ENGLISCHE STUDIEN. Organ fur englische philologie junter mitberiicksichtigung des englischen unterrichtes auf hoheren schulen. Herausgegeben von dr. EUGEN KOLBING, ao. professor der englischen philologie an der universitat Breslau. * Separat-Abdruek aus band, heft. Heilbronn. Verlag von Gebr. Henninger. Verlag von GEBR. HENNINGER in Heilbronn. t ENGLISCHE STUD1EN. Organ fur englische Philologie unter Mitberiicksichtigung des englischen Unterrichtes auf hoheren Schulen. Herausgegeben von Dr. Eugen Kolbing, ao. Professor der engl. Philologie an der Universitat Breslau. Vom IV. Band an Abonnementspreis M. 15.'— pro Band von ca. 30 Bogen, welcher in 3 bis 4 Heften innerhalb eines Jahres erscheint. Auch Band I — III wird neu eintretenden Abonnenten zu dem ermassigten (Abonnementspreis von M. 15.— auf Verlangen nachgeliefert. Einzelne Hefte werden zu erhohtem Preis abgegeben. FRANZOSISCHE STUDIEN. Herausgegeben von G. Korting und E. Koschwitz. Die »Franzosischen Studien« erscheinen in zwanglosen Heften, welche zu Banden von ca. 30 Bogen vereinigt werden; in der Regel soil* im Laufe eines Jahres ein Band ausgegeben werden. Abonnementspreis pro Band M. 15.—. Einzelne Hefte werden zu erhohtem Preise abgegeben. g Erschienen sind drei Bande: A (Der II. Band, Inhalt: Molieres Leben und Werke vom Smndpunkt der heutigen Forschung, von R. Mahrenholtz, kostet wegen kleineren Um- fanges nur M. 12.) si I --- Literaturblatt fiir germanische und romanische Philologie. Unter Mitwirkung von Prof Dr. Karl Bartsch herausgegeben von * Dr. Otto Behaghel, und Dr. Fritz Neumann, Professor der german. Philologie an der Professor der roman. Philologie an der Universitat Heidelberg. Universitat Freiburg. Abonnementspreis Jf> 5.— p. Semester von 6 monatlichen Nummern. Einzelne Nummern werden nicht abgegeben. Abonnements werden dureh alle Buehhandlungen des In- und Aus- landes vermittelt; das Literaturblatt kann auch im Post-Zeitungs- t wege bezogen werden. I Bosworth-Toller, An Anglo-Saxon Dictionary 131 An Anglo - Saxon Dictionary, based on the manuscript collections of the late Joseph Bosworth, edited and enlarged by T. Northcote Toller. Oxford, at the Clarendon press, 1882. Bis jetzt zwei lieferungen, A—hwistlian. Der unterzeichnete mochte vor allem und mit aller deutlichkeit an die spitze dieser besprechung den dank stellen, welcher den beiden verfassern fur das im obengenannten werke gebotene zu zollen ist; ein dank, um so empfundener, als jeder, der sich mit dem Angelsachsischen beschaftigt, in fallen ohne zahl aus den belehrungen und nachweisen nutzen ziehen wird, die die verfasser bieten, und als demzufolge das gefiihl der abhangigkeit von dem fleisse und der mtihe der ge- nannten bald lauter, bald leiser, immer aber lebendig sich aussern muss. Referent wtirde am meisten bedauem, wenn die nachfolgenden bemerkungen, die um des buches selbst willen ausgesprochen werden rnussen, den eindruck einer kleinlichen norgelei machten, denn er ist ja sehr in der lage, die andeutung des herrn Toller in dem vorlaufigen vorwort zu verstehen und zu wtirdigen, dass der lexikograph, der vermoge seiner fortgesetzten beschaftigung die schwachen eines derartigen werkes am besten zu beurtheilen vermag, auch andererseits die schwierigkeiten der herstellung in die genaueste rechnung bringen wird , und dass er demzufolge nicht so leicht dem gefiihl des missvergniigens unterliegt, welches das vergebliche suchen nach einer belehrung gar schnell und das urtheil trubend erregt. Wir