und Festigkeit geraubt. Die Lesart der Fol. bestill'd ist wohl nur Druckfehler. 65 ) Die Erscheinung wiederholte sich ganz genau, der Zeit und der Gestalt gemäss, wie sie dem Horatio berichtet hatten. Die alten Ausgaben und auch Rowe noch setzen zwischen deliver'd und both kein Komma, als bezöge sich both auf Marcellus und Ber¬ nardo, während es doch „Beides“ bedeutet und time mit form of the thing verbindet. Sc. 2. Prince of Denmark. 29 Itself to motion, like as it would speak: 66 But, even then, the morning cock crew loud, And at the sound it shrunk in haste away, And vanish’d from our sight. Ham. ’T is very strange. Hor. As I do live, my honour’d lord, ’t is true; And we did think it writ down in our duty. To let you know of it. Ham. Indeed, indeed, Sirs, but this troubles me. Hold you the watch to-night? ■All- We do, my lord. Ham. Arm’d, say you? 67 All. Arm'd., my lord. Ham. From top to toe? All. My lord, from head to foot. Ham. Then, saw you not his face? Hor. 0! yes, my lord; he wore his heaver 68 up. Ham. What, look'd he frowningly? Hor. A countenance more in sorrow than in anger. 69 Ham. Pale, or red? Hor. Nay, very pale. Ham. And fix’d his eyes upon you? Hor. Most constantly. Ham. I would I had been there. Hor. It would have much amaz’d you. Ham. Very like, very like. Stay’d it long? Hor. While one with moderate haste might tell a hundred. Mar. Ber. Longer, longer. Hor. Not when I saw it. Ham. His beard was grizzled? no? Hor. It was, as I have seen it in his life, A sable silver’d. 70 Ham. I will watch to-night: Perchance, ’t will walk again. Hor. I warrant you 71 it will. 66 ) es machte eine Bewegung, als ob es sprechen wollte. 67 ) Hamlet’s Einbildungskraft ist hier natürlich mit der Erscheinung des Geistes beschäftigt. 68 ) Was Sh. unter beaver verstand, erhellt aus der Erklärung eines gleichzeitigen Glossars. In Bullokar’s English Expositor 161G. steht darüber: in armour it signifies that ;part of the helmet which may be lifted up to take breath more freely. 69 ) Die Herausgeber bemühen sich vergebens, diese kurzen Reden und Antworten nach dem regelmässigen Schema des blank verse in fünffüssige Jamben abzutheilen. 70 ) sable, hier als Substantiv, zu dem silver’d gehört, bedeutet zunächst das Schwarz als Wappenfarbe, wird dann aber, namentlich adjectivisch, für schwarz überhaupt gebraucht. 71 ) you fehlt in den Qs. Der sechsfüssige Vers, den Sh. häufig unter die fünffüssigen mischt, darf am Wenigsten auffallen, wenn er unter zwei Redende vertheilt wird. 30 Hamlet, A. I. Ham . If it assume my noble father’s person, I ’ll speak to it, though hell itself should gape, And bid me hold my peace. I pray you all, If you have hitherto conceal’d this sight, Let it be tenable in your silence still; 72 And whatsoever else shall hap to-night, Give it an understanding, but no tongue: I will requite your loves. So, fare you well. Upon the platform, ’twixt eleven and twelve, I ’ll visit you. All. Our duty to your honour. Ham. Your loves, as mine to you. 73 Farewell. [Exeunt Horatio, Marcellus, and Bernardo. My father’s spirit in arms! all is not well; I doubt some foul play: would, the night were come! Till then sit still, my soul. Foul deeds will rise, Though all the earth o’erwhelm them, to men’s eyes. [Exit. SCENE HI. A Room in Polonius’ House. Enter Laertes and Ophelia. Laer. My necessaries are embark’d; farewell: And, sister, as the winds give benefit, And convoy is assistant, do not sleep, But let me hear from you. Ojph. Do you doubt that? Laer. For Hamlet, and the trifling of his favour, Hold it a fashion, and a toy in blood; 1 A violet in the youth of primy nature, Forward, not permanent, sweet, not lasting, The perfume and suppliance of a minute; 2 No more. Oph. No more but so? Laer. Think it no more: For nature, crescent, does not grow alone 72 ) „lasst dieses Gesicht ferner in Eurem Stillschweigen seinen Platz behaupten.“ Die Lesart der Fol. treble für tenable ist wohl nur Druckfehler. 73 ) Hamlet bittet, da sie ihn ihrer pflichtschuldigen Ergebenheit versichern, nur um ihre Liebe und Freundschaft — love ist Beides — und verspricht ihnen dafür die seinige. *) Hamlet’s Gunsttändelei ist eben nur eine Modetracht und eine Grille, die aus dem Blute stammt. 2 ) perfume and ist zufällig in der Fol. ausgefallen, die auch fröward für forward liest. Suppliance , ein sonst kaum vorkommendes Wort, ist entweder was die Minute gewährt, oder was eine Minute ausfüllt. Sc. 3. Prince of Denmark. 31 In thews, 3 and bulk; but, as this temple waxes, The inward service of the mind and soul Grows wide withal. Perhaps, he loves you now; And now no soil, nor cautel, doth besmirch The virtue 4 of his will: but you must fear, His greatness weigh’d, his will is not his own, For he himself is subject to his birth: 5 He may not, as unvalued persons 6 do, Carve for himself; for on his choice depends The sanctity 7 and health of the whole state; And therefore must his choice be circumscrib’d Unto the voice and yielding of that body, Whereof he is the head. Then, if he says he loves you, It fits your wisdom so far to believe it, As he in his particular sect and force 8 May give his saying deed; which is no farther, Than the main voice of Denmark goes withal. 9 Then, weigh what loss your honour may sustain, If with too credent ear you list his songs, Or lose your heart, or your chaste treasure open To his unmaster’d importunity. Fear it, Ophelia, fear it, my dear sister; And keep within 10 the rear of your affection, Out of the shot and danger of desire. The chariest 11 maid is prodigal enough, If she unmask 12 her beauty to the moon. 3 ) thews steht auch an den beiden andern Stellen, wo Sh. es hat, in ähnlicher Verbin¬ dung: Jul. Caesar A. L, 3. thews and limbs und 2 K. Henry IV. A. III., Sc. 2. the limb, the thews, the stature , bulk and big semblance of a man. Es muss, obwohl jetzt nicht mehr in diesem Sinne gebräuchlich, „Sehnen“ bedeutet haben. 4 ) Der Tugend oder Reinheit seines Verlangens wird hier als Gegensatz soil und cautel, „Flecken und Arglist“ gegenübergestellt. 5 ) Der Vers ist nur in der Fol. 6 ) „Leute ohne einen bestimmten Rang“ dürfen, was dem Hamlet versagt ist, selbst zu¬ langen oder genauer sich selbst vorlegen (carve for himself). Das Bild ist von einer Malilzeit entlehnt. 7 ) So die Fol. Die Qs. lesen safety, weit weniger bedeutsam. 8 ) Für das sect and force der Fol. haben die Herausgeber meistens mit den Qs. act and place, wobei act dem force, sect dem place entspricht. 9 ) Hamlet darf seine Betheurungen nur soweit verwirklichen, wie die Volksstimme in Dänemark zustimmt. 10 ) Die Qs. keep you in. Indess bedeutet auch to keep als neutrales Verbum „sich halten“. Der Sinn ist „Gehe nicht so weit, wie deine Neigung geht“. J1 ) chariest steht dem prodigal gegenüber, wie Kargheit der Verschwendung. 12 ) to unmask = to unveil deutet auf die Sitte des Sh.’schen Zeitalters hin, dass die Damen draussen ihr Antlitz hinter einer Maske verbargen. 82 Hamlet, A. I. Virtue itself scapes not calumnious strokes: The canker galls the infants of the spring, Too oft before their buttons be disclos’d; And in the morn and liquid dew of youth Contagious blastments are most imminent. Be wary, then; best safety lies in fear: Youth to itself rebels, though none else near. 13 Oph. I shall th’ effect of this good lesson keep, As watchman to my heart. But, good my brother, Do not, as some ungracious pastors do, Show me the steep and thorny way to heaven, Whilst, like a puff’d and reckless libertine, Himself 14 the primrose path of dalliance treads, And recks not his own read. 15 Laer. 0! fear me not. I stay too long; — but here my father comes. Enter Polonius. A double blessing is a double grace; Occassion smiles upon a second leave. 16 Pol. Yet here, Laertes? aboard, aboard, for shame I The wind sits in the shoulder of your sail, And you are stay’d for. There, 17 — my blessing with you; [Laying his Hand on Laertes’ Head. And these few precepts in thy memory Look thou character. 18 Give thy thoughts no tongue, Nor any unproportion’d thought 19 his act. Be thou familiar, but by no means vulgar: The friends thou hast, and their adoption tried, 20 Grapple them to thy soul with hoops 21 of steel; But do not dull thy palm with entertainment 13 ) Die Jugend führt sich selbst in Versuchung, wenn Niemand sonst in der Nähe ist, sie in Versuchung zu führen. 14 ) himself , obwohl Singular, bezieht sich in ungenauer Construction auf den Plural some ungracious pastors , indem der Singular like a puff’d and reckless libertine dazwischentrat. 15 ) to reck = sich kümmern, und read „Rath, Lehre“. 1G ) Laertes hat schon einmal von seinem Vater Abschied genommen. 17 ) Die Fol. verbindet there mit dem Vorhergehenden. — Die folgende Bühnenweisung ist ein Zusatz der Herausgeber. lö ) to character — eingraben, einschreiben hat bei Sh. den Accent bald auf der ersten, bald auf der zweiten Sylbe. 19 ) „ein unüberlegter, in seinen Folgen nicht berechneter Gedanke“, nicht wie Schlegel übersetzt ein „ungebührlicher“. 20 ) ein participialer Zwischensatz „wenn du ihre Wahl auf die Probe gestellt hast“. 21 ) Die „Reifen von Stahl“ sind vollkommen verständlich, so dass hoops nicht mit Malone in hooks umzuändern ist. Sc. 3. Prince of Denmark. 33 Of each new-hatch’d, unfledg’d comrade. 22 Beware Of entrance to a quarrel; but, being in, Bear ’t, that th’ opposed may beware of thee. Give every man thine ear, but few thy voice; Take each man’s censure, 23 but reserve thy judgment. Costly thy habit as thy purse can buy, But not express’d in fancy; rich, not gaudy. For the apparel oft proclaims the man; And they in France, of the best rank and station, Are most select and generous, chief in that. 24 Neither a borrower, nor a lender be; For loan oft loses both itself and friend, And borrowing dulls the edge of husbandry. This above all, — to thine own self be true; And it must follow, as the night the day, Thou canst not then be false to any man. Farewell; my blessing season this in thee! 25 Laer. Most humbly do I take my leave, my lord. Pol. The time invites you: go, your servants tend. 26 Laer. Farewell, Ophelia; and remember well What I have said to you. Ojph. ’T is in my memory lock'd, And you yourself shall keep the key of it. 27 Laer. Farewell. [Exit Laertes. Pol. What is ’t, Ophelia, he hath said to you? Oj)h. So please you, something touching the lord Hamlet. Pol. Marry, well bethought: ’T is told me, he hath very oft of late Given private time 28 to you; and you yourself Have of your audience been most free 29 and bounteous. If it be so, (as so ’t is put on me, And that in way of caution) I must tell you, 22 ) Man stumpft die Hand ab, wenn man mit ihrem Drucke jeden neuen unreifen Gesellen begrüsst. 23 ) censure gebraucht Sh. nicht bloss für „Tadel“, sondern auch für „Urtheil, Meinung“ ohne gehässigen Nebensinn. 24 ) Der Lesart der alten Ausgaben: Are of a most select and generous chief in that lässt sich kaum eine stichhaltige Deutung abgewinnen. Die einfachste Aenderung, die zu¬ gleich dem Verse aufhilft, ist die Streichung des unverständlichen of a und ein Komma hinter generous , so dass chief adverbial für chiefly steht. So emendirte schon ßowe. 25 ) Polonius’ Segen soll schliesslich die vorhergegangenen guten Lehren in seinem Sohne zeitigen. 2G ) tend = attend. 27 ) it bezieht sich auf memory. 28 ) private time ist die Zeit, die er für sich hat. 29 ) free „rückhaltslos“ hat of nach sich, wie bounteous „freigebig“. 3 34 Hamlet, A. I. You do not understand yourself so clearly, As it behoves my daughter, and your honour. What is between you? give me up the truth. Oph. He hath, my lord, of late made many tenders Of his affection to me. Pol. Affection? pooh! you speak like a green girl, Unsifted in such perilous circumstance. 30 Do you believe his tenders, as you call them? Oph. I do not know, my lord, what I should think. Pol. Marry, I ’ll teach you: think yourself a baby; That you have ta’en these tenders for true pay, Which are not sterling. Tender yourself more dearly; Or, not to crack the wind of the poor phrase, Roaming 31 it thus, you ’ll tender me a fool. Oph. My lord, he hath importun’d me with love, In honourable fashion. Pol. Ay, fashion 32 you may call it; go to, go to. Oph. And hath given countenance to his speech, my lord, With almost all the holy vows of heaven. 33 Pol. Ay, springes to catch woodcocks. I do know, When the blood burns, how prodigal the soul Lends the tongue vows: these blazes, daughter, Giving more light than heat, — extinct in both, Even in their promise, as it is a making, — 34 You must not take for fire. From this time, Be somewhat scanter of your maiden presence: Set your entreatments at a higher rate, Than a command to parley. 35 For lord Hamlet, Believe so much in him, that he is young; And with a larger tether may he walk, Than may be given you. In few, 36 Ophelia, 30 ) unsifted eigentlich „ungesichtet“ , ist hier, wie eben vorher green = „unreif, uner¬ fahren“ ; circumstance hat als Collectiv pluralische Bedeutung. 31 ) to roam it = umherschweifen, sich gehen lassen. So die Fol. Nach der Lesart der Herausgeber wronging it thus, wofür die Qs. wrong haben, bezieht sich it auf poor phrase d. h. das arme vieldeutige Wort tender, das Polonius ausser Athem hetzt (crack the wind), indem er damit in dessen verschiedenen Bedeutungen spielt. Tender als Substantiv ist zuerst „Huldigung“, dann als Yerbum = pflegen, werthhalten, endliche darreichen. 32 ) Wie Polonius vorher geflissentlich das Wort tender missverstand, so hier fashion, das zugleich „Art“ und „Mode“ bedeutet. 33 ) In der Fol. fehlt almost und holy. 34 ) während das Gelöbniss noch gethan wird, erlöschen solche Aufloderungen schon. 35 ) Ophelia soll ihre Unterhaltungen höher taxiren, als sich auf Befehl zum Gespräch bereit finden lassen. 36 ) seil, words. Sc. 4. 35 Prince of Denmark. Do not believe his vows, for they are brokers Not of the eye 37 which their investments show, But mere implorators of unholy suits, Breathing like sanctified and pious bonds, The better to beguile. 38 This is for all, — I would not, in plain terms, from this time forth, Have you so slander any moment leisure, 39 As to give words or talk with the lord Hamlet. Look to ’t, I charge you; come your ways. Oph. I shall obey, my lord. [Exeunt. SCENE IV. The Platform. Enter Hamlet, Horatio, and Marcellus. Ham. The air bites shrewdly; it is very cold. Hor. It is a nipping, and an eager air. Ham. What hour now? Hor. I think, it lacks of twelve. 1 Mar. No, it is struck. Hor. Indeed ? I heard it not: it then draws near the season, Wherein the spirit held his wont to walk. A Flourish of Trumpets, and Ordnance shot off, within. 2 What does this mean, my lord? Ham. The king doth wake to-night, and takes his rouse, Keeps wassel, and the swaggering up-spring reels; 3 And as he drains his draughts of Rhenish down, The kettle-drum and trumpet thus bray out The triumph 4 of his pledge. 37 ) So die Fol., wo eye eine „Nüance der Farbe“ bedeutet, wie Sh. im Tempest (A. 2, Sc. 1.) hat: the ground is tawny with an eye of green in't. — Die Herausgeber lesen meistens mit den Qs. not of that die. 38 ) Hamlet’s Gelübde sind gleichsam Kuppler, die unter ehrbarem Aussehen, als ob sie fromme Verbindlichkeiten laut werden Hessen ( breathing ), um so besser hintergehen. 39 ) „eine augenblickliche Müsse“. — Viele Herausgeber lesen moments leisure ohne Autorität. *) d. h. es fehlt noch etwas an zwölf Uhr, es geht auf Mitternacht. Zu struck ist dann twelve zu suppliren. 2 ) Die Bühnenweisung ist theilweise modern, die Fol. hat gar keine hier, Q. A. nur; Sound trumpet, die andern Qs. a Flourish of trumpets , and two pieces go off. Das hinter der Scene gelöste Geschütz bestand demnach aus zwei Stücken, wahrscheinlich sog. chambers, wie sie in K. Henry VIII. (A. 1, Sc. 4.) erwähnt werden. 3 ) Wie rouse zugleich den Trunk und das Zechgelage bezeichnet (s. Anm. 43 zu A. 1, Sc. 2), so bezeichnet auch wassel das zum Trinken bestimmte und gewürzte Misch¬ getränk und das Trinkgelage selbst. In seiner Trunkenheit taumelt der König dabei den lärmenden Hopser (swaggering up-spring). Der Tanz kommt als ein deutscher in Chapman’s Alphonsus vor: We Germans have no changes in our dances, — An almain and an up spr ing, that is all. 4 ) triumph ist hier bitterste Ironie. A. I. 36 Hamlet, Hor. Is it a custom? Ham. Ay, marry, is ’t: But to my mind, — though I am native here, And to the manner born, — it is a custom More honour’d in the breach, than the observance. This heavy-headed revel, east and west 5 Makes us traduc’d and tax’d of other nations: They clepe us drunkards, 6 and with swinish phrase Soil our addition; 7 and, indeed, it takes From our achievements, though perform’d at height, The pith and marrow of our attribute. So, oft it chances in particular men, That for some vicious mole of nature in them, As, in their birth, (wherein they are not guilty, Since nature cannot choose his origin) By their o’ergrowth of some complexion, 8 Oft breaking down the pales and forts of reason; Or by some habit, that too much o’er-leavens The form of plausive manners; — that these men, — Carrying, I say, the stamp of one defect Being nature’s livery, or fortune’s star, — Their virtues else, be they as pure as grace, As infinite as man may undergo, Shall in the general censure take corruption From that particular fault: the dram of bale Doth all the noble substance oft* and out To his own scandal. 9 5 ) Diese 22 Zeilen finden sich nur in den Qs. 6 ) to clepe = to call. Anspielungen auf die Trinklust der Diener sind bei Sh.’s Zeit¬ genossen sehr häufig; auch im Othello A. 2, Sc. 3. figurirt, wo die trinklustigen Nationen aufgeführt werden, der Däne in erster Reihe. 7 ) addition ist ein näher bezeichnender Beiname; welcher Art, geht aus der swinish phrase hervor. 8 ) complexion ist die bestimmte Disposition, wie z. B. hier zum Trünke, die, wenn sie zu mächtig wird ( o’ er -growth ), die Schranken der Vernunft niederbricht. Dieser com¬ plexion folgt dann als zweite Veranlassung zum Verderben die Gewöhnung (habit), welche selbst das Bild angenehmer Sitte zu sehr verdirbt, mit ihrem Sauerteig zu sehr durch¬ dringt. Der Satz, von allen eingeschachtelten Zwischensätzen befreit, ist: it chances in particular men — that these men — shall take corruption from that particular fault. 9 ) Die Qs. lesen eale für hale, und of a doubt für off and out. Die alten Ausgaben verwechseln off und of häufig, wie sie doubt und dout verwechseln. Das im Manu¬ script zusammenfliessende andout liess sich dann um so leichter für a doubt missver¬ stehen, wenn and abgekürzt geschrieben war. Der Sinn wäre dann: die Drachme von Verderbniss verdrängt (doth off) und löscht aus ( doth out) den ganzen edlen Gehalt zu ihrer eignen Schmach, d. h. so dass nur ihre eigne Hässlichkeit übrig bleibt. Die Herausgeber suchen dem jedenfalls corrupten Satze auf andere Weise aufzuhelfen. Sie lesen often dout, oft do out oder oft adopt. Sc. 4. Prince of Denmark. 37 1 t*" Enter Ghost. Hor. Look, my lord! it comes. Ham. Angels and ministers of grace defend us! Be thou a spirit of health, or goblin damn’d, Bring with thee airs from heaven, or blasts from hell, Be thy intents wicked, or charitable, Thou com’st in such a questionable 10 shape, That I will speak to thee. I ’ll call thee, Hamlet, King, Father, Royal Dane: 0! answer me: Let me not burst in ignorance; but tell, Why thy canoniz’d bones, 11 hearsed in death, Have burst their cerements? 12 why the sepulchre, Wherein we saw thee quietly in-urn’d, 13 Hath op’d his ponderous and marble jaws, To cast thee up again? 14 What may this mean, That thou, dead corse, again, in complete 15 steel, Revisit’st thus the glimpses of the moon, Making night hideous; and we 16 fools of nature, So horridly to shake our disposition, With thoughts beyond the reaches of our souls? Say, why is this? wherefore? what should we do? [The Ghost beckons Hamlet. Hor. It beckons you to go away with it, As if it some impartment did desire To you alone. Mar. Look, with what courteous action It wafts 17 you to a more removed 18 ground: But do not go with it. 10 ) questionable ist Jemand, mit dem sich sprechen ( question ) lässt. So fordert die Ge¬ stalt, in der der Geist erscheint, von selbst dazu auf, ihn anzureden. n ) to canonize , bei Sh. bald auf der ersten, bald auf der zweiten Silbe betont, ist nicht bloss = heiligsprechen, sondern auch = wie heilig verehren. 12 ) cerements sind die mit Wachs getränkten Grabtücher, in welche man die „im Tode bestatteten“ Gebeine gewickelt hatte. 13 ) Die Qs. lesen interr’d. Wahrscheinlich änderte Sh. selbst dafür das kühnere und nicht buchstäblich zu verstehende in-urn’d, — was sich eigentlich nur von der in einer Urne aufbewahrten Asche sagen liess. 14 ) Das Grab ist hier als ein Raubthier gedacht, das seinen Rachen öffnet und das Ver¬ schlungene wieder von sich gibt. 15 ) complete betont Sh. 16 ) fools of nature , in sofern die Natur ihr Spiel mit uns treibt, uns äfft. Für we sollte eigentlich us stehen, da die Construction ist: making us (to) shake our disposition. 17 ) So die Fol. hier und nachher: It wafts me still. Die Qs. haben an beiden Stellen, wie sämmtliche alte Ausgaben an einer dritten: it waves me forth again. To waft ist „fortbringen, fortwinken“, to wave bloss „winken“. 18 ) = remote. So stellt As you like it (A. 3, Sc. 2.) so removed a dwelling. 38 A. I. Hamlet, Hor. No, by no means. Ham. It will not speak; then, will I follow it. Hor. Do not, my lord. Ham. Why, what should be the fear? I do not set my life at a pin’s fee; And, for my soul, what can it do to that, Being a thing immortal as itself? It waves me forth again: — I ’ll follow it. Hor. What, if it tempt you toward the flood, my lord, Or to the dreadful summit of the cliff, That beetles o’er his base into the sea, 19 And there assume some other horrible form, Which might deprive your sovereignty of reason 20 And draw you into madness? think of it: The very place puts toys of desperation, 21 Without more motive, into every brain That looks so many fathoms to the sea, And hears it roar beneath. Ham. It wafts me still: — Go on, I ’ll follow thee. Mar. You shall not go, my lord. Ham. Hold off your hands. Hor. Be rul’d: you shall not go. Ham. My fate cries out, And makes each petty artery in this body As hardy as the Nemean lion's nerve. 22 [Ghost beckons. Still am I call’d. — Unhand me, gentlemen, — [Breaking from them. By heaven, I ’ll make a ghost of him that lets me: — I say, away! — Go on, I ’ll follow thee. [Exeunt Ghost and Hamlet. Hor. He waxes desperate 23 with imagination. Mar. Let ’s follow; 't is not fit thus to obey him. Hor. Have after. 24 — To what issue will this come? 19 ) die Klippe hängt oben weiter, als unten ihr Fuss geht, in die See hinaus. 20 ) to deprive — „rauben“ wird oft mit dem Accusativ der Sache construirt; hier ist die be¬ raubte Person aus dem your zu suppliren: „euch die Herrschaft der Vernunft rauben“. 21 ) toys of desperation sind Einfälle, Grillen, die wahnsinnig machen können.— Die vier Verse fehlen in der Fol. 22 ) Nemean lion kommt, eben so betont, auch in Love’s Labour’s lost (A. 4, Sc. 1.) vor. 23 ) Wie desperation (cf. Anm. 21) wird auch desperate vom Wahnsinn gebraucht; imagi¬ nation ist hier die Phantasie in ihrer höchsten Aufregung. — Zwei Zeilen vorher ge¬ braucht Sh. to let in der ihm geläufigen Bedeutung = „hindern“, eigentlich „unterlas¬ sen machen“. 24 ) have after wie das ähnliche have with you — „hinterdrein! mit!“ sind alltägliche Redens¬ arten, von denen es zweifelhaft ist, ob sie als Imperative zu fassen sind, oder als Indicative, bei denen 1 oder we zu ergänzen wäre. Sc. 5. 39 Prince of Denmark. Mar. Something is rotten in the state of Denmark. Hor. Heaven will direct it. Mar. Nay,, let ’s follow him. [ Exeunt. SCENE V. A more remote Part of the Platform. 1 Enter Ghost and Hamlet. Ham. Where wilt thou lead me? speak, I ’ll go no farther. Ghost. Mark me. Ham. I will. Ghost. My hour is almost come, When I to sulphurous and tormenting flames Must render up myself. Ham. Alas, poor ghost! Ghost. Pity me not; but lend thy serious hearing To what I shall unfold. Ham. Speak, I am bound 2 to hear. Ghost. So art thou to revenge, when thou shalt hear. Ham. What ? Ghost. I am thy father’s spirit; Doom'd for a certain term to walk the night, And for the day confin’d to fast in fires, 3 Till the foul crimes, done in my days of nature, Are burnt and purg’d away. But that I am forbid To tell the secrets of my prison-house, I could a tale unfold, whose lightest word Would harrow up thy soul, freeze thy young blood, Make thy two eyes, like stars, start from their spheres, Thy knotted and combined locks to part, 4 And each particular hair to stand an-end, Like quills upon the fretful porpentine; 5 1 ) Ob diese von den Herausgebern hinzugefügte Ortsbezeichnung den Sinn des Dichters trifft, lässt sich schwerlich ermitteln. Nach der langen Zwischenzeit, die Hamlet’s Freunde gebrauchen, ehe sie ihn wieder finden, ist es sogar unwahrscheinlich, dass das Ge¬ spräch zwischen Hamlet und dem Geiste auf derselben Terrasse Statt fand, auf der Hamlet sich von seinen Begleitern losriss. Indess gibt Sh. selbst in der Scene keinen nähern Fingerzeig über die Localität, wie er allerdings nach der Einrichtung seiner Bühne auch ganz davon absehen konnte. 2 ) Hamlet gebraucht bound in dem Sinne von „bereit, fertig“; der Geist in seiner Ant¬ wort fasst es in dem andern Sinne = „verpflichtet“ auf. 3 ) Zur Reinigung des Geistes von seinen Sünden gehört das Fasten wie das Reinigungsfeuer. 4 ) Der Satz hängt, wie der vorige und der folgende, von make ab, nur dass hier to 'part und io stand steht, während start, dem make näher stehend, auch ohne to hinlänglich als Infinitiv bezeichnet ist. 5 ) Dieses alte Wort, das Sh. überall anwendet, haben die Herausgeber willkührlich in porcupine umgeändert, obwohl Qs. und Fol. nur porpentine kennen. 40 Hamlet, A. I. But this eternal blazon must not be To ears of flesh and blood. — List, Hamlet, 6 0 list! — If thou didst ever thy dear father love, — Ham. 0 God! Ghost. Revenge his foul and most unnatural murder. Ham. Murder? Ghost. Murder most foul, as in the best it is; 7 But this most foul, strange, and unnatural. Ham. Haste 8 me to know ’t, that I, with wings as swift As meditation, 9 or the thoughts of love, May sweep to my revenge. Ghost. I find thee apt; And duller should’st thou be, than the fat weed That rots itself in ease on Lethe wharf, 10 Woulcl’st thou not stir in this: now, Hamlet, hear. 'T is given out, 11 that sleeping in mine orchard, 12 A serpent stung me; so the whole ear of Denmark Is by a forged process of my death Rankly abus’d; but know, thou noble youth, The serpent that did sting thy father’s life Now wears his crown. Ham. O, my prophetic soul! my uncle! Ghost. Ay, that incestuous, that adulterate beast, With witchcraft of his wit, with traitorous gifts, (0 wicked wit, and gifts, that have the power So to seduce!) won to his shameful lust The will of my most seeming-virtuous 13 cpieen. 6 ) So die Fol. Es ist klar, wie die Anrede mit Namen die Beschwörung eindringlicher macht; sie fehlt deshalb auch nicht in Q. A. Die Herausgeber lesen meistens mit den übrigen Qs. List, list, o list! 7 ) Ein Mord ist im besten Fall abscheulich, aber ganz besonders in diesem, wo es sich um einen Bruder handelt. t 8 ) Die Fol. wiederholt, wie sie manche Interjectionen wiederholt, wo die Qs. sich mit einmaliger Setzung begnügen, hier das haste, wenn auch vielleicht nicht nach dem ursprünglichen Texte Sh.’s, doch nach der gewöhnlichen Darstellung zu Sh.’s Zeit. Das doppelte haste bezeichnet die Ungeduld, mit der Hamlet auf weiteren Aufschluss dringt. 9 ) meditation ist die andächtige Versenkung in göttliche Dinge. 10 ) Die stumpfe Trägheit des fetten Unkrauts wird durch das allmähliche Wegfaulen (rots) am Ufer der Lethe treffender bezeichnet , als durch das blosse Wurzeln (roohs) daselbst. Die Qs. haben diese, die Fol. jene Lesart. Wie Sh. Lethe wharf , hat ein anderer Dichter Cockain in seinen Gedichten 1658. Lethe lake. n ) to give out = allgemein erklären, erzählen. 12 ) orchard ist bei Sh. noch = Garten im Allgemeinen, nicht gerade immer = Nutz¬ garten mit Obstbäumen. 13 ) seeming-virtuous ist als Compositum aufzufassen, da der Geist die Königin doch nicht zugleich für „heuchlerisch“ und „tugendhaft“ erklären kann. Sc. 5. Prince of Denmark. 41 0, Hamlet, what a falling-off was there! From me, whose love was of that dignity, That it went hand in hand even with the vow I made to her in marriage; 14 and to decline Upon a wretch, whose natural gifts were poor To those of mine! I But virtue, 15 as it never will be mov’d, Though lewdness court it in a shape of heaven, So lust, though to a radiant angel link’d, Will sate 16 itself in a celestial bed, And prey on garbage. But, soft! methinks, I scent the morning air: Brief let me be. — Sleeping within mine orchard, My custom always in 17 the afternoon, Upon my secure hour thy uncle stole, With juice of cursed hebenon 18 in a phial, And in the porches of mine ears did pour The leperous 19 distilment; whose effect Holds such an enmity with blood of man, That, swift as quicksilver, it courses through The natural gates and alleys of the body; And with a sudden vigour it doth posset, And curd, 20 like eager droppings into milk, The thin and wholesome blood: so did it mine; And a most instant tetter bark’d 21 about, Most lazar-like, with vile and loathsome crust All my smooth body. Thus was I, sleeping, by a brother’s hand, 14 ) seine Liebe war immer so rein gewesen, wie das Gelübde, das er bei der Vermählung abgelegt. 15 ) Die ethischen Begriffe virtue und lust werden, obwohl mit it bezeichnet, als weibliche Personiflcirungen, lewdness als männliche gedacht. 16 ) to sate itself ist bis zum Ueberdruss sich sättigen. 17 ) So Q. A. und Fol. Die Qs. of the afternoon. 18 ) Einige Herausgeber denken bei hebenon, wofür Q. A. und die Qs. Hebona lesen, an henbane = Bilsenkraut. Sh. verstand unter dem Worte aber wohl dasselbe, was sein Zeitgenosse Marlowe in seinem Je w of Malta unter juice of heb on — sonst auch ebon geschrieben — nämlich: den Saft des Ebenholzes — ebon odor ebony — der für giftig galt. 19 ) leperous — aussätzig ist hier = aussätzig machend , und distilment die durch Distil¬ lation gewonnene Flüssigkeit. 20 ) posset und curd bezeichnen als Substantiv geronnene Milch, ersteres mit dem Zusatz anderer Substanzen, und demnach als transitive Verba, wie hier, etwas in ähnlicher Art gerinnen lassen. 21 ) Die Uebereinstimmung der Q. A. und der Qs. spricht für diese Lesart, so dass der Ausschlag augenblicklich ( instant ist, obwohl adjectivisch, so zu fassen) eine Rinde bildete. Die Lesart der Fol. bak’d würde das Festbacken an der Haut ausdrücken. 42 Hamlet, A. I. Of life, of crown, and queen, 22 at once despatch’d: 23 Cut off even in the blossoms of my sin, Unhousel’d, disappointed, unanel’d; 24 No reckoning made, but sent to my account With all my imperfections on my head: 0, horrible! 0, horrible! most horrible! 25 If thou hast nature in thee, bear it not; Let not the royal bed of Denmark be A couch for luxury and damned incest. But, howsoever thou pursuest this act, Taint not thy mind, 26 nor let thy soul contrive Against thy mother aught: leave her to heaven, And to those thorns that in her bosom lodge, To prick and sting her. Fare thee well at once. The glow-worm shows the matin to be near, And gins to pale his uneffectual fire: 27 Adieu, adieu! Hamlet, 28 remember me. [Exit. Ham. 0, all you host of heaven! 0 earth! What else? And shall I couple hell? 29 0 fie! — Hold, hold, my heart; And you, my sinews, grow not instant 30 old, But bear me stiffly up! — Remember thee? Ay, thou poor ghost, while memory holds a seat In this distracted globe. 31 Remember thee? Yea, from the table of my memory I ’ll wipe away all trivial fond records, All saws of books, all forms, all pressures past, That youth and observation copied there, 22 ) So die Fol. Die Qs. of queen. 23 ) to despatch Hesse sich genau nur auf of Life anwenden, wie im K. Lear (A. 4, Sc. 5.) es heisst: to despatch his nighted life ; in weiterem Sinne bezieht es sich dann aber auch auf crown and queen. 24 0 to housel — mit dem Sacrament versehen; disappointed ist = ohne Ausrüstung, das Gegentheil von appointed, = ausgerüstet; to anele, (auch anoil geschrieben) = mit der letzten Oelung versehen. 25 ) Einige Herausgeber haben, im Widerspruch mit den alten Ausgaben und ohne Grund, diese Zeile dem Hamlet zuertheilen wollen. 26 ) Der Sinn dieser Worte ergiebt sich aus dem, was unmittelbar darauf folgt. 27 ) to pale blassmachen, ein seltnes Wort. Das Feuer des Glühwurms heisst uneffec¬ tual, insofern ihm die sonstige Wirkung des Feuers abgeht. 28 ) Auch hipr, wie vorher (vgl. Anm. 6.) lassen die Qs. Hamlet aus, und setzen dafür noch einmal adieu. 29 ) Hamlet fragt sich, ob er, wie er Himmel und Erde angerufen, auch noch die Hölle anrufen soll, weist aber diesen Gedanken mit einem o fiel zurück. 30 ) = instantly „im Augenblick“. 31 ) globe nennt Hamlet sein Haupt von der äussern Form desselben, und mit dem dis- * traded , — verstört, bezeichnet er den Eindruck, den die eben erhaltene Kunde auf ihn gemacht hat. Sc. 5. Prince of Denmark. 43 And thy commandment all alone shall live Within the book and volume of my brain, Unmix’d with baser matter: yes, by heaven. 0, most pernicious woman! 0 villain, villain, smiling, damned villain! My tables, 32 — meet it is, I set it down, i That one may smile, and smile, and be a villain; At least, I am sure, it may be so in Denmark: So, uncle, there you are. Now to my word; 33 It is, „Adieu, adieu! remember me“. I have sworn’t. Hor. [ Within.'] My lord! my lord! Mar. ['Within .] Lord Hamlet! Hor. [ Within.] Heaven secure him! Mar. [ Within.] So be it! 34 Hor. [Within.] Illo, ho, ho, my lord! Ham. Hillo, ho, ho, boy! come, bird, come. 35 Enter Horatio and Marcellus. Mar. How is ’t, my noble lord? Hor. What news, my lord? Mar. 0, wonderful! Hor. Good my lord, tell it. Ham. No; you ’ll reveal it. Ilor. Not I, my lord, by heaven. Mar. Nor I, my lord. Ham. How say you, then; would heart of man once think it? But you ’ll be secret. Hor. Mar. Ay, by heaven, my lord. Elam. There ’s ne’er a villain dwelling in all Denmark, But he ’s an arrant knave. Hor. There needs no ghost, my lord, come from the grave, To tell us this. Ham. Why, right; you are i’ the right; 32 ) Die Fol. setzt my tables zweimal, wie oben (vgl. Anm. 8.) haste. Damit wird acht dramatisch, durch die Versstörung zugleich auch metrisch die wirre Hast ausgedrückt, mit der Hamlet nach seinem Notizenbuche sucht, um das Verbrechen und die Heuchelei seines Oheims darin zu verzeichnen, für den freilich unwahrscheinlichen Fall, dass er Beides vergessen sollte. Der Gebrauch solcher Schreibtafeln, um Denksprüche aus Büchern (saws of books ) , Tagesbegebenheiten (trivial fond records ) zur Erinnerung auf¬ zuzeichnen, war zu Sh.’s Zeit sehr verbreitet. 33 ) word ist hier militärischer Ausdruck: die Parole, der Tagsbefehl. 34 ) Einige Herausgeber legen mit den Qs. diese Worte dem Hamlet in den Mund, der jedoch den Ruf seiner Freunde erst hört, wenn sie näher kommen. 35 ) Gebräuchliche Jagdrufe, namentlich des Falkeniers, der den Falken vom Fluge zurückruft. 44 A. I. Hamlet, And so, without more circumstance 36 at all, I hold it fit that we shake hands, and part: You, as your business and desire shall point you, For every man hath business and desire, Such as it is; and, for mine own poor part, Look you, 37 I ’ll go pray. Hor. These are but wild and whirling 38 words, my lord. Ham. I am sorry they offend you, heartily; yes, ’Faith, heartily. 39 Hor. There ’s no offence, my lord. Ham. Yes, by Saint Patrick, but there is, Horatio, And much offence too. Touching this vision here, It is an honest ghost, that let me tell you: For your desire to know what is between us, O’er-master ’t as you may. And now, good friends, As you are friends, scholars, and soldiers, Give me one poor request. Hor. What is ’t my lord? we will. Ham. Never make known what you have seen to-night. Hor., Mar. My lord, we will not. Ham. Nay, but swear ’t. Hor. In faith, my lord, not I. Mar. Nor I, my lord, in faith. Ham. Upon my sword. Mar. We have sw r orn, my lord, already. Ham. Indeed, upon my sword, indeed. Ghost. [ Beneath .] 40 Swear. Ham. Ha, ha, boy! say’st thou so? art thou there, truepenny? 41 Come on, — you hear this fellow in the cellarage, — Consent to swear. Hor. Propose the oath, my lord. 36 ) circumstance als Collectiv im Singular = Umschweife, Umstände. 37 ) Zusatz der Fol. 38 ) So Q. A. und Qs., von to whirl — sich im Wirbel drehen, unstät sein. Die Fol. liest hurling mit gleichem Sinne. 39 ) In dieser, wie in seiner folgenden Rede, missversteht Hamlet, um den Ausforschungen seiner Freunde zu entgehen, ihre Worte geflissentlich. So thut er zuerst, als ob sie seine Worte kränkend fänden, während sie dieselben nur unklar finden, und als sie darauf erwidern, es handle sicli um keine Kränkung, (offence), nimmt er offence in weiterem Sinne für „Missethat“ und spielt damit auf die ihm enthüllte Missethat seines Oheims an. 40 ) Die alte Bühnenweisung ist: Ghost cries under the stage. 41 ) true-penny ist in bergmännischer Sprache das Anzeichen von Metalladern in der Erde. Hamlet nennt den Geist so, weil dessen Stimme aus der Erde kommt, wie er ihn eben deshalb nachher, wo die Stimme des Geistes an einer anderen Stelle emportönt, old mole und pioner nennt. Sc. 5. Prince of Denmark. 45 Ham. Never to speak of this that yon have seen, Swear by my sworcl. 42 Ghost. [ Beneath .] Swear. Ham. Hie et ubique ? 43 then, we ’ll shift our ground. — Come hither, gentlemen, And lay your hands again upon my sword: Never to speak of this that you have heard, Swear by my sword. Ghost. [ Beneath. ] Swear. 44 Ham. Well said, old mole! can’st work i’ the earth so fast? A worthy pioner! 45 — Once more remove, good friends. Hor. 0 day and night, but this is wondrous strange! Ham. And therefore as a stranger give it welcome. There are more things in heaven and earth, Horatio, Than are dreamt of in our 46 philosophy. But come; — Here, as before, never, so help you mercy, How strange or odd soe’er I bear myself, — As I, perchance, hereafter shall think meet To put an antic disposition 47 on, — That you, at such time seeing me, never shall, With arms encumber’d thus, or this head-shake, Or by pronouncing of some doubtful phrase, As, „Well, well', we know;“ — or, „We could, an if we would;“ — Or, „If we list to speak;“ — or, „There be, an if there might; — Or such ambiguous giving out, to note That you know aught of me: — this not to do, So grace and mercy at your most need help you, Swear. 48 4i ) Auf sein Schwert lässt er sie um der grösseren Heiligkeit des Eides willen schwören, weil dessen Griff ein Kreuz bildet. 43 ) Die lateinischen Worte sind entweder an die Freunde gerichtet, die „hier und überall“ schweigen sollen, oder an den Geist, der sich unter der Erde fortbewegt und dem Hamlet, wie nachher canst work i’ the earth so fast, hier zuruft: bist du hier und überall? 44 ) So Q. A. und Fol. Die Qs.: swear by his sword. Der Laconismus der ersteren Lesart ist gewiss mehr im Charakter des Geistes. 45 ) pioner „Schanzgräber“, mit dem Ton auf der ersten Sylbe, von dem veralteten Verbum to pion — graben, ist Sh.’s Wort, das die Herausgeber willkührlich in das anders betonte moderne pioneer umändern. So die Fol. und gewiss richtig, da Hamlet wohl eher als Horatio philosophy für sich in Anspruch nehmen kann. Die meisten Herausgeber lesen mit den Qs. your philosophy. 47 ) Mit der antic disposition = „närrisches Wesen“, das er möglicherweise annehmen wird, wird auf die Art vorbereitet, wie Hamlet in den folgenden Scenen, zunächst der Ophelia, dann auch Andern entgegentritt. 48 ) So die Fol. Die Qs. lassen das so bedeutsam den Satz schliessende Swear aus, und lesen für this not to do nur this do swear. Aus beiden verschiedenen Lesarten fabri- cirten willkührlich die meisten Herausgeber eine dritte: This not to do, swear. 46 Hamlet, A. II. Ghost. [. Beneath .] Swear. Ham. Rest, rest, perturbed spirit! — So, gentlemen, With all my love I do commend me to you: x\nd what so poor a man as Hamlet is May do, t’ express his love and friending 49 to you, God willing, shall not lack. Let us go in together; And still your fingers on your lips, I pray. The time is out of joint; — 0 cursed spite! That ever I was born to set it right. Nay, come; let ’s go together. [ Exeunt. A C T IL SCENE I. A Room in Polonius’s House. Enter Polonius and Reynaldo. * 2 3 4 Pol. Give him this money, and these notes, Reynaldo. j Bey. I will, my lord, Pol. You shall do marvellous wisely, good Reynaldo, Before you visit him, to make inquiry Of his behaviour. Rey. My lord, I did intend it. Pol. Marry, well said: 2 very well said. Look you, Sir, Inquire me first what Danskers 3 are in Paris; And how, and who, what means, 4 and where they keep, What company, at what expense; and finding, By this encompassment and drift of question, 5 That they do know my son, come you more nearer 6 Than your particular demands will touch it. 49 ) friending ist nicht bloss „Freundschaft“, sondern „Betätigung der Freundschaft“, von dem Verbum to friend = to befriend. *) Die Fol. nennt ihn Reynoldo, die Qs., denen die Herausgeber gefolgt sind, Reynaldo. Dass er Polonius’Diener war, erhellt aus der Bühnenweisuug der Qs.: Enter Polonius with his man or two. 2 ) well said drückt bei Sh. nicht bloss eine Billigung des Gesagten, sondern eine Zu¬ stimmung im Allgemeinen aus, = brav! 3 ) Danskers ist im Englischen eine scherzhafte, aus dem Dänischen selbst entlehnte Be¬ zeichnung der Dänen. Bei Sh.’s Zeitgenossen Webster kommt ebenso adjectivisch vor: like a Dansk drummer. 4 ) Zu how und who ist they are, zu what means aber they have zu suppliren; und to keep, bei where als Verbum Neutrum zu fassen, ist zu what company als transitives Verbum hinzuzudenken. 5 ) muss, nach Sh.’s freier und eigentümlicher Anwendung der Copula, erklärt werden: „durch diesen Umschweif in der Richtung oder Fährte des Gesprächs“. 6 ) eine bei Sh. sehr gewöhnliche Verstärkung des Comparativs, wie auch oft most zu einer Superlativbildung hinzutritt. Prince of Denmark. 47 Sc. 1. Take 7 you, as ’t were, some distant knowledge of him; As thus, — „I know his father, and his friends, And, in part, him:“ — do you mark this, Reynaldo? Bey. Ay, very well, my lord. Pol. „And, in part, him; but,“ you may say, „not well: But if ’t be he I mean, he ’s very wild, Addicted so and so;“ — and there put on him What forgeries you please; marry, none so rank As may dishonour him: take heed of that; But, Sir, such wanton, wild, and usual slips, As are companions noted and most known To youth 8 and liberty. Bey. As gaming, my lord. Pol. Ay, or drinking, fencing, swearing, 9 quarrelling, drabbing: You may go so far. Bey. My lord, that would dishonour him. Pol. ’Faith, no; as you may season it in the charge. You must not put another scandal on him, That he is open to incontinency: 10 That ’s not my meaning; but breathe his faults so quaintly, That they may seem the taints of liberty; The flash and out-break of a fiery mind; A savageness 11 in unreclaimed blood, Of general assault. 12 Bey. But, my good lord, — Pol. Wherefore should you do this? Bey. Ay, my lord, I would know that. Pol. Marry, Sir, here ’s my drift; And, I believe, it is a fetch of warrant. 13 You laying these slight sullies on my son, As ’t were a thing a little soil’d i’ the working, Mark you, 7 ) d. h. nehmt Euch den Anschein, als kenntet Ihr ihn von ferne. 8 ) to youth gehört zu companions , nicht zu most known. 9 ) Unter die erdichteten Fehler, die, als dem jugendlichen Uebermuthe entspringend, dem Laertes Schuld gegeben werden sollen, rechnet Polonius auch die zu Sh.’s Zeit von den jungen Herren mit leidenschaftlicher und thörichter Uebertreibung geübte Fechtkunst (fencing) und die ebenso modische, den feinen Cavalier bezeichnende Gewohnheit des Fluchens (swearing). 10 ) Polonius unterscheidet spitzfindig zwischen drabbing, das er für einen usual slip hält, und incontinency, die allerdings seinem Sohn zum scandal gereichen würde. 1J ) savageness sagt bei Sh. weniger, als es jetzt sagt, = Ausgelassenheit. 12 ) »die Jeden anfällt, der sich Keiner entziehen kann“. 13 ) So die Fol. = „ein bewährter zuverlässiger Kniff“. Die Lesart der Qs. fetch of wit sagt weniger. 48 Hamlet, A. II. Your party in converse, him 14 you would sound, s Having ever seen in the prenominate crimes The youth you breathe 15 of guilty, be assur’d, He closes with you in this consequence: „Good Sir,“ or so; 16 or „friend,“ or „gentleman,“ — According to the phrase, or the addition, Of man, and country. Rey. Very good, my lord. Pol. And then, Sir, does he this, — he does — What was I about to say? — By, the mass, 17 I was About to say something: — where did I leave? Rey. At „closes in the consequence,“ At „friend or so,“ and „gentleman.“ 18 Pol. At, closes in the consequence, — ay, marry: He closes with you 19 thus: — „I know the gentleman; I saw him yesterday, or t’ other day, Or then, or then: with such, or such; and, as you say, There was he gaming; there o’ertook in ’s rouse; There falling out at tennis: 20 or, perchance, I saw him enter such a house of sale, 21 Videlicet, a brothel“, or so forth. — See you now; Your bait of falsehood takes this carp 22 of truth: And thus do we of wisdom and of reach, 23 With windlaces, and with assays of bias, By indirections find directions out: So, by my former lecture and advice, Shall you my son. You have me, 24 have you not? 14 ) him für he. Him gebraucht Sh, oft so, wenn das Verbum von dem Personalpronomen getrennt ist. 15 ) to breathe wird bei Sh. oft in affectirtem oder halb affectirtem Sinn = „sprechen, sich äussern“ gebraucht. 16 ) d. h. „oder wie Ihr ihn nun betiteln möget“. Die folgende Zeile erklärt dieses or so näher. 17 ) in der Fol. fehlt by the mass, gemäss der zu Jacob’s I. Zeit geübten Censur, die alle profanen Schwüre vom Theater verbannte. Der Vers wird demnach anders regulirt. 18 ) Diese Zeilo steht nur in der Fol. 19 ) with you ist ein Zusatz der Fol. 2lJ ) „er gerieth beim Ballspiel in Händel“, und Polonius erläutert damit, was er vorher als quarrelling bezeichnet hatte. 21 ) für house of sale hat Q. A. house of lightness. 22 ) die Fol. hat cape, doch ist carp allein richtig: wie man mit dem Köder Karpfen fängt, so soll Reynaldo mit den falschen Beschuldigungen die Wahrheit über Laertes’ Lebens¬ wandel fangen. 2i ) d. h. wir, die wir Weisheit und Verschlagenheit besitzen. 24 ) „ihr versteht mich“, eigentlich „ihr habt mich in Eurem Besitz“. Sc. 1. Prince of Denmark. 49 Bey. My lord, I have. Pol. God be wi’ you; fare you well. Bey. Good my lord. Pol. Observe his inclination in yourself. 25 Bey, I shall, my lord. Pol. And let him ply his music. Bey. Well, my lord. [Exit. Enter Ophelia. Pol. Farewell! — How now, Ophelia? what ’s the matter? Oph. Alas, my lord, 26 I have been so affrighted! Pol. With what, in the name of God? 27 Oph. My lord, as I was sewing in my chamber, 28 Lord Hamlet, — with his doublet all unbrac’d; No hat upon his head; his stockings foul’d, Ungarter’d, and down-gyved to his ancle; 29 Pale as his shirt; his knees knocking each other; 30 And with a look so piteous in purport, As if he had been loosed out of hell, To speak of horrors, — he comes before me. Pol. Mad for thy love? Oph. My lord, I do not know; But, truly, I do fear it. Pol. What said he? Oph. He took me by the wrist, and held me hard; Then goes he to the length of all his arm, And, with his other hand thus o’er his brow, 31 He falls to such perusal of my face, As he would draw it. Long stay’d he so: At last, — a little shaking of mine arm, 32 And thrice his head thus waving up and down, — He rais’d a sigh so piteous and profound, That it did seem to shatter all his bulk, And end his being. That done, he lets me go, 25 ) Reynaldo soll von seinem eignen Hange auf den Hang des Laertes schliessen, die Neigungen, die er bei Jenem ausforschen will, zuerst an sich selbst beobachten. 26 ) So die Fol. Die Qs. 0, my Lord, my lord. 27 ) In der Fol. steht heaven für God, eine Aenderung der Censur. (Vgl. Anm. 17.) 28 ) Die Qs. closet. 29 ) Die Strumpfhosen hingen, da sie nicht am Knie gebunden waren (ungarter J d), bis zum Knöchel herab, wie Fussfesseln (gyves). 30 ) d. h. so heftig zitterte er. 31 ) Er beschattete mit der Hand seine Augen, um, ungeblendet vom Lichte, Ophelia’s Gesicht näher zu studiren, als ob er es zeichnen wollte. ° 2 ) Das Particip des Präsens, selbst der Verba, die den Accusativ regieren, hat bei Sh. oft ein of nach sich. 4 50 Hamlet, A. II. And, with his head over his shoulder turn’d, \ He seem’d to find his way without his eyes; For out o’ doors he went without their help, And to the last bended their light on me. Pol. Come, go with me: I will go seek the king. This is the very ecstasy of love; 33 Whose violent property fordoes itself, And leads the will to desperate undertakings, As oft as any passion under heaven, That does afflict our natures. I am sorry, — 34 What! have you given him any hard words of late? Ojph. No, my good lord; but, as you did command, I did repel his letters, and denied His access to me. Pol. That hath made him mad. I am sorry that with better heed and judgment I had not quoted 35 him: I fear’d, he did but trifle, And meant to wreck thee; but, beshrew my jealousy! 36 It seems, 37 it is as proper to our age To cast beyond ourselves in our opinions, As it is common for the younger sort To lack discretion. Come, go we to the king; This must be known; which, being kept close, might move More grief to hide, than hate to utter love. 30 [Exeunt. SCENE II. A Room in the Castle. Enter King, Queen, Rosencrantz, Guildenstern, and Attendants. King. Welcome, dear Rosencrantz, and Guildenstern: Moreover that we much did long to see you, The need we have to use you, did provoke 33 ) ecstasy bezeichnet bei Sh. jeden gestörten, abnormen Seelenzustand. 34 ) Den hier unterbrochenen Satz führt Polonius in seiner folgenden Rede zu Ende. 35 ) to quote eigentlich = eine Notiz machen, heisst dann bei Sh. „sich notiren, im Ein¬ zelnen beobachten“, oder auch „die einzelnen Beobachtungen zusammenziehen“. 36 ) beshrew ist ein Ausdruck der Verwünschung, zu dem I zu suppliren. — jealousy — Argwohn. 37 ) Die Qs. haben by heaven , und wenn diese Aenderung, gewiss von Sh. selbst, in Folge der Theatercensur vorgenommen ist — obwohl heaven sonst vor diesem Tribunal Gnade fand (vgl. Anm. 27) — so ist sie jedenfalls eine Verbesserung, da sie die reflectirende grüblerische Redeweise besser charakterisirt. 38 ) Die Verhehlung dieser Dinge, schliesst Polonius in dem ihm zusagenden gesuchten Antithesenstyl, w r ürde mehr Schmerz verursachen, wenn wir ihn verbergen, als Hass, wenn wir die Liebe (d. h. Hamlets vermeintliche Liebe zur Ophelia) offenbarten. — Die Qs. fügen diesem Reimpaar noch ein Come bei. Sc. 2. Prince of Denmark. 51 Our hasty sending. Something have you heard Of Hamlet’s transformation; so I call it, Since not 1 th’ exterior nor the inward man Resembles that it was. What it should be, More than his father’s death, that thus hath put him So much from th’ understanding of himself, I cannot deem 2 of: I entreat you both, That, being of so young days brought up with him, And since so neighbour’d to his youth and humour, That 3 you vouchsafe your reste here in our court Some little time; so by your companies 4 • To draw him on to pleasures, and to gather, So much as from occasion you may glean, Whether aught, to us unknown, afflicts him thus, 5 That, open’d, lies within our remedy. Queen. Good gentlemen, he hath much talk’d of you; And, sure I am, two men there are not living, To whom he more adheres. If it will please you To show us so much gentry, 6 and good will, As to expend your time with us a while, For the supply and profit of our hope, 7 Your visitation shall receive such thanks As fits a king’s remembrance. Ros. Both your majesties Might, by the sovereign power you have of us, Put your dread pleasures more into command Than to entreaty. Guil. We 8 both obey; And here give up ourselves, in the full bent, 9 To lay our services freely at your feet, To be commanded. King. Thanks, Rosencrantz, and gentle Guildenstern. *) So die Fol.; die Qs. sith nor. 2 ) Die Qs. lesen dream, was der angenommenen Würde und Gravität des Königs weniger entspricht, als das deem der Fol. 3 ) that ist eine überflüssige Wiederholung des vorhergehenden that. *) Der Plural companies steht, weil von der „Gesellschaft“ Zweier die Rede ist. 5 ) Die Zeile ist zufällig in der Fol. ausgefallen. 6 ) gentry, eigentlich = adliges Wesen, heisst dann Freundlichkeit. 7 ) „zur Unterstützung und zum Gedeihen unsrer Hoffnung“. 8 ) In den Qs. steht But vor we, ganz überflüssig, da, was Guildenstern sagt, keinen Gegensatz zu dem von Rosencrantz Gesagten bildet. Dennoch behalten die meisten Herausgeber’ aus metrischen Gründen dieses but bei, obwohl der Uebergang der Rede von Einem auf den Andern diese Yerspause leicht erklärt. 9 ) in the full bent — mit ganzer Anspannung, soweit der Bogen sich spannen lässt. 4* LIBRARY UNIVERSITY OF ILLINOIS 52 Hamlet, A. II. ' A Queen. Thanks, Guildenstern, and gentle Rosencrantz: And I beseech you instantly to visit My too much changed son. — Go, some of you, And bring these gentlemen where Hamlet is. Gull. Heavens make our presence, and our practices, Pleasant and helpful to him! Queen. Ay, amen! [.Exeunt Rosencrantz, Guildenstern, and some Attendants. Enter Polonius. Pol. Th’ ambassadors from Norway, my good lord, Are joyfully return’d. King. Thou still hast been the father of good news. Pol. Have I, my lord? Assure you, my good liege, I hold my duty, as I hold my soul, Both to my God, and to my gracious king. 10 And I do think, (or else this brain of mine Hunts not the trail of policy 11 so sure As I have 12 us’d to do) that I have found The very cause of Hamlet’s lunacy. King. 0! speak of that; that do I long to hear. Pol. Give first admittance to th’ ambassadors; My news shall be the fruit to that great feast. 13 King. Thyself do grace to them, and bring them in. [Exit Polonius. He tells me, my sweet queen, that 14 he hath found The head and source of all your son’s distemper. Queen. I doubt, it is no other but the main; 15 His father’s death, and our o’erhasty marriage. Re-enter Polonius, with Voltimand and Cornelius. King. Well, we shall sift him. — Welcome, my good friends. Say, Voltimand, what from our brother Norway? Volt. Most fair return of greetings and desires. 16 Upon our first, he sent out to suppress 10 ) meine Ergebenheit und meine Seele widme ich in gleichem Masse meinem Könige wie meinem Gotte. Die Fol. liest one für das and der Qs. 1J ) „die Fährte der Politik“, ein von der Jagd entlehntes Bild. I2 ) die Qs. As it hath. n ) fruit ist der vorzugsweise aus Früchten bestehende Nachtisch, der nach dem Festmahl (great feast) servirt wurde. 14 ) Die Qs. haben hier den Namen der Königin: He tells me, my dear Gertrude, he hath found. Die Verbesserung der Fol. ist gewiss von Sh. selbst. 15 ) seil, source — die hauptsächliche Quelle. 16 ) desires sind die guten Wünsche, die der Dänische König für das Wohl des Norwegischen hatte bestellen lassen. Sc. 2. Prince of Denmark. 53 ['Giving a Paper. His nephew’s levies; which to him appear’d To be a preparation ’gainst the Polack; But, better look’d into, 17 he truly found It was against your highness: whereat griev’d, — That so his sickness, age, and impotence, Was falsely borne in hand, 18 — sends out arrests On Fortinbras; which he in brief obeys, Receives rebuke from Norway, and, in fine, 19 Makes vow before his uncle, never more To give th’ assay of arms against your majesty. Whereon old Norway, overcome with joy, Gives him three thousand crowns 20 in annual fee; And his commission to employ those soldiers, So levied as before, against the Polack: With an entreaty, herein farther shown, That it might please you to give quiet pass Through your dominions for this enterprize; On such regards of safety, and allowance, As therein are set down. 21 King. It likes us well ; 22 And, at our more consider’d 23 time, we ’ll read, Answer, and think upon this business: Mean time, we thank you for your well-took labour. 24 Go to your rest; at night we ’ll feast together: Most welcome home. [. Exeunt Voltimand and Cornelius. Pol. This business is well ended. My liege, and madam; to expostulate What majesty should be, what duty is, Why day is day, night, night, and time is time, Were nothing but to w r aste night, day, and time. Therefore, since brevity is the soul of wit, 37 ) Das Particip bezieht sich, wie das folgende it auf levies ; das Dazwischentreten von a preparation hat den Singular it veranlasst. 18 ) to bear in hand eigentl. in Händen halten, wiegen, heisst dann „täuschen“. 19 ) in fine — endlich. Das Wort fine = Ende, wird selten anders als in dieser adverbialen Verbindung gebraucht. 20 ) Die Qs. vermehren diesen „Jahrgehalt“ um das Zwanzigfache : three score thousand. Crown ist eine Silbermünze, ehemals mit dem Gepräge einer Krone darauf, jetzt fünf Schilling an Werth. 21 ) In dem Aktenstück, das der Gesandte überreicht, sind die näheren Bedingungen, unter denen zur Sicherheit Dänemarks und mit dessen Erlaubniss der Durchmarsch der Nor¬ wegischen Truppen nach Polen Statt finden soll, angegeben. 22 ) to like = gefallen, wird bei Sh. bald als Impersonale mit dem Object der Person, bald als Personale mit dem Object der Sache gebraucht: it likes me und I like it. 23 ) considered = considerate. 2> ) „wohlangewandte Mühe“ von to take a labour. 54 Hamlet, A. II. 7 A And tediousness 25 the limbs and outward flourishes, I will be brief. Your noble son is mad: Mad call I it; for, to define true madness, "What is ’t, but to be nothing else but mad: But let that go. Queen. More matter, with less art. Pol. Madam, I swear, I use no art 26 at all. That he is mad, ’t is true: ’t is true 7 t is pity, And pity ’t is ’t is true: a foolish figure; 27 But farewell it, for I will use no art. Mad let us grant him, then; and now remains, That we find out the cause of this effect; Or rather say, the cause of this defect. 28 For this effect defective comes by cause: Thus it remains, and the remainder thus. Perpend. I have a daughter; have, while she is mine; Who, in her duty and obedience, mark, Hath given me this. Now gather, and surmise. — „To the celestial, and my soul’s idol, the most beautified Ophelia,“ — That ’s an ill phrase, a vild 29 phrase; „beautified“ is a vild phrase; but you shall hear. — Thus: „These in her excellent white bosom, these,“ 30 etc. — Queen. Came this from Hamlet to her? 25 ) der brevity = Kürze im Reden, wird die tediousness — Weitschweifigkeit im Reden gegenübergestellt, wie die Seele dem mit allem äussern Zierrath angethanen Körper ( limbs and outward flourishes). 26 ) Die Königin versteht unter art die gekünstelte Redeweise des Polonius; er fasst das Wort im Gegensatz zur Wahrheit und Natur. 27 ) eine „närrische Redefigur“ nennt er den vorhergehenden Satz, weil es ihm närrisch vorkommt, dass sich derselbe nach Belieben umkehren lässt. 28 ) Mit dem ähnlich klingenden effect und defect wird auch sonst bei Sh. gespielt; so Midsummernight's dream A. 3, Sc. 1. und Merchant of Venice A. 2, Sc. 2. Insofern dieses Ergebniss (effect), d. h. Hamlet’s Wahnsinn ein Mangel (defect) ist, nennt der logisch denkende Polonius es ein mangelhaftes Ergebniss (effect defective ), das eine Ursache haben müsse. 29 ) vild, nicht vite ist Sh.’s Wort, das eben so wenig wie porpentine (vgl. Anm. 5, A. 1, Sc. 5.) und andere Wörter, wo der Unterschied kein bloss orthographischer, sondern ein lautlicher ist, willkührlich mit der modernen Form vertauscht werden darf, wenn auch der Sinn derselbe bleibt. Ein „schlechtes Wort“ nennt Polonius beautified, weil es eigentlich nur „verschönert“ bedeuten kann, hier aber, in dem gesuchten Modestyl, der Hamlet’s Brief charakterisirt, geradezu für „schön“ steht. 30 ) gehört noch zur Abschrift des Briefes. An Ophelia’s „Busen“ richtet Hamlet das Schreiben, da die Damen zu Sh.’s Zeit vorn in der Schnürbrust eine Tasche zur Auf¬ bewahrung von Briefen hatten. So sagt Sh. fast mit denselben Worten in Two Gentle¬ men of Verona A. 3, Sc. 1. Thy letters may be here, though thou art hence — Which, being writ to me, shall be deliver'd — Even in the milk-white bosom of thy love. Sc. 2. Prince of Denmark. 55 Pol, Good Madam, stay awhile; I will be faithful. „Doubt thou the stars are fire, Doubt, that the sun doth move; Doubt truth to be a liar, But never doubt I love. 31 „0 dear Ophelia! I am ill at these numbers: 32 I have not art to reckon my groans; but that I love thee best, 0 most best! 33 believe it. Adieu. Thine evermore, most dear lady, whilst this machine 34 is to him, Hamlet.“ This in obedience hath my daughter shown me; And more above, hath his soliciting», As they fell out by time, by means, and place, All given to mine ear. King. But how hath she Receiv’d his love? Pol. What do you think of me? King. As of a ifcan faithful, and honourable. Pol. I would fain prove so. But what might you think, When I had seen this hot love on the wing, 35 (As I perceiv’d it, I must tell you that, Before my daughter told me) what might you, Or my dear majesty, your queen here, think, If I had play’d the desk, or table-book; 36 Or given my heart a winking, 37 mute and dumb; Or look’d upon this love with idle 38 sight; What might you think? no, I went round 39 to work, And my young mistress thus I did bespeak: „Lord Hamlet is a prince, out of thy star; 40 31 ) to doubt ist in der ersten, zweiten und vierten Zeile des Gedichts = zweifeln, in der dritten = beargwöhnen. 32 ) d. h. es geht mir schlecht mit solchen Yersen, ich verstehe mich nicht darauf. Ebenso bedeutet to reckon ein metrisches Zählen. 33 ) most best ist eine Steigerung des vorhergehenden best. (Vgl. Anm. 6, A. 2, Sc. 1.) 34 ) machine, ein bei Sh. sonst nicht vorkommendes Wort, das aber, wie eine Stelle Ben Jonson’s zeigt, damals den Ton auf der ersten Sylbe hatte, — ein künstlich zusammen¬ gefügtes Werk, ist in Hamlet’s affectirtem Briefstyl — Körper. Ebenso steht im gesuchten Modeton der Zeit is to him für is his. 35 ) im Fluge, im Gange. 36 ) Polonius nennt „Schreibpult und Schreibtafel“ als Förderungen des Liebesbriefwechsels, deren Rolle zu spielen er verschmäht habe. 37 ) So die Fol. Die meisten Herausgeber ziehen unbegreiflicher Weise die Lesart der Qs. working vor. Mute and dumb, d. h. stumm in abstraktem und concretem Sinne, bezieht sich auf I: so dass ich ganz stumm geblieben wäre. 38 ) idle ist thatenlos und gedankenlos zugleich. 39 ) d. h. roundly = geradezu. 40 ) So Q. A., die Qs. und Fol. Erst in der zweiten Fol. von 1632 setzte der Herausgeber, der star „Glücksstern“ nicht verstand, dafür sphere, und die meisten Späteren sind ihm gefolgt. 5G Hamlet, A. II ., This must not be:“ and then I precepts gave her, That she should lock herself from his resort, Admit no messengers, receive no tokens. Which done, she took the fruits of my advice; 41 And he, repulsed, — a short tale to make, — Fell into a sadness; then into a fast; Thence to a watch; thence into a weakness; Thence to a lightness; and by this declension, 42 Into the madness whereon now he raves, And all we wail for. 43 King. Do you think ’t is this? Queen. It may be, very likely. Pol. Hath there been such a time, I ’d fain know that. That I have positively said, ,,’T is so,“ When it prov’d otherwise? King. Not that I know. Pol. Take this from this, if this be otherwise. 44 • If circumstances lead me, I will find Where truth is hid, though it were hid indeed Within the centre. 45 King. How may we try it farther? Pol. You know, sometimes he walks four hours 46 together, Here in the lobby. 47 Queen. So he does, indeed. Pol. At such a time I ’ll loose my daughter to him: Be you and I behind an arras, then: Mark the encounter; if he love her not, 41 ) d. h. sie machte sich meinen Rath zu Nutz. 42 ) den stufenweisen Verfall ( declension ) Hamlet’s giebt also Polonius so an: 1) Schwer- muth; 2) Appetitlosigkeit; 3) Schlaflosigkeit; 4) allgemeine, geistige und körperliche, Schwäche; 5) unstätes Wesen, Unfähigkeit die Gedanken auf einen Punkt zu richten; 6) Wahnsinn mit Raserei (raves). 43 ) zu for ist aus dem vorhergehenden whereon — die Qs. lesen wherein — das relative Pronomen which zu entlehnen. — Für wail haben die Qs. mourn. 44 ) Die Herausgeber fügen zur Erklärung dieses Verses die Bühnenweisung hinzu: Pointing to his Head and Shoulder. Ob der Dichter aber nicht einen andern Sinn damit ver¬ bunden , ob Polonius unter den verschiedenen this nicht etwa die einzelnen Sätze seiner Schlussfolgerungen versteht, ist doch fraglich. 45 ) centre ist bei Sh. vorzugsweise der Mittelpunkt der Erde. 46 ) four hours ist nicht gerade buchstäblich zu nehmen; es bezeichnet eine Reihe von Stunden. So steht in Webster’s Dutchess of Malfi: she will muse four hours together. 47 ) lobby ist der Gang oder die Halle, auf die die Gemächer auslaufen. Wie die Zimmer selbst, war auch die lobby mit gewirkten Teppichen (arras) geschmückt, welche die Wände bedeckten, jedoch weit genug davon abstanden, dass man sich dahinter ver¬ stecken konnte. Sc. 2. Prince of Denmark. 57 And be not from his reason fallen thereon, 48 Let me be no assistant for a state, But keep a farm, and carters. King. We will try it. Enter Hamlet , reading. Queen. But, look, where sadly the poor wretch comes reading. Pol. Away! I do beseech you, both away. I ’ll board 49 him presently: — 0! give me leave. — [Exeunt King, Queen, and Attendants. How does my good lord Hamlet? Ham. Well, god-’a-mercy. 50 Pol. Do you know me, my lord? Ham. Excellent 51 well; you are a fishmonger. 52 Pol. Not I, my lord. Ham. Then, I would you were so honest a man. Pol. Honest, my lord? Ham. Ay, Sir: to be honest, as this world goes, is to be one man picked out of two thousand. 53 Pol. That ’s very true, my lord. Ham. For if the sun breed maggots in a dead dog, being a good kissing carrion, — Have you a daughter ? 54 Pol. I have, my lord. Ham. Let her not walk i’ the sun; conception is a blessing; but not 55 as your daughter may conceive. — Friend, look to ’t. 48 ) thereon stellt, wie vorher whereon (vgl. Anna. 42) — auf Grund dessen, deshalb. 49 ) to hoard = sich an Einen machen, in freundlicher oder feindlicher Absicht. 50 ) d. h. God have mercy — Gott habe Dank! 51 ) die Eol. setzt excellent zweimal. (Vgl. Anm 8, A. 1, Sc. 5.) Solche Wiederholungen, wie sie in Hamlet’s Reden öfter in der Fol. Vorkommen, mögen sie nun vom Schauspieler oder vom Dichter herrühren, sollen jedenfalls Hamlet’s angenommenen Wahnsinn charakterisiren. 52 ) Wie Hamlet mit seinen scheinbar verwirrten und unsinnigen Antworten immer einen, dem Mitredner verhüllten, dem Sh.’schen Publikum aber verständlichen Sinn zu ver¬ binden pflegt, so mag auch in fishmonger, anspielend auf fleshmonger, ein solcher Sinn liegen. In Barnaby Rich’s Irish Hubbub wird das lateinische Senex fornicator mit an old fishmonger übersetzt. 53 ) So die Fol.; die Qs. ten thousand. 54 ) Hamlet nennt den Hund, in welchem die Sonne Maden erzeugt, ein gutes, küssendes Aas, anspielend auf die zutrauliche, dem Herrn schmeichelnde Art des Hundes. Wenn die Sonne in dem todten Hunde, der bei Lebzeiten so anhänglich war, Maden erzeugt, sagt Hamlet in seinem bittern Misstrauen, und um den Polonius zu verletzen, was könnte die Sonne dann nicht erst in der eben so zärtlichen Ophelia erzeugen, die also sich der Sonne nicht aussetzen darf. — Die Herausgeber, diesen Zusammenhang missver¬ stehend, lesen, im Widerspruch mit Qs. und Fol., theilweise: being a god, kissing carrion. 55 ) In den Qs. fehlt not, und die Herausgeber , welche ihnen folgen, setzen hinter conceive einen Gedankenstrich, als sei der Satz unvollendet. Die verschiedenen Bedeutungen von conception und to conceive = begreifen, empfangen, schwanger werden, benutzt Sh. oft zu Wortspielen. 58 Hamlet, A. II. / Pol. How say you by that? 56 [Aside.\ Still harping on my daugh¬ ter : — yet he knew me not at first; he said, I was a fishmonger. He is far gone, far gone: and truly in my youth I suffered much extremity for love; very near this. I ’ll speak to him again. — What do you read, my lord ? Ham. Words, words, words. Pol. What is the matter, 57 my lord? Ham. Between whom ? Pol. I mean, the matter that you read, my lord. Ham. Slanders, Sir: for the satirical slave 58 says here, that old men have grey beards; that their faces are wrinkled; their eyes purging thick amber 59 and plum-tree gum; and that they have a plentiful lack of wit, together with most weak hams: all of which, Sir, though I most powerfully and potently believe, yet I hold it not honesty to have it thus set down; for you yourself, Sir, should be old as I am, if like a crab you could go backward. Pol. Though this be madness, yet there is method in ’t. [Aside Will you walk out of the air, 00 my lord? Ham. Into my grave? Pol. Indeed, that is out o’ the air, — How pregnant 61 sometimes his replies are! a happiness 62 that often madness hits on, which reason and sanity could not so prosperously be delivered of. I will leave him, and suddenly contrive the means of meeting between him and my daughter. — My honorable lord, I will most humbly take my leave of you. 63 56 ) d. li. „was wollt Ihr damit sagen?“ Diese Worte spricht Polonius schwerlich „beiseit“, obwohl die Herausgeber das in den alten Ausgaben ganz fehlende aside davor setzen. 57 ) Unter matter versteht Polonius in seiner Frage den Inhalt des Buchs, das Hamlet liest. Hamlet in seiner Gegenfrage fasst matter als heimliche Angelegenheit und fragt: zwischen welchen Leuten sie verhandelt werde? 58 ) So die Fol., die Qs. rogue. Slave wird oft als Schimpfwort gebraucht. Der „satirische Schurke“ ist wahrscheinlich Juvenal, in dessen zehnter Satire eine ähnliche Schilderung der Gebrechen des Alters vorkommt. 59 ) amber ist nicht eigentlich „Bernstein“ hier, sondern ähnlich, wie plum-tree gum ein Baumharz, das mit der Flüssigkeit verglichen wird, welche die Augen absondern. 60 ) Polonius meint die „Luft“ in der Halle, wo er mit Hamlet spricht, Hamlet die Luft im Allgemeinen, aus der er nur im Grabe herauskommt. 61 ) pregnant ist bei Sh. oft = treffend, greifend, gewandt, und ist dann von dem franz. prenant , altfranzösisch pregnant , herzuleiten. 62 ) happiness — glückliche Begabung, Talent. 63 ) So die Fol. mit einer Verbesserung von Sh.’s Hand. Die Qs. haben viel undeutlicher: I will leave him and my daughter. My lord, I will take my leave of you. — In der ersten Bearbeitung hatte das von Polonius eingeleitete Zusammentreffen Hamlet’s mit Ophelia schon vor dieser Scene Statt gehabt; und als Sh. bei der zweiten Bearbeitung :] die Umstellung vornahm, übersah er, wie es scheint, dass Polonius die Tochter für das beabsichtigte Rendez-vous noch nicht in Bereitschaft hatte; erst später schrieb er die Stelle so, wie sie in der Fol. steht. Sc. 2. Prince of Denmark. 59 Ham. You cannot, Sir, take from me any thing that I will more willingly part withal; 64 except my life, except my life, except my life. 65 Pol. Fare you well, my lord. Ham. These tedious old fools! Enter Rosencrantz and Guildenstern. Pol. You go to seek the lord Hamlet; there he is. Bos. God save you, Sir! [To Polonjus. [Exit POLONIUS. Guil. Mine honour’d lord! — Bos. My most dear lord! Ham. My excellent good friends! How dost thou, Guildenstern? Ah, Rosencrantz! Good lads, how do ye both? Bos. As the indifferent children of the earth. Guil. Happy, in that we are not overhappy; On fortune’s cap we are not the very button. Ham. Nor the soles of her shoe? Bos. Neither, my lord. Ham. Then you live about her waist, or in the middle of her favours? Guil. ’Faith, her privates we. 66 Ham. In the secret parts of fortune? 0! most true; she is a strumpet. What new's ? Bos. None, my lord, but that the world ’s grown honest. Ham. Then is dooms-day near; but your news is not true. Let 67 me question more in particular: what have you, my good friends, deserved at the hands of fortune, that she sends you to prison hither? Guil. Prison, my lord! Ham. Denmark’s a prison. Bos. Then, is the world one. Ham. A goodly one; in which there are many confines, wards, and dungeons, Denmark being one of the worst. 68 Bos. We think not so, my lord. Ham. Why, then ’t is none to you; for there is nothing either good or bad, but thinking makes it so: to me it is a prison. Bos. Why, then your ambition makes it one: ’t is too narrow for your mind. 64 ) withal steht bei Sh. häufig für with , sobald das zu with gehörige relative Pronomen nicht darauf folgt, sondern vorausgegangen ist, wie hier z. B. that. 65 ) Die Qs. haben nur except my life, my life. 6 ‘') seil. are. — Privates sind zugleich „Vertraute“ und „gemeine Soldaten“. Guildenstern fasst das Wort im letzteren Sinne, Hamlet versteht es im ersteren. 67 ) Das folgende bis zu Hamlet’s Worten: I am most dreadfully attended fehlt in den Qs. und ist ein Zusatz der Fol. €8 ) Da confines, wards und dungeons sämmtlich Abtheilungen desselben Gefängnisses, der Welt, sind, so lässt sich worst unterschiedlos auf alle drei beziehen. 60 A. II. Hamlet, Ham. 0 God! I could be bounded in a nut-shell, and count myself a king of infinite space, were it not that I have bad dreams. Guil. Which dreams, indeed, are ambition; for the very substance of the ambitious is merely the shadow of a dream. Ham. A dream itself is but a shadow. Bos. Truly, and I hold ambition of so airy and light a quality, that it is but a shadow’s shadow. Ham. Then are our beggars bodies, 69 and our monarchs, and outstret¬ ched 70 heroes, the beggars’ shadows. Shall we to the court? for, by my fay, 71 I cannot reason. Bos., Guil. We ’ll wait 72 upon you. Ham. No such matter: I will not sort you with the rest of my servants; for, to speak to you like an honest man, I am most dreadfully attended. But, in the beaten way of friendship, 73 what make you at Elsinore? Bos. To visit you, my lord; no other occasion. Ham. Beggar that I am, I am even poor in thanks; but I thank you: and sure, dear friends, my thanks are too dear, a halfpenny. 74 Were you not sent for? Is it your own inclining? Is it a free visitation? Come, come; deal justly with me: come, come; nay, speak. Guil. What should we say, my lord? Ham. Why any thing. But to the purpose. 75 You were sent for; and there is a kind of confession in your looks, which your modesties 76 have not craft enough to colour: I know, the good king and queen have sent for you. Bos. To what end, my lord? Ham. That you must teach me. But let me conjure you, by the rights of our fellowship, by the consonancy of our youth, by the obligation of our ever-preserved love, and by what more dear a better proposer 77 could charge you withal, be even and direct with me, whether you were sent for, or no? 69 ) Die bodies =- Körper, wesentliche Substanzen, werden hier den shadows = wesen¬ losen Schatten gegenübergestellt. 7°) _ gespreizt, als Bezeichnung des Uebermuths. Hamlet denkt dabei an Theaterhelden. 71 ) Das veraltete fay = faith wendet Sh. nur selten und immer nur wie hier, in by my fay an. 72 ) to wait upon ist im Sinne der Freunde = folgen; Hamlet fasst es auf = aufwarten wie Diener, und klagt, wie schlecht er bedient werde ( most dreadfully attended). 73 ) um auf dem gebahnten Wege, im Gleise, der Freundschaft zu bleiben. 74 ) Hamlet ist so einflusslos und arm, dass sein Dank nichts werth ist, und selbst mit einem halben Pfennig zu theuer bezahlt wäre. 75 ) So die Fol., deren Interpunction Hamlet’s Worten eine heissende Ironie verleiht. Die Qs. interpungiren: Why any thing, but to the purpose, d. h. Antwortet irgend Etwas, wenn es nur zur Sache gehört. 76 ) your modesties ist hier eine scherzhafte Titulatur, wie z. B your majesties. Modesty ist hier nicht so sehr = Bescheidenheit, als vielmehr — Ehrbarkeit, Unschuld. 77 ) to propose — vortragen, reden, withal ist eine ungenaue Wiederholung des by, mit dem der Relativsatz beginnt. Sc. 2. Prince of Denmark. 61 Bos. What say you? 78 Ham. Nay, then I have an eye of you. 79 — If you love me, hold not off. Guil. My lord, we were sent for. Ham. I will tell you why; so shall my anticipation prevent your dis¬ covery , and your secrecy to the king and queen moult no feather. 80 I have of late, (but wherefore I know not) lost all my mirth, foregone all custom of exercises; and, indeed, it goes so heavily with my disposition; 81 that this goodly frame, the earth, seems to me a steril promontory; this most excellent canopy, the air, look you, this brave o’erlianging firmament, 82 this majestical roof fretted with golden fire, why, it appearetli no other thing 83 to me, but a foul and pestilent congregation of vapours. What a piece of work is a man! How noble in reason! how infinite in faculty! in form and moving, how express 84 and admirable! in action, 85 how like an angel! in apprehension, how like a god! the beauty of the world! the paragon of animals! 86 And yet, to me, what is this quintessence of dust? man delights not me; no, nor woman neither, 87 though by your smiling you seem to say so. Bos. My lord, there was no such stuff in my thoughts. Ham. Why did you laugh, then, when I said, man delights not me? Bos. To think, my lord, if you delight not in man, what lenten enter¬ tainment 88 the players shall receive from you: we coted 89 them on the way, and hither are they coming to offer you service. 78 ) Die Herausgeber fügen die Bühnenweisung hinzu: To Guildenstem, als ob Bosencrantz in seiner Verlegenheit sich an seinen Freund wende und dem die Beantwortung der Frage Hamlet’s überlasse. Vielleicht aber richtet Rosencrantz diese Worte: What say you? an Hamlet, um Zeit zu gewinnen und einer entscheidenden Antwort womöglich auszuweichen. In Q. A. sagt Guildenstem : What say you? 79 ) Dafür hat Q. A. Nay, then I see how the wind sits. — Das Aside, das die Herausgeber hinzusetzen, ist vielleicht nicht im Sinne Sh.’s. Hamlet verhehlt überall sehr wenig das Misstrauen, das er gegen die Beiden hegt, und scheut sich auch hier nicht, sie merken zu lassen, dass er „ein Auge auf sie hat“. 80 ) Die Fol. liest of your secrecy , und setzt hinter queen ein Punktum. Aber moult no feather gehört gewiss zu secrecy. „Eure Verschwiegenheit, die Ihr dem König und der Königin gelobtet, wird heil bleiben, keine Feder verlieren, wenn ich Eure Enthüllung vorwegnehme, wenn ich Euch die Verlegenheit erspare, Euer Gelöbniss zu brechen“. 81 ) „es steht so schwermüthig um meine Stimmung“. 82 ) Die Fol. lässt firmament aus, so dass nach ihrer Lesart o J erhanging Substantiv ist, wie canopy und roof. 83 ) Die Qs. nothing. 8 q = expressive ausdrucksvoll. 85 ) unter action ist hier schwerlich, wie Schlegel übersetzt, „Handeln“, sondern „Haltung, Geberde, Anstand“ zu verstehn. 86 ) „das Muster lebendiger Geschöpfe“. 87 ) Solche Häufung der Negationen ist bei Sh. sehr gewöhnlich. 8Ö ) d. h. eine Aufnahme oder Bewirthung, wie man sie zur Fastenzeit (lent) erhält. So steht Twelfth Night A. 1, Sc. 5. a good lenten answer = eine magere, kümmerliche Antwort. 89 ) to cote ist = an Jemandem vorbeikommen, Jemandes Seite (cote) streifen. 62 Hamlet, A. II. y Ham. He that plays the king, shall be welcome; his majesty shall have tribute of me: the adventurous knight shall use his foil and target: the lover shall not sigh gratis: the humorous man 90 shall end his part in peace: the clown shall make those laugh, whose lungs are tickled o’ the sere, 91 and the lady shall say her mind freely, or the blank verse shall halt for ’t. — What players are they? Bos. Even those you were wont to take such delight in, the tragedians of the city. 92 Ham. How chances it, they travel? their residence, both in reputation and profit, was better both ways. 93 Bos. I think, their inhibition 94 comes by the means of the late inno¬ vation. 95 Ham. Do they hold the same estimation they did when I was in the city? Are they so followed? Bos. No, indeed, they are not. 96 Ham. How comes it? Do they grow rusty? Bos. Nay, their endeavour keeps in the wonted pace: but there is, Sir, an eyry of children, little eyases, that cry out on the top of question, 97 and 90 ) d. h. der Schauspieler, der die humoristischen Charactere, wie z. B. Faulconbridge in King John, Jaques in As you like it, Mercutio in Romeo and Juliet darzustellen hat, streng unterschieden von dem eigentlichen Lustigmacher, dem Träger der gröberen Komik, dem clown, der gleich nachher erwähnt wird. 91 ) Dieser Satz findet sich nur in der Fol. nicht in den Qs. — Q. A. hat dafür the clown shall make them laugh that are tickled in the lungs. Es muss das to he tickled o' the sere, obgleich eine dunkle, nicht völlig aufgeklärte Phrase, jedenfalls eine krankhafte Affection der Lunge sein, von der man sich durch Lachen zu befreien sucht. Solchen Leidenden muss also der Lustigmacher sehr willkommen sein. 92 ) Bei city dachte Sh.’s Publikum alsbald an London und verstand ohne Weiteres in den folgenden Reden die vom Dichter eingelegten Anspielungen auf die damaligen Theater¬ verhältnisse, die uns weniger deutlich und verschiedener Auslegung fähig sind. 93 ) both ways bezieht sich auf in reputation and profit. In beider Hinsicht war ein ste¬ hendes Theater für sie besser, als ein wanderndes. 97 ) inhibition ist das Verbot oder die Hemmung, die die Vorstellungen der Truppe in der city erfahren hatten, wodurch sie zu Kunstreisen und Gastvorstellungen in der Provinz gezwungen wurden. 95 ) innovation — Neuerung, ist entweder dieses Verbot selbst, insofern ein solches früher nie erlassen war, oder der kürzlich erfolgte Umschwung im Geschmack des Publikums, der sich von den altbewährten Schauspielern abwandte und den Kindertheatern zukehrte, die jetzt in die Mode kamen. Das Wesen dieser Kindertheater, wie sie, aus den Chor¬ knaben der königlichen Kapelle und mehrerer Stiftschulen rekrutirt und von einer angeblich feinen Aesthetik patronisirt, zu Sh.’s Zeit auch mit den übrigen Truppen concurrirten, wird dann in den folgenden Wechselreden, die sich jedoch nur in der Fol. und einigermassen modificirt in Q. A. finden, näher besprochen, und das Precäre ihrer Existenz nachgewiesen. 9f) ) d. h. sie haben nicht mehr solchen Zuspruch wie früher. Das Folgende bis Hercules, and his load too fehlt in den Qs. 97 ) Diese jugendlichen Schauspieler mit ihren dünnen Stimmen, die sie deshalb ungebührlich anstrengen müssen, um sich nur vernehmbar zu machen ( that cry out on the top of question), werden kleine Nestküchlein genannt, die eben aus dem Ei gekrochen sind. Sc. 2. Prince of Denmark. G3 are most tyrannically clapped for ’t: these are now the fashion; and so berattle 98 the common stages, (so they call them) that many, wearing rapiers, are afraid of goose quills, and dare scarce come thither. Ham. What! are they children? who maintains them? how are they escoted? 99 Will they pursue the quality 100 no longer than they can sing? will they not say afterwards, if they should grow themselves to common players, (as it is most like, if their means are not better) their writers do them, wrong, to make them exclaim 101 against their own succession? Bos. ’Faith, there has been much to do on both sides; and the nation holds it no sin, to tarre them to controversy: there was, for a while, no money bid for argument, unless the poet and the player went to cuffs in the question. 102 Ham. Is it possible? Guil. 0! there has been much throwing about of brains. Ham. Do the boys carry it away? Bos. Ay, that they do, my lord; Hercules, and his load too. 103 Ham. It is not strange; for my uncle is king of Denmark, and those, that would make mowes at him while my father lived, give twenty, forty, fifty, an hundred ducats a-piece, for his picture in little. 104 ’Sblood, there is something in this more than natural, if philosophy could find it out. [Flourish of Trumpets within. Guil. There are the players. Ham . Gentlemen, you are welcome to Elsinore. Your hands. Come, then; the appartenance of welcome is fashion and ceremony: let me comply 105 98) sie „verschreien“ die übrigen Theater als gemein (common) , so dass selbst wehrhafte Leute, Cavaliere, aus Scheu vor den „Gänsefedern“, die den Kindern zur Seite stehen und ihnen ihre Dramen mit Satiren auf die andern Bühnen zurechtmachen, nicht mehr jene älteren Theater zu besuchen wagen. ") d. h. wer bezahlt ihre Zeche? — to escote von dem französischen escot. I0 °) quality ist vorzugsweise die Schauspielerkunst, welche diese Kinder nur so lange betreiben können, als ihre Stimme sich nicht gebrochen hat. Für Sh.’s Publikum lag in dem than they can sing zugleich eine Anspielung auf das Chorsängeramt, das sie, zugleich mit der Schauspielerkunst, in der Kapelle oder Kathedrale versahen, und das sie verlieren mussten, wenn sie heranwuchsen und die hohe Stimme verloren. 101 ) to exclaim — losziehen, nämlich gegen ihre eigne Folgezeit. 102 ) Ein Tadel gegen das Publikum, welches schadenfroh diesen Plänkeleien zwischen den verschiedenen Theatern zuschaute und nur solche Dramen sehen mochte, deren Dialog ( question ) der Dichter und Schauspieler mit solcher Polemik gewürzt hatte. — Argument ist der dramatische Stoff, der nach dem Geschmack des Publikums ausgewählt und behandelt werden musste, wenn die Directoren Geld dafür bezahlen sollten ( money bid). 103 ) Anspielung auf das Globustheater, dessen Mitbesitzer und Schauspieler Sh. war und dessen Abzeichen ein Herkules, wie er den Globus trägt, bildete. Diesen Herkules sammt seiner Weltkugel tragen die Kinderschauspieler als Sieger davon. 104 ) picture in little = ein Bild in verkleinertem Massstabe. Hamlet führt die Verehrung, die sein Oheim jetzt geniesst, als Seitenstück zu der Geschmacksänderung an, die in dem Emporkommen der Kindertheater sich darthut. 105 ) to comply, = willfährig sein, ist dann in affectirter Sprache, deren sich Hamlet den Höflingen gegenüber bedient, — höflich sein. 64 Hamlet, A. H. with you in this garb, lest my extent to the players, 106 (which, I tell you, must show fairly outward) should more appear like entertainment than yours. You are welcome; but my uncle-father, and aunt-mother, are deceived. Guil. In what, my dear lord? Ham . I am but mad north-north-west: when the wind is southerly, 1 know a hawk from a handsaw. 107 Enter Polonius. Pol . Well be with you, gentlemen! Ham. Hark you, Guildenstern; — and you too; — at each ear a hearer: that great baby, you see there, is not yet out of his swathing-clouts. Bos. Haply, he ’s the second time come to them; for, they say, an old man is twice a child. Ham. I will prophesy, he comes to tell me of the players; mark it. — You say right, Sir: o’ Monday morning: ’t Avas then, indeed. 108 Pol. My lord, I have news to tell you. Ham. My lord, I 109 have news to tell you. When Roscius w 7 as an actor in Rome, — Pol. The actors are come hither, my lord. Ham. Buz, buz! 110 Pol. Upon my honour, — Ham. Then came each actor on his ass, — 411 Pol. The best actors in the world, either for tragedy, comedy, history, pastoral, pastoral-comical, historical-pastoral, tragical-historical, tragical-comical- historical-pastoral, scene individable, or poem unlimited: 112 Seneca cannot be too heavy, nor Plautus too light. For the law of writ, and the liberty, these are the only men. Ham. „0 Jephtliah, Judge of Israel,“ 113 what u treasure liadst thou! 106 ) die Ehre, die er den Schauspielern zu erweisen gedenkt, darf einer freundlichen Auf¬ nahme nicht ähnlicher sehen, als die den Beiden erwiesene. lü7 ) handsaw ist in dieser sprichwörtlichen Redensart aus hernshaw corrumpirt. Einen Reiher vom Falken zu unterscheiden, war ein bescheidener Grad von Vernunft. 108) richtet diese Worte an Einen der Beiden, als sei er, ohne Polonius' Kommen zu gewahren, mit ihnen in einem Gespräch begriffen. 109 ) Der Nachdruck liegt auf I. 110 ) Buz, buz! drückt aus, dass Hamlet von dem nichts hören will, was Polonius ihm berichten möchte. 11! ) Vielleicht ein Balladenfragment, das Hamlet citirt oder travestirt. 112 ) scene individable bezieht sich auf die in den Dramen beobachtete Einheit des Orts, poem unlimited auf ein Werk, das solche Schranken nicht kennt. Diese Schauspieler, in ihrer von Polonius bis in’s Einzelne gepriesenen Vielseitigkeit, werden mit dem Tragiker Seneca wie mit dem Komiker Plautus fertig, und einzig sind sie (the only men) in der Beobachtung des Geschriebenen (for the law of writ) wie in der Freiheit des Improvisirens ( the liberty). 113 ) Das Versfragment und die folgenden Verse sind Citate aus einer Ballade: The Song of Jephtha’s Daughter, die auch in Percy’s Reliques abgedruckt ist. Solche biblische Balladen nennt Hamlet gleich nachher pious chansons. Sc. 2. Prince of Denmark. 65 Pol. What a treasure had he, my lord? Ham. Why — „One fair daughter, and no more, The which he loved passing 114 well.“ Pol. Still on my daughter. [Aside. Ham. Am I not i’ the right, old Jephthah? Pol. If you call me Jephthah, my lord, I have a daughter that I love passing well. Ham. Nay, that follows not. Pol. What follows, then, my lord? Ham. Why, „As by lot, God wot,“ And then, you know, „It came to pass, as most like it was,“ — The first row of the pious chanson 115 will show you more; for look, where my abridgments come. 116 Enter Four or Five Players. You are welcome, masters; welcome, all. — I am glad to see thee well: — welcome, good friends. — 0, old friend! Why, thy face is valanced 117 since I saw thee last: com’st thou to beard me in Denmark? — What! my young lady and mistress! 118 By-’r-lady, your ladyship is nearer to heaven, than when I saw you last, by the altitude of a chopine. Pray God, your voice, like a piece of uncurrent gold, be not cracked within the ring. Masters, you are all welcome. We ’ll e’en to ’t like French falconers, fly 119 at any thing we see: we ’ll have a speech straight. Come, give us a taste of your quality; 120 come, a passionate speech. 1 Play. What speech, my good lord? 114 ) passing als Adverbium — überaus , kommt von to pass — to exceed. 115 ) Einige Qs. und die Fol. haben Pons chanson, Q. A. verständlicher godly ballad. \ gl. Anm. 113. 116 ) Seine Zeitverkürzungen, seinen Zeitvertreib nennt er die Schauspieler, die er als alte Bekannte, von der Zeit her, da er in der city sich aufhielt, begrüsst. 117 ) io valance von valance = Franse, eigentlich mit solcher Franse versehen, wendet Hamlet hier auf den Bart des Schauspielers an, der das Gesicht wie mit einer Franse umzieht. Auf dieses bärtige Ansehn bezieht sich auch to beard, das zugleich „Trotz bieten“ und „den Bart zeigen“ bedeutet. Für das valanced der Q. A. und der Qs. hat die Fol. valiant. 1J ®) Mit diesen Worten wendet sich Hamlet an den jugendlichen Schauspieler, der in der city noch die Damenrollen spielte, der aber jetzt um die Höhe eines Weiberschuhes mit hohem Absatz (chopine) gewachsen ist, und zugleich seine Diskantstimme gebrochen hat, wie ein Goldstück, das ungültig (uncurrent) wurde, wenn es innerhalb des Münzrandes (ring) gebrochen war. 119 ) to fly ist der technische Ausdruck der Falkenjagd, — den Vogel fliegen lassen; in dieser Jagd thaten sich zu Sh.’s Zeit besonders die Franzosen hervor. 120 ) Yg) A.nm. 100. 5 G6 Hamlet, A. II. Ham. I heard thee speak me a speech once, — hut it was never acted; or, if it was, not above once, for the play, I remember, pleased not the million; 121 ’t was caviare to the general: 122 but it was (as I received it, and others, whose judgments in such matters cried in the top of mine) 123 an ex¬ cellent play; well digested in the scenes, set down with as much modesty as cunning. I remember, one said, there were no sallets 124 in the lines to make the matter savoury, nor no matter in the phrase that might indict the author of affectation, 125 but called it an honest method, as wholesome as sweet, and by very much more handsome than fine. One speech in it I chiefly loved: ’t was HSneas’ tale to Dido; and thereabout of it especially, where he speaks of Priam’s slaughter. If it live in your memory, begin at this line: — let me see, let me see; — „The rugged Pyrrhus, like the Hyrcanian beast,“ 126 — ’t is not so; it begins with Pyrrhus. „The rugged Pyrrhus, — he, whose sable arms, „Black as his purpose, did the night resemble „When he lay couched in the ominous horse, 127 „Hath now r this dread and black complexion smear’d „With heraldry more dismal; head to foot „Now t is he total gules; 128 horridly trick’d „With blood of fathers, mothers, daughters, sons; „Bak’d and impasted with the parching streets, „That lend a tyrannous and a damned light 121 ) million, eine unbestimmte grosse Zahl, bezeichnet den grossen Haufen, die Masse des Volkes. 122 ) Caviar, eine ausländische Delicatesse, die das gemeine Volk (genial) nicht zu schätzen wusste. 123 ) d. h. deren Kritik sich vernehmlicher machte, als die meinige. Indirect appellirt Sh. von seinem Urtheil über den Werth des fraglichen Stückes an das Urtheil Anderer von grösserer Geltung. Das Drama, w^enn es wirklich existirt hatte, und seine Existenz keine für den Zweck Hamlet’s fingirte war, kann nur von Sh. selbst herrühren und das demselben ertheilte Lob ein ernsthaft gemeintes sein. 124 ) sallets muss hier „salzige, pikante Würze“ bedeuten. 125 ) So die Fol., die Qs. affection , was Sh. allerdings = affectation gebraucht. — Der Schluss des Satzes as wholesome — — fine fehlt in der Fol. Der Gegensatz zwischen handsome und fine beruht darauf, dass Ersteres die ächte, natürliche Schönheit, das Zweite die künstliche, gesuchte Schönheit bezeichnet. 126 ) Genauer heisst es in Macbeth A. 3, Sc. 2. the Hyrcan tiger. 127) Pyrrhus’ schwarze Waffenrüstung glich an finsterm Aussehen der Nacht, die er in dem hölzernen Pferde zubrachte, das die Trojaner in die Stadt holten. 12b ) gules als Substantiv, von dem französischen gueules, bezeichnet das Roth in der Wappen¬ malerei (heraldry), wie sable das Schwarz. Auch trick’d gehört zu diesen technischen Aus¬ drücken, = „durchstreift, gestreift“, von den Streifen auf dem Wappen gebraucht. Trick’d wie die folgenden Participien bak’d und impasted gehören zu total gules, nicht zu he. Sc. 2. Prince of Denmark. 67 „To their vild murders: 129 Roasted in wrath, and fire, „And thus o’er-sized with coagulate gore, „With eyes like carbuncles, the hellish Pyrrhus „Old grandsire Priam seeks; 44 — So, proceed you. 130 Pol. ’Fore God, my lord, well spoken; with good accent, and good discretion. 1 Play. „Anon he finds him „Striking too short at Greeks: his antique sword, „Rebellious to his arm, lies where it falls, „Repugnant to command. Unequal match, 131 „Pyrrhus at Priam drives; in rage, strikes wide; „But 132 with the whiff and wind of his fell sword „The unnerved father falls. Then senseless Ilium, 133 „Seeming to feel this blow, with flaming top „Stoops to his base; and with a hideous crash „Takes prisoner Pyrrhus’ ear: for, lo! his sword „Which was declining on the milky head „Of reverend Priam, seem’d i’ the air to stick: „So, as a painted tyrant, 134 Pyrrhus stood; „And, like a neutral to his will and matter, 135 „Did nothing. „But, as we often see, against some storm, „A silence in the heavens, the rack 136 stand still, „The bold winds speechless, and the orb below „As hush as death, anon the dreadful thunder „Doth rend the region; 137 so, after Pyrrhus’ pause, „Aroused vengeance sets him new a-work, 12 9) their bezieht sich auf fathers etc, deren „arge Niedermetzelung“ die brennenden, sen¬ genden Strassen beleuchten. So die Fol. — Die Herausgeber lesen statt dessen mit den Qs.: To their lord's murder ; weniger gut, da Priamus’ Mord erst nachher geschildert wird und hier nicht anticipirt werden darf. 13 °) So, proceed you — der Nachdruck liegt auf you — fehlt in der Fol. 131 ) So die Fol., wo unequal match, = ungleicher Gegner, imposition zu Pyrrhus ist. Die Qs. unequal match'd. 132 ) but ist hier „nur, bloss“. Priamus stürzt schon hin von dem blossen Sausen des Schwertes durch die Luft. 133 ) Selbst das leblose Ilium, Priamus’ Burg, fühlt diesen Schlag und stürzt mit ihm zusammen. m ) Weiter ausgeführt findet sich das Bild eines painted tyrant in Macbeth A. 5, Sc. 7. We ’ll have thee, as our rarer monsters are — Painted upon a pole, and underwrit — Here may you see the tyrant. 135 ) d. h. wie ein gegen seine Absicht und Angelegenheit Gleichgültiger. Neutral ist auch sonst bei Sh. = gleichgültig, theilnahmlos, und steht hier substantivisch. 136 ) rack ist der Wolkenzug am Himmel. 137 ) region, auch ohne weiteres Epitheton, gebraucht Sh. vorzugsweise für die Luftregion. 5 * G8 Hamlet, A. II. „And never did the Cyclops’ hammers fall „On Mars his armour, 138 forg’d for proof eterne, 139 „With less remorse 140 than Pyrrhus’ bleeding sword „Now falls on Priam. -— „Out, out, 141 thou strumpet Fortune! All you gods, „In general synod, 142 take away her power; „Break all the spokes and fellies from her wheel, „And bowl the round nave down the hill of heaven, „As low as to the fiends!“ Pol. This is too long. Ham. It shall to the barber’s, with your beard. — Pr’ythee, say on: — he ’s for a jig, or a tale of bawdry, or he sleeps. 143 — Say on: come to Hecuba. 1 Play. „But who, 0! who had seen the mobled queen“ — 144 Ham. The mobled queen? Pol. That ’s good; mobled queen is good. 1 Play. „Run barefoot up and down, threat’ning the flames „With bisson rheum; 145 a clout upon that head, „Where late the diadem stood; and, for a robe, „About her lank and all-o’erteemed loins, 146 „A blanket, in th’ alarm of fear caught up; „Who this had seen, with tongue in venom steep’d, „’Gainst fortune’s state would treason have pronounc’d: „But if the gods themselves did see her then, 138 ) So die Fol., wo his angewandt wird, am das Zusammentreffen zweier s zu vermeiden. So steht inTroilus and CressidaA. 5, Sc. 2 Mars his heart für Mars's heart. 139 ) eterne alterthümlich für eternal. Sh. gebraucht dasselbe zu seiner Zeit schon veraltete Wort auch in Macbeth A. 3, Sc. 2. HO) rem orse ist nicht bloss = Gewissensbiss, sondern = Mitleid, Erbarmen bei Sh. 141 ) ein Ausruf des Abscheus = pfui! 14 2 ) Auch in As you like it A. 3, Sc. 2 wird synod von der Versammlung der Götter gebraucht: Thus Rosalind of many parts by heavenly synod was devis'd. 143 ) Polonius schläft bei pathetischen Stücken ein und hat nur Sinn für lustige Gesangs¬ vorträge, wie sie, von Musik und bisweilen auch von Tanz begleitet, als Intermezzo auf dem Theater zu Sh.’s Zeit unter dem Namen jig vorkamen. m ) So hier und in den folgenden Zeilen der Q. A. und der Qs. Die Fol. liest dafür inobled und Inobled, was, wenn es kein Druckfehler sein sollte, wogegen die dreifache Wiederholung spricht, = ennobled sein müsste. Mobled identiflciren die Herausgeber entweder mit dem provinziellen to mable — verschleiern, oder dem gleichfalls provin¬ ziellen to rnabble — den Kopf nachlässig einhüllen oder bekleiden. Der eigentliche Sinn des Dichters ist jedenfalls noch zweifelhaft; dass er aber ein absonderliches Wort gemeint hat, geht aus dem Anstoss hervor, den Hamlet daran nimmt, wie aus der Billigung, die Polonius dazu ausspricht. 145 ) bisson, eigentlich = blind (so in Coriolanus A. 2, Sc. 1) muss hier, von dem Thränennass gebraucht, „blindmachend“ bedeuten, wie Sh. die Bedeutung von leperous ähnlich modificirt. Vgl. Anm. 19, A. 1, Sc. 5. 146 ) Die Lenden der kinderreichen Hekuba waren von ihren häufigen Wehen ganz erschöpft. Sc. 2. Prince of Denmark. 69 „When she saw Pyrrhus make malicious sport „In mincing with his sword her husband’s limbs, „The instant burst of clamour that she made, „(Unless things mortal move them not at all) „Would have made milch 147 the burning eyes of heaven, „And passion 148 in the gods.“ Pol. Look, whether he 149 has not turned his colour, and has tears in ’s eyes! -— Pr’ythee, no more. Ham. ’T is well; I ’ll have thee speak out the rest of this soon. — Good my lord, will you see the players well bestowed? 150 Do your hear, let them be well used; for they are the abstracts, 151 and brief chronicles, of the time: after your death you were better have a bad epitaph, than their ill report while you lived. Pol. My lord, I will use them according to their desert. Ham. God’s bodikin, 152 man, much better: use every man after his desert, and who should ’scape whipping? Use them after your own honour and dignity: the less they deserve, the more merit is in your bounty. Take them in. Pol. Come, Sirs. [Exit Polonius, with some of the Players. Ham. Follow him, friends: we ’ll hear a play to-morrow. — Dost thou hear me, old friend? can you play the murder of Gonzago? 1 Play. Ay, my lord. Ham. We ’ll have it to-morrow night. You could, for a need, study a speech of some dozen or sixteen lines, which I would set down and insert in ’t, could you not? 1 Play. Ay, my lord. Ham. Very well. — Follow that lord; and look you mock him not. [Exit Player .] My good friends, [To Ros. and Guil.] I ’ll leave you till night: you are welcome to Elsinore. Ros. Good my lord! [Exeunt Rosencrantz and Guildenstern. 147 ) milch ist Adjectiv, eigentlich — Milch gebend, dann auch mit dichterischer Metapher von anderer Feuchtigkeit, hier von Thränen, gebraucht. 148 ) passion ist hei Sh. jeder leidenschaftliche Gemüthszustand und dessen Aeusserung. 149 ) Polonius macht den Hamlet darauf aufmerksam, wie der recitirende Schauspieler von seinem eigenen Yortrag ergriffen ist. In Q. A. sagt Polonius: Look, my lord, if he hath not chang'd his colour etc. 150 ) d. h. wohl untergebracht, wohl einquartiert. 151 ) So die Fol.; Q. A. hat: the Chronicles and brief abstracts; die Qs., denen die Heraus¬ geber meistens folgen, lesen: the abstract and brief chronicles. Jedenfalls ist abstract hier substantivisch = Inbegriff, Epitome. 152 ) God’s bodikin oder Od's Bodikin, wie einige Qs. lesen, um den Missbrauch des göttlichen Namens zu verschleiern, wird zur Betheurung gebraucht, wie God’s bread in Romeo and Juliet A. 3, Sc. 5. Bodikin ist ein veraltetes Diminutiv von body, wie lakin für ladykin von lady. Tempest A. 3, Sc. 3. I 70 Hamlet, A. H. * Ham. Ay, so, God be wi’ you. 153 — Now I am alone. 0, wliat a rogue and peasant slave am I! Is it not monstrous, that this player here, But in a fiction, in a dream of passion, Could force his soul so to his whole conceit, 154 That, from her working, all his visage wann’d; Tears in his eyes, distraction in ’s aspect, 155 A broken voice, and his whole function suiting With forms to his conceit? 156 and all for nothing! For Hecuba? What ’s Hecuba to him, or he to Hecuba, That he should weep for her? What would he do, Had he the motive and the cue 157 for passion, That I have? He would drown the stage with tears, And cleave the general ear with horrid speech; 158 Make mad the guilty, and appal the free, 159 Confound the ignorant; and amaze, indeed, The very faculties of eyes and ears. 160 Yet I, A dull and muddy-mettled rascal, peak, Like John a-dreams, 161 unpregnant 162 of my cause, And can say nothing; no, not for a king, Upon whose property, and most dear life, A damn’d defeat 163 was made. Am I a coward? Who calls me villain? breaks my pate across? Plucks off my beard, and blows it in my face? 153 ) die Fol. hat God buy ye, die Qs. God buy to you und die Herausgeber weichen von beiden Lesarten zu willkührlicli ab, indem sie setzen: good bye to you. 154 ) d. h. ganz seinem Phantasiebilde entsprechend. Das whole der Pol. sagt gewiss mehr, als das own der Qs. Zweifelhafter ist es, ob in der folgenden Zeile auch mit der Fol. warm'd für wann'd zu lesen wäre. To wan, von dem adjektivischen wan, = bleich, ist = bleich werden. 155 ) Da Sh. aspect immer auf der zweiten Sylbe betont, so ist die Lesart der Fol. in 's aspect der der Qs. in his aspect aus metrischen Gründen vorzuziehen. 156 ) seine gesammte Sinnesthätigkeit passte sich äusserlich seiner Auffassung von der dar¬ zustellenden Rolle an. 157 ) das Stichwort zur Empfindung und Darlegung der Leidenschaft. 158 ) general hat auch adjectivisch die Bedeutung, die es oben als Substantiv hatte (vgl. Anm. 122), und horrid ist causativ, = grausenerregend. 159 ) zu free ist nach Sh. eigenthiimlicher Construction das aus guilty zu entlehnende guilt zu suppliren : free of guilt. 16 °) Die Wirkung des Schauspielers würde so gewaltig sein, dass den Zuschauern Hören und Sehen verginge. 161 ) Solche Zusammensetzungen mit John, häufiger noch mit Jack, zur Bezeichnung einer unbestimmten Persönlichkeit, unserm „Hans“ entsprechend, kommen bei Sh. auch sonst vor. So steht John-ape = Hans Aff in Merry Wives of Windsor A. 3, Sc. 1. 162 ) das Gegentheil von pregnant. Ygl. Anm. 61. 163 ) defeat, aus dem französischen defaite, ist — Wegräumung, sei es durch Tod oder Raub. Sc. 2. • Prince of Denmark. 71 Tweaks me by the nose? gives me the lie i’ the throat, As deep as to the lungs? 164 Who does me this? Ha! ’Swounds! 165 I should take it; for it cannot be, But I am pigeon-liver’d, 16fi and lack gall To make oppression bitter, or, ere this, I should have fatted all the region kites 167 With this slave’s offal. Bloody, bawdy villain! Remorseless, treacherous, lecherous, kindless 168 villain! 0, vengeance! Who? What an ass am I! Ay, sure, this is most brave; 169 That I, the son of the dear murdered, 170 Prompted to my revenge by heaven and hell, Must, like a whore, unpack my heart with words, And fall a cursing, 171 like a very drab, A scullion! Fie upon ’t! foh! About, my brain! 172 — I have heard, That guilty creatures, sitting at a play, Have by the very cunning of the scene 173 Been struck so to the soul, that presently They have proclaim’d their malefactions; For murder, though it have no tongue, will speak With most miraculous organ. 174 I 'll have these players 16 +) Diese Metapher beruht auf der Anschauung, dass derjenige, der Einen der Lüge zieh, (to give the lie) die Lüge dahin zurückschleuderte, woher sie gekommen war: in das Gesicht, in den Mund, in die Zähne, in die Kehle, in die Lunge; endlich in das Herz des Lügners, je nach der grösseren oder geringeren Energie des Lügenstrafers. So steht z. B. in K. Richard II. A. 1, Sc. 1 Then, Bolingbroke, as low as to thy heart — Through the false passage of thy throat: thou liest. 165 ) d. h. God's wounds — ein Fluchwort, das der Censor der Fol. zu dem ungleich matteren Why! milderte. 166 ) So steht im King Lear A. 4, Sc. 2. milk-liverd. Eine weisse blutlose Leber ist eben so wenig, wie die Leber einer sanften Taube, der Sitz der Leidenschalt und des Muthes, für den sonst bei Sh. die Leber gilt. 167 ) d. h. alle Geier in der Luft. Ygl. Anm. 137. 168) = unnatürlich, von kind, das bei Sh. die natürliche Artung oder Abstammung bedeutet. 169 ) So die Fol. Hamlet bricht zuerst in den Ausruf aus: 0 Rache! und tragt dann: Wer? d. h. Wer soll Rache nehmen? — Diese Frage führt ihn auf seinen Beruf zu diesem Amt der Rache hin. Die meisten Herausgeber lassen mit den Qs. 0, vengeance! fort und lesen dann: Why, what an ass am I? This is most brave. 170 ) So die älteren Qs. und die Fol. Erst die späteren Qs., denen die Herausgeber meistens folgen, haben: That I, the son of a dear father murder'd. Der „theure Ermordete“ reicht vollkommen aus und das son macht das aus Missverständniss des Verses ein¬ geflickte father überflüssig. 171 ) „in ein Fluchen und Schimpfen gerathen“. Die Q. A. hat dafür Thus rail in words. 172 ) d. h. = go about, thu dich um, an die Arbeit! mein Gehirn! 173 ) recht eigentlich durch die geschickte Anlage des Dramas. m ) organ ist das Organ, dessen sich der Mord, in Ermanglung einer Zunge, zu seiner Ent¬ hüllung bedient. 72 Hamlet, A. HL Play something like the murder of my father, Before mine uncle: I ’ll observe his looks; I ’ll tent him to the quick: 175 if he but blench, * 76 I know my course. The spirit, that I have seen, May be the devil: and the devil 177 hath power T’ assume a pleasing shape; yea, and, perhaps, Out of my weakness, and my melancholy, As he is very potent with such spirits, Abuses me to damn me. I ’ll have grounds More relative 178 than this: the play ’s the thing, Wherein I ’ll catch the conscience of the king. [Exit. ACT III. SCENE I. A Room in the Castle. Enter King, Queen, Polonius, Ophelia, Rosencrantz, and Guildenstern. King. And can you, by no drift of circumstance, 1 Get from him, why he puts on this confusion, Grating so harshly all his days of quiet With turbulent and dangerous lunacy? Bos. He does confess, he feels himself distracted; But from what cause he will by no means speak. G-uil. Nor do we find him forward to be sounded, But with a crafty madness 2 keeps aloof, When we would bring him on to some confession Of his true state. Queen. Did he receive you well? Bos. Most like 3 a gentleman. Guil. But with much forcing of his disposition. 175 ) bis zum eigentlichen Sitz des Lebens, bis ins Innerste will ich ihn sondiren. 176 ) to blench = stutzig werden. 177 ) So die Fol. und Q. A. Die Qs. setzen zuerst a devil. — Devil gebraucht Sh. bald einsylbig, bald zweisylbig, hier Beides in einer Zeile. 178 ) relative eigentlich — bezüglich, also more relative von näherem Bezüge auf die Sache. *) drift of circumstance ist eine Fährte mit Umschweifen, im Gegensatz zum geraden Wege. Diese Lesart der Fol. sagt also mehr als die von den Herausgebern meist vor¬ gezogene der Qs. drift of conference = Richtung des Gesprächs. 2 ) crafty madness — verstellter Wahnsinn, wie A. 3, Sc. 4 mad in craft gebraucht wird. Ebenso wird im Vorspiel von 2. K. Henry IV. crafty-sick von einem verstellten Kranken gebraucht. 3 ) most like ist die superlative Steigerung des einfachen like. Hamlet empfing sie ganz und gar wie ein Cavalier, that aber zugleich, um sie zu empfangen, seiner Natur sehr Gewalt an, wie Guildenstern hinzufügt Prince of Denmark. 73 Sc. 1. Bos. Niggard of question; but, of our demands, Most free 4 in his reply. Queen. Did you assay him To any pastime? Bos. Madam, it so fell out, that certain players We o’er-raught 5 on the way: of these we told him; And there did seem 6 in him a kind of joy To hear of it. They are about the court; 7 And, as I think, they have already order This night to play before him. Pol. ’T is most true: And he beseech'd me to entreat your majesties, To hear and see the matter. 8 King. With all my heart; and it doth much content me To hear him so inclin’d. Good gentlemen, give him a farther edge, And drive his purpose on to these delights. Bos. We shall, my lord. Exeunt Rosencrantz and Guildenstern King. Sweet Gertrude, leave us too; For we have closely sent for Hamlet hither, That he, as ’t were by accident, may here Affront 9 Ophelia: her father, and myself (lawful espials) 10 Will so bestow ourselves, that, seeing, unseen, We may of their encounter frankly judge; And gather by him, as he is behav’d, 11 If’t be th’ affliction of his love, or no, That thus he suffers for. Queen. I shall obey you. — And, for your part, Ophelia, I do wish, That your good beauties be the happy cause 4 ) free ist Gegensatz zu niggard. Er war sparsam in der selbständigen Führung des Gesprächs, aber ausgiebig in der Beantwortung der ihm vorgelegten Fragen. 5 ) to Over-reach = einholen, ein in diesem Sinne veraltetes Wort. 6 ) to seem ist mehr = erscheinen, zum Vorschein kommen, als = scheinen. 7 ) about the court ist ungefähre Ortsbestimmung: irgendwo am Hofe. Die Qs. haben dafür: they are here. 8 ) matter gebraucht Polonius, etwa wie unser „Zeug“, von dem aufzuführenden Drama mit einem Seitenblick der Geringschätzung. 9 ) to affront, jetzt nur von feindlicher Begegnung gebraucht, bezeichnete zu Sh.’s Zeit auch ein freundliches Gegenübertreten. 10 ) espial, das jetzt nur noch sächlich — Kundschaft steht, hatte früher auch persönliche Anwendung = Kundschafter. — Der König will jetzt den Plan ausführen, zu dem Polonius ihm A. 2, Sc. 2 den Vorschlag gemacht. u ) d. h. je nachdem er sich benimmt. 74 A. III. Hamlet, Of Hamlet’s wildness; 12 so shall I hope, your virtues Will bring him to his wonted way again, To both your honours. Oph. Madam, I wish it may. [ Exit Queen. Pol. Ophelia, walk you here. — Gracious, so please you, We will bestow ourselves. 13 — Read on this book; [To Ophelia. That show of such an exercise may colour Your loneliness. 14 — We are oft to blame in this, — ’T is too much prov’d, 15 that, with devotion’s visage, And pious action, we do sugar o’er The devil himself. King. 0! ’t is too true: [Aside. ~\ How smart a lash that speech doth give my conscience! The harlot’s cheek, beautied with plastering art, Is not more ugly to the thing that helps it, Than is my deed to my most painted word. 16 0 heavy burden! Pol. I hear him coming: let ’s withdraw, my lord. [Exeunt King and Poloxius. Enter Hamlet. Ham. To be, or not to be, that is the question: — Whether ’t is nobler in the mind, to sutler The slings and arrows of outrageous fortune; Or to take arms against a sea of troubles, 17 And by opposing end them? — To die, — to sleep, — No more; — and, by a sleep, to say 18 we end 12 ) wildness ist hier ein euphemistischer Ausdruck für Wahnsinn. 13 ) seil, behind the arras. Sie wollen sich hinter der Tapete bergen. 14 ) Ophelia muss sich in das Buch vertiefen, damit ihre Einsamkeit dem Hamlet dadurch hinlänglich erklärlich werde und keinen Argwohn seinerseits hervorrufe. 15 ) die Erfahrung hat es zu oft bewährt, dass man mit frommer Miene und Geberde ( action ) dem Teufel selbst seine Widerlichkeit benehmen, ihn angenehm und süss wie Zucker machen kann. Als ein solcher überzuckerter Teufel kommt sich der schuldbewusste König selbst vor. 16 ) die Wange der Buhlerin in ihrer nackten Hässlichkeit sticht nicht schlimmer gegen die verschönernde Kunst der Schminke, die ihr zu Statten kommt, ab, als die Unthat des Königs gegen seine, gleichfalls geschminkten, heuchlerischen Reden absticht. 17 ) sea ist hier metaphorisch aufzufassen, wie eine unendliche Masse, die über uns herein¬ bricht. So spricht Sh. im Pericles A. 5, Sc. 1 von great sea of joys , in K. Henry VIII. A. 3, Sc. 2 von sea of glory. — Gegen diese hereinbrechende Masse von Leiden die Waffen zu ergreifen und durch solchen Widerstand ihr ein Ende zu machen, ist eben nur dem Tode möglich, und, da der Tod nur ein Schlaf ist, so ist diese Vollendung C consummation ist stärkerer Ausdruck für das vorhergehende end ) mit wahrer Andacht ( devoutly) herbeizuwünschen. 18 ) to say steht hier, wie sonst das imperativische say! gesetzt, angenommen, dass—, also — sich vorstellen, annehraen. Sc. 1. Prince of Denmark. 75 The heart-ach, and the thousand natural shocks That flesh is heir 19 to, — ’t is a consummation Devoutly to be wish’d. To die, — to sleep: — To sleep! perchance to dream: —■ ay, there ’s the rub; 20 For in that sleep of death what dreams may come, 21 When we have shuffled off this mortal coil, 22 Must give us pause. There ’s the respect, That makes calamity of so long life: 23 For who would bear the whips and scorns of time, 24 The oppressor’s wrong, the proud man’s contumely, 25 The pangs of d^pis’d 26 love, the law’s delay, The insolence of office, 27 and the spurns That patient merit of the unworthy takes, When he himself might his quietus 28 make With a bare bodkin? 29 who would these 30 fardels bear, To grunt and sweat under a weary life, But that the dread of something after death, — The undiscover’d country, from whose bourn 19 ) heir ist bei Sh. nicht bloss Erbe, sondern der natürliche, geborene Besitzer. Durch die Geburt ist der Mensch f that flesh) diesen Erschütterungen unausbleiblich und unvermeidlich ausgesetzt. That flesh is heir to ist eine Erläuterung des Adjectivs natural. 20 ) ruh, eigentlich Reibung, bezeichnet den Punkt, an dem man nicht ohne Reibung vorbei¬ kommt, also = Punkt des Anstosses. 21 ) Das Subject zu must give us pause ist der ganze Satz: what dreams may come. Die Erwägung, was für Träume kommen mögen, muss uns zum Zaudern veranlassen. Dieselbe Erwägung wird bald nachher mit respect bezeichnet. 22 ) mortal coil bezieht sich, wie das demonstrative this zeigt, auf die vorher angeführten einzelnen Bestandtheile dieses „Wirrsals der Sterblichkeit“, auf heart-ach und auf thousand natural shocks. 23 ) d. h. die das Elend so langlebig macht. 2 +) time bezeichnet hier, wie öfter bei Sh. mit dem bestimmten Artikel the time, die Gegenwart, deren Spott und Hohn hier als das erste Uebel aufgezählt wird. 25 ) So die Qs. Die Fol. hat poor man's contumely , — der Schimpf, den der Arme duldet. 26 ) Die Lesart der Fol. ist weniger stark: dispriz'd love. 27 ) d. h. der mit Rang und Würde bekleidete Uebermuth. Office lässt sich auch collectiv = die Beamten, fassen. 28 ) quietus , eigentlich quietus est = er ist in Ruhe versetzt, von der lateinischen Unter¬ schrift solcher Documente, ist Entlassungsschein aus dem Dienst; ^ to make his quietus — sich solche Quittung ausstellen, solchen Entlassungsschein aus dem Leben. 29 ) bodkin, zu Sh. Zeit noch in edlerem Sinne gebraucht, = kleiner Dolch, jetzt in der Sprache des gemeinen Lebens = Pfriemen. Hamlet kann sich natürlich nur mit einem Dolche, nicht mit einem Pfriemen umbringen wollen. 30 ) these fardels liest die Fol. mit der Hinweisung, dass unter den „Lasten“ alle die vorher angeführten zu verstehen sind. Die Qs. verwischen diesen nothwendigen Zusammen¬ hang, indem sie these auslassen, und die Herausgeber folgen ihnen, der Regelmässigkeit des Verses zulieb, obwohl Sh. die in der Deklamation nach bodkin erforderliche Pause durch eine Unterbrechung des regelrechten blankverse wohl ausdrücken mochte. 76 Hamlet, A. III. No traveller returns, — puzzles the will, 31 And makes us rather bear those ills we have, Than fly to others that we know not of? Thus conscience does make cowards of us all; And thus the native hue of resolution Is sicklied o’er with the pale cast of thought, 32 And enterprises of great pith 33 and moment, With this regard their currents turn away, And lose the name of action. — Soft you, now! The fair Ophelia. — Nymph, in thy orisons Be all my sins remember’d. 34 OpA. Good my lord, How does your honour for this many a day? Ham . I humbly thank you; well, well, well. 35 OpA. My lord, I have remembrances of yours, That I have longed long to re-deliver; I pray you, now receive them. Ham. No, no. I never gave you aught. 36 OpA. My honour’d lord, I know 37 right well you did; And with them, words of so sweet breath compos’d, As made the things more rich: their perfume 38 lost, Take these again; for to the noble mind, Rich gifts wax poor when givers prove unkind. There, my lord. Ham. Ha, ha! are you honest? OpA. My lord! Ham. Are you fair? OpA. What means your lordship? Ham. That if you be honest, and fair, your honesty should admit no discourse to your beauty. 39 31 ) den Trieb, sich umzubringen. 32 ) der natürlichen Hautfarbe (hue) in ihrer gesunden Frische wird hier die blasse aufgetragene Farbe (cast), welche jener ein kränkliches Ansehen gibt, ebenso entgegengestellt, wie der Entschlossenheit zur That ( resolution ) die Bedenklichkeit des Zauderns (thought). 33 ) dafür die Qs. pitch. Eher liesse sich in der folgenden Zeile die Lesart der Qs. awry für away rechtfertigen. S4 ) Hamlet glaubt Ophelien, die im Buche liest, mit einem Gebetbuch und mit Andachts¬ übungen beschäftigt, und bittet sie, fürbittend auch seiner Sünden zu gedenken. 35 ) Die Qs. setzen well nur einmal. 36 ) So die Fol. Die Qs. lesen: No, not I; I never gave you aught. 37 ) Die Qs.: you know. 38 ) their bezieht sich auf die words of so sweet breath compos'd , d. h. die Liebesbriefe, welche diese Geschenke (these) begleiteten. Die Lesart der Fol. then perfume left kann nur ein Druckfehler sein. 39 ) Wenn ihr beide Eigenschaften, Ehrbarkeit und Schönheit, besitzt, so lasst die beiden nicht mit einander verkehren, weil der nachtheilige Einfluss der Schönheit auf die Ehr¬ barkeit gewisser und mächtiger sein wird, als, umgekehrt, die wohlthätige Einwirkung der Ehrbarkeit auf die Schönheit. Sc. 1. Prince of Denmark. 77 Oph. Could beauty, my lord, have better commerce than with honesty? 40 Ham. Ay, truly; for the power of beauty will sooner transform honesty from what it is to a bawd, than the force of honesty can translate beauty into his likeness: 41 this was sometime a paradox, but now the time gives it proof. I did love you once. Oph. Indeed, my lord, you made me believe so. Ham. You should not have believed me; for virtue cannot so inoculate our old stock, but we shall relish of it. 42 I loved you not. Oph. I was the more deceived. Ham. Get thee to a nunnery: why would’st thou be a breeder of sinners? I am myself indifferent honest: but yet I could accuse me of such things, that it were better, my mother had not borne me. I am very proud, revengeful, ambitious; with more offences at my beck, 43 than I have thoughts to put them in, 44 imagination to give them shape, or time to act them in. What should such fellows as I do crawling between heaven and earth? We are arrant knaves, all; believe none of us. Go thy ways to a nunnery. Where ’s you father? Oph. At home, my lord. Ham. Let the doors be shut upon him, that he may play the fool no where but in ’s own house. Farewell. Oph. 0! help him, you sweet heavens! Ham. If thou dost marry, I ’ll give thee this plague for thy dowry: be thou as chaste as ice, as pure as snow, thou shalt not escape calumny. Get thee to a nunnery; go, 45 farewell. Or, if thou wilt needs marry, marry a fool, for wise men know well enough what monsters 46 you make of them. To a nunnery, go; and quickly too. Farewell. Oph. Oh, heavenly powers, restore him! Ham. I have heard of your paintings too, well enough: God hath given you one face, 47 and you make yourselves another: you jig, you amble, and 40 ) Die Fol. liest your honesty, wobei jedoch nicht nothwendig an Hamlet’s honesty zu denken ist, da Sh. your häufig ohne direkte Bezugnahme auf die angeredete Person gebraucht. So sagt Hamlet zu Ophelia in der nächsten Scene: your only jig-maker, ohne sich damit ausschliesslich oder nur vorzugsweise als Opheliens Spassmacher bezeichnen zu wollen. 41 ) his likeness ist = Abbild der Ehrbarkeit. Sh. gebraucht überall his für its. 42 ) it bezieht sich auf old stock. Trotz aller uns eingeimpften Tugend behalten wir doch den sündgen Beigeschmack des alten verderbten Stamms. Ueber seine Sündhaftigkeit ver¬ breitet Hamlet sich auch in der folgenden Rede, und solcher Sündhaftigkeit zu entgehen, weiss er für Ophelia kein anderes Mittel, als das Kloster. 43 ) at my beck — auf einen Wink von mir in Bereitschaft. 44 ) in steht, wie häufig bei Sh. — into. To put into thoughts ist = sie ausdenken. 45 ) Die Qs. lassen gö aus. 46 ) Unter dem monster versteht Sh. den Hahnrei, dem die Frau Hörner aufsetzt. So sagt er in Othello A. 4, Sc. 1 a horned man's a monster. 47 ) Die Fol. liest prattlings für paintings und pace für face. Demgemäss würde Hamlet die Affectation im Sprechen und Gehen, nicht das Schminken bei den Weibern rügen. Möglicherweise rührt diese Aenderung von Sh. her; für die Lesarten der Qs. spricht deren Uebereinstimmung mit Q. A. 78 Hamlet, A. III. you lisp, and nickname God’s creatures, and make your wantonness your ignorance. 48 Go to; I ’ll no more on ’t: it hath made me mad. I say, we will have no more marriages: those that are married already, all but one, shall live; the rest shall keep as they are. To a nunnery, go. [Exit Hamlet. 0_ph. 0, what a noble mind is here o’ertlirown! The courtier’s, soldier’s, scholar’s, eye, tongue, sword: 49 Th’ expectancy and rose of the fair state, 50 The glass of fashion, 51 and the mould of form, , Th’ observ’d of all observers, quite, quite down! And I, of ladies most deject 52 and wretched, That suck’d the honey of his music vows, Now see that noble and most sovereign reason, 53 Like sweet bells jangled, out of tune 54 and harsh; That unmatch’d form and feature of blown youth, Blasted with ecstasy. 55 0, woe is me! To have seen what I have seen, see what I see! Re-enter King and Polonius. King. Love! his affections do not that way tend; Nor what he spake, though it lack’d form a little, Was not like madness. There ’s something in his soul, O’er which his melancholy sits on brood; And, I do doubt, the hatch, and the disclose, 56 Will be some danger: which for to 57 prevent, I have, in quick determination, Thus set it down. He shall with speed to England, For the demand of our neglected tribute: 58 48 ) was ihr aus Coquetterie (wantonness) thut, das stellt ihr euch an, als thätet ihr es aus Unwissenheit. 49 ) In genauerer Sonderung bezieht sich tongue auf scholar’s und sword auf soldier's. 50 ) Nach Sh.’s Construction heisst der Staat fair, insofern Hamlet als ruse ihn schmückt, ihn schön macht. 51 ) Hamlet ist gleichsam der Spiegel, den die feine Sitte zu Rathe zieht. 52 ) deject = dejected. Für die adjectivisch gebrauchten Participialformen auf -ted setzt Sh. gern die verkürzten auf -i oder -te, selbst wenn sie als Particip stehen. So hat er heat für heated, lift für lifted, waft für wafted, contaminate für contaminated und so viele auf -ate. 53 ) sovereign reason. So stand A. 1, Sc. 4 your sovereignty of reason. 54 ) für tune lesen die Qs. time, das Sh. oft in ähnlichem Sinne gebraucht, = Zeit- mass, Takt. 55 ) Vergl. Anm. 33, A. 2, Sc. 1. 56 ) das vom Brüten (brood) entlehnte Bild wird in den technischen Ausdrücken hatch und disclose fortgeführt. Hatch ist die Ausbrütung, disclose das Auskommen des jungen Vogels. 