BERICHT der K, K LEHRER- UNI) LEHRERINNEN- BILDUNGSANSTALT 7,11 THE LIBRARY of The UNIVERSITY OF ILLINOIS ITsTlST SB'RTJ CK liber die Schuljahre 1882 83 bis 1884/85. INHALT Beitrage zu einer Geschichte der Volksschule in Deutschtirol bis zur Mitte des 18 . Jahrhunderts. Yon Prof. Anton Noggler. S>. Sckulnaehrichten. Vom Director. ■f . \ ‘ Inns b r u c k. ^ruck der W a g n e r’sclien Universitats-Buchdr 1885. * DUPLICATE ? 16 .' 142 ) Author. ..Hffiggl. 9 JC»A.^.- ...-. (Surname first) ™* B»ltx***. 2 -j- 0 ln g r -^ .■ oi .i 3efi llo in la itschi mad bis z\ix Hit to des 18 . Jahrhmid ert3. (BoriGht der k.k.Lehrer- mid loiirer- in.iea-Bildmigsanstalt zu Tnisbrtiek) Edition.. .piacej.a_ 2 . 3 -ar.aak. ....Publisher..-. Univ. of Ill. Lib. .Vols. Date 1805r To be charged Recommended by..r.A.*..-.l..«..'...^Der deutsche Antheil des Bisthums Trient.* 44 hunderts richtete sich die Aufmerksamkeit der Regierung auf die ketzeri- schen Bucher. In einem Mandate vom 28. April 1537 heisst es namlich: „ Ferrer gelangt vns an, das vast bey alien wierten auf der strassen Lutterische biblen vnd newe verpotene testament offenlichen in jren stuben gefunden werden." *) In den Jabren 1569 und 70 sowie in der folgenden Zeit wurden dann die ersten forinlichen Streifziige gegen diese Bucher unternommen, welche reicbe Biicherschatze sowohl in den Stadten als auch auf dem Lande zu Tage forderten. Ueberall zeigte das Volk grossen Eifer im Lesen, und kaum waren demselben die in seinen Handen befindlicben gefabrlicben und ungefahrlichen Scbriften abgenommen, so sucbte es den ibm entrissenen Schatz auf jede Weise wieder zu erlangen 2 ). Sollte nun erst in dieser Zeit, wo man gerade auf die Lehrer als die gefahrlichsten Verbreiter der neuen Secte die grosste Wachsamkeit rich- tete, wo durcb die Ausweisung so mancbes verdachtigen unter ihnen gar tiefe, oft nicbt so leicbt ersetzlicbe Liicken in den Reihen der Volks- bildner entstanden, der Grad der Volksbildung, den eben dessen Freude am gedruckten Wort bekundete, entstanden sein oder sich so wesent- licb gehoben haben ? Dieses anzunebmen, ist um so bedenklicher, als, wie wir nocb sehen werden, gerade am Ende des 16., ganz besonders aber im 17. Jabrhundert trotz des Vorhandenseins von einer nicbt unbetracht- lichen Anzahl von Volksschulen in der allgemeinen Volksbildung ein steter Riickschritt zu verzeicbnen ist. Als einen wichtigen Beleg fur das Vorbandensein einer friihzeitigen, bereits ziemlich allgemeinen Bildung des Volkes konnen wir auch den Drang desselben anfiihren, die scbon seit alter Zeit uberkommenen Rechte der einzelnen Gemeinden schriftlich zu fixieren, um dadurch eine fur alle Zeiten giltige Norm fur das Ver- balten der Gemeindemitglieder zu besitzen. Beinabe alle in den erst vor kurzem veroffentlichten tirolischen Weisthiimern niedergelegten Dorfrechte fiihren auf ziemlich alte Aufzeichnungen derselben zuriick. Was hatten aber diese Aufzeichnungen, die jedes Jabr der Gemeinde zur genauen Dar- nachachtung publiziert wurden, fur eine Bedeutung gebabt, wenn sich nicht in derselben selbst Manner gefunden hatten, die sie zu lesen und zu interpretieren verstanden hatten? Wenn wir endlich gerade im 14. und 15. Jahrhundert alle grosseren Streitigkeiten, alle Klagen gegen Verbrechen und Gewaltthaten unter Beiziehung von Schiedsrichtern aus dem Volke schlichten sehen, so durfte dies als ein weiterer Beweis fur ein ziemlich ausgebreitetes Wissen nicht ohne Gewicht in die Wag- schale fallen. Zum Schlusse dieser Ausfuhrungen diirfen wir auch nicht die bedeutende Stellung iibersehen, die unser Vaterland von jeher als ‘) K. k. Statth.-Arch. Buch Tirol d. a. 1535/39 fol. 126. — 2 ) Vgl. hieriiber die trefflichen Auseinandersetzungen bei Him ,Erzherzog Ferdinand II. von Tirol,* I., p. 182 ff. und Egger: »Geschichte Tirols,* II., p. 239 ff. 45 Durchgangsthor von Deutschland nach Italien einnahm, eine Stellung, die schon sehr friihe das Volk im Gebirge mit der Bildung des Nordens und Slidens verkniipfte, diirfen wir endlich nicht den machtigen Auf- schwung desselben iibergehen, seit mit dem Beginne des 15. Jahrhunderts immer mehr und mehr die Schatze des Gebirges erschlossen wurden und mit magnetischer Kraft die besten Krafte des Auslandes anzogen. Um aber auch positive Beweise dafiir anzufiihren, dass scbon vor der Reformation in Tirol bereits auch auf dem Lande fur die Bildung des Volkes ziemlicb gesorgt war, wollen wir die uns vorliegenden, leider nicht sebr zahlreicben, urkundlichen Belege hieruber kurz anfuhren. Die iiltesten Nachrichten uber das Vorhandensein von Scbulen auf dem Lande stammen bereits aus dem 14. Jahrhundert und bezieben sicb auf ganz unbedeutende Ortscbaften. Als namlich im Jahre 1355 am 4. November Hans, der Sobn Wernhers von Wenns, an Georg von Starkenberg mebrere Giiter verkaufte, war unter den Zeugen auch Friedrich der Schul- meister von Wenns anwesend. Derselbe bezeugte auch am 11. November des gleicben Jahres einen anderen Giiterkauf eben dieses Adeligen von Heinrich Hirzberg und dessen Gemablin 1 ). Am gleicben Tage des fol- genden Jahres finden wir ihn ebenfalls in einer Starkenbergischen Ur- kunde, wodurch ein weiterer Giiterkauf von Johann dem Nauderser be- statigt wurde 2 ). In einer am 21. November 1357 zu Brixen ausgefertigten Urkunde begegnet uns dann unter den Zeugen ein Organist zu Prissian, einem Dorfchen in der Nahe von Tisens, der wobl auch als Lehrer thatig gewesen sein mocbte 3 ). Als dann am 2. November 1381 Wernber des „ Seydun webers “ Sobn aus dem Lechtbale, sowie Tegel und Pauls daselbst dem Hans von Starkenberg Giiter verkauften, bezeugten dies neben an¬ deren auch Friedrich der Scbulmeister zu B Zammes “ (Zams) und dessen Sobn Johann 4 ). Im Jahre 1401 war dann zu Zirl ein Scbulmeister, namens Hans, thatig, wie wir dies aus einer Vermachtnis-Urkunde der Frau Dorothea von Wer erseben 5 ). Am Urbanitage 1406 verkauften die Vogte von Matsch dem frommen Knecbte Cunzen von Schluderns und dessen Frau Gertrud um 16 M. B. ein Haus zu Schluderns am Bache Salur, dass an deren eigenes Haus, genannt das Scbulhaus, grenzt, gewiss ein Zeugnis, dass auch hier schon sehr frtihe eine Schule bestand* 3 ). Eine andere Schule in Obervinstgau aus dieser Zeit nennt uns das Neustifter Urkundenbuch. Als namlich im Jahre 1456 Felix Ratgeb von Laatsch dem genannten Kloster den Thurm zu Miihlbach verkaufte, bezeugte dies neben anderen auch der Schulmeister zu Mals Johannes Giintzenhauser 7 ). Dass auch in Mittelvinstgau Schulen bestanden haben mussten, und zwar *) K. k. Statfh.-Arch., Schatz-Arch. Nr. 2902 und 3. — 2 ) Ibidem Nr. 3905. — 3 ) Ibidem Nr. 2892. — 4 ) Ibidem Nr. 3953. — 6 ) Tinkhauser a. a. 0., III., 188. — 6 ) Ladurner, »Die Vogte von Matsch/ II., 50. — 7 ) Fontes rer. Austr. XXXIV., p. 601. 46 vorziiglich an der Deutschordens-Comturei Schlanders, haben wir sclion friiher erwahnt. Dafiir konnte wohl aucli die Bestimmung in dem Ueber- einkommen, das die Nebengemeinde Goflan mit der Pfarre im Jalire 1432 wegen Abhaltuug der Gottesdienste abschloss, geltend gemacht werden, dass, falls die Gemeinde bei dem Festgottesdienst einen Gesang haben wollte, sie selbst einen Gehilfen hiezu zu besorgen hatte *). Einen lob- lichen Eifer fiir das Schulwesen finden wir auch in Hocbpusterthal. Hier befand sich schon in sehr alter Zeit eine Schule zu Toblacli, von der wir die erste urkuudliche Nachricht aus dem Jalire 1431 erhalten. In einer Urkunde des Stiftes Inniclien, ausgestellt am Tage Philippi und Jacobi, wird unter den Zeugen auch Niclas, die Zeit Caplan und Schulmeister zu Toblach, aufgefuhrt 2 ). Yon 1477 bis 1497 trefien wir an dieser Schule einen Lehrer, Namens Sigmund, der in sechs Innicher Urkunden als Zeuge auftritt 3 ). Ebenfalls in einer Urkunde des Stiftes Innichen vom Jahre 1482 tritt uns Hans Burghaimer, Lehrer in Primor, als Zeuge entgegen. Den Anfang einer Schule zu Tilliach haben wir bereits oben in der Ausein- andersetzung iiber die Bedeutung der Worte scolaris etc. beriihrt. Wohl in den Anfang des 16. Jahrhunderts reichen auch die Schulen in Lorenzen und Niederdorf zuruck, von denen letztere im Jahre 1524 zuerst erwahnt wird 4 ). Dass iiberliaupt auf der Wasserscheide der Bienz und Drau schon so friihe ein lebhafter Sinn fur das Schulwesen sich bemerklicli maclit, diirfte wohl zum grossten Theile dem Wirken der dortselbst im 15. Jahrhundert bestehenden Flagellanten-Bruderschaft zuzuschreiben sein, die, wie es scheint, auch schon sehr friihe fur die Schule von Sillian segensreich gewaltet hat 5 ). Im Siiden des Landes diirfte wohl Kaltern eine der iiltesten Schulen besessen haben. Das Gemeindestatut dieses Marktes, das ein sehr hohes Alter besitzt, enthalt unter anderem auch folgende Yerpflichtungen des Pfarrers: „ Item der pharrer sol haben ain schulmaister vnd tzwen schuler, den sol er albeg dy kost, geben vnd alle zwelfpotentag 3 gr., vnd all opher tag 6. Item so soli der pharrer gepunden sein, seinem schulmaister vnd kapplan marendt vnd schlaff trinken zu geben von der leyten vnter dem widem, die die Lutscher dartzu geben vnd das also gestifft haben. Item so soil auch der pharrer seine gesellen, kapplan vnd schul¬ maister zu yeden zeiten erberkleich zu pette vnd zu tische mit essen vnd trincken halten, da mit sey nicht bedurffen ausz dem widem in die leuthewser zu gen oder zu klagen, als den von alter her komen ist “ r> ). i ‘) »Der deutsche Antkeil des Bisthums Trient,« II., 120. — 2 ) Bibl. Tirol. Dip. 484, 92; Tinkhauser a. a. 0., p. 494. — 3 ) Bibl. Tirol. Dip. 485, Nr. 99, 11G, 125, 150, 155 und 486, 5. — 4 ) Tinkhauser a. a. 0., p. SSI und 506. — 5 ) Tinkhauser a. a. O., p. 450. — 6 ) Ferdinand. Innsbr., Mscr. Wenn in dem Aufsatze »Der deutsche Antheil des Bisthums Trient* (Neue Folge p. 52) aus dem Vorkommen eines Magisters zwischen 47 Gerade diese Bestimmungen zeigen uns aber ancb den Charakter, den diese Sclmlen batten. Sie waren wolil vorzugsweise sogenannte Pfarr- schulen, in denen neben Latein in erster Linie der Kircbengesang be- trieben wurde. Dass wirklicli aucb in diesen Landschulen die lateinisclie Spracbe gepfiegt wurde, konnen wir aus spiiteren Notizen iiber dieselben vollstiindig sicber nachweisen. So verspricht im Jabre 1572 ein gewisser Johann Stauder in seinem Gesuclie um die Scbulmeisterstelle von Toblacb aucb ini Latein Unterricht zu ertheilen, und als 1577 dortselbst eine Visitation abgehalten wurde, bemerkten die Visitatoren ausdriicklich, dass der Lebrer Paul Huld „nur “ im Deutschen unterrichte x ). In Sillian, woselbst die oben genannte Flagellanten-Brudersehaft um 1590 ein eigeues Schulhaus baute, und woselbst bis zum Beginne der zweiten Halfte des 10. Jabrbunderts der Caplan die Schule versah, erklarte der Lehrer bei der Visitation vom Jabre 1577, dass er in Hall studiert habe, jetzt bei 30 Knaben unterrichte und aucb lateiniscbe Spracbe lebre 2 ). In Matrei, woselbst bei den Visitationen von 1577, 94 und 1602 die Scbule erwahnt wird, bemerkten die Visitatoren im Protokoile von 1594 ausdriicklich, dass der dortige Lehrer Jacobus Entleitner deutschen und lateinischen Unterricht ertheile 3 ). Den lateinischen Schulmeister in Keutte trafen die Visitatoren im Besitze der Schrif'ten Vergils und Ciceros, eines Donatus und eines „ Geschichtbiiechl von den tiirkischen kaisern" 4 ). Neben diesen Beschafti- gungen, wozu wolil auch der Organisten- und hie und da aucb der Messnerdienst gekommen sein diirfte, mocbten dieselben, wie bereits er¬ wahnt, auch die Schreibgeschafte der Gemeinde besorgt haben. Wenn wir iiberhaupt sehen, dass diese lateinischen Lehrer oft aucb zugleich als Notare thiitig waren, und diese Wabrnehmung mit demIJmstande zusammen- halten, dass wir gerade im 14. und 15. Jahrhundert an oft ganz unbe- deutenden Orten Notare antreffen, so diirfte wobl der umgekehrte Scbluss, dass sehr haufig dieselben auch als Lebrer wirkten, niclit ganz gefeblt sein. Niiher auf diesen Gegenstand einzugeben, verbietet der Baum dieser Arbeit, weshalb icb micb begniige, auf diesen, wie es scheint, noch nicht beriicksichtigten Punkt einstweilen hingewiesen zu haben. Einer der wicbtigsten Griinde, warum wir aus diesen friiheren Zeiten nur so wenige urkundlicbe Belege iiber die auf dem Lande be- stehenden Pfarrscbulen besitzen, ist wobl der, dass diese Institute aus- scbliesslicb in den Hiinden der Gemeinden unter gleichzeitiger Aufsicbt 1483 und 36 auf den Bestand der Schule geschlossen wird, so diirfte dies zu weit gegangen sein. Ich wenigstens glaube, dass dieser Magister keine andere Personlichkeit sein diirfte, als der von uns bereits friiher gennnnte Magister Simon Furtner aus Inns¬ bruck, der um diese Zeit als Pfarrer zu Villanders erscheint. *) Tinkhauser a. a,. 0., p. 494. — 2 ) Ibidem p. 520 fg. — 8 ) Ibidem II., 8 und Probst a. a. O , p. 12. — 4 j Hirn 1. c. L, 824. 