haben alle das Dictionary of the Anglo-Saxon Language von Joseph Bosworth, das im jahre 1838 erschien, viel in handen gehabt, keiner hatte es missen mogen. Aber wir horten in den sechziger jahren doch schon mit einiger sorge, dass der greise gelehrte eine neue auflage vorbereite. Denn wenn zu der zeit des ersten erscheinens an das buch nicht viel mehr anspriiche gemacht worden waren, als dass es eine leidlich geordnete materialsammlung bilde, so war mittler- weile die lexikographie zu einer kunst, die nach methode, inhalt und form weit hohere anforderungen zu erfiillen hatte, emporgestiegen. Man konnte nicht recht den glauben fassen, dass Bosworth in seinem lexikographischen schaffen diesen neueren und steileren weg wandeln wiirde, und auch die kunde, dass er sich jtingerer krafte zur hilfe bediene, die leider nur zu oft wechselten, vermochte nicht zu beruhigen. Nun zeigt sich an dem ersten hefte, dessen ausarbeitung noch Bosworth zufallt, dass die sorge nicht ohne grund war. Herr Toller ist dann eingetreten, hat Bosworth’s sammlungen noch erganzt, und bietet im zweiten hefte seine eigene arbeit, aber auch an ihr dtirfte manches leicht zu bessern sein. Die quellenbenutzung fur das Dictionary ist nach dem verzeichnisse, welches dem ersten hefte beigegeben, eine sehr reichliche. Von neueren lexikographischen hilfsmitteln ist Grein, wie natiirlich, vielfach ausgeschrieben, sogar unter bei- behaltung seiner eigenen abkiirzungszeichen; Leo ist wenigstens in bezug auf die glossen im 9. bande der Haupt’schen zeitschrift herangezogen; sonst treten eigene sammlungen aus prosa- wie aus poetischen werken auf. In bezug auf letztere kann Wulcker’s neubearbeitung von Grein's Bibliothek der angelsachsischen poesie noch nicht verwerthet sein, hoffentlich wird sie es bei den spateren heften; vom Beowulf wird die Thorpe’sche ausgabe von 1855 benutzt, die spatere Beowulf- forschung entweder nicht gekannt oder ignorirt, und das ist ein fehler. Aber was mehr zu beklagen, gegentiber der citirung in England erschienener quellen wissen weder Bosworth noch Toller viel von den deutschen leistungen auf dem angel¬ sachsischen gebiete, namentlich der letzten zeit. Wie hatten sie sonst die von i3 2 Litteratur 4^*1 Zupitza so sorgfaltig und fur den lexikographen so bequem herausgegebenen Kentischen glossen des io. jahrhunderts iibergehen konnen, im 21. und 22. bande der Haupt’schen zeitschrift! Was den bearbeitern des Dictionary dadurch ent- gangen ist, das moge herr Toller aus dem alphabetischen register erkennen, das Zupitza seinem glossentexte angehangt hat. Er wird hier eine ganz nette reihe von worten und wortformen finden, die das Dictionary nicht hat, er wird auch sehen, dass das unwort hearwian refrigerare, das sich bei ihm immer noch weiter schleppt, keine existenzberechtigung hat. Ist es uberhaupt entschuldbar, wenn eine zeitschrift vom range der Haupt’schen, die seit ihrer grundung 1840 ftir das studium des Angelsachsischen so manche dienste geleistet hat, nicht be- achtet und nicht einmal fur die Bouterwek’schen glossen eigens herangezogen wird? Wenn doch nur herr Toller, von alteren jahrgangen ganz abgesehen, in einigen neueren geblattert hatte, z. b. im 20., wo Englisches aus Prudentius- handschriften enthalten ist, das manches bei ihm fehlende interessante aufweist, wie cynehelmian coronare, beswicenes d e d i t i o , gelustfullung voluptas, geteorodnes defectio virium (vgl. s. 45), und anderes, was fur spatere auf- merksamkeit empfohlen