57 ) for to vor Infinitiven ist ganz unser: um zu. 58 ) d. h. der von den Engländern vernachlässigte, nicht mehr eingesandte, den Dänen gebührende Tribut. Sc. 3. Prince of Denmark. 79 Haply, the seas, and countries different, With variable objects, 59 shall expel This something-settled matter in his heart; 60 Whereon his brains still beating puts 61 him thus From fashion of himself. What think you on ’t? Pol . It shall do well: but yet do I believe, The origin and commencement of this grief Sprung from neglected love. — How now, Ophelia! You need not tell us what lord Hamlet said; We heard it all. — My lord, do as you please; But, if you hold it fit, after the play, Let his queen mother all alone entreat him To show his griefs: let her be round 62 with him; And I ’ll be plac’d, so please you, in the ear 63 Of all their conference. If she find 64 him not, To England send him; or confine him, where Your widsom best shall think. King. It shall be so: Madness in great ones must not unwatch’d go. [Exeunt. SCENE II. A Hall in the Same. Enter Hamlet and certain Players. Ham. Speak the speech, 1 I pray you, as I pronounced it to you, trip¬ pingly on the tongue; but if you mouth 2 it, as many of your 3 players do, 59 ) variable objects sind die wechselnden Bilder, die sich ihm zu Wasser und zu Lande zeigen werden. Object ist bei Sh. immer etwas Sichtbares, ein Bild, eine Erscheinung, ein Schauspiel. 60 ) in vor his heart bezieht sich auf something-settled. In Bezug auf expel ist aus in his heart ein from his heart zu suppliren. 61 ) zu puts ist nicht his brains allein Subject, sondern das ganze whereon his brains still beating : der Umstand, dass sein Gehirn sich stets damit beschäftigt, bringt ihn so aus seiner eignen Haltung. 62 ) Vgl. Anm. 39, A. 2, Sc. 2. 63) ear — hearing. So heisst es A. 1, Sc. 5 the whole ear of Denmark is — rankly abused. 6 b to find = ausfindig machen. b Hamlet spricht von der Rede, die er in das Drama von der Ermordung Gonzago’s einfügen wollte; die Belehrungen, die er über den Vortrag derselben giebt, können also zunächst nur an den Schauspieler gerichtet sein, der dieselbe vorzutragen hat. Zu allgemeineren Betrachtungen über schauspielerische Darstellung geht er erst nachher über, und dabei fand Sh. allerdings, wie in der früheren Schauspielerscene, Gelegenheit, die theatralischen Zustände seiner Zeit heranzuziehen. 2 ) to mouth it (seil, the speech) — die Rede kauen , lange im Munde behalten, ist der Gegensatz zu trippingly on the tongue = so dass sie gleichsam über die Zunge hüpft. 3 ) So Q. A. und Fol. Die Qs. our players. I 80 Hamlet, A. HI. I had as lief the town-crier spoke my lines. Nor do not saw the air too much with your hand, thus; but use all gently: for in the very torrent, tempest, and (as I may say) whirlwind of passion, you must acquire and beget 4 a temperance, that may give it smoothness. 0! it offends me to the soul, to hear 5 a robustious periwig-pated fellow tear a passion to tatters, to very rags, to split the ears of the groundlings; 6 who, for the most part, are capable of nothing but inexplicable dumb shows, 7 and noise: I would have such a fellow whipped for o’er-doing Termagant; it out-herods Herod: 8 pray you, avoid it. 1 Play. I warrant your honour. Ham. Be not too tame neither, but let your own discretion be your tutor: suit the action to the word, the word to the action, with this special observance, that you o’erstep not the modesty of nature; 9 for any thing so overdone is from 10 the purpose of playing, whose end, both at the first, and now, was, and is, to hold, as ’t were, the mirror up to nature; to show virtue her own feature, scorn her own image, and the very age and body of the time, his form and pressure. 11 Now, this overdone, or come tardy off, 4 ) to beget — sich verschaffen, sich zu eigen machen. 5 ) So Q. A. und die Qs., und diese Lesart stimmt auch zu dem folgenden to split the ears of the groundlings. Andererseits änderte Sh. selbst vielleicht to hear in to see um, wie die Fol. liest, insofern die Art, wie ein solcher plumper ( robustious ), mit dickem Haarwulst ausstaffirter (periwig-pated) Gesell eine pathetische Scene (a passion) in Fetzen zerreisst, allerdings sich dem Auge und Ohr gleich widerlich aufdrängen muss. 6 ) groundlings, d. h. Gründlinge, am Boden bleibende Fische, oder, wie B. Jo ns on sie nennt, gentlemen o’ the ground, heissen zu Sh.’s Zeit die Parterrebesucher, denen man, da das Parterre der schlechteste, wohlfeilste Platz war, den schlechtesten Geschmack zutraute, auf deren Beifall zu speculiren, einem guten Schauspieler also wenig anstand. 7 ) Solche Zuschauer, wie die geschilderten, haben nur Sinn für das Gröbste, für Panto¬ mimen, wie sie auf dem englischen Theater vor Sh. und noch im Pericles als Aus¬ hülfe und Ergänzung zwischen die ausgeführten wirklich dramatischen Scenen eingeschoben wurden. Solche Pantomimen, deren das Drama in dem höheren Stadium seiner Ent¬ wickelung entrathen konnte, erfüllten selbst für ihre Zeit nicht immer den Zweck, zu dem sie bestimmt waren, den Zweck, das Drama zu erklären; ja in der abgeschmackten Verworrenheit ihrer Anordnung, konnten sie selbst der Erklärung bedürftig erscheinen, zugleich aber, vielleicht wegen ihrer Unerklärlichkeit, den „Gründlingen“ imponiren (inexplicable dumb shows). 8 ) Termagant spielt in den altenglischen Romanzen die Rolle einer Saracenischen Gottheit von gefährlichem und grimmigem Charakter, und Herod, der König Herodes von Judäa, in den altenglischen Mysterien die stehende Rolle eines 'Wütherichs. Noch ärger auf der Bühne herumzutoben, als er, konnte also zu Sh.’s Zeit wohl für eine Ueberbietung des Herodes gelten. ' Go to their graves like beds; fight for a plot Whereon the numbers cannot try the cause; Which is not tomb enough, and continent, To hide the slain? 21 — 0! from this time forth, My thoughts 22 be bloody, or be nothing worth! [Exit. SCENE V. Elsinore. A Room in the Castle. Enter Queen and Horatio. 1 Queen. I will not speak with her. Hor. She is importunate; indeed, distract: Her mood will needs be pitied. Queen. What would she have? Hor. She speaks much of her father; says, she hears, There 5 s tricks 2 r the world; and hems, and beats her heart, Spurns enviously 3 4 at straws; speaks things in doubt, That carry but half sense: her speech is nothing, Yet the unshaped use of it doth move The hearers to collection; 5 they aim at it, 5 19) all bezieht sich auf reason und blood, die trotz der ihnen gewordenen Mahnungen „schlafen“. 20) of fame gehört zu fantasy wie zu trick, = für ein W ahngebild und eine Grille, die Ruhm verheissen. 21 ) das Stück Land, um das sie fechten, ist nicht geräumig genug, dass die SchaaTen auf ihm die Sache zur Entscheidung bringen, die Schlacht durchkämpfen könnten: nicht geräumig genug, um die im Kampfe Gebliebenen in seiner Erde zu begraben. continent ist bei Sh. jede Einfassung, Umschliessung, hier = tomb. Die Anwendung der Copula and zur Verknüpfung von Begriffen, die eigentlich schon einen Begriff ausmachen, und von denen der zweite zur Erläuterung des ersten dient, ist bei Sh. sehr gewöhnlich. 22 ) my thoughts ist Vocativ. 1) So die Fol. Nach den Qs. tritt ausser den Beiden noch ein Gentleman als Bericht¬ erstatter über Ophelia’s Befinden auf. Dieser spricht die beiden ersten , dem Horatio in der Fol. zuertheilten Reden, und die Rede des Horatio (in denQs.): 'T were good bis ill-breeding minds, theilt die Fol der Königin zu. Die Vertheilung der Fol. ist mit Recht von den meisten Herausgebern adoptirt. 2 ) tricks = betrügerische Streiche. Die Verbindung there is mit einem Plural, ist bei Sh. nicht selten. So stand A. 3, Sc. 4. there ’s letters sealed, und zu Anfang des 4. Actes liest die Fol. there 's matters in these sighs. 3 ) envy ist bei Sh. oft = Tücke, Gehässigkeit, daher ist enviously = erbost. 4 ) collection — Aneinanderreihung von Schlüssen, Folgerung. 5 ) to aim at — auf Etwas zielen, wird namentlich von Vermuthungen gebraucht, die sich auf ein bestimmtes Ziel richten; it bezieht sich auf her speech. Für das aim der Fol. haben die Qs. yavm — den Mund aufsperren, vor Verwunderung über Ophelia’s Reden. Sc. 5. Prince of Denmark. 117 And botch the words up fit to their own thoughts; Which, as her winks, and nods, and gestures yield them, Indeed would make one think, there might be thought, Though nothing sure, yet much unhappily. 6 7 Queen . ’T were good she were spoken with, for she may strew Dangerous conjectures in ill- breeding minds. Let her come in. [ Exit Horatio. To my sick soul, as sin’s true nature is, Each toy 1 seems prologue to some great amiss. So full of artless jealousy 8 is guilt, It spills itself in fearing to be spilt. Re-enter Horatio , with Ophelia. 9 Oph. Where is the beauteous majesty of Denmark? Queen. How now, Ophelia? Oph. How should 1 your true love know [Singing. From, another one f By his coclcle hat and staff, And his sjandal shoon. 10 Queen. Alas, sweet lady, what imports this song? Oph. Say you? nay, pray you, mark. He is dead and gone, lady, [Singing. He is dead and gone ; At his head a grass-green turf, At his heels a stone. x 0, ho! Queen. Nay, but Ophelia, — Oph. Pray you, mark. White his shroud 11 as the mountain snow, [Singing. Enter King. Queen. Alas! look here, my lord. 6 ) nothing sure und much sind Beide Subject zu might be thought. Es Hesse sich, sollte Einer meinen, bei Ophelia’s Reden, wenn auch nichts Gewisses, doch Vieles schlimm ( unhappily — übelartig) muthmassen. 7 ) toy = Kleinigkeit, Grille. Jeder Tand erscheint als Ankündigung eines grossen Miss¬ geschickes. Amiss , als Substantiv, kommt auch bei Sh.’s Zeitgenossen vor. 8 ) der Argwohn (jealousy ) des Verbrechens oder verbrecherischen Bewusstseins weiss sich so wenig zu verstellen, dass er aus Furcht verrathen zu werden, sich selbst verräth. 9 ) Wie Ophelia hier erscheint, erhellt aus der Bühnenweisung der Q. A.: Enter Ophelia, playing on a lute, and her hair down, singing. Auf der Laute begleitete sie sich zu dem Gesänge der Verse, die sie aus Liebesliedern bruchstückartig herausriss. I0 ) shoon ist die zu Sh.’s Zeit schon veraltete Pluralform von shoe. Muschelhut, Stab und Sandalen, bezeichnen den Pilger. n ) Das Leichentuch, in welchem der in der Ballade Beklagte begraben wurde, war mit duftigen Blumen ausstaffirt ( larded eigentlich — gespickt). Die Qs. fügen hinter larded noch all hinzu. 118 A. 1Y. Hamlet, Opli. Larded with sweet flowers; Which bewept to the grave did not go, With true-love showers. 12 King. How do you, pretty lady ? Oph. Well, God ’ield you! 13 They say, the owl was a baker’s daughter. 14 Lord! we know what we are, but know not what we may be. God be at your table! King. Conceit upon her father. Oph. Pray you, let ’s have no words of this; but when they ask you what it means, say you this: To-morrow is Saint Valentine’s day, All in the morning betime, And I a maid at your window, To be your Valentine: 15 Then up he rose, and donnd his clothes, And duppd the chamber door; 16 Let in the maid, that out a maid Never departed more. King. Pretty Ophelia! Oph. Indeed, la! 17 without an oath, I ’ll make an end on ’t: By Gis, 18 and by Saint Charity, Alack, and fie for shame ! Young men will do ’t, if they come to ’t; By cock, 19 they are to blame. 12 ) with true-love showers gehört zu bewept. Der Zusammenhang des Liedes verlangt offenbar did go, wie auch die Herausgeber meistens die Lesart der alten Ausgaben did not go emendiren. Wahrscheinlich singt aber Ophelia did not go in Erinnerung an ihren Vater, dessen Leichnam keine „mit Liebesregen beweinten Blumen“ zur Gruft geleiteten. 13 ) d. h. God yield you — Gott lohn’s Euch. i*) Ihr schwebt die Legende vor, dass die Tochter eines Bäckers, welche dem Heilande ein Brod missgönnt hatte, zur Strafe ihrer Hartherzigkeit in eine Eule verwandelt wurde. Die Ideenverbindung mit dem Folgenden wird durch die Betrachtung solches Wechsels vermittelt. 15 ) valentine hiess zunächst das Männchen oder Weibchen der Vögel, wie sie sich paarten, was nach dem Volksglauben am St. Valentinstag geschah. Uebertragen wurde dann das Wort auf die ländliche Sitte angewandt, am St. Valentinstag durch das Loos Liebespärchen zu bestimmen, worin man eine Vorbedeutung für die künftige Ver- heirathung fand. — Yöur Valentine ist also = Euer durch’s Loos am Valentinstag bestimmtes Liebchen. 1G ) to don — anthun und to dup — aufthun sind veraltete Zusammenziehungen aus do on und do up. 17 ) la , eine Interjection, = lo sieh! 18 ) Gis, abgekürzt aus Jesus. 19 ) by cock entstellt aus by God, um den Missbrauch des göttlichen Namens zu mas- kiren. Sc. 5. Prince of Denmark. 119 Quoth she, before you tumbled me, You promis’d me to wed: 20 So would I ha done, by yonder sun An thou hadst not come to my bed. King. How long hatli she been thus? Oph. I hope, all will be well. We must be patient: but I cannot choose but weep, to think, they should lay him i’ the cold ground. My brother shall know of it, and so I thank you for your good counsel. Come, my coach! Good night, ladies; good night, sweet ladies: good night, good night. [Exit. King. Follow her close; give her good watch, I pray you. [Exit Horatio. 0! this is the poison of deep grief; it springs All from her father’s death. And now, behold, 0 Gertrude, Gertrude! When sorrows come, they come not single spies, 21 But in battalions. First, her father slain: Next, your son gone; and he most violent author 22 Of his own just remove: the people muddied, Thick and unwholesome 23 in their thoughts and whispers, For good Polonius’ death; and we have done but greenly, 24 In hugger-mugger 25 to inter him: poor Ophelia, Divided from herself, and her fair judgment, Without the which we are pictures, or mere beasts. Last, and as much containing as all these, Her brother is in secret come from France, Feeds on his wonder, 26 keeps himself in clouds, And wants not buzzers to infect his ear With pestilent speeches of his father’s death; 20 ) Die Herausgeber schieben , nach den Qs., hinter wed die prosaische Notiz ein: He answers, was der Inhalt der Verse hinlänglich ergiebt, und was Ophelia schwerlich bei ihren Sängern ausdrücklich hinzugefügt haben wird. Die Fol. lässt desshalb auch He answers mit Fug und Recht aus. 21 ) single spies sind die vereinzelten Kundschafter, die dem Heere vorausgeschickt werden. Sie stehen hier als Gegensatz zu den battalions — geschlossenen Schlacht¬ reihen. 22 ) d. h. vermöge seiner Gewaltthätigkeit war er selbst der Urheber seiner Entfernung; own gehörte eigentlich zu author, statt, zu remove. 23 ) Die Epitheta muddied, thick and unwholesome deuten zunächst auf das Blut und dann, was bei Sh. damit zusammenhängt, auf die Stimmung des Volkes hin. 2> ) greenly — unreif (an Urtheil), unüberlegt. 25 ) in hugger-mugger , eine jetzt veraltete Redensart, kommt bei Sh.’s Zeitgenossen, wie es scheint, nur adverbial vor, mit in — heimlich, verstohlen, mit verächtlichem Neben¬ begriff. 26 ) er hegt seine Verwunderung oder Befremdung über das Geschehene so geflissentlich und ausschliesslich, als ob sie seine Nahrung wäre, als ob er davon lebte. 120 Hamlet, A. 1\. Wherein 27 necessity, of matter beggar’d, Will nothing stick our persons to arraign In ear and ear. 0, my dear Gertrude! this, Like to a murdering piece, 28 in many places Gives me superfluous death. noise within. Queen. Alack! what noise is this? 29 Enter a Gentleman. King. Attend! Where are my Switzers? Let them guard the door. What is the matter? Gent. Save yourself, my lord; The ocean, overpeering of his list, 30 Eats not the flats with more impetuous haste, Than young Laertes, in a riotous head, O’erbears your officers! The rabble call him, lord; And, as the world were now but to begin, Antiquity forgot, custom not known, The ratifiers and props of every word, 31 They cry, „Choose we; Laertes shall be king!“ Caps, hands, and tongues, applaud it to the clouds, „Laertes shall be king, Laertes king!“ Queen. How cheerfully on the false trail they cry! 0! this is counter, you false Danish dogs. 32 King. The doors are broke. [Noise within. Enter Laertes, armed ; Danes following. 33 Laer. Where is this king? — Sirs, stand you all without. Dan. No, let ’s come in. 27 ) wherein bezieht sieb auf das Vorhergehende to infect - father's death. Das Bedürfnis solcher Einbläser, denen es an Stoff fehlt, macht sich kein Bedenken, unsere Personen in heimlichem Geflüster (in ear and ear j anzuklagen. — Persons ist die richtige Lesart der Fol.; es bezieht sich auf das Königspaar, während person, wie die Qs. haben, nur den König bezeichnet. 2 «) murdering piece, auch murderer genannt, bezeichnet eine besondere Art von Geschütz das viele Stücke zugleich versandte, also mit einem Schuss vielfachen Tod verbreitete. 29 ) fehlt in den Qs. 30) lists — Schranken, vom Meere gebraucht: die Küsten, Ufer. — Das Meer, indem es ungestüm das flache, nur zur Ebbezeit sichtbare Land (flats) überschwemmt, scheint dasselbe gleichsam zu verschlingen; daher eats. 31 ) Dass the ratifiers and props etc. Apposition zu antiquity und custom sind, ist klarer, als was every word hier bedeutet, was „jedes "Wort , das altes Heikommen und Sitte gültig erklären und stützen müssen, sein soll. Tyrwhitt wollte dafür work lesen. 32 ) Das Bild ist von der Jagd entlehnt, wenn die Hunde die Fährte in entgegengesetzter Richtung ( counter ) verfolgen. 33) Panes following und they retire without the door sind moderne Bühnenweisungen. Auf dem Theater Sh.'s, scheint es, blieben die Anhänger des Laertes draussen. Sc. 5. Prince of Denmark. 121 Laer. I pray yon, give me leave. Dan. We will, we will. [ They retire without the door. Laer. I thank you: keep the door. — 0 thou vild king, Give me my father. Queen. Calmly, good Laertes. Laer. That drop of blood that ’s calm, proclaims me bastard; Cries, cuckold, to my father; brands the harlot Even here, between the chaste unsmirched brow Of my true mother. 34 King. What is the cause, Laertes, That thy rebellion looks so giant-like? — Let him go, Gertrude; do not fear our person: 35 There ’s such divinity doth hedge a king, That treason can but peep to what it would, Acts little of his will. — Tell me, Laertes, Why thou art thus incens’d; — Let him go, Gertrude. — Laer. Where is my father? King. Dead. Queen. But not by him. King. Let him demand his fill. 36 Laer. How came he dead? I ’ll not be juggled with. To hell, allegiance! vows, to the blackest devil! Conscience, and grace, to the profoundest pit! I dare damnation. To this point I stand, That both the worlds I give to negligence; 37 Let come what comes, only I ’ll be reveng’d Most throughly for my father. King. Who shall stay you ? 38 Laer. My will, not all the world’s: And, for my means, I ’ll husband them so well, They shall go far with little. King. Good Laertes, If you desire to know the certainty Of your dear father’s death, is ’t writ in your revenge, 34 ) Wenn nur ein Tropfen Bluts ruhig in mir bleibt, so bin ich nicht der Sohn des Vaters, dessen Blut ich zu rächen habe, sondern von meiner Mutter in offenbarem, erklärtem Ehebruch erzeugt. — True ist = treu, ihrem Gatten treu. 35 ) Nach diesen Worten scheint es, als ob die Königin schützend zwischen ihren Gemahl und den wild heranstürmenden Laertes trete. 36 ) „lass ihn sich satt fragen, fragen bis er genug hat.“ 37 ) Laertes ist auf einen Standpunkt gekommen, wo ihn diese und jene, zukünftige, Welt gleich wenig kümmern. In diesem Sinne gebraucht Sh. both the worlds auch in Mac¬ beth (A. 3, Sc. 2.) 38 ) seil, from revenge. Wer wird Euch hindern, Euch zu rächen? — Laertes, in seiner Antwort, kennt kein anderes Hinderniss, als seinen eigenen Willen. Wenn der ihn nicht etwa hindert, so wird es der Wille der ganzen Welt nicht vermögen. 122 Hamlet, A. IV. That, sweepstake, you will draw both friend and foe, Winner and loser? 39 Laer. None but his enemies. King. Will you know them then? Laer. To his good friends thus wide I ’ll ope my arms; And, like the kind life-rendering pelican, Repast them with my blood. King. Why, now you speak Like a good child, and a true gentleman. That I am guiltless of your father’s death, And am most sensible 40 in grief for it, It shall as level to your judgment pierce As day does to your eye. Danes. [Within.] Let her come in. Laer. How now! what noise is that? lie-enter Ophelia. 41 0 heat, dry up my brains! tears seven times salt, Burn out the sense and virtue 42 of mine eye! — By heaven, thy madness shall be paid by weight, Till our scale turns the beam. 43 0 rose of May! Dear maid, kind sister, sweet Ophelia! — 0 heavens! is ’t possible, a young maid’s wits Should be as mortal as an old man’s life? 44 39 ) d. h. wollt ihr in Eurer Rache Freund und Feind ohne Unterschied einstecken, wie in einem Kartenspiel, wo der ganze Einsatz eingestrichen wird ( sweepstake ), Gewinner und Verlierer? Die Vermengung des Gleichnisses mit der einlachen Frage hat den Satz einigermassen unklar gemacht, da to draw — einziehen (den Gewinn) eigentlich nicht zu friend and foe passt, das wiederum die erklärende Parallele des Gegensatzes winner and loser veranlasst hat. *°) So die Fol. — sensible in grief ist construirt, wie Sh. in Comedy of Errors A. 4, Sc. 4. sagt: You are sensible in nothing but blows. Die Herausgeber lesen meistens mit den Qs. sensibly. — Ebenso verwerfen sie mit Unrecht in der folgenden Zeile die Lesart der Fol. pierce für die der Qs. 'pear. To pierce , - eindringen in Euer Urtheil, fügt sich besser zu level = in gerader Richtung. 41 ) Q. A hat hier die Bühnenweisung: Enter Ophelia, as before, d. h. mit der Laute und gelöstem Haar. (Vgl. Anm. 9.) Die Herausgeber fügen hier meistens hinzu: fantasti¬ cally dressed with straws and flowers, wovon die alten Ausgaben, Qs. und Fol., nichts haben. Wahrscheinlich vertheilt sie nicht wirklich Blumen an die Anwesenden, sondern bildet sich in ihrem Wahnsinn nur ein, dass sie solche vertheile. 42 ) Wie schon an andern Stellen, verbindet die Copula and hier zwei Begriffe, die eigentlich einen bilden; sense — Sinn des Auges und virtue — Kraft des Auges, sind eben die Sehkraft desselben. 43 ) Das Bild ist vom Wiegen in Wagschalen entlehnt; in der einen Wagschale liegt als erlittene Kränkung Ophelia’s Wahnsinn, der in der andern durch die gebührende Rache so vollwichtig aufgewogen werden soll, dass dieses Gewdcht jene andere niederdrückt. 44 ) das Leben des Polonius, dessen Untergang auch den Untergang des Verstandes der Ophelia mit sich gezogen hat. — Die folgenden drei \ erse stehen nur in der Fol. Sc. 5. Prince of Denmark. 123 Nature is fine in love; and, where ’t is fine, It sends some precious instance of itself After the thing it loves. 45 Oph. They bore him barefac d on the bier: Hey non nonny y nonnif, hey nonny: 46 And in his grave raind mcmy a tear; — Fare you well, my dove! Laer. Hadstjhou thy wits, and didst persuade revenge, It could not move thus. Oph. You must sing, Town a-doion, an you call him a-down-a . 47 0, how the wheel becomes it! It is the false steward, that stole his masters daughter. 48 Laer. This nothing ’s more than matter. Oph. There ’s rosemary, that ’s for remembrance*, 49 pray you, love, remember: and there is pansies, that ’s for thoughts. 50 Laer. A document in madness; 51 thoughts and remembrance fitted. Oph. There ’s fennel for you, and columbines; 52 — there ’s rue for you; and here ’s some for me: we may call it herb of grace o’Sundays: — you may wear your rue with a difference. 53 — There ’s a daisy: 54 I would give you some violets; but they withered all when my father died. — They say, he made a good end, — 45 ) die Natur, die in ihrer Liebe so zart ist, sendet dom Geliebten in die Gruft ein Abbild ihrer Zartheit nach; sie hat dem leiblichen Tode des Polonius den geistigen der Ophelia folgen lassen. 46 ) Diese Zeile ist nur in der Fol. Es ist ein Refrain ohne Bedeutung, der zu verschie¬ denen Liedern der Zeit vorkommt und den Ophelia hier willkührlich einschiebt. 47 } Ein ähnlicher Refrain, und als solchen bezeichnet ihn Ophelia gleich darauf: „0, wie der Refrain (wheel) dazu passt!“ — Andere fassen wheel hier in der gewöhnlichen Bedeutung = Spinnrad, zu dem das Lied gesungen wurde. 48 ) Sie meint den Inhalt einer Ballade, die verloren gegangen ist. 4a ) Rosmarin sollte das Gedächtniss stärken und galt als Symbol der Liebestreue; es wurde deshalb bei Leichenbegängnissen wie bei Hochzeiten getragen. E0 ) pansies von dem französischen pensees; daher die Beziehung auf thoughts. 51 ) document, — Lehre, Vorschrift, steht im Gegensatz zu madness. 52 ) Rosmarin und Stiefmütterchen hatte sie dem Laertes gebracht; Fenchel und Aglei giebt sie dem König. Jenes ist Sinnbild der Schmeichelei, dieses der Undankbarkeit und der Untreue. Von der Raute, dem Symbol der Reue = rue und ruth, giebt sie einen Theil der Königin, und sagt ihr dabei, es lasse sich diese Raute an Sonntagen mit ihrem dem Festtage entsprechenden sinnigeren Beinamen: Gnadenkraut (herd of grace) benennen. Gnadenkraut hiess sie, weil die Reue zum Gnadenstande führt. — o’Sundays gehört nicht zu herb of grace, sondern zu we may call it. „Mit einem Abzeichen“ soll die Königin ihre Raute tragen, um sie und das darin symbolisirte Leid von der Raute der Ophelia und deren Leide zu unterscheiden. 54 ) Wem sie daisy — Masslieb, Symbol der Verstellung, überreicht und dafür gern „Teil¬ chen“, das Symbol der Treue, überreicht hätte, ist nicht recht klar. i % 124 Hamlet, A. IV. For bonny sweet Robin is all my joy, —- Laer. Thought 55 and affliction, passion, hell itself, She turns to favour, and to prettiness. Oph. And will he not come again ? And will he not come again f No, no, he is dead: Go to thy death-bed. He never will come again. His beard ivas as white as snow, All flaxen was his poll; He is gone, he is gone, And ice cast away moan: God ha mercy on his soul! 06 And of all Christian souls! I pray God. God be wi’ you! [Exit Ophelia. Laer. Do you see this? 0 God! 57 King. Laertes, I must commune with your grief, Or you deny me right. Go but apart, Make choice of whom your wisest friends you will, 08 And they shall hear and judge ’twixt you and me. If by direct, or by collateral hand They find us touch’d, 59 we will our kingdom give, Our crown, our life, and all that we call ours, To you in satisfaction; but if not Be you content to lend your patience to us, And we shall jointly labour with your soul To give it due content. Laer. Let this be so: His means of death, his obscure burial, 60 — No trophy, sword, nor hatchment, o’er his bones, No noble rite, nor formale ostentation, — 55 ) thought = Schwermuth. 56) Die Fol. liest: Gramercy on his soul. Ophelia fügt zu diesem Schlüsse des Liedes noch den dazu gehörigen Schluss mancher Grabinschriften: and of all Christian souls , seil. God have mercy. 57 ) do you see this sagt Laertes zum König und setzt dann den Ausruf 0 God! hinzu. In der Fol steht you Gods! wahrscheinlich um durch den Plural den Anstoss, den 0 God! im Singular bei der Theatercensur erregte, wegzuräumen. 58 ) d. h. wählt unter Euren weisesten Freunden die aus, die Ihr wollt. 59 ) d. h. bei der Ermordung des Polonius direkt oder indirekt betheiligt. 60 ) So die Fol.; die Qs. funeral, was zu obscure weniger gut passt. Polonius ward ohne Leichenfeierlichkeit beerdigt, und ohne dass auf seinem Grabe ein militärisches Ehren¬ zeichen (trophy), Schwert oder Wappenschild, aufgehängt wurde. Die beiden Zeilen no trophy - nor formal ostentation bilden die erläuternde Apposition zu his obscure burial, dessen „Unscheinbarkeit“ eben in der Unterlassung aller dieser herkömmlichen letzten Ehren bestand. [Sings. [Sings. Sc. 6. Prince of Denmark. 125 Cry to be heard, as ’t were from heaven to earth, That I must call ’t in question. King. So you shall; And, where th’ offence is, let the great axe fall. I pray you, go with me. [ Exeunt. SCENE VI. Another Room in the Same. Enter Hokatio , and a Servant. Hor. What are they, that would speak with me? Serv. Sailors, Sir: 1 they say, they have letters for you. Hor. Let them come in. [Exit Servant. I do not know from what part of the world I should be greeted, if not from lord Hamlet. Enter Sailors. 1 Sail. God bless you, Sir. Hor. Let him bless thee too. 1 Sail, tie shall, Sir, an ’t please him. There ’s a letter for you, Sir: it comes from the ambassador that was bound for England, if your name be Horatio, as I am let to know it is. Hor. [Reads.] „Horatio, when thou shalt have overlooked this, give these fellows some means to the king: 2 they have letters for him. Ere we were two days old at sea, a pirate of very warlike appointment gave us chace. Finding ourselves too slow of sail, we put on a compelled valour; 3 and in the grapple I boarded them: on the instant they got clear of our ship, so I alone became their prisoner. They have dealt with me, like thieves of mercy; but they knew what they did; I am to do a good turn for them. Let the king have the letters I have sent; and repair thou to me with as much haste as thou would’st fly death. I have words to speak in thine ear, will make thee dumb; yet are they much too light for the bore of the matter. 4 These good fellows will bring thee where I am. Rosencrantz and Guildenstern hold their course for England: of them I have much to tell thee. Farewell; He that thou knowest thine, Hamlet.“ Come, I will give you way for these your letters; And do ’t the speedier, that you may direct me To him from whom you brought them. [Exeunt. 1 ) So die Fol. ; die Qs. lesen: sea-faring men , Sir. 2 ) d. h. Mittel zum Könige zu gelangen. ) der Muth, den sie annahmen, war in so fern ein gezwungener, als sie nicht schnell genug segeln konnten, um dem Piraten zu entwischen, also gezwungen ihm Stand halten mussten. *) bore , Bohrloch, ist hier == Kaliber. Die Worte, so gewichtig sie sein mögen, sind doch im Verhältniss zu dem Gewicht ihres Inhalts zu leicht und unbedeutend; sie füllen ihren Inhalt nicht aus. 126 Hamlet, A. IV. SCENE VII. Another Room in the Same. Enter King and Laertes. King. Now must your conscience my acquittance seal, And you must put me in your heart for friend, Sith you have heard, and with a knowing ear, That he, which 1 hath your noble father slain, Pursu’d my life. Laer. It well appears: but tell me, Why you proceeded 2 not against these feats, So crimeful 3 and so capital in nature, As by your safety, greatness, 4 wisdom, all things else, You mainly were stirr’d up. King. 0! for two special reasons, Which may to you, perhaps, seem much unsinew’d, And 5 yet to me they are strong. The queen, his mother. Lives almost by his looks; and for myseli, (My virtue, or my plague, be it either which) 6 She ’s so conjunctive to my life and soul, That, as the star moves not but in his sphere, I could not but by her. The other motive, Why to a public count I might not go, Is the great love the general gender 7 bear him; Who, dipping all his faults in their affection, Would, like the spring that turneth wood to stone, Convert his gyves to graces; 8 so that my arrows, 1) which gebraucht Sh. sehr oft als persönliches Relativpronomen. 2 ) to proceed bezeichnet hier ein gerichtliches Verfahren. 3 ) So die Fol., mit einem gewählteren Ausdruck, als die Lesart der Qs. criminal. — In nature bezieht sich auf crimeful und capital zugleich, die wiederum einen Begriff bilden. Hamlet’s Thaten sind so todesverbrecherischer Art, dass Alles den König zum Handeln hätte in Bewegung setzen müssen. — Das as bezieht sich zunächst auf das vorhergehende so, dann aber auch auf why you proceeded not. 4 ) greatness fehlt in der Fol. 5) So die Fol., die Herausgeber meist mit den Qs. but für and. Aber der Gegensatz zwischen unsinew'd und strong wird hinlänglich durch yet bezeichnet. 6) (Ki König weiss nicht, ob es ein Heil oder Unheil tür ihn ist, dass ei nicht ohne die Königin leben kann. 7) gender, das eigentlich nur als grammatischer Terminus dem lateinischen genus entspricht, gebraucht Sh. hier seltsam = race, von dem „gemeinen Volksschlage“, wie er es in Othello (A. 1, Sc. 3.) von dem Genus der Pflanzen anwendet. 8) So die Fol., die mit Recht den Satz als einen bedingten auffasst, da Hamlet noch keine, als Verbrecher ihm anzulegende Fussfesseln trägt, welche die Liebe des grossen Haufens in einen Schmuck verwandeln könnte. Die Qs. lesen work iür would und machen convert, den zu would gehörigen Infinitiv, zum Indicativ. — Die Eigenschaft, Holz in Stein zu verwandeln, wurde u. A einer Quelle in Yorkshire, zugeschrieben. Sc. 7. Prince of Denmark. P27 Too slightly timber’d for so loud a wind, Would have reverted to my bow again, And not where I had aim’d them. 9 Laer. And so have I a noble father lost, A sister driven into desperate terms; Whose worth, if praises may go back again, Stood challenger on mount of all the age 10 For her perfections. But my revenge will come. King. Break not your sleeps for that; you must not think, That we are made of stuff so flat and dull, That we can let our beard be shook with danger, 11 And think it pastime. You shortly shall hear more: I loved your father, and we love ourself; And that, I hope, will teach you to imagine, — How now ? what news ? Enter a Messenger. Mess. Letters, my lord, from Hamlet. 12 This to your majesty: this to the queen. King. From Hamlet! who brought them? Mess. Sailors, my lord, they say; I saw them not: They were given me by Claudio, he receiv’d them Of him that brought them. 13 King. Laertes, you shall hear them. — Leave us. [Exit Messenger. [ Heads. ] „High and mighty, you shall know, I am set naked on your kingdom. To-morrow shall I beg leave to see your kingly eyes; when I shall, first asking your pardon thereunto, recount the occasions of my sudden and more strange return. 14 Hamlet.“ What should this mean? Are all the rest come back? Or is it some abuse, and no such thing? 15 9 ) die Pfeile des Königs, d. k. ein öffentliches Verfahren gegen Hamlet, hätten, dem stürmischen Winde, d. h. der Volksgunst, gegenüber, aus leichtem Holze geschnitzt, wie sie waren, ihr Ziel nicht erreicht, sondern nur den Schiessenden selbst getroffen. 10 ) Opheliens Werth stand auf der Höhe der ganzen Zeit, wie ein Herausforderer zu einem Wettkampf in Vollkommenheiten. Challenger gehört zu for perfections. n ) die Gefahr tritt dem König so nahe, dass sie ihn schon am Barte zupft. 12 ) Die Worte How now bis from Hamlet fehlen in den Qs., aber wie der Zusammenhang ergiebt, sind sie nur aus Versehen ausgefallen. 13 ) Die Fol. schliesst den Satz mit receiv’d them. 14 ) and more strange steht nur in der Fol. Der Comparativ erklärt sich durch das vorher¬ gehende Adjectiv: more strange than sudden. Hamlet’s Rückkehr ist noch mehr seltsam, als sie unerwartet ist. 15 ) d. h. ist der Brief eine Täuschung und nichts Derartiges, wie er vorgiebt zu sein? Die Fol. liest weniger gut: Or no such thing? 128 Hamlet, A. IV. Laer. Know you the hand? Kina. ’T is Hamlet’s character. „Naked/ 4 — And, in a postscript here, he says, „alone: 44 Can you advise me? Laer. I ’m lost in it, my lord. But let him come: It warms the very sickness in my heart, That I shall live and tell him to his teeth, „Thus diddest thou. 44 King. If it be so, Laertes, (As how should it be so? how otherwise?) 16 Will you be ruled by me? Laer . Ay, my lord; So you will not o’er-rule me to a peace. King. To thine own peace. If he be now return’d, As checking at 17 his voyage, and that he means No more to undertake it, — I will work him To an exploit, now ripe in my device, Under the which he shall not choose but fall; And for his death no wind 18 of blame shall breathe, * But even his mother shall uncharge the practice, And call it, accident. 19 Laer. My lord, I will be rul’d; The rather, if you could devise it so, That I might be the organ. King. It falls right. You have been talk’d of since your travel much, And that in Hamlet’s hearing, for a quality Wherein, they say, you shine: your sum of parts 20 Did not together pluck such envy from him, As did that one; and that, in my regard, Of the unworthiest siege. 21 Laer. What part is that, my lord? 16 ) Man sollte erwarten how should it not be so? „wie wäre es denkbar, dass es nicht so wäre, dass es anders wäre?“ Aber in der Häufung, wie in der Meglassung der Negationen ist Sh. auch sonst ungenau. 17 ) So die Fol. — to check at == stutzen, scheu werden vor Etwas, ist ein von der Falkenjagd entlehnter Ausdruck. Die Qs. haben dafür grösstentheils den offenbaren Druckfehler: As the king his voxjage, was eine spätere undatirte Q. auf blosse Ver- muthung in As liking not his voyage umändert, gewiss matter, als die Lesart der Fol. 18 ) wind = Athemhauch. 19 ) uncharge the practice ist eigentlich so viel als: die hinterlistige Nachstellung von der Beschuldigung, eine solche (practice) zu sein, freisprechen. — Das Folgende bis zu health and graveness fehlt in der Fol. 20 ) „alle eure sonstigen Gaben zusammengenommen.“ 21 ) siege, eigentlich = Sitz, gebraucht Sh. auch sonst — Stellung, Lang. / Sc. 7. Prince of Denmark. 129 King. A very riband in the cap of youth, Yet needful too; for youth no less becomes The light and careless livery that it wears, Than settled age his sables, and his weeds, Importing health and graveness. 22 — Two months since, 23 Here was a gentleman of Normandy, — I have seen myself, and serv’d against, the French, And they can 24 well on horseback; but this gallant Had witchcraft in ’t; he grew unto his seat; And to such wondrous doing brought his horse, As he had been incorps’d and demi-naturd With the brave beast: 25 so far he topp’d 26 my thought, That I, in forgery of shapes and tricks, Come short of what he did. Laer. A Norman , was ’t ? King. A Norman. Laer. Upon my life, Lamord. 27 King. The very same. Laer. I know him well: he is the brooch, 28 indeed, And gem of all the nation. King. He made confession 29 of you; And gave you such a masterly report, For art and exercise in your defence, 30 And for your rapier most especially, 22 ) Wie sables und weeds , die dem Alter anstehende Pelzkleidung, zusammen gehören, so bezieht sich importing health and graveness auch auf Beides. — to become, — wohl anstehen, schmücken, construirt Sh. bald, wie hier, mit dem Subject der Person, der etwas wohl ansteht, und mit dem Object der Sache, die ihr wohl ansteht; bald auch umgekehrt mit dem Subject der Person und dem Object der Sache. 23 ) Die Fol. hat some two months hence, um den Halbvers dem in der Fol. vorangehenden Halbvers And call it accident (Vgl. Anm. 19.) anzupassen. 24 ) So die Qs., mit der veralteten Anwendung von can = tüchtig sein. Die Fol. liest dafür ran. — Ebenso hat die Fol. in der nächsten Zeile: into his seat „er wuchs in seinen Sitz hinein“ für unto his seat „an seinem Sitze fest“. 25 ) wie ein Centaure, der auch dem Pferde gleichsam einverleibt und derselben Natur mit ihm theilhaft war (incorps’d and demi-natur'd). 26 ) Die Fol. pass'd. Der Sinn ist derselbe, nur dass topp'd ein geeigneteres Wort ist: Er übertraf meine Gedanken so weit, dass ich mit ihnen, indem ich mir allerlei mögliche Reiterkünste ausdachte, hinter seinen Leistungen zurückblieb. 27 ) Die Fol. nennt ihn Lamound. 2b ) brooch, eigentlich = Spange, Agraffe, gebraucht Sh. auch in K. Richard II., A. 5, Sc. 5. für „Schmuck“ im allgemeinen Sinne. 29 ) confession = Beichte, Bekenntniss, steht hier, insofern die Anerkennung der Ueber- legenheit des Laertes in der Fechtkunst dem Franzosen allerdings nicht leicht sein mochte. 30 ) masterly report ist hier der „Bericht von der Meisterschaft“ in der Kunst und Praxis des Fechtens. 9 t / I3Q Hamlet, A * AV ' That he cried out, ’t would be a sight indeed, If one could match you: the scrimers of their nation, 31 He swore, had neither motion, guard, 32 nor eye, 1 If you oppos’d them. Sir, this report of his Did Hamlet so envenom with his envy, That he could nothing do, but wish and beg Your sudden coming o’er, to play 33 with you. Now, out of this, — 34 £ aer . Why 35 out of this, my lord? King. Laertes, was your father dear to you? Or are you like the painting of a sorrow, A face without a heart? Laer. Why ask you this? King. Not that I think you did not love your father, But that I know love is begun by time; 30 And that I see, in passages of proof, 37 Time qualifies the spark and fire of it. There lives within the very flame of love A kind of wick, or snuff, that will abate it, And nothing is at a like goodness still; For goodness, growing to a plurisy, 38 Dies in his own too-much. That we would do, We should do when we would; for this „would* 4 changes, And hath abatements and delays as many, As there are tongues, are hands, are accidents; And then this „should“ is like a spendthrift 39 sigh, 31) d. Wie französischen Fechtmeister; their nation ist durch das vorhergehende » zu erklären; eigentlich sollte his nation stehen. Der Satz von the scrimers bis oppos d them fehlt in der Fol. 32) guard als Fechtausdruck = parirende Stellung, ist hier der Gegensatz zu mown — angreifende oder active Stellung des Fechters. 33) eine Fechterübung zum Spiel anstellen. — Die Fol. liest with him. 3*) D er König macht eine Pause, die nicht durch eine Unterbrechung von Seiten des Laertes veranlasst wird. 35) So die Fol.; die Qs. what. 36) Der Satz muss im Zusammenhänge mit dem Folgenden aufgefasst werden: Wie die Liebe nicht von selbst da ist, sondern mit der Zeit, zu einem gegebenen Zeitpunkte } anfängt, so schwächt auch wiederum die Zeit das von ihr selbst angefachte Feuer der Liebe. — Die zehn Zeilen hinter fire of it fehlen in der Fol. 37) ?) i n Vorfällen, die zum Beweise dienen.“ 38) liurisy = Uebermass, zu grosse Fülle, kommt in diesem Sinne bei Sh.’s Zeitgenossen öfter vor. Was er darunter versteht, sagt das folgende substantivisch gebrauchte too-much. 39) spendthrift sigh ist besser als spendthrift’s sigh, wie die meisten Qs. lesen. Ein ver¬ schwenderischer, d. h. ohne Veranlassung ausgestossener, Seufzer schadet, indem er eine scheinbare Erleichterung gewährt. Dass Seufzer die Lebenskraft verkümmern, ist eine Meinung, die Sh. auch sonst ausspricht; so heisst es in 2. K. Henry VI. A. , Sc. 2. blood-consuming sighs. Sc. 7. Prince of Denmark. 131 That hurts by easing. But, to the quick o’ the ulcer. Hamlet comes back: what would you undertake, To show yourself your father’s son in deed, 40 More than in words? Laer. To cut his throat i’ the church. King. No place, indeed, should murder sanctuarize; 41 Revenge should have no bounds. But, good Laertes, Will you do this, keep close within your chamber. Hamlet, return’d, shall know you are come home: We ’ll put on those shall praise your excellence, 42 And set a double varnish on the fame The Frenchman gave you, bring you, in fine, together, And wager on your heads: he, being remiss, Most generous, and free from all contriving, 43 Will not peruse the foils; so that with ease, Or with a little shuffling, you may choose A sword unbated, and in a pass of practice, 44 Requite him for your father. Laer. I will do ’t; And, for that purpose, I ’ll anoint my sword. I bought an unction of a mountebank, So mortal, that but dip a knife in it, Where it draws blood no cataplasm so rare, Collected from all simples that have virtue Under the moon, can save the thing from death, That is but scratch’d withal: 45 I ’ll touch my point 46 With this contagion, that, if I gall him slightly, It may be death. King. Let ’s farther think of this; Weigh, what convenience, both of time and means, 40 ) Die Qs. setzen indeed vor your father's son. fl ) to sanctuarize von sanctuary — kirchliche Freistatt, ist also hier: dem Mord eine solche Freistatt gewähren. 42 ) d. h. in der Fechtkunst. 43 ) er hat keine Ahnung von einem Anschlag. Welcher Anschlag gemeint ist, sagen die folgenden Zeilen. Hamlet wird in seiner Arglosigkeit den Fechtdegen nicht genauer untersuchen, so dass Laertes leicht, oder doch mit Hülfe eines kleinen Kunstgriffs, für das stumpfe Rapier ein unabgestumpftes Schwert nehmen und damit an Hamlet den Tod des Polonius vergelten kann. n ) pass of practice ist ein hinterlistig angelegter Gang im Fechten. — practice = hinter¬ listiger Anschlag, ist ein gewöhnlicher Ausdruck bei Sh. 4J ) withal — with it, d. h. mit dem in die Salbe nur getauchten Messer geritzt. 6 ) my point d. h. die Spitze meines Schwertes, des sword unbated. — contagion nennt ei die Salbe, da sie ihr Gift wie durch Ansteckung verbreitet. 9 * / 132 . Hamlet, May fit us to our shape. 47 If this should fail, And that our drift look through our bad performance, ’T were better not assay’d: therefore, this project Should have a back, or second, that might hold, If this should blast in proof. 49 Soft! — let me see: — We ’ll make a solemn wager on your cunnings, — I ha’t: 50 When in your motion 51 you are hot and dry, (As make your bouts more violent to that end) And that he calls for drink, I ’ll have prepar’d 52 him A chalice for the nonce; whereon but sipping, 53 If he by chance escape your venom’d stuck, 54 Our purpose may hold there. But stay! what noise ? Filter Queen . How now, sweet queen? 55 Queen. One woe doth tread upon another’s heel, So fast they follow. — Your sister ’s drown’d, Laertes. Laer. Drown’d! 0, where? Queen. There is a willow grows aslant a brook, 56 That shows his hoar leaves in the glassy stream; There with fantastic garlands did she come, 57 A. IV. ¥ ♦?) to our shape = wie uns am Besten passt. *«) Die Vollführung (performance) des Planes ist dann schlecht, wenn die Absicht (drift) sich dabei verräth, gleichsam durch die Umhüllung hervorguckt. 49) Das Bild ist entlehnt von einem Geschütz, das platzt, wenn es probirt wird. 50 ) Einige Qs. haben die gewöhnlichere Abkürzung: I havt. 51) Vgl. Anm. 32. — You ist hier von Laertes und Hamlet zu verstehen. 52 ) So die Fol. Die Herausgeber lesen meistens mit den Qs. preferr'd, was allerdings bei Sh. in der Bedeutung: fördern, hervorholen, gebraucht wird. Hier aber liegt der Nachdruck gewiss auf der besondern Zubereitung. Zu prepar’d gehört dann for the nonce — für den Fall, für die Gelegenheit. 53) zu sipping ist he zu suppliren, was aber fehlt, da die Construction nach dem Zwischensätze: if he etc. eine andere wird, als sie anüng. 5*) stuck — der Stoss des Rapiers. 55) But stay! what noise? fehlt in der Fol., welche dafür allein llow, sweet queen? hat. — Das zufällig ausgefallene now ergänzte die Fol. von 1632. 56 ) g 0 die Fol., die Qs. ascaunt the brook. Der Sinn ist derselbe. 57 ) g 0 die Fol. Ophelia kam mit ihren Kränzen zu dem Weidenbaum, um sie daran aufzuhängen. Die meisten Herausgeber lesen mit den Qs. Therewith fan¬ tastic garlands did she make, als ob sie die Kränze aus Blättern der. Weide gemacht, während doch die Blumen alle aufgezählt werden, deren sie sich bedient. Sc. 7. Prince of Denmark. 133 Of crow-flowers, nettles, daisies, and long purples, 58 That liberal shepherds give a grosser name, But our cold 59 maids do dead men’s fingers call them: There, on the pendant boughs her coronet weeds Clambering to hang, an envious 60 sliver broke, When down her weedy trophies, and herself, Fell in the weeping brook. Her clothes spread wide, And, mermaid-like, a while they bore her up: Which time, she chanted snatches of old tunes, 61 As one incapable of her own distress, 02 Or like a creature native and indu’d Unto that element: 03 but long it could not be, Till that her garments, heavy with their drink, Pull’d the poor wretch from her melodious lay To muddy death. Laer. Alas! then, is she drown’d? Queen. Drown’d, drown’d. Laer. Too much of water hast thou, poor Ophelia, And therefore I forbid my tears: but yet It is our trick; nature her custom holds, Let shame say wliat it will: when these are gone, The woman will be out. 64 — Adieu, my lord! I have a speech of fire, that fain would blaze, But that this folly 65 drowns it. [Exit. King. Let ’s follow, Gertrude. How much I had to do to calm his rage! Now fear I, this will give it start again; 60 Therefore, let ’s follow. [Exeunt. 58 ) Die long purples sind rothe Orchideen ; von den volksthiimlichen, gröberen Namen, welche die unanständig dreisten Schäfer (liberal shephards) der Blume beilegen, führt Malone nur einen an: the rampant widow. 5S ) cold ist der Gegensatz zu liberal. Die „keuschen“ Mädchen verschmähen solche gröbere Namen und nennen die Blume dead men's finger. 60 ) Ygl. Anm. 3, A. 4, Sc. 5. 61 ) So die Fol.; die Qs. haben, weit weniger passend, lauds — Lobpsalmen. Dass Ophelia aber nicht solche, sondern old tunes sang, ergeben die vorigen Scenen. Auch Q. A. hat: old sundry tunes. 62 ) incapable of = unzugänglich für Etwas. Ygl. über capable Anm. 7, A. 3, Sc. 2. 63 ) sie war wie ein mit dem Wasser durch die Geburt vertrautes und dafür ausgerüstetes ( indued ) Geschöpf. 64 ) Laertes entschuldigt damit die wider seinen Willen hervorbrechenden Thränen: das Weib oder das weibische Element im Manne wird heraus, vertilgt sein, sobald diese Thränen (these) einmal geweint sind. 65 ) folly sind die Thränen, deren er sich als einer Thorheit schämt. 66 ) Ophelia’s Tod wird die kaum beruhigte Wuth des Laertes zu neuem Ausbruch (start) veranlassen. 134 A. Y. Hamlet, A C T V. SCENE I. A Church-Yard. Enter Two Clowns, with Spades, and Mattocks. 1 1 Clo. Is she to be buried in Christian burial, that wilfully seeks her own salvation? 2 3 2 Clo. I tell thee, she is; and therefore make her grave straight: 3 the crowner hath sate on her, and finds it Christian burial. 4 5 1 Clo. How can that be, unless she drowned herself in her own defence? 2 Clo. Why, ’t is found so. 1 Clo. It must be se offendendo; 5 it cannot be else. For here lies the point: if I drown myself wittingly, it argues an act, and an act hath three branches; it is, to act, to do, and to perform: argal, 6 she drowned herself wittingly. 2 Clo. Nay, but hear you, goodman delver. 1 Clo. Give me leave. Here lies the water; good: here stands the man; good: if the man go to this water, and drown himself, it is, will he, nill he, 7 he goes, mark you that; but if the water come to him, and drown him, he drowns not himself: argal, he that is not guilty of his own death shortens not his own life. 2 Clo. But is this law? 1 Clo. Ay, marry, is ’t; crowner’s quest-law. 8 b Die Bühnenweisung ist von Kowe vervollständigt. „Spaten und Hacke“ bezeichnete die stehende Theaterfigur des Clown oder Rüpels, die in keinem Drama Sh.’s zu fehlen pflegt, zugleich für diesen einzelnen Fall in ihrem Geschäft als lodtengräber. 2 ) Der Clown, nach der Sprachverdrehung und Wortverwechselung, welche für diese Rolle bei Sh. charakteristisch ist, meint damnation , w r enn er salvation sagt. 3 ) straight =■ stracks. to find ist der technische Ausdruck für das Gutachten des Kronbeamten (crowner, alt und gemein, für coroner ), der über einen nicht, auf natürliche Weise umgekommenen Todten zu Gericht zu sitzen (hath sate on her) und den Todesfall näher zu bestimmen hatte. 5 ) Er will sagen se defendendo. Nur wenn sie in Vertheidigüng ihrer selbst um’s Leben gekommen wäre, gebührte ihr, nach der Ansicht des ersten Clown, ein christliches Begräbniss. 6 ) argal, entstellt aus dem lateinischen ergo, mit dem die Schlussfolgerung anfängt. 7 ) „so ist das , er mag wollen oder nicht, so viel als: er geht“. 8 ) coroner's quest ist die Untersuchung, die der Kronbeamte anstellt. Der daraus sich ergebende Ausspruch heisst hier ironisch crowner's quest-law. Diese und die vorher¬ gehende Spitzfindigkeit, welche den act in drei Tlieile: to act , to do und to perform theilt, enthält vielleicht einen unter der Regierung der Königin Elisabeth vorgekom¬ menen Fall des Sir James Haies, der sich im Wahnsinn ertränkt hatte. Der Kron¬ beamte stellte weitläufige Untersuchungen an, ob Sir James zum Wasser gekommen sei, oder das Wasser zu ihm. Sc. 1. Prince of Denmark. 135 2 Clo. Will you ha’ the truth on’t? If this had not been a gentlewoman, she should have been buried out of Christian burial. 1 do. Why, there thou say’st; and the more pity, that great folk shall have countenance 9 in this world to drown or hang themselves, more than their even-christian. 10 Come, my spade. There is no ancient gentlemen but gardeners, ditchers, and gravemakers; they hold up Adam’s profession. 2 do. Was he a gentleman? 1 do. He was the first that ever bore arms. 11 2 do. Why, he had none. 1 CIS. What, art a heathen? How dost thou understand the Scripture? The Scripture says, Adam digged: could he dig without arms ? I ’ll put another question to thee: if thou answerest me not to the purpose, confess thyself 12 — 2 do. Go to. 1 do. What is he, that builds stronger than either the mason, the shipwright, or the carpenter? 2 do. The gallows-maker; for that frame outlives a thousand tenants. 1 Clo. I like thy wit well, in good faith: the gallows does well; but how does it well? it does well to those that do ill: now, thou dost ill to say the gallows is built stronger than the church: argal, the gallows may do well to thee. To ’t again; come. 2 Clo. Who builds stronger than a mason, a shipwright, or a carpenter? 1 Clo. Ay, tell me that, and unyoke. 13 2 Clo. Marry, now I can tell. 1 Clo. To ’t. 2 Clo. Mass, 14 I cannot tell. Enter Hamlet and Horatio , at a distance. 1 Clo. Cudgel thy brains no more about it, for your dull ass will not mend his pace with beating; and, when you are asked this question next, say, a grave-maker: the houses that he makes, last till doomsday. Go, get thee to Yaughan; 13 fetch me a stoop of liquor. [ Exit 2 Clown. 9 ) countenance — Unterstützung, Vertretung. 10 ) even-christian veraltet für fellow-Christian. n ) Der erste Clown fasst arms = Arme, der zweite = Wappen. — Das Folgende von Why , he etc. bis without arms fehlt in den Qs., wahrscheinlich da die Erwähnung der „heiligen Schrift“ Anstoss erregen mochte. 12 ) and be hang'd wollte der Clown hinzufügen, nach der sprüchwörtlichen Redensart, die sich auch in Othello A. 4, Sc. 1. findet: to confess and be hanged for his labour. Dem Bekenntniss des Diebes folgt das Aufhängen. 13 ) to unyoke — vom Joche losspannen, dann übertragen auf das Ausruhen überhaupt. 14 ) abgekürzt aus by the mass, das A. 2, Sc. 1. und A. 3, Sc. 2. vorkam. 15 ) So die Fol., die Yaughan als freilich unbekannten Eigennamen in Cursiv druckt. Die Qs. haben nur: Get thee in. ( 136 Hamlet, A. Y. 1 Clown digs, and sings. In youth, when I did love, did love, 16 Methought it was very sweet, To contract, 0! the time, for, ah! my behove, 0, methought, there was nothing meet. Ham. Hath this fellow no feeling of his business, that he sings at grave-making ? Hor. Custom hath made it in him a property of easiness. Ham. ’T is e’en so: the hand of little employment hath the daintier sense. 1 Clo. But age, with his stealing steps, * Hath claw’d 17 me in his clutch, And hath shipped me intill the land, As if I had never been such. [Throws up a scull. Ham. That scull had a tongue in it, and could sing once: how the knave jowls it to the ground, as if it were Cain’s jaw-bone, that did the first murder! This might be the pate of a politician, which this ass now o’er- offices, 18 one that would circumvent God, might it not? Hor. It might, my lord. Ham. Or of a courtier, which could say, „Good-morrow, sweet lord! How dost thou, good lord? 44 This might be my lord such-a-one, that praised my lord such-a-one’s horse, when he meant to beg it, might it not? Hor. Ay, my lord. Ham. Why, e’en so, and now my lady Worm’s; 19 chapless, and knocked about the mazzard with a sexton’s spade. Here ’s fine revolution, an we had the trick to see ’t. Did these bones cost no more the breeding, but to play at loggats 20 with them? mine 21 ache to think on t. 1 Clo. A pick-axe, and a spade, a spade, [Sings. For 22 and a shrouding sheet: 01 a pit of clay for to 23 be made For such a guest is meet. [Throws up another scull. 16 ) Das Gedicht, freilich im Munde des Todtengräbers arg und unsinnig entstellt, ist von Lord Vaux und stammt aus der Zeit der Königin Maria. Es ist u. A. abgedruckt in Percy’s Reliques of Ancient English Poetry. 17 ) Die Pol. hat caught. Obgleich sonst die Version, die der Todtengräber von diesem Liede giebt, sehr bedeutend von der ursprünglichen abweicht, so stimmt hier die Lesart der Qs. doch damit überein. 18) So die Fol. — to o'er-officc = im Amt Übertreffen, oder an Amtstätigkeit hinter sich lassen, sagt offenbar viel mehr, als das matte O'er-reaches der Qs. — Das einfache to office in ähnlicher "Weise hat Sh. im Cor iolanus A. 5, Sc. 2.: a Jack-guardant cannot office me from my son Coriolanus. 19 ) Der Schädel, der früher dem Herrn So und So (my lord such a one) gehörte, gehört nun der gnädigen Frau Wurm (my lady Worm's). Worm ist hier weiblich personificirt. 20 ) to play at loggats war eine Art Kegelspiel, wobei möglicherweise die Todtenknochen die Stelle der Kegel vertreten konnten. 21 ) mine seil, bones. 22 ) for and, ein veralteter Ausdruck, der hin und wieder sich auch noch bei Sh.’s Zeit¬ genossen findet, — ferner, und auch. 23 ) for to — um zu, vor Infinitiven, kam schon vor. Sc. 1. Prince of Denmark. 137 Ham. There ’s another: why may not that be the scull of a lawyer? Where be his qniddits now, his quillets, his cases, his tenures, and his tricks? why does he suffer this rude knave now to knock him about the sconce with a dirty shovel, and will not tell him of his action of battery? 24 Humph! This fellow might be in ’s time a great buyer of land, with his statutes, his recognizances, his fines, his double vouchers, his recoveries: 25 is this the fine of his fines, and the recovery of his recoveries, to have his fine pate full of fine dirt? will his vouchers vouch him no more of his purchases, and double ones too, than the length and breadth of a pair of indentures ? The very conveyances of his lands will hardly lie in this box, and must the inheritor himself have no more? ha? Hor. Not a jot more, my lord. Ham. Is not parchment made of sheep-skins? Hor. Ay, my lord, and of calf-skins too. Ham. They are sheep, and calves, which seek out assurance 26 in that. I will speak to this fellow. — Whose grave ’s this, Sir? 1 Clo. Mine, Sir. — 0, a pit of clay for to be made [Sings. For such a guest is meet. Ham. I think it be thine, indeed; for thou liest 27 in ’t. 1 Clo, You lie out on ’t, Sir, and therefore it is not yours: for my part, I do not lie in ’t; and yet it is mine. Ham. Thou dost lie in ’t, to be in ’t, and say it is thine: ’t is for the dead, not for the quick; 28 therefore, thou liest. 1 Clo. ’T is a quick lie, Sir; ’t will away again, from me to you. Ham. What man dost thou dig it for? 1 Clo. For no man, Sir. Ham. What woman, then? 1 Clo. For none, neither. 2f ) Hamlet wundert sich, dass der Advokat seine Kniffe, Pfiffe und Akten hier nicht mehr in Bereitschaft hat, dass er sich ruhig von dem Clown auf den Schädel schlagen lässt, ohne eine Klage wegen thätlicher Beleidigung gegen ihn anhängig zu machen. Battery ist der juristische technische Ausdruck. 25 ) Hamlet zählt hier eine Reihe von gerichtlichen Formen und rechtlichen Vorschriften auf, die heim Kauf und Verkauf von Ländereien vorkamen, und die, den Speziali¬ täten des Englischen Rechtes angehörig, im Deutschen entweder gar keinen ent¬ sprechenden technischen Ausdruck haben, oder sich nur mit weitläufigen Umschrei¬ bungen zur Noth erklären lassen, fine und recovery werden dann einmal im technisch juristischen Sinne, sodann im gewöhnlichen Sinne gebraucht. Ein ähnliches Wortspiel findet zwischen double vouchers als technischem Ausdruck und dem to vouch in gewöhn¬ lichem Sinne statt. Endlich wird conveyance einmal im gerichtlichen Sinne gebraucht, und muss dann zu no more im gewöhnlichen Sinne supplirt werden. 26 ) d. h. gerichtliche oder rechtliche Sicherheit. 27 ) Das Wortspiel zwischen to lie — lügen und — liegen ist bei Sh. eines der gewöhn¬ lichsten. 28 ) quick ist zugleich „lebendig“ und „behende“. 138 Hamlet, A - v * Ham. Who is to be buried in ’t? 1 Clo. One, that was a woman, Sir; but, rest her soul, 29 she ’s dead. Ham. How absolute 30 the knave is! we must speak by the card, or equivocation will undo us. 31 By the lord, Horatio, these three years I have taken note of it; the age is grown so picked, 32 that the toe of the peasant comes so near the heel of the coutier, he galls his kibe. — How long hast thou been a grave-maker? 1 Clo. Of all the days i’ the year, I came to ’t that day that our last king Hamlet overcame Fortinbras. Ham. How long is that since? 1 Clo. Cannot you tell that? every fool can tell that. It was the very day that young Hamlet was born; he that is mad, and sent into England. Ham. Ay, marry; why was hour whoreson 34 dead body. Here ’s a scull now; this scull hath lain you i' the earth tliree-and-twenty years. 29) scil. God rest her soul =^„Gott lasse ihre Seele ruhen. 30 ) absolute = bestimmt, jeder Einrede unzugänglich. 31) by the card eigentlich = nach der Karte, auf der mit mathematischer Genauigkeit Länder und Meere verzeichnet stehen. — equivocation ist ein Spiel mit W orten in ihren doppelten Bedeutungen, wie es der Clown eben geübt hatte. 32 ) Die Zeit ist so überbildet, dass diese allgemein verbreitete Bildung den Bauer in unmittelbare Nähe des Hofmannes bringt, so nahe, dass der Bauer mit der Spitze seines Schuhes auf die Ferse des Hofmannes tritt und die Frostbeulen an der Ferse wund tritt. Ein Beispiel von solchem raffinirten (picked) Wesen unter den Bauern hatte Hamlet eben an dem Clown gehabt. 33) Hamlet fasst ground = Grund, Ursache, der Clown — Grund, Boden. 34) whoreson als Adjectiv steht häufig ohne deutliche Beziehung auf die eigentliche Bedeu¬ tung des Wortes, ganz als scherzhaftes Schimpfwort, etwa unserm „verflucht“ entsprechend. Sc. 1. Prince of Denmark. 139 Ham. Whose was it? 1 Clo. A whoreson mad fellow’s it was: whose do you think it was? Ham. Nay, I know not. 1 Clo . A pestilence on him for a mad rogue! a’ poured a flagon of Rhenish 35 on my head once. This same scull, Sir, this same scull, Sir, was Yorick’s scull, the king’s jester. [Takes the Scull. Ham. This ? 1 Clo. E’en that. Ham. Let me see. Alas, poor Yorick! — I knew him, Horatio: a fellow of infinite jest, of most excellent fancy: he hath borne me on his back a thousand times*, and now, how abhorred my imagination is! 36 my gorge rises at it. Here hung those lips, that I have kissed I know not how oft. Where by your gibes now? your gambols? your songs? your flashes of merri¬ ment, that were wont to set the table on a roar? 37 Not one 38 now, to mock your own grinning? quite chap-fallen? 39 Now, get you to my lady’s chamber, and tell her, let her paint an inch thick, to this favour 40 she must come; make her laugh at that. — Pr’ythee, Horatio, tell me one thing. Hor. What ’s that, my lord? Ham. Dost thou think, Alexander looked o’ this fashion i’ the earth? Hor. E’en so. Ham. And smelt so? pah! [Puts down the Scull. Hor. E’en so, my lord. Ham. To what base uses we may return, Horatio! Why may not ima¬ gination trace the noble dust of Alexander, till he find it stopping a bung-hole? Hor. ’T were to consider too curiously, 41 to consider so. Ham. No, faith, not a jot; but 42 to follow him thither with modesty enough, and likelihood to lead it: as thus: Alexander died, Alexander was buried, Alexander returneth into dust; the dust is earth; of earth we make 35 ) Rhenish scil. wine kam schon A. 1 , Sc. 5. vor. 36 ) So die Fol. — abhorred — hässlich, widerwärtig, also hier von der Einbildungskraft: mit widerlichen Bildern erfüllt. Die Qs. lesen how abhorred in my imagination it is. 37 ) der Hofnarr musste seine Possen namentlich bei der Tafel Vorbringen, um die Gäste in ein schallendes Gelächter zu versetzen. 38 ) one bezieht sich am bequemsten auf das vorhergehende gibes. Für grinning, hier das Grinsen des Todtenkopfs, liest die Fol. weniger deutlich jeering. 3S ) chap-fallen, das sonst gewöhnlicher in übertragenem Sinne = niedergeschlagen, muthlos steht, gebraucht Hamlet hier von Yorick’s Todtenkopf im wörtlichsten Sinne — mit eingefallenen Kinnbacken. 40 ) favour == Miene, Aussehen. Wenn die vornehme Dame (my lady) sich auch zolldicke Schminke auflegt, wird sie am Ende doch so aussehen, wie dieser Kopf. 41 ) curiously =■ spitzfindig. 42 ) scil. ’twere but to follow him thither, d. h. bis zu einem Spundloche. Modesty ist der Gegensatz zu curiously — Masshaltung in der Untersuchung (to consider ); das it in to lead it muss sich ebenfalls auf ein aus Horatio’s Worten zu supplirendes Nomen, wie Untersuchung, beziehen: die Wahrscheinlichkeit würde die Untersuchung leiten. 140 Hamlet, A - v * * loam ; and why of that loam, whereto he was converted, might they not stop a beer-barrel? Imperial 4 ^ Csßsar , dead, and turn d to clay, Might stop a hole to keep the wind away: 0! that that earth, which kept the world in awe, Should patch a wall t’ expel the winter’s flaw! 44 But soft! but soft! aside: — here comes the king, Enter Priests, etc. in procession; the corpse of Ophelia, Laertes and Mourners following; King, Queen, their Trains, etc. 1,0 The queen, the courtiers. Who is that they follow, And with such maimed rites? This doth betoken, The corse they follow did with desperate hand Fordo 46 its own life; ’t was of some estate. 47 Couch 48 we a while, and mark. [Retiring with Hohatio. Laer. What ceremony else? Mam. That is Laertes, A very noble youth: mark. Laer. What ceremony else? 1 Priest. 49 Her obsequies have been as far enlarg’d As we have warranty: her death was doubtful; And, but that great command o’ersways the order, o0 She should in ground unsanctified have lodg’d, Till the last trumpet; for charitable prayers, Shards, flints, and pebbles, should be thrown on her; Yet here she is allow’d her virgin rites, 51 43 ) So dieFol. Die Qs. lesen imperious, das Sh. allerdings bisweilen impel ini gebraucht. 44) flaw ist ein plötzlicher und heftiger Orkan. # ♦ 5) Die Bühnenweisung ist modern und bedingt einen stattlicheren Leichenzug, als sic vielleicht mit den maimed rites, den verstümmelten Feierlichkeiten, über die Hamlet sich wundert, verträgt. Von den alten Ausgaben hat Q. A. die genaueste Bulmen- weisung: Enter King and Queen, Laertes and other lords, with a Priest after the Coffin Der Priester ist in denQs.zu einem Doctor geworden, obwohl er auch dort mit Churlish priest angeredet wird. *6) to fordo = to undo, ein veraltetes Wort, das Sh. von einem Selbstmord auch in King Lear A. 5, Sc. 3. anwendet. ♦*) estate = Rang. ■' ♦8) to couch = sich in den Hinterhalt legen, hier, um den Vorgang zu beobachten. 49) Wenn nach obiger Bühnenweisung (vgl. Anm. 45.) überhaupt nur ein Priester auftiitt, so ist das 1. vor Priest natürlich zu streichen. 50) Dem Machtbefehl (great command), wahrscheinlich des Königs, wird hier die herkömm¬ liche Ordnung (the order) gegenübergestellt , welche der Ophelia nicht einmal ein so anständiges Begräbniss gestattet haben würde. ) crants, das deutsche „Kranz“, ein sonst kaum vorkommendes Wort, schrieb Sh. vielleicht zuerst und fügte gleichsam erklärend: her maiden strewments hinzu. Spater änderte er das unverständige crants in rites um, und so liest die Fol. Ob aber das seltsame crants der Qs. nicht am Fnde ein blosser Druckfehler für grants ist = das, was ihr als Jungfrau gewährt wird, bliebe noch zu erwägen. 51 Sc. 1. Prince of Denmark. 141 .Her maiden strewments, and the bringing home Of bell and burial. 52 Laer. Must there no more be done? 1 Priest No more be done. We should profane the service of the dead, To sing a requiem; 53 and such rest to her, As to peace-parted souls. Laer. Lay her i’ the earth; And from her fair and unpolluted flesh, May violets spring! — I tell thee, churlish priest, A ministering angel shall my sister be, When thou liest howling. 54 Ham. What! the fair Ophelia? 55 Queen. Sweets 56 to the sweet: farewell. [Scattering flowers. I hop’d thou should’st have been my Hamlet’s wife: I thought thy bride-bed to have deck’d, sweet maid, And not to have strew’d thy grave. Laer. 0 ! treble woe Fall ten times treble on that cursed head, Whose wicked deed thy most ingenious sense Depriv’d thee of! — Hold off the earth a while, Till I have caught her once more in mine arms. [Leaping into the grave. Now pile your dust upon the quick and dead, Till of this flat a mountain you have made, To o’er-top old Pelion, or the skyish head Of blue Olympus. Liam. [. Advancing .] What is he, whose grief Bears such an emphasis? 37 whose phrase of sorrow Conjures the wandering stars, and makes them stand, Like wonder-wounded hearers? this is I, Hamlet the Dane. [Leaping into the grave. Laer. The devil take thy soul! [Grappling with him. Ham. Thou pray’st not well. I pr’ythee, take thy fingers from my throat; 52 ) Die Construction ist ungenau, aber der Sinn ist: die Bestattung (bringing home) unter Grabgeläut (bell) und mit rechtem vorschriftsmässigen Begräbniss (burial). 53 ) Die Fol. hat sage requiem , was „feierliches Requiem“ bedeuten müsste, aber die Lesart ist verdächtig, daher die der Q s. a requiem vorzuziehen ist. 54 ) d. h. am Tage des jüngsten Gerichts. 55 ; Dass es sich um Ophelia handelt, erfährt Hamlet erst, da Laertes von my sister spricht. 56 ) sweets, eigentlich 'Wohlgerüche, sind hier die duftenden Blumen, welche die Königin „der Süssen“, d. h. der Ophelia, auf das Grab streut. 5 ‘) emphasis, — Ausdruck rednerischer Uebertreibung, gebraucht Sh. auch in Antony and Cleopatra A. 1, Sc. 5. — In dem Folgenden will Hamlet zeigen, dass er in solcher emphasis wohl mit Laertes zu wetteifern vermag. So überbietet er das gewöhn¬ liche wonder-struck mit dem hyperbolischen wonder-wounded. 142 Hamlet, A. Y. For though I am not splenetive and rash, Yet have I something in me dangerous, Which let thy wiseness 58 fear. Hold off thy hand. King. Pluck them asunder. Queen. Hamlet! Hamlet! All. Gentlemen, — 59 Eor. Good my lord, be quiet. [The Attendants part them, and they come out of the grave. Ham. Why, I will fight with him upon this theme, Until my eyelids will no longer wag. Queen. 0 my son! what theme? Earn. I lov’d Ophelia: forty thousand brothers Could not, with all their quantity of love, Make up my sum. — What wilt thou do for her? King. 0! he is mad, Laertes. Queen For love of God, forbear him. Earn. ’Swounds! show me what thou ’It do: Woul’t weep? woul’t fight? woul’t fast? woult teai thyself? Woul’t drink up Esill? 60 eat a crocodile? I ’ll do ’t. — Dost thou come here to whine? To outface me with leaping in her grave? Be buried quick with her, and so will I: And, if thou prate of mountains, let them throw Millions of acres on us; till our ground, Singeing his pate against the burning zone, 61 Make Ossa like a wart! Nay, an thou ’It mouth, I ’ll rant as well as thou. 58 ) So die Fol.; die Qs, wisdoms. Sh. mochte hier dcas ungewöhnliche 'Wort als charak¬ teristisch vorziehen. — In der vorhergehenden Zeile haben die Qs. in me something. Dagegen ist die Lesart der Qs. For though I am dem Sir, though I am der Fol. wohl vorzuziehen. 59) Nach den Qs. In der Fol. steht dafür: Gentlemen. Good my lord, be quiet, ohne dass Horatio sich einmischt. 6°) Die Qs. haben Esill, die Fol. Esile cursivisch, wie Eigennamen gedruckt werden. Die meisten Herausgeber vermuthen, dass Sh. den Fluss Tssel gemeint habe. Hammer rath auf Nile, worauf auch die Ideenverbindung mit dem gleich darauf folgenden crocodile schon führt. Das Me der Fol. stände dem Nile näher, als die Lesart der Q. A. vessels. Jedenfalls hat Sh. einen Fluss im Sinne gehabt, den Hamlet auszutrinken (drink up) sich erbietet, nicht aber Essig, der im älteren Englisch freilich eyesel heisst, der aber wenig zu den gigantischen Bildern passt, die Hamlet hier aufeinander häuft. Stände im Text: Woul't drink up Nilus? eat a crocodile, so wären alle Schwierigkeiten gehoben. Das Bedenken ist aber, ob ein so geläufiges Wort in vessels, Esill und Esil habe verdruckt werden können 61) burning zone ist hier die unmittelbare Sonnennähe, in die ein so ungeheurer Berg, neben welchem der Ossa wie eine Warze erschiene, mit seiner Spitze reichen musste. Sc. 2. Prince of Denmark. 14 Queen. This is mere madness: And thus a while the fit will work on him; Anon, as patient as the female dove, When that her golden couplet 62 are disclos’d, His silence will sit drooping. Ham. Hear you, Sir: What is the reason that you use me thus? I lov’d you ever: but it is no matter; Let Hercules himself do what he may, The cat will mew, and dog will have his day. 63 King. I pray you, good Horatio, wait upon him. Strengthen your patience in our last night’s speech; We ’ll put the matter to the present push. — Good Gertrude, set some watch over your son. This grave shall have a living monument: 64 An hour of quiet shortly 65 shall we see; Till then, in patience our proceeding he. SCENE II. A Hall in the Castle. Enter Hamlet and Horatio. Ham. So much for this, Sir: now let me see 1 the other. — You do remember all the circumstance ? Hor. Remember it, my lord! Ham. Sir, in my heart there was a kind of fighting, That would not let me sleep: methought, I lay Worse than the mutines in the bilboes. 2 Rashly, — [Exit. [Exit Horatio. [To Laertes. [Exeunt. 62 ) golden couplet heissen die ungefiederten, nur mit gelblichem Flaum bedeckten, eben aus dem Ei gekrochenen Täubchen, weil die Taube über einem Paar zu brüten pflegt, Die Fol. hat mit Recht couplet im Singular, obwohl das Verbum, wie nach C.ollectiven üblich, im Plural steht. 63 ) Der Sinn, in welchem hier die sprüchwortlichen Reden von der Art der Katze und des Hundes mit dem Herkules zusammengestellt werden, ist der, dass auch eine Herkulische, übermenschliche Anstrengung den gemeinen Lauf der thierischen Natur nicht zu ändern vermag. 6t ) d- h. ein Denkmal, das von Dauer sein wird, ein lebenskräftiges Denkmal. 66 ) So die Fol. Von den Qs. hat die erste thirty , die andere thereby. let me see , d. h. lasst mich das Uebrige vornehmen, es Euch erzählen. So die Fol. Die Qs. viel matter: now shall you see. — Hamlet ist beim Anfang dieser Scene bereits mitten in dem Bericht von der Seefahrt, die er mit Rosencrantz und Guildenstern angetreten. 2 ) bilboes, wahrscheinlich nach der spanischen Stadt Bilbao (engl. Bilboa) benannt, waren eiserne Stangen, an welche meuterische Matrosen öden Seesoldaten mit den Füssen festgeschlossen wurden. Ueber mutine vgl. Anm. 35, A. 3, Sc. 4. Der Vergleich lag dem Hamlet um so näher, da die bilboes eben auch zur See angewandt wurden. co 144 Hamlet, A. \. And prais’d be rashness for it, — let us know, Our indiscretion sometimes serves us well, When our dear plots do pall; * * 3 and that should teach us There ’s a divinity that shapes our ends, Rough-hew them how we will. 4 jj or That is most certain. Ham. Up from my cabin, 5 My sea-gown 6 scarf’d about me, in the dark Grop’d I to find out them; 7 had my desire; Finger’d their packet; and, in fine, withdrew To mine own room again: making so bold, My fears forgetting manners, to unseal 8 Their grand commission; where I found, Horatio, 0 royal knavery! 9 * an exact command, Larded with many several sorts of reasons, Importing Denmark’s health, and Lngland s too, With, ho! such bugs and goblins in my life That on the supervise, 11 no leisure bated, _10 .... j a h Dipnst ist hier dem serves its well so 31 to vail = matt, lässig werden, d. h. im menst, isi gegenübergestellt, wie dear flats (die uns am Herzen liegenden Anschläge) der mdts- cretion. Für dear plots, wie die Fol. liest mit der eigentümlichen Anwendung Adjective dear bei Sh., haben die Qs. deep. Für teach haben die Qs. leam, das aller- dines böi Sh. oft ==: lehren steht. . ♦) Das Bild ist von irgend einem Handwerk entlehnt, wo der Stoff erst im Rohen zugehauen wird (rough-hew), ehe er weiter appretirt (shape) werden kann. So »i die Vorsehung auch unsern Plänen zuletzt die ihr gut dunkende Form, wir möge dieselben nach unserm Belieben vorher auch noch so willkürlich zurechtgehauen 5) Hamlet knüpft diesen Satz an das vorhergehende rashly wieder an Alles Dazwisehen- kommende war nur Parenthese, zu der ihn die nähere Erwägung der Vorthelle soleher Vorschnelligkeit veranlasste. • , ' x _ 6) Ein besonderes, bequemes Kostüm, das man auf Seereisen trug, kommt unter dem Namen sea-gown auch bei Sh. s Zeitgenossen \oi. t) d. h. Rosencrantz und Guildenstern, oder vielmehr ihr Vorhaben, wie aus had my desire sich deutlich ergiebt. c . . «) unseal liest die Fol. mit Recht für das unfold der Qs. In dem Aufbrechen des S.egeh,, in der Verletzung des Briefgeheimnisses liegt eben der Verstoss gegen die gute Sitte (manners), dessentwegen Hamlet sieh hier entschuldigt. Ebenso sagt in King Lear A 4 Sc 6 Edgar, wenn er den nicht für ihn bestimmten Brief erbricht: Leave, gentle and, manners, blame us not. - Für unseal spricht aber namentlich der Umstand, dass’ Hamlet die grosse Vollmacht (their grand commission) nachher wieder zusiegelt. T)ie meisten Herausgeber lesen mit den Qs. A royal knavery. I0j Hamlets Lehendigblciben war in dem Briefe so gefährlich dargestellt als steckten lauter Popanze und Gespenster (bugs and goblins) darin. - Ho ist - hu! ein Ausrut .1) d.TTobald der König von England den Brief nur eingesehen hätte; o» the supervise -- unmittelbar nach Sicht. Sc. 2. Prince of Denmark. 145 No, not to stay the grinding of the axe, 12 My head should be struck off. Hor. Is ’t possible? Ham. Here ’s the commission: read it at more leisure. But wilt thou hear me 13 how I did proceed? Hör. I beseech you. Ham. Being thus benetted round with villains, 14 — Ere lo I could make a prologue to my brains, They had begun the play, — I sat me down, Devis’d a new commission; wrote it fair. I once did hold it, as our statists do, 16 A baseness to write fair, and labour’d much How to forget that learning; but, Sir, now It did me yeoman’s service. 17 Wilt thou know The effect of what I wrote? Hot. Ay, good my lord. Ham. An earnest conjuration from the king, — As England was his faithful tributary, As love between them as the palm should flourish, 18 As peace should still her wheaten garland wear, And stand a comma ’tween their amities, 19 And many such like as’s of great charge, 20 — That on the view and know 21 of these contents, 12 ) von der Frist sollte nicht einmal so viel Zeit abgelassen werden, als nötliig schien, das Beil zur Enthauptung Hamlet’s zu schärfen. To bate für to abate = abrechnen, entziehen. 13 ) Die Qs. haben now für me. n ) So die alten Ausgaben. Viele Herausgeber ändern, dem Verse zulieb, villanies. 15 ) Die Qs. haben Or, was = before zu Sh.’s Zeit schon veraltete und nur in der Ver¬ bindung mit e'er beibehalten, in der Fol. mit ere vertauscht ward. — Das Bild ist vom Theater entlehnt: die Spitzbuben in seiner Umgebung hatten schon angefangen, ihr Stück zu spielen, ehe er noch Zeit gefunden, zu seinem eigenen Anschlag dagegen (to my brains) den Prolog zu machen. Es war also Gefahr im Verzug. 16 ) Anspielungen auf die Affectation der Staatsmänner (statist), eine schöne Handschrift, als unter ihrer Würde, zu verschmähen, kommen in Sh.’s Zeit auch sonst vor. 17 ) diese Schönschreibekunst leistet ihm jetzt so gute Dienste, wie nur ein Trabant ( yeoman ) sie hätte leisten können. Yeoman ist gleichsam die Personificirung männlicher und krie¬ gerischer Tüchtigkeit in subalterner Stellung. 18 ) So die Fol.; die Qs. like the palm might. lä ) Wie ein Komma die Sätze, zwischen denen es steht, verbindet, so sollte auch zum verbindenden Zeichen der Friede zwischen den freundschaftlichen Gesinnungen Englands und Dänemarks stehen. 20 j Ein Wortspiel zwischen ass = Esel und der Conjunction as, beide hier im Plural, ist unverkennbar beabsichtigt; auch der Zusatz of great charge, von grossem Gewicht oder von grosser Last, deutet darauf hin. 2i ) So die Fol. Der substantivische Gebrauch von know erklärt sich aus der Verbindung view and know. Die Qs. haben knowing. 10 146 A. V. Hamlet, Without debatemeut farther; more or less, He should the bearers put to sudden death, Not shriving-time allow’d. ]J ort How was this seal’d? Ham. Why, even in that was heaven ordinant. I had my father’s signet in my purse, Which was the model 22 of that Danish seal; Folded the writ up in form of the other; Subscrib’d it; gave ’t th’ impression; plac’d it safely, The channeling 23 never known. Now, the next day Wa S our L-fight, and what to his was sequent Thou know’st already. 24 Hor. So Guildenstern and Rosencrantz go to ’t. Ham. Why, man, they did make love to this employment: They are not near my conscience: their defeat Does by their own insinuation grow. 26 5 T is dangerous, when the baser nature comes Between the pass and fell incensed points 27 Of mighty opposites. Why, what a king is this! Ham. Does it not, think thee, stand me now upon 28 — He that hath kill’d my king, and whor’d my mother; Popp’d in between th’ election and my hopes. 23 Thrown out his angle for my proper life, And with such cozenage •— is ’t not perfect conscience,^ To quit 31 him with this arm? and is ’t not to be damnd, To let this canker of our nature come In farther evil? '■ I 22 ) 23 ) 24 ) 25 ) 26 ) 27 ) 28 ) 29 ) 30 ) 31 ) odd ist bei Sh. oft „Abbild“, namentlich „verkleinertes Abbild“. .angding, eigentlich von ausgetauschten Kindern gebraucht, wird hier auf den aus- tauschten Brief angewandt. gl. A. 4, Sc. 6. , „ , iese Zeile, welche das Verhältnis der beiden Helfershelfer zu dem Anschläge des önigs andeutet und zur Erklärung von Hamlet’s Handlungsweise wesentlich ist, steht ar in der Fol.; wahrscheinlich fügte Sh. sie erst später hinzu. ir Untergang erfolgt durch ihre eigne einschmeichelnde Dienstfertigkeit. Ueber defeat d. Anm. 163, A. 2, Sc. 2. , r< w ist auch hier der Gang im Fechten, und points sind die Degenspitzen, auf die das igentlich den mighty opposites zukommende Epitheton fell incensed übertragen ist. . h . liegt es nicht, bedenke dich, mir nun ob? Der durch den Zwischensatz unter- rochene Satz wird erst mit is 't not perfect conscience fortgesetzt. >er König ist zwischen die neuo Königswahl und die darauf gerichteten Hoffnungen [amlet’s unversehens eingesprungen und hat somit letztere verhindert, ihr Ziel zu erreichen. Das Folgende bis zum Auftreten des Osrick fehlt in den Qs. to quit, eigentlich quitt machen, = vergelten. Prince of Denmark. 147 Sc. 2 Hor. It must be shortly known to him from England, What is the issue of the business there. Ham. It will be short: the interim is mine; And a man’s life no more than to say, one. 32 But I am very sorry, good Horatio, That to Laertes I forgot myself, For by the image of my cause, I see The portraiture of his: 33 I ’ll cort 34 his favours: But, sure, the bravery of his grief did put me / Into a towering passion. Hor. Peace! who comes here? Enter Osrick. 35 Osr. Your lordship is right welcome back to Denmark. Ham. I humbly thank you, Sir. — Dost know this water-fly? 36 Hor. No, my good lord. Ham. Thy state is the more gracious, 37 for ’t is a vice to know him. He hath much land, and fertile, 38 let a beast be lord of beasts, and his crib shall stand at the king’s mess: ’t is a chough; but, as I say, spacious in the possession of dirt. Osr. Sweet lord, if your friendship 39 were at leisure, Is should impart a thing to you from his majesty. Ham. I will receive it, Sir, with all diligence of spirit. Your bonnet to his right use; ’t is for the head. Osr. I thank your lordship, ’t is very hot. Ham. No, believe me, ’t is very cold, the wind is northerly. Osr. It is indifferent cold, my lord, indeed. 32 ) Mit einem Menschenleben ist es so schnell vorbei, wie man Eins zählt. 33 ) Wie Hamlet einen Vater zu rächen hat, so auch Horatio. 34 ) court ist eine Emendation R o w e ’ s für die alte Lesart count , was bedeuten würde: ich will seine Gunst schätzen. Da aber in den alten Drucken r und n sehr häufig ver¬ wechselt werden, hat das deutlichere court grosse Wahrscheinlichkeit für sich: ich will mich um seine Gunst bemühen. To court ist ungefähr, was eben vorher (vgl. Anm. 25.) to make love hiess. 35 ) Die Qs. bezeichnen ihn nur als Höfling: Enter a Courtier. Q. A. hat: Enter a Brag¬ gart Gentleman , wie auch in Love’s labour’s lost der in derselben manierirten Hofsprache sich ausdrückende Armado als Braggart in den Qs. bezeichnet wird. 36 ) water-fly, als Ausdruck der Verachtung, kommt auch in Troilus and Cressida A. 5, Sc. 1. vor. 37 ) state bedeutet hier in Verbindung mit gracious den „Stand der Gnade“. 38 ) Die Nachsetzung eines Adjectivs ohne das one, welches nach jetziger Grammatik das vorhergegangene Substantiv zu suppliren hat, ist bei Sh. gewöhnlich. o3 ) friendship, wie die Fol. liest, passt besser in den gesuchten Redestyl Osrick’s, als das gewöhnliche lordship der Qs. 10* ^48 Hamlet, A * v - Ham. But yet, methinks, it is very sultry and hot, for my complexion. 40 Osr. Exceedingly, my lord; it is very sultry, — as ’t were, — I cannot tell how. — But my lord, his majesty bade me signify to you, that he has laid a great wager on your head. Sir, this is the matter, Ham. I beseech you, remember — [Hamlet moves him to put on his hat. Osr. Nay, in good faith; for mine ease, in good faith. 42 Sir, here is newly come to court, Laertes; believe me, an absolute gentleman, full of most excellent differences, 43 of very soft society, and great showing: indeed, to speak feelingly of him, he is the card or calendar of gentry, 44 for you shall find in him the continent of what part a gentleman would see. Ham. Sir, his definement suffers no perdition in you; though, I know, to divide him inventorially, would dizzy the arithmetic of memory, and it but yaw neither, in respect of his quick sail. 45 But, in the verity of extolment, I take him to be a soul of great article; and his infusion 46 of such dearth and rareness, as, to make true diction of him, his semblable is his mirror; and who else would trace him, his umbrage, nothing more. Osr. Your lordship speaks most infallibly of him. Ham. The concemancy, Sir? why do we wrap the gentleman m our more rawer breath? Osr. Sir? , Hor. Is ’t not possible to understand in another tongue? You will do t, Sir, really. 47 40 ) go schliesst die Fol. den Satz ab; nach der Lesart der Qs.: or my complexion , bleibt er überflüssiger Weise unvollständig. - Der folgende Austausch schöner Redensarten zwischen Hamlet und Osrick ist, soweit er nur zur Persiflage solcher Modesprache dient und nicht Osrick’s Auftrag betrifft, in der Fol. sehr zusammengestrichen. 4 1) Diese Bühnenweisung ist modern, aber ohne Zweifel richtig, nur dass vielleicht tonne* statt hat stehen müsste. Hamlet hatte schon vorher gesagt: Your bonnet to his right use, 't is for the head. 42) in der Fol. fährt Osrick hier fort: You are not ignorant of what excellence Laertes is at his weapon; worauf Hamlet fragt: What 's his weapon ? Alles Dazwischenstellende haben nur die Qs. 43) soil in Osrick’s Kauderwelsch — different excellences heissen. 44) An ihm lässt sich adliges Wesen ( gentry ) wie auf einer Karte oder in einem Kalender, also nach Ort und Zeit studiren. 43) yaw liest die erste Q., die späteren raw, was keinen Sinn giebt. It für yet in den Qs. ist eine Conjectur von Dyce. Wenn man den Laertes inventariumsmässig zerlegen wollte, so würde das die Rechenkunst des Gedächtnisses schwindlig machen und in Folge 'seines schnellen Segels würde es auch nicht hin und her schwanken. To yaw ist der technische Ausdruck von der schwankenden Bewegung des Schifles. 4 6) infusion soll in der affectirten Redeweise, in der Hamlet den Osrick zu überbieten sucht, wahrscheinlich die dem Laertes eingegossenen oder eingefassten trefflichen Gaben bedeuten. — Dearth affectirt für dearness. 47 ) Horatio, dieser Floskeln satt, fragt: Ist es nicht möglich, sich in anderer Redeweise zu verstehen (d. h. als in so affectirter Sprache)? und fügt, dann, zu Osrick gewendet, hinzu: Gewiss, Ihr werdet es schon (d. h. in anderer Sprache Euch verstehen). Prince of Denmark. 149 Ham. What imports the nomination of this gentleman? Osr. Of Laertes? Hor. His purse is empty already; all his golden words are spent. Ham. Of him, Sir. Osr. I know, you are not ignorant — Ham. I would, you did, Sir; yet, in faith, if you did, it would not much approve me. 48 — Well, Sir. Osr. You are not ignorant of what excellence Laertes is •— Ham. I dare not confess that, lest I should compare with him in excel¬ lence; 49 but, to know a man well, were to know himself. Osr. I mean, Sir, for his weapon; but in the imputation laid on him by them, in his meed 50 he ’s unfellowed. Ham. What ’s his weapon? Osr. Rapier and dagger. Ham. That ’s two of his weapons: but, well. Osr. The king, Sir, hath wagered with him six Barbary horses: against the which he has imponed, 51 as I take it, six French rapiers and poniards, with their assigns, as girdle, hangers, and so. 52 Three of the carriages, in faith, are very dear to fancy, very responsive to the hilts, most delicate carriages, and of very liberal conceit. Ham. What call you the carriages? Hor. I knew, you must be edified by the margent ere you had done. 53 Osr. The carriages, Sir, are the hangers. Ham. The phrase would be more german tho the matter, if we could carry a cannon by our sides: 54 1 would, it might be hangers till then. But, on: 55 six Barbary horses against six French swords, their assigns, and three liberal-conceited carriages; that ’s the French bet against the Danish. Why is this imponed, as you call it? 4b ) Es würde mir nicht sehr zur Ehre gereichen, wenn Ihr meine Nichtunwissenheit kenntet. 49 ) dass ich die Vortrefflichkeit des Laertes kenne, würde ich nur dann zu gestehen wagen, wenn ich mit ihm darin es aufnehmen wollte. 50 ) meed — Gabe, Begabung, ist der Waffenruhm des Laertes. — Das Folgende findet sich in Fol. und Qs. 51 ) imponed in der Fol., ein latinisirender Ausdruck, ist der Sprache Osrick’s angemes¬ sener, als das impawned der Qs. Vielleicht sprach er auch impawned so geziert aus, dass es wie imponed klingen sollte. 52 ) girdle , hangers and so — Gürtel, Gehänge und so ferner, bilden eben den Zubehör [assigns, wie der affectirte Osrick sagt), zu den Dolchen und Kapieren. 53 ) Hamlet begnügt sich nicht mit dem Text der Rede Osrick’s, sondern verlangt noch die erklärenden Anmerkungen hinzu, die in alten Büchern an den Rand geschrieben waren. Dasselbe Bild findet sich auch in Romeo and Juliet A. 1, Sc. 3. what obscur’d in this fair volume lies, find written in the margin of his eyes. 5> ) carriage = Gestelle, passt besser zu einer Kanone, als zu einem Degen, wo hanger ~ Gehänge ein dem Dinge näher stehendes ( more german to the matter) Wort ist. 55 ) on — weiter! fahrt fort! 150 Hamlet, a. y. Osr. The king, Sir, hath laid, 56 Sir, that in a dozen passes between yourself and him, he shall not exceed you three hits: he hath laid, on twelve for nine; and that would come to immediate trial, if your lordship would vouchsafe the answer. 57 Ham. How, if I answer no? Osr. I mean, my lord, the opposition of your person in trial. Ham. Sir, I will walk here in the hall: if it please his majesty, it is the breathing time of day with me, 58 let the foils be brought, the gentleman willing, and the king hold his purpose, I will win for him, if I can; if not, I will gain nothing but my shame, and the odd hits. ° 9 Osr. Shall I re-deliver you e’en so ? 60 Ham. To this effect, Sir; after what flourish your nature will. Osr. I commend my duty to your lordship. [Exit. Ham. Yours, yours. — He does well to commend it himself; there are o tongues else for ’s turn. Hor. This lapwing runs away with the shell on his head. 61 Ham. He did comply ^ with his dug before he sucked it. Thus has he (and many more of the same bevy, 63 that, I know, the drossy age dotes on) only got the tune of the time, and outward habit of encounter, a kind of yesty collection, which carries them through and through the most fond and winnowed opinions; 64 and do but blow them to their trial, the bubbles aie out. Enter a Lord. 60 Lord. My lord, his majesty commended him to you by young Osrick, who brings back to him, that you attend him in the hall: he sends to know, 56 ) scil. a wager. 57) Osrick fasst the answer — Vertretung der königlichen Wette, Hamlet lasst es einfach — Antwort. 58) die Tageszeit, wo ich mich erhole, frische Luft schöpfe. 59) odd hits sind die Rapierstösse, die er als überzählig zu der Schmach seines Unter- liegens noch davonträgt. Es steht ganz wie etwa: one pound arid odd shillings = ein Pfund Sterling und noch einige Schillinge überher. 60) So die Pol., mehr im Einklänge mit Osrick’s Sprache, als die einfache Lesart derQs.: shall I deliver -you so? 61) Die sprüchwörtliche Redensart von dem Kibitz, der mit der Eierschale auf dem Kopfe davon läuft, wenn er eben ausgebrütet ist, ist bei Sh.’s Zeitgenossen häufig, zur Bezeichnung eines unreifen, naseweisen Gelbschnabels. 62) to comply vgl. Anm. 105, A. 2, Sc. 2. 63) i eV y — Schwarm, von Vögeln und dann auch von Mädchen gebraucht , ist das ungleich bezeichnendere Wort der Fol. Die Qs. haben breed. 6i) g 0 Bol. Die Qs. lesen: profane and trennowed opinions. Trennowed ist nur Druckfehler; profane aber bildet, wie das von Sh. dafür später gesetzte fond , den Gegensatz zu winnowed. Mit solchem Modeschwatz und äusserlichem Habitus, wie Osrick sie derZeit abgelernt hat, kommt man sicher „durch die thörichtsten wie durch die gesittetsten Ansichten der Menschen“ hindurch. Manche Herausgeber ändern ohne Noth fond in fann'd. 65) Das Folgende bis zum Weggange des Lord fehlt in der Fol. Sc. 2. Prince of Denmark. 151 if your pleasure hold 66 to play with Laertes, or that you will take longer time. Ham. I am constant to my purposes; they follow the king’s pleasure: if his fitness speaks, mine is ready; now, or whensoever, provided I be so able as now. Lord. The king, and queen, and all are coming down. Ham. In happy time. 67 Lord. The queen desires you to use some gentle entertainment 68 to Laertes, before you fall to play. Ham. She well instructs me. [ Exit Lord. Hor. You will lose this wager, 69 my lord. Ham. I do not think so: since he went into France, I have been in continual practice; I shall win at the odds. 70 Thou wouldst not think, how ill all ’s here about my heart; but it is no matter. Hor. Nay, good my lord, — Ham. It is but foolery; but it is such a kind of gaingiving,' as would, perhaps, trouble a woman. 71 Hor. If your mind dislike any thing, obey it: I will forestall their repair hither, and say, you are not fit. Ham. Not a whit, we defy augury: there is a special providence in the fall of a sparrow. If it be now, ’t is not to come; if it be not to come, it will be now; if it be not now, yet it will come : the readiness is all. Since no man has aught of what he leaves, 'has, 72 what is ’t to leave betimes? Let be. Enter King, Queen, Laertes, Lords, Osrick, and Attendants with Foils, etc . 73 King. Come, Hamlet, come, and take this hand from me. [The King puts the hand of Laertes into that of Hamlet. Ham. Give me your pardon, Sir: I ’ve done you wrong; But pardon ’t, as you are a gentleman. This presence 74 knows, 66 ) to hold = anhalten, fortdauern, wie schon an einigen andern Stellen. 67 ) entspricht ganz dem französischen a la bonne heute. 68 ) „freundlicher Empfang“, wie er sich im Gespräch oder in der Bewirthung beurkundet. 69 ) this wager fehlt in den Qs. Ygl. Anm. 65. 70 ) at the odds — bei der Wette, deren Bedingungen, wie Osrick sie vorher berichtet, durch den Hamlet gewährten Vorsprung von drei Stössen, zu Hamlet’s Gunsten sind. 71 ) Weiber dürfen eher etwas auf böse Ahnungen geben, als die Männer. 72 ) So die Fol. mit einfach klarem Sinn: da Niemand etwas besitzt von dem, was er hinterlässt; was liegt also daran, früh zu scheiden? — Die Herausgeber lesen meistens mit den Qs. Since no man, of aught, he leaves, knows, what is 't to leave betimes? Das folgende let be, das keinenfalls zu dem vorhergehenden Satze gehört, fehlt in der Fol. ohne Schaden. 73 ) Die Bühnenweisung ist modern. In den Qs. steht dafür: A table prepared, trumpets, drums and officers with cushions, King, Queen, and all the state (d. h. der Hofstaat), foils, daggers and Laertes. In der Fol. werden zu table auch noch flagons of wine on it erwähnt. 74 ) collectiv für „die hier Anwesenden“. 152 Hamlet, And you must needs have heard, how I am punish’d With sore distraction. What I have done, That might your nature, honour, and exception, Roughly awake, 75 I here proclaim was madness. Was ’t Hamlet wrong’d Laertes? Never, Hamlet: If Hamlet from himself be ta’en away, And, when he ’s not himself, does wrong Laertes, Then Hamlet does it not; Hamlet denies it. Who does it then? His madness. If ’t be so, Hamlet is of the faction that is wrong’d; 76 His madness is poor Hamlet’s enemy. Sir, in this audience, 77 Let my disclaiming from a purpos’d evil Free me so far in your most generous thoughts, That I have shot mine arrow o’er the house, And hurt my brother. 78 Laer. I am satisfied in nature. 79 Whose motive, in this case, should stir me most To my revenge: but in my terms of honour, I stand aloof, and will no reconcilement, Till by some elder masters, of known honour, I have a voice and precedent of peace, To keep my name ungor’d. But till that time, I do receive your offer'd love like love, And will not wrong it. Ham. I embrace it freely; And will this brother’s wager frankly play. — Give us the foils; come on. Laer. Come; one for me. 75) exception ist hier der Anstoss, den Laertes an Hamlet’s Thun nehmen konnte, und fügt sich in dieser Bedeutung nicht ganz genau zu den beiden andern coordiniiten Begriffen nature und honour. — to awake = reizen, autregen. 76 ) Hamlet gehört dann selbst zur gekränkten Partei, zur Partei des Laertes. 77 ) Dieser Halbvers steht nur in der Fol. 7 b) So die Qs., und allerdings stimmt zu dem Verhältniss Hamlets zu Laertes be^ei der Vergleich mit einem unabsichtlich verwundeten „Bruder‘\ Die Fol. hat mother, eine Aenderung, die vielleicht kein Druckfehler ist, sondern auf der Erwägung beruht, dass Hamlet wohl eine Mutter hat, die er dergestalt verletzen könnte, aber keinen Bruder. 79 ) nature steht als Gegensatz zu dem folgenden honour. Für sein natürliches Gefühl hat Hamlet eine Genugthuug erhalten; ob diese aber auch für seine Ehrenverhältnisso (in my terms of honour ) ausreicht, muss er der Entscheidung „älterer Meister als Ehrenrichter überlassen. Von solchen will er erst ihre Zustimmung und ein muster¬ gültiges Beispiel, mit Hamlet Frieden zu halten (a voice and precedent of peace), sich geben lassen, damit sein guter Name unverwundet bleibe. Für ungor’d hat die Fol. ungorg’d. Sc. 2. Prince of Denmark. 153 Ham. I ’ll be your foil, 80 Laertes: in mine ignorance Your skill shall, like a star i’ the darkest night, Stick fiery off indeed. Laer. You mock me , Sir. Ham. No, by this hand. King. Give them the foils, young Osrick. — Cousin Hamlet, You know the wager? Ham. Very well, my lord; Your grace hath laid the odds o’ the weaker side. 81 King. I do not fear it: I have seen you both; But since he is better’d, we have therefore odds. 82 Laer. This is too heavy; let me see another. Ham. This likes me well. These foils have all a length? [They prepare to play. Osr. Ay, my good lord. King. Set me the stoops of wine 83 upon that table. — If Hamlet give the first or second hit, Or quit in answer of the third exchange, Let all the battlements their ordnance fire; 84 The king shall drink to Hamlet’s better breath: 85 And in the cup an union 86 shall he throw, Richer than that which four successive kings In Denmark’s crown have worn. Give me the cups; And let the kettle 87 to the trumpet speak, The trumpet to the cannoneer without, The cannons to the heavens, the heavens to earth, „Now the king drinks to Hamlet! 44 -—• Come, begin; — And you, the judges, bear a wary eye. b0 ) Wortspiel mit foil = Rapier und = Folie. Hamlet’s Ungeschicklichkeit wird der Gewandtheit des Laertes zur Folie dienen. 81 ) Vgl. Anm. 70. b2 ) Weil Laertes seit der Zeit, dass der König ihn und Hamlet fechten sah, sich in dieser Kunst noch vervollkommnet hat, sind von den zwölf Gängen des Gefechts drei dem Hamlet vorausgegeben. 83 ) Dass unter den stoops of wine die „Flaschen“ zu verstehen sind, ergiebt sich aus der obenerwähnten Bühnenweisung der Qs. Vgl. Anm. 73. battlements sind die mit Schiessscharten versehenen Zinnen des Schlosses zu Helsingör, die ihr Geschütz losfeuern sollen. 85 ) better breath bezieht sich auf die Kraft, welcher Hamlet zur Fortsetzung des Gefechts bedarf, um nicht ausser Athem zu kommen. 86 ) So die Fol., und union , als Name einer kostbaren Perle, kommt mehrfach bei Sh.’s Zeitgenossen vor. Die erste Q. hat unice, woraus die spätem Qs. onyx machten, offen¬ bare Druckfehler, wie Q. A. zeigt, wo freilich diese Stelle fehlt, wo aber später Hamlet den König ersticht mit den Worten: Come , drink here, here lies thy union, here. 87 ) kettle = kettledrum. Pauken, Trompeten und Salven begleiteten schon früher (vgl. A. 1, Sc. 2.) das Trinken des Königs. t 154 Hamlet, a. v. [They play. Judgment. Ham. Come on, Sir. Laer. Come, my lord. Ham. One. Laer. ^ s0 * Ham. Osr. At hit, a very palpable hit. Laer. W ell: again. King. Stay, give me drink. Hamlet, this pearl 88 is thine; Here ’s to thy health. — Give him the cup. [.Trumpets sound; and cannon shot off within » Ham. I ’ll play this bout first; set it by awhile. Come. — Another hit; what say you? [They play. Laer. A touch; a touch, I do confess. 89 King. Our son shall win. Queen. He ’s fat, 90 and scant of breath. — Here, Hamlet, take my napkin, rub thy brows: The queen carouses to thy fortune, 91 Hamlet. Ham. Good Madam, — King. Gertrude, do not drink. Queen. I will, my lord: I pray you, pardon me. 92 King. It is the poison’d cup! it is too late. Ham. I dare not drink yet, Madam; by and by. Queen. Come, let me wipe thy face. Laer. My lord, I ’ll hit him now. jp; nn I do not think it. Laer. And yet it is almost against my conscience. \JLsiae. Ham. Come, for the third, Laertes. You but dally: 1 pray you, pass with your best violence. I am afeard, you make a wanton of me. 93 [Aside. 88) this jpearl ist die vorher als union bezeichnet^ Perle. Unter dem Scheme, sie in den für Hamlet bestimmten Becher zu werfen, wirft der König wahrscheinlich das Gift hinein, von dem er (A. 4, Sc. 7.) dem Laertes gesagt hatte. 89 ) Laertes bekennt, dass Hamlet’s Rapier ihn in diesem Gange getroffen hat. 90 ) Hamlet’s Wohlbeleibtheit, die jedoch natürlich keine übertriebene und entstellende zu sein braucht, muss hier zur Erklärung dienen, dass ihm in der hitzigen Bewegung des Fechtens der Athem leicht ausgeht, und dass er dabei in Schweiss geräth. Die Herausgeber wollen zum Theil, dass Sh. nicht aus diesem augenscheinlichen Grunde hier Hamlet’s „Fettheit“ bemerke, sondern dass er damit auf die Wohlbeleibtheit des Schauspielers, der zueist den Hamlet darstellte, ziele — also ein Motiv, das ganz ausserhalb des Dramas läge. 91 ) die Königin trinkt auf Hamlet’s gutes Glück im Fechten, um ihn, den die körperliche Anstrengung anzugreifen scheint, zu ermuntern und zu ermuthigen. to carouse ist nicht immer — stark zechen, sondern, wie hier, einfach = zutrinken. 92 ) pardon als Substantiv und Yerbum bedeutet: verzeihen und verstatten zugleich. 93 ) Laertes soll den dritten Gang mit angestrengtester Kraft machen (to pass) und nicht, etwa den Hamlet wie einen weichlichen Stutzer ( wanton wird von beiden Geschlechteiu gebraucht) schonend behandeln. Sc. 2. Prince of Denmark. 155 Laer. Say you so? come on. < [They play. Osr. Nothing, neither way. Laer. Have at you now. 94 [Laertes wounds Hamlet ; then, in scuffling they change rapiers, and Hamlet wou/nds Laertes. 95 King. Part them! they are incens’d. Ham. Nay, come again. [The Queen falls. Osr. Look to the queen there, ho! Hor. They bleed on both sides. — How is it, my lord? Osr. How is ’t, Laertes? Laer. Why, as a woodcock to mine own springe, 96 Osrick; I am justly kill’d with mine own treachery. Ham. How does the queen? King. She swoonds 97 to see them bleed. Queen. No, no, the drink, the drink, — 0 my dear Hamlet! — The drink, the drink: I am poison’d. [Dies. Ham. 0 villainy! — Ho! let the door be lock’d: Treachery! seek it out. [Laertes falls. Laer. It 98 is here, Hamlet. Hamlet, thou art slain; No medicine in the world can do thee good; In thee there is not half an hour of life; 99 The treacherous instrument is in thy hand, Unbated, and envenom’d. 100 The foul practice Hath turn’d itself on me: lo! here I lie, Never to rise again. Thy mother ’s poison’d; I can no more. The king, the king ’s to blame. 94 ) »es gilt jetzt“, oder: „aufgepasst“. Vgl ..üb er diese elliptische Wendung Anm. 24, A. 1, Sc. 4. 95 ) Die Bühnenweisung in dieser Fassung rührt vonRowe her. Von den alten Ausgaben hat Q. A. die ausführlichste: They catch one another ’s rapier and both are wounded. Laertes falls down, the Queen falls down and dies; d. h. jeder der beiden Fechtenden ergreift zur Fortsetzung des Gefechtes des Andern Stossdegen, nachdem beide Stoss- degen ihnen im Gefecht aus den Händen gekommen waren. Dass diese Erklärung die richtige ist, ergiebt sich aus der, allein betrachtet, undeutlichen Bühnenweisung der Fol.: In scuffing they change rapiers, die erst durch die Verbindung mit der obigen ihr gehöriges Licht empfängt. 96 ) d. h. ich gerathe in meine eigene Schlinge und bleibe darin stecken, wie eine Schnepfe, für die sie bestimmt war. Woodcock bedeutet zugleich einen Einfaltspinsel. Polonius nannte (A. 1, Sc. 3.) Hamlet’s Liebesschwüre springes to catch woodcocks mit demselben Nebensinn. 97 ) Die Herausgeber setzen überall für das Sh.’sehe to swoond, auch swound und sound geschrieben, das moderne swoön, obgleich das d keinenfalls fehlen darf, da z. B. Sh. in seiner Lucrece swoonds auf wounds reimt. Qs. und Fol. haben hier sounds. 98 ) Die Verrätherei ist hier, du brauchst sie nicht weiter zu suchen. ") So die Fol.; die Qs. haben: half an hour’s life. t0 °) Hamlet hält den vergifteten, unabgestumpften Stossdegen in der Hand, mit dem zuerst Laertes ihn verwundet hatte, der dann aber (vgl. Anm. 95.) in Hamlet’s Hand gekommen war und so auch zur Verwundung des Laertes dienen musste. 156 / A. V. / Hamlet , \ Ham. The point envenom’d too! — Then, venom, to thy work. All. Treason! treason! Hing. 0! yet defend me, friends, 1 am but hurt. Ham. Here, thou incestuous, murderous, damned Dane, Drink oft' this potion: — is thy union here? 101 Follow my mother. Laer. He is justly serv’d; It is a poison temper’d by himself. — Exchange forgiveness with me, noble Hamlet; Mine and my father’s death come not upon thee, Nor thine on me! Ham. Heaven make thee free of it! I follow thee. [Stabs the King. [King dies. [Dies. I am dead, Horatio. — Wretched queen, adieu! — You that look pale and tremble at this chance, That are but mutes or audience to this act, 102 Had I but time, (as this fell sergeant, death, Is strict in his arrest) 103 0! I could tell you, — But let it be. — Horatio, I am dead; Thou liv’st: report me and my cause aright To the unsatisfied. 104 Hor. Never believe it: I am more an antique Roman than a Dane: 100 Here ’s yet some liquor left. Ham. As thou ’rt a man, Give me the cup: let go; by heaven I ’ll have it. — ioi) Malone nimmt an, (lass Hamlet den aut den Tod verwundeten König zwingt, den Giftbecher, aus dem die Mutter getrunken, zu leeren. Aber abgesehen davon, dass das Gift, wie das Beispiel der Königin zeigt, keinen augenblicklichen Tod, also hier auch nicht den Tod des Königs veranlasst, lassen sich Hamlet’s Worte: drink off Um potion: is thy union here? leicht ligürlich erklären. Der Trank ist ein zweiter Stic mit dem vergifteten Dogen, und in bitterer Ironie fügt er hinzu: Ist das die Perle, von der du sprachst? - Auch in Laertes’ Worten: it is a poison temper'd by himself lässt der Sinn diese allgemeinere Deutung zu. lOZ) Dieses Schauspiel (act) hat ausserdem noch stumme Mitspieler, Statisten (zu mutes vgl. Anm. 49, A. 3, Sc. 2.) und das Publikum (audience). Au diese Zeugen wendet sich Hamlet. >03) Der Scherge oder Häscher Tod vollfuhrt seine Yerhaftsbefehle pünktlich und ohne den mindesten Aufschub zu gestatten. ioq d . h . den über mich und meine Sache nicht vollständig Unterrichteten. Die Fol. hat my causes right. Indess ist die Lesart der Qs. hier vorzuziehen, weil Hamlet im ganzen Laufe des Dramas wiederholt nur von my cause , von der einen, ihn allem erfüllenden Sache gesprochen. Vielleicht ist aber als Lesart der Fol. anzunehmen: my causes right = das gute Recht meiner Sache. 105) In dem Muthe zu sterben, gleicht Horatio den alten Römern, aus deren Geschichte Sh. solche Beispiele von Selbstmorden kannte. Sc. 2. Prince of Denmark. 157 0 good Horatio, what a wounded name, Things standing thus unknown, shall live behind me? 106 If thou didst ever hold me in thy heart, Absent thee from felicity 107 awhile, And in this harsh world draw thy breath in pain, To tell my story. — [March afar off, and shot within. What warlike noise is this? Osr. Young Fortinbras, with conquest come from Poland, To the ambassadors of England gives This warlike volley. 108 Ham. 0! I die, Horatio; The potent poison quite o’er-crows my spirit: 109 I cannot live to hear the news from England; But I do prophesy the election 110 lights On Fortinbras: he has my dying voice; So tell him, with the occurrents, more and less, 111 Which have solicited — The rest is silence. [Dies. Hot. Now cracks a noble heart. — Good night, sweet prince; And flights of angels sing thee to thy rest! Why does the drum come hither? [March within. Enter Fortinbras, the English Ambassadors , 112 and Others. Fort. Where is this sight? Hor. What is it ye would see? If aught of woe, or wonder, cease your search, 113 ,Ot 0 Wi 0 entstellt wird mein Name auf die Nachwelt kommen, malmt Hamlet seinen Freund, wenn du dich umbringst und damit dir die Gelegenheit raubst, diese Vorgänge, die ohne dich so unaufgeklärt bleiben, zu erläutern. Für O, good Horatio lesen die Qs. O God! — Horatio. m ) felicity ist die himmlische Seligkeit, von der Horatio sich noch eine Zeit lang fern halten soll. 108 ) Der aus Polen siegreich nach Norwegen heimkehrende Fortinbras trifft in Dänemark mit den Gesandten des Englischen Königs an den Dänischen zufällig zusammen ein und begrüsst sie mit einer Salve. Die Fol. hat in der Bühnenweisung shout within, was die Herausgeber, auf warlike volley Bezug nehmend, in shot umändern. 109 ) to o’er-crow = überkrähen, wie im Triumphe, offenbar ein vom Hahnenkampf ent¬ lehntes Bild und Wort, wurde im weiteren Sinne, wie hier, so auch von Sh.’s Zeit¬ genossen öfter gebraucht = nicht zu Worte kommen lassen. 110 ) d. h. die Wahl zum Könige von Dänemark, zu der Hamlet im Sterben hier dem For¬ tinbras so seine Stimme giebt, wie Rosencrantz (A. 3, Sc. 2.) zu Hamlet sagte: You have the voice of the king himself for your succession in Denmark. J11 ) occurrents more or less sind die grösseren oder kleineren Begebenheiten, die ver¬ anlasst. Was sie veranlasst haben, sagt der Sterbende nicht mehr; er lässt den Satz mit solicited unvollendet und fügt hinzu, dass das Uebrige, d. h. das Unaus¬ gesprochene, dem Stillschweigen anheim fällt. 112 j Nach der Bühnenweisung der Fol. treten sie auf: with drum, colours and attendants. 113 ) A* h. Ihr findet hier so viel Werthvolles und Wunderbares, dass Ihr Eure Nach¬ forschung nach Weiterem einstellen könnt. — to cease ist hier transitives Verbum. 158 Hamlet, A. V. Fort. This quarry cries on havock. 114 — 0 proud death! What feast is toward in thine eternal cell, That thou so many princes at a shot So bloodily hast struck? 115 1 Jbnb. The sight is dismal, And our affairs from England come too late. The ears are senseless that should give us hearing, To tell him his commandment is fulfill’d, That Rosencrantz and Guildenstern are dead. Where should we have our thanks? yy or Not from his mouth, 116 Had it th’ ability of life to thank you: He never gave commandment lor their death. But since, so jump 117 upon this bloody question, You from the Polack wars, and you from England, Are here arriv’d, give order that these bodies High on a stage be placed to the view; And let me speak to the yet unknowing world, How these things came about: so shall you heai Of carnal, bloody, and unnatural acts, Of accidental judgments, casual slaughters, Of deaths put on by cunning, and forc’d cause, 110 And, in this upshot, purposes mistook Fall’n on the inventors’ heads: all this can 1 Truly deliver. Fort. Let us haste to hear it, And call the noblest to the audience. For me, with sorrow I embrace my fortune: I have some rights of memory in this kingdom, Which now to claim my vantage doth invite me. <») Quarry, eigentlich das tum Schluss der Jagd aufgehäufte erlegte Wild, wird dann auch übertragen auf „aufgehäufte Leichen“ und bezeichnet endlich das Gemetzel selbst. Havock, zunächst der Kuf des Signals zur Niedermachung des Feindes im Gefecht, ohne Pardon, wird dann substantivisch von solcher erbarmungslosen Erwurgung des bBsiöfftön Fßiiidös göbx&uclit. ^ . 4 Der Tod hat zu einem Gastmahl, das er zu geben beabsichtigt, alle diese Fürsten m einem Schüsse erlegt. Auch hier, wie bei quarry , liegt das Bild von ^m Wilde M ne) his mouth ist der Mund dessen, den der Gesandte eben als him bezeichnet, d. h. erstochenen Königs. ii7) j U mv vgl. Anm. 25, A. 1, Sc. 1. , «8) casual slaughters bezieht sich auf Polonius, die deaths put on de. auf Rosencrantz u Guildenstern; forc'd came, wofür die Qs. for no cause lesen, ist der Zwang der Not , der Hamlet zu seinem Verfahren trieb ( put on). ii9) Rechte, die im Gedächtniss fortleben, alte Rechte in Betreff Dänemarks. Sc. 2. 159 Prince of Denmark. Hor. Of that I shall have also cause to speak, And from his mouth whose voice will draw on more: 120 But let this same be presently perform’d, 121 Even while men’s minds are wild, lest more mischance, On plots and errors, happen. Fort. Let four captains Bear Hamlet, like a soldier, to the stage; 122 For he was likely, had he been put on, To have prov’d most royally: 12 ^ and for his passage, The soldiers’ music, and the rites of war, Speak loudly for him. — Take up the body. 124 — Such a sight as this Becomes the field, but here shows much amiss. Go, bid the soldiers shoot. [ Exeunt, marching; after which, a yeal of ordnance is shot off. 125 I 120 ) Hamlet’s Stimme zu Gunsten der Nachfolge des Fortinbras (vgl. Anm. 110.) wird mehr Stimmen nach sich ziehen. 121 ) Die öffentliche Ausstellung der Leichen und der damit verbundene Bericht des Horatio wird die verwirrten und aufgeregten Gemüther aufklären und beruhigen, und geschieht deshalb am Besten sogleich. 122 ) das Schaugerüste, auf dem die Leichen ausgestellt werden sollen. 123 ) wäre ihm Gelegenheit gegeben, hätte er sich sehr königlich bewährt. 124 ) So die Fol. mit Recht, da es sich hier um den mit kriegerischen Ehren zu geleitenden Leichnam Hamlet’s handelt. Die meisten Herausgeber lesen mit den Qs. bodies. 125 ) Die Bühnenweisung ist aus der Fol. Die Qs. haben nur: Exeunt. / Nachwort. Die Hülfsmittel, deren ich mich zur Feststellung und Erklärung des Textes für ghakspere’s Hamlet bedienen zu müssen glaubte, sind theils in der Einleitung, therls m den Noten! stellenweise wenigstens, namhaft gemacht. Es sind, in chronologischer E« aufgezählt, die Quartausgabe won 1603 (reprinted for Emst Fleischer, Leipsic 18*0), äi* b t Quartos nach dem Abdruck und der Collation, welche Steevens davon veranstaltete .ftwe.Uy of the plays of Shakespeare, being the whole number printed in quarto etc. London Hinzuziehung der neuen Collation in Collier's Ausgabe; die Fohoausgabc won 1023 nach dem davon im Jahre 1805 in London gemachten Facsimrle; die Ausgabe won Kowe (London 17091; die mit den Erklärungen der Commentatoren ausgestattete Ausgabe won Malone, nach dessen Tode won Boswell besorgt (London 1821); die Pictorial Edition won Charles Knight, und endlich die Ausgabe tou J. P.-Collier. Nur won einem weiteren Hülfsmittel habe ich keinen Gebrauch machen können, und I muss mich wegen dieser Enthaltsamkeit um so eher zu rechtfertigen suchen, je Zuversicht ic ler won mancher Seite her die gänzliche Umwälzung verkündigt worden ist, «Me eheri dies Hülfsmittel auf dem Gebiete der Sbakspere- Kritik herworbnngen sollte. Es sind bekannten Notes and Emendations to the text of Shakespeares Plays, from early manuscript “ions in a copy of the folio, I6«2, in the possession of J. Payne Collier London IMS. Zwar könnte als ausreichender Grund für meiue Nichtbenutzung dieser -Verbesserungen des Shakspere’schen Textes schon das won Collier selbst in dem erwähnten Buche an verschie¬ denen Stellen behauptete*) Eigenthumsrecht daran gelten, welches jedem anderen Herausge er verwehren würde, den Collier'sehen Fund ganz oder «Teilweise sich anzueignen. Lud n der That sind won englischer Seite die Einwendungen, welche ich in einer früheren Broschüre ) g en die Geltung der Entdeckung Collier’s zu machen mir erlaubt hatte aus meinem Verdruss© dasselbe nicht für meine Ausgabe Shakspere’s ansbeuten zu dürfen, hergeleite und erffirt worden, während doch solche Eifersucht mir weit ferner lag, als der Wunsch es möchte im Interesse Shakspere’s selbst, dem glücklichen Entdecker und Besitzer der a ten handschriftlichen Emendationen die Sicherstellung seines Monopols so vollständig gelungen sein dass Niemand ausser ihm, diesseits wie jenseits des Canals, Gebrauch davon machen könnte und es möchte der vom alten Corrector in seinem Exemplar der Fol.oausgaben berichtigte Shakspere, ohne nachgedruckt zu werden, ein unangefochtenes und unverletzliches Fifrenthum Collier’s und seiner Erben bleiben. ' S Da aber dieser Wunsch leider ein vergeblicher ist und die handschriftlichen Emendationen nun einmal ein Gemeingut geworden zu sein scheinen, dem theilweise auch in Deutschland eine begeisterte und gläubige Aufnahme widerfahren ist, werde ich die Nichtbenutzung desselben », vw, i^iTaTs eite XIII. der Einleitung, wo Collier von einer durch seinen allen Corrector J verbesserten Lesart im Merchan of Yince sagt: we may be confident that tee never again s woollen buy,,W in any edition of the text of Sh., unless it be reproduced by some one who faZng n fright to use the. emendation of our folio, 1632, adheres of necessity to the antiquated blunder and pertinaciously attempts to justify it. IV i col **) J. l’ayne Collier’s alte handschriftliche Emendationen zum Shakspere, gewuid.gt von . Delius. Bonn. Verlag von K. B. König. 1853. Nachwort. 161 meinerseits wohl noch etwas weiter motiviren müssen. Es wird das am Einfachsten durch eine Musterung sämmtlicher Verbesserungen zum Hamlet geschehen können, welche Collier aus den Randglossen seines alten Correctors auf Seite 418—433 seines genannten Werkes mittheilt. Ich citire dabei nach der Seitenzahl meiner Ausgabe. S. 13. Ber. ‘T is now struck twelve: get thee to bed, Francisco. Für now, wie Qs. und Fol. lesen, hatte schon Steevens new vermuthet, ohne es jedoch in den Text zu setzen, weil er wohl einsah, dass derselbe keiner Verbesserung bedurfte. So führte er denn zum Beleg auch nichts weiter an, als dass in Romeo and Juliet A. 1, Sc. 1. einmal But new struck nine steht. Wenn der alte Corrector nun ebenso emendirt, so ist damit die Nothwen- digkeit der Steevens’schen Vermuth ung nicht besser bewiesen. S. 15. Enter Ghost. — Der alte Corrector fügt armed hinzu, ein überflüssiger, aus dem Zusammenhänge sich hinlänglich ergebender Zusatz, der sich in der alten Ausgabe nicht findet. S. 17. Shark'd up a list of landless resolutes. — Der alte Corrector ändert lawless, was die Qs. haben. Vgl. Anm. 40. S. 19. Cock crows. — Dass an der betreffenden Stelle ein Hahn gekräht habe, erfahren wir nicht erst, wie Collier zu glauben scheint, aus diesem Zusätze des alten Correctors in der zweiten Fol. Dieselbe Bühnenweisung findet sich in Q. A. und den Qs. Vgl. Anm. 55. S. 19. The cock, that is the trumpet to the day. — Dafür lasen schon lange vor dem alten Corrector die Qs. morn. Vgl. Anm. 57. S. 20. But, look, the morn, in russet mantle clad, Walks o'er the dew of yon high eastern hill. — Diese Zeilen streicht der alte Corrector als überflüssig. Wenn wir sie, dieser Autorität zum Trotz, im Text stehen zu lassen wagen, so haben wir alle alten und neuen Ausgaben zu unserer Rechtfertigung anzuführen. — Dasselbe gilt von den beiden letzten Zeilen in Horatio’s Rede, die ebenfalls vor dem alten Corrector keine Gnade gefunden haben. S. 21. With one auspicious and one dropping eye, With mirth in funeral, and with dirge in marriage, In equal scale weighing delight and dole. Durchgestrichen von dem alten Corrector. S. 23. Good Hamlet, cast thy nightly colour off. — Die Herausgeber ziehen meist dieser Lesart der Fol., welche ganz verständlich = nächtliche, dunkele Farbe ist, die Lesart der Qs. nighted vor. Auf das nightlike, das der alte Corrector emendirt, war aber keiner gerathen. Collier vermuthet, man habe auf der Bühne nightlike gesprochen zur Zeit des alten Correctors, eine Vermuthung, welche, selbst wenn sie sich begründen liesse, eine Aenderung des Textes schwerlich rechtfertigen würde. S. 28. Within his truncheon's length; whilst they, distill'd Almost to jelly with the act of fear etc. Der alte Corrector nahm mit Recht Anstoss an dem bestil'd der Fol. Aber statt das unzweifel¬ haft Richtige in den Qs., Q. A. mit eingeschlossen, zu suchen und zu finden: distill'd, d. h aufgelöst, geronnen zu Gallert, schmiedete er ein neues Wort: bechill’d = chill'd: erkaltet zu Gallert, was viel weniger sagt, jedenfalls nicht das längst feststehende Wort des Dichters ist. S. 31. The sanctity and health of the whole state. — Das safety des alten Correctors haben schon die Qs. Vgl. Anm. 7. S. 31. As he in his particular sect and force. — Der alte Corrector liest act and place, was schon in den Qs. stand. Vgl. Anm. 8. — Ebenso einige Zeilen weiter: And keep within the rear. Vgl. Anm. 10. 11 162 Nachwort. S. 33. Are most select and generous, chief in that. Ygl. Anm. 24. Um das unver¬ ständliche of a vor most zu retten, ändert der alte Corrector chief, das er substantivisch fasste, willkührlich in choice um — eine gewaltsamere und, der Uebereinstimmung aller alten Ausgaben gegenüber, unwahrscheinlichere Correctur, als die einfache Streichung von of a. S. 35. Breathing like sanctified and pious bonds. — Für bonds, wie Qs. und Fol. I lesen, setzt der alte Corrector bawds. So hatte schon Theobald gelesen, ohne damit durch¬ zudringen, da die alte Lesart vollkommen verständlich ist. Vgl. Anm. 38. S. 35. Have you so slander any moment leisure, d. h. nach Johnson’s übrigens | selbstverständlicher Erklärung: I would not have you so disgrace your most idle moments. Der alte Corrector liest für das von keinem Herausgeber beanstandete slander sehr trivial squander. S. 35. Look to 't, I charge you ; come your ways. — Der alte Corrector flickt vor come your ways ein komisches so now ein, das, wie Collier meint, entweder ausgefallen oder möglicherweise zur Vervollständigung des Versmasses hinzugefügt sein möchte. Der letztere Fall erscheint als der wahrscheinlichere, und da es nicht die Aufgabe eines Shakspere’schen Herausgebers sein kann, alle Verse, die der Dichter, absichtlich oder unabsichtlich, unvoll¬ ständig liess, mit Hülfe von Flickwörtern zu regelmässigeren Blankversen zu „verbessern“, so lässt sich freilich von einer derartigen wohlfeilen Mühewaltung des alten Correctors für den Text des Dichters wenig Gebrauch machen. S. 37. Enter Ghost. — Der alte Corrector fügt auch hier die überflüssige Bühnenweisung armed as before hinzu, und weist gleich darauf den Darsteller des Hamlet an, nach dem Verse Angels and ministers of grace defend us eine Pause zu machen. Es ist klar, dass solche Bühnenweisungen für uns nur von Interesse sind, sobald sie sich in den Qs. oder in der Fol. finden, dass sie aber nicht in den Text gehören, wenn derselbe ohne sie verständlich ist. Der alte Corrector hätte es dem Regisseur oder dem Schauspieler selbst überlassen sollen, zu bestimmen, wo in dem Vortrage Shak- spere’scher Reden ein Halt zu machen ist. S. 39. And for the day confin'd to fast in fires. Vgl. Anm. 3. Der alte Corrector will lasting ßres. Dass das Feuer des Reinigungsortes ein „dauerndes“ ist, versteht sich von selbst und geht auch aus dem Folgenden hervor. Schon Heath hatte diese triviale Conjectur gemacht, ohne bei den Herausgebern die mindeste Beachtung zu finden; so wird es dem alten Corrector nicht besser damit ergehen. S. 42. Of life, of crown, of queen at once de sp at ch’d. Für despatch’d setzt der alte Corrector, der an der Kühnheit des prägnanten Sh.’schen Sprachgebrauchs überall zu mäkeln findet, despoil’d. Vgl. Anm. 23. S. 52. My news shall be the fruit to that great feast. — Die Fol. wiederholte für fruit irrthümlich das Wort news — ein Druckfehler, dessen Verbesserung wir nicht erst dem Scharfsinn des alten Correctors zu verdanken haben, da schon alle Qs. das Richtige lesen. S. 58. I mean, the matter that you read, my lord. — Auch hier findet sich der alte Corrector in glücklicher Uebereinstimmung mit den Qs. und sämmtlichen älteren und neueren Herausgebern, wenn er den Druckfehler der Fol. mean in read verbessert. S. 61. though by your smiling you seem to say so — sagt Hamlet, und der alte Corrector fügt die Bühnenweisung smile hinzu, damit der Darsteller des Rosencrantz nicht vergesse zu lächeln. Wenn es so Mode werden soll, bei jedem Worte anzugeben, welche Miene der Schauspieler dabei zu machen habe, so werden die künftigen Ausgaben Shakspere’s freilich ein von den bisher üblichen sehr abweichendes, höchst originelles Ansehen erhalten. Was aber mit einer so seltsamen Ausstaffirung für das bessere Verständniss des Dichters gewonnen wäre, ist schwer einzusehen. Nachwort. 