48 von Seite der Ortsgeistlichkeit sich befanden. Nirgends linden wir auch nur die leiseste Spur, dass die Landesregierung oder die Kirchenfursten sich in diese hochwiclitige Angelegenheit einmengten. Wenn auch hie und da einmal der Landesffirst, wie wir oben sahen, fur einzelne Per- sonen des Lehrerstandes intervenierte, so geschah dies in der Form des Ersuchens und unter ausdrfieklicher Wahrung des Rechtes der betreffen- deu Gemeinde. Dies musste nothgedrungen anders werden, als das welterschfitternde Ereignis der Reformation die Gemfither aus ihrer Stagnation aufrfittelte und den Machthabern deutlich zeigte, welche Getahren in einer akatho- lischen Schule lagen. Nicht das geringste Contingent von Vorkiimpfern fur die neue Lehre lieferte das bewegliche Yolklein der Lehrer, die gerade deshalb, weil ihre Bestallung keine fixe war, leicht fur mehrere Ortschaften verderblich wirken konnten. Dazu kam dann noch ein anderer Umstand. Bisher fanden wir namlich noch nirgends einen geordneten Religions- unterricht. Was die Leute fiber Religion wussten, war ihnen aus den Predigten der ineist selbst im hochsten Grade unwissenden Geistlichkeit bekannt, so dass, wie wir horen werden, es gar nicht zu den seltenen Ausnahmen gehorte, dass sogar Erwachsene nicht einmal das Gebet des Herrn und die zehu Gebote kannten. Bei dieser grauenhaften Unwissen- heit in religiosen Dingen, der audererseits wieder, wie wir sahen, wenig- stens in den grosseren Ortschaften des Landes ein nicht unbetrachtliches Wissen und wenigstens die Fertigkeit, das gedruckte und geschriebene Wort sich anzueignen, entgegenstand, war den Reformatoren und iliren Werken um so mehr der Weg geebnet, als dieselben gegen wirklich be- stehende und vom Volke langst schon erkannte Missstande im Clerus an- kampften und demselben statt der bisherigen Lehren das reine Wort Gottes darzubieten sich ruhmten. Bald erwachte daher die Erkennt- nis, dass einer weiteren Ausbreitung der neuen Lehre nur dann erfolg- reich entgegengetreten werden konnte, wenn man demselben einen aus- reichenden Unterricht aus der Religion verschaffte. Aus diesen Grunden griffen jetzt sowohl der Staat als die Kirche in das Schulwesen und den Unterricht aus der Religion ein und sicherten sich ihren Einfluss bis auf den heutigen Tag. Fragen wir, wem bei diesem Bestreben der erste Preis zugesprochen werden muss, so konnen wir, ausser wenn wir vom Wege der Wahrheit abweichen wollten, nur den Satz aussprechen: Das erste und daher grosste Yerdienst, deni Schulwesen eine neue Ausgestaltung gegeben, so wie ffir die Anbahnung eines geordneten Religionsunterrichtes gesorgt zu haben, gebfihrt dem Staate. Die Kirche verhielt sich den Anordnungen desselben gegenfiber oft geradezu passiv, wenn sie ihnen nicht sogar entgegentrat. Erst mit dem Ende des 16. Jalirhunderts fibernimmt dann dieselbe die oberste Leitung fiber das Schulwesen des Landes und sorgt 49 seit dem Beginne des 17. Saculums durch Heranbildung eines tauglicheren, sittenreineren und pflichteifrigeren Clerus dafiir, dass die vom Staate ge- setzte Pflanze wachse und weiter gedeihe. Der Uebergang der Aufsicht iiber die Schule vom Staate auf die Kircbe hatte aber eine einseitige Aus- bildung der herrliclien Pflanze zur Folge, und es bedurfte des noclimaligen Eiugreifens der Staatsgewalt seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, um dem ganzen Werke eine harmonische Ausgestaltung zu geben, das es ander- warts schon lange besass. Dies ist in grossen Ziigen das Bild des zweiten Theiles dieser Arbeit, den wir leider des engen Raumes wegen in diesem Jab re nicht vollenden konnen. Bereits 1524 sebon finden wir eiuen Lebrer, der fur den neuen Glauben Propaganda macbte. Es war dies der Scbulmeister am Watten- berge, der, wie es in dem Regierungsbefeble vom 3. October dieses Jabres heisst, sicb, obwohl er kein Priester sei, dennoch in lutheriscber „ Materj “ zu predigen unterstebe, was man keineswegs zu gedulden ge- denke. Da infolge dieses Befebles dieser Lebrer vom Ricbter Leonhard Norz dariiber zur Rede gestellt wurde, erklarte er freimiithig, er werde der Regierung der lutherischen Materie wegen, die er ausgebreitet hatte, Rede steben, weshalb ihn diese auf den 28. October zur Rechtfertigung vorlud l ). tlber die weiteren Schicksale dieses eifrigen Lutberaners lassen uns die Quellen im Dunkel. Der nachste Fall datiert vom Jahre 1549. Am 12. Juli desselben theilt namlich die Regierung dem Landesbauptmanne an der Etscb mit, dass der Scbulmeister zu Gries bei Bozen ungebiirliche Reden gegen die heilige Messe ausgestossen und aucb sonst die beiligen Sacramente entheiligt hatte. Er solle daher d< nselben, falls sicb dieses so verhalte, aus dem Lande schaffen 2 ). Das Ansuchen auf Entfernung der verdiichtigen Lebrer und verfuhrerischen Biicber wurde auch in der Dio- cesan-Synode vom Jabre 1565 gestellt, und in Innsbruck beeilte man sicb, diese Forderung zu erfiillen. Als namlich der bischoflicbe Rath Georg Ruml 1566 die Anzeige erstattete, dass der Schulmeister zu Lienz, Georg Eden- buber, nicbt bloss der sectiscben Lehre anhange sondern aucb die Kinder in derselben unterrichte, ergieng sofort die Aufforderung an Christoph von Wolkenstein, denselben, falls sich dieses so verhielte, augenblicklich weg- zuschaffen. Auf eine Entschuldigung von Seite des Lebrers wurde ein weiterer Befehl an den Bischof zu Brixen und den obgenannten bischoflichen Rath erlassen, zu bericbten, nach welcbem Katecbismus derselbe lehre, was er sonst fur Biicber besitze und ob er der wabren Religion gemass lebe. Dieser Bericht muss nun fur den Lehrer ungiinstig ausgefallen sein, ‘) K. k. Statth.-Arch., Causa domini 152S—26, fol. 142 und 149. Sollte wirklicli die Schule in Wattens, wie Tinkhauser (a. a. 0., II., 668) annimmt, alter sein als die auf dem Wattenberge, so wurde dieselbe ebenfalls schon im 15. Jahrhundert bestanden haben. — 2 ) C. D. (Abtheilung Causa domini des k. k. Statth.-Arch.) 1549/55 fol. 21. 4 50 denn bereits am 18. Janner des folgenden Jahres ergieng der Befehl an f den Anwalt zu Lienz, er solle berichten, wobin sicb derselbe begeben hatte. Als dieser nun mittheilte, der genannte Lebrer ware bereits um Georgi des Jalires 1566 nacb dem nur zwei Meilen von Lienz entfernten Kirchheim abgegangen und stehe dort in einem Bergwerke im Dienste, konnte die Regierung die Besorgnis nicht unterdriicken, dass er von dort aus nur zu gefahrlich noch auf die Jugend einwirken konnte, wesbalb sie den Zu- lauf der Schuler zu demselben auf alle Weise zu bintertreiben befahl 1 ). Auch inToblacb gab es grosses Argernis. Der dortige Lebrer Georg Mitterdorfer hatte eiue aus Innicben entsprungene Klosterfrau, die Oxin genannt, ge- beiratet und riihmte sicb nun in lasterlicher Weise offentlich in den Wirts- hausern, dass er „ unsers Herrn Schwager “ sei. Auf den strengen Befehl, die Angelegenbeit zu untersucben, wurde der Lebrer befragt, bekannte aber dann, seine Frau ware zwar im Kloster gewesen, hatte aber keine Profess abgelegt, weshalb man ibm aucb zu Miiblbacb die Trauung nicht ver- weigert batte. Da man aber dem nicht recht glaubte, verlangte man die Vorlegung des Documentes dariiber, dass die Frau wirklich die Profess nicht abgelegt hatte, was auch geschehen zu sein scheint, da wir iiber diesen Gegenstand niehts weiteres mebr horen 2 ). Aber nicht bloss in Pusterthal, woliin wir spater noch einmal zuriickkehren werden, wirkte die Scliule fur die neue Lehre, dies war ganz besonders in den Bergwerks- districten des Unterinnthales der Fall. Am 10. Janner des Jahres 1567 berichtet namlich die Regierung dem Hauptmann zu Rattenberg, sowie dem Stadt- und Landrichter daselbst, man hatte in Erfabrung gebracht, dass der jetzige lateinische Schulmeister dieser Stadt, Thomas Ferholz, be¬ sonders dadurch in der Religion sicb verdachtig erzeigt batte, dass er in der Kirche verfalschte Psalmen gesungen. Infolge dessen hatte man ihn nach Innsbruck berufen und ihm, da aus einer vorgenommenen, genauen Examination unzweifelbaft seine lutherische Gesinnung sicb ergeben, auf- getragen, sofort das Land zu verlassen, was er auch brieflich zugesieliert batte. Aus dem Bekenntnis desselben babe man aber auch ersehen, dass nicht erst dieser Lebrer die verfalschten Psalmen einfubrte, sondern dass dieselben scbon lange nicht nur in der Stadt und zu Knndl, sondern so- gar im ganzen Landgericbte im Gebrauche gewesen waren, woriiber man kein geringeres Missfallen tragen miisste, als dariiber, dass sie als vor- gesetzte Behorden besagten Schulmeister so lange geduldet hatten. Sie sollten dalier auf den genannten Schulmeister ilir besonderes Augenmerk rich ten und dafiir sorgen, dass derselbe seiner Verscbreibung gemass sicb alsbald entferne. Ausserdem sollten sie dariiber wachen, dass in Zukunft in der Kirche die verfalschten Psalmen und anderen sectischen Lieder nicht ») C. D. 1 5GS/67 fol. 815, 8-28, 832, 46G und 477. ~ 2 ) Ibidem fol. 435 und 448. 51 mehr gesungen wiirden, da man nur die alten Gesange, als das Vaterunser, den christlichen Glauben, die 10 Gebote uud andere katholische Lieder, welche von Altersher bei den Processionen nnd in der Kirche im Ge- brauche gewesen, zu gedulden gesonnen sei. Endlich sollten sie darauf sehen, dass in Zukunft durcb die Stadt kein solcher Lehrer melir ange- stellt wurde. In einer Nachschrift wird ihnen dann mitgetlieilt, dass man dem ausgewiesenen Lehrer auf seine Bitte zur Ordnung seiner Verhalt- nisse noch eine Frist gewahrt hatte, weslialb sie besonders darauf achten sollten, dass derselbe nicht weiter Scliule lialte und sicli besonders mit niemandem in ein Gespriich liber Religion einlasse 1 ). War auch in diesem Befehle noch ausdriicklich das Recht der Bestallung des Lehrers der Ge- meinde gewahrt, so griff* doch die Regierung bei der Neubesetzung dieser Stelle ein. Am 15. Februar desselben Jahres erliess sie namlich an den Abt von Wilten den Befehl, er sollte berichten, was fur eine Person Se¬ bastian Gelos sei, der friiher im dortigen Kloster die Scliule geleitet, jetzt aber um Beforderung auf die Lehrerstelle zu Rattenberg gebeten hatte. Vor allem wurde ausfuhrlicher Bericht dariiber verlangt, ob er wohl die Eignung zur Versehung einer derartigen Stelle besitze und auch der alten, waliren Religion anliange 2 ). Trotz dieser Vorsicht scheint die Regierung wenigstens nach anderer Richtung hin mit dieser Scliule wenig Gliick gehabt zu haben. Als namlich am 6. Februar des Jahres 1589 dem Frei- Erzkastner Hans Schmidt zu Brixlegg nach genauer Erkundigung beziiglich seiner Glaubensrichtung besonders in Beriicksichtigung der vielen, weit zerstreuten Ortschaften, die die Schule in Rattenberg bislier besuchten, erlaubt wurde, in Brixlegg Schule zu halten, deren Besuch aber den Kin- dern zu Rattenberg nicht gestattet sein sollte, wird uns auch ein Bild von dem Zustande der lateinischen Schule dieser Stadt entworfen. Darnach besuchten damals 87 Kinder diese Anstalt, wovon 14 speciell aus dem Latein unterwiesen wurden. Ausserdem hatte der Schulmeister die Orgel und den Gesang in der Pfarre und im Augustinerkloster zu versehen. Trotzdem hielt derselbe keinen tauglichen Cantor odor Substituten, der „im lateinischen vnd teutschen lernen ihm hilflich “ ware und ihn in seiner Abwesenheit bei der Jugend vertreten konnte, wodurch dieselbe „ negligiert vnd verabsaumt“ wiirde. Die Stadt erhielt daher den strengsten Auftrag, Sorge zu tragen, dass der Lehrer einen „frommen, gelehrten und taug- liehen Substituten halte 3 ). “ Auch in Schwaz fand die neue Lehre von Seite des deutschen Lehrers Veit Zimmermann Unterstiitzung, da derselbe ebenfalls mit seinen Schul- kindern deutsche Psalmen und verdachtige Lieder sang, weshalb der Pfarrer zu Vomp den Auftrag erhielt, ihn genau beziiglich seiner Religion zu '-) Ibidem fol. 475. — 2 ) Ibidem fol, 477. — 3 ) C. D. 1580—94 fol. 508 fg. 4 * 52 examinieren. Und um die gleiche Zeit (15G7) machte sick auch der latei- nische Lehrer dortselbst des Lutherthums verdachtig, da in mehreren Er- lasseu dariiber Klage gefiihrt wurde, dass er den Chor und die Schule nieht nach altem Herkommen versebe 1 ). Besonders scliarf spracb sich der Pfarrer von Tirol-Meran iiber die gefahrliche Wirkung der deutscben Lieder aus. „ Was bedarf es zu Meran“, sagt er, „ vil schul- vnd jungmeister zu der lateinischen scbul oline schiiler vnd jiinger; wann sie ilire biirgerkinder, die sie in die lateinische scbul vnd gen kor scbicken, recht zahlen, so trifFt es sicb nit gar null. Das latein vnd cboralgesang ist ibnen zu seblecht vnd verdriesslicb worden, seit man die sektiscben psalmbiicher aus der lateinischen scbul ausge- mustert bat. Es hat der pfarrer vermeint, er geb subsidia zu der ebr gottes vnd befiirderung der katholischen religion, so befind sicb aber, da ich die scbul visitiren hab lassen, dass icb die sektiscbe lehr gepflauzt. Da das ein end genommen, haben ihre kinder in schul vnd kor aucb ein end genommen. Wollen sie nit mehr ein lateinischen schulmeister vnd schul ihren kindern wie andere kath. stadt, sondern die gott, dem kor vnd gemeinen nuzen gar entziehen, dem aigenen nuz vnd weiss nit was alles ergeben vnd keine kinder mehr in die schul scbicken, sondern aus der schul eine neue hofische canterei macben, sollen sie es in irem selbst kosten tun. — Ja es dient aber die canterei zu den convivien, malzeiten, hocbzeiten, freudentiinzen, spielen, hofiren aucb gar wol, daran liegts Und in demselben Scbreiben klagt der Pfarrer weiter: „Was aber die Meraner pauperes und arme schiiler angebt, die ibr almosen von mennig- lich gesucht und nach katb. braucb vor den hausern ihre responsorien gesungen, die mussen jetzt bei vielen mit scblecbten bescheid abziehen; wollen sie nit anstatt der lat. kirchengsang deutsche verbotne sektiscbe psalmen oder figuraliter schone lustige mutetten singen, so mogen sie es wol lassen, vnd heisst alsdann: Hinweg, binweg mitihnen!“ Waren aucb diese Ivlagen nach den von der Regierung angestellten Nachforschuugen iibertrieben 2 ), so mussten doch die iiblen Erfabrungen, die sie gerade fiber die verderbliche Wirkung des so stark begehrten deutschen Kirchengesanges machte, dieselbe bewegen, allgemein gegen denselben aufzutreten. Bereits am 29. December 1569 ergieng daber der Befehl an alle geistliche Obrig- keiten, zu berichten, was fur geistliche Lieder und deutsche Psalmen wahrend des Jahres in den Kircben gesungen wiirden :{ ). Wie ernst man es mit diesem Befeble meinte, zeigt sicb aus einer ganzen Reihe von De- creten, die in der nachsten Zeit in dieser Angelegenheit erlassen wurden. i) C. D. 1568-67 fol. 484, 490 und 509. — 2 ) Hirn a. a. 0. I., p. 141 fg. und 828. — 3 ) C. D. 1568 — 71 fol. 266. Dieses Decret wurde aber erst am 20. Jiinner des folgenden .Tnbves dem Innsbrueker Stadtrathe nach dem Ratbsprotokolle von 1567 zugestellt. t 53 ? So wurde dem Richter von Villanders aufgetragen, das Singen deutscher Psalmen und geistlicher Lieder, welche dem Glauben zuwider waren, ab- zustellen, indem man dieselben leider nur zu lange geduldet hiitte. Der Pfleger zu Fiigen erhielt die Weisung, diese Gesange von Wort zu Wort abschreiben zu lassen und sie an die Regierung zum Zwecke einer genaueren Untersuchung einzusenden. Einen solchen Auftrag batte auch der Richter von Lienz erhalten, dem am 14. Juni 1570 die Mittheilung zugieng, er solle wegen der iibersendeten Lieder weiteren Bescheid abwarten 1 ). Dass man dann wirklich strenge bei der Ausscheidung vor sich gieng, zeigt uns die Nachricht, dass man unter den vom Richter zu Villanders ein- gesendeten Liedern „den Glauben “ einfach deshalb cassierte, weil derselbe zu lang gesungen wurde, und dass die aus dem Bezirke Ehrenberg uberschickten vollstandig confisciert wurden, weil die Theologen deren protestantische Provenienz nachgewiesen hatten 2 ). Gleich der Regierung hatte auch der Bischof von Brixen dieser Angelegenheit seine Aufmerksamkeit gewidmet und sogar mit Androhung von Gewaltmitteln die herrschenden Missbrauche auszurotten gesucht 3 ). Wie wenig aber dies demselben gelungen war, fanden die Visitatoren im Jahre 1576. Nicht nur entdeckten sie zahl- reiche Bucher von Luther, Melanchthon und anderen Irrlehrern, sondern auch in der Schule waren die ergangenen Befehle unbeachtet geblieben. So las der Schulmeister von Bruneck statt des Katechismus die Bucolicen des Vergil und die Briefe des Cicero und auf derGasse tonten die Lieder Luthers aus dem Munde der leichtfertigen Schuljugend 4 ). In dieser Stadt war freilich noch ein anderer Umstand dem Wirken der Reformatoren giinstig. Es bestand namlich hier wie auch anderwarts in Tirol der Brauch, das Abendmahl unter beiden Gestalten zu empfangen. Zu besonders heftigen Erorterungen kam es wegen dieses Gebrauches zwischen dem Pfarrer und der Gemeinde in Taufers, woselbst auch der Lehrer der Verbreitung der neuen Secte verdachtig erschien 5 ). So ergeht bereits am 8. December 1575 der Befehl an den Pfleger Hans Fiieger und den Pfarrer, sofort iiber den dortigen Schulmeister zu berichten, da man vernommen, dass derselbe der alten, wahren, katholischen Religion nicht „anhangig, sondern mit der neuen Secte beflekt vnd besonders der communion halber vnter beiden gestalten irrig vnd zweifelig sei. “ Vor allem sollten sie berichten, wie sich derselbe in der Religion iiberhaupt erzeige? weiter ob er in der Fastenzeit nach vorausgegangener Beicht die Communion unter einer Gestalt empfangen, und endlich „ ob er nit etwa seinen sehuelkindern sectische vnd verfiierische buechlin vnd catechismus furlese“? Wirklich musste die Anschuldigung 0 C. D. 1568 — 71 fol. 298, 325 und 852. — 2 ) Hirn a. a. 0. I., p. 181 fg. — 3 ) Ibidem p. 180 fg. — 4 ) Tinkhauser a. a. 0. I., p. 816. — 5 ) Hirn a. a. 0. p. 140 fg. und 180 fg. Bezuglich diesos Gebrauches im Sarnthal vgl. »der deutschc Antheil des Bisthums Trient*, neue Folge II., p. 101 und 109. 