wird. Aber priifen wir einmal das gebotene. Die anforderungen, die v/ir an das Dictionary stellen miissen, bestehen in sorgsamer ausnutzung der quellen, welche die bearbeiter selbst als grundlage ihres buches bezeichnen, und in lichtvoller und methodischer auflegung des so gewonnenen materials. In ersterer beziehung kann referent nicht unbedingt anerkennen. Er hat drei oder vier der als benutzt aufgefiihrten quellen einigermassen nachgepruft, und egt folgende kleine liste von worten vor, die entweder bei Bosworth-Toller ganz- llich oder in einer speciellen bedeutung fehlen, oder bei denen bessere und pragnantere belege gegeben werden konnen, als sie dort vorhanden sind, oder endlich, bei denen belege uberhaupt nicht verzeichnet sind. ciceorfan: das part, acorfen wird selbstandig ohne beleg aufgefuhrt. sege him pat me sy pat heafod fram pam hneccan acorfen Apollonius v. Thorpe s. 8. cLflrsian mit nur einem citat. afirsa fram pam iungan his sarnesse Apollonius v. Thorpe s. 16. aftergenga belegt nur als posthumus; als successor: fram Alfeage biscope, Adelwoldes aftergengan Alfr. Horn, 1, 2. cin: die bedeutung a certain one, some one, quidam wird durch nur eine, allerdings sehr sprechende stelle bewiesen, und es kann daraus der irrthum entstehen, als ob diese bedeutung selten ware. Aber dies ist sie nicht, Alfrics Homilien z. b. gewahren eine reihe von fallen, wo an gleichbedeutend mit sum steht, oder auch mit ihm wechselt: Sion is an dun 1, 210; asende aenne walhredwne heretogan, his nama was Aufidianus 562 (vgl. dazu on paere tide was sum oder witega on Iudea-lande, his nama was Abacuc 570); asende him to an dry-wintre cild 2, 134, u. 6.; in welchen fallen alien an eine stellung des an als unbestimmter artikel nicht zu denken ist. andweardnes praesentia, praesens tempus, praesens, mit zwei belegen. Eine lebendigere bedeutung, wo gegenwart auf die gegenwartige person zielt, ist ubersehen: pat he daerrihte his andweardnysse forfleah Alfr. Horn. 1, 560. anmodlice fehlt. him anmodlice to cwad Alfr. Horn. 1, 582. dn-standande, ein mit fragezeichen versehener beleg. wolde pa an- Bosworth-Toller, An Anglo-Saxon Dictionary 133 standende ancerlif adrebgan (der heil. Cuthberht, als einsiedler) Alfr. Horn. 2, 142. an-stiga steiler pfad, fehlt. andlang weges to readan anstigan Thorpe, Dipl. Angl. S. 160. &ngrislic terribilis, mit zwei belegen, auf gott bezogen, aus den ps. Vom winde steht es: se angrlslic sudwesterna wind Apoll. 10. and-timber, an-timber in der bedeutung ursache nicht aufgefuhrt: for pisum antimbre Alfr. Horn. 1, 2. be-dihlian selbstandig als nebenform zu bediglian aufgefuhrt, ohne beleg. ic wille me bedihlian on edwrum edle Apoll. 9. beorscipe »a feast, v. gebeorscipe*. Es war gar nicht schwer, citate zu dem worte zu finden: after pas beorscipes geendunge Apoll. 17. done beorscipe Alfr. Horn. 1, 484. betst. Der schreibung bezt ist nicht gedacbt: swa gode swa hi bezte purh- tedn magon. Thorpe; Dipl. 531. bezt and gerisenlicost ebenda. bisceop-ham fehlt. to bisceophame Thorpe, 520. to biscophame 523. broccen: zu diesem worte wird nur ein beleg aus Alfrics Gloss, gegeben. hyre twili brocenan cyrtel Thorpe, Dipl. 537. bryd-gift fehlt. ser dam dage minra bridgifta Apoll. 