163 S. 66. one said , there were no sallets in the line. — Der alte Corrector verstand sallets, das durch die Uebereinstimmung der Q. A. mit den Qs. und der Fol. gesichert ist, nicht, und setzte dafür salt, wie schon Pope gethan hatte. Für sallets spricht u. A. auch ein von Steevens beigebrachtes Citat aus einem Buche von 1665 Banquet of Jests, wo es heisst: for junkets joci, and for curious sallets, sales. S. 69. And passion in the gods. — Diese vollkommen verständliche, daher auch von keinem Commentator bisher angezweifelte Lesart der Q. A., der Qs. und der Fol. ändert der alte Corrector aus blossem Muthwillen, wie es scheint, in passionate the gods um. S. 71. But I am pigeon-liver’ d, and lack gall To make oppression bitter etc. D. h. mir fehlt die Galle, um den Druck, den ich dulde, mir bitter zu machen. — Dennoch scheint dieser einfache Sinn dem alten Corrector entgangen zu sein; er ändert transgression, was sich dann auf das Verbrechen des Königs beziehen soll, als ob Hamlet’s Galle dieses letztere bitter machen könnte. S. 75. The oppressor's wrong, the proud man’s contumely. Vgl. Anm. 25. Das poor der Fol. ist längst vor der Auffindung des alten Correctors aus den Qs. in proud verbessert; ebenso erfahren wir nicht von ihm zuerst, dass in der folgenden Zeile für dispriz’d besser despised (depised ist ein Druckfehler) zu lesen sei. Vgl. Anm. 26. S. 77. with more offences at my beck. Vgl. Anm. 43. Der alte Corrector scheint at my beck, = auf meinen Wink, meines "Winkes gewärtig, so wenig verstanden zu haben, dass er dafür mit sehr wohlfeiler, aber darum nicht besserer Conjectur back las, was Collier, der ihm zustimmt, erklärt: loaded with offences, ohne zu bedenken, dass sich das nur von begangenen Sünden sagen liesse, nicht aber, wie hier, von Sünden, die noch nicht einmal aus¬ gedacht weiden konnten: than I have thoughts to put them in. S. 81. nor the gait of Christian, pagan, nOr man. — Der leicht erklärliche Druck¬ fehler der Fol. or Norman ist in keine andere Ausgabe Hamlet’s jemals übergegangen, bedarf also auch nicht mehr der Verbesserung des alten Correctors. S. 81. Go, make you ready. Aus diesen Worten, mit denen Hamlet die Schauspieler entlässt, schöpfte der sinnreiche alte Corrector die Bühnenweisung unready, welche er zu Anfang der Scene hinter players hinzufügt. S. 84. Lady , shall I lie in your lap etc. Collier findet einen eigenthümlichen Zug in den Verbesserungen des alten Correctors darin, dass alle Stellen von unanständigem Charakter im Hamlet sorgfältig durchgestrichen sind. Der alte Corrector hat diesen „eigenthüm¬ lichen Zug“ von jeher gemein gehabt mit dem grossen Haufen aller derer, welche, unfähig Shakspere als ein Ganzes in dem nothwendigen Zusammenhänge aller seiner Theile zu erfassen und zu begreifen, dem Dichter mit der Ausmerzung einzelner Stellen vom Standpunkte einer abgeschmackten Prüderie einen Dienst zu leisten glaubten. Dergleichen Kritiker sollten doch allmählich alles Anspruchs, über Shakspere mitzusprechen, so vollständig sich begeben haben, dass es für uns durchaus gleichgültig wäre, was sie im Shakspere ausstreichen oder stehen lassen. Dass aber ein Mann wie Collier, der Shakspere und Shakspere’s Zeit studirt hat und kennt, wie Wenige, noch von der needless indelicacy solcher Stellen reden mag, darf uns billig Wunder nehmen. S. 90. So you must take your husbands. Vgl. Anm. 81. So las auch der alte Corrector, wie Q. A., Theobald und Johnson für das mistake der Qs. und Fol. gelesen hatten. S. 90. with two Provincial roses on my razed shoes. — Der alte Corrector fand in seiner Fol. rac’d und setzte dafür rais’d, was als blosse Vermuthung, ohne sie in den Text aufzunehmen, schon Steevens in seinen Noten erwähnt hatte. Die Lesart der Qs. raz’d, TOn welcher die der Fol. nur orthographisch abweicht, ist aber, als keiner Aenderung bedürftig, von fast allen Herausgebern im Text gelassen. 164 Nachwort. S. 96. And oft 'tis seen, the wicked prize itself Buys out the law _ D. h. das Gesetz wird oft abgekauft vermittelst des ungerechten Beutelohnes selbst. Die Emen¬ dation des alten Correctors purse für prize ist eben so überflüssig, wie sie verkehrt ist. S 97 Enter Hamlet. - Der alte Corrector fügt die Bühnenweisung with his sword drawn hinzu, wahrscheinlich weil Hamlet das Schwert nachher wieder einsteckt mit den Worten: Up sword. Hamlet hat aber in der That das Schwert nicht eher zu ziehen, als wenn der Anblick deä in Gebet versunkenen Königs ihn auf den Gedanken bringt, ihn umzubringen, also erst nach seinem Eintritt. s 98 Much heat and Mm. 1 ’ll silence me e'en here. Der alte Corrector ändert dafür 'sconce me even here, wahrscheinlich weil Falstaff in den Merry Wives of Windsor sagt: I will ensconce me behind the arras. Das humoristische to ensconce , - sich verschanzen, passt besser in den Mund Falstaffs, der hinter der Tapete Sicherheit sucht, als für den ernsthaft redenden Polonius. Zudem giebt die alte Lesart der Qs. und Fol. einen guten und gerade hier charakteristischen Sinn. Vgl. Anm. 3. - Ich muss demnach meine frühere, in der oben erwähnten Schrift dieser Emendation des alten Correctors ertheilte Zustimmung nach reiferer Ueberlegung zurücknehmen. S 101 And waits upon the judgment: and what judgment Would step from this to this? - Der alte Corrector liest stoop für step, und Collier stimmt ihm bei, weil Shakspere’s Lesart „schwach und ausdruckslos“ sei. Wenn jeder Herausgeber erst so nach dem Gutdünken seiner individuellen Aesthetik mit dem verständlichen, authentisch feststehenden Tente des Dichters wird umspringen dürfen, dann wird allerdings eine neue Aera für die Shaksperekritik anbrechen und von der alten wenig übrig bleiben. Bis dahin aber wird es rathsam sein, nicht ohne Noth und Autorität zu ändern; etwaige „schwache und ausdruckslose“ Stellen wird der Dichter dann selbst verant- •Worten müssen und können. S. 103. Enter Ghost. — Der alte Corrector fügt hinzu unarmed. Vgl. darüber Anm. 45. S 103. That laps’d in time and passion. Vgl. Anm. 47. Der alte Corrector liest fume für time, worüber der wesentliche Zug verloren geht, dass Hamlet sich der Saumseligkeit in Ausführung des ihm gewordenen Rächeramts beschuldigt. Die ungehörige Zusammenstellung von fume und passion würde zugleich den letzteren Worten den einzig hierher passenden Sinn nehmen. S. 111. Not where he eats, but where he is eaten: a certain convocation of politic worms are e'en at him. - Ueber die Bedeutung von politic, das durch die Uebereinstimmung der 0 A der Qs. und der Fol. geschützt wird, vgl. Anm. 4. — Palated worms, wie der alto Corrector liest, würde auch nach dem Sinne, in welchem Shakspere sonst das Verbum to palate gebraucht, nur „geschmeckte Würmer“ bedeuten können, wahrend nach dem Znsam- menhange die Würmer hier die „schmeckenden“ sind. S. 117. At his head a grass-green turf. — So Q. A., die Qs., die Fol. und sämmtliche spätere Ausgaben. Aber der alte Corrector nahm an den „grasgrünen Hasen“ Anstoss und änderte green grass turf. g_ 124:. No, no, he is dead: Go to thy death-bed. — Auch hier bemüht sich der alte Corrector, in die Lieder der wahnsinnigen Ophelia etwas mehr Logik und Zusammenhang zu bringen, als der Dichter ihr hat zu Theil werden lassen. So ändert er hier in anmuthiger Tautologie: Gone to his death-bed, und Collier kann kaum annehmen, dass diese Aenderung eine bloss willkührliche sei. Nach den sonstigen Erfahrungen, die wir an dem alten Corrector machen, müssen wir doch annehmen, dass sie keinen bessern Grund habe. Nachwort. 165 S. 124. Exit Ophelia. — Der alte Corrector fügt die Bühnenweisung hinzu dancing distracted. Vielleicht finden sich zu den gläubigen Kritikern bald auch gläubige Theater- directionen, welche, auf die Autorität des alten Correctors gestützt, und um den so lange verkannten Dichter vollständig zu restauriren, künftig auf der Bühne die Ophelia in solchem „wahnsinnigen Tanze“ vom Publikum Abschied nehmen lassen. Es ist billig, dass das unerwartete Licht, welches der alte Corrector über Shakspere verbreitet, nicht bloss in den von Collier herausgegebenen oder autorisirten Ausgaben, sondern auch auf der Biihue leuchte. Die erschütternde Wirkung dieser Scene würde durch den tanzenden Abgang der Ophelia in hohem Grade gesteigert werden. S. 133. Putt’d the poor wretch from her melodious lay. So die Qs., und so verbesserte der alte Corrector den Druckfehler seiner Folio by. S. 134. Enter Two Clowns etc. — Der alte Corrector macht sich in dieser Scene durch wiederholte Streichungen um den Dichter verdient, von denen unter andern, besonders charakteristisch, auch die Stelle zu leiden hat, welche den Grund der Wegsendung Hamlet’s nach England angiebt. Der alte Corrector strich dieselbe vielleicht in prophetischem Geiste, damit sie bei der künftigen Entdeckung seiner Emendationen keine Anwendung finde auf den gläubigen Enthusiasmus, mit welchem der Co liier’sehe Fund in England, wenigstens theilweise, begrüsst wurde. S. 142. I ll do t. Dost thou come here to whine? — Die künstlerische Pause, welche Shakspere hinter I ll do t eintreten lässt, verstand der alte Corrector so wenig, dass er sich bemüht sie auszufüllen, freilich auf die wohlfeilste Manier, indem er Hamlet dasselbe noch einmal sagen lässt: I 'll do 't: I ’ll do ’ t. — Collier vermuthet, der Setzer habe das zweite I ll do t zufällig ausgelassen. Dieser Zufall müsste aber drei verschiedenen Setzern passirt sein, dem der Q. A., dem der Qs. und dem der Fol., denn alle diese von einander unabhängigen Ausgaben haben I ‘ll do ’t nur einmal. S. 143. This is mere madness etc. — Diese Rede theilt die Fol. dem König, die Qs. der Königin zu. Das Letztere scheint vorzüglicher, obwohl andererseits der Umstand, dass Q. A. die bei ihm entsprechenden Verse Eorbeare Leartes, now he is mad as is the sea, Anone as milde and gentle as a Dove: Therefore a while give his wilde humour scope dem König zuertheilt, für die Fol. zu sprechen scheint. Das Unsinnigste ist aber jedenfalls das Auskunftsmittel, das der alte Corrector ergriffen hat, die beiden ersten Zeilen vom König, die drei folgenden, die doch im engsten Zusammenhänge damit stehen, von der Königin sprechen zu lassen. S. 147. Sweet lord, if your friendship were at leisure. — Vgl. Anm. 39. Wenn ; die Lesart lordship den Vorzug verdient, so hat sie an den Qs. eine bessere Autorität, als an dem alten Corrector. — Dasselbe gilt auch S. 152 von And hurt my brother. S. 154. Here, Hamlet, take my napkin, rub thy brows. — So lautet der Vers voll¬ ständig in den Qs., und wenn der alte Corrector ihn so gekannt hätte, würde er sich füglich die Mühe haben sparen können, den unvollständigen Vers, den er in seiner Fol. fand: Here 's a napkin, rub thy brows auf eigene Hand folgendermassen auszuflicken: Here is a napkin, rub thy brows, my son. *) *) In der oben erwähnten Abhandlung über die „alten handschriftlichen Emendationen“ hatte ich S. 18 zu dieser Stelle bemerkt, dass die Königin im ganzen Drama ihren Sohn nie mit my son anrede. Ich hatte dabei ausser Acht gelassen, dass sie A.5, Sc. 1. einmal sagt: O my son, what theme ! Für den Punkt, auf den es allein ankommen kann, für die Rechtfertigung der unberufenen, im Widerspruch mit der hier allein gültigen Autorität der Qs. unte. nommenen Versmacherei des alten Correctors trägt begreiflicher Weise dieses kleine Versehen nicht das Mindeste aus. 166 Nachwort. / S. 157. Nöw cracks a noble heart. — Good night, sweet prince; And flights of angels sing thee to thy rest. —- Mit diesen Worten Horatio’s muss nach dem Urtheile des alten Correctors die Tragödie schliessen; alles Weitere ist vom Uebel und wird unbarmherzig durchgestrichen. Freilich lässt sich dann nicht einsehen, weshalb der Dichter den Fortinbras vorher eingeführt und vorgeführt habe; aber dem massgebenden Ansehen eines so bewährten tiefen Shaksperekenners, wie der alte Cor¬ rector war und vielleicht einmal wieder sein wird, lässt sich noch weniger widerstreiten. Auch entschädigt er uns für den vorschnellen Schluss des Dramas durch gereimte Verse, indem er für sweet prince liest be blest. Die wünschenswerte Illusion, dass er auf Shakspere’s Au¬ torität hin diese geistreiche Emendation vorgenommen und Shakspere’s eigene Worte im Texte wieder hergestellt habe, zerstört uns leider Collier selbst mit der Notiz: it seems to have been thought, about the time the abbreviations were made, that the tragedy ought to end with a rhyming couplet. Der alte Corrector bietet uns also, nach dem Geständniss seines Entdeckers, den Text nicht wie ihn der Dichter geschrieben, sondern wie man zur Zeit, als die Abkürzungen gemacht wurden, meinte, dass der Text lauten müsste. - Für die verblendeten Gemüther welche sich den Fortinbras und die Englischen Gesandten nicht entgehen lassen mögen, setzt der alte Corrector auch nach dem von ihm statuirten Schlüsse des Dramas seinen Dienst fort, und liefert ausser einigen Verbesserungen, in denen ihm die Qs. schon zuvorgekommen waren, noch eine, die him allein angehört. S. 159 soll: But let this same be presently perform'd scene für same stehen, wahrscheinlich weil er die stage, wo Hamlet’s Leiche ausgestellt werden sollte, für eine wirkliche Schaubühne hielt, auf der dann natürlicher Weise ein Stuck auf¬ geführt werden musste, ein Schauspiel, in welchem Horatio sich die Hauptrolle zugedacht hatte und worin er so bald wie möglich aufzutreten sich gedrungen fühlte. Damit wäre die Musterung aller Verbesserungen, welche Hamlet den Bemühungen des alten Correctors verdankt, beendigt, und das Resultat ist, dass sämmtliche Emendationen, soweit sie nicht aus den Qs. und den Conjecturen der Herausgeber längst bekannt waren, den von dem competentesten jetzt lebenden Englischen Shaksperekntiker, Alexander Dyce für den alten Corrector aufgestellten drei Kategorien der „unwissenden, geschmack¬ losen ’und mutwilligen Aenderungen“ anheimfallen, während andererseits dieses Drama wenigstens keine der gelegentlich vorkommenden Verbesserungen darbietet, „die sich ohne weitere Autorität dem gesunden Menschenverstände von selbst empfehlen.“ *) *v Mu opinion is, that while it (Jlfr. Collier’s volume ) abounds with alterations ign or ant, tasteless, and wanton, it also occasionally presents corrections which require no autho¬ rity to recommend them because common sense declares them to be right. - [Aus der Yoirede zu flew Notes on Shakespeare; with occasional remarks on the emendation of the Manuscript-corrector etc. by the Rev. Alexander Dyce. on on Mu. • * ; t ' . W~ w !'“ • . ; SHAKNPERES WERKE. HERAUSGEGEBEN UND ERKLÄRT D« MlCOIilUS DEMUS. ERSTER BAND. TRACEDIE^: IIAMI.KT — OTHELLO — KING LEAR — MACBETH — TIMON OF ATHENS — TITUS ANDRONICUS. ELBERFELD, 1854. VERLAG VON R. L. FRIDERICHS. OTHELLO, THE MOOR OP VENICE. HERAUSGEGEBEN UND ERKLÄRT VON »»• IICOMll DELHI. ELBERFELD, 1854. VERLAG VON R. L. FRIDERICHS. f 7, r i r I Gedruckt bei Sam. Lucas in Elberfeld. Einleitung. Von Shakspere’s Othello erschien bei Lebzeiten des Dichters keine Ausgabe. Die erste, in Quarto, kam im Jahre 1622, fünf Jahre nach Shak¬ spere’s Tode, heraus, nachdem der Verleger Thomas Walkley sie zuvor unterm 6. October 1621 in die Register der Buchhändlergilde hatte als sein Eigenthum eintragen lassen, mit dem Vermerk, dass die Tragödie augen¬ blicklich zur Censur den Behörden vorliege. 6. Oct. 1621. Tho. Walkely. Entered for his , to wit , under the hcindes of Sir George Euch and of the Wardens: The Tragedie of Othello, the Moore of Venice. Der Titel der Quartoausgabe selbst, die wir als Q. A. bezeichnen, lautet: The Tragoedy of Othello, The Moore of Venice. As it hath heene diuerse times acted at the Globe, and at the Black-Friers, by his Maiesties Seruants. Written by William Shakespeare. London, Printed by N. O. for Thomas Walkley, and are to be sold at his shop, at the Eagle and Child, in Brittans Bursse. 1622. — Der Titel macht also nicht nur den Verfasser namhaft, sondern auch die Schauspielergesellschaft, die Sliak- spere’sche Truppe, welche das Drama zur Aufführung brachte, und leren beide Theater, wo sie abwechselnd spielte. Der Verleger fügt zugleich folgendes Vorwort als Empfehlung hinzu: The Stationer to the Header. To set forth a book without an epistle were like to the old English proverb > „A blue coat without a badge“; and the author being deadI thought lood to take that piece of work upon me. To commend it I will not, for hat which is good, I hope, every man will commend without entreaty; and T am the bolder, because the author s name is sufficient to vent his work. Thus leaving every one to the liberty of judgment, I have ventured to print his play, and leave it to the general censure. Yours, Thomas Walkley . 1 f U EINLEITUNG. Der Herausgeber muss eine Handschrift benutzt haben, die das Drama mittheilt, wie es der Dichter darstellen liess, nachdem die Rücksicht auf die Bühnenverhältnisse manche Auslassungen veranlasst hatte. Den ursprüng¬ lichen, nur auf Anlass der Th eater censur modificirten, daneben im Ausdruck des Einzelnen vom Dichter selbst vielfach verbesserten Text, brachte dann im Jahre 1623 nach einer andern Bühnenhandschrift die Gesammtausgabe der Shakspere’schen Dramen in Folio, in deren dritter Abtheilung, den Tragedies, unter dem Titel: The Tragedie of Othello, the Moore of Venice. Es ist hier zuerst in Acte und Scenen eingetheilt und mit einem Personen- j verzeichniss versehen. Zur Feststellung des Textes ist ausser den erwähnten beiden Aus¬ gaben, in Quarto und in Folio, noch eine zweite Quartausgabe (Q. B.) zu ; berücksichtigen, vom Jahre 1630, welche theils mit der ersten Quartausgabe, ( theils mit der Folio übereinstimmt, oft aber auch von beiden abweicht und ; jedenfalls nach einer besondern Handschrift gedruckt sein muss. Steevens j hat in seinen Twenty Plays den Abdruck der Q. A. mit Q. B. colla- tionirt. Die chronologische Bestimmung des Dramas hatte lange keinen andern Anhaltspunkt, als den negativen in dem Stillschweigen des Francis Mores, welcher in seiner 1598 erschienenen Palladis Tamia unter Shaksperes j Werken den Othello noch nicht namhaft machte. Einen positiven Anhalt gewährte Collier’s Entdeckung, dass am 6. August 1602 Othello vor der Königin Elisabeth in Harefield, dem Sitze ihres Grosssiegelbewahrers, Sir Thomas Egerton, aufgeführt war. Collier fand in den Papieren dei Egei- . ton’schen Familie unter genanntem Datum folgendes Memorandum: Piewards to the Vaulters, 'players and dauncers. Of this XU to Burbidges 'players for Othello, LXIIII h AT III s X d ; d. h. von den 64 Pf. Sterl. 18 Shilling 10 Pence, welche den Seiltänzern, Schauspielern und Tänzern ausgezahlt wurden, die zur Unterhaltung der Königin der Besitzer von Harefield hatte kommen lassen, erhielt Shakspeies Truppe, nach ihrem Leiter und ersten Schauspieler Burbadge hier benannt, 10 Pf. Sterl. für die Aufführung des Othello. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass man zu dieser Aufführung vor der Königin ein Schauspiel wählte, welches den Reiz der Neuheit darbot, dass also Othello nicht lange ; vorher in einem der beiden Theater, welche die Quartausgaben auf dem Titel erwähnen, zur ersten Darstellung gelangt war. Shakspere’s Drama gründet sich auf eine Novelle in der italienischen Sammlung der He ca tom it hi von Giraldi Cinthio, sei es, dass unser Dichter dasselbe aus dem italienischen Originale, aus einer im Jahre 1584 erschienenen französischen oder aus einer nun verloren gegangenen englischen Uebersetzung kennen lernte. Die Novelle, die siebente in der dritten Decade der Samm¬ lung, beginnt folgendermassen: „Es war einst in Venedig ein sehr tapferer EINLEITUNG. Ill Mohr (un Moro molto valoroso), der wegen seiner persönlichen Tüchtigkeit und weil er in den Kriegsangelegenheiten Beweise von grosser Klugheit und lebendigem Talente abgelegt hatte, jenen Signori sehr werth war, welche in der Belohnung ausgezeichneter Thaten alle Republiken, die jemals existirten, übertreffen. Es begab sich, dass eine tugendhafte Dame von aus¬ gezeichneter Schönheit, Desdemona genannt, nicht von weiblicher Begierde, sondern von dem Verdienste des Mohren angezogen (tratta non da appetito donnesco ma dalla virtu del Moro), sich in ihn verliebte,* und er, von der Schönheit und dem edlen Geiste der Dame besiegt, entbrannte gleicher- massen in sie, und ihre Liebe war so glücklich, dass sie sich ehelich ver¬ banden, obgleich die Verwandten der Dame thaten, was sie konnten, dass jsie einen andern Gemahl nähme, als ihn; und sie lebten zusammen in jsolchei Eintracht und Buhe, so lange sie in V enedig waren, dass nie zwischen ihnen ein Wort, geschweige denn sonst Etwas vorfiel, was nicht liebevoll war. Es begab sich, dass die Venetianischen Herren die Truppen wechselten, die sie in Cypern zu halten pflegten, und zum Befehlshaber der Soldaten, die sie dorthin sandten, den Mohren erwählten.“ — So beginnt lie Novelle. In Cypern verliebt sich dann der Fähndrich (alfiero) des Mohren, der Iago unseres Dramas, in Desdemona und schiebt, da seine Bemühungen von ihr nicht einmal beachtet werden, diese Missachtung’ auf Ine Liebe dci Desdemona zu einem Hauptmann ) capo dz sepuadra), einem Freunde und Vertrauten des Mohren (dem Cassio unseres Dramas). Aus lache und Eifersucht regt der Fähndrich den ersten Verdacht des Mohren Vgen seine Gattin an, als diese sich bemüht, den Hauptmann, der wegen Ines zufällig begangenen Dienstfehlers entlassen war, wieder mit ihrem Gemahl auszusöhnen. "Wie hu Drama verlangt dann der Moor vom Fälin- Irich den sichtlichen Beweis des verbrecherischen Einverständnisses der Desdemona mit dem Hauptmann, welches dieser, unfähig sein Liebesglück ai verschweigen, dem Fähndrich mitgetheilt haben soll. Zu dem Endzweck tiehlt der Fähndrich, während Desdemona in seinem Hause mit seinem Ireijährigen Kinde spielt, das Taschentuch, „das der Mohr ihr geschenkt latte und das, da es auf maurische Art sehr fein gestickt war, der Dame vde dem Mohren sehr werth war.“ Der Fähndrich lässt das Taschentuch uf dem Bette des Hauptmanns liegen, der es alsbald als Desdemona’s Igcnthum erkennt und es ihr zurückbringen will. Da er an ihrer Thüre odoch dem Mohren begegnet, eilt er davon und vermehrt so den gegen Lin erregten Verdacht. Eli’ er das Taschentuch der Eigenthümerin zuriiek- •iebt, macht eine Frau in seinem Hause, von der Schönheit der Stickerei ewogen, ein ähnliches; mit ihrer Arbeit am Fenster sitzend, wird sie zuerst om Fähndrich, dann, auf dessen Veranlassung, vom Mohren beobachtet, nd das Taschentuch muss als neuer Schuldbeweiss gelten. Der Mohr esticht mit grosser Geldsumme den Fähndrich, dass er dem Hauptmann 1* IV EINLEITUNG. nächtlicher Weile auflaure. Letzterer wird auch, als er m der Dunkelheit aus dem Hause einer Buhlerin kommt, die nicht, wie im Drama, identisch ist mit der Frau, welche das Taschentuch copirte, vom Fähndrich am Beine verwundet; nachher aber, als mehrere Leute auf das Hulfsgeschrei des Hauptmanns herbeieilen, bedauert der Fähndrich ihn „wie einen Bruder“. Desdemona’s Klage um den Unfall, der dem Hauptmann zugestossen, erhebt in den Augen des Mohren ihre Schuld über allen Zweifel. Sie wird alsdann von den Beiden in der Weise ermordet, dass sie erst mit einem Strumpfe, der mit Kiessand gefüllt ist, zu Boden gestreckt, dann ihr der Kopf zer¬ schmettert und endlich die gebrechliche Decke der Schlafkammer über ihr zusammengerissen wird, als sei sie durch den Einsturz des Gebälkes umge¬ kommen , was auch allgemeinen Glauben findet. Dem Mohren wird aber die Gesellschaft seines Mitschuldigen so verhasst, dass er, imi ihn nicht mehr um sich zu haben, seines Fähndrichamtes ihn entsetzt, worauf dieser aus Rache bei dem Hauptmann, und nachher mit diesem gemeinschaftlich beim Venetianischen Senate zum Denuncianten und Ankläger des Mohren wird. „Die Signori, als sie die Grausamkeit vernahmen, die der Barbar an ihrer Landsmännin verübt hatte, liessen ihn in Cypern ergreifen und nach Venedig schaffen und suchten mit vielen Martern die Wahrheit aus ihm herauszu¬ bringen. Aber er, mit der Kraft seines Geistes jede Tortur überwindend, läugnete Alles so hartnäckig, dass man nichts von ihm erfahren konnte. Aber wenn er auch, vermöge seiner Standhaftigkeit, dem lode entging, so wurde er nichtsdestoweniger, nachdem er viele Tage im Gefängniss gewe¬ sen, zu ewiger Verbannung verurtlieilt, in welcher er endlich von den Ver¬ wandten der Frau, wie er es verdiente, umgebracht wurde. Der Fähndiich ging in sein Vaterland, und, da er nicht von seiner Gewohnheit lassen wollte, klagte er einen Geführten an, dass derselbe ihn ersucht habe, einen Feind, einen Edelmann, umzubringen. Wegen der falschen Anklage auf die Tortur gespannt, starb er, nach Hause zurückgebracht, elendiglich an den Folgen der Marter; so rächte Gott Desdemona’s Unschuld. Und diesen ganzen Hergang erzählte die Frau des Fähndrichs, welche um die That wusste, nach seinem Tode, wie ich es Euch erzählt habe. So schliesst die Novelle. Es ergiebt sich aus der Skizze schon, wie Shakspere nur die Aeusserliclikeiten, und auch diese nur mit bedeutenden Modificationen für sein Drama benutzen konnte. Die Charaktere sind erst von ihm gebildet, und neu hinzugekommen sind u. A. Brabantio und Ro- derigo, von denen sich in der Novelle nicht einmal, wie doch von Bianca und Emilia, eine Andeutung findet. Namhaft gemacht wird in der Novelle nur Desdemona; die übrigen Namen fügte Shakspere selbst hinzu. Die Ballade, aus welcher Iago (A. 2, Sc. 3.) den vorletzten 'Vers singt, findet sich vollständig in Percy’s Beliques of Ancient English Poetry, und lautet so: EINLEITUNG. V This winters weather itt waxeth cold, And frost doth freese on every hill, And Boreas blowes his blasts soe bold, That all our cattell are like to spill; Bell my wiffe, who loves noe strife, Shee sayd unto me quietlye, Rise up, and save cow Cumbockes liffe, Man, put thine old cloake about thee. He. O Bell, why dost thou flyte and scorne? Thou kenst my cloak is very thin: Iti is soe bäre and overworne A cricke he theron cannot renn: Then lie no longer borrowe nOr lend, For once lie new appareld bee, To-morrow lie to towne and spend, For lie have a new cloake about mee. She. Cow CrumbOcke is a very good cowe, Shee ha beene alwayes true to the payle Shee has helpt us to butter and cheese, I trow, And other things shee will not fayle; 1 wold be loth to see her pine, Good husband, councell take of mee, It is not for us to go soe fine, Man, take thine old cloake about thee. He. My cloake it was a very good cloake Itt hath been alwayes true to the weave, But now it is not worth a groat; 1 have had it four and forty yeere: Sometime itt was of cloth in graine, ’Tis now but a sigh clout as you may see, It will neither hold out winde nor raine ; And He have a new cloake about mee. She. It is four and fortye yeeres agoe Since the one of us the other did ken, In einer Note giebt Percy die der Stanze, die Shakspere’s Drama liat. King Harry teas wore the crown . Das Lied von der Weide theilt Percy ebenfalls mit. forsaken of his Love. And we have had betwixt us towe Of children either nine or ten; Wee have brought them up to women and men; In the feare of God I trow they bee; And why wilt thou thy seife misken? Man, take thine old cloake about thee. He. 0 Bell my wiffe, why dost thou floate! Now is nowe, and then was then: Seekc now all the world throughout, Thou kenst not clownes from gentlemen. They are cladd in blacke, greene , yellowe, or gray, Soe far above their owne degree: Once in my life He doe as they, For He have a new cloake about mee. She. King Stephen # was a worthy peere, His breeches cost him but a crowne, He held them sixpence all too deere; Therefore he calld the taylor Lowne. He was a wight of high renowne. And ihouse but of a low degree: Itt’s pride that putts this cOuntrye downe , Man, take thine old cloake about thee. He. Bell my wife she loves not strife, Yet she will lead me if she can; And oft, to live a quiet life, I am forced to yield, though line good- man; Itt’s not for a man with a woman to threape, Unlesse he first gave oer the plea: As wee began wee now will leave, And lie take mine old cloake about mee. Abweichungen seines Originals von Die wichtigste ist die erste Zeile: a very good king und die fünfte: He was (a) king and , welches Desdemona (A. 4, Sc. 3.) singt, Es führt den Titel A Lovetts Complaint being Die ersten Strophen lauten: VI EINLEITUNG. A poore soule sat sighing under a sicarnore tree ; O willow, willow, willow! With his hand on his bosom, his head on his knee: O willow, willow, willow! O willow, willow, willow! Sing, 0 the greene willow shall be my gar- Itvnd. He sigh’d in his singing, and after each grone, 1 am dead to all pleasure my true-love is gone. My love she is turned; untrue she doth prove: She renders me nothing but hate for my love. O pitty me, (cried he,) ye lovers, each one; Her heart’s hard as marble; she rues not my mone. The cold streams ran by him, his eyes wept apace ; The salt tears fell from him, which drowned his face. The mute birds sate by him, made tame by his mones: The salt tears fell from him, which softened the stones. Let nobody blame me, her scornes I do prove; She was borne to be faire ; I, to die for her love. Der Refrain 0 willow, willow, willow mid Sing, 0 the greene willow shall he mij garland wiederholt sich in jeder folgenden Strophe, wie in der ersten. ( OTHELLO, THE MOOR OF VENICE. I i DRAMATIS PERSON!. Duke of Venice. BRABANTIO, a Senator. Two other Senators. GRATIANO, Brother to Brabantio. LODOVICO, Kinsman to Brabantio. OTHELLO, the Moor. CASSIO, his Lieutenant. IAGO, his Ancient. RODERIGO, a Venetian Gentleman. MONTANO, Governor of Cyprus. Clown, Servant to Othello. Herald. DESDEMONA, Daughter to Brabantio, and Wife to Othello. EMILIA, Wife to Iago. BIANCA, Mistress to Cassio. Officers, Gentlemen, Messengers, Musicians, Sailors, Attendants, etc. 1 SCENE, for the first Act, in Venice; during the rest of the Play, at a Sea-Port in Cyprus. i) Ein Personenverzeichniss findet sieh in der Fol. am Ende des Dramas; es charakterisirt Einzelne genauer, als das obige der gangbaren Ausgaben, das erst die späteren Heraus¬ geber hinzufügten. So heisst es Iago, a Villaine — Roderigo, a guild Gentleman — Bianca, a Curtezan. A C T L SCENE I. Venice. A Street. Enter Roderigo and Iago. Bod. Never tell me, 2 I take it much unkindly, That thou, Iago, who hast had my purse, As if the strings were thine, 3 sliould’st know of this. Iago. ’Sblood, 4 but you will not hear me: If ever I did dream of such a matter, abhor me. Bod. Thou told’st me, thou didst hold him in thy hate. Iago. Despise 5 me, if I do not. Three great ones of the city, In personal suit to make me his lieutenant, Off — capp’d 6 to him; and, by the faith of man, I know my price: I am worth no worse a place; But he, as loving his own pride and purposes, Evades them; with a bombast circumstance, Horribly stuff’d with epithets of war, Nonsuits my mediators; 7 „For certes,“ 8 says he, „I have already chose my officer.“ 2 ) Nach dieser Lesart der Fol. fällt auf me der gehörige Accent. „Mir darfst du damit nicht kommen versetzt Roderigo auf Iago’s Betheurung seiner Unwissenheit in Betreff der Vermählung Othello’s mit der Desdemona. Die Qs. lesen: Tush ! never tell me. 3 ) Iago hatte schon vorher, wie nachher durch den ganzen Verlauf des Dramas, Rode- rigo’s Börse zu so freier Verfügung gehabt, als ob die Schnüre, mit denen sie sich öffnen und zuziehen lässt, ihm selbst gehörten. 4 ) abgekürzt aus God's blood. Die Theatercensur des Master of the Revels nahm an diesem in Iago’s Munde charakteristischen Fluchwort Anstoss und strich es , weshalb die Fol. liest: But you 'll not hear me. If ever I did dream. Der Vers wird durch diese aus äusseren Rücksichten erfolgte Aenderung nicht verbessert. 5 ) despise, bei Sh. = verabscheuen. 6 ) So die Fol. to off-cap ist eine von Iago gebildete bezeichnende Zusammensetzung, = die Mütze abnehmen. Die Herausgeber ziehen meistens die Lesart der Qs. oft capp'd vor, wonach also die drei venetianischen Nobili dem Othello oft in so demüthiger Stellung aufgewartet hätten, was bei der Abfertigung, die er ihnen zu Theil werden lässt, weniger passend erscheint. 7 ) So die Fol. mit einer besseren Satzconstruction, als die Q. A., welche evades them mit bombast circumstance, — bombastische Umschweife, verbindet und den Zusammenhang des zweiten Satzes zerreist, indem sie hinter epithets of war — technische Ausdrücke der Kriegskunst, die ausserhalb des Verses stehenden Worte And in conclusion ein¬ schiebt, die sich weder in der Fol., noch in Q. B. finden. 8 ) for certes ist veraltet, = for certain, und darf nicht, wie einige Herausgeber tliun, durch ein Comma in for, certes getrennt werden. u A. I. 10 OTHELLO, And wliat was lie? Forsooth, a great arithmetician, One Michael Cassio, a Florentine, A fellow almost damn’d in a fair wife; 9 That never set a squadron in the field, Nor the division of a battle knows More than a spinster; unless the bookish theorick, 10 Wherein the tongued 11 consuls can propose As masterly as he: mere prattle, without practice, Is all his soldiership. But he, Sir, had tli’ election; And x, — of whom his eyes had seen the prool At Rhodes, at Cyprus, and on other grounds Christen’d 12 and heathen, — must be be-lee’d and calm’d 13 By debitor-and-creditor; this counter-caster, 14 He, in good time, must his lieutenant be, And I, (God 15 bless the mark!) his Moor-sliip’s 10 ancient. Bod. By heaven, I rather would have been his hangman. Togo. But there ’s no remedy: ’t is the curse of service, Preferment goes by letter, 17 and affection, n 0 12 9) Cassio’s Herkunft aus der Landstadt Florenz muss im Munde des seekundigen Vene- tianers Iago eben so sehr die Verkehrtheit der von Othello getroffenen Wahl beurkunden, wie die Anspielung auf Cassio’s Verhältniss zur Bianca: ein Gesell, der zwar noch nicht völlig verdammt ist (insofern er noch nicht verheirathet ist), aber doch „beinahe verdammt“, da er in Begriff steht, „ein schönes Weib“ zu freien. Der cymsche Iago erklärt den Ehestand für eine Verdammniss und versteht unter fair wife die Bianca, von der er auch später das Gerücht verbreitet, dass Cassio sie heirathen wolle. 10) theorick ist das Sh.’sclie Wort für theory , — unless the bookish theorick bezieht sich in ungenauer Construction auf den vorhergehenden Vers: er kennt die Verkeilung eines Schlachtheeres nur nach der aus Büchern geholten Theorie. So die Fol. und Q. B. „Die beredten Consuln“ passt besser zu dem folgenden propose, bei Sh. = reden, und zu prattle, als das toyed consuls der Q. A., in Iago’s Sprachweise ein zu gewähltes Epitheton. So Fol. und Q.B., während die Herausgeber die mattere Lesart der Q. A., Christian, vorziehen. 13) SchitTsausdrücke, dem Seesoldaten Iago gemäss. Zu calm’d ist aus be-lee’d das he zu suppliren, da eigentlich be-calm’d stehen sollte. Cassio ist das Schiff, welches dem Schiffe Iago’s den Wind auffängt und dadurch am Segeln hinderlich ist. counter-caster, eigentlich der mit Rechenpfennigen zu schaffen hat, wie debitor-and¬ er editor , d. h. der über Soll und Haben Buchführende, bezeichnet, wie vorher arith¬ metician, das einzige Verdienst, welches nach Iago’s Meinung Cassio besitzt. God von der Theatercensur gestrichen, fehlt in der Fol. Wie hier God bless the mark! gebraucht Sh. in King Henry IV. 1. Part., A. 1, Sc. 3. God save the mark! ohne dass bei der elliptischen Natur solcher Interjection erhellte, was genauer unter mark zu verstehen ist. Moor-ship’s ist mit heissender Anspielung auf Othello’s Nationalität gebildet nach Analogie von lordship und näher worship, wie Q. A. irrig liest. Unter letter muss „Empfehlungsbrief“ zu verstehen sein. Der Ausdruck ist aber so vag, dass man versucht sein könnte letters zu lesen = wissenschaftliche Bildung, wie Cassio sie besitzt, und wie eine solche einen nach lago’s Meinung unrechtmassigen Einfluss auf die Beförderung ausübt. IV) 15 ’) 16 ; ) 17 ) / f Sc. I. THE MOOR OF VENICE. 11 And not by old gradation, 18 where each second Stood heir to the first. Now, Sir, be judge yourself, Whether I in any just term am affin’d 19 To love the Moor. Hod. I would not follow 20 him then. Iago. 0, Sir, content you: I follow him to serve my turn upon him: We cannot all be masters , nor all masters Cannot be truly follow’d. You shall mark Many a duteous and knee-crooking knave, That, doting on his own obsequious bondage, Wears out his time, much like his master’s ass, For nought but provender; and when he ’s old, cashier’d; 21 Whip me such honest knaves. Others there are, Who, trimm’d in forms and visages of duty, Keep yet their hearts attending on themselves, 22 And, throwing but shows of service on their lords, Do well thrive by them, 23 and, when they have lin’d their coats, Do themselves homage: these fellows have some soul; And such a one do I profess myself. For, Sir, It is as sure as you are Roderigo, Were I the Moor, I would not be Iago: In following him, I follow but myself, Heaven is my judge, not I for love and duty, But seeming so, 24 for my peculiar end: For when my outward action doth demonstrate The native act and figure of my heart *8) old gradation ist ganz, was wir mit einem Fremdwort als „Anciennetät £ ‘ bezeichnen. Für and not by lesen die Qs. not by the. 19 ) affined,, eigentlich verwandt; muss hier in etwas erweitertem Sinne gelasst und mit in any -just term verbunden werden: ob ich in einem solchen Verliältniss zu dem Mohren stehe, dass ich ihn von Rechtswegen lieben müsste. 20 ) to follow — dienen, wie follower — Diener. Deshalb erwidert Iago, indem er to serve gleichbedeutend mit to follow fasst: Ich diene eigentlich nur der günstigen Gelegenheit, die ich haben werde, an ihn zu kommen: to serve my turn upon him. 21 ) cashier’d ist wie doling Apposition zu that, auf knave bezüglich. Knave ist eine verächtliche Bezeichnung für einen Diener. 22 ) Der Gegensatz ist zwischen dem äusserlich wie eine Livree angelegten pflichteifrigen Gebaren und Aussehen und zwischen den Herzen, die, im Widerspruch mit diesen* Aeussern, nur sich selbst dienen und keinem andern Herrn. 23 ) them lässt sich sowohl auf shows of service, als auf lords beziehen, indess scheint das Erste das wahrscheinlichere. 2/f ) d. h. for love and duty. 12 A. I. OTHELLO , In complement extern, 2o ’t is not long after Bnt I will wear my heart upon my sleeve For daws 26 to peck at: I am not wliat I am. 27 Bod. What a full fortune does the thick-lips owe, If he can carry ’t thus! 28 Iago. Call up her father; House him: 29 make after him, poison his delight, Proclaim him 30 in the streets: incense her kinsmen, And though he in a fertile climate dwell, Plague him with flies: though that his joy be joy, Yet throw such chances of vexation 31 on ’t, As it may lose some colour. j Rod. Here is her father ’s house: I ’ll call aloud. Iago. Do; with like timorous 32 accent, and dire yell, As when, by night and negligence, 33 the fire Is spied in populous cities. Bod. What ho! Brabantio! signior Brabantio, ho! i 25 ) 26 ) 27 ) 28 ) 29 ) 30 ) 31 ) 32 ) complement extern bezeichnet die äusserliche vollständige Zuthat, den äusserlichen Habitus, und gehört zu dem synonymen outward action, dem bei Iago die achte Art und Bildung des Herzens geradezu widerspricht. Die meisten Herausgeber lesen für das Sh.’sche complement, wie Qs. und Fol. haben, compliment und fassen es im modernen "Wortsinne. So Fol. und Q. B. — Q. A. liest weniger gut doves. Iago sagt, wenn er ein so gutmüthiger Tropf wäre, sich in seinem wahren Wesen zu zeigen, so würde er bald nachher auch sein Herz so bloss legen, so frei auf dem Aermel tragen, dass selbst Dohlen ungestraft daran picken könnten. I am not what I am muss, so gut wie das 'i is not long after etc., als Nachsatz mit dem Vorhergehenden verbunden werden: Wenn ich mich so benehme, so bin ich nicht ich selbst. d. h. Welch ein volles Glück besitzt der Dicklippige, wenn er so seine Vermählung mit der Desdemona durchsetzen kann! Die Lesart der Fol. fall fortune ist wohl nui Druckfehler. Full fortune kommt auch in Cymbeline (A. 5, Sc. 4.) und full-fortuned in Antony and Cleopatra (A. 4, Sc. 13.) vor. - An den „dicken Lippen", als charakteristisch für die Mohren, erkennt auch in Titus Andronicus (A. 4, Sc. 2.) der Mohr Aaron sein Kind: thiclc-lipp'd slave redet er es an. Nur dieses Um bezieht sich auf her father ; die folgenden him und his gehen auf Othello. Othello soll als Verführer der Desdemona öffentlich ausgerufen werden, to proclaim wird auch sonst bei Sh. auf Verbrecher angewandt, zu deren Verfolgung aufgefordert wird. chances of vexation , wie die Fol. liest, sind die möglichen Gelegenheiten zum Verdruss, die Othello’s Freude trüben und entfärben sollen. Die meisten Herausgeber lesen mit den Qs. changes of vexation. timorous hat, wie solche Adjective oft bei Sh., causative Bedeutung: furchterregend, bange machend. by night and negligence ist nach Sh.’s Art, die Copula zu gebrauchen, = nächtliche Nachlässigkeit, und steht in loser kühner Verbindung mit the fire: ein durch nächt¬ liche Nachlässigkeit entstandenes Feuer. Sc. I. THE MOOR OF VENICE. 13 Iago. Awake! what, ho! Brabantio! thieves! thieves! thieves! Look to your house, your daughter, and your bags! Thieves! thieves! ✓ Enter Buabantio , above, at a window. 34 Bra. What is the reason of this terrible summons? What is the matter there? Hod. Signior, is all your family within? Iago. Are your doors lock’d? Bra. Why? wherefore ask you this? Iago. ’Zounds, Sir! you are robb’d; for shame, put on your gown; Your heart is burst, you have lost half your soul: Even now, now, very now T , 35 an old black ram Is tupping your white ewe. Arise, arise! Awake the snorting citizens with the bell, Or else the devil will make a grandsire of you. Arise, I say. Bra. What! have you lost your wits? Rod. Most reverend signior, 30 ’ do you know my voice? Bra. Not I: what are you? Rod. My name is Boderigo. Bra. The worser 37 welcome: I have charg’d thee not to haunt about my doors. In honest plainness thou hast heard me say, My daughter is not for thee; and now, in madness, Being full of supper and distempering draughts, 3S Upon malicious knavery 39 dost thou come To start my quiet. Rod. Sir, Sir, Sir, — Bra. But thou must needs be sure, My spirit, and my place, have in them power To make this bitter to thee. 34 ) Die Fol. hat die Biilmenweisung above, die Qs. at a window. Brabantio erschien auf dem mit Fenstern versehenen Balkon, der auf dem Sh.’schen Theater im Hintergründe der Bühne sich befand. 35 ) very now ist eine noch emphatischere Steigerung von now, als das vorhergehende even now. 36 ) Sh. betont bald signiör, bald signior, zwei- oder dreisylbig, jo nach dem Bedürfniss des Verses. 37 ) So die Fol.; die Qs. lesen worse. 38 ) to distemper wird auch sonst bei Sh. von der Übeln Wirkung des Weines gebraucht. So heisst in Hamlet (A. 3, Sc. 2.) der König marvellous distemper'd with wine. Es bezeichnet jedoch weniger als berauscht. 39 ) So die Fol. mit sehr gutem Sinne. Die meisten Herausgeber ziehen die weniger in den Zusammenhang passende Lesart der Qs., bravery, vor: dass Roderigo so, wie er es thut, die nächtliche Ruhe stört, ist mehr ein Bubenstreich (knavery), als eine Prahlerei (bravery). 14 OTHELLO ? A. I. Rod. Patience, good Sir. Bra. What telPst thou me of robbing? this is Venice; My house is not a grange. 40 Rod. Most grave Brabantio, In simple and pure soul I come to you. Iago. ’Zounds, 41 Sir! you are one of those, that will not serve God, if the devil bid you. 42 Because we come to do you service, and you think we are ruffians, you ’ll have your daughter covered with a Barbary horse: 43 you ’ll have your nephews neigh to you; you ’ll have coursers for cousins, and gennets for germans. Bra. What profane 44 wretch art thou? Iago. I am one, Sir, that comes to tell you, your daughter and the Moor are now making the beast with two backs. 40 Bra. Thou art a villain. logo. You are — a senator. Bra. This thou shalt answer: 46 I know thee, Roderigo. Rod. Sir, I will answer any thing. But I beseech you, If ’t 4 ^ be your pleasure, and most wise consent, (As partly, I find, it is) that your fair daughter, At this odd-even and dull watch o’ the night, 1,8 40 ) grange, ein Vorwerk, ein von dem Wohnhause abgelegenes Wirtschaftsgebäude, kommt bei Sb. und seinen Zeitgenossen öfter als Bild der Einsamkeit und Verlassenheit vor. Wäre Brabantio’s Haus solch ein grange , so wäre es eher denkbar, dass es beraubt würde. 41 ) ' Zounds , abgekürzt aus God's wounds, fehlt hier, wie oben, in der Fol. 42) eine sprüchwörtliche Bedensart, welche den Brabantio als eigensinnig charakterisiren soll. 43) Anspielung auf Othello’s Heimath, die Berberei. In der weiteren Ausmalung des hier skizzirten Bildes häuft Iago alliterirende Wortspiele: nephews — neigh to you; cour¬ sers — cousins; gennets — germans. Nephew ist im ältern Englisch = Enkel, und wird von Sh. bald so, bald in dem jetzigen Sinne = Neffe gebraucht. German, — blutsverwandt , steht gewöhnlich nur adjectivisch, in Verbindung mit cousin oder brother, höchst selten nur, wie hier, dem Wortspiel zu lieb, als Substantiv. 44 ) profane bei Sh. = lästerliche Reden führend. *5) Eine sprüchwörtliche Redensart, die, nach der Vermuthung der Herausgeber, Sh. aus dem Französischen entlehnte, wahrscheinlich aus Rabelais, den er in einer Ueber- setzung gekannt haben muss. 46 ) thou ist zu betonen. Da Brabantio den Iago nicht kennt, so soll Roderigo, den er kennt, den ihm von Jenem angethanen Schimpf zu verantworten haben. 47) Diese siebenzehn Zeilen fehlen in Q. A., die nach dem für die Aufführung abgekürzten Bühnenmanuscripte gedruckt wurde, sind aber schwerlich ein späterer Zusatz Sh.’s, sondern zugleich mit dem Ucbrigen geschrieben. 48) Die Englischen Commentatoren fassen das seltsam aus odd und even, — gleich und ungleich, zusammengesetzte Epitheton als Substantiv, und erklären es in Verbindung mit of the night, vielleicht zu bestimmt, als die Zeit unmittelbar vor oder nach Mitternacht. Eher ist odd-even aber wohl, wie dull, Epitheton zu watch : die unbestimmte (d. h. die gleiche Zeit und ungleiche unterschiedslos in sich begreifende) und schläfrige Nachtperiode. So dient, wie oft bei Sh., von zwei durch die Copula and mit einander verbundenen Adjectiven das eine zur Erklärung des andern. Sc. I. THE MOOR OF VENICE. 15 Transported with no worse nor better guard, But with a knave of common hire, a gondolier, To the gross clasps of a lascivious Moor, If this be known to you, and your allowance, 49 We then have done you bold and saucy wrongs; But if you know not this, my manners tell me, 50 We have your wrong rebuke. Do not believe, That, from the sense of all civility, 51 I thus would play and trifle with your reverence: Your daughter, if you have not given her leave, I say again, hath made a gross revolt, Tying her duty, beauty, wit, and fortunes. In an extravagant 52 and wheeling stranger, Of here and every where. Straight satisfy yourself: If she be in her chamber, or your house, Let loose on me the justice of the state For thus deluding you. Bra. Strike on the tinder, ho! Give me a taper! — call up all my people! — This accident is not unlike my dream; 53 Belief of it oppresses me already. — Light, I say! light! [Exit from above. Iago. Farewell, for I must leave you: It seems not meet, nor wholesome to my place, To be produc’d 54 (as, if I stay, I shall) Against the Moor: for, I do know, the state, (However this may gall him 55 with some check) Cannot with safety cast him: for he ’s embark’d With such loud reason to the Cyprus wars, 56 (Which even now stands in act) that, for their souls, 4S ) allowance wie to allow bei Sh. — Ermächtigung, Billigung. 50 ) my manners ist der Begriff, den Roderigo von Sitte und Anstand hat. 51 ) from — fern von (dann auch im Widerspruch mit,) dem Bewusstsein des Geziemenden. 52 ) extravagant wendet Sh. in demselben Sinne, den das folgende wheeling hier näher erklärt, auch im Hamlet an (A. 1, Sc. 1 .): tli extravagant and erring spirit. 53 ) Brabantio hatte eben, als er aus dem Schlafe aufgestört wurde, etwas Aehnliches geträumt, wie die Beiden ihm mittheilen. 5 Q Für produc’d, die Lesart der Qs., hat die Fol. producted, vielleicht ein Sh.’sches Wort. Der Sinn ist derselbe, = als Zeuge vor Gericht gestellt. 55 ) him bezieht sich auf the Moor. Wenn auch diese Sache den Othello durch irgend einen ihm vom Senat zu ertheilenden Verweis kränken mag, so kann der Senat ihn doch nicht ohne Gefahr verabschieden. 56 ) So Qs. und Fol., insofern nach Sh.’s Construction wars, == Feldzug, als Collectiv betrachtet, das Verbum im Singular nach sich hat. 16 OTHELLO, A. I. Another of his fathom 57 they have none, To lead their business: in which regard, Though I do hate him as I do hell pains, Yet for necessity of present life, I must show out a flag and sign of love, 08 Which is indeed but sign. That you shall surely find him, Lead to the Sagittary 59 the raised search; And there will I be with him. So, farewell. . [Exit. Enter, below, Brabantio 60 and Servants with torches. Bra. It is too true an evil: gone she is; And what ’s to come of my despised time, 61 Is nought but bitterness. — Now, Roderigo, Where didst thou see her? — 0, unhappy girl! 62 — With the Moor, say’st thou? — Who would be a father? — How didst thou know ’t was she? — 0! she deceives me 63 Past thought. — What said she to you? — Get more tapers! 64 j Raise all my kindred! — Arc they married, think you? Bod. Truly, I think, they are. Bra. 0 heaven! — How t got she out? — 0, treason of the blood! Fathers, from hence trust not your daughters’ minds By what you see them act. — Is there not charms, 65 By which the property of youth and maidhood May be abus’d? Have you not read, Roderigo, Of some such thing? Bod. Yes, Sir; I have, indeed. 57) fathom, eigentlich Klaftertiefe, wird dann übertragen angewandt auf die Tiefe der Pläne und Anschläge, wie sie dem Feldherrn eigen sein muss. Das they und their bezieht sich auf das -vorhergehende state. 58 ) Wie vorher (vgl. Anm. 13.) gebraucht auch hier Iago ein seemännisches Bild. 59) the Sagittary , wofür Q. A. Sagittar liest, ist, nach Knight s Erklärung, der Thoil des Arsenals in Venedig, der den Generalen und Admiralen zur Wohnung angewiesen war. Ueber der Thür war das Bild eines Bogenschützen in Stein gehauen; daher der Name. 60 ) Q. A. fügt als Bühnenweisung noch hinzu: in his night-gown. 61) So sagt Sh. in Romeo and Juliet (A. 1, Sc. 4.) expire the term of a despised life. 6 2 ) unhappy bedeutet hier, wie oft bei Sh., „ungerathen, böse“. 63) So die Fol. und Q. B. Die Herausgeber lesen meistens mit Q. A. thou deceiv’st me, wobei es undeutlich bleibt, ob unter thou der anwesende Roderigo oder die abwesende Desdemona verstanden ist. 6 *) tapers ist dasselbe, was vorher in der Bülmenweisung torches hiess: die Wachsfackeln, mit denen die Spur der Desdemona verfolgt werden soll. 65 ) So Qs. und Fol., der Sh.’schen constanten Redeweise gemäss. Die Herausgeber folgen einer unauthentischen zweiten Fol. vom Jahre 1632, wenn sie, dem modernen Sprach¬ gebrauch gemäss, Are there not charms lesen. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 17 Bra. Call up my brother. — 0, would you had had her! — Some one way, some another. 66 — Do you know Where we may apprehend her and the Moor? Bod. I think, I can discover him, if you please To get good guard, and go along with me. Bra. Pray you, lead on. At every house I ’ll call, I may command at most. 67 — Get weapons, ho! And raise some special officers of might. 68 — On, good Roderigo; — I ’ll deserve your pains. [ Exeunt . SCENE II. The Same. Another Street. Enter Othello, Iago, and Attendants, with torches. 1 Iago. Though in the trade of war I have slain men, Yet do I hold it very stuff o’ the conscience, To do no contriv’d murder: I lack iniquity Sometimes, to do me service. Nine or ten times I had thought to have yerk’d him here, under the ribs. 2 Oth. ’T is better as it is. Iago. Nay, but he prated, And spoke such scurvy and provoking terms 66 ) Call up my brother sagt Brabantio zu seinen Dienern; O, would you had had her! (Q. A. hat that für would) zum Roderigo, dem er die Desdemona, die er ihm ver¬ weigert hatte, nun doch eher als dem Othello gönnt. Some one way, some another ist dann wieder ein den Dienern ertheilter Befehl: die Einen sollen nach einer Rich¬ tung, die Andern nach anderer Desdemona’s Spur verfolgen. 67 ) Brabantio will an jedem Hause um Beistand rufen; an den meisten Häusern (at most, seil, houses) kann er diesen Beistand, vermöge seiner Stellung, befehlen. 68 ) So Fol. und Q. B. Die Herausgeber ziehen meistentheils die Lesart von Q. A.: officers of night, vor, weil es, wie Malone nachweist, in Venedig solche officers of the night gab, denen die nächtliche Ruhe der Stadt anvertraut war. Brabantio meint aber hier, wo es gilt, der Verfolgung allen möglichen Nachdruck zu geben, wohl eher „mit besonderer Vollmacht ausgestattete Beamte“ (special officers of might) , deren Bei¬ stand er in Anspruch nehmen will. In der nächsten Scene treten dann solche officers mit Brabantio auf. b Die meisten Herausgeber lassen with torches, das in Qs. und Fol. sich findet, hier mit Unrecht weg. Für das Sh.’sehe Publikum wenigstens wurde damit die fortdauernde nächtliche Dunkelheit angedeutet, sowie auch dass die Scene auf der Strasse spielt. 2 ) Iago spricht von Roderigo, der seine Absicht, dem Brabantio Desdemona’s Flucht zu verrathen , ihm zugleich mit solchen Ausfällen gegen Othello mitgetheilt habe, dass er, Iago, darüber erbittert, in Versuchung gerathen wäre, den Lästerer zu .erstechen, wenn er es nicht für eine wahre Gewissensbeschwerung (very stuff o' the conscience) hielte, einen überlegten Mord zu begehen. To do no contriv'd murder steht, nach Sh.’s freiem und theilweise überflüssigem Gebrauche der Negationen, für to do a contriv’d murder. — Stuff gebraucht Sh. in demselben Sinne in Macbeth (A. 5, Sc. 3.): cleanse the stuffd bosom of that perilous stuff. 2 ü 18 OTHELLO, A. I. Against yonr honour, That, with the little godliness I have, I did full hard forbear him. But, I pray you, 3 Sir, Are you fast married? Be assur’d 4 of this, That the magnifico 5 is much beloved; And hath, in his effect, a voice potential As double as the duke’s 6 : he will divorce you; Or put upon you what restraint, or grievance, The law (with all his might to enforce it on) 7 Will give him cable. 8 Oth. Bet him do his spite: My services, which I have done the signiory, Shall out-tongue his complaints. ’T is yet to know, (Which, when I know 9 that boasting is an honour, I shall promulgate,) I fetch my life and being From men of royal siege, 10 and my demerits 11 May speak, unbonneted, to as proud a fortune As this that I have reach’d: For know, Iago, But that I love the gentle Desdemona, I would not my unhoused free condition 12 Put into circumscription and confine For the sea’s worth. 13 But, look! what lights come yonder? 3 ) Die Qs. lassen you aus , obwohl I pray you die stehende Einleitung einer höflichen Frage ist. 4) So die Fol. Die Herausgeber lesen mit den Qs. for , be sure of this. 5 ) Dieser Titel eines venetianischen Senators kommt auch im Merchant of Venice vor (A. 3, Sc. 2.): the duke himself and the magnificoes of greatest port. 6 ) Was Brabantio sagt, hat nach Iago’s Versicherung eben so viel Gewicht, als ein Aus¬ spruch des Dogen; es gilt also noch einmal so viel, als was sonstige Nobili sagen. An eine Abstimmung im eigentlichsten Wortsinne, bei welcher Brabantio’s und des Dogen Votum jedes für zwei gelten sollten, kann Sh. nicht gedacht haben, obwohl die Herausgeber zum Tlieil so erklären. 7 ) his bezieht sich auf Brabantio, und it auf law. 8) Auch hier ein seemännischer Ausdruck als charakteristisch für Iago. Cable steht in dem Sinne, wie im Hamlet (A. 1, Sc. 3) tether gebraucht wird: with a larger tether may he walk. 9) Q. A. lässt which when I know aus. 10 ) d. h. Männer, die auf einem Königsthron gesessen. Die Qs. lesen height für siege. 11) demerits gebraucht Sh. noch in doppeltem Sinne: Verdienst und Verschuldung; hier in ersterem. Othello’s Verdienste um Venedig dürfen unverhohlen mit offenem, durch keine Kopfbedeckung verhülltem Antlitz (unbonneted) ein so stolzes Glück, wie Des- demona’s Besitz ist, ansprechen. 12 ) Was Othello hier rühmend als seine „an kein Haus gebundene freie Stellung'* bezeichnet, hatte Roderigo in der vorigen Scene schmähend ausgedrückt: in an extravagant and wheeling stranger, of here and every-where. d. h. was die See Werthvolles in sich birgt. * \ a ) Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 19 Iago. Those 14 are the raised father, and his friends: You were best go in. Oth. Not I; I must be found: My parts, my title, and my perfect soul, 15 Shall manifest me rightly. Is it they? Iago. By Janus, 16 I think no. Enter Cassio, and certain Officers with torches. Oth. The servants of the duke, and my lieutenant. The goodness of the night upon you, friends. 17 What is the news? Cas. The duke does greet you, general; * * And he requires your haste-post-liaste 18 appearance, Even on the instant. Oth. What is the matter, think you? Cas. Something from Cyprus, as I may divine. It is a business of some heat: the galleys Have sent a dozen sequent messengers This very night at one another’s heels: And many of the consuls, 19 rais’d and met, Are at the duke’s already. You have been hotly 20 call’d for; When, being not at your lodging to be found, The senate hath sent about three several quests, 21 To search you out. Oth. ’T is well I am found by you. I will but spend a word here in the house, And go with you. [Exit. 14 ) So die FoL mit entfernterer Hinweisung, da die Kommenden noch nicht nahe sind: what lights come yonder ? Die Qs. lesen these. 15 ) parts ist die Würde, die Othello bekleidet, title sein Rang; yerfect Söul drückt das sichere Unschuldsbewusstsein seiner Seele aus 16 ) Wie hier Iago „beim Janus“ schwört, so auch ein anderer Venetianer im Merchant of Venice (A. 1, Sc. 1.): by two-headed Janus. Betheurungen bei dem Namen heid¬ nischer Gottheiten kommen bei Sh. und seinen Zeitgenossen häufig vor, und gehörten zum eleganten Ton der Zeit. 17 ) die Nacht, sonst keines Menschen Freund, soll ihnen sich nur von ihrer guten Seite zeigen. 18 ) haste -post-haste ist ein Compositum, von Sh. kühn als Adjectiv angewandt nach der zu seinerzeit gebräuchlichen Aufschrift auf Briefen und Expressfendungen: haste, post, haste! 19 ) Unter consuls sind hier, wie an einer frühem Stelle, die Rathsherrn, die Senatoren zu verstehen. * 20 ) hotly bezeichnet, was einige Zeilen vorher heat ausdrückte: dringend, Dringlichkeit. 21 ) So die Fol., nach deren Lesart der Senat drei verschiedene Mannschaften zur Auf¬ spürung des Othello in der Stadt umhergeschickt hat. Die der Qs., above für about, würde nur in seltsamer Umschreibung sagen, dass der Senat mehr als drei, also etwa vier oder fünf, ausgesandt habe. 2 «. t 20 A. I. OTHELLO, Cas. Ancient, what makes he here ? Iago. ’Faith, he to-night hath boarded a land carack: If it prove lawful prize, he ’s made for over. 22 Cas. I do not understand. Iago. Cas. He ’s married. To who ? 23 Re-enter Othello. logo. Marry, 24 to — Come, captain, will you go? Oth. Have with you. 25 Cas. Here comes another troop to seek for you. Iago. It is Brabantio. — General, be advis’d: 26 He comes to bad intent. Enter Brabantio , Roderigo , and Officers, with torches and weapons. Oth. Holla! stand there! Rod. Signior, it is the Moor. Bra. Down with him, thief! [They draw on both sides. Iago. You, Roderigo! come, Sir, I am for you. Oth. Keep up your bright swords, for the dew will rust them. — Good signior, you shall more command with years, Than with your weapons. Bra. 0 , thou foul thief! where hast thou stow’d my daughter? Damn’d as thou art, thou hast enchanted her; For I ’ll refer me to all things of sense, If she in chains of magic were not bound, 27 Whether a maid so tender, fair, and happy, So opposite to marriage, that she shunn’d The wealthy curled darlings 28 of our nation, Would ever have, to incur a general mock, Run from her guardage to the sooty bosom 22 ) Wiederum bildliche Ausdrücke aus dem Seekrieg. Carack, von dem spanischen carraca, bezeichnet ein schwerbeladenes, also reiches Kauffahrteischiff ersten Ranges. Ein solches, mit allen Schätzen darin, hat Othello gleichsam auf dem Lande geentert, indem er die Desdemona entführte. 23 ) So Fol. und Q. A. Sh. gebraucht who häufig im Casus obliquus für whom. 2 *) Das Auftreten Othello’s unterbricht lago’s Bescheid auf Cassio’s Frage. Eine Art von Wortspiel zwischen to marry = heirathen und marry — ei nun! traun! ist bei Sh. nicht selten. 25 ) elliptisch für I have with you = ich gehe mit, ich bin bereit. 26 ) d. h. seid gewarnt, nehmt Euch in Acht. 27 ) Dieser Vers fehlt in Q. A. 2H ) darlings, eigentlich Lieblinge, Günstlinge, bezeichnet hier die jungen Männer, die durch Anmuth und Zierlichkeit vor Allen solche Gunst sich erwerben. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 21 Of such a thing as thou; to fear, not to delight. 29 Judge me the world, if ’t is not gross in sense, That thou hast practis’d on her with foul charms; Abus’d her delicate youth with drugs, or minerals, That weaken motion. 30 — I ’ll have ’t disputed on; ’T is probable, and palpable to thinking. I therefore apprehend and do attach thee, For an abuser 31 of the world, a praetiser Of arts inhibited and out of warrant. 32 — Lay hold upon him! if he do resist, Subdue him at his peril. Oth. Hold your hands! Both you of my inclining, and the rest: 33 Were it my cue to fight, I should have known it Without a prompter. 34 ■— Where will you that I go To answer this your charge? Bra. To prison; till fit time Of law, and course of direct session, 35 Call thee to answer. Oth. What if I do obey? How may the duke be therewith satisfied, Whose messengers are here about my side, Upon some present business of the state, To bear me to him? Off. ’T is true, most worthy signier: The duke ’s in council, and your noble self, I am sure, is sent for. Bra. How! the duke in council! In this time of the night! — Bring him away. 29 ) to fear, not to delight erklärt näher such a thing: solch ein Geschöpf, das eher geeignet ist, Furcht als Wohlgefallen zu erregen. — Die folgenden sechs Zeilen fehlen in Q. A. und bei ihnen kann es zweifelhafter als bei manchen anderen sein, ob sie in dem Bühnenmanuscripte gestrichen waren, oder ob sie spätere Zusätze von der Hand des Dichters sind. 3Ü ) So Fol. und Q. B. Die Herausgeber ändern theils waken, theils notion, beides über¬ flüssig. Brabantio spricht von Liebestränken und mineralischen Giften, welche die Reg¬ samkeit oder Tüchtigkeit der verschiedenen Organe schwächen, so dass die dergestalt verblendete oder abgestumpfte Desdemona nicht fühlte, welchen Missgriff sie beging, als sie sich dem Othello hingab. 31 ) Q. A. liest Such an abuser, um an ihren zunächst vorhergehenden Vers of such a thing as thou anzuknüpfen. Vgl. Anm. 29. 32 ) out of warrant gehört zu arts : ungerechtfertigte Künste. ° 3 ) the rest sind die Uebrigen, die nicht auf Othello’s Seite (of my inclining) stehen, also Brabantio’s Anhänger. 34 ) Das vom Theater entlehnte Bild vom Souffleur und Stichwort kommt auch sonst bei.Sh. vor, 35 ) course of direct session = regelmässiges Gerichtsverfahren. \- ZZ OTHELLO, A. I. Mine ’s not an idle cause: the duke himself, Or any of my brothers of the state, Cannot but feel this wrong, as ’t were their own; For if such actions may have passage free, Bond-slaves and pagans shall our statesmen be. 3(i [ Exeunt. SCENE III. The Same. A Council-Chamber. The Duke, and Senators, sitting at a table; Officers attending. 1 Duke. There is no composition 2 in these news, That gives them credit. 1 Sen. Indeed, they are disproportion’ll: My letters say, a hundred and seven galleys. Duke. And mine, a hundred and forty. 2 Sen. And mine, two hundred: But though they jump not on a just account, (As in these cases, where the aim reports, 3 ’T is oft with difference) yet do they all confirm A Turkish fleet, and bearing up to Cyprus. Duke. Nay, it is possible enough to judgment. I do not so secure me in the error, 4 But the main article I do approve In fearful sense. Sailor. [ Withini] What ho! what ho! what ho! Enter an Officer, with a Sailor. 5 6 Off. A messenger from the galleys. Duke. Now? the business? 36 ) wenn solche Handlungen, wie die von Othello begangenen, frei geschehen dürfen, so werden, in Folge solcher Straflosigkeit, Othello’s Landsleute, die ihrer Natur nach in Venedig für Leibeigene und Heiden gelten, sich bald zum Range unserer Staatsmänner emporschwingen. *) Q. A. hat die Bühnenweisung: Enter duke and senators, set at a table with lights and attendants. 2 ) composition, = Uebereinstimmung, ist das Gegentheil von dem disproportion 3 d in der folgenden Zeile. 3 ) So die Fol. In Fällen, wo keine Erfahrungsgewissheit, sondern nur eine ungefähre Vermuthung berichtet, geschieht solches Berichten oft mit Abweichungen. Einige Herausgeber ziehen die unklare Lesart der Q. B. vor: where they aim reports. Q. A. liest ganz unverständlich : where they aim'd reports. error ist was an den verschiedenen und sich widersprechenden Berichten von der Türkischen Expedition Irriges sein mag, was aber nicht hindert, dass der Hauptinhalt (the main article ) in bedenklichem Sinne vom Dogen für wahr erklärt wird ( approve in fearful sense). 6 ) Die Bülmcnweisung ist modern. In Fol. und Qs. heisst es nur: Enter a Messenger, der nachher in den Qs. als Sailor bezeichnet wird. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 23 Sail. The Turkish preparation makes for Rhodes: So was I bid report here to the state, By signior Angelo. 6 Duke. How say you by this change? 7 1 Sen. This cannot be, By no assay of reason: ’t is a pageant, To keep us in false gaze. 8 When we consider The importancy of Cyprus to the Turk; And let ourselves again but understand, That, as it more concerns the Turk than Rhodes, So may he with more facile question bear it, 9 For that it stands not in such warlike brace, But altogether lacks th’ abilities That Rhodes is dress’d in: — if we make thought of this, We must not think the Turk is so unskilful, To leave that latest which concerns him first, Neglecting an attempt of ease and gain, To wake and wage 10 a danger profitless. Duke. Nay, in all confidence, he ’s not for Rhodes. Off. Here is more news. Enter a Messenger. Mess. The Ottomites, reverend and gracious, Steering with due course toward the isle of Rhodes, Have there injointed them 11 with an after fleet. 1 Sen. Ay, so I thought. — How many, as you guess? 12 Mess. Of thirty sail; and now do they re-stem Their backward course, bearing with frank appearance Their purposes toward Cyprus. — Signior Montano, Your trusty and most valiant servitor, 6 ) Die drei Worte fehlen in Q. A. 7 ) Was sagt Ihr zn diesem Wechsel, der Nachrichten nämlich, dass die Türken also gegen ßhodus, nicht, wie vorher berichtet war, gegen Cypern ziehen. 8 ) Dieser angebliche Zug gegen Rliodus ist nur ein leeres Blendwerk, um unsern Blicken eine falsche Richtung zu geben. 9 ) Cypern zu nehmen, davonzutragen (bear it), ist für die Türken eine leichtere Frage oder Aufgabe (more facile question), als das in so kriegerischer Rüstung (warlike brace) dastehende und mit Hülfsmitteln (abilities) versehene Rhodus. — Die auf bear it fol¬ genden sieben Zeilen fehlen in Q. A. 10 ) to wage, — es mit Einem oder mit Etwas aufnehmen, wird bei Sh. bald, wie hier, als actives Verbum mit dem Accusativ, bald als Verbum Neutrum mit der Präposition against construirt. n ) injointed them für themselves : sie haben sich dort vereinigt mit einer zweiten Flotte. Sh. gebraucht hier to injoint wie er sonst auch to joint gebraucht, in einem nicht * mehr üblichen Sinne. 12 ) Diese Zeile fehlt in Q. A. s ■ , I 24 OTHELLO, A. I. With his free duty, recommends you thus, And prays you to believe him. 13 Duke. ’T is certain then for Cyprus. — Marcus Luccicos, 44 is not he in town? 1 Sen. He ’s now in Florence. Duke. Write from ns to him: post-post-haste despatch. 45 1 Sen. Here comes Brabantio, and the valiant Moor. Enter Brabantio , Othello , Iago , Roderigo , and Officers. Duke. Valiant Othello, we must straight employ you Against the general enemy Ottoman. 46 I did not see you; welcome, gentle signior; [To Brabantio. We lack'd your counsel and your help to-night. Bra. So did I yours. Good your grace, pardon me; Neither my place, nor aught I heard of business, Hath rais’d me from my bed; nor doth the general care Take hold on me, 47 for my particular grief Is of so flood-gate and o’er-bearing nature, 48 That it engluts and swallows other sorrows, And it is still itself. 49 Duke. Why, what ’s the matter? Bra. My daughter! 0, my daughter! Sen. Dead ? Bra. Ay, to me; She is abus’d, stol’n from me, and corrupted By spells and medicines bought of mountebanks; 20 For nature so preposterously to err, 13 ) d. h. seinem Berichte Glauben beizumessen und demnach das Nöthige zu verfügen. H. B arry möchte relieve für believe lesen. 14 ) So Qs. und Fol. Die meisten Herausgeber lesen dafür nach Cap eil’s sogenannter Verbesserung: Marcus Lucchese, weil ihnen Luccicos nicht italienisch genug klingt. lö ) Q. A. hat für to him : wish him. Die Herausgeber, welche dieser Lesart folgen, trennen dann das adjectivische post-post-haste (vgl. darüber Anm. 18, A. 1, Sc. 2.) von despatch und fassen Ersteres als Substantiv, Letzteres als Verbum. 16 ) Sh. gebraucht Ottoman als Adjectiv, während die substantivische Bezeichnung bei ihm Ottomite lautet. 17 ) So die Fol.; Q. A. hat take any hold of me, Q. B. lässt any aus. 18 ) Der besondere Kummer, der Privatschmerz , welcher hier der Sorge um das Gemeinwohl (general care) gegenüber gestellt wird, strömt so mächtig dahin, wie eine aus geöffneter Schleuse (flood-gate) hervordringende, Alles fortreissende Wasserfluth. Die Kühnheit des Gebrauchs, den Sh. hier von flood-gate macht, wird durch den erklärenden Zusatz and o'er-bearing einigermassen modiflcirt. 19 ) Der particular grief bleibt, auch wenn er alle anderen Schmerzen in sich aufgenommen hat, stets derselbe, und wird durch diese anderen in seinem Wesen nicht verändert, 20 ) Von einem Quacksalber hatte auch im Hamlet (A. 4, Sc. 7.) Laertes das Gift gekauft, mit dem er seine Degenspitze bestrich. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 25 Being not deficient, blind, .or lame of sense, 21 Sans 22 witchcraft could not. Duke. Whoe’er he be, that in this foul proceeding Hath thus beguil’d your daughter of herself, And you of her, the bloody book of law You shall yourself read in the bitter letter, 23 After your own sense; yea, though our proper son Stood in your action. 24 Bra. Humbly I thank your grace. Here is the man, this Moor; whom now, it seems, Your special mandate, for the state affairs, Hath hither brought. Duke ayid Sen. We are very sorry for it. Duke. What, in your own part, can you say to this? [To Othello. Bra. Nothing, but this is so. Oth. Most potent, grave, and reverend signiors, My very noble and approv’d good masters, That I have ta’en away this old man’s daughter, It is most true; true, I have married her: The very head and front of my offending Hath this extent, no more. 25 Rude am I in my speech And little bless’d with the soft phrase of peace; 26 For since these arms of mine had seven years’ pith, Till now, some nine moons wasted, they have us’d Their dearest action 21 in the tented field; And little of this great world can I speak; More than pertains to feats of broil and battle; And, therefore, little shall I grace my cause, 21 ) Dieser Vers, zu dem aus dem Vorhergehenden she zu suppliren ist, erläutert, was der Dichter unter dem Ausdruck that weaken motion (vgl. Anm. 30, A. 1, Sc. 2.) verstand; doch fehlt er in Q. A. Seine parenthetische Einschiebung in Fol. und Q. B. macht die anakoluthische Construction: for nature — sans witchcraft could not weniger fühlbar. Die Herausgeber verkennen das, wenn sie hinter could not einen Gedankenstrich setzen, als ob der Satz unvollendet sei. 22 ) Sans für das metrisch unbequeme without kam auch im Hamlet (A. 3, Sc. 4.) vor: smelling sans all. Dieser Gebrauch ist auch andern zeitgenössischen Dichtern geläufig, im scherzhaften wie im ernsten Stil. 23 ) in härtester buchstäblicher Auslegung nach Brabantio’s eigner Deutung des Gesetzbuchs. 24 ) action ist hier die Anklage, die Brabantio vorbringt. 25 ) Mein Verbrechen in seinem ganzen Haupt und Ansehn (head and front) geht so weit und nicht weiter. 26 ) So die Fol. Die „weichliche Beredsamkeit des Friedens“ sagt mehr als die „wohl¬ gesetzte“ ( set phrase), wie die meisten Herausgeber mit den Qs. lesen. Soft ist zugleich der Gegensatz zu rude. 27 ) dearest action ist die eifrigste Thätigkeit oder Thatkraft. Bear bezeichnet bei Sh. Alles, was Einem nahe geht, Einem ernst ist, in gutem und bösem Sinne. f- ' 26 OTHELLO j A. I. In speaking- for myself. Yet, by your gracious patience, I will a round 28 unvarnisli’d tale deliver Of my whole course of love; what drugs, what charms, What conjuration, and what mighty magic, (For such proceeding I am charg’d withal) I won his daughter. 29 Bra. A maiden never bold; Of spirit so still and quiet, that her motion Blush’d at herself; 30 and she, — in spite of nature, Of years, of country, credit, every thing, — To hill in love with what she fear’d to look on? It is a judgment maim’d, and most imperfect, 31 That will confess, perfection so could err Against all rules of nature; and must 32 be driven To find out practices of cunning hell, Why this should be. I, therefore, vouch again, That with some mixtures powerful o’er the blood, Or with some dram conjur’d to this effect, He wrought upon her. Duke. To vouch this is no proof: Without more wider 33 and more overt test, These are thin habits, and poor likelihoods Of modern seeming, 34 you prefer against him. 1 Sen. But, Othello, speak: Did you by indirect and forced 35 courses Subdue and poison this young maid’s affections; 2s ) round und adverbial roundly — gerade, ohne Umschweife. 2J ) Das with, oder in Sh.’s Sprache withal, das zu I won his daughter zu suppliren ist, in Beziehung auf what drugs u. s. w., fiel aus, nach einer unserm Dichter sehr geläufigen Anakoluthie, weil auch der parenthetische Satz der vorhergehenden Zeile mit withal schliesst. Othello’s Bericht von seiner ganzen Liebesgeschichte soll zeigen, mit welchen Zaubertränken u. s. w. er Brabantio’s Tochter gewann. 3Ü ) at herself bezieht sich auf maiden , nicht, wie die Herausgeber erklären, auf motion Nach genauer Construction müsste at itself stehen. Desdemona erröthete vor jeder eignen Regung, die sie fühlte. 31 ) most imperfect ~ ganz unfertig, mangelhaft, im Gegensatz zu dem perfection der folgenden Zeile. - ,2 ) Das Subject ist aus it is a judgment zu entlehnen. Das Urtheil ist genöthigt, zur Erklärung dieses Ereignisses, Höllenkünste ausfindig zu machen. So die Fol. Die doppelte Comparativbildung ist Shaksperisch. Die Qs. lesen more certain. I modern seeming, = gewöhnlicher, alltäglicher Anschein, gehört sowohl zu thin habits, als auch zu poor likelihoods , da ein solcher Anschein in ärmlich dünner Tracht und mit kümmerlichem Aussehen auftritt. Likelihood ist bei Sh. — Aussehen, Aehnlichkeit und Wahrscheinlichkeit. 35 ) unrechtliches und unnatürliches Verfahren. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 27 Or came it 36 by request, and such fair question As soul to soul affordeth? Oth. I do beseech you, Send for the lady to the Sagittary, And let her speak of me before her father: If you do find me foul in her report, The trust, the office, I do hold of you, 37 Not only take away, but let your sentence Even fall upon my life. Duke. Fetch Desdemona hither. Oth. Ancient, conduct them; you best know the place. — [Exeunt Iago and Attendants. And, till she come, as truly as to heaven I do confess the vices of my blood, 38 So justly to your grave ears I ’ll present How I did thrive in this fair lady’s love, And she in mine. Duke. Say it, Othello. Oth. Her father lov’d me; oft invited me; Still question’d me the story of my life, From year to year; the battles, sieges, fortunes, 39 That I have pass’d. I ran it through, even from my boyish days, To the very moment that he bade me tell it: Wherein I spake of most disastrous chances, Of moving accidents by flood and field; Of hair-breadth scapes i’ th’ imminent-deadly breach; 40 Of being taken by the insolent foe, And sold to slavery; of my redemption thence, And portance in my traveller’s history; 41 36 ) Zu it ist das Vorhergehende nur theilweise zu verstehen, nämlich subdue this young maid's affections, nicht aber and poison. 37 ) Dieser Vers fehlt, offenbar aus Nachlässigkeit, in Q. A. 38 ) Auch diese Zeile lässt Q. A. aus ; in der vorigen liest sie faithful für truly. 39 ) fortunes, wofür die Fol. weniger gut fortune liest, bezeichnet die übrigen Schicksale, welche Othello ausser den Schlachten und Belagerungen durchgemacht. 40 ) breach ist die Bresche in der Mauer einer Stadt, bei deren Erstürmung Othello dem Tode um eines Haares Breite entging. Imminent-deadly ist als Compositum zu fassen. 41 ) traveller’s history, die Lesart der Fol., sagt mehr, als travel’s history in den Qs. Othello nennt seine seltsamen Abenteuer so wunderbar, wie eines Reisenden Bericht, weil solche traveller's histories damals eben von solchen fabelhaften Dingen, wie er sie erlebt haben will, voll waren. So kommen die Anthropophagen und die Menschen, deren Köpfe unterhalb der Schultern wachsen, in verschiedenen Reisebeschreibungen der Zeit vor. Für portance, = Benehmen, Haltung, das Sh. in diesem Sinne auch im Coriolanus (A. 2, Sc. 3.) gebraucht, hat Q. A. with it. 28 OTHELLO. 7 Wherein of antres vast, and deserts idle, 42 Rough quarries, rocks, and hills whose heads touch heaven, It was my hint to speak — such was the process — And of the Cannibals that each other eat, The Anthropophagi, 43 and men whose heads Do grow beneath their shoulders. This to hear, Would Desdemona seriously incline: But still the house affairs would draw her hence, 44 Which ever as she could with haste despatch, She ’d come again, and with a greedy ear Devour up my discourse. Which I observing, Took once a pliant hour; and found good means To draw from her a prayer of earnest heart, That I would all my pilgrimage dilate, Whereof by parcels she had something heard, But not intentively: 45 I did consent; And often did beguile her of her tears, 46 When I did speak of some distressful stroke, That my youth suffer’d. My story being done, She gave me for my pains a world of sighs: 47 She swore, — in faith, ’t was strange, ’t was passing strange; 48 ’T was pitiful, 't was wondrous pitiful: She wish’d she had not heard it; yet she wish’d That heaven had made her such a man: 49 she thank’d me; And bade me, if I had a friend that lov’d her, I should but teach him how to tell my story, h A. I. 42 ) antres (die Fol. und Q. B. lesen Antars , Q. A. antrees) ist ein seltnes, kaum sonst vorkommendes Wort und wird von den Herausgebern = Höhle gefasst, obwohl zu dem Begriff das Epitheton vast nicht genau passt. — Idle, eigentlich = nichtsnutzig, zwecklos, bedeutet hier „unfruchtbar“. 43 ) the Anthropophagi ist Apposition zu dem Vorhergehenden. Der Name kommt aucli in einem dem Sh. mit Unrecht zugeschriebenen Drama L o er in e, gedruckt 1595, vor: where the bloody Anthropophagi with greedy jaws devour the wandering wights; und dorther mochte Sh. es entlehnt haben. Die in diesem Citat gleichfalls vorkommenden Wörter greedy und devour wandte er vier Zeilen weiter unten an. 4I ) So die Fol.; die Qs. lesen thence. 45 ) So Q- A. Intentive ist das alte Wort für attentive. Die Fol. liest instinctively , was kaum einen passenden Sinn giebt. 46 ) d. h. ich entlockte ihr oft Thränen, ohne dass sie es merkte. 47 ) So die Qs. Die Fol. hat die auffallende Lesart a world of kisses. 4H ) Desdemona betheuerte (sworeJ: in der That, es sei seltsam, überaus (passing) seltsam, und kläglich, was Othello bestanden. 4:) ) Sie wünschte einerseits, dass sie diese Geschichte nicht gehört hätte, weil sie dadurch zu sehr aufgeregt worden, und andererseits wünschte sie, dass der Himmel sie als solch einen Mann, der so Vieles und Anziehendes erlebt, geschaffen hätte. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 29 Anti that would woo her. Upon this hint I spake; She lov’d me for the dangers I had pass’d, And I lov’d her, that she did pity them. This only is the witchcraft I have us’d: Here comes the lady; let her witness it. Enter Desdemona, Iago, and Attendants. Duke. I think, this tale would win my daughter too. Good Brabantio, Take up this mangled 50 matter at the best: Men do their broken weapons rather use, Than their bare hands. Bra. I pray you, hear her speak: If she confess that she was half the wooer, Destruction on my head, 51 if my bad blame Light on the man. — Come hither, gentle mistress: 52 Do you perceive in all this noble company, Where most you owe obedience? Des. My noble father, I do perceive here a divided duty. To you, I am bound for life and education: My life and education, both do learn me 53 How to respect you; you are the lord of duty; 54 I am hitherto your daughter: but here ’s my husband; And so much duty as my mother sliow’d To you, preferring you before her father, So much I challenge that I may profess Due to the Moor, my lord. Bra. God be with you! — I have done. — Please it your grace, on to the state affairs: I had rather to adopt a child than get it. 55 — Come hither, Moor: I here do give thee that with all my heart, 50 ) mangled, = verstümmelt, bezieht sich auf die regelwidrig und ungehörig abgeschlos¬ sene Verbindung zwischen Othello und Desdemona. Der Ausdruck leitet zugleich das Bild von den broken weapons ein. 51 ) So die Fol. Die Qs. haben destruction light on me. Vielleicht schrieb Sh. zuerst so und änderte, um die Wiederholung von light zu vermeiden. 52 ) Brabantio redet die pflichtvergessene Tochter wie eine ihm fremde Dame an. 53 ) to learn gebraucht Sh. oft = to teach. 54 ) Q. A. hat weniger kurz, aber mit demselben Sinn: you are lord of all my duty. Indess findet dieses all my duty alsbald seine Beschränkung in so much duty etc. 55 ) insofern er mit Adoptivkindern nicht so traurige Erfahrungen machen wird, als mit seinem leiblichen Kinde, der Desdemona. 30 A. I. OTHELLO, Which, but thou hast already, 5fi with all my heart I would keep from thee. — For your sake, jewel, I am glad at soul I have no other child, For thy escape would teach me tyranny, To hang clogs on them. 57 — I have done, my lord. Duke. Let me speak like yourself; 58 and lay a sentence, Which, as a grise, or step, may help these lovers Into your favour. 59 When remedies are past, the griefs are ended By seeing the worst, which late on hopes depended. To mourn a mischief that is past and gone Is the next way to draw new mischief 60 on. What cannot be preserv’d when fortune takes, Patience her injury a mockery makes. G1 The robb’d, that smiles, steals something from the thief: He robs himself, that spends a bootless grief. 62 Bra. So let the Turk of Cyprus us beguile: We lose it not, so long as we can smile. He bears the sentence well, that nothing bears But the free comfort which from thence he hears; But he bears both the sentence and the sorrow, That, to pay grief, must of poor patience borrow. These sentences, to sugar, or to gall, Being strong on both sides, are equivocal: 63 But words are words; I never yet did hear, That the bruis’d heart was pierced through the ear. 64 I humbly beseech you, proceed to the affairs of state. 56 ) wenn Du sie nicht schon hättest. Diese Zeile fehlt in Q. A. 57 ) die Grausamkeit (tyranny) bestände darin, den Kindern Klötze anzuhängen, wie etwa den Hunden, damit sie nicht davonliefen, wie Desdemona gethan. 5B ) d. h. wie es Euch ansteht zu sprechen. Diese Bedeutung hat like oft bei Sh. 59 ) into your favour, das die Qs. haben, lässt die Fol. aus. — Der Spruch des Dogen soll eine Stufe ('grise) oder ein Tritt sein, auf dem die Liebenden (zur Gunst Brabantio’s) emporsteigen. Um den Spruch ( sentence ) als solchen hervorzuheben, ist er in Reimen abgefasst, und Brabantio antwortet demgemäss mit gereimter Gegenrede darauf, indem er nicht ohne Ironie die weisen Gemeinplätze des Dogen zurückweist. 60 ) So die Fol.; die Qs. lesen more mischief. 61 ) Wenn das Glück dasjenige, was sich nicht bewahren lässt, wegnimmt, so macht die Geduld aus der ihr dergestalt zugefügten Kränkung ein Spiel, ein Nichts. €2 ) Der Gegensatz ist zwischen dem von Dieben Beraubten und dem, der sich selbst noch dazu beraubt, indem er sich nutzlos grämt. C3 ) to sugar or to gall hängt von equivocal ab. Solche Sentenzen, wie die vom Dogen vorgetragenen und von Brabantio erwiederten, können nach beiden Seiten wirken und den Schmerz verbittern wie versüssen. zu einem wunden Herzen dringt man, um es zu heilen, nicht durch das Ohr. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 31 Duke. The Turk with a most mighty preparation makes for Cyprus. f ’ 5 — Othello, the fortitude of the place is best known to you; and though we have there a substitute of most allowed sufficiency, 6f> yet opinion, a sovereign mistress of effects, throws a more safer 67 voice on you: you must, therefore, he content to slubber the gloss 68 of your new fortunes with this more stubborn and boisterous expedition. Oth. The tyrant custom, most grave senators, Hath made the flinty and steel couch of war My thrice-driven bed of down: 69 I do agnize 70 A natural and prompt alacrity, I find in hardness; and do undertake These present wars against the Ottomites. Most humbly, therefore, bending to your state, 71 I crave fit disposition for my wife; Due reference of place, and exhibition; 72 With such accommodation, and besort, As levels with her breeding. Duke. Why; at her father’s. 73 Bra. ' I ’ll not have it so. Oth. Nor I. Des. Nor I; I would not there reside, To put my father in impatient thoughts, By being in his eye. Most gracious duke, To my unfolding lend your prosperous ear; 74 t5 ) Der plötzliche Uebergang vom Vers zur Prosa soll wohl den entsprechenden raschen Uebergang von theoretischer Moral und epigrammatischer Spielerei zu den praktischen Anforderungen des Augenblicks andeuten. In der Fol. fängt die Prosa deshalb schon in Brabantio’s letzten "Worten an, während die Qs. noch im Blankvers lesen: Beseech you, now to the affairs of state. 66 ) ein Statthalter von allgemein anerkannter Tüchtigkeit. 67 ) Vgl. Anm. 33. Die öffentliche Meinung, welche über den Erfolg entscheidet, stimmt zuverlässiger für Othello, als Statthalter von Cypern. €8 ) gloss ist der frische Glanz neuer Dinge, der sich beim Gebrauch derselben verliert oder trübt (slubber). So wird auch Othello’s junges Liebesglück durch den stürmisch gewaltsamen Feldzug seinen Msten frischen Glanz verlieren. 69 ) ein Bett, dessen Flaumfedern dreimal gesichtet sind, das also das allerweichste ist. Zusammensetzungen mit thrice, um einen hohen Grad auszudrücken, sind Sh. sehr geläufig. 70 ) to agnize ein veraltetes Wort, das bei Sh. sonst nicht vorkommt, wie to acknowledge — erkennen, sich zu Etwas bekennen. 71 ) state ist hier der erhabene Sitz des Dogen oder des ganzen Senats, vor dem Othello sich neigt. 72 ) Othello erbittet für Desdemona entsprechende Verfügungen von Seiten des Senats: geziemende Anweisung eines Wohnortes (place) und Einkommens (exhibition), mit solcher Einrichtung und Gesellschaft, wie es ihrer Herkunft und Erziehung gemäss ist. Dass unter place nicht Desdemona’s Rang zu verstehen ist, wie die Englischen Commen- tatoren erklären, zeigt der Zusammenhang und die Antwort des Dogen. Exhibition ist ein bestimmtes, Jemandem ausgesetztes Einkommen. 73 ) So die Fol. Die Qs. lesen: If you please, be ’t at her father 's. '0 your prosperous ear — euer günstiges Gehör, nach der Fol. Die Qs. haben a gracious ear. And let me find a charter in your voice, T’ assist my simpleness. 75 Duke. Wliat would you, Desdemona? Des. That I did 70 love the Moor to live with him, My downright violence and storm of fortunes 77 May trumpet to the world: my heart ’s subdued Even to the very quality of my lord: 78 I saw Othello's visage in his mind; 79 And to his honours, and his valiant parts, Did I my soul and fortunes consecrate. So that, dear lords, if I be left behind, A moth of peace, 80 and he go to the war, The rites for why 81 I love him are bereft me, And I a heavy interim shall support By his dear absence. Let me go with him. Oth. Your voices, lords: ’beseech you, let her will Have a free way. 82 Vouch with me, heaven, I therefore beg it not, To please the palate of my appetite; Nor to comply with heat, the young affects, In my defunct and proper satisfaction; 83 75 ) des Dogen gewichtige Stimme soll der einflusslosen Schlichtheit Desdemona’s und ihrer Bitten zu Hülfe kommen. 76 ) Die Fol. lässt did aus. 77 ) Desdemona spricht von der offenen Gewaltsamkeit und dem Sturm ihres Schicksals, d. h. von ihrem stürmischen und gewaltsamen Schicksal, durch das sie so ungestüm aus ihrem früheren stillen Leben herausgerissen sei ujkI jetzt auch gekräftigt werde, Othello’s Kriegsstrapazen zu theilen. of fortunes gehört demnach zu dem nach Sh.’s Construction durch die Copula verknüpften my downright violence and storm, nicht bloss zu storm allein. Q. A. liest scorn für storm. 78 ) quality ist Othello’s kriegerischer Beruf, dem ihr Herz sich bereitwillig unterordnet. 79 ) Nicht Othello’s Mohrengesicht hat sie angeschaut, sondern ein schöneres in seinem Gemüthe erkannt. 80 ) moth ist ein Bild winziger Kleinheit — ein in Frieden lebendes Insect. So stellt sich Desdemona dar, wenn sie von Othello verlassen ist. 81 ) So die Fol. mit Sh.’scher Construction. Die Qs. haben for which. 82 ) Die Fol. hat dafür kürzer: Let her have your voice. 83 ) Othello ruft den Himmel zum Zeugen an, dass er Desdemona’s Begleitung nicht des¬ halb erbitte, um seiner Begierde zu schmeicheln, noch um dem Feuer, welches die Jugend afficire, in seiner persönlichen Befriedigung, die bei ihm schon abgestorben sei, zu fröhnen. — the young affects ist Relativsatz zu heat: heat which affects the young. Wie Sh. oft Begriffe mit der Copula and verknüpft, die eigentlich in keinem genau coor- dinirten Zusammenhänge stehen, so verbindet er hier my proper, d. h. own, satisfaction , und defunct satisfaction =■ die eigne Befriedigung und die Befriedigung, die schon hinter ihm liegt, defunct ist zu fassen mit Bezugnahme auf den in heat, the young affects ausgesprochenen Gegensatz. Zu diesen „Jungen“ gehört Othello nicht mehr. — Die Herausgeber ändern zum Theil my in me, und verbinden defunct mit dem als Substantiv gefassten affects oder lesen auch wohl affect 's, d. h. affect is. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 33 But to be free and bounteous to her mind: And heaven defend your good souls, 84 that you think I will your serious and great business scant, hor she is with me. No, when light-wing’d toys Of feather’d Cupid seel with wanton dulness My speculative and offic’d instrument, 85 That my disports corrupt and taint my business, Let housewives make a skillet of my helm, And all indign and base adversities Make head against my estimation. 86 Duke. Be it as you shall privately determine, Either for her stay, or going. TIT affair cries haste, And speed must answer it. 1 Sen. You must away to-night. Oth. With all my heart. 87 Duke. At nine i’ the morning here we ’ll meet again. Othello, leave some officer behind, And he shall our commission bring to you; With such things else of quality and respect, 88 As doth import you. Oth. Please your grace, my ancient; A man he is of honesty, and trust: To his conveyance I assign my wife, With what else needful your good grace shall think To be sent after me. Duke. Let it be so. — Good night to every one. — And, noble signior, [To Brabaxtio. 84 ) your good souls euphemistisch für you. Der Himmel bewahre (defend) Euer gutes Herz davor, dass Ihr glaubt, ich würde Eure Geschäfte verkümmern lassen, weil (for) sie bei mir ist. to defend und for kommen bei Sh. oft in den angegebenen Bedeu¬ tungen vor. Für for hat die Fol. when. 85 ) So die Fol. Die leichtgeflügelten Liebeständeleien sollen Othello’s beobachtende und mit einem Amt bekleidete (speculative and offic’d) Thätigkeit nicht blind und stumpf machen. To seel ist der technische Ausdruck von den Jagdfalken, denen, um sie zu zähmen, eine Kappe über die Augen gezogen wurde. Die Qs. lesen foils für seel und active instruments für offc’d instrument ; ausserdem auch and feather’d Cupid für of. 86 ) So die Fol.; die Qs. haben dafür das in diesem Sinne gebräuchlichere Wort reputation. 87 ) In den Qs. fügt der Doge hinter answer it noch hinzu: you must hence to-night. Dann fragt Desdemona: To-night, my lord? und der Doge wiederholt noch einmal: This night. Es ist wohl kein Zweifel, dass die Weglassuug von Desdemona’s Zwischenrede und die damit verbundene Umarbeitung der Stelle, wie der Text sie aus der Fol. entlehnt, eine Verbesserung von der Hand Sh.’s ist. 88 ) Ausser der Vollmacht (commission) soll der Offleier ihm nachbringen, was sonst noch zu Othellos Amt und Würde (quality and respect) gehört, um in Cypern damit auf¬ zutreten. 3 34 A. I. OTHELLO , If virtue no delighted 89 beauty lack, Your son-in-law is far more fair than black. 1 Sen. Adieu, brave Moor! use Desdemona well. Bra. Look to her, Moor, if thou hast eyes to see: 90 She has deceiv’d her father, and may thee. [Exeunt Duke, Senators, Officers, etc. Oth. My life upon her faith. — Honest Iago, My Desdemona must I leave to thee: I pr’ythee, let thy wife attend on her, And bring them after in the best advantage. 91 Come, Desdemona; I have but an hour Of love, of worldly matters and direction, To spend with thee: we must obey the time. [Exeunt Othello and Desdemona. Bod. Iago. Iago. What say’st thou, noble heart? Bod. What will I do, think’st thou ? Iago. Why, go to bed, and sleep. Bod. I will incontinently drown myself. Iago. Well, if thou dost, I shall never love thee after it. Why, thou silly gentleman? 92 Bod. It is silliness to live, when to live is a torment; and then have we a prescription 93 to die, when death is our physician. Iago. 0 villainous! I have looked upon the world for four times seven years, and since I could distinguish betwixt a benefit and an injury, I never found a man that knew how to love himself. Ere I would say, I would’, drown myself for the love of a Guinea-hen, 94 I would change my humanity with a baboon. Bod. What should I do? I confess, it is my shame to be so fond; but it is not in my virtue 95 to amend it. 89) delighted ist schwerlich, wie die Englischen Commentatoren erklären, eine Vertauschung des passiven Particips mit dem activen, = delighting , sondern ein aus dem substan¬ tivischen delight gebildetes Beiwort: mit Ergötzen (delight) ausgestattet, ~ delightful. 90 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat have a quick eye to see. 91 ) advantage ist günstige Gelegenheit, in örtlichem und zeitlichem Sinne. — Für them haben die Qs. her, obwohl Othello von Zweien, seiner Gattin und Iago’s Gattin, spricht. 92 ) Die Fol. setzt mit Recht ein Fragezeicheu. „Warum, du Thor, willst du dich erträn¬ ken?“ fragt Iago. Die meisten Herausgeber sehen einen blossen Ausruf darin: Why, thou silly gentleman! — Ei, du Thor! 93 ) 'prescription ist zugleich = Vorschrift, Anweisung, und das ärztliche Recept. 9/f ) Guinea-hen = Perlhuhn kommt auch bei Sh.’s Zeitgenossen als verächtliche Bezeich¬ nung eines Weibes vor, wahrscheinlich wegen der bunten Federn des Vogels. 95 ) es liegt nicht in meiner Macht oder Tüchtigkeit, es zu ändern. So gebraucht Sh. virtue oft. Iago fasst virtue dann in weiterem Sinne. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 35 Iago. Virtue? a fig! 96 ’t is in ourselves that we are thus, or thus. Our bodies are our gardens, 97 to the which our wills are gardeners; so that if we will plant nettles, or sow lettuce; set hyssop, and weed up thyme; supply it with one gender of herbs, or distract it with many; either to have it steiil with idleness, 9 ® or manured with industry; why, the power and corrigible 99 authority of this lies in our wills. If the balance of our lives had not one scale of reason to poise another of sensuality, the blood and baseness of our natures would conduct us to most preposterous conclusions: but we have reason to cool our raging motions, our carnal stings, our unbitted lusts; whereof I take this, that you call love, to be a sect, or scion. 100 Hod. It cannot be. Iago. It is merely a lust of the blood, and a permission of the will. Come, be a man: drowm thyself? drown cats, and blind puppies. I have profess’d me thy friend, and I confess me knit to thy deserving 101 with cables of perdurable toughness: I could never better stead thee than now. Put money in thy purse; follow these w r ars; defeat thy favour with an usurped beard; 102 I say, put money in thy purse. It cannot be, that Desdemona should long continue her love to the Moor, -— put money in thy purse; nor he his to her: it was a violent commencement in her, 103 and thou shalt 96 ) a fig! ein Ausdruck der Verachtung, der mit entsprechender Handgeberde begleitet wird. Wort und Pantomime stammen aus dem Italienischen und Spanischen {the fig of Spain heisst es daher K. Henry V., A. 3, Sc. 6.), weshalb an andern Stellen in affectirter Sprache auch fico (Merry Wives of Windsor A. 1, Sc. 3.) und figo (K. Henry V., A. 4, Sc. 1.) dafür steht. 9? ) Die Qs. lassen our aus. 98 ) either to have etc. weicht von der bisherigen Construction so that if we will plant etc. ab, wie solche Abweichungen in längeren Sätzen bei Sh. nicht selten sind. Ueber idleness vgl. Anm. 42. zu idle. ") corrigible wird hier erklärt als = corrective, und bei der Sh.’schen Freiheit, einem Ad- jectiv bald active, bald passive Bedeutung zu geben, mag diese Erklärung statthaft sein. Da aber Sh. an der andern Stelle, wo er das Wort gebraucht, es in seiner natürlichen Bedeutung fasst: Antony and Cleopatra (A. 4, Sc. 13.) corrigible necks '=■ lenksame Nacken, so mag auch hier corrigible authority die (durch unsern Willen) zu lenkende Autorität sein. 10 °) die Liebe ist nach Iago’s Ansicht nichts rein Ursprüngliches, schlechthin Angeborenes, sondern durch Zuthun des Menschen mit erwachsen, wie ein Setzling (sect) oder Propfreis (scion). 101 ) to thy deserving ist eher „zu deinem Dienst, mich um dich verdient zu machen“, als „an dein Verdienst“ gebunden. Das erhellt schon aus dem Folgenden: I could never better stead thee than now. 102 ) „entstelle dein Aussehen mit einem falschen Bart“, um unkenntlich zu werden. To defeat , favour und usurp'd kommen in diesen Bedeutungen bei Sh. häufiger vor. 103 ) in her lassen die Qs. aus, mit Unrecht, denn nur von Desdemona’s, nicht aber von Othello’s Liebe, lässt sich ein stürmischer Anfang behaupten, wie sie vorher selbst gesagt: my downright violence and storm of fortunes. Diesem heftigen Beginne ihrer Liebe wird eine eben so plötzliche, gewaltsame Trennung oder Losreissung (an an¬ swerable sequestration) entsprechen } die zunächst durch Othello's angeborne Unbeständigkeit erfolgen wird. 36 OTHELLO 1 A. I. see an answerable sequestration; — put but money in thy purse. These Moors are changeable in their wills; — fill thy purse with money: the food that to him now is as luscious as locusts, 104 shall be to him shortly as bitter as coloquintida. She must change for youth: 105 when she is sated with his body, she will find the error of her choice. — She must have change, she must: therefore, put money in thy purse. — If tliou wilt needs damn thyself, do it a more delicate way than drowning. 10 ^ Make all the money thou canst. If sanctimony and a frail vow, betwixt an erring barbarian 107 and a supersub tie Venetian, be not too hard for my wits, and all the tribe of. hell, thou slialt enjoy her; therefore make money. A pox of drowning thyself! it is clean out of the way: seek thou rather to be hanged in compassing thy joy, than to be drowned and go without her. Rod, Wilt thou be fast to my hopes, if I depend on the issue? 108 logo. Thou art sure of me. — Go, make money. — I have told thee often, and I re-tell thee again, I hate the Moor: my cause is hearted; 109 thine hath no less reason. Let us be conjunctive 110 in our revenge against him: if thou canst cuckold him, thou dost thyself a pleasure, me a sport. There are many events in the womb of time, which will be delivered. Traverse; 111 go; provide thy money. We will have more of this to-morrow. Adieu. Rod. Where shall we meet i’ the morning? Tago. At my lodging. Rod. I ’ll be with thee betimes. Tago. Go to; farewell. Do you hear, Roderigo? Rod. What say you? Tago. No more of drowning, do you hear. Rod. I am changed. 112 I ’ll sell all my land. Iago. Go to; farewell! put money enough in your purse. [Exit Roderigo. Thus do I ever make my fool my purse; 10 L Es kann zweifelhaft scheinen, ob Sh. hei locusts an die Frucht des wilden Acacienbaumes gedacht hat, oder an Heuschrecken, die bei verschiedenen Völkern des Orients für eine Delicatesse gelten. , 105 ) Diese Worte fehlen in Q. A. 106 ) Insofern ein Selbstmörder der ewigen Verdamnmiss anheimfällt, räth Iago, diese Ver- dammniss auf einem angenehmeren Wege der Versündigung sich zuzuziehen, d. h. etwa durch Ehebruch mit der Desdemona: thou shalt enjoy her, sagt er bald nachher. 107 ) erring barbarian ist was A. 1, Sc. 1. extravagant and wheeling stranger hiess, nur dass barbarian — worin zugleich eine Anspielung auf die Berberei liegen mag (vgl. Barbary horse A. 1, Sc. 1.) — noch ein stärkerer Ausdruck der Verachtung ist. 108 ) Q. A. schliesst den Satz mit my hopes. 109 ) hearted = an’s Herz gewachsen, im Herzen fest, ist ein Sh.’sehes Adjectiv, das er hier und A. 3, Sc. 3. gebraucht. 110 ) Q. A. communicative. 11J ) ein altes Commandowort, das ein zeitgenössischer Lexikograph erklärt: to march up and down. 112 ) In der Fol. fehlt I am changed und die beiden vorhergehenden Zeilen, ebenso die folgende Zeile bis in your purse. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. For I mine own gain’d knowledge should profane, If I would time expend with such a snipe, 113 But for my sport and profit. I hate the Moor; And it is thought abroad, that ’twixt my sheets He has done my office: I know not if ’t be true; Yet I, for mere suspicion in that kind, Will do as if for surety. He holds me well, 114 The better shall my purpose work on him. Cassio ’s a proper man: Let me see now; To get his place, and to plume up my will, 115 In double knavery, — How, how? — Let ’s see: — After some time, to abuse Othello’s ear, That he is too familiar with his wife: He hath a person, and a smooth dispose, 116 To be suspected; fram’d to make women false. The Moor is of a free and open nature, 117 That thinks men honest, that but seem to be so, And will as tenderly be led by the nose, \ As asses are. — I have ’t; — it is engender’d: — hell and night Must bring this monstrous birth to the world’s light. [Exit. A C T 11. SCENE I. A Sea-port Town in Cyprus. A Platform. Enter Montano and Two Gentlemen. Mon. What from the cape can you discern at sea? 1 Gent. Nothing at all: it is a high-wrought flood; I cannot, ’twixt the heaven 1 and the main, Descry a sail. Mon. Methinks, the wind hath spoke aloud at land; A fuller blast ne’er shook our battlements; If it hath ruffian’d 2 so upon the sea, 113 ) snipe bezeichnet hier, wie sonst woodcock, einen Einfaltspinsel. 114 ) er hat eine gute Meinung von mir. 115 ) Die Qs. lesen and make up to my will, und in der folgenden Zeile A double knavery 116 ) dispose ist hier, wie Sh. sonst wohl disposition gebraucht, = Benehmen, Wesen. 117 ) The MoOr a free and open nature too liest Q. A. b So Fol. und Q. B. „Zwischen Himmel und Meer“, d. h. am Horizont, Lässt sich kein Segel entdecken. Die Herausgeber lesen theilweise mit Q. A. haven für heaven, obgleich der Hafen an’s Meer stossen muss, also von einem Zwischenraum, und noch dazu von einem entfernten (what from the cape can you discern at seaJ, nicht die Rede sein kann. 2 ) to rufßan — den Raufbold spielen , scheint ein von Sh. aus dem substantivischen ruffian gebildetes Verbum zu sein. Es kommt nur an dieser Stelle vor; als Nomen in entsprechen¬ dem Sinne gebraucht er es in Troilus and Cressida (A. 1, Sc. 3.): the ruffian Boreas • 38 /- OTHELLO, A. II. What ribs of oak, when mountains melt on them, 3 Can hold the mortise? what shall we hear of this? 2 Gent. A segregation of the Turkish fleet. For do but stand upon the foaming shore, 4 The chidden billow seems to pelt the clouds, The wind-shak’d surge, with high and monstrous mane, 5 Seems to cast water on the burning bear, And quench the guards of th’ ever-fixed pole: I never did like molestation view On the enchafed flood. Mon. If that the Turkish fleet Be not enshelter’d and embay’d, 6 they are drown’d; It is impossible to bear it out. 7 Enter a third Gentleman. 3 Gent. News, lads! 8 our wars are done. The desperate tempest hath so bang’d the Turks, That their designment halts: a noble ship of Venice Hath seen a grievous wrack 9 and sufferance On most part of their fleet. Mon. How ! is this true ? 3 Gent. The ship is here put in, A Veronessa; 10 Michael Cassio, Lieutenant to the warlike Moor, Othello, 3 ) Unter mountains sind die berghohen Wogen zu -verstehen, die über das Schiit, gleichsam zusammenschmelzend, hereinbrechen. Q. A. liest weniger deutlich when the huge mountain melt. 4 ) Q. A. hat banning shore — die scheltende, zürnende Küste. Diese Lesart, wenn sie auch von Sh. selbst später verworfen und mit foaming shore vertauscht wurde, rechtfertigt doch in der folgenden Zeile das chidden billow der Fol. gegen chiding billow, wie die Qs. lesen und die meisten Herausgeber vorziehen. 5 ) maine in Qs. und Fol. kann nur Schreib- oder Druckfehler für mane sein. Die Bran¬ dung wird als ein gewaltiges Ungeheuer mit gewaltiger „Mähne“ gedacht, welches sein Wasser bis an das Gestirn des Bären (burning bear) speit und den Polarstern damit auszulöschen droht. 6 ) to embay gebildet wie to enshelter = in eine Bucht (bay) legen. 7 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat they bear it out — „es ist unmöglich, dass sie (d. h. the Turkish fleet, als Collectiv plural isch) durchkommen“. 8 ) Q. A. hat lords für lads. 9 ) wrack, nicht wreck, ist Sh.’s Wort. 10 ) So die Qs.; ähnlich hat die Fol.: Verennessa, womit offenbar das noble ship of Venice näher bezeichnet werden soll, wie schon die weibliche Endung auf a andeutet, da im Englischen jedes Schiff weiblichen Geschlechts ist. Die Herausgeber nehmen Anstoss an einem Veroneser Schiff, weil Verona eine Landstadt sei; sie ändern Veronese, und beziehen dieses Wort, das Sh. schwerlich viersylbig gebraucht haben würde, auf Cassio, der doch schon A. i, Sc. 1. als Florentiner bezeichnet wird. 1. THE MOOR OF VENICE. Is come on shore: the Moor himself ’s 14 at sea, ; y And is in full commission here for Cyprus. Mon. I am glad on ’t; ’t is a worthy governor. 3 Gent. But this same Cassio, though he speak of comfort , 12 Touching the Turkish loss, yet he looks sadly And prays the Moor be safe; for they were parted With foul and violent tempest. Mon. ’Pray heaven he be; For I have serv’d him, and the man commands Like a full soldier. 13 Let ’s to the sea-side, ho! As well to see the vessel that ’s come in, As to throw out our eyes for brave Othello, Even till we make the main, and th’ aerial blue. And indistinct regard. 14 3 Gent. Come, let ’s do so ; For every minute is expectancy Of more arrivance. 39 Enter Cassio. Gas. Thanks you, the valiant of the warlike isle, ib That so approve the Moor. — 0! let the heavens Give him defence against the elements, For I have lost him on a dangerous sea. Mon. Is he well shipp’d? Gas. His bark is stoutly timber’d, and his pilot Of very expert and approv’d allowance; 16 Therefore my hopes, not surfeited to death, Stand in bold cure. 17 [Within!] A sail, a sail, a sail! n ) Das 's, das in Qs. und Fol. fehlt, hat Rowe zu himself hinzugefügt. Vielleicht hatte Sh. in seiner freieren Construction nur himself geschrieben und zu dem folgenden is ein he hinzu gedacht. 12 ) of comfort = tröstlich, wie of nature = natürlich. 13 ) full wird hier gebraucht, wie Sh. sonst sufficient anwendet, = vollkommen genügend, tüchtig. 1 ' * 1 ') Sie wollen ihre Sehkraft so anstrengen, bis ihren Blicken das Meer und das Blau des Himmels ununterscheidbar zusammenfliesst. Q. A. lässt diese anderthalb Verse aus. 15 ) Die Qs. haben Thanks to the valiant und Q. A. worthy für warlike. — Cassio hat beim Kommen ihre Worte vom brave Othello gehört. 16 ) d. h. er ist allgemein anerkannt fallowed) als erfahren und erprobt fexpert and approv'd); — expert betont Sh. auch an andern Stellen. 17 ) Cassio hat sich nicht übermässigen oder vagen Hoffnungen hingegeben, die durch ihr Uebermass sich selbst den Tod bereiten (surfeited to death), sondern nur solchen Hoff¬ nungen, die eben, weil sie gemässigt sind, eher auf Genesung, d. h. auf Verwirklichung, rechnen dürfen, Hoffnungen, die also in zuversichtlicher Heilung sich befinden (stand in bold cure). 40 OTHELLO, A. II. Enter a Messenger. 18 Cas. What noise ? Mess. The town is empty; on the brow o’ the sea Stand ranks of people, and they cry, „a sail.“ Cas. My hopes do shape him 19 for the governor. 2 Gent. They do discharge their shot of courtesy; [Guns heard. Our friends, at least. Cas. I pray you, Sir, go forth, And give us truth who ’t is that is arriv’d. 2 Gent. I shall. [Exit. Mon. But, good lieutenant, is your general wiv’d? Cas. Most fortunately: he hath achiev’d a maid, That paragons description, and wild fame; 20 One that excels the quirks of blazoning pens, And in th’ essential vesture of creation, Does hear all excellency. 21 — How now? who has put in? lie-enter second Gentleman. 2 Gent. ’T is one Iago, ancient to the general. Gas. He has had most favourable and happy speed: Tempests themselves, high seas, and howling winds, The gutter’d rocks, and congregated sands, 22 Traitors ensteep’d to enclog the guiltless keel, As having sense of beauty, do omit Their mortal 23 natures, letting go safely by The divine Desdemona. Mon. What is she? 18 ) So die Bühnenweisung der Qs. In der Fol. tritt keine neue Person auf, und die dem Messenger zuertheilten Worte spricht dort einer der Gentlemen. 19 ) d. h. den, der auf dem Schiffe fährt, macht die Hoffnung Cassio’s zu dem neuen Statthalter Othello. 20 ) to paragon = zur Vergleichung hinstellen oder zur Vergleichung herausfordern. — Wild fame ist das sich an kein Mass bindende, schwärmerisch übertreibende Gerücht; selbst mit dem darf Desdemona es dreist aufnehmen. 21 ) So die Qs., nur dass Q. B. an für all liest. — Die Fol. hat dafür Do’s tyre the Ingeniuer, was die Herausgeber mit dem veralteten enginour — Künstler, Erfinder, erklären. Vielleicht gebrauchte Sh. das lateinische Ingenium, und der Setzer las er für m. 22 ) Wie vorher segregation of the Turkish fleet die Zerstreuung der vereinigten Flotte bedeutete, so sind hier congregated sands die zusammengehäuften Sandbänke, welche, weil das Meer sie bedeckt, Verräther heissen, die eingetaucht, untergetaucht sind, um den arglos dahinfahrenden Kiel mit einem Hindernisse zu fangen. Der Gegensatz ist zwischen traitors und guiltless , das nicht „schuldlos“, sondern „arglos“ ist. Für das von Sh. gebildete enclog haben die Qs. das gewöhnliche clog, was hier weniger sagt. 23 ) Die Qs. haben common natures. Mortal ist auch sonst = tödtlich, Tod bringend. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 41 Cas. Slie that I spake of, our great captain’s captain, Left in the conduct of the bold Iago; Whose footing here anticipates our thoughts, A se’nnight’s speed. 24 — Great Jove! 25 Othello guard, And swell his sail with thine own powerful breath, That he may bless this bay with his tall ship, Make love’s quick pants in Desdemona’s arms, 26 Give renew’d fire to our extincted spirits, And bring all Cyprus comfort. 27 — 0, behold, Enter Desdemona , Emilia , Iago , Roderigo , and Attendants. The riches 28 of the ship is come on shore! Ye men of Cyprus, let her have your knees. — Hail to thee, lady! and the grace of heaven, Before, behind thee, and on every hand, Enwheel thee round! x Des. I thank you, valiant Cassio. What tidings can you tell me of my lord? Cas. He is not yet arriv’d: nor know I aught But that he ’s well, and will be shortly here. Des. 0! but I fear 29 — How lost you company? Cas. The great contention of the sea and skies Parted our fellowship. But, hark! a sail. [ Guns heard. [ Within^] A sail, a sail! 2 Gent. They give their greeting to the citadel: This likewise is a friend. Cas. See for the news! 30 — [ Exit. Gentleman. Good ancient, you are welcome. — Welcome, mistress. — [To Emilia. Let it not gall your patience, good Iago, That I extend my manners: 31 ’t is my breeding That gives me this bold show of courtesy. [ Kissing her. 24 ) d. h. er setzt seinen Fuss hier an’s Land um acht Tage früher, als wir erwarten durften. Speecl, = Vorsprung, zuvorkommende Eile, kommt auch in Macbeth (A. 1, Sc. 5.) vor: one of my fellows had the speed of him. 25 ) Vgl. Anm. 16, A. 1, Sc. 2. Jupiter wird hier in poetischer Apostrophe als Herr der Elemente angerufen. 26 ) Die Qs. haben matter: and swiftly come to Desdemona' s arms. 27 ) Diese Worte fehlen in der Fol., wahrscheinlich nur aus Versehen. 2b ) riches gebraucht Sh. gewöhnlich als Singular, obwohl ihm auch die pluralische Anwen¬ dung des Wortes nicht fremd ist. 29 ) Desdemona bricht den Satz ab und sagt nicht, was sie fürchtet. 30 ) Q. A. hat dafür: So speaks this voice , d. h. diese Stimme des Geschützes kündigt einen Freund an. 31 ) Iago soll es nicht übelnehmen, dass Cassio seine Manierlichkeit (manners) auch darin an den Tag legt (extend), dass er die Emilia mit einem Kusse begrüsst. 42 A. II. OTHELLO, lago. Sir, would she give you so much of her lips, As of her tongue she oft bestows on me, You ’d have enough. Des. Alas! she has no speech. lago. In faith , too much; I find it still, when I have list 32 to sleep: Marry, before your ladyship, I grant, She puts her tongue a little in her heart, And chides with thinking. Emil. You have little cause to say so. lago. Come on, come on; you are pictures 33 out of doors, Bells in your parlours, wild cats in your kitchens, Saints in your injuries, 34 devils being offended, Players in your housewifery, and housewives in your beds. 35 Des. 0, fie upon thee, slanderer! lago. Nay, it is true, or else I am a Turk: You rise to play, and go to bed to work. Emil. You shall not write my praise. lago. No, let me not. Des. What would’st thou write of me, if thou should’st praise me? lago. 0 gentle lady, do not put me to ’t, 3 ‘* For I am nothing, if not critical. Des. Come on; assay. —- There ’s one gone to the harbour? lago. Ay, Madam. Des. I am not merry; but I do beguile The thing I am, by seeming otherwise. 37 •— Come, how would’st thou praise me? lago. I am about it; but. indeed, my invention 32 ) Die Fol. nil (I Q. B. haben leave to sleep, was bedeuten würde: Erlaubnis oder Urlaub zu schlafen. Die Lesart der Q. A. list passt offenbar besser. 33 ) pictures ist der Gegensatz zu dem Folgenden; stumm, vielleicht auch anmuthig, wie Gemälde. 3 *) d. h. in dem Unrecht, das ihr begeht, in den Kränkungen, die ihr Andern zufügt, geberdet ihr euch wie Heilige. 35 ) die Haushaltung ist euch nur ein Spiel, ein Müssiggang; als thätige Hausfrauen zeigt ihr euch nur im Ehebett. Eben dasselbe sagt lago gleich nachher: You rise to play, and (jo to bed to work. 36 ) to ’t d. h. to praise you. lago eignet sich nicht zum Lobredner, weil er sich nur auf’s Tadeln versteht. Critic und critical haben bei Sh. auch an andern Stellen die Bedeutung: Tadler, tadelsüchtig. 37 ) Der Gegensatz ist zwischen the thing I am und seeming otherwise: mein wirkliches Wesen und der Schein. Sie motivirt damit, weshalb sie mit lago diese Scherze fort¬ setze. — Die Worte müssen als beiseit gesprochen betrachtet werden. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 43 Comes from my pate, as birdlime does from frize; 38 It plucks out brains and all, but my muse labours. And thus she is deliver’d. If she be fair 39 and wise, — fairness, and wit, The one ’s for use, the other useth it. Des. Well prais’d! How, if she be black and witty? Iago. If she be black, and thereto have a wit, She ’ll find a white that shall her blackness fit. Des. Worse and worse. Emil. How, if fair and foolish? Iago. She never yet was foolish that was fair; For even her folly help’d her to an heir. Des. These are old fond 40 paradoxes, to make fools laugh i' the ale¬ house. What miserable praise hast thou for her that ’s foul and foolish? Iago. There ’s none so foul, and foolish thereunto, But does foul pranks which fair and wise ones do. Des. 0 heavy ignorance! thou praisest the worst best. But what praise could’st thou bestow on a deserving woman indeed? 41 one, that, in the autho¬ rity of her merit, did justly put on the vouch of very malice itself? 42 Iago. She that was ever fair, and never proud; Had tongue at Mill, and yet M r as never loud; Never lack’d gold, and yet went never gay; Fled from her wish, and yet said, — „now I may;“ She that, being anger’d, her revenge being nigh, Bade her wrong stay, and her displeasure fly; 43 She that in wisdom never was so frail, To change the cod’s head for the salmon’s tail; 44 She that could think, and ne’er disclose her mind, See suitors following, and not look behind; 45 She was a Might, 46 — if ever such wights were, — 38 ) So schwer wie sich Vogelleim von einem Friesrock losreisst, reisst sich Iago’s dichterische Erfindung zum Preise der Desdemona von seinem Schädel los; und wenn sie endlich sich los¬ macht, reisst sie Gehirn und Alles mit, wie etwa der Vogelleim die Wollflocken des Friesrockes. 39 ) fair steht hier doppelsinnig = schön und blond. 4Ü ) fond = thöricht, albern, fehlt in den Qs. — paradox ist bei Sh. — scheinbar oder wirklich sinnloser Satz. 41 ) indeed gehört zu deserving , = eine in der That verdienstliche Frau. 42 ) eine Frau, die, kraft ihres Werthes, mit Recht das Zeugniss der Bosheit selbst veran¬ lassen, betreiben ( put on) könnte. 43 ) das Unrecht, das sie zu erdulden hatte, liess sie sich gefallen, liess sie andauern, und nur ihr Missfallen über dieses Unrecht liess sie entweichen. 44 ) Für den Schwanz eines Salmen den Kopf eines Stockfisches einzutauschen, konnte wohl als Zeichen von Urtheilslosigkeit gelten. 45 ) Diese Zeile fehlt zufällig in Q. A. 46 ) wight, das Sh. an andern Stellen nur vom Manne gebraucht, wird hier, vielleicht scherzhaft, auf ein weibliches Wesen angewandt. 44 A. II. OTHELLO, Des. To do what? logo. To suckle fools, and chronicle small beer. 47 Des. 0, most lame and impotent conclusion! — Do not learn of him, Emilia, though he be thy husband. — IIow say you, Cassio? is he not a most profane and liberal counsellor? 48 Cas. He speaks home, Madam: you may relish him more in the soldier, than in the scholar. 49 Iago. [Aside^\ He takes her hy the palm: ay, well said, whisper: with as little a web as this, will I ensnare as great a fly as Cassio. Ay, smile upon her, do; I will gyve thee 50 in thine own courtship. You say true, ’t is so, indeed. 51 If such tricks as these strip you out of your lieutenantry, it had been better you had not kissed your three fingers so oft, which now again you are most apt to play the sir in. 52 Very good; well kissed, and excellent courtesy! 53 ’t is so, indeed. Yet again your fingers to your lips? would, they were clyster-pipes for your sake. — [A trumpet heard .] The Moor! I know his trumpet. Cas. ’T is truly so. Des. Let ’s meet him, and receive him. ' \ Cas. Lo, where he comes ! Enter Othello , and Attendants. Oth. 0, my fair warrior! 54 Des. My dear Othello! Oth. It gives me wonder great as my content, To see you here before me. 0, my soul’s joy! 'i' * 1 ) Das Komische und Ironische in Iago’s Schlussfentcnz liegt darin, dass eine Frau mit alle den angeführten seltenen Vortrefl'lichkeiten am Ende doch nur gut genug dazu sein soll, die gewöhnlichsten weiblichen Pflichten zu erfüllen: Kinder zu säugen und den Verbrauch des im Hause gebrauten Dünnbiers zu notiren. — Einen solchen Schluss bezeichnet Desdemona dann empört als „lahm und gliederschwach“. 48 ) profane =■ lästernd, liberal = ausgelassen in Reden. 49 ) Iago spricht zum Ziele, derb treffend (home), und muss, wenn man an ihm Geschmack finden soll, mehr als Soldat, denn als Mann von höherer Bildung ( scholar ) betrachtet werden. 50 ) So die Fol. = an den Füssen fesseln, prägnanter als die allgemeine Lesart der Qs. I will catch you. — to gyve sagt Iago, weil Cassio’s courtship, worin er ihn fangen will, in den Kratzfüssen besteht, die er der Desdemona macht. 51 ) Dieser Satz ist schwerlich, wie die Herausgeber im Widerspruch mit Qs. und Fol. tliun, mit dem folgenden zu verbinden, sondern ist die laute Bemerkung, welche Iago zu Cassio’s letzten Worten macht. 52 ) Cassio spielt den feinen Herrn namentlich darin, dass er die drei mittleren Finger seiner Hand, nachdem er Desdemona’s Hand berührt hat, als Zeichen seiner Huldigung küsst. Auf die höfliche Sitte, die eigne Hand in dieser Weise zu küssen, spielt Sh. öfter an. 53 ) So die Fol.; die Qs. lesen an excellent courtesy. Jedenfalls versteht Iago unter dieser „vortrefflichen Höflichkeitsbezeugung“ eben dieses Handküssen. 54 ) Othello begrüsst die Desdemona, welche ihm so unerschrocken in den Krieg gefolgt war, als „seine schöne Kriegerin“, die gleichsam unter seinem Oberbefehl den Feldzug mitmacht. Sc. 1. 45 THE MOOR OF VENICE. If after every tempest come such calms, 55 May the winds blow, till they have waken’d death; And let the labouring bark climb hills of seas, Olympus-high, and duck again as low As hell ’s from heaven! If it were now to die, 56 ’T were now to be most happy; for, I fear, My soul hath her content so absolute, 57 That not another comfort like to this Succeeds in unknown fate. Des. The heavens forbid, But that 58 our loves and comforts should increase, Even as our days do grow! Oth. Amen to that, sweet powers! I cannot speak enough of this content, It stops me here; 59 it is too much of joy: And this, and this, the greatest discords be, [ Kissing her. fi0 That e’er our hearts shall make! Iago. [Aside.'] 0! you are well tun’d now; But I ’ll set down the pegs that make this music, 61 As honest as I am. 62 Oth. Come, let us to the castle. — News, friends; our wars are done, the Turks are drown’d. How does my old acquaintance of this isle ? 63 Honey, you shall be well-desir’d 65 in Cyprus, 55 ) Die Qs. lesen calmness. 56 ) wenn es nun gälte zu sterben, so wäre der Moment des Todes zugleich der des höchsten Glückes. 57 ) so absolute , = in sich abgeschlossen, vollendet, ist Apposition zu content. 58 ) der Himmel verhüte, dass nicht vielmehr unsere Liebe und Freude zunehme, wie unsere Tage wachsen, wie wir älter werden. 59 ) here ist „in diesem Augenblick, auf diesem Punkte meiner Rede“. 60 ) Die betreffende Bühnenweisung haben nur die Qs.: they kiss. 61 ) to set down the pegs = die Pflöcke an einem Saiteninstrument, an denen die Saiten befestigt sind, herabstimmen, niedriger stimmen. Was von den pegs gesagt ist, dass „sie diese Musik machen“, gilt, genau genommen, nur von den Saiten, welche sie spannen. 62 ) so wahr ich ehrlich, ein Mann von Wort bin. 63 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. How do our old acquaintance of the isle? — acquaintance als Collectiv kann bei Sh. das Verbum im Singular und Plural nach sich haben. 6i j Honey im sich alleinstehend, als Liebkosungswort, kommt bei Sh. nur an dieser Stelle vor; desto häufiger steht es in diesem Sinne adjectivisch bei ihm als liebkosende Anrede, z. B. honey Greek in Troilus and Cress i da (A. 5, Sc. 2.), honey nurse in Romeo and Juliet (A. 2. Sc. 5.). 65 ) well-desired ist schwerlich, wie Steevens erklärt: much solicited by invitation , sondern = willkommen, beliebt; in ähnlichem Sinne gebraucht Sh. well-wished in Measure for Measure (A. 3, Sc. 2.). 46 A. II. OTHELLO , I have found great love amongst them. 0 my sweet, I prattle out of fashion, 66 and I dote In mine own comforts. — I pr’ythee, good Iago, Go to the bay, and disembark my coffers. Bring thou the master 67 to the citadel; He is a good one, and his worthiness Does challenge much respect. — Come, Desdemona, Once more well met at Cyprus. [Exeunt Othello, Desdemona, and Attendants. Iago. Do thou meet me presently at the harbour. Come thither, if thou be’st valiant 68 — as they say, base men being in love have then a nobility in their natures more than is native to them, — list me. The lieutenant to¬ night watches on the court of guard. 69 — First, I must tell thee this — Desdemona is directly in love with him. 70 Hod. With him! why, ’t is not possible. Iago. Lay thy finger thus, 71 and let thy soul be instructed. Mark me with what violence she first loved the Moor, but for bragging, and telling her fantastical lies; and will she love him still 72 for prating ? let not thy discreet heart think it. Her eye must be fed; and what delight shall she have to look on the devil? When the blood is made dull with the act of sport, there should be, again 73 to inflame it, and to give satiety a fresh appetite, loveliness in favour, sympathy in years, manners, and beauties; all which the Moor is defective in. Now, for want of these required conveniences, her delicate tenderness will find itself abused, begin to heave the gorge, 74 disrelish and 66 ) ausser aller Haltung oder Manier, ungehörig. C7 ) master ist auf dem Schiffe der Nächste nach dem captain, derjenige, der in dessen Abwesenheit das Commando hat. c8 ) So die Fol., wobei thither sich auf the harbour bezieht: „Triff mich alsbald am Hafen, dorthin komme, wenn du Muth hast u. s. w.,“ sagt Iago zum Roderigo, weil auf Roderigo’s Anwesenheit am Hafen und an der dort liegenden Citadelle Iago’s ganzer Plan sich gründet. Die Qs. lesen hither für thither, und die Herausgeber setzen dahinter ein Punktum, wodurch das Zusammengehörige zerrissen wird. Dass in einem Athem- zuge Iago den Roderigo an den Hafen bestellen, und doch zugleich mit come hither ihn auf der Stelle abfertigen solle, ist undenkbar. 