54 emeu Grund gehabt haben, deun bereits am 12. April des folgenden f Jalires ergieng der Erlass, den Schulmeister zu Sand, Hans Lindenmayr augenblicklicb nach Innsbruck zu schaffen, damit er sich recbtfertige, ihm einstweilen aber keines der ihm abgenommenen Bucher auszufolgen. Dieser Befehl wurde auf eine Supplication des genannten Lehrers insoferne ab- geandert, dass man die Ausfolgung der unverdachtigen Bucher an denselben gestattete, aber in alien iibrigen Punkten das fruhere Decret aufrecht er- hielt. Und wenn auch dieser Lehrer dadurch zum Fortgehen gezwungen wurde, so anderten sich die Zustande in dieser Gemeinde nur allmahlich. Bereits 1579 liatte die Regierung schon wieder Gelegenheit, wegen des dortigen Schulmeisters, Christian Scheffelmayrs, Ausstellungen zu machen, weil derselbe clas geforderte Glaubensbekenntnis noch nicht abgelegt hatte 1 ). Trotz alledem verlangte der Lehrer ebendaselbst im Jahre 1583, dass man ihm den Befehl, den Katechismus von Canisius zu lehren, schriftlich zu- stelle, damit er sich vor den Eltern verantworten konne, welche ihre Kinder lutherisch unterrichtet wissen wollten, was auch dadurch bestatigt wurde, dass, wie er selbst gesteht, die Knaben bisher unter seiner Leitung auf offentlichem Platze neuglaubige Lieder gesungen hatten 2 ). Hatte so die Regierung aus den verschiedensten Orten das verderb- liche Wirken der Lehrer bei Verbreitung der neuen Lehre kennen gelernt, so darf man es ihr keineswegs verdenken, dass sie mit kraftiger Hand in das Schulwesen eingriff und, trotzdem bereits auf der Diocesan-Synode von 1570 in Brixen das alleinige x4ufsichtsrecht iiber die Schule gefordert wurde, nun selbstandig an die Ordnung dieser misslichen Verhaltnisse schritt 3 ). Was halfen auch alle Massregeln, so lange man nicht die Ueber- zeugung hatte, dass die Lehrer wirklich der katholischen Religion ange- horten. Diese Ueberzeugung suchte man sich dadurch zu verschaffen, dass man dieselben bei ihrer Anstellung zur Ablegung eines genau formulierten Glaubensbekenntnisses verliielt, dem nachzuleben sie eidlich geloben mussten. Ain 12. Marz 1576 wurde das diesbeziigliche Mandat erlassen. Im Ein- gange desselben hebt der Erzherzog hervor, dass er gesonnen sei, mit allem Ernst die alte, walire, katholisclie Religion zu erhalten und in seinen Erblandern die Ausbreitung jeder neuen Secte zu verhindern. Dann fahrt das Schriftstiick fort: „So kommt vns doch fur, das deinselben nit aller- dings nachgesetzt, vnd sonderlich an etlichen orten zuegesehen vnd ge- ‘) C. D. 1572—77 fol. 422 fg., 456 und 478; 1578- 88, fol. 189 und 210. — 2 ) Hirn a. a. 0. I., p. 140. — 3 ) Der Satz, wodurch die Synode das Aufsichtsrecht forderte, lautet: »Das ist aucli nit der vnnotigist puncten ainer, dass vber alle latei- niscli vnd teutsche scliulen der ordinari sambt seinen pfarrberren zu selien habe, was der jugend firgetragen werde, dass auch in kainer anderst nicht gelehrnet werde, als jhnen von den gaistliclien erlaubt ist; wer aber nit volgen wollt, soil abgeschaffen werden.* Sinnacher a. a. 0. VII., p. 571 und Tinkhauser a. a. 0. I., p. 78. 55 } stattet, dass lateinische vncl teutsche scliuelmaister auf- vnd angenommeii werden, die soldier vnserer alten, waren, catholischen religion zuwider vnd mit newen verfiierischen secten befleekt sein, aucb ihren schuelkindern auss sectiscken puechern vnd tractatlen fiirlesen, darauss man sich anderst nichts zuuerselien, dann dass dergleichen scliuelmaister mit jrer wider- wertigen leer vnd vnderweisung die jugent dermassen verfuern, das, wann sy also darjnnen erwachsen, schwerlich wieder herumb gepracht werden kiinden, welches aber vns als ainem catholischen fursten zuezusehen vnd zugestatten kains wegs gemaint. “ Deshalb sollte man in Zukunft keinen Lehrer mehr anstellen, der nicht durch ein Examen vor dem Pfarrer und durck Ablegung der beigelegten „professio fidei“ genugsam seine Glaubens- richtung dargethan hatte. Zum Schlusse wird dann noch die Anordnung getroffen, dass in Zukunft alle Anstellungen von Lehrern der Regierung mit dem ausdriicklichen Beisatz mitzutheilen seien, ob die aufgenommenen das anbefoklene Glaubensbekenntnis abgelegt hatten oder nicht. Das dem Mandate angescklossene Eormulare dieses Bekenntnisses ist so interessant, dass wir dasselbe vollinhaltlich wiedergeben rnussen. Es lautet: „Ich N. glaub vnd bekenn mit starkem, vesten vnd vnzweyfelhaff- tigen glauben alles vnd jedes, das in dem symbolo des glaubens begriffen ist, dessen sick die heylig romisch kirck braucht, als nemlich: Ick glaub an einen gott, schopfer des himmels vnd der erde, aller sicktbaren vnd vnsichtbaren dinge, vnd an jesum christum, den eingebornen sokn gottes vnd aus dem vater geboren von ewigkeit, gott von gott, das licht vom lichte, wahrer gott vom wahren gotte, geboren vnd nicht gesckaffen, mit dem vater einerlei substanz vnd wesens, durch welcken alle dinge gemackt sind, der um vns menschen vnd vm vnseres heiles willen herabgestiegen ist vom kimmel vnd fleisck geworden, der auck gekreuziget ist fur vns vnter Pontio Pilato, gelitten hat vnd begraben wurde vnd am dritten tag wieder aufgestanden nach der schrift vnd aufgestiegen in den himel, sitzt zu der rechten des vaters vnd wieder kiinftig ist mit herrlichkeit zu richten die lebendigen vnd die todten, dessen reich kein ende sein wird; vnd an den keil. geist, den herrn, der da lebendig macht, der mit dem vater vnd sohne angebetet vnd geehrt wird, der durch die profeten geredet hat; vnd eine heil. kath. vnd apostol. kirche. Ich bekenne eine taufe zur vergebung der siinden vnd warte der auferstehung der todten vnd das leben der zukiinftigen welt amen 1 ). “ „Ich lass zu vnd nimb auch steiff vnd vest an die apostolische vnd kirchliche tradition oder mundtliche vberantwortung, auch andere der- selbigen kirchen gebreuch, ordnung vnd satzungen. J ) Dieser erste Theil, urspriinglich nicht zur Aufnahme bestimmt, nach ilirn a. a. 0. L, p. 168. 56 Item nimb auch an die heylige geschrifft in dem sinn vnd verstand, den die heylig mueter die kirche gehabt vnd noeh hat, wellicher kirchen dann gebiiret vnd zugehoret, von wahren verstand vnd ausslegung der heiligen schrifften zu vrthailen, wil auch solche heilige schrifft nimmer anderst, dann nach der vatern ainmiietigen verstand annemen vnd auss- legen. Ich bekenn auch, das warhafftigklich vnd aigentlich sein siben sacra¬ ment des newen gesaizs, von Jesu Christo vnserm herrn au-ff vnd ein- gesetzt, vnd das dieselben zum hail des menschlichen geschlechts, wiewol nit alle iedem von noten seyen, als nemblich den tauff, die firmung, das sacrament des altars, die buess, die letzte olung, der priester orden oder weyhung vnd die ee, vnd das diese sacramenten gnad geben vnd ver- leylien, auss denen der tauff, firmung vnd der priester orden oder weyhung on ain gotteslesterung nit kunden zum andern mal empfangen vnd ge- geben werden. Ich nimb auch an vnd lass zu die angenombne, bewerte ritus, ceremonien vnd gebreuch der catholischen kirchen in alien obge- melten sacramenten herrlicher vnd zierlicher ausspendung. Auch alles vnd jedes, so in dem heyligen Trientischen concilio von der erbsund vnd rechtfertigung des menschen beschlossen vnd erklart worden ist. Ich bekenn auch zugleich, das in der mess gott dem allmechtigen geopfert wird ain wahres, rechtes vnd verson opfer fur lebendige vnd ab- gestorbene, vnd das im allerheyligisten sacrament des altars sey warhaff¬ tigklich, wesentlich vnd substantialiter weiss der leib vnd bluet sampt der seel vnd gotthait vnsers herrn Jesu Christi, vnd das die gantz substantz des brots in den leib vnd die gantz substantz des weins in das bluet ver- wandelt wird, welche verwandlung die catholische kirch auff latein trans- substantiationem nennen thuet. Ich bekenn auch, das vnder ainerlay gestalt allain der gantz vnd voll- kommen Christus vnd ain wahrhafftigts sacrament empfangen wird. Yestigklich vnd bestendigklich halte ich auch, ain fegfewr sey vnd das den seelen, die alda auffgehalten, durch der furbitt und guete werck der glaubigen geliolfen wird, vnd dessgleichen d.ie heyligen, die ietz mit Christo regnieren, zuehren vnd anzeruffen sein, welche auch jr gebette gott tiir vns auffopfern, vnd das jr gebain, reliquiae vnd hayligthumb geehrt werden sollen. Ich bekenn auch vestigklich, das die bildnussen Christi, der gottes- gebererin ewigen junckfrawen vnd anderer heyligen sollen gehabt vnd ge- halten werden, denen auch schuldige veneration vnd ehr zuerzaigen seyen. Ich bekenn auch den gwalt der gnaden vnd ablass, von Christo der kirchen verlassen sein, vnd den gebrauch derselben dem christenlichen volck gar haylsam sein. 57 Ich erkenn vnd bekenn auch, die heilige catholische vnd apostolische kirchen aller anderer kirchen ain mueter vnd maisterin zu sein, vnd ich verhaiss, gelob vnd schwere auch dem romischen bischoff des heyligen sanct Petri, der apostelfiirsten nachkiimling vnnd Jesus Christi vicario vnd statthalter, wahre obedientz vnd gehorsam. Item alles anders, so von heiligen canonibus, gemainen conciliis vnd insonderheit, was von heyligen Tridentinischen synodo angeben, beschlossen vnd erklart ist, nimb ich vngezweiflt an vnd bekenn es, was aber dein- selbigen zuwider oder widerwertig ist, vnd alle von der kirchen verdampte, verworffene vnd verfluchte ketzereyen verdam, verwirff und verfluch ich zugleich auch, aber disen waren, catholischen glauben, ausserhalb welches nimand mag selig sein, den ich hiemit willigklich bekenn vnd warhaff- tigklich halte, will auch denselben glauben gantz vnd gar vnuerbriichenlich biss zum letzten athem meines leberis mit gottes hilff zum bestendigisten behalten vnd bekennen. Will auch souil an mir, oder mir moglich sein wirdt, darob vnd daran sein, dass alle die jenigen, so mir vnderworffen oder meines ampts vnd diensts halben beuolhen sein, obangeregten glauben halten, lehren vnd bekennen sollen, welches alles ich N. versprich, gelob vnd schwere; allso helff mir gott vnd alle seine heyligen “ *). Enthielt diese Formel auch ganz pracis die Lehren der katholischen Kirche, so fand dieselbe von Seite der Lehrerschaft doch starken Wider- stand. Selbst unter den Augen der Regierung in der Landeshauptstadt weigerten sich die Schulmeister dieselbe zu beschworen, da sie ihnen zu hoch verstandig sei, und, wie sie weiter ausfuhrten, weil sie bereits in der heiligen Taufe ihr Glaubensbekenntnis abgelegt hatten, dem sie bis- her nachgelebt, und das sie auch in Zukunft nicht zu verandern gedachten. Freilich halfen diese Ausreden bei der Regierung sehr wenig. Zwar wurde den Innsbrucker Lehrern eine Frist von acht Tagen gegeben, damit sie das erlassene Mandat besser durchstudieren konnten, aber man bedeutete ihnen andererseits auch, man finde es sonderbar, dass sie, die sich doch fur so gute Christen ausgeben, die Beeidigung ihres Glaubens verweigerten 2 ). Wie wenig aber alle diese Vorsichtsmassregeln wirkten, zeigt das wieder- holte Auftreten von sectischen Lehrern auch noch nach Erlass dieses Mandates. So war im Jahre 1579 in Molten ein Schulmeister, der mit seinem Weibe schon uber 2 Jahre nicht mehr die Sacramente empfangen hatte, was in der ferdinandeischen Zeit als sicheres Kennzeichen des Ab- falls vom Katholizismus angesehen wurde. Derselbe begab sich, als er sich in seinem Orte vor dem Arm der weltlichen Gerichte nicht mehr sicher fiihlte, nach Terlan, woselbst wir ihn 1580 treffen. Ebenso fand der piipst- *) C. D. 1572—77 fol. 472. — 2 ) C. D. 1584 — 90 fol. 152, 156 fg. und 159 ad 8., 15. und 19. Marz 1585. liche Nuntius, der 1579 die Brixner Diocese visitierte, mehrere deutsche Schulmeister mit lutherischcn Grundsatzen, was ihn zu der ungescliickten Eorderung bewog, man sollte iiberhaupt alle deutschen Scbulen in den Dorfern aufheben 1 ). Auch in Bozen fand das Lutberthum unter der Lehrerschaft einen eifrigen Yertreter. Es war dies Cyprian Holler, der trotz seines hohen Alters mit Eifer die neue Lehre zu verbreiten suchte. Da ihn die Bozner nicht entfernten, erhielten sie von der Iiegierung einen scharfen Yerweis, den Lehrer selbst aber traf das Los der Verbannung 2 ). (Schluss folgt) 3 ). >) Hirn a. a. 0. 