2. hyra brydgifta ebenda. bydel (es ist bydel angesetzt) nur in personlicher bedeutung, praeco, nun- cius, exactor, bedellus; aber es steht auch von dingen, wie vorverkundigungen, vor- zeichen : fela gedreccednyssa and earfodnysse becumad on pissere worulde aer hire geendunge, and pa sind da bydelas pas ecan forwyrdes on yfelum mannum Alfr. Horn. 1, 4. castenere fehlt. and ic geann eallum minum hired-wifmannum to gemanum anes godes casteneres wel gerenodes Thorpe, Dipl. 531. vgl. ahd. velina cha- stanari, chastinari bei Steinmeyer u. Sievers, Gl. 2, 361, 25. 33. ceaster-ware, schw. fern., fehlt. gif du pissere hungrige ceaster-waran gehelpest Apoll. 9. cordewanere fehlt. Randolf se cordewan Thorpe, Dipl. 646. cwic-suslen fehlt. pat cwic-suslene hus Apoll. 26. cyne-wdden fehlt. hire cinewadenan cyrtel Thorpe, Dipl. 538. dun, als kleiderfarbe ohne beleg. hyre betstan dunnan tunecan Thorpe, Dipl. 537 - dun-land mit einem beleg, und mit der bemerkung it is opposed to feld- land. Dies geniigt nicht: and hine geond ealle eordan sohton, ge on dunlandum, ge on wudalandum, ge on diglum stowum Apoll. 7. eall-byrnende fehlt. Cudberhtus swadeah on odrum timan eall-byrnende hus ana ahredde wid fyres dare Alfr. Horn. 2, 140. §h-pyrl mit zwei belegen. Das schone beispiel: ure eh-dyrla sind ure eagan, purh da besceawad ure sawul swa hwat swa he6 widutan gewilnad Alfr. Horn. 1, 584 ist iibersehen. elcung, nur aus Lye beigebracht. pu us oft radlice mit elcunge geswanctest Apoll. 19. estas, plur. in der bedeutung gute bissen, mit nur einem beleg aus Alfr. Gloss, and da estas him beforan legde pe he him to be6denne hafde Apoll. 11. 134 Litteratur feld-oxa mit einem beleg, der das wort nicht recht beleuchtet. Ein besserer: twelf fatte oxan, and twentig feld-oxan steht Alfr. Horn. 2, 576. fiftig als subst. und in der bedeutung quinquagenarium fehlt. ond aeg- hwilc godes pidw gesinge twa fiftig fore his sawle, twa fore hire Thorpe, Dipl. 461. Beim zahlwort fiftig war die schreibung fifti (z. b. Apoll. 7) nicht ganzlich todt zu schweigen. findan, die bedeutung zuweisen, anweisen ist nicht erwahnt und nicht be- legt. hat him findan, hwar he hine maege wurdlicost gerestan Apoll. 18. flima fiir flyma ohne selbstandigen beleg. panca gode pat he me fliman hider to edwrum gemaeran gelaedde Apoll. 9. fugul-dag fehlt. Als gegensatz zu festendag fasttag: V goes, and X henn- fuglas, and X pund caeses, gif hit fugul-dag sie; gif hit ponne festendag sie, selle mon uuege caesa and fisces . . (ins stift) Thorpe, Dipl. 460. gehatan. Die interessante prateritalform gehedtan ist unbelegt; para pred landa pe wit buta gehedtan gode Thorpe, Dipl. 524. gemagnan, es ist bei diesem stichworte auf gemengan verwiesen, dort findet sich jedoch kein beleg fiir die angefiihrte form. Apollonius hine gemagnde swa swa god wolde on das cyninges plegan Apoll. 13. hed mit winsumum sange ge¬ magnde pare hearpan sweg 16. gem-st&n als nebenform zu gim^stan fehlt. gemmarum gemstana Haupt 9 > 431 b - gesplottian, part, gesplottod fehlt. hyre twa tredwenan gesplottude cuppan (becher von maserholz) Thorpe, Dipl. 537. gesinscipe »marriage, wedlock, matrimony; in pi. married people«; aber auch der plur. begegnet in der fur den sing, angegebenen bedeutung: (pat he mihte) him fram adryfan pa de hyre girndon to rihtum gesynscipum Apoll. 3. gewitan. Unerwahnt ist folgende fiigung: dises cyninges cwen weard of life gewiten Apoll. 1. giddung. Ein hiibscher beleg, wo das wort im gegensatz zu schlichter prosa steht, ist iibersehen: Beda, se snotera Engla deode lareow, pises halgan lif endebyrdlice mid wunderfullum herungum, segder ge after anfealdre gereccednysse ge after leddlicere gyddunge awrat Alfr. Horn. 2, 134. giftelic, als nebenform zu giftlic, ohne selbstandigen beleg. pe hed bicom to giftelicre yldo Apoll. 