69 ) court of guard ist der Hof der Hauptwache, oder einfacher der Wachthof. 70 ) d. h. Cassio, der eben vorher als the lieutenant bezeichnet war. 71 ) Diese Worte begleitete eine Pantomime, in welcher Iago Roderigo’s Hand ergreift und sie an dessen Mund legt, um ihn zum Schweigen zu bringen. 72 ) Der Nachdruck liegt auf still: wird sie ihn fortwähren d bloss wegen seines Schwatzens lieben? Diese Lesart der Qs. ist deutlicher, als die der Fol.: To love him still for prating ! 73 ) So Q. A. — Q. B. und Fol. lesen there should be a game to inflame it, wo game dasselbe bedeuten würde, was eben vorher sport hiess. Doch ist again ein in den Context passenderes Wort. 74 ) to heave the gorge, = sich würgen, wie zum Erbrechen, ist das körperliche, hier bildlich gebrauchte Symptom für den Ekel, den Desdemona’s verwöhntes Zartgefühl (delicate tenderness ) vor dem Mohren empfinden wird. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 47 abhor the Moor; very nature will instruct her in it, and compel her to some second choice. Now, Sir, this granted, (as it is a most pregnant and unforced position) who stands so eminent 75 in the degree of this fortune, as Cassio does? a knave very voluble, 76 no farther conscionable than in putting on the mere form of civil and humane seeming, for the better compassing of his salt and most hidden loose affection? 77 why, none, why, none: 78 a subtle slippery knave; a finder-out of occasions; that has an eye can stamp and counterfeit advantages, 79 though true advantage never present itself: a devilish knave! Besides, the knave is handsome, young, and hath all those requisites in him, that folly and green minds look after; a pestilent complete knave, and the woman hath found him already. Hod. I cannot believe that in her: she is full of most blessed condition. 80 Iago. Blessed fig’s end! 81 the wine she drinks is made of grapes: if she had been blessed, she would never have loved the Moor: bless’d pudding! 82 Didst thou not see her paddle with the palm of his hand? didst not mark that? Hod. Yes, that I did; but that was but courtesy. Iago. Lechery, by this hand, 83 and index, and obscure prologue to the history of lust and foul thoughts. They met so near with their lips, that their breaths embraced together. Villainous thoughts, Roderigo! when these mutualities 84 so marshal the way, hard at hand comes the master 85 and main exercise, the incorporate conclusion. 86 Pish! — But, Sir, be you ruled by me: I have brought you from Venice. Watch you to-night; for the command, 87 > I ’ll lay ’t upon you: Cassio knows you not: — I ’ll not be far from you: do you find some occasion to anger Cassio, either by speaking too loud: or tainting his discipline; 88 or from what other course you please, which the time shall more favourably minister. 75 ) So die Fol. nach Sh.’schem Sprachgebrauch. Die Qs. haben eminently. 76 ) voluble wird bei Sh. nicht bloss von der Zunge, sondern ohne weiteres Epitheton auch von der Person gebraucht, = gewandt im Reden, zungengeläufig. 77 ) Cassio’s Gewissenhaftigkeit geht nicht weiter, als dass er das blosse Aeussere eines ehrbaren und feinen Scheines anlegt , zur besseren Befriedigung seiner geilen (salt) und ganz geheimen lockeren Triebe. 78 ) Diese vier Worte, mit denen Iago seine frühere Frage: who stands so eminent etc. selbst beantwortet, fehlen in den Qs. 79 ) Das Bild ist vom Falschmünzen entlehnt. 80 ) blessed condition = fromme Sinnesart. 81 ) fiy‘ s en( L ist erweitert aus fig. (Vgl. Anm. 96, A. 1, Sc. 3.) Wie Iago dort mit dem verächtlichen fig das angebliche virtue zurückwies, so hier das vermeintliche blessed. 82 ) Fehlt in den Qs., ebenso in der folgenden Zeile didst not mark that. 83 ) by this hand , eine gewöhnliche Betheurung. 8V ) Wie mutual bei Sh. „einverstanden“ bedeutet, so hier mutualities „Einverständnisse, Vertraulichkeiten“. Die Fol. hat den Druckfehler mutabilities. 85 ) master gehört, wie main, adjectivisch zu exercise. 86 ) incorporate conclusion ist mit der Sh.’schen Kühnheit, die Adjective zu gebrauchen, „der Schluss, der die beiden einander einverleibt“. 87 ) d. h. das Commando zur Wache, wo Roderigo postirt werden soll. 88 ) Roderigo soll den Cassio durch Angriffe auf seine militärische Tüchtigkeit ärgern. 48 A. II. OTHELLO, Rod. Well. Tago. Sir, lie is rash, and very sudden in clioler, 89 and, haply, with his truncheon may strike at you: provoke him, that he may; for even out of that will I cause these of Cyprus to mutiny, whose qualification 90 shall come into no true taste again, but by the displanting of Cassio. So shall you have a shorter journey to your desires, by the means I shall then have to prefer 91 them; and the impediment most profitably removed, without the which there were no expectation of our prosperity. Rod. I will do this, if you 92 can bring it to any opportunity. lago. I warrant thee. Meet me by and by at the citadel: I must fetch his necessaries 93 ashore. Farewell. Rod. Adieu. [Exit, lago. That Cassio loves her, I do well believe it; That she loves him, ’t is apt, and of great credit: The Moor — liowbeit that I endure him not, 94 — Is of a constant, loving, noble nature; And, I dare think, he ’ll prove to Desdemona A most dear husband. Now, I do love her too; Not out of absolute lust, (though, peradventure, I stand accountant for as great a sin) But partly led to diet my revenge, For that I do suspect the lustful 95 Moor Hath leap’d into my seat; the thought whereof Doth like a poisonous mineral 96 gnaw my inwards; 97 And nothing can, or shall, content my soul, Till I am even’d 98 with him, wife for wife; Or, failing so, yet that I put the Moor At least into a jealousy so strong That judgment cannot cure. Which thing to do, — 89 ) sudden in cholcr — jäh im Zorn, jähzornig. 90 ) whose lässt sich auf mutiny wie auf these of Cyprus beziehen: die Beschwichtigung des Aufruhrs oder der Cyprioten wird erst eine wahre, aufrichtige — oder wörtlich: von ächtem Geschmack — sein, wenn Cassio seines Amtes entsetzt ist. Einfacher als taste, aber weniger in Sh.’s eigenthümlichem Styl, ist die Lesart von Q. A. true trust — eine zuverlässige Beschwichtigung. 91 ) to prefer = fördern, befördern. 92 ) So die Fol., charakteristischer für den schwachen Roderigo, der sich ganz auf lago verlässt, als die Lesart der Qs.: if I can bring it etc. — Auch Iago’s Antwort: I warrant it spricht für die Lesart der Fol. 93 ) Othello’s Reisegepäck. 94 ) obgleich ich ihn nicht ausstehen kann. 95 ) So die Qs.; die Fol. lusty. 96 ) poisonous mineral ist, wie (A. 1, Sc. 2.) Brabantio minerals allein gebraucht, = mine¬ ralisches Gift. 97 ) inwards ist Plural, = die inneren Tlieile, Eingeweide. 9H ) So Fol. und Q. B., von to even — quitt machen. Q. A . liest even — quitt. 4 Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 49 If this poor trash of Venice, whom I trace For his quick hunting, stand the putting-on, 99 — I ’ll have our Michael Cassio on the hip; 100 Abuse him to the Moor in the right garb; 104 — For I fear Cassio with my night-cap too; 102 Make the Moor thank me,*love me, and reward me, For making him cgregiously an ass, And practising upon his peace and quiet, Even to madness. ’T is here, 103 but yet confus’d: Knavery’s plain face is never seen, till us’d. [Exit. SCENE II. A Street. Enter a Herald, with a prodamnation: people following. 1 Her. It is Othello’s pleasure, our noble and valiant general, that upon certain tidings now arrived, importing the mere 2 perdition of the Turkish fleet 5 every man put himself into triumph; 3 some to dance, some to make bonfires, each man to what sport and revels his addition 4 leads him; for, besides these beneficial news, it is the celebration of his nuptial. 5 So much was his plea- ö9 ) Das von der Jagd entlehnte Bild liegt dem trace, — auf die Fährte bringen, und dem quick hunting zu Grunde, während trash of Venice, = der elende Wicht aus Venedig, und stand the putting-on , = das Hetzen, das Antreiben abwarten, nur entfernter daran erinnert. Die Herausgeber haben die technischen Ausdrücke unnöthig gehäuft, indem sie für das substantivische trash zum Theil brach, und für trace, die Lesart der Fol. und Q. B., theils mit Q. A. crush, theils aus blosser Conjectur trash lesen. — to trash, — anhalten, niederhalten, wird von zu raschen, feurigen Jagdhunden gebraucht, passt aber nicht recht auf den schlaffen Roderigo, den lago vielmehr auf die Fährte bringen muss, damit er rasch jage ( trace for his quick hunting). 10 °) Das Bild ist vom Ringkampf entlehnt, wo man den Gegner an der Hüfte (on the hip) hat, um ihn zu Boden zu werfen. 101 ) So die Fol. Garb, eigentlich Tracht, wird dann auch in allgemeinerem Sinne gebraucht = Manier, Art. Die Qs. lesen in the rank garb, wo das vieldeutige rank „arg“ bedeuten musste. 102 ) d. h. dass Cassio bei der Emilia dieselbe Rolle spielen könnte, welcher lago vorher den Othello verdächtig hielt. 103 ) here geht auf Iago’s Gehirn, worin der Plan noch verwirrt, nicht klar ausgearbeitet steckt. 4 ) Die Bühnenweisung People following ist modern. 2 ) mere, eigentlich = rein, bedeutet hier „gänzlich“, so dass von der Türkischen Flotte Nichts übrig geblieben ist. 3 ) triumph — Freudenfest, öffentliche und feierliche Freudenbezeugung jeder Art, wie deren gleich mehrere angeführt werden. 4 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat his mind, ein weniger gesuchtes Wort, das aber deshalb auch nicht so Sh.’sch ist. 5 ) So die Fol.; nuptial wird von Sh. gewöhnlich im Singular gebraucht. Die Qs. haben den Plural nuptials. 4 50 OTHELLO, A. II. sure should be proclaimed. All offices are open 5 ® and there is full libeity of feasting, from this present hour of five, till the bell hath told 7 eleven. Heaven bless the isle of Cyprus, and our noble general, Othello! [Exeunt. SCENE III. A Hall in the Castle. 1 • Enter Othello, Desdemona, Cassio, and Attendants. Oth. Good Michael, look you to the guard to-night: Let ’s teach ourselves that honourable stop, Not to out-sport discretion. 2 Cass. Iago hath direction what to do; But, notwithstanding, with my personal eye Will I look to ’t. Oth. Iago is most honest. Michael, good night: to-morrow, with your earliest, 3 Let me have speech with you. — Come, my dear love: The purchase made, the fruits 4 are to ensue; [To Desdemona. That profit ’s yet to come ’twixt me and you. — Good night. [Exeunt Oth., Des., and Atte?id. Enter Iago. Cas. Welcome, Iago: we must to the watch. Iago. Not this hour, lieutenant; ’t is not yet ten o’clock. Our general cast 5 us thus early for the love of his Desdemona, whom let us not therefore blame: he hath not yet made wantom the night with her, and she is sport for Jove. Cas. She ’s a most exquisite lady. 6 ) offices sind die Vorrathskammern und Speisezimmer, welche Othello zur Feier seiner Hochzeit öffnen lässt. — Das folgende of feasting fehlt in den Qs. 7 ) So Fol. und Qs., denen die Herausgeber folgen. Möglicherweise hatte Sh. aber nicht told von to teil, sondern toll’d von to toll im Sinne. 1) Die Fol., welche das Drama in Acte und Scenen eintheilt, beginnt hier keine neue Scene, und die Bühnenweisung der Herausgeber: A Hall in the Castle , scheint nicht ganz richtig gewählt. Der Ort der Handlung muss vielleicht eher am Hafen und bei der Citadelle gedacht werden, wohin Iago den Roderigo bestellt hatte. Freilich ist die Citadelle auch zugleich Othello’s Residenz. Jedoch ist eine Abweichung von der einmal gangbaren Bezeichnung hier um so misslicher, je weniger Sh., den Verhältnissen seiner eigenen Bühne gemäss, auf eine näher bestimmte Localität Rücksicht nahm oder eine solche im Sinne hatte. 2 ) Das geziemende Masshalten oder Aufhören (stop), von dem sie selbst das Beispiel gehen wollen, hat zum Zweck, nicht über die Vernunft und Besonnenheit hinaus sich zu belustigen. 3 ) So Qs. und Fol. Die meisten Herausgeber setzen willkührlich our earliest. 4 ) die Früchte sind der Genuss des gemachten Kaufes oder Erwerbes (purchase). b ) to cast, eigentlich auswerfen, von sich geben, bedeutet hier „verabschieden“. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 51 I ago. And, I ’ll warrant her, full of game. 6 Gas. Indeed, she is a most fresh and delicate creature. lago. What an eye she has! methinks it sounds a parley to provocation. 7 Gas. An inviting eye, and yet methinks right modest. Iago. And, when she speaks, is it not an alarum to love? Gas. She is, indeed, perfection. Iago. Well, happiness to their sheets! Come, lieutenant, I have a stoop of wine, and here without are a brace of Cyprus gallants, that would fain have a measure 8 to the health of black Othello. Gas. Not to-night, good Iago. I have very poor and unhappy brains for drinking: I could well wish courtesy would invent some other custom of entertainment. 9 Iago. 0! they are our friends; but one cup: I ’ll drink for you. Gas. I have drunk but one cup to-night, and that was craftily qualified too, and, behold, what innovation it makes here. 10 I am unfortunate in the infirmity, and dare not task my weakness with any more. Iago. What, man! ’t is a night of revels: the gallants 11 desire it. Gas. Where are they? Iago. Here at the door; I pray you, call them in. Gas. I ’ll do ’t, but it dislikes me. 12 [Exit Cassio. Iago. If I can fasten but one cup upon him, With that which he hath drunk to-night already, He ’ll be as full of quarrel and offence As my young mistress’ dog. 13 Now, my sick fool, Roderigo, Whom love has turn’d almost the wrong side outward, To Desdemona hath to-night carous’d 6 ) Vgl. Anm. 23. A. 2, Sc. 1. 7 ) So die Fol., ganz in Bild und Construction wie gleich nachher an alarum to love. Die provocation wird gleichsam zum Kampf oder zur Unterhandlung herausgefordert. Die Qs. lesen weniger gut parley of provocation. 8 ) measure, eigentlich ein bestimmtes Mass Wein, bedeutet dann auch den Rundtrank, in welchem dieses Mass geleert werden muss. So heisst es in Macbeth (A. 3, Sc. 4.) anon, will drink a measure. — Hier ist dieses Mass a stoop of wine, eine Flasche oder Kanne, die zwei englische Quart enthält. 9 ) entertainment ist im weitesten Sinne die Art, wie der Wirth den Gast aufnimmt und bewirthet. 10 ) Obgleich der eine Becher, den Cassio nur getrunken hatte, noch dazu klüglich verdünnt (craftily qualified too) war, hat er doch in Cassio’s Kopfe (here) eine Revolution (inno¬ vation) hervorgebracht. n ) gallants sind die jungen Herren aus Cypern, die er vorher als a brace of Cyprus gallants, und nachher in den Qs. als three lads of Cyprus bezeichnet. 12 ) to dislike wie to like gebraucht Sh. bald, wie hier, impersonell mit dem Object der Person: it likes me; bald personell mit dem Object der Sache: I like it. 13 ) Unter my young mistress versteht Iago keine bestimmte Dame, sondern im Allgemeinen = eine junge Dame, wie im Hamlet (A. 5, Sc. 1.) my lady gebraucht wird: now get you to my lady's chamber. 4 * A. II. 52 OTHELLO, Potations pottle-deep; 14 and he ’s to watch. Three else of Cyprus, 45 — noble, swelling spirits, That hold their honours in a wary distance, 16 The very elements of this warlike isle, 47 — Have I to-night fluster’d with flowing cups, And they watch too. Now, ’mongst this flock of drunkards, Am I to put our Cassio in some action That may offend the isle. — But here they come. If consequence do but approve my dream, My boat sails freely, both with wind and stream. 48 Re-enter Cassio, with him Montano, and Gentlemen. Cas. ’Fore heaven, they have given me a rouse 49 already. Mon. Good faith, a little one; not past a pint, as I am a soldier. Iago. Some wine, ho! And let me the canakin 20 clink, dink ; [Sings. And let me the canakin clink: A soldier 's a man ; 0 mans life ’s but a span; 21 Why then let a soldier drink. Some wine, boys! [Wine brought in. 22 Cas. ’Fore heaven, an excellent song. H) pottle-deep, eigentlich = zwei Mass enthaltend, hier aber allgemein zn verstehen: gewaltige Quantitäten Wein hat er ausgezecht (carous’d) auf das Wohl der Des- demona. 15 j So die Fol., deren Lesart den Satz besser mit dem vorhergehenden verknüpft, als die von den Herausgebern adoptirte Lesart der Qs. three lads of Cyprus. Ausser Roderigo sind noch (else) drei aus Cypern trunken gemacht und sollen die Wache halten, three of Cyprus gehört zusammen und steht, wie A. 2, Sc. 1. these of Cyprus stand. 16 ) sie lassen vorsichtig ihrer Ehre nicht zu nahe treten. 17 ) Sie stellen, feurig und reizbar, wie sie sind, in sich das eigentliche Lebenselement und Naturell dieser kriegerischen Insel dar. 18 ) Wieder eine Metapher aus dem Seeleben, wie Iago deren so viele gebraucht, 19 ) rouse bezeichnet das Zechen und übermässige Trinken, mit den begleitenden Umständen und Folgen: sie haben mich schon mehr trinken lassen, als mir zuträglich ist. Montano fasst das Wort freilich nicht ganz in Cassio’s Sinne, wenn er versetzt: a little one (seil, rouse). 20 ) canakin, was sonst bei Sh. nicht vorkommt, ist Diminutiv von can = Kännchen, kleine Kanne. 21 ) So die Fol., deren Lesart vorzuziehen ist, weil sie den scherzhaft gebildeten logischen Folgerungssatz besser durchführt, als die Lesart der Qs.: A life ’s but a span. Ein Soldat ist ein Mann, eines Mannes Leben ist nur eine Spanne, so lasst also den Soldaten trinken. 22 ) Die Bühnenweisung ist modern und beruht auf der Annahme, dass lago’s Worte Some wine, boys! den etwaigen Aufwärtern gelten. Wenn indess der Wein hier schon hereingebracht wird, so braucht Iago nicht gleich nachher wieder: Drink, ho! zu rufen. THE MOOR OF VENICE. 53 Sc. 3. Iago. I learned it in England, where, indeed, they are most potent in potting; 23 your Dane, your German, and your swag-bellied Hollander, — Drink, ho! — are nothing to your English. Cas. Is your Englishman so exquisite 24 in his drinking ? Iago. Why, he drinks you, with facility, your Dane dead drunk; he sweats not to overthrow your Almain; 25 he gives your Hollander a vomit, ere the next pottle can he filled. Cas. To the health of our general. Mon. I am for it, lieutenant; and I ’ll do you justice. 26 Iago. 0 sweet England! King Stephen was a worthy peer, 27 His breeches cost him but a crown ; He held them sixpence all too dear, With that he call’d the tailor — loion. 28 * He to as a wight of high renown, And thou art but of low degree: ’ T is pride that pidls the country doion, Then take thine auld cloak 29 about thee. Some w r ine, ho! Cas. Why, this is a more exquisite song than the other. Iago. Will you hear it again? Cas. No; for I hold him to be unworthy of his place, that does those things. — Well, heaven ’s above all; and there be souls must be saved, and there he souls 30 must not he saved. Iago. It is true, good lieutenant. Cas. For mine own part, — no offence to the general, nor any man of quality, — I hope to he saved. Iago. And so do I too, lieutenant. Cas. Ay; but, by your leave, not before me: the lieutenant is to be saved before the ancient. Let ’s have no more of this; let ’s to our affairs. — 23 ) potting = Zechen , von pot — Trinkgefäss , ein Quart enthaltend. 24 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat expert. 25 ) Almain ist ein sonst bei Sh. nicht vorkommendes Wort für German. 26 ) d. h. ich will euch Bescheid thun. 27 ) Die alte Ballade, aus der Iago hier den vorletzten Vers singt, findet sich vollständig in Percy ’s Reliques of Ancient English Poetry. [S. Einleitg.] Auf dieselbe Thatsache spielt Sh.’s Zeitgenosse Greene in seinem 1592 erschienenen Pamphlet Quip for an upstart Courtier an: King Stephen wore a pair of cloth breeches of a noble (=8 s. 8 d.J a pair, and thought them passing costly. — peer wird nicht immer im wört¬ lichsten Sinne = Pair, sondern auch = grosser Herr gebraucht. 28 ) lown, dasselbe Wort, was in Macbeth A. 5, Sc. 3. loon heisst, = Lump. 29 ) So die Fol .5 die Qs. haben owd-, Beides dem schottischen LIrsprung der Ballade gemäss. 30 ) Die Qs. haben bloss and there be souls that must be saved und lassen den Gegen¬ satz aus. 54 A. II. OTHELLO, Forgive us our sins ! 31 — Gentlemen, let ’s look to our business. Do not think, gentlemen, I am drunk: this is my ancient; — this is my right hand, and this is my left hand. — I am not drunk now; I can stand well enough, and speak well enough. All. Excellent well. Cas. Why, very well then; you must not think then, that I am drunk. / [Exit. Mon. To the platform, 32 masters: come, let ’s set the watch. Iago. You see this fellow, that is gone before: He is a soldier, fit to stand by Csesar And give direction; and do but see his vice. ’T is to his virtue a just equinox, 33 The one as long as th’ other: ’t is pity of him. I fear, the trust Othello puts him in, On some odd time of his infirmity, 34 Will shake this island. Mon. But is he often thus? Iago. T is evermore the prologue to his sleep: 35 He ’ll watch the horologe a double set, 36 If drink rock not his cradle. Mon. It were well, The general were put in mind of it. Perhaps, he sees it not; or his good nature Prizes 37 the virtue that appears in Cassio, And looks not on his evils. It not this true? Enter Roderigo. Iago. How now, Roderigo? I pray you, after the lieutenant; go. Mon. And ’t is great pity, that the noble Moor Should hazard such a place as his own second, 38 [Aside to him. [Exit Roderigo. 31 ) Cassio fängt in seiner Trunkenheit an zu beten. i2 ) Auch in Hamlet (A. 1, Sc. 1.) ist die Terrasse vor dem Schlosse (platform) der Ort der Wache. 33 ) Sein Laster verhält sich zu seiner Tugend, wie eine Tag- und Nacht-Gleiche, wo Tag und Nacht gleich lang sind. So geht auch seine Tugend so weit, wie sein Laster. 34 ) wenn seine Schwäche sich zu irgend einer ungelegenen Zeit ( some odd time ) geltend macht. 35 ) Der Sinn ist: &r kann nie einschlafen, wenn er nicht getrunken hat. 36 ) set ist die auf der Stundenuhr ( horologe ) verzeichnete Reihe von zwölf Stunden. Cassio wacht also, wenn das Getränk nicht sein Gehirn zum Schlaf einwiegt, vierundzwanzig Stunden lang. 37 ) So die Fol.; die Qs. lesen praises, was Sh. auch an anderen Stellen = schätzen, in Anschlag bringen, gebraucht. 38 ) second = lieutenant , Stellvertreter. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. With one of an ingraft 39 infirmity: It were an honest action 40 to say So to the Moor. Iago. Not I, for this fair island: I do love Cassio well, and would do much To cure him of this evil. But hark! what noise? [Cry within, — Help! Help! Re-enter Cassio, 'pursuing Rodeeigo. Cas. You rogue! you rascal! Mon. What ’s the matter, lieutenant? Cas. A knave! •— teach me my duty? I ’ll beat the knave into a twiggen bottle. 41 Rod. Beat me! Cas. Dost thou prate, rogue? [Striking Rojderigo. Mon. Nay, good lieutenant; [Staying him. 42 I pray you, Sir, hold your hand. Cas. Let me go, Sir, Or I ’ll knock you o’er the mazzard. Mon. Come, come; you ’re drunk. Cas. Drunk! [They fight. Iago. Away, I say! [Aside to Rod.] go out, and cry — a mutiny. [Exit Rod. Nay! good lieutenant, -— alas, gentlemen! — Help, ho! — Lieutenant, — Sir Montano, 43 Sir; — Help, masters! ■— Here ’s a goodly watch, indeed! [Bell rings. Who ’s that which 44 rings the bell ? -— Diablo, 45 ho! The town will rise: God’s will! lieutenant, hold! You ’ll be asham’d for ever. 46 39 ) ingraft = ingrafted, eingeimpft, eingewurzelt. Doch kennt Sh. auch das Verbum to engraff. 40 ) Bei den Wörtern auf — ion behandelt Sh. diese Endung je nach dem Bedürfniss des Verses einsylbig oder zweisylbig, letzteres meistens am Ende des Verses, selten in der Mitte, wie hier. 41 ) So die Fol.; die Qs. lesen wicker bottle ; Beides bedeutet dasselbe, = Korbflasche. 42 ) Diese Bühnenweisungen sind modern. Nur ‘pursuing Tioderigo steht in der Fol., in den Qs. driving in. Das Hülfsgeschrei hinter der Scene ist nur in den Qs. notirt. Auch von den zunächst folgenden Bühnenweisungen haben nur die Qs. They fight und .4 bell rung , wofür die Herausgeber Bell rings setzen. 43 ) Fol. und Qs. verbinden mit Recht sir Montano, da Iago mit dem ehemaligen Gouver¬ neur von Cypern nicht auf so vertrautem Fusse steht, dass er ihn einfach Montano ! anreden könnte. 44 ) So die Fol., während die Qs. that that rings the bell mit lästiger Wiederholung lesen. — which gebraucht Sh. häufig von Personen. 45 ) Diablo! Ms, Ausruf kommt auch in Marlowe’s 1596 erschienenem Drama King Edward II. vor: Diablo! what passions call you these? Es ist entstellt aus dem italienischen Diavolo. 46 ) So die Fol.; die Qs. lesen: you will be sham'd for ever. 56 OTHELLO, A. II. Enter Othello, and Attendants. 47 Oth. What is the matter here? Mon. I bleed still: I am hurt to the death. — He dies! 48 Oth. Hold, for your lives! lago. Hold, ho, lieutenant! 49 — Sir Montano, —gentlemen! — Have you forgot all sense of place and duty? Hold, Hold! the general speaks to you: hold, for shame! Oth. Why, how now, ho! from whence ariseth this? Are we turn’d Turks, and to ourselves do that, Which heaven hath forbid the Ottomites? For Christian shame, put by this barbarous brawl: He that stirs next to carve for his own rage, 50 Holds his soul light; he dies upon his motion. Silence that dreadful bell! 51 it frights the isle From her propriety. — What is the matter, masters? — Honest lago, that look’st dead with grieving, Speak, who began this? on thy love, I charge thee. lago. I do not know: — friends all but now, even now, In quarter, and in terms 52 like bride and groom Devesting them for bed, and then, but now, (As if some planet had unwitted men) Swords out, and tilting one at other’s breast, In opposition bloody. I cannot speak 47 ) Die Qs. haben die genauere Bühnenweisung: and gentlemen with weapons. 48 ) So die Fol., welche das He dies nicht als eine hier absurde Bühnenweisung druckt, sondern als einen Ausruf Montano’s, der hartnäckig, trotz Iago’s und Othello’s Dazwischentreten, auf Cassio einhaut: „Er soll sterben!“ So rechtfertigen schon Steevens und Tollet die Lesart der Fol., und Knight stimmt ihnen bei. In Q. A. fehlt Ile dies, und in Q. B. steht dafür die Bühnenweisung He faints, weil der Herausgeber die Lesart der Fol. irrthümlich für eine Bühnenweisung hielt und demnach umänderte. Montano fällt aber eben so wenig in Ohnmacht, wie er stirbt, sondern setzt, wie sich aus dem Folgenden ergiebt, den Kampf eifrig fort. 49 ) So die Fol.; die Qs. lesen zweimal dafür hold! 50 ) So Fol. und Q. B. to carve for his own rage = seiner Wuth vorlegen, seine Wuth befriedigen, ist ganz gebraucht, wie in Hamlet (A. 1, Sc. 3.): he may not, as unvalued persons do, carve for himself. Viele Herausgeber ziehen die unverständliche Lesart von Q. A., carve forth his own rage, vor. 51 ) Es erhellt daraus, dass die Lärmglocke noch fortwährend läutet und die Insel aus ihrer gehörigen Verfassung (propriety) aufzuschrecken droht. b2 ) in quarter and in terms verbindet nach Sh.’s Art durch die Copula Begriffe, die sich nicht genau coordiniren lassen: sie waren eben noch alle Freunde, eben noch in Quartier- oder Hausgenossenschaft, und in gegenseitigen Beziehungen so vertraut, wie Neuvermählte, die sich auskleiden, um zu Bett zu gehen. — groom steht für bridegroom, weil bride eben vorhergeht, und them für themselves, wie Sh. oft das Personalpronomen für das reflexive Pronomen setzt. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 57 Any beginning to this peevish odds; 53 And would in action glorious I had lost Those legs, that brought me to a part of it. 54 Oth. How came it, Michael, you were thus forgot? 55 Cas. I pray you, pardon me; I cannot speak* Oth. Worthy Montano, you were wont to be civil; The gravity and stillness of your youth The world hath noted, and your name is great In mouths of wisest censure: 56 What ’s the matter, That you unlace 57 your reputation thus, And spend your rich opinion, 58 for the name Of a night-brawler? give me answer to it. Mon. Worthy Othello, I am hurt to danger: Your officer, lago, can inform you, While I spare speech, which something now offends me, Of all that I do know; nor know I aught By me 59 that ’s said or done amiss this night, Unless self-charity be sometime a vice, And to defend ourselves it be a sin, When violence assails us. Oth. Now, by heaven, My blood begins my safer guides to rule; And passion, having my best judgment collied, ü0 Assays to lead the way. If I once stir, Or do but lift this arm, the best of you Shall sink in my rebuke. Give me to know How this foul rout began, who set it on; And he that is approv’d in this offence, 61 Though he had twinn’d with me, both at a birth, 53 ) peevish ist jedes Thun, wofür sich kein vernünftiger Grund angeben lässt, = thoricht, sonderbar, launisch. 5f ) die Beine, die mich herbrachten, an dem Kampfe Theil zu nehmen. — Dem peevish odds wird action glorious entgegengestellt. 55 ) forgot — deiner selbst vergessen. 56 ) censure ist bei Sh. Urtheil, nicht bloss Tadel. 57 ) to unlace , eigentlich = des schmückenden Saumes oder Besatzes berauben, hier ver¬ unzieren. 58 ) your rich opinion ist der gute Ruf, der euch reich macht, an dem ihr reich seid. Das Adjectiv ist hier durch das Verbum to spend motivirt. 59 ) by me hängt, obwohl des Nachdruckes wegen vorangestellt, doch von said or done amiss ab. G0 ) collied — geschwärzt, wie mit Kohlen, ist ein stärkerer Ausdruck für „getrübt“ oder „verdunkelt“. Für das collied der Fol. lesen die Qs. cool'd. 61 ) this offence bezieht sich auf who set it on: Wer dieses Vergehens überführt wird, soll mich verlieren, wenn er auch Zwilling mit mir gewesen wäre (twinncl vom Verb. Neutr. to twin), so dass wir beide zusammen geboren (both at a birth). 58 A. II. OTHELLO, Shall lose me. — What! in a town of war, Yet wild, the people’s hearts brimful of fear, To manage private and domestic quarrel, In night, and on the court and guard of safety! 62 ’T is monstrous. 63 — Iago, who began it? Mon. If partially affin’d, 64 or leagu’d in office, Thou dost deliver more or less than truth, Thou art no soldier. Iago. Touch me not so near: I had rather have this tongue cut from my mouth, Than it should do offence to Michael Cassio; Yet, I persuade myself, to speak the truth Shall nothing wrong him. — Thus it is, general. Montano and myself being in speech, There comes a fellow, crying out for help, And Cassio following him with determin’d sword To execute 65 upon him. Sir, this gentleman 66 Steps in to Cassio, and entreats his pause: Myself the crying fellow" did pursue, Lest by his clamour (as it so fell out) The town might fall in fright: he, swift of foot, Outran my purpose; and I return’d, the rather For that I heard the clink and fall of swords, And Cassio high in oath, 67 wdiich till to-night I ne’er might say before. When I came back, (For this was brief) I found them close together, At blow and thrust, even as again they were, When you yourself did part them. More of this matter can I not report: — But men are men; the best sometimes forget: 68 Though Cassio did some little wrong to him, As men in rage strike those that wish them best, 62 ) So Fol. und Qs., in einer Construction, die bei Sh.’s freiem und eigenthümlichem Gebrauch der Copula and nicht befremden darf. Die Emendation mancher Herausgeber: on the court of guard and safety, ist daher überflüssig und schon deshalb bedenklich, weil sie die nothwendige Verbindung guard of safety zerreisst: auf dem Hof (der Sicherheitswache) und bei der Sicherheitswache. 63 ) monstrous ist auch sonst bei Sh. dreisylbig, also monsterous auszusprechen. 6 +) Vgl. über affin’d Anm. 19, A. 1, Sc. 1. — Für leagu’d haben Qs. und Fol. league. Vielleicht gebraucht Sh. das Wort = Verbündeter. 65 ) to execute upon him, — an ihm eine Execution zu vollziehen, hängt von determin’d ab. 66 ) er weist dabei auf Montano. 67 ) high in oath = laut im Fluchen, laut fluchend, „was ich nie vorher, bis heute, von ihm behaupten konnte“. 68 ) forget steht hier, wie oben forgot (Anm. 55.): die Besten vergessen sich bisweilen. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 59 Yet surely Cassio, I believe, received From him 69 that fled some strange indignity, Which patience could not pass. Oth. I know, Iago, Thy honesty and love doth mince this matter, Making it light to Cassio. — Cassio, I love thee; But never more be officer of mine. — Enter Desdemoxa, attended. Look, if my gentle love be not rais’d up! — I 'll make thee an example. Des. What ’s the matter? Oth. All ’s well now, sweeting, 70 come away to bed. — Sir, for your hurts, myself will be your surgeon. — Lead him off. — [Montano is led off. 71 Iago, look with care about the town, And silence those whom this vile 72 brawl distracted. — Come, Desdemona; ? t is the soldiers’ life, To have their balmv slumbers wak’d with strife. [Exeunt all hut Iago and, Cassio. Iago. What, are you hurt, lieutenant? Cas. Ay, past all surgery. Iago. Marry, heaven forbid! Cas. Reputation, reputation, reputation! 0! I have lost my reputation. I have lost the immortal part of myself, and what remains is bestial. — My reputation, Iago, my reputation! Iago. As I am an honest man, I thought you had received some bodily wound; there is more sense 73 in that, than in reputation. Reputation is an idle and most false imposition; oft got without merit, and lost without deser¬ ving: you have lost no reputation at all, unless you repute yourself such a loser. What, man! there are ways to recover the general again: you are but now cast in his mood, 74 a punishment more in policy than in malice; even so as one would beat his offenceless dog, to affright an imperious lion. Sue to him again, and he ’s yours. 69 ) d. h. von Roderigo, den Iago nickt zu kennen vorgiebt. 70 ) sweeting, eigentlich ein süsser Apfel, kommt als Liebkosungswort wie hier noch an drei anderen Stellen im Sh. vor. 71 , Diese Bühnenweisung fehlt in Qs. und Fol. Dagegen glaubt Malone, dass die Worte lead him off eine solche seien, und nicht zu Othello’s Rede gehören. 72 ) Die Fol. liest vild, das gewöhnliche Sh.’sche Wort. Doch haben die Qs. hier vile. So die Fol. In einer körperlichen Wunde, sagt Iago cynisch, steckt mehr Empfind¬ lichkeit, als im guten Ruf. Zugleich spielt nach Sh.’s Art die andere Bedeutung von sense = Sinn und Verstand, mit herein. Die Herausgeber ziehen meistens die mattere Lesart der Qs.: there is more offence, vor. 7+ ) Ihr se id nur für jetzt in seinem Zorn verabschiedet. Vgl. Anm. 5. dieser Scene. 60 A. II. OTHELLO , Cas. I will rather sue to be despised, than to deceive so good a com¬ mander with so slight, 75 so drunken, and so indiscreet an officer. 76 Drunk? and speak parrot? 77 and squabble? swagger? swear? and discourse fustian with one’s own shadow? 78 — 0 thou invisible spirit of wine! if thou hast no name to be known by, let us call thee — devil. Iago. What was he that you followed with your sword? What had he done to you? Cas. I know not. Iago. Is ’t possible? Cas. I remember a mass of things, but nothing distinctly; a quarrel, but nothing wherefore. — 0 God! that men should put an enemy in their mouths, to steal away their brains! that we should, with joy, revel, pleasance, 79 and applause, transform ourselves into beasts! Iago. Why, but you are now well enough: how came you thus recovered? Cas. It hath pleased the devil drunkenness, to give place to the devil wrath: one unperfectness shows me another, to make me frankly despise myself. Iago. Come, you are too severe a moraler. 80 As the time, the place, and the condition of this country 81 stands, I could heartily wish this had not befallen; but, since it is as it is, mend it for your own good. Cas. I will ask him for my place again: he shall tell me, I am a drunkard. Had I as many mouths as Hydra, 82 such an answer would stop them all. To be now a sensible man, by and by a fool, and presently a beast! 0 strange! — Every inordinate cup is unblessed, and the ingredient * 3 is a devil. Iago. Come, come; good wine is a good familiar creature, if it be well used: exclaim no more against it. And, good lieutenant, I think, you think I love you. 75 ) slight, — werthlos, nichtsnutzig, ist die Lesart der Fol. Das light der Qs., — leicht¬ fertig, sagt weniger. Cassio muss in seiner Zerknirschung den stärksten Ausdruck über sich selbst gebrauchen. 76 ) Das Folgende bis own shadow fehlt in Q. A. 77 ) to speak parrot = sinnlos wie ein Papagei schwatzen. Aehnlich wird to speak auch sonst bei Sh. construirt, z. B. Twelfth Night A. 1, Sc. 5.: he speaks nothing hat madman ; As you like it A. 3, Sc. 2.: speak sad brow and true maid. 78 ) bombastische Reden führen mit seinem Schatten. Fustian, eigentlich ein weicher, aus Wolle und Leinen gewebter Kleiderstoff, wird, weil er leicht sich aufbauscht, = Bombast, pomphaft leeres Gerede oder Geschreibsel, gebraucht. 79 ) So die Fol. mit einer alterthümlichen Färbung, wie Sh. sie oft, um das Pathos zu heben, anwendet. Die Qs. haben dafür das gewöhnlichere pleasure. b0 ) mwaler, ein von dem verbalen to moral gebildetes Substantiv, das Sh. nur hier au¬ wendet, = moralist. 81 ) Unter condition of this country versteht Iago, was Othello vorher bezeichnet hatte: in a town of war, yet wild; the people's hearts brimful of fear. 82 ) Die Hydra, als Repräsentant der Vielmündigkeit, kommt auch an anderen Stellen bei Sh. vor, so in Coriolanus A. 3, Sc. 1 .: Have you thus given Hydra here to choose an officer? 83 ) ingredient ist das Getränk, der Inhalt des Bechers. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 61 Cas. I have well approved it, 84 Sir. — I drunk! Iago. You, or any man living, may be drunk at some time, man. I ’ll tell you what you shall do. Our general’s wife is now the general: — I may say so in this respect, for that he hath devoted and given up himself to the contemplation, mark, and denotement 85 of her parts and graces: — confess yourself freely to her; importune her; she ’ll help to put you in your place again. She is of so free, 86 so kind, so apt, so blessed a disposition, that she holds it a vice in her goodness, not to do more than she is requested. This broken joint, 87 between you and her husband, entreat her to splinter, and my fortunes against any lay 88 worth naming, this crack of your love shall grow stronger than it was before. 89 Cas. You advise me well. Iago. I protest, in the sincerity of love, and honest kindness. Cas. I think it freely; and, betimes in the morning, I will beseech the virtuous Desdemona to undertake for me. 90 I am desperate of my fortunes, if they check me here. Iago. You are in the right. Good night, lieutenant; I must to the watch. Cas. Good night, honest Iago. [Exit. Cassio. Iago. And what ’s he then, that says I play the villain? When this advice is free, 91 I give, and honest, Probal 92 to thinking, and, indeed, the course To win the Moor again? For ’t is most easy The inclining Desdemona to subdue In any honest suit: she ’s fram’d as fruitful 93 As the free elements. And then for her To win the Moor, — were ’t to renounce his baptism, 84 ) ich habe es wohl erprobt, dass du mich liebst. 85 ) Nach Theobald’s Emendation. Qs. und Fol. lesen devotement oder vielmehr denote¬ ment. In den alten Drucken werden die Buchstaben n und u am Leichtesten ver¬ wechselt. — denotement ist mehr als mark , wie dieses mehr als contemplation ist. Auch kommt dasselbe Wort A. 3, Sc. 3. noch einmal vor, wenigstens in der Lesart der Qs. 86 ) free — freigebig und bereitwillig. Im passiven Sinne gebraucht bald nachher Iago das Wort. 87 ) Q. A. hat dafür this brawl. 88 ) lay ist = Wette und das zur Wette Ausgesetzte. 89 ) d. h. eure Freundschaft wird nach dem Bruch (crack) fester werden, als sie vorher war. Von dem Bruch selbst lässt sich, genau genommen, nicht sagen: shall grow stronger , es müsste denn unter crack die gebrochene Stelle zu verstehen sein. 90 ) sich für mich zu verwenden, für mich einzutreten. 91 ) Vgl. Anm. 86. 92 ) Ein sonst nicht vorkommendes Wort, — probable, vielleicht von Sh. selbst aus metrischen Gründen gebildet. 93 ) fruitful = freigebig, auch sonst bei Sh. — „wie die Elemente, die von selbst sich mit¬ theilen“. 62 OTHELLO, A. II. Allseals and symbols of redeemed sin, 94 — His soul is so enfetter’d to her love, That she may make, unmake, do what she list, Even as her appetite shall play the god With his weak function. How am I then a villain, To counsel Cassio to this parallel course, 95 Directly to his good? Divinity of hell! 96 When devils will their blackest sins put on, They do suggest at first with heavenly shows, As I do now; for whiles this honest fool Plies Desdemona to repair his fortunes, And she for him pleads strongly to the Moor, I ’ll pour this pestilence into his ear, That she repeals 97 him for her body’s lust; And, by how much she strives to do him good, She shall undo her credit with the Moor. So will I turn her virtue into pitch, 98 And out of her own goodnes make the net, That shall enmesh them all. — How now, Roderigo? Enter Roderigo. Rod. I do follow here in the chase, not like a hound that hunts, but one that fills up the cry. My money is almost spent: I have been to-night exceedingly well cudgelled; and, I think, the issue will be — I shall have so much experience for my pains; and so, with no money at all, and a little more wit, return again to Venice. 99 lago. How poor are they, that have not patience! What wound did ever heal, but by degrees? Thou know’st, we work by wit, and not by witchcraft; And wit depends on dilatory time. 100 9/f ) redeemed sin steht = Sündenerlösung, redemption. 95 ) parallel course — entsprechendes Verfahren. 9G ) Die „Frömmigkeit der Hölle“ besteht darin, dass die Teufel, um ihre schwärzesten Sünden zu fördern, zu Wege zu bringen (put on), anfangs uns mit himmlischem Schein in Versuchung führen (suggest). In Fol. und Qs. ist Divinity of hell yon dem Folgenden nur durch ein Comma getrennt. 97 ) to repeal, = zurückrufen, kennt Sh. fast nur in dieser jetzt veralteten Bedeutung. 9B ) Desdemona’s reine Tugend soll in Iago’s Verläumdungen zu dem, sprüchwörtlich Alles besudelnden, Pech (pitch) verwandelt werden. ") So die Fol. und, mit geringen Abweichungen, auch Q. B. — Q. A. liest dagegen: for my pains as that comes to, and no money at all, and with that wit return to Venice. 10 °) Die Schlauheit waltet nicht unumschränkt, sondern hängt von den Zögerungen der Zeit (dilatory time) ab, muss also den säumigen rechten Moment abwarten. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 63 Does ’t not go well? Cassio hath beaten thee, And thou, by that small hurt hast cashier’d Cassio. Though other things grow fair against the sun, Yet fruits that blossom first will first be ripe: 101 Content thyself a while. —- By the mass, 102 ’t is morning; Pleasure, and action, make the hours seem short. Retire thee; go where thou art billeted: Away, I say; thou shalt know more hereafter: Nay, get thee gone. 103 [ Exit Rod.] Two things are to be done, — My wife must move for Cassio to her mistress; I ’ll set her on: Myself, the while, 404 to draw the Moor apart, 105 And bring him jump when 106 he may Cassio find Soliciting his wife. — Ay, that ’s the way: Dull not device by coldness and delay. [Exit. ACT III. SCENE I. Before the Castle. Enter Cassio, and some Musicians. Cas. Masters, play here, I will content your pains: Something that ’s brief; and bid — good-morrow, general. 1 [Music. i°i) Wenn auch andere Dinge an der Sonne schön gedeihen, so werden doch Früchte, die zuerst als Blüthen erscheinen, auch zuerst reif, d. h. reif vor allem Anderen, (all other things), was da wächst. Der Sinn, auf Roderigo’s Fall angewandt, ist, dass er früh genug die Früchte seines Planes wird reifen sehen. 102 ) So die Qs. Die Fol. hat in troth , in Folge der Theatercensur, die an der Betheuerung, „bei der Messe“, Anstoss nahm. 103 ) Die wiederholten Aufforderungen, zu gehen, zeigen, dass Roderigo, dem Iago’s Bescheid ungenügend erscheint, noch zögert. io») po}. und Qs. lesen awhile, woran die Herausgeber Anstoss nehmen, indem sie a while lesen, während es aus at while entstanden sein mochte. 105 ) to draw schliesst sich nicht genau an das vorhergehende must, auf das es doch zu beziehen ist, an. Bei Sh. kommt unter den Anakoluthieen besonders häufig die vor, dass der Infinitiv ohne to abwechselt mit «einem Infinitiv mit to. 106 ) d. h. gerade in dem Augenblick, dass u. s. w. *) Es ist ein Morgenständchen, das Cassio dem Othello bringen will. Die Musikanten sollen ein kurzes Stück spielen und dann rufen: Guten Morgen, General! nach einem zu Sh.’s Zeit in England geltenden Brauche, dass dem mit einem Ständchen Begrüssten zugleich, indem man ihn anrief, die entsprechende Tageszeit gewünscht wurde. I G4 OTHELLO A. III. Enter Clown. 2 G7o. Why, masters, have your instruments been in Naples, that they speak i’ the nose thus? 3 1 Mus. How, Sir, how? Clo. Are these, I pray you, called wind instruments? 1 Mus. Ay, marry, are they, Sir. Clo. 0 ! thereby hangs a tail. 4 1 Mus. Whereby hangs a tale, Sir? Clo. Marry, Sir, by many a wind instrument that I know. But, masters, here ’s money for you; and the general so likes your music, that he desires you, for love’s sake, 5 to make no more noise 6 with it. 1 Mus. Well, Sir, we will not. Clo. If you have any music that may not be heard, to ’t again; but, as they say, to hear 7 music the general does not greatly care. 1 Mus. We have none such, Sir. Clo. Then put up your pipes in your bag, for I ’ll away. Go; vanish into air, 8 away! [Exeunt Musicians. Cas. Dost thou hear, mine honest friend? Clo. No, I hear not your honest friend; 9 I hear you.* Cas. Pr’ythee, keep up thy quillets. There ’s a poor piece of gold for thee. If the gentlewoman that attends the general’s wife be stirring, tell her there ’s one Cassio entreats her a little favour of speech: wilt thou do this? Clo. She is stirring, Sir: if she will stir hither, I shall seem to notify 10 unto her. [Exit. 2 ) Die stehende Theaterfigur des Clown, der lustigen Person, die so leicht in keinem Sh.’sehen Drama fehlen durfte, scheint in Othello’s Diensten zu sein. In dem Per- sonenverzeichniss der Fol. wird sie einfach als Clown aufgeführt. 3 ) Die Instrumente sind so verstimmt, dass sie gleichsam durch die Nase sprechen, wie ein mit der Lustseuche Behafteter. Neapel galt für einen Hauptsitz dieser Krankheit, die Sh. deshalb in Troilus and Cressida (A. 2, Sc. 3.) the Neapolitan bone-ache nennt. 4 ) Wortspiel zwischen tail und tale. Die Fol. setzt beide Male talc, die Qs. beide Male tayle. — Thereby hangs a tale, = dazu gehört eine Geschichte, ist sprüch- wörtlich. 5 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat dafür of all loves, eine damals gebräuchliche ellip¬ tische Phrase, die bei Sh. auch in den Merry Wives of Windsor (A. 2, Sc. 2.) vorkommt; = von allen Liebesdiensten, die ihr ihm erweisen mögt. 6 ) noise ist bei Sh. sowohl — Geräusch, Lärm, als auch = Musik. 7 ) Der Nachdruck liegt auf hear. 8 ) into air fehlt in Q. A. 3 ) Der wortklauberische Clown thut, als verstehe er mine honest friend als Object zu dost thoiL hear. *°) to notify, ein gesucht affektirtes Wort, gebraucht der Clown geflissentlich und in einer Weise, die es ungewiss lässt, ob er es auch verstehe. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 65 Enter Iago. Cas. Do, good my friend. — In happy time, 11 Iago. Iago. You have not been a-bed, then? Cas. Why, no; the day had broke Before we parted. I have made bold, Iago, To send in to your wife: my suit to her Is, that she will to virtuous Desdemona Procure me some access. Iago. I ’ll send her to you presently; And I ’ll devise a mean to draw the Moor Out of the way, that your converse and business May be more free. Cas. I humbly thank you for ’t. I never knew A Florentine more kind and honest. 12 Enter Emilia. Emil. Good morrow, good lieutenant: I am sorry For your displeasure; 13 but all will sure be well. The general and his wife are talking of it, And she speaks for you stoutly: the Moor replies, That he you hurt is of great fame in Cyprus, And great affinity, and that in wholesome wisdom He might not but refuse you; 14 but, he protests, he loves you, And needs no other suitor but his likings, To take the safest occasion by the front, 15 To bring you in again. Cas. Yet, I beseech you, — If you think fit, or that it may be done, — 16 Give me advantage 17 of some brief discourse With Desdemon 18 alone. n ) in happy time = zur glücklichen Zeit, d. h. getroffen. — Do, good my friend fehlt in der Fol. 12 ) Cassio will damit sagen, dass er selbst unter seinen Landsleuten, den Florentinern, keine grössere Freundlichkeit und Rechtlichkeit gefunden habe, als bei Iago, dem Venetianer. One Michael Cassio, a Florentine liiess es A. 1, Sc. 1. 13 ) displeasure ist die Ungnade, in die Cassio gerathen ist. — Für das sure der Fol. lesen die Qs. soon. 14 ) und dass er in besonnener Ueberlegung nicht anders konnte, als euch verläugnen, euch abweisen ( refuse you). 15 ) Der Vers fehlt in der Fol. und dürfte fehlen. 16 ) wenn ihr es für passlich haltet, oder wenn es thunlich ist (or that it may be done). — that steht statt des zu wiederholenden if. 17 ) advantage — günstige Gelegenheit, zeitlich oder örtlich, 18 ) So die Fol., wo sich diese Abkürzung von Desdemona häufiger findet, und an den meisten Stellen zum besonderen Ausdrucke vertraulicher Zärtlichkeit, wie solche Namens¬ verkürzungen im Englischen gewöhnlich sind. Allenthalben aber, wo Desdemon steht, zeigt der Vers, dass Sh. selbst so schrieb. Dennoch lesen die meisten Herausgeber mit den Qs. überall Desdemona. 5 A. III. 60 ' OTHELLO, Emil. Pray you, come in: I will bestow you wliere you shall have time To speak your bosom freely. 19 Cas. I am much bound to you. [Exeunt. * SCENE II. A Room in the Castle. Enter Othello , Iago , and Gentlemen. Oth. These letters give, Iago , to the pilot, And by him do my duties to the senate: * 1 That done, I will be walking on the works; 2 Repair there to me. Iago. Well, my good lord; I ’ll do ’t. Oth. This fortification, gentlemen, — shall we see ’t? Gent. We ’ll 3 wait upon your lordship. [Exeunt. SCENE III. Before the Castle. Enter Desdemona, Cassio, and Emilia. Des. Be thou assur’d, good Cassio, I will do All my abilities in thy behalf. 1 Emil. Good Madam, do: I warrant 2 it grives my husband, As if the cause were his. Des. 0! that ’s an honest fellow. — Do not doubt, Cassio, But I will have my lord and you again As friendly as you were. Cas. Bounteous Madam, Whatever shall become of Michael Cassio, He ’s never any thing but your true servant. Des. I know ’t, 3 I thank you. You do love my lord; You have known him long, and be you well assur’d, wo ihr euer Herz frei aussprechen könnt. Bosom ist Alles, was man auf dem Herzen hat, namentlich Geheimnisse. 1) So die Fol. — Die Qs. lesen state, dem Sinne nach dasselbe. Die Phrase: erweise du durch ihn (d. h. den Piloten) dem Senate meine Ergebenheit, ist übrigens, obwohl verständlich, doch seltsam. Vielleicht wollte Sh. schreiben: and bid him do my duties. 2 ) works sind die Festungswerke, was gleich nachher this fortification heisst. 3 ) So die Fol. — Die Qs. we wait. „Wir werden Euer Gnaden folgen.“ *) Ich werde in deinem Interesse (behalf) all mein Mögliches thun. 2 ) Die Lesarten der Fol. warrant und cause sind bezeichnender, als die von den Heraus¬ gebern meistens vorgezogenen der Qs.: know und case. 3) So die Fol.; die Qs. 0, Sir, I thank you. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 07 He shall in strangeness 4 stand no farther off Than in a politic distance. Cas. Ay, but, lady, That policy may either last so long, Or feed upon such nice and waterish diet, Or breed itself so out of circumstance, That, I being absent, and my place supplied, My general will forget my love and service. Des. Do not doubt 5 6 that: before Emilia here, I give thee warrant of thy place. Assure thee, If I do vow a friendship, I ’ll perform it To the last article: my lord shall never rest; I ’ll watch him tame, 7 and talk him out of patience; His bed shall seem a school, his board a shrift; 8 I ’ll intermingle every thing he does With Cassio’s suit. Therefore, be merry, Cassio; For thy solicitor shall rather die, Than give thy cause away. Enter Othello and Iago , at a distance. Emil. Madam, here comes my lord. Cas. Madam, I ’ll take my leave. Des. Why, stay, and hear me speak. 9 Gas. Madam, not now: I am very ill at ease, Unfit for mine own purpose. Des. Do your discretion, well. [Exit Cassio. Iago. Ha! I like not that. Oth. WTiat dost thou say? 4 ) strangeness ist hier = Fremdthun. Othello wird gegen den Cassio nicht weiter fremd thun, als in solcher Ferne, wie sie politisch rathsam erscheint (in a politic distance). — Dieses politische Verfahren bezeichnet dann Cassio mit einem Worte als that policy, und fürchtet, dasselbe möge entweder so lange dauern, oder sich mit so geringfügiger (nice) und unkräftiger, wässriger Nahrung hinhalten (d. h. so geringfügige, kümmer¬ liche Gründe zu seiner Fortdauer vorschützen), oder endlich sich aus begleitenden Umständen (circumstance) fortpflanzen, dass er darüber ganz in Vergessenheit gerathe. 5 ) to doubt — zweifeln und = besorgen, argwöhnen. 6 ) assure thee ist Imperativ. 7 ) Wie Jagdfalken unter Anderen auch damit gezähmt wurden, dass man sie nicht schlafen liess, so will Desdemona ihren Gemahl auch zähmen, indem sie ihn wach hält; sie will ihn zahm wachen ( watch him, tame) und so lange schwatzen, bis er es nicht mehr aushalten kann (talk him out of patience). 8 ) Im Bett soll er gescholten und zurechtgesetzt werden, als ob er in der Schule wäre; bei Tisch (board) vorgenommen, als ob er in der Beichte (shrift) wäre. 9 ) Sh. liebt es, kurze Wechselreden, wie hier, in halben Alexandrinern abzufassen. Die meisten Herausgeber zerreissen sie, um Blankverse daraus zu machen. — Zwei Zeilen weiter hat die Fol. purposes für das hier passendere purpose der Qs. 5 * A. III. 68 OTHELLO, Iago. Nothing, my lord: or if — I know not what. Oth. Was not that Cassio, parted from my wife? Iago. Cassio, my lord? No, sure, I cannot think it, That he would steal away so guilty-like, Seeing you coming. Oth. I do believe ’t was he. Des. How now, my lord? I have been talking with a suitor here, A man that languishes in your displeasure. Oth. Who is ’t you mean? Des. Why, your lieutenant Cassio. Good my lord, If I have any grace, or power to move you, His present reconciliation take; 10 For, if he be not one that truly loves you, That errs in ignorance, and not in cunning, 11 I have no judgment in an honest face. I pr’ythee, call him back. 12 Oth. Went he hence now? Des. Ay, sooth; 13 so hpmbled, That he hath left part of his grief with me, To suffer with him. Good love, call him back. Oth. Not now, sweet Desdemon; 14 some other time. Des. But shall ’t be shortly? Oth. The sooner, sweet, for you. 15 Des. Shall ’t be to-night at supper? Oth. No, not to-night. Des. To -morrow dinner then? Oth. I shall not dine at home; I meet the captains at the citadel. Des. Why then, to-morrow night; or Tuesday morn; On Tuesday noon, or night; on Wednesday morn: I pr’ythee, name the time, but let it not Exceed three days: in faith, he ’s penitent; And yet his trespass, in our common reason, (Save that, they say, the wars must make examples 10 ) take his present reconciliation ist eine Umschreibung für das einfache: söhnt euch sogleich mit ihm aus. H ) in cunning ist = wissentlich, und steht als Gegensatz zu in ignorance. 12 ) d. h. setzt ihn wieder in sein Amt ein. 13 ) Für diese elliptische Affirmation ist bei Sh. häufiger in sooth oder good sooth. — Sooth ist eigentlich Substantiv, = Wahrheit, und kommt auch so öfter bei Sh. vor. u ) Ygl. Anm. 17, A. 3, Sc. 1. 15 ) am so eher, um deinetwillen, weil du mich bittest. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 69 Out of her best 16 ) is not almost a fault To incur a private check. When shall he come? Tell me, Othello. I wonder in my soul, 47 What you could ask me that 1 should deny. Or stand so mammering on. 18 What! Michael Cassio, That came a wooing with you, 49 and so many a time, When I have spoke of you dispraisingly, Hath ta’en your part; to have so much to do To bring him in! 20 Trust me, I could do much, — Oth. Pr’ythee, no more: let him come when he will: I will deny thee nothing. Des. Why, this is not a boon; T is as I should entreat you wear your gloves, Or feed on nourishing dishes, or keep you warm, Or sue to you to do a peculiar profit To your own person: Nay, when I have a suit Wherein I mean to touch your love indeed, 24 It shall be full of poize and difficult weight, 22 And fearful to be granted. 23 Oth. I will deny thee nothing: Whereon, I do beseech thee, grant me this, To leave me but a little to myself. Des. Shall I deny you? no. Farewell, my lord. Oth. Farewell, my Desdemona: I ’ll come to thee straight. Des. Emilia, come. — Be it as your fancies teach you; Wliate’er you be, I am obedient. 24 [Exit, with Emilia. 16 ) the wars wird als Collectiv gefasst und hier personificirt gedacht = Heerwesen. Deshalb steht her best in Fol. und Qs., was die meisten Herausgeber ohne Grund in their best veränderten: „Wenn nicht, wie es heisst, dieDisciplin an ihren besten Leuten Exempel statuiren müsste, so wäre nach gewöhnlichen Begriffen (in our common reason) Cassio’s Versehen ( trespass ) kaum ein Fehler, der auch nur eine einfache Zurechtweisung ver¬ diente (to incur a private check)“. 17 ) d. h. ich frage mich verwundert. 18 ) oder wobei ich so rathlos zögernd (mammering) dastehen würde. Für mammering hat Q. A. muttering , weit weniger treffend. 19 ) Cassio begleitete den Othello, da er als Freier zur Desdemona kam; er kam mit ihm zum Werben (a wooing). 20 ) dass ich so viele Noth habe, ihn wieder in sein Amt zu bringen. Wie in im Amt oder in’s Amt bedeutet, so out das Gegentheil, aus dem Amte. So in King Lear (A. 5, Sc. 3.): who loses and who wins ; who 's in, who "s out. 21 ) to touch = auf die Probe stellen, prüfen. 22 ) poize ist das abstracte, weight das concrete ' Gewicht. — difficult ist nicht = heavy, sondern schwer zu handhaben, zu bewältigen. Für difficult weight liest Q. A. difficulty. 23 ) fearful bezieht sich noch auf suit: ein Gesuch, dessen Gewährung voll Bedenklichkeiten, gefährlich ist. 24 ) Wie ihr auch immer sein mögt, in Folge eurer fancies (be it as yOur fancies teach you), ich gehorche unter allen Umständen. 70 A. III. OTHELLO, f- Oth. Excellent wretch! 25 Perdition catch my soul, But I do love thee! and when I love thee not, Chaos is come again. 20 Iago. My noble lord, — Oth. What dost thou say, Iago? Iago. Did Michael Cassio, when you woo’d my lady, Know of your love? Oth. He did, from first to last: why dost thou ask? Iago. But for a satisfaction of my thought; 21 No farther harm. Oth. Why of thy thought, Iago? Iago. I.did not think, he had been acquainted with her. Oth. 0, yes; and went between us very oft. Iago. Indeed? Oth. Indeed! ay, indeed: — Discern’st thou aught in that? Is he not honest ? Iago. Honest, my lord? Oth. Honest? ay, honest. Iago. My lord, for aught I know. 28 Oth. What dost thou think? Iago. Think, my lord? Oth. Think, my lord! Alas! thou echoest me, 29 As if there were some monster in thy thought Too hideous to be shown. — Thou dost mean something. I heard thee say but now, — thou lik’dst not that, When Cassio left my wife: what didst not like? And, when I told thee, he was of my counsel 30 25 ) wretch behält als Liebkosungsausdruck für Frauen, wie Sh. es hier gebraucht , von seiner ursprünglichen Bedeutung = unglückliches Wesen, wenigstens die Niiance dos Mitleid¬ würdigen, Hülüosen, Zarten bei. — Nach Farmer’s Behauptung ist wretch in Staf¬ fordshire provinziell für young woman. 26 ) In dem ersten dieser beiden Sätze betheuert Othello die Wahrheit seiner Liebe: Das Verderben erfasse meine Seele, wenn ich dich nicht liebe! — in dem zweiten malt er sich den Zustand aus, da er sie nicht mehr liebte: Und dann, wenn ich dich nicht liebe, ist das Chaos, wie es vor Erschaffung der Welt bestand, wiedergekehrt, der Weltuntergang ist da. Ebenso sagt Sh. in seinem Venus and Adonis: For he being dead , with him is beauty slain, And beauty dead, black Chaos comes again. 27 ) Nur zur Bestätigung oder Versicherung ( satisfaction ) seines Gedankens fragt Iago. 2y ) so viel ich weiss (nach irgend Etwas , was ich weiss), ist Cassio ein Ehrenmann. 29 ) So die Fol., und ziemlich ähnlich, auch mit direkter Anrede, Q. B.: Why dost thou echo me? Die Herausgeber lesen meistens mit Q. A.: By heaven, he echoes me. — Dem¬ gemäss haben Fol. und Q. B. in der folgenden Zeile thy thought, Q. A. his thought. 90 ) er war in meinem Vertrauen, in meinem Geheimniss. Diesen Sinn hat counsel oft bei Sh., und daher erklärt sich auch die Redensart to keep counsel = ein Geheimniss bewahren, verschwiegen sein. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 71 In my whole course of wooing, thou criedst, „Indeed!" 4 And didst contract and purse thy brow together, 31 As if thou then hadst shut up in thy brain Some horrible conceit. If thou dost love me, Show me thy thought. Iago. My lord, you know I love you. Oth. I think, thou dost; And, — for 32 I know thou art full of love and honesty, And weigh’st thy words before thou giv’st them breath, — Therefore, these stops of thine fright me the more: For such things, in a false disloyal knave, Are tricks of custom, 33 but in a man that ’s just, They are close delations, working from the heart, That passion cannot rule. • Iago. For Michael Cassio, — I dare be sworn, 34 I think that he is honest. Oth. I think so too. Iago. Men should be what they seem; Or, those that be not, would they might seem none! 35 Oth. Certain, men should be what they seem. Iago. Why then, I think Cassio ’s an honest man. Oth. Nay, yet there ’s more in this. I pray thee, speak to me as to thy thinkings, As thou dost ruminate; 36 and give thy worst of thoughts The worst of words. 37 31 ) to purse thy brow together bezeichnet näher die Art des Zusammenziehens der Stirn (contract), nämlich wie einen Beutel, der durch Zusammenziehen faltig wird, wie die Stirn beim Stirnrunzeln. 32) f or — because. 33 ) Solches Stocken und Innehalten im Reden (these stops) sind bei einem falschen, un¬ treuen Spitzbuben gewöhnliche Manieren oder Züge (tricks of custom), aber bei einem gerechten, redlichen Manne sind sie heimlich anklagende Kundgebungen oder Angebe¬ reien (close delations), ausgehend, wirkend von dem Herzen, das die Leidenschaft nicht lenken kann, das sich von der Leidenschaft nicht bewegen lässt, auf dessen Besonnen¬ heit also um so mehr Gewicht zu legen ist. Für das delations der Fol. und Q. B. hat Q. A. denotements. Die Englischen Herausgeber nehmen zum Theil passion nicht als Subject, sondern als Object: von dem Herzen, das seines Affects nicht Herr werden kann. 34 ) So Fol. und Q._ B. = ich darf mich darauf vereidigen lassen. Q. *4. liest I dare presume. 35 ) none steht in ungenauer Construction, als ob ein Substantiv oder Adjectiv vorherginge, worauf es sich beziehen liesse: Die Menschen sollten sein, was sie scheinen, oder die, welche nicht so sind (be bei Sh. oft = are), die, wollte ich, möchten auch nicht als solche erscheinen. Zu would ist I zu ergänzen. 36) as thou dost ruminate , — wie du deine Gedanken innerlich verarbeitest, erklärt näher das vorhergehende as to thy thinkings. 37 ) gieb deinen schlimmsten Gedanken auch den schlimmsten Ausdruck. 72 ! OTHELLO, A. III. Iago. Good my lord, pardon me: Though I am bound to every act of duty, I am not bound to that all slaves are free to. 38 Utter my thoughts? Why; say, they are vild 33 and false, — As where ’s that palace, whereinto foul things Sometimes intrude not? who has a breast so pure, But some uncleanly apprehensions Keep leets, and law-days, and in sessions sit With meditations lawful? 40 Oth. Thou dost conspire against thy friend, Iago, If thou but think’st him wrong’d, and mak’st his ear A stranger to thy thoughts. Iago. I do beseech you, — 41 Though I, perchance, am vicious in my guess, (As, I confess, it is my nature’s plague To spy into abuses, and oft my jealousy Shapes faults that are not) — that your wisdom yet, From one that so imperfectly conceits, Would take no notice; nor build yourself a trouble 3H ) Die Fol. liest: I am not bound to that: All slaves are free, offenbar verkehrt, da das hinter free ausgelassene to beide Sätze, freilich nicht ganz genau, verbindet. Ich bin nicht verpflichtet zu dem, worin oder in Bezug worauf alle Sklaven frei sind, nämlich meine Gedanken zu äussern. 39 ) So die Fol. — Die Qs. vile. Ygl. Anm. 72, A. 2, Sc. 3.— say ist imperativisch und = setzt den Fall, nehmt einmal an. 40 ) Das Bild ist hergenommen von den für jeden Gau in England halbjährlich festgesetzten Gerichtstagen (leets), wo über alle nicht capitale Yerbrechen des Bezirks gerichtet wurde. An solchen leets nehmen nun in jeder noch so reinen Brust auch unreine, misstrauische Yermuthungen Theil und sitzen zu Gericht (in sessions sit), im Yerein mit den, eigentlich allein dazu berechtigten, erlaubten Betrachtungen. — law-days ist nur die nach Sh.’s Art durch die Copula and damit verbundene Erklärung von leets. — sessions, die Lesart der Fol., ist bei Sh. als Plural der technische Ausdruck für „Gerichtssitzung“. Die Herausgeber lesen meistens mit den Qs. session. 41 ) Zwischen I do beseech you und das dazu gehörende that your wisdom yet would take no notice etc. tritt der mit though beginnende Zwischensatz, dessen Construction durch die ihm folgende längere Parenthese: As, I confess bis that are not, unklar geworden ist: Obgleich ich in meiner Yermuthung über Cassio vielleicht einen bösen Hang habe (vicious in my guess) — wie es ein Fluch meiner Natur ist, dass sie das Böse gern erforscht, und wie mein Argwohn (jealousy) Fehler schafft, die nicht vorhanden sind — so bitte ich Euch doch, keine Notiz zu nehmen von Einem, der so unsichere Ein¬ bildungen hegt (so imperfectly conceits). — Für oft, was die Qs. lesen, hat die Fol. of, „vermöge meines Argwohns“; demnach müsste sie auch shape für shapes lesen. Für conceits liest Q. A. conjects, ein Yerbum, das auch Sh.’s Zeitgenossen = to con¬ jecture gebrauchen. Ausserdem hat Q. A. 1 entreat you then für that your widsom yet. Die Herausgeber adoptiren meistens diese Lesarten der Q. A., und lesen demgemäss auch mit ihr: You’d take no notice für would take etc. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 73 Out of his scattering 42 and unsure observance. It were not for your quiet, nor your good, Nor for my manhood, honesty, and wisdom, 43 To let you know my thoughts. Oth. What dost thou mean? Iago. Good name in man and woman, dear my lord, Is the immediate 44 jewel of their souls: Who steals my purse, steals trash; ’t is something, nothing; ’T was mine, ’t is his, and has been slave to thousands; But he that filches from me my good name, Robs me of that which not enriches him, And makes me poor indeed. Oth. By heaven, I ’ll know thy thoughts. Iago. You cannot, if my heart were in your hand; Nor shall not, whilst ’t is in my custody. Oth. Fla! 45 Iago. 0! beware, my lord, of jealousy; It is the green-ey’d monster, which doth mock The meat it feeds on: 46 That cuckold lives in bliss, Who, certain of his fate, loves not his wronger; 47 But, 0! what damned minutes tells he o’er, Who dotes, yet doubts; suspects, yet soundly loves! 48 Oth. 0 misery! Iago. Poor, and content, is rich, and rich enough; But riches, fineless, 49 is as poor as winter, 42 ) scattering, von dem Verbnm Neutrum to scatter, — sich zerstreuen, sich verlieren, also = unzusammenhängend. 43 ) So die Fol. Die Qs. or wisdom. So gebraucht Sh. immediate auch im Hamlet (A. 1, Sc. 2.): the most immediate to our throne, — unmittelbar nahe. 45 ) Diesen Ausruf, der von einer leidenschaftlichen Geberde begleitet und näher bestimmt sein muss, lässt Q. A. aus. 46 ) So Qs. und Fol., nur dass Q. B. a green-eyed monster hat. Das Auge der Eifersucht sieht Alles in falschem, ungesundem, gelbgrünem . Licht; daher green-eyed. Ferner begnügt die Eifersucht sich nicht damit, die gehässige, widerwärtige Speise, von der sie sich nährt, einfach zu verschlingen, sondern sie beschäftigt sich lange damit; sie treibt ihr Spiel damit, wie etwa ein Raubthier oder sonstiges Ungethüm mit seiner zum Frass bestimmten Beute; — daher monster , und to mock = sein Spiel mit Etwas treiben. Die Herausgeber lesen meistens für das mock der Qs. und Fol. make , und zerstören damit das Bild eines green-eyed monster , von dem Sh. nicht sagen konnte, dass es seine Speise mache. 47 ) wronger ist die ungetreue Gattin, die Kränkerin ihres Gatten. 48 ) So die Fol., mit einem bessern Gegensätze zu suspects , als die von den Herausgebern adoptirte Lesart der Qs.: strongly loves. f9 ) fineless =■ endlos. Sh. gebraucht auch das Substantiv fine = Ende, und nicht bloss in der adverbialen Phrase in fine = endlich. f* 74 OTHELLO j • A. III. To him that ever fears he shall be poor. — Good heaven, the souls of all my tribe defend From jealousy! Oth. Why? why is this? Think’st tliou, I ’d make a life of jealousy, To follow still the changes of the moon With fresh suspicions? No: to be once in doubt, Is once to be resolv’d. 50 Exchange me for a goat, When I shall turn the business of my soul To such exsufflicate and blown surmises, 51 Matching thy inference. ’T is not to make me jealous, To say — my wife is fair, feeds well, loves company, Is free of speech, sings, plays, and dances well; 52 Where virtue is, these are more virtuous: 53 Nor from mine own weak merits will I draw The smallest fear, or doubt of her revolt; 54 For she had eyes, and chose me: No, Iago; I ’ll see, before I doubt; when I doubt, prove; And, on the proof, there is no more but this, 55 Away at once with love, or jealousy. Iago. I am glad of it: for now I shall have reason To show the love and duty that I bear you With franker spirit: therefore, as I am bound, Receive it from me. I speak not yet of proof. Look to your wife; observe her well with Cassio: 5(> Wear your eye — thus, 57 not jealous, nor secure: 5°) Einmal zweifeln heisst für mich auch eben so schnell entschlossen sein. Sobald ich einmal zweifle, weiss ich auch, was ich zu thun habe. — resolv'd als Gegensatz zu in doubt, ist übrigens nicht bloss = entschlossen, sondern hat auch die Nebenbedeu¬ tung „klar, fest überzeugt“. Die Fol. lässt das zweite once aus. 51 ) exsufflicate ist wahrscheinlich ein von Sh. gebildetes Wort, dessen Sinn sich theils aus dem lateinischen exsufflare, theils aus dem zur Erklärung hinzugefügten blown ergiebt, = aufgeblasen, luftig, aus blossem Wind oder Hauch gebildet. Andere erklären es = contemptible , despicable. Othello will die Beschäftigung seiner Seele (business of my soul) nicht auf solche leere Vermuthungen richten, der Andeutung Iago’s entsprechend ( matching thy inference). 52 ) well fehlt in der Fol. 53 ) these bezieht sich in ungenauer Construction auf keine vorhergehende Substantive, son¬ dern auf die Verba is fair — dances well. Es ist also zu ergänzen: diese Eigenschaften. Steevens citirt zur Erklärung eine Stelle aus All ’s well that ends well (A. 1, Sc. 1.): her dispositions she inherits, which makes fair gifts fairer. 54) from mine own weak merits gehört auch zu doubt of her revolt: wegen meiner eignen schwachen Verdienste will ich nicht einen Abfall, eineLntreue ihrerseits besorgen,argwöhnen. 55 ) Wenn ich die Wahrheit meines Argwohns erprobt habe (on the proof), dann bleibt mir nur das Eine noch übrig, mich der Liebe wie des Argwohns auf einmal zu entledigen. 56 ) d. h. wenn sie mit Cassio zusammen ist. 57) thus muss durch Iago’s Mienenspiel verdeutlicht werden. THE MOOR OF VENICE. 75 Sc. 3. [ would not have your free and noble nature, 3ut of self-bounty, 58 be abus’d; look to ’t. [ know our country disposition 59 well: in Venice they do let heaven see the pranks They dare not show their husbands; their best conscience s, not to leave ’t undone, but keep ’t unknown. 60 Oth. Dost thou say so? Iago. She did deceive her father, marrying you; \nd, when she seem’d to shake and fear your looks, 61 5he lov’d them most. Oth. And so she did. Iago. Why, go to , then; 5he that so young could give out such a seeming, ro seel her father’s eyes up, close as oak, 62 — le thought, ’t was witchcraft. 63 — But I am much to blame; ’ humbly do beseech you of your pardon, ?or too much loving you. Oth. I am bound to thee for ever. Iago. I see, this hath a little dash’d your spirits. Oth. Not a jot, not a jot. Iago. Trust me, I fear it has. hope, you will consider what is spoke Jomes from my love. — But, I do see you are mov’d: — am to pray you, not to strain my speech Co grosser issues, nor to larger reach, Qian to suspicion. 64 Oth. I will not. Iago. Should you do so, my lord, dy speech should fall into such vild success ^.s my thoughts aim not at. 65 Cassio ’s my worthy friend, dy lord, I see you are mov’d. 58 ) self-bounty = angeborne Güte. Composita mit self in diesem Sinne sind bei Sh. sehr häufig. Iago als Venetianer spricht von der einheimischen Art (country disposition ) seiner Landsmänninnen. 6Ü ) So Fol. und Q. B. — Q. A. leave und keep ohne it. 61 ) shäke und fear gehört dem Sinne nach zusammen, = als sie vor eurem Aussehen zu zittern und zu bangen schien. 62 ) Ueber to seel vgl. Anm. 85, A. 1, Sc. 3. Unter oak wird hier Eichenholz als das dichteste und am wenigsten durchsichtige verstanden. 63 ) Anspielung auf Brabantio’s Wort A. 1, Sc. 3.: sans witchcraft could not. 61 ) missdeutet meine Reden nicht zu handgreiflicheren Folgerungen und zu weiterer Bezie¬ hung, sondern deutet sie zu blossem Verdacht. Meine Reden sollen nichts Schlimmeres und nichts Weiteres andeuten, als nur einen Verdacht. 65 ) success ist entweder dasselbe, was eben vorher issue hiess, oder = Erfolg. Iago’s Rede würde eine Deutung oder einen Erfolg haben, so schlimm, wie seine Gedanken nicht beabsichtigten. Die Fol. liest which my thoughts aim'd not. 76 A. III. OTHELLO, Oth, No, not much mov’d. — I do not think but Dcsdemona ’s honest. logo. Long live she so; and long live you to think so! Oth. And yet, how nature erring from itself, — Iago. Ay, there ’s the point: — As, — to be hold with you, — Not to affect many proposed matches, 66 Of her own clime, complexion, and degree, Whereto, we see, in all things nature tends. Foh! one may smell, in such, a will most rank, <)7 Foul disproportion, 68 thoughts unnatural. — But pardon me; I do not in position 69 Distinctly speak of her, though I may fear, Her will, recoiling to her better judgment, 70 May fall to match you with her country forms, And, happily, 71 repent. Oth. Farewell, farewell. If more thou dost perceive, let me know more; Set on thy wife to observe. Leave me, Iago. Iago. My lord, I take my leave. [Going. 72 Oth. Why did I marry? — This honest creature, doubtless, Sees and knows more, much more, than he unfolds. Iago. My lord, I would, I might entreat your honour [Returning. To scan this thing no farther; leave it to time. Although ’t is fit that Cassio have his place, 73 (For, sure, he fills it up with great ability) Yet if you please to hold him off a while 74 You shall by that perceive him and his means: 7o Note, if your lady strain his entertainment 76 66 ) Der Satz bezieht sich auf Desderaona: dass sie sich nicht hingezogen fühlte (not to affect) zn vielen Heirathsverbindungen, die sich ihr darboten u. s. w. Der Satz geht dann anakoluthisch zu in suchü her: In solchen Weibern, die so sind, u. s. w., obgleich vorher nur von Desdemona die Rede war. 67 ) will = Gelüst, rank — geil. 68 ) foul disproportion ist ein hässliches Missverhältniss der geistigen Organisation. 69 ) position ist der aufgestellte Satz. 70 ) will, — Gelüst, Trieb, wird hier dem better judgment entgegengestellt, als davon abspringend, zurückprallend ( recoiling to her judgment). Dieser urtheilslose Trieb mag darauf verfallen (fall to), den Othello mit den Gestalten ihres eigenen Landes zu ver¬ gleichen, und dann vielleicht die getroffene Wahl bereuen. 71 ) happily, bei Sh. = haply. 72 ) Die Bühnenweisungen Going und Returning fehlen in Fol. und Qs. 73 ) d. h. seine Stelle bei Othello wieder erhalte. n ) to hold him off — ihn fern halten, nämlich von seiner Stelle. 75 ) means sind die Massregeln, die er ergreift, die Mittel, die er besitzt oder anwendet, um wieder in sein Amt zu gelangen. 76 ) to strain his entertainment = seine Aufnahme oder Wiedereinsetzung übereifrig betreiben. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 77 With any strong or vehement importunity; Much will be seen in that. In the mean time, Let me be thought too busy in my fears, (As worthy cause I have to fear I am 77 ) And hold her free, 78 I do beseech your honour. Oth. Fear not my government. 79 Iago. I once more take my leave. [Exit. Oth. This fellow ’s of exceeding honesty, And knows all qualities, with a learned spirit, Of human dealings; 80 if I do prove her haggard, Though that her jesses were my dear heart-strings, I ’d whistle her off, and let her down the wind, To prey at fortune. 81 Haply, for I am black, And have not those soft parts of conversation That chamberers 82 have; or, for I am declin’d Into the vale of years; — yet that ’s not much: 83 She ’s gone, 84 I am abus’d; and my relief Must be to loath her. 0 curse of marriage! That we can call these delicate 85 creatures ours, And not their appetites. I had rather be a toad, And live upon the vapour of a dungeon; Than keep a corner in the thing I love, For others’ uses. Yet, ’t is the plague of great ones; 77 ) scil. too busy in my fears. 78 ) und haltet sie für frei von Schuld. 79 ) my government = meine Beherrschung, Selbstbeherrschung. — to fear mit dem Accu- sativ ist bei Sh. oft — wegen Etwas besorgt sein, nicht bloss vor Etwas. 80 ) all qualities of human dealings — das Wesen alles menschlichen Thuns, gehört zusammen. — learned ist nicht so sehr = gelehrt, als erfahren, ausgelernt. 81 ) Das Bild ist von der Falkenjagd entlehnt. Wenn Othello die Desdemona wild, unzähmbar findet, so will er sich von ihr lossagen, wenn sie auch an seinem Herzen festgewachsen, oder, im Bilde vom Falken zu bleiben, wenn auch ihre Fussbänder ( jesses sind Lederstreifen, mit denen man den Vogel auf der Hand festhielt) aus seinen innigsten Herznerven beständen, also sein Herz zerreissen müssten. Einen unzähm¬ baren und deshalb für die Jagd unbrauchbaren Falken ( haggard , im Englischen weib¬ lichen Geschlechts,) entlässt man mit einem pfeifenden Ton ( whistle off), und lässt ihn mit dem Winde fliegen (down the wind), so dass er die Spur verliert, nicht mehr zurückkehrt, sondern auf eigne Hand und auf gut Glück Beute macht (to prey at fortune). — Dem Sh.’schen Publikum war die Falkenjagd mit allen Einzelnheiten und technischen Ausdrücken bekannt, und die häufigen Anspielungen darauf deshalb leicht verständlich. 82 ) chamberers = Stutzer, die sich in den Damenzimmern (chamber) bewegen. — for = because. 83 ) d. h. not much declined. 84 ) sie ist dahin, verloren. 85 ) delicate muss hier, in Verbindung mit their appetites, = von verwöhntem Geschmacke, schwer zu befriedigen, bedeuten. 78 OTHELLO, A. III. - ■ Prerogativ’d are they less than the base; 8,1 ’T is destiny unshunnable, like death: Even then this forked plague is fated to us, When we do quicken. 87 Look, where she comes. 88 , Enter Desdemona and Emilia. If she be false, 0! then heaven mocks itself. 89 I ’ll not believe it. Des. How now, my dear Othello? Your dinner and the generous islanders, 90 By you invited, do attend your presence. Oth. I am to blame. Des. Why do you speak so faintly? 91 Are you not well? Oth. I have a pain upon my forehead 92 here. Des. Faith, that ’s with watching; ’t will away again: Let me but bind it hard, within this hour It will be well. Oth. Your napkin 93 is too little; Let it alone. Come, I ’ll go in with you. Des. I am very sorry that you are not well. [ Exeunt Otii. and Des. 86 ) Die Grossen, zn denen Othello sich selbst zählt, haben in Bezug auf die Hahnreischafti nicht nur keine Vorrechte vor den gemeinen Leuten, sondern stehen ihnen darin sogaT noch nach, sie sind less prerogativ d. 87 ) schon dann, wenn der erste Lebenskeim sich regt ( when we do quicken), ist uns dieser gehörnte, wie Hörner gespaltene, Fluch bestimmt. Forked, eigentlich zwei¬ spaltig, wird von Sh. und seinen Zeitgenossen oft für „gehörnt“, als Symbol des Hahnreis, gebraucht. 8R ) So die. Fol. Die Herausgeber lesen mit den Qs. Desdemona comes. 89 ) So die Qs. Wenn sie falsch ist, o, dann treibt der Himmel sein Spiel mit sich .selbst, indem er sie äusserlich so himmlisch gebildet und innerlich, diesem Bilde zum Hohn, so schlecht hat werden lassen. Nach der Lesart der Fol.: If she he false, heaven mock d itself, ist der Sinn nur der, dass der Himmel, als er sie schuf, sich selbst höhnte. 90 ) generous ist auch an anderen Stellen = edel von Geburt oder Rang. Sie bezieht sich auf das, was Othello vorher, freilich erst vom morgenden Tage, gesagt hatte: I shalü not dine at home ; I meet the captains at the citadel. 91 ) So die Fol., mit einer natürlicheren Phrase, als die von den Herausgebern vorgezogene Lesart der Qs.: Why is your speech so faint? 92 ) Die Stirn wird als Sitz der Hörner eines Hahnrei öfter bezeichnet. — Desdemona ver¬ steht die Anspielung nicht, sondern denkt an ein von Nachtwachen entstandenes Koptweh. 93 ) napkin ist bei Sh. dasselbe wie handkerchief , = Taschentuch. — Eine Bühnenweisung fehlt zu diesen Worten in Fol. und Qs., und wurde zuerst von Rowe supplirt: She drops her handkerchief, woraus die späteren Herausgeber machen: He puts the hand¬ kerchief from him, and it drops. — Collier endlich setzt nach einer alten handschrift¬ lichen Randglosse: Lets fall her napkin, auf Othello bezüglich. -— Dass aber Des- demona das von Othello zurückgewieseno Tuch fallen lässt, erhellt aus Emilia’s spä¬ teren Worten: she let it drop by negligence. »Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 79 Emit. I am glad I have found this napkin. This was her first remembrance from the Moor: My wayward 94 husband hath a hundred times Woo’d me to steal it; but she so loves the token, (For he conjur’d 93 her she should ever keep it) That she reserves it evermore about her, To kiss, and talk to. I ’ll have the work ta’en out, And give ’t Iago: 96 What lie will do with it, heaven knows, not I; I nothing, 97 but to please his fantasy. Enter Iago. Iago. How now! what do you here alone? Emil. Do not you chide; I have a thing for you. Iago. lou have a thing for me? — it is a common thing — Emil. Ha ? Iago. To have a foolish wife. 98 Emil. 0! is that all? What will you give me now For that same handkerchief? Iago. What handkerchief? Emil. What handkerchief! Why, that the Moor first gave to Desdemona; That which so often you did bid me steal. Iago. Hast stolen it from her? Emil. No, ’faith: she let it drop by negligence; And, to th’ advantage, I, being here, 99 took ’t up. Look, here it is. Iago. A good wench; give it me. Emil. What will you do with ’t, that you have been so earnest To have me filch it? Iago. Why, what ’s that to you? [Snatching it. 100 94 ) wayward, eigentlich der seinen eigenen Weg geht, dann launisch, wunderlich. 95 ) to conjure hat bei Sh. in demselben Sinne, = dringend bitten, beschwören, den Ton bald auf der ersten, bald auf der zweiten Sylbe. J6 ) Emilia’s Absicht ist also eigentlich nicht, das gefundene Taschentuch selbst dem Iago einzuhändigen; sie will nur die Stickerei desselben nachmachen lassen ( have the work ta en outj, und dieses nachgemachte Tuch ihrem Gatten als das echte geben. 97 ) Zu I ist aus dem vorigen Verse know zu ergänzen. — Q. A. liest: I nothing know but for his fantasy. 98 ) Die Fol. lässt mit Recht, indem sie hinter common thing einen Gedankenstrich setzt, den Satz unvollendet, den Iago erst mit dem folgenden to have a foolish wife ver¬ vollständigt. Die Qs. lassen you have aus. j9 ) und da ich zu der günstigen Gelegenheit (to th! advantage) hier war. 10 °) Die Bülmenweisung fügte Rowe hinzu. ■h 80 OTHELLO, A. III. Emil. If it be not for some purpose of import, Give 't me again: poor lady! slie ’ll run mad, When she shall lack it. Iago. Be not acknown on ’t; 101 I have use for it. Go, leave me. [Exit Emilia. I will in Cassio’s lodging lose this napkin, And let him find it: trifles, light as air, Are, to the jealous, confirmations strong As proofs of holy writ. 102 This may do something. The Moor already changes with my poison: 103 Dangerous conceits are in their natures poisons, Which at the first are scarce found to distaste; But with a little act upon the blood, Burn like the mines of sulphur. 104 — I did say so: 405 — Enter Othello. Look, where he comes! Not poppy, nor mandragora, 106 Nor all the drowsy 107 syrups of the world, Shall ever medicine thee to that sweet sleep Which thou ow’dst yesterday. 108 Oth. Ha! ha! false to me? 109 Iago. Why, how now, general? no more of that. Oth. Avaunt! be gone! thou hast set me on the rack. — I swear, ’t is better to be much abus’d, Than but to know ’t a little. 110 101 ) So die Fol. und Q. B., mit bestimmteren Sinne, als die von den Herausgebern meist adoptirte Lesart der Q. A.: Be not you known of 't. Das veraltete to be acknown of something , = to acknowledge something, kommt auch bei Sh.’s Zeitgenossen vor: „Sei dessen nicht geständig“. — Q. A. sagt nur: „Wisse nichts davon“. lü2 ) Dem Eifersüchtigen sind luftige Kleinigkeiten so kräftige Bestätigungen seiner Eifer¬ sucht, als ob es Beweisstellen aus der heiligen Schrift wären. 103 ) Diese Zeile fehlt in Q. A. 10v ) Gefährliche Einbildungen sind wie Gifte, die zuerst kaum einen unangenehmen Geschmack haben, die aber, wenn sie nur etwas auf das Blut wirken, wie ganze Minen voll Schwefel brennen. 105 ) I did say so bezieht sich schwerlich auf das Zunächststehende, sondern auf die Zeile: The Moor already changes with my poison. Diesen Wechsel in Aussehen und Hal¬ tung Othello’s findet Iago durch den Anblick des Herankommenden bestätigt. 106 ) mandragora, der aus Alraum bereitete Trank, wird als ein einschläferndes Mittel auch in Antony and Cleopatra (A. 1, Sc. 5.) erwähnt: give me to drink mandragora, that I may sleep out this great gap of time. 107 ) drowsy — schläfrig machend. 108 ) to owe bedeutet bei Sh. gewöhnlich: besitzen, sein nennen. 109 ) So die Fol. — Die Qs. setzen to me? zweimal, obwohl der Nachdruck nicht darauf liegt, dass sie dem Othello untreu ist, sondern dass sie überhaupt untreu ist. n0 ) als nur Etwas davon zu wissen, dass man betrogen wird (abus'd). — Der Gegensatz ist zwischen little und much , wie zwischen know und abus’d. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 81 Iago. How now, my lord? Oth. What sense had I in 111 her stolen hours of lust? I saw it not, thought it not, it harm’d not me: I slept the next night well, fed well, 112 was free and merry; I found not Cassio’s kisses on her lips: He that is robb’d, not wanting 413 what is stolen, Let him not know ’t and he ’s not robb’d at all. Iago. I am sorry to hear this. Oth. I had been happy, if the general camp, Pioners 444 and all, had tasted her sweet body, So I had nothing known. 0 now, for ever, Farewell the tranquil mind! farewell content! Farewell the plumed troops, 445 and the big wars, That make ambition virtue! 0, farewell! Farewell the neighing steed, and the shrill trump, The spirit-stirring drum, the ear-piercing fife, The royal banner, and all quality, Pride, pomp, and circumstance 446 of glorious war! And 0 you mortal engines, whose rude throats 447 Th’ immortal Jove’s dread clamours counterfeit, Farewell! Othello’s occupation ’s gone! Iago. Is it possible? — My lord, — Oth. Villain, be sure thou prove my love a whore; Be sure of it: give me the ocular proof, 448 m ) sense ist hier die sinnliche Wahrnehmung, Empfindung bei ihren verstohlenen Stunden der Wollust. Die Qs. lesen für in nur of, wodurch die prägnante Bedeutung von sense beeinträchtigt wird: „Was merkte ich von ihren Stunden?“ 112 ) fed well ist ein charakteristischer Zusatz, der nur von Sh. herrühren kann, den aber die meisten Herausgeber weglassen, weil er nur in der Fol. sich findet, und den Vers, der nach ihrer Meinung durchaus ein fünffüssiger sein muss, stört. 113 ) to want = vermissen. m ) pioners, = Schanzgräber, waren die Untersten des gesammten Lagers, meist degradirte Soldaten. — pioner, mit betonter erster Sylbe, und nicht pioneer, mit betonter dritter, wie die Herausgeber lesen, ist Sh.’s Wort. So in Hamlet (A. 1, Sc. 3.): a worthy pioner. 115 ) So die Fol. — Die Qs. troop. Es sind die mit Federbüschen gezierten Reiterschaaren gemeint, wie unter big wars die gewaltigen, stattlichen Schlachtreihen überhaupt. 116 ) circumstance, = Zubehör, ist Alles, was ausser den erwähnten quality, pride, pomp zum ruhmreichen Kriege gehört. 117 ) So die Fol. Die Qs. haben wide throats. 118 ) Die Herausgeber fügen hier die Bühnenweisung: Seizing foder Taking) him by the throat hinzu, vielleicht dazu veranlasst durch Iago’s spätere Worte: 0 grace! 0 heaven defend me! — Dass diese jedoch nicht den vermutheten Sinn haben, dass nicht etwa Iago den Othello um Gnade anfleht, sondern nur die Gnade Gottes anruft, zeigt die Lesart der Fol.: 0 heaven forgive me. — Othello konnte hier seinen erwachten Zorn (my wak’d wrath) an Iago auf manche andere Weise bethätigen, als gerade dadurch, dass er ihn bei der Kehle ergriff. 6 82 OTHELLO A. III. ? _ Or, by the worth of mine eternal soul, 419 Thou liadst been better have been born a dog, Than answer my wak’d wrath. Iago. Is it come to this? Oth. Make me to see ’t, or, at the least, so prove it, That the probation bear no hinge, nor loop, To hang a doubt on: or woe upon thy life! Iago. My noble lord, — Oth. If thou dost slander her, and torture me, Never pray more: abandon all remorse; 120 On horror’s head horrors accumulate; Do deeds to make heaven weep, all earth amaz’d, For nothing canst thou to damnation add, Greater than that. logo. 0 grace! 0 heaven forgive me! 121 Are you a man? have you a soul, or sense? God be wi’ you; 422 take mine office. — 0 wretched fool, That liv’st 423 to make thine honesty a vice! — 0 monstrous world! Take note, take note, 0 world! To be direct and honest is not safe. — I thank you for this profit; and, from hence, I ’ll love no friend, sitli 424 love breeds such offence. Oth. Nay, stay. — Thou shouldst be honest. 425 Iago. I should be wise; for honesty ’s a fool, And loses that it works for. Oth. By the world, 426 I think my wife be honest, and think she is not; I think that thou art just, and think thou art not. I ’ll have some proof: Her name, 427 that was as fresh As Dian’s visage, is now begrim’d and black 11 9) So Fol. und Q. B. — Q. A. man 's eternal soul. 120 ) remorse — Mitgefühl, Schonung. Diese Bedeutung hat das Wort zu Sh.’s Zeit gewöhnlich. 121 ) S. Anm. 118. 122 ) God be with you sagt man beim Abschied. Iago thut, als wolle er, gekränkt, sich beim Othello verabschieden, und seine Charge als ancient aufgeben ( take mine office). 123 ) 0 Thor, ruft Iago sich selbst zu, der du es erlebst, dass deine Redlichkeit dir zum Verbrechen gemacht wird. — Die Lesart der Fol.: lov'st, ist schwerlich mehr als Druck¬ fehler. i2t) pü r dag veraltete, vielleicht aber eben deshalb von Sh. hier gesetzte sith der Fol. lesen die Herausgeber mit den Qs. das gleichbedeutende since. 125 ) Othello bezieht sich auf das, was Iago gesagt hatte: To be direct and honest is not safe. 126 ) Diese Rede Othello’s fehlt in Q. A. 127 ) So 0- B- — Eie Fol. liest my name. Sc. 3. 83 THE MOOR OF VENICE. As mine own face. — If there be cords, or knives, Poison, or fire, or suffocating streams, I ’ll not endure it. — Would I were satisfied! 128 Iago. I see, Sir, you are eaten up with passion. I do repent me that I put it 429 to you. You would be satisfied? Oth. Would! nay, I will. Iago . And may; but how? how satisfied, my lord? Would you, the supervisor, 430 grossly gape on? Behold her topp’d? Oth. Death and damnation! 0! Iago. It were a tedious difficulty, I think, To bring them to that prospect. Damn them then, If ever mortal eyes do see them bolster, 434 More than their own! What then? how then? What shall I say? Where ’s satisfaction? 432 It is impossible you should see this, Were they as prime 433 as goats, as hot as monkeys, As salt as wolves in pride, 434 and fools as gross As ignorance 435 made drunk: but yet, I say, If imputation, and strong circumstances, Which lead directly to the door of truth, Will give you satisfaction, you might 436 have it. Oth. Give me a living reason 437 she ’s disloyal. Iago. I do not like the office; But, sith 438 I am enter’d in this cause so far, Prick’d to ’t by foolish honesty and love, I will go on. I lay with Cassio lately, And, being troubled with a raging tooth I could not sleep. 128 ) Ich wollte, ich hätte Gewissheit. 129 ) it bezieht sich nicht auf passion , sondern steht allgemein = es, die Sache, die ich Euch mitgetheilt. 13 °) So Q. A., wo the supervisor Apposition zu you ist. — Q. B. und Fol. lesen the super¬ vision, das, von grossly gape on abhängig, daneben pleonastisch stehen würde. — Für topp'd lesen die Herausgeber unnöthig tupp'd. 131 ) to holster, hier als neutrales Verbum, = ein Polster benutzen, auf dem Polster liegen. > 132 ) satisfaction in Bezug auf would I were satisfied. Vgl. Anm. 128. 133 ) prime, eigentlich in der Blüthe befindlich, daher geil, üppig. 13v ) pride, die Brunst oder Brunstzeit weiblicher Thiere. 135 ) ignorance ist hier Collectiv = die Unwissenden, Dummen. 136 ) So die Fol. — Die Qs. lesen may have it. 137 ) a living reason ist ein Beweisgrund, der Leben in sich hat, ein sprechender Beweis. 138 ) Hier lesen Fol. und Qs. sith. Vgl. Anm. 124. 6 * I- 84 OTHELLO, A. III. There are a kind of men so loose of soul, 139 That in their sleeps will mutter their affairs: One of this kind is Cassio. In sleep I heard him say, — „Sweet Desdemona; Let us be wary, let us hide our loves!“ And then, Sir, would he gripe, and wring my hand, Cry, — „0, sweet creature!“ and then kiss me hard, As if he pluck’d up kisses by the roots, That grew upon my lips: 140 then laid his leg Over my thigh, and sigh’d, and kiss’d; and then Cried, — „Cursed fate, that gave thee to the Moor!“ Oth. 0 monstrous! monstrous! I ago. Nay, this was but his dream. Oth. But this denoted a foregone conclusion: 141 ’T is a shrewd doubt, though it he but a dream. 142 Iago. And this may help to thicken other proofs, That do demonstrate thinly. 143 Oth. I ’ll tear her all to pieces. Iago. Nay, but be wise: yet we see nothing done; She may be honest yet. Tell me but this: Have you not sometimes seen a handkerchief, Spotted with strawberries, 144 in your wife’s hand? Oth. I gave her such a one: ’t was my first gift. Iago. I know not that: hut such a handkerchief, (I am sure it was your wife’s) did I to-day See Cassio wipe his beard with. Oth. If it be that, — Iago. If it be that, or any that was hers, 140 It speaks against her, with the other proofs. 13 9 ) die ihr Inneres so wenig festzuhalten wissen. 14-0) pie Küsse werden hier wie Blumen oder Kräuter gedacht, die auf den Lippen wurzeln Cassio küsste so nachdrücklich, als oh er sie mit den Wurzeln ausreissen wollte. Hi) conclusion steht hier wie A. 2, Sc. I.: the incorporate conclusion. Ygl. Anm. 86. daselbst. 14 - 2 ) pi ese z e iie theilt Q. A. dem Iago, Q. B. und die Fol., mit besserem Grunde, dem Othello zu. !4-3) thicken — verstärken, im Gegensätze zu thinly = kümmerlich, schwach. — thin , von der Schwäche der Beweise und Wahrscheinlichkeiten, hatte Sh. schon A. 1, Sc. 3. gebraucht: than these thin habits and poor likelihoods. t**) Es waren Erdbeeren hineingestickt. Spot, = Stickmuster, kommt in Coriolanus (A. 1, Sc. 3.) vor: a fine spot, in good faith! 145) Nach Malone’s Verbesserung. Fol. und Qs. lesen or any it was hers. In der Hand¬ schrift stand wahrscheinlich yt, eine gewöhnliche Abkürzung für that. — Viele Heraus¬ geber lesen mit der zweiten, unauthentischen Fol. vom Jahre 1632: if 't was hers, wo aber any alle Beziehung verliert. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 85 Oth. 0, that the slave had forty — thousand 146 lives! One is too poor, too weak for my revenge. Now do I see ’t is true. 147 — Look here, Iago; All my fond love thus do I blow to heaven: ’T is gone. — Arise, black vengeance, from the hollow hell! 148 Yield up, 0 Love! thy crown and hearted throne, 149 To tyrannous hate! swell, 150 bosom, with thy fraught, For ’t is of aspicks’ tongues! Iago. Yet be content. 451 Oth. 0, blood, blood, blood! 152 Iago. Patience, I say; your mind may change. 153 Oth. Never, 4o4 Iago. Like to the Pontick sea, Whose icy current and compulsive course Ne’er feels 455 retiring ebb, but keeps due on To the Propontick and the Hellespont: Even so my bloody thoughts, with violent pace, Shall ne’er look back, ne’er ebb to humble love, Till that a capable and wide revenge 456 146 ) Diese Zahl wendet Sh. auch sonst als unbestimmte Grösse an. So in Hamlet (A. 5. Sc. 1.): forty-thousand brothers, und in Winter’s Tale (A. 4, Sc. 3.): forty-thousand fathom. 147 ) Q. A. liest time für true. lf8 ) So die Fol. Die Rache hat ihren Sitz in der Hölle, die als unterirdisch, gewölbt, ausgehöhlt gedacht wird. Die Herausgeber ziehen dieser Lesart, welche eine bestimmte Anschauung gewährt, die vage, unbestimmte der Qs.: from thy hollow cell vor. Auch liegt in hell der deutliche Gegensatz zu dem eben vorhergehenden heaven , zu dem Othello seine thörichte Liebe ( fond love) emporgeblasen hatte. 149 ) Die Liebe hat ihren Thron im Herzen, 150 ) Wie von Natterbissen die Wunde anschwillt, so soll Othello’s Brust anschwellen von dem, was sie belastet. 151 ) So die Fol., deren Lesart mehr sagt als das Pray, be content der Qs., was die Herausgeber vorziehen. Gebt euch noch zufrieden, seid noch ruhig! ruft Iago dem Othello zu. 152 ) Die Qs. lesen 0, blood, Iago, blood! 153 ) Die Qs. haben perhaps may change, was die Herausgeber, um den fünffüssigen Vers zu retten, beibehalten, so nichtssagend auch perhaps neben may steht. Das Folgende bis marble heaven fehlt in Q. A. — Die Notiz über die Strömung des schwarzen Meeres (Tontick sea) fand Sh., wie Steevens nachweist, in Holland’s Uebersetzung des Plinius, 1601. Er hat die Stelle theilweise wörtlich benutzt: And the sea Pontus evermore floweth and runneth out into Propontis, but the sea never retireth back again within Pontus. lj5 ) So Q. B. — Die Fol. hat keeps, das als transitives Verbum unmittelbar neben dem intransitiven keeps due on sich ungeschickt ausnimmt, und wahrscheinlich aus einer Verwechslung damit entstand. 156 ) capable, — umfassend, kommt auch sonst bei Sh. vor. 86 OTHELLO, A. III. Swallow them up. — Now, by yond marble heaven, 157 In the due reverence of a sacred vow I here engage my words. Iago. Do not rise yet. — Witness, 158 you ever-burning lights above! You elements that clip us round about! Witness, that here Iago doth give up The execution 159 of his wit, hands, heart, To wrong’d Othello’s service! Let him command, And to obey shall be in me remorse, What bloody business ever. 160 Oth. I greet thy love, Not with vain thanks, but with acceptance bounteous, 161 And will upon the instant put thee to ’t: Within these three days let me hear thee say, That Cassio ’s not alive. Iago. My friend is dead: 162 ’t is done at your request: 163 But let her live. Oth. Damn her, lewd minx! 0, damn her! Come, go with me apart; I will withdraw, To furnish me with some swift means of death For the fair devil. Now art thou my lieutenant. 164 Iago. I am your own for ever. SCENE IY. [ Kneeling. [ Kneeling. [ Exeunt. The Same. Unter Desdemona, Emilia, and Clown. Des. Do you know, sirrah, where the lieutenant Cassio lies ? 1 Clo. I dare not say he lies any where. —-—- 157 ) Das Epitheton marble und marbled, wobei an bläulichen Marmor zu denken ist, wendet Sh. auch an andern Stellen auf das Himmelsgewölbe an; so kommt in Oym- beline (A. 5, Sc. 4.) marble mansion und marble pavement, in Timon of Athens (A. 4, Sc. 3.) marbled mansion vor. Das Folgende findet sich in Q. A. 158 ) witness ist Imperativ von to witness. 15s ) execution, wofür Q. A. excellency liest, ist bei Sh. = Thätigkeit, Thatkraft. 1C0 ) So die Fol. Die Qs. lesen bloody work soever. Beides hängt von command ab, von dem es durch den Zwischensatz getrennt wird: Und das Gehorchen soll in mir eine zarte Gewissenssache (remorse) sein. N 161 ) acceptance bounteous, als Gegensatz zu vain thanks, deutet die Freigebigkeit an, mit ; der Othello die Annahme von Iago’s Diensten begleiten wird. 162 ^ Othello darf seinerSache so gewiss sein, dass er Cassio schon jetzt als todt betrachten kann. In dem my friend liegt die Insinuation, dass Iago seine Freundschaft dem Othello zum Opfer bringt. 163 ) So die Fol; die Qs. weniger gut as you request. 164 ) Ygl. Anm. 161. i) to lie =■ im Quartier liegen. Das auch hier angewandte Wortspiel zwischen den ver¬ schiedenen Bedeutungen von to lie = liegen und lügen, ist das gewöhnlichste bei Sh. Sc. 4. THE MOOR OF VENICE. 87 Des. Why, man ? Clo. He is a soldier; and for one to say a soldier lies, is stabbing. Des. Go to. 2 Where lodges he ? Clo. To tell you where he lodges, is to tell you where I lie. 3 Des. Can any thing be made of this? Clo. I know not where he lodges; and for me to devise a lodging, and say, he lies here, or 4 he lies there, were to lie in mine own throat. Des. Can you inquire him out, and be edified by report? 5 Clo. I will catechize the world for him; that is, make questions, and by them answer. 6 Des. Seek him; bid him come hither; tell him, I have moved my lord in his behalf, and hope, all will be well. Clo. To do this is within the compass of man’s wit; and therefore I will attempt the doing it. [Exit. Des. Where should I lose that handkerchief, Emilia? Emil. I know not, Madam. Des. Believe me, I had rather have lost my purse Full of cruzadoes; 7 and but 8 my noble Moor Is true of mind, and made of no such baseness As jealous creatures are, it were enough To put him to ill thinking. Emil. Is he not jealous? Des. Who? he! I think the sun, where he was born, Drew all such humours 9 from him. Emil. Look, where he comes. Enter Othello. Des. I will not leave him now, till Cassio 10 Be call’d to him. — How is ’t with you, my lord? 2 ) go to ist eine milde Art von Verweis oder Vorwurf. — In der vorhergehenden Zeile liest die Fol. for me; beide Qs. haben for one. 3 ) Diese Rede und die folgende fehlen in Q. A. 4 ) he lies here or steht nur in der Fol. 5 ) Da der Narr auf Desdemona’s einfache Fragen nur mit Wortverdrehungen antwortet, so versucht sie es jetzt mit gewählteren und gesuchteren Ausdrücken, wie inquire, edified, report: „Kannst du ihn ausforschen und dich durch den Bericht (der Wohnung Cassio’s) belehren, unterrichten lassen“. — to edify wurde zu Sh.’s Zeit häufig = to teach gebraucht. An dieses to edify knüpft dann der Narr an mit seinem catechize. 6 ) nach den Fragen, den Fragen gemäss (by them) antworten, wie im Katechismus, wo Frage und Antwort aufeinander folgen. 7 ) eine portugiesische Goldmünze, die zu Sh.’s Zeit in England viel im Umlauf war, im Werthe von 9 Schilling. Es kam Sh. dabei besonders auf den ausländischen Namen an. *0 but = wenn nicht, nur dass. 9 ) humour ist zugleich Laune und Feuchtigkeit, und beide Bedeutungen spielen hier ineinander über. 10 ) So die Fol. Die Qs. let Cassio. 88 A. III. OTHELLO, Oth. Well, my good lady. — [Aside.'] 0 , hardness to dissemble! 11 How do you, Desdemona? Des. Well, my good lord. Oth. Give me your hand. This hand is moist, my lady. Des. It yet has felt no age, nor known no sorrow. 12 Oth. This argues fruitfulness, 13 and liberal heart. Hot, hot and moist: this hand of yours requires A sequester 14 from liberty, fasting and praying, Much castigation, exercise devout; 15 For here ’s a young and sweating devil here, 16 That commonly rebels. ’T is a good hand, A frank one. Des. You may, indeed, say so; For ’t was that hand that gave away my heart. Oth. A liberal hand: the hearts of old gave hands, But our new heraldry is — hands, not hearts. 17 Des. I cannot speak of this. Come now, your promise. Oth. What promise, chuck? 48 Des. I have sent to bid Cassio come speak with you. Oth. I have a salt and sorry rheum 19 offends me. Lend me thy handkerchief. Des. Here, my lord. Oth. That which I gave you. Des. I have it not about me. J1 ) Es fällt Othello schwer, sich solche Gewalt der Verstellung anzuthun. 12 ) Diese Häufung der Negationen ist bei Sh. gewöhnlich. 13 ) fruitfulness ist nicht Fruchtbarkeit, welche Desdemona’s feuchte Hand beweist (argues), sondern Freigebigkeit, wie schon vorher fruitful, = freigebig, vorkam. Ygl. Anm. 93, A. 2, Sc. 3. — Dagegen ist liberal mehr, als der jetzige Sinn des Wortes besagt, und bedeutet bei Sh. „ausgelassen“. 14 ) Dieses ungewöhnliche Substantiv bezeichnet, was Sh. gewöhnlicher sequestration nennt. Ygl. Anm. 103, A. 1, Sc. 3. 15 ) castigation = Kasteiung, exercise devout — fromme Uebung. 16 ) here d. h. in der feuchten Hand. Für das erste here wäre vielleicht there zu lesen, obwohl die Wiederholung derselben Partikel am Anfang und Ende des Satzes bei Sh. nicht ungewöhnlich ist. 17 ) Auf Desdemona’s Geständniss, dass ihre Hand ihr Herz vergeben habe, dass sie das eine mit dem andern dem Othello geschenkt, versetzt dieser im Gegensatz dazu, dass vor Alters die Herzen die Hand vergeben hätten, dass aber in der neuen Wappen¬ kunde nur Hände, keine Herzen vorkämen. Die Anspielung geht einfach und ganz allgemein auf den Brauch, dergleichen als Symbole im Wappen anzubringen. Othello drückt sich geflissentlich dunkel aus, weshalb auch Desdemona antwortet: I cannot speak of this, — ich weiss davon nicht zu sprechen. — Dyce führt sehr passend einen Vers aus Warner’s Albions England 159 6. an, der Sh. bekannt sein musste: My hand shall never give my heart; my heart shall give my hand. 1S ) chuck, ein gewöhnlicher Liebkosungsausdruck bei Sh. 19 ) So die Fol. — ein salziger und verdriesslicher Schnupfen. Die Qs. lesen sullen für sorry Sc. 4. 89 THE MOOR OF VENICE. Oth. Not? Des. No, indeed, my lord. Oth. That is a fault. 20 That handkerchief Did an Egyptian to my mother give; She was a charmer, 21 and could almost read The thoughts of people: she told her, while she kept it, ’T would make her amiable, and subdue my father Entirely to her love, but if she lost it, Or made a gift of it, my father’s eye Should hold her loathed, and his spirits should hunt After new fancies. She, dying, gave it me; And bid me, when my fate would have me wived, 22 To give it her. I did so; and take heed on ’t: Make it a darling like your precious eye; To lose ’t 23 or give ’t away, were such perdition, As nothing else could match. Des. Is ’t possible? Oth. ’T is true: there ’s magic in the web of it. A sibyl, that had number’d in the world The sun to course two hundred compasses, 24 In her prophetick fury sew’d the work; 25 The worms were hallow’d that did breed the silk, And it was dy’d in mummy, 26 which the skilful Conserv’d of maidens’ hearts. Des. Indeed! is ’t true? Oth. Most veritable; therefore look to ’t well. Des. Then would to heaven that I had never seen it. Oth. Ha! wherefore ? Des. Why do you speak so startingly and rash? 27 20 ) fault ist bei Sh. sowohl = Fehler, als auch Unglück, Schade. 21 ) charmer, — Zauberin, von to charm — zaubern. 22 ) So die Fol. Die Qs. lesen wive. Aus dem verbalen wived oder wive ist das sub¬ stantivische wife zu suppliren, worauf sich her in to give it her bezieht. 23 ) So die Fol. Die Qs. lesen to lose. 24 ) Eine Prophetin, die zweihundert Jahre alt geworden war. — Für course , = durch¬ laufen, hat Q. A. das matte make. 25 ) fury — Begeisterung, Verzückung. 26 ) Dem Mumiensaft wurden zu Sh.’s Zeit wunderbare geheime Kräfte zugeschrieben. Des¬ halb kommt auch in Macbeth (A. 4, Sc. 1.) unter den Ingredienzen des Kessels witches’ mummy vor. Hier ist dieser Saft von Erfahrenen ( skilful ) aus Jungfrauenherzen eingemacht ( conserved ',). — Q. A. liest with the skilful conserves of maidens’ hearts, als ob das Tuch in zweierlei Substanzen gefärbt sei. 27 ) so startingly and rash = so auffahrend und jäh. — Das adverbiale — ly wird bei Sh. häufig weggelassen, namentlich bei Wiederholungen. 90 OTHELLO, A. III. Oth. Is ’t lost? is ’t gone? speak, is it out o’ the way? Des. Heaven bless us! Oth. Say you? Des. It is not lost; but wbat an if it,were? Oth. How? Des. I say, it is not lost. Oth. Fetch ’t, let me see ’t. Des. Why, so I can, Sir; 28 but I will not now. This is a trick, to put me from my suit: 29 I pray, let Cassio be receiv’d again. Oth. Fetch me that handkerchief: my mind misgives. Des. Come, come; You ’ll never meet a more sufficient 30 man. Oth. The handkerchief, — Des. I pray, talk me of Cassio. 31 Oth. The handkerchief, — Des. A man that, all his time, Hath founded his good fortunes on your love; Shar’d dangers with you; — Oth. The handkerchief, — Des. In sooth, you are to blame. Oth. Away! \Exit Othello. Emil. Is not this man jealous ? 32 Des. I ne’er saw this before. Sure, there ’s some wonder in this handkerchief: I am most unhappy in the loss of it. Emil. ’T is not a year or two shows us a man: They are all but stomachs, and we all but food; They eat us liungerly, and when they are full, They belch us. Enter Iago and Cassio. Look you! Cassio, and my husband. Iago. There is no other way; ’t is she must do 7 t: And, lo, the happiness ! 33 go, and importune 34 her. 28 ) Sir fehlt in der Eol. 29 ) dies ist eine List, mich von meinem Gesuch abzubringen. 30 ) sufficient, eigentlich genügend, ausreichend für das Erforderliche, ist bei Sh. — tüchtig. 31 ) Diese Worte und Othello’s folgende fehlen in Q. A. 32 ) Emilia wiederholt ihre frühere Frage, die sie vor Othello’s Auftreten gethan: Is he not jealous? 33 ) the happiness — das Glück besteht darin, dass er die Desdemona gerade antrifft, da es keinen anderen Weg als durch sie für Cassio giebt ( there is no other way), in Othello’s Gunst wieder zu gelangen. 3 '0 impdrtune ist die alte Betonung des Wortes, als Verbum und als Adjektiv. Sc. 4. THE MOOR OF VENICE. 91 Des. How now, good Cassio? what ’s the news with you? Cas. Madam, my former suit. I do beseech you, That by your virtuous 35 means I may again Exist, 36 and be a member of his love, Whom I, with all the office of my heart, 37 Entirely honour: I would not be delay’d. 38 If my offence be of such mortal kind, That nor my service past, 39 nor present sorrows, Nor purpos’d merit in futurity, 40 Can ransom me into his love again, But to know so must be my benefit; 41 So shall I clothe me in a forc’d content, And shut myself up in some other course, To fortune’s alms. 42 Des. Alas! thrice-gentle 43 Cassio, My advocation is not now in tune; 44 My lord is not my lord; nor should I know him, Were he in favour, 45 as in humour, alter’d. So help me every spirit sanctified, As I have spoken for you all my best, And stood within the blank 46 of his displeasure, For my free speech. You must a while be patient: 35 ) virtuous ist hier = wirksam oder heilkräftig. 36 ) Cassio bekennt, dass er ohne Othello’s Gunst nicht zu leben vermöge. 37 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat duty, wie Sh. wahrscheinlich zuerst schrieb, bis er später das gewähltere und mehrsagende office, = Diensteifer, dafür setzte. — Das whom, bezieht sich auf his : die Liebe Desjenigen, den ich rückhaltslos (entirely) ehre. 38 ) ich möchte mich nicht gern hinhalten lassen. 39 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. neither service past, wobei das Pronomen my, das sich zugleich auf das folgende present sorrows und purpos’d merit bezieht, ungern vermisst wird. Der Gebrauch von nor — nor, oder auch nur des zweiten nur allein, für neither — nor ist bei Sh. sehr gewöhnlich. 40 ) das Verdienst, das Cassio beabsichtigt sich in Zukunft zu erwerben. 41 ) Wenn Cassio Othello’s Gunst nicht wiedergewinnen kann, so muss es ihm schon eine Wohlthat sein, es nur zu wissen. 4 2) Cassio wird alsdann sich gezwungen zufrieden geben und sich einschliessen, beschränken (shut myself up) auf irgend eine andere Laufbahn, wie gerade das Glück ihm eine solche als Almosen zuweist (to fortune’s alms). 43 ) Vgl. Anm. 69, A. 1, Sc. 3. 44 ) Meine Verwendung klingt jetzt nicht gut, wird nicht wohlgefällig angehört. 45 ) Vgl. Anm. 102, A. 1, Sc. 3. 46 ) blank, eigentlich das Weisse in der Zielscheibe, gebraucht Sh. für den Bereich des Schusses im Allgemeinen. „Ich setzte mich wegen meines rückhaltslosen Sprechens seinem Missfallen aus“. 92 OTHELLO j A. III. What I can do, I will; and more I will, Than for myself I dare: let that suffice you. Iago. Is my lord angry? Emil. He went hence but now, And, certainly, in strange unquietness. Iago. Can he be angry? I have seen the cannon, When it hath blown his ranks into the air, And, like the devil, from his very arm 47 Puff’d his own brother. — And can he be angry? Something of moment, then: I will go meet him. There ’s matter in ’t, indeed, if he be angry. Des. I pr’ythee, do so. [Exit Iago.] — Something, sure, of state, 48 — Either from Venice, or some unliatch’d practice, 49 Made demonstrable here in Cyprus to him, — Hath puddled his clear spirit; and, in such cases, Men’s natures wrangle with inferior things, Though great ones are their object. ’T is even so; For let our finger ache, and it indues Our other healthful members ev’n to that sense Of pain: 50 nay, we must think, men are not gods; Nor of them look for such observancy As fits the bridal. 51 — Beshrew me much, 52 Emilia, I was (unhandsome warrior as I am) 53 Arraigning his unkindness with my soul: 47 ) d. h. von seiner Seite, dicht an seinem Arm. — to puff wird von dem Geschütz gebraucht, wie eben vorher blown. — Zu ergänzen ist dabei: und mittlerweile blieb Othello unbewegt. — Für and can he be angry liest die Fol. and is be angry ? 48 ) something of state = irgend eine Staatsangelegenheit. 49 ) irgend ein Anschlag, der noch nicht ausgebrütet, an’s Tageslicht gelangt ist (unhatcKd), der ihm hier auf Cypern nachweislich, offenbar, gemacht ist. — demonstrable betont Sh. auf der ersten Sylbe. 50 ) to indue), zu Sh.’s Zeit eigentlich bekleiden, dann auch ausstatten, ist hier ungewöhnlich mit to construirt. Wenn unser Finger nur schmerzt, so bekleidet oder besetzt dieser partielle Schmerz (it indues) alle anderen gesunden Glieder mit eben diesem Schmerz¬ gefühl. Even, da$ gewöhnlich mit to verbunden wird, hat auch hier, ohne Rücksicht auf die eigentliche Construction von to indue, veranlasst, dass even to gesetzt wurde. — Die Fol. liest to a sense of pain , wobei die genauere Beziehung auf our finger ache verloren geht. 51 ) observancy ist die Einem erwiesene Aufmerksamkeit und Höflichkeit. — Die Heraus¬ geber lesen meistens mit den Qs. observances. — bridal gebraucht Sh. nur an dieser Stelle als Substantiv, — Hochzeitfest; sonst ist es Adjectiv bei ihm. 52 ) beshrew wird bei Sh. elliptisch gebraucht, und lässt sich bald als Imperativ auffassen, bald mit dem Pronomen I ergänzen, von io beshrew = verwünschen. 53 ) Sie nennt sich, in Beziehung auf Othello, der gleichsam auch ihr General ist, einen „unfügsamen, subordinationswidrigen Soldaten“. Vgl. Anm. 54, A. 2, Sc. 1. Sc. 4. 93 THE MOOR OF VENICE. But now I find, I had suborn’d the witness, ^ And he ’s indited falsely. 54 Emil. Pray heaven it be state matters, as you think, And no conception, nor no jealous toy, 55 Concerning you. Des. Alas, the day! 56 I never gave him cause. Emil. But jealous souls will not be answer’d so; They are not ever jealous for the cause, But jealous for they are jealous: ’t is a monster, 57 Begot upon itself, born on itself. Des. Heaven keep that monster from Othello’s mind! Emil. Lady, amen. Des. I will go seek him. — Cassio, walk hereabout: If I do find him fit, I ’ll move your suit, And seek to effect it to my uttermost. Cas. I humbly thank your ladyship. \Exeunt Desdemona and Emilia. Enter Bianca. Bian. Save you, 58 friend Cassio! Cas. What make you from home? 59 How is it with you, my most fair Bianca? I’ faith, sweet love, I was coming to your house. Bian. And I was going to your lodging, Cassio. What! keep a week away? seven days and nights? Eight score eight hours ? 60 and lovers’ absent hours, More tedious than the dial 61 eight score times? 0 weary reckoning! Cas. Pardon me, Bianca; I have this while with leaden thoughts been press’d; 54 ) indited lesen Qs. und Fol. — he ’s indited falsely geht auf Othello, dessen Unfreund¬ lichkeit sie mit Hülfe eines falschen Zeugen (suborn’d the witness ), d. h. ihrer Seele (with my soul), angeklagt. 55 ) toy — Grille, grundlose Einbildung. 56 ) kommt bei Sh. öfter als Ausruf der Klage, des Bedauerns vor. 57 ) Aus jealous ist das substantivische jealousy zu ergänzen, worauf sich 't is a monster bezieht. Die Eifersucht ist ein Ungeheuer, das sich mit sich selbst erzeugt und sich aus sich selbst gebiert. 58 ) d. h. God save you. 59 ) So Qs. und Fol. „Was treibt Ihr draussen, was macht Ihr fern von Haus?“ wie Hamlet (A. 1, Sc. 2.): What make you from Wittenberg? — Die Herausgeber ändern make in makes um, was dann etwas ganz Anderes bedeutet: „Was bringt Euch von Haus?“ 60 ) Mit score, — zwanzig, wird bei Sh. häufig gerechnet. Ausser three score und four score kommt namentlich eight score und twelve score öfter vor. 61 ) die Stunden, wo der Geliebte abwesend ist, erscheinen noch achtmal zwanzigmal so lang, als ihre wirkliche Dauer nach dem Zifferblatt. f. 94 OTHELLO, A. III. But I shall, in a more continuate time, 62 Strike off this score 63 of absence. Sweet Bianca, [ No, forbear. 13 The lethargy must have his 44 quiet course; If not, he foams at mouth; and, by and by, Breaks out to savage madness. Look, he stirs: Do you withdraw yourself a little while, He will recover straight: when he is gone, I would on great occasion speak with you. — [Exit Cassio. How is it, general? have you hurt your head? Oth. Dost thou mock me? 15 I a 9°' I mock you! no, by heaven. 16 ’Would you would bear your fortune 17 like a man. Oth. A horned man ’s a monster, and a beast. 18 10 ) Othello versteht unter der shadowing passion seinen eignen jetzigen Leidenszustand, mit dem Vorgefühl der nahenden Ohnmacht, und meint, die Natur würde ihn in einen solchen nicht versetzen, oder wörtlicher, die Natur würde sich in einen solchen, ihm gegenüber, nicht kleiden, wenn sie damit nicht eine Weisung beabsichtigte ( without some instruction ), d. h. der Affect, in den er körperlich wie geistig geräth, könne kein grundloser sein, sondern müsse Desdemona’s Schuld darthun. n ) Nach den gewöhnlichen Deutungen malt Othello bei diesen Worten sich entweder die Vertraulichkeiten aus, die zwischen den beiden vermeintlich Schuldigen vorfielen, oder die Strafe, die er an ihnen durch Verschändung der „Nasen, Ohren und Lippen“ vollziehen will. Vielleicht aber wollte Sh. diese Worte im Zusammenhänge mit dem Vorhergehenden und Folgenden aufgefasst wissen: Is it possible ? 12 ) Er sucht den Ohnmächtigen in’s Bewusstsein zurückzurufen. 13 ) no, forbear fehlt in der Fol. 14 ) his für its ist Shakspere’sch. 15 ) Iago fragt, ob er sich nicht beim Hinstürzen seinen Kopf verletzt habe. — Othello argwöhnt in der Frage einen Spott auf die Hörner des Hahnreis, die allerdings auch das Haupt verletzen. Die Fol. liest I mock you not, by heaven. 17 ) So die Fol. Die Qs. fortunes. 8 ) Ich kann also, ist der Sinn, mein Geschick nicht like a man tragen. 7 98 OTHELLO, 7 A. IY. Iago. There ’s many a beast then in a populous city, And many a civil monster. 19 Oth. Did he confess it? Iago. Good Sir, be a man; Think, every bearded fellow, that ’s but yok’d, 20 May draw with you: there ’s millions now alive, That nightly lie in those unproper 21 beds, Which they dare swear peculiar: your case is better. 0! ’t is the spite of hell, the fiend’s arch-mock, 22 To lip a wanton in a secure couch, And to suppose her chaste. No, let me know; And, knowing what I am, I know what she 23 shall be. Oth. 0! thou art wise; ’t is certain. Iago. Stand you awhile apart; Confine yourself but in a patient list. 24 Whilst you were here, o’erwhelmed with your grief, 25 (A passion most unsuiting 26 such a man) Cassio came hither: I shifted him away, And laid good scuse 27 upon your ecstasy; Bade him anon return, and here speak with me; The which he promis’d. But encave yourself, 28 And mark the fleers, the gibes, and notable scorns, That dwell in every region of his face; 29 19 ) manches Ungeheuer, das doch ganz bürgerlich, manierlich (civil) aussieht. 20 ) yoked — im Joche, sowohl der Ehe, als auch eines Wagengespannes. 21 ) unproper findet seine Erklärung in dem Gegensatz peculiar. Die Betten, von denen sie zu schwören wagen, dass sie ihre eignen sind, sind doch nicht ihre eignen. 22 ) arch-mock — Erzspott, Hauptspott, steht in der Fol. als Compositum, in den Qs. getrennt, was nach Sh.’s Sprachgebrauch statthatt ist, da er arch in dem Sinne von Haupt-, auch ausser Compositis gebraucht. — Es ist ein Hauptspass des leufels, wenn Einer sein ausgelassenes Weib in einem sorglosen Bette (d. h. in einem Bette, dass ihm keine Sorge erweckt) küsst (lip), und sie dabei für keusch hält. Insofern Othello nicht in diesem Falle sich befindet, sagt Iago: your case is better. 23) she ist allgemein zu verstehen = die Frau, mein Weib. 2t) ii s t = Schranke; patient list ist die Schranke der Geduld. 25) go pol. und Q. B. — Q. A. hat erewhile mad with your grief, ein offenbarer Druck¬ fehler, den aber die meisten Herausgeber aufgenommen haben. Cassio hat den Othello nicht mad, sondern ohnmächtig, erdrückt von seinem Schmerz (o’erwhelmed) getroffen. Zu grief ist dann a passion etc. Apposition. 26) So Q. A. — Q. B. unfitting. Die Lesart der Fol.: resulting, kann nur ein Druckfehler sein, vielleicht für insulting. 27 ) Liese Abkürzung von excuse kommt auch im Merchant of Venice (A. 4, Sc. 1.) vor 28) Othello soll sich in einem Versteckplatz auf die Lauer legen, um zur rechten Zeit hervorzubrechen, wie ein wildes Thier. Deshalb gebraucht Iago das Wort encave yourself = begebt Euch in Eure Höhle. 29) Das Antlitz wird wie eine Landkarte betrachtet , auf der verschiedene Gegenden (region) verzeichnet sind, in denen dann die Verhöhnungen u. s. w. hausen, wohnen (dwell). Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 99 For I will make him tell the tale anew, Where, how, how oft, how long ago, and when hie hath, 30 and is again to cope your wife: I say, but mark his gesture. — Marry, patience; Or I shall say, you are all in all in spleen, And nothing of a man. Oth. Dost thou hear, Iago? I will be found most cunning in my patience; But (dost thou hear?) most bloody. Ia 9 0 ' That ’s not amiss; But yet keep time in all. Will you withdraw? [Othello withdraws. 31 Now will I question Cassio of Bianca, A housewife, 32 that by selling her desires, Buys herself bread and clothes: it is a creature, That dotes on Cassio, as ’t is the strumpets’ plague, 33 To beguile many, and be beguil’d by one. He, when he hears of her, cannot refrain From the excess of laughter: — Here he comes. — Tie-enter Cassio. As he shall smile, Othello shall go mad; And his unbookish 34 jealousy must construe 35 Poor Cassio’s smiles, gestures, and light behaviour Quite in the wrong. — How do you now, lieutenant? Cas. The worser, that you give me the addition, 36 Whose want even kills me. Iago. Ply Desdemona well, and you are sure on ’t. Now, if this suit lay in Bianca’s dower, * * 3 * [Speaking lower. How quickly should you speed? Zu hath ist aus dem Folgenden coped zu suppliren. ol ) Die Bühnenweisung fügte Rowe zuerst hinzu. 32 ) a housewife nennt Iago die Bianca nur in uneigentlichem Sinne, wegen ihrer Wirt¬ schaftlichkeit im Kaufen und Verkaufen. — Im Gegensatz mit dieser wirthschaftlich praktischen Betreibung ihres Gewerbes steht dann ihre blinde Liebe zu Cassio. — her desires sind die Begierden, die sie erregt und für Geld befriedigt. 33 ) Die Herausgeber setzen strumpet’s plague, als ob Iago von der Bianca allein spräche, während er doch im Allgemeinen von dem gewöhnlichen Schicksal aller strumpets spricht. In Fol. und Qs. wird bei den Genitiven überhaupt das jetzt gebräuchliche Häkchen vor oder nach dem s noch nicht angewandt. 3 q unbookish — ungelehrt, unbelesen; das entgegengesetzte bookish kam A. 1, Sc. 1. vor. 35 ) So die Qs., oder vielmehr conster, eine neben construe zu Sh.’s Zeit gewöhnliche Wortform. — Die Fol. hat conserue verdruckt aus construe, das allein zu dem in unbookish angedeuteten Bilde passt. 36 ) addition ist = Titel, Ehrentitel, und bezieht sich darauf, dass Iago ihn hier als lieutenant anredet. 37 ) Für dower lesen die Qs. power, das die Herausgeber meist adoptiren. Die Lesart der Fol. passt um so besser, da dower , = Mitgift, schon anspielt auf das, was Iago später insinuirt: she gives it out, that you shall marry her. -— Die Bühnenweisung fügte Rowe hinzu. 100 OTHELLO, A. IV. Cas. Alas, poor caitiff! Oth. Look, how he laughs already! [Aside. Iago. I never knew woman love man so. Cas. Alas, poor rogue! I think, i’ faith, she loves me. Oth. Now he denies it faintly, and laughs it out. [Aside. Iago. Do you hear, Cassio? Oth. Now he importunes him To tell it o’er. Go to; well said, well said. 38 [Aside. Iago. She gives it out, that you shall marry her: Do you intend it? Cas. Ha, ha, ha! Oth. Do you triumph, Roman? do you triumph? 