1, 96. - 2 ) C. D. 1578—88 fol. 228 und 250; 1584-90 fol. 150 und —. Beda Weber, Bozen und Umgebung p. 115. — 8 ] Da der von der hohen Regierung bewilligte Betrag nicht uberschritlcn werden durfte, so musste der bereits vollendete Aufsatz hier abgebrochen und der Schluss desselben fur eine spatere Zeit aufbehalten werden. Schulnachrichten. I. Zur Geschichte der Anstalt in den Schul- jahren 1882/83—1884/85. \, Zunachst sind in der Geschichte dieses Trienniums Neuerungen zu verzeichnen, welche sich auf den Lehrplan beziehen. Mit hohem Erlasse Sr. Exeellenz des Herrn Ministers fur Cultus nnd Unterricht vom 2. Febr. 1882 Z. 1811 wurden der Clavier- und Orgelspiel-Unterricht unter die obligaten Musikgegenstande an der Lehrerbildungsanstalt eingereiht nnd weitere den Musikunterricht betreffende Anordnungen getroffen. Auf Grund dieses hohen Erlasses wurden Lehrplane fiir alle an dieser Anstalt zu lehrenden Musikfacher verfasst und, nachdem dieselben laut Eroffnung des hohen k. k. Landesschulrathes vom 28. Juli 1882 Z. 13508 die Ge- nehmigung erhalten hatten, vom Schuljahre 1882/83 in Ausfuhrung gebracht. Diese Lehrplane werden unter III. mitgetheilt werden. In der hohen Ministerial-Yerordnung vom 8. Juni 1883 Z. 10618 zur Durchfuhrung der Schulgesetznovelle vom 2. Mai 1883 wurde bestimmt, dass Keligion auch im 3. und 4. Jahrgange der Bildungsanstalten in je zwei wochentlichen Stunden zu lehren sei. Das Schuljahr wurde jedesmal regelmassig am 16. September erofthet und am 15. Juli geschlossen; nur in diesem Jahre erfolgte der Schluss schon am 12. Juli. Zu Beginn und am Schlusse wurde an beiden An- stalten feierlicher Gottesdienst abgehalten, nach welchem die Zoglinge und die Schuler, resp. Schtilerinnen die Volkshymne sangen. Das Namensfest Sr. Majestat des Kaisers am 4. October wurde all- jahrlich durch Festgottesdienst, Te Deum und Absingung der Volkshymne leierlich begangen. In ahnlicher Weise feierten beide Anstalten das Namens¬ fest Ihrer Majestat der Kaiserin am 19. November. Feierliches Amt wurde auch an alien Festtagen wahrend des Schul- jahres abgehalten, wobei Zoglinge unter Leitung des betreffenden Musik- lehrers den musikalischen Theil jbesorgten. Eine besonders erhebende kirchliche Feier war jedes Jahr die des Empfangs der heil. Communion von Seite der Erstcommunicanten am ersten Sonntage nach Ostern. Die Verdienste der Herren Katecheten um die wiirdige Gestaltung dieses Festes, 60 deni cinch die Eltern und andere Angehorige der betreffenden Schuler und Schiilerinnen beiwohnten, verdienen offentliche Anerkennung. Am 23. December 1882 feierten beide Anstalten und die Ubungs- schulen den GOOjahrigen Gedenktag der Verleihung der osterreichischen Lander an das ruhmreiche Haus der Habsburger mit Festgottesdienst, Vortrag patriotischer Gesange, Declamationen und einer Eede liber die geschichtliche Bedeutung des Festes. Die Feier schloss mit begeisterten Hochs auf Se. Majestat den Kaiser und das Allerhochste Herrscberbaus und mit Absingung der Yolkshymne. Herr Landes - Schulinspector Eduard Scholz, welcher das Fest mit seiner Gegenwart beehrte, driickte dem Lehrkorper seine Befriedigung bieriiber aus. Der Keligionslekrer Karl Moser wurde gemass der Bestimmung des § 36 der Schulgesetznovelle vom 2. Mai 1883 zum Hauptlehrer an der Lelirerbildungsanstalt ernannt. (Eroffnung des h. k. k. Landes-Schulrathes vom 22. August 1883 Z. 16024.) Mit holiem Ministerial-Erlasse vom 23. April 1884 Z. 5442 wurde Professor Lorenz Hammerle zum provisorischen Bezirks-Schulinspector fur den Stadtbezirk Innsbruck ernannt. Am Schlusse des Schuljahres 1883/84 wurde Herr Eduard Scholz, welcher von 1870 bis 1874 die Anstalt als Director leitete und dann als Landes-Schulinspector fur die Lehrerbildungsanstalten und Volksschulen in Deutschtirol mit der Inspection derselben betraut war, als Landes- Schulinspector nach Wien berufen. Die Verdienste dieses vorzuglichen Schulmannes um die Anstalt werden an derselben in dauernder Er- innerung bleiben. Uber Anordnung des hohen k. k. Unterrichts - Ministeriums vom 25. Juli 1884 Z. 663 libernahm Herr Landes-Schulinspector Gustav Herr die Inspection der Anstalt. Mit hohem Ministerial-Erlass vom 24. August 1884 Z. 14554 wurden zu Mitgliedern der k. k. Prufungs-Commission far allgemeine Yolks- und fur Biirgerschulen zu Innsbruck fur die Functionsperiode 1884/85 bis 1886/87 aus dem Lehrkorper der Anstalt ernannt: der Berichterstatter als Director, die Professoren Dr. Karl v. Dalla Torre, Lorenz Hammerle und Martin Jochum, die Ubungsschullehrer Johann Nigg, Wenzel Skop und Martin Spechtenhauser. Am 19. September 1884 begliickte Se. k. k. Apostolische Majestat unser allergnadigster Kaiser und Landesfiirst Franz Josef I. aus Anlass der Eroffnung der Arlbergbahn die Landeshauptstadt Innsbruck mit Aller- hochstseinem Besuche. Bei der Vorstellung der Spitzen der Behorden und der Yorstiinde der Lehranstalten durch Se. Excellenz den Herrn Statt- halter Freiherrn v. Widmann geruhte Se. Majestat den Berichterstatter 61 «• Tiber die Frequenz und das Gedeihen der Anstalt zu befragen. Uber An- ordnung des hohen k. k. Landesschulrathes war dieser Tag schulfrei. Mit hohem Ministerial-Erlasse vom 28. October 1884 Z. 18904 wurde der Professor Vincenz Murr zum provisorisclien Bezirks-Sclmlinspector fur den Gerichtsbezirk Imst ernannt. Am 30. October 1884 betheiligten sicli der Lehrkorper und die Zog- linge beider Anstalten an dem Leichenbegangnisse des k. k. Scliulrathes und Gymnasialdirectors Dr. Paul Wallnofer. Im eigenen Lehrkorper hatte die Anstalt in dieser Periode zwei Tod- fiille zu beklagen. Am 17. September 1882 starb Professor Heinrich Jorg und wurde am 19. September zur letzten Ruhestatte gebraclit. Der Lehr¬ korper, die Zoglinge, Schuler und Schiilerinnen der Anstalt, die Lehrkorper und die studierende Jugend des Gymnasiums und der Oberrealschule, Mit- glieder des hohen Landesschulrathes, Professoren und Horer der Univer- sitat, Freunde und Studiengenossen des Verewigten und viele andere Personen begleiteten den mit zahlreichen Kranzen geschmiickten Sarg und gaben der Trauer um den zu friih Dahingeschiedenen Ausdruck. Am 9. November 1884 zogen die Schuler und Schiilerinnen, die Zbg- linge und der Lehrkorper der Anstalt wieder an der Spitze eines unab- selibaren Trauerzuges zum Friedhofe; ihnen folgten die Schuler und Schiilerinnen der stadtischen Volksschulen mit ihren Lehrern und Lehre- rinnen, Professoren und Studierende des Gymnasiums, Mitglieder des hohen Landesschulrathes und viele andere Theilnehmer aus der Bevolke- rung der Stadt und Umgebung. Sie erwiesen dem Senior der Anstalt, dem Ubungsschullehrer Martin Spechtenhauser, welcher am 7. November nacli mehr als 50jahriger Lehrthatigheit einem schmerzlichen Leiden erlegen war, die letzte Ehre. Uber beide Collegen wird unter II. noch ausfiihrlicher bericlitet werden. Auch unter den Zoglingen der Anstalt forderte der Tod melirere Opfer. Zweimal ereignete es sich, dass ein Zogling von der todtlichen Krankheit ergriffen war, als er die Reifeprufung ablegte, und bald darauf derselben erlag: 1883 Siegfried Krapichler aus Arzl bei Imst, 1884 Karl Schraffl aus Sillian. Beide Abiturienten berechtigten zur Erwartung, dass sie brave und tiichtige Lehrer werden wiirden. Im October 1884 verschied in seiner Heimat zu Nauders Gottfried Prantner, Zogling des II. Jahrganges; am 7. April 1885 zu Innsbruck Karl Leiss, Zogling des III. Jahrganges; am 20. April 1885 zu Hopfgarten Johann Eder, Zogling des IV. Jahrganges. Ende November 1884 trat der Schuldiener Anton Moshammer nach langjiihriger, treuer Dienstleistung in den wohlverdienten Ruhestand. Zu seinem Nachfolger war mit Erlass des hohen k. k. Landesschulrathes vom 13. November 1884 Z. 21692 Josef Hammer, Feldwebel im k. k. Infanterie- Regimente Nr. 73, ernannt worden. Im Mouate Janner 1885 inspicierte Herr Professor Josef Langl aus Wien als Ministerial-Commissar den Unterricht im Freihandzeichnen an der Anstalt. Wie schon in den fruheren Jahren so hospitierten auch in den drei letztverflossenen in den ersten und letzten Monaten des Schuljabres an der Anstalt Lehrer und Lebrerinnen aus dem italienischen Sprachgebiete des Landes, welclie mit Genehmigung und Unterstiitzung des hohen k. k. Landesscbulratbes behufs weiterer Ausbildung in der deutschen Spraehe hieber kamen. An dieser Stelle ist aucli des Fortgangs in der Ausfuhrung des Relief- bildes von Tirol und Yorarlberg im Garten der Anstalt zu gedenken. Tiber den Plan und die Anfange dieses Werkes wurden bereits in dem 1879 veroffentlichten Bericlite ausfubrlichere Mittheilungen gegeben. Seit- dem wurde dasselbe stetig fortgesetzt und vervollkommnet und ist bis auf den stidostlichen Theil von Tirol nordlich von der Brenta, ostlich von der Etscb und Eisak, sudlicli von der Rienz und Drau, welcber aucb sclion in Angritf genommen wurde, und Yorarlberg vollendet. Zum Baue des Reliefs wurden bis jetzt 65 Doppelfuhren und 4y 2 Eisenbahn-Waggon- ladungen Gesteine verwendet. Herr Gymnasial- Professor und Bezirks- Schulinspector Johann Schuler arbeitet seit acht Jahren mit unermudetem Fleisse und uneigenniitziger Aufopferung seiner freien Stunden an diesem Werke; seiner Meisterhand ist es gelungen, ein in seiner Art unuber- troffenes Lehrmittel zu schaffen, das allgemein als eine Selienswurdigkeit gilt und daber von Einheimiscben und Fremden aufgesucht wird, Wegen der hohen Bedeutung, welche dieses Werk nicht nur fiir die Anstalt, son- dern auch fiir die Stadt Innsbruck hat, spendet die lobliche Sparcasse- Verwaltung bier seit drei Jahren in grossmuthigster Weise bedeutende Geldbetrage, um dadurch die Ausfuhrung desselben zu fordern. Ein an- derer hervorragender Forderer dieses Unternehmens ist der Herr Landes- Scliulinspector Christian Schneller, einer der besten Kenner des Landes, indem er schon seit Beginn der Arbeit den Erbauer durch wertvolle Rath- schllige, durch Mittheilung zahlreicher literarischer Behelfe und Karten- werke, durch Yermittluug der Zufuhr von Gesteinen, Herbeischaffung von Pflanzen und in mannigfacher anderer Weise im ausgiebigsten Masse unterstutzte. Ausserdem leisteten Hilfe Herr Professor Lorenz Hammerle bei der mathematischen Feststellung des Kartenplanes, die Herren: Pro¬ fessor Dr. Alois Pernter in Trient, Ubungsschullehrer Haselsberger, Finanz- Rechnungsofficial Toplika hier und Yolksschullehrer Andreas Hofer in Pradl durch Lieferung von Pflanzen. Fiir die Forderung des landwirtschaftlichen Unterrichts war Herr 63 Josef Klement, k. k. Forstinspector i. P., eifrig thatig. Dieser Herr unter- nahm seit 7 Jahren alljahrlich ira Friihjahre mit dem Fachprofessor Dr. Karl v. Dalla Torre und mit Zoglingen der obersten Jahrgange der Lehrer- bildungsanstalt Excursionen in die Waldungen der benachbarten Gemein- den, am den Zoglingen die Saat und Pflanzung der wichtigsten Forst- culturgewachse zu zeigen und sie praktiscb in diese Cultur einzufuhren. Unter seiner Anleitung wurden im letzten Friilijahre auch im landwirt- schaftlichen Garten der Anstalt Pflanzungen von Laub- und Nadelliolzern angelegt. Uber Einladung des Herrn Klement hielt der Herr Cultur- ingenieur J. Roth im April dieses Jahres den Zoglingen einen sehr in- structiven Vortrag liber Baumcultur und Baumschnitt. Audi Herrn Hofgartner Tschnernikl ist die Anstalt zu Dank ver- pflichtet fur erspriessliche Dienste, welche er durcb seinen Rath und seine Anleitungen fiir die Pflege des Gartens leistete. II. Lehrkorper. a) Yeranderungen in demselben seit dem Schuljahre 1882/83. Am 17. September 1882 sdiied Professor Heinrich Jorg, Haupt- lehrer an der Lehrerbildungsanstalt, aus dem Leben. Heinrich Jorg, geboren 1849 zu Haid in Obervintschgau, studierte das Gymnasium in Bozen mit vorzuglichem Erfolge, setzte dann seine Studien an der Universitat in Innsbruck fort und legte hier die Lehrbefahigungspriifung aus Deutsch, Geographie und Geschichte fiir das ganze Gymnasium ab. Hierauf begab er sich mit einem Reise- stipendium, das ihm das hohe k. k. Unterrichtsministerium bewilligte, an die Univer- sitat Kiel, um sich in Germanistik weiter auszubilden. In sein Vaterland zuriick- gekehrt, wurde er 187G zum Hauptlehrer an der k. k Lehrerbildungsanstalt hier ernannt und wirkte an dieser bis um Weilinachten 1881. Um diese Zeit nothigte ihn die tiickische Krankheit, die seinem Leben viel zu friih ein Ende machte, seine Lehr- thiitigkeit einzustellen. Jorg war ein gerader, offener Charakter, ein vorziiglicher Lehrer, hochgeschatzt von den Collegen und Schiilern, sowie von alien, die ihn nalier kannten. Nicht nur die Anstalt verlor an ihm, einen vortrefflichen Lehrer, dessen Unterricht sicli insbesondere durch Klarlieit auszeichnete, sondern sein friiher Tod war auch im Interesse der Wissenschaft zu beklagen, denn in den Mubestunden wid- mete er sich eifrigst wissenschaftlichen Studien. Seit Jahren war er mit den Vor- arbeiten fiir eine neue Ausgabe von Stafflers Werk »Tirol und Yorarlberg 4 beschaftigt; allein die Fruchte dieser seiner Thatigkeit konnten nicht zu Ende reifen, denn als er daran gehen wollte, das Manuscript fiir den ersten Band zurecht zu ricliten, iiber- raschte ihn die todtliehe Krankheit. Ehre seinem Andenken. Die durch den Tod Jorg’s erledigte Stelle versah im Schuljahre 1882/83 der Gymnasial-Lehramtscandidat Ludwig Schonach, welcher schon im vorausgegangenen Schuljahre dieselbe suppliert hatte. 