1. hrose, nebenform zu rose, fehlt. on lilian beorhtnysse scinende, and on hrosan brsede stymende Alfr., Horn. 2, 136 (die form rose steht 2, 546). horu in moralischem sinne, ohne beleg fiir das absolut stehende wort: ac he silfa was mid pam fulestan horwe parto gepedd Apoll. 24. Wenn eine fliichtige priifung weniger quellen solche nachtrage ergiebt, welchen schluss werden wir wol auf die sorgfaltige ausnutzung der iibrigen ziehen diirfen! Und doch muss an ein worterbuch, das mit den anspriichen wie dieses auftritt, geradezu das verlangen der vollstandigkeit innerhalb des selbst gesteckten gebietes gestellt werden. Und ware das denn eine so ungeheure arbeit gewesen? Die angelsachsische litteratur ist reich, aber recht gut zu iibersehen, ein einziger mann, wenn er nur lexikalisches talent und den richtigen schnellen lexikalischen blick hat, bewaltigt das ganze material in wenigen jahren, ohne eines amanuensis zu bediirfen, und ist dadurch im stande, ein worterbuch aus einem gusse zu schaffen. Und wie sieht es mit der lexikalischen darstellung aus? Von Bosworth war Bosworth-Toller, An Anglo-Saxon Dictionary *35 in dieser hinsicht nicht viel zu erwarten. Ich will nicht auf artikel wie Alfred, Alfric, Beda, Beowulf, Brunan Burh, Cynewulf, cyning u. a. hinweisen, die in das gebiet der litteraturgeschichte oder der antiquitaten, oder agan, dugan u. a., die in die grammatik iibergreifen, breite, in ein worterbuch nicht gehorende auswiichse; ich will die einzelauffiihrungen der composita mit be- und bi- (auch bei Grein leider zu finden), der formen bisceop und biscop, eal und eall, farap-, far op- und fear op-, oder der prateritalformen adreag, adred, band , bundon und bunden u. s. w., oder sogar der pluralformen fatu, fata v. fat nicht bemangeln , wie be- klagenswerth die raumverschwendung und die stoffzersplitterung auch ist; es giebt wichtigeres zu beklagen. Und es muss hervorgehoben werden, dass, wahrend herr Toller an jenen fehlern Bosworth’s nur in geringem masse theil nimmt, er die hauptfehler seiner lexikographischen kunst oder nichtkunst vollig theilt. Diese sind zwei: mangelnde aufmerksamkeit flir die wortformen und mangel an auseinander- halten der wortbedeutungen, also gerade zwei, die man besonders schwer empfindet. Bosworth wie Toller kennen, so zu sagen, nur das orthodoxe Angelsachsisch, sie geben wol daneben noch einiges Northumbrische, aber die grosse anzahl der iibrigen dialektischen und oft localen varianten in den wortformen, die namentlich die ur- kundenwerke von Kemble und Thorpe aufweisen und die so schatzbares material fiir die angelsachsische grammatik bieten, sind iibergangen. Interessante formen eines wortes, z. b. gerade eines star ken verbums, werden nicht iibersichtlich zu- sammengestellt, sondern unter die iibrigen belege untergesteckt und kommen ge- legentlich zum vorschein, man vgl. nur z. b. den artikel healdan. Was die dar- legung der wortbedeutungen betrifft, so sind wir jetzt nicht mehr zufrieden mit der anbringung zweier oder dreier grosserer facher, als no. I, II, III markirt, in welche eingestopft wird, was sich nicht gar zu sehr sperrt (z. b. bei hatan: I. to bid, order, command. II. to promise, vow. III. to call, name, give a name to, mit kunterbunten belegen), sondern wir verlangen lichtvolles auseinanderhalten auch der feineren verzweigungen, und mehr blick auf die syntax, als ihn auch herr Toller hat. Eine solche unordnung, wie sie im artikel