39 [Aside. Cas. I marry her! — what! a customer? 40 I pr’ythee, bear some charity to my wit; do not think it so unwholesome. 41 Ha, ha, ha! Oth. So, so, so, so. They laugh that win. [Aside. Iago. ’Faith, the cry goes, that you shall marry her. — Cas. Pr’ythee, say true. Iago. I am a very villain else. Oth. Have you scored me? 42 Well. . [Aside. Cas. This is the monkey’s own giving out: she is persuaded I will marry her, out of her own love and flattery, not out of my promise. Oth. Iago beckons me: now he begins the story. [Aside. Cas. She was here even now; she haunts me in eveiy place. I was, the other day, talking on the sea-bank with certain Venetians, and thither comes the bauble; 43 and, by this hand, she falls me thus about my neck; Oth. Crying, 0 dear Cassio! as it were: his gesture imports it. [Aside. Cas. So hangs, and lolls, and weeps upon me; so hales and pulls me: ha, ha, ha! — Oth. Now he tells, how she plucked him to my chamber. 0! I see that nose of yours, but not that dog I shall throw it to. [Aside. 36) welt said entspricht bei Sh. ganz unserm „brav!“, ohne dass dabei gerade an die eigentliche Bedeutung von said zu denken ist. So z. B. Hamlet (A. 1, Sc. 5.): well said , old mole. 39) Othello hält Cassio’s ha, ha, ha! für ein Lachen des Triumphes über die Desdemona, und sagt deshalb, weil die Feier des Triumphes eine römische war: Spielst du den triumphirenden Römer? Triumphirst du wie ein Römer? 40 ) customer, eigentlich ein Kunde, eine Kundschaft, ist eine Bezeichnung für courtezan, die auch sonst bei Sh. vorkommt. 41) halte meinen Verstand nicht für so ungesund, dass ich eine solche Person heirathen könnte. 42) Habt Ihr mir meine Rechnung gemacht? seid Ihr mit mir fertig geworden? fragt Othello, da er Iago’s "Worte you shall marry her auf Desdemona deutet, und eine Heirath mit ihr also erst möglich ist, wenn sie sich zuvor mit Othello abgefunden haben? — Dies scheint die einfachste Erklärung des Satzes. 43) bauble entspricht in diesem übertragenen Sinne ganz unserem „Puppe“. Die Qs. lesen this bauble. — by this hand fehlt in der Fol. THE MOOR OF VENICE. 101 Sc. 1. Cas, Well. I must leave her company. 44 Iago. Before me! 45 look, where she comes. Enter Bianca. Cas. ’T is such another fitchew! 46 marry, a perfumed one. — What do you mean by this haunting of me? Bian. Let the devil and his dam haunt you! What did you mean by that same handkerchief, you gave me even now? I was a fine fool to take it. I must take out the work! 47 — A likely piece of work, 48 that you should find it in your chamber, and know not who left it there. This is some minx’s token, and I must take out the work! There, give it your hobby-horse: 4 ^ wheresoever you had it, I ’ll take out no work on ’t. Cas. How now, my sweet Bianca! how now, how now! Oth. By heaven, that should be my handkerchief! [Aside. Bian. An you ’ll come to supper to-night, you may: an you will not, come when you are next prepared for. [Exit. Iago. After her, after her. Cas. ’Faith, I must; she ’ll rail in the street else. Iago. Will you sup there? Cas. ’Faith, I intend so. Iago. Well, I may chance to see you, for I would very fain speak with you. Cas. Pr’ythee, come; will you? Iago. Go to; say no more, so [JEbafc Cassio. Oth. [Advancing.] How shall I murder him, Iago? Iago. Did you perceive how he laughed at his vice? Oth. 0 , Iago! Iago. And did you see the handkerchief? Oth. Was that mine? Iago. Yours, by this hand: 31 and to see how he prizes the foolish woman, your wife! she gave it him, and he hath given it his whore. Oth. I would have him nine years a killing. — A fine woman! a fair woman! a sweet woman! 44 ) ich muss den Verkehr mit ihr aufgeben. 4ö ) before me ist ein elliptischer Ausruf, zu erklären aus God before me! Gott schütze mich! 46 ) fitchew = Iltis. Die Geilheit dieses Thieres deutet Sh. im King Lear (A. 4, Sc. 6.) an: The fitchew nor the soiled horse goes to ’t with a more riotous appetite. 47 ) Die Qs. haben the whole work. 48 ) Von solchem Stück Arbeit, sagt Bianca ironisch, ist es sehr wahrscheinlich (likely), dass Ihr es in Eurer Kammer fändet. 49 ) In ähnlich zweideutigem Sinne steht hobby-horse in Winter’s Tale (A. 1, Sc. 2.): then say, my wife 's a hobby-horse. 50 ) Es bedarf keiner Worte mehr, ich komme. 51 ) Diese Worte fehlen in den Qs. I 102 OTHELLO j A. IY. * t Iago. Nay, you must forget that. Oth. Ay, let her rot, and perish, and be damned to-night; for she shall not live. No, my heart is turned to stone; I strike it, and it hurts my hand. 0! the world hath not a sweeter creature: she might lie by an emperor’s side, and command him tasks. 52 Iago. Nay, that ’s not your way. Oth. Hang her! I do but say what she is. — So delicate with her needle! — An admirable musician! 0! she will sing the savageness out of a bear. 53 — Of so high and plenteous wit and invention! — Iago. She ’s the worse for all this. Oth. 0! a thousand, a thousand times. And then, of so gentle a condition! 54 . Iago. Ay, too gentle. Oth. Nay, that ’s certain: — But yet the pity of it, Iago! — 0, Iago! the pity of it, Iago! Iago. If you are so fond over her iniquity, give her patent to offend: for, if it touch not you, it conies near nobody. Oth. I will chop her into messes. — Cuckold me! 55 Iago. 0! ’t is foul in her. Oth. With mine officer! Iago. That ’s fouler. Oth. Get me some poison, Iago; this night: — I ’ll not expostulate with her, lest her body and beauty unprovide 56 my mind again.— This night, Iago. Iago. Do it not with poison, strangle her in her bed, even the bed she hath contaminated. Oth. Good, good: the justice of it 57 pleases; very good. Iago. And for Cassio, let me be his undertaker: 58 You shall hear more by midnight. [A trumpet within. Oth. Excellent good. — What trumpet is that same? Iago. Something from Venice, sure. ’T is Lodovico, 59 Come from the duke; and, see, your wife is with him. 52 ) d. h. dafür, dass er sich ihres Besitzes erfreuen dürfe. 53 ) Sie singt so bewundernswürdig, dass keine Wildheit in dem Bären zurückbleibt; so völlig zähmt ihn ihr Gesang. 5V ) gentle condition = freundliche Gemüthsart. 55 ) cuckold ist der Infinitiv des Verbums: mich zum Hahnrei machen 1 56 ) Wie to provide — besorgen, in Ordnung oder Bereitschaft bringen, so ist to unprovide = aus dieser Ordnung oder Bereitschaft wieder herausbringen. 57 ) of it bezieht sich im Allgemeinen auf Iago’s Vorschlag: strangle her in her bed etc ., nicht auf ein bestimmtes Wort. 58 ) undertaker kommt noch einmal bei Sh. in demselben Sinne vor, wie hier, Twelfth Night (A. 3, Sc, 4.): Nay, if you be an undertaker, I am for you. Es bezeichnet Einen, der es auf sich nimmt, die Händel eines Anderen durchzuführen. 59 ) Die Fol. liest: I warrant, something from Venice: J| 'Tis Lodovico, this, comes from the duke; || See, your wife 's with him. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 103 Enter Lodovico , Desdemona , and Attendants. God save the worthy general! 60 With all my heart, Sir. The duke and senators of Venice greet you. ['Giving him a packet. I kiss the instrument of their pleasures. [Opens the packet , and reads. 61 And what ’s the news, good cousin Lodovico? Iago. I am very glad to see you, signior: Welcome to Cyprus. Lod. I thank you. How does lieutenant Cassio? Iago. Lives, Sir. Des. Cousin, there ’s fallen between him and my lord And unkind breach, but you shall make all well. Oth. Are you sure of that? Des. My lord ? Oth. „This fail you not to do, as you will“ — [Reading. Lod. He did not call; he ’s busy in the paper. 62 Is there division ’twixt my lord and Cassio? Des. A most unhappy one: I would do much To atone 63 them, for the love I bear to Cassio. Oth. Fire and brimstone! 64 Des. My lord ? Oth. Are you wise? Des. Wliat! is he angry? Lod. May be, the letter mov’d him; For, as I think, they do command him home, Deputing Cassio in his government. Des. By my troth, I am glad on ’t. Oth. Indeed? Des. My lord ? Oth. I am glad to see you mad. Des. How, sweet Othello? 60 ) Nur Q. A. hat God save the worthy general; Q. B. und Fol. ’Save you, worthy general. M’ — Die Aenderung geschah auf Anlass der Theatercensur, wie an so vielen anderen Stellen der Dramen Sh.’s. Doch ist die Herstellung der ursprünglichen Lesart rathsam, da sie den Sinn von Othello’s Antwort: „V 011 ganzem Herzen wünsche ich, dass Gott mich behüte“, deutlicher hervortreten lässt. 61 ) Diese beiden Bühnenweisungen fehlen in Fol. und Qs., sind aber nothwendig, und erklären auch Othello’s Worte: I kiss the instrument of their pleasures. 62 ) Lodovico meint, dass Othello die Worte Are you sure of that? nicht an Desdemona gerichtet habe, sondern dass sie ein bei der Durchlesung der Papiere ihm entfahrener • Ausruf seien. 63 ) to atone = versöhnen, in Einklang bringen. 6 *) „F euer und SchwefelI“ — ein Fluch, der auch in Twelfth Night zweimal vorkommt. Lod. Oth. Lod. Oth. . • Des. 104 A. IV. OTHELLO, Oth. Devil! [Striking her. 65 Des. I have not deserv’d this. Lod. My lord, this would not be believ’d in Venice, Though I should swear I saw it. ’T is very much; Make her amends, she weeps. Oth. 0 devil, devil! If that the earth could teem with woman’s tears, Each drop she falls would prove a crocodile. 66 — Out of my sight! Des. I will not stay to offend you. [Going. Lod. Truly, an obedient lady. — I do beseech your lordship, call her back. Oth. Mistress! Des. My lord ? Oth. What would you with her, Sir? Lod. Who, I, my lord? Oth. Ay; you did wish, that I would make her turn: 67 Sir, she can turn, and turn, and yet go on, And turn again; and she can weep, Sir, weep; And she ’s obedient, as you say, — obedient, — Very obedient. — Proceed you in your tears. 68 — Concerning this, Sir, — 0 well-painted passion! I am commanded home. — Get you away; I ’ll send for you anon. — Sir, I obey the mandate, And will return to Venice. — Hence! avaunt! [Exit Desdemona. Cassio shall have my place. 69 And, — Sir, to-night, I do entreat that we may sup together: You are welcome, Sir, to Cyprus. — Goats and monkeys! 70 [Exit. 65 ) Die Richtigkeit dieser Bühneüweisung, die sich in Fol. und Qs. nicht findet, ergiebt sich aus dem Folgenden. 66 ) Weiberthränen sind den Krokodilsthränen an Falschheit so verwandt, dass die von jenen benetzte Erde, wenn sie davon schwanger werden könnte, nichts als Krokodile erzeugen würde. — to fall steht bei Sh. oft transitiv = fallen lassen, vergiessen. 67 ) to turn wird hier in doppeltem Sinne gebraucht, = kehren, zurückkehren und = sich drehen, wechseln, wankelmüthig sein. ► 66 ) proceed you in your tears — „fahre du nur fort zu w r einen“, sagt Othello zur Des¬ demonay concerning Uns, — „was das betrifft“, sagt er dann, indem er auf die erhal¬ tenen Depeschen weist, zu Lodovico, I am commanded home , = „ich bin nach Haus beschieden“. — Der Satz wird unterbrochen durch die der Desdemona zugerufenen Worte: 0 well-painted passion ! — Für commanded home hat Q. X commanded here, wobei der Satz unvollendet bleibt. Auch im Folgenden wird bald Desdemona, bald Lodovico angeredet. 63 ) Die Worte stehen in Verbindung mit 1 obey the mandate etc.: „Ich werde dem Cassio mein Amt übergeben“. 70 ) Othello erinnert sich an das, was lago (A. 3, Sc. 3.) gesagt hatte, — were they as prime as goats, as hot as monkeys. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 105 Lod. Is this the noble Moor whom our full senate 71 Call all-in-all-sufficient? 72 — This the noble nature Whom passion could not shake? 7 ^ whose solid virtue The shot of accident, nor dart of chance, Could neither graze, nor pierce? 74 lago. He is much chang’d. Lod . Are his wits safe? is he not light of brain? Lago. He ’s that he is: I may not breathe my censure. 75 What he might be, — if, what he might, 76 he is not, — I would to heaven, he were. Lod. What! strike his wife! Lago. ’Faith, that was not so well; yet ’would I knew, That stroke would prove the worst. 77 Lod. Is it his use? Or did the letters work upon his blood, And new-create 78 this fault? lago. Alas, alas! It is not honesty in me, to speak What I have seen and known. You shall observe him, And his own courses will denote him so, That I may save my speech. Do but go after, And mark how he continues. Lod. I am sorry, that I am deceiv’d in him. [Exeunt. SCENE II. A Room in the Castle. 1 E?iter Othello and Emilia. Oth. You have seen nothing then? Emil. Nor ever heard; nor ever did suspect. 71 ) full senate ist der volle, vollständig versammelte Senat, und hat hier als Collectiv den Plural des Verbums nach sich. ) all-in- all- sufficient , eine Steigerung von all-sufficient } = der allein für sich zu Allem tauglich ist. 73 ) So stand A. 3, Sc. 3. the heart that passion cannot rule. Vgl. dort Anm. 33. n ) graze ist auf shot of accident , = Schuss eines unglücklichen Ereignisses, pierce auf dart of chance, = Pfeil des Zufalls, zu beziehen, obwohl die Substantive in anderer Reihenfolge stehen, als die Verba. 75 ) breathe my censure = mein ürtheil, meine Meinung laut werden lassen. 76 ) seil, might be. 77 ) doch wollte ich, ich wüsste, dass jener Schlag das Schlimmste wäre. 78 ) to new-create = neu erschaffen. So verbindet Sh. in King Henry V. (A. 3, Sc. 5.) einen andern Infinitiv mit new: new-store France with bastards. Der Bestimmung einer genaueren Localität stellen sich für diese Scene, wie für einige frühere, Schwierigkeiten entgegen, die für Sh. und seine der Decorationen entbehrende Bühne nicht vorhanden waren. — Doch ist es in solchen Aeusserlichkeiten rathsam, ohne dringende Noth von der Einrichtung der Herausgeber nicht abzuweichen. Rowe, der zuerst die Scenerie bestimmte, setzt hier: An Apartment. /- 106 OTHELLO A. IV. Oth. Yes, you have seen Cassio and she together. 2 Emil. But then I saw no harm; and then I heard Each syllable that breath made up between them. Oth. What, did they never whisper? Emil. Never, my lord. Oth. Nor send you out o’ the way? Emil. Never. Oth. To fetch her fan, her gloves, her mask, 3 nor nothing? Emil. Never, my lord. Oth. That ’s strange. Emil. I durst, my lord, to wager she is honest, Lay down my soul at stake: 4 if you think other, Remove your thought; it doth abuse your bosom. If any wretch have put this in your head, Let heaven requite it with the serpent’s curse! 6 For, if she be not honest, chaste, and true, There ’s no man happy; the purest of their wives Is foul as slander. Oth. Bid her come hither: — go. — She says enough; — yet she 's a simple bawd, That cannot say as much. 8 This is a subtle whore, A closet-lock-and-key of villainous secrets: 9 And yet she ’ll kneel, and pray, 10 I have seen her do ’t. Re-enter Emilia, icith Desdemona. Des. My lord, what is your will? Oth. Pray, chuck, come hither. Des. What is your pleasure? [Exit Emilia. 2 ) 3 ) 4 ) 5 ) 6 ) 7 ) 8 ) 9 ) 10 ) So Fol. und Qs., dem Sh.’schen Sprachgebrauch gemäss, der die Nominativform der Personalpronomina des Nachdrucks wegen oft statt der Accusativform setzt. Die Maske, gewöhnlich von schwarzem Sammt oder Atlas, vertrat bei den Damen zu Sh.’s Zeit die Stelle unseres Schleiers; sie nahmen dieselbe ausser dem Hause vor. — nor nothing hängt von to fetch ab, und die doppelte Negation ist Wiederholung des vorhergehenden nor in nor send you out o’ the way ? „ihre Maske oder sonst irgend etwas zu holen“. 7 durst gehört zu lay down: ich wagte meine Seele als Einsatz (at stake ) hinzulegen, zu wetten, dass sie tugendhaft ist. other ist bei Sh. oft Adverbium = otherwise. mit dem Fluche, der die Schlange im Paradise traf. their wives bezieht sich auf no man. — Q. A. liest dafür her sex. das ist eine einfältige Kupplerin, die nicht eben so viel betheuern kann, wie Emilia betheuert hat. Emilia ist gleichsam zugleich Schlüssel und Schloss zu dem heimlichen Bewahrplatze (doset) spitzbübischer Geheimnisse. — closet kennt Sh. sowohl in der Bedeutung von „Ivabinet, Zimmer“, als auch „Verschluss, Schreibpult“. kneel andl pray = zum Gebete niederknieen. / Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 107 W 1 ' Let me see your eyes: Look in my face. Des. What horrible fancy ’s this? Otli. Some 11 of your function, mistress; [To Emilia. Leave procreants alone, and shut the door; Cough, or cry hem, if any body come: Your mystery, your mystery; 12 — nay, despatch. [Exit Emilia. Des. Upon my knees, what doth your speech import? I understand a fury in your words, But not the words. 13 * » Oth. Why, what art thou? Des. Your wife, my lord; your true and loyal wife. Oth. Come, swear it, damn thyself; 14 Lest, being like one of heaven, the devils themselves Should fear to seize thee: therefore, be double-damn’d; 15 Swear thou art honest. Des. Heaven doth truly know it. Oth. Heaven truly knows, that thou art false as hell. Des. To whom, my lord? with whom? 16 How am I false? Oth. 0 Desdemon! 17 — away, away, away! Des. Alas, the heavy day! — Why do you weep? Am I the motive of these tears, my lord? If, haply, you my father do suspect An instrument of this your calling back, 18 Lay not your blame on me; if you have lost him, Why, I have lost him too. n ) some bezieht sich auf fancy: „eine Laune oder Phantasie, die zu Eurem Kuppler¬ amte gehört 4 *. — Da Othello sich mit dieser Antwort an die Emilia wendet, so ist es denkbar, dass auch die Frage: 11 hat horrible fancy 's this? nicht von Desdemona gethan wird, sondern ein Ausruf Emilia’s ist, Indess theilen Fol. und Qs. sie der Ersteren zu. 12 ) lasst Euch die Heimlichkeit, das Heimlichthun angelegen sein. 13 ) But not the words fehlt in der Fol. 14 ) Indem Desdemona schwört, dass sie Othello’s treues Weib sei, begeht sie einen Meineid, und bringt sich so in die ewige Verdammniss (damn thyself). Sonst würden sich die Teufel scheuen, sie zu packen, da sie einem Engel (being like one of heaven) gleicht. double-damn d , einmal wegen ihres Ehebruchs, zweitens wegen des Meineids. 16 ) to whom — gegen wen bin ich falsch? — with whom = mit wem bin ich untreu gewesen? 17 ) So die Fol. — Die Qs. Desdemona. Vgl. Anm. 14, A. 3, Sc. 3. ls ) instrument of your calling back ist hier nicht eigentlich das Werkzeug der Zurück¬ berufung Othello’s, als welches wir vielmehr Lodovico kennen lernten, sondern der Veranlasser, der Hebel derselben. — Zwei Zeilen vorher lesen die Qs. occasion für motive. 108 OTHELLO, A. IV. Oth. Had it pleas’d heaven To try me with affliction; had he rain’d 19 All kinds of sores, and shames, on my bare head; Steep’d me in poverty to the very lips; Given to captivity me and my utmost hopes; 20 I should have found in some place 21 of my soul A drop of patience: but, alas! to make me The fixed figure, for the time of scorn To point his slow and moving finger at, — 22 Yet could I bear that too; well, very well: But there, where I have garner’d up my heart, 23 Where either I must live, or bear no life, The fountain from the which my current runs, Or else dries up; to be discarded thence, Or keep it as a cistern, for foul toads To knot and gender in! 24 — turn thy complexion there, Patience, thou young and rose-lipp’d cherubin; 25 Ay, here, look grim as hell! 19 ) So Q. B. — Q. A. had he ruin'd — ein offenbarer Druckfehler. — Die Lesart der Fol.: had they rain'd, ist dagegen dem Sprachgebrauche Sh.’s gemäss, der heaven , als Col- lectiv, = himmlische Mächte, häufiger mit dem Plural des Verbums oder Pronomens verbindet. Die Herausgeber setzen stillschweigend an den meisten Stellen den Singular dafür, nach dem jetzigen Sprachgebrauche. 20 ) Das Adjectiv utmost steht nur in der Fol. 21 ) So die Fol. — Die Qs. haben part of my soul. 22 ) Othello klagt, dass der Himmel ihn zu einem Gegenstände des Spottes für die ganze Welt gemacht habe, zu einem Bilde gleichsam, hingestellt für die höhnische Zeit, die aus lauter Hohn bestehende Gegenwart ( time of scorn), damit diese ihren langsam sich bewegenden Finger dagegen ausstrecke. — the fixed figure der Fol. ist besser, als a fixed figure der Qs., weil nach Sh.’s Construction zu verbinden ist the figure fixed for the time. — slow and moving bezeichnet, nach Sh.’s Art, die Copula anzuwenden, einen Begriff: den langsam sich ausreckenden Finger, der mit aller Müsse, und ohne sich sobald abzuwenden, auf das seiner Verspottung ausgesetzte Bild deutet. Für diese Lesart der Fol. haben die Qs. slow unmoving finger, zwei Epitheta, die sich kaum vereinigen lassen. — Auf diesen Satz folgt in den Qs. der Schmerzesausruf: oh, oh! 23 ) to garner up = aufspeichern. Der Ausdruck ist gewählt, weil das Aufspeichern sich vorzugsweise auf das zum Leben Nothwendigste bezieht — where either I must live, or bear no life. — An dieses Gleichniss schliesst sich dann, davon unabhängig und nur coordinirt, das zweite: the fountain etc., und nur auf das letztere bezieht sich to be discarded thence, or keep it as a cistern etc., während das erste Gleichniss unberücksichtigt bleibt. 24 ) to knot drückt den Begattungsact der Kröten, to gender den Procreationsact aus. 25 ) Die Geduld selbst, als junger, rosenlippiger Cherub personificirt, soll bei solchem Leiden ihre Farbe wechseln (turn thy complexion there ja, hier soll sie finster wie die Hölle aussehen. Die Herausgeber lesen für here, das in Qs. und Fol. steht, und keiner Aenderung bedarf, there. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 109 Des. I hope, my noble lord esteems me honest. Oth. 01 ay; as summer flies are in the shambles, That quicken even with blowing. 26 0 thou weed! 27 Who art so lovely fair, and smell’st so sweet, That the sense aches at thee. ’Would thou hadst ne’er been born! Des. Alas! what ignorant 28 sin have I committed? Oth. Was this fair paper, this most goodly book, Made to write whore upon? What committed? Committed! 29 — 0 thou public commoner! 30 I should make very forges of my cheeks, That would to cinders burn up modesty, Did I but speak thy deeds. 31 — What committed? Heaven stops the nose at it, 32 and the moon winks: The bawdy wind, that kisses all it meets, Is hush’d within the hollow mine of earth, And will not hear it. What committed? — Impudent strumpet! Des. By heaven, you do me wrong. Oth. Are not you a strumpet? Des. No, as I am Christian. If to preserve this vessel for my lord, 33 From any other 34 foul unlawful touch, Be not to be a strumpet, I am none. Oth. What, not a whore? Des. No, as I shall be saved. Oth. Is it possible? 26 ) wie die Fliegen auf der Fleischbank, die zugleich lebendig werden und sich schon aufsetzen (quicken even with blowing). — to blow ist der technische Ausdruck von dem Begatten der Fliegen. 27 ) Die Qs. haben black weed, und in der folgenden Zeile why für who. 28 ) ignorant ist bei Sh. = nicht wissend, und = nicht gewusst, unbewusst. 29 ) Diese vier Zeilen fehlen in Q. A. — Othello fasst to commit in anderem Sinne auf als Desdemona; es bedeutet sowohl — begehen im Allgemeinen (what ignorant sin have I committed), als auch insbesondere = Ehebruch treiben; so in King Lear(A. 3, Sc. 4.): commit not with man’s sworn spouse. 30 ) commoner = Hure. So in All’s well that ends well (A. 5, Sc. 3.): I gave it to a commoner o’ the camp. 31 ) Bei dem Berichte über Desdemona’s Treiben würden Othello’s Wangen vor Scham so erglühen, dass sie wie Schmiedeöfen das Schamgefühl (modesty) zu Asche verbrennen müssten. 32 ) Diese Worte zeigen, wie ironisch die früheren: and smell’st so sweet that the sense aches at it, gemeint waren. 33 ) vessel, — Gefäss, gebraucht Sh. für „Körper“', nach biblischen Mustern. So 1. Tlies- salon. 4, 4.: possess his vessel in sanctification. So Fol. und Q. B. any other muss hier bedeuten „irgend eines Andern Berührung“. — Q. A. liest any hated. 3 *) no A. IY. OTHELLO, Des. 0, heaven forgive us! Oth. I cry you mercy, then. 33 I took you for that cunning whore of Venice, That married with Othello. — You, mistress, Re-enter Emilia. That have the office opposite to Saint Peter, And keep the gate of hell; you, you, ay, you: We have done our course; 36 there ’s money for your pains. I pray you, turn the key, and keep our counsel. [Exit. Emil. Alas! what does this gentleman conceive? How do you, Madam? how do you, my good lady? Des. ’Faith, half asleep. 37 Emil. Good Madam, what ’s the matter with my lord ? Des. With who ? 38 Emil. Why, with my lord, Madam. Des. Who is thy lord? 39 Emil. He that is yours, sweet lady. Des. I have none: do not talk to me, Emilia: 1 cannot weep; nor answer have I none, But what should go hy water. 40 Pr’ythee, to-night Lay on my bed my wedding sheets, — remember; — And call thy husband hither. Emil. Here is a change, indeed! [Exit. Des. ’T is meet I should be us’d so, very meet. How have I been behav’d, that he might stick The small’st opinion on my least misuse? 41 Re-enter Emilia, ioith Iago. Iago. What is your pleasure, Madam? How is it with you? Des. I cannot tell. Those, that do teach young babes, Do it with gentle means and easy tasks: 35 ) „So bitte ich Euch um Verzeihung.“ Weshalb die Herausgeber hinter then ein Frage¬ zeichen setzen, ist nicht einzusehen. 36 ) Er spricht zur Emilia, wie vorher, als ob er mit einer Kupplerin zu thun habe. 37 ) Sie ist betäubt und besinnungslos von dem Erlebten, wie im halben Schlafe. 3H ) So Q s. und Fol., nach dem mehrerwähnten Sh.’schen Sprachgebrauche. — Die Heraus¬ geber ändern stillschweigend whom. 39 ) Diese Worte und Emilia’s folgende fehlen in Q. A. 4Ü ) Ihre Antwort kann sich nur in Thränen Luft machen. Solche Wortspiele zwischen der eigentlichen Bedeutung und der übertragenen von water kommen öfter vor: so im Hamlet (A. 4, Sc. 7.), wo Laertes von der ertrunkenen Ophelia sagt: too much of water hast thou, •poor Ophelia } and therefore I forbid my tears. 41 ) So Fol. und Q. B. — Desdemona sinnt darüber nach, wie ihr Benehmen auch nur in dem geringsten Versehen dem Othello Gelegenheit zu dem geringsten Übeln Gedanken (small ’st opinion ) habe bieten können. — Viele Herausgeber lesen mit Q. A. on my great 'st ahme. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. Ill V He might have chid me so; for, in good faith, I am a child to chiding. Iago. What ’s the matter, lady? Emil. Alas, Iago, my lord hath so bewhor’d her, Thrown such despite and heavy terms upon her, As true hearts cannot bear. Des. Am I that name, Iago ? 42 Iago. What name, fair lady? Des. Such as, she says, my lord did say I was. Emil. He call’d her whore: a beggar in his drink Could not have laid such terms upon his callat. 43 Iago. Why did he so? Des. I do not know; I am sure, I am none such. Iago. Do not weep, do not weep. Alas the day! Emil. Has she forsook so many noble matches, Her father, and her country, and her friends, To be call’d whore? would it not make one weep? Des. It is my wretched fortune. Iago. Beshrew him for it! How comes this trick upon him? Des. Nay, heaven doth know. Emil. I will be hang’d, if some eternal 44 villain, Some busy and insinuating rogue, Some cogging cozening slave, to get some office, Have not devis’d this slander; I ’ll be hang’d else. Iago. Fie! there is no such man: it is impossible. Des. If any such there be, heaven pardon him! Emil. A halter pardon him, and hell gnaw his bones! Why should he call her whore? who keeps her company? 45 What place? what time? what'form? what likelihood? The Moor ’s abus’d by some most villainous knave, 46 Some base notorious 47 knave, some scurvy fellow. — 0, heaven! that such companions 48 thou ’dst unfold, 42 ) Sie bezieht sich auf Emilia’s Wort: my lord hath so bewhor’d her. — Aus dem Verbum ist das Substantiv tu höre zu entlehnen. 43 ) callat, = Metze, kommt an andern Stellen bei Sh. als Schimpfwort vor. 44 ) eternal steht in ähnlichem uneigentlichen Sinne auch in Julius Caesar (A. 1, Sc. 2.): eternal devil. 45 ) who keeps her company bezieht sich, wie die weiteren Fragen, auf whore, weil deren Erledigung zur Begründung dieser Anklage nöthig ist. /f6 ) Q. A. liest by some outrageous knave. 47 ) notorious hat bei Sh. auch an anderen Stellen diese Bedeutung, wie hier; nicht gerade = offenbar, übelberüchtigt, sondern vielmehr — solcher Blossftellung oder Übeln Berüchtigung würdig. 43 ) companion gebraucht Sh. mit schimpflicher Nebenbedeutung, wie jetzt noch fellow , — Gesell, Kumpan, gebraucht wird. 112 OTHELLO A. IV. And put in every honest hand a whip, To lash the rascals 49 naked through the world, Even from the east to the west! * Icigo. Speak within door. 50 Emil. 0, fie upon them! some such squire 51 he was, That turn’d your wit the seamy side 32 without, And made you to suspect me with the Moor. logo. You are a fool; go to. Des. 0 good Iago! What shall I do to win my lord again? Good friend, go to him; for, by this light of heaven, I know not how I lost him. Here I kneel: 53 — If e’er my will did trespass ’gainst his love, Either in discourse of thought; 54 or actual deed; Or that mine eyes, mine ears , or any sense, Delighted them in 55 any other form; Or that I do not yet, and ever did, And ever will, — though he do shake me off To beggarly divorcement, — love him dearly, Comfort forswear me! 56 Unkindness may do much; And his unkindness may defeat my life, But never taint my love. I cannot say whore; It does abhor me, now I speak the word; To do the act that might the addition earn, Not the world’s mass of vanity could make me. 37 Iago. I pray you, be content; ’t is but his humour: The business of the state does him offence, And he does chide with you. 49 ) So die Fol., in Uebereinstimmnng mit companions. Die Qs. lesen rascal. 50 ) Emilia soll nicht so laut hier draussen, sondern drinnen ihren Unwillen iiussern. Ygl. Anm. 1. dieser Scene. 51 ) squire steht ironisch und schmähend, wie sonst auch mistress gebraucht wurde. 52 ) seamy side ist die Seite, an der die Naht sichtbar wird, also die verkehrte Seite eines Kleidungsstückes, wenn sie nach Aussen gekehrt wird ( turn’d without ). 53 ) Diese Worte, bis zum Schlüsse von Desdemona’s Rede, fehlen in Q. A. 54 ) Dem actual deed , — wirklichem Thun, ist discourse Of thought, = Richtung oder Uebung der Gedanken, entgegengestellt. Einige Herausgeber lesen discourse or thought, so dass es sich um drei Dinge, um Worte, Gedanken und Thun, handeln würde. — discourse of thought entspricht dem discourse of reason im Hamlet (A. 1, Sc. 2.) und Troilus and Cressida (A. 2, Sc. 2.). 55 ) Die Fol. hat or any other form, vielleicht verdruckt für on any etc. — them — themselves. 56 ) so möge aller Trost, alle Freude sich feierlich von mir lossagen. 57 ) Yon make me hängt to do the act ab. Schon das Wort (whore) auszusprechen, erregt ihr einen Abscheu (it does abhor me), geschweige denn, die That zu thun, die solchen Beinamen (addition) verdienen würde. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 113 Des. If’t were no other, lago- ’T is but so, I warrant. [ Trumpets. Hark, how these instruments summon to supper! The messengers of Venice stay the meat. 58 Go in, and weep not; all things shall be well. [Exeunt Desdemona and Emilia. Enter Roderigo. How now, Roderigo? Bod. I do not find that thou deal’st justly with me. Iago. What in the contrary? Bod. Every day thou doffst 59 me with some device, Iago; and rather, as it seems to me now, keep’st from me all conveniency, 60 than supplies! me with the least advantage of hope. I will, indeed, no longer endure it; nor am I yet persuaded, to put up in peace what already I have foolishly suffered» Iago. Will you hear me, Roderigo? Bod. Faith, I have heard too much; for your words, and performances, are no kin together. Iago. You charge me most injustly. Bod. With nought but truth. I have wasted myself out of my means. The jewels you have had from me, to deliver to Desdemona, would half have corrupted a votarist: 61 you have told me, she has received them, and returned me expectations and comforts of sudden respect and acquaintance; 62 but I find none. Iago. Well; go to; very well. Bod. Very well! go to! I cannot go to, 63 man; nor ’t is not very well: by this hand, I say, it is very scurvy; and beginto find myself fobbed in it. Iago. Very well. Bod. I tell you, ’t is not very well. I will make myself known to Desdemona: If she will return me my jewels, I will give over my suit, and 58 ) So die Fol., = die Abgesandten von Venedig warten auf das Essen. — Q. A. liest And the great messengers of Venice stay, was die meisten Herausgeber als pathetischer vorziehen, obwohl das Pathetische eben nicht für Iago charakteristisch ist. — Q. B. liest jedenfalls verkehrt: The meat great messengers of Venice stay. 59 ) So die Qs. — Die Lesart der Fol., dafts, ist eine veraltete Form für daff'st. — to doff und to daff ist dasselbe, = abthun, abfertigen. en ) conveniency ist für Roderigo die günstige Gelegenheit, Desdemona zu sprechen. 61 ) votarist, eigentlich der oder die ein Gelübde abgelegt hat, hier = Nonne. C2 ) expectations and comforts sind Erwartungen und Vertröstungen auf rasche, baldige (sudden) freundliche Berücksichtigung ( respect ) und Vertraulichkeit (acquaintance). — Für acquaintance, was Fol. und Q. B. haben, lesen die meisten Herausgeber mit Q. A. acquittance, = Vergeltung. 63 ) Roderigo versteht go to, — fortfahren, während Iago go to als tadelnden Zuruf gebraucht, = schäme dich. 6 b Zu begin ist I aus I say zu suppliren. 8 114 OTHELLO, A. IV. repent my unlawful solicitation; 65 if not, assure yourself, I will seek satis¬ faction of you. Ictgo. You have said now. Hod. Ay, and I have said nothing, but what I protest intendment of doing. 6G Iago. Why, now I see there ’s mettle in thee; and even, from this instant, do build on thee a better opinion than ever before. Give me thy hand, Roderigo: thou hast taken against me a most just exception; but yet, I protest, I have dealt most directly in thy affair. Hod. It hath not appeared. Iago. I grant, indeed, it hath not appeared, and your suspicion is not without wit and judgment. But, Roderigo, if thou hast that within thee indeed, which I have greater reason to believe now than ever, — I mean, purpose, courage, and valour, — this night show it: 67 if thou the next night following enjoyest not Desdemona, take me from this world with treachery, and devise engines for my life. 68 Hod. Well, what is it? is it within reason and compass? Iago. Sir, there is especial commission 69 come from Venice, to depute Cassio in Othello’s place. Hod. Is that true ? why, then Othello and Desdemona return again to Venice. Iago. 0, no ! he goes into Mauritania, 70 and takes away with him the fair Desdemona, unless his abode be lingered here by some accident; wherein none can be so determinate, 71 as the removing of Cassio. Hod. How do you mean removing of him? Iago. Why, by making him uncapahle of Othello’s place; knocking out his brains. Hod. And that you would have me do? Iago. Ay; if you dare do yourself a profit, and a right. He sups to¬ night with a harlotry, 72 and thither will I go to him: he knows not yet of his honourable fortune. If you will watch his going thence, 73 (which I will 65 ) meine unerlaubte Werbung. 66 ) nichts, wovon ich nicht laut die Absicht erkläre ( protest intendment ), es zu thun. 67 ) so zeige es in dieser Nacht. — show ist Imperativ. C8 ) to devise engines = Marterinstrumente, Foltern erfinden. 69 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat command , woraus, so wie aus der Weglassung des Artikels vor especial, erhellt, dass commission abstract, — Auftrag, nicht concret, = Commission, zu verstehen ist. 70 ) Mauritania ist das Vaterland des Mohren Othello. 71 ) none bezieht sich auf accident ; determinate wird, nach Sh.’s freier Behandlung der Adjective, im activen Sinne gebraucht, = entscheidend. 72 ) So Fol. und Q. B. — harlotry, eigentlich ein Collectiv und Abstractum, gebraucht Sh. auch an zwei anderen Stellen: 1. K. Henry IV. (A. 3, Sc. 1.) und Romeo and Juliet (A. 4, Sc. 2.), = harlot, wie Q. A. hier liest. 73 ) Zu thence, wie vorher zu thither, ist im Gedanken zu suppliren der Ort, wo Cassio sups to-night with a harlotry. — Es bezieht sich auf Bianca’s Einladung, in Bezug worauf Iago in der vorigen Scene gefragt hatte: Will you sup there ? und Cassio erwiederte: 'Faith, I intend so. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 115 fashion to fall out between twelve and one) you may take him at your plea¬ sure: I will be near to second your attempt, and he shall fall between us. Come, stand not amazed at it, but go along with me; I will show you such a necessity in his death, that you shall think yourself bound to put it on him. It is now high supper-time, and the night grows to waste: about it. Rod. I will hear farther reason for this. lago. And you shall be satisfied. [Exeunt SCENE III. Another Room in the Castle. 1 Enter Othello, Lodovico, Desdemona, Emilia, and Attendants. Lod. I do beseech you, Sir, trouble yourself no farther. Otli. 0! pardon me; ? t will do me good to walk. Lod. Madam, good night; I humbly thank your ladyship. Des. Your honour is most welcome. * Will you walk, Sir? — 0! — Desdemona, — Des. My lord ? Oth. Get you to bed on the instant; I will be returned forthwith. Dismiss your attendant there: look, it be done. Des. I will, my lord. [. Exeunt Othello, Lodovico, and Attendants. Emil. How goes it now? he looks gentler than he did. Des. He says, he will return incontinent; 2 He hath commanded me to go to bed, And bade me to dismiss you. Emil. Dismiss me! Des. It was his bidding; therefore, good Emilia, Give me my nightly wearing, and adieu: We must not now displease him. Emil. I would you had never seen him. Des. So would not I: my love doth so approve him, That even his stubbornness, his checks, and frowns, — Pr ytliee, unpin me, — have grace and favour in them. I 74) b 2 ) Es ist jetzt hohe Zeit zum Abendessen, und die Nacht vergeht ungenutzt (grows to waste ). Auch hier ist eine bestimmte Localität schwer anzunehmen. Dass in demselben Gemache, in welchem der Venetianische Gesandte sich von Othello und Desdemona verabschiedet’ die Letztere sich auskleidet, um zu Bett zu gehen, verträgt sich eben nur mit der decorationslosen Einrichtung des alten Sh.’schen Theaters, welche dem Dichter wie dem Publikum verstattete, von jeder bestimmten Oertlichkeit zu abstrahiren. incontinent wird öfter von Sh. adverbialisch gebraucht., in dem jetzt veralteten Sinne von „unmittelbar, sogleich“. 8 * A. IV. 116 OTHELLO ? Emil. I have laid those sheets you bade me on the bed. 3 Bes. All ’s one. — Good father! 4 how foolish are our minds! — If I do die before thee, pr’ythee, shroud me In one of those same sheets. Emil. Come, come, you talk. Des. My mother had a maid call’d Barbaric: 5 She was in love; and he she lov’d prov’d mad, And did forsake her: 6 she had a song of — willow, 7 * An old thing ’t was, but it express’d her fortune, And she died singing it: That song, to-night, Will not go from my mind, 8 I have much to do, 9 But to go hang my head all at one side, And sing it like poor Barbarie. Pr’ythee, despatch. 10 Emil. Shall I go fetch your night-gown? Des. No, unpin me here. — This Lodovico is a proper 11 man. Emil. A very handsome man. Des. He speaks well. Emil. I know a lady in Venice would have walked barefoot to Palestine, for a touch of his nether lip. Des. The poor soul sat singing 12 by a sycamore tree ; [Singing. Sing all a green willow; Her hand on her bosom, her head on her knee; Smg willow, willow, willow: 3 ) Sie bezieht sich auf das, was Desdemona in der vorhergehenden Scene gesagt hatte: to-night lay on my bed my wedding-sheets. — Das sollte nach dem Aberglauben der Zeit ein Mittel sein, ihr die Liebe ihres Gatten wieder zuzuwenden, ihn so wieder zu machen, wie er in der Hochzeitnacht gewesen war. — In der vorigen Zeile lässt die Fol. in them aus. 4 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat das bei Sh. gewöhnlichere good faith. 5 ) So die Fol. und Qs., nur dass letztere Barbary schreiben. Es ist eine vertraulichere Liebkosungsform für Barbara, was die Herausgeber, der zweiten unauthentischen Fol. von 1632 folgend, stillschweigend an die Stelle, setzen. 6 ) d. h. er zeigte, nach Desdemona’s Ansicht, seine Tollheit oder Sinnlosigkeit darin, dass er sie verliess. 7 ) Die Weide, Baum oder Zweig, galt als ein Symbol verlassener Liebe, und wird in solcher Beziehung oft bei Sh. erwähnt. y ) Das Folgende fehlt in Q. A., die hier gleich anknüpft; Hark, who 's that knocks. 9 ) Ich habe viel zu thun, dass ich nicht u. s. w. 10 ) Emilia soll sich beim Auskleiden der Desdemona beeilen. n ) proper = hübsch, stattlich. J2 ) So die Fol. — Q. B. liest sighing , was die Herausgeber meistens beibehalten, weil sighing auch in dem Originaltext der alten Ballade, unter Andern auch in Percy’s Reliques [S. oben Einleit.], abgedruckt, sich findet. Indess hat Sh. diesen Text, in welchem ein verlassener oder verschmähter Liebhaber, kein Mädchen, seinen Schmerz ausspricht, so vielfach modificirt und der vorliegenden Situation angepasst, dass er auch wohl sighing in singing verwandeln mochte. Sc. 3. THE MOOR OF VENICE. 117 The f resh streams ran by her, and murmur d her moans Sing willow, willow, willow: Her salt tears fell from her, and soften’d the stones-; Lay by these. 13 — Sing willow, willow, willow. Pr’ythee, hie thee: he ’ll come anon. — Sing ail a green willow must be my garland. Let nobody blame him, his scorn I approve , — Nay, that ’s not next. 14 — Hark I who is it that knocks? Lmil. It is the wind. Des. I call’d my love, false love; but what said he then? Sing willow, willow, willow: If I. court mo women, you ll couch with mo men. 15 So, get thee gone; good night. Mine eyes do itch; Doth that bode weeping? Lmil. ’T is neither here nor there. 16 Des. I have heard it said so. — 0, these men, these men! — Dost thou in conscience think, tell me, Emilia, — That there be women do abuse their husbands In such gross kind? Lmil. There be some such, no question. Des. Would’st thorn do such a deed for all the world? Emil. Why, would not you? L es - No, by this heavenly light! Lmil. Nor I neither by this heavenly light: 17 I might do ’t as well i’ the dark. Des. Would’st thou do such a deed for all the world? Emil. The world is a huge thing: ’t is a great price For a small vice. Les. In troth, I think thou would’st not. 13 ) Sie spricht von Stücken ihres Anzuges oder Schmuckes. u ) Zerstreut, wie sie ist, verwechselt sie die Reihenfolge der Verse und verbessert sich dann: „nein, das kommt nicht zunächst“. 15 ) Auch diese drei Verse fehlen in Q. A. — In der alten Ballade findet sich nichts ihnen Entsprechendes; sie sind also entweder von Sh. hinzugedichtet oder anderswoher entlehnt. mo ist alterthümlich für more , und deshalb geflissentlich hier gebraucht. 16 ) »Es ist nichts damit“, erwiedert Emilia auf Desdemona’s Frage, wie in Merry Wives of Windsor die Frau Quickly (A. 1, Sc. 3.) sagt: my master himself is in love with Anne Page; hut notwithstanding that — I know Anne 's mind — that "s neither here nor there. Die folgende Rede Desdemona’s sowie Emilia’s Antwort fehlen in Q. A. 17 ) hy this heavenly light ist in Desdemona’s Munde eine Betheurung; Emilia versteht das Wort in Verbindung mit do such a deed = solche That beim Himmelslicht oder Tageslicht thun. — In Emilia’s folgender Rede wird der Gegensatz price und vice durch den Reim hervorgehoben. 118 A. IV. OTHELLO, Emil. In troth, I think I should, and undo ’t, when I had done. Marry, I would not do such a thing for a joint-ring, 18 nor for measures of lawn, nor for gowns, petticoats, nor caps, nor any petty exhibition; 19 but, for the whole world, — why, 20 who would not make her husband a cuckold, to make him a monarch? I should venture purgatory for ’t. 21 Des. Beshrew me, if I would do such a wrong for the whole world. Emil. Why, the wrong is but a wrong i’ the world; and, having the world for your labour, 22 ’t is a wrong in your own world, and you might quickly make it right. 23 Des. I do not think there is any such woman. Emil. Yes, a dozen; and as many to the vantage, as would store the world they play’d for. 24 But, I do think, it is their husbands’ faults, If wives do fall. Say, that they slack their duties, And pour our treasures 25 into foreign laps; Or else break out in peevish jealousies, Throwing restraint upon us; 26 or, say, they strike us, Or scant our former having in despite; 27 Why, we have galls; and, though we have some grace, 28 Yet have we some revenge. Let husbands know, Their wives have sense 29 like them: they see, and smell, And have their palates, both for sweet and sour, 18 ) joint-ring ist ein Fingerring mit Fugen, die in einen entsprechenden Ring hineinpassen, so dass eigentlich erst zwei solche Ringe ein Ganzes bilden. Sie wurden von Liebes¬ paaren gegenseitig verschenkt. 19 ) exhibition, eigentlich eine bestimmte, ausgesetzte Summe (vgl. Anm. 72, A. 1, Sc. 3.), ist hier soviel als Lohngehalt. 20 ) Q. A. hat für why hier Od’s pity (entstellt aus God’s' pity), eine Betheurung, welche später der Theatercensur weichen musste. 21 ) purgatory, das Fegefeuer, wird, ausser an dieser Stelle, auch in Romeo and Juliet (A. 3, Sc. 3.) als ein Ort zukünftiger Strafe erwähnt. 22 ) wenn Ihr die Welt für Eure Mühe bekommt. — labour ist hier scherzhaft gebraucht. 23 ) make it right ist sowohl = das Unrecht verbessern, redressiren, als auch == das Unrecht zum Recht machen, für Recht erklären. 24 ) Ein Dutzend, und ausserdem {to the vantage — zur Zugabe) noch so viel, wie hin¬ reichen würden, die Welt, um die sie spielten, zu bevölkern. — to play ist im fri¬ volen Sinne zu verstehen. — Das Folgende, bis zum Schluss von Emilia’s Rede, fehlt in Q. A., in der gerade diese Scene zur Abkürzung für die Bühnendarstellung, und gewiss nicht von Sh. selbst, sehr zusammengestrichen ist. 25 ) our treasures sind die Schätze, die uns gebühren. 26 ) oder wenn sie aus thörichter, launenhafter ( peevish A Eifersucht uns im Genuss unserer Freiheit beschränken. 27 ) oder was wir früher von ihnen erhielten (our former having), in ihrem Aerger uns verkümmern, uns theilweise vorenthalten (scant). 28 ) Der Frömmigkeit (grace) wird hier die Rachsucht (revenge) gegenübergestellt. 29 ) sense ist hier, wie aus dem Folgenden erhellt, collectiv gebraucht von mehr als einem Sinne. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 119 As husbands have. What is it that they do, When they change us for others? Is it sport? I think, it is; and doth affection breed it? 30 I think, it doth. Is ’t frailty, that thus errs? It is so too: and have not we affections, Desires for sport, and frailty, as men have? Then, let them use us well; else; let them know, The ills we do, their ills instruct us so. 31 Des. Good night, good night: heaven me such uses 32 send, Not to pick bad from bad, but by bad mend! 33 [Exeunt. ACT Y. SCENE I. A Street. Enter Iago and Roderigo. Iago. Here, stand behind this bulk; i straight will he come: Wear thy good rapier bare, and put it home. 2 Quick, quick; fear nothing; I ’ll be at thy elbow. It makes us, or it mars us; 3 think on that, And fix most firm thy resolution. Bod. Be near at hand; I may miscarry in ’t. Iago. Here, at thy hand: be bold, and take thy stand. 4 [Retires to a little distance. Bod. I have no great devotion to the deed; And yet he has given me satisfying reasons. — ’T is but a man gone: 5 — forth, my sword; he dies. [Goes to his stand. ) it bezieht sich auf change us for others. Der Affekt, die Leidenschaft, erzeugt, ver¬ anlasst solchen Wechsel. 31 ) so bezieht sich in ungenauer, durch den Reim veranlasster Hinweisung auf the ills we do. Wenn die Manner uns nicht gut behandeln, so mögen sie wissen, das Böse, welches wir thun, darin (oder das zu thun) unterweist uns ihr Böses. 32 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat usage. Der Sinn ist derselbe, = Sitten, gewohntes Handeln. 33 ) to mend lässt sich hier sowohl als transitives, wie als intransitives Verbum fassen, — besser machen und besser werden. ) bulk, wofür die Fol. unverständlich bark liest, ist der vorspringende Theil eines Gebäudes zu ebner Erde, der eben so wohl zum Auslegen von Verkaufswaaren, wie als Versteckplatz dienen konnte. 2 ) handhabe es tüchtig, so dass es zum Ziel (home) trifft. 3 ) Der Gegensatz von to make und to mar , = zum Gedeihen führen und zum Verderben führen, wiederholt sich bei Sh. oft. f ) So I ol. und Q. B. — Die meisten Herausgeber lesen mit Q. A. take thy sword. Aber die desfallsige Weisung hatte Iago dem Roderigo vorher schon genauer ertheilt. — Die folgenden beiden Bühnenweisungen finden sich nicht in den alten Ausgaben. ö ) Wenn ich die That gethan, so ist nur ein Mensch weniger, ein Mensch hin. 120 A. V. OTHELLO, Iago. I have rubb’d this young quat 6 almost to the sense, And be grows angry. Now, whether he kill Cassio, Or Cassio him, or each do kill the other, Every way makes my game: 7 Live Roderigo, 8 He calls me to a restitution large Of gold, and jewels, that I bobb’d 9 from him, As gifts to Desdemona; It must not be: 10 if Cassio do remain, He hath a daily beauty in his life, That makes me ugly; and, besides, the Moor May unfold me to him: there stand I in much peril. No, he must die: — be ’t so; I hear him coming. 11 Enter Cassio. Hod. I know his gait; ’t is he. — Villain, thou diest. [Flushing out, and making a 'pass at Cassio. 12 Cas. That thrust had been mine enemy indeed, But that my coat is better than thou know’st: 13 I will make proof of thine. [Draws, and wounds Roderigo. Rod. 0 , I am slain! [Iago rushes from his post, cuts Cassio behind in the leg, and exit. Cas. I am maim’d for ever. — Help, 14 ho! murder! murder! [Falls. Enter Othello , at a distance. Oth. The voice of Cassio. — Iago keeps his word. Rod. 0, villain that I am! Oth. Hark! ’t is e’en so. 45 Cas. 0, help! ho ! light! a surgeon! 6 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat gnat, was offenbar ein Druckfehler ist. quat ist eine Finne oder Blatter, kommt zugleich aber in übertragener Bedeutung, — ein mit Finnen behafteter, elender Wicht, bei Sh.’s Zeitgenossen vor. Iago gebraucht das Wort in diesem doppelten Sinne. — to the sense = bis zur Empfindlichkeit, bis er es schmerz¬ lich fühlt. 7 ) Diese Lesart der Qs. ist, als ausdrucksvoller, dem gain der Fol. vorzuziehen. Jeder Ausgang des Zusammentreffens liefert dem Iago eine Beute, sei es Cassio, Roderigo, oder Beide. 8 ) wenn Roderigo am Leben bleibt. — live ist Conjunctiv, zu dem if zu ergänzen ist. 9 ) to bob — prellen, hier mit from und dem Accusativ der Sache construirt, während gewöhnlich die Person im Accusativ steht. 10 ) it must not be bezieht sich auf das Vorige. 1J ) So die Qs. — Die Fol. hat But so, I heard him coming’. 12 ) Auch diese Bühnenweisung und die folgenden fehlen in den alten Ausgaben und sind nach dem Textesinhalt von den späteren Herausgebern ergänzt. 13 ) So Fol. und Q. B. — Die meisten Herausgeber lesen mit Q. A. think’ st. n ) So die Fol. — Die Qs. haben help, ho! 15 ) In Roderigo’s Ausruf findet Othello die Bestätigung seiner Vermuthung: Iago keeps his word. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 121 Oth. ’T is lie. — 0 brave Iago, honest, and just, That hast such noble sense of thy friend’s wrong! Thou teachest me. 16 — Minion, your dear lies dead, And your unblest fate hies: 17 — Strumpet, I come! Forth of 18 my heart those charms, thine eyes, are blotted; Thy bed, lust-stain’d, shall with lust’s blood be spotted. [ Exit Othello. Enter Lodovico and Gratiano , at a distance . Gas. What, ho! no watch? no passage? 19 murder! murder! Gra. ’T is some mischance; the cry is very direful. Gas. 0, help! Lod. Hark! liod. 0 wretched villain! Lod. Two or three groan. 20 — It is a heavy night! 21 These may be counterfeits; let ’s think ’t unsafe To come in to the cry without more help. Rod. No body come? then shall I bleed to death. Enter Iago, with a light. Lod. Hark! Gra. Here ’s one comes in his shirt, with light and weapons. Iago. Who ’s there? whose noise is this, that cries on murder? 22 Lod. We do not know. Iago. Did not you hear a cry? Gas. Here, here! for heaven’s sake, help me. Iago. What ’s the matter? Gra. This is Othello’s ancient, as I take it. Lod. The same, indeed; a very valiant fellow. Iago. What are you here, that cry so grievously ? 23 16 ) „Du lehrst mich, was ich zu thun habe mit der Desdemona“ ist die natürliche Ergänzung des Satzes, den Othello mit der Apostrophe an die abwesende Desdemona unterbricht: Minion , your dear lies dead. 17 ) So Fol. und Q. B. — Die Herausgeber lesen weniger prägnant mit Q. A. And your fate hies apace. 18 ) forth of my heart = aus meinem Herzen heraus. So die Qs. — Die Fol. hat for of my heart, wo of mit off verwechselt sein muss: „denn von meinem Herzen“ u. s. w. 19 ) no passage? Ist hier kein Verkehr auf der Strasse? Geht hier Niemand vorbei? 20 ) So die Fol. mit Recht, da Lodovico den Cassio und den Roderigo ächzen hört. — Die meisten Herausgeber lesen mit den Qs. two or three groans, was weit weniger sagt, da diese „zwei bis drei ächzenden Laute“ füglich von einem Verwundeten her¬ rühren können. 21 ) heavy night = schwere, tiefe Nacht, in deren Dunkel leicht diese zwei bis drei Stöh¬ nenden sich fälschlich so anstellen können ( these may be counterfeits) , um Andere in einen Hinterhalt, auf ihr Geschrei hin (to the cry), zu locken. 22 ) to cry on murder, eigentlich über oder wegen Mord schreien, ist Sh/sche Phrase = Mord schreien. 23 ) lago thut noch, als ob er den Cassio nicht erkenne. r 122 OTHELLO 7 A. Y. Cas. Iago? 0! I am spoil’cl, undone by villains: Give me some help. Iago. 0 me, lieutenant! what villains have done this? Cas. I think that one of them is hereabout, And cannot make away. Iago. 0 treacherous villains! — What are you there? come in, and give some help. [To Lodovico and Gratiano. Bod. 0, help me! here. Cas. That ’s one of them. Iago. 0 murderous slave! 0 villain! [Iago stabs Roderigo. 24 Bod. 0 damn’d Iago! 0 inhuman dog! 25 Iago. Kill men i’ the dark! — Where be these bloody thieves? — IIow silent is this town! 26 — Ho! murder! murder! What may you be? are you of good, or evil? Lod. As you shall prove us, praise us. 27 Iago. Signior Lodovico ? Lod. He, Sir. Iago. I cry you mercy. 28 Here ’s Cassio hurt by villains. Ora. Cassio ? Iago. How is it, brother? Cas. My leg is cut in tw T o. 29 Iago. Marry, heaven forbid! — Light, gentlemen; I ’ll bind it with my shirt. Enter Bianca. Elan. What is the matter, ho? who is ’t that cry’d? Iago. Who is ’t that cry’d? Bian. 0 my dear Cassio! my sweet Cassio! 0 Cassio, Cassio, Cassio! Iago. 0 notable strumpet! — Cassio, may you suspect AVlio they should be, that have thus mangled you? Cas. No. u ) Das ist die Bühnenweisung der neueren Ausgaben; von den alten hat nur Q. B. thrusts him in. 2b ) Die Qs. fügen noch ein dreifaches O! hinzu. — Die moderne Bühnenweisung: Lies, ist verkehrt, da aus den späteren Berichten Cassio’s hervorgeht, dass Roderigo hier nicht stirbt, sondern nur eine Zeit lang für todt gilt. 26 ) Diese Worte sagen ungefähr dasselbe, was vorher no passage? hiess. Ygl. Anm. 10 27 ) Schätzt uns, taxirt uns nach dem, wie Ihr uns erprobt! erwiedert Lodovico auf Iago's Frage: Seid Ihr vom Guten oder vom Uebel? 28 ) Er bittet ihn um Verzeihung, dass er ihn nicht gleich erkannte. 29 ) in two = entzwei. Sc. 1. THE MOOR OF VENICE. 123 Gra. I am sorry to find you thus: I have been to seek you. Iago. Lend me a garter: 30 — So. — 0, for a chair, To bear him easily hence! Bian. Alas! he faints. — 0 Cassio! Cassio! Cassio! Iago . Gentlemen all, I do suspect this trash 31 To be a party in this injury. 32 — Patience a while, good Cassio. — Come, come. Lend me a light. 33 -— Know we this face, or no ? Alas! my friend, and my dear countryman, Roderigo ? no: — yes , sure. 0 heaven! Roderigo. Gra. What, of Venice? Iago. Even he; Sir; did you know him? Gra. Know him? ay. Iago. Signior Gratiano? I cry you gentle pardon: These bloody accidents must excuse my manners, 34 That so neglected you. Gra. I am glad to see you. Iago. How do you, Cassio? — 0, a chair, a chair! Gra. Roderigo! Iago. He, he, ’t is he. — 0! that ’s well said; 35 — the chair. — chair brought in. Some good man bear him carefully from hence; I ’ll fetch the general’s surgeon. — For you, mistress, [To Bianca. Save you your labour. 36 — He that lies slain here, Cassio, Was my dear friend. What malice was between you? Cas. None in the world; nor do I know the man. Iago. [To Bianca.] What, look you pale? — 0, bear him out o’ the air. — [Cassio and Rod. are borne off. 30 ) Mit dem Knieband (garter) will er den Verband der Wunde, zu dem er sein Hemd zerriss ( I 'll bind it with my shirt) befestigen. — Diese Redo Iago's fehlt in Q. A. 3J ) Wie er hier die Bianca trash nennt, so bezeichnete er früher Roderigo. Vgl. Anm. 99. zu A. 2, Sc. 1. 32 ) So die Fol. — Q. A. hat to bear a part in this; Q. B. to bear a part in this injury. 33 ) Mit dem Lichte beleuchtet er das Angesicht des andern Verwundeten, der für todt daliegt, und erkennt darin seinen Landsmann, den Venetianer Roderigo. Vgl. A. 3, Sc. 3, Anm. 59. 34 ) my manners ist in dieser Verbindung = mein Mangel an Höflichkeit, meine geringe Höflichkeit. Iago entschuldigt sich, dass er bisher, von den blutigen Ereignissen (bloody accidents) in Anspruch genommen, sich um Gratiano nicht bekümmert habe. 35 ) that s well said, — das ist gut! bezieht sich darauf, dass die Sänfte, die er begehrt hatte, jetzt erscheint. 36 ) Bianca scheint um Cassio beschäftigt zu sein. — Die folgenden Worte: he that lies slain here etc. gehen natürlich auf Roderigo. 124 ip OTHELLO , A. V. Stay you, good gentlemen. 37 — Look you pale, mistress? Do you perceive the ghastness 38 of her eye? — Nay, if you stare, 39 we shall hear more anon. — Behold her well; I pray you, look upon her; Do you see, gentlemen? nay, guiltiness will speak, Though tongues were out of use. 40 Enter Emilia. Emil. Alas! what ’s the matter? wliat ’s the matter, husband? Iago. Cassio hath here been set on in the dark By Boderigo, and fellows 41 that are ’scap’d. He ’s almost slain, and Roderigo dead. Emil. Alas, good gentleman! alas, good Cassio! Iago. This is the fruit of whoring. — Pr’ythee, Emilia, Go know of Cassio where he supp’d to-night. 42 — What! do you shake at that? Bian. He supp’d at my house; but I therefore shake not. Iago. 0, did he so? I charge you, go with me. Emil. Fie, tie upon thee, strumpet! Bian. I am no strumpet; but of life as honest, As you that thus abuse me. Emil. As I? foh! 43 tie upon thee! Iago. Kind gentlemen, let ’s go see poor Cassio dress’d. 43 —• Come, mistress, you must tell ’s another tale. — Emilia, run you to the citadel, And tell my lord and lady what hath happ’d. — Will you go on, I pray? — This is the night, [Aside. That either makes me, or fordoes 45 me quite. [Exeunt. 37 ) Iago hält den Gratiano und Lodovico, die im Begriffe sind, dem in der Sänfte weg¬ getragenen Cassio zu folgen, zurück, um ihren Verdacht auf Bianca zu lenken. Er redet sie hier good gentlemen an, wie vorher gentlemen und nachher kind gentlemen. — Einige Herausgeber lesen mit den Qs. good gentlewoman, und finden darin eine höh¬ nische Anrede an Bianca. 38 ) ghastness, = Entsetzen, ist die Lesart der Fol. — Die Qs. haben gestures. 39 ) So die Fol. — Iago meint, dass Bianca sich durch dieses Hinstarren verrathen habe, und dass sie bald mehr von ihrer Schuld erfahren würden. — Die Qs. lesen: nay , an you stirre, was allerdings zu ihrer vorhergehenden Lesart: stay you, good gentlewoman passt. 40 ) wenn die Zunge auch nicht gebraucht würde. 41 ) Zu fellows ist of Roderigo hinzuzudenken. 42 ) Iago ertheilt der Emilia diesen Auftrag nur, um die Wirkung desselben auf Bianca zu beobachten, und darin einen neuen Beweis des Schuldbewusstseins der Letzteren zu finden. 43 ) Dieser charakteristische Ausruf des Ekels steht nur in Q. A., wird aber durch den Ausruf der Verachtung: fe, nicht überflüssig. **) to dress, — ärztlich oder wundärztlich behandeln, bezieht sich eigentlich auf Cassio’s Wunde 45 ) to fordo, veraltet = verderben, vernichten, bildet zu to make eben solch einen Gegen¬ satz, wie vorher to mar. Vgl. Anm. 3. dieser Scene. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 125 SCENE II. A Bedchamber. Desdemona in bed asleep. A. light burning. 1 Enter Othello. Oth. It is the cause, it is the cause, my soul, — Let me not name it to you, you chaste stars! — It is the cause. 2 — Yet I ’ll not shed her blood; Nor scar that whiter skin of hers than snow, And smooth as monumental alabaster. 3 Yet she must die, else she ’ll betray more men. Put out the light, and then put out the light: 4 If I quench thee, thou flaming minister, I can again thy former light restore, Should I repent me; but once put out thy light, 5 Thou cunning’st pattern 6 of excelling nature, I know not where is that Promethean heat That can thy light relume. 7 When I have pluck’d thy rose, I cannot give it vital growth again, Nach der alten Bühnenweisung erscheint Othello mit dom Lichte. Enter Othello with a light hat Q. A., und Q. B. fügt hinzu: and Desdemona in her bed. Mit dem Lichte in der Hand tritt Othello an das Bett. 2 ) Othello ermuthigt sich zu der That, die er vorhat, indem er seine Seele (my soul) an die Sache oder Ursache (the cause) mahnt, die ihn dazu hergeführt hat, die er aber, Angesichts der keuschen Sterne, nicht namhaft zu machen wagt. — the cause ist eben Desdemona’s Untreue gegen ihn. ) skin hat zwei Epitheta, eines im Comparativ (whiter), das mit dem davon getrennten than snow zu verbinden ist, und eines im Positiv (smooth), das ebenfalls eine Ver¬ gleichung bei sich hat: smooth as monumental alabaster = glatt wie der Alabaster eines Denkmals. — Die Herausgeber fügen hier die Bühnenweisung: takes off his sword bei, als Andeutung, dass Othello darauf verzichte, sie mit dem Schwert um¬ zubringen. /( ) Um nicht in dem gefassten Entschluss, Desdemona umzubringen, durch ihren Anblick beirrt zu werden, ermahnt Othello sich, das Licht, das er in Händen hält, auszu¬ löschen, und dann erst das andere Licht, Desdemona’s Leben. Das zweite put out the light ist eine, auch sonst bei Sh.’s Zeitgenossen für „tödten“ gewöhnliche, Umschrei¬ bung der That, die er zu nennen sich scheut. So interpungiren Fol. und Qs. den Satz , während viele neuere Herausgeber lesen: Put out the light and then — Put out the light! als ob Othello, statt fortzufahren, über die gesprochenen Worte noch ein¬ mal reflectire. 5 ) So die Fol. — Die Qs. but once put out thine. 0 cunning, dessen Superlativform nur hier bei Sh. vorkommt, ist = mit Kunst bereitet, von Kunst zeugend. Die Natur selbst ist es, auf die sich cunning in seinem eigent¬ lichen Sinne beziehen sollte. 7 ) So die Fol., deren Lesart Q. B. am Nächsten kommt, die relumine liest. — Q. A. hat return. h 126 OTHELLO, A. V. I It needs must wither: — I ’ll smell thee 8 on the tree. [Kissing her. 0 balmy breath, that dost almost persuade Justice to break her sword! — One more, one more. — Be thus when thou art dead, and I will kill thee, And love thee after. 9 — One more, and this the last: So sweet was ne’er so fatal. I must weep, But they are cruel tears: this sorrow ’s heavenly; 10 It strikes where it doth love. — She wakes — Des. Who ’s there? Othello? Oth. Ay, Desdemona. Des. Will you come to bed, my lord? Oth. Have you pray’d to-night, Desdemona? Des. Ay, my lord. Oth. If you bethink yourself of any crime, Unreconcil’d as yet to heaven and grace, Solicit for it straight. Des. Alas, my lord! what may you mean by that? Oth. Well, do it, and be brief; I will walk by: I would not kill thy unprepared spirit; No, — heaven forefend! — I would not kill thy soul. Des . Talk you of killing? Oth. Ay, I do. Des. Then, heaven Have mercy on me! Oth. Amen, with all my heart! Des. If you say so, I hope you will not kill me. Oth. Humph! Des. And yet I fear you; for you are fatal then, When your eyes roll so. Why I should fear, I know not, Since guiltiness I know not; but yet, I feel I fear. Oth. Think on thy sins. Des. They are loves I bear to you. 8 ) Die Herausgeber lesen meistens mit den Qs.: I ’ll smell it, was sich auf das vorher¬ gehende rose bezieht Poetischer ist gewiss, dass er hier die Rose selbst personifleirt und anredet, wenn nicht etwa das thee der Fol. sich schon auf das Folgende bezieht: ö balmy breath. — Die Bühnenweisung kissing her findet sich nicht in Fol. und Qs., ist aber unzweifelhaft richtig, da zu one more , one more nur kiss hinzugedacht werden kann. 9 ) Wenn du so reizend nach dem Tode aussiehst, so werde ich dich weiter lieben, obgleich ich dich getödtet. 10 ) Der Gegensatz ist zwischen I must weep und but they are cruel tears. Othello weint wider Willen, aber seine Thränen erweichen ihn nicht, und der Schmerz, der sie ihm auspresst, ist ein Schmerz wie der des Himmels, wenn er diejenigen schlägt, die er liebt. Genau genommen müsste it strikes sich nicht auf sorrow, sondern auf ein aus heavenly zu entlehnendes Substantiv heaven beziehen. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 127 Oth. Ay, and for that thou diest. 44 Des. That death ’s unnatural, that kills for loving. — Alas! why gnaw you so your nether lip? Some bloody passion shakes your very frame: These are portents; but yet 1 hope, I hope, They do not point on me. Oth. Peace, and be still! Des. I will so. What ’s the matter? Oth. That handkerchief, which I so lov’d, and gave thee Thou gav’st to Cassio. Des. No, by my life and soul! Send for the man, and ask him. Oth. Sweet soul, take heed, Take heed of perjury: thou Tt on thy death-bed. Des. Ay, but not yet to die. 12 Oth. Yes, presently: Therefore, confess thee freely of thy sin; For to deny each article with oath 43 Cannot remove, nor choke, the strong conception, That I do groan withal. Thou art to die. Des. Then, Lord, have mercy on me! Oth. I say, amen. Des. And have you mercy too! — I never did Offend you in my life; never lov’d Cassio, But with such general warranty of heaven As I might love: 44 I never gave him token. Oth. By heaven, I saw my handkerchief in ’s hand. 0 perjur’d woman! thou dost stone my heart, 45 And mak’st me call what I intend to do, 11 ) Z u for that ist aus dem pluralischen loves der Singular love zu ergänzen: „Du stirbst wegen dieser Liebe“. — Dass dies der Sinn ist, gebt aus Desdemona’s Antwort hervor: That death 's unnatural , that kills for loving. 12 j Desdemona glaubt wohl, dass sie auf dem Lager, auf dem sie jetzt liege, dereinst sterben würde, hält aber ihre Todesstunde noch nicht für so nahe. 13 ) Wenn du auch deine Sünden Stück für Stück ( each article) mit einem Eide ableugnen wolltest, so könnte das doch nicht die starke Vorstellung oder üeberzeugung, derent¬ wegen ich stöhne (that I do groan withal), entfernen oder ersticken. — withal steht für with. — Für conception hat Q. B. das gleichbedeutende conceit. 14 ) as I might love bezieht sich auf warranty: ich liebte Cassio nie anders, als soweit der Himmel allgemein zu lieben mir ^erstattete. 15 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat thy heart, als ob Desdemona, welche beharrlich leugnet, ihr Herz versteinte und durch ihre Unbussfertigkeit die That Othello’s, die an der Bussfertigen ein Opfer, eine fromme That (a sacrifice) gewesen sein würde, zu einem Morde machte. — Nach der andern und bessern Lesart wird Othello’s Herz versteint, so dass er die Desdemona mordet, statt sie zu opfern. 128 A. V. OTHELLO, A murder, which I thought a sacrifice: I saw the handkerchief. Des. He found it then; I never gave it him. — Send for him hither; Let him confess a truth. 10 Oth. He hath confess’d. Des. What, my lord? Oth. That he hath us’d thee. 17 Des. How? unlawfully? Oth. Ay. Des. He will not say so. Oth. No; his mouth is stopp’d; Honest Iago hath ta’en order for ’t. 18 Des. 0 , my fear interprets. 19 — What, is he dead? Oth. Had all his hairs been lives, my great revenge Had stomach for them all. Des. Alas! he is betray’d, and I undone. Oth. Out, strumpet! Weep’st thou for him to my face? Des. 0! banish me, my lord, but kill me not. Oth. Down, strumpet! Des. Kill me to-morrow; let me live to-night. Oth. Nay, if you strive, — Des , But half an hour. Oth. Being done, there is no pause. 20 Des. But while I say one prayer. Oth. It is too late. [He smothers her. 21 Emil. [Within.] My lord, my lord! what ho! my lord, my lord! Oth. What noise is this? — Not dead! not yet quite dead? I, that am cruel, am yet merciful; 1G ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat And let him confess a truth. Was Cassio bekennen wird, ist eine Wahrheit, deshalb a truth. 17 ) So Fol. und Q. B. — Nach Q. A. spricht Othello das verhängnisvolle Wort nicht aus, sondern unterbricht sich mit einem Fluche: That he hath — uds death (d. h. God's death). Indess verlangt Desdemona’s How? unlawfully? durchaus das vorhergehende Verbum. 18 ) Iago hat dafür gesorgt, dass sein Mund verstopft ist. — to take order — Anstalt treffen, Massregeln nehmen. 19 ) So die Fol. — Die Qs. lesen: My fear interprets then. 20 ) Wenn es gethan ist, sagt Othello zu sich selbst, so giebt es kein zögerndes Bedenken mehr. — Diese Worte fehlen in Q. A., die dafür Desdemona, während sie erstickt wird, noch dreimal O Lord, Lord, Lord! ausrufen lässt. Wahrscheinlich strich Sh. den Ausruf, der sich in Q. B. und Fol. nicht findet, nicht bloss auf Anlass der Theatercensur, sondern auch aus ästhetischen Gründen. 21 ) Die Bühnenweisung steht in der Fol. — Die Qs. haben: he stifles her. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 129 I would not have thee linger in thy pain. — So, so! 22 Emil. [ Within .] What ho! my lord, my lord! Oth. Who ’s there? Lmil. [ Within.~\ 0, good my lord! I would speak a word with you. Oth. Yes; t is Emilia; — By and by. — She ’s dead. ’T is like she comes to speak of Cassio’s death; The noise was high. 23 — Ha! no more moving? Still as the grave. 24 — Shall she come in? Were ’t good? — I think she stirs again: — No. — What ’s best to do ? 25 If she come in, she ’ll sure speak to my wife: My wife! my wife! what wife? — I have no wife: 0, insupportable! 0 heavy hour! 26 Methinks it should be now a huge eclipse Of sun and moon, and that th’ affrighted globe Should yawn at alteration. 27 Emil. [B ithin.~\ I do beseech you, I may speak with you. 0, good my lord! Oth. I had forgot thee. 0! come in, Emilia. — Soft, by and by: — let me the curtains draw. 28 — Where art thou? What ’s the matter with thee now? [Unlocks the door. 22 ) Dieses so, so! erklären einige Herausgeber dahin, dass Othello, um den Todeskampf Desdemona’s zu beenden, sie ersteche. Wenn Sh. eine solche Absicht gehabt hätte, so würde er sie, da sie mit Othello’s früheren Worten: I 'll not shed her blood, in direk¬ tem Widerspruche stände, .durch ein für das Verständniss des Zuschauers hier unent¬ behrliches Wort angedeutet haben, oder jedenfalls wäre zu den alten Bühnenweisungen: smothers oder stifles her hier eine zweite, eben so nothwendige getreten. Da aber keines von beiden der Fall ist, so ist anzunehmen, dass Othello bei den Worten so, so! Desdemona nochmals erdrosselt. 23 ) d. h. der Lärm da draussen, wie Othello vorher gefragt hatte: what noise is this? — Die Qs. haben the noise was here. 2} ) Er betrachtet Desdemona. 25 ) So die Fol. — Die Herausgeber ziehen meistens die Lesart der Qs. vor: whät 's the best? wahrscheinlich, um die Regelmässigkeit des Verses zu retten, an die sich doch Sh. in solchen Monologen der äussersten Aufregung am Wenigsten bindet. 26 ) Nach der Interpunction der alten Ausgaben ist der Ausruf O, insupportable! = 0, unerträglich! für sich zu fassen und nicht mit dem folgenden O heavy hour! zu ver¬ binden, so dass also hour nur ein Epitheton, nicht zwei hat. 27 ) Der Erdball sollte sich vor Entsetzen aufthun, auseinanderklafifen beim Wechsel, bei der Veränderung, die am Himmel vor sich ginge (huge eclipse of sun and moon). 28 ) soft, let me the curtains draw spricht Othello für sich, indem er die Vorhänge vor Desdemona’s Bette zuzieht. — by and by ist, wie schon vorher, an die draussen wartende Emilia gerichtet, = sogleich werde ich dir öffnen. — Die Bühnenweisung unlocks the door findet sich in den alten Ausgaben nicht. Sie haben nur Enter Emilia. 9 130 OTHELLO 7 A. V. Enter Emilia. Emil. 0, good ray lord! yonder ’s foul murder done. Oth. What! now ? Emil. But now, my lord! Oth. It is the very error 29 of the moon; She comes more near the earth than she was wont, And makes men mad. Emil. Cassio, my lord, has kill’d a young Venetian, Call’d Roderigo. Oth. Roderigo kill’d! And Cassio kill’d? Emil. No; Cassio is not kill’d. Oth. Not Cassio kill’d? Then murder ’s out of tune, And sweet revenge grows harsh. 30 Des. 0, falsely, falsely murder’d! 31 Emil. Alas! what cry is that? Oth. That! what ? Emil. Out, and alas! that was my lady’s voice: — Help! help, ho! help! — 0 lady: speak again! Sweet Desdemona! 0, sweet mistress, speak! Des. A guiltless death I die. Emil. 0! who hath done this deed ? Des. Nobody; I myself; farewell: Commend me to my kind lord. 0 farewell! [Dies. Oth. Why, how should she be murder’d? Emil. Alas, who knows? Oth. You heard her say herself, it was not I. Emil. She said so: I must needs report the truth. 32 Oth. She ’s like a liar gone to burning hell: ’T was I that kill’d her. Emil. 0 ! the more angel she, And you the blacker devil! 29 ) error ist hier das Abweichen des Mondes von der ihm vorgeschriebenen Bahn, wodurch der Mensch wahnsinnig und zu wahnsinnigen Thaten verführt wird. 30 ) härsh wird vorzüglich vom Missklang der Stimme gebraucht, steht also hier parallel mit out of tune. 31 ) Aus dem Umstande, dass Desdemona hier noch einmal wieder auflebt, um zu erklären, dass sie sich selbst umgebracht, hat man namentlich schliessen wollen, dass sie nicht erdrosselt, sondern erstochen sei. (Vgl. Anm. 22.) Es ist wohl anzunehmen, dass Sh. selbst nicht die Unmöglichkeit sich vorstellte, w r ie eine Erdrosselte noch einmal in’s Lehen zurückkehren könne, und doch einige Augenblicke nachher an der Erdrosselung sterben müsse. 32 ) So die Fol. — Die Qs. lesen a truth. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 131 Oth. She turn’d to folly, 33 and she was a whore. Emil. Thou dost belie her, and thou art a devil. Oth. She was false as water, 34 Emil. Thou art rash as fire, to say That she was false: 0! she was heavenly true. Oth. Cassio did top her; ask thy husband else. 35 0! I were damn’d beneath all depth in hell, But that I did proceed upon just grounds To this extremity. 36 Thy husband knew it all. Emil. My husband ? Oth. Thy husband. Emil. That she was false to wedlock? Oth. Ay, with Cassio. Nay, had she been true, If heaven would make me such another world 37 Of one entire and perfect chrysolite, I ’d not have sold her for it. Emil. My husband ? Oth. Ay, ’t was he that told me on her first: 38 An honest man he is, and hates the slime That sticks on filthy deeds. Emil. My husband? Oth. What needs this iterance, 39 woman? I say, thy husband. Emil. 0 mistress! villainy hath made mocks with love. 40 — My husband say, that she was false? Oth. He, woman : I say, thy husband: dost understand the word? My friend, thy husband, honest, honest Iago. 33 ) folly wird hier in einem Sinne gebraucht, den das Wort in der Englischen Bibelüber¬ setzung hat, = Ausgelassenheit, Unkeuschheit. So heisst es im 5. Buch Mose 2 2.: she hath wrought folly in Israel to 'play the whore in her father’s house, in ähnlicher Verbindung wie hier. 34 ) Das Wasser heisst falsch, insofern sich der Schilfer oder Schwimmer nicht darauf ver¬ lassen kann. 35 ) eise bedeutet hier: wenn du mir nicht glaubst, so frage ausser mir deinen Gatten. 36 ) Wenn ich nicht auf guten und gerechten Grund hin zu dieser äussersten That geschritten wäre, so würde ich in eine tiefere Verdammniss gerathen sein, als sie in der Hölle zu finden ist. 37 ) such another world — eine zweite Welt, eben so gross wie diese. 38 ) So die Fol. — Die Qs. lassen das wesentliche on her aus. 39 ) iterance, ein von Sh. selbst vielleicht nach Analogie von iterant gebildetes Wort findet sich nur in der Fol. — Die Qs. haben das gewöhnliche, gleichbedeutende iteration = Wiederholung. 40 ) Iago’s Schurkerei hat mit Othello’s Liebe ihr Spiel getrieben. — Emilia’s Rede und Othello’s folgende fehlen in Q. A. 132 OTHELLO, A. V. Emil. If he say so, may his pernicious soul 41 Rot half a grain a day! he lies to the heart: She was too fond of her most filthy bargain. 42 Oth. Ha! Emil. Do thy worst: This deed of thine is no more worthy heaven, Than thou wast worthy her. Oth. Peace! you were best. 43 Emil. Thou hast not half that power to do me harm, As I have to be hurt. 44 0 gull! 0 dolt! As ignorant as dirt! 45 thou hast done a deed, — I care^ot for thy sword; 46 I ’ll make thee known, Though I lost twenty lives. — Help! help, ho! help! The Moor has kill’d my mistress! Murder! murder! E?iter Montano, Gratiano, and Iago. Mon. What is the matter? *— How now, general? Emil. 0! are you come, Iago? you have done well, That men must lay their murders on your neck. Gra. What is the matter? Emil. Disprove this villain, if thou be’st a man: He says, thou told’st him that his wife was false. I know, thou didst not, thou Tt not such a villain. Speak, for my heart is full. 47 Iago. I told him what I thought; and told no more Than what he found himself was apt 48 and true. Emil. But did you ever tell him, she was false? Iago. I did. Emil. You told a lie; an odious, damned lie; Upon my soul, a lie; a wicked lie. — She false with Cassio! — Did you say with Cassio ? 41 ) Seine Verderben stiftende (pernicious) Seele soll, um länger zu verfaulen, täglich nur um einen Gran verfaulen. 42 ) Unter dem „schmutzigen Kauf“, den Desdemona gethan, versteht Emilia den Othello selbst, in den seine Gattin zu sehr verliebt gewesen, als dass sie ihm hätte untreu werden können. — filthy ist eine Anspielung auf Othello’s Farbe. 43 ) ihr thätet am Besten, still zu sein. Das fehlende Verbum ist aus dem vorhergehenden peace! zu suppliren. 44 ) Othello’s Drohung weist sie mit der Versicherung zurück, dass sie es länger aushalten könnte, von ihm misshandelt zu werden, als er sie zu misshandeln. — Für half that power der Fol. haben die Qs. half the pOver. 45 ) dirt steht als allgemeiner Ausdruck kränkender Verachtung, ohne dass der eigentliche Begriff des Wortes zu einem Vergleiche mit ignorant gerade urgirt zu werden braucht. 46 ) Es ist anzunehmen, dass Othello hier, wenn nicht schon früher beim Anfänge dieser Rede Emilia’s, drohend das Schwert gegen sie zieht. 47 ) mein Herz ist so voll, dass es zu brechen droht. 48 ) zu apt ist zu suppliren to be told , = schicklich um erzählt zu werden, passlich. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 133 Iago. With Cassio, raistre s. Go to, charm your tongue. 49 Emil. I will not charm my tongue; I am bound to speak. 50 My mistress here lies murder’d in her bed. All . 0 heavens forfend! Emil. And your reports have set the murder on. Oth. Nay, stare not, masters: it is true, indeed. Gra. ’T is a strange truth. Mon. 0 monstrous act! Emil. Villainy! villainy! villainy! I think upon ’t, — I think, — I smell ’t: — 0 villainy! 51 I thought so then: — I ’ll kill myself for grief. — 0 villainy, villainy! Iago. What! are you mad? I charge you, get you home. Emil. Good gentlemen, let me have leave to speak: ’T is proper I obey him, but not now. — Perchance, Iago, I will ne’er go home. Oth. 0 ! 0 ! 0 ! [Falling on the Led A 2 Emil. Nay? lay thee down, and roar, For thou hast kill’d the sweetest innocent, That e’er did lift up eye. Oth. 0! she was foul. — [^Rising . 53 I scarce did know you, uncle: there lies your niece, Whose breath, indeed, these hands have newly stopp’d. 54 I know, this act shows horrible and grim. Gra. Poor Desdemon! 55 I am glad thy father ’s dead. Thy match was mortal to him, and pure grief 49 ) to charm one’s tongue, eigentlich die Zunge zum Wohlklang stimmen, ist zu Sh.’s Zeit eine gewöhnliche Redensart für Stillschweigen. An die Bedeutung „verzaubern“ ist dabei nicht zu denken, sondern nur an den angegebenen Sinn, wie z. B. Spenser in seinem Shepherd’s Calendar das Wort gebraucht: Here we our slender pipes may safely charm. 50 ) Das Folgende bis zu Emilia’s Ausruf: 0 villainy, villainy! fehlt in Q. A. 51 ) So die Fol. Q. B. hat I think, I smell a villainy. — to smell ist hier natürlich in uneigentlichem Sinne zu verstehen, = wittern. Was sie wittert, ist lago’s angelegter Plan zum Verderben der Desdemona. Bei I thought so then eriunert sie sich der Scene mit dem Taschentuch, das Iago ihr entriss. 52 ) Tails on the bed ist die Bühnenweisung der Qs. — Die meisten Herausgeber setzen dafür hanging over his wife. 53 ) Diese Bühnenweisung fehlt in Fol. und Qs. 54 ) Diese Zeile lässt kaum eine andere Deutung zu, als dass Othello die Desdemona nur erdrosselt, nicht erstochen hat. — Für horrible in dem nächsten Verse haben die Qs- terrible. 55 ) Die Bedeutung der abgekürzten Form Desdemon, wie sie hier, mit dem Verse in Ein¬ klang, in der Fol. steht, als eines Ausdruckes der Zärtlichkeit, tritt an dieser Stelle besonders deutlich hervor. Vgl. Anm. 14, A. 3, Sc. 3. — Gratiano scheint nach Cypern gekommen zu sein, um der Desdemona die Nachricht von dem Tode ihres Vaters zu überbringen. 134 OTHELLO, A. V. Shore his old thread in twain: 56 did he live now, This sight would make him do a desperate turn, Yea, curse his better angel from his side, And fall to reprobance 57 Oth. ’T is pitiful; but yet Iago knows, That she with Cassio hath the act of shame A thousand times committed: Cassio confess’d it; And she did gratify his amorous works With that recognizance and pledge of love Which I first gave her. I saw it in his hand; It was a handkerchief, an antique 58 token My father gave my mother. Emil. 0 heaven! 0 heavenly powers! Iago. Come, hold your peace. Emil. ’T will out, ’t will out: — I hold my peace, Sir? no; No, I will speak as liberal as the north; 59 Let heaven, and men, and devils, let them all, All, all, cry shame against me, yet I ’ll speak. Iago. Be wise, and get you home. Emil. I will not. [Iago offers to stab his zuife . 60 Gra. Fie! Your sword upon a woman? Emil. 0 thou dull Moor! that handkerchief thou speak’st of, I found by fortune, and did give my husband; For often, with a solemn earnestness, (More than, indeed, belong’d to such a trifle) He begg’d of me to steal it. Iago. Villainous whore! 56 ) to shear steht hier in der veralteten Bedeutung von „zerschneiden“. — thread — Lehens¬ faden, und pure grief deutet an, dass nur der Kummer über Desdemona, und nichts Anderes, diesen Faden zerschnitt. 57 ) Hätte er Desdemona’s Ermordung erlebt, so würde er in der Verzweiflung einen Selbst¬ mord begangen, sich selbst verflucht und damit sich der ewigen Verdammniss über¬ geben haben. — Die Fol. hat hier reprobance für das reprobation der Qs., wie sie vorher iterance (vgl. Anm. 39 dieser Scene) und pleasance (Vgl. Anm. 79, A. 2, Sc. 3.) las. — Sh. selbst zog diese veralteten Formen den gewöhnlichen als pathetischer vor. 58 ) antique, = alterthümlich, aus dem Alterthum stammend, hat zu Sh.’s Zeit noch den Ton auf der ersten Sylbe. — Sh. übersah hier, dass nach der früheren Darstellung Othello’s Mutter ihrem Sohne das Taschentuch gegeben, sie selbst aber dasselbe nicht von Othello’s Vater, sondern von einer Zigeunerin erhalten haben sollte, freilich in einer Beziehung auf den Vater. 59 ) So die Fol. — Q. A. liest: I 'll be in speaking liberal as the air , und Q. B. ebenso, nur north für air. — Die meisten Herausgeber ziehen das mattere air dem ausdrucks¬ vollen north vor, wenn sie auch sonst der Lesart der Fol. folgen. — liberal ist = dreist, ausgelassen, rücksichtslos. 60 ) Diese aus dem Zusammenhänge erhellende Bühnenweisung fügte zuerst It owe hinzu. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 135 Emil. She give it Cassio! no, alas! I found it, And I did give ’t my husband. Iago. Filth, thou liest. Emil. By heaven, I do not; I do not, gentlemen. 0 murderous coxcomb! what should such a fool Do with so good a wife? 61 [Iago stabs Emilia, then runs out. Oth. Are there no stones in heaven, But what serve for the thunder? 62 — Precious villain! 63 Gra. The woman falls: sure, he has kill’d his wife. Emil. Ay, ay. 0, lay me by my mistress’ side! Gra. He ’s gone, but his wife ’s kill’d. Mon. ’T is a notorious villain. 64 Take you this weapon, Which I have here recover’d from the Moor. 65 Come, guard the door without: let him not pass, But kill him rather. I ’ll after that same villain, For ’t is a damned slave. [ Exit Montano. 66 Oth. I am not valiant neither, But every puny whipster gets my sword. 67 But why should honour outlive honesty? Let it go all. Emil. What did thy song bode, lady? 68 Hark, canst thou hear me? I will play the swan, - * 61 ) So die Fol. — Die Qs. lesen woman. — Die Bühnenweisung ist modern, in der Fol. ist gar keine , und die Qs. haben eine einigermassen abweichende: the Moor runs at Iago: Iago kilts his wife. — Iago’s Exit ist in den Qs. erst nach Emilia’s nächster Rede bezeichnet. 62 ) Othello, von Montano der AVaffe beraubt, mit der er auf Iago eindringen wollte (vgl. Anm. 61.), und verhindert, den Entrinnenden zu verfolgen, ruft die Rache des Himmels auf den Uebelthater herab, und fragt, ob der Himmel seine Koile nur habe, um damit zu donnern, nicht um den Schuldigen damit zu treffen. — stone steht hier, wie im Julius Caesar (A. 1, Sc. 3.) undCymbeline (A. 4, Sc. 2.) thunderstone, — thunder¬ bolt, nach dem Volksglauben, dass der Donner mit geschleuderten Steinmassen bewirkt werde. 63 ) ■precious gebraucht Sh. in ähnlicher Verbindung zweimal in Cymb eline "[A. 3, Sc. 5. und A. 4, Sc. 2.): precious pander und precious varlet. — Q. B. liest pernicious villain. 64 ) Vgl. Anm. 47, A. 4, Sc. 2. 65 ) Vgl. Anm. 61 und 62. 6G ) So ist die Bühnenweisung der Fol., in Uebereinstimmung mit Montano’s letzten Worten, demzufolge Gratiano auf der eigentlichen Bühne bleibt, während Othello sich in den Hintergrund zurückzieht, der durch die Vorhänge, die auch Desdemona’s Bett verdecken, von dem Vordergründe der Bühne getrennt wird. — Nach der Bühnenweisung der Qs., der die meisten Herausgeber folgen, gehen Montano und Gratiano hinaus, und der Letztere antwortet nachher von draussen ( within ): if thou attempt it etc. 67 ) Ich bin auch nicht mehr so tapfer, sagt der von Montano entwaffnete Othello, dass nicht jeder winzige Laffe mein Schwert davontrüge. Das neither findet seine Erklärung in dem folgenden Verse: but why should honour outlive honesty? 6b ) Diese Zeile und die beiden folgenden fehlen in Q. A. f. 136 OTHELLO, A. Y. And die in music: — Willow, willow, willow. ■— Moor, she was chaste; she lov’d thee, cruel Moor: So come my soul to bliss, as I speak true; So speaking as I think, alas, I die. 69 [Dies. Oth. I have another weapon in this chamber, It is a sword of Spain; the ice-brook’s temper. 70 0! here it is. — Uncle, I must come forth. Gra. If thou attempt it, it will cost thee dear: Thou hast no weapon, and perforce must suffer. Oth. Look in upon me 71 then, and speak to me, Or, naked 72 as I am, I will assault thee. Gra. What is the matter? Oth. Behold! I have a weapon; A better never did itself sustain 73 Upon a soldier’s thigh: I have seen the day, That with this little arm, and this good sword, I have made my way through more impediments Than twenty times your stop. 74 — But, 0 vain boast! Who can control his fate? ’t is not so now. 75 — Be not afraid, though you do see me weapon’d; 76 Here is my journey’s end, here is my butt, And very sea-mark of my utmost sail. 77 Do you go back dismay’d? ’t is a lost fear; Man 78 but a rush against Othello’s breast , And he retires. — Where should Othello go? — 6S ) So die Fol. — Die Qs. lesen I die zweimal, und lassen alas aus. 70 ) Schon den Alten war es bekannt, dass die Spanier den Stahl härtet/n , indem sie ihn glühend heiss, wie er aus der Schmiede kam, in eisig kaltes messendes Wasser (ice- broole) tauchten. 71 ) Nach der Anordnung der Fol. bezieht sich dieses in auf den Bühnenraum hinter dem Vorhänge; nach der der Qs., welche den Gratiano draussen Wacht halten lässt, auf die ganze Bühne. 72 ) naked ist hier = waffenlos, wehrlos. — Die Herausgeber, welche den Qs. folgen, setzen nach Othello’s Worten: Re-enter Gratiano , was jedoch in den Qs. selbst sich nicht findet. 73 ) to sustain itself ist = sich behaupten, sich bewähren. 7i ) more , im Sh.’schen Sinne •■= grösser, gehört zu twenty times : Hindernisse, die zwanzig¬ mal so gross waren, wie der Widerstand, den Ihr mir entgegensetzt. — Q. R. liest you stop für das your stop der Fol. 73 ) Die folgenden sieben Zeilen fehlen in Q. A. 7C ) weaponed , ein vom substantivischen weapon gebildetes Adjectiv, das freilich sonst nirgend bei Sh., wohl aber bei dessen Zeitgenossen hier und da sich findet. 77 ) sail ist hier nicht so wohl — Segel, als — Segeln, Fahrt. Othello’s äusserste Fahrt hat hier ihr Fahrziel (butt) und ihre Bake (sea-mark) erreicht. 78 ) to man steht hier in einem so seltenen und seltsamen Sinne, = „wagen“, dass, wenn nicht Q. B. und Fol. übereinstimmend diese Lesart hätten, die Vermuthung statthaft wäre, Sh. habe make geschrieben. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 137 Now, 79 how dost thou look now? 0 ill-starr’d wencli! 80 Pale as thy smock! 81 when we shall meet at compt, This look of thine will hurl my soul from heaven, And fiends will snatch at it. Cold, cold, my girl? Even like thy chastity. 0, cursed, cursed slave! 82 — Whip me, ye devils, From the possession of this heavenly sight! Blow me about in winds! roast me in sulphur! Wash me in steep-down 83 gulfs of liquid fire! 0 Desdemon! dead Desdemon! dead? 0! O! 84 Enter Lodovico, Montano, Cassio, carried in a chair, 85 and Officers, with Iago , prisoner. Lod. Where is this rash and most unfortunate man? Oth. That ’s he that was Othello: here I am. Lod. Where is that viper? bring the villain forth. Oth. I look down towards his feet; 86 — but that ’s a fable: J If that thou best a devil, I cannot kill thee. [Othello wounds Iago. 87 Lod. Wrench his sword from him. ! Iago. X bleed, Sir; but not kill’d. Oth. I am not sorry neither: I ’d have thee live; For in my sense, ’t is happiness to die. Lod. 0 thou Othello! that wert once so good, Fall’n in the practice 88 of a damned slave, What shall be said to thee? 89 Oih. Why, any thing: An honourable murderer, if you will; For nought I did in hate, but all in honour. Lod. This wretch hath part confess’d his villainy. Did you and he consent 90 in Cassio’s death ? Oth. Ay. _ ___ 7S ) Othello wendet sich mit diesen Worten zur Leiche der Desdemona. ) wench wurde zu Sh. s Zeit auch in edlerem Sinne, und nicht bloss von Unverheiratheten, gebraucht. 81 ) Dass dieser Vergleich kein unedler war, erhellt aus Hamlet (A. 2, Sc. 1.), wo Ophelia von der Erscheinung des Prinzen sagt: pale as his shirt. 82 ) So die Fol. Die Qs. setzen cursed nur einmal. 83 ) steep-down ~ zum Untertauchen tief, eine Sh.’sche Wortbildung. So die Fol. — Die Herausgeber lesen meistens mit den Qs. O Desdemona! Desdemona! dead ? O ! 0! 0! 8 ) Nach der Bühnenweisung der Qs.: Cassio in a chair. — Die Fol. lässt die Sänfte unerwähnt. 86 ) Er sieht nach Iago s Füssen, ob er sich nicht auch äusserlich, durch den Pferdefuss, als Teufel ankündige. 8/ ) Diese Bühnenweisung wurde zuerst von Rowe hinzugefügt. 88 ) practice gebraucht Sh. = Nachstellung, Hinterlist. 89 ) Vas soll von Dir gesagt werden? — In diesem Sinne wird to nach say oft gebraucht. 90 ) to consent = sich verabreden, sich einigen. fl' 1 V / / 138 OTHELLO, A. V. Cos. Dear general, I never gave you cause. 91 (M. I do believe it, and I ask you pardon. Will you, I pray, demand that denn-devil, 92 Why he hath thus ensnar’d my soul and body? Iac/o. Demand me nothing: what you know, you know. From this time forth I never will speak word. Lod. What! not to pray? 93 Ora . Torments will ope your lips. Oth. Well, thou dost best. Lod. Sir, you shall understand what hath befall’n, Which, as I think, you know not. Here is a letter, Found in the pocket of the slain Roderigo; And here another: the one of them imports The death of Cassio to be undertook By Roderigo. Oth. 0 villain! , ifl Cas. Most heathenish, and most gross! Lod. Now, here ’s another discontented paper, 94 Found in his pocket too; and this, it seems, Roderigo meant to have sent this damned villain; But that, belike, Iago in the interim 95 Came in and satisfied him. Oth. 0, the pernicious caitiff! — How came you, Cassio, by that handkerchief, That was my wife’s? fl Cas. I found it in my chamber; And he himself confess’d, but even now, That there he dropp’d it, for a special purpose, Which wrought to his desire. 96 91 ) So hatte Desdemona (A. 3, Sc. 4.) gesagt: Alas, the day! I never gave him cause. — In der folgenden Zeile hat die Fol. your pardon für das you pardon der beiden Qs. 92 ) demi-devil, nach der Analogie von demigod gebildet. — Diese bei Sh. öfter vorkom¬ menden Zusammensetzungen mit demi bedeuten nicht immer, dass der oder das Bc- zeichnete halb die Natur des im letzten Gliede des Compositums Erwähnten besitze, sondern drücken im Allgemeinen eine Theilhaftigkeit oder Gemeinsamkeit der Art und Natur des Letzteren aus. 93 ) Wie, nicht einmal zum Gebete, wenn es zum Sterben geht? fragt Lodovico. — Diesem Entschlüsse Iago’s stimmt Othello bei, damit nicht etwa ein Gebet demselben jenseits noch nütze: Well, thou dost best. 94 ) discontented paper ist ein Brief, in welchem Roderigo dem lago seinen Missmuth zu erkennen gab. 95 ) Q. A. hat nick, ein Wort, das Sh. selbst, als zu trivial, wahrscheinlich später in interim umänderte, wie Fol. und Q. B. lesen. 96 ) Die Construction ist nicht ganz genau, da which sich auf den ganzen vorhergehenden Satz, nicht auf special purpose bezieht. Das Fallenlassen des Taschentuchs in Cassio’s Zimmer zu bestimmtem Zwecke hatte die gewünschte Wirkung. Sc. 2. THE MOOR OF VENICE. 139 Oth. 0 fool! fool! fool! Cas. There is, besides, in Roderigo’s letter, How he upbraids Iago, that he made him Brave me upon the watch: whereon it came That I was cast: and even hut now he spake, After long seeming dead, 97 — Iago hurt him, Iago set him on. Lod. You must forsake this room, and go with us: Your power and your command is taken off, And Cassio rules in Cyprus. For this slave, If there be any cunning cruelty, That can torment him much, and hold him long, It shall be his. You shall close prisoner rest, Till that the nature of your fault be known To the Venetian state. — Come, bring him away. Oth. Soft you; a word or two, before you go. I have done the state some service, and they know it; No more of that. — I pray you, in your letters, When you shall these unlucky deeds relate, Speak of me as I am; 98 nothing extenuate, Nor set down aught in malice: then must you speak Of one that lov’d not wisely, but too well: Of one not easily jealous, but, being wrought, Perplexed in the extreme; of one, whose hand, Like the base Indian, threw a pearl away, Richer than all his tribe; 99 of one, whose subdued eyes, Albeit unused to the melting mood, Drop tears as fast as the Arabian trees Their medicinable 100 gum. Set you down this; 101 And say, besides, that in Aleppo once, 97 ) Ygl. Anm. 25, A. 5, Sc. 1. 98 ) So Fol. und Q. B. — Q. A. hat speak of them as they are. ") Hie Qs. haben Indian. Die Herausgeber ziehen theilweise die Lesart der Fol.: Judean, vor, und verstehen unter dem „Juden“ denHerodes, der seine Gattin Mariamne, „eine Perle“, wegwarf. Dazu passt indess das Epitheton base sehr wenig, und tribe bezeichnet auch nicht blos einen jüdischen Volksstamm, wie denn Iago (A. 3, Sc. 3.) von den souls of all my tribe geredet hatte. Bei dem Indian dachte Sh. wohl an keine bestimmte Geschichte, sondern an die Unwissenheit der gemeinen Indianer (base Indian) über den Werth der in ihrem Lande gefundenen Perlen, die kostbarer sind als Alles, was der Volksstamm, dem der Finder angehört, besitzt. lü0 ) So die Fol. Sh. gebraucht das Wort auch an anderen Stellen = heilsam, und betont die erste Sylbe. -— Die Herausgeber ziehen mit den Qs. medicinal vor, was aber Sh. schwerlich medicinal accentuirt haben wird, wie sie behaupten. 101 ) d. h. in dem Berichte an den Senat Venedigs. h 140 ' OTHELLO 7 Where a malignant and turban’d Turk 102 Beat a Venetian, and traduc’d the state, I took by the throat the circumcised dog, And smote him — thus. Lod. 0 bloody period! 104 Gra. All that ’s spoke is marr’d. Oth. I kiss’d thee, ere I kill’d thee: — No way but this, [.Falling upon Des. Killing myself to die upon a kiss. 105 [Dies. Cas. This did I fear, but thought lie had no weapon, For he was great of heart. 106 Lod. 0 Spartan dog! 107 More fell than anguish, hunger, or the sea, Look on the tragic loading 108 of this bed; [To Iago. This is thy work: the object poisons sight; Let it be hid. — Gratiano, keep the house, And seize upon the fortunes of the Moor, For they succeed on you. 109 -— To you, lord governor, Remains the censure of this hellish villain; The time, the place, the torture, 110 — 0, enforce it! Myself will straight aboard, and to the state This heavy act 111 with heavy heart relate. [Exeunt. 102 ) Hie Copula verbindet hier, wie oft bei Sh., zwei nur uneigentlich zusammengehörende Begriffe. Mit turban" d soll der Türke wahrscheinlich als achter, eingefleischter Türke bezeichnet werden. Den Begriff des Uebermuthes scheint Sh. auch sonst mit turban zu verbinden, so in Cymbeline (A. 3, Sc. 3.): that giants may jet through, and keep their impious turbans on. — Hass die Scene in Aleppo, einem Sitze der Türkischen Herr¬ schaft vorfiel, beweist um so mehr Othello’s Heldenmuth und Eifer für die Ehre Venedigs. 103 ) Die Bühnenweisung ist in der Fol. 104 ) period ist = Schluss, Ende, entweder der Rede Othello’s oder seines Lebens. 105 ) Wie ich dich küsste, ehe ich dich tödtete, so bleibt auch mir keine andere Todesart übrig, da ich mich selbst tödte, als unmittelbar auf einen Kuss zu sterben. — Nach Othello’s Worten haben die Herausgeber die in den alten Ausgaben fehlende Bühnen¬ weisung beigefügt. 106 ) for he was great of heart bezieht sich auf this did I fear. — Aus but thought he had no weapon geht hervor, dass Othello das Schwert, welches er dem Gratiano entgegen¬ hielt, beim Eintritte der Uebrigen versteckt haben muss. 107 ) Die Spartanischen Hunde, als besonders ingrimmig und desshalb zur Bärenhetze geeignet, erwähnt Sh. auch im Midsumme might ’s Dream (A. 4, Sc. 1.): when in a wood of Crete they bay'd the bear with hounds of Sparta. 108 ) So die Fol. — die Qs. haben Lodging. 109 ) So die Fol. — Die Qs. to you. n0 ) time und place ist die Bestimmung über Zeit und Ort des Urtheils (censure) über Iago; zu torture, — Bestimmung der über ihn zu verhängenden Marter, gehört dann O, enforce it! ln ) act ist nicht die besondere That, sondern das ganze Ereigniss, wie es die vier letzten Acte des Dramas vorgeführt haben. A. V. [Stabs himself. 103 t / Nach w o r t. In einem Nachwort zu meiner Ausgabe des Hamlet hatte ich kurz die Beweggründe angeführt, welche mich zu einer kritischen Musterung der von J. Payne Collier in einem Exemplar der zweiten Folioausgabe (1632) neuerdings entdeckten handschriftlichen Emen- dationen, so weit sie jenes Drama betreffen, veranlassten. Dieselben Gründe bestimmen mich, ein gleiches Verfahren auch bei Othello zu beobachten. Ich gehe deshalb die von Collier auf Seite 448 — 463 seines Buches mitgetheilten Emendationen des alten anonymen Correctors vollständig durch, um mich wegen meiner Nichtberücksichtigung derselben für den Text meiner Ausgabe zu rechtfertigen. Denjenigen Leser, dem ich damit etwas Ueberflüssiges zu thun scheine, verweise ich auf den Vorgang Knight’s und Halliwell’s, welche auch in ihren jetzt erscheinenden Ausgaben des Shakspere es nicht verschmähen, im Einzelnen ihre Ab¬ weichung von den Lesarten des alten Correctors zu motiviren. Ich citire, wie beim Hamlet, nach der Seitenzahl meiner Ausgabe: S. 11. Others there are, Who, trimm’ d in forms and visages of duty, Keep yet their hearts attending on themselves. Es spricht eben nicht sehr für das tiefe Verständniss Shakspere’s und den dabei entwickelten Scharfsinn, welchen wohlmeinende Kritiker dem alten Corrector nachrühmen wollen, dass er, den vom Dichter deutlich beabsichtigten Gegensatz zwischen visages und hearts verkennend, für ersteresWort usages setzte. Demgemäss, und weil es ihm auf eine Emendation mehr oder weniger nicht ankam, änderte er auch trimm’d in team’d um. — Dass er diese ganze Stelle nicht sonderlich verstanden, möchte man beinahe daraus schliessen, dass er sie, von We cannot all be masters bis zu I would not be Iago, als überflüssig durchgestrichen hat. S. 12. Dö; with like timorous accent, and dire yell, As when by night and negligence, the fire Is spied in populous cities. timorous wird vom accent gesagt, weil Brabantio damit aufgeschreckt werden soll, und hat dieselbe Bedeutung wie in King Richard III. (A. 4, Sc. 1.) timorous dreams, = schreckens¬ volle, Schrecken einjagende Träume. — Dafür setzt der alte Corrector, im Widerspruch mit Qs. und Fol., das matte clamorous , das neben dire yell doppelt matt sich ausnimmt. Er scheint timorous so wenig verstanden zu haben, wie, zu unserer Bewunderung, Collier, der das Wort mit frightened umschreibt. S. 15. Tying her duty, beauty, wit, and fortunes In an extravagant and wheeling stranger. Der alte Corrector verstand das Epitheton extravagant wahrscheinlich nicht in dem Sinne, den es hier hat (vgl. Anm. 52.), und nahm demzufolge auch an dem dasselbe näher erklärenden 142 NACHWORT. f- wheeling Anstoss. — to wheel , = sich drehen, d. h. nicht St^nd halten, kommt auch sonst bei Sh. vor, so im Coriolanus (A. 1, Sc. 6.): 1 was forc’d to wheel three or four miles about; wheedling dagegen lässt sich bei Sh. und seinen Zeitgenossen nicht nachweisen, eben so wenig auf Othello anwenden, dem Barbarei weit eher, als ein einschmeichelndes AVesen, von seinen Feinden Schuld gegeben wird. — Die beiden anderen Emendationen des alten Correctors zu dieser Stelle: Laying für Tying, und On für In, bedürfen zu ihrer Würdigung wohl nur einer einfachen Erwähnung. S. 16. Though I do hate him as 1 do hell pains. — Das Wort pains hatte der Setzer der zweiten Fol. ausgelassen, weil ihm der Druckfehler der ersten Fol.: apines (für paines ), unklar gewesen war. Der alte Corrector fügte es hinzu, wie es sich dann bisher in allen Ausgaben, mit Ausnahme der drei letzten Folios, fand. S. 22. As in these cases where the aim reports. — Vgl. Anm. 3. — Das Wort aim, sowie der Sinn des Relativsatzes im Ganzen, ist durch die Uebereinstimmung der alten Aus¬ gaben gesichert, sei es, dass es als Substantiv, = Vermuthung, steht, wie in der Fol., oder als Yerbum, = vermuthen, muthmasslich angeben, wie Q. B. aim, Q. A. aim’d hat. — Der alte Corrector scheint aim in diesen Bedeutungen nicht verstanden zu haben, und ändert frischweg with the same reports. Der Senator sagt aber gerade das Gegentheil, dass näm¬ lich die Berichte nicht dieselben, sondern verschieden sind, und er giebt auch zugleich den Grund solcher Verschiedenheit an, den freilich der alte Corrector ohne Weiteres streicht, so dass in these cases bei ihm vollends allen Sinn verliert. S. 26. Without more wider and more overt test. — Die meisten Herausgeber lesen mit den Qs. more certain für das more wider der Fol., und entlehnen dagegen aus der Fol. die beiden folgenden Zeilen folgendermassen: Than these thin habits and poor likelihoods Of modern seeming do prefer against him. more wider missfiel dem alten Corrector wahrscheinlich wegen der doppelten Comparativform, die unserm Dichter so geläufig ist. Er setzte deshalb more evidence dafür, und strich, um den durch seine Emendation gestörten Vers wieder in Ordnung zu bringen, das more vor overt. Dass overt, und nicht mit Qs. und Fol. over zu lesen sei, hatten ausser dem alten Corrector die Herausgeber schon gemerkt und als selbstverständlich stillschweigend geändert. Der Ruhm, den Collier seinem Schützling wegen dieser Entdeckung vindicirt, gebührt also ihnen auch. S. 28. She gave me for my pains a world of sighs. — Der alte Corrector stellt diese Lesart der Qs. wieder her an Stelle des world of kisses der Fol., wie denn auch seit Pope alle Ausgaben sighs lasen. S. 32. Nor to comply with heat, the young affects, In my defunct and proper satisfaction. Ueber die Schwierigkeiten dieser Stelle vgl. Anm. 83. Der Druckfehler der zweiten Fol.: effects für affects , scheint dem alten Corrector zu seiner Emendation verholfen zu haben: comply wi’ the young effects of heat. Mit diesen „jungen Wirkungen der Hitze“ wird sich ausser Collier schwerlich ein Herausgeber zu befreunden wissen. Die Emendation In me defunct ist nicht neu, sondern steht bereits in vielen Ausgaben, wo denn defunct als Appo¬ sition zu affects , oder der ganze Satz (the young affect 's in me defunct ) parenthetisch gefasst wird. In beiden Fällen bleibt der Anstoss, dass alsdann and proper satisfaction dem Vorher¬ gehenden sich nicht wohl anfügen lässt. S. 33. And heaven defend your good souls, that you think. — Der alte Corrector scheint good souls für eine Anrede Othello’s an die Senatoren gehalten und darin eine unpassende Vertraulichkeit gefunden zu haben: Der Himmel bewahre Euch, gute Seelen u. s. w. NACHWORT. 143 . Er ändert deshalb counsels für good souls, ohne zu erwägen, dass die counsels mit den Gedanken des Senats über Othello’s Verheirathung nichts zu thun haben. Ueber den eigent¬ lichen, vom alten Corrector verkannten Sinn der Stelle vgl. Anm. 84. — Drei und vier Zeilen weiter corrigirt der alte Corrector Lesarten der Qs. in den Text seiner Fol. hinein; er liest foil für seel, und instruments für instrument — also nichts Neues. S. 36. If sanctimony and a frail vow, betwixt an erring barbarian and a super- subtle Venetian, be not too hard for my wits etc. Der alte Corrector scheint subtle nur in der, übrigens auch hier denkbaren Bedeutung „schlau“ gekannt zu haben, nicht aber in dem hier passenderen Sinne = fein, zart, verwöhnt, und ändert dafür super- supple , womit der in Iago’s Reden so oft hervorgehobene Gegensatz des venetianischen Fräuleins zu dem rohen, unstäten Barbaren (erring barbarian) verwischt wird. S. 44. How say you, Cassio? is he not a most profane and liberal counsellor ? — Desdemona nennt den Iago counsellor, = Rathgeber, weil er auf ihre scherzhaft bedenklichen Gewissensfragen ihr Bescheid ertheilt, also in dem einfachsten Sinne des Wortes, der aber dem alten Corrector doch entging. Er setzt nämlich censurer dafür, obgleich Qs. und Fol. in der von keinem Kritiker bisher auch nur angezweifelten Lesart counsellor übereinstimmen. S. 49. If this poor trash of Venice, whom I trace. — Vgl. dazu Anm. 99. — Der alte Corrector liest poor brach, wie schon Warburton las, und für I trace liest er I trash, wie die meisten Herausgeber bereits seit längerer Zeit in den Text setzen. Wenn Collier, diesen Emendationen zustimmend, sagt, dass sie die ganze Schwierigkeit der Stelle wegräumen, so darf man wohl fragen, warum er nicht längst, vor der Entdeckung des alten Correctors, von ihnen für seine Ausgabe Gebrauch gemacht, da er sie in allen Variorum editions finden konnte. S. 52. Three else of Cyprus — noble, swelling spirits. — Ueber die Bedeutung von three else of Cyprus vgl. Anm. 15. Ein Blick in die Qs., wo er dafür Three lads of Cyprus gefunden, hätte dem alten Corrector die Mühe erspart, das ihm unverständliche eise in das lächerliche elfs zu emendiren. Wie käme Iago dazu, diese drei Cyprioten, die nach seinem eignen Geständniss im Ehrenpunkte so zart und adlig feurigen Muthes sind, zugleich als „Kobolde“ zu bezeichnen? Eher möchte der alte Corrector selbst für einen solchen Kobold gelten, der mit dem gläubigen Kritiker sein schadenfrohes Spiel treibt. S. 57. And passion, having my best judgment collied. — Vgl. Anm. 60. — Collied , in übertragenem, aber nicht unedlem Sinne, wie Sh. es hier, und auch Midsummer- night’s Dream (A. 1, Sc. 1.): brief as the lightning in the collied night, gebraucht, war dem alten Corrector entweder als ein veraltetes Wort oder als ein zu kühner Tropus unver¬ ständlich. Er ändert dafür quell’d, eine Conjectur, die schon Malone, aber als die eines Andern, und ohne weitere Notiz davon zu nehmen, beiläufig erwähnt. S. 61. Probai to thinking, and, indeed the course. — Schon ältere Herausgeber, z. B. Rowe, ändern wie der alte Corrector das ungewöhnliche, aber durch die Uebereinstimmung der Qs. und Fol. gesicherte, ausserdem ganz der eigenthümlichen Sh.’schen Wortbildung ent¬ sprechende probat in das gewöhnliche, hier dem Verse widersprechende probable um. Spätere Herausgeber, z. B. Steevens, der sonst mit willkührlichen Aenderungen eben nicht zurück¬ haltende, behalten hier jedoch das alte Wort bei, und überlassen dem Dichter dafür die Verantwortung, so gut, als wenn er in K. Lear (A. 1, Sc. l.( reverbs aus reverberates, und ebendaselbst (A. 2, Sc. 2.) intrinse aus intrinsecäte abkürzt. S. 64. Das Gespräch zwischen Cassio, dem Narren und den Musikanten scheint dem alten Corrector nicht gefallen zu haben, vielleicht weil es mit seinen Begriffen von tragischem Pathos nicht vereinbar war. Er streicht es deshalb unbarmherzig durch, ohne darum dieser Scene die Wohlthat seiner Verbesserungen zu entziehen. So liest er squeak through the nose 144 NACHWORT. für speak through the nose, obgleich damit die komische Kraft des „durch die Nase Sprechens“ auf die Instrumente bezüglich, ganz verloren geht. Einige andere Verbesserungen sind längst aus den Qs. in alle Ausgaben übergegangen, dost thou hear , mine honest friend , wo die Pol. das beabsichtigte Wortspiel aufhebend, hinter hear ein me setzte, und the gentlewoman that attends the general’s wife , wo die Pol. nur general hat. Die Entdeckung des alten Correctors kommt also für diese beiden Palle um einige Jahrhunderte zu spät. — In I shall seem to notify unto her flickt der alte Corrector vor to ein so ein. Vgl. Anm. 10. S. 68. Save that , they say , the wars must make example Out of her best. — Vgl. dazu Anm. 16. Soll aber her best verändert werden, so ist die Lesart der meisten Herausgeber : their best, schon deshalb der Emendation des alten Correctors: our best, vorzuziehen, weil in den alten Ausgaben her und their sehr gewöhnlich verwechselt wird. (Die ältere Form für their ist hir , z. B. bei Chaucer), nie¬ mals aber her und our. S. 73. It is the green-eyed monster, which doth mock The meat it feeds on. — Vgl. dazu Anm. 46. Auch der alte Corrector liest, wie die übrigen Herausgeber thun: make für mock und muss also den Ruhm dieser unnöthigen Emendation mit H anm er, der sie zuerst aufbrachte, theilen. S. 73. Who dotes, yet doubts; suspects, yet soundly loves. — Auch hier ist, wenn man nicht die den Gegensatz zu suspects schärfer bezeichnende Lesart der Pol.: soundly , bei¬ behalten will, das strongly der Qs. ungleich besser, als das fondly des alten Correctors. Was fondly loves sagen würde, ist schon mit dotes anticipirt; nicht auf die „blinde Liebe“ kommt es, im Gegensatz zu dem Verdachte, hier dem Dichter an, sondern auf die trotz des Ver¬ dachtes „starke oder in sich feste, gesunde Liebe“. S. 76. But pardon me; I do not in position Distinctly speak of her. Iago will in dem vorher aufgestellten allgemeinen Satze nicht bestimmt von der Desdemona sprechen, sondern nur von einer Möglichkeit, die er in dem folgenden weiter ausführt. Der alte Corrector verstand Zusammenhang und Sinn dieser Stelle so wenig, dass er für in posi¬ tion ändert in suspicion, ohne zu beachten, dass Iago kurz vorher selbst gesagt hatte: I am to pray you, not to strain my speech To grosser issues, nor to larger reach Than to suspicion, also „den Verdacht“ seinerseits ausdrücklich einräumt und auch eingestandener Maassen bei Othello „den Verdacht“ anregen will. S. 78. If she be false, 0! then heaven mocks itself. — Diese Losart der Qs. würde dem alten Corrector, wenn er sie gekannt und beachtet hätte, die Mühe erspart haben, den ihm unvollständig erscheinenden Vers der Pol. auf eigene Hand folgendermaassen zu vervoll¬ ständigen: If she be false, O! heaven doth mock itself. Vgl. darüber Anm. 89. S. 81. What sense had I in her stolen hours of lust. — Vgl. dazu Anm. 111. Der alte Conector verbessert den Druckfehler der zweiten Pol. sent in sense, wie Qs. und die erste Fol. lesen, und ändert das in der Fol. in of um, was vor ihm schon die Qs. haben.— In der nächsten Zeile streicht er den charakteristischen Zusatz der Fol.: fed well, wie die meisten Herausgeber ihn streichen, wahrscheinlich aus demselben unzureichenden Grunde. S. 83. Iago’s cynische Schilderungen, deren Cynismus gerade auf Othello’s Phantasie entflammend wirken sollte, verletzten das Anstandsgefühl des alten Correctors dergestalt, dass er es für passend hielt, diese Reden durchzustreichen. Indess emendirte er auch hier mit löblicher Selbstüberwindung, aber theilweise mit wenig Glück. So liest er für To bring them NACHWORT. 145 to that prospect, wie Qs. und Fol. lesen, To bring it, sagt uns aber nicht, worauf sich dieses it möglicherweise beziehen lasse. Auf S. 84. lasen längst alle Herausgeber mit den Qs. sigh'd, kiss'd, cried, für sigh, kiss, cry, wie die Fol. hat. S. 85. Whose icy current and compulsive course Ne'er feels retiring ebb. — Der alte Corrector nahm mit Recht an der durch ein Versehen aus der folgenden hier in den Text gerathenen Lesart der Fol.: Ne'er keeps, Anstoss; statt aber in Q. B. das richtige feels zu suchen, ändert er auf eigene Hand Ne'er knows ; und was Collier in seiner Ausgabe den Herausgebern mit Grund zum Vorwurf machte: ihre Vernachlässigung der Q. B., eben das wird dem alten Corrector nunmehr von seinem Gönner und Entdecker zum Verdienst angerechnet. S. 88. I have a salt and sorry rheum offends me. — Sh. gebraucht sorry auch sonst für „verdriesslich, quälerisch; so im Macbeth (A. 3, Sc. 2.): of sorriest fancies your com¬ panions making. Der alte Corrector verstand den Sinn dieses Wortes, oder auch das in den Qs. dafür stehende Epitheton sullen , was Johnson ganz richtig mit obstinately troublesome erklärt, so wenig, dass er dafür sudden setzt, als ob Othello sich beklage, dass er plötzlich den Schnupfen bekommen habe! Sudden für sullen zu lesen, scheint eine Lieblingsmarotte des alten Correctors gewesen zu sein: auch im King John (A. 1, Sc. 1.) bringt er diese Emendation an und setzt sudden presage für sullen presage. S. 91. And shut myself up in some other course To fortune's alms. — Vgl. zur Erklärung Anm. 42. Die gezwungene Beschränkung , die Cassio sich mit Resignation gefallen lassen will, bezeichnet die Lesart der Fol. und Q. B.: shut myself up, auf das Treffendste. Sollte überflüssiger Weise geändert werden, so lag es näher, aus der Q. A. shoot beizubehalten, wie schon H anm er that, der auch upon für up in las, als mit dem alten Corrector willkührlich zu lesen: And shift myself upon some other course. Wie viel weniger ausserdem diese Emendation zu dem vorhergehenden forc'd content und zu dem folgenden fortune's alms passen will, als die Lesart der Fol. und der Q. B., für die das shoot der Q. A. ein blosser Druckfehler sein mag, fühlt Jeder. S. 97. Nature would not invest herself in such shadowing passion. — Vgl. dazu Anm. 10. Shadowing passion ist der Affect, der, als Vorgefühl der nahenden Ohnmacht, schon seinen Schatten auf Othello wirft. Dieser tiefsinnige Ausdruck ging über die Begriffe des alten Correctors hinaus, und er änderte dafür in trivialster Weise: shuddering passion. S. 99. And his unbookish jealousy must construe. — Der alte Corrector verbessert den Druckfehler der Fol.: conserve, in construe, wie alle alten und neuen Ausgaben, ausser den Folios, von jeher gelesen haben. S. 100. Do you triumph, Roman? do you triumph? — Vgl. dazu Anm. 39. — Die seltsame Schreibweise der Fol.: Romaine, wofür die Qs. die gewöhnliche Orthographie Roman bewahren, führte den alten Corrector, der ohnehin die Beziehung nicht verstand, vollends irre, so dass er emendirte: Do you triumph o'er me? do you triumph? Collier bemerkt dazu mit einem Zweifel, der ihn nicht allzuoft bei den Phantasien des alten Correctors be¬ schleicht : Without confirmation , however , it might require considerable courage to insert in the text of Our great poet so peculiar an emendation. Der „Muth“ brauchte nicht grösser zu sein, als bei anderen Emendationen aus derselben Quelle, und die beste „Bestätigung“ für diese wie für die andern besteht eben in dem guten Glauben an sie. S. 108. The fixed figure, for the time of scorn To point his slow and moving finger at. — Vgl. Anm. 22. — Der alte Corrector machte daraus : 10 / 146 NACHWORT. i A fixed figure for the hand of scorn To point his slowly moving finger at. Davon gehört A fixed figure den Qs. an; hand of scorn ist als eine unnütze Verbesserung von Rowe ebenfalls längst bekannt, und slowly moving hatte schon Mason vorgeschlagen — eine Conjectur, die Collier in seiner Ausgabe nicht einmal der Erwähnung werth hielt, die er nun aber, auf die gebrechliche Autorität seines Schützlings hin, ohne Weiteres in den Text des Dichters, als dessen ächte Lesart, aufnimmt. S. 110. The small'st opinion on my least misuse? — Dass für diese Lesart der Fol. und Q. B. manche Herausgeber lieber mit der Q. A. on my greafst abuse lesen, begreift sich; dass aber Einer, ausser dem alten Corrector, least misdeed emendiren sollte, wo das Adjectiv zum Substantiv so schlecht passt, ist kaum zu vermuthen. S. 116. The poor soul sat singing by a sycamore tree. — Die Emendation des alten Correctors: sighing', steht bereits, nach dem Vorgänge der Q. B. in den meisten Ausgaben. Neu ist nur eine zweite Emendation des alten Correctors: A poor soul, was weder Fol. noch Qs., wohl aber der Originaltext bei Percy hat. Vgl. jedoch über die Aenderungen, die Sh. mit der alten Ballade vornahm', Anm. 12. und 15. — Im Folgenden streicht, wie Collier bezeugt, der alte Corrector aus dem Gespräche Desdemona’s und Emilia’s den auf die Untreue der Weiber bezüglichen Theil; wahrscheinlich verletzten auch diese Partieen sein Zartgefühl, oder widerstrebten seinem Begriffe von tragischer Würde. Wer der Autorität dieses Kritikers folgt, wird also auch darauf Verzicht leisten müssen. S. 121. Enter Iago unready, with a torch and swörd drawn ist die vom alten Corrector hinzugefügte Bühnenweisung. Sein Scharfsinn entlehnte dieselbe aus Gratiano’s Worten: Here's one comes in his shirt, with light and weapons. S. 126. It needs must wither: — I ’ll smell thee on the tree. — Der alte Corrector liest, wie die Qs. und die meisten Herausgeber lesen: I ’ll smell it. Vgl. Anm. 8. S. 129. Methinks it should be now a huge eclipse Of sun and moon, and that th' affrighted globe Should yawn at alteration. — So lasen mit den Qs. immer die meisten Herausgeber. Der alte Corrector kommt also etwas zu spät, wenn er uns lehrt, dass die Lesart der Fol.: Did yawn at alteration so zu emen¬ diren sei. S. 131. Ay, with Cassio. Nay, had she been true, etc. — Die Fol. lässt Nay aus, das nur in den Qs. steht, und regulirt die Worte zu einem Vers, den der alte Corrector durch die geschmacklose Einschiebung von but so vervollständigt: Ay, with Cassio. — Had she been but true, also: Wäre sie nur treu gewesen u. s. w Wie traurig es mit dieser Emendation bestellt ist, geht am Besten daraus hervor, dass selbst Collier die Lesart der Qs. vorzieht. S. 134. No, I will speak as liberal as the north. — Zu den Varianten dieser Stelle (vgl. darüber Anm. 59.) fügt der alte Corrector, ohne die Qs. zu berücksichtigen, eine aus eigenem Ingenium hinzu, indem er das prägnante north zu wind abschwächt. Da zu dieser Emendation ein inneres Motiv sich nicht einmal ahnen lässt, so vermuthet C ol 1 i er, dass der alte Corrector die Stelle so auf der Bühne habe vortragen hören. S. 135. Which 1 have here recover’d from the Moor. — Das here, welches die Fol. zufällig auslässt, drängt sich nach dem Zusammenhänge so deutlich als die einzig mögliche Ergänzung hier auf, dass man denken sollte, es müsste Jeder darauf verfallen, wenn auch NACHWORT. 147 nicht die Qs. here hätten. Dennoch gelingt es dem alten Corrector, auch hier das Verkehrte, gänzlich Unpassende zu wählen: which I have now recover’d etc. S. 139. To the Venetian state. — Come; bring him away. — Die Fol. lässt him aus, und nur die Qs. setzen es, auf lago bezüglich. Der alte Corrector supplirt dafür them, d. h. Othello und lago. Dass aber Lodovico die Beiden in eine Kategorie stellen, sie auf gleichem Fusse behandeln und zusammen fortschaffen lassen sollte, ist schlechterdings undenkbar. Selbst die vorher an Othello gerichteten Worte, auf welche Collier, als Bestätigung dieser Emendation, verweist: You must forsake this room, and go with us, zeigen, dass man den Mohren auffordert, mitzugehen, in der Voraussetzung, er werde sich nicht weigern, dass man aber weit davon entfernt ist, ihn wie den gefesselten Verbrecher lago mit Gewalt weg¬ zuschleppen. Es wird also auch hier bei der Lesart der Qs. wohl sein Bewenden haben. S. 140. Where a malignant and a turban'd Turk Beat a Venetian and traduc'd the state. — Where, von dem vorhergehenden in Aleppo abhängig, steht in beiden Qs. und in der Fol., und wurde bisher von keinem Herausgeber beanstandet; der alte Corrector setzt when dafür. Bei dieser Gelegenheit erwähnt Collier (S. 133.), dass nach der Bühnenweisung, die der alte Corrector hinzufügt, Othello sich nicht auf’s Bett, sondern auf die Erde werfe. Collier scheint zu glauben, dass die Bühnenweisung: Talling on the bed von den modernen Heraus¬ gebern herrühre und nun der besseren des alten Correctors: upon the ground, weichen müsse. Die Qs. haben aber: Falls on the bed (Vgl. Anm. 52.), was freilich der alte Corrector zu beachten nicht der Mühe werth hielt. — Endlich erfahren wir aus den Zuthaten, mit denen der alte Corrector das Personenverzeichniss am Ende des Dramas in der Fol. vervollständigt, dass lago Ancient to the Moor, Gratiano Uncle io Desdemona, Bianca a courtezan of Venice war Alles Dinge, die schon vor der Aufklärung, welche wir dem alten Corrector ver¬ danken, so ziemlich bei allen Herausgebern und Lesern des Othello feststanden, denn auch darüber, dass Bianca aus Venedig ist, konnte vernünftiger Weise nie ein Zweifel obwalten. (Vgl. Anm. 10, A. 1, Sc. 1.) Das sind die Emendationen alle, welche Collier aus dem vom alten Corrector ver¬ besserten Exemplare der zweiten Fol. zum Othello uns mittheilt, und das Ergebniss ist das¬ selbe, wie beim Hamlet: es ist keine einzige darunter, welche aus inneren oder äusseren Gründen in den Text aufgenommen zu werden verdiente, wenn sie nicht ohnehin schon dort ihren Platz gefunden. Will man das zufällige und vereinzelte Begegnen des alten Correctors mit den Qs. oder den Herausgebern in einer und derselben Lesart für einen Beweis seines Talentes gelten lassen, immerhin! Schade nur, dass dieses Talent nicht ausgereicht hat, ihn an den meisten Stellen vor dem Missgeschick zu bewahren, dass er seinen Dichter auffallend missverstand und jämmerlich entstellte. * : ■ * 1 . f 4 - 1 > ■. ~ » ' ei . » . ' V mm w ■ - ' .. - v ■ ■ . • ' % \ /5 ' "■RIflIV , , * ' • k ' 1 ■ I , *1 '• * is 1 • ~ » m t * , . . . ■ ■ I * r ‘1 -• ■ ■ ■ ' ■ ■ SHAKSPERE’S WERKE. HERAUSGEGEBEN UND ERKLÄRT VON D« NICOLAUS DELIUS. ERSTER BAND. TRAGEDIES: HAMLET — OTHELLO — KING LEAR — MACBETH — TIMON OF ATHENS — TITUS ANDRONICUS. ELBERFELD, 1854. VERLAG VON R. L. FRIDERICHS. KING LEAR. / HERAUSGEGEBEN UND ERKLÄRT VON »“ NICOLAUS DELIUS. ELBERFELD, 1856. VERLAG VON R. L. FRIDERICHS. * \ Gedruckt bei Sam. Lucas in Elberfeld. / Einleitung. Vom King Lear erschienen zuerst im Jahre 1608 drei kaum unter einander abweichende Ausgaben, mit besonderer Hervorhebung von Shak- spere’s Namen auf dem Titelblatt, welches zugleich den Inhalt ziemlich ausführlich angab und die Notiz hinzufügte, dass die Shakspere’sche Truppe das Drama vor König Jacob in dessen Palast zu Whitehall aufgeführt habe, am 26. December, und zwar, wie aus der Eintragung des Buches in die Buchhändlerregister sich ergiebt, am 26. December 1606. Der Titel ist für alle drei Ausgaben, die wir nach ihren Formaten als Quartausgaben (Qs.) bezeichnen, fast identisch, und lautet: M. William ShaJc-speare: His True Chronicle Historie of the life and death of King Lear and his three Daughters. With the unfortunate life of Edgar, sonne and heire to the Earle of Gloster, and his sullen and assumed humour of Tom of Bedlam. As it teas played before the Kings Maiestie at Whitehall upon S. Stephans night in Christmas Llollidayes. By liis Majes¬ ties servants playing usually at the Gloabe on the Bancke-side. London, Printed for Nathaniel Butter, and are to he sold at his shop in Paul’s Church¬ yard', at the signe of the Pide Bull nere St. Austins Gate. 1608. Die Erscheinung weiterer Einzelausgaben von King Lear hat die Shakspere’sche Schauspielertruppe, als rechtmässige Besitzerin des Biihnen- manuscriptes, nach welchem das Drama in den drei Qs. abgedruckt ist, wahrscheinlich im Interesse ihres Theaters zu verhindern gewusst: King Lear wurde erst wieder veröffentlicht in der Gesammtausgabe von 1623 in Folio (Fol.), unter dem Titel: The Tragedie of King Lear, hier zum ersten Mal in Acte und Scenen eingetheilt, jedoch ohne Pesonenverzeichniss, und mit besserer Unterscheidung von Vers und Prosa, die in den überhaupt höchst incorrecten Qs. gänzlich vernachlässigt ist. Der Text der Fol. unter¬ scheidet sich durchgängig von dem der Qs. durch Verbesserungen, durch Zusätze und durch Auslassungen. Die Verbesserungen, welche das Drama der sorgfältig nachfeilenden Hand des Dichters in jeder Scene, oft in jeder 1 II EINLEITUNG. Rede verdankt, sind auf jeder Seite dieser Ausgabe in den Anmerkungen durch Erwähnung der von ihm später verworfenen Lesarten der Qs. hin¬ länglich hervorgehoben; sie bedürfen in den bei Weitem meisten Fällen keiner weiteren Rechtfertigung zu ihrer Empfehlung, als derjenigen, die in der einfachen Gegenüberstellung der Varianten liegt. Die Zusätze, gröss- tentheils aus einzelnen ganzen oder halben Zeilen bestehend, mag Shakspere zugleich mit den eben erwähnten Verbesserungen dem Texte ein verleibt haben; auch sie sind in den nachfolgenden Anmerkungen überall nach¬ gewiesen. Umfangreicher als die Zusätze, welche die Fol. vor den Qs. voraushat, sind die Auslassungen: es fehlen in der Foh ungefähr 220 Zeilen, welche in den Qs. sich finden, sämmtlich Stellen, die entweder ausführende Schilderungen enthalten, oder doch in die Entwickelung der dramatischen Handlung und der Charaktere nicht eingreifen. Es ist anzunehmen, dass der Dichter selbst diese Abkürzungen veranstaltet hat, um das Drama, nachdem sich auf der Bühne dessen übermässige Länge als ein Uebelstand herausgestellt haben mochte, den Anforderungen der Darstellung besser anzupassen. Das Jahr, in welchem King Lear verfasst wurde, lässt sich wenig¬ stens annähernd ziemlich genau bestimmen. 