64 Die Erweiterimg ties Musikunterrichts an der Lehrerbildungsanstalt / vom Scliuljahre 1882/83 an raachte die Bestellung eines Hilfslehrers fur den Clavierunterricht nothwendig. Als solcher wurde mit Genehmigung des hohen k. k. Landesseliulrathes vom 13. October 1882 Z. 17941 An¬ dreas Fritz, Lehrer an der Musikvereinsschule liier, aufgenoramen. Als Supplentinnen kamen 1882/83 in Verwendung die gepriiften V olksschul-Lehramtscandidatinnen: Josefine Speclitenhauser, welcbe vom Beginne des Scbuljabres bis 22. December, dann wieder vom 25. April bis zum Schlusse des Schuljahres die Ubungsschullehrerin Aloisia Posch und vom 28. Miirz bis 24. April den Ubungsschullehrer Johann Nigg wiibrend dessen Abwesen- beit von der Anstalt anllisslich der Vornahme der Scbulinspection in dem ihm unterstebenden Bezirke supplierte; Amalia Habtmann fur den erkrankten Ubungsschul-Unterlehrer Konrad Fischnaler vom 16. April bis 5. Mai. * Mit hohem Erlasse Sr. Excellenz des Herrn Ministers fur Cultus und Unterricht vom 20. April 1883 Z. 1365 wurde die durch den Tod Jorg’s erledigte Hauptlehrerstelle an der Lehrerbildungsanstalt dem Supplenten am liiesigen Gymnasium Anton Noggler verliehen, welcher mit Beginn des Schuljahres 1883/84 dieselbe antrat. Mit hohem Erlasse Sr. Excellenz des Herrn Ministers fur Cultus und Unterricht vom 16. Juli 1883 Z. 11713 wurde die Ubungsschullehrerin Aloisia Posch in den bleibenden Kuhestand versetzt, nachdem sie fiinf Jahre als Lehrerin und Schulleiterin an der Madchenschule zu St. Nikolaus hier und dann seit 1877/78 als Ubungsschullehrerin an der Lehrerinnen- bildungsanstalt mit bestem Erfolge gewirkt hatte. Sie litt seit einiger Zeit an einer Krankheit, welcbe ihr die Ausiibung ihres Berufes sehr erschwerte und 1882/83 sie zweimal nothigte, ihre Lehrthatigkeit zu unterbrechen; der arztliche Bescheid, dass sie, wenn sie beim Lehrfache bleibe, Genesung von ihrem Leiden nicht finden werde, veranlasste sie um Pensionierung anzusuchen. Mit Erlass des hohen k. k. Landesschulrathes vom 2. September 1883 Z. 17094 wurde die Direction ermachtiget, an Stelle der pensionierten Lehrerin Aloisia Posch die provisorische Lehrerin Maria Lechleitner in Kufstein als Supplentin in Verwendung zu nehmen. Infolge Erkrankung des Professors Lorenz Hammerle zu Beginn des Jahres 1884 wurde mit Genehmigung des hohen k. k. Landesschul¬ rathes vom 20. Janner 1884 Z. 1404 der Gymnasial-Lehramtscandidat Friedrich Marchesani als Supplent bestellt, welcher Mathematik und geometrisches Zeichnen an der Lehrerbildungsanstalt bis zum Schlusse des Schuljahres lehrte. Den Unterricht im Freihandzeichnen im 1., 2. und 65 4. Jahrgange dieser Anstalt iibernahmen die Professoren Sebastian Fleckinger und Martin Jocbum. Fur den Ubungsschullehrer Johann Nigg wahrend dessen Abwesen- heit zu Schulinspectionszwecken vom 4. Februar bis 3. Marz und voin 16. bis ^3. April 1884 fungierte wieder Josefine Spechtenliauser als Supplentin. Mit hohem Erlasse Sr. Excellenz des Herrn Ministers fiir Cultus und Unterricbt vom 6. Mai 1884 Z. 9677 wurde die Ubungsschul-Unterlehrerin Maria v. Ottenthal zur Lehrerin ernannt. Mit Schluss des Schuljahres 1883/84 schieden von der Anstalt Cacilia Lutz, seit 1878/79 Hilfslehrerin fiir Musik an der Lehrerinnenbildungs- anstalt, und Andreas Fritz, 1882/83 und 1883/84 Hilfslehrer fiir Clavier- spiel an der Lehrerbildungsanstalt. Die seit der Fensionierung der Lehrerin Aloisia Posch an der Ubungs- schule der Lehrerinnenbildungsanstalt erledigte Stelle wurde wieder besetzt, indem Se. Excellenz der Herr Minister fiir Cultus und Unterricht mit hohem Erlasse vom 8.August 1884 Z. 14340 die Unterlehrerin Friederike Schneller zur Lehrerin und die Supplentin Maria Lechleitner zur Unterlehrerin ernannte. Mit Erlass des hohen k. k. Landesschulrathes vom 2. August 1884 Z. 14942 wurde der Direction eroffnet, das hohe k. k. Unterrichtsmini- sterium habe mit Erlass vom 25. Juli Z. 663 genehmigt, dass der Pro¬ fessor der Lehrerbildungsanstalt Dr. Johann Hausotter unter gleich- zeitiger Enthebung von seiner Dienstleistung an der Anstalt bis auf weiteres interimistisch mit den Functionen eines Landesschulinspectors fiir die Volkssehulen Deutschtirols betraut werde, und zugleich der Auf- trag ertheilt, wegen der zeitweiligen Substituierung desselben an der An¬ stalt Antrage zu stellen. Diesem hohen Auftrage gemass wurde der gepriifte Gymnasial-Lehr- amtscandidat Michael Haupolter als Supplent in Yorschlag gebracht, und dieser Antrag vom hohen Landesschulrathe mit Erlass vom 6. Sep¬ tember 1884 Z. 17085 genehmigt. Mit Erlass des hohen k. k. Landesschulrathes vom 27. September 1884 Z. 18423 wurde die Bestellung des fiir Gesang, Clavier- und Orgelspiel an Lehrerbildungsanstalten gepriiften Lehrers Nicolaus Fux zum Hilfs¬ lehrer fiir den Musik unterricht an der Lehrerbildungsanstalt genehmigt. Am 7. November 1884 starb der Ubungsschullehrer Martin Spechtenhauser. Derselbe wurde 1812 zu Gschums, einer Fraction der Gemeinde Laas in Vintschgau, geboren. Sehon im Alter von 17 Jahren ubernahm er auf Ersucben einiger Bauern, welche fiir ihre Kinder eine naher gelegene Schule haben wollten, im Winter in der naben, auf dem Berge gelegenen Filiale Bartnetz den Schulunterricht, den er in einer 60 Bauernstube neben Weibern, welche ihre Spinnrader gemiithlich schnurren liessen, ertheilen musste. Im Sommer 1833 wohnte er an der k. k. Kreishauptschule zu Brixen dem dreimonatlichen Unterrichte fur Schulcandidaten und Privatlehrer bei und erwarb sich ein recbt gutes Zeugnis als Schulgehilfe. In dieser Eigenschaft hielt er einen zweimaligen Wintercurs in der Bergschule zu Allitz, Pfarre Schlanders, und kam dann 1835 als wirklicher Lehrgehilfe an die Pfarrschule St. Pankraz in Ulten. Von dort weg erhielt er 1838 den Schul-, Messner- und Organistendienst zu Vilpian, den er wie seine friiberen Dienste stets zur vollsten Zufriedenbeit seiner Vorgesetzten versab. Nun begab sich Spechtenhauser zur weiteren Ausbildung abermals nacb Brixen und bestand dort 1839 die Lehrerpriifung mit sebu gutem Erfolge. Im October desselben Jahres kam er nacb Innsbruck und sucbte sicb da als Privatlehrer durchzubringen. Sein Charakter und seine Fahigkeiten verschafften ihm Stellen in bessern Hausern. Im Jahre 1843 wurde er iiber sein Ansucben als unentgeltlicher Gebilfe an der k. k. Muster- hauptschule zu Innsbruck angestellt und bezog seit 3. Marz 1845 die normalmfissige Substitutionsgebiir von jahrlich 180 fl C. M. aus dem allgemeinen Scbulfonde. Gleich- zeitig versab er durcb 2‘/ 2 Jabre die Stelle eines Lebrers der II. Classe o. A. an der Vorstadtschule Mariabilf - St. Nicolaus. Mit Gubernialdecret vom 24. Juli 1847 wurde Spechtenhauser zum Gebilfen an der k. k. Musterhauptschule mit dem Gehalte von jahrlich 200 fl. C. M. ernannt; mit Statthalterei-Erlass vom 14. Janner 1854 (Eroffn. des F. B. Consistoriums in Brixen vom 24. Janner 1854) wurde ihm die Stelle des Lebrers der Vorbereitungsclasse an der damaligen Normalhauptschule zu Innsbruck mit dem Gehalte von 400 fl. C. M. verliehen. Zugleich wurde er zur unentgeltlichen Ertheilung des Praparanden-Unterrichts verpflichtet, den er iibrigens scbon von 1844 an zu geben hatte und bis 1870 fortan ertheilte. Mit hobem Unterrichts-Ministerial- Erlass vom 25. Juli 1868 wurde ihm die an der k. k. Lehrerbildungsanstalt und Normal¬ hauptschule zu Innsbruck neusystemisierte erste Unterlehrerstelle mit dem Gehalte von 400 fl. ost. W. unter Belassung des Lebrertitels und Gewahrung einer in die Pension einzurechnenden Personalzulage von jahrlichen 20 fl. verliehen. Nacb der Organisierung der Lehrerbildungsanstalt im Sinne des Reichs-Volksschulgesetzes vom 14. Mai 1869 wirkte Spechtenhauser an derselben als Uebungsschullehrer und erhielt vom 1. April 1872 an den durch das Gesetz vom 19. Marz 1872 fiir das Lehr personal an den mit den staatlichen Lehrerbildungsanstalten verbundenen, aus Staatsmitteln erhaltenen Uebungsschulen systemisierten Gehalt, und von demselben Tage an auch die erste Quinquennalzulage. Mit hohem Ministerial-Erlasse vom 25. Juni 1874 Z. 847 3 wurde gestattet, Spechtenhauser die vor dem 1. October 1869 im Schuldienste zuge- brachte Zeit behufs Bemessung der Quinquennalzulagen mit fiinf Jahren anzurechnen, daher erhielt derselbe am 1. October 1874 die zweite, am 1. October 1879 die dritte und am 1. October 1884 die vierte Quinquennalzulage. Leider konnte er die letzte nur sehr kurze Zeit beziehen, denn schon um Mitte October warf ihn ein schmerz- liches Leiden, von dem er schon langere Zeit heimgesucht war, auf das Krankenlager und machte bald seinem verdienstvollen Leben ein Ende. Spechtenhauser war iiber 50 Jahre als Lehrer thatig; iiber 40 Jahre wirkte er an der Musterhaupt- und an der Uebungssehule, beinahe 30 Jahre (seit 1855) ertheilte er den Schonschreibunterricht am k. k. Gymnasium hier, seit April 1872 besorgte er auch den Unterricht bei den Straflingen der hiesigen Frohnfeste und seit 187 8 fun- gierte er als Mitglied der k. k. Priifungscommission fiir allgemeine Volks- und Biirger- schulen in Innsbruck. Er war ein erfahrener, praktisch tiichtig gebildeter Schulmann, gewissenhaft und genau in der Erfiillung seiner Berufspflichten. Durch seinen klaren, leicht fasslichen Unterricht erzielte er sehr gute Erfolge, nicht ohne Grund win den seine Schuler, welche an eine JVIittelschule iibertraten, zu den bestvorbereiteten gezahlt. 67 Die Disciplin in seiner Classe war musterhaft, strenge verbielt er die Schuler zur Ruhe und Ordnung, doch war sein Ernst mit Milde und Wohlwollen gepaart; er liebte es, seine Kleinen zuweilen mit einem heixern Scherze oder einer lustigen Anekdote zu erfreuen. Den Zoglingen der Lehrerbildungsanstalt gieng er stets bereitwillig in alien die Schulpraxis betreffenden Dingen mit Rath und That an die Hand und ertheilte denselben manch wertvollen Wink fur ihren kiinftigen Beruf. Seine Muftestunden widmete er der Landwirtschaft, welche er auf seinem Land- gute zu Mils bei Hall, das er 1870 gekauft hatte, pflegte. Spechtenhauser stand nicht nur als Lehrer, sondern aucb nls trefflicher Familien- vater in grossem Ansehen. Sein einfacher, biederer Charakter, seine religiose Ueber- zeugungstreue, die er stets ungeheuchelt an den Tag legte, und sein leutseliger Um- gang im Kreise seiner Bekannten erwarben ihm die allgemeine Achtung. Sein Name wird an der Anstalt in ehrenvoller Erinnerung bleiben. Schon gleich nach der Erkrankung Spechtenhausers ubernahm den Unterricht in der 4. Classe der Knaben-Ubungsschule dessen Tochter Josefine Spechtenhauser. Mit Genehmigung des hohen k. k. Landes- schulrathes vom 13. November 1884 Z. 21691 fuhrte sie denselben bis zum Schlusse des Schuljahres fort. Der Ubungsschullehrer Johann Nigg wurde in diesem Jahre wahrend der Dauer seiner Schulinspectionsreise vom 26. Jiinner bis 14. Februar von der gepriiften Volksschul-Lehramtscandidatin Maria Maass suppliert. Mit Erlass des hohen k. k. Landesschulrathes vom 1. Mai 1885 Z. 8284 wurde der Direction eroffnet, dass das hohe Unterrichtsministerium mit Erlass vom 24. April 1. J. Z. 2067 den an der Ubungsschule der k. k. Lehrer¬ bildungsanstalt in Innsbruck in Yerwendung stehenden, dem Status der k. k. Lehrerbildungsanstalt in Bozen angehorenden Ubungsschullehrer Bartholomaus Winkler in definitiver Weise in den Status der Ubungs¬ schullehrer an der Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck (an Stelle des ver- storbenen M. Spechtenhauser) einzureihen und die Systemisierung einer Ubungsschul-Unterlehrerstelle an dieser Lehranstalt fur die Dauer des Bedarfes zu genehmigen befunden habe. Im Monate April d. J. erkrankte der Ubungsschul-Unterlehrer Konrad Eischnaler und wurde in Folge dessen vom 17. April bis 22. Mai von der gepriiften Volksschul-Lehramtscandidatin Antonie Kutin suppliert. Als Eischnaler wieder den Dienst ubernahm, wurde eine neue Supplierung noth- wendig, weil der Ubungsschullehrer B. Winkler inzwischen erkrankt war. Es wurde nun die Anordnung getroffen, dass der Lehrer der 1. Classe, Leonhard Haselsberger, den Unterricht in der 5., und die Supplentin Antonie Kutin den Unterricht in der 1. Classe ubernahm. Diese Anordnung dauerte bis zum Schlusse des Schuljahres. b) Stand und Yerwendung des Lehrpersonals im Schuljahre 1884/85. 1. Director Josef Du rig, k. k. Schulrath, Director der k. k. Priifnngs- commission fur allgemeine Volks- und Biirgerschulen, lehrte an der 5 * 68 Lehrerbildungsanstalt im 4. Jalirgange Geschichte der Erziehung und des Unterrichts, an der Lehrerinnenbildungsanstalt im 4. Jabrgange denselben Gegenstand und Geograpbie, im 2. Jahrgange allgemeine Erziebungslehre und leitete an beiden Anstalten die praktischen Ubungen der Lehramtszoglinge und die diesbeziiglichen Conferenzen. 2. Professor Karl v. Dalla Torre, Dr. pbil., Hauptlebrer an der Lebrerinnenbildungsanstalt, Custos der naturhistorischen und land- wirtscbaftlicben Sammlungen, Mitglied der k. k. Prufungscommission fur allgemeine Volks- und Blirgerschulen, Privatdocent fur Entomo- logie an der pbilosopbiscben Facultat der k. k. Universitat hier, lebrte an beiden Anstalten Naturgeschiclite in alien Jahrgangen und an der Lehrerbildungsanstalt im 3. und 4. Jahrgange Landwirtschaftslehre. 3. Professor Sebastian Eleckinger, Hauptlehrer an der Lehrer¬ bildungsanstalt, Custos der Lehrmittel fur den Unterricht im Frei- handzeicbnen und der Bibliotbek, lehrte Arithmetik und geometrische Formenlebre sowie Freihandzeicbnen in alien Jahrgangen der Lebre¬ rinnenbildungsanstalt, Freihandzeichnen aucb im 3. Jahrgange der Lehrerbildungsanstalt. 4. Professor Lorenz Hammerle, Hauptlebrer an der Lehrerbildungs¬ anstalt, Custos der mathematischen Lehrmittel, Mitglied der k. k. Prufungscommission fur allgemeine Volks- und Blirgerschulen, Bezirks- schulinspector fur den Stadtbezirk Innsbruck, Gemeinderath der Stadt Innsbruck, lehrte an der Lehrerbildungsanstalt Mathematik und geo- metrisches Zeichnen in alien Jahrgangen, Freihandzeichnen im 1., 2. und 4. Jahrgange. 5. Professor Johann Hausotter, Dr. phil., Hauptlehrer an der Lehrer¬ bildungsanstalt, war beim k. k. Landesschulrathe in Verwendung und daher seines Dienstes an der Anstalt entlioben. 6. Professor Josef Him, Dr. phil., Hauptlehrer an der Lehrerinnen- bildungsanstalt, Custos der geographischen und historischen Lehr¬ mittel, lehrte an der Lehrerinnenbildungsanstalt deutsche Sprache und Geschichte im 4., Geographie und Geschichte im 1., 2. und 3. Jahr¬ gange. 7. Professor Martin Jochum, Hauptlehrer an der Lehrerinnenbildungs¬ anstalt, Custos des physikalischen Cabinetes, Mitglied der k. k. Pru¬ fungscommission fur allgemeine Volks- und Blirgerschulen, Bezirks- schulinspector fur den Bezirk Reutte, lehrte an beiden Anstalten die Naturlehre. 8. Professor Karl Moser, Weltpriester, Hauptlehrer an der Lehrer- t bildungsanstalt, ertheilte an dieser Anstalt und an der damit ver- bundenen Ubungsschule den Religionsunterricht und hielt den Gottes- dienst. 69 9. Professor Vincenz Murr, Hauptlehrer an der Lehrerinnenbildiings- anstalt, Custos der Bibliothek fur die Leliramtszbglinge, Bezirksschul- inspector fur den Gerichtsbezirk Imst, lehrte an der Lehrerinnen- bildungsanstalt im 3. Jahrgange allgemeine Unterrichtslehre, im 1., 2. und 3. Jahrgange deutsche Sprache und ertheilte an beiden An- stalten den Unterricht im Schonschreiben und an der Lehrerbildungs- anstalt den Unterricht uber die Behandlung nicht vollsinniger Kinder. 10. Professor Anton Noggler, Hauptlehrer an der Lehrerbildungs- anstalt, lehrte an dieser Anstalt im 2. Jahrgange allgemeine Erziehungs- lehre, im 3. Jahrgange allgemeine Unterrichtslehre, deutsche Sprache und Geschichte, im 4. Jahrgange deutsche Sprache, Geographie und Geschichte. 11. Supplent Michael Haupolter lehrte an der Lehrerbildungsanstalt im 1. und 2. Jahrgange deutsche Sprache, Geographie und Geschichte, im 3. Jahrgange Geographie. 12. Musiklehrer Wenzel Skop lehrte an der Lehrerbildungsanstalt im 1. und 2. Jahrgange allgemeine Musiklehre, im 1.— 4. Jahrgange Violinspiel, an der Lehrerinnenbildungsanstalt Gesang und ertheilte an dieser Anstalt auch den nicht obligaten Unterricht im Clavier- und Orgelspiele. 