hand herrscht, wo jede eintheilung fehlt, sollte doch nicht vorkommen; und sie ist nicht die einzige. Kleinere und grossere derartige artikel laufen unter. Als muster eines besondeien durcheinanders unter den kleinen kann der artikel healic angesehen werden; er ist nicht wol herauszuschreiben, da er vierzig zeilen umfasst, aber man sehe selbst, wie die belege fur die eigentliche und fur die mannigfach abgezogenen bedeutungen des wortes (high, elevated, lofty, sublime, proud, chief, very great, noble, disting¬ uished, deep, profound) ohne ordnung wie wirrstroh durcheinander liegen. Hatte ich zu wiinschen, so wiinschte ich fiir die fortsetzung zweierlei. Erstens, dass herr Toller fiir eine zeit die weitere ausarbeitung unterbrache, und sein quellen- material einer sorgfaltigen erganzung unterzoge. Zwei tens, dass er in der kunst der darstellung mehr fortschritte machte, zu diesem behufe bei uns Deutschen ein wenig in die schule ginge und sich die besten deutschen worterbiicher auf diese darstellungskunst hin ansahe. Dann wird die noch zu erwartende grossere halfte des werkes, wie dankbar wir immer fiir das in der ersten gebotene zu sein ursache haben, doch mit unvergleichlich hoherer freude aufgenommen werden konnen. Basel, den 20. august 1883. M. Heyne. 136 Litteratur The Erl of Tolous and the Emperes of Almayn. Herausgegeben von Gustav Ltidtke. Berlin, Weidmann’sche buchhandlung, 1881. — A. u. d. tit.: Sammlung englischer denkmaler in kritischen ausgaben. Dritter band. Pr. 6 ink. Da Ltidtke’s verdienstliche ausgabe bereits mehrfach besprochen worden ist (Anglia V., anz. p. 4; Lit.-bl. f. rom. u. germ. phil. Ill, 179), sei es mir ge- stattet, die aufmerksamkeit auf einzelne punkte zu lenken, die noch einer naheren beleuchtung werth scheinen. Die englische romanze vom grafen von Toulouse und der kaiserin von Deutschland ist litterarhistorisch merkwiirdig als eine der altesten versionen einer weit verbreiteten sage, deren geschichtlicher ursprung in’s IX. jahrhundert zurtick- reicht. Die franzosische dichtung, auf der die englische beruht, ist leider verloren. Die englische bearbeitung ist uns erhalten in vier handschriften aus dem XV. bis XVI. jahrhundert, die der herausgeber zur herstellung seines kritischen textes be- nutzt hat. In der einleitung ist zunachst das handschriftenverhaltniss eingehend und scharfsinnig untersucht. Die hs. (A) Ff. II, 38 der universitatsbibliothek zu Cambridge stellt sich als die zuverlassigste heraus. Die dann folgende untersuchung iiber alter und heimath des litterarischen denkmals fiihrt zu den resultaten, dass der verfasser des gedichts den dialekt des nordlichen ost-mittellandes sprach, und dass dasselbe kaum vor dem beginn des XV. jahrhunderts entstanden sein diirfte. Von der richtigkeit des ersteren bin ich iiber- zeugt, von der des letzteren nicht. Der terminus a quo scheint mir durch den hinweis auf beeinflussung der sprache des dichters durch die sprache Chaucer’s nicht gesichert. Das hauptargument, stidl. o statt a im reime, ist nicht stichhaltig, da diese vocalfarbung schon seit der mitte des XIV. jahrhunderts in denkmalern von ent- schieden nordlichem dialekte sich findet, vgl. A. Brandi, Thomas of Erceldoune p. 50 f. Auch die tibrigen eigenthumlichkeiten der sprache sind nicht specifisch chaucerisch, sondern allgemein mittellandisch. Nach denselben kriterien miisste man manche litterarische denkmaler, die doch gewiss der mitte, wenn nicht dem anfang des XIV. jahrhunderts angehoren, wie