1603 erschien Harsnetfs von Shakspere für sein Drama mehrfach benutztes Buch Discovery of Popish Impostors , oder, wie es auch citirt wird, Declaration of Egregious Popish Impostures , und 1605 in neuer Auflage ein älteres Drama von unbekanntem Verfasser, das die Geschichte Lears behandelte; ein Wiederabdruck, der ohne Zweifel veranlasst war durch die Popularität, deren sich der mittler¬ weile auf der Bühne, aber noch nicht im Druck erschienene Shakspere’sche Lear erfreute; man wollte, nach einer damals sehr gebräuchlichen Specu¬ lation, dem lesenden Publicum jenes ältere Schauspiel ähnlichen Inhalts und Namens statt des neuen, dessen man zur Veröffentlichung nicht hab¬ haft werden konnte, darbieten. Später, am 26. November 1607, liess Nathaniel Butter, der Verleger der drei 1608 erscheinenden Quart¬ ausgaben (s. oben den Titel derselben), den Shakspere’schen Lear, in dessen Besitz er sich nach einem Bühnenmanuscripte, wahrscheinlich ohne Ermäch¬ tigung des Dichters oder seiner Schauspielergesellschaft, gesetzt hatte, als seinen Verlagsartikel in die Verzeichnisse der Buchhändlerregister ein¬ tragen, mit der beigefügten Notiz: as yt was played before the King’s Majestie at Whitehall, upon St. Stephen s night at Christmas last. (Vgl. oben.) — Der Dichter muss also den King Lear 1604 oder 1605, in seinem vier¬ zigsten oder einundvierzigsten Lebensjahre, geschrieben haben. Die Sage vom König Lear und seinen drei Töchtern hat aus mittel¬ alterlichen lateinischen und französischen Quellen ihren Weg in Ho Un¬ shed 1 s Englische Chronik gefunden, und dorther entlehnte Shak¬ spere diesen wie so manchen anderen Stoff in seinen allgemeinen, jedoch EINLEITUNG. m von ihm künstlerisch vielfach modificirten Umrissen. Hol ins he d näm¬ lich erzählt folgendermassen: Leir, the son of Baldud , ums admitted ruler over the Britains in the year of the world 3105. At what time Joas reigned as yet in Juda. This Leir was a 'prince of noble demeanour, governing his land and subjects in great wealth . He made the town of Cairleir, note called Leicester, which standeth upon the river of Bore. It is writ that he had by his wife three daughters, without other issue, whose names ivere, Gonorilla, Began, and Cordilla, which daughters he greatly loved, but especially the youngest , Cordilla, far above the two elder. When this Leir was come to great years, and began to wear unwieldy through age, he thought to understand the affections of his daughters towards him, and prefer her whom he best loved to the succession of the kingdom; therefore, he first asked Gonorilla, the eldest, how well she loved him; the which, calling her gods to record, protested that she loved him more than her own life, which by right and reason should be most dear unto her; with which answer the father, being well pleased, turned to the second, and de¬ manded of her how well she loved him ? which answered (confirming her sayings with great oaths) that she loved him more than tongue can express, and far above all other creatures in the world. Then called he his youngest daughter, Cordilla, before him, and asked of her what account she made of him: unto whom she made this answer as followeth: — Knowing the great love and fatherly zeal you have always borne towards me (for the which, that I may not answer you otherwise than I think, and as my conscience leadeth me), I protest to you that I have always loved you, and shall continually while I live, love you as my natural father; and if you would more understand of the love that I bear you, ascertain yourself, that so much as you have, so much you are worth, and so much I love you, and no more. The father, being nothing content with this answer, married the two eldest daughters, the one unto the duke of Cornwall, named Henninus, and the other unto the duke of Albania, called Maglanus; and betwixt them, after his death, he willed and ordained his land should be divided, and the one-half thereof should be immediately assigned unto them in hand; but for the third daughter, Cordilla, he reserved nothing. Yet it fortuned that one of the princes of Gallia (which now is called France), whose name was Aganippus, hearing of the beauty, womanhood' and good conditions of the said lordilla, desired to have her m marriage, and sent over to her father, requiring that he might have her to wife; to whom answer was made, that he might have his daughter, but for any dowry he could have none, for all was promised and assured to her other sisters already. 1 * IV EINLEITUNG. Aganippus, notwithstanding this answer of denial to receive anything by way of dower with Cordilla, took her to wife, only moved thereto (I say) for respect of her person and amiable virtues. This Aganippus was one of the twelve kings that ruled Gallia in those days, as in the British history it is recorded. But to proceed; after that Leir was fallen into age, the two dukes that had married his two eldest daughters, thinking it long ere the government of the land did come to their hands, arose against him in armour, and reft from him the governance of the land, upon conditions to be continued for term of life: by the which he was put to his portion; that is, to live after a rate assigned to him for the maintenance of his estate, which in process of time was diminished, as well by Maglanus as by Henninus. But the greatest grief that Leir took was to see the unkindness of his daughters, who seemed to think that all was too much which their father had, the same being never so little, in so much that, going from the one to the other, he was brought to that misery that they would allow him only one servant to wait upon him. In the end, such was the unkindness, or, as I may say, the unnaturalness, ivhich he found in his two daughters, notwith¬ standing their fair and pleasant words uttered in time past, that, being constrained of necessity, he fled the land, and sailed into Gallia, there to seek some comfort of his youngest daughter, Cordilla, whom before he hated. The lady Cordilla, hearing he was arrived in poor estate, she first sent to him privately a sum of mdney to apparel himself withal, and to retain a certain number of servants, that might attend upon him in honou¬ rable wise, as apperteyned to the estate which he had borne. And then, so accompanyed, she appointed him to come to the court, which he did, and was so joyfully, honorably, and lovingly received, both by his son-in-law Aganippus, and also by his daughter Cordilla, that his heart was greatly comforted: for he was no less honoured than if he had been king of the whole country himself. Also, after that he had informed his son-in-law and his daughter in what sort he had been used by his other daughters, Aganippus caused a. mighty army to be put in readiness, and likeivise a great navy of ships to be rigged to pass over into Britain, with Leir his father-in-law, to see him again restored to his kingdom. It was accorded that Cordilla should also go with him to take pos¬ session of the land, the which he promised to leave unto her, as his rightful inheritor after his decease, notwithstanding any former grants made unto her sisters, or unto their husbands, in any manner of wise; hereupon, when this army and navy of ships were ready, Leir and his daughter Cordilla, with her husband, took the sea, and arriving in Britain, fought with their enemies, and discomfited them in battle ; in the ivhich Maglanus and Henninus were EINLEITUNG. V slain , and then teas Leir restored to his kingdom, which he ruled after this bij the space of two years, and then died, forty years after he first began to reign. His body was buried at Leicester, in a vault under the channel of the river Dcre, beneath the town. In Holinshed ’s Chronik fand Shakspere auch das Motiv zu seiner Darstellung von Cordelia’s Tode, freilich wiederum in veränderter Weise. Cordelia, die Nachfolgerin ihres Vaters auf dem Throne Britanniens, wird von ihren aufrührerischen Neffen, den Kindern ihrer Schwestern, bekriegt und gefangen genommen, und im Gelängniss erhängt sie sich aus Ver¬ zweiflung. — Dieser Stoff, wie er in Holinshed vorliegt, wurde vor Shakspere bereits von andern Dichtern bearbeitet. Edmund Spencer widmete ihm sechs Stanzen in seiner Faierie Queene (Buch 2, Gesang 10), ohne dass jedoch Shakspere aus diesem versificirten Chronikenbericht etwas Anderes entnahm, als vielleicht den Namen Cordelia, der bei Holinshed Cordilla lautet. Ausführlicher behandelte schon vor Spencer denselben Gegenstand Higgins in dem epischen Lehrgedichte Mirror for Magistrates, aber auch ihm scheint Shakspere nichts entlehnt zu haben, eben so wenig der in Verse gebrachten Geschichte Englands, welche Warner unter dem Titel Albion’s England herausgab. Das alte Drama: The True Chronicle History of King Leir and his three Daughters, Gonorill, Eagan and Cordelia, schon im Jahre 1594 in die Buchhändlerregister eingetragen und wahrscheinlich auch damals schon gedruckt, ist auf uns nur in der späteren Auflage von 1605 gekommen. Es behandelt den Stoff nach der Darstellung des Chronisten und nähert sich der Shakspere’schen Behandlung nur insofern an, als die Freundschaft Kent’s ihr Vorbild hat an einem Freunde, Namens Perillus, der dem Leir des unbekannten Verfassers eben so treu in seinem Unglück zur Seite steht. Einige weitere Einzelnheiten, die Sh. mit seinem Vorgänger in flüchtiger Aehnlichkeit gemeinsam hat, ergeben sich aus der zweifachen Behandlung eines und desselben Stückes. — Von dem Styl dieses weitschweifigen und schwerfälligen Dramas mag die Scene, welche der ersten in Sh.’s Lear theilweise entspricht, eine Probe geben: Leir. Deare Gonorill , kind, Ragan, sweet Cordelia , Ye florishing branches of a kingly stocke, Sprung from a tree that once did flourish greene, Whose blossomes now are nipt with winter s frost, And pale grym death doth wayt upon my steps, And summons me unto his next assizes. '\ Therefore, deare daughters, as ye tender the safety Of him that was the cause of your first being, Resolve a doubt which much molests my mind, Which of you three to me would prove most kind; Which loves me most, and which at my request Will soonest yeeld unto their father’s best. Gon. I hope, my gracious father makes no doubt Of any of his daughters love to him: Yet for my part, to shew my zeal to you, Which cannot be in windy words rehearst, I prize my love to you at such a rate, I thinke my life inferiour to my love VI EINLEITUNG. Should you injoine me for to tie a milstone About my neck, and leape into the sea, At your commaund I willingly would doe it: Yea, for to doe you good, I would ascend The highest turret in all Brittany, And from the top leape headlong to the ground: Nay, more, should you appoint me for to marry The meanest vassaile in the spacious world, Without reply I would accomplish it: In briefe, commaund whatever you desire, And if I faile, no favour I require. Leir. O, höw thy words revive my dying soule! Cor. 0, how I doe dbhorre this flattery! Leir. But what sayth Hagan to her fa¬ ther’s will? Rag. O, that my simple utterance could suffice To tell the true intention of my heart , Which burnes in zeale of duty to your grace: And never can be quench’d, but by desire To shew the same in outward forwardnesse. Oh, that there were some other maid that durst But make a challenge of her love with me; Ide make her soone confesse she never loved Her father hälfe so well as I doe you. I then my deads should prove in plainer case, Höw much my zeale aboundeth to your grace: But for them alt, let this one meane suffice To ratify my love before your eyes: I have right noble suters to my love; No worse then kings, and happely I love one: Yes, would you have me make my choice anew, Ide bridle fancy, and be vulde by you. Leir. Did never Philomel sing so sweet a note. Cor. Did never flatterer tell so false a tale. Leir. Speak now, Cordelia, make my joys at full, And drop downe nectar from thy honey Ups. Cor. I cannot paint my duty forth in words, I hope my deeds shall make report for me: But looke what love the child doth owe the father, The same to you I beare, my gracious lord. Gon. Here is an answere answerlesse indeed: Were you my daughter, I should scarcely brooke it. Rag. Dost thou not blush, proud peacock äs thou art. To make our father such a slight reply? Leir. Why how now minion, are you growne so proud? Doth our deare love make you thus peremptory? What, is your love become so small to us, As that you scorne to tell us what it is? Do you love us, as every child doth love Their father? True indeed, as some, Who by disobedience short their father’s dayes, And so would you; some are so father-sick, That they make meanes to rid them from theworld: And so would you: some are indifferent, Whether their aged parents live or die; Andso areyou. But, didst thouknow, proud girle, What care I had to foster thee to this, Ah, then thou wouldst say as thy sisters do: Our life is lesse, then love we owe to you. Cor. Deare father, do not so mistake my words, Nor my plaine meaning be misconstrued ; My toung was never usde to flattery. Gon. You were not best say I flatter: if you do, My deeds shall shew, I flatter not with you. I love my father better then thou canst. Cor. The praise were great, spoke from another’s mouth: But it should seeme your neighbours dwell far off. Rag. Nay, here is one , that will confirme as much As she hath said, both for my seife and her. I say, thou dost not wish my father’s good. Cor. Deare father — Leir. Peace, bastard impe, no issue of king Leir, I will not heare thee speake one tittle more. Call not me father, if thou love thy life, Nor these thy sisters once presume to name: Looke for no helpe henceforth from me or mine; Shift as thou wilt, and trust unto thyselfe: My kingdome will I equally devide ’Twixt thy two sisters to their royal dowre, And will bestow them worthy their deserts: This done, because thou shalt not have the hope To have a child’s part in the time to come, I presently will dispossesse myselfe, And set up these upon my princely throne. Gon. I ever thought that pride would have a fall. Rag. Plaine dealing sister: your beauty is so sheene, You need no dowry, to make you be a queene. [.Exeunt Leir, Gonorill, Ragah. EINLEITUNG. VII Von dem Wahnsinn Lear’s , seiner Gefangennehmung und seinem tragischen Ende fand Shakspere bei keinem Vorgänger die geringste Spur; denn eine von Percy in seinen Reliques of Ancient English Poetry mit- getheilte Ballade, in welcher diese Umstände zum'Theil Vorkommen, ist nach Collier’s gewiss richtiger Ansicht von späterem Datum, als die Tra¬ gödie unsers Dichters und scheint aus einer Vermengung des Shakspere’schen Lear mit dem Lear der Chronik hervorgegangen zu sein. Auch die Pa¬ rallele, in welche Shakspere das Schicksal Glosters zu dem Schicksal Lear’s stellt, gehört ganz und gar ihm selber an. Er hatte in Sidney’s Arcadia die Geschichte eines Paphlagonischen Königs gefunden, der in blinder Vorliebe für seinen unehelichen Sohn, den Edmund unsers Drama’s, sich durch dessen falsche Anklagen gegen seinen gutgearteten rechtmässigen Sohn dergestalt einnehmen lässt, dass er seinen Dienern den Befehl zur Tödtung des Letztem ertheilt. Dieser entwischt jedoch, um dann späterhin seinem Vater, den der Bastard nicht nur der Herrschaft beraubt, sondern auch blenden lässt und ins Elend verstösst, zum Führer zu dienen. Auch die Spitze des Felsens, zu der der Alte sich führen lassen will, um durch einen Sturz von da herab seinem verhassten Leben ein Ende zu machen, kommt in der Arkadia wie im Drama vor, nur dass der treue Sohn auch nicht einmal scheinbar gehorcht. Die betreffende Stelle, dem Sohn in den Mund gelegt, lautet bei Sidney so: This old man, whom I lead, was lately rightful prince of Paphla- goma, by the hard-hearted ungratefulness of a son of his, deprived not only of his kingdom, but of his sight, the riches which nature grants to the poorest creatures; whereby and by other his unnatural dealings, he hath been driven to such griefs, as even now he ivould have had me to have led him to the top of this roch, thence to cast himself headlong to death ; and so would have had me, ivho received my life of him, to be the worker of his destruction. Ausser diesen allgemeinen Zügen hat Shakspere auch dieser Quelle Nichts zu verdanken; die Charakteristik, wie alles Uebrige, musste er selbst schaffen. Für die Bolle, welche Edgar als Besessener zu spielen hat, ent¬ lehnte Shakspere das Material theilweise aus dem 1603 erschienenen oben erwähnten Buche von Dr. L. Harsnet, späterem Erzbischof von York. Das Buch sollte die damals zum Zweck der Proselytenmacherei von einigen Jesuiten betriebenen Teufelsbannereien enthüllen, deren Hauptschauplatz das Haus eines Katholiken, Namens Peckham, war, wo zwei Diener und drei Kammermädchen der Familie für Besessene ausgegeben und von den Prie¬ stern in die Kur genommen wurden. Aus den Bekenntnissen, die durch eine gerichtliche Untersuchung herbeigeführt wurden, und die den Hauptinhalt des Buches bilden, nahm der Dichter das in den Anmerkungen bezeichnete sachliche Detail zu Edgar’s Wahnsinnsreden. vin EINLEITUNG. * Schliesslich mögen hier aus der oben erwähnten Ballade die Verse stehen, welche Lear’s Wahnsinn und seinen, sowie seiner Cordelia Tod enthalten: Thus twixt his daughters , for relief He wandred up and down; Being glad to feed on beggars food, That lately wore a crown. And calling to remembrance then His youngest daughters words. That said the duty Of a child Was all that love affords: But doubting to repair to her, Whom he had banish'd so, Grew frantick mad; for in his mind He bore the wounds of woe: Which made him rend his milk-white locks, And tresses from his head, And all with blood bestain his cheecks, With age and honour spread. To hills and woods and watry founts He made his hourly moan, Till hills and woods and sensless things, Did seem to sigh and groan. Even thus possest with discontents, He passed o're to France x In hopes from fair Cordelia there, y To find some gentler chance; Most virtuous dame, which when she heard Of this her father’s grief, As duty bound, she quickly sent Him comfort and relief: And by a train of noble peers, In brave and gallant sort, She gave in charge he should be brought To Aganippus’ court; Whose royal king, with noble mind So freely gave consent, To muster up his knights at arms, To fame and courage bent. And so to England came with speed, To repossesse King Leir, And drive his daughters from their thrones By his Cordelia dear. Where she, true-hearted noble queen, Was in the battle slain; Yet he good king, in his old days, Fossest his crown again. But when he heard Cordelia’s death, Who died indeed for love Of her dear father, in whose cause She did this battle move; He swooning fell upon her breast, From whence he never parted: But on her bosom left his life, That was so truly hearted. KING LEAR. DRAMATIS PERSOM LEAR, King of Britain. King of France. Duke of Burgundy. Duke of Cornwall. Duke of Albany. Earl of Kent. Earl of Gloster. EDGAR, Son to Gloster. EDMUND, Bastard Son to Gloster. CURAN, a Courtier. OSWALD, Steward to Goneril. Old Man, Tenant to Gloster. Physician. Fool. An Officer, employed by Edmund. Gentleman, Attendant on Cordelia. A Herald. Servants to Cornwall. GONERIL, ) REGAN, / Daughters to Lear. CORDELIA, ) Knights of Lear’s train, Officers, Messengers, Soldiers, and Attendants. SCENE, Britain. A C T I. SCENE I. i jff | ' ** * Li ■ ' ' ■ ’ \ A Room of State in King Lear’s Palace. Enter Kent, Gloster, and Edmund.” Kent. I thought, the king had more affected the duke of Albany, than Cornwall. Glo. It did always seem so to us: but now, in the division of the kingdom, 1 it appears not which of the dukes he values most; for equalities 2 are so weighed, that curiosity in neither can make choice of either’s moiety . 3 Kent. Is not this your son, my lord? Glo. His breeding, Sir, hath been at my charge: I have so often blushed to acknowledge him, that now I am brazed to it. Kent. I cannot conceive you. Glo. Sir, this young fellow’s mother could; 4 whereupon she grew round-wombed, and had, indeed, Sir, a son for her cradle, ere she had a husband for her bed. Do you smell a fault? Kent. I cannot wish the fault undone, the issue of it being so proper. 5 Glo. But I have a son, Sir, by order of law, some year elder 6 than this, who yet is no dearer in my account: though this knave came somewhat *) kingdom ist die unzweifelhaft rechte Lesart der Fol., da es sich nur um die Theilung eines Königreichs handelt. Auch ist in den Qs. statt king domes wahrscheinlich kingdom's zu lesen als Genitiv. 2 ) Für equalities hat die Fol. qualities, was allenfalls sich rechtfertigen liesse. Indess passt die Lesart der Qs. besser in den Zusammenhang und giebt dem qualities dör Fol. das Ansehen eines durch Wegfall des ersten Buchstabens entstandenen Druck¬ fehlers. Bei der Theilung des Königreichs ist die Gleichheit der Grösse und des Werthes der einzelnen Theile so abgewogen, dass auch eine eigensinnige Bedenklichkeit (curiosity) bei der Abschätzung keines Theils sich für einen Theil vorzugsweise ent¬ scheiden könnte. 3 ) moiety ist nicht gerade Hälfte, sondern gleicher Theil, auch bei einer Dreitheilung, wie hier. Da indess nur von den Herzogen von Albany und Cornwall die Rede ist, nimmt Gloster einfacher Weise, mit Lear’s Plan nicht genauer bekannt, eine Yerthei- lung des Reiches unter diese Beiden ausschliesslich an. 4 ) Das Wortspiel zwischen den verschiedenen Bedeutungen von to conceive — verstehen, und = schwanger werden, kehrt bei Sh. oft wieder. 5 ) 'proper ist = hübsch, in Bezug auf Edmund’s gefälliges Aeussere, zugleich aber auch = geziemend, als Gegensatz zu fault. 6 ) d. h. ungefähr ein Jahr älter, wie Malone richtig erklärt, während Steevens some year für gleichbedeutend mit some years fasst. Edmund sagt (A. 1. Sc. 2.) von sich: lor that I am some twelve or fourteen moonshines lag of a brother. % 12 KING LEAK. A. I. saucily into the world, 7 before he was sent for, yet was his mother fair; there was good sport at his making, and the whoreson must be acknowledged. — Do you know this noble gentleman, Edmund? Edm. No, my lord. Glo. My lord of Kent: remember him hereafter as my honourable friend. Edm. My services to your lordship. Kent. I must love you, and sue to know you better. Edm. Sir, I shall study deserving. Glo. He hath been out nine years, and away he shall again. — The king is coming. [Sennet within . Enter Lear , Cornwall , Albany , Goneril , Regan , Cordelia , and Attendants. Lear. Attend the lords of France and Burgundy, Gloster. Glo. I shall, my liege. [Exeunt Gloster and Edmund. Lear. Mean-time we shall express our darker purpose. 8 Give me the map there. — Know, that we have divided, In three, our kingdom; and ’t is our fast intent To shake all cares and business from our age, 9 Conferring them on younger strengths, 10 while we Enburden’d crawl toward death. — Our son of Cornwall, And you, our no less loving son of Albany, YYe have this hour a constant will 11 to publish Our daughters’ several dowers, that future strife May be prevented now. 12 The princes, 13 France and Burgundy, Great rivals in our youngest daughters love, Long in our court have made their amorous sojourn, And here are to be answer’d. — Tell me, my daughters, 7 ) Die Fol. hat to the world. ■— saucily — unverschämt, zudringlich, bezieht sich auf before he was sent for. 8 ) Das was bisher von unserm Vorsatz dunkel, verhüllt blieb, wollen wir jetzt deutlich kundthun. Lear’s Plan war bis dahin nur im Allgemeinen und nicht genauer bekannt geworden. Für purpose lesen die Qs. purposes, und lassen in der folgenden Zeile Give me aus. 9 ) Die Qs. lesen of (d. h. off) Our state. Die Lesart der Fol. ist eine offenbare Verbes¬ serung Sh.’s. 10 ) Confirming them on younger years in den Qs. — Das Folgende bis zu May be pre¬ vented now steht nur in der Fol., sei es, dass Sh. diese Verse grösserer Deutlichkeit zu lieb später erst hinzufügte, oder dass die Herausgeber der Qs. sie in ihrem für die Darstellung auf der Bühne abgekürzten Manuscripte nicht vorfanden. 1J ) constant will ist dasselbe, was eben vorher fast intent hiess. — this hour gehört, genau genommen, zu to publish und bildet den Gegensatz zu that, future strife etc. 12 ) to prevent ist bei Sh. mehr als „verhindern“, — zuvorkommen, vorwegnehmen. 13 ) Da die erste Hälfte des Verses in den Qs. fehlt (Vgl. Anm. 10), vervollständigen sie denselben, indem sie The two great princes lesen. Sc. 1. KING LEAR. 13 (Since now we will divest us, both 14 of rule, Interest of territory, cares of state) Which of you, shall we say, doth love us most? That we our largest bounty may extend Where nature doth with merit challenge. 15 — Goneril, Our eldest-born, speak first. Gon. Sir, I love 16 you more than word can wield the matter; Dearer than eye-sight, space, and liberty; Beyond what can be valued, rich or rare; No less than life, with grace, health, beauty, honour: As much as child e’er lov’d, or father found 17 A love that makes breath poor, and speech unable; Beyond all manner of so much 18 I love you. Cor. What shall Cordelia speak? 19 Love, and be silent. [Aside, Lear. Of all these bounds, even from this line to this, With shadowy forests, and with champains rich’d 20 With plenteous rivers and wide-skirted meads, We make thee lady: to thine and Albany’s issue Be this perpetual. — What says our second daughter, Our dearest Regan, wife of Cornwall ? 21 Beg. I am made of that self metal as my sister, 22 And prize me at her worth. In my true heart I find, she names my very deed of love; 23 14 ) both ist hier nicht im wörtlichsten Sinne zu nehmen, da dreierlei darauf folgt: Regierung, Antheil am Landbesitz, Sorge für den Staat. Diese beiden Zeilen fehlen in den Qs. 15 ) So die Fol., ungleich vielsagender, als die Lesart der Qs.: Where merit doth most challenge it, wo die so wesentliche Hinweisung auf die natürliche Liebe der Tochter zu ihrem Vater ganz fehlt. 16 ) Der Vers beginnt, wie oft bei Sh., mit einem Anapäst. Die Qs. lesen: Sir, 1 do love you more etc. — Für word haben die Qs. words. 17 ) Nach der Interpunction der Herausgeber , welche den Satz mit found abschliessen, wäre zu found aus dem vorhergehenden lov’d ein substantivisches love zu ergänzen. In der That aber ist das folgende A love Object zu found. 18 ) so much knüpft an das vorhergehende as much an und wird gesteigert durch all manner : weit über soviel in irgend einer Art und Weise hinaus liebe ich Euch. 19 ) Die Qs. lesen do für speak. 20 ) Nach der Interpunction gehört rich’d with plenteous rivers zusammen: Gefilde, von was¬ serreichen Strömen fruchtbar gemacht. Die Qs. ziehen die beiden Verse in einen zusammen: With shady forests and wide-skirted meads. 21 ) Die Qs. fügen noch Speak hinzu, was zwar den Vers vervollständigt, aber deshalb weniger passt, weil Lear die Regan eben vorher in der dritten Person angeredet hatte. 22 ) Die Qs. fallen hier aus jedem Versmass heraus: Sir, I am made of the self-same metal that my sister is. — that self gebraucht Sh. oft für that same. 23 ) deed of love ist die förmliche, rechtskräftige Erklärung der Liebe. 14 A. I. KING LEAR. Only slie comes too short, 24 that I profess Myself an enemy to all other joys, Which the most precious square of sense possesses, And find, I am alone felicitate In your dear highness’ love. Cor. Then, poor Cordelia! [Aside. And yet not so; since, I am sure, my love ’s More ponderous 25 than my tongue. Lear. To thee, and thine, hereditary ever, Remain this ample third of our fair kingdom; No less in space, validity, 26 and pleasure, Than that conferr’d 27 on Goneril. — Now, our joy, Although our last, and least; 28 to whose young love The vines of France, and milk of Burgundy, Strive to be interess’d; 29 what can you say, to draw A third more opulent than your sisters? Speak. Cor. Nothing, my lord. Lear. Nothing? Cor. Nothing. Lear. Nothing will come of nothing: 30 speak again. Cor. Unhappy that I am, I cannot heave 24 j Darin nur bleibt sie hinter mir zurück, dass ich mich als eine Feindin aller andern Freuden erkläre, welche der kostbare Bezirk sinnlicher Wahrnehmung ( square of sense) in sich schliesst. — Precious ist in Shaksperisch freier Verbindung mit square verknüpft, während es, genau gefasst, sich auf joys bezieht: Freuden, die als die kostbarsten im Bereich der Sinne liegen. Die Lesart der Fol. 'professes für possesses ist aus Verwechs¬ lung mit dem vorhergehenden profess entstanden. 25 ) So die Fol. Die Qs. lesen richer. Jene Lesart sagt mehr: Cordelia’s Liebe wiegt schwerer, als dass ihre Zunge sie aufwiegen könnte. 26 ) validity kommt auch sonst bei Sh. in dem Sinne von „Werth“ vor. — pleasure ist die äussere Anmuth der Landschaften. 27 ) Die Qs. lesen hier confirm'd , wie sie vorher (Vgl. Anm. 10.) confirming lasen. 28 ) So die Fol. Die Cordelia ist, wenn auch Lear’s letztes und kleinstes, d. h. jüngstes Kind, doch seine Freude. Die ganze Stelle lautet in den Qs., wahrscheinlich nach der frü¬ heren Redaction des Dichters: But now our joy Although the last, not least in our dear love , What can you say to win a third more opulent Than your sisters? 29 ) interest oder interess'd ist das Particip des veralteten Verbums to interess. Das wein- reiche Frankreich und das milchreiche Burgund wetteifern mit einander, an Cordelia’s Liebe einen Antheil zu gewinnen. Die beiden Länder mit ihren vorzüglichsten Pro- ducten werden hier statt der Fürsten genannt. 30 ) Der Sinn ist: Dann wirst du auch Nichts bekommen. Die Folge des Nichts, welches Cordelia antwortet, wird die sein, dass sie auch Nichts erhält. In den Qs. erwidert Lear auf Cordelia’s erstes Nothing , my lord, alsbald: How , nothing can come of nothing : speak again. Sc. 1 . KING LEAR. 15 My heart into my mouth: I love your majesty According to my bond; no more, 31 nor less. Lear. How? how, Cordelia? 32 mend your speech a little, Lest you may mar your fortunes. Cor. Good my lord , You have begot me, bred me, lov’d me: I Return those duties back as are right fit, 33 Obey you, love you, and most honour you. Why have my sisters husbands, if they say, They love you, all? Haply, when I shall wed, That lord, whose hand must take my plight, shall carry Half my love with him; half my care, and duty: Sure, I shall never marry like my sisters, To love my father all. 34 Lear. But goes thy heart with this? 35 Cor. Ay, my good lord. Lear. So young, and so untender? Cor. So young, my lord, and true. Lear. Let it be so: thy truth then be thy dower; For, by the sacred radiance of the sun, The mysteries 36 of Hecate, and the night, By all the operation of the orbs, 37 From whom we do exist, and cease to be, FI ere I disclaim all my paternal care, Propinquity and property of blood, 38 And as a stranger to my heart and me Hold thee, from this, for ever. The barbarous Scythian, 31 ) So die Fol. Die Qs. nor more. 32 ) Go to , go to, Cordelia steht in den Qs., die in der folgenden Zeile it für you lesen 33 ) Für das, was Ihr an mir gethan, erwidere ich solche Pflichten, wie sie sich geziemen. Das those weist auf das Folgende, nicht auf das Vorhergehende hin. 34 ) In der Fol. schliesst der Satz mit like my sisters. Vielleicht strich Sh. selbst die Worte to love my father all als unnütze Wiederholung des schon Gesagten. 35 ) So die Fol., offenbar prägnanter, als die Lesart der Qs: But goes this with thy heart. 36 ) mysteries in der zweiten Folioausgabe von 1632 verbessert mit Recht den Druckfehler der ersten Fol.: miseries, wofür die Qs. eben so verkehrt mistresse bieten. Die nächtlichen, unheiligen Mysterien der Hekate, eine Sh. und seinen Zeitgenossen sehr geläufige Vorstellung, bilden hier den natürlichen Gegensatz zu dem „heiligen Strahlenglanz der Sonne“. 3/ ) orbs heissen die Himmelskörper von ihrer kreisförmigen Erscheinung; die Einwirkung jener auf Leben und Tod der Sterblichen, wird nach astrologischer Auffassung mit operation bezeichnet. Die meisten Herausgeber lesen ohne Grund operations. • 38 ) property of blood steigert noch den Begriff, der in propinquity liegt: die Bluts¬ verwandtschaft wird zur Blutsgemeinschaft. 16 KING LEAR. A. I. Or lie that makes his generation messes 39 To gorge his appetite, shall to my bosom 40 Be as well neighbour’d, pitied, and reliev’d, As thou my sometime daughter. 41 Kent. Good my liege, — Lear. Peace, Kent! Come not between the dragon and his wrath. I lov’d her most, and thought to set my rest On her kind nursery. — Hence, and avoid my sight! 42 — So be my grave my peace, as here 1 give Her father’s heart from her! — Call France. — Who stirs? 43 Call Burgundy. — Cornwall, and Albany, With my two daughters’ dowers digest the third: 44 Let pride, which she calls plainness, marry her. I do invest you jointly with my power, Pre-eniincnce, and all the large effects 40 That troop with majesty. — Ourself, by monthly course, With reservation of an hundred knights, By you to be sustain’d, shall our abode Make with you by due turn. 40 Only, we shall retain The name, and all th’ additions to a king; 47 The sway, revenue, execution of the rest, 48 39 ) generation ist collectiv, = Kinder, Erzeugte. Der Kannibale macht aus seinen Kindern Speisen, die förmlich aufgetragen werden. +0) i0 my bosom, das sich in genauer Construction nur mit neighbour’d verbinden lässt, obwohl auch pitied und relieved dazu gehören soll, fehlt zur Beeinträchtigung des Sinnes in den Qs. 41 ) Du, die einstmals meine Tochter war. 42 j D[q Herausgeber fügen hier eine in den Qs. und Fol. fehlende Bühnenweisung: To Cordelia hinzu. Da jedoch Lear ebenvorher wie gleich nachher von Cordelia nur in der dritten Person spricht, da er ausserdem den Französischen König wio den Burgun- dischen Herzog herbeirufen lässt, um ihnen seine Tochter vorzustellen, so ist es unwahrscheinlich, dass er die Cordelia hier Weggehen heisse; wahrscheinlich dagegen, dass die Worte an den ihm entgegentretenden Kent gerichtet sind. 43) Diese Drohworte: Wer rührt sich? sollen jeden etwaigen Versuch einer Widerrede von Seiten der Anwesenden zurückschrecken. 44) Zu den Mitgiften der zwei Töchter sollen sie auch die Mitgift der dritten Tochter verdauen, zu sich nehmen, da es nicht mehr Lear’s Sache ist, die jüngste auszustatten, sondern derHochmuth, den sie Geradheit nennt, ihr einen Gemahl verschaffen mag. To marry ist hier = verheirathen, nicht: heirathen. 45) large effects sind die glänzenden, reichen Attribute, die sich zur Majestät des Königs gesellen und sein Gefolge bilden. 46 ) So die Fol. Die Qs. turns , wie auch in derselben Zeile still für das shall der Fol. 47) additions sind die Ehrenbezeigungen und die darauf begründeten Rechte, die einem Könige gebühren. — to a king ist auch zu the name zu suppliren. 48) rest bezieht sich auf das Vorhergehende: die Handhabung oder Leitung alles Uebrigen,, was sich Lear nicht selber Vorbehalten hat. Sc. 1. KING LEAR. 17 Beloved sons, be yours: which to confirm, This coronet part between you. 49 Kent. Royal Lear, Whom I have ever honour’d as my king, Lov’d as my father, as my master follow’d, As my greht patron thought on in my prayers, — Lear. The bow is bent and drawn, make from the shaft. Kent. Let it fall rather, though the fork 50 invade The region of my heart: be Kent unmannerly, When Lear is mad. — What would’st thou do, old man? i Think’st thou, that duty shall have dread to speak, When power to flattery bows? To plainness honour ’s bound, When majesty falls to folly. 51 Reserve thy state; 52 And in thy best consideration, check This hideous rashness: answer my life my judgment, 53 Thy youngest daughter does not love thee least; Nor are those empty-hearted, whose low sound Reverbs no hollowness. 54 Lear. Kent, on thy life, no more. Kent. My life I never held but as a pawn 55 Te wage against thine enemies; ne’er fear 56 to lose it, Thy safety being the motive. 49 ) Die Herausgeber fügen die Bühnenweisung hinzu: Giving the crown , obwohl im Texte nur von coronet die Rede ist, worunter schwerlich die eigentliche Königskrone Lear’s zu verstehen ist. Diese gehört wohl zu den Dingen, die er behält; seinen Schwieger¬ söhnen, welche nach wie vor Herzoge bleiben, übergiebt er eine kleinere, herzogliche Krone. Zwischen crown und coronet unterscheidet auch an andern Stellen Sh. sehr genau. So im Tempest (A. l,S3c. 2.): subject his coronet to his crown , undHenry V. (A. 1. chorus ): with crowns imperial, crowns and coronets. 50 ) fork ist der Widerhaken des Pfeils, von dem oder dessen Richtung Kent sich weg¬ machen (make from the shaftj soll, um nicht getroffen zu werden. 51 ) So die Fol., mit energischerem Ausdruck, als die Qs., die stoops to folly lesen. 52 ) So die Fol., nach deren Lesart Kent den König beschwört, seine Königswürde zu wahren und zu schonen. Die Herausgeber ziehen die Lesart der Qs. vor: reverse thy doom. So schrieb Sh. wahrscheinlich zuerst, änderte die Worte aber, die neben dem Folgenden ziemlich pleonastisch erschienen, später um. Das Aufgeben der Königs¬ würde wird nachher dem Lear noch verhängnisvoller, als die ungerechte Verurtheilung Cordelia’s. 53 ) Mein Leben möge für die Richtigkeit meines Urtheils über die Liebe deiner Töchter einstehen. 54 ) Cordelia’s Herz giebt deshalb einen so leisen Ton von sich, weil es voll ist, während ein leeres Gefäss desto lauter widerhallt. Zu whose ist aus empty-hearted das Sub¬ stantiv heart zu entlehnen. — to reverb scheint eine Sh.’sehe Abkürzung aus reverberate zu sein, das als Yerbum und Adjectiv bei ihm sich findet. 55 ) ein Unterpfand, das mir nur geliehen war, um es im Kampfe gegen deine Feinde auf’s Spiel zu setzen. 56 ) seil. 1, das aus dem Vorhergehenden supplirt wird. Für ne’er ( never j lesen die Qs. nor. 2 J / 18 KING LEAR. A. I. Lear. Out of my sight! 57 Kent. See better, Lear; and let me still remain The true blank of thine eye. Lear. Now, by Apollo, — Kent. Now, by Apollo, king, Thou swear’st thy gods in vain. Lear. 0, vassal! miscreant! 58 [Laying his hand upon his sword. Alb., Corn. Dear Sir, forbear. 59 Kent. Do; Kill thy physician, and the fee 60 bestow Upon the foul disease. Revoke thy gift; 64 Or, whilst I can vent clamour from my throat, I ’ll tell thee, thou dost evil. Lear. Hear me, recreant! 62 on thine allegiance, hear me! Since thou hast sought to make us break our vow, (Which we durst never yet) and, with strain’d pride, To come betwixt our sentences and our power, 63 (Which nor our nature nor our place can bear) Our potency made good, take thy reward. 64 Five 65 days we do allot thee for provision To shield thee from disasters of the world, 66 And on the sixth to turn thy hated back Upon our kingdom: if, on the tenth day following, 57 ) Vgl. Anm. 42. zu Hence, and avoid my sight! — Auf das Wort sight, — Bereich des Gesichts und Sehkraft, bezieht sich dann Kent’s Antwort: see better, und true blank of thine eye, das echte Ziel deines Auges. 58 ) So die Fol. Die Qs. setzen dafür recreant, wie nach der Fol. Lear den Kent erst später nennt. Miscreant ist Kent in Bezug auf Apollo und die Götter, die er ver¬ ächtlich als thy gods bezeichnete, recreant ist er in Bezug auf Lear. 59 ) Diese Worte, die in den Qs. fehlen, haben zuerst Rowe veranlasst, zur Erklärung die Bühnenweisung: Laying his hand upon his sword hinzuzufügen. 60 ) Der Lohn, der eigentlich dem Arzte zukäme, wird dazu verwandt, die Krankheit zu hegen und zu fördern. 61 ) So die Fol. Die Qs. lesen doom, in Anknüpfung an ihr früheres reverse thy doom. Ygl. Anm. 52. Als Sh. das Eine änderte, änderte er auch das Andere. 62 ) Ygl. Anm. 58. €3 ) Für strain’d pride, — auf’s Aeusserste oder verkehrt angespannter Stolz, haben die Qs. matter straied pride , = irregeleiteter Stolz. — Für sentences lesen dieselben Aus¬ gaben sentence. Lear hat aber mehr als eine Verfügung ausgesprochen, deren kraft¬ voller Verwirklichung (power) Kent entgegenzutreten versucht. 6 *) Kent empfängt für seine Dreistigkeit seinen Lohn, indem Lear zugleich seine Macht und Autorität beweist. 65 ) Four days lesen die Qs.. und demnach auch fifth für sixth in der zweitfolgenden Zeile. 66 ) disasters of the world sind Missgeschicke, mit denen die Welt ihn bedroht. Die Herausgeber ziehen die mattere Lesart der Qs.: diseases of the world, vor. Sc. 1. KING LEAR. 19 Tliy banish’d trunk be found in our dominions, The moment is thy death. Away! By Jupiter, 67 This shall not be revok’d. Kent. Fare thee well, king: since thus thou wilt appear, Freedom lives hence, 68 and banishment is here. — The gods to their dear shelter 69 take thee, maid, [To Cordelia. That justly think’st, and hast most rightly said! — And your large speeches may your deeds 70 approve, That good effects may spring from words of love. Thus Kent, 0 princes! bids you all adieu; He ’ll shape his old course in a country new. 71 [To Regan and Goneril. Flourish. Re-enter Gloster; with France, Burgundy, and Attendants. Glo. Here ’s France and Burgundy, my noble lord. 72 'Lear. My'lord of Burgundy, We first address toward you, who with this king Hath rivall’d for our daughter. What, in the least, Will you require in present dower with her, Or cease your quest of love? 73 Bur. Most royal majesty, I crave no more than hath your highness offer’d, Nor will you tender less. Lear. Right noble Burgundy, When she was dear to us, we did hold her so; 74 But now her price is fall’n. Sir, there she stands: If aught within that little seeming 75 substance, 67 ) Lear überbietet seinen früheren Schwur: by Apollo, indem er jetzt bei einem höheren Gotte schwört, um dem Eide ein grösseres Gewicht beizulegen. 68 ) hence , = fern von hier, im Gegensatz zu here. Kent findet die über ihn verhängte Verbannung nur im Dableiben, die Freiheit dagegen (für freedom lesen die Qs. friendship) in der Fremde. 69 ) Die Qs. protection für dear shelter. 70 ) your deeds ist Subject: eure Thaten mögen euren vielsagenden Worten zur Bewährung dienen. 71 ) old course , als Gegensatz zu country new , Hesse sich in Bezug auf Kent’s Lebensalter fassen, oder dahin deuten, dass er sein altes bisheriges Verfahren auch im neuen Lande üben werde. Die letztere Deutung ist die plausiblere. Als auffallende Paral¬ lelstelle citirt Steevens aus Peele’s Battle of Alcazar (1594 gedruckt) den Schluss des zweiten Acts: St. George for England! and Ireland now adieu, |j For here Tom Stukeley shapes his course anew. 72 ) Die Fol. ertheilt diese Worte der Cordelia zu. 73 ) quest of love ist einfach Lieb esgesuch, Liebeswerbung, und nicht, wie Steevens sehr gesucht erklärt, = amorous expedition. ' 74- ) seil. dear. Als sie uns theuer war, schätzten wir sie auch zu theurem Preise , und bestimmten demgemäss ihre Mitgift. 75 ) seeming — auf dem Anschein beruhend, also durch den Anschein täuschend. 2* 20 KING LEAR. A. I. Or all of it, with our displeasure piec’d, And nothing more, may fitly like your grace, 76 She ’s there, and she is yours. Bur. I know no answer. Lear. Will you, with those infirmities she owes, 77 Unfriended, new-adopted to our hate, Dower’d with our curse, and stranger’d with our oath, 78 Take her, or leave her? Bur. Pardon me, royal Sir; Election makes not up in such conditions. 79 Lear. Then leave her, Sir; for, by the power that made me, I tell you all her wealth. — For you, great king, [To France. I would not from your love make such a stray, To match you where I hate: therefore, beseech you T’ avert your liking a more worthier way, Than on a wretch whom nature is asham’d Almost t’ acknowledge hers. France. This is most strange, That she, that even but now was your best object, 80 The argument of your praise, balm of your age, Most best, most dearest, 81 should in this trice of time Commit a thing so monstrous, to dismantle So many folds of favour. 82 Sure, her offence Must be of such unnatural degree, That monsters it, or your fore-vouch’d affection Fall into taint: 83 which to believe of her, 79 ) 80 ) 76 ) your grace ist der Titel, den er dem Herzog giebt. — io like, — gefallen, hat bei Sh. oft die gefallende Sache als Subject, und die Person, der sie gefällt, als Object. 77 ) to owe, = als Besitz in Anspruch nehmen und = besitzen. 7Ö ) Cordelia hat, ihrer Angehörigen beraubt (unfriended), jetzt keinen anderen Vater, als Lear’s Hass (new-adopted to our hate), keine andere Mitgift, als seinen Fluch, und ist in Folge des von Lear ausgesprochenen Schwures zu einer Fremdlingin im Lande geworden. Für dower’d lesen die Qs, cover'd. Die Wahl schliesst nicht ab, entscheidet sich nicht, bei solchen Bedingungen. Die Qs. haben on für in. best ist zufällig in der Fol. ausgefallen. — object ist bei Sh. immer das vor Augen Liegende, also hier mit best verbunden etwa — Augenweide. 81 ) So die Qs., mit einer bei Sh. häufigen Steigerung des Superlativs. Die Fol. hat den einfachen Superlativ the best, the dearest. Das Bild ist von einem Mantel entlehnt, in dessen Falten gleichsam die Gunst des Königs sich barg, und der, wie er bisher die Cordelia bedeckte, nun plötzlich abge¬ streift wird. Cordelia’s Vergehen muss entweder von einem so unnatürlichen Grade sein, dass dieser Grad dasselbe zum Ungeheuer macht, oder Eure vorher betheuerte Zuneigung zu ihr muss als schlechtbegründet verdächtig werden. Die Qs. lesen or you for vouch’d affection fall’n into taint, und die Herausgeber entlehnen daher fall’n für fall, weil sie taint = decay fassen. 82 ) 83 ) Sc. 1. KING LEAR. 21 Must be a faith that reason without miracle Could never plant in me. Cor. I yet beseech your majesty, (If for 84 I want glib and oily art, To speak and purpose not; since what I will intend, 85 I ’ll do ’t before I speak) that you make known It is no vicious blot, murder, or foulness, No unchaste 86 action, or dishonour’d step, That hath depriv’d me of your grace and favour; But even for want 87 of that for which I am richer, A still-soliciting eye, and such a tongue That I am glad I have not, though not to have it, Hath lost me in your liking. Lear. Better thou 88 Hadst not been born, than not to have pleas’d me better. France. Is it but this ? 89 a tardiness in nature, Which often leaves the history unspoke, That it intends to do? — My lord of Burgundy, What say you to the lady? Love ’s not love, When it is mingled with regards, 90 that stand Aloof from the entire point. Will you have her? She is herself a dowry. 91 Bur. Royal king, 92 Give but that portion which yourself propos’d, And here I take Cordelia by the hand, Duchess of Burgundy. Lear. Nothing: I have sworn; I am firm. 8+ ) For — because. Der mit since what I will beginnende parenthetische Zwischensatz, der sich an den mit for I want beginnenden anschliesst, hat veranlasst, dass if ohne weitere Construction dasteht. Der Sinn ist: Wenn Ihr mich deshalb verstosst, weil ich u. s. w. 85 ) So die Fol. — will intend drückt, wie gleich nachher 1 'll do 't das Pflegen aus. Die Herausgeber lesen mit den Qs. well. 86 ) die Qs. unclean action , das biblische Wort für unchaste. 87 ) Auch hier ist die Construction ungenau, indem an das vorhergehende it is no vicious blot u. s. w. anknüpfend auch the want für for want stehen müsste. 88 ) In den Qs. fängt Lear seine Worte mit Go to, go to an. 89 ) is it no more but this in den Qs. 90 ) So die Fol. Die Qs. respects. Sh. setzte vielleicht das eine Synonym für das andere, weil bald nachher respects noch einmal kommt. — regards sind Rücksichten, die von dem wesentlichen, ächten Zielpunkte der Liebe fernab liegen. 91 ) She is herself and dower in den Qs. 92 ) So die Fol., in einer Verbindung, die auch sonst vorkommt, (z. B. King Richard II, A. 3, Sc. 1.) — Die Qs. haben Royal Lear. 22 KING LEAR. A. I. Bur. I am sorry, then, you have so lost a father, That you must lose a husband. Cor. Peace be with Burgundy! Since that respects of fortune 93 are his love, I shall not be his wife. Frci?ice. Fairest Cordelia, that art most rich, being poor; Most choice, forsaken; and most lov’d, despis’d; Thee and thy virtues here I seize upon: Be it lawful, I take up what ’s cast away. Gods, gods! ’t is strange, that from their cold’st neglect My love should kindle to inflam’d respect. — Thy dowerless daughter, king, thrown to my chance, Is queen of us, of ours, and our fair France: Not all the dukes of waterish Burgundy Shall buy this unpriz’d precious maid of me. — Bid them farewell, Cordelia, though unkind: Thou losest here, a better where to find. 94 Lear. Thou hast her, France; let her be thine, for we Plave no such daughter, nor shall ever see That face of hers again: — Therefore, be gone 95 Without our grace, our love, our benison. — Come, noble Burgundy. [Flourish. Exeunt Leak , Burg., Corn., Alb., Glo., and Attendants. France. Bid farewell to your sisters. Cor. The jewels of our father, 96 with wash’d eyes Cordelia leaves you: I know you what you are; And, like a sister, 97 am most loath to call Your faults as they are nam’d. Love well 98 our father: To your professed bosoms I commit him; 99 But yet, alas! stood I within his grace, I would prefer him to a better place. 100 So farewell to you both. 93 ) Die Fol. liest respect and fortunes, was sich nach dem Sh.’schen Gebrauche der Copula als gleichbedeutend mit der Lesart der Qs.: respects of fortune, rechtfertigen liesse. 9 ' f ) here und where werden hier substantivisch gebraucht: Du verlierst das Hier, um ein besseres Wo zu finden. 95 ) Diese letzten Worte sind nicht mehr an den König von Frankreich (France), sondern an Cordelia gerichtet. 96 ) the jewels of our father ist Apposition zu dem freilich erst nachfolgenden you. S7 ) schwesterlich, wie es einer Schwester geziemt. 98 ) Die Qs. use well. ") Cordelia empfiehlt ihren Vater den Gesinnungen der Schwestern, wie sie dargelegt oder betheuert (professed), nicht wie sie wirklich beschaffen sind. 10 °) d. h. ein besserer Platz als die professed bosoms, welches letztere Wort Cordelia hier im eigentlichen Sinne fasst. Sc. 1. KING LEAR. 23 Reg. Prescribe not us our duty. Gon. Let your study Be, to content your lord, who hath receiv’d you At fortune’s alms: 101 you have obedience scanted, And well are worth the want that you have wanted. 102 Cor. Time shall unfold what plighted cunning hides, Who covers faults, at last with shame derides. 103 Well may you prosper! France. Come, my fair Cordelia. / [Exeunt France and Cordelia. Gon. Sister, it is not little I have to say of what most nearly appertains to us both. I think, our father will hence to-night. Reg. That ’s most certain, and with you; next month with us. Gon. You see how full of changes his age is; the observation we have made of it hath been little: 104 he always loved our sister most, and with what poor judgment he hath now cast her off, appears too grossly. Reg. ’T is the infirmity of his age; yet he hath ever but slenderly known himself. Gon. The best and soundest of his time hath been but rash; 10 ° then must we look to receive from his age, not alone the imperfections of long- engraffed condition, 106 but, therewithal, the unruly waywardness that infirm and choleric years bring with them. Reg. Such unconstant starts are we like to have from him, as this of Kent’s banishment. als ein vom Glück dargebotenes Almosen. So steht im Othello (A. 3, Sc. 4.): And shut myself up in some Other course, to fortunes alms. — In den Qs. wird diese Rede der Regan, die vorhergehende der Goneril zuertheilt. J02 ) Die Wiederholung des negativen Begriffs want, einmal substantivisch, dann verbal, lässt sich der bei Sh. gebräuchlichen Häufung der Negationen überhaupt vergleichen. Der Sinn ist nur: die Entbehrung, die ihr erfahren habt. 103 ) Diese Lesart der Fol. ist ganz verständlich, sobald man who auf time bezieht und faults auch zu derides als Object fasst: Die Zeit, welche die Fehler zwar zuerst ver¬ birgt, aber zuletzt sie mit Beschämung dem Hohne Preis giebt. Die Qs. lesen: Who covers faults, at last shame them derides, was die Herausgeber meist mit der Aenderung cover annehmen. Damit würde jedoch der Zusammenhang mit dem vorhergehenden Verse ganz zerrissen. Die Lesart der Fol. erscheint weniger hart mit Mason’s Ver¬ besserung: covert für covers. — Für plighted cunning lesen die Qs. pleated, eine ältere Orthographie für plaited ; Beides ist Gegensatz zu unfold. 104) Die Qs. hath not been little. Wenn Goneril sagen will: „Wir haben den Wankelmuth unseres Vaters bisher zu wenig beachtet; es wird noch ärger kommen“, so ist die Lesart der Fol. gerechtfertigt, obwohl andererseits allerdings das in den Qs. vorhandene not leicht durch Versehen ausfallen konnte. i°5) Er war selbst in seiner besten und vernünftigsten Lebensperiode vorschnell, jähzornig. 106 ) condition ist = Stimmung, Gemüthsart. — to engraff ist die ältere Form für engraft. — Zu den langeingewurzelten Schwächen wird nun noch der unlenksame Eigensinn eines reizbaren Greisenalters kommen. 24 KING LEAR. A. I. Gon. There is farther compliment of leave-taking between France and him. 107 Pray you, let us hit together: if our father carry authority with such dispositions as he bears, this last surrender of his will but offend us. Eeg. We shall farther think of it. Gon. We must do something, and i’ the heat. [Exeunt. SCENE II. A Hall in the Earl of Gloster’s Castle. E?iter Edmund , with a letter. Edm. Thou, nature, art my goddess; to thy law My services are bound. Wherefore should I Stand in the plague of custom, 1 and permit The curiosity of nations 2 to deprive me, For that I am some twelve or fourteen moon-shines Lag of a brother? 3 Why bastard? wherefore base? When my dimensions are as well compact, My mind as generous, and my shape as true, As honest madam’s 4 issue? Why brand they us With base? with baseness? bastardy? base, base? Who in the lusty stealth of nature take More compositon 5 6 and fierce quality, Than doth within a dull, stale, tired bed, Go to the creating a whole tribe of fops, Got ’tween a sleep and wake? — Well then, Legitimate Edgar, I must have your land: Our father’s love is to the bastard Edmund, As to the legitimate. Fine word, — legitimate! 7 107 ) Es wird noch weitere Abschiedsceremonien zwischen dem Könige von Frankreich und Lear geben, und bei den Conflicten, die daraus entstehen können, ist es rathsam, dass Goneril und Regan Zusammenhalten, ein Ziel im Auge behalten. Das sit der Fol. für hit ist wahrscheinlich ein Druckfehler. 0 plague of custom ist der Fluch oder Bann, den das Herkommen über den Bastard verhängt. 2 ) Die übertriebene Gewissenhaftigkeit der Völker, welche so viel Gewicht auf die recht¬ mässige Geburt legt, enterbt den Edmund als Bastard, und weil sein Bruder ihm zuvorgekommen. — to deprive , — enterben, kommt auch bei Sh.’s Zeitgenossen vor. 3 ) lag, eigentlich säumig, bezeichnet mit of den, hinter welchem man zurückbleibt. 4 ) madam wird hier, wie oft bei Sh., in ironischem Sinne gebraucht = feine, vornehme Dame. Es ist hier Edgar’s Mutter darunter verstanden. 5 ) composition wird zunächst von der Mischung der Metalle beim Schmelzen gebraucht, und von da auf die Zeugung übertragen. 6 ) Die Fol. trennt a sleep, und die Qs. lesen got ’tween sleep and wake; = asleep, wie die Herausgeber lesen, lässt sich schwerlich als Substantiv fassen und passt nicht zu wake, das nur Substantiv sein kann. 7 ) Diese drei charakteristischen Worte fehlen in den Qs. V, , ■ KING LEAR. 25 Sc. 2 Well, my legitimate, if this letter speed, And my invention thrive, Edmund the base Shall to the legitimate 8 —; I grow, I prosper; — Now, gods, stand up for bastards! HKVi- / Enter Gloster. Glo. Kent banish’d thus! And France in choler parted! And the king gone to-night! subscrib’d his power! 9 Confin’d to exhibition! 19 All this done Upon the gad! 11 — Edmund! How now? what news? Edm. So please your lordship, none. [Putting up the letter. Gto. Why so earnestly seek you to put up that letter? Edm. I know no news, my lord. Glo. What paper were you reading? Edm. Nothing, my lord. Glo. No! What needed then that terrible despatch of it into your pocket? the quality of nothing hath not such need to hide itself. Let ’s see: come; if it be nothing, I shall not need spectacles. Edm. I beseech you, Sir, pardon me: it is a letter from my brother, t at I have not all o’er-read; and for so much as I have perused, I find it not fit for your o’er-looking. 12 Glo. Give me the letter, Sir. Edm. I shall offend, either to detain or give it. The contents, as in part I understand them, are to blame. Glo. Let ’s see, let ’s see. Edm. I hope, for my brother’s justification, he wrote this but as an essay or taste of my virtue. ^ 8 ) y ) 10 ) n ) / 12 ) 13 ) 14 ) So lesen Qs. und Fol., ganz verständlich, wenn man einen unvollendeten Satz annimmt. Der Bastard wird, wenn sein Plan anschlägt, dem legitimen Sohne —. Was er ihm zufugen wird, sagt er nicht, da die Ankunft seines Vaters ihn unterbricht, bei dessen blossem Anblick er schon siegesgewiss ausruft: I grow , I prosper. So fasste schon Rowe die Stelle auf. Die späteren Herausgeber lesen meistens top the legitimate , ein ziemlich matter und deshalb unwahrscheinlicher Abschluss der Rede Edmunds. So die Qs. to subscribe kommt auch sonst = unterwerfen, vor. Die Lesart der Fol.: prescrib'd his power, würde bedeuten, dass Lear’s Autorität sich jetzt Vorschriften gefallen lassen muss. Lear ist auf ein bestimmtes ihm ausgesetztes Einkommen beschränkt. In diesem Sinne kommt exhibition öfter vor. upon the gad = auf’s Gerathewohl. — to gad bezeichnet als Verbum ein vages, zweck¬ loses Umherschweifen, und in ähnlichem Sinne wird das Wort hier substantivisch gebraucht. Die Qs. not /it for your liking. in part geht darauf, dass er den Brief erst theilweise gelesen haben will. als eine Prüfung oder Erprobung meiner Tugend. - essay ist eine ältere Form für das jetzige assay. 26 KING LEAR. A. I. Glo. [Reads.] „This policy, and reverence 13 of age, makes the world bitter to the best of our times; 16 keeps our fortunes from us, till our oldness cannot relish them. I begin to find an idle and fond bondage in the oppression of aged tyranny, 17 who sways, not as it hath power, but as it is suffered. Come to me, that of this I may speak more. If our father would sleep till I waked him, you should enjoy half his revenue for ever, and live the beloved of your brother, Edgar.“ — Humph! — Conspiracy! — „Sleep till I waked him, — you should enjoy half his revenue.“ — My son Edgar! Had he a hand to write this? a heart and brain to breed it in? — When came this to you? Who brought it? Edm. It was not brought me, my lord; there ’s the cunning of it: I found it thrown in at the casement of my closet. Glo. You know the character to be your brother’s? Edm. If the matter 18 were good, my lord, I durst swear it were his; but, in respect of that, I would fain think it were not. Glo. It is his. Edm. It is his hand, my lord; but, I hope, his heart is not in the contents. Glo. Hath he never heretofore sounded you in this business? Edm. Never, my lord: but I have often heard him maintain it to be fit, that, sons at perfect age, and fathers declined, 19 the father should be as ward to the son, and the son manage his revenue. Glo. 0 villain, villain! — His very opinion in the letter! — Abhorred villain! Unnatural, detested, brutish villain! worse than brutish! — bo, sirrah, seek him; I ’ll apprehend him. 20 — Abominable villain! — Where is he? Edm. I do not well know, my lord. If it shall please you to suspend your indignation against my brother, till you can derive from him better testimony of his intent, you shall run a certain course; where, 21 it you violently proceed against him, mistaking his purpose, it would make a great gap in your own honour, and shake in pieces the heart of his obedience. - 2 I daie 15) and reverence, das in den Qs. fehlt, ist vielleicht erst später vom Dichter eingeschoben. — Gloster liest den Anfang des Briefes leise, worin sich der Schreiber über die Staats¬ einrichtung (policy) beklagt, welche aus Ehrfurcht vor dem Alter die Väter in lebens¬ länglichem, ausschliesslichem Besitz ihres Vermögens sicher stellt. 15) unsere beste Zeit, d. h. die Jugendzeit. 17 ) per Druck, den die Tyrannei des Alters über die Jugend ausübt, erscheint ihm als eine zwecklose und thörichte Leibeigenschaft für die letztere. 18) Dem character, der Handschrift des Briefes, wird matter, der Inhalt desselben, gegen¬ übergestellt, wie gleich nachher der hand, im Sinne von character, das heait. 19) Die Qs. declining. — Im Othello (A. 3, Sc. 3.) heisst es: I am declined into the vale of years. 20) Die Qs. I apprehend him. Nach dieser Lesart müsste to apprehend nicht — verhaften, sondern = fürchten, stehen. 21) ivheie gebraucht Sh. oft im Sinne von whereas, wie umgekehrt whereas bei ihm für where vorkommt. _ 22) Bei dem Ausbruch eines ungerechten Misstrauens gegen Edgar würde dessen kmdlic 1 er Gehorsam in seinem innersten Kerne zertrümmert werden. Sc. 2. KING LEAR. 27 pawn down my life for him, that he hath writ this to feel my affection to your honour, 23 and to no other pretence of danger. 24 Glo. Think you so? Edm. If your honour judge it meet, I will place you where you shall hear us confer of this, and by an auricular assurance have your satisfaction; and that without any farther delay than this very evening. Glo. He cannot be such a monster. 23 Edm. Nor is not, sure. Glo. To his father, that so tenderly and entirely loves him. — Heaven and earth! Edmund, seek him out; wind me into him, 23 I pray your frame the business after your own wisdom. I would unstate myself to be in a due resolution. 27 Edm. I will seek him, Sir, presently; convey 28 the business as I shall find means, and acquaint you withal.- 29 Glo. These late eclipses in the sun and moon portend no good to us: though the wisdom of nature can reason it thus and thus, yet nature finds itself scourged by the sequent effects. 30 Love cools, friendship falls off, brothers divide: in cities, mutinies; in countries, discord; in palaces, treason; and the bond cracked between son and father. 31 This villain of mine comes under the prediction; there ’s son against father: the king falls from bias of nature; there ’s father against child. We have seen the best of our time: machinations, hollowness, treachery, and all ruinous disorders, follow us dis¬ quietly 32 to our graves! — Find out this villain, Edmund; it shall lose thee nothing: 33 do it carefully. — And the noble and true-hearted Kent banished! his offence, honesty! — ’T is strange. [Exit. 23 ) your honour ist hier nicht wie eben vorher your own honour zu verstehen, sondern der Titel, mit dem Edmund hier, wie gleich nachher in if your honour judge it meet, seinen Yater anredet. 2f ) pretence of danger = gefährlicher Anschlag. Die Qs. lesen einfach dafür to no farther pretence. 25 ) Das Folgende bis Heaven and earth! einschliesslich fehlt in den Qs. 26 ) me ist der ethische Dativ, der die Aufforderung dringender macht: Dringe mir in sein Inneres ein, forsche mir ihn aus. 7 ) d. h. ich wollte Alles, Rang und Vermögen (state), dahingeben, wenn ich nur die gehörige Gewissheit erlangte, in Bezug auf Edgar. 2b ) io convey ist: planmässig und schlau besorgen, mit dem Nebenbegriffe der Heim¬ lichkeit. 29 ) withal, eigentlich damit, bedeutet hier im weiteren Sinne: mit dem, was ich entdecke. 30 ) Wenn die Naturweisheit die Sonnen- und Mondfinsternisse auch auf diese und jene vernünftige Meise deuten kann, und einer übernatürlichen Deutung widerspricht, so findet diese Natur selbst sich doch nichtsdestoweniger durch die solchen Phänomenen folgenden Ergebnisse gepeinigt. Solche Ergebnisse (effects) zählt Gloster dann im Folgenden auf. 31 ) Das Folgende bis zu to our graves steht, vielleicht als späterer Zusatz, nur in der Fol. 32 ) disquietly ist causativ zu verstehen, wie Sh. die Adjective oft anwendet: beunruhigend. Sie lassen uns keine Ruhe, bis wir im Grabe liegen. 33 ) du sollst darum nichts einbüssen. 28 KING LEAR. A. I. Edm. This is the excellent foppery of the world, that, when we are sick in fortune, (often the surfeit of our own behaviour 34 ) we make guilty of our disasters the sun, the moon, and the stars: as if we were villains by necessity 5 fools by heavenly compulsion; knaves, thieves, and treacheis, by spherical predominance ; 36 drunkards, liars, and adulterers, by an enforced obedience of planetary influence, and all that we are evil in, by a divine thrusting on. An admirable evasion of whore-master man, to lay his goatish disposition on the charge of a star! 37 My father compounded with my mother under the dragon’s tail , 38 and my nativity was under ursa major; so that, it follows, I am rough and lecherous. — Tut! I should have been that I am, had the maidenliest star in the firmament twinkled on my bastardizing. 39 Enter Edgar. Pat: he comes, like the catastrophe of the old comedy : 40 My cue 41 is villainous melancholy, with a sigh like Tom o’ Bedlam. — 0! these eclipses do portend these divisions. Fa, sol, la, mi. Edg. How now, brother Edmund! What serious contemplation are you in? Edm. I am thinking, brother, of a prediction I read this other day, what should follow these eclipses. Edg. Do you busy yourself with that? 34 ) eine Uebersättigung, die von unserem eigenen Thun oder V erfahren herrührt. 35 ) treacher = Verräther, ein veraltetes Wort, das sonst bei Sh. nicht, wohl aber bei seinen Zeitgenossen vorkommt. — Die Qs. lesen treacherers. 36 ) spherical predominance ist der eben vorherrschende Einfluss eines kreisenden Planeten auf das Geschick des Menschen. 37 ) So die Fol., deren Lesart vorzuziehen ist, weil immer ein bestimmter Stern diesen Einfluss ausübt und verschuldet. Die Qs. lesen to the charge of stars. 38) dragon's tail sagt Edmund mit einer ironisch genaueren örtlichen Bezeichnung für das einfache dragon. Gloster ward mit Edmund’s Mutter handelseinig unter dem Gestirn des Drachen, als das Drachengestirn in der Höhe stand. Auf dragon's tail geht dann auch lecherous , wie rough auf ursa major, = grosse Bär, Beides mit geflissentlicher Vermengung des Thieres und des Gestirns. 39) Die Qs. lesen bastardy. — to bastardize , eigentlich zum Bastard erklären, wird hier scherzhaft gebraucht für Bastardzeugung. 40) Die Qs. haben Edgar — and out he comes etc. Edmund vergleicht das unerwartete Auftreten Edgar's gerade in dem Augenblicke, wo er ihn braucht, dem Eintreten des Schlusses in den alten rohen Schauspielen der vorshakspere’schen Zeit, der auch plötz¬ lich und unerwartet ohne künstlerische Motivirung erfolgte, gerade wenn der Dichter ihn nöthig hatte. 41) cue ist nicht bloss Stichwort, sondern auch Rolle. Edmund führt das eben gebrauchte Bild von einem Schauspiel fort, und will, um den Bruder zu täuschen, den durch astrologischen Aberglauben Niedergebeugten spielen, mit einem so jämmerlichen Seufzer, wie ihn der auf das Mitleid speculirende angeblich besessene Bettler (Tom o' Bedlam eigentlich — Thoms aus dem Irrenhause) auszustossen pflegte. In dieser angenommenen Rolle spricht er dann die folgenden Worte, wie im Selbstgespräch, und summt dazu in melancholischer Grübelei ein Stück der musikalischen Tonleiter; und zwar in ver¬ kehrter Reihenfolge. Sc. 2. KING LEAR. 29 Edm. I promise you, the effects he writes of, succeed unhappily; 42 as of unnaturalness between the child and the parent; death, dearth, dissolutions of ancient amities; divisions in state; menaces and maledictions against king and nobles; needless diffidences, banishment of friends, dissipation of cohorts, 43 nuptial breaches, and I know not what. Edg. How long have you been a sectary astronomical? 44 Edm. Come, come; when saw you my father last? Edg. The night gone by. Edm. Spake you with him? Edg. Ay, two hours together. Edm. Parted you in good terms? Found you no displeasure in him, by word, or countenance? Edg. None at all. Edm. Bethink yourself, wherein you may have offended him: and at my entreaty forbear his presence, till some little time hath qualified the heat of his displeasure, which at this instant so rageth in him, that with the mischief of your person it would scarcely allay. 45 Edg. Some villain hath done me wrong. Edm. That ’s my fear. 46 I pray you, have a continent forbearance, 47 till the speed of his rage goes slower; and, as I say, retire with me to my lodging, from whence I will fitly bring you to hear my lord speak. Pray you, go: there ’s my key. — If you do stir abroad, go armed. Edg. Armed, brother? Edm. Brother, I advise you to the best; 48 I am no honest man, if there be any good meaning towards you: I have told you what I have seen and heard, but faintly; nothing like the image and horror of it. 49 Pray you, away. Edg. Shall I hear from you anon? 42 ) Unter he ist der Verfasser der Vorhersagung zu verstehen, deren Ergebnisse oder Ereignisse ( effects ) schlimm ausfallen ( succeed unhappily). Das auf unhappily Folgende bis einschliesslich come, come in Edmund’s nächster Rede fehlt in der Fol. 43 ) dissipation of cohorts ist in dieser Aufzählung wohl als Auflösung des Heeres in Folge aufgelöster Disciplin zu verstehen. Johnson’s Conjectur courts für cohorts ist sehr unwahrscheinlich. 45 0 astronomical gebraucht Sh. für astrological, wie er ähnlich in Troilus andCressida (A. 5, Sc. 1.) astronomer gebraucht: when he performs astronomers , foretel it. 45 ) die Gluth seines Missfallens wüthet so arg, dass sie kaum mit dem etwa körperlich seinem Sohne zuzufügenden Schaden sich ermässigen würde. — to allay ist hier neu¬ trales Verbum. 46 ) Das Folgende bis zu Armed, brother? einschliesslich fehlt in den Qs. 47 ) continent forbearance — an sich haltende, resignirte Geduld. 48 ) Die Qs. schieben hier go armed ein, als Surrogat des Vorhergehenden, das (Vgl. Anm. 46.) bei ihnen fehlt. 49 ) Vas ich sah und hörte, habe ich dir nur in schwacher Andeutung erzählt, durchaus nicht 0 nothing ) dem schrecklichen Bilde, wie es wirklich ist, entsprechend. — image and horror ist nach dem Sh.’sehen Gebrauche der Copula frei construirt. 30 KING LEAR. A. I. Edm. I do serve you in this business. — [Exit Ldgar. A credulous father, and a brother noble, Whose nature is so far from doing harms, That he suspects none; on whose foolish honesty My practices ride easy! — I see the business. o0 Let me, if not by birth, have lands by wit: All with me ’s meet, that I can fashion fit. 51 [Exit. SCENE III. A Room in the Duke of Albany’s Palace. Enter Goneril , and Oswald her Steward-. Gon. Did my father strike my gentleman 1 for chiding of his fool ? Osw. Ay, Madam. Gon. By day and night he wrongs me: 2 every hour He flashes into one gross crime or other, That sets us all at odds: 3 I ’ll not endure it. His knights grow riotous, and himself upbraids us On every trifle. — When he returns from hunting, I will not speak with him; say, I am sick: If you come slack of former services, 4 You shall do well; the fault of it 5 I ’ll answer. Osw. He ’s coming, Madam; I hear him. [Horns within. Gon. Put on what weary negligence you please, You and your fellows; 7 I d have it come to question. If he distaste it, 9 let him to my sister, Whose mind and mine, I know, in that are one, 10 Not to be over-ruled. Idle old man, 50 ) 51 ) *) 2 ) 3 ) 4 ) 5 ) 6 ) 7 ) 8 ) 9 ) 10 ) Was zu thun ist, schwebt dem Edmund so deutlich vor, als ob er es sähe. Alles ist ihm gelegen oder nützlich, was er zu seinen Zwecken modeln kann. gentleman ist, wie man = Diener, so ein Diener vornehmeren Ranges. Die meisten Herausgeber fassen by day and night! als eine Betheurung, wie es in King Henry VIII. (A. 1, Sc. 2.) vorkommt: By day and night! he ’s traitor to the height. Hier aber ist gewiss der Sinn: Bei Tage und bei Nacht beleidigt er mich, was uns Alle gefährdet. slack of ist construct wie lag of (vgl. Anm. 3, A. 1, Sc. 2.). Wenn Ihr gegen frühere Dienste lässig werdet, zurückbleibt. - to come mit Adjectiven, = werden, kommt Ult VU1. . . it bezieht sich auf den ganzen vorhergehenden Satz: Den Fehler, den Ihr dann begeht, werde ich verantworten. Die Bühnenweisung ist modern. fellow servants in den Qs. ich möchte es (d. h. negligence ) zur Sprache gebracht sehen. Die Qs. lesen dislike it. that weist hin auf das folgende not to be over-rul'd. — Die nächsten fimf\erse fehlen in der Fol. Sc. 4. KING LEAR. 31 That still would manage those authorities, That he hath given away! — Now, by my life, Old fools are babes again; and must be us’d With checks, as flatteries, when they are seen abus’d. 11 Remember what I have said. Osw. Well, Madam. Go7i. And let his knights have colder looks among you. What grows of it, no matter; advise your fellows so: I would breed from hence occasions, and I shall, That I may speak: 12 — I ’ll write straight to my sister, To hold my course. 13 — Prepare for dinner. [Exeunt SCENE IV. A Hall in the Same. Enter Kent, disguised. Ivent. If but as well I other accents borrow, That can my speech diffuse, 1 my good intent May carry through itself to that full issue For which I raz’d my likeness. — Now, banish’d Kent, If thou canst serve where thou dost stand condemn’d, (So may it come!) 2 thy master, whom thou lov’st, Shall find thee full of labours. Horns within. 3 Enter Lear, Knights, and Attendants. Lear. Let me not stay a jot for dinner: go, get it ready. [Exit an Attendant .] IIow now! what art thou? Kent. A man, Sir. Lear. What dost thou profess? 4 What wouldest thou with us? 1J ) Greise sind wieder kleine Kinder und müssen demnach mit Zurechtweisungen als (anstatt) Schmeicheleien behandelt werden, wenn man die letztem (die Schmeicheleien) als gemissbraucht, übel angebracht erkennt. Andere beziehen they auf old fools , und erklären abus'd — getäuscht. 12 ) Diese anderthalb Zeilen, die ungefähr dasselbe sagen, was vorher I ’d have it come to question, fehlen in der Fol. 13 ) Die Qs. my very course. Kent sagt in Hinweisung auf die Verkleidung, in der er auftritt: Wenn ich eben so gut eine andere Redeweise annehmen kann, wodurch meine bisherige Sprache verwischt, unkenntlich, undeutlich wird (diffuse), so wird mein guter Plan wohl zur vollen Erreichung des Resultates, um dessentwillen ich mein Aussehen auslöschte, durch¬ dringen. Worin sein Plan besteht, sagt er gleich nachher. 2 ) Der in Parenthese ausgesprochene Wunsch, der sich auf if thou canst serve bezieht, fehlt in den Qs. 3 ) Die Bühnenweisung, welche die Rückkehr Lears von der Jagd andeutet, steht schon in der Fol. *) to profess gebraucht Lear = ausüben, als Beruf oder Geschäft, Kent in seiner Ant¬ wort = erklären, von sich aussagen. 32 KING LEAR. A. I. Kent. I do profess to be no less than I seem; to serve him truly that will put me in trust; to love him that is honest; to converse 5 with him that is wise, and says little; to fear judgment; 6 to fight when I cannot choose, and to eat no fish. 7 Lear. What art thou? Kent. A very honest-hearted fellow, and as poor as the king. Lear. If thou be as poor for a subject, as he is for a king, thou art poor enough. What wouldest thou? Kent. Service. Lear. Whom wouldest thou serve? Kent. You. * Lear. Dost thou know me, fellow? Kent. No, Sir; but you have that in your countenance, which I would fain call master. Lear. What ’s that? Kent. Authority. Lear. What services canst thou do? Kent. I can keep honest counsel, 8 ride, run, mar a curious tale in telling it, 9 and deliver a plain message bluntly: that which ordinary men are fit for, I am qualified in; and the best of me is diligence. Lear. How old art thou? Kent. Not so young, Sir, to love a woman for singing; nor so old, to dote on her for any thing: I have years on my back forty-eight. Lear. Follow me; thou shalt serve me: if I like thee no worse after dinner, I will not part from thee yet. — Dinner, ho! dinner! — Where ’s my knave? my fool? 10 Go you, and call my fool hither. Enter Oswald. You, you, sirrah, where ’s my daughter? Osw. So please you, — [Exit. Lear. What says the fellow there? Call the clotpoll back. — Where ’s my fool, ho? — I think the world ’s asleep. 11 — How now! where ’s that mongrel? 5 ) to converse — verkehren. \ 6 ) judgment ist hier das jüngste Gericht, das Gericht Gottes. 7 ) Durch das Fischessen an Fasttagen verriethen sich zu Sh.’s Zeit die Katholiken, die zugleich damals für schlechte Unterthanen und illoyale Engländer galten. 8 ) Ich kann gewissenhaft verschwiegen sein. 9 ) dass er eine gezierte, spitzfindige ( curious ) Geschichte verdirbt, wenn er sie erzählt, ist ein Beweis seiner Geradheit und Biederkeit. *°) knave und fool stehen sonst häufig im Gegensatz, wie noch in dieser Scene Goneril zum Narren sagt: you, Sir , more knave than fool. Hier aber wendet Lear beide Epitheta auf denselben an, das erste in dem veralteten Sinne von „Diener, Bursche“, das zweite als den seinem Haus- und Hofnarren officiell zukommenden Titel. 1! ) weil Niemand auf Lear’s Ruf erscheint. Sc. 4. KING LEAR. Q Q oo Kniglit. He says, my lord, your daughter is not well. 12 Lear. Why came not the slave back to me, when I called him? Knight. Sir, he answered me in the roundest 13 manner, he would not. Lear. He would not! Knight. My lord, I know not what the matter is ; but, to my judgment, your highness is not entertained with that ceremonious 14 affection as you were wont: there ’s a great abatement of kindness 15 appears, as well in the general dependants, 16 as in the duke himself also, and your daughter. Lear. Ha! sayest thou so? 17 Knight. I beseech you, pardon me, my lord, if I be mistaken; for my duty cannot be silent, when I think your highness wronged. Lear. Thou but rememberest me of mine own conception. I have per¬ ceived a most faint neglect of late; which 18 I have rather blamed as mine own jealous curiosity, than as a very pretence and purpose of unkindness: I will look farther into ’t. — But where ’s my fool? I have not seen him this two days. 19 Knight. Since my young lady’s going into France, Sir, the fool hath much pined away. Lear. No more of that; I have noted it well. — Go you, and tell my daughter I would speak with her. — Go you, call hither my fool. — J Re-enter Oswald. 0! you Sir, you Sir, come you hither. W T ho am I, Sir? Osw. My lady’s father. Lear. My lady’s father! my lord’s knave: you whoreson dog! you slave! you cur! Osw. I am none of these, my lord; I beseech your pardon. 12 ) In den Qs. spricht Kent diese Worte, und die folgenden: Sir, he answered me etc., ein Diener. 13 ) round, eigentlich = gerade, vom Reden, wird dann = derb, grob, gebraucht. 14 ) ceremonious ist Alles, was das Herkommen und die Sitte an Beobachtungen von Aeusser- lichkeiten erfordert, ohne dass damit diese Dinge als reine Aeusserlichkeiten gefasst werden. 15 ) of kindness fehlt in den Qs., in denen sich abatement also auf das Vorhergehende beziehen muss. 16 ) general dependants ist die gesammte Dienerschaft, wie general substantivisch das Volk, der grosse Haufe, bedeutet. 17 ) meinst Du das? — to say hat diesen Sinn, insofern das Meinen zugleich ausgesprochen wird. 18 ) which bezieht sich, genau genommen, nicht auf die lässige Missachtung (most faint neglect), sondern auf seine Beobachtung derselben, da er nur die letztere als sein eigenes, argwöhnisches, anspruchsvolles Wesen (jealous curiosity ) sich zum Vorwurf machen kann. 19 ) Diese Construction ist gewöhnlich und ist zu erklären: jetzt zwei Tage. 34 KING LEAR. A. I. Lear. Do you bandy looks 20 with me, you rascal? [Striking him. Osio. I ’ll not be struck, my lord. Kent. Nor tripped neither, you base foot-ball player. [Tripping up his heels. Lear. I thank thee, fellow; thou servest me, and I ’ll love thee. Kent. Come, Sir, arise, away! I ’ll teach you differences: 21 away, away! If you will measure your lubber’s length again, tarry; but away! Go to: have you wisdom? so. [Pushes Oswald out. Lear. Now, my friendly knave, I thank thee: there ’s earnest of thy service. 22 [Giving Kent money. Enter Fool. Fool. Let me hire him too: — here ’s my coxcomb. [Giving Kent lus cap. Lear. How now, my pretty knave! how dost thou? Fool. Sirrah, you were best take my coxcomb. Lear. Why, my boy? 23 Fool. Why? For taking one’s part that ’s out of favour. — Nay, an thou canst not smile as the wind sits, thou ’It catch cold shortly: there, take my coxcomb. Why, this fellow has banished two on’s daughters, 24 and did the third a blessing against his will: if thou follow him, thou must needs wear my coxcomb. — How now, nuncle? 25 ’Would I had two coxcombs, and two daughters! Lear. Why, my boy? Fool. If I gave them all my living, I ’d keep my coxcombs 26 myself. There ’s mine; beg another of thy daughters. Lear. Take heed, sirrah; the whip. Fool. Truth ’s a dog must to kennel: he must be whipped out, when the lady brach 27 may stand by the fire and stink. 20 ) Das Bild ist vom Ballspiel entlehnt, wo der geworfene Ball vom Gegner zurück¬ geschleudert wird. — Daran denkt auch Kent, wenn er ihm ein Bein unterschlägt, und ihn foot-ball player nennt. Das hinzugefügte foot , an Bildungen wie footman , footboy erinnernd, steigert den Ausdruck der Verachtung. 21 ) d. h. Unterschiede zwischen Königen und Dienstleuten. 22 ) Handgeld, zum Zeichen, dass er ihn wirklich in Dienst nimmt. 23 ) So die Fol. — In den Qs. mischt sich Kent in das Gespräch zwischen Lear und seinem Narren, und fragt: Why , fool? — Coxcomb, eigentlich der auf der Kappe des Narren befestigte, mit einer Schelle versehene Hahnenkamm und Hahnenkopf ( cock’s comb), wird dann übertragen von der ganzen Kappe, endlich vom Narren selbst gebraucht. 2t) ons daughters für of his daughters. 25 ) abgekürzt aus mine uncle, wie der Narr den Lear vertraulich anredet. 26 ) Insofern er sich an zwei Töchtern, also zwiefach, als Narren erwiesen, gebühren ihm zwei Narrenkappen; und da der Narr nur eine besitzt, Lear aber, der sein Hab’ und Gut ( living ) weggeschenkt , gar nichts hat, muss er sich die zweite von seinen Töchtern erbetteln. 27 ) So die Fol. für das sinnlose lady o' the brach der Qs. — Das begünstigte Windspiel, eine Hündin, wird im Gegensatz zu dem durchgepeitschten, in den Hundestall gesperrten gemeinen Hund als Dame bezeichnet, die am Kamin im Zimmer bleiben darf, auch wenn sie sich schlecht aufführt. Sc. 4. KING LEAR. 35 Lear. A pestilent gall to me! Fool. Sirrah, I ’ll teach thee a speech. Lear. Do. Fool. Mark it, nuncle: -— Have more than thou showest, Speak less than thou knowest, Lend less than thou owest, 28 Ride more than thou goest, Learn more than thou trowest, Set less than thou throwest; 29 Leave thy drink and thy whore, And keep in-a-door, And thou shalt have more Than two tens to a score. 30 Kent. This is nothing, fool. 31 Fool. Then ’t is like the breath of an unfee’d lawyer; you gave me nothing for ’t. Can you make no use of nothing, nuncle? 32 Lear. Why, no, boy; nothing can be made out of nothing. Fool. Pr’ythee, tell him, so much the rent of his land comes to: he will not believe a fool. [To Kent. Lear. A bitter fool! Fool. Dost thou know the difference, my boy, between a bitter fool and a sweet one? Lear. No, lad; teach me. 33 Fool. That lord, that counsell’d thee To give away thy land, Come place him here by me; Do thou for him stand: 34 The sweet and bitter fool Will presently appear; The one in motley 35 here, The other found out there. 36 28 ) to owe = besitzen, zn eigen haben. 29 ) Yom Einsatz und Wurf des Würfelspiels ist die Rede. 30 ) Bei solcher Sparsamkeit und Vorsicht wird das Vermögen sich so vermehren, als ob mehr als zweimal zehn auf eine Stiege (d. h. auf zwanzig) gingen. 31 ) So die Fol. — Die Qs. ertheilen diese Worte dem Lear zu, aber da der Narr seinen Spruch den Kent lehren wollte ( Sirrah , I ’ll teach thee a speech), so ist es natürlich, dass dieser seine Bemerkung dazu macht. 32 ) Da Kent den Spruch des Narren als ein Nichts zurückweist, so fragt der Narr den Lear, ob er keinen Gebrauch davon machen könne? 33 ) Das Folgende bis zu they ’ll be snatching fehlt in der Fol. 34 ) Viele Herausgeber lesen, um dasselbe Versmass durchzuführen, or do thou for him stand. 35 ) motley, eigentlich = buntscheckig, bezeichnet bei Sh., wie motley coat, die bunte Tracht des Narren, endlich auch den Narren selbst. 36 ) Mit diesen Worten deutet der Narr hinweisend auf Lear. 9 X- O 36 KING LEAR. A. I. Lear. Dost thou call me fool, boy? Fool. All thy other titles thou hast given away, that thou wast bom with. Kent. This is not altogether fool, my lord. Fool. No, ’faith; lords and great men will not let me: 37 if I had a monopoly out, they would have part on ’t, and loads too: 38 they will not let me have all fool to myself; they ’ll be snatching. — Give me an egg, nuncle, and I ’ll give thee two crowns. 39 Lear. What two crowns shall they be? Fool. Why, after I have cut the egg i’ the middle, and eat up the meat, 40 the two crowns of the egg. When thou clovest thy crown i’ the middle, and gavest away both parts, thou borest thine ass on thy back o’er the dirt: Thou hadst little wit in thy bald crown, when thou gavest thy golden one away. If I speak like myself 41 in this, let him be whipped that first finds it so. Fools had ne’er less grace in a year; 42 [Singing. For wise men are groivn foppish; And hnoio not how their wits to wear, 43 Their manners are so apish. Lear. When were you wont to be so full of songs, sirrah? Fool. I have used it, nuncle, ever since thou madest thy daughters thy mothers: 44 for when thou gavest them the rod and putt’st down thine own breeches, Then they for sudden joy did weepy [Singing. And L for sorrow sung, That such a hing should play bo-peep, 45 And go the fools among. Pr’ythee, nuncle, keep a school-master that can teach thy fool to lie: I would fain learn to lie. 37 ) sie wollen mich nicht allein Narr sein lassen. Das Folgende spielt auf das zu Sh.’s Zeit weitgreifende Monopolwesen an, an dem sich die Hofleute vorzugsweise betheiligten. 38 ) d. h. und noch dazu ganze Ladungen von Monopolen. Die meisten Herausgeber lesen willkührlich ladies für loads. 39 ) crown bedeutet hier im Wortspiel zunächst die Eierschalen, dann die Krone, endlich den kahlen Schädel (bald crown ) Lear’s, im Gegensatz zur goldenen Krone (golden crown). 40 ) meat ist der nahrhafte Theil des Eies, der Dotter. 41 ) wie es einem Narren ansteht. 42 ) Die Qs. haben less wit. — Nach der Lesart der Fol. ist der Sinn, dass die Narren noch in keinem Jahre so wenig Gunst gefunden, als in diesem, wo die Weisen närrisch geworden sind, also ihnen Concurrenz machen. 43 ) Die Qs. lesen: They know not how their wits do wear , d. h. sie (die Weisen) wissen nicht, wie ihr Verstand sich abnutzt. 44 ) mother in den Qs. 45 ) bo-peep ist eine jetzt nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung eines Versteckenspielens, das also nur Kindern und Narren, nicht aber einem Könige, wie Lear, anstand. — Ein Anklang an diesen song des Narren findet sich inHeywood’sRape of Lucrece, einem Drama, das in demselben Jahre mit King Lear, 1608, zuerst gedruckt wurde. Dort heisst es: When Tarquin first in court began j| And was approved king, || Some men for sudden joy gan weep || And I for sorrow sing. Sc. 4. KING LEAR. 37 Lear. An you lie, sirrah, we ’ll have you whipped. Fool. I marvel, what kin thou and thy daughters are: 46 they ’ll have me whipped for speaking true, thou ’It have me whipped for lying; and some¬ times I am whipped for holding my peace. I had rather be any kind o’ thing than a fool; and yet I would not be thee, nuncle: thou hast pared thy wit o’ both sides, and left nothing i’ the middle. Here comes one o’ the parings. Enter Goneril. Lear. How now, daughter? what makes that frontlet 47 on? Methinks, you are too much of late i’ the frown. Fool. Thou wast a pretty fellow, when thou hadst no need to care for her frowning; now thou art an 0 without a figure. 48 I am better than thou art now: I am a fool, thou art nothing. — Yes, forsooth, I will hold my tongue; so your face [To Gon.] bids me, though you say nothing. Mum, mum: He that keeps nor crust nor crum, Weary of all, shall want some. 49 — That ’s a sheal’d peascod. 50 Gon. Not only, Sir, this your all-licens’d fool, But other of your insolent retinue Do hourly carp and quarrel; breaking forth In rank and not-to-be-endured riots. Sir, I had thought, by making this well known unto you, To have found a safe redress; but now grow fearful, By what yourself too late have spoke and done, That you protect this course, and put it on By your allowance; 51 which if you should, the fault Would not ’scape censure, nor the redresses sleep, Which, in the tender of a wholesome weal, Might in their working do you that offence, Which else were shame, that then necessity Will call discreet proceeding. 46 ) Der Narr kann es sich nicht erklären, dass Lear und seine Töchter mit einander ver¬ wandt sind, da sie gerade das Entgegengesetzte wollen. 47 ) Mit frontlet , = Stirnband, bezeichnet Lear das Stirnrunzeln der Goneril. „Wozu legst du das Stirnband an?“ — Methiriks fehlt in der Fol. 48 ) eine Null (0 von der Gestalt der Ziffer genannt), ohne eine andere Zahl davor, also ohne Geltung. 49 ) Weary of all ist Gegensatz zu shall want some : von Allem überdrüssig (wenn er Alles im Ueberfluss gehabt hat), wird er Etwas bedürfen (wird er schon mit Wenigem zu¬ frieden sein). 50 ) Die Herausgeber fügen die selbstverständliche Bühnenweisung Pointing to Lear hinzu. 51 ) to put on — fördern, befördern. — allowance = Billigung. ... ■ I ■ 38 KING LEAR. Ä. I. Fool . For yon trow, nuncle, The hedge-sparrow fed the cuckoo so long, That it had its head hit off by its young. 52 So, out went the candle, and we were left darkling. 53 Lear. Are you our daughter? Gon. I would 54 you would make use of your good wisdom, Whereof I know you are fraught, and put away These dispositions, 55 which of late transport you 06 From what you rightly are. Fool. May not an ass know when the cart draws the horse? 57 — Whoop, Jug! I love thee. 58 Lear. Does any here know me? This is not Lear: Does Lear walk thus? speak thus? Where are his eyes? Either his notion weakens, his discernings Are lethargied. — Ha! waking? ’t is not so. — Who is it that can tell me who I am? 59 — Fool. Lear’s shadow. Lear. I would learn that; for by the marks of sovereignty, knowledge, and reason, I should be false persuaded I had daughters. 60 Fool. Which they will make an obedient father. Lear. Your name, fair gentlewoman? 52 ) Das Junge des Sperlings, das ihm zuletzt den Kopf abbeisst, ist eben der in seinem Neste grossgezogene Kuckuk. Ein ähnliches Schicksal droht dem Lear von seiner unnatürlichen Tochter. 53 ) Den Gedanken, den der Narr in Bezug auf Lear’s Schicksal hier nur bildlich andeutet, führt Spencer in seiner Faierie Queen, wo er von Lear spricht, weiter aus: But true it is, that, when the oil is spent || The light goes Out and wick is thrown away etc. 5 *) In den Qs. beginnt die Rede: Come Sir, I would etc. 55 ) So im Hamlet (A. 1, Sc. 5.): To put an antick disposition on. 56 ) So die Fol. — Die Qs. haben transform you. 57 ) Fin Beispiel aus einer verkehrten Welt, das selbst einem Esel als ein solches klar sein muss. Aehnlich hatte der Narr vorher gesagt: thöu hörest thine ass on thy back o’er the dirt. So ist es, wenn Lear von seiner Tochter gemeistert wird. 58 ) Ste evens halt diese Worte für den Refrain eines alten Liedes. — Jug ist entstellt aus Joan oder Jane. 59) So ist metrisch abgetheilt in der Fol. — Die Herausgeber folgen meist den Qs., welche die Stelle als Prosa drucken, mit-Hinzufügung einzelner Wörter, die der Dichter selbst vielleicht später strich. Nach den Qs. beantwortet Lear sich selbst die Frage, wer er sei, mit Jjear's shadow, was die Fol. dom Narren zuertheilt, woraut alsbald Lear sich an Goneril, die er nicht als seine Tochter erkennt, mit der Frage wendet: Your name, fair gentlewoman? Das Dazwischenstehende findet sich nur in den Qs. 60 ) Wenn ich dem Kennzeichen der Herrscherwürde, wenn ich dem, was ich weiss und schliesse, glauben wollte, würde ich mich fälschlich für Lear, den Vater von Töchtern halten. Sc. 4. KING LEAR. 39 Gon. This admiration, Sir, is much o’ the favour 61 Of other your new pranks. I do beseech you To understand my purposes aright: As you are old and reverend, should be wise. 62 Here do you keep a hundred knights and squires; Men so disorder’d, so debauch’d, and bold, That this our court, infected with their manners, Shows like a riotous inn: epicurism and lust 63 Make it more like a tavern, or a brothel, Than a grac’d palace. 64 The shame itself doth speak For instant remedy: be then desir’d By her, that else will take the thing she begs, A little to disquantity 65 your train; And the remainder, that shall still depend, 66 To be such men as may besort your age, Which know themselves and you. Lear. Darkness and devils! — Saddle my horses; call my train together. — Degenerate bastard! I ’ll not trouble thee: Yet have I left a daughter. Gon. You strike my people; and your disorder’d rabble Make servants of their betters. Enter Ann any. Lear. Woe, that too late repents, — 0, Sir, [To Alb.] are you comeV 07 Is it your will? Speak, Sir. — Prepare my horses. Ingratitude, thou marble-hearted fiend, More hideous, when thou show’s! thee in a child, Than the sea-monster! 68 61 ) favour — Miene, Aussehen. 62 ) Die Qs. fügen you vor should ein , was sich indess leicht suppliren lässt. 63 ) epicurism (Schwelgerei, wie epicure hei Sh. = Schwelger ist) gehört zu tavern, wie lust zu brothel gehört. 6*) graced — ehrbar, tugendsam, von grace , — Frömmigkeit, Tugend. — Die Qs. lesen great palace. « 5 ) to disquantity scheint eine Sh.’sche Neubildung, = die Menge verringern, zu sein, wie sich weiterhin in dieser Scene disnatur'd, und in Coriolanus (A. 2, Sc. 1.) ein ähn¬ liches Verbum: to disproperty, findet. 66 ) Die Englischen Herausgeber erklären gezwungener und seltsamer Weise depend mit continue in service , weil sie that als Relativpronomen zu remainder fassen. Der natür¬ liche einfache Sinn ist mit einer Sh.’sehen Anakoluthie: Und die Uebrigen, das soll stets davon abhängen, dass sie oder ob sie Männer sind, wie sie Eurem Alter ziemen; d. h. nur solche sollen bleiben, die dem entsprechen. 67 ) Die letzte Hälfte des Verses fehlt in der Fol. 68 ) Unter dem sea-monster ist in diesem Zusammenhänge nach Upton’s Erklärung das Nilpferd zu verstehen, von dem es in einer zu Sh.’s Zeit gangbaren Reisebeschreibung heisst: he killeth his sire and ravisheth his own dam. — Die folgenden Worte Albany’s fehlen in den Qs. 40 KING LEAK. A. I. Alb. Pray? Sir, be patient. Lear. Detested kite! thou liest: [To Goneril. My train are men of choice and rarest parts, That all particulars of duty know, 69 And in the most exact regard support The worships of their name. — 0, most small fault! How ugly didst thou in Cordelia show, Which, like an engine, 70 wrench’d my frame of nature From the fix’d place, drew from my heart all love, And added to the gall. 0 Lear, Lear, Lear! Beat at this gate, that let thy folly in, [Striking his head. 1i And thy dear judgment out! — Go, go, my people. 72 Alb. My lord, I am guiltless, as I am ignorant Of what hath mov’d you. Lear. It may be so, my lord. — Hear, nature, hear! dear goddess, hear! Suspend thy purpose, if thou didst intend To make this creature fruitful! Into her womb convey sterility! Dry up in her the organs of increase*, And from her derogate 73 body never spring A babe to honour her! If she must teem, Create her child of spleen; 74 that it may live, And be a thwart disnatur’d 75 torment to her! Let it stamp wrinkles in her brow of youth; With cadent 76 tears fret channels in her cheeks; Turn all her mother’s pains, and benefits, To laughter and contempt; 77 that she may feel 6ö ) sie kennen ihre Pflicht bis in alle Einzelnheiten. 70 ) engine ist nicht gerade, wie die Englischen Commentatoren hier erklären, ein Marter¬ werkzeug, sondern ein complicirtes Werkzeug, eine Maschine mit gewaltiger Kraft, wie sie erforderlich war, um Lear’s ganzes Wesen aus seiner festen Ordnung zu reissen. 71 ) Die Bühnenweisung ist modern. 72 ) Die Worte bedeuten nach dieser gewöhnlichen Interpunction die Aufforderung Lear’s an seine Leute, sich zum Abzüge zu bereiten. Nach der Interpunction go, go: — my people! spricht Lear das Erste zu Albany, der ihn zu besänftigen sucht, und ruft das Letztere in die Scene seinen Leuten zu. 73 ) derogate steht für derogated, wie Sh. manche Adjectiva auf ate im participialen Sinne gebraucht, derogate ist = entwürdigt, entehrt, als Gegensatz zu dem folgenden to honour her. 74 ) Das Kind Goneril’s soll ganz aus angebornem Yerdruss und Aerger geschaffen sein. 75 ) disnatur’d — der Natur entfremdet. Vgl. Anm. 65. 76 ) cadent tears sind Thränen, die unaufhörlich fallen und damit Furchen in die Wangen graben, t— Die Qs. lesen accent tears, vielleicht aus ardent verdruckt. 77 ) Das Kind soll die Sorgen, welche Goneril um dasselbe gehabt, die Wohlthaten, die sie ihm erwiesen hat, mit Hohngelächter und' Verachtung vergelten. Sc. 4. KING LEAR. 41 How sharper than a serpent’s tooth it is To have a thankless child! — Away, away! 78 Alb. Now, gods, that we adore, whereof comes this? Gon. -Never afflict yourself to know more of it; 79 But let his disposition have that scope As 80 dotage gives it. Re-enter Leak. [Exit. Lear. What, fifty of my followers, at a clap! Within a fortnight? 81 ■Alb. What ’s the matter, Sir? Lear. I 11 tell thee; Life and death! [To Goneril.] I am ashamed, That thou hast power to shake my manhood thus: That these hot tears, which break from me perforce, Should make thee worth them. 82 Blasts and fogs upon thee! Th untented woundings 83 of a father’s curse Pierce every sense about thee! — Old fond eyes, Beweep this cause again, 84 I ’ll pluck you out, And cast you, with the waters that you lose, 85 To temper clay. — Ha! Let it be so: — I have another daughter, 80 Who, I am sure, is kind and comfortable: When she shall hear this of thee, with her nails She ’ll flay thy wolfish visage. Thou shalt find, That I ’ll resume the shape which thou dost think I have cast off for ever. 87 [Exeunt Lear, Kent, and Attendants. Gon. Do you mark that, my lord? 78 ) Die Qs. haben für Away , away! noch einmal go, go, my people (vgl. Anm. 72.), und bezeichnen Lear’s Weggang nicht. 79 ) So die Fol. Die Qs. to know the cause. 80 ) Fur As lesen die Qs. That. — Indess construct Sh. öfter so, dass er as auf das demonstrative that folgen lässt, als ob such vorherginge. 81 ) Dass Lear die Hälfte seines Gefolges, und zwar in vierzehn Tagen schon, entlassen soll, muss er erst, nach seinem Weggange von der Scene, draussen erfahren haben. Goneril hatte die Zahl und Frist nicht näher bestimmt. 8 ) Die Qs. lesen hier in gewaltiger Textentstellung und, wie die ganze Scene, als Prosa gediuckt: should make the worst blasts and fogs upon the untender woundings of a father's curse, peruse every sense about the old fond eyes, beweep this cause again. 83 ) untented woundings sind Verwundungen von solcher Tiefe oder Schwere, dass sie nicht wundärztlich behandelt oder gestopft (tent) werden können. 8 >) Es ist eine Drohung, die er an seine „thörichten Augen“ richtet: wenn Ihr noch ein¬ mal um solche Ursache weint, so reisse ich Euch aus. 85 ) Die Qs. make. ) So die Fol. Die Qs. lesen: to temper clay , yea, is it come to this? yet have I left a daughter. 87 ) Die Qs. fügen noch hinzu: Thou shalt , I warrant thee. 42 KING LEAK. A. I. Alb. I cannot be so partial, Goneril, To the great love I bear you, — Gon. Pray you, content. — What, Oswald, ho! You, Sir, more knave than fool, after your master. [To the Fool. Fool. Nuncle Lear, nuncle Lear! tarry, and take the fool with thee. A fox, when one has caught her, 88 And such a daughter, Should sure to the slaughter, If my cap would buy a halter; So the fool follows after. [Exit. Gon. This man hath had good counsel. — A hundred knights! »T is politic, and safe, to let him keep At point 89 a hundred knights: Yes, that on every dream, Each buz, each fancy, each complaint, dislike, He may enguard his dotage with their powers, And hold our lives in mercy. 90 — Oswald, I say! Alb. Well, you may fear too far. Q 07lt Safer than trust too far. Let me still take away the harms I fear, Not fear still to be taken: 91 I know his heart. What he hath utter’d, I have writ my sister: If she sustain him and his hundred knights, When I have sliow’d th’ unfitness 92 — How now, Oswald! lie-enter Oswald. What, have you writ that letter to my sister? Osw. Ay, Madam. Gon. Take you some company, and away to horse: Inform her full of my particular fear; 93 And thereto add such reasons of your own, As may compact it 94 more. Get you gone, 88) fox, im Englischen weiblichen Geschlechts, kommt als Repräsentant der Undankbarkeit auch nachher im King Lear vor. So nennt der König A. 3, Sc. 6. die Tochter she - foxes. - Das auf den Weggang des Narren Eolgende, bis zum Auftreten Oswalds, steht nur in der Fol. 89) at point — gerüstet, in Bereitschaft. 90 ) go dass er unser Leben ganz in seiner Gewalt und Gnade hat. 91) Der Gegensatz ist zwischen dem doppelten fear, wie zwischen take away, weg- schaffen, und to be taken, = ergriffen, überrascht werden. 32) Der Nachsatz fehlt, da Oswald’s Auftreten die Rede unterbricht. In den Qs. sagt Oswald: Here, madam. 93 ) 0 f my particular fear ist so viel wie of the particulars of my fear, — was ich i es im Einzelnen fürchte. 94) it lässt sich nicht auf ein bestimmtes, vorhergehendes Wort beziehen, sondern g< auf den ganzen Satz. Die Botschaft der Goneril soll in ihrem Eindruck verstärkt werden durch das, was Oswald selbst au eignen Gründen hinzufügt. Sc. 5. KING LEAR. 43 And hasten your return. [Exit Osw.] No, no, my lord, This milky gentleness, and course of yours, Though I condemn it not, yet, under pardon, You are much more attask’d 95 for want of wisdom, Than prais’d for harmful mildness. Alb. How far your eyes may pierce, I cannot tell: Striving to better, oft we mar what ’s well. Gon. Nay, then — Alb. Well, well; the event. 96 [Exeunt. SCENE Y. Court before the same. Enter Lear, Kent, and Fool. Lear. Go you before to Gloster 1 with these letters. Acquaint my daughter no farther with any thing you know, than comes from her demand out of the letter. 2 If your diligence be not speedy, I shall be there before you. Kent. I will not sleep, my lord, till I have delivered your letter. [Exit. Fool. If a man’s brains were in his heels, were ’t not in danger of kibes? Lear. Ay, boy. Fool. Then, I pr’ythee, be merry; thy wit shall not go slip-shod. 3 Lear. Ha, ha, ha! Fool. Shalt see, thy other daughter will use thee kindly; 4 for though she ’s as like this as a crab is like an apple, 5 yet I can tell what I can tell. Lear. What canst tell, boy? Fool. She will taste as like this as a crab does to a crab. Thou canst tell why one’s nose stands i’ the middle on ’s face ? Lear. No. 95 ) So liest eine Q., die beiden andern haben alapt, was nur Druckfehler sein kann. Für attasked,.= zurechtgesetzt, getadelt, hat die Fol. at task, was sich in demsel¬ ben Sinne vielleicht rechtfertigen liesse. 96 ) d. h. der Ausgang mag zeigen, wer Recht hat. ■*) Unter Gloster ist hier die Stadt des Namens zu verstehen, die Residenz des Herzogs von Cornwall, in deren Nachbarschaft, etwa eine halbe Tagereise entfernt, das Schloss des Grafen von Gloster lag. 2 ) Kent soll der Regan nichts weiter mittheilen, als was sie nach dem Inhalt des Briefes ihn fragen wird. 3 ) d. h. da Du kein Gehirn hast, es also auch nicht in den Fersen tragen kannst, so wird Dein Verstand nie wegen der, alsdann zu besorgenden, Frostbeulen in weiten Schuhen zu gehen brauchen. So heisst es im Tempest (A. 2, Sc. 1.): if it were a kibe, 't would put me to my slipper. 4 ) kindly ist hier doppelsinnig, == der Verwandtschaft (d. h. mit Goneril) entsprechend und = freundlich. 5 ) Die Schwestern gleichen sich, wie ein Holzapfel einem gewöhnlichen Apfel gleicht; sie sind von einem Schlage. Zugleich wird im Folgenden auf den säuern Geschmack des Holzapfels angespielt, der sich dem Lear auch an den Töchtern offenbaren soll. 44 KING LEAR. A. I. Fool . Why, to keep one’s eyes of either side’s nose; that what a man cannot smell out, he may spy into. Lear. I did her wrong; 6 — Fool. Canst tell how an oyster makes his shell? Lear. No. Fool. Nor I neither; but I can tell why a snail has a house. Lear. Why ? Fool. Why, to put his head in; not to give it away to his daughters, and leave his horns without a case. Lear. I will forget my nature. — So kind a father! — Be my horses ready ? Fool. Thy asses are gone about ’em. The reason why the seven stars 7 are no more than seven is a pretty reason. Lear. Because they are not eight? Fool. Yes, indeed. Thou wouldest make a good fool. Lear. To take it again perforce! 8 — Monster ingratitude! Fool. If thou wert my fool, nuncle, I ’d have thee beaten for being old before thy time. Lear. How ’s that? Fool. Thou shouldst not have been old before thou hadst been wise. Lear. 0, let me not be mad, not mad, sweet heaven! Keep me in temper: I would not be mad! — Fnter Gentleman. How now! Are the horses ready? Gent. Ready, my lord. Lear. Come, boy. Fool. She that ’s a maid now, and laughs at my departure, Shall not be a maid long, unless things be cut shorter. 9 [Exeunt. 6 ) Er denkt an Cordelia. 7 ) the seven stars ist das Siebengestirn , sonst auch the Pleiads genannt. 8) Die Commentatoren deuten diese Worte theils auf Lear’s Absicht, mit Gewalt seine Königsmacht, oder doch den auf Goneril und ihren Gemahl übertragenen Theil der¬ selben wiederzunehmen, theils darauf, dass Goneril so gewaltsam zurückgenommen, was sie vorher ihrem Yater bewilligt. Die erste Erklärung ist die plausiblere, wenn auch nach der letzteren die Ideenverbindung mit dem Ausruf Monster ingratitude! eine engere wäre. 9 ) Diese an den weiblichen Theil des Publikums gerichteten Knittelverse sind dem abgehenden Narren schwerlich ursprünglich vom Dichter in den Mund gelegt, sondern von dem Schauspieler, der den Narren darstellte, zuerst improvisirt — eine damals bestehende Sitte oder Unsitte, die Sh. ausdrücklich in seinem Hamlet rügt. Sie fanden vermuthlich solchen Beifall beim Publikum, welches sie später nicht mehr ent¬ behren wollte, dass sie dem Bühnenmanuscripte beigefügt wurden, und so auch in die alten Ausgaben geriethen. [II.] Sc. 1. KING LEAR. 45 * A C T II. scene i. A Court within the Castle of the Earl of Gloster. Enter Edmund and Curan, meeting. Edm. Save thee, 1 Curan. Cur. And you, Sir. I have been with your father, and given him notice, that the duke of Cornwall, and Regan his duchess, will be here with him to-night. Edm. How comes that? Cur. Nay, I know not. You have heard of the news abroad? 2 I mean, the whispered ones, for they are yet but ear-kissing arguments. 3 Edm. Not I: pray you, what are they? Cur. Have you heard of no likely wars toward, 4 5 ’twixt the dukes of Cornwall and Albany? Edm. Not a word. Cur. You may do then, in time. Fare you well, Sir. [Exit. Edm. The duke be here to-night? The better! Best! This weaves itself perforce into my business. My father hath set guard ü to take my brother; And I have one thing, of a queazy 6 question, Which I must act. — Briefness, and fortune, work! 7 — Brother, a word; — descend: — Brother, I say; Enter Edgar. My father watches. — 0 Sir! fly this place; Intelligence is given 8 where you are hid: You have now the good advantage of the night. — 1 ) d. h. God save thee. 2 ) the news abroad sind die Neuigkeiten, die in der Luft, im Umlauf sind. 3 ) ear-kissing arguments = Reden, welche dicht an das Ohr gebracht werden, also das Ohr gleichsam küssen, ist die Lesart der Fol. Die Qs. haben ear-bussing , in dem¬ selben Sinne, worin Collier zugleich ein Wortspiel mit ear-buzzing vermuthet. ) Feldzüge, die wahrscheinlich bevorstehen. — Diese Frage Curan’s und Edmund’s Ant¬ wort fehlt in zwei Qs. 5 ) to set guard — Wachen bestellen. ) queazy ist Alles, was leicht gestört und verstimmt werden kann, also mit Sorgfalt zu behandeln ist. Es wird zunächst vom Magen gebraucht, = ekel. 7 ) Die Qs. verbinden die Worte mit dem Vorhergehenden, indem sie lesen: which must ask briefness and fortune help. Briefness, eigentlich Kürze des Ausdruckes, muss hier das kurze und rasche Abthun dessen, was geschehen soll, bedeuten. 8 ) Es wird ausgekundschaftet, wo Du Dich versteckt hast. — Der Satz ist nicht so zu verstehen, als ob dieser Versteckplatz schon entdeckt sei. 46 KING LEAR. A. II. Have you not spoken ’gainst the duke of Cornwall? He ’s coming hither; now, i’ the night, i’ the haste, And Regan with him: have you nothing said Upon his party ’gainst the duke of Albany? 9 Advise yourself. Edg. I am sure on ’t, not a word. * Edm. I hear my father coming. — Pardon me; In cunning, I must draw my sword upon you. Draw: seem to defend yourself. Now quit you well. Yield: — come before my father; — Light, ho! here!.— Fly, brother; — Torches! torches! — So, farewell. — [Exit Edgar. Some blood drawn on me would beget opinion [Wounds his arm. Of my more fierce endeavour: 12 I have seen drunkards Do more than this in sport. 13 — Father! father! Stop, stop! No help ? Enter Gloster, and Servants with torches. Glo. Now, Edmund, where ’s the villain? Edm. Here stood he in the dark, his sharp sword out, Mumbling of wicked charms, 'conjuring the moon To stand auspicious mistress 14 — Q-l 0 ' But where is he? Edm. Look, Sir, I bleed. Ql 0m Where is the villain, Edmund? Edm. Fled this way, Sir. When by no means he could — Glo. Pursue him, ho! — Go after. — [Exit Serv.] By no means, — what? Edm. Persuade me to the murder of your lordship; But that 15 I told him, the revenging gods 9) Edmund, um seinen Bruder noch eiliger zur Flucht zu vermögen, fragt ihn zuerst, ob er nichts gegen Cornwall gesprochen, dann umgekehrt, oh er nichts auf Seiten Corn¬ wall’s ( upon his party) gegen Albany gesagt, — upon the party of,== auf Seiten Eines, bei der Partei Eines, kommt bei Sh. sehr häufig vor. So z. B. King Richard III. (A. 3, Sc. 2.): to find you foi'ward upon his party. 10) ifi cunning — in Verstellung, in verstellter V eise. 11) „Mache deine Sache gut = acquit yourself well. Edgar soll sich der ihm von Edmund zugedachten Rolle gut entledigen. - Die folgenden Worte, Yield - father, spricht Edmund * absichtlich laut, damit sie draussen gehört werden. — Light, ho! here! und Torches! torches! ruft er ebenfalls laut, weil das fingirte Gefecht im Dunkeln vor sich geht. — Fly , brother und So, farewell soll dagegen Edgar nur allein vernehmen. 12) Wenn ich mir etwas Blut abzapfte, so würde man glauben, dass ich ipich um so hitziger angestrengt habe. , , 13) Steevens citirt zur Erklärung hier sehr passend eine Stelle aus Marston s Dutch Courtezan: Have I not been drunk for your health, eat glasses, drunk urine, stab¬ bed arms and done all offices of protested gallantry for your sake. U) go die Fol., wo der Satz unterbrochen wird durch Glosters Frage. Die Qs. lesen his auspicious mistress. ») that steht für when, das aus dem Vorigen hier zu wiederholen wäre. Sc. 1. KING LEAR. 47 ’Gainst parricides did all the thunder bend; 1(5 Spoke, with how manifold and strong a bond The child was bound to the father; — Sir, in fine, Seeing how loathly opposite I stood To his unnatural purpose, in fell motion, With his prepared sword he charges home 17 \ My unprovided body, lanc’d mine arm: But when he saw my best alarum’d spirits, 18 Bold in the quarrel’s right, rous’d to th’ encounter, Or whether ghasted 19 by the noise I made, Full suddenly he fled. Glo. Let him fly far: Not in this land shall he remain uncaught; And found — despatch. 20 — The noble duke my master , My worthy arch 21 and patron, comes to-night: By his authority I will proclaim it, That he which finds him, shall deserve our thanks, Bringing the murderous coward 22 to the stake; He that conceals him, death. 23 Edm . When I dissuaded him from his intent, And found him pight 24 to do it, with curst speech I threaten’d to discover him: He replied, „Thou unpossessing bastard! dost thou think, If I would stand against thee, would the reposal 25 Of any trust, virtue, or worth, in thee Make thy words faith’d? No: what I should deny, 16 ) all the thunder, — der gesammte Donner, aller Donner, den die Götter nur haben, ist die eigenthiimlichere Lesart der Fol. für all their thunders der Qs. 17 ) to charge home = bis auf den Leib, also heftig, angreifen. 18 ) best alarum' d ist kein Compositum, sondern steht = my best spirits alarum’ d. 19 ) to ghast — erschrecken, ein veraltetes Verbum, das bei Sh. nur an dieser Stelle, bei seinen Zeitgenossen dagegen hie und da vorkommt. 20 ) und wenn er gefunden ist, weg mit ihm!— to despatch als euphemistischer Ausdruck für „umbringen“ findet sich oft. 21 ) arch, — Erster, Oberster, kommt sonst nur in Compositis, unserm Erz-, Haupt-, ent¬ sprechend, vor. 22 ) Die Qs. haben caitiff. 23 ) Vor death ist aus dem vorhergehenden shall deserve dasselbe Verbum oder ein ähn¬ liches zu ergänzen. 24 ) pight, ein veraltetes Präteritum und Participium von to pitch, = befestigt, ent¬ schlossen, erpicht. — curst, — böse, wird sowohl von dem Redenden, wie von der Rede gebraucht. 25 ) reposal of any trust in thee, — Beimessung eines Glaubens an Dich , oder Vertrauens zu Dir, gehört zusammen; virtue or worth in thee hängt nicht, wie trust , von reposal ab, sondern ist ihm coordinirt, mit Supplirung von any: would any virtue or worth in thee make thy words faith'd P — Die Qs. lesen : could the rcposure of any etc. 48 KING LEAR. a. n. (As this I would; ay, though thou didst produce My very character) 26 I ’d turn it all To thy suggestion, plot, and damned practice: 27 And thou must make a dullard of the world, If they not thought the profits of my death Were very pregnant and potential spirits 28 To make thee seek it.“ Qlo. 0 strange and fasten’d villain! 29 Would he deny his letter? — I never got him. [Tucket within. 30 Hark! the duke’s trumpets. I know not why he comes. 31 v All ports I ’ll bar; the villain shall not ’scape; The duke must grant me that: besides, his picture I will send far and near, that all the kingdom May have due note of him; and of my land, Loyal and natural 32 boy, I ’ll work the means To make thee capable. 33 Enter Cornwall, Regan, and Attendants. Corn. How now, my noble friend? since I came hither, (Which I can call but now) I have heard strange news. 34 Beg. If it be true, all vengeance comes too short, Which can pursue th’ offender. How dost, my lord? Qlo. 0, Madam, my old heart is crack’d, it ’s crack’d! Beg. What! did my father’s godson seek your life? He whom my father nam’d? your Edgar? 2G ) meine Handschrift selbst. 27 ) Die Qs. lesen pretence, was bei Sh. mit practice synonym ist, = Anschlag. 28) So die Fol. — spirits sind die bösen Geister, welche dem Edmund seinen Anschlag gegen den Bruder wohl eingeben konnten. Zu spurs , wie die Qs. für spiiits lesen, passen die Epitheta pregnant and potential weniger. In Twelfth-Night (A. 2, Sc. 2.) wird der Teufel the pregnant enemy genannt, und in Hamlet (A. 2, Sc. 2.) heisst es von ihm: as he is very potent with such spirits. 29 ) So die Fol. — strange ist oft bei Sh. = abnorm, mehr als seltsam. Die Qs. lesen, vielleicht mit einem auch sonst wiederkehrenden Druckfehler, strong and fastend villain, zwei Epitheta, die ungefähr dasselbe sagen. Für strange spricht auch das Folgende: I never got him, das freilich in der Fol. fehlt und mit said he? vertauscht ist. 30 ) So lautet die Bühnenweisung der Fol., wofür die meisten Herausgeber die gleich¬ bedeutende, aber moderne: Trumpets within, setzen. 31 ) So die Qs. Die Lesart der Fol.: where he comes, könnte sich nur auf den fliehenden Edgar deuten lassen, von dem Gloster nicht weiss, wohin er kommt. Deshalb will er ihm alle Ausgänge ( port ist sowohl Hafen, wie Thor) versperren. 32 ) natural nennt er den Edmund, weil er der Stimme der Natur folgt, im Gegensatz zu dem unnatürlichen Sohne Edgar. 33 ) d. h. fähig zum Besitz oder, zur Erbschaft des Gloster’schen Landes, was der Bastard an und für sich nicht war. 34) Die Fol. strangeness, was nur richtig sein könnte, wenn ein Wort davor ausgefallen wäre. A. 4, Sc. 6. steht this is above all strangeness. Sc. 1. KING LEAK. 49 Glo. 0, lady, lady! shame would have it hid. 35 Beg. Was lie not companion with the riotous knights That tend upon my father? Glo. I know not, Madam: ’t is too bad, too bad. — Edm. Yes, Madam, he was of that consort. 36 Beg. No marvel then, though he were ill affected: ’T is they have put him on the old man's death, To have th’ expense and waste 37 of his revenues. I have this present evening from my sister Been well inform’d of them; and with such cautions, That if they come to sojourn at my house, I ’ll not be there. Corn. Nor I, assure thee, Regan. — Edmund, I hear that you have shown your father A child-like office. Edm. ’T was my duty, Sir. Glo. He did bewray his practice; 38 and receiv’d This hurt you see, striving to apprehend him. Corn. Is he pursued? Glo. Ay, my good lord. 39 Corn. If he be taken, he shall never more Be fear’d of doing harm: make your own purpose, How in my strength you please. 40 —- For you, Edmund, Whose virtue and obedience doth this instant .«JJliJ. OK. * . J ^ YM.Jlij I t 1 . > i V. So much commend itself, you shall be ours: Natures of such deep trust we shall much need; You we first seize on. 41 Edm. I shall serve you , Sir, Truly, however else. Glo. For him I thank your grace. Corn. You know not why we came to visit you. Beg. Thus out of season, threading dark-ey’d night. 42 Occasions, noble Gloster, of some poize, 43 35 ) das Schamgefühl möchte es gern verborgen halten, wenn es sich verbergen liesse. 36 ) of that consort, ~ von der Genossenschaft, fehlt in den Qs. 37 ) So die Fol. — expense ist das blosse Aüsgeben, waste die Vergeudung.— Die Qs. lesen theilweise waste and spoil, ohne solche Steigerung, wie sie in der Lesart der Fol. liegt. 38 ) Edmund enthüllte Edgar’s Anschlag. — Für das altertümliche bewray lesen die Qs. betray. 39 ) Die meisten Herausgeber fügen, um den Vers zu vervollständigen, he is hinzu. 40 ) Benutzt in der Verfolgung Eurer Absicht meine Macht, wie es Euch beliebt. 41 ) Von den zuverlässigen Charakteren, die wir gebrauchen werden, nehmen wir Euch zuerst in Beschlag. 42 ) to thread — sich durch etwas durchwinden, mit Mühe, und glücklich durch etwas dujehkommen. — Die Qs lesen threatening , was nur auf einem Missverstehen von threading beruhen kann. 43 ) poize, =. Gewicht, ist in zwei Qs. und Fol. prize verdruckt. 4 50 KING LEAR. A. II. Wherein we must have use of your advice. Our father he hath writ, so hath our sister, Of differences, which I best thought it fit To answer from our home: 44 the several messengers From hence attend despatch. Our good old friend, Lay comforts to your bosom, and bestow Your needful counsel to our businesses, 45 Which crave the instant use. Glo. I serve you, Madam. Your graces are right welcome. [Exeunt. scene n. Before Gloster’s Castle. Enter Kent and Oswald, severally .' Osiv. Good dawning to thee, 1 friend: art of this house? Kent. Ay. Osw. Where may we set our horses? Kent. I’ the mire. Osw. Pr’ythee, if thou lov’st me, 2 tell me. Kent. I love thee not. ■f * r v t r •v r \ Osiv. Why, then I care not for thee. Kent. If I had thee in Lipsbury pinfold, 3 I would make thee care of me. Osw. Why dost thou use me thus? I know thee not. Kent. Fellow, I know thee. Osw. What dost thou know me for? Kent. A knave, a rascal, an eater of broken meats; a base, proud, shallow, beggarly, tliree-suited, 4 hundred-pound, 5 filthy, worsted-stocking 4*) Fern von Haus, ausser Haus. — which bezieht sich nicht auf differences , sondern auf hath writ; oder vielmehr auf ein daraus zu supplirendes tetters. 45 ) Her Plural businesses, entsprechend dem vorhergehenden Plural occasions, ist bei Sh. und seinen Zeitgenossen nicht selten. Die Qs. haben business. 1) Es ist Nacht, und wie bei Sh. immer die Tageszeit gewünscht wird, die noch nicht da ist, sondern erst bevorsteht, so wünscht Oswald hier dem Kent, den er in der Dun¬ kelheit nicht erkennt, einen guten Tagesanbruch. 2 ) if thou lov’st me ist eine höfliche Phrase zur Insinuation einer Frage oder Bitte, welche Kent hier aber im eigentlichen Wortsinne fasst. 3 ) Was Kent unter dem „Pferch von Lipsbury“, einer gänzlich unbekannten Localität, versteht, ist nicht mehr auszumitteln. Vielleicht war es ein Platz zum Boxen. 4 ) three- suited , = mit drei Anzügen versehen, kann nicht, wie die Herausgeber erklären, die Armuth und Bettelhaftigkeit, sondern nur, wie glass-gazing, die Geckenhaftigkeit bezeichnen, welche so oft mit den Kleidern wechselt, oder sie zu gleicher Zeit trägt. Wenn Edgar nachher (A. 3, Sc. 4.) sein früheres Wohlhaben schildert, sagt er u. A. von sich: who hath had three suits to his back. 5 ) hundred-pound sell, knave ist vielleicht Einer, der hundert Pfund Sterling besitzt oder so viel jährlich zu verzehren hat; vielleicht Einer, der hundert Pfund wiegt, also ziemlich leicht ist. Als Schimpfwort, wie hier, kommt es auch in Middleton’s Phoenix vor: a hundred-pound gentleman. Sc. 2. KING LEAR. 51 knave; 6 a lily-liver’d, action-taking knave; 7 a whoreson, glass-gazing, 8 super- serviceable, finical 9 rogue; one-trunk-inheriting 10 slave; one that wouldest be a bawd, * 11 in way of good service, and art nothing but the composition of a knave, beggar, coward, pander, and the son and heir of a mongrel bitch: one whom I will beat into clamorous whining, if thou deniest the least syllable of thy addition. 12 Osw. Why, what a monstrous fellow art thou, thus to rail on one, that is neither known of thee, nor knows thee. Kent What a brazen-faced varlet art thou, to deny thou knowest me? Is it two days since I tripped up thy heels, and beat thee, before the king? Draw, you rogue; for, though it be night, yet the moon shines: I ’ll make a sop o’ the moonshine of you: 13 [Draining his sworcii] Draw, you whoreson cullionly barber-monger, 14 draw. Osw. Away! I have nothing to do with thee. Kent Draw, you rascal: you come with letters against the king, and take vanity the puppet’s part, 15 against the royalty of her father. Draw, you rogue, or I ’ll so carbonado 16 your shanks: — draw, you rascal; come your ways. Osw. Help, ho! murder! help! Kent Strike, you slave: stand, rogue, stand; you neat slave, 17 strike. [.Beating him. Osio. Help, ho! murder! murder! 6 ) filthy ist nicht mit worsted-stocking zu verbinden, da das Tragen grobwollner Strümpfe hier schon als ein Schimpf bezeichnet wird. 7 ) Eine weisse Leber kommt auch sonst bei Sh. als Zeichen mangelnden Muthes vor. Solch ein Feigling, der auch in Macbeth (A. 5, Sc. 3.) als lily-liver’d boy gescholten wird, nimmt dann für empfangene Beleidigungen seine Zuflucht zu den Gerichten, bei denen er eine Klage anhängig macht ( action-taking ). 8 ) der sich im Spiegel betrachtet. 9 ) Die Qs. ziehen die beiden Epitheta in eins zusammen: superfinical. 10 ) ein Wicht (slave), der nur einen Koffer besitzt. — to inherit ist bei Sh. nicht bloss = erben, sondern — als Erbe oder fest besitzen. 11 ) bawd ist oft = Kuppler, nicht bloss == Kupplerin. 12 ) addition, — Ehrentitel, ist hier natürlich ironisch zu verstehen. 13 ) Kent will den Oswald so windelweich prügeln, dass er in dem Mondschein wie ein eingeweichter Bissen, den man zum Imbiss in das Getränk taucht, erscheinen soll. 14 ) barber-monger ist jedenfalls Einer, der viel mit Barbieren zu tliun hat, sei es nun aus Eitelkeit, um sich Haar und Bart stutzen zu lassen, oder weil diese niedere Sphäre des Umgangs die ihm angemessene ist. 15 ) puppet kommt als Ausdruck der Verachtung für Weiber öfter vor, ohne dass dabei an die Puppen der alten Marionettenspiele zu denken ist. Hier ist unter der personifi- cirten vanity Goneril zu verstehen. 16 ) to carbonado, — zur Carbonade zurechtmachen, findet sich bei Sh. als Verbum noch zweimal: All’s well that ends w ell (A. 4, Sc. 5.): carbonadoed face, undWinter’s Tale (A. 4, Sc. 3.): toads carbonadoed. 17 ) neat slave geht, wie manche frühere Schimpfwörter , auf die Geckenhaftigkeit des Oswald, = zierlicher, geputzter Wicht. 4* KING LEAK. A. II. RC) fJ U Enter Cornwall, Regan, Gloster, Edmund, and Servants. Edm. How now! What ’s the matter? 18 Kent. With you, goodman boy, if you please: come, I ’ll flesh you come on, young master. Glo. Weapons! arms! What ’s the matter here? Corn. Keep peace, upon your lives: He dies that strikes again. What is the matter ? Beg. The messengers from our sister and the king. Corn. What is your difference? speak. Osio. I am scarce in breath, my lord. Kent. No marvel, you have so bestirred your valour. You cowardly rascal, nature disclaims in thee: 19 a tailor made thee. Com. Thou art a strange fellow: a tailor make a man? Kent. Ay, a tailor, Sir: a stone-cutter, or a painter, could not have made him so ill, though they had been but two hours 20 at the trade. Corn. Speak yet, how grew your quarrel? Osio. This ancient ruffian, Sir, whose life I have spar’d, At suit of his grey beard, — Kent. Thou whoreson zed! thou unnecessary letter! 