13. Ubungsschullehrer Leonhard Haselsberger war Lehrer der I. Classe bis Pfingsten und wurde dann in dieser Classe von der Lehramtscandidatin Antonie Kutin suppliert, wahrend er selbst den Lehrer B. Winkler in der 5. Classe supplierte. Er lehrte an der Lehrerbildungsanstalt im 2. Jahrgange Turnen, im 3. Jahrgange vom II. Semester an specielle Methodik. 14. Ubungsschullehrer Jakob Lisch war als Bezirksschulinspector fur die Bezirke Kufstein und Kitzbiihel beurlaubt. 15. Ubungsschullehrer Johann Nigg, Besitzer des goldenen Verdienst- kreuzes, Mitglied der k. k. Prufungscommission fur allgemeine Volks- und Biirgerschulen, Bezirksschulinspector fiir den Bezirk Landeck, war Lehrer der 2. Classe, lehrte in der 4. Classe Gesang und wirkte beim praktischen landwirtschaftlichen Unterrichte der Lehramtszog- linge im Schulgarten mit. 16. Ubungsschullehrer Martin Spechtenhauser, Mitglied der k. k. Prufungscommission fur allgemeine Yolks- und Biirgerschulen, war Lehrer der 4. Classe und lehrte in der 3. Classe Schreiben bis zu seiner Erkrankung um Mitte October. Yon da ab versah seine Stelle seine Tochter Josefine Spechtenhauser. 17. Ubungsschullehrer Bartholomaus Winkler war Lehrer der 5. Classe, wurde vom 27. Mai an vom Lehrer Leonhard Hasels¬ berger suppliert. 70 18. Ubungsschul-Unterlehrer Konrad Fischnaler war Lehrer der f 3. Classe und lehrte in der 4. Classe Turnen, wurde vom 17. April bis 22. Mai von der Lehramtscandidatin Antonie Kutin suppliert. 19. Ubungsschullehrerin Marie v. Ottenthal war Lehrerin der 2. Classe. 20. Ubungsschullehrerin Juditb Richter war Lehrerin der 5. Classe. 21. tlbungsschullehrerin Friederike Schneller war Lehrerin der 1. Classe und ertheilte im II. Semester im 3. Jahrgange der Lehre- rinnenbildungsanstalt den Unterricht in der speciellen Methodik. 22. Ubungsschullehrerin Marie Sprenger war Lehrerin der 4. Classe und lehrte in der 3. Classe Gesang. 23. Ubungsschul-Unterlehrerin Marie Lechleitner war Lehrerin der 3. Classe und lehrte in der 4. Classe Turnen. 24. Hilfslehrer Friedrich Maurer, Stadtpfarr-Cooperator, ertheilte an der Lehrerinnenbildungsanstalt und an der damit verbundenen Ubungs- schule den Religionsunterricht und hielt den Gottesdienst. Im 4. Jahr¬ gange der Lehrerbildungsanstalt lehrte er Choralgesang. 25. Hilfslehrer Victor Baron Graff, Turnlehrer, ertheilte im 1., 3. und 4. Jahrgange der Lehrerbildungsanstalt und in alien Jahrgangen der Lehrerinnenbildungsanstalt den Turnunterricht. 20. Hilfslehrer Nicolaus Fux lehrte an der Lehrerbildungsanstalt im 1. und 2. Jahrgange Clavierspiel, im 3. und 4. Jahrgange Gesang und Orgelspiel. 27. Hilfslehrerin Wilhelmine Kuntczofsky ertheilte an der Lehre¬ rinnenbildungsanstalt den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten und lehrte franzosische Sprache in drei Abtheilungen. 28. Wilhelmine Ploner, gepriifte Lehrerin fur italienische Sprache, lehrte diese Sprache an der Lehrerinnenbildungsanstalt in drei Ab- theilungen. III. Lehrplan. Der Unterricht wurde an beiden Anstalten nach dem durch das Organisationsstatut der Bildungsanstalten fur Lehrer und Lehrerinnen vom 26. Mai 1874 vorgeschriebenen Lehrplan ertheilt. Beim Unterrichte im Violinspiel an der Lehrerbildungsanstalt wurde der mit h. Min.-Erl. vom 22. Juni 1878 Z. 7098 vorgeschriebene Lehrplan zugrunde gelegt, jedoch mit der Abweichung, dass die Zahl der wochentlichen Lehrstunden von 8 auf 6 (im 3. und 4. Jahrgange nur je 1 Stunde) herabgemindert wurden und die schwierigen Ubungen des fur die 4. Gruppe vorgeschriebenen Lehrstoffes entfielen. 71 Fiir die ubrigen Musikfacher kam an der Lehrerbildungsanstalt seit dem Sehuljahre 1882/3 folgender Lehrplan in Ausfiihrung: 1. Allgemeine Musiklehre. Ziel: Der Unterricht in der musikalischen Theorie beabsichtigt, dem Schuler eine umfassende Erkenntnis der musikalischen Gesetze zu ermosr- O lichen, ihn zu befahigen, sich aus demselben die Regeln fiir seine prak- tische Thatigkeit abzuleiten und durch die Erkenntnis dieser Gesetze den Sinn fiir das Musikalisch-Schone zu wecken und zu bilden. I. Jahrgang: 1 Stunde wochentlich. Lehrbuch: Weinwurm, All- gemeine Musiklehre. 1. Die Lehre von den Tonen und Tonverhaltnissen (Tonsystem, Be- nennung der Tone, Yorsetzungszeichen, Schliissel u. s. w.). 2. Tongeschlechter, Tonarten, Tonleiter u. s. w. 3. Intervalle u. s. w. 4. Rhythmik. 5. Dynamik. Die Stimmbildungs- und Treffiibungen haben den Zweck, die Stimme zu bilden und dem Schuler ein klares Tonvorstellungsvermogen beizu- bringen. Stimmbildungsubungen: Aneignung eines schonen Tones, richtige Mundoffnung, deutliche Aussprache der Yocale, Intonation und Treff- iibungen an Tetrachorden, Scalen und Intervallen. II. Jahrgang: 1 Stunde wochentlich. Lehrbuch: Krenn, Theore- tisch-praktische Harmonielehre. Kenntnis der Accorde und der Regeln fiir eine kunstgemasse Yerbindung derselben sowie Beniitzung derselben zur Modulation und Harmonisierung von Melodien. Der Dreiklang und seine Umkehrungen, der Vierklang mit seinen Umkehrungen, der Nonen- accord, alterierte Accorde, Yorhalte, Durchgang und Wechselnoten u. s. w. Orgelpunkt, Modulation. Alte Kirchentonarten. Die hauptsachlichsten Formen von Orgel- und Kirchenmusikcompositionen. Die Stimmbildungs- und TrefFiibungen werden an einzelnen Accorden und Accordreihen geiibt. 2. Gesang. Ziel: Befahigung, den Gesangsunterricht in der Volksschule zu er- theilen, Sanger fiir den Iiirchengesang heranzubilden und mehrstiinmige Gesange zu leiten. III. Jahrgang: 2 Stunden wochentlich, wovon 1 Stunde Choral- gesang. Schwierigere einstimmige Treffiibungen und Chorsolfeggien, deren Umfang (c — e) die Ausfiihrung vom Tenor und Bass zuliisst (Treffiibungen von Hollander, Chorsolfeggien von Ochs etc.). Einiibung von Volks- und Kirchenliedern. N 72 Choralgesang: Geschichtliche und liturgische Bedeutung des Chorals, f Unterschiede zwischen Choral- und Figuralgesang, Choralnotenschrift, Intervalltibungen, praktische Ubungen in Responsorien, die alten Kirchen- tonarten und leichtere Hymnen und in Yerbindung damit die Psalmodie. IY. Jahrgang: 2 Stunden wochentlich, wovon 1 Stunde Choral- gesang. Zwei- und dreistiinmige polyphone Ubungen mit Riicksichtnahme auf alte Kirchencornpositionen. Vierstimmige Gesange fur Mannerstimmen. Die verschiedenen Methoden bei Ertheilung des Gesangsunterriehtes in der Yolksschule (Ziffern, Zahlnoten, Solfeggistenmethode etc.). Das Wissens- werteste aus der Musikgeschichte, gelegenheitlich yermittelt. Choralgesang: Praktische Ubungen an den Gesangen des ganzen Kirchenjahres (nach dem Offieium und Graduale); Mittheilungen iiber kirchliche Yorschriften, iiber Kirchenmusik im allgemeinen und Choral¬ gesang insbesondere. 3. Clavierspiel. Ziel: Erwerbung einer derartigen Fertigkeit der Finger, urn auf Grund derselben das Orgelspiel mit Erfolg betreiben zu konnen. Das Legatospiel sowie solche Ubungen, welche die Finger zur Ausfuhrung polyphoner Tonstucke vorbereiten, sind hauptsachlich zu cultivieren. I. Jahrgang: 2 Stunden wochentlich. Die Zoglinge werden in Gruppen getheilt. Maximalanzahl der Zoglinge in einer Gruppe 8. Elementarunterricht: Correcte Haltung des Korpers und der Hande. Correcter Anschlag. Ubungen mit gefesselten Fingern im Umfange von 5 Tonen auf verschiedenen Tastenverhaltnissen. Ubungen im Fortriicken der Hande, das Tonleiterspiel und Spiel gebrochener Accorde. Geschmei- diges, discretes Untersetzen des Daumens ist hauptsachlich anzustreben. Der Fingersatz der Dur- und Mollscalen, Dreiklangslagen u. s. w. muss fest dem Gedachtnis eingepragt werden. IT. Jahrgang: 2 Stunden wochentlich. Dieselbe Eintheilung der Schuler. Gesteigerte Ubungen, die Fertigkeit und Unabhangigkeit der Finger zu mehren. Etuden und Ubungsstiicke, Sonatinen und Sonaten. 4. Orgelspiel. III. Jahrgang. Jede Gruppe 2 Stunden wochentlich. Maximal¬ anzahl der Zoglinge in einer Gruppe 8. Das Manualspiel: 1. Die stillstehende Hand; 2-, 3-, 4stimmige Ubungen. 2. Ausbreiten und Zusammenziehen der Hande. 3. Lautes und stilles Wechseln der Finger. 4. Unter- und Ubersetzen der Finger. 73 5. Unterbiegen und Uberschlagen der Finger. 6. Abgleiten und Fortriicken der Finger. 7. Stimmenvertheilung zwischen beide Hande. 8. Kreuzung der Stimmen. 9. Yerbinden und Abstossen der Tona Das Pedalspiel: 1. Regelmassiger Wechsel der Fussspitzen auf verschiedenen Tasten, immer in Verb indung mit den Ubungen auf dem Manuel. 2. Wechsel der Fiisse auf einer Taste. 3. Unter- und Ubersetzen der Fiisse. 4. Gebrauch der Spitze und des Absatzes. 5. Wechsel zwischen Spitze und Absatz auf einer Untertaste. f>. Gebrauch des Ballens am Vorderfusse. 7. Abgleiten der Spitze von einer Ober- auf eine Untertaste. 8. Vor- und Zuriickschieben mit dem Absatz des Fusses. IY. Jahrgang: 2 Stunden jede Gruppe. 1. Das Choralspiel; 2. Pra- ludien und Postludien; 3. Trios; 4. Fugetten und Fugen. Registrierung und Einrichtung der Orgel. Cadenzen, Modulationen, Versuche im Stegreif- spiele. Lehrbiioher, welche beim Unterxichte verwendet wurden. Religionslehre: Biblische Geschichte von Dr. Schuster; Fischer Dr. Franz, Katholische Religionslehre fur hohere Lehranstalten; Fischer Dr. Franz, Lehrbuch der katholischen Liturgik; Pider’s Kirchengeschichte, herausgegeben von Karl Moser; die in den Ubungsschulen eingefiihrten Religionsbucher. Padagogik: Lindner Dr. G. A., Allgemeine Erziehungslehre; Lindner Dr. G. A., Allgemeine Unterrichtslehre; Niedergesass R., Leitfaden der Geschichte der Padagogik mit besonderer Beriicksichtigung der Volks- schule Osterreichs; Handbuch der Gesetze und Ministerialverordnungen uber das Volksschulwesen der im Reichsrathe vertretenen Konigreiche und Lander. Specielle Methodik und praktische Ubungen: Die in den Ubungsschulen eingefiihrten Lehr- und Lesebiicher. Deutsche Sprache: Lehmann Josef, Deutsche Schulgrammatik; Regeln und Worterverzeichnis fur die deutsche Rechtschreibung; Nieder- gesass R. und Kress Dr. J., Deutsches Lesebuch fur osterreichische Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten, I.—III. Theil. Geographie: Seibert A. E., Lehrbuch der Geographie fiir oster¬ reichische Lehrerbildungsanstalten, I.—III. Theil. Geschichte: Hannak Dr. E.M., Lehrbuch der Geschichte fiir Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten, I.—III. Theil. 74 l Matbernatik: Mocnik Dr. Franz Ritter von, Lehrbnch der bfcson- f dern und allgemeinen Arithmetik fiir Lehrerbildungsanstalten; von dem- selben Verfasser, Lehrbuch der Geometrie fiir Lehrerbildungsanstalten; von demselben Verfasser, Lehrbuch der besondern und allgemeinen Arith¬ metik fiir Lehrerinnenbildungsanstalten; von demselben Verfasser, Geome- trische Formenlehre fiir Lehrerinnenbildungsanstalten. Naturgeschichte: Pokorny Dr. A., Illustrierte Naturgeschichte, I. —III. Theil; Woldrich Dr. J., Leitfaden der Somatologie des Menschen. Naturlehre: Kauer Dr. Anton, Lehrbuch der Naturlehre fiir Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten, 1.—III. Theil. Landwirtschaftslehre: Leitfaden beim Unterricht in der Land- wirtschaft von Gh. Griinewald, herausgegeben von Fr. W. Medicus. Schreiben: Kuranda Franz X., Schreibvorlagen, enthaltend die deutschen und lateinischen Current-, die Rond- und die Fracturbuch- staben in genetischer Reihenfolge und in Verbindungen. Musik: Weinwurm R., Allgemeine Musiklehre; Krenn F., Theore- tisch-praktische Harmonielehre; Zimmer F., Violinschule; Praktischer Lehr- gang fiir den Unterricht im Clavierspiel von Louis Kohler; zur Orgel- schule von V. F. Skop; Orgelschule von Ritter. Fiir den Gesangsunter- riclit an der Lehrerinnenbildungsanstalt: Weinwurm R., Gesangbuch fiir Sopran - und Altstimmen mit Riicksicht auf die Lehrerinnenbildungs¬ anstalt. Turnen: Vogt Karl und Buley Wilhelm, Theoretisch-praktischer Turnleitfaden fiir Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten. Weibliche Handarbeiten: Hillard Gabriele, Handarbeitskunde fiir Lehrerinnenbildungsanstalten und zum Selbstgebrauche, 1.—4. Ab- theilung. Gemass der Bestimmung des Reichsvolksschulgesetzes, dass die Zog- linge der Lehrerbildungsanstalt dort, wo sich die Gelegenheit dazu bietet, mit der Methode des Unterrichts fiir Taubstumme und Blinde be- kannt zu machen sind, wurden die Zoglinge auch hieriiber unterrichtet. Diesen Unterricht ertheilte in dem eben abgelaufenen Schuljahre Professor Vincenz Murr; er verwendete hiezu am Schlusse des Schuljahres nach den Reifepriifungen 8 Stunden. Am Unterrichte be'heiligten sich die Zoglinge des 3. und 4. Jahrganges. Die Zoglinge des 4. Jahrganges der Lehrerinnenbildungsanstalt wurden jedes Jahr, und in diesem Jahre mit ihnen auch die Zoglinge des 2. Jahr¬ ganges, nachdem der betreffende Abschnitt in der Erziehungslehre be- handelt worden war, in den von Fraulein Marie Schennach geleiteten stadtischen Kindergarten gefiihrt und von der Leiterin mit der Ein- richtung desselben, sowie mit der Behandlung, den Arbeiten und Spielen 75 der Kinder in freundlicher und entgegenkommender Weise bekannt gemacht. Als nicht obligate Gegenstande wurden an der Lehrerinnen- bildungsanstalt gelebrt: 1. Italienische Sprache. An diesem Unterrichte betbeiligten sich 1884/85 bis zum Schlusse des Schuljahres 29 Zoglinge, welche in 3 Ab- theilungen getheilt waren. Jede Abtbeilung batte wochentlich 2 Unter- richtsstunden. Lehrstoff: I. Abtbeilung: Formenlebre nach der Grammatik von Mussafia von Nr. 1—87, miindliche und scbriftlicbe Ubersetzung der betreffenden Ubungsstiicke; Conjugation der Hilfs- und regelmassigen Zeit- worter; Ubersetzung kleiner italienischer Lesestiicke aus dem Lesebuche. II. Abtheilung: Formenlehre nach Mussafia von Nr. 152—215, miindliche •• •• •• und schriftliche Ubersetzung der betreffenden Ubungsstiicke; Ubersetzung italienischer Lesestiicke aus dem Lesebuche. III. Abtheilung: Miindliche und schriftliche Ubersetzungen, Wiedergabe und Umwandlung von Lese- stiicken; Wiederholung der grammatikalischen Regeln, Gesprachsiibungen, Memorieren italienischer Gedichte, freie schriftliche Arbeiten. Als Lese- buch wurde benlitzt: Libro di lettura ad uso della I. classe di tutte le scuole secondarie austro-italiane, per cura di Fortunato Demattio. Bei den Ubersetzungen aus dem Deutschen ins Italienische wurde der 5. Theil des Lesebuches fiir osterr. Volks- und Biirgerschulen verwendet. 2. Franzosische Sprache. 