den roman von Richard Lowenherz, oder die schweifreimdichtung von Amis and Amiloun, in nach-chaucerische zeit verlegen; denn sie zeigen ganz dasselbe schwanken zwischen nordlichen und stid- lichen sprachformen im reim. Oder angenommen, Chaucer’s bearbeitung des ro¬ mans von der rose ware uns nicht unter seinem namen liberliefert, und ein phi- lologe hatte durch eine reimuntersuchung alter und heimath zu bestimmen, so wiirde er durch entschieden nordliche reime wie thore : more v. 1853, mare (more) : are v. 2215, state : hate (hot) v. 2397, made : brade (broad) v. 4200, sittand : hand v. 2263, fand : doand v. 2707 bewogen werden, dem dichter nord¬ lichen dialekt zuzuschreiben. Da nun aber solche reime nur vereinzelt sind, im tibrigen sich die sprache als sudmittellandisch, als chaucerisch, herausstellt, so kann (wiirde der philologe argumentiren) der roman von der rose nicht vor der zeit ge- dichtet sein, »in welcher sich Chaucer’s sprache in den von seiner heimath aus nordlich gelegenen landen geltend machte, was kaum vor der wende des jahr¬ hunderts geschehen sein diirfte« (E. T. p. 42). Und doch wurde der roman von der rose um die mitte des XIV. jahrhunderts iibersetzt, und doch war Chaucer ein Londoner! Hier, beim Erl of Tolous haben wir den umgekehrten fall. Ein dichter, der im nor den zu hause ist, was ich gar nicht bestreite, wendet siidliche sprachformen an. Miissen wir da nothwendig litterarischen einfluss, einwirkung der sprache Chau- Verlag von GEBR. HENNINGER in Heilbronn Dowden. — Shakspere, sein Entwicklungsgang in seinen Werken. Von Edward Dowden. Mit Bewilligung des Ver- fassers iibersetzt von Wilhelm Wagner. geh. M. 7.50. Horstmann. -— Sammlung altenglischer Legenden, grossten- theils zum erstenMale herausgegeben v. C. Horstmann. geh.M. 7.20. Horstmann. — Altenglische Legenden. Neue Folge. Mit Ein- leitung u. Anmerkungenherausgegeb. v. C. Horstmann. geh. M. 21.—. Horstmann. — Barbours, des schottischen Nationaldichters Legenden-Sammlung nebst den Fragmenten seines Trojaner- krieges zum ersten Mai kritisch herausgegeben von C. Horstmann. Erster Band. geh. M. 8.—. Zweiter Band geb. M. 9.60. Kolbing. — Elis Saga ok Rosamundu. Mit Einleitung, deutscher Uebersetzung und Anmerkungen. Zum ersten Mai herausgegeben von Eugen Kolbing. geh. M. 8.50. Kolbing. — Die Geschichte von Gunnlaug Schlangenzunge. Aus dem islandischen Urtext iibertragen v. E. Kolbing. geh. M. 1.—. Kolbing. — Die nordische und die englische Version der Tristan-Sage herausgegeben von Eugen Kolbing. I. Theil: Tristrams Saga ok Isondar. Mit einer literarhistorischen Einleitung, deutscher Uebersetzung und Anmerkungen. geh. M. 12.—. (II. Theil: Sir Tristrem. Mit Einleitung, Anmerkungen u. Glossar. Unter der Presse.) Korner. — Einleitung in das Studium des Angelsachsischen. Grammatik, Text, Uebersetzung, Anmerkungen, Glossar von Karl Korner. I. Theil: Angelsachsische Formenlehre. geh. M. 2. — . II. Theil: Angelsachsische Texte. Mit Uebersetzung, Anmerkungen und Glossar. geh. M. 9.—•. Korting. — Gedanken und Bemerkungen liber das Studium der neueren Sprachen an den deutschen Hochschulen von Dr. Gustav Korting. geh. M. 1.40. Leo. — Die Hovard Isf]ordings-Sage. Aus dem altislandischen Urtexte iibersetzt von Willibald Leo. geh. M. 2.—. Leo. — Die Sage von Frithjofr dem Verwegenen. Aus dem altislandischen Urtexte Iibersetzt von Willibald Leo. geh. M. 1.50. Storm. — Englische Philologie. Anleitung zum wissenschaft- lichen Studium der englischen Sprache von Johan Storm, ord. Professor der romanischen und englischen Philologie an der Universitat Christiania. Vom Verfasser fur das deutsche Publikum bearbeitet. Erster Band: Die lebende Sprache. geh. M. 9.