21 — My lord, if you will give me leave, I will tread this unbolted villain into mortar, 2 " and daub the wall of a jakes with him. — Spare my grey beard, you wagtail? Corn. Peace, sirrah! You beastly knave, know you no reverence? Kent. Yes, Sir; but anger hath a privilege. Corn. Why art thou angry ? Kent. That such a slave as this should wear a sword, Who wears no honesty. Such smiling rogues as these, Like rats, oft bite the holy cords atwain Which are too intrinse 23 t’ unloose; smooth every passion 18 ) Aus Kent’s Antwort , die sich nur auf t chat's the matter ? beziehen lässt, schliesst Dyce mit Recht, dass das Wort Part, welches die Fol. hinter matter setzt, sich nur als Bühnenweisung, wonach die Auftretenden dem Handgemenge ein Ende machen, auf¬ fassen lasse, nicht aber in den Text gehöre. — Die Aurede goodman boy ist ironisch gemeint, da das Erste zu dem Zweiten nicht wohl stimmt; eben so deutet auch to flesh, = einweihen, entweder Jemanden in der Handhabung des Schwertes oder das Schwert selbst im Kampfe, auf Edmund’s Unmündigkeit hin. 19 ) to disclaim in — allen Ansprüchen auf Einen entsagen, ihn verläugnen. 20 ) Die Fol. hat two years. 21 ) Oswald’s Dasein ist so überflüssig, wie das des leicht entbehrlichen Z im Englischen, das als eigentlich unenglischen Buchstaben manche Grammatiker ganz daraus verweisen wollten. 22 ) Mörtel, um zum Anstreichen (daub) brauchbar zu sein, muss gesichtet (bolt) werden; dazu will Kent den Oswald zusammenstampfen, weil ihm diese Sichtung bisher mangelt. 23 ) intrinse kürzt Sh. hier ebenso aus intrinsical oder intrinsecate (Antony and Cleo¬ patra A. 5, Sc. 2. steht this knot intrinsecate) ab, wie reverb (Vgl. Anm. 54, A. 1, Sc. 1.) aus reverberate. Sc. 2. 53 KING LEAK. That in the natures of their lords rebels; Bring oil to fire; snow to their colder moods; Renege, 24 affirm, and turn their halcyon beaks With every gale and vary of their masters, 25 Knowing nought, like dogs, but following. — 2 « A plague upon your epileptic visage! 27 Smile you my speeches, as I were a fool? Goose, if I had you upon Sarum plain, I ’d drive ye cackling home to Camelot. 28 Corn. What! art thou mad, old fellow? Glo. How fell you out? say that. Kent. No contraries hold more antipathy, Than I and such a knave. Corn. Why dost thou call him knave? What ’s his offence? Kent. His countenance likes me not. 29 Corn. No more, perchance, does mine, nor his, nor hers. Kent. Sir, ’t is my occupation to be plain: I have seen better faces in my time, Than stands on any shoulder that I see Before me at this instant. Corn. This is some fellow, Who, having been prais’d for bluntness, doth affect A saucy roughness, and constrains the garb, 30 Quite from his nature: he cannot flatter, he; An honest mind and plain, 31 — he must speak truth: An they will take it, so; 32 if not, he ’s plain. These kind of knaves I know, which in this plainness Harbour more craft, and more corrupter ends, 4 ) i enege , ein seltneres Wort, das Sli. auch in Antony and Cleopatra gebraucht, wo die Fol. jedoch reneagues schreibt, bildet den Gegensatz zu affirm: sie sagen nein und ja, wie der Herr will. Die Fol. hat dafür den Druckfehler reuenge. 2b ) Nach dem Volksglauben dreht ein ausgestopfter Eisvogel (halcyon), wenn er aufgehängt wild, den Schnabel immer nach der Richtung, woher der Wind weht. — vary kommt kaum sonst irgendwo als Substantiv vor, und ist mit gale nach Sh.’scher Construction copulativ verbunden, — varying gale. 2f! ) sie verstehen, wie Hunde, nichts als hinterherzugehen. — Die meisten Herausgeber setzen vor knowing noch as, des Verses wegen. 27 ) Oswald verzerrt das Gesicht zu einem grinsenden Lächeln, als ob er an Epilepsie litte. 28 ) Die weite Ebene von Sarum in Somersetshire, wo auch Camelot, das Schloss König Arthur’s lag, ist durch ihre Gänsezucht berühmt. 29 ) Vgl. Anm. 76, A. 1, Sc. 1. 3Ü ) garb ist die äussere Erscheinung, wie sie sich in Tracht und Haltung darstellt. Kent thut einer solchen Gewalt an, ganz im Widerspruch mit seiner eigentlichen Natur. 31 ) He must be plain in den Qs. 32 ) so als elliptischer Nachsatz bedeutet: dann ist es gut. 54 KING LEAR. A. II. Than twenty silly ducking observants, 33 That stretch their duties nicely. Kent. Sir, in good sooth, in sincere verity, Under th’ allowance of your great aspect, 34 Whose influence, like the wreath of radiant fire On flickering 35 Phoebus’ front, — Com. What mean’st by this? Kent. To go out 3 *’ of my dialect, which you discommend so much. I know, Sir, I am no flatterer: he that beguiled you in a plain accent, was a plain knave; which, for my part, I will not be, though I should win your displeasure to entreat me to ’t. 37 Corn. What was the offence you gave him? Osw. I never gave him any: It pleas’d the king, his master, very late, To strike at me, upon his misconstruction; When he, compact, 38 and flattering his displeasure, Tripp’d me behind; being down, insulted, rail’d, And put upon him such a deal of man, That worthied him, 39 got praises of the king For him attempting who was self-subdu'd; 40 And, in the fleshment of this dread exploit, 41 Drew on me here again. Kent. None of these rogues, and cowards, But Ajax is their fool. 42 _ \ 33 ) silly ist nicht = einfältig, in verächtlichem Sinne, sondern = ohne Falsch, ländlich unerfahren. — observant kommt als Substantiv und mit betonter erster Sylbe nur an dieser Stelle bei Sh. vor: sklavisch aufmerksame Diener oder Höflinge, die ihre Pflichten übertreiben und ängstlich genau beobachten (that stretch their duties nicely). 3 *) aspect mit dor ehemaligen Betonung auf der letzten Sylbe, steht hier mit einem astro¬ logischen Nebensinne von den Aspect en der Gestirne, wie aus dem folgenden influence hervorgeht. — Für great haben die Qs. grand. 35 ) to flicker — flackern. 36 ) seil. I mean to go etc. 37 ) your displeasure steht in Kent’s gesuchter Redeweise für you in your displeasure: wenn ich Euch auch in Eurem Missvergnügen dazu vermögen könnte, dass Ihr mich auf¬ fordertet, ein Spitzbube zu werden. 38) zu compact, aus compacted, — verbündet, mitverschworen (wofür die Qs. conjunct lesen), ist zu suppliren with him (seil, the king, his master). 33) er nahm in so grossem Masse den Mann an, spielte so sehr den Mann, dass es ihn gleichsam zu einem grossen Helden, Recken ( worthy ) machte. —Das Verbum to worthy ist, wie es scheint, scherzhaft von Sh. aus dem gleichbedeutenden Substantiv gebildet. 40 ) d. h. for attempting him who etc.: weil er denjenigen angriff, der sich selbst bezwang. 41 ) Kent, noch ganz voll von dieser seiner ersten Heldenthat, dass er damals den Oswald hinterrücks zu Boden geworfen, zog hier abermals das Schwert gegen ihn.— fleshment ist ein abstractes Nomen, aus dem Verbum to flesh gebildet. Vgl. Anm. 18. dieser Scene. 42 ) Diese Landläufer (rogues) geberden sich, trotz ihrer Feigheit, als so gewaltige Helden, dass Ajax, der grosse griechische Held, nur ein Narr gegen sie ist. Sc. 2. KING LEAR. r ** 5o Corn. Fetch forth the stocks! You stubborn ancient knave, you reverend braggart, We ’ll teach you. 43 Kent. Sir, I am too old to learn. Call not your stocks for me; I serve the king, On whose employment I was sent to you: You shall do small respect, show too bold malice Against the grace and person of my master, Stocking 44 his messenger. Com . Fetch forth the stocks! As I have life and honour, there shall he sit till noon. Beg. Till noon! till night, my lord; and all night too. Kent. Why, Madam, if I were your father’s dog, You should not use me so. R e 9* Sir, being his knave, I will. [ Stocks brought out. Corn. This is a fellow of the self-same colour 45 Our sister speaks of. — Come, bring away the stocks. Glo. Let me beseech your grace not to do so. His fault is much, and the good king his master Will check him for ’t: your purpos’d low correction Is such as basest and contenmed’st wretches, For pilferings and most common trespasses, Are punish’d with. The king must take it ill, 46 That he, so slightly valued in his messenger, Should have him thus restrain’d. Corn. I ’ll answer that. Beg. My sister may receive it much more worse, To have her gentleman abus’d, assaulted, For following her affairs. — Put in his legs. — 47 [Kent is 'put in the stocks. Come, my lord, away. 48 [Exeunt Regan and Cornwall. Glo. I am sorry for thee, friend; ’t is the duke’s pleasure, Whose disposition, all the world well knows, Will not be rubb’d, nor stopp’d: 49 I ’ll entreat for thee. 43 ) d. h. wir wollen Euch eine Lehre geben. Der Satz ist nicht unvollendet, wie die Herausgeber, im Widerspruch mit Qs. und Fol., interpungiren. 4<1 ) Stopping in den Qs. to stock ==■ in den Fussblock (stocks) einsperren, war eine übliche Strafe für Vagabunden und Strauchdiebe. 45 ) Die Qs. lesen nature. 46 ) Die Fol., welche das Vorhergehende von His fault is much - Are punish'd with auslässt, vervollständigt den Vers, indem sie setzt: The king his master needs must take it ill. 47 ) Diese Zeile fehlt in der Fol. 48 ) In der Fol. spricht Cornwall diese Worte zu Gloster. 49 ) Die Gemüthsart des Herzogs ist derartig, dass sie weder eine empfindliche Berührung, noch ein Entgegentreten verträgt. 56 KING LEAR. A. II. Kent. Pray, do not, Sir. I have watch’d, and travel-a hard; Some time I shall sleep out, the rest I ’ll whistle. 50 A good man’s fortune may grow out at heels : 51 Give you good morrow! Glo. The duke ’s to blame in this: ’t will be ill taken. [Exit, Kent. Good king, that must approve the common saw: Thou out of heaven’s benediction com’st To the warm sun. 52 Approach, thou beacon to this under globe, That by thy comfortable beams I may Peruse this letter. — Nothing almost sees miracles, But misery: •—- I know, ’t is from Cordelia; Who hath most fortunately been inform’d Of my obscured course; and shall find time From this enormous state, — seeking to give Losses their remedies — — All weary and o’er-watch’d, Take vantage, heavy eyes, not to behold This shameful lodging. Fortune, good night; smile once more; turn thy wheel! [He sleeps. SCENE III. A Part of the Heath. Enter' Edgar. « Edg. I heard myself proclaim’d; And, by the happy hollow of a tree, Escap’d the hunt. No port is free; no place, That 1 guard, and most unusual vigilance, 50 ) Die Zeit, die er nicht verschlafen kann, will er sich mit Pfeifen vertreiben. 51 ) to grow out at heels , eigentlich an den Fersen herauswachsen, d. h. in zerlumpten Schuhen und Strümpfen gehen, enthält hier zugleich eine Anspielung auf den Fussblock, aus dem Kent’s Fersen herausstecken. — Ueber good morrow vgl. Anm. 1. dieser Scene. 52 ) Das hier etwas modificirte Sprichwort out of Good's blessing into the warm sun ent¬ spricht unserem: Vom Regen in die Traufe kommen. — ln dem folgenden Monologe sieht Kent zuerst sehnsüchtig dem Aufgange der Sonne entgegen, um bei ihrem Lichte den Brief Cordelia’s, den er bei sich trägt, lesen zu können. Dass Cordelia seiner gedenkt, oder dass ihr Brief in seine Hand gelangt ist, erscheint ihm wie ein Wunder, dergleichen man nur im Elend erlebt. Dann spricht er die Hoffnungen aus, die er auf Cordelia setzt, bringt aber, von Müdigkeit überwältigt, den Satz nicht zu Ende (zu shall find time from this enormous state ist Etwas, wie to deliver us oder Aehnliches, zu suppliren), sondern entschliesst sich lieber einzuschlafen, damit die müden Augen den Block, in dem er sitzt, nicht sehen. — Da er Niemandem sonst vor dem Ein¬ schlafen „Gute Nacht“ wünschen kann, wünscht er sie der Glücksgöttin , und bittet sie, ihm noch einmal zu lächeln und ihr Glücksrad zu drehen. J ) Für that , welches sich auf place bezieht, sollte nach genauerer Construction where stehen. i Sc. 3. KING LEAR. 57 Does not attend my taking. While I may ’scape, I will preserve myself; and am bethought 2 To take the basest and most poorest shape, That ever penury, 3 in contempt of man, Brought near to beast; my face I ’ll grime with filth, Blanket 4 my loins, elf all my hair in knots, And with presented nakedness out-face The winds and persecutions of the sky. The country gives me proof and precedent Of Bedlam beggars, 5 who, with roaring voices, Strike in their numb’d and mortified bare arms Pins, wooden pricks, nails, sprigs of rosemary; And with this horrible object, from low farms 6 Poor pelting 7 villages, sheep-cotes and mills, Sometime with lunatic bans, sometime with prayers, Enforce their charity. 8 — Poor Turlygood! 9 10 poor Tom! That ’s something yet: — Edgar I nothing am. 10 [Exit. 2 ) ich bin darauf geratken in meinen Gedanken. — to bethink wird gewöhnlich als reflexives Verbum construirt. So sagt Sh. in Measure for Measure (A. 5, Sc. 1.): 1 have bethought me. 3 ) penury , — die Armuth, hier für den Armen gebraucht, ist das Object zu brought near to beast. 4 ) to blanket, hier = mit einem Leinentuch bedecken, bedeutet sonst, auch bei Sh.’s Zeitgenossen, vorzugsweise: Jemanden in solchem Leinentuche prellen. 5 ) Vgl. A. 1, Sc. 2, Anm. 42. — Die hier angeführten einzelnen Züge zur Charakteristik eines solchen Bettlers, der in angenommenem oder wirklichem Wahnsinne im Lande umherzog, finden sich in verschiedenen zeitgenössischen Schriftstellern, u. A. in Decker’s Bell-man of London, das in demselben Jahre mit King Lear erschien. Er wird dort unter der üblichen Bezeichnung eines Abraham-man so geschildert: he swears that he hath been in Bedlam, and will talk franticly of purpose: You see pins stuck in sundry places of his naked flesh, especially in his arms, which pain he gladly puts himself to, only to make you believe he is out of wits. He calls himself by the name of Poor Tom and coming near anybody cries out, Poor Tom is cold. 6 ) Die Qs. haben loio service. — horrible object ist das ganze grauenhafte Bild, das sie darbieten. 7 ) pelting, = armselig, kümmerlich, gebraucht Sh. von Personen wie von Sachen. 8 ) Dieselbe Charakteristik, aus der obiger Auszug (Anm. 5.) entlehnt ist, fährt dann fort: Of these Abraham-men, some be exceeding merry and do nothing but sing songs fashioned Out of their own brains: some will dance, others will do nothing but either laugh or weep: Others are dogged, and so sullen both in look and speech , that spying but a small company in a house , they boldly and bluntly enter, compelling the servants „ through fear to give them what they demand. 9 ) Turlygood ist wahrscheinlich ein aus thoroughly-good corrumpirter Name, den Edgar zur Bezeichnung seiner Harmlosigkeit sich beilegen will, neben dem allgemeinen Namen Tom, den alle solche Bedlam beggars führten. 10 ) Als Edgar bin ich Nichts, existire ich gar nicht mehr, während als „armer Thoms" ich doch Etwas bin. 58 KING LEAR. A. IL I ' ' 1 j V . SCENE IV. Before Gloster’s Castle. Enter Lear, Fool, and Gentleman. Lear. ’T is strange that they should so depart from home, 1 And not send back my messenger. Gent. As I learn’d, The night before there was no purpose in them Of this remove. Kent. Hail to thee, noble master! Lear. Ha! Mak’st thou this shame thy pastime? 2 Kent. No, my lord. Fool. Ha, ha! look; he wears cruel garters. 3 Horses are tied by the head; dogs and bears by the neck; monkeys by the loins, and men by the legs: when a man is over-lusty 4 at legs, then he wears wooden nether-stocks. Lear. What ’s he that hath so much thy place mistook, 5 To set thee here? Kent. It is both he and she, Your son and daughter. Lear. No. Kent. Yes. Lear. No, I say. Keilt. I say, yea. Lear. No, no; they would not. 6 Kent. Yes, they have. Lear. By Jupiter, I swear, no. Kent. By Juno, I swear, ay. Lear. They durst not do ’t; They could not, would not do ’t: ’t is worse than murder, *) Lear findet es auffallend, dass Cornwall und Regan so von der Stadt Gloster, ihrer gewöhnlichen Residenz, abgereist sind, ohne seinen Boten, d. h. Kent , den er dorthin gesandt, um seine bevorstehende Ankunft zu melden, mit einem Bescheid an ihn zurück¬ zuschicken. Nach dem Schlosse des Grafen Gloster kommt er jetzt, weil er erfahren, dass sie dort zu finden sind. 2 ) Sitzest du zum Zeitvertreib im Blocke? — Kent’s Antwort: No, my lord, fehlt in den Qs. 3 ) Steevens vermuthet hier ein auch bei Sh.’s Zeitgenossen nachweisliches Wortspiel mit crewel garters , Kniebänder von gestrickter Wolle. Der Narr verstellt darunter das¬ selbe, was er gleich nachher wooden nether-stocks, — hölzerne Strümpfe, nennt. 4 ) over-lusty = zu frech, zu ausgelassen. 5 ) place ist zugleich — Rang und = Ort. Lear gebraucht es doppelsinnig, wie to mis¬ take, — verkennen und verkehrt wählen. 6 ) Diese Zeile und die folgende fehlen in der Fol., welche dafür allein gleich nachher By Juno, I swear, ay hat, womit Kent humoristisch Lear’s Betheurung überbietet. Sc. 4. KING LEAR. 59 To do upon respect such violent outrage. 7 Resolve me, with all modest 8 haste, which way Thou might’st deserve, or they impose, this usage, Coming from us. Kent. My lord, when at their home I did commend your highness’ letters to them , Ere I was risen from the place that show’d My duty kneeling, 9 came there a reeking post, Stew’d in his haste, 10 half breathless, panting forth From Goneril, his mistress, salutations; Deliver’d letters, spite of intermission, 11 Which presently they read: on whose contents They summon’d up their meiny, 12 straight took horse; Commanded me to follow, and attend The leisure of their answer; gave me cold looks: And meeting here the other messenger, Whose welcome, I perceiv’d, had poison’d mine, (Being the very fellow which of late Display’d so saucily against your highness) Having more man than wit about me, drew: 13 He rais’d the house with loud and coward cries. Your son and daughter found this trespass worth The shame which here it suffers. Fool. Winter ’s not gone yet, if the wild geese fly that way. 14 Fathers, that wear rags, Do make their children blind; 15 But fathers, that bear bags, Shall see their children kind. Fortune, that arrant wliorc, Ne’er turns the key to the poor. — 7 ) Dem Boten des Königs solche Schmach anthun, ist so viel, wie die Ehrerbietung selbst gewaltthätig kränken. So steht in King John (A. 3, Sc. 1.): to tread down fair respect. 8 ) to resolve — bestimmten Bescheid geben. — modest = masshaltend, geziemend. 9 ) Er hatte Lear’s Brief knieend überreicht, wie die Ergebenheit (duty) es vorschrieb. 10 ) reeking deutet die dampfende Hitze, stew'd den Schweiss des Eilboten an. J1 ) allem Ausruhen zum Trotz, ohne nur eine Pause zu machen, in der Kent seinen Bescheid hätte erhalten können. 12 ) nach dem Inhalt des Briefes, d. h. nachdem sie denselben gelesen, boten sie ihr Gefolge (meiny) zur Reise auf. yi ) Zu drew ist aus den vorhergehenden Sätzen I zu ergänzen: ich zog das Schwert. 14 ) Aus dem Fluge der wilden Gänse in einer bestimmten Richtung lässt sich schliessen, dass der Winter, womit auf Lear’s Misshandlung angespielt wird, noch nicht vorüber ist. 15 ) dergestalt, dass die Kinder die Lumpen, also die Arrnuth, des Vaters nicht sehen. 60 KING LEAR. A. II. But, for all this., thou shalt have as many dolours for thy daughters, as thou canst tell in a year. 16 Lear . 0, how this mother 17 swells up toward my heart! Hysterica passio I down, thou climbing sorrow! Thy element ’s below. — Where is this daughter? Kent. With the earl, Sir; here, within. Lear. Follow me not; Stay here. [Exit. Gent. Made you no more offence than what you speak of? Kent. None. How chance 18 the king comes with so small a train? Fool. An thou hadst been set i’ the stocks for that question, thou liadst well deserved it. Kent. Why, fool? Fool. We ’ll set thee to school to an ant, to teach thee there 's no labouring i’ the winter. 19 All that follow their noses are led by their eyes, but blind men; and there ’s not a nose among twenty 20 but can smell him that ’s stinking. Let go thy hold, when a great wheel runs down a hill, lest it break thy neck with following it; but the great one that goes up the hill, let him draw thee after. When a wise man gives thee better counsel, give me mine again: I would have none but knaves follow it, since a fool gives it. That Sir, which 21 serves and seeks for gain, And follows but for form, Will pack when it begins to rain, And leave thee in the storm. 16 ) ein Wortspiel zwischen dolour, = Leid, Schmerz, und dollar, — Thaler, das auch sonst bei Sh. vorkommt. 17 ) Die als mother bezeichnete Krankheit heisst gleich nachher zu näherer Erklärung hyste¬ rica passio, nach einer Stelle, welche Sh. in Harsnet’s Declaration of Popish Impostors fand: Maynie had a spice of the Hysterica passio, as seems, from his youth, he himself terms it the Mo other. Ebendaselbst werden die Symptome dieses Uebels so geschildert: it riseth of a wind in the bottom of the belly, and proceeding with a great swelling, causcth a very painful cholick in the stomach, and an extraordi¬ nary giddines in the head. 18 ) eine elliptische Redensart, = how does it chance. 19 ) Kent kann von der Ameise lernen, dass wer im Sommer, d. h. wie Lear im Glück, sich keine Vorräthe sammelt, im Winter oder Unglück sich dergleichen nicht erwerben, also aucli Niemanden bei sich festhalten kann. Der Narr antwortet damit auf Kent’s Frage: how chance the king comes with so small a train? 20 ) Die Qs. lesen among a hundred. — Wie unter zwanzig Nasen kaum eine ist, die den nicht riechet, der stinket, so ist es auch nicht schwer zu merken, dass es Lear schlecht geht. — Eine ähnliche Ideenverbindung findet sich in All’s well that ends well (A. 5, Sc. 2.): I am now muddied in fortune's mood, and smell somewhat strong of her strong displeasure. 21 ) Die meisten Herausgeber interpungiren That, Sir , which etc., als ob Sir die Anrede wäre. Sh. gebraucht das sächliche Relativpronomen sehr häufig für das persönliche. Sc. 4. KING LEAR. 61 But I will tarry; the fool will stay, And let the wise man fly: The knave turns fool that runs away, The fool no knave, perdy. 22 Kent. Where learn’d you this, fool? Fool . Not i’ the stocks, fool. Re-enter Lear, with Gloster. Lear . Deny to speak with me? They are sick? they are weary? They have travell’d all the night? 23 Mere fetches, The images of revolt and flying off! Fetch me a better answer. Glo. My dear lord, You know the fiery quality of the duke; How unremovable and fix’d he is In his own course. Lear. Vengeance! plague! death! confusion! Fiery? what quality? 24 Why, Gloster, Gloster, I ’d speak with the duke of Cornwall and his wife. Glo. Well, my good lord, I have inform’d them so. 25 Lear. Inform’d them! Dost thou understand me, man? Glo. Ay, my good lord. Lear. The king would speak with Cornwall; the dear father Would with his daughter speak, commands her service: 26 Are they inform’d of this? My breath and blood! — Fiery? the fiery duke? — Tell the hot duke, that — No, but not yet; — may be, he is not well: Infirmity doth still neglect all office, Whereto our health is bound; we are not ourselves, When nature, being oppress’d, commands the mind To suffer with the body. I ’ll forbear; And am fallen out with my more headier will, 27 22 ) Der vorletzte Yers findet seine Erklärung in dem vorhergehenden Ausspruche: I would have none hut knaves follow it, since a fool gives it. Der Schelm, der wegläuft, und also dem Rathe des Narren folgt, erweist sich durch diese Folgsamkeit selbst als Narren. Im Gegensatz dazu folgt Lear’s Narr seinem eignen Rathe nicht, wird also auch nicht zum Schelm an seinem Herren. Wenn fool zuerst als Narr im Allgemeinen, und dann the fool als die bestimmte Person des Redenden gefasst wird, so ist jede Aenderung, wie Johnson sie vorschlug: The fool turns knave und The knave no fool, überflüssig. 23 ) So die Fol. — Die Qs. hard to-night. 24 ) what fiery quality in den Qs. 25 ) Diese Zeile und die folgende stehen nur in der Fol. 26 ) Die Fol. liest commands, tends , service, was bedeuten müsste: er befiehlt und wartet auf Dienst. — Die folgende Zeile fehlt in den Qs. 27 ) Ich zürne (eigentlich: ich bin entzweit mit) meinem zu ungestümen Eigenwillen, dass er den kranken Mann (eigentlich: den Anfall von Unpässlichkeit und Krankheit) mit dem Manne verwechselt, wie er im gesunden Zustande ist. 62 KING LEAR. A. II. To take the indispos’d and sickly fit For the sound man. — Death on my state I 28 wherefore [Looking on Kent. Should he sit here? This act persuades me, That this remotion of the duke and her Is practice 29 only. Give me my servant forth. Go, tell the duke and his wife, I ’d speak with them, Now, presently: bid them come forth and hear me, Or at their chamber door I ’ll beat the drum, Till it cry — „Sleep to death.« 30 Glo. I would have all well betwixt you. [dixit. Lear. 0 me! my heart, my rising heart! — but, down. 31 Fool. Cry to it, nuncle, as the cockney 32 did to the eels, when she put them i’ the paste alive; she knapp’d ’em o’ the coxcombs 33 with a stick, and cried, „Down, wantons, down:« T was her brother that, in pure kindness to his horse, buttered his hay. Enter Cornwall, Regan, Gloster, and Servants. Lear. Good morrow to you both. n nrv Hail to your grace! [Kent is set at liberty. 34 Beg. I am glad to see your highness. Lear. Regan, I think you are; I know what reason I have to think so: if thou shouldst not be glad, I would divorce me from thy mother’s tomb, Sepulch’ring an adult’ress. 35 — 0! are you free? [To Kent. 28) Unter state versteht Lear hier seinen Rang und seine Würde, die durch die Behandlung Kent’s verletzt sind. 29) practice = hinterlistiger Anschlag. 30 ) till it cry ist nicht nothwendig auf drum zu beziehen, sondern vielleicht unbestimmt zu fassen: bis es ruft, bis der Ruf erschallt: Schlaft zum Tode! - Lear will so lange an der Thür lärmen, bis der Schlaf, den sie so hartnäckig vorschützen, zu einem Todesschlafe wird. 31) Lear verspürt einen Anfall derselben Krankheit, wie vorher (Vgl. Anm. 17.), und heisst sein krampfhaft emporschwellendes Herz wieder an die rechte Stelle, also niederwärts, sinken. 32) Die Bedeutung „Koch, Köchin“, welche manche Commentatoren dem Worte cockney beilegen, ist für Sh.’s Zeit wenigstens nicht nachzuweisen. Es ist ursprünglich Dimmutiv von cock, also ein kleiner Hahn, wird dann von einem Menschen gesagt, der nicht aus seinem Wohnorte, namentlich aus London, herauskommt, und deshalb einfältig erscheint. In diesem Sinne , = Maulaffe, Philister, gebraucht Sh. es auch Tw el ft h-Night (A. 4, Sc. 1.): this great lubber the world will prove a cockney, und ebenso, nur von einer Frau, steht es auch hier. 33) Die Qs. lesen rapp’d für knapp’d. — Unter den coxcombs versteht der Narr die Kopie der lebendig in den Pastetenteig gelegten und deshalb nicht ruhig liegenden Aale. 3 *) Die Bühnenweisung ist aus der Fol. 35) sepülch’ring ist die alte Betonung des Wortes. Wenn Regan sich nicht freute, Lear zu sehen, so wäre sie nicht seine Tochter, sondern von ihrer Mutter im Ehebruch erzeugt. Sc. 4. KING LEAR. ? 63 Some other time for that. — Beloved Regan, Thy sister ’s naught: 0 Regan! she hath tied Sharp-tooth’d unkindness, like a vulture, here. — 3fi [Points to his heart. I can scarce speak to thee: thou ’It not believe, With how deprav’d 37 a quality — 0 Regan! Peg. I pray you, Sir, take patience. I have hope, You less know how to value her desert, Than she to scant her duty. 38 Lear. Say, how is that? Peg. I cannot think my sister in the least Would fail her obligation: If, Sir, perchance, She have restrain’d the riots of your followers, ’T is on such ground, and to such wholesome end, As clears her from all blame. I^ear. My curses on her! Peg. 0, Sir! you are old; Nature in you stands on the very verge Of her confine: 39 you should be rul’d, and led By some discretion, 40 that discerns your state Better than you yourself. Therefore, I pray you, That to our sister you do make return: Say, you have wrong’d her, Sir. Lear. Ask her forgiveness? Do you but mark how this becomes the house: 41 „Dear daughter, I confess that I am old; Age is unnecessary: 42 on my knees I beg, That you ’ll vouchsafe me raiment, bed, and food.“ 43 Peg. Good Sir, no more: these are unsightly tricks. Return you to my sister. 36 ) Gonerü’s Undank nagt, wie der Prometheische Geier, an seinem Herzen. — Points to his heart ist von den Herausgebern beigefügt. 37 ) So die Pol. — Die Qs. lesen Of how depraved. 38 ) Ihr wisst weniger ihren Werth zu schätzen, als sie fähig ist, ihrer Pflicht Abbruch zu thun ( scant her duty). — Für scant lesen die Qs. slack , = vernachlässigen. — Die folgende Frage Lear’s und Regan’s Antwort sind nur in der Fol. 39 ) confine betont Sh. bald auf der ersten, bald auf der zweiten Sylbe. 40 ) d. h. durch die Besonnenheit eines Andern. 41 ) Lear’s reuige Demuth, der Goneril gegenüber, würde den Verwandtschaftsbanden oder der Familie ( the house) schlecht anstehen. 42 ) unnecessary — unnütz, entbehrlich. — So nennt Massinger in The Old Law das Lebensalter des Greises unnecessary years. — Tyrwhitt erklärt jedoch, in Bezug auf das Folgende, unnecessary hier mit in want of necessaries. 43 ) Die meisten Herausgeber fügen hier die Bühnenweisung Kneeling hinzu, obgleich Lear der Regan nur erzählt, wie er in dem von ihr angenommenen Falle fSay , you have wrong'd her, Sir) die Goneril auf den Knieen anflehen müsste. — Das Folgende: unsightly tricks, ist auf diese klägliche Darstellung im Ganzen zu beziehen. 64 KING LEAR, A. II. Lear. Never, Regan. She hath abated me of half my train; Look’d black 44 upon me; struck me with her tongue, Most serpent-like, upon the very heart. — All the stor’d vengeances of heaven fall On her ungrateful top! 4o Strike her young bones, You taking airs, 46 with lameness! Fie, Sir, Fie! Corn. Lear. You nimble lightnings, dart your blinding flames Into her scornful eyes! Infect her beauty, You fen-suck’d fogs, drawn by the powerful sun, To fall and blast her pride! 47 Beg. 0 the blest gods! so will you wish on me, When the rash mood is on. Lear. No, Regan; thou slialt never have my curse: Thy tender-liefted nature 48 shall not give Thee o’er to harshness: her eyes are fierce, but thine Do comfort, and not burn. 49 ’T is not in thee To grudge my pleasures, to cut off my train, To bandy hasty words, to scant my sizes, 50 And, in conclusion, to oppose the bolt o1 Against my coming in: thou better know’st The offices of nature, bond of childhood, Effects of courtesy, 52 dues of gratitude; Thy half o’ the kingdom hast thou not forgot, Wherein I thee endow’d. 44 ) to look black = fluster blicken. 4 ^) top, eigentlich die Spitze des Hauptes, ist hier das Ilaupt der Undankbaien selbst. 46) to take = mit Krankheit anstecken, hier von der Luft gebraucht, die den Krankheits Stoff weiterführt. 47) Die Commentatoren fassen to fall entweder als actives Verbum, — zu Fall bringen, wie Sh. es oft gebraucht, und verbinden es mit dem Object her pride, oder in gewöhn¬ lichem Sinne, als neutrales Verbum: die Sumpfnebel, welche die Sonne herausziehti damit sie niedersinken und Goneril’s Pracht oder Stolz versehren. — Die erste Erklä¬ rung ist weniger gesucht, als die zweite. — Die Lesart der Fol.: to fall and blister wäre mit infect her beauty zu verbinden. 48) tender-hefted nature ist eine mit zarten Anhalts- oder Berührungspunkten (lieft) aus¬ gestattete Natur. — Die Qs. haben tender -hested. 49) Denselben Gegensatz bietet Sh. in Timon of Athens (A. 5, Sc. 2.): thou sun that comfort’st, burn. 50 ) sizes, abgekürzt aus assizes, eigentlich ein bestimmtes angewiesenes Mass, muss hier dasselbe sein, was A. 1, Sc. 2. exhibition hiess (vgl. Anm. 10. zu der Stelle). 51 ) mit dem Thürriegel (bolt), gleichsam wie mit einer Schutzwaffe, den Eintritt ver¬ wehren. 52 ) effects of courtesy ist Alles, worin sich feine Sitte und freundliches Wesen bethätigt. Sc. 4. KING LEAR. 65 / Reg*. Good Sir, to the purpose. 53 Lear. Who put my man i’ the stocks? [ Tucket withni. Corn. What trumpet ’s that? Enter Oswald. Beg. I know ’t, my sister’s: 54 this approves her letter, That she would soon be here. — Is your lady come? Lear. This is a slave, whose easy-borrow’d pride Dwells in the fickle grace of her he follows. — Out, varlet, from my sight! Corn. What means your grace? Lear. Who stock’d my servant? Regan, I have good hope Thou didst not know on ’t. — Who comes here? 0 heavens, Enter Goneril. If you do love old men, if your sweet sway Allow obedience, 55 if yourselves are old, Make it your cause; send down, and take my part! 56 — Art not asham’d to look upon this beard? — [To Goneril. 0 Regan! wilt thou take her by the hand? Gon. Why not by the hand, Sir? How have I offended? All ’s not offence that indiscretion finds, 57 And dotage terms so. Lear. 0 sides! you are too tough: 58 Will you yet hold? — How came my man i’ the stocks? Corn. I set him there, Sir; but his own disorders Deserv’d much less advancement. 59 Lear. Yon! did you? Beg. I pray you, father, being weak, seem so. 60 If, till the expiration of your month, You will return and sojourn with my sister, 53 ) sprecht oder kommt zur Sache. 54 ) Regan weiss, dass der Trompetenstoss, der auf Sh.’s Theater die Ankunft vornehmer Leute anzeigt, hier das Eintreffen Goneril’s meldet, da ihr Brief schon darauf vor¬ bereitet hatte. Dass sie an dem Tone der Trompete, wie Steevens will, die der Schwester erkenne, ist schwer zu glauben. 55 ) to allow — für recht oder gültig erklären. 56 ) sendet ein Zeichen herab, dass Ihr meine Partei ergreift. 57 ) Zu finds gehört so , wie zu terms. 58 ) sides ist der Körpertheil, welcher Lear’s in Zorn und Schmerz anschwellendes Herz einschliesst, der also eigentlich bersten müsste. 59 ) Kent hätte zur Strafe für seine schlechte Aufführung an einen noch geringeren Platz, als der Fussblock ist, befördert werden sollen. 60 ) Scheint nichts anderes, als Ihr seid, d. h. schwach; nehmt nicht den Anschein einer Stärke an, den Ihr doch nicht durchführen könnt. 5 66 KING LEAR. A. II. Dismissing half your train, come then to me. I am now from home, and out of that provision Which shall he needful for your entertainment. Lear. Return to her? and fifty men dismiss’d? No, rather I abjure all roofs, and choofe To wage against the enmity o’ the air; 61 To be a comrade with the wolf and owl, Necessity’s sharp pinch! 62 — Return with her? Why, the hot-blooded France, that dowerless took Our youngest-born, I could as well be brought To knee his throne, 63 and, squire-like, pension beg 64 To keep base life afoot. — Return with her? ^ Persuade me rather to he slave and sumpter 60 To this detested groom. _ ILockmg at 0swALD Qon. At your choice, Sir. Lear. I pr’ythee, daughter, do not make me mad. I will not trouble thee, my child; farewell. We ’ll no more meet, no more see one another; But yet thou art my flesh, my blood, my daughter; Or, rather, a disease that ’s in my flesh, 66 Which I must needs call mine: thou art a bile, A plague-sore, an embossed carbuncle, In my corrupted blood. But I ’ll not chide thee; Let shame come when when it will, I do not call it: I do not bid the thunder-bearer shoot, Nor tell tales of thee to high-judging Jove. Mend, fi9 when thou canst; be better, at thy leisure: I can be patient; I can stay with Regan, I, and my hundred knights. J{ e g % Not altogether so: I look’d not for you yet, nor am provided For your fit welcome. Give ear, Sir, to my sister; For those that mingle reason with your passion, 61) to wage against , als neutrales Verbum, = es mit Einem im Kampfe aufnehmen. 62) necessity's sharp pinch ist Apposition zu dem ganzen vorhergehenden Satze. 63') to knee, — knieend betreten, gebraucht Sh., wie hier, auch Coriolanus (A. 5, Sc. 1.). knee the way into his mercy. — hot-blooded France nennt Lear den französischen König, weil er so heissblütig war, die Cordelia ohne Lear’s Zustimmung zu freien. 6i) wie ein Knappe, wenn er dienstunfähig geworden ist. 65) sumpter — Saumthier. 66) Die Qs. disease that lies within my flesh. 67 ) m e un d byle ist die alte Sh.’sclie Schreibung des Wortes, = Blutgeschwür. Die Herausgeber setzen das moderne boil dafür. 68) plague-sore = Pestbeule; embossed = geschwollen, hervortretend. 69) to mend — sich bekehren, sich bessern. Sc. 4. KING LEAR. 67 Must be content to think you old, 70 and so — But she knows what she does. Lear. Is this well spoken? Leg. I dare avouch it, Sir. What! fifty followers? Is it not well? What should you need of more? Yea, or so many, sitli that both charge and danger 71 Speak ’gainst so great a number? How, in one house, Should many people, under two commands, Hold amity? ’T is hard; almost impossible. Gon. Why might not you, my lord, receive attendance From those that she calls servants, or from mine? Leg. Why not, my lord? If then they chanc’d to slack you, We could control them. If you will come to me, 72 (For now I spy a danger) I entreat you To bring but five-and-twenty: to no more Will I give place, or notice. 73 Lear. I gave you all — Leg. And in good time you gave it. Lear. Made you my guardians, my depositaries, But kept a reservation to be follow’d With such a number. 74 What! must I come to you With five-and-twenty? Regan, said you so? Leg. And speak ’t again, my lord; no more with me. 75 Lear. Those wicked creatures yet do look well-favour’d! When others are more wicked, not being the worst Stands in some rank of praise. 76 — I ’ll go with thee: [To Goneril. Thy fifty yet doth double five-and-twenty, And thou art twice her love. 70 ) Wer ruhige Ueberlegung mit einer leidenschaftlichen Aufregung zusammenbringt, der muss sich schon darin finden, Euch für alt zu halten. 71 ) sowohl die Kosten des Unterhaltes, als auch die Besorgniss vor Gefahr. — danger erklärt dann der nächste Satz: How , in one house etc. 72 ) will come ist hier als Futurum der Gegensatz zu now , zur Gegenwart. 73 ) to give notice — Notiz nehmen, sich kümmern; Regan will nur fünfundzwanzig beher¬ bergen und dafür sorgen. W) Ich machte einen Vorbehalt, dass ich eine solche Anzahl, d. h. fünfzig, zum Gefolge haben sollte. 75 ) d. h. nicht mehr als fünfundzwanzig bei mir. 76 ) Nach der Interpunction der meisten Herausgeber, welche hinter well-f avow’d ein Komma, hinter more wicked ein Semikolon setzen, wäre der Sinn: Diese bösen 'Geschöpfe (d. h. die Töchter) sehen doch noch gut aus, wenn Andere noch böser sind. Ein pas¬ senderer Sinn ergiebt sich jedoch nach obiger Satztrennung: Wenn Andere böser sind (d. h. als die Einen), so gereicht es schon zum Lobe, nicht der Schlechteste zu sein. — Lear motivirt damit seinen Entschluss, zur Goneril zu gehen (not being the worstj, während Regan in die andere Kategorie (when others are more wicked) fällt. 5 * 68 KING LEAR. A. II. Qon. Hear me, my lord. What need you five-and-twenty, ten, or five, To follow in a house, where twice so many Have a command to tend you? lieg. What need one? Lear. 0! reason not the need; 77 our basest beggars Are in the poorest thing superfluous: Allow not nature more than nature needs, Man’s life is cheap as beast’s. 78 Thou art a lady; If only to go warm were gorgeous, 79 Why, nature needs not what thou gorgeous wearst, Which scarcely keeps thee warm. But, for true need, You heavens, give me that patience, patience I need! You see me here, you gods, a poor old man, 80 As full of grief as age; 81 wretched in both: If it be you that stir these daughters’ hearts Against their father, fool me not so much To bear it tamely; touch me with noble anger. 0! let not women’s weapons, water-drops, Stain my man’s cheeks. — No, you unnatural hags, I will have such revenges on you both, That all the world shall — I will do such things, — What they are, yet I know not; but they shall be The terrors of the earth. You think, I ’ll weep; No, I ’ll not weep: — I have full cause of weeping; but this heart 82 Shall break into a hundred thousand flaws, 83 Or ere I ’ll weep. •— 0, fool, I shall go mad. [Exeunt Lear, Gloster, Kent, and Loot. Corn. Let us withdraw, ’t will be a storm. [Storm heard at a distance. 77 ) erörtere nicht das unabweisliche Bedürfnis. Ein solches kann nicht in Frage kommen, da ja selbst der elendeste Bettler an dem ärmsten Besitz noch einen Ueberfluss hat. — superfluous ist der, welcher im Ueberfluss lebt, oder Ueberfluss hat. 78) Man's life is etc. ist der Nachsatz zu dem bedingenden \ ordersatz Allow not etc. 79) Nach genauer Construction bleibt der Satz if only etc. ohne Nachsatz, da das Fol¬ gende: Nun, die Natur bedarf dessen nicht, was du Prächtiges trägst, das dich doch kaum warm hält, — nicht wohl als Nachsatz gelten kann. 80 ) Die Qs. haben a poor old fellow. 81 ) d h. as of age. 82 ) Die Fol. hat schon hier die Bühnenweisung : Storm and Tempest. In den alten Aus¬ gaben wird dergleichen, wie das Auftreten der Schauspieler, immer einige Zeilen früher angegeben, wahrscheinlich nach der Bühnenhandschrift, um das Nöthige rechtzeitig in Bereitschaft zu haben. 83 ) flaw, eigentlich ein Riss oder Bruch, bedeutet dann die dadurch entstandenen Stücke selbst. Sc. 4. KING LEAR. 69 Reg. This house is little: 84 the old man and his people Cannot be well bestow’d. Gon. ’T is his own blame; hath 85 put himself from rest, And must needs taste his folly. lieg. For his particular, I ’ll receive him gladly, But not one follower. Gon. So am I purpos’d. Where is my lord of Gloster? Re-enter Gloster. Corn. Follow’d the old man forth. — He is return’d. Glo. The king is in high rage. Corn. Whither is he going? 86 Glo. He calls to horse; but will I know not whither. Corn. ’T is best to give him way; he leads himself. Gon. My lord, entreat him by no means to stay. Glo. Alack! the night comes on, and the high winds 87 Do sorely ruffle; for many miles about There ’s scarce 88 a bush. Reg. 0, Sir, to wilful men, The injuries that they themselves procure Must be their schoolmasters. Shut up your doors: He is attended with a desperate train, And what they may incense him to, being apt To have his ear abus’d, 89 wisdom bids fear. Corn. Shut up your doors, my lord; ’t is a wild night: My Regan counsels well. Come out o’ the storm. [ Exeunt. ACT III. SCENE I. A Heath. A storm, loitli thunder and lightning. Enter Kent, and a Gentleman, meeting. Kent. Who ’s there, beside foul weather? Gent. One minded like the weather, most unquietly. 1 84 ) this house ist Gloster’s Wohnung, welche die Herausgeber, vielleicht mit Unrecht, zum castle machen, indem sie die Localität: Before Gloster s castle bezeichnen. 85 ) d. h. he hath. — Sh. lässt das Personalpronomen bisweilen auch aus, wenn es nicht vorhergeht, sondern aus einem andern Worte, wie hier aus his, ergänzt werden muss. 86 ) Die Qs. kürzen diese Stelle so ab: Glo. The king is in high rage and will I know not whither. 87 ) So die Fol. — Die Qs. bleak winds, was weniger zu Gloster’s schlichter Redeweise passt. 88 ) Die Qs. thers 'sMot a bush. 89 ) da er so geneigt ist, sich täuschen zu lassen durch das, was er hört. *) mind ist nicht bloss Gesinnung, sondern auch Stimmung, daher minded, zu dem das Adverbium unquietly gehört, = gestimmt. 70 KING LEAR. A. III. Kent. I know you. Where ’s the king? Gent. Contending with the fretful elements; 2 Bids the wind blow the earth into the sea, Or swell the curled waters ’hove the main, 3 That things might change or cease: 4 tears his white hair, Which the impetuous blasts, with eyeless rage, Catch in their fury, and make nothing of: 5 6 Strives in his little world of man to out-scorn The to-and-fro conflicting wind and rain. (l This night, wherein the cub-drawn hear 7 8 would couch, The lion and the belly-pinched wolf Keep their fur dry, unbonneted 0 he runs, And bids what will take all. Kent. But who is with him? Gent. None but the fool, who labours to outjest His heart-struck injuries. 9 Kent. Sir, I do know you, . And dare, upon the warrant of my note, 10 Commend a dear thing to you. There is division, Although as yet the face of it be cover’d With mutual cunning, ’twixt Albany and Cornwall; 11 2 ) So die Fol., besser als element in den Qs., da die Elemente, mit denen Lear hadert, gleich näher bezeichnet werden. 3 ) main , ohne weiteren Zusatz, kann schwerlich hier, wie die Englischen Commentatoren erklären, das „feste Land“ bedeuten, sondern muss im gewöhnlichen Sinne — Meer, gefasst werden. Die gekräuselten Wellen schwellen über ihren eigentlichen Bezirk, das Meer, empor, und überströmen insofern das Land. *) Damit schliesst in der Fol. die Rede des Gentleman. 5 ) make nothing of besagt nicht, dass der Sturm Lear’s Haar vernichtet, sondern nur, dass er es gering, für nichts, achtet, ohne Ehrerbietung behandelt. 6 ) Dem Spotte, den der mit zweifelhaftem Siege hin und her kämpfende Wind und Regen mit Lear treibt, setzt er, indem er sich selbst (in his little world of man) den beiden Kämpfern entgegenstellt, noch grösseren Hohn entgegen. 7 ) cub-drawn bear ist die von ihren Jungen ausgesogene Bärin, die also deshalb jeden¬ falls auf neue Beute ausgehen würde, wenn die Nacht nicht gar zu stürmisch wäre. 8 ) unbonneted, — mit unbedecktem Haupte, gebraucht Sh. als Metapher in Othello (A. 1, Sc. 2.). 9) er sucht die dem Herzen Lear’s geschlagenen Wunden durch Scherze zu überbieten, sucht sie wegzuscherzen. 10) So die Fol. — my note bezieht sich auf das vorhergehende I do know you , und ist — Kenntniss, Kunde, wie Sh. auch anderswo note für notice setzt. — Die Heraus¬ geber ziehen meistens die Lesart der Qs.: my art, vor, und deuten das Wort sein- gezwungen auf die Kunst der Physioguomik. 11) Die folgenden acht Zeilen, welche die kommenden Conflicte vorbereiten und motiviren, finden sich nur in der Fol., wo dagegen das dann Folgende bis zum Schluss der Rede, das die Qs. bieten, fehlt. Beides nebeneinander stehen zu lassen, war schwerlich des Dichters Absicht. Sc. 1. KING LEAR. 71 Who have (as who have not, that their great stars Thron’d and set high?) servants, who seem no less, 12 Which are to France the spies and speculations Intelligent of our state; 13 what hath been seen, Either in snuffs and packings 14 of the dukes, Or the hard rein wich both of them have borne Against the old kind king; or something deeper, Whereof, perchance, these are but furnishings; 15 — (But, true it is, from France there comes a power Into this scatter’d kingdom; who already, W 7 ise in our negligence, have secret feet 16 In some of our best ports, and are at point 17 To show their open banner. — Now to you: If on my credit you dare build so far To make your speed to Dover, you shall find Some that will thank you, making just report 18 Of how unnatural and bemadding sorrow The king hath cause to plain. 19 If am a gentleman of blood and breeding, And from some knowledge and assurance offer This office to you.) Gent. I will talk further with you. 20 Kent. No, do not. For confirmation that I am much more Than my out wall, 21 open this purse, and take 12 ) d. h. no less than servants : Diener, die bloss als solche erscheinen. 13 ) Das Folgende erläutert our state, welches seinerseits von intelligent abhängt, = Kund¬ schaft ertheilend von unserem Zustande oder von unserem Staate (state bedeutet Beides). 14 ) snuff = Verstimmung, Uebelnehmerei; packing = Complott. — Das erstere Wort gebraucht Sh. in dieser veralteten Bedeutung sonst in der Phrase: to take it in snuff — Etwas übelnehmen, sich durch Etwas verstimmen lassen. — of the dukes ist gegen¬ seitig zu verstehen: des einen Herzogs gegen den andern. 15 ) furnishing, =■ Probe, Vorschmack, bezieht sich auf snuffs etc. 16 ) So zwei Qs., nach denen der Sinn sein muss, dass die Franzosen schon heimlich in einigen Häfen Fuss gefasst haben. •— Die dritte Q. liest fee, etwa wie in Macbeth (A. 3 ; Sc. 4.) steht: There 's not a one of them, but in his house I keep a servant fee'd. — Indess passt diese Lesart weniger in die Ansicht, welche Kent von der französischen Einmischung hat. 17 ) at point — fertig, gerüstet. 18 ) wenn Ihr einen getreuen Bericht abstattet. 19 ) to plain, für to complain, kommt sonst bei Sh. nicht, wohl aber bei seinen Zeit¬ genossen vor. Dagegen findet sich bei ihm das daraus gebildete Substantiv plaining (Comedy of Errors, A. 1, Sc. 1., und K. Richard II., A. 1, Sc. 3.). 20 ) I will talk further with you drückt ein höfliches Aufschieben oder Ablehnen einer Zu- muthung aus. So auch in Macbeth (A. 1, Sc. 5.): we will speak further. — In diesem Sinne ist auch Kent’s Antwort: No, do not, zu verstehen. 21 ) my out wall entspricht unserem: meine Aussei\seite. 72 KING LEAR. A. HI. What it contains. 22 If you shall see Cordelia, (As fear not but you shall) show her this ring, And she will tell you who that fellow is That yet you do not know. Fie on this storm! I will go seek the king. Gent. Give me your hand. 23 Have you no more to say? Kent. Few words, but, to effect, more than all yet; That, when we have found the king, (in which your pain That way, I ’ll this) 24 he that first lights on him, Holla the other. [ Exeunt severally. SCENE II. Another Part of the Heath. Storm continues. 1 Enter Leah and Fool. Lear. Blow, winds, and crack your cheeks! 2 rage! blow! You cataracts and hurricanoes, spout 3 Till you have drench’d our steeples, drown’d the cocks! 4 You sulphurous and thought-executing fires, 5 6 Vaunt-couriers to oak-cleaving thunder-bolts, Singe my white head! And thou, all-shaking thunder, Strike fiat the thick rotundity o’ the world! (1 Crack nature’s moulds, all germens 7 spill at once, That make ingrateful man! 22 ) a. h. der Ring, von dem gleich nachher die Rede ist. — Für fear in der nächsten Zeile liest eine Q. doubt. 23 ) Er soll ihm die Hand zum Abschied reichen. 24) Kent drückt sich in der Eile kurz und elliptisch aus. Er will sagen: worin (d. h. im Aufsuchen des Königs) Eure Bemühung nach dieser Seite geht, und ich nach jener Seite will. — Das aus der Interjection gebildete transitive und neutrale Verbum to holla, = Jemanden anrufen, laut rufen, gebraucht Sh. öfter. 1) Die Bühnenweisung der Fol. ist hier, wie zu Anfang der vorhergehenden Scene: Storm still. 2 ) Sh. stellt sich die Winde hier in menschlicher Gestalt, aus vollen Backen blasend, vor. 3 ) Unter cataracts sind hier nicht „Wasserfälle“ im gewöhnlichen Sinne, sondern "Wasser¬ fälle vom Himmel, also Wolkenbrüche, zu verstehen. — Was Sh. sich unter hurri¬ canoes dachte, ergiebt sich Troilus and Cressida (A. 5, Sc. 2.): not the dreadful spout, which shipmen do the hurricano call. 4) d. h. die Zeichen auf den Thürmen, also die Wetterhähne. 5 ) Die im Gedanken, oder wie Gedanken, rasch wirkenden Feuer sind die Blitze. 6 ) Die Qs. haben Smite flat. — rotundity ist in Verbindung mit dem Folgenden nicht bloss von dem Rund der Erde im Allgemeinen aufzufassen , sondern zugleich als eine die Schwangerschaft andeutende Rundung zu verstehen. Dieses Bild liegt noch deut¬ licher in nature's moulds, — Formen, in welchen die Natur ihre Embryonen ausbildet, und all germens vor. Ebenso heisst es in Winter’s Tale (A. 4, Sc. 3.): let nature crush the sides o' the earth together and mar the seeds within. 7) Das seltene Wort germen, — Keim, Samen, gebraucht Sh. in ähnlicher Verbindung Macbeth (A. 4, Sc. 1.): the sum of natures germens tumble altogether. Sc. 2. KING LEAR. 73 Fool. 0 nuncle, court holy-water 8 in a dry house in better than this rain-water out o’ door. Good nuncle, in, and ask thy daughters’ blessing: 9 here ’s a night pities neither wise men nor fools. Lear. Rumble thy bellyfull! 10 Spit, fire! spout, rain! Nor rain, wind, thunder, fire, * 11 are my daughters: I tax not you, you elements, with unkindness; I never gave you kingdom, call’d you children, You owe me no subscription: 12 then, let fall Your horrible pleasure; here I stand, your slave, A poor, infirm, weak, and despis’d old man. But yet I call you servile ministers, That will with two pernicious daughters join 13 Your high-engender’d battles 14 ’ gainst a head So old and white as this. 0! 0! ’t is foul! 15 Fool. He that has a house to put his head in, has a good head- piece. 16 The cod-piece that will house , Before the head has any, 17 The head and he shall louse; — So beggars marry many. 18 8 ) court holy-water bedeutet sprichwörtlich , wie französich eau benite de cour, schmeich¬ lerische, gleissnerische Reden, eigentlich Weihwasser, mit dem man am Hole besprengt wird. — Solches empfiehlt der Narr denn auch im Folgenden dem Könige praktisch auszuüben. 9 ) Während eigentlich die Töchter den Segen des Vaters erbitten müssen, soll Lear um¬ gekehrt seine Töchter darum anflehen. — Dio Herausgeber lesen daughter's als Singular, während offenbar beide jetzt in Gloster’s Hause beherbergte Töchter darunter verstanden sind. 10 ) Diese Worte sind noch an den, gleichsam in seinem Innern, in seinem Bauche ras¬ selnden Donner gerichtet. 11 ) fire gebraucht Sh., je nach dem Bedürfniss des Verses, ein- und zweisylbig. 12 ) subscription ist wohl die unterschriftlich verbürgte Verpflichtung, welche die Töchter gegen Lear eingingen. (Vgl. A. 1, Sc. 2, Anm. 9.) 13 ) will drückt, wie oft, ein fortgesetztes Thun, ein Pflegen aus. — Die meisten Heraus¬ geber lesen mit den Qs. have und join’d. 14 ) Eure aus der Höhe stammenden Schlachtreihen. — Die Qs. lesen battle. 15 ) foul — schlecht, schmachvoll. 16 ) head-piece , = Sturmhaube, und zugleich mit dem vom Narren hier beabsichtigten Doppelsinn = Verstand, wird hier dem cod-piece, = Hosenlatz, entgegengestellt, als Etwas, das naturgemäss vorangehen sollte, hier aber bei der Umkehrung aller Ver¬ hältnisse, auf die der Narr fortwährend in seinen Gleichnissen anspielt, zurückstehen muss. 17 ) seil, house, das als Substantiv aus dem Verbum house in der vorhergehenden Zeile zu suppliren ist. 18 ) so heirathen viele Bettler, d. h. ohne ein Haus zu haben, worauf sie dann sich lausen müssen. 74 A. III. KING LEAR. The man that makes his toe What he his heart should make, Shall of a corn cry woe, And turn his sleep to wake. 19 — for there was never yet fair woman but she made mouths in a glass. Enter Kent. Lear. No, I will be the pattern of all patience; I will say nothing. Kent. Who ’s there? Fool. Marry, here ’s grace, and a cod-piece; 20 that ’s a wise man, and a fool. Kent. Alas, Sir! are you here? things that love night, 21 Love not such nights as these; the wrathful skies Gallow 22 the very wanderers of the dark, And make them keep their caves. Since I was man, Such sheets of fire, such bursts of horrid thunder, Such groans of roaring wind and rain, I never Remember to have heard: man’s nature cannot carry Tli’ affliction, nor the fear. 23 Lear. Let the great gods, That keep this dreadful pudder 24 o’er our heads, Find out their enemies now. Tremble, thou wretch, That hast within thee undivulged crimes, Unwhipp’d of justice: Hide thee, thou bloody hand; Thou perjur’d, and thou simular 25 of virtue That art incestuous: caitiff, to pieces shake, 26 19 ) Wieder ein Gleichniss ans der verkehrten Welt. Die Vertauschung der Zehe und des Herzens hat zur Folge, dass die Hühneraugen am Herzen nur um so empfindlicher wehe thun, und ihm den Schlaf rauben. Die Qs. lesen mit einigermassen modiflcirtem Sinne die vorletzte Zeile: Shall have a corn cry woe. 29 ) Grace, d. h. the king’s grace , der gewöhnliche Titel der Könige, bezeichnet Leai; cod-piece ist eine Reminiscenz an das Lied des Narren. 21 ) Geschöpfe, welche vorzugsweise bei Nacht in Bewegung sind, wozu namentlich die Raubthiere gehören, die nachher als wanderers of the dark bezeichnet werden. 22 ) to gallow — erschrecken, grausen machen — ein seltener Provinzialismus, der bei Sh sich nur an dieser Stelle findet. 23 ) Für fear, = Grauen, lesen die Qs. force. 21) pudder ist die Sh.’sche, von den Herausgebern in pother veränderte Schreibung des Wortes. Es kommt ausser an dieser Stelle auch Coriolanus (A. 2, Sc. 1.) in dem¬ selben Sinne vor, — Lärm, Tumult. — Zwei Qs. lesen dafür thundering. 25 ) simular, - Heuchler, ist Substantiv nach der Lesart der Fol., Adjectiv in den.Qs., welche man hinzufügen. Auch perjur'd , = Meineidiger, wofür Collier perjure lesen möchte, muss substantivisch gefasst Werden. 26 ) zittere, dass du in Stücke zerfällst. Sc. 2. KING LEAR. 75 That under covert and convenient seeming 27 Hast practis’d on man’s life: close pent-up guilts, Rive your concealing continents, 28 and cry These dreadful summoners grace. 29 I am a man, More sinn’d against than sinning. Kent. Alack, bare-headed! Gracious my lord, hard by here is a hovel; Some friendship will it lend you ’gainst the tempest: Repose you there, while I to this hard house, (More harder than the stones whereof ’t is rais’d, 30 Which even but now, demanding after you, Denied me to come in) return, and force Their scanted courtesy. Lear. My wits begin to turn. — Come on, my boy. How dost, my boy? Art cold? I am cold myself. — Where is this straw, my fellow? 31 The art of our necessities is strange, That can make vile things precious. Come, your hovel. Poor fool and knave, I have one part in my heart That ’s sorry yet for thee. 32 Fool. He that has a little tiny ivit, — [Sings. With heigh, ho, the wind and the rain, 33 — Must make content with his fortunes fit, 34 Though the rain it raineth every day. Lear. True, my good boy. — Come, bring us to this hovel. 35 [Exeunt Leak and Kent. 27 ) convenient seeming ist schwerlich, wie Johnson erklärt: appearance such as may promote his purpose to destroy, sondern eher: der Heuchelschein des Geziemenden, der sich unter das, was sich ziemt, versteckt. 28 ) verhüllende Einfassungen. Das ist continent bei Sh. häufig. — Die Qs. lesen concealed centers. 29 ) summoners sind die stürmischen Elemente, als Malmboten der Götter, welche den Uebelthäter vor das göttliche Gericht citiren. — Der Gedankenstrich, den die Heraus¬ geber hinter grace setzen, ist überflüssig, da der Gedankengang nicht unterbrochen wird. Mit I am a man etc. setzt sich Lear in directen Gegensatz zu den verschie¬ denen Uebelthätern und Sündern, die er angeredet hat. 30 ) So die Fol. — Die Qs. more hard than is the stone. 31 ) Das Stroh in der Hütte, von der Kent ihm gesagt hatte. 32 ) Die Qs. That sorrows yet for thee. 33 ) Der zweite und vierte Vers ist ein Refrain, der auch in einem Liede des Narren in Twelfth-Night am Schlüsse vorkommt. — Dort beginnt der vierte Vers, wie in den Qs. hier, mit for für though. 34 ) fit ist Verbum: der muss machen, dass die Zufriedenheit sich seinen Umständen anpasst. 35 ) Damit schliesst in den Qs. die Scene. — Die in der Fol. hinzugefügte Prophezeiung des Narren ist einer anderen, welche sich bei Chaucer findet, nachgebildet, als eine offenbare Satire auf solche wohlfeile Wahrsagungen, ln diesem Sinne fügt denn auch der Narr zu der von ihm citirten Prophezeiung die irnprov isirt en Sehlussverse hinzu. 76 KING LEAR. A. III. Fool. This is a brave night to cool a courtezan. — I ’ll phecy ere I go: When priests are more in word than matter; When brewers mar their malt with water; When nobles are their tailors’ tutors; 36 No heretics burn’d, but wenches’ suitors: 37 When every case in law is right; No squire in debt, nor no poor knight; When slanders do not live in tongues, Nor cutpurses come not to throngs; 38 When usurers tell their gold i’ the field; And bawds and whores do churches build; Then shall the realm of Albion Come to great confusion: 39 Then comes the time, who lives to see ’t, That going shall be us’d with feet. This prophecy Merlin 40 shall make; for I live before his time. SCENE III. A Room in Gloster’s Castle. Enter Gloster and Edmund. Glo. Alack, alack! Edmund, I like not this unnatural dealing. When 1 desired their leave that I might pity him, they took from me the use of mine own house, * 1 charged me, on pain of their perpetual displeasure, neither to speak of him, entreat for him, nor any way sustain him. Edm. Most savage and unnatural! Glo. Go to; say you nothing. There is division between the dukes, and a worse matter than that. I have received a letter this night; ’t is * dangerous to be spoken; — I have locked the letter in my closet. These injuries the king now bears will be revenged home; 2 there is part of a power 36 ) Nach Warburton’s Erklärung: wenn die Edelleute für ihre Schneider neue Moden erfinden. Vielleicht ist tutors aber in weiterem Sinne zu fassen: wenn die Edelleute für ihre Schneider sorgen, sie nicht ruiniren durch Nichtbezahlung der Rechnungen. 37 ) burn‘d steht doppelsinnig, = verbrannt, und von der Lustseuche angesteckt. 3b) weil im Volksgedränge der Beutelschneider die besten Geschäfte macht. 39) Die Prophezeiung bei Chaucer schliesst: Then shall the realm of Albion || Be brought to great confusion. — Mit den folgenden Schlussreimen macht sich der Narr über das Ganze lustig, sie sind eine von ihm hinzugefügte Persifflage. ♦0) Der alte britannische Zauberer Merlin wird, wie hier, als Prophet auch in King Henry IV., First Part (A. 3, Sc. 1.) verhöhnt: of the dreamer Merlin and his pro¬ phecies. 1) Lear’s Töchter und deren Gatten hatten, indem sie dem Gloster die Beherbergung Lear’s untersagten, ihm allerdings die Benutzung seines eigenen Hauses genommen. 2 ) werden an denjenigen, von denen sie ausgehen, gerächt werden, daher gründlich, voll¬ ständig gerächt. speak a pro- [Exit. Sc. 4. KING LEAK. 77 already footed; 3 we must incline to the king. 4 I will seek him, and privily relieve him: go you, and maintain talk with the duke, that my charity be not of him perceived. If he ask for me, I am ill, and gone to bed. If I die for it, as no less is threatened me, the king, my old master, must be relieved. There is some strange thing toward, Edmund; pray you, be careful. [Exit Edm. This courtesy, forbid thee, shall the duke Instantly know; and of that letter too. This seems a fair deserving, 5 and must draw 6 me That which my father loses; no less than all: The younger rises, when the old doth fall. [Exit. SCENE IV. A Part of the Heath, with a Hovel. Enter Lear, Kent, and Fool. Kent. Here is the place, my lord; good my lord, enter: The tyranny of the open night ’s too rough For nature to endure. [Storm still. Lear. Let me alone. Kent. Good my lord, enter here. Lear. "Wilt break my heart? * 1 Kent. I ’d rather break mine own. Good my lord, enter. Lear. Thou think’st ’t is much, that this contentious 2 storm Invades us to the skin: so ’t is to thee; But where the greater malady is fix’d, The lesser is scarce felt. Thou ’dst shun a bear; But if thy flight lay toward the roaring sea, 3 Thou ’dst meet the bear i’ the mouth. When the mind ’s free, The body ’s delicate: the tempest in my mind Doth from my senses take ,all feeling else, Save what beats there: filial ingratitude. 4 3 ) Ygl. A. 3, Sc. 1, Anm. 16. — Die Qs. haben landed für footed. *) In dem bald ausbrechenden Kampfe müssen wir uns zum Könige halten. 5) J)ie Denunciation, welche Edmund beabsichtigt, ist offenbar (seems) ein wirklicher Dienst, den er dem Herzog von Cornwall erweist. 6 ) to draw , = einziehen, vom Gewinne beim Spiel gebraucht, ist Gegensatz zu to lose. 1) Steevens vermuthet, dass Lear diese Worte nicht an Kent, sondern an sein eigenes Herz richte, dass demnach ein Komma vor den Vocativ my heart zu setzen sei. Jeden¬ falls versteht Kent darin eine an ihn gerichtete Frage: Willst du mir das Herz brechen? 2 ) Dafür haben die Qs. theils crulentious, was nur Druckfehler für die Lesart der Fol. sein kann, theils tempestuous. 3) So die Fol. und die eine Q. Die beiden anderen Qs. haben raging. 4 ) Nach der Interpunction der alten Ausgaben ist filial ingratitude die Apposition zu what beats there : was dort (d. h. in meinem Herzen) pocht, nämlich der Undank der Kinder. Die Herausgeber betrachten den Satz mit there abgeschlossen, und das Folgende als einen für sich bestehenden Ausruf Lear’s. 78 KING LEAK. a. nr. Is it not as this mouth should tear this hand, For lifting food to ’t? — But I will punish home. 5 — No, I will weep no more. — In such a night To shut me out! — Pour on; I will endure: 6 — In such a night as this! 0 Regan, Goneril! — Your old kind father, whose frank heart gave all, 7 — 0! that way madness lies; 8 let me shun that; No more of that. Kent. Good my lord, enter here. Lear. Pr’ythee, go in thyself; seek thine own ease: This tempest will not give me leave to ponder On things would hurt me more. 9 — But I ’ll go in: In, boy; go first. — [To the Fool.] You houseless poverty, — Nay, get thee in. I ’ll pray, and then I ’ll sleep. — [Fool goes in. Poor naked wretches, wheresoe’er you are, That bide the pelting of this pitiless storm, 10 How shall your houseless heads, and unfed sides, Your loop’d and window’d raggedness, 11 defend you From seasons such as these? 0! I have ta’en Too little care' of this. Take physic, pomp; 12 Expose thyself to feel what wretches feel, That thou may’st shake the superflux to them, 13 And show the heavens more just Fdg. [Within.] Fathom and half, fathom and half! 14 Poor Tom! [ The Fool rims out from the hovel. Fool. Come not in here, nuncle; here ’s a spirit. Help me! help me! Kent. Give me thy hand. — Who ’s there? Fool. A spirit, a spirit: lie says his name ’s poor Tom. 5 ) punish home ist gebraucht wie be revenged home. (Ygl. A. 3, Sc. 3, Anm. 2.) — Die Qs. haben punish sure. 6 ) Diese Zeile findet sich nicht in den Qs. 7 ) So die Fol. — Die Qs. gave you all. — frank ist „freigebig“. 8 ) Wenn ich den Gedanken verfolge, dass ich ihnen Alles gab, so liegt in der Richtung dieses Gedankens die Gefahr, wahnsinnig zu werden. 9 ) Dieser Ausspruch erklärt auf’s Deutlichste, was Lear mit den Worten wilt break my heart zu Kent sagen wollte. — Die folgenden beiden Zeilen hat erst die Fol. 10 ) Die Qs. haben night für storm. J1 ) raggedness bezeichnet die zerlumpten Kleider, deren Löcher hier mit den Luft- oder Schiess-Löchern (loop) und Fenstern in den Mauern verglichen werden. 12 ) pomp ist die königliche Pracht, wie sie Lear früher umgab. Diese, gleichsam krank an ihrem Ueberfiuss, soll, um sich zu heilen, den Sturm dieser Nacht als Arznei ein¬ nehmen. 13 ) den Ueberfiuss abschütteln, so dass er den Armen zu Gute kommt. — superßux ist ein Wort, das sonst auch bei Sh. sich nicht findet. *♦) Edgar spricht wie ein Lootse, der die Tiefe des Meeres misst. — Die Zeile fehlt in den Qs. Sc. 4. KING LEAR. 79 Kent. Wliat art thou that dost grumble there i’ the straw? Come forth. Enter Edgar, disguised as a madman. Edg. Away! the foul fiend follows me! — Through the sharp hawthorn blow the winds. 15 — Humph! go to thy bed, and warm thee. 16 Lear. Didst thou give all to thy daughters? 17 And art thou come to this? Edg. Who gives any thing to poor Tom? 18 whom the foul fiend hath led through fire and through flame, 19 through ford and whirlpool, over bog and quagmire; that hath laid knives under his pillow, and halters in his pew; 20 set ratsbane by his porridge; made him proud of heart, to ride on a bay trotting-horse over four-inched bridges, 21 to course his own shadow for a traitor. — Bless thy five wits! 22 Tom ’s a-cold. 23 — 0! do de, do de, do de. — Bless thee from whirlwinds, star-blasting, and taking! 24 Do poor 15 ) Ein Bruchstück aus einer verloren gegangenen Ballade, in Edgar’s Munde einigermassen modiflcirt. Die Herausgeber ziehen dieser Lesart der Fol. meistens die der Qs. vor: blows the cold wind, weil Edgar später so spricht. Indess brauchte er nicht immer wörtlich dasselbe zu sagen. 16 ) Die Qs. lesen cold bed , und reproduciren damit vollständig eine zu Sh.’s Zeit auf dem Theater sprüchwörtlich gewordene persifflirende Anspielung auf eine Stelle in Kyd’s Spanish Tragedy, die sich auch in Sh.’s Taming of the Shrew Induct. Sc. 1. findet. Den komischen Effect, den das Citat hier hervorbringen musste, wollte Sh. vielleicht später als störend vermeiden, und so fehlt cold in der Fol. 17 ) So die Fol., mit passender Weglassung von two vor daughters. — Die Qs. haben nämlich: Hast thou given all to thy two daughters? 18 ) Fast alle Einzelnheiten und Symptome des Besessenseins, mit denen Edgar hier seinen Zustand schildert, sind aus Harsnet’s mehrerwähntem Buche entlehnt. 19 ) through fame fehlt in den Qs. 20 ) Die Messer, die Stricke und das Rattengift, das ihm neben die Suppe gestellt wurde, sollten den Besessenen zum Selbstmorde verleiten. Dass der Teufel ihm solche Ver¬ suchung selbst an heiliger Stätte, in seinem Kirchenstuhle fpewj , bereitete, zeigte noch dringender die Gefahr, der er ausgesetzt war. 21 ) Auf einem trabenden Pferde über Brückenstege zu reiten, die nur vier Zoll breit waren, in eifriger Verfolgung des eigenen N Schattens, als ob es ein Feind oder Ver- räther wäre, gehörte gleichfalls zu den lebensgefährlichen Versuchungen, in die der Teufel ihn führte. 22 ) d. h. God bless thy five wits, — Gott segne oder bewahre dir deine fünf Verstandes¬ kräfte. — Sh. unterscheidet zwischen den five wits und den five senses sehr bestimmt in seinen Sonnets (141.): But my five wits nor my five senses can || Dissuade one foolish heart from serving thee. Man versteht unter den ersteren folgende: common wit, imagination, fancy, estimation, memory. 23 ) Ueber diesen Ausruf vgl. Anm. 5. zu A. 2, Sc. 3. — Die folgenden inarticulirten Laute entpresst ihm die Kälte, über die er klagt. 2 *) star-blasting ist der verderbliche Einfluss böser Sterne, taking Ansteckung. Vgl. über to take Anm. 46. zu A. 2, Sc. 4. 80 KING LEAR. A. III. Tom some charity, whom the foul fiend vexes. — There could I have him now, — and there, — and there, — and there again and there. [ Storm continues. Lear. What! have his daughters brought him to this pass? — Could’stt hou save nothing! Didst thou give them all? Fool. Nay, he reserved a blanket, 25 else we had been all shamed- Lear. Now, all the plagues that in the pendulous air 28 Hang fated o’er men’s faults, light on thy daughters! Kent. He hath no daughters, Sir. Lear. Death, traitor! nothing could have subdued nature To such a lowness, but his unkind daughters. -— Is it the fashion, that discarded fathers Should have thus little mercy on their flesh? 27 Judicious punishment! ’t was this flesh begot Those pelican daughters. 28 Edg. Pillicock sat on Pillicock-hill: — Halloo, halloo, loo, loo! Fool. This cold night will turn us all to fools and madmen. Edg. Take heed o’ the foul fiend. Obey thy parents; keep thy word’s justice, 29 swear not; commit 30 not with man’s sworn spouse; set not thy sweet heart on proud array. Tom ’s a-cold. Lear. What hast thou been? Edg. A serving-man, 31 proud in heart and mind; that curled my hair, wore gloves in my cap, 32 served the lust of my mistress’s heart, and did the 25 ) Der Narr spricht von dem Leinentuch, mit dem Edgar seine Blosse gedeckt hat. (Vgl. A. 2, Sc. 3, Anm. 4.) — Wenn er das nicht umgeschlagen hätte, so würde das Schamgefühl aller Anwesenden sich verletzt fühlen , und, doppelsinnig, würden alle Anwesenden blamirtsein. 26 ) 'pendulous findet als Epitheton zu air seine Erklärung durch die Beziehung auf o'er men's faults, denn gerade die drohend darüber schwebende Luft muss gemeint sein. 27 ) Anspielung auf die Art der Entstellung Edgars, wie er sie selbst vorher beschrieb (A. 2, Sc. 3.): strike in their — — arms pins, wooden pricks etc. 28 ) pelican daughters sind sie, insofern sie von dem Blute des Vaters sich nähren, wie die Jungen des Pelikan nach der Fabel. — Die Aehnlichkeit des Klanges von pelican bringt den Edgar auf Pillicock, eigentlich eine veraltete, niedrige Bezeichnung des männlichen Gliedes, die Edgar aber in seiner Furcht vor den Dämonen als Namen eines bösen Geistes auffasst. Der Reim kommt als ein Ammenreim vollständiger auch anderswo vor: so in Ritson’s Gammer Gurton’s Garland: Pillycock, Pillycock sat On a hill || If he 's not gone, he sits there still. 29 ) So die Fol. — Die Qs. thy words justly. 30 ) to commit , auch ohne das zu supplirende Object adultery oder fornication, wird in diesem Sinne gebraucht. 31 ) serving-män, sonst bei Sh. = Diener, steht hier in dem speciellen Sinne von „ver¬ trauter Diener einer Dame“, dem italienischen cavaliere servente entsprechend. So nennt Silvia in Two Gentlemen of Verona ihren Anbeter immer servant. 32 ) Das Haarkräuseln kommt auch in Harsnet’s Buch als Symptom des Besessenseins vom Dämon des Stolzes fpridej vor. — Das an der Mütze Tragen des Handschuhs, den man von der Dame erhalten hatte, wiederholt sich, als ein Zeichen ritterlicher Hul¬ digung, bei Sh. und seinen Zeitgenossen oft. Sc. 4. 81 KING LEAR. act of darkness with her; swore as many oaths as I spake words, and broke them in the sweet face of heaven: one, that slept in the contriving of lust, and waked to do it. Wine loved I deeply; dice dearly; and in woman, out- paramoured the Turk: 33 false of heart, light of ear, 34 bloody of hand; hog in sloth, fox in stealth, wolf in greediness, dog in madness, lion in prey. Let not the creaking of shoes, nor the rustling of silks, 35 betray thy poor heart to woman: keep thy foot out of brothels, thy hand out of plackets, 36 thy pen from lenders’ books, and defy the foul fiend. — Still through the hawthorn blows the cold wind, 37 says suum, mun, ha no nonny. 38 Dolphin my boy, my boy; sessa! let him trot by. [Storm still continues. Lear. Why, thou wert better in thy grave, than to answer with thy uncovered body this extremity of the skies. — Is man no more than this? Consider him well. Thou owest the worm no silk, the beast no hide, the sheep no wool, the cat no perfume. 33 — Ha! here ’s three of us are sophisti¬ cated: thou art the thing itself: unaccommodated 40 man is no more but such a poor, bare, forked 44 animal as thou art. — Off, off, you lendings. — Come; unbutton here. — [Tearing of his clothes . 42 33 ) to out-paramour — an Buhlen oder an Kebsweibern übertreffen. — Turk ist bier der Grosstürke, der türkische SuKan, wie K. Henry Y. (A. 5, Sc. 2.): Go to Constan¬ tinople and take the Turk by the beard. 34 ) light of ear — leichtgläubig, oder zu Missverständnissen geneigt. 35 ) Das Knarren der Schube und das Rascheln seidner Gewänder verräth das Nahen der Weiber, die ihn verlocken wollen. 36 ) placket, jetzt — petticoat , bedeutete zu Sh.’s Zeit besonders einen Schlitz im Weiberrocke. Ein Lexikograph, der Zeit, Coles, übersetzt es sogar mit sinus muliebris. 3V ) Ygl. Anm. 15. 38 ) Ein Refrain ohne Sinn, der in vielen Liebesliedern der Zeit, u. A. auch in den von Ophelia gesungenen (Hamlet, A. 4, Sc. 5.), wiederkehrt. ■— Das folgende Dolphin my boy etc. soll nach Steevens ein Bruchstück aus einer Ballade sein, in welcher ein französischer König seinen Dauphin von dem Turnirkampfe mit verschiedenen Gegnern zurückhält, die er zu dem Zwecke vorüber traben lässt (trot by). — sessa, als Ausruf der Ermunterung, kommt auch in Taming of the Shrew Induct, vor. 39 ) Unter der Katze, der Edgar keinen Wohlgeruch verdankt, ist die Bisamkatze zu ver¬ stehen, deren Bisam (civet) als Parfüm öfter bei Sh. erwähnt wird. So in Much ado about nothing (A. 3, Sc. 2.) heisst es von Einem, der den Damen gefallen will: he rubs himself with civet. — Im Gegensatz zu dem aller fremden Bestandtheile erledigten Edgar sind die drei übrigen Anwesenden mit solchen verfälscht (sophisti¬ cated). 40 ) der Mensch, ohne irgend eine Zuthat. 41 ) forked, = gespalten, ist hier = zweibeinig, wie nachher (A. 4, Sc. 6.) die sich spal¬ tenden Beine selbst forks heissen. An anderen Stellen gebraucht Sh. forked — in Hörner gespalten, gehörnt, vom Hahnrei. 42 ) Die Bühnenweisung ist modern, indess ist kein Zweifel, dass Lear unter lendings, — das Geliehene, Entlehnte, seine Kleider versteht. — Come,- unbutton here, wofür in den Qs. zum Theil come on, be true steht, ist wahrscheinlich eine Aufforderung an Kent und an den Narren, gleichfalls ihre Kleider abzuthun. 6 82 KING LEAR. A. III. Fool. Pr’ythee, nuncle, be contented; ’t is a naughty night to swim in. 43 _ Now, a little fire in a wild field were like an old lecher’s heart; a small spark, all the rest on’s body cold.—Look! here comes a walking fire. 44 Edg. This is the foul fiend Flibbertigibbet: 45 he begins at curfew, and walks till the first cock; he gives the web and the pin, 46 squints the eye, and makes the hare-lip; mildews the white wheat, and hurts the poor creature of earth. Swithold footed thrice the wold, 47 He met the niglit-mare, and her nine-fold ; 48 Bid her alight, And her troth 'plight, 49 And, aroint thee, witch, aroint thee! Kent How fares your grace? Enter Gloster , with a torch. Lear. What ’s lie? Kent. Who ’s there? What is ’t you seek? Glo. What are you there? Your names? Edg. Poor Tom; that eats the swimming frog, the toad, the tadpole, the wall-newt, and the water; 50 that in the fury of his heart, when the foul fiend rages, eats cow-dung for sallets; swallows the old rat, and the ditch- dog; 51 drinks the green mantle of the standing pool: who is whipped from tything to tytliing, and stocked, punished, and imprisoned; 52 who hath had three suits to his back, six shirts to his body, horse to ride, and weapon to wear, — 43 ) naughty = nichtsnutzig, schlecht. 44 ) Er sieht aus der Ferne Gloster mit der Fackel kommen. 45 ) Den Namen dieses Dämons fand Sh. bei Harsnet. Wie andere Geister, durfte auch er nur bis zum ersten Hahnenruf [first cock) umgehen. 46) weh, — Fell im Auge, und pin, — Staar im Auge, werden bei Sh.’s Zeitgenossen als eine Krankheit aufgeführt. So erklärt Fl or io im Italienischen Wörterbuche das Wort cataratta = a dimness of sight occasioned by humours hardened in the eyes , called a Cataract or a p in and a w eh. 47) Swithold ist volksthümliche Abkürzung von Saint Withöld, wie die Herausgeber die Lesart der Qs. und Fol. ändern, = St. Vitalis, der in diesem Liede als Schutzheiliger gegen das Alpdrücken (night-mare) gefasst wird. — Für wold, — offenes Feld, lesen die alten Ausgaben old, nach ehemaliger falscher Orthographie. 48 ) Unter nine-fold muss das aus Neunen bestehende Gefolge des als weiblicher böser Geist gefassten Alpdrückens zu verstehen sein. 49 ) Sie musste sich verpflichten, nicht zu kommen. Das folgende aroint thee ist eine Ban- nungsformel, die auch in Macbeth (A. 1, Sc. 3.) gegen eine zudringliche Hexe aus¬ gesprochen wird, wie hier Saint Withold sie an die night-mare richtet, = packe dich, hebe dich hinweg! 50 ) Zu water ist newt aus dem wall-newt zu ergänzen. 51 ) ditch-dog ist der todte Hund, dessen Aas in den Graben geworfen ist. 52 ) eine gewöhnliche Strafe für Landstreicher zu Sh.’s Zeit. Sc. 4. ICING LEAR. 83 But mice, and rats, and such small deer, Have heen Tom s food for seven long year . 53 Beware my follower. 54 — Peace, Smulkin! peace, thou fiend! Glo. Wliat! hath your grace no better company? Edg. The prince of darkness is a gentleman; Modo he ’s call’d, and Malm. 55 Glo. Our flesh and blood, my lord, is grown so vile, That it doth hate what gets it. 56 Edg. Poor Tom ’s a-cold. Glo. Go in with me. My duty cannot suffer 57 To obey in all your daughters’ hard commands: Though their injunction be to bar my doors, And let this tyrannous night take hold upon you, Yet have I ventur’d to come seek you out, And bring you where both fire and food is ready. Lear. First let me talk with this philosopher. — What is the cause of thunder? Kent. Good my lord, take his offer: go into the house. Lear. I ’ll talk a word with this same learned Theban. 58 What is your study? Edg. How to prevent the fiend, and to kill vermin. Lear. Let me ask you one word in private. Kent. Importune 59 him once more to go, my lord, His wits begin to unsettle. Glo. Canst thou blame him? His daughters seek his death. — Ah, that good Kent! — He said it would be thus, poor banish’d man! — 53 ) Die Verse sind mit einigen Abkürzungen aus einer alten Ballade entlehnt., welche die siebenjährigen Kerkerleiden des fabelhaften Recken Bevis von Southampton so schil¬ dert: Rats and mice and such small deer [| Was Ms meat that seven year. — Sh. erwähnt ihn K. Henry VI., Second Part, (A. 2, Sc. 3.) und K. Henry VIII. (A. 1, Sc. 1.). 5 ^) follower ist der böse Geist, der ihm folgte. In der Fol. heisst er Smulkin, in den Qs., welche alle diese Namen sehr entstellen, Snulhug; bei- Harsnet kommt ein Dämon Namens Smolkin vor. 65 ) Harsnet erwähnt Maho und Modu als zwei mächtige Dämonen, letzteren als Fürsten der übrigen. — Der Name Mahu kommt in Verbindung mit der ersten Zeile auch sonst wie ein Citat aus einem Liede vor. 56 ) Gloster spricht von seinen Kindern, welche das Fleisch und Blut, das sie erzeugt hat, hassen. 57 ) die Ergebenheit, die ich Euch widme, kann es nicht ertragen, dass ich in Allem u. s. w. 58 ) Einen learned Theban , und bald darauf good Athenian , also irgend einen griechischen Philosophen des Alterthums aus Theben oder Athen, nennt er den Edgar, wie vorher und nachher philosopher. 59 ) importune ist die alte Betonung des Wortes. 6 * 84 KING LEAR. a. in. Thou say’st, the king grows mad: I ’ll tell thee, .Mend, I am almost mad myself. I had a son, Now outlaw’d from my blood; he sought my life, But lately, very late: I lov’d him, friend, No father his son dearer: true to tell thee, The grief hath craz’d my wits. What a night ’s this! [Storm continues. I do beseech your grace, — Lear. 0! cry you mercy, Sir. — Noble philosopher, your company. Edg. Tom ’s a-cold. Glo. In, fellow, there, into the hovel: keep thee warm. Lear. Come, let ’s in all. 60 Kent. This way, my lord. Lear. With him: I will keep still with my philosopher. Kent . Good my lord, soothe him; let him take the fellow. Glo. Take him you on. Kent. Sirrah, come on; go along with us. Lear. Come, good Athenian. Glo. No words, no words: Hush. Edg. Child Howland to the dark tower came, LHs word was still, — Fie, joh, and furn, I smell the blood of a British man. 61 [Exeunt. SCENE V. A Room in Gloster’s Castle. Enter Cornwall and Edmund. Corn. I will have my revenge, ere I depart his house. Edm. How, my lord, I may be censured, that nature thus gives way to loyalty, something fears me to think of. 4 Corn. I now perceive, it was not altogether your brother’s evil dispo- €0 ) Lear will mit in die Hütte gehen, in welche Gloster den Edgar verweist. Da Lear sich von Edgar nicht trennen will, verstattet Gloster dem König, den „Philosophen“ mit sich zu nehmen (take him you on). 61 ) Aus einer alten verloren gegangenen Ballade vom Junker (Child) Roland. Cap eil fügt zur Erklärung zwischen den ersten und zweiten Yers folgende Zeile ein: The giant roar'd and out he ran, weil das folgende His word etc. sich nicht auf Child Rowland beziehen lässt. — Für came lesen die Qs., vielleicht um auf fum zu reimen: come. 4 ) to censure — beurtheilen. — something fears me etc. — mich schaudert etwas, daran zu denken. Sc. 5 . KING LEAR. 85 sition made him seek his death; but a provoking merit, 2 set a-work by a reproveable badness in himself. Edm. How malicious is my fortune, that I must repent to be just! This is the letter which he spoke of, 3 which approves him an intelligent part to the ad¬ vantages of France. 4 0 heavens! that this treason were not, or not I the detector! Corn. Go with me to the duchess. Edm. If the matter of this paper be certain, you have mighty business in hand. 5 Corn. True, or false, it hath made thee earl of Gloster. Seek out where t thy father is, that he may be ready for our apprehension. 6 Edm. [Aside.'] If I find him comforting the king, it will stuff his suspi¬ cion 7 more fully. — [To him.] I will persever 8 in my course of loyalty, though the conflict be sore between that and my blood. Corn. I will lay trust upon thee, and thou shalt find a dearer father in my love. [Exeunt. SCENE VI. A Chamber in a Farm-House, adjoining the Castle. Enter Gloster, Lear, Kent, Fool and Edgar. Glo. Here is better than the open air; take it thankfully. I will piece out the comfort with what addition I can: 1 I will not be long from you. Kent. All the power of his wits has 2 given way to his impatience. — The gods reward your kindness! [Exit Gloster. Edg. Frateretto 3 calls me, and tells me, Nero is an angler in the lake of darkness. 4 Pray, innocent, and beware the foul fiend. 5 2 ) 'provoking merit kann, als Gegensatz zu evil disposition, sich ebenfalls nur auf Edgar beziehen, bei dem das Bewusstsein des eigenen Werthes zu Anschlägen gegen das Leben seines Täters angestachelt wurde durch die verwerfliche Schlechtigkeit, die er an diesem Vater wahrnahm. 3 ) Gloster sprach von dem Briefe A. 3, Sc. 3. 4 ) Der Brief beweist (approves), dass Gloster ein kundschaftender Parteimann in Bezug auf günstige Gelegenheiten für Frankreich ist. 5 ) d. h. mit Kriegsrüstungen gegen Frankreich. 6 ) apprehension = Verhaftung. 7 ) his suspicion ist der Verdacht, der ihn, d. h den Gloster, trifft, und der durch die, dem Könige gewährte Unterstützung noch verstärkt werden soll. 8 ) to persever, mit dem Tone auf der zweiten Sylbe, ist Sh.’s Wort. Gloster will zu dem Obdache, das er ihm gewährt, noch alle weitere Unterstützung, die in seiner Macht steht, hinzufügen. — Nach der Bühnenweisung der Fol. treten Lear, Edgar und der Narr erst nach Gloster’s Weggange auf. 2 ) Qs. und Fol. haben have, nach der Sh. eigentümlichen Construction, das Verbum nach dem nächst vorhergehenden Substantiv, wenn es auch nicht Subject ist, im Numerus sich richten zu lassen. 3 ) Frateretto ist bei Harsnet ein Genosse des vorher genannten Dämonen Flibertigihhet. (Vgl. A. 3, Sc. 4, Anm. 45.) 4 ) In Rabelais’ Gargantua, den Sh. wenigstens in Englischer Uebersetzung gekannt haben muss, wie auch aus anderweitigen Anspielungen auf das Buch hervorgeht, fand er, dass Nero, der römische Kaiser, in der Hölle als Geiger, Trajan als Angler hause. 5 ) innocent, eigentlich Einfaltspinsel, wird hier der Narr angeredet. 86 KING LEAR. A. III. Fool. Pr’ythee, nuncle, tell me, whether a madman be a gentleman, or a yeoman? 6 Lear. A king, a king! Fool. No: he ’s a yeoman, that has a gentleman to his son; for he ’s a mad yeoman, that sees his son a gentleman before him. 7 Lear. To have a thousand with red-burning spits Come hissing 8 in upon them: — Fdg. The foul fiend bites my back. Fool. He ’s mad, that trusts in the tameness of a wolf, a horse’s health, a boy’s love, or a whore’s oath. -Lear. It shall be done;'I will arraign them straight. 9 — Come, sit thou here, most learned justicer; — To Edgar. Thou, sapient Sir, sit here. [To the Fool. ] — Now, you she-foxes! — Fdg. Look, where he stands and glares! — Wantest thou eyes at trial, Madam? 10 Come der the bourn, Bessy, to me: — Fool. Her boat hath a leak, And she must not speak Why she dares not come over to thee. 11 Fdg. The foul fiend haunts poor Tom in the voice of a nightingale. 12 Hopdance cries in Tom’s belly for two white herring. 13 Croak not, black angel; I have no food for thee. 6 ) Den yeoman unterscheidet Sh. auch sonst genau vom Edelmann (gentleman). So in K. Henry VI., First Part (A. 2, Sc. 4.): Spring crestless yeomen from so deep a root. 7 ) Diese Rede des Narren fehlt in den Qs. fc ) So die Qs. — Die Fol. hizzing, wahrscheinlich dasselbe Wort, nur mit veränderter Orthographie. Die Herausgeber lesen meistens whizzing aus blosser Conjectur. — Der folgende Theil der Scene bis zu Lear’s Worten: False justicer, why hast thou let her ' scape fehlt in der Fol. 9) Lear stellt seine Töchter vor Gericht, wie er sie auch eben vorher von rothglühenden Spiessen bedroht sah. 10 ) So die sehr nachlässig gedruckten Qs., nach deren Lesart Edgar in der ersten Zeile auf Lear hinweist, in der zweiten aber, auf Lear’s Wahnsinn eingehend, der vor Ge¬ richt gestellten Tochter ihre Koketterie verweist: Brauchst Du die Augen vor Gericht auf dich zu ziehen? — Für wantest schlug Seward wantonest vor. Andere möchten die Rede dem Lear zuertheilen, und für he lieber she lesen, in Bezug auf Goneril, wie sie vor Gericht steht. 11 ) Der Narr setzt das von Edgar begonnene Lied fort; es ist ein sehr entstelltes Bruch¬ stück aus einer Ballade, betitelt: Song between the Queen’s Majesty and England. — bourn ist alterthümlich und nordenglisch,= Bach. — Bessy ist abgekürzt aus Elizabeth. 12 ) Bei Har sn et wird eine Nachtigall, die im Käfig sitzt, vom Teufel daraus entführt und umgebracht. 13 ) Hoberdidance ist ein namhafter Dämon in Harsnet’s Buch. — white herring erklärt Steovons mit pickled herring. Sc. 6. KING LEAK. 87 Kent. How do you, Sir? Stand you not so amaz’d: Will you lie down and rest upon the cushions? Lear. I ’ll see their trial first. — Bring in the evidence. — Thou robed man of justice, take thy place; — [To Edgar. And thou, his yoke-fellow of equity, [To the Fool. Bench by his side. — You are of the commission, 14 sit you too. [To Kent. Edg. Let us deal justly. Fleetest, or wakest thou, jolly shepherd? Thy sheep he in the corn ; And for one blast of thy minikin 15 mouth, Thy sheep shall take no harm. Pur! the cat is grey. 16 Lear. Arraign her first; ’t is Goneril. I here take my oath before this honourable assembly, she kicked the poor king her father. 17 Fool. Come hither, mistress. Is your name Goneril? Lear. She cannot deny it. Fool. Cry you mercy, I took you for a joint-stool. ls Lear. And here ’s another, whose warp’d looks proclaim What store her heart is made of. — Stop her there! Arms, arms, sword, fire! — Corruption in the place! 19 False justicer, why hast thou let her ’scape? Edg. Bless thy five wits! Kent. 0 pity! —- Sir, where is the patience now, That you so oft have boasted to retain? Edg. [Asidei] My tears begin to take his part so much, They ’ll mar my counterfeiting. Lear. The little dogs and all, Tray, Blanch, and Sweet-heart, see, they bark at me. 20 14 ) Commission — die mit der gerichtlichen Procedur Beauftragten. — Ebenso ist to bench ein gerichtlicher technischer Ausdruck, = auf der Richterbank als Beisitzer sitzen. 15 ) minikin, eigentlich = winzig, klein, steht hier als Liebkosungsausdruck, = hübsch.— blast geht wohl auf das Blasen der Hirtenflöte. Wenn der Schäfer nur einmal mit dem Möndchen bläst, so soll seinen Schafen kein Leid widerfahren, obwohl sie in’s Korn gegangen sind. 16 ) Pur ist der Name eines Harsnet’schen Dämons, zugleich das Schnurren der Katze. 17 ) Lear tritt als Zeuge gegen Goneril auf und will sich beeidigen lassen. 18 ) Diese sprüchwörtliche Redensart kommt schon in .Lilly’s Mother Bombie, 1594. (A. 4, Sc. 2.) vor: I cry you mercy, I took you for a joint-stool. 19 ) Er meint Regan, welche die Bestechlichkeit (corruption) des Richters entwischen lässt. — Das Folgende findet sich in Qs. und Fol. 20 ) Steevens macht darauf aufmerksam, dass in dem Menaechmi des Plautus, von welchem lateinischen Lustspiel 1695 eine englische Uebersotzung erschien, der eine Bruder in verstelltem Wahnsinne sich von Hunden angebellt glaubt: Here ’s an old mastiff büch stands barking at me. 88 KING LEAR. A. III. Edg. Tom will throw his head at them. 21 — Avaunt, you curs! Be thy mouth or black or white, Tooth that poisons if it bite; Mastiff, greyhound, mongrel, grim, Hound or spaniel, brach or lym; 22 Or bobtail tike, or trundle-tail, 23 Tom will make them weep and wail. For, with throwing thus my head, Dogs leap the hatch, and all are fled. Do, de, de, de. Sessa! 24 Come, march to wakes and fairs, 25 and market towns. — Poor Tom, thy horn is dry. 26 Lear. Then let them anatomize Regan, see what breeds about her heart. Is there any cause in nature, that makes these hard hearts? 27 — lou, Sir, [To Edgar.] I entertain you for one of my hundred; only, I do not like the fashion of your garments: you will say, they are Persian attire; but let them be changed. 28 Kent. Now, good my lord, lie here, and rest awhile. 29 21 ) Edgar, um die Hunde zu verscheuchen, greift an seinen Kopf, als wolle er sie damit wie mit einem Steine werfen, und spricht dazu die folgenden Yerse wie eiue Beschwö¬ rungsformel. 22 ) Die Qs. lesen him, die Fol. Hym, wofür zuerst Hanmer das unzweifelhaft richtige lym setzte, gewöhnlicher lime oder lime-hound, — Bluthund. 23) Zu trundle-tail, = Schleppschwanz, ist tike zu ergänzen, wie zu boh-tail. 2 >) So ist wohl der nur in der Fol. sich findende Hetzruf sese zu verstehen. (Ygl. A. 3, Sc. 4, Anm. 38.) 25 ) Auf Kirmessen und Märkten trieben sich die Bedlam beggars des Betteins wegen vor¬ zugsweise herum. 26 ) In den Papieren des Antiquaren Aubrey, dem wir die frühesten biographischen No¬ tizen über Sh. verdanken, kommt eine Schilderung der Bedlam beggars vor, in der es u A. heisst: they wore about their necks a great horn of an ox, in a string or bawdrick, which when they came to a house they did wind, and they put the drink given to them into this horn, whereto they put a stopple. — Edgar klagt also in seiner angenom¬ menen Rolle über Durst, wie er vorher über Hunger geklagt hatte. Eine gesuchtere Deutung von Ste evens ist die, dass Edgar diese Worte bildlich fasse und bei Seite spreche, um auszudrücken, dass er nichts mehr zu sagen wisse, oder dass er seiner Rolle nicht mehr gewachsen sei. 27 ) Die Qs. haben this hardness. - 2b ) Indem er Edgar in die Zahl seiner hundert ausbedungenen Ritter aufnehmen will, nimmt er Anstoss an der abenteuerlichen Tracht des Bedlam beggar, die vielleicht ausländisch, Persisch sein mag, aber für seine Ritter nicht passt. — In der Fol. fehlt ättire hinter Persian, so dass das Adjectiv auf garments zu bezie¬ hen ist. 29 ) Kent hatte schon vorher gesagt: Will you lie down and rest upon the cushions? — Diesmal giebt Lear der Aufforderung nach, und bildet sich ein, in sein Bett zu gehen, dessen Yorhänge er zuziehen lässt, und zwar ohne vorher zu Abend gegessen zu haben, was er auf den nächsten Morgen verschiebt. Sc. 6. 89 KING LEAR. Lear. Make no noise, make no noise: draw the curtains. So, so, so: We ’ll go to supper i’ the morning: So, so, so. Fool. And I ’ll go to bed at noon. 30 Be-enter Gloster. Glo. Come hither, friend': Where is the king my master? Kent. Here, Sir; but trouble him not, his wits are gone. Glo. Good friend, I pr’ythee take him in thy arms; I have o’er-lieard a plot of death upon him. There is a litter ready; lay him in ’t, And drive toward Dover, friend, where thou shalt meet Both welcome and protection. Take up thy master: If thou should’st dally half an hour, his life, With thine, and all that offer to defend him, Stand in assured loss. 31 Take up, take up; 32 And follow me, that will to some provision Give thee quick conduct. 33 Kent. Oppressed nature sleeps: — This rest might yet have balm’d thy broken sinews 34 Which, if convenience will not allow, Stand in hard cure. — Come, help to bear thy master; Thou must not stay behind. [To the Fool. Glo. Come, come, away. [.Exeunt Kent, Gloster, and the Fool, bearing off the King. Fdg. WTien we our betters see bearing our woes, We scarcely think our miseries our foes. Who alone sulfers, suffers most i’ the mind, Leaving free things, and happy shows, behind; 35 But then the mind much sufferance doth o’erskip, When grief hath mates, and bearing fellowship. 30 How light and portable my pain seems now, 30 ) Riese Worte, ein Widerhall von Lear’s letzten Worten, fehlen in den Qs. 31 ) Sein Leben nebst dem deinigen und dem Leben Aller, welche Miene machen (offer), ihn zu vertheidigen, sind sicher, verloren zu gehen. — stand in assured loss , = in assurance of loss, ist eine kühne Construction, wie Sh. sie ähnlich im Othello (A. 2, Sc. 1.) wagt: my hopes — — stand in bold cure ; — auch gleich nachher in dieser Scene: stand in hard cure. 32 ) Eine Q. liest Take up Vie king. 33 ) Die Fol. fügt noch hinzu: Come , come away, und schliesst damit die Scene. 34 ) So die Qs., wie sinews , = Nerven, auch sonst bei Sh. vorkommt, auch mit to break verbunden, wie hier. Twelfth-Night (A. 2, Sc. 5.): we break the sinews of Our plot. — Theobald’s Aenderung senses ist demnach überflüssig. 35 ) free things ist mit Beziehung auf das Vorhergehende zu deuten: Wesen, welche von solchen Leiden frei sind. 36 ) bearing ist Substantiv, — das Dulden, und entlehnt aus dom ihm coordinirten grief das Verbum hath. — ln der zweitfolgenden Zeile ist bow die Steigerung von bend. 90 KING LEAK. A. III. When that which makes me bend, makes the king bow: He cliilded, as I father’d! 37 — Tom, away! Mark the high noises, 38 and thyself bewray, 39 When false opinion, whose wrong thought defiles thee, In thy just proof, repeals and reconciles thee. 40 What will hap more to-night, safe ’scape the king! Lurk, lurk. 41 [Exit. SCENE VII. A Room in Gloster’s Castle. Enter Cornwall , Kent , Goneeil , Edmund , and Servants. Corn. Post speedily to my lord your husband; show him this letter: 1 — the army of France is landed. — Seek out the traitor Gloster. 2 [Exeunt some of the Servcmts. Beg. Hang him instantly. Gon. Pluck out his eyes. Corn. Leave him to my displeasure. — Edmund, keep you our sister company: 3 the revenges we are bound to take upon your traitorous father are not fit for your beholding. Advise the duke, where you are going, to a most festinate 4 preparation: we are bound 5 to the like. Our posts shall be 37 ) indem er eben solche Kinder hat, wie ich einen Vater habe. 38 ) high noises ist der Lärmen und "Wirrwarr, der von den Grossen ausgeht oder die Grossen betrifft. — Edgar stellt hier, wie durch den ganzen Monolog, seine Interessen als geringfügige und bescheidene den Angelegenheiten der Höheren, die nicht besser daran sind, als er, gegenüber, und findet in dieser Parallele eine Art von Trost. — Wie high noises steht All’s well that ends well (A. 1, Sc. 1.) great tears, — Thrä- nen der Grossen, der Vornehmen. 39 ) to bewray , = enthüllen, blosslegen, kommt bei Sh. und seinen Zeitgenossen oft in diesem Sinne vor. ' ,0 ) Das Epitheton false passt zu opinion eigentlich nur in Bezug auf den Relativsatz whose wrong etc., nicht aber in Bezug auf das Prädicat repeals and etc. — to repeat = zurück¬ rufen, d. h. aus der Aechtung, die ihn betroffen. — in thy just proof = wenn du als gerecht erprobt wirst. 44 ) Die letzten Worte bezeichnen das lauernd vorsichtige Wegschleichen Edgars, der Ent¬ deckung und Verrath besorgt. t) Es ist der heimlich an Gloster gelangte Brief gemeint, den Edmund (A. 3, Sc. 5.) dem Herzog von Cornwall überreicht hatte. 2 ) Die Qs. haben villain Gloster. 3 ) Edmund soll die Goneril auf ihrer Reise zu ihrem Gemahl, dem Herzog von Albany, begleiten. 4 ) das ungebräuchliche Adjectiv festinate kommt sonst auch bei Sh. nicht vor. — Als ein gesucht affectirtes Wort gebraucht er einmal Love’s Labour’s lost (A. 3, Sc. 1.) das entsprechende Adverbium festinately. 3 ) bound ist hier, wie vielleicht eben vorher, obgleich auch dort die hier geltende Bedeu¬ tung statthaft ist, nicht = verpflichtet, sondern = bereit, gerüstet, was Sh. gewöhnlich in örtlichen Beziehungen anwendet, wie z. B. King John (A. 1, Sc. 1.): I am a soldier and now bound to Trance, = reisefertig, auf dem Wege nach Frankreich. \ I Sc. 7. KING LEAR. 91 swift and intelligent 6 betwixt us. Farewell, dear sister: — farewell, my lord of Gloster. 7 Enter Oswald. How now! Where ’s the king? Osw. My lord of Gloster hath convey’d him hence: Some five or six-and-thirty of his knights, Hot questrists after him, 8 met him at gate; Who, with some other of the lord’s dependants, Are gone with him towards Dover, where they boast To have well-armed friends. Corn. Get horses for your mistress. Gon. Farewell, sw r eet lord, and sister. [ Exeunt Gon., Edm., and Osw. Corn. Edmund, farewell. — Go, seek the traitor Gloster, Pinion him like a thief, bring him before us. [. Exeunt other Servants .. Though well we may not pass upon his life 9 Without the form of justice, yet our power Shall do a courtesy to our wrath, which men May blame, but not control. 10 Who ’s there? The traitor? j Re-enter Servants , with Gloster. Beg. Ingrateful fox! ’t is he. Corn. Bind fast his corky 11 arms. Glo. What mean your graces? — Good my friends, consider You are my guests: do me no foul play, friends. Corn. Bind him, I say. [Servants hind him. Beg. Hard, hard. — 0 filthy traitor! Glo. Unmerciful lady as you are, I am none. 12 Corn. To this chair bind him. — Villain, thou shalt find — [Regan plucks his heard. Glo. By the kind gods, ’t is most ignobly done To pluck me by the beard. 6) Ygl. A. 3, Sc. 1, Anm. 13. 7 ) Er begrüsst ihn schon im Voraus mit dem Titel, dessen sein Vater bald entkleidet werden soll. — Oswald versteht unter My lord of Gloster gleich nachher natürlich den Alten. 8 ) questrists, wofür die Qs. questrits lesen, findet sich nur an dieser Stelle, als ein wahr¬ scheinlich von Sh. gebildetes Wort, nach Analogie von querist u. A. Der Sinn ist = Späher, Nachforscher, von quest: Nachforschung und nachforschen. 9 ) to pass, auch ohne ein Object, wie sentence und ähnliche, gebrauchte die ältere Sprache = ein Urtheil fällen, gerichtlich vorschreiten. 10 ) Unsere Macht soll sich unserem Zorn unterordnen, ihm eine Huldigung erweisen, welche die Leute wohl tadeln, aber nicht hindern können. — which bezieht sich füglich auf a courtesy , obwohl Sh. es auch auf wrath möglicher Weise bezogen wissen wollte. H) corky — trocken, hohl, marklos wie Kork. Sh. fand dies bezeichnende Beiwort in Hars net’s Buch von einem alten Weibe gebraucht: an old corky woman. 12 ) I am true in den Qs. 92 KING LEAR. A. III. Reg. So white, and such a traitor! Glo. Naughty lady, These hairs, which thou dost ravish from my chin, Will quicken, and accuse thee. I am your host: With robbers’ hands my hospitable favours 13 You should not ruffle thus. What will you do? Corn. Come, Sir, what letters had you late from France? Reg. Be simple-answer’d, 14 for we know the truth. Corn. And what confederacy have you with the traitors Late footed in the kingdom? Reg. To whose hands have you sent the lunatic king? Speak. Glo. I have a letter guessingly set down, Which came from one that ’s of a neutral heart, 15 And not from one oppos’d. Cunning. And false. Where hast thou sent the king? To Dover. Wherefore to Dover? Wast thou not charg’d a peril 16 Wherefore to Dover? Let him answer that. I am tied to the stake, and I must stand the course. 17 Wherefore to Dover? Because I would not see thy cruel nails Pluck out his poor old eyes; nor thy fierce sister In his anointed flesh stick 18 boarish fangs. The sea, with such a storm as his bare head 19 In hell-black night endured; would have buoy’d up, And quench’d the stelled 20 fires; Corn. Reg. Corn. Glo. Reg. Corn. Glo. Reg. Glo. 13 ) hospitable favours sind die Gesichtszüge des Wirthes, dessen, der sie gastfrei auf¬ genommen hat, und die nach dem Gastrecht ihnen heilig sein sollten. 14 ) simple- answered = mit einfacher Antwort versehen. — Die Qs. haben dafür simple answerer. 15 ) von Jemandem, der es mit keiner der beiden Parteien hält. 16 ) seil, at peril of thy life. — Cornwall unterbricht die Frage Regan’s, ehe sie vollständig ausgesprochen ist. 17 ) Das Bild ist von der Bärenhetze entlehnt, wo der Bär an den Pfahl (stake) gebunden und gegen die andringenden Hunde ( course ) ankämpfen muss. Sh. sagt noch deutlicher in Macbeth (A. 5, Sc. 7.): They have chain'd to a stake; I cannot fly; but, bear- like, I must fight the course. 18 ) So die Fol. — Die Qs. lesen rash, was nach den Belegstellen der Herausgeber bloss = reissen, zerreissen, stehen kann, und nur durch eine nicht statthafte Verwechslun mit to raze oder rase sich hier rechtfertigen lässt; denn nur letzteres Verb um wir von den Hauern des Ebers (boarish fangs) gebraucht. 19 ) Die Qs. haben lov'd head. 20 ) Für stelled, — sternig, gestirnt, ein nur hier vorkommendes Wort, wäre vielleicht stellate, in gleicher Bedeutung, zu lesen. — Die Qs. lesen steeled. tß ri Sc. 7. KING LEAR. 93 Yet, poor old heart, he holp the heavens to rain. 21 If wolves had at thy gate howl’d that stern 22 time, Thou should’st have said, „Good porter, turn the key“; All cruels else subscrib’d: 23 — But I shall see The winged vengeance overtake such children. Corn. See it shalt thou never. — Fellows, hold the chair. — Upon these eyes of thine I ’ll set my foot. 24 Glo. He, that will think to live till he be old, Give me some help! — 0 cruel! — 0 ye gods! lieg. One side will mock another; the other too. 25 Corn. If you see vengeance, 26 — Serv. Hold your hand, my lord. I have serv’d you ever since I was a child, But better service have I never done you, Than now to bid you hold. Heg. How now, you dog! Serv. If you did wear a beard upon your chin, I ’d shake it on this quarrel. 27 What do you mean ? Corn. My villain! 28 [Draws and runs at him. Serv. Nay then, come on, and take the chance of anger. [Draws. Cornwall is ivounded. Heg. Give me thy sword. 29 A peasant stand up thus! Serv. 0, I am slain! — My lord, you have one eye left To see some mischief on him. 30 — 0! [Dies. 21 ) Die Qs. to rage. 22 ) stern, wie die Fol. liest, änderte wahrscheinlich Sh. selbst aus dem veralteten dearn, — traurig, einsam, der Lesart der Qs. 23 ) cruels, — grausame Wesen, wird hier substantivisch gefasst, und bildet demgemäss einen Plural, wie z. B. mortal , mortals. — to subscribe = sich fügen. 24 ) Qs. und Fol. haben hier keine Bühnenweisung. — ßowe fügte zuerst folgende hinzu: Gloster is held down while Cornwall treads out one of his eyes, welche vor der mit Hülfe des Textes erweiterten der späteren Ausgaben den Vorzug verdient. Das Sicherste ist, da wir nicht wissen, in welcher, vielleicht verhüllenden, sich auf den Hintergrund der Bühne beschränkenden Weise auf Sh.’s Bühne diese Scene vor sich ging, keine Bühnenweisung hinzuzufügen. 25 ) damit die sehende Seite des Gesichts sich nicht über die augenlose andere Seite lustig mache, .soll er auch das andere Auge austreten. 26 ) Cornwall citirt in grausamem Hohne Gloster’s Worte: I shall see the winged ven¬ geance etc. 27 ) Die W orte sind an Regan gerichtet. — on this quarrel ist = auf Grund solcher Sache. 2Ö ) villain ist hier nicht — Schurke, sondern niedriger Knecht, wie gleich nachher in ähn¬ lichem Sinne peasant. 29 ) Diese Worte richtet Regan entweder an ihren verwundeten Gemahl, dessen Schwert sie ergreift, oder an einen Dabeistehenden. —• Die Qs. fügen die Bühnenweisung hinzu: She takes a sword and runs at him behind; in der Fol. steht nur Kills him. 30 ) Gloster kann mit seinem einen Auge den Schaden sehen, welchen der Diener dem Cornwall zugefügt hat. 94 A. III. KING LEAK. Corn. Lest it see more, prevent it. — Out, vild jelly! Where is thy lustre now? 31 Olo. All dark and comfortless. — Where ’s my son Edmund? Edmund, enkindle 32 all the sparks of nature, To quit this horrid act. Keg. Out, treacherous villain! Thou call’st on him that hates thee: it was he That made the overture 33 of thy treasons to us, Who is too good to pity thee. Olo. 0 my follies! Then Edgar was abus’d. — Kind gods, forgive me that, and prosper him! lieg. Go, thrust him out at gates, and let him smell His way to Dover. 34 — How is ’t, my lord? How look you? Corn. I have receiv’d a hurt. — Follow me, lady. Turn out that eyeless villain: — throw this slave 3o Upon the dunghill. — Regan, I bleed apace: Untimely comes this hurt. Give me your arm. 36 \Exit Cornwall, led by Regan; — Servants unbind Gloster, and lead him out. 1 Serv. I ’ll never care what wickedness I do, If this man comes to good. 2 Serv. If she live long, And in the end meet the old course of death, 37 Women will all turn monsters. 1 Serv. Let ’s follow the old earl, and get the Bedlam 3S To lead him where he would: his roguish madness Allows itself to any thing. 2 Serv. Go thou; I ’ll fetch some flax, and whites 39 of eggs, To apply to his bleeding face. Now, heaven help him! \Exeunt severally. 31 ) Das Auge, einmal herausgetxeten, ist nichts als elender Gallert, ohne Glanz. — Rowe’s Bühnenweisung ist hier: Treads out the other eye. 32 ) Die Qs. unbridle. 33 ) overture ist hier — Enthüllung, Aufdeckung, während es sonst Eröffnung, im Sinne von Anfang, Einleitung, bedeutet. 3+) Nach Dover, dem Sammelplatz aller Landesverräther, mag er seinen Weg mit der Nase suchen, da er ihn nicht mehr mit den Augen finden kann. 35 ) den erstochenen Diener. 36 ) Hier schliesst in der Fol. die Scene. 37 ) die alte herkömmliche Todesart, d. h. ein natürlicher Tod. — Wenn Regan so stirbt, so werden die Weiber, durch solch ein Beispiel von Straflosigkeit ermuntert, alle zu solchen Ungeheuern werden. 38 ) Bedlam ist der Bedlam beggar, d. h. Edgar, dessen landstreicherische (roguish) Ver¬ rücktheit sich zu Allem hergiebt. 33 ) Der Plural whites steht, weil er das Weisse von mehreren Eiern meint. Sc. 1. RING LEAR. 95 A C T IV. SCENE I. The Heath. Enter Edgar. Edg. Yet better thus, and known to be contemn’d Than still contemn’d and flatter’d. 1 To be worst, The lowest and most dejected thing of fortune, 2 Stands still in esperance, 3 lives not in fear: The lamentable change is from the best; The worst returns to laughter. 4 Welcome, then, Thou unsubstantial air, that I embrace: The wretch, that thou hast blown unto the worst, Owes nothing to thy blasts. — But who comes here? — Enter Gloster, led by an old Man . My father, poorly led? — World, world, 0 world! But that thy strange mutations make us hate thee, Life would not yield to age. 5 Old Man . 0 my good lord! I have been your tenant, and your father’s tenant, these fourscore years. 6 Glo. Away, get thee away; good friend, be gone: Thy comforts can do me no good at all; Thee they may hurt. Old Man. You cannot see your way. 7 Glo. I have no way, and therefore want no eyes: I stumbled when I saw. Full oft ’t is seen, *) Edgar zieht seine Lage, in der er weiss, dass er verachtet wird, einer anderen Lage vor, in welcher dem ohne sein Wissen Verachteten noch geschmeichelt würde. Dann geht er zu der zweiten Betrachtung über, dass, wenn man sich am Schlimmsten befindet (to be worst), die Hoffnung selbst bei den unglücklichsten Wesen fortdauere. 2 ) of fortune gehört zu den vorhergehenden Epithetis, nicht zu thing. 3 ) Das ungewöhnliche esperance, = Hoffnung, gebraucht Sh. auch Troilus and Cres- sida (A. 5, Sc. 2): an esperance so obstinately strong. — Die Seltenheit des Wortes zeigt der Druckfehler der Qs.: experience. 4 ) Das Folgende bis to thy blasts fehlt in den Qs. 5 ) Wenn nicht ein so gewaltiger Wechsel, wie Edgar ihn in diesem Augenblicke an dem Schicksale und Beispiele seines Vaters erlebt, uns die Welt oder das Dasein verhasst machte, so würde das Leben sich nicht gutwillig dem Alter fügen, also auch sich nicht auf den Tod gefasst machen. 6 ) Die Qs. lassen years aus. 7 ) Die Qs. setzen Alack, Sir! vor you cannot etc. 96 KING LEAR. A. I. Our means secure us, 8 and our mere defects Prove our commodities. — All! dear son Edgar, Tlie food of thy abused father’s wrath! Might I but live to see thee in my touch, 9 I ’d say I had eyes again! Old Man. How now! Who ’s there? Edg. [Asidei] 0 gods! Who is ’t can say, „I am at the worst? “ I am worse than e’er I was. 10 Old Man. ’T is poor mad Tom. Edg. [Aside.] And worse I may be yet: the worst is not So long as we can say, „This is the worst“. Old Man. Fellow, where goest? Glo. Is it a beggar-man? Old Man. Madman and beggar too. Glo. He has some reason, else he could not beg. I’ the last night’s storm I such a fellow saw, Which made me think a man a worm: my son Came then into my mind; and yet my mind Was then scarce friends with him: I have heard more since. 11 As flies to wanton boys, are we to the gods; They kill 12 us for their sport. Edg. [Aside Ü] How should this be? — Bad is the trade that must play fool to sorrow, Angering itself and others. [To him.'] Bless thee, master! Glo. Is that the naked fellow? 13 Old Man. Ay, my lord. Glo. Get thee away. 14 If, for my sake, Thou wilt o’ertake us, hence a mile or twain, I’ the way toward Dover, do it for ancient love; 8 ) So Qs. und Fol. — Die meisten Herausgeber ändern dafür mean secures us, und er¬ klären mean als mittlere Lebensstellung. Ein Lob der Mittelmässigkeit passt aber nicht in den Zusammenhang mit dem Vohergehenden und Folgenden. Vielmehr stellt Gloster den means, den Mitteln oder Hülfsmitteln (d. h. seinen Augen), die uns allzu sicher machen, die offenbaren defects, die Mängel (d. h. seine jetzige Blindheit), gegenüber, welche letztere ihm den Vortheil verschaffen, dass er, der mit sehenden Augen strau¬ chelte ( I stumbled when I saw), jetzt in seiner Blindheit den wahren Werth der Men¬ schen und den seiner beiden Söhne besser unterscheidet. 9 ) dich sehen, indem ich dich betaste. 10 ) Er erinnert sich dessen, was er vorher aussprach: To be worst etc. und the worst returns to laughter, und widerruft den Ausspruch, indem er einsieht, dass, so laVge man lebt (so long as we can say etc.), man möglicherweise das tiefste Elend , als ein erst bevor¬ stehendes, noch nicht kennt. 1J ) d. h. in Betreff meines Sohnes Edgar. 12 ) Die Qs. haben bit, wahrscheinlich verdruckt für hit. 13 ) der nackte Gesell, den er mit Lear auf der Haide getroffen hatte. (Vgl. A. 3, Sc. 4.) 14 ) So die Fol. — Die Qs. Then, pr’ythee, get thee gone. Sc. 1. KING LEAR. 97 And bring some covering for this naked soul, Whom I ’ll entreat to lead me. Old Man. Alack, Sir! he is mad. Glo. ’T is the time’s plague, 15 when madmen lead the blind. Do as I bid thee, or rather do thy pleasure; Above the rest, be gone. Old Man. I ’ll bring him the best ’parel that I have, Come on ’t what will. 16 [Exit. Glo. Sirrah, naked fellow. Edg. Poor Tom ’s a-cold. — [Aside.'] I cannot daub it farther. 17 Glo. Come hither, fellow. Edg. [. Aside. ] And yet I must. — [To him. ] Bless thy sweet eyes, they bleed. Glo. Know’st thou the way to Dover? Edg. Both stile and gate, 18 horse-way and foot-path. Poor Tom hath been scared out of his good wits: Bless thee, good man’s son, from the foul fiend! 19 Five fiends have been in poor Tom at once; of lust, as Obidicut; Hobbididance, prince of dumbness; Malm, of stealing; Modo, of murder; and Flibbertigibbet, of mopping and mowing; 20 who since possesses chamber-maids and waiting-women. So, bless thee, master! Glo. Plerc, take this purse, thou whom the heaven’s plagues Have humbled to all strokes: that I am wretched, Makes thee the happier: — Heavens, deal so still! Let the superfluous and lust-dieted man, 21 That slaves your ordinance, that will not see Because he doth not feel, feel your power quickly; 15 ) Die Herausgeber lesen meistens times' plague . Dio Orthographie der alten Ausgaben, welche den Apostroph ganz weglassen, verstattet beide Lesarten. Indess gebraucht Sh. vorzugsweise the time — Gegenwart, Mitwelt. 1G ) möge davon kommen, was da wolle. — come on 't für come of it. 17 ) to daub == übertünchen ; — it ist unbestimmt zu fassen: „Ich kann nicht länger die Ver¬ stellung üben“. — Die Qs. haben dance it farther. — An diesen Satz schliesst sich dann das folgende Wort Edgar’s: And yet I must, eng an. 18 ) stile ist der Zaunsteg, gate das GitterpfÖrtchen im Zaun. — Beides vermittelt die Ver¬ bindung zwischen den durch Hecken eingeschlossenen und getrennten Ländereien. 19 ) Die Qs. haben dafür Bless the good man from the foul fiend. — Das Folgende bis zum Schluss der Rede Edgar’s fehlt in der Fol. 20 ) In den Qs., wo sich allein diese Stelle findet, steht mobing and Mohing (letzteres cursiv gedruckt, als sei es der Name eines sechsten Dämons). Die Stelle ist mit Hülfe von Harsnet’s Buch verbessert, wo von einer Besessenen, einer Kammerzofe, gesagt wird: mähe antick faces, grin, mow and mop like an ape. 21 ) Ueber superfluous vgl. A. 2, Sc. 4, Anm. 77. — lust-dieted man ist der, dessen Lebens¬ weise sich nach seinen Lüsten richtet, nicht aber nach dem Gebot der Götter, welches er vielmehr zum Sklaven herabwürdigt , verächtlich behandelt. — Die Qs. haben stands your ordinance, — der Eurem Gebote entgegen tritt. 7 98 KING LEAR. A. TV. So distribution 22 should undo excess, And each man have enough. — Dost thou know Dover? Edg. Ay, master. Glo. There is a cliff, whose high and bending head Looks fearfully 23 in the confined deep: Bring me but to the very brim of it, And I ’ll repair the misery thou dost bear, With something rich about me: 24 from that place I shall no leading need. Edg. Give me thy arm: Poor Tom shall lead thee. [ Exeunt . SCENE II. Before the Duke of Albany’s Palace. Enter Goneril and Edmund ; Oswald meeting them. Gon. Welcome, my lord: 1 I marvel, our mild husband 2 Not met us on the way. — Now, where ’s your master? Osiv. Madam, within; but never man so chang’d. I told him of the army that was landed; He smil’d at it: I told him, you were coming; His answer was, „The worse: 44 of Gloster’s treachery, And of the loyal service of his son, When I inform’d him, then he call’d me sot, And told me, I had turn’d the wrong side out. What most he should dislike, seems pleasant to him; What like, 3 offensive. Gon. Then shall you go no farther. [To Edmund. It is the cowish terror of his spirit, That dares not undertake: he ’ll not feel wrongs, Which tie him to an answer. 4 Our wishes on the way 22 ) distribution = gerechte Gütervertheilung. 23 ) fearfully ist bei Sh. sowohl „furchtbar“, als auch „furchtsam“, und es kann zweifelhaft erscheinen, in welchem Sinne er es hier versteht, da möglicherweise, nach poetischer Auffassung, der Gipfel der Klippe nur mit Zagen in die von ihm begränzte (con¬ fined) Tiefe blickt. Am einfachsten wird fearfidly jedoch im ersteren Sinne gedeutet. In den Qs. steht dafür firmly. 2 G mit etwas Kostbarem, w T as ich bei mir trage. b Sie heisst ihn in ihrem Hause willkommen, nachdem sie dort in seiner Begleitung an gelangt ist. 2 ) Albany hatte vorher (A. 1, Sc. 4.) einen schwachen Versuch gemacht, seine Missbilligung des Verfahrens gegen Lear zu äussern. 3 ) d. h. what most he should like. — Das vorhergehende to turn the wrong side out ist ein von einem verkehrt angezogenen Handschuh oder Kleide entlehntes Bild. *) answer = Entgegentretung. Kränkungen, die ihn zwingen, ihnen entgegenzutreten, fühlt er lieber gar nicht, oder tliut, als ob er sie nicht fühle. Sc. 2 KING LEAR. 99 May prove effects. 5 Back, Edmund, to my brother; Hasten his musters, and conduct his powers: I must change names 6 at home, and give the distaff Into my husband’s hands. This trusty servant Shall pass between us: ere long you are like to hear, , If you dare venture in your own behalf, A mistress’s 7 command. Wear this; spare speech; [Giving a favour. 1 Decline your head: this kiss, if it durst speak, Would stretch thy spirits up into the air. — Conceive, 9 and fare thee well. Edm. Yours in the ranks of death. Gon. My most dear Gloster! [Exit Edmund. 0, the difference of man and man! 10 To thee a woman’s services are due: My fool usurps my body. 11 Osw. Madam, here comes my lord. [Exit Oswald. Enter Albany. Gon. I have been worth the whistle. 12 Alb. 0 Goneril! You are not worth the dust which the rude wind Blows in your face. 13 — I fear your disposition: 5 ) Die Wünsche , die wir unterwegs gegen einander aussprachen — die Wegräumung Albany’s und die Vermählung mit Edmund betreffend — mögen sich verwirklichen. 6 ) So die Fol., mit verständlichem Sinne: Ich muss den Namen Albany’s, meines Gatten, annehmen, und ihm mit dem Namen Goneril’s, einem Frauennamen, zugleich eine Frauen¬ beschäftigung, den Spinnrocken, übertragen. — Die Herausgeber lesen meistens mit den Qs. change arms. 7 ) mistress ist hier doppelsinnig, — Herrin und = Geliebte. 8 ) Die Bühnenweisung ist modern. Vielleicht ist es eine Kette, die sie ihm um den Hals hängen will, weshalb sie ihn das Haupt neigen heisst. Indess lässt sich decline yöur head auch auf das Folgende: this kiss etc., beziehen. 9 ) fasse, verstehe, was ich nicht laut aussprechen darf. 10 ) Die Zeile fehlt in den Qs. n ) Diese Lesart der Fol. legt den Nachdruck auf usurps, das als Gegensatz zu are due steht. Albany ist in Goneril’s Augen nur ihr Narr, der sich ein Recht auf ihren kör¬ perlichen Besitz anmasst, während von Rechts wegen die wirkliche Huldigung, wie eine Frau sie erweist , dem Edmund gebühre. — Die Qs. weichen hier unter einander und von der Fol. ab, sie lesen theils my fool usurps my bed, theils my fool usurps my head, theils my foot usurps my body. 12 ) Ein Vorwurf, dass ihr Gemahl sie vernachlässige, es nicht der Mühe wertli gehalten, sie zu sich zu bescheiden. „Ehemals war ich Euch doch des Pfeifens werth!“ Die Redensart ist sprüchwörtlich, und lautet vollständig in Heywood’s Pro verbs (1547) so: It is a poor dög that is not worth the whistling. 13 ) Das Folgende bis zum Schlüsse von Albany’s nächster Rede:- monsters of the deep, fehlt in der Fol. 100 KING LEAR. A. IV. That nature, which contemns its origin, Cannot be border’d certain in itself; 14 She that herself will sliver and disbranch From her material sap, perforce must wither, And come to deadly use. 15 Gon. No more: the text is foolish. 18 Alb. Wisdom and goodness to the vild seem vild; Filths savour but themselves. What have you done? Tigers, not daughters, what have you perform’d? A father, and a gracious 17 aged man, Whose reverence the head-lugg’d bear would lick, Most barbarous, most degenerate! have you madded. Could my good brother suffer you to do it? A man, a prince, by him so benefited? If that the heavens do not their visible spirits Send quickly down to tame these vild offences, It will come, 18 Humanity must perforce prey on itself, Like monsters of the deep. Gon. Milk-liver’d man! 19 That bear’st a cheek for blows, a head for wrongs; Who hast not in thy brows an eye discerning Thine honour from thy suffering; 20 that not know’st, Fools do those villains pity, who are punish’d 14 ) Ein Wesen, das seinen Ursprung missachtet, verächtlich behandelt, kann für sich selbst keine feste Begränzung oder Fassung gewinnen, und muss jeden Halt verlieren. 15 ) Das Bild ist von einem Zweige entlehnt, der sich von dem Baume und dessen unent¬ behrlichem, wesentlichem (material) Saft losreissen, für sich allein bestehen will. Solch ein Zweig muss nothwendig verdorren, und kann nur zu verderblichen, tödtlichen Zwecken verwandt werden (come to deadly use), wie sich Hexen und Zauberer bei ihren Beschwörungen verdorrter Zweige bedienen. So gehören zu dem Hexenapparat in Mac¬ beth (A. 4, Sc. 1.) slips of yew sliver'd in the moon's eclipse. — Auf die Goneril angewandt, ist der Sinn, dass eine so unnatürliche Tochter auch zu weiteren Schand- thaten und Gräueln vorschreiten muss. 16 ) der Text Eurer Sittenpredigt. 17 ) gracious wird in ebenso mannigfachem und weitem Sinne gebraucht, wie grace selbst. Hier bezeichnet es wohl zugleich die Vorzüge der Seele, der erhabenen Stellung und des Alters, welche Lear zu eigen sind, wie in Macbeth (A. 3, Sc. 6.) König Duncan gracious heisst. 18 ) so wird es geschehen, dass die Menschheit (in den Qs. ist verdruckt humanly), durch kein sichtbares Strafgericht des Himmels in Schranken gehalten, gegen sich selbst, unter einander, wüthet. 19 ) Die „weisse, d. h. blutleere Leber“, als Zeichen der Feigheit, kommt bei Sh. häufig vor, am nächsten auch im Gleichniss dieser Stelle, im Merchant of Venice (A. 3, Sc. 2.): IIow many cowards - who, inward search'd, have livers white as milk. — Ausserdem gebraucht Sh. die Epitheta white-liver’d und lily-liver'd. (Vgl. A. 2, Sc. 2, Anm. 7.) 20 ) Das Folgende bis zum Schluss der Rode Gonerü’s fehlt in der Fol. Sc. 2. KING LEAR. 101 Ere they have done their mischief. 21 Where ’s thy drum? France spreads his banners in our noiseless land; 22 With plumed helm thy slayer begins threats; Whilst thou, a moral fool, 23 sitt’st still, and criest, „Alack! why does he so?“ Alb. See thyself, devil! Proper deformity 24 seems not in the fiend So horrid, as in woman. Gon. 0 vain fool! 25 Alb. Thou changed and self-cover’d 26 thing, for shame, Be-monster not thy feature. 27 Were it my fitness To let these hands obey my blood, 28 They are apt enough to dislocate and tear Thy flesh and bones: — Howe’er thou art a fiend, A woman’s shape doth shield thee. Gon. Marry, your manhood 29 now! — Enter a Messenger. Alb. What news? Mess. 0, my good lord, the duke of Cornwall ’s dead; Slain by his servant, going to put out The other eye of Gloster. Alb. Gloster’s eyes! 21 ) Goneril will mit diesen Worten im Allgemeinen ihr, ihrer Schwester und ihres Schwa¬ gers bisheriges Verfahren rechtfertigen, ohne sich auf Einzelnes einzulassen. 22 ) noiseless nennt sie das Land, insofern sich bisher darin noch kein Lärm über den Einfall der Franzosen erhoben hat. Der König von Frankreich entfaltet sein Banner, und das Land rührt sich nicht. 23 ) moral fool ist ein moralisirender, predigender Narr. So steht in Much ado about nothing (A. 5, Sc. 1.): 'Tis all men's office to speak patience -|| But no man's virtue, nor sufficiency, || To be so moral, when he shall endure || The like himself. 24 ) proper deformity ist schwerlich hier „die eigne Hässlichkeit“ in Bezug auf the fiend, wie War burton erklärt, sondern eher eine Hässlichkeit, die sich unter einem gefälligen, hübschen Aeussern verbirgt, und die durch den innern Gegensatz um so grauenhafter erscheint. So gebraucht Sh. Twelfth-Night (A. 2, Sc. 2.) das Compositum proper- false = äusserlich hübsch und innerlich falsch. 25 ) Das Folgende bis zum Auftreten des Boten findet sich nur in den Qs. 26 ) self-cover' d thing ist ein Geschöpf, dessen eigentliches, also hier teuflisches Selbst ver¬ steckt, verhüllt ist. 27 ) mache dein weibliches Antlitz nicht zum Ungeheuer, damit ich mich nicht an dir ver¬ greife. Im Folgenden drückt Albany es noch deutlicher aus, dass nur ihre Frauen¬ bildung sie schützt, obgleich sie ein Teufel ist. 28 ) blood =■ Temperament, Gemüthsstimmung. 29 ) Jetzt, sagt Goneril höhnisch, gegen mich, gegen ein Weib, kommt Eure Mannheit zum Vorschein! — Vorher hatte sie ihm vorgeworfen, dass er sich unmännlich Alles gefallen lasse. 