18 Theilnehmerinnen an diesem Unter¬ richte; 3 Abtheilungen; jede Abtheilung wochentlich 2 Stunden. I. Ab¬ theilung: Aussprache und Formenlehre nach dem Elementarbuch der fran- zosischen Sprache von Prof. Dr. E. Filek von Wittinghausen von Anfang bis § 60; Ubersetzung der einschliigigen Aufgaben; Lecture aus Filek’s franzosischer Crestomathie. II. Abtheilung: Formenlehre nach dem Ele¬ mentarbuch von Filek § 30 bis § 86, die betreffenden Ubersetzungen; Lecture aus Filek’s Crestomathie. III. Abtheilung: Formenlehre, Wort- bildung, Syntax nach der Grammatik von A. Bechtel; schriftliche Ubungen; Lecture aus „ Manuel de Litterature fran^aise" von Plotz. 3. Clavier spiel. 26 Schulerinnen, 3 Gruppen, jede Gruppe 2 Stun¬ den. I. Gruppe: Clavierschule von Eichler und Fey hi, 1. Band. II. Gruppe: Clavierschule von Reisser, 2. Heft; Etuden von Czerny, Bertini und Cramer. III. Gruppe: Etuden und Clavierstticke von Kuhlau, Clementi und Schubert. 4. Orgelspiel. 2 Schulerinnen, wochentlich 3 Stunden. Orgel- sehule von Fr. Zimmer; Taschenbuch fiir Organisten von R. Volckmar; Messen und Kirchenlieder. IV. Priifimgen. 1. Reifepriifungen. Die Reifepriifungen wurden 1883 und 1884 unter dem Vorsitze des Herrn Landesschulinspectors Eduard Scholz, 1885 unter dem Vorsitze des Herrn Landesschulinspectors Gustav Herz abgehalten. Fiir die schriftlichen Priifungen wurden folgende Themen gegeben: a) Lehrerbildungsanstalt. Padagogik. 1883: 1. Was versteht man unter ErziehungsmethodeV Welche Methoden werden unterschieden? Speciell ist die Methode der Regierung zu behandeln. 2. Einzelnunterricht und Schulunterricht. Vor- theile des einen und des andern. Welcher ist vorzuziehen? 1884: 1. Welche Erziehungsperioden werden unterschieden, und wodurch sind dieselben gekennzeichnet ? Ausfiihrliche Charakteristik der Lernperiode; was hat die Schulerziehung in Bezug auf die geistige Entwicklung des Schulers in dieser Periode besonders zu beachten? 2. Die Aufgaben als Unterrichtsmittel. Regeln fur die Stellung und Behandlung derselben. 1885: 1. Die Apperception. Begriff derselben, ihre Bedeutung fiir die psychologische Bildung. Welche Gesichtspunkte ergeben sich fiir den Lehrer daraus? 2. Die erotematische Lehrform, ihre Unterarten und ihre Anwendung beim Volksschulunterrichte. Deutsche Sprache. 1883: 1. Des Zornes Ausbruch ist der Reue Anfang. 2. Die unregelmassige Conjugation. 1884: 1. Das Leben eine Reise. 2. Der Adverbialsatz. Ubersichtliche Darstellung der darauf beziig- lichen Regeln. 1885: 1. Wie fruchtbar ist der kleinste Kreis, wenn man ihn wohl zu pflegen weiss (Goethe). 2. Der Objectivsatz. Entwicklung desselben aus dem Objecte. Geographic. 1883: 1. Ubersichtliche Darstellung der Gebirgs- systeme Europas. 2. In welcher Weise soil der Lehrer fiir ein verstan- diges Kartenlesen sorgen? 1884: 1. Die Gletscher. 2. Welche Grund- siitze gelten fiir den geographischen Unterricht in der Volksschule? 1885: 1. Die Donau in Osterreich. (Methodisch.) 2. Oro- und Hydro- graphie Skandinaviens mit besonderer Beriicksichtigung der Ejordbildung. Geschichte. 1883: 1. Ubersichtliche Darstellung der Volkerwan- derung. 2. Rudolf IV., der Stifter, auf der Oberstufe der Volksschule be- handelt. 1884: 1. Erwerbung von Ungarn und Bohmen durch die Habs- burger. 2. Welche Grundsatze gelten fiir den Geschichtsunterricht in der Volksschule? 1885: 1. Der erste Kreuzzug. (Methodisch.) 2. Die beiden letzten Babenberger. 77 Mathematik. 1883: 1. Aus 2 Offnungen fliesst Wasser. Die Offnungen verhalten sich der Grosse nach wie 5:11, die Geschwindig- keiten, mit denen das Wasser ausstromt, wie 7:3. Wie viel Wasser war aus jeder Offnung geflossen, als aus der ersten 200 m 3 mehr geflosseu waren als aus der zweiten? 2. Ein Kaufmann kauft fiir eine gewisse Summe Ware ein, hat noch 5 % Unkosten und verkauft sie wieder fiir 504 fl., wobei er soviel Procent gewinnt, als der 20. Theil des Einkaufs- preises betragt. Wie hoch ist dieser? 3. Die Mantelflache eines senk- recbten secbsseitigen Prismas, in welchem eine Seitenkante 2 dm mehr misst als eine Basiskante, betrage 1008 dm? Wie gross ist der Kubik- inhalt? 4. Wie gross ist der Kubikinhalt eines durch Rotation eines Dreieckes um die 246 cm lange Seite entstandenen Korpers, wenn die dieser Seite anliegenden Winkel 42° 16' 38" und 46° 37' 40" betragen? 1884: 1. Ein gerader Kegel habe an der Spitze des Axenschnittes den Winkel a — 70° 40', und die Peripherie der Basis sei p — 84-9 m. Wie gross ist die Mantelflache? 2. Es sollen 7520 fl. unter 3 Personen in der Art vertbeilt werden, dass B immer 5 fl. bekomme, wenn A 4 fl. be- kommt; C dagegen soil immer 4 fl. bekommen, so oft B 3 fl. bekommt. Wie viel erhalt jeder? 3. Ein Capital von 1800 fl. bat in einer be- stimmten Zeit 360 fl. an Interessen getragen; als aber der Zinsfuss um 1 % niedriger gestellt wurde, brachte das Capital erst in einer um ein Jabr langern Zeit dieselben Interessen. Wie bocb war anfangs der Zins¬ fuss und wie lange stand das Capital aus? 4. Der Radius eines Kreises betragt 2 dm, wie gross ist der Flacheninhalt eines dem Kreise ein- gescbriebenen regularen Fiinfeckes ? 1885: 1. Ein Capitalist bestreitet die Ausgaben fiir seinen Hausbalt mit den Zinsen eines gewissen Capitals. Wurde der Zinsfuss um 1 % steigen, so dtirfte er das Capital um 2880 fl. vermindern; wurde dagegen der Zinsfuss um 2 / 3 % fallen, so miisste er zur Deckung seiner Ausgaben das Capital um 2880 fl. vermebren. Welches Capital und zu welchem Zinsfusse bat er ausgelieben? 2. Der Cubikinhalt einer senkrecbten, vierseitigen Pyramide betragt 125 dm 3 , die Hohe der- selben sei gleich 15 dm; wie gross ist die Oberflache der Pyramide? 3. Es sind an selbstgewahlten Beispielen die verschiedenen Arten von Schluss- rechnungen metbodiscb zu erklaren. 4. Es soil an selbstgewahlten Bei¬ spielen gezeigt werden, wie in Volksschulen die Berecbnung des Flachen- inbalts geradliniger Figuren zu lehren ist. Naturgeschichte. 1883: 1. Die Metamorphose im Tbierreiche. 2. Der Kalk und sein Yorkommen. 1884: 1. Die Wanderbeuscbrecke. (Method.) 2. Die Doldenpflanzen. 1885: 1. Wie wird der BegrifF „Insecten“ abgeleitet? (Method.) 2. Das Blatt, dessen Formen und Zweck. Naturlehre. 1883: 1. Es soil das Gesetz des freien Falles ab¬ geleitet und weiter besehrieben werden, wie dieses Gesetz empirisch be- 78 wiesen wird. 2. Der Vorgang beim Laden einer Leidner Flasche soli be- schrieben werden. (Method.) 1884: 1. Das Kalium und seine wichtigsten Yerbindungen. 2. Gewichtsverlust eines in einer Fliissigkeit untergetauchten Kbrpers. Anwendung des Gesetzes. 1885: 1. Magnetische Wirkungen des elektrischen Stromes nebst Anwendung dieser Wirkungen. 2. Bedingungen des deutlichen Sehens. b) Lehrerinnenbildungsanstalt. Padagogik. Wie an der Lehrerbiklungsanstalt. Deutsche Sprache. 1883: 1. Die Geschichte die Lehrmeisterin des Lebens. 2. Die Beiordnung der Satze. 1884: 1. Des Lebens Mai bluht einmal, und nicht wieder (Schiller). 2. Das Mittelwort. 1885: 1. Der Mensch als Herr iiber die Natur. 2. Das Mittelwort. Geographie. 1883: 1. Horizontale und verticale Gestaltung von Siideuropa und Siidasien. (Geogr. Parallele.) Ebbe und Flut. (Method.) 1884: 1. Die mechanischen Wirkungen des Wassers. 2. Die Sahara (Method.). 1885: 1. Lehrmittel fur den geographischen Unterricht. Wie ist das Ver- standnis der Karten zu vermitteln? 2. DasSalzkainmergut. (Fur die Mittel- stufe der Volksschule.) Geschichte. 1883: 1. Karl der Grosse. 2. Der Kampf in den Thermopylen. (Fur die Oberstufe der Volksschule.) 1884: 1. Der dritte Kreuzzug. 2. Pyrrhus und die Romer. (Fur die Oberstufe.) 1885: 1. Hein¬ rich der Finkler. 2. Die Methoden des Geschichtsunterrichtes und ilire Wiirdigung. Arithmetik und geometrische Formenlehre. 1883: 1. Ein Geschaftsmann vermehrte jahrlich sein Vermogen um 15 °/ 0 , nahm aber jedes Jahr fur seinen Haushalt 4000 11. davon. Am Schlusse des 3. Jahres fand er, dass sich sein anfangliclies Vermogen um 986*75 fl. iiber %. des- selben vermehrt habe. Wie gross war sein anfangliches Vermogen? 2. Ein Wirt hat zweierlei Weine, das Liter zu 40 kr. und zu 55 kr. Hieraus mischt er 72 1 a 50 kr. Wie viel Liter hat er von jeder Sorte zu nehrnen, a) wenn sich weder Gewinn noch Verlust ergeben soil, b) wenn er 9 1 / 11 % gewinnen will? 3. Die Seitenkante eines Pyramidalstutzes ist 25 dm; die Grundfliichen sind Quadrate von 12 und 6 dm Seitenlange. Es soil dessen Oberfliiche und Inhalt berechnet werden. 4. Ein Kreissector hat 22 dm 2 Flacheninhalt und 240° als Centriwinkel; derselbe soli den Mantel eines Kegels bilden. Man bestimme die Hohe desselben, seine Seite und den Kadius der Basis. 1884: 1. Jemand hatte am 15. Juni ein Gartengut um 3500 fl. unter der Bedingung gekauft, 2000 fl. am 1. August und spater 1500 fl. zu zahlen. Es werden ihm aber fur den Fall der Bar- zahlung 6 % Discont gewahrt, weshalb er bar 3435 fl. 11 kr. entrichtet Wann hatte er die 2. Summe zu zahlen? 2. Jemand hat ein Capital auf 79 Zinsen. Ware daselbe um 1000 fl. grosser, stande aber um ein V 2 °/ 0 nie- driger, so hatte er jahrlicb 35 fl. Zinsen mehr; ware das Capital um 500 fl. kleiner, stande aber l / 2 % boher, so hatte er jahrlicb 50 fl. Zinsen mehr. Wie gross ist das Capital und zu wieviel % steht es aus? 3. Die Basis einer senkrecbten Pyramide ist ein Quadrat von 4 dm Seitenlange, die Hohe ist gleich der Diagonale der Grundfliiche. Man bestimme die Ober¬ flache und den Inhalt. 4. Ein Kreissector bat 22 dm 2 Flacheninhalt und entspricbt einem Centriwinkel von 240°. Derselbe bildet den Mantel eines Kegels, dessen Inhalt gesucht werden soil. 1885: 1. Es kauft jemand zwei Arten Tuch zusamuien filr 49 fl. und zwar von der ersten Art 2 m weniger als von der zweiten. Das Tuch der ersten Art wiirde zum Preise der zweiten Art 20 fl. kosten; das Tuch der zweiten Art wiirde zum Preise der ersten 30 fl. kosten. Wie viel Meter von jeder Art werden gekauft? 2. Jemand bat ein Capital auf Zinsen; ware dasselbe um 250 fl. grosser, stande aber um 1% niedriger, so hatte er jahrlicb 7 fl. Zinsen mehr; ware es aber um 100 fl. kleiner, stande aber um V 2 % boher, so hatte er jahrlich 10 fl. mehr Zins. Wie gross ist das Capital und zu wieviel % steht es aus? 3. Es soil die Oberflache und der Inhalt eines Oktaeders gesucht werden, dessen Xante 3 dm misst. 4. Wie gross ist der Durch- messer einer Kugel, welche gleiche Oberflache hat mit einem gleich- seitigen Kegel von 5 dm Hohe? Naturgeschichte. 1883: 1. Die Kartoffel und ihre Feinde. (In Form eines Stundenbildes.) 2. Die Salze. 1884: 1. Der Seidenspinner. (Method.) 2. Die brennbaren Mineralien. 1885: 1. Apfel- und Birnbaum zu vergleichen. (Method.) 2. Die Schmetterlingsbliitler mit besonderer Riicksicht auf die Gemusepflanzen. Naturlehre. 1883: Es ist das Gleichgewichtsgesetz der Schraube abzuleiten und auf die praktische Anwendung derselben naher einzugehen. 2. Der Gahrungsprocess. 1884: 1. Der Toricellische Versuch mit An¬ schluss der Erklarung des Barometers ist methodisch zu behandeln. 2. Be- schreibung der Bilder einer Sammellinse, dazu die erforderlichen Zeieli- nungen. 1885: 1. Die allgemeine Eigenschaft „ Undurchdringlichkeit “ ist methodisch zu behandeln. 2. Chemisclie Wirkungen des elektrischen Stromes. Erfolg der Reifeprufungen, a) Lehrerbildungsanstalt. 1883. Pruflinge: 39 Zoglinge des 4. Jahrganges, 1 im Jahre 1880 nach der schriftlichen Priifung zuruckgetretener Candidat, 1 Candidat mit dem Maturitatszeugnis des Gymnasiums. Es erhielten ein Zeugnis der Reife mit Auszeichnung 2 Zoglinge, ein Zeugnis der Reife 31 Zoglinge, davou 3 nach Wiederholung der Prufung aus einem Gegenstande. 80 1884. Pruflinge: 27 Zoglinge des 4. Jahrganges. Es erhielten 3 ein Zeugnis der Reife mit Auszeichnung, 22 ein Zeugnis der Reife, davon 2 nach Wiederholung der Prufung aus einem Gegenstande. 1885. Pruflinge: 21 Zoglinge des 4. Jahrganges; das Zeugnis der Reife erhielten 1G, 3 konnen nach zwei Monaten die Prufung aus einem Gegenstande wiederholen. bj Lehrerinnenbildungsanstalt. 1883. Pruflinge: 21 Zoglinge des 4. Jahrganges, 1 im Jalire 1882 reprobirte Candidatin, 8 Privattistinnen. Es erhielten ein Zeugnis der Reife mit Auszeichnung 4 Zoglinge, ein Zeugnis der Reife 12 Zoglinge die 1882 reprobierte Candidatin, 7 Privatistinnen, — 1 Zogling, die 1882 reprobierte Candidatin und 2 Privatistinnen nach Wiederholung der Prufung aus einem Gegenstande. 1884. Pruflinge: 21 Zoglinge des 4. Jahrganges, 5 Privatistinnen. Reif mit Auszeichnung 4 Zoglinge, reif 15 Zoglinge, davon 1 nach Wieder¬ holung der Prufung aus einem Gegenstande, und 1 Privatistin. 1885. Pruflinge: 12 Zoglinge des 4. Jahrganges und 2 Privatistinnen. Reif 9 Zoglinge; 1 Zogling und 1 Privatistin konnen nach zwei Monaten die Prufung aus einem Gegenstande wiederholen. Verzeichnis der Zoglinge, welche mit dem Reifezeugnis die Anstalt verlassen haben. (Die mit * bezeichneten erhielten ein Zeugnis der Reife mit Auszeichnung.) a) Lehrerbildungsanstalt. Zahl N a m e n G eburtsort Zahl Namen Geburtsort 1883 l Gapp Josef Aldrans 19 Nutzinger Johann Gossensass 2 Geiger Johann Kaisers 20 Perterer Anton St. Johann O o Grasshoff Josef Hinterthiersee 21 Prosser Johann Neukirchen in 4 Hartnagl Georg Stumm Salzburg 5 Hochenegger Rudolf Hatting 22 Reinisch Josef Elibogen 6 Kirchler Sebastian Oberwielenbach 23 Ritsch Rudolf Munkacs in 7 Kirschner Peter Paul Jenbach Ungarn 8 Kofler Hubert Windischmatrei 2 4 *Scalzeri Johann Pedemonte 9 Korin Josef St. Andra 25 Schiffer Johann Haselgehr 10 Krapichler Siegfried Arzl bei Imst 26 Singer Pius Nesselwangle 11 Kreidl Andreas Mairhofen 27 Stoffler Josef Proveis 12 Mallaun Jakob See 28 Stoll Ignaz Fiigen 13 Mayr Ferdinand Amras 29 Strasser Jakob Ebbs 14 Naschberger Jakob Reith 30 Traunsteiner Anton Windischmatrei 15 Nicolussi Benjamin Luserna 31 *Waxstotter Josef Kirchbichl 16 Nicolussi Christian Luserna 32 Weber Romed Fliess 17 Nicolussi Jakob Luserna 33 Wiebiral Johann Tostiz in 18 Niederkotler Yincenz St. Peter in Mahren Ahru • .. 