—. Thum. — Anmerkungen zu Macaulay’s History of England. Von Dr. R. Thum. I. Theil. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. geh. M. 3.—. Der Sprachunterricht muss umkehren I Ein Beitrag zur Ueber- biirdungsfrage von Quousque Tandem. geh. M. —.60. Behaghel. — Die Entlastung der iiberbiirdeten Schuljugend der Mittelschulen. Zwei Dialoge von Dr. August Behaghel. geh. M. 1. —. (October 1882 .) _ Verlag von GEBR. HENNINGER in Heilbronn. 2;= Altenglische Bibliothek. Herausgegeben von Dr. Eugen Kolbing. I. Band: Osbern Bokenam's Heiligenleben (a. 1447), herausg. von C. Horstmann. (Unter der Presse.) — Englisehe Sprach- und Literaturdenkmale des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Herausgegeben von Karl Vollmoller. 1. Gorboduc or Ferrex und Porrex. A Tragedy by Thomas Norton and Thomas Saekville, A. D. 1561. Edited by L. Toulmin Smith. (Unter der Sammlung franzosiseher Neudrueke herausgegeben von Karl Vollmoller. Unter vorstehendem Titel werden seltene und schwer erreichbare franzosische 1 Schriftwerke aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert: Dichtungen, Grammatiken (so vor allem die wichtigen des 16. Jahrhunderts) und literarhistorische Abhandlungen zum Abdruck kommen. Erschienen sind: 1. De Villiers Le Festin de Pierre ou le fils criminel. Neue 5 Ausgabe von W. Knorich. Geh. Jt> 1. 20. 2. Armand de Bourbon, Prince de Conti Traite de la comedie et des spectacles. Neue Ausgabe von Karl Vollmdller. Geh.j jfi 1. 60. 3—6. Robert Gamier Les tragedies. Treuer Abdruck der ersten Ge-i sammtausgabe (Paris 1585) herausgegeben von Wendelin Foerster. I. Band: Porcie, Cornelie, M. Antoine. jH> 3. 60. II. Band: Hippolyte,! La Troade. 2. 80. III. Band: Antigone, Les Ivifves. Jh> 2. 80. Altfranzosische Bibliothek. Herausgegeben von ■ Dr. Wendelin Foerster, Professor der romanischen Philologie an der Universitat Bonn. Erschienen sind: I. Band: Chardry’s Josaphaz, Set Dormanz und Petit Piet, Dichtungen injl der anglo-normannischen Mundart des XIII. Jahrhunderts. Zum ersten Mai vollstandig mit Ein- leitung, Anmerkungen und Glossar-Index herausgegeben von J. Koch, geh. M. 6.80. II. Band: Karls des Grossen Reise nach Jerusalem und Constantinopel, ein altfranzosisches Gedicht des XI. Jahrhunderts, mit Einleitung und Worterbuch heraus-j] gegeben von Eduard Koschwitz. Vergriffen. (Zweite Auflage in Vorbereitung.)j III. Band: Octavian, altfranzosischer Roman, nach der Handschrift Oxford, Bodl. Hatton 100.] Zum ersten Mai herausgegeben von Karl 'Vollmoller. geh. M. 4.40. IV. Band: I.othringischer Psalter (Biblioth. Mazarine No. 798), altfranzosische Ueber-\ setzung des XIV. Jahrhunderts mit einer grammatischen Einleitung, enthaltend die Grundzuge 1 des altlothringischen Dialects, und einem Glossar zum ersten Male herausgegeben von Friedr. i| Apfelstedt. geh. M. 6.—. V. Band: Lyoner Yzopet. Altfranzosische Uebersetzung des XIII. Jahrhunderts in der' Mundart der Tranche - Comte, mit dem kritischen Text des lateinischen Originals (Anonymusij Neveleti), einer sprachlichen und litterarhistorischen Einleitung und einem Glossar zum erstenj. Mai herausgegeben von VE Foerster. geh. M. 5.20. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes. (October 1882.) Pierer’sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Co. in Altenburg.