102 KING LEAR. A. IY. Mess. A servant that he bred, thrill’d with remorse, 30 Oppos’d against the act, bending his sword To his great master; who, thereat enrag’d, 31 Flew on him, and amongst them fell’d him dead, 32 But not without that harmful stroke, which since Hath pluck’d him after. Alb. This shows you are above, You justicers, that these our nether crimes 33 So speedily can venge! — But, 0 poor Gloster! Lost he his other eye? Mess. Both, both, my lord. — This letter, Madam, craves a speedy answer; ’T is from your sister. Gon. [Aside .] One way I like this well; 34 But being widow, and my Gloster with her, May all the building in my fancy 35 pluck Upon my hateful life. Another way, The news is not so tart. 36 [To him.'] I ’ll read, and answer. [Exit. Alb. Where was his son, when they did take his eyes? Mess. Come with my lady hither. Alb. He is not here. Mess. No, my good lord; I met him back again. Alb. Knows he the wickedness? Mess. Ay, my good lord; ’t was he inform’d against him, And quit the house on purpose, that their punishment Might have the freer course. 30 ) remorse = Mitleid, Erbarmen. 31 ) Die Fol. hat dafür threat-enrag’d, eine Lesart, die besonders das gegen sich hat, dass sie einem Druckfehler für das einfachere, in den Styl des Erzählers wie in den "V ers besser passende thereat enrag’d der Qs. zu ähnlich sieht. 32 ) Zu fell’d ist nicht mehr who (d. h. Cornwall) Subject, sondern ein aus amongst them zu supplirendes they: Cornwall und Regan zusammen, zwischen sich, streckten ihn, den Diener, todt dahin. 33 ) our nether crimes, die Verbrechen, die wir hinieden begehen, ist Gegensatz zu den you are above , you justicers, zu den Richtern droben. 3q Insofern Cornwall ihren weitgreifenden Plänen nicht mehr in den Weg treten kann, ist Goneril mit der eben erhaltenen Kunde zufrieden, aber andererseits kann Regan, da sie Wittwe ist und Gloster bei ihr, das ganze in Goneril’s Phantasie dastehende Gebäude zusammenreissen, so dass Goneril’s Leben darunter begraben wird. Zu my Gloster ist aus dem Vorhergehenden being ebenso zu suppliren, wie aus with her vor being widows ein she hinzuzudenken ist. 35 ) Ebenso bezeichnet Sh. ein „Luftschloss“ auch in Coriolanus (A. 2, Sc. 1.): the buil¬ dings of my fancy. 36) Der längere Zwischensatz hat veranlasst, dass Sh. hier als another way, — andererseits, dasselbe bezeichnet, was er vorher mit one way, — einerseits, ausgesprochen; denn „die Nachricht ist nicht so herbe“ ist offenbar dasselbe mit: I like this well. Sc. 3. KING LEAR. 103 ■Alb. Gloster, I live To thank thee for the love thou show’dst the king, * 2 3 7 And to revenge thine eyes. — Come hither, friend: Tell me what more thou knowest. [ Exeunt. SCENE III. 1 The French Camp near Dover. Enter Kent , and a Gentleman. 2 Kent. Why the king of France is so suddenly gone back, know you the reason ? Gent. Something he left imperfect in the state, 3 which since his coming forth is thought of; which imports to the kingdom 4 5 so much fear and danger, that his personal return was most requir’d, and necessary. Kent. Who 0 hath he left behind him general? Gent. The Mareschal of France, Monsieur la Far. 6 7 Kent. Did your letters pierce the queen to any demonstration of grief? Gent. Ay, Sir; 8 she took them, read them in my presence; And now and then an ample tear trill’d down Her delicate cheek: it seem’d, she was a queen Over her passion, who, most rebel-like, Sought to be king o’er her. 9 Kent. 0! then it mov’d her. Gent. Not to a rage: patience and sorrow strove 10 Who should express her goodliest. You have seen 37 ) ich werde dir die Liebe, die du dem Könige erwiesest, noch vergelten können. *) Diese Scene fehlt in der Fol. 2 ) Der Edelmann ist derselbe, den Kent (A. 3, Sc. 1.) mit einem Briefe nach Dover an die Cordelia abgeschickt hatte, und der nun zu Kent zurückkehrt. — Die ersten Reden, welche zwischen den Beiden gewechselt werden, sind in den Qs. mit Recht als Prosa gedruckt, woraus Verse herzustellen die Herausgeber sich vergebens bemüht haben. Erst bei der Schilderung von Cordelia’s Schmerz: Ay, Sir; she took them etc., tritt, dem gesteigerten Pathos gemäss, der Blankvers ein. 3 ) Er liess in der Staatsverwaltung etwas in ungeordneter Verfassung zurück, was erst seit seinem Auszuge nach England bedacht worden ist. 4 ) kingdom ist hier das französische Reich. 5 ) Das interrogative who für whom ist bei Sh. häufig. 6 ) So die Qs. Die Herausgeber machen le Fer daraus, vielleicht weil ein Franzose in K. Henry V. (A. 4, Sc. 4.) so heisst. 7 ) Kent fragt, ob der Inhalt des Briefes, welchen er dem Edelmann an die Cordelia mit¬ gegeben, auf dieselbe einen solchen Eindruck gemacht, dass sie ihren Schmerz auf irgend eine Weise äusserlich bethätigt habe.* 8 ) Yon Theobald aus I say der Qs. verbessert. — Die Partikel Ay wird in Qs. und Fol. gewöhnlich wie das Personalpronomen 1 geschrieben. 9 ) passion, jeder leidenschaftliche Affect und dessen Aeusserung, wird hier personificirt als männliches Wesen gefasst. 10 ) strove ist P o p e ’ s Verbesserung des sinnlosen streme in den Qs. — Geduld und Schmerz rangen mit einander im Wetteifer, wer von den beiden die Cordelia am Herrlichsten darstellen sollte, d. h. ob sie schöner in der Geduld oder im Schmerz erscheinen sollte. 104 KING LEAR. A. IV. Sunshine and rain at once: her smiles and tears *Were like a better way: 41 those happy smilets, 12 That play’d on her ripe lip, seem’d not to know What guests were in her eyes; which parted thence, As pearls from diamonds dropp’d. 13 — In brief, Sorrow would be a rarity most belov’d, If all could so become it. 14 Kent . Made she no verbal question? 15 Gent. ’Faith, once, or twice, she heav’d the name of „father“ Pantingly forth, as if it press’d her heart; Cried, „Sisters! sisters! — Shame of ladies! sisters! Kent! father! sisters! What? i’ the storm? i’ the night? Let pity not be believed!“ 16 — There she shook The holy water from her heavenly eyes, And clamour moisten’d: 17 then away she started To deal with grief alone. Kent. It is the stars, The stars above us, govern our conditions; Else one self mate and mate could not beget Such different issues. 18 You spoke not with her since? Gent. No. Kent. Was this before the king return’d? Gent. No, since. J1 ) a better way steht adverbial, wie in der vorigen Scene one way und another way, also — in einer besseren Weise oder Richtung. Cordelia’s gleichzeitiges Lächeln und Weinen glich (were like) einem gleichzeitigen Regen und Sonnenschein, nur auf bessere Weise, d. h. insofern es schöner waT. Die Herausgeber lesen für way theils May, theils day, und verdunkeln damit nur den Sinn der Stelle. 12 ) smilets ist wahrscheinlich ein von Sh. seihst aus smile gebildetes Diminutiv, nach Ana¬ logie von islet, aus isle und ähnlichen. Die meisten Herausgeber setzen smiles statt der Lesart der Qs. 13 ) In diesem Bilde sind die Perlen die Thränen, die Diamanten die Augen der Cordelia. 14 0 Wenn der Schmerz Allen so schön stände, wie der Cordelia, würde er eine sehr ge¬ suchte Kostbarkeit werden. 15 ) verbal question ist ein Sprechen oder Gespräch in Worten, nicht bloss in Geberden und Mienen, wie es bisher der Edelmann geschildert. 16 ) Nach solcher Misshandlung, wie Lear sie erlitten hat, ist es nicht zu glauben, dass es ein Mitleid überhaupt gebe. 17 ) to moisten ist hier, als intransitives Verbum, zu verstehen = feucht werden. Cor¬ delia’s laute Klage (clamour) erstickte in Thränen. Die Herausgeber fassen clamour als Object zu einem activen moisten'd, seil. she. — In den Qs. steht moisten'd her, wo sich her nur als ethischer Dativ, auf Cordelia bezüglich, rechtfertigen liesse. 18 ) one seif gehört zusammen, wie auch mate and mate, — Genosse und Genossin, Mann und Frau, nur einen Begriff bilden. Ein und dasselbe Paar könnte nicht, so ver¬ schiedene Kinder zeugen, wie Cordelia und ihre Schwestern, wenn die Sterne nicht unsere Sinnes- und Gemüthsart ( conditions ) lenkten, bestimmten. Sc. 3. KING LEAR. 105 Kent. Well, Sir; the poor distress’d Lear is i’ the town, Who sometime, in his better tune, remembers What we are come about, and by no means Will yield to see his daughter. 19 Gent. Why, good Sir? Kent. A sovereign shame so elbows him; 20 his own unkindness That stripp’d her from his benediction, turn’d her To foreign casualties; 21 gave her dear rights To his dog-hearted daughters: these things sting His mind so venomously, that burning shame Detains him from Cordelia. Gent. Alack, poor gentleman! Kent. Of Albany’s and Cornwall’s powers you heard not? Gent. ’T is so, they are afoot. 22 Kent. Well, Sir, I ’ll bring you to our master Lear, And leave you to attend him. Some dear cause 23 Will in concealment wrap me up awhile: When I am known aright, you shall not grieve Lending me this acquaintance. 24 I pray you, go along with me. [ Exeunt . SCENE IV. The Same. A Camp. 1 Enter Cordelia, Physician, and Soldiers. Cor. Alack! ’t is he: why, he was met even now As mad as the vex’d sea: singing aloud; 19 ) Das französische Lager ist in der Nahe von Dover; den Lear verliess oder wusste Kent in der Stadt selbst in augenblicklichem, vorübergehendem Bewusstsein seiner Lage, und sich scheuend vor dem Wiedersehen der Tochter, die er so schwer gekränkt. 20 ) to elbow , eigentlich Jemanden mit dem Ellenbogen stossen, also ihm zusetzen, ihm keine Ruhe lassen. 21 ) foreign casualties sind die Fährlichkeiten in der Fremde. — So heisst es im Pericles (A. 5, Sc. 1.): and to the world and awkward casualties bound me in servitude. 22 ) es verhält sich so, bestätigt sich, dass sie auf dem Marsche sind. 23 ) ein wichtiges Interesse. — dear ist Alles, was von Werth oder von Bedeutung ist, und deshalb dem Betheiligten nahe geht, ihm am Herzen liegt. 2 Q Insofern der Edelmann den Kent nicht wirklich kennt, ist die Bekanntschaft für jetzt nur eine dargeliehene, für die er, wie für ein Gelddarlehn, erst später durch die wirk¬ liche Erkennung befriedigt wird. *) So bestimmt Rowe die Localität, welche Qs. und Fol. unbestimmt lassen, während die späteren Herausgeber die Scene in Cordelia’s Zelt verlegen. Letzteres stimmt wenig zu der Bühnenweisung der Fol.: Enter with drum and colours Cordelia, Gentlemen and Soldiers. Einer der Gentlemen, wenn das Wort nicht ein Druckfehler für Gentleman ist, vertritt in der Fol. die Stelle des Arztes, der nur in der Bühnenweisung der Qs. als solcher namhaft gemacht wird: Enter Cordelia, Doctor and others. 106 KING LEAR. A. IV. Crown’d with rank fumiter, 2 and furrow weeds, With hoar-docks, 3 hemlock, nettles, cuckoo-flowers, Darnel, and all the idle weeds that grow In our sustaining corn. 4 — A century 5 6 send forth; Search every acre in the high-grown field, And bring him to our eye. [Exit an Officer .] — What can man’s wisdom 3 In the restoring his bereaved sense? 7 He that helps him, take all my outward worth. 8 Phy. There is means, Madam; Our foster-nurse of nature is repose, The which he lacks; that to provoke in him, Are many simples operative, whose power Will close the eye of anguish. Cor. All bless’d secrets, All you unpublish’d virtues of the earth, Spring with my tears! be aidant, and remediate, 9 In the good man’s distress! — Seek, seek for him; Let his ungovern’d 10 rage dissolve the life That wants the means to lead it. 11 Enter a Messenger. Mess. News, Madam: The British powers are marching hitherward. 2 ) In den Qs. femiter, in der Fol. Fenitär , ist ohne Zweifel fumiter, — Erdrauch. Der gewöhnlichere Name derselben Pflanze, fumitory (in der Fol. auch zu Femetury ent¬ stellt), kommt in K. Henry V. (A. 5, Sc. 2.) vor: the darnel, hemlock and rank fumi¬ tory doth root etc. 3 ) So in einer Q., in einer anderen hor-docks , in der Fol. hardokes — gewiss ein und dasselbe Wort, •— weissgrauer Ampfer. — Die Herausgeber lesen meistens harlocks, — Ackersenf. 4 ) sustaining corn, = nährendes Korn, ist Gegensatz zu idle weeds, = unnützes Un¬ kraut. 5 ) century, — Trupp von hundert Mann, gebraucht Sh. auch in Coriolanus (A. 1, Sc. 3): despatch those centuries to our aid. Ausserdem hat er das Wort nur noch an einer anderen Stelle, und zwar im Sinne von Hundert: Cymbeline (A. 4, Sc. 2.): said a century of prayers. 6 ) Die meisten Herausgeber fügen mit einer Q. hinter wisdom noch ein do hinzu. — Can ist oft = vermögen, ohne einen weiteren verbalen Zusatz. 7 ) to bereave wird häufig mit dem Accusativ dessen, was geraubt ist, construirt; so ist his bereaved sense — das ihm geraubte Bewusstsein. 8 ) Alles, was ich Werthvolles an mir trage. S) aidant, — hülfreich, und remediate, — heilkräftig, sind zwei nur an dieser Stelle vorkommende Wörter. — Für distress hat die Fol. desires, was sich nur gezwungen rechtfertigen lässt, indem man good man allgemein, ohne Bezug auf Lear, fasst. lü ) ungovern d — uulenksam, wild. Solche Modification ihres ursprünglichen Sinnes er¬ leiden die mit dem negativen un — aus Participien gebildeten Adjectiva gewöhnlich. J1 ) it steht für itself: das Leben, dem das Mittel fehlt, sich zu leiten, d. h. die Vernunft. Sc. 5. KING LEAR. 107 Cor . ’T is known before; our preparation stands It expectation of them. — 0 dear father; It is thy business that I go about; Therefore great France My mourning, and important 12 tears, hath pitied. No blown ambition 13 doth our arms incite, But love, dear love, and our ag’d father’s right. Soon may I hear and see him. [ Exeunt . SCENE V. A Room in Gloster’s Castle. Enter Regan and Oswald. Reg. But are my brother’s powers set forth? Osw. Ay, Madam. Reg. Himself in person there? Osw. Madam, with much ado: Your sister is the better soldier. Reg. Lord Edmund spake not with your lord 1 at home? Osw. No, Madam. Reg. What might import my sister’s letter to him? Osw. I know not, lady. Reg. ’Faith, he is posted hence on serious matter. It was great ignorance, Gloster’s eyes being out, To let him live : where he arrives he moves All hearts against us. Edmund, 2 I think, is gone, In pity of his misery, to despatch His nighted life; moreover, to descry The strength o’ the enemy. Osiv. I must needs after him, Madam, with my letter. 3 Reg. Our troops set forth to-morrow: stay with us; The ways are dangerous. 12 ) So in den Qs. — important gebraucht Sh. häufig = importunate, was vielleicht als die richtige Lesart hier dem importun'd der Fol. zu Grunde liegt. 13 ) blown ambition — ein sich aufblähender, leerer Ehrgeiz. *) So die Fol. — Die Qs. haben your lady , wahrscheinlich weil die Abkürzung für lord in der Handschrift missverstanden wurde. — Dass Edmund abgereist, ohne den Herzog von Albany zu sprechen, konnte der Regan allerdings als ein Zeichen von Edmund’s geheimem Einverständnis mit Goneril erscheinen. 2 ) Die Qs. setzen and now für das unentbehrliche Edmund der Fol. Edmund ist, aus Mitleid mit dem Elend seines Vaters, fort, um dessen in Nacht verlorenes Leben ab¬ zufertigen, zu beenden. — to despatch, = umbringen, euphemistisch ausgedrückt, kommt auch sonst bei Sh. vor, z. B. K. Henry VL, Second Part (A. 3, Sc. 2.): we have despatched the duke, as he commanded. 3 ) letter in der Fol., letters in den Qs. — Aber letters stellt bei Sh. oft im Sinne des Singulars. 108 KING LEAR. A. IV. Osw. I may not, Madam; My lady charg’d my duty in this business. ' Reg. Why should she write to Edmund? Might not you Transport her purposes by word? Belike, Something — I know not what. — I ’ll love thee much, Let me unseal the letter. Osio. Madam, I had rather — Reg. I know your lady does not love her husband, I am sure of that; and, at her late being here, She gave strange eyliads, 4 and most speaking looks To noble Edmund. I know, you are of her bosom. 5 Osw. I, Madam? Reg. I speak in understanding: you are, I know it, 6 Therefore, I do advise you, take this note: 7 My lord is dead; Edmund and I have talk’d, 8 And more convenient is he for my hand, Than for your lady’s. — You may gather 9 more. If you do find him, pray you, give him this; 10 And when your mistress hears thus much from you, I pray, desire her call her wisdom to her: So, fare you well. If you do chance to hear of that blind traitor, Preferment falls on him that cuts him off. Osw. ’Would I could meet him, Madam: I would show What party 11 I do follow. Reg. Fare thee well. [Exeunt. 4 ) eyliads, — bedeutsame Blicke, Liebesblicke , aus dem französischen oeillade, gebraucht Sh. auch in Merry Wives of Windsor (A. 1, Sc. 3.): examined my parts with most judicious eyliads. Wie bei den meisten nicht völlig eingebürgerten Fremdwörtern, schwankt auch bei diesem die Orthographie; die Qs. schreiben Aliads, die Fol. Eliads, die zweite Fol. von 1632 Iliads. An der betreffenden Stelle der Merry Wives hat die Fol. iliads. Die Herausgeber adoptiren zum Theil die französische Schreibung oeiliads. 5 ) Ich weiss, Ihr seid in ihrem Vertrauen. A. 5, Sc. 1. steht conjunct and bosomed with her in ähnlichem Sinne. 6 ) Die Qs. haben for I know it. 7 ) take this note erklären die Herausgeber = nimm das wahr, beachte das, d. h. was ich weiter sage. Natürlicher aber wird note hier als ein Brief gefasst, den sie dem Oswald für Edmund übergiebt, und auf den sie fünf Zeilen weiter nochmals zurückkommt, mit den Worten: give him this. — Ebenso sagt Edmund (A. 5, Sc. 3.), wenn er dem Hauptmann eine schriftliche Weisung überreicht: take thou this note. *0 d. h. wir haben uns gegenseitig ausgesprochen. 9 ) to gather — schliessen, folgern, vermuthen. lü ) Nach obiger Deutung (vgl. Anm. 7.) braucht man nicht mit den Herausgebern au- zunehmen, dass Regan hier dem Oswald einen Ring oder ein sonstiges Andenken für Edmund mitgebe. n ) Die Qs. haben lady für party. Sc. 6. KING LEAR. 109 SCENE VI. The Country near Dover. Enter Gloster, and Edgar dressed like a peasant. Glo. When shall I come 1 to the top of that same hill? Edg. You do climb up it now: look, how we labour. Glo. Methinks, the ground is even. Edg. Horrible steep: Hark! do you hear the sea? Glo. No, truly. Edg. Why, then your other senses grow imperfect By your eyes’ anguish. 2 Glo. So may it be, indeed. Methinks, thy voice is alter’d; and thou speak’st In better phrase, and matter, 3 than thou didst. Edg. You are much deceiv’d: in nothing am I chang’d, But in my garments. 4 Glo. Methinks, you are better spoken. 5 Edg. Come on, Sir; here ’s the place: stand still. — How fearful, And dizzy ’t is to cast one’s eyes so low! The crows, and choughs, that wing the midway air, 6 Show scarce so gross as beetles: half way down Hangs one that gathers samphire; dreadful trade! 7 Methinks, he seems no bigger than his head. The fishermen, that walk upon the beach, Appear like mice; and yond tall anchoring bark, Diminish’d to her cock; 8 her cock, a buoy Almost too small for sight. The murmuring surge, *) So die Eol. — Die Qs. When shall we come. — Unter hill versteht er die Klippe bei Dover, die er dem Edgar am Schluss der ersten Scene dieses Acts geschildert hatte, den Kreidefelsen, der unter dem Namen Shakspere's Cliff bekannt ist. 2 ) eyes' anguish ist die Pein, welche die Augen verursachen oder leiden. 3 ) besser in Form und Inhalt. 4 ) Edgar verdankte die Kleider dem alten Lehnsmann Gloster’s, der (A. 4, Sc. 1.) gesagt hatte: I 'll bring him the best 'parel that I have. — Deshalb fügen die Herausgeber auch zu Anfang der Scene die Bühnenweisung hinzu: Edgar, dress'd like a peasant. 5 ) better spoken ist der Comparativ von well-spoken, = der gut redet. So in King Richard III. (A. 1, Sc. 3.): Clarence is well-spoken. 6 ) welche in der Luft auf halbem Wege zwischen dem Gipfel und dem Fuss der Klippe fliegen. — to wing the air — in der Luft fliegen. 7 ) Das allerdings mit Lebensgefahr verbundene Einsammeln des an dem Kreidefelsen wachsenden Meerfenchels, dessen man sich eingemacht zur Würze der Speisen bediente, kommt bei Sh.’s Zeitgenossen als ein wirkliches Gewerbe (trade) vor. 8 ) cock ist das zu der tall anchoring bark gehörige kleine Boot, vollständig cock-boat genannt. 110 KING LEAR. A. IV. That on th’ unnumber’d idle pebbles 9 chafes, Cannot be heard so high. — I ’ll look no more; Lest my brain turn, and the deficient sight Topple down headlong. 10 Glo. Set me where you stand. Edg. Give me your hand; you are now within a foot Of th’ extreme verge: for all beneath the moon Would I not leap upright. 11 Glo. Let go my hand. Here, friend, is another purse; 12 in it, a jewel Well worth a poor man’s taking: fairips, 13 and gods, Prosper it with thee! Go thou farther off; Bid me farewell, and let me hear thee going. Edg. Now fare you well, good Sir. Glo. With all my heart. Edg. Why I do trifle thus with his despair, Is done to cure it. Glo. 0, you mighty gods! 14 This world I do renounce, and in your sights Shake patiently my great affliction off; If I could bear it longer, and not fall 15 To quarrel with your great opposeless wills, My snuff, and loathed part of nature, should Burn itself out. 16 If Edgar live, 0, bless him! — x Now, fellow, fare thee well. 17 9 ) unnumber'd = unzählig. Ygl. A. 4, Sc. 4, Anm. 10. — Als idle werden die Kiesel¬ steine wegen ihres nutzlosen Daliegens bezeichnet. lü ) Der Sinn dieser kühnen Construction ist: dass ich, indem ich meine Sehkraft einbüsse, kopfüber hinunterstürze. — deficient , vom Schwinden der Sinnesorgane, braucht Sh. auch an der anderen Stelle, wo das Wort bei ihm vorkommt: Othello (A. 1, Sc. 3.): being not deficient, blind or lame of sense. n ) upright ist hier so viel wie upwards, = in die Höhe. 12 ) Er hatte ihm schon früher eine Börse gegeben: here, take this purse, hatte er A. 4, Sc. 1. gesagt. 13 ) Das durch Feengunst erlangte Gold brachte besonders Glück. So heisst es in Winter’s Tale (A. 3, Sc. 3.): This is fairy gold, boy, and ’t will prove so; up with it, keep it close. 1+) Dass bei diesem Gebete Gloster niederkniet, erhellt aus einer Bühnenweisung der Qs. he kneels. 15 ) to fall io — auf Etwas gerathen oder verfallen. 16 ) Nach Sh.’s Gebrauch der Copula gesetzt für: The snuff of my loathed part of nature , = der Docht meines verhassten Lebensrestes sollte von selbst ausbrennen. 17 ) In den Qs. folgt hier die Bühnenweisung: He falls , die jedenfalls erst nach Edgar’s Worten: Gone, Sir: (d. h. I am gone, Sir) farewell , an ihrem Platze ist. Nachdem Edgar sich so von ihm verabschiedet hat, und Gloster allein und unbeachtet zu sein glaubt, wagt Letzterer den Sprung von der vermeintlichen Klippe. Das Folgende spricht Edgar dann, während Gloster, von der Einbildung (conceit) des gewaltigen Sturzes betäubt, wie todt daliegt. Diese Einbildung, die ihn, wie Edgar besorgt, möglicher Weise getödtet hat, ist der Dieb, der die Schatzkammer des Lebens, mit Bewilligung des Eigenthümers oder des Eigenthums selbst, d. h. des Lebens, berauben konnte. Sc. 6. KIN Gr LEAR. Ill Edg. Gone, Sir: farewell. — And yet I know not how conceit may rob The treasury of life, when life itself Yields to the theft: Had he been where he thought, By this had thought been past. 18 — Alive, or dead? Ho, you Sir! friend! — Hear you, Sir? — speak! Thus might he pass indeed, 19 — yet he revives. What are you, Sir? Glo. Away, and let me die. Edg. Hadst thou been aught but gossomer, feather, air, So many fathom down precipitating, Thou ’dst shiver’d like an egg: but thou dost breathe; Hast heavy substance; bleed’st not; speak’st; art sound. Ten masts at each 20 make not the altitude, Which thou hast perpendicularly fell: Thy life ’s a miracle. Speak yet again. Glo. But have I fallen, or no? Edg. From the dread summit of this chalky bourn. 21 Look up a-heiglit; the shrill-gorg’d lark so far Cannot be seen or heard: do but look up. Glo. Alack! I have no eyes. — Is wretchedness depriv’d that benefit, To end itself by death? ’T was yet some comfort, When misery could beguile the tyrant’s rage, 22 And frustrate his proud will. Edm. Give me your arm: Up: — so; — how is ’t? Feel you your legs? You stand. - Glo. Too well, too well. 23 Edg. This is above all strangeness. Upon the crown o’ the cliff, what thing was that Which parted from you? Glo. A poor unfortunate beggar. Edg. As I stood here below, methought, his eyes Were two full moons; he had a thousand noses, 1& ) Wortspiel zwischen thought , Präteritum von to think, und thought •— Fähigkeit zu denken. 19 ) So, d. h. nach dem Augenschein zu urtheilen, möchte er hinübergehn, sterben. In diesem Sinne gebraucht Sh. to pass z. B. K. Henry VI., Second Part (A. 3, Sc. 3.): disturb him, not ; let him pass peaceably. 20 ) ten masts at each steht für ten masts at eachother, = zehn Masten aneinander gelegt. 21 ) chalky bourn ist der aus Kalk oder Kreide bestehende Gränzstein Englands gegen das Meer, der Kreidefelsen bei Dover. 22 ) Er hat hier keinen besonderen Tyrannen im Sinne, sondern spricht im Allgemeinen von den früheren Zeiten, wo das Elend der Wuth eines Despoten durch Selbstmord entgehen konnte. 23 ) Die Antwort bezieht sich auf die Frage: Feel you your legs? 112 KING LEAR. A. IV. Horns whelk’d, and wav’d like the enridgcd sea: 2 * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * 24 It was some fiend: Therefore, thou happy father, Think that the clearest gods, 25 * who make them honours Of men’s impossibilities, have preserv’d thee. Glo. I do remember now: henceforth I ’ll bear Affliction, till it do cry out itself „Enough, enough, and die. 44 26 That thing you speak of, I took it for a man; often ’t would say, „The fiend, the fiend: 44 he led me to that place. Edg. Bear free and patient thoughts. — But who 1 comes here? Enter Lear , fantastically dressed with wild flowers. 27 The safer sense will ne’er accommodate His master thus. 28 * 4 Lear. No, they cannot touch me for coining; 29 I am the king himself. Edg. 0, thou side-piercing sight! Lear. Nature ’s above art in that respect. — There ’s your press-money. That fellow handles his bow like a crow-keeper: 30 draw me a clothier’s yard. 31 — Look, look! a mouse. Peace, peace! — this piece of toasted cheese will do ’t. — There ’s my gauntlet, 32 I ’ll prove it on a giant. — 2 'Q wav'd ist wie whelk'd Apposition zu horns: Hörner, gewunden und wellenförmig, wie die gefurchte See. — Für das enridged der Qs. hat die Fol. enraged. 2b ) Der Teufel ( some fiend), der dem Gloster den Gedanken des Selbstmordes eingegeben, steht im Gegensätze zu den lichten, reinen Göttern, die ihn gerettet, wie sie sich aus dem, was Menschen unmöglich erscheint, ihren Ruhm zu bereiten pflegen. 2G ) and die ist entweder als Imperativ, als Ausruf der affliction an Gloster, zu fassen, oder als Conjunctiv, abhängig von it (d. h. affliction). — Die erstere Deutung hat mehr für sich. 27 ) Enter Lear mad — ist die alte Bühnenweisung der Qs. — Durch Lear’s wahnsinnige Reden geht zunächst als leitender Gedanke, dass er an der Spitze einer Heeresmacht das ihm zugefügte Unrecht rächen will. Die deshalb vorzunehmenden Rüstungen be¬ schäftigen ihn von verschiedener Seite. So denkt er an das Geld, das er kraft seines königlichen Rechtes münzen lässt, ohne dass man ihm deshalb etwas anhaben könne. Diese Münze dient dann als Handgeld zur Anwerbung seiner Soldaten f press-money )\ doch unterwirft er dieselben auch einer näheren Prüfung, ehe er sie anwirbt, und lässt sie Uebungen im Bogenschiessen anstellen. 2S ) Diese Worte gehen auf Lear’s phantastische Erscheinung, welche bei gesunderem Sinne (safer sense ) nicht denkbar wäre. 29 ) So die Qs. — Die Fol. lesen crying. Vgl. darüber Anm. 27. 30 ) crow-keeper ist entweder die in den Feldern und Gärten zur Wegscheuchung der Krähen aufgestellte und mit einem Bogen bewaffnete Vogelscheuche, oder der zur Vertreibung der Krähen den Bogen ungeschickt handhabende Flurschütz. 31 ) Der Bogenschütz, den Lear in seinem Wahnsinn vor sich zu haben glaubt, soll die Bogensehne kräftig, so weit wie eine Tuchmacherelle geht, zum Schuss anziehen. So heisst es in der alten Ballade Chevy Chase von einem Bogenschützen: an arrow that was a cloth yard lang — to th’ hard stele haylde he. 32 ) Zur Herausforderung wirft er dem Feinde seinen Panzerhandschuh vor die Fiisse, und will es mit einem Riesen sogar aufnehmen. Sc. 6. KING LEAR. 113 Bring up the brown-bills. 33 — 0, well-flown, bird! — i’ the clout, i’ the clout: hewgh! 34 — Give the word. 35 Edg. Sweet marjoram. Lear. Pass. Glo. I know that voice. Lear. Ha! Goneril! — with a white beard! 36 — They flatter’d me like a dog; and told me, I had white hairs in my beard, ere the black ones were there. 37 To say „ay,“ and „no,“ to every thing I said! — „Ay“ and „no“ too was no good divinity. 38 When the rain came to wet me once, and the wind to make me chatter, when the thunder would not peace at my bidding, there I found ’em, there I smelt ’em out. 39 Go to, they are not men o’ their words: they told me I was every thing; ’t is a lie, I am not ague-proof. Glo. The trick 40 of that voice I do well remember: Is ’t not the king? Lear. Ay, every inch a king: 41 When I do stare, see, how the subject quakes. I pardon that man’s life: What was thy cause? 42 — Adultery. — Thou shalt not die: die for adultery? No: The wren goes to ’t, and the small gilded fly Does lecher in my sight. 33 ) brown-bills, oder auch einfach bills, eine Art von Helleharden, bildeten die alte Be¬ waffnung des Fussvolkes. — Nach einer andern Deutung sind hier die Träger derselben gemeint. 34 ) Lear kommt in seinen Phantasien wieder auf den Bogenschützen zurück, der mittler¬ weile losgeschossen und dasWeisse in der Schiessfcheibe (clout) getroffen hat. — well- flown, bird! eigentlich ein Zuruf des Falkeniers an seinen Falken, geht hier auf den gut gezielten Pfeil. 35 ) word — Parole. Edgar muss erst die Parole sagen, ehe er passiren darf. 36 ) Er hält den weissbärtigen Gloster für Goneril, was ihn dann auf seinen eigenen, angeblich weissen, Bart bringt. — In den Qs. fehlt dieser erste Zug; sie lesen: Ha! Goneril, ha! Regan! they flattered me like a dog etc. 37 ) Sie schmeichelten mir, wie man einem Hunde schmeichelt, um ihn zu begütigen, und wollten mich schon zu einem Greise machen, ehe ich noch ein Mann war 38 ) Der Nachdruck ruht auf too. Ja und Nein zugleich war keine gute Gottesgelehrtheit d. h. war im Widerspruch mit dem biblischen Worte: Eure Rede sei ja, ja, nein, nein. 39 ) Lear fand aus, dass sie falsch waren, als sie ihm solche allmächtige Kraft zuschrieben, die sich doch in der Probe nicht auswies. Er denkt an die auf der Haide bestandene Sturmnacht, und in ague-proof, = fieberfest, an deren körperliche Einwirkung auf ihn. 40 ) trick ist jeder eigenthümliche und charakteristische Zug des Individuums, in Antlitz, Stimme, Haltung u. s. w. 41 ) every inch ist adverbialer Zusatz, — in jedem Zoll, d. h. meiner Leibesgrösse. In Winter’s Tale (A. 2, Sc. 1.) heisst es: for every inch of woman in the world - is false, if she be. 42 ) Lear stellt sich wieder als erster Richter vor, und fragt den Mann, dem er das Leben geschenkt, über seine Rechtssache aus. 8 114 KING LEAR. A. IV. Let copulation 43 thrive; for Gloster’s bastard son Was kinder to his father, than my daughters Got ’tween the lawful sheets. To ’t, luxury, pell-mell, for I lack soldiers. 44 — Behold yond simpering dame, Whose face between her forks presageth snow; 40 That minces virtue, 46 and does shake the head To hear of pleasure’s name; 47 The fitchew, 48 nor the soiled horse, 49 goes to ’t With a more riotous appetite. Down from the waist they are centaurs, Though women all above: 50 But to the girdle do the gods inherit, Beneath is all the fiend’s: there ’s hell, there ’s darkness, there is the sul¬ phurous 51 pit, burning, scalding, stench, consumption; — fie, fie, fie! pah; pah! Give me an ounce of civet, good apothecary, to sweeten my imagina¬ tion: 52 there ’s money for thee. Glo. 0, let me kiss that hand! Lear. Let me wipe it first; 53 it smells of mortality. Glo. 0 ruin’d piece of nature! This great world Shall so wear out to nought. — Dost thou know me? 43 ) copulation — Paarung, im thierischen Sinne, also hier im Gegensatz zur Ehe gebraucht, wie das Folgende zeigt. 44 ) to ' t steht, wie fünf Zeilen früher: the wren goes to ’t. — luxury = Wollust, geschlecht¬ liche Zügellosigkeit. — for I lack soldiers weist auf die vorher gehegten Vorstellungen von einer kriegerischen Abstellung der erlittenen Unbill zurück. Vgl. Anm. 27. 45 ) snow between her forks gehört zusammen. Nach ihrem Angesicht zu schliessen, müsste sie in geschlechtlicher Beziehung kalt und rein wie Schnee sein. — forks , eigentlich gabelförmige Spalten, bezeichnet hier die Beine, da wo sie sich spalten. Vgl. A. 3, Sc. 4, Anm. 43. 46 ) to mince, eigentlich zerstückeln, kleinmachen, dann in kleinlicher Art zurechtmachen, affectiren. 47 ) Sie schüttelt missbilligend das Haupt, wenn sie das Vergnügen nur nennen hört. 48 ) fitchew, = Iltis, kommt als geiles Thier, wenigstens anspielungsweise, auch an einer anderen Stelle bei Sh. vor: Othello (A. 4, Sc. 1.): 3 t is such another fitchew. 49 ) to soil a horse = ein Pferd in das erste, frische Gras auf die Weide schicken. 50 ) they sind die Weiber im Allgemeinen, welche Lear sich vorher in einer einzelnen Dame (yond simpering dame) personificirt vorstellte. Bei ihnen herrscht, wie bei den Cen¬ tauren, vom Gürtel abwärts das thierische Element allein vor. Nur (but) bis zum Gürtel herrschen oder wohnen als Eigenthiimor (inherit) die Götter, im Gegensatz zu dem Teufel (fiend), dem die Region unterhalb gehört, welche demgemäss im Folgenden mit allen Attributen der Hölle ausgemalt wird. 51 ) Die Qs. haben sulphury. 52 ) Die Phantasie, welche durch das vorhergehende Bild selbst gleichsam einen wider¬ wärtigen sinnlichen Eindruck empfangen hat, soll durch eine Unze Bisam, einem üblichen Wohlgeruch der Zeit, wieder wohlriechend gemacht werden. Für diese Unze reicht er Gloster, dem vermeintlichen Apotheker und Verkäufer, das Geld. 53 ) He erwipe it first in den Qs. Sc. 6. KING LEAR. 115 Lear. I remember thine eyes well enough. Dost thou squiny 54 at me? No, do thy worst, blind Cupid; I ’ll not love. — Read thou this challenge: 55 mark but the penning of it. Glo. Were all thy letters suns, I could not see. Edg. I would not take this from report; it is, And my heart breaks at it. Lear. Read. Glo. What! with the case of eyes? 56 Lear. 0, ho! are you there with me? 57 No eyes in your head, nor no money in your purse? Your eyes are in a heavy case, 58 your purse in a light: yet you see how this world goes. Glo. I see it feelingly. Lear. What, art mad? A man may see how this world goes, with no eyes. Look with thine ears: see how yond justice rails upon yond simple thief. Hark, in thine ear: change places; and, 59 handy-dandy, which is the justice, which is the thief? — Thou hast seen a farmer’s dog bark at a beggar ? Glo. Ay, Sir. Lear. And the creature run from the cur? There thou might’st behold the great image of authority: a dog ’s obey’d in office. — Thou rascal beadle, hold thy bloody hand! Why dost thou lash that whore? Strip thine own back; Thou hotly lust’st 60 to use her in that kind For which thou whipp’st her. The usurer hangs the cozener. Through tatter’d clothes small vices do appear; 61 Robes and furr’d gowns hide all. Plate sin with gold, 62 54 ) to squiny = to squint, schielen, kommt bei Sh.’s Zeitgenossen auch sonst vor. — Gloster’s Blindheit hält er für ein Schielen, und Gloster selbst erscheint ihm als ein blinder Cupido, der ihn zur Liebe verführen will. 55 ) Die Herausforderung zur Schlacht oder zum Zweikampf, den Lear mit seinen Belei¬ digern bestehen will. Ygl. Anm. 27. — Gloster’s Antwort lautet in den Qs.: Were all the letters suns , I could not see one. 56 ) case of eyes ist das Futteral oder Behältniss, in dem die Augen stecken sollten, also das Einzige, was dem Gloster davon übrig geblieben ist. 57 ) Oho! stehen wir so zusammen? 58 ) Das Wortspiel zwischen case = Futteral und case = Fall, wiederholt Sh. öfter, u. A. in Romeo and Juliet (A. 4, Sc. 5.): This is a 'pitiful case etc. 59 ) change places; and ist erst in der Fol. zu grösserer Deutlichkeit hinzugefügt. — handy- dandy ist ein Kinderspiel, bei dem zu errathen ist, in welcher Hand das rasch aus einer in die andere Gebrachte sich jedesmal befindet. So erklärt Florio’s Wörter¬ buch (1598.) das italienische bazzichiare mit to shake between two hands, to play at handy-dandy. 60 ) Die Qs. haben Thy blood hotly lusts. 61 ) Die Fol. hat great vices do appear. 62 ) Diese Stelle bis zu To seal th‘ accuser's lips ist nur in der Fol. — Plate ist eine Ver¬ besserung Pope’s für das sinnlose Place der Fol. — to plate = mit einem Harnisch bekleiden. 8 * 116 A. IV. KING LEAR. And the strong lance of justice hurtless breaks: Arm it in rags, a pigmy’s straw doth pierce it. None does offend, none, I say, none; I ’ll able ’em: 63 Take that of me, 64 my friend, who have the power To seal tli’ accuser’s lips. Get thee glass eyes; And, like a scurvy politician, seem To see the things thou dost not. — Now, now, now, now: Pull off my boots: harder, harder; so. j Edg. 0, matter and impertinency mix’d! Reason in madness! Lear. If thou wilt weep my fortunes, take my eyes. I know thee well enough; thy name is Gloster: Thou must be patient. We came crying hither: Thou know’st, the first time that we smell the air, We wawl, and cry. I will preach to thee: mark me. Glo . Alack! alack the day! Lear. When we are born, we cry that we are come To this great stage 65 of fools. — This a good block! Gfi — It were a delicate stratagem, to shoe A troop of horse with felt: I ’ll put it in proof; And when I have stolen upon these sons-in-law, Then, kill, kill, kill, kill, kill, kill. Enter a Gentleman, with Attendants. 67 Gent. 0! here he is: lay hand upon him. — Sir, Your most dear daughter — Lear. No rescue? What! a prisoner? I am even The natural fool of fortune. 68 — Use me well; You shall have ransom. Let me have a surgeon, I am cut to the brains. 63 ) to able — bevollmächtigen, für berechtigt erklären, d. h. in diesem Zusammenhänge: zur Sünde bevollmächtigen. 64-) Nimm das von mir an, glaube mir das, der ich die Macht habe u. s. w. 65 ) Die Welt vergleicht Sh. oft einer Bühne, so in As you like it (A. 2, Sc. 7.): All the world 's a stage. 66 ) Nach Steevens’ Erklärung hält Lear während der Predigt ( I will preach to thee) den Hut in der Hand, wie die Prediger jener Zeit zu thun pflegten. Dabei fällt sein Blick zufällig auf die Form des Hutes (bloch), und das bringt ihn auf den Gedanken, wie er den Filz, aus dem der Hut besteht, auch im Interesse seines beabsichtigten Feld¬ zugs (vgl. Anm. 27.) anders verwenden könne, nämlich die Hufe der Pferde damit zu beschlagen (shoe), damit sie ungehört den Feind überrumpeln. — delicate stratagem = feiner Anschlag. 67 ) In den Qs. lautet die Bühnenweisung: Enter three Gentlemen, in der Fol. nur Enter a Gentleman. 68 ) Ich bin recht der eigentliche, geborne Narr des Glückes; derjenige, den die Fortuna zum Narren hat. So steht in Romeo and Juliet (A. 3, Sc. 1.): 0, I am fortune’s fool. — Lear hält sich jetzt für einen Kriegsgefangenen. Sc. 6. KING LEAR. 117 Gent. You shall have anything. Lear. No seconds? All myself? Why, this would make a man a man of salt, 69 To use his eyes for garden water-pots, Ay, and for laying autumn’s dust. Gent. Good Sir, — Lear. I will die bravely, like a smug bridegroom. What! I will be jovial; come, come; I am a king, My masters, know you that? Gent. You are a royal one, 70 and we obey you. Lear. Then there ’s life in it. 71 Nay, an you get it, you shall get it by running. Sa, sa, sa, sa. [Exit: Attendants follow. Gent. A sight most pitiful in the meanest wretch, Past speaking 72 of in a king! — Thou hast one daughter, Who redeems nature from the general curse Which twain have brought her to. 73 Edg. Hail, gentle Sir! Gent. Sir, speed you: 74 what ’s your will? Edg. Do you hear aught, Sir, of a battle toward? Gent. Most sure, and vulgar: every one hears that, Which 75 can distinguish sound. Edg. But, by your favour, How near ’s the other army? Gent. Near, and on speedy foot; the main descry Stands on the hourly thought. 76 69 ) Diese Gefangenschaft, wo für ihn nicht einmal ein Beistand oder Stellvertreter zur Unterstützung übrig bleibt, könnte wohl einen Mann zu einem ganz aus Salz beste¬ henden Manne machen. Dass unter salt salzige Thränen zu verstehen sind, erhellt aus den folgenden beiden Zeilen, von denen die zweite sich jedoch nur in den Qs. findet. 70 ) royal wendet Sh. zur Bezeichnung eines wahren Königs als Epitheton zu king und queen öfter an. So steht in Antony and Cleopatra (A. 5, Sc. 2.) royal queen, und in derselben Scene royal Icings. — In Lear’s voriger Rede fehlt smug in den Qs. 71 ) So ist noch Lebenshoffnung da. — Zugleich ist life in seiner gewöhnlichen Bedeutung das Subject zu dem folgenden it. 72 ) Zu past speaking of ist pitiful zu ergänzen, ein Anblick, der bei einem Könige über allen Ausdruck kläglich ist. 73 ) Cordelia löst die Natur von dem Fluche, in den sie bei den Menschen durch das aller Natur hohnsprechende Benehmen Goneril’s und Regan’s gerathen ist; Cordelia bringt die Natur und ihre Rechte wieder zu Ehren. n ) seil. God speed you. An anderen Stellen bei Sh. findet sich diese Begrüssungsformel und dies'er Segenswunsch vollständig. 75 ) which, für who, gehört zu every one. 76 ) Wörtlich: Die hauptsächliche oder gesammte Auskundschaftung beruht auf stündlicher Erwartung. — So seltsam das auch ausgedrückt ist, so kann der Sinn doch kein anderer sein, als der: Das feindliche Heer (the other army) kann, nach der Meinung der Kund¬ schafter, in jeder Stunde erscheinen. 118 KING LEAR. A. IV. Edg. I thank you, Sir: that ’s all. Gent. Though that the queen on special cause is here, Her army is mov’d on. Edg. I thank you, Sir. [Exit Gent. Glo. You ever-gentle gods, take my breath from me: Let not my worser spirit 77 tempt me again To die before you please! Edg. Well pray you, father. Glo. Now, good Sir, what are you? Edg. A most poor man, made tame to fortune’s blows; 78 Who, by the art of known and feeling sorrows, 79 Am pregnant to good pity. Give me your hand, I ’ll lead you to some biding. 80 Glo. Hearty thanks: The bounty and the benison of heaven To boot, and boot! 81 Enter Oswald. Osw. A proclaim’d prize! 82 Most happy! That eyeless head of thine was first fram’d flesh To raise my fortunes. — Thou old unhappy 83 traitor, Briefly thyself remember: 84 — the sword is out That must destroy thee. Glo. Now let thy friendly hand Put strength enough to it. [Edgar interposes. Osw. Wherefore, bold peasant, Dar’st thou support a publish’d traitor? Hence; 77 ) Bei worser spirit denkt er des vermeintlichen bösen Geistes, der ihn in der Maske eines besessenen Bettlers auf die Klippe bei Dover geführt. 78 ) d. h. ein Mann, den die Schläge des Schicksals so zahm gemacht, dass er sie geduldig hinnimmt. Für diese Lesart der Fol. haben die Qs. die weniger zum Folgenden pas¬ sende: made lame by etc. 79 ) art, eigentlich das durch Kunst Beigebrachte, ist dann = Lehre, Unterweisung. — feeling sorrows — tief eindringende, auf das Gefühl wirkende Schmerzen. Ebenso steht in Winter’s Tale (A. 4, Sc. 1.) to whose feeling sorrows I might be some allay. — pregnant to — empfänglich für Etwas. 80 ) biding — bleibende Stätte. 81 ) and boot steigert das einfache to boot. Zu dem herzlichen Danke soll noch des Him¬ mels Segen als eine Zugabe über die andere kommen. 82 ) Oswald’s Ausruf bezieht sich auf das, was Goneril ihm A. 4, Sc. 5. gesagt hatte: if you do chance to hear of that blind traitor, preferment falls on him that cuts him off. 83 ) unhappy bedeutet bei Sh. oft „ungerathen, bösartig“. 84 ) Gedenke in der Kürze deiner Sünden, gehe in dich, ehe du stirbst. Sc. 6. KING LEAK. 119 Lest that th’ infection of his fortune take Like hold on thee. Let go his arm. Edg. Ch’ill not let go, 85 zir, without vurther ’casion. Osw. Let go, slave, or thou diest. Edg. Good gentleman, go your gait, 86 and let poor volk pass. And ch’ud ha’ been zwagger’d out of my life, ’t would not ha’ been zo long as ’t is by a vortnight. 87 Nay, come not near the old man; keep out, die vor’ye, or ise try 88 whether your costard or my hallow 89 be the harder. Ch’ill be plain with you. Osw. Out, dunghill! Edg. Ch’ill pick your teeth, zir. Come; no matter vor your foins. 90 [They fight ; and Edgar knocks him down. Osw. Slave, thou hast slain me. — Villain, take my purse. If ever tliou wilt thrive, bury my body; And give the letters, which thou find’st about me, To Edmund earl of Gloster: seek him out Upon the English 91 party; — 0, untimely death! [Dies. Edg. I know thee well: a serviceable' villain; As duteous to the vices of thy mistress, As badness would desire. Glo. What! is he dead? Edg. Sit you down, father; rest you. — Let ’s see his pockets: these letters, that he speaks of, May be my friends. — He ’s dead: I am only sorry He had no other death’s-man. 92 — Let us see: — Leave, gentle wax; and, manners, blame us not: 93 85 ) Den provinziellen Dialekt , in welchem Edgar seine bäurische Rolle (bold peasant) durch¬ führt, damit Oswald ihn nicht erkenne, hält Steevens für den der Grafschaft Somerset. Collier findet Anklänge an nordenglische Idiome darin. DasCharakteristische besteht hauptsächlich darin, dass für f als Anlaut v, ,für s aber z .gesetzt wird. Für I, als Pronomen der ersten Person, steht che und apostrophirt cK. 86 ) geht Eurer Wege. In diesem Sinne ist gait alterthümlich und provinziell. 87 ) Wenn ich mich aus meinem Leben hätte herausrenommiren lassen wollen, so wäre es um vierzehn Tage kürzer geworden, als es ist. 88 ) d. h. I warn you , or else try. 89 ) costard, eigentlich ein grosser Apfel, wird in familiärem Bilde = Kopf, Schädel, gebraucht. — hallow, unserm Balken verwandt, = Knüttel, ist das von der Fol. gebrauchte Provinzialwort. — Die Qs. haben dafür theils hat, theils hattero , letzteres ein ganz unbekanntes Wort. 90 ) foins — Fechterkünste. 91 ) So die Fol. — Die Qs. haben British 'party. 92 ) Edgar bedauert, dass Oswald nicht von Henkershand umgebracht sei. 93 ) Indem er den Brief erbricht, bittet er das Siegel um die Erlaubniss dazu, und zugleich die feine Sitte (manners), die das Erbrechen fremder Briefe verbietet, um Entschul¬ digung. 120 KING LEAR. A. IV. To know our enemies’ minds, we rip 94 their hearts; Their papers is more lawful. [Reads.'] „Let our reciprocal vows he remembered. You have uwu) opportunities to cut him off; if your will want not, time and place will be fruitfully 93 offered. There is nothing done, if he return the conqueror; then am I the prisoner, and his bed my gaol, from the loathed warmth whereof deliver me, and supply the place for your labour. „Your (wife, so I would say) „affectionate servant, Goneril.“ 0, undistinguish’d space of woman’s will! 96 A plot upon her virtuous husband’s life; And the exchange, my brother! — Here, in the sands, Thee I ’ll rake up, the post unsanctified 97 Of murderous lechers; and in the mature -time, 98 With this ungracious paper strike the sight Of the deatli-practis’d duke. 99 For him ’t is well, That of thy death and business I can tell. 100 Glo. The king is mad: how stiff is my vild sense, That I stand up, and have ingenious 101 feeling Of my huge sorrows! Better I were distract; So should my thoughts be sever’d 102 from my griefs; And woes, by wrong imaginations, lose The knowledge of themselves. [Drum afar off. Edg. Give me your hand: Far off, methinks, I hear the beaten drum. Come, father; I ’ll bestow you with a friend. [ Exeunt. 9 *) So die Fol. — Die Qs. haben die bedingte Form we’d rip. — Für their papers ist dann der Infinitiv to rip zn suppliren. s 95 ) fruitfully — reichlich, ergiebig. 96 ) Edgar erkennt aus dem Briefe mit Entsetzen, einen wie unübersehbar weiten Spiel¬ raum der Trieb, das Gelüste, eines Weibes in Anspruch nimmt. Für will lesen die Qs. wit 97 ) unsanctified heisst der Bote (post) von dem ungeweihten Grabe, das er, in den Sand verscharrt, hier erhält. 98 ) wenn die Zeit reif, wenn der Augenblick gekommen ist. ") death-practis’d duke ist Albany, dem Goneril mit dem Tode nachstellt. 10 °) Die auf Rowe folgenden Herausgeber haben hier die Bühnenweisuug: Exit Edgar, dragging out the body, und demnach bald darauf Re-enter Edgar. Nach der Ein¬ richtung des Sh.’schen Theaters scheint Edgar den Schauplatz aber nicht verlassen zu haben. 101 ) ingenious feeling ist ein richtiges, scharfsinniges Gefühl. 10z ) So die Fol. — Die Qs. haben fenced. Sc. 7. KING LEAR. I 121 SCENE VII. A Tent in the French Camp. Enter Cordelia , Kent , and Doctor . 1 Cor. 0 thou good Kent! how shall I live and work, To match thy goodness? My life will be too short, And every measure fail me. 2 Kent. To be acknowledg’d, Madam, is o’er-paid. All my reports go with the modest truth; 3 Nor more, nor clipp’d, hut so. Cor. Be better suited: 4 These weeds are memories of those worser hours. I pr’ythee, put them off. Kent. Pardon me, dear Madam; Yet to be known shortens my made intent: 5 My boon I make it, that you know me not, Till time and I think meet. Cor. Then be ’t so, my good lord. — How does the king? [To the Doctor. Doct. Madam, sleeps still. Cor. 0, you kind gods, Cure this great breach in his abused nature! Th’ untun’d and jarring senses, 0, wind up 6 Of this child-changed 7 father! Doct. So please your majesty, That we may wake the king? he hath slept long. b Die Bühnenweisung der neueren Ausgaben, nach denen Lear gleich anfangs auf der Bühne sich schlafend befindet: Lear on a bed, asleep; Physician, Gentleman, and Others, attending, widerspricht den Qs. wie der Fol., denen zufolge Lear erst später, wenn Cordelia nach ihm fragt, auf einem Stuhle von Dienern hereingebracht wird. — Nach der Einrichtung der Fol. spielt der Gentleman die Rolle, die in den Qs. dem Doctor zuertheilt ist. (Vgl. A. 4, Sc. 4.) 2 ) every measure ist jedes hinreichende, der Güte Kent’s entsprechende Mass von Seiten der Cordelia. 3 ) modest erhält seine Erklärung durch die folgende Zeile, = das rechte Mass beobachtend, ohne Uebertreibung oder Schmälerung, der Wahrheit gemäss (but soj. 4 ) Kent erscheint noch in der schlichten Tracht, in welcher er (A. 1, Sc. 4.) dem Lear seine Dienste angeboten, und ihn dann durch sein Elend hindurch begleitet hatte. — better suited = mit besserem Anzuge versehen. 5 ) Wenn man mich jetzt schon kennt, so verkürzt, schmälert das den Plan, den ich mir gemacht habe. 6 ) Ein musikalisches Bild, vom Aufziehen verstimmter und disharmonischer Saiten an einem Instrumente entlehnt. 7 ) child-changed erklären Einige = zum Kinde verwandelt, Andere = durch seine Kinder (d. h. durch den Undank seiner Töchter) verwandelt. Die zweite Deutung ist die plau¬ siblere. — Vielleicht ist child-changed auch = von seinen Kindern ausgetauscht, d. h. von Goneril und Regan auf Cordelia übergegangen. 122 KING LEAR. A. IV Cor. Be govern’d by your knowledge, and proceed I’ the sway of your own will. Is lie array’d ? 8 Enter Lear on a chair carried by servants. Doct. Ay, Madam; in the heaviness of sleep, 9 We put fresh garments on him. Kent. Be by, good Madam, when we do awake him; I doubt not of his temperance, 10 Cor. Very well. [Music. Doct. Please you, draw near. — Louder the music there. Cor. 0 my dear father! Restoration hang Thy medicine on my lips, 11 and let this kiss Repair those violent harms, that my two sisters Have in thy reverence made! Kent. Kind and dear princess! Cor. Had you not been their father, these white flakes Had challeng’d pity of them. Was this a face To be oppos’d 12 against the warring winds? To stand against the deep dread-bolted thunder? 13 In the most terrible and nimble stroke Of quick cross lightning? to watch (poor perdu!) 14 8) Aus dieser Frage Cordelia’s erhellt, dass Lear nicht, wie die Herausgeber wollen, schon beim Anfänge dieser Scene auf der Bühne sichtbar ist. — Die hier folgende Bühnen¬ weisung ist aus der Fol., in deu Qs. fehlt eine solche, ist aber auch in ihnen hier zu ergänzen, da sie ebenfalls zu Anfang der Scene nur Cordelia, Kent und den Arzt erscheinen lassen. 9 ) So die Fol. — Die Qs. haben of his sleep. 10 ) Die Fol. lässt not aus, vielleicht zufällig, obwohl möglicherweise Sh. durch absichtliche Streichung der Negation den Sinn der Stelle modificirt hat. Demnach würde Kent die Cordelia zum Bleiben auffordern, weil ihre Anwesenheit den Lear, an dessen ruhiger Haltung er zweifelt, am ersten beschwichtigen könne. — Das Folgende bis einschliesslich music there fehlt in der Fol. 1J ) Nach der Interpunction der alten Ausgaben wird die ganze Rede Cordelia’s an Lear, nicht theilweise an die personificirt gedachte Restoration gerichtet, wie die neueren Herausgeber, den Satz zerreissend, interpungiren, indem sie Restoration als Vocativ fassen, und thy medicine auf dieses Wort beziehen. — thy medicine ist Lear s Arzenei, die ihm frommende Arzenei, welche die Genesung auf Cordelia’s Lippen hängen möge. Ebenso hängt let etc. von dem Subject und Nominativ Restoration • ab. 12 ) So die Fol. für das exposed der Qs., deren warring winds jedocb dem jarring winds der Fol. vorzuziehen ist. Letztere Lesart wird einigermassen verdächtig durch das oben vorhergegangene jarring senses. — Die folgenden Zeilen bis thin heim fehlen in der Fol. 13 ) deep bezeichnet den tiefen, dumpfen Ton des Donners, dread-bolted = mit grauen¬ haftem Donnerkeil (bolt für thunderbolt) versehen. 14 ) perdu, ein aus dem Französischen entlehnter militärischer Ausdruck, wofür der eigent¬ lich englische forlorn hope ist, = verlorner, weit vorgeschobener Wachtposten bei Nacht; er kommt auch bei Sh.’s Zeitgenossen vor. Sc. 7. KING LEAR. 123 With this thin helm? 15 Mine enemy’s dog, 16 Though he had bit me, should have stood that night Against my fire. And wast thou fain, poor father, To hovel thee 17 with swine, and rogues forlorn, In short and musty straw? Alack, alack! ’T is wonder, that thy life and wits at once Had not concluded all. 18 — He wakes; speak to him. Doct. Madam, do you; ’t is fittest. Cor. How does my royal lord? How fares your majesty? Lear. You do me wrong, to take me out o’ the grave. — Thou art a soul in bliss, but I am bound Upon a wheel of fire, that mine own tears Do scald like molten lead. Cor. Sir, do you know me? Lear. You are a spirit, I know. When 19 did you die? Cor. Still, still, far wide. 20 Doct. He ’s scarce awake: let him alone awhile. Lear. Where have I been? Where am I? — Fair day-light? — I am mightily abus’d. — I should even die with pity To see another thus. 21 — I know not what to say. — I will not swear, these are my hands: 22 — let ’s see; I feel this pin prick. ’Would I were assur’d Of my condition! Cor. 0! look upon me, Sir, And hold your hands in benediction o’er me. — No, Sir, you must not kneel. Lear. Pray, do not mock me: I am a very foolish fond old man, Fourscore and upward. 15 ) this thin helm gehört zu dem Bilde des bei Nacht Wacht stehenden Postens. Cordelia versteht darunter Lear’s weisses Haar, these white flakes, wie sie es vorher bezeichnete. 16 ) Die Qs. haben mine injurious dog, wie St e evens vermuthet, aus mine injur er s dog verdruckt. 17 ) to hovel — in eine Hütte bringen, von dem substantivischen hovel. (Ygl. A. 3, Sc. 4.) 18 ) to conclude ist Yerbum Neutrum und all Adverbium, = ganz. 19 ) Zwei Qs. und die Fol. lesen: Where did you die? vielleicht weil Lear auch nachher zunächst fragt: Where have I been? Where am I? 20 ) d. h. er ist noch weit von der Vernunft entfernt. — In ähnlichem Sinne gebraucht Sh. wide auch sonst: Much ado about nothing (A. 4, Sc. 1.): Is my lord well that he doth speak so wide? und Troilus and Cressida (A. 3, Sc. 1.): no, no; no such matter, you are wide. 21 ) scil. thus abus'd. 22 ) Lear ist sich der Täuschung, in der er sich befindet, so sehr bewusst, dass er miss¬ trauisch nicht einmal seine Hände für seine eignen hält, bis er sich durch einen Nadel¬ stich davon überzeugt. 124 KING LEAR. A. IV. Not an hour more nor less; 23 and, to deal plainly, I fear, I am not in my perfect mind. Metliinks, I should know you, and know this man; Yet I am doubtful, for I am mainly ignorant What place this is; and all the skill 24 I have Remembers not these garments; nor I know not Where I did lodge last night. Do not laugh at me, 25 For, as I am a man, I think this lady To be my child Cordelia. Cor. And so I am, I am. Lear. Be your tears wet? Yes, ’faith. 26 I pray, weep not: If you have poison for me, I will drink it. I know, you do not love me; for your sisters Have, as I do remember, done me wrong: You have some cause, they have not. Cor. No cause, no cause. Lear. Am I in France? Kent. In your own kingdom, Sir. Lear. Do not abuse me. Doct. Be comforted, good Madam: the great rage, You see, is kill’d 27 in him; and yet it is danger To make him even 28 o’er the time he has lost. Desire him to go in; trouble him no more, Till farther settling. 29 Cor. Will ’t please your highness walk? Lear. You must bear with me. 30 Pray you now, forget and forgive: I am old and foolish. [Exeunt Lear, Cordelia, Doctor, and Attendants. 23 ) not an hour more nor less ist ein Zusatz der Fol., charakteristisch für Lear’s erst all- mählig und theilweise zurückkehrende Besinnung. 2 *j skill = praktische Kenntniss, auf Erfahrung gegründetes Wissen. 25 ) Lacht mich nicht aus über das was ich jetzt sage; dass ich nämlich die Dame für Cor¬ delia halte. 26 ) Auch die Nässe der Thränen, welche die über ihn gebeugte Cordelia vergiesst, muss ihn von der Wirklichkeit dessen, was ihm noch als Traum erscheint, überzeugen. 27 ) So die Fol. — Die Qs. haben cur'd in him. Die folgenden anderthalb Zeilen fehlen in der Fol. 28 ) even halten Einige für ein Adjectiv, — ihn klar, richtig, fertig in Betreff der im Wahnsinn verlorenen Zeit machen; Andere fassen even als Verbum mit o’er zusammen, = ihn die Zeit ausgleichen lassen. — Die erste Erklärung scheint die bessere. 29 ) bis er sich weiter beruhigt, gefasst hat. 3 ") to bear with — mit Einem Nachsicht■, Geduld haben. — Mit dieser Rede Lear’s schliesst in der Fol. Act und Scene. — Das folgende Zwiegespräch zwischen Kent und dem Ritter haben nur die Qs. Sc. 1. KING LEAR. 125 Gent. Holds it true, 31 Sir, that the duke of Cornwall was so slain? Kent. Most certain, Sir. Gent. Who is conductor of his people? Kent. As ’t is said, the bastard son of Gloster. Gent. They say, Edgar, his banished son, is with the earl of Kent in Germany. Kent. Report is changeable. ’T is time to look about; the powers o’ the kingdom approach apace. Gent. The arbitrement is like to be bloody. 32 Fare you well, Sir. [Exit. Kent. My point and period will be throughly wrought, Or well, or ill, as this day’s battle ’s fought. [Exit. A C T Y. SCENE I. The Camp of the British Forces, near Dover. Enter, with drums and colours , Edmund, Regan, Officers, Soldiers, and Others. Edm. Know of the duke, if his last purpose hold; Or whether, since, he is advis’d by aught To change the course. He ’s full of alteration, And self-reproving: — bring his constant pleasure. 1 [To an Officer, zulio goes out. Reg. Our sister’s man 2 is certainly miscarried. Edm. ’T is to be doubted, 3 Madam. Reg. Now, sweet lord, You know the goodness I intend upon you: Tell me, — but truly, — but then speak the truth, Do you not love my sister? Edm. In honour’d love. Reg. But have you never found my brother’s way To the forefended place ? 4 31 ) Behauptet es sich also wahr, bestätigt es sich u. s. w. 32 ) Die Herausgeber fügen vor bloody den Artikel a ein, um den Vers herzustellen, in welchen sie, schwerlich im Sinne des Dichters, diesen ganzen Dialog abtheilen. *) constant pleasure, = fester, anhaltender Wille, ist dem alteration and self-reproving, — Aenderung und Verwerfung seiner eignen frühem Absichten, gegenübergestellt. — Beides bezieht sich auf den einzuhaltenden Feldzugsplan. 2 ) Oswald, der von Regan zu Goneril zurückkehren sollte. (Vgl. A. 4, Sc. 5.) 3 ) to doubt — besorgen, fürchten. — In demselben Sinne gebraucht Regan bald nachher to be doubtful . 4 ) forefended place ist der dem Edmund verbotene Platz, zu dem er auf dem nur Albany verstatteten Wege gelangt sei. — Das Folgende bis honour, Madam fehlt in der Fol. 126 KING LEAR. A. V. Edm. That thought abuses you. % Reg. I am doubtful that you have been conjunct And bosom’d with her, as far as we call hers. 5 Edm. No, by mine honour, Madam. lieg. I never shall endure her. 6 Dear my lord, Be not familiar with her. Edm. Fear me not. — She, and the duke her husband! 7 Enter Albany, Goneril, and Soldiers. Gon. I had rather lose the battle, than that sister Should loosen him and me. 8 [Aside. Alb. Our very loving sister, well be-met. 9 — Sir, this I heard, — the king is come to his daughter, With others, whom the rigour of our state Forc’d to cry out. 10 Where I could not be honest, I never yet was valiant: for this business, It toucheth us, as France invades our land, Not bolds the king, with others, whom, I fear, Most just and heavy causes make oppose. 11 Edm. Sir, you speak nobly. Beg. Why is this reason’d? Gon. Combine together ’gainst the enemy; For these domestic and particular broils 12 Are not the question here. 5 ) Ich besorge, dass Ihr mit ihr vereinigt und innig vertraut wäret, so weit, dass wir Euch den ihrigen nennen können. 6 ) I never shall endure her ist in Verbindung mit dem Vorhergehenden zu fassen: ich werde es nicht zugeben, dass sie mit Euch so vertraulich ist. 7 ) Edmund unterbricht das Gespräch, indem er auf die Kommenden hinweist. Es ist also hinter husband kein Gedankenstrich zu setzen, als ob der Satz unvollendet sei. — Goneril’s erste Rede fehlt in der Fol. 8 ) Wortspiel zwischen to lose, = verlieren, und to loosen , = lösen, trennen. In der alten Orthographie wird Ersteres loose geschrieben. 9 ) be-met ist in Qs. und Fol. als ein Wort geschrieben. — Die meisten Herausgeber lesen in demselben Sinne well be met, d. h. be well-met, =■ seid willkommen. 10 ) mit Andern, die mit der Strenge unserer Regierung unzufrieden sind. — Das Folgende und Edmund’s Antwort fehlen in der Fol. 1J ) Albany bezeichnet den Antheil, den er an dem Feldzug (this business) nimmt, nur als einen partiellen: es berührt mich nur, insofern als Frankreich in unser Land fällt, nicht aber, insofern es den König nebst Andern ermuthigt, die, wie ich fürchte, sehr gewichtige und gerechte Interessen zum Widerstande veranlassen. — Für not bolds the king müsste weniger elliptisch stehen: it toucheth us not as it bolds the king. 12 ) So die Fol. — Die Qs. domestic door particulars, — Einzelnheiten, die im Hause, innerhalb der Thür ( in-door ) verhandelt werden müssen. — Sie bezieht sich auf den letz¬ tem Theil von Albany’s Rede, der auf die einheimischen Feinde, im Gegensätze zu den ausländischen, geht. — Für the question haben die Qs. io question. Sc. 1. KING LEAR. 127 Alb. Let us then determine With the ancient of war 13 on our proceeding. Edm. I shall attend you presently at your tent. lieg. Sister, you ’ll go with us? Gon. No. lieg. ’T is most convenient; pray you, go with us. Gon. 0, ho! I know the riddle. 14 [. Aside. ] I will go. Enter Edgar, disguised. Edg. If e’er your grace had speech with man so poor, Hear me one word. Alb. I ’ll overtake you. — Speak. [Exeunt Edmund, Regan, Goneril, Officers, Soldiers, and Attendants. Edg. Before you fight the battle, ope this letter, If you have victory, let the trumpet sound For him that brought it: wretched though I seem, I can produce a champion, that will prove What is avouched there. If you miscarry, Your business of the world hath so an end, And machination ceases. 15 Fortune love you! Alb. Stay till I have read the letter. Edg. I was forbid it. When time shall serve, let but the herald cry, And I ’ll appear again. [Exit. Alb. Why, fare thee well: I will o’erlook thy paper. lie-enter Edmund. Edm. The enemy ’s in view; draw up your powers. Here is the guess of their true strength and forces 16 By diligent discovery; but your haste Is now urg’d on you. Alb. We will greet the time. 17 Edm. To both these sisters have I sworn my love; Each jealous of the other, as the stung [Exit. 13 ) ancient of war sind die, welche im Kriege alt geworden , also die Kriegserfahrenen. — Für proceeding in der Fol. haben die Qs. proceedings. 14 ) Goneril merkt, dass Regan sie nur deshalb zum Mitgehen auffordert, damit Regan Goneril s ferneres Zusammensein mit Edmund beobachten und verhindern könne. **) machination ist hier das Schmieden böser Anschläge, während das Wort an der andern Stelle, wo Sh. es hat, in der zweiten Scene des ersten Actes dieses Dramas, die An¬ schläge selbst bedeutet: machinations, hollowness, treachery etc. 16 ) Edmund übergiebt dem Albany ein Papier, auf welchem die Stärke des Feindes, nach der Vermuthung (guess) eifriger Späher (diligent discovery) , verzeichnet steht. — In den Qs. steht Hard für Here und great für true, was den Sinn der Stelle modiflciren, aber nicht verbessern würde. 17 ) Wir wollen uns auf den Empfang des entscheidenden Zeitpunktes gefasst machen. 128 KING LEAR. A. V. V Are of the adder. 18 Which of them shall I take? Both? one? or neither? Neither can be enjoy’d, If both remain alive: to take the widow, Exasperates, makes mad, her sister Goneril: And hardly shall I carry out my side, 19 Her husband being alive. Now then, we ’ll use His countenance 20 for the battle; which being done, Let her who would be rid of him devise His speedy taking-off. 21 As for the mercy Which he intends to Lear and to Cordelia, The battle done, and they within our power, Shall never see 22 his pardon ; for my state Stands on me to defend, not to debate. 23 [Exit. SCENE II. A Field between the two Camps. Alarum within. Enter, with drum and colours, Lear, Cordelia, and tlieir Forces ; and exeunt. 1 Enter Edgar and Gloster. Edg. Here, father, take the shadow of this tree 2 For your good host; pray that the right may thrive. If ever I return to you again, I ’ll bring you comfort. Glo. Grace go with you, Sir! [Exit Edgar. lö ) jealous ist zugleich „eifersüchtig“ und „argwöhnisch, misstrauisch“. 19 ) Das Bild ist von einem Kartenspiel entlehnt: ich werde meine Partie schwerlich durch¬ führen oder gewinnen können. 20 ) countenance — Beistand, Unterstützung, eigentlich der Halt, den Jemand Einem gewährt. 21 ) taking-off , = Wegräumung, für Tödtung, gebraucht Sh. auch in Macbeth (A. 1, Sc. 3.): the deep damnation of his taking-off. 22 ) Zu shall never see ist they aus dem Vorhergehenden zu suppliren: Wenn die Schlacht vorüber ist, und sie in unserer Gewalt sind, sollen sie nie seine (d. h. Albany’s) Begnadigung sehen. 2S ) Die Partikel for bezieht sich nicht gerade auf den letzten Passus, welcher Lear und Cor¬ delia betrifft, sondern auf das ganze Verfahren Edmunds und die dabei zu beobach¬ tende Richtschnur: „denn meine hohe Stelle zwingt mich oder beruht darauf, dass ich mich vertheidige, nicht dass ich überlege.“ b Nach der Bühnenweisung der Qs. führt Cordelia ihren Vater an der Hand: Alarum. Enter the powers of France over the stage, Cordelia with her father in her hand. 2 ) Die Qs. haben bush für tree. — Der Schatten des Baumes soll wie ein „guter Wirth“ den Gloster bergen. Sc. 3. 129 KING LEAR. Alarum; afterwards a retreat. 3 Re-enter Edgar. Edg. Away, old man! give me thy hand: away! King Lear hath lost, he and his daughter ta’en. Give me thy hand; come on. Glo. No farther, Sir; a man may rot even here. Edg. What! in ill thoughts again? Men must endure Their going hence, even as their coming hither: 4 Ripeness is all. Come on. Glo. And that ’s true too. [. Exeunt. SCENE III. The British Camp near Dover. Enter, m conquest, with drum and colours, Edmund, Lear, and Cordelia, as prisoners; Captain, Officers, Soldiers, etc. Edm. Some officers take them away: good guard, 1 Until their greater pleasures 2 first he known, That are to censure them. Gor. We are not the first, Who, with best meaning, have incurr’d the worst. For thee, oppressed king, am I cast down; Myself could else out-frown false fortune’s frown. 3 Shall we not see these daughters, and these sisters? Lear. No, no, no, no! Come, let ’s away to prison; We two alone will sing like birds i’ the cage: When thou dost ask me blessing, I ’ll kneel down, And ask of thee forgiveness. So we ’ll live, And pray, and sing, and tell old talcs, and laugh At gilded butterflies, and hear poor rogues 3 ) Alarum and retreat within, d. h. Kriegslärm und Rückzug hinter der Scene, ist die Bühnenweisung der Fol., welche hier die Schlacht und ihren für Lear und die Seinen unglücklichen Ausgang bezeichnet. 4 ) Die Menschen müssen die Zeit ihres Todes, wie ihrer Geburt, geduldig ausdauern; man muss zu Beidem reif sein, darf Keines anticipiren. — Glostors Antwort ist ein Zusatz der Fol. 9 V ood ffuard ist elliptisch ausgedrückt; zu suppliren wäre etwa: take them in good guard, oder auch, unabhängig von dem Subject, some officers. 2 ) greater steht als Comparativ im Gegensatz zu Edmund’s eigner, untergeordneter Ent¬ scheidung: das höhere Belieben Derjenigen, welche über die Gefangenen zu urtheilen 'censure) haben, d. h. Goneril, Regan und Albany. — Die Qs. haben best be known. 3 ) Xx Zusammenstellung eines substantivischen Objects mit einem daraus gebildeten und i un \>uZ verbundenen activen Verbum ist Sh. auch sonst geläufig; so in Hamlet ( J em 2.): it out-herods Herod; All’s well that ends well (A. 4, Sc. 3.): he hdffi Lt-villain'd villany so far, und K. Richard II. (A. 5, Sc. 3.): our prayers do 0\ iy his. AUt 'V.ß 9 130 KING LEAK, A. V. Talk of court news; and we ’ll talk with them too, Who loses, and who wins; who ’s in, who ’s out; 4 And take upon us the mystery of things, As if we were God’s spies: 5 * and we ’ll wear out, In a wall’d prison, packs and sects of great ones, That ebb and flow by the moon. pjdm. Take them away. Lear. Upon such sacrifices, my Cordelia, The gods themselves throw incense. 7 Have I caught thee? He that parts us shall bring a brand from heaven, And fire us hence like foxes. 8 Wipe thine eyes; The goujeers 9 shall devour them, flesh and fell, Ere they shall make us weep: we ’ll see them starve first. Q ome [Exeunt Lear and Cordelia , guarded. Edrn. Come hither, captain; hark. Take thou this note; 10 [Giving a paper.] go, follow them to prison. One step I have advanc’d thee; if thou dost As this instructs thee, thou dost make thy way To noble fortunes. Know thou this, that men Are as the time is: to be tender-minded Does not become a sword. Thy great employment Will not bear question; 11 either say, thou ’It do ’t, Or thrive by other means. 12 4 ) wer in Amt oder Gunst ist, und wer heraus ist. Es bezieht sich auf das vorhergehende court news, — Neuigkeiten vom Hofe. 5) wir wollen uns das in’s Geheime dringende Verständniss der Dinge zulegen, beimessen, als ob wir Gottes Kundschafter wären. Wir wollen thun, als verständen wir das Ver¬ borgene wie die Engel. 6) Intriguen und Parteien der Grossen,' welche so periodisch fallen und steigen, wie Ebbe und Fluth sich nach dem Monde richtet. — Vor solchem Wechsel schützt sie das fest¬ gemauerte Gefängniss (wall’d 'prison). 7 ) Zum Zeichen, dass ihnen Opfer genehm sind, wie Lear und Cordelia sie durch ilno Fassung und Standhaftigkeit darbringen, streuen die Götter selbst den Weihrauch darauf. — Bei den folgenden Worten ist anzunehmen, dass Lear seine Tochter in die Arme schliesst und so festhält. «) Anspielung auf die Art, wie Füchse mit einem dampfenden Feuerbrande aus ihren Höhlen gescheucht wurden. — to fire , = mit Feuer vertreiben, gebraucht Sh. auch in den Sonnets (144.): till my bad angel fire my, good one out 9 ) goujeers, aus dem französischen goujerie, — Lustseuche, wurde nach missverstandener Orthographie häufig good years geschrieben, und so auch in der Fol., während die Qs. nur abbreviirt good haben. Das Wort kommt als Plural und in seinem eigentlichen Sinne bei Sh. nur an dieser Stelle vor. Dagegen hat er häufiger den Singular als ein F’ iwort: what! the goujere, — was zum Teufel! gewöhnlich geschrieben: what the Älar i year! 10 ) note ist hier der schriftliche Befehl zur Hinrichtung Lear’s und der Cordelny^ t dessen Ausführung der Hauptmann beauftragt wird. er V 11) das dir übertragene wichtige Amt verträgt keine Verhandlung oder Besprechung. 12 ) seil, als in meinem Dienst. Es liegt darin die ihm angedrohte Verabschiedung. Sc. 3. KING LEAR. 131 Capt. I ’ll do ’t, my lord. Edm. About it; 13 and write happy, 14 when thou hast done. Mark, — I say, instantly; and carry it so , As I have set it down. Capt. I cannot draw a cart, nor eat dried oats; 45 If it be man’s work, I will do it. . [Exit Captain. Flourish. Enter Albany, Goneril, Eegan, Officers, and Attendants. Alb. Sir, you have shown to-day your valiant strain, 16 And fortune led you well. You have the captives Who where the opposites of this day’s strife: We do require them of you, so to use them, As we shall find their merits 17 and our safety May equally determine. Edm. Sir, I thought it fit To send the old and miserable king To some retention, and appointed guard; 18 Whose age has charms in it, whose title more, 19 To pluck the common bosom 20 on his side, And turn our impress’d lances in our eyes, Which do command them. 21 With him I sent the queen; My reason all the same; 22 and they are ready To-morrow, or at farther space, to appear Where you shall hold your session. 23 At this time 13 ) Mache dich daran! — So gebraucht Sh. auch das adverbiale about in Hamlet (A. 2, Sc. 2.): about, my brain! u ) to write mit folgendem Prädicat, im Sinne von: sich als Etwas unterzeichnen, sich für Etwas mit Sicherheit erklären oder halten, gebraucht Sh. auch sonst. So All’s well that ends well (A. 2, Sc. 3.): I write man. 15 ) Ich kann nicht arbeiten und leben wie ein Pferd. — Diese Zeile und die folgende sind nur in den Qs. le ) strain ist der angeborne Charakter und Sinn. 17 ) Wie demerit gebraucht Sh. auch merit in gutem und in bösem Sinne, = Verdienst und = Verschuldung; hier in letzterem. 18 ) and appointed guard fehlt in einer Q. und in der Fol. — retention wird hier in dem ungewöhnlichen Sinne von „Haft“ gebraucht, während es sonst bei Sh. nur abstrakt, = Zurückhaltung, steht. 19 ) seil. more charms. 20 ) common bosom = das Herz des Volkes. In gleicher Anwendung gebraucht Sh. Mea¬ sure for Measure (A. 1, Sc. 4.) I have strew’d it in the common ear; All’s well that ends well (A. 2, Sc. 5.) common speech, und Macbeth (A. 3, Sc. 1.) some¬ thing from the common eye. 21 ) um die Lanzen, die wir zum Dienst geworben oder gepresst haben (impress’d), gegen uns selbst zu kehren, die wir sie befehligen. — Zu which für who ist aus our eyes ein us zu ergänzen: the eyes of us which etc. 22 ) indem mein Grund dazu ganz derselbe war. 23 ) Der Schluss von Edmund’s Rede fehlt in der Fol. 9 * 132 KING LEAR. a. v. We sweat and bleed: the friend hath lost his friend; And the best quarrels, in the heat, are curs’d By those that feel their sharpness. — The question 24 of Cordelia and her father Requires a fitter place. Alb. Sir, by your patience, 25 I hold you but a subject of this war, Not as a brother. lieg. That ’s as we list to grace him: Methinks, our pleasure might 26 have been demanded, Ere you had spoke so far. 27 He led our powers, Bore the commission of my place and person; 2s The which immediacy 29 may well stand up, And call itself your brother. Gon. Not so hot: In his own grace he doth exalt himself, More than in your addition. 30 Beg. In my rights, By me invested, he compeers 31 the best. Alb. That were the most, if he should husband you. 32 Reg. Jesters do oft prove prophets. Gon. Holla, holla! That eye that told you so look’d but a-squint. 33 Reg. Lady, I am not well; 34 else I should answer From a full-flowing stomach. — General, 2+ ) question ist das gerichtliche Verhör der Cordelia, auf das schon vorher angespielt wurde; to appear where you shall hold your session. 25 ) patience, eigentlich Zulassung, wird dann in solchen HöfLichkeitsphrasen wie hier = Erlaubniss, gebraucht. 26 ) Die Qs. haben should für might. 27 ) to speak far, = ein grosses Wort führen, gebraucht Sh. auch sonst als transitives Verbum: Jemanden herausstreichen. So Cymbeline (A. 1, Sc. 1.): you speak him far. 2Ö ) Er vertrat als Bevollmächtigter meinen Rang und mich selbst. 29 ) immediacy ist Edmund’s dem Throne unmittelbar nahe Stellung. So sagt der König zum Hamlet (Hamlet A. 1, Sc. 2.): you are the most immediate to Our throne. Die Qs. haben auch hier immediate für immediacy. 30 ) So die Fol.: in den Ehren, die Ihr ihm beilegt. — Die Qs. lesen in your advance¬ ment, = in der Beförderung durch Euch. 31 ) Dem to compeer, = Einem an Adel gleichkommen, entspricht bei Sh. to out-peer, — an Adel übertreffen. Cymbeline (A. 3, Sc. 0.): could not out-peer these twain. 32 ) Die Fol. ertheilt diesen Vers dem Albany, die Qs. der Goneril zu. — to husband , eigentlich mit einem Gatten versehen, dann heirathen. 33 ) Ste evens citirt das hierher gehörige Sprüchwort: Love being jealous makes a good eye look asquint. — Goneril versteht darunter Regan’s eigenes Auge. 34 ) Regan verspürt hier die ersten Wirkungen des ihr von Goneril beigebrachten Giftes, wodurch ihr Lust und Muth ( stomach j zu einer gebührenden Antwort vergeht. g c 3 # KING LEAR. I <> Take thou my soldiers, prisoners, patrimony: Dispose of them, of me; the walls are thine. 35 Witness the world, that I create thee here My lord and master. Gon. Mean you to enjoy him? Alb. The let-alone 36 lies not in your good will. Edm. Nor in thine, lord. Alb. Half-blooded 37 fellow, yes. Reg. Let the drum strike, and prove my title thine. 38 [To Edmund. Alb. Stay yet; hear reason. — Edmund, I arrest thee On capital treason; and, in thy arrest, This gilded serpent. 39 [ Pointing to Gon.] — For your claim, fair sistei, I bar it in the interest of my wife; ’T is she is sub-contracted 40 to this lord, And I, her husband, contradict your bans. If you will marry, make your love to me, My lady is bespoke. Gon. An interlude! 41 Alb. Thou art arm’d, Gloster. — Let the trumpet sound: 42 If none appear to prove upon thy person, 43 Thy heinous, manifest, and many treasons, There is my pledge. [Throwing down ci glove .] I 11 make it on tby licait, Ere I taste bread, thou art in nothing less 44 Than I have here proclaim’d thee. 35) the walls bezieht sich auf das Letzte, auf of me. - Regan übergiebt sich ihm, wie eine belagerte Stadt dem Sieger ihre Mauern übergiebt. — Diese Zeile fehlt in den Qs. 36 ) let alone, eigentlich ein Imperativ, = lass liegen, lass in Ruhe! ist hier als Sub¬ stantiv, = Einspruch, gebraucht. Albany giebt, seiner Frau zu verstehen, dass sie Regans Vermählung nicht werde hindern können, wohl aber er. 37 ) half-blooded — der nur zur Hälfte von adligem Geblüt ist, insofern Edmund’s Mutter unebenbürtig war; deshalb soll er sich nicht mit Regan vermählen dürfen. 3«) Die Qs. geben diese Zeile dem Edmund, und lesen demnach good für thine. 39) und, indem ich Dich verhafte, verhafte ich wegen Hochverrath zugleich diese vergol¬ dete Schlange, deine Mitschuldige, Goneril. — Die Qs. haben in thine attaint. 40) sub-contracted ist nicht — heimlich verlobt, sondern nach einem voiheigegangenen Verlöbniss (d. h. nach dem Verlübniss Edmund’s mit Regan) abermals verlobt. 41) Diese erst in der Fol. eingeschobene ironische Zwischenbemerkung Goneril’s bezieht sich auf Albany’s Darstellung der verschiedenen Heirathsansprüche, welche der Goneril wie ein Lustspiel, eine Farce ( interlude), Vorkommen. 42 ) Wie An interlude fehlt auch Let the trumpet sound in den Qs. 43) upon thy head in den Qs. 44) Du bist in keinem Stücke weniger, als wofür ich dich hier erklärt habe; von meiner Anklage lässt sich nichts abthun. — I ’ll make it on thy heart bezieht sich auf das vorhergehende to prove upon thy person, in der Art, dass aus dem verbalen prove das substantivische the proof zu ergänzen ist, nach einer bei Sh. häufig wiederkehrenden Freiheit oder Nachlässigkeit der Construction. Für make der Fol. wiederholen die Qs. prove noch einmal. 134 KING LEAR. A. V. Heg. Sick! 0, sick! Gon. [Aside.] If not, I ’ll ne’er trust medicine. 45 Edm. There ’s my exchange: 46 [ Throwing down a glove.'] what in the world he is That names me traitor, villain-like he lies. Call by thy trumpet: he that dares approach, On him, on you, who not? 47 I will maintain My truth and honour firmly. Alb. A herald, ho! Edm. A herald, ho! a herald! 48 Alb. Trust to thy single virtue; 49 for thy soldiers, All levied in my name, have in my name Took their discharge. Heg. My sickness grows upon me. Alb. She is not well; convey her to my tent. [Exit Regan, led. Enter a Herald. Come hither, herald. — Let the trumpet sound, And read out this. Capt. Sound, trumpet. [A trumpet sounds. Herald reads. „If any man of quality, or degree, within the lists of the army, 50 will maintain upon Edmund, supposed 51 earl of Gloster, that he is a manifold traitor, let him appear at the third sound of the trumpet. He is bold in his defence.“ Edm. Sound! [2 Trumpet. Her. Again. [2 Trumpet Her. Again. [5 Trumpet. [Trumpet answers within. Enter Edgar , armed, preceded by a trumpet. Alb. Ask him his purposes, why he appears Upon this call o’ the trumpet. 45 ) So die Fol., weit prägnanter als die von den Herausgebern vorgezogene Lesart derQs.: poison. — Goneril bezeichnet das der Regan gereichte Gift höhnisch als eine Arzenei. 4,J ) Den Handschuh, den er hinwirft für Albany’s Handschuh, bezeichnet er als Gegen¬ werth, Austausch. 47 ) who not? steht elliptisch für on whom not? an wem nicht? d. h. an Jedem will ich meine Wahrheit und Ehre mannhaft beweisen. 4b ) Diese Worte Edmund’s fehlen in der Fol., ebenso nachher Sound, trumpet! und Sound! 49 ) thy sinyle virtue = deine persönliche Kraft oder Tüchtigkeit. 50 ) Die Qs. haben within the host of the army. 51 ) supposed ist im Geiste des erwarteten Gegners gesagt, da ein solcher den Edmund als Verräther nicht für den wirklichen Earl of Gloster, sondern nur für den bis auf Weiteres dafür geltenden halten kann. Sc. 3. KING LEAK. löD Her. What are you? Your name? your quality? and why you answer This present summons? Edg. Know, my name is lost; By treason’s tooth bare-gnawn, and canker-hit: Yet am I noble, as the adversary I come to cope withal. 52 Jib. Which is that adversary? Edg. What ’s he, that speaks for Edmund earl of Glostcr ? Edm. Himself: what say’st thou to him? Edg. Draw thy sword, That if my speech offend a noble heart, Thy arm may do tlicc justice; here is mine : 53 Behold, it is my privilege, The privilege of mine honours, My oath, and my profession: 54 I protest, Maugre thy strength, youth, place, and eminence, Despite thy victor sword, and tire-new 55 fortune, Thy valour, and thy heart, thou art a traitor: False to thy gods, thy brother, and thy father; Conspirant ’gainst this high illustrious prince; And, from th’ extremest upward of thy head, To the descent and dust below thy foot, oC A most toad-spotted 57 traitor. Say thou, „No, This sword, this arm, and my best spirits, are bent To prove upon thy heart, whereto I speak, 56 Thou liest. 52) Statt dieser beiden Zeilen haben die Qs. Where is the adversary I come. to cope withal, und eine Q. schickt noch die unverständlichen Worte Yet are I move t voraus. 53) scil. sword.— Das folgende it bezieht sich nicht auf mine , sondern es muss dem Sinne nach ergänzt werden: to draw my sword. 5») So die Fol. — my oath and my profession, = das, was ich als Kitter beschworen und betheuert habe, ist dem mine honours coordinirt, und Beides hängt von the pri¬ vilege of ab. Die Qs. lesen: Behold, it is the privilege of my tongue, my oath and profession. 65 ) Dasselbe Beiwort in ähnlicher Anwendung gebraucht Sh. (A. 1, Sc. 3.): your fire-new stamp of honour, = eben aus dem Feuer gekommen, eben geschmiedet. 56) So die Fol. — Die Qs. beneath thy feet. — descent, eigentlich das Herabsteigen, ist hier der Ort, zu dem man herabsteigt, d. h. der Staub unter dem lasse fdustj, das hier zur Erklärung mit der Copula and hinzugefügt ist. — Ebenso ist upward, eigent¬ lich die Richtung aufwärts, hier substantivisch der höchste Punkt dieser Richtung. 5 1 ?) toad-spotted — voll Flecken, wie eine Ivröte. 5fc) whereto I speak, = dasjenige, zu welchem Zwecke, in welcher Absicht ich spreche ist von to prove, nicht von thy heart, abhängig. 13G KING LEAK. a. y. Edm. In wisdom, I should ask thy name; 59 But, since thy outside looks so fair and warlike, And that thy tongue some 60 say of breeding breathes, What safe and nicely I might well delay By rule of knighthood, I disdain and spurn. 61 Back do I toss these treasons to thy head; With the hell-hated 62 lie o’erwhelm thy heart; Which, for they 63 yet glance by, and scarcely bruise, This sword of mine shall give them instant way, Where they shall rest for ever. — Trumpets, speak. [Alarums. They fight. Edmund falls. Alb. 0, save him! save him! 64 don. This is mere practice, 65 Gloster. By the law of war, f>6 thou wast not bound to answer An unknown opposite; thou art not vanquish’d But cozen’d and beguil’d. Alb. Shut your mouth, dame; Or with this paper shall I stop it? -— Hold, Sir! 07 — Thou worse than any name, read thine own evil: No tearing, lady; I perceive, you know it. [Gives the letter to Edmund. Gon. Say, if I do, the laws are mine, not thine: Who can arraign me for ’t? 6S [Exit Goneril. 5a ) Es wäre weise gehandelt, nicht mit einem Namenlosen den Zweikampf zu bestehen. 6Ü ) say für assay ist = Probe, Muster. — Edmund schliesst aus Edgar’s Redeweise (tongue), dass er gebildet, von guter Herkunft ist. 61 ) Die Construction ist durch das Vorausgehen des Kelativsatzes ungenau, da Edmund nicht eigentlich das verschmäht, was er, sicher und genau genommen (nicely), nach der Regel der Ritterschaft aufschieben könnte, sondern den Aufschub selbst verschmäht. — Die Qs. lassen den ersten Vers aus, wodurch der zweite allen Sinn verliert, und setzen right für rule. 62 ) hell-hated = wie die Hölle verhasst. 63 ) they bezieht sich auf treasons, oder, genau genommen, auf die Zeihung des Verraths, für welche, weil (for) dieselbe an Edgar’s Herzen vorbeistreift, ohne dieses zu ver- / wunden, Edmund’s Schwert einen Weg in das Herz bahnen soll, damit sie darin für immer Ruhe finde und nicht daraus als grundlos vertrieben werde. 6V ) Albany will Edmund’s Leben für den Augenblick retten, um ihn seiner Verbrechen weiter zu überführen. 6b ) Edmund’s Zweikampf erscheint der Goneril lediglich als ein hinterlistiger, von seinen Feinden angelegter Anschlag ( mere ■practice). 66 ) So die Fol. — Die Qs. lesen dafür das gewöhnlichere law of arms. fi7 ) Diese an Edgar gerichteten Worte, womit er Edmund’s Leben schützt (Vgl. Anm. 64.), sind in der Fol. hinzugefügt. — Die folgende Zeile ist an Edmund gerichtet, dem er den bei Oswald gefundenen Brief Goneril’s überreicht. Zu Goneril, die dazwischen tritt, um dieses Beweismittel ihrer Schuld zu zerreissen, sagt er dann: No tearing etc. 6H ) So die Fol. Die Qs. haben Who shall arraign me for 't? — Nach diesen Worten geht Goneril in der Fol. ab, und Albany richtet an Edmund die Frage: know’st thou this paper?, nicht an Goneril, zu der er schon vorher gesagt: I perceive, you know it. — Nach den Qs. antwortet Goneril, Ask me not etc. und geht demgemäss erst nachher ab. Sc. 3. KING LEAR. 137 Alb. Most monstrous! know’st thou this paper? Edm. Ask me not what I know. Alb. Go after her: she ’s desperate; govern her. [Exit an Officer. Edm. What you have charg’d me with, that have I done, And more, much more; the time will bring it out: ’T is past, and so am I. But what art thou, That hast this fortune on me? 69 If thou art noble, I do forgive thee. Edg. Let ’s exchange charity. I am no less in blood than thou art, Edmund; If more, the more thou hast wrong’d me. 70 My name is Edgar, and thy father’s son. The gods are just, and of our pleasant vices Make instruments to plague us: 71 The dark and vicious place where thee he got, Cost him his eyes. Edm. Thou hast spoken right, ’t is true ; The wheel is come full circle: 72 I am here. Alb. Methought, thy very gait did prophesy A royal nobleness. I must embrace thee: Let sorrow split my heart, if ever I Did hate thee, or thy father. Edg. Worthy prince, I know ’t. Alb. Where have you hid yourself? How have you known the miseries of your father? Edg. By nursing them, my lord. — List a brief tale; And when ’t is told, 0, that my heart would burst! — The bloody proclamation to escape, That follow’d me so near, (0, our lives’ sweetness! That we the pain of death would hourly die, 73 69 ) der du diesen Sieg über mich davonträgst. 70 ) Wenn ich mehr von Geblüt, von Abstammung bin, als du, so hast du mich um so mehr gekränkt. 71 ) to scourge us in den Qs. — virtues für vices in denselben Ausgaben kann nur Druck¬ fehler sein. 72 ) das Rad hat seinen Kreislauf durchgemacht, d. h. das Rad des Geschickes, das mich so hoch emporhob, hat mich im Umdrehen zu der niedrigen Stelle, die ich ursprüng¬ lich einnahm, zurückgebracht. — Die Qs. lesen full-circled. 7o ) So die Fol., deren Construction: to die hourly the pain of death, = stündlich die Todesqual sterben, bei Sh. keinen Anstoss erregen kann, wie er sonst (z. B. Mea¬ sure for Measure A. 2, Sc. 4.) to die the death gebraucht. — Nach der Lesart der Qs.: that with the pain of death would hourly die, ist that relatives Pronomen zu dem in our lives steckenden us, „die wir täglich an der Pein des Todes sterben wollten“. 138 KING LEAR. A. V. Rather than die at once!) taught 74 me to shift Into a madman’s rags, to assume a semblance That very dogs disdain’d; and in this liahit Met I my father with his bleeding rings, 75 Their precious stones new lost: became his guide, Led him, begg’d for him, sav’d him from despair; Never (0 fault!) 76 reveal’d myself unto him, Until some half-hour past, when I was arm’d; Not sure, though hoping, of this good success, I ask’d his blessing, and from first to last Told him my pilgrimage: but his flaw’d heart, Alack! too weak the conflict to support ’Twixt two extremes of passion, joy and grief, 77 Burst smilingly. Edm. This speech of yours hath mov’d me, And shall, perchance, do good; but speak you on. You look as 78 you had something more to say. Alb. If there be more, more woful, hold it in, For I am almost ready to dissolve, 79 Hearing of this. s0 Edg. This would have seem’d a period To such as love not sorrow; but another, To amplify too-mucli, would make much moie, And top extremity. S1 r\) Zu taught me" ist dein Sinne nach ein Subject aus dem Vorhergehenden zu suppliren: das Verlangen, der blutigen Aechtung zu entgehen u. s. w., lehrte mich u. s. w. — Die eingeschobene längere Parenthese liess den Dichter, wie es ihm oft widerfahrt, die angefangene Construction ■vergessen. 75 ) rings ist doppelsinnig, = Augenhöhlung und = Ring. 76) fault ist bei Sh. nicht nur = Fehler, sondern auch — Missgeschick. t 77) pi e Herausgeber setzen nach dem Vorgange der Fol. den vorhergehenden V ers in Parenthese. Sh. construirte aber wahrscheinlich to support the conflict J twixt two extremes of passion, joy and grief. — Sein Herz hatte früher schon Risse erhalten (flaw), und brach nun lächelnd. 78) seil, as if you had etc. 79) to dissolve, = sich auflüsen, bedeutet entweder „sich in Tlnänen autlosen“, wie Richard II. (A. 5, Sc. 1.) stellt: that you in pity may dissolve to dew; oder es ist euphemistisch = sterben, wie Antony and Cleopatra (A. 3, Sc. 11.): so dissolve my life. — Erstere Deutung ist die wahrscheinlichere. 80) Das Folgende bis zum Auftreten des Gentleman fehlt in der Fol. 81) Edgar meint, dass das, was er bis dahin erzählt, denen, die den Schmerz nicht lieben, als ein Abschluss, als Etwas, worüber sich nicht hinausgehen liesse, erschienen sein mochte; aber ein Anderer, der sich vor dem Schmerze nicht so scheue, winde zui Vergrösserung des Zuviel das Viel noch vermehren (make much more), und selbst das Uebermass übertreffen in Berichten von neuem Leid, welches das alte noch hinter sich lasse. — So ist another der Gegensatz zu den such as love not sorrow, und loo-much ist, wie das darauf zu beziehende much, substantivisch zu fassen. Extremity ist end¬ lich dasselbe, was vorher period hiess, nämlich Gloster’s Tod, der durch Kent s Jam¬ merbericht und scheinbaren Tod noch überboten wild. Sc. 3. KING LEAK. 139 Whilst I was big 82 in clamour, came there a man, Who, having seen me in my worst estate, Shunn’d my ahhorr’d society; but then, finding Who ’t was that so endur’d, with his strong arms He fasten’d on my neck, and bellow’d out As he ’d burst heaven; threw him 83 on my father; Told the most piteous tale of Lear and him, That ever ear receiv’d; which in recounting, His grief grew puissant, and the strings of life Began to crack: 84 Twice then the trumpets sounded, 85 And there I left him tranc’d. Alb. But who was this? Edg. Kent, Sir, the banish’d Kent; who in disguise Follow’d his enemy king, and did him service Improper for a slave. Enter a Gentleman hastily, with a bloody knife. Gent. Help, help! 0 help! Edg. What kind of help? Alb. Speak, man. Edg. What means that bloody knife? Gent. ’T is hot, it smokes; It came even from the heart of — 0! she ’s dead. 86 Alb. Who dead? speak, man. Gent. Your lady, Sir, your lady: and her sister By her is poison’d; she confesses it. 87 Edm. I was contracted to them both: all three Now marry in an instant. 88 Edg. Here comes Kent. 82 ) big gebraucht Sh. auch sonst von lauter, starker Stimme. So Richard II. (A. 3, Sc. 2.): strive to speak big, und As you like it (A. 2, Sc. 3.): his big manly voice. 83 ) Die Qs., in denen allein diese Stelle sich findet, lesen me, als ob Kent im Ausbruch des Schmerzes nicht sich, sondern den Edgar auf Glostor’s Leiche geworfen. Natürlich ist him (für himself gebraucht) zu verbessern. 84 ) die Sehnen seines Lebens fingen an zu reissen. 85 ) Die Trompeten, die ihn zum Zweikampf mit Edmund riefen; beim dritten Trompeten- stoss musste er erscheinen, und deshalb den ohnmächtigen Kent verlassen. 86 ) So die Fol. — Die Qs. lassen 0! she 's dead aus, und Albany unterbricht den Re¬ denden: Who , man? speak. b/ ) So die Fol., mit einem die Verwirrung und Aufregung des Redners charakterisirenden Anachronismus. — Die Qs. lesen she hath confess’d it. b8 ) wir vermählen uns alle drei alsbald im Tode. — Die nächstfolgenden Worte Edgar's haben die Qs. erst später. 140 KING LEAR. a. v. Alb. Produce the bodies, be they alive or dead! — This judgment 89 of tlie heavens, that makes us tremble, Touches us not with pity. [Exit Gentleman. Enter Kent. Edg. 0, is this be ? 90 , The time will not allow the compliment, Which very manners 91 urges. Kent. I am come To hid my king and master aye 92 good night; Is he not here? Alb. Great thing of us forgot! — Speak, Edmund, where ’s the king? and where ’s Cordelia? — Seest thou this object, Kent? [The bodies of Goneril and Regan are brought in. Kent. Alack! why thus? Edm. Yet Edmund was bclov’d: The one the other poison’d for my salve, And after slew herself. Alb. Even so. — Cover their faces. Edm. I pant for life: — Some good I mean to do, Despite of mine own nature. Quickly send, Be brief in it, — to the castle; 93 for my writ 94 Is on the life of Lear, and on Cordelia. Kay, send in time. Alb. Run, run! 0, run! Edg. To whom, 95 my lord? — Who has the office? send Thy token of reprieve. Edm. Well thought on: take my sword, Give it the captain. Alb. Haste thee, for thy life. 96 [Exit Edgar. 83) In den Qs. This justice. Albany erklärt damit, weshalb er sich nicht scheut, die Lei¬ chen der von dem Gericht des Himmels getroffenen Regan und Goneril vor das An¬ gesicht der Anwesenden bringen zu lassen. 90) So die Fol. — Die Qs. 0! it is he. 9 1) manners, — Höflichkeit, Manier, wird, obwohl formell pluralisch, als ein Begriff singularisch construirt. 92) Bei Sh. findet sich aye und for aye, = für immer, in gleichem Sinne. 93) Unter castle ist das Castell von Dover zu verstehen, wohin er die Gefangenen geschickt. 9 i) m ein schriftlicher Befehl gilt dem Leben Lear’s und der Cordelia. 99 ) who steht in Qs. und Fol. für whom, nach Sh.’schem Sprachgebrauche. Die erste Frage ist an Albany, die zweite mit der Aufforderung, ein Zeichen des "Widerrufs in Betreff des erlassenen Befehls zu senden, an Edmund gerichtet. 96 ) Diese Worte ertheilt die Fol. dem Edgar zu, dessen Weggang auch in den Qs. so wenig wie seine Wiederkehr mit Lear verzeichnet ist. Demnach müsste ein Anderer mit dem Schwerte Edmund’s an den Hauptmann abgeschickt sein. Aber in der An¬ gabe des exit und enter sind die alten Ausgaben so nachlässig, dass es nicht rathsam erscheint, deshalb hier von der Anordnung der Herausgeber abzuweichen. Sc. 3. KING LEAR. 141 Edm. He hath commission from thy wife and me To hang Cordelia in the prison, and To lay the blame upon her own despair, That she fordid 97 herself. Alb. The gods defend her! Bear him hence awhile. [Edmund is borne off. Enter Lear, with Cordelia dead in his arms ; Edgar, Officer , and Others. Lear. Howl, howl, howl! 98 — 0! you are men of stones; Had I your tongues and eyes, I ’d use them so That heaven’s vault should crack. — She ’s gone for ever. — I know when one is dead, and when one lives ; She ’s dead as earth. — Lend me a looking-glass; If that her breath will mist or stain the stone, 99 Why, then she lives. Kent. Is this the promis’d end? Edg. Or image of that horror? Alb\ Fall, and cease? 100 Lear. This feather stirs, 101 she lives! if it be so, It is a chance which does redeem all sorrows That ever I have felt. Kent. 0, my good master! [Kneeling. Lear. Pr’ytliee, away. Edg. ’T is noble Kent, your friend. Lear. A plague upon you, murderers, traitors 102 all! I might have sav’d her; now, she ’s gone for evei! Cordelia, Cordelia! stay a little. Ha! What is ’t thou say’st? 103 — Her voice was ever soft, Gentle, and low, — an excellent thing in woman. — I kill’d the slave that was a hanging thee. 97 ) to fordo, — umbringen, vernichten, gebraucht Sh. auch sonst; so Hamlet (A. 5, Sc. 1.): did with desperate hand fordo its own life. 98) So die Eol. — Die Qs. setzen howl viermal. ") Lear denkt an einen Metallspiegel. io°) „Ist dies das verheissene Ende der Welt?“ fragt Kent im Anblick des Jammers, den er vor Augen hat; Edgar und Albany stimmen in diesen Gedanken ein, iudem sie ihn weiter ausführen. Edgar: „Oder ist es ein Bild jenes Grauens?“ d. h. des Weitendes. Albany: „Jenes Sturzes und Aufhörens?“ — Fall und cease sind also substantivisch zu fassen, und sind Apposition zu that horror. 101 ) d. h. von Cordelia’s Athem bewegt, wie er glaubt. Dasselbe Symptom des Lebens oder Todes kommt bei Sh. auch in K. Henry IV., Second Part (A. 4, Sc. 4.) vor: By his gates of breath there lies a downy feather which stirs not. 102 ) Die Qs. lesen murderous traitors. 103) Lear glaubt, dass Cordelia rede, aber so leise, dass er sie nicht versteht. — Zu seiner Beruhigung, und um dennoch den Glauben an ihr Lebendigsein festzuhalten, erinnert er sich, dass sie immer leise und sanft gesprochen habe. 142 A. V. KING LEAR. Off. ’T is true, my lords, he did. Lear. Did I not, fellow? I have seen the day, with my good biting faulchion I would have made them skip: 104 I am old now, And these same crosses spoil me. — Who are you? Mine eyes are not o’ the best: — I ’ll tell you straight. Kent. If fortune brag of two she lov’d and hated, One of them we behold. 405 Lear. This is a dull sight. 106 — Are you not Kent? Kent. The same; Your servant Kent. Where is your servant Caius? 107 Lear. He ’s a good fellow, I can tell you that; He ’ll strike, and quickly too. 408 — He ’s dead and rotten. Kent. No, my good lord; I am the very man; — Lear. I ’ll see that straight. Kent. That from your first of difference and decay 409 Have follow’d your sad steps — Lear. You are welcome hither. Kent. Nor no man else. 440 — All ’s cheerless, dark, and deadly: Your eldest daughters have fordone 444 themselves, And desperately are dead. Lear. Ay, so I think. Alb. He knows not what he says, 442 and vain is it, That we present us to him. Edg. Very bootless. 104 ) them sind die, welche ihn und Cordelia übermannt hatten, was in den Tagen seiner Kraft ihnen nicht möglich gewesen wäre, wohl aber jetzt, wo diese Leiden (crosses) ihn gebrochen haben. iOö) Wenn Fortuna, um mit ihrer Macht nach beiden Seiten zu prahlen, an Einem ihre ganze Liebe, an einem Andern ihren ganzen Hass erschöpft hat, so sehen wir Einen von diesen Beiden, d. h. denjenigen, den sie gehasst hat, Lear nämlich, vor uns. — Die Qs. lesen lov’d or hated. lü6 ) Lear beklagt sich über sein stumpfes Gesicht, wie schon vorher mit den Worten mine eyes are not o' the best, das ihn seinen Freund nicht sogleich erkenuen lässt. — Diese Worte sind ein Zusatz der Fol. 107 ) Den Namen Caius hat Kent, wie sich hier ergiebt, in seiner Verkleidung als Diener Lear’s geführt. 108 ) Lear erinnert sich der Scene zwischen Kent und Oswald (A. 1, Sc. 4 ). 10y ) von dem ersten Augenblicke an, da es Euch anders und schlechter erging. llü ) Kent fährt, ohne der Zwischenreden Lear’s zu achten, in seiner Rede fort: Ich bin der¬ selbe Mann der Euch von Anfang an begleitete, und kein anderer. — Mit den fol¬ genden Worten beginnt ein neuer Gedankengang. 11J ) So die Fol. Vgl. Anm. 97. — Die Qs. lesen have fore-doom’ d themselves, sie haben sich im Voraus verurtheilt, sind höherem Gerichte zuvorgekommen. 112 ) Die Qs. haben sees. / Sc. 3. KING LEAR. 143 [To Edgar and Kent. Enter an Officer. Off. Edmund is dead, my lord. Aifr' That ’s but a trifle here. — You lords, and noble friends, know our intent. What comfort to this great decay 113 may come, Shall he applied: for us, we will resign, During the life of this old majesty, To him our absolute power. — You, to your rights, With boot, and such addition, 114 as your honours Have more than merited. — All friends shall taste The wages of their virtue, and all foes The cup 415 of their deservings. — 0! see, see! 116 Lear. And my poor fool 417 is bang’d! No, no, no life. Why should a dog, a horse, a rat, have life, And thou no breath at all? Thou ’It come no more, Never, never, never, never, never! — Prav you, undo this button: 448 Thank you, Sir. Do you see this? Look on her, — look, — her lips, — Look there, look there! — [~ e i or. He faints! — My lord, my lord! — Kent. Break, heart; I pr’ythee, break! 120 ßgg Look up, my lord. Kent. Vex not his ghost: 0! let him pass! he hates him, That would upon the rack of this tough world 424 Stretch him out longer. n3) g reä t decay fasst Steevens vielleicht zu bestimmt als Lear, gleichsam als das poi- soniflcirte decay. - Von Lear scheint Albany erst gleich nachher zu sprechen : this old majesty, und great decay bezeichnet im Sinne Sh.’s wohl nur all das gesammte Unglück, das die letzte Scene uns vorführt. 114 ) ho ot ist „Zugabe, Vermehrung“ der früheren besessenen Rechte; addition ist die neue Ehre an Rang und Würde, die ihnen ausserdem als Belohnung ihrer beiderseitigen Ehrenhaftigkeit (honours) zu Theil werden soll. - Dass Beide, Edgar und Kent, an¬ geredet werden, zeigt der Plural honours. 11 5) cup ist der bittere Kelch, der Leidenskelch. 116 ) Albany macht die Andern auf den noch immer mit Cordelia’s Leichnam und seinen Wiederbelebungsversuchen beschäftigten Lear aufmerksam. H7) poor fool nennt Lear die Cordelia mit einem bedauernden Liebkosungsausdruck, den ^ Sh. auch anderswo hat. So sagt Julia in Two Gentlemen of Verona (A. 4, Sc. 4.) von ihrem Liebhaber: Alas, poor fool! why do I pity him, und der König in K. Henry VI., Third Part (A. 2, Sc. 5.) von den Lämmern: so many weeks ere the poor fools will yean. - Auch von Adonis in Venus and Adonis sagt Sh.: The poor fool prays her that he may depart. HB) Lear rüstet sich, zur Ruhe zu gehen. — Die folgenden anderthalb Zeilen fehlen in den Qs., welche nach thank you, Sir nur ein fünffaches o setzen. H9) Lear glaubt noch immer, dass Cordelia die Lippen bewege. 1 20 ) Diese Zeile theilen die Qs. noch dem Lear zu. 121) tough world — zähe Welt, weil sie Lear so zähe und lange auf ihrer Marterbank festhielt. 144 KING LEAR. A. V. Edg. He is gone, indeed. Kent . The wonder is, lie hath endur’d so long: He but usurp’d his life. 122 Alb. Bear them from hence. — Our present business Is general woe. 423 Friends of my soul, you twain [To Kent and Edgar. Rule in this realm, and the gor’d 124 state sustain. Kent. I have a journey, Sir, shortly to go: My master calls me; I must not say, no. Edg. The weight of this sad time we must obey; Speak what we feel, not what we ought to say. The oldest hath borne most: we, that are young, Shall never see so much, nor live so long. 425 [Exeunt, with a dead march. Sein Leben war kein wirkliches, sondern nur ein zum Schein angenommenes.' So ge¬ braucht Sh. to usurp auch in Taming of a Shrew (Induct.): the boy will well usurp the grace, voice, gait and action of a gentlewoman. I23 ) Wir haben es jetzt mit dem Wehe zu thun, das den ganzen Staat trifft. Für den ist also zunächst zu sorgen. m ) ( J or ' d = blu4i g wund. So steht in Hamlet (A. 5, Sc. 2.) das Gegentheil ungor’d in demselben uneigentlichen Sinne: to keep my name ungor’d. 125 ) Die Fol. theilt diese Rede mit Recht dem Edgar zu, dem es zukommt, auf Albany’s an ihn und an Kent gerichtete Aufforderung, nachdem dieser sie abgelehnt hat, seinerseits zu antworten. — Die Herausgeber lassen die Schlussworte dagegen, nach dem Vorgänge der Qs., von Albany sprechen. Nachwort. ; ir haben nachträglich den von J. Payne Collier aus einer zweiten Folioausgabe (1632.) mitgetheilten handschriftlichen Emendationen zum King Lear diejenige Berück¬ sichtigung zu schenken, welche sie unter dem Texte dieser Ausgabe des Dramas billiger Weise nicht beanspruchen konnten. Sie sind in Collier’s Buche*), so weit sie sich auf King Lear beziehen, auf Seite 433 — 447 zu lesen, werden aber im Folgenden nach der Seiten¬ zahl meiner Ausgabe citirt. S. 13. Sir, I love you more than word can wield the matter. — Bekanntlich lässt Sh., namentlich in den metrisch freier construirten Dramen der späteren Zeit, häufig genug, um dem Verse eine ausdrucksvollere Lebendigkeit zu verleihen, den fünffüssigeu regelmässigen Jambus mit einem Anapäst anheben. An solcher wohlberechtigten Freiheit haben mit dem alten Corrector freilich schon andere Kritiker Anstoss genommen, aber bei der Heilung des vermeintlichen Schadens machten sie es sich doch weniger bequem, als er, der ohne Weiteres das Sir, die ehrfurchtsvolle Anrede der Goneril an ihren Vater, als blosses Flickwort streicht: sie adoptirten die Lesart der Qs.: Sir, I do love you more than words can wield the matter, womit statt des anapästisch beginnenden fünffüssigen Jambus ein sechsfüssiger, also auch eine metrische Licenz, in den Text kommt. Jedenfalls sichert die Uebereinstimmung der Fol. und der Qs. hier dem Worte Sir, als dem vom Dichter gebrauchten, seine Stelle. — Für word liest der alte Corrector words, was schon nach dem Vorgänge der Qs. viele Herausgeber setzten. Doch verdient die Lesart der Fol., wo word collectiv, — menschliche Rede, dem matter, — Inhalt, Stoff, entgegengesetzt wird, als eine prägnantere den Vorzug. Ebenso steht A. 3, Sc. 2. in ähnlichem Gegensatz: When priests are more in word than matter. S. 14. Only she comes too short, that I profess Myself an enemy to all Other joys, Which the most precious square of sense possesses. — Für den aus Ver¬ wechslung mit dem profess der ersten Zeile entstandenen Druckfehler der Fol. professes in der dritten Zeile lasen die Herausgeber längst mit den Qs. das richtige possesses. — Ueber precious square vgl. Anm. 24. Der alto Corrector, der dieso Lesart der Qs. und der Fol. nicht ver¬ stand, änderte dafür sphere, eine geschmacklos pretiöse Metapher, die zu sense wenig passen will. S. 15. Sure, I shall never marry like my sisters, To love my father all. — Vgl. dazu Anm. 34. — Der alte Corrector ergänzt den letzten Halbvers, wie das bisher sämmtliche Ausgaben thaten, aus den Qs.; ob *) Notes and Emendations Manuscript Corrections to the text of Shakespeare’s Plays from in a copy of the Folio 163?. — London 1852. 10 early V 146 NACHWORT. aber im Sinne des Dichters, der vielleicht den Satz so abschliessen wollte: Wahrlich, so wie meine Schwestern heirathen wollen, werde ich nie heirathen — das bleibt noch zu er¬ wägen. S. 17. As my great patron thought On in my prayers. — So Qs. und Fol. Weil aber in der zweiten Folioausgabe, deren sich der alte Corrector bediente, das Epitheton great zufällig ausgefallen war, verbesserte er, ohne dabei die älteren Ausgaben zu Rathe zu ziehen, ohne Weiteres auf eigne Hand: And as my patron etc.; und für alle diejenigen, welche ihm die Benutzung Shakspere’scher Originale, die uns verloren gingen, zuschreiben, muss diese Emendation, trotz Qs. und Fol., eben so viel Gewieht haben, wie jede andre, die wir derselben anonymen Autorität verdanken. g. 18. Upon our kingdom: if, on the tenth day following, Thy banish'd trunk be found in our dominions. — Nach der Fol. ver- stattet Lear dem Kent fünf Tage, sich zur Reise in die Verbannung zu rüsten, nach den Qs. nur vier (s. Anm. 65.), aber beide stimmen in der Lesart on the tenth day following, d. h. zehn Tage nach Ablauf dieses Termins, überein. Diese Frist schien dem alten Corrector doch etwas zu lang, und, hartherziger als Lear, macht er aus tenth ein seventh, wahrscheinlich um die genaue arithmetische Progression von five, sixth, seventh einzuhalten. Collier meint, der alte Corrector müsse eine „Autorität“ für diese Emendation gehabt haben, da es nicht wahrscheinlich sei, dass er willkührlich solche Veränderung vorgenommen habe. Die „Auto¬ rität“ mag wohl dieselbe gewesen sein, welche ihm die zunächst vorhergehende Verbesserung: And as my patron thought on in my prayers, eingab. g. 21. — — — that you make known It is no vicious blot, murder, or foulness, No unchaste action, or dishonour'd step. Die Emendation des alten Correctors: nor other foulness , ist wenigstens sinnreich, ohne jedoch der vereinten Geltung der Qs. und Fol. gegenüber — jene lesen murder, diese murther — sich behaupten zu können. Cordelia wählt im Bewusstsein ihrer Unschuld geflis¬ sentlich den starken und energischen Ausdruck, da ihr die Möglichkeit einer Unkeuschheit eben so fern liegt, wie die einer Mordthat. Die pathetische Färbung, welche der Satz durch solche Hyperbel gewinnt, geht mit der Verbesserung des alten Correctors verloren. — murder und foulness sind zwei Species von vicious blot, welche Cordelia beispielsweise als bei ihr gleich undenkbar nennt. — Für step änderte der alte Corrector stoop, ganz überflüssig, wie er auch in Hamlet (A. 3, Sc. 4.) einmal das Verbum step in stoop umändert. Ueberdies sagt step hier weit mehr, als das matte, von Sh. nirgendwo substantivisch, = das Herab¬ steigen, gebrauchte stoop , Cordelia meint, es lasse sich ihr kein Schritt nachweison, der ihr Unehre brächte. S. 36. Fools had ne'er less grace in a year; For wise men are grown foppish; And know not how their wits to wear. — So die Fol. — Ueber die Variante der Qs. in der dritten Zeile vgl. Anm. 43. — Beide Lesarten lassen sich verthei- digen, aber matt und pedantisch nimmt sich, mit beiden verglichen, die fabricate dritte Zeile des alten Correctors aus: And well may fear their wits to wear, zu deren Gunst selbst Collier nichts anzuführen weiss, als dass der Vers alsdann in der Mitte reime, wie der erste. Es scheint aber im ersten Verse, so wenig wie im dritten, solch ein Reim in der Mitte beab¬ sichtigt zu sein. — Dass der Narr diese Strophen zu singen habe, ist auch keine Entdeckung des alten Correctors: schon Rowe fügte die Bühnenweisung Singing hinzu, die seitdem in allen Ausgaben wiederholt ist; und dass die Strophen ein Citat sind, deuten bereits die späteren Folioausgaben durch Cursivdruck an. Wir erfahren diesen ohnehin augenfälligen Umstand also nicht zuerst durch den alten Corrector , wie Collier uns glauben machen möchte. NACHWORT. 147 S. 47 . Not in this land shall he remain uncaught ; And found — despatch. — The noble duke my master etc. Dass nicht, wie die Fol. irrig interpungirt, despatch mit dem Folgenden zn verbinden und von dem Vorhergehenden zu trennen sei, sahen längst vor der Entdeckung des alten Correc¬ tors die Herausgeber. Ueberflüssig aber ist es, mit ihm das imperativische despatch, das in seiner elliptischen Stellung dem Satz einen so energischen Schluss giebt, und das zudem in den Qs. wie in der Fol. steht, in das mattere Participium dispatch'd zu verändern. (Vgl. darüber Anm. 20.) S. 48 . He whom my father nam’d? your Edgar? — So Qs. und Fol. Weil aber der Vers, wie so oft bei Sh., am Schlüsse einer Rede, wo auf die Frage in raschem Wechsel des Dialogs die Antwort folgt, keinen vollständigen Blankvers bildet, so vervollständigt ihn der alte Corrector, indem er vor your Edgar ein your heir einflickt — ein Einschiebsel, das um so ungehöriger erscheint, da hier vorläufig nur Edgar’s Beziehungen zu Lear und dessen Rittern in verdächtigender Art hervorgehoben werden sollen, der Umstand aber, dass Edgar seinen Vater bald zu beerben getrachtet, nachher viel passender und deutlicher berührt wird. — Welch ein überflüssiges und verkehrtes, auf gänzlicher Verkennung des Dichters beruhendes Bemühen es überhaupt ist, alle Verse, die er absichtlich unvollständig liess, mit Hülfe wohl¬ feiler Flickwörter in das regelmässige Mass der fünf Füsse zu bringen, braucht kaum noch ausdrücklich bemerkt zu werden. S. 49. Was he not companion with the riotous knights. — Auch hier liegt ein Pröbchen von der versverbessernden Thätigkeit des alten Correctors vor: die Ausmerzung von not, und Collier bemerkt dazu: by which the measure is restored and the sense not injured. Es sieht aber Jeder, dass Regan’s Frage, wie sie mit der Negation in Qs., Fol. und allen bisherigen Ausgaben stand, einen andern und bessern Sinn giebt, als mit der Emendation des alten Correctors. Dort erwartet Regan nur eine ihr schon bekannte Thatsache bestätigt zu hören, hier fehlt der Frage dieser gehässige Nebensinn zum Schaden der Charakteristik ganz und gar. Wozu aber, und noch dazu auf Kosten des Sinnes, „das Versmass restaurirt“ zu werden braucht bei einem Verse, der nicht anders gebaut ist, als hunderte unseres Dichters, das ist schwer zu errathen. — Eben so unnütz, wie diese Weglassung des not, ist in Edmunds Ant¬ wort ein Zusatz des alten Correctors: Yes, Madam, yes, he was of that consort, wo das ein- geflickte zweite yes nicht einmal dem beabsichtigten Zwecke, der Regulirung des Verses, ent¬ spricht, da das substantivische consort den Ton immer nur auf der ersten Sylbe haben kann. S. 50. If I had thee in Lipsbury pinfold, I would make thee care of me. — Der alte Corrector, der so wenig wie alle Andern weiss, was Sh. mit Lipsbury pinfold gemeint hat, setzt aufs Gerathewohl an die Stelle einer unbekannten, vielleicht vom Dichter fingirten Localität die erste beste bekannte mit ähnlich klingendem Namen, nämlich Finsbury pinfold. Finsbury ist eine dicht an die Mauern der Altstadt London stossende Vorstadt, welche auch Sh. in seinem K. Henry IV. (A. 3, Sc. 1.) erwähnt, ein so bekanntes Terrain, dass schwerlich alle drei Qs. und die Fol. daraus das unbekannte Lipsbury gemacht haben würden. Hätte es zudem zu Sh.’s Zeit ein Ding wie Finsbury pinfold gegeben, so notorisch, dass sich darauf eine scherzhafte Anspielung, wie diese hier, gründen liess, so würde dasselbe auch ohne Zweifel in den Zeitgenossen des Dichters sich nachweisen lassen und bei der Nähe des Ortes, in der unmittelbaren Nachbarschaft Londons, nicht so ohne alle und jede Reminiscenz ver¬ schwunden sein. , 4 S. 60. But, for all this, thou shall have as many dolours for thy daughters, as thou canst tell in a year. — Die Reimverse, welche der Narr spricht oder singt, sind durchweg nur Citate aus Balladen und Bänkelsängereien, die er den Umständen anpasst oder auch an¬ gemessen modificirt. Seine eigentliche charakteristische Redeweise, mit ihren versteckten An¬ spielungen, Wortwitzen und bittern Wahrheiten, ist dagegen, weil aus dem Leben gegriffen, überall Prosa, in der er namentlich auch zu den von ihm citirten Versen einen heissenden 148 NACHWORT. Commentator liefert. Dem alten Corrector aber scheint dieses klare Sachverhältniss entgangen zn sein, wenn er hier, um die gesprochene Prosa des Narren mit den eben vorher citirten gesungenen Versen in Einklang zu bringen, mit erstererer folgende seltsame Misshandlung vornimmt: But for all this, it follows , Thou shall have as many dolours For thy daughters dear , As thou canst tell in a year. Um den schönen Reim follows auf dolours zu gewinnen, übersah er, dass das Einschiebsel it follows sehr unglücklich gewählt ist, in geradem Widerspruch mit But for all this, = trotz alle dem. Das Flickwort dear, woran Qs. und Fol. unschuldig sind, fand er vor daughters in seiner zweiten Fol.; er hatte nur die Mühe, es umzustellen. S. Gl. The knave turns fool that runs away, The fool no knave, perdy. — Vgl. dazu Anm. 61., woraus sich ergiebt, dass die Umstellung knave für fool und umgekehrt nicht erst durch den alten Corrector be¬ werkstelligt, sondern ein längst bekannter Vorschlag Johnson’s ist. — Durch solche Ver¬ schweigung von Conjecturen, die in den Noten aller Vario rum Editions bereits verzeichnet stehen, sucht Collier an manchen Stellen seinem Schützling ein, freilich ziemlich zweifel¬ haftes , Verdienst zu retten. S. 63. I)o you but mark how this becomes the house. — Der alte Corrector emendirt the house in the mouth, worunter Lear denn seinen eigenen Mund verstanden haben muss. Collier, dieser Emendation beistimmend, findet in der Lesart the house hier an instance of mishearing on the part of the scribe. Er hätte lieber the scribes, im Plural, sagen sollen, denn durch ein sonderbares Spiel des Zufalls müsste das Malheur, sich so verhört zu haben, dem Schreiber der Qs. und dem davon jedenfalls ganz unabhängigen Schreiber der Fol. passirt sein, da the house in Qs. und Fol. steht. Wahrscheinlicher ist jedoch die Vermuthung, dass der alte Corrector die richtige Lesart nicht verstanden (vgl. darüber Anm. 41.), wie auch, auf¬ fallend genug, Collier sie nicht versteht, wenn er fragt: What has „ the house (( to do with it? They are talking outside Glosters castle, and not in, nor referring to any habitation. Vielleicht thut Collier eine ähnliche Frage, wenn er in K. Henry VI., Third Part, (A. 1, Sc. 1.) liest: Be thou a prey unto the house of York; denn das Lear unter the house eben¬ dasselbe, d. h. sein Königsgeschlecht, seine Familie, versteht, ist klar. Wahrscheinlich wird sich aber auch hier „der Schreiber verhört“ haben, und es wird zu lesen sein: Be thou a prey unto the mouth of York. — Ein wirkliches Verdienst hat an derselben Stelle der alte Corrector vor den meisten Herausgebern voraus, das ihm nicht verkümmert werden soll. Sie lassen den alten Lear niederknieen und vergessen ihn dann schnöde in dieser demüthigen Situation, ohne sich um sein Wiederaufstehen weiter zu bekümmern. Der alte Corrector aber ist rücksichtsvoller, und fügt bei Lear’s folgenden Worten: Never, Regan etc., die Bühnen¬ weisung rise hinzu, damit der Greis nicht während des ganzen Verlaufs der Scene auf seinen Knieen liegen bleibe. Wer freilich mit uns (vgl. Anm. 43.) die eine Bühnenweisung, Kneeling , für unrichtig hält, wird auch von der zweiten, Rise, keinen Gebrauch machen können. S- 64. Thy tender-hefted nature shall not give Thee o’er to harshness. — Vgl. dazu Anm. 48. — Die Lesart der Fol. erhält an dem Druckfehler der Qs. ihre Bestätigung, da in dem Drucke der alten Ausgabe das lange s, mit welchem tender-hefted geschrieben ist, in Verbindung mit t dem f zum Ver¬ wechseln ähnlich sieht. — Die Emendation des alten Correctors: tender-hearted, verräth in diesem Zusammenhänge als Epitheton zu nature eher sein eigenes Missverständniss des Com- positums, als irgend ein Gepräge Sh.’scher Eigenthümlichkeit. NACHWORT. 149 S. 66. To be a comrade with the wolf and Owl, — 'Necessity’s sharp pinch. An dieser Lesart der Qs. wie der Fol. hatte bisher Niemand Anstoss genommen. Die nächt¬ liche Verlassenheit und Verstossung, von der sich Lear im Geiste bedroht sah, schien jedem Leser passlich als eine Genossenschaft mit den Thieren, die vorzugsweise in solcher Nachtzeit sich draussen rühren, mit Wolf und Eule, bezeichnet. Der alte Corrector aber lässt den Lear nicht nur zum Genossen des Wolfes werden, sondern lässt ihn auch die wölfische Manier des Heulens annehmen. Er emendirt nämlich owl in howl, und bringt dieses Verbum in eine kühne Construction mit necessity’s sharp pinch , das dann vermuthlich heissen soll: die scharfe Qual der Nothwendigkeit heulend kund thun. Er gerieth auf diesen abentheuerlichen Einfall vielleicht, weil er necessity’s sharp pinch als Apposition, die in loser Verbindung den ganzen Satz sich anschliesst, nicht verstand, vielleicht auch, weil er im K. Lear (A. 3, Sc. 3.) fand: if wolves had at thy gate howled that stern time, und daraus folgerte, dass nun allenthalben bei Sh. die W T ölfe heulen müssten. S. 71. — — — servants, who seem no less, Which are to Trance the spies and speculations Intelligent of our state. Dass speculations, das Abstracto, hier für das concrete und persönliche Wort speculators, — Späher, steht, ist klar; aber weshalb dem Dichter nicht verstattet sein sollte, in gesuchter, poetischer Rede das eine Wort für das andere zu setzen, weshalb durchaus speculations in Qs. und Fol. ein Druckfehler für speculators sein muss, ist weniger deutlich. Doch ist speculators nur eine Vermuthung Collier’s, die sich auch schon s. v. speculation in Johnson’s grossem Lexicon, Ausgabe von Todd, findet; der alte Corrector will sogar spectators lesen, eine Emendation, die zu ihrer Würdigung wohl nur einfach erwähnt zu werden braucht. — Sechs Zeilen weiter ändert der alte Corrector furnishings in flourishings um. Die Lesart der Fol. bedarf jedoch keiner Emendation, sei es,-dass wir mit Steevens das Wort = a sample ) oder mit John son = colours, external pretences , auffassen. Was aber flourishings , = Ver¬ zierungen, Schnörkel, in diesem Zusammenhänge bedeuten sollte, hat uns der alte Corrector leider nicht verrathen. S. 79. Whom the foul fiend hath led through fire and through flame, through ford and whirlpool. — Für ford hat die Fol. sword, offenbar aus ford , das in den Qs. steht, verdruckt. Statt aber in den Qs. das ächte Wort des Dichters zu suchen, emendirt der alto Corrector auf’s Gerathewohl swamp and whirpool, ohne zu beachten, dass hinterher noch die Synonyma bog and quagmire folgen, welche swamp vollends überflüssig machen. S. 95. Yet better thus, and known to be contemn’d Than still contemn'd and flatter'd. — Vgl. dazu Anm. 1. -— Für and known lieber unknown zu lesen, schlug schon Johnson vor, und Tyrwhitt stimmte ihm bei. Doch ist jede Aenderung unnütz nach Henley’s richtiger Interpretation des Satzes: it is beiter to be thus contemn’d and know it, than to be flatter’d by those who secretly contemn us. Zu known ist nämlich aus dem Context to us oder of us zu suppliren: es ist uns oder von uns bekannt, dass wir verachtet werden. — Eine rein willkührliche, durch keine Dunkel¬ heit des Ausdruckes hervorgerufene Emendation des alten Correctors ist Yes für Yet; sie bringt in Edgar’s ernste, ruhig reflectirte Worte ein unmotivirtes und unzeitiges Pathos. S. 96. Our means secure us, and our mere defects Prove our commodities. — Der hier vom Dichter beabsichtigte Gegen¬ satz zwischen means und defects (vgl. Anm. 8.), und damit der ganze Sinn der Stelle, muss dem alten Corrector dermassen entgangen sein, dass er für means, wie Qs. und Fol. lesen, wants zu ändern wagte; Sh. hätte also zweimal ungefähr dasselbe gesagt. — Collier recht- 150 NACHWORT. fertigt diese Emendation mit der Erklärung: the printer read wants „means'“, and hence the blunder. Denselben blunder müssten demnach der Setzer der Fol. wie der der Qs., verschie¬ dene Individuen, denen verschiedene Handschriften Vorlagen, begangen haben. S. 97 . Let the superfluous and lust-dieted man, That slaves yöur ordinance. — Ygl. dazu Anm. 21. — Die hier pas¬ sende Bedeutung von to slave, = knechten, zum Sklaven herabwürdigen, auch in übertragenem Sinne, lässt sich mit zahlreichen Beweisstellen aus zeitgenössischen Schriftstellern belegen. So in Hey wood’s Brazen Age 1613: None could slave him like the Lydian Omphale, und in Marston’s Male content 1604: 0 powerful blood, how dost thou slave their soul. — Dennoch liest der alte Corrector mit weniger prägnantem Worte: that braves your ordinance, in einem Sinne, den auch die Lesart der Qs. ergiebt, wenn anders ihre Variante stands kein Druckfehler für slaves sein sollte. S. 106. Spring with my tears! be aidant, and remediate, In the good man's distress. — Vgl. Anm. 9. — Der alte Corrector liest mit den Qs. und mit allen Herausgebern distress für das desires der Fol. S. 114. That minces virtue, and does shake the head To hear of pleasure's name. — Die Emendation des alten Correctors: mimics für minces, hat auf den ersten Anschein so viel für sich, dass ich sie früher zu den wirklichen Verbesserungen zählte, welche Sh.’s Text durch Collier’s Fund erhalten. (S. J. Payne Collier’s Alte handschriftliche Emendationen zum Shakspere, gewürdigt von Dr. N. Delius, Seite 97.) Ich muss dieses günstige Urtheil jedoch jetzt bei näherer Erwägung zurücknehmen, nicht nur, weil die Lesart der Qs. und Fol. einen vollkommen guten Sinn giebt — denn das affectirte Zartthun mit der Tugend charakterisirt ja vor Allem yond simpering dame — sondern auch weil to mimic nicht eigentlich „nachahmen“ bedeutet, sondern „travestiren, ungeschickt nachahmen, oder auch nachahmen in der Absicht, Etwas lächerlich zu machen“. Dass aber die genannte „Dame“ die Tugendrolle mit ernster Absicht und mit Erfolg spielt, erhellt aus dem ganzen Zusammenhänge der Rede. S. 116. This a good block! It were a delicate stratagem, to shoe A troop of horse with felt. — Zur Erklärung von block vgl. Anm. 66. — Wenn der alte Corrector für block, wahrscheinlich durch das folgende stratagem darauf ge¬ bracht, plot liest, so zeigt diese unwahrscheinliche Emendation nur, dass er aus der Lesart der Qs. und der Fol. Nichts zu machen wusste. In der modischen Sprache der Sh.’sehen Zeit bedeutete block nicht nur die Form oder Fa