81 Zahl Namen Geburtsort r—H ■a CSJ Namen Geburtsort 1884 l Barabasch Franz Althammer in 13 Mitterer Georg Proveis Schlesien 14 Moll Anton Arzl bei Imst 2 “Ebster Franz Stumm 15 Neuner Innocenz Rovereto o o Egger Dominicus Laurein 16 *Neurauter Eduard Ladis 4 Engele Franz Innsbruck 17 Oberosler Anton Fierozzo 5 Heiss Paul Unterleutasch 18 Prikril Josef Meran G Jenewein Karl Lud- Au in Vorarl- 19 Schraffl Karl Sillian wig berg 20 Stock Georg Mayrhofen 7 Klammer Franz 0 bert.il liach 21 Walde Franz Bruneck 8 ‘Kofler Johann Oberrasen 22 Wegmelka Johann Kitzbiihel 9 Koll Johann Roppen 23 Wimpissinger Adolf Ried im Ziller- 10 Kiihlwein Alois Ancona in Ital. thal 11 Kuen Peter Innsbruck 24 Wolfahrter Rafael Nesselwangle 12 Kurz Martin Reutte 25 [Zangl August Bruneck 1885 i Auer Georg Ahornach 9 Pechtold Friedrich Weissenbach 2 Berwanger Josef Rinnen 10 Plangger Adalbert Graun 3 Blahut Theodor Skalitz in 11 Purner Karl Miihlau Schlesien 12 Reinisch Rudolf Steinach 4 Hildgartner Johann Pfalzen 13 Staudacher Alois Oberhofen 5 Horbst Josef Zoblen 14 Tusch Lambert Bans 6 Lagg Thomas Ehenbichl 15 Walch Heinrich Hagerau 7 Mair Josef Yolders 1G Zobl Emil Schattwald 8 Neuner Rudolf Innsbruck b) Lehrerinnenbildungsanstalt. »—H -a Namen Geburtsort •a Namen Geburtsort 1 N CSJ 1883 l *Brugnara Emilie Male 9 Polt Marie Bregenz in Vor- 2 Hackl Laura Feldkirch in arlberg Yorarlberg 10 Prantl Anna Vollan 3 “Hanisch Johanna Innsbruck 11 Prieth Dominica Graun 4 Element Marie Mieders 12 *von Solder Josefine Venedig in Ital. 5 Kubiczek Mathilde Marburg in 13 *Strasser Karoline Salzburg Steiermark 14 Tavernini Elise Torbole 6 Markt Barbara Schwaz 15 Vogl Yictoria Kitzbiihel 7 Perkmann Anna Innsbruck 1G Wohlwend Marie Schlins in Yor- 8 Pichler Marie Gries bei Bozen 17 Mittelberger Barbara arlberg Molten 1884 i Ammann Anna Hall 3 "Brugnara Anna Mal6 2 Begus Josefa Triest 4 Galler Marie St. Lorenzen 6 82 r—H ---- rP Cw Namen Geburtsort rP Namen Geburtsort ISJ Cs3 5 Humer Paula Innsbruck 14 Prantl Elisabeth Feldkirch in 6 Jesser Anna Wiener-Neust. Vorarlberg 7 Jesser Helene Wiener-Neust. 15 Rofner Anna Rovereto 8 Kranewitter Antonie Wildermieming 16 Schmid Pridoline Rheinau in der 9 Loss Katharina Stenico Schweiz 10 'Maurer Anna Si Ilian 17 Tomasi Marie Povo 11 *Murr Anna Brixen 18 Valtingqjer Aloisia Bozen 12 Parth Pauline Innsbruck 19 Vent Anna Innsbruck IS Polt Amalia Innsbruck 1885 l Evers Gertrud Wernstorf in 5 Reiner Marie St. Lorenzen Hannover 6 Schmid Johanna Bapt. Imst 2 Ilalbeisen Angelica Andeisbuch in 7 Seidler Ottilie Hall Vorarlberg 8 Stocker Hilde Sarnthein 3 Nestor Marie Bozen 9 Waitz Bertha Innsbruck 4 Neuner Anna Umhausen 2. Prufungen fiber die Befahigung zum Unterricht in weiblichen Handarbeiten. 1883 1885 Dieser Priifang unterzogen sich als Priyatistinnen . . 8 2 Es erhielten ein LehiUefaliigungs-Zeugnis als Arbeits- lehrerin an allgemeinen Yolks- und Burgerscliulen ... G 2 an allgemeinen Volkssehulen.. 2 — 3. Jahresprufungen. Die Jahresprufungen der drei untern Jalirgiinge wurden an beiden Anstalten nacli Vorschrift des § 65 des Organisationsstatuts vom 2G. Mai 1874 und des holien Ministerial-Erlasses vom 13. Februar 1880 Z. 2004 abgehalten, und zwar in den Jahren 1883 und 1884 unmittelbar vor den Reifeprufungen, welche in den letzten Tagen des Sckuljahres stattfanden, 1885 nach den Reifeprufungen, namlicb vom 6. bis zum 11. Juli. Herr Landes-Schulinspector Gustav Herr wohnte in diesem Jahre den Prufungen irn 3., 2. und 1. Jahrgange der Lehrerinnenbildungsanstalt und im 3. Jahr- gange der Lehrerbildungsanstalt bei. Unmittelbar ^iach der Priifung wurde fiir den betreffenden Jahrgang die Classifications-Conferenz abgehalten, in welcher bestimmt wurde, welche Zoglinge sich zum Aufsteigen in den nachst hohern Jahrgang eigneten. i j 83 Y. Statistik. a) Lehrerbildungsanstalt. Z a h 1 d e r Z o g 1 i n g e 1882/83 1888/84 1884/85 Jahrgang Zusammen Jahrgang Zusammen Jahrgang Zusammen I. 11. III. LV. I. 11. III. 1Y. 1. II. ILL IV. Zu Beginn des Schuljahres 20 27 2 3 40 110 18 19 22 27 86 25 14 20 24 83 Am Schlusse desselben 17 26 22 39 104 16 18 21 27 82 2 8 14 19 22 78 Nach dem Fortgange: Geeignet zum Aufsteigen, resp. reif ..... 11 18 20 n o O 0 82 15 18 20 25 78 20 8 17 16 61 Wiederholungsprlifung aus 1 Gegenstande .... — — — — — — 2 5 2 O O 12 Wegen langerer Abwesenheit nicht classificiert . — — — — 1 — 1 — 1 — 1 2 Nach der Muttersprache: Deutsch ..... 15 24 22 37 98 18 16 20 25 74 23 12 17 21 78 Italienisch. 2 1 — 1 4 2 1 — 1 4 1 1 — 2 Ladinisch. — 1 — — 1 — — -- — — — — — Cechoslavisch .... — — 1 1 1 1 1 1 4 — 1 1 1 3 Nach dcm Religionsbekenntnis: Katholiken .... 17 26 22 39 104 16 18 21 27 82 23 14 19 22 78 to) Lehrerinnenbildungsanstalt. 1882/83 1888/84 1884/85 Zahl der Zoglinge Jahrgang 0 a> 2 Jahrgang a a Jahrgang a o> 2 I. II. III. IV. a GO 0 N I. II. III. IY. a GO 0 tSJ I. II. III. IV. a cS GO 0 tSJ * Zu Beginn des Schuljahres 27 17 24 19 87 31 28 12 23 89 40 25 14 13 92 Am Schlusse desselben 25 12 22 19 78 27 19 12 21 79 o o o i) 22 18 12 80 Nach dem Fortgange: Geeignet zum Aufsteigen, resp. reif ..... 22 12 21 16 71 28 16 12 19 70 28 16 11 9 64 Wiederholungsprlifung aus 1 Gegenstande .... 1 n O 2 1 7 Wegen langerer Abwesenheit nicht classificiert . — — — — — — * — 1 — — 1 Nach der Muttersprache: Deutsch ..... 19 12 19 16 66 21 15 12 16 64 26 17 11 12 66 Italienisch. 6 — n O O o 12 5 4 — 5 14 7 4 2 — IS Polnisch ..... — — — — 1 — * 1 1 — — 1 Nach dem Religionsbekenntnis : Katholiken .... 25 12 22 19 78 27 19 12 21 79 o o O O 22 1 O 12 80 6 • 84 C. Uebnngsschulen. Z a h 1 der Schuler, r e s p. Schulerinnen Fiinfclassige Ubungs- schule der Lehrerbildungsanstalt Fiinfclassige Ubungs- schule der Lehrerinnenbildungs- anstalt 1882/8 1883/4 1884/5 1882/3 1888/4 1884/5 Bei Beginn des Schuljahres 215 209 208 189 196 211 Am Schlusse des Schuljahres . 210 208 205 189 187 208 Nach dem Alter: 6 — 12 Jahre. 186 178 184 144 139 157 12—14 ...... 20 22 20 84 44 47 iiber 14 . . 4 o O 1 11 4 4 Nach der Religion : Katholiken. 208 202 202 187 182 198 Evangelische ..... — — 2 — 2 4 Israeliter ...... 2 1 1 2 0 o 6 Nach der Muttersprache: Deutsch. 203 198 200 185 182 205 Italienisch. 7 5 5 4 5 f) O Einen entsprechenden Fortgang er- zielten. 180 188 180 175 174 178 VI. Bibliothek und Lehrmittel. a) Vermehrung derselben durch Geschenke. * Die Anstalt erhielt vom hohen k. k. Unterrichtsministerium theils directe, fcheils durch die k. k. Schiilbiichervcrlags-Direction oder den hohen k. k. Landesschulrath: 1. Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien; 2. Osterreichische Monatschrift fur den Orient; 3. Statistische Monatschrift, herausgegeben von der k. k. statistischen Centralcommission; 4. Central- blatt fiir das gewerbliche Unterrichtswesen in Osterreich; 5. Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien, 12.—14. (neue Folge 2.—4.) Band; 6. Geograpbiscbe Charakterbilder, erschienen in Holzl’s Yerlag in Wien, bis jetzt 27 Bilder mit erlauterndem Text; 7. Physikalisch-stati- stischer Handatlas von Oesterreich-Ungarn in 24 Karten mit erlautern¬ dem Text, herausgegeben von Dr. Josef Chavanne; 8. Wandkarte der Alpen von Yincenz v. Haardt, Schulausgabe; 9. Krones Franz, Grundms der osterreichischen Geschichte mit besonderer Riieksicht auf Quellen und Literatur, Wien 1882; 10. Teuffenbach Albin Reichsfreiherr v., Vaterlan- discbes Ehrenbuch, poetischer Theil (2 Exempl.) und Geschichtliche Denk- wiirdigkeiten aus alien Landern der osterr.-ungar. Monarchic; 11. Die Volker Osterreich-Ungarns, 4., 8., 10. Band; 12. Osterreichische Geschichte fur das Volk, 8. und 10. Band; 13. Weinwurm R., Gesangbuch fur Sopran- und Altstimmen; 14. Hesky K., Einfache Objecte des Bau- und Maschinen- faches, Vorlagen fur das angewandte geometrische Zeichnen an Volks- und Burgerschulen, 24 Tafeln mit erlauterndem Text; 15. Andel Anton, Das geometrische Ornament der ornamentalen Formenlehre, 1. Band; 16. Vindobona, Festschrift, herausgegeben im Jahre 1880 vom Wiener Journalisten- und Schriftstellerverein „Concordia“ (12 Exempl.); 17. Kreuz und Halbmond, Gedenkblatter an die Belagerung Wiens 1683; 18. Jirecek Hermann, Geographische Dichterbilder; 19. Fellner A., Der Volkskinder- garten und die Krippe; 20. Universal-Tellurium zum Gebrauche beim Unterrichte in der astronomischen Geographic von Emil Letoschek; 21. Schimmer, Erhebungen iiber die Farben der Augen, der Haare und der Haut bei den Schulkindern Osterreichs; 22. Die Tonkunst in der Kirche, yon Dechant Josef Gabler; 23. Dassenbacher J. E., Schematismus der osterreichischen Mittelschulen, 1883, 1884, 1885; 24. Statistik der Unter- richtsanstalten in den im Reichsrathe vertretenen Konigreichen und Lan¬ dern fiir das Jahr 1881/82; 25. Statistik (wie vor) fur das Jahr 1882/83 (Nr. 8—13, 17, 20, 22—24 fiir beide Anstalten je 1 Exempl.). Vom hohen k. k. Landesschulrathe: 1. Binder W., Das blinde Kind in der Volksschule der S e henden; 2. Statistik der offentlichen und Privat- volksschulen in den im Reichsrathe vertretenen Konigreichen und Landern nach dem Stande des Schuljahres 1880; 3. Wilhelm Gustav Dr., Anleitung zur Vertilgung der Kleeseide (5 Exempl.); 4. Sanitatsbericht des k. k. Landes-Sanitatsrathes fiir Tirol und Vorarlberg fiir das Jahr 1882; 5. Rau Franz, Uber das Vorausbestimmen des Wertes der hochsten Stelle im Pro- ducte und Quotienten (2 Exempl.); 6. Bant M., Uber die der Obstzucht schadlichen Tnsecten, deutsche Ausgabe; 7. Ubersicht iiber den Stand des landwirtschaftlichen Fortbildungsunterrichts in Osterreich zu Ende Februar 1884; 8. Modell eines Setzkastens zumLeseunterricht fiir Blinde; 9. Namen- buch fiir blinde Kinder von Entlicher; 10. Schrifttexte aus dem grossen Katechismus, gedruckt im k. k. Blindenerziehungs-Institut 1859. Von der k. k. statistischen Centralcommission: die in diesen Jahren erschienenen Hefte des Jahrbuches. Vom lobl. Verwaltungsausschuss des Ferdinandeums: die in diesen Jahren veroffentlichten Biinde der Zeitschrift. Vom Professor Dr. Adolf v. Pichler: F. M. Klinger’s sammtliche , Werke, 12 B^nde. 86 b) Anschafl'ungen fur die Bibliothek. Ausland. Dr. A. Petermann’s Mittheilungen aus Justus Perthes geo- graphischer Anstalt. Die Erganzungshefte dazu. Gaea, Natur und Lebeu. Kehr, Padagogische Blatter. Tiroler Schulfreuud. Dittes, Padagogium. Padagogischer Jahresbericht, lierausgegeben von Dittes. Padagogisches Jabrbuch. Allgemeine deutsche Biographie. Deutsches Worterbucli you Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Alljemeiue Gescbichte in Einzel- darstellungen, herausgegeben von Wilhelm Onken. Encyclopadie der Naturwissenschaften. Wissen der Gegenwart. Dunker, Geschichte des Alterthums, 5.—7. Band. Hill, Die Geistlicben und Schullehrer im Dienste der Taubstummen. Saatzer J., Das 3. und 4. Schuljahr. Dr. Joh. Leunis, Synopsis der drei Naturreiche. Swida Eranz Dr., Krain, Kiistenland und Dalmatien. Lehnert Jos. R. v., Eine Weltumseglung, Reise der Corvette „Erzherzog Friedrich u in den Jabren 1874—76. Marcus Fabius Quinti- lianus’ Rednerische Unterweisungen, bearbeitet von Dr. G. Lindner. Plutarch’s Abhandlung uber die Erziehung der Kinder, Ubersetzung, Einleitung und Commentar von Prof. Deinbardt. Fischer E., Die Grossmacbt der Jugend- und Volksliteratur, 6.—10. Band. Die Orientreise des Kronprinzen Rudolf. Keferstein H. Dr., J. G. Fichte’s padagogische Schriften und Ideen. Goring H., Josef Jacotot’s Universalunterricht. Ziller Tuiskon, Grund- legung der Lehre vom erziehenden Unterricht. Luz Georg, Lehrbuch der praktischen Methodik, 3. Aufl. Rauscher Ferd., Der heimatkundliche Lehr- stoff im 3. Schuljahre. Umlauft Frd. Dr., Wanderungen durch die osterr.- ungar. Monarchic. Heppe, Geschichte des deutschen Volksschulwesens. Schmid K. A., Geschichte der Erziehung von Anfang an bis auf unsere Zeit, bearbeitet in Gemeinschaft mit eiuer Anzahl von Gelehrten und Schulmannern, 1. Bd. Friedrich Frobel’s padagogische Schriften, heraus¬ gegeben von F. Seidel. Lindner Gust., Encyclopadisches Handbuch der Erziehungskunde. Maier-Hirsch, Sammlung von Beispielen, Formeln und Aufgaben aus der Buchstabenrechnung und Algebra. Schubert Hermann Dr., Sammlung von arithmetischen und algebraischen Fragen und Auf¬ gaben. Gandtner und Junghans, Sammlung von Lehrsiitzen und Auf¬ gaben aus der Planimetrie. Bardey E. Dr., Methodisch geordnete Auf- gabensammlung, mehr als 8000 Aufgaben enthaltend iiber alle Theile der Elementar-Arithmetik. NaumannEmil, Illustrierte Musikgeschichte. Schubert Karl, Theoretisch-praktische Ableitung zum Gebrauche des Lesebuchs an der Volks- und Biirgerscliule. Unsere Helden, Lebensbilder fill* Heer und Volk. Peter Ant., Das Herzogthum Schlesien. Blidinger Max, Osterrei- chische Geschichte bis zum Ausgange des 13. Jahrhunderts. Huber Al- fons, Geschichte Osterreichs, 1. und 2. Band. 87 ■M' i • c) Vermehrung der Lehrmittelsammlungen (lurch Ankauf. W. Pfeiffer’s Bilder zum Anscliauimgsunterriclit aus den Hey-Spekter’- sclien Fabeln, herausgegeben von Dr. K. Kehr, Nr. 10—12. Wandtafeln fur den naturgeschichtlichen Ansclianungsunterricbt an Volks- und Biirger- schulen auf Grundlage der Lesebiicher (Fortsetzang). Types principaux des differentes races liumaines, 2. serie. Fortsetzungen des botaniscben Atlas von Zippel und Bollmann. Fine dynamo-elektrische Maschine mit zwei Schraubenzwingen. Zwei Gluhliclitlampen sammt Stander. Ein Recken- apparat fur Blinde. Ein Stacheltypen-Apparat von Klein. Ein Braille’scher Punktsclirift-Apparat. Ein Schreibapparat mit einem Lineal zur Flacli- scbrift, einem Lineal zur Braille’scben Punktscbrift und einem Metall- griffel. Ein grosser Katechismus fiir Blinde von Ignaz Flandorfer. 30 Stuck Modelle fiir den geometrischen Unterricht. Fiir den Musikunterricht er- bielt die Anstalt ein neues Clavier und ein zweites grosses Pedalbarmonium. Ferner wurden acbt Werke und in je 20 Exempl. „ Graduate Romanum 44 , „Vesperale Romanum 44 und drei ^Officia 44 angekauft. VII. Stipendien und Unterstiitzungen. Es bezogen An der Lehrer- bildungsanstalt An der Lehrerinnen- bildungsanstalt 1882/3 1883/4 1884/5 1882/3 1883/4 1884/5 Staatsstipendien: a 150 fl. 2 3 — —- — — a 100 fl. 16 7 4 1 5 3 a 75 fl. 14 9 16 4 7 7 a 60 fl. — — 1 — — — a 50 fl. 23 23 18 6 5 5 Staatsunterstutzungen: a 120 fl. 1 1 — 1 1 — a 50 fl. — 1 2 — — -- a 35 fl. 1 14 — — 6 -- a 30 fl. 5 — 12 — — 5 a 25 fl. 2 — — 1 — 2 Joh. Zacherle’sche Stipendien a 200 fl. 3 2 5 4 3 5 Jos. Mosmer’scbes Stipendium a 53 fl. 40 kr. . . 1 1 1 - —- 3 0112 053558380 88 Der lobl. Volkssckul-Stammverein in Innsbruck spendete zum Ankau von armen Zoglingen zu leihenden Schulbuchern 1882/83 100 fl., 1883/8 70 fl. und 1884/85 60 fl. Zu demselben Zwecke wurden die durcb das F. B. Decanalamt hie aus der Anna v. Muller’scben Stiftung alljahrlieh gespendeten Betrage von je 12 fl. verwendet. IJberdies erhielten viele Zoglinge der Anstalt von den hiesigen KI6 stern, vom lobl. St. Yincentiusverein und durch anderweitige Privatwolil thatigkeit namhafte Unterstiitzungen. Der Berichterstatter spricht.biemit im Namen de unterstiitzten Zoglinge